Archiv der Kategorie ‘Chemical Sensitivity‘

Muss man erst völlig zusammenbrechen, damit man Hilfe bekommt?

FORTSETZUNGSGESCHICHTE

Nicht verstehen können oder nicht verstehen wollen?

…Doch Joel hörte gar nicht die Worte seiner Mutter und tobte weiter. Dann warf er das Plüschtier in hohem Bogen in die Ecke der Stube, stand auf und trat gegen den Stuhl.

„Joel, Joel!“

„Carla, bleib ruhig. Der Schokoladenriegel ist schuld. Der Junge hat eine Reaktion. Dazu noch der Geruch von Omas Creme…“

„Was, jetzt bin ich schuld, wenn der Lausbub ausrastet? Das ist ja eine Unverschämtheit. Ihr solltet den Bengel mal richtig erziehen! Ich hätte ihn schon längst eine gefenstert.“

„Joel hat eine Reaktion, Oma! Er reagiert auf deinen Schokoriegel. Er verhält sich so nur, wenn er auf etwas reagiert, versteh doch das mal endlich“, wies Carla wütend die alte Frau zurecht.

Ihr gehört doch in die Klapse

Omas Augen funkelnden wütend und ratlos zugleich: „Ich habe Joel einen Schoko- riegel gegeben, kein Aufputschmittel oder Rauschgift! Ihr seid doch alle verrückt. Ihr gehört wirklich in die Klapse, aber alle.“

„Nur du nicht“, konterte Tim halbherzig. Es lohnte nicht, sich mit dieser verbitterten alten Frau anzulegen.

Dann glätteten sich die Wogen wieder. Der Tag verlief so, wie er wohl mehr oder weniger in allen Familien abzulaufen pflegt, mit Frühstück, Unterhaltung, Mittag, einem kleinen Spaziergang, Kaffeetrinken usw., wobei Carla und Joel jeweils ihre verträglichen Lebensmittel und Getränke zu sich nahmen. Gesättigt saßen sie auf den Polstermöbeln, eine gewisse Trägheit schlich sich ein, was die Oma veranlasste, langsam zum Fenster zu gehen, was die anderen nicht weiter beachteten.

Kompletter Zusammenbruch, Notfall

Carla spürte plötzlich einen Luftzug und gleichzeitig eine sehr unangenehme Misch- ung von Zigarettenrauch, Schornsteinrauch eines Kamins, Autoabgasen und Parfüm.

„Oma!“, schrie Carla, „…mach sofort…“

Weiter kam sie nicht mehr. Sie rutschte vom Sessel, röchelte, ihre Augen waren weit geöffnet.

Tim kniete sich neben ihr, schlug ihr leicht auf die Wange, aber Carla reagierte nicht. Sofort stülpte er ihr eine Keramikmaske über die Nase, die mit einer Sauerstoffflasche verbunden war und beatmete sie mit Sauerstoff. Mit Schrecken musste er feststellen, dass die Stahlflasche fast leer war. Er rief der Oma zu: „Ich muss Sauerstoff holen. Bin gleich wieder da. Bleib bei ihr und macht die Flasche leer.“

Als Tim zum Wohnhaus zurückkehrte, sah er einen Krankenwagen, dessen Türen gerade geschlossen wurden. Er hörte das laute Weinen seines Sohnes. Schlimmes schwante ihn. „Halt! Halt!“ schrie er aus Leibeskräften in Richtung des Krankenwagens, aber dieser setzte sich schon in Bewegung. Er eilte die Treppe auf, schloss und stieß die Tür auf: „Wo ist Carla?“

Benebelt, verwirrt

„Papa, Papa, sie haben Mutti weggeschafft“, schluchzte Joel. „Hab Oma gesagt, sie soll sie festhalten, aber sie sagte, dass es Mutti im Krankenhaus gut gehen wird…“

„Bist du vollends irre? Sie überlebt keine zwei Tage dort!“

„Unsinn, dort sind hochqualifizierte Ärzte, die endlich mal was unternehmen werden.“

„Unternehmen? Das Einzige, was ihr hilft, ist sofortige Gabe von medizinischem Sauerstoff. Jede Spritze, jedes Medikament, von den vielen Duftstoffen ganz zu schweigen, kann für sie tödlich sein. Die haben doch gar keine Ahnung.“

„Sie haben ja Carla gefragt, aber sie hat die Ärzte nur mit großen Augen angesehen und kein Wort gesagt. Nicht einmal ihren Namen wollte sie sagen.“

„Weil sie sich in solchen Momenten nicht ausdrücken kann. Sie ist dann wie benebelt oder verwirrt. Was hast du ihr nur angetan? Du hast nicht nur ohne Vorwarnung das Fenster geöffnet – womit alles begann – du hast auch noch den Arzt angerufen, der nur alles noch schlimmer macht und du hast zugelassen, dass man sie in das Krankenhaus voller Chemikalien brachte“, schrie er aufgebracht und schüttelte traurig mit den Kopf. „Lass uns allein. Ich kann dich nicht mehr ertragen“, sagt er noch leise und ging mit Joel in das Kinderzimmer, ohne der Oma noch eines Blickes zu würdigen.

Krankenhaus, Abteilung für Psychiatrien

Am nächsten Tag machte sich Tim früh auf den Weg zum Krankenhaus, um Carla zu besuchen. Er hatte Wegkleidung gleich mit eingepackt, denn er konnte sie keinen Tag länger im Krankenhaus lassen. Im Krankenhaus erfuhr er, dass auf richterlicher Anweisung Carla in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie gebracht wurde. „Warum? Warum?“, schrie er.

„Sie war völlig verwirrt, konnte uns nicht ihren Namen sagen, nicht ob sie Kinder hat oder verheiratet ist, einfach nichts, nur unverständliches Gestammel“, antwortete der diensthabende Arzt.

„Und sie haben ihr keinen medizinischen Sauerstoff gegeben?“

„Nein. Dafür bestand keine Notwendigkeit. Sie atmete selbstständig und war, von der Verwirrung abgesehen, bei Bewusstsein.“

Klappe zu – Gibt es keine Chance???

„Ich muss sie da rausholen!“

„Das geht nicht, nicht ohne, dass der richterliche Beschluss aufgehoben wird.“

Tim verließ fluchtartig das Krankenhaus. Noch im Krankenhaus fiel ihm Dr. Binz ein, von dem ihm eine Bekannte, die ebenfalls unter MCS litt, erzählte. Sofort nahm er mit ihm Verbindung auf und durch seine Hilfe gelang es tatsächlich, Carla nach wenigen Tagen wieder frei zu bekommen, wenn auch mit der richterlichen Auflage, dass sich Carla täglich in einer Tagesklinik zu melden habe. Dr. Binz setzte aber durch, dass Carla sich dort nur in einem Raum aufzuhalten brauchte, der für sie verträglich sein würde. Die Klinik stimmte zu, einen solchen Raum zu schaffen.

Ich habe Euch Unrecht getan, bitte verzeiht mir

Die Familie aß gerade Abendbrot, als es plötzlich klingelte. Es war Oma. Carla und Tim wollten gerade aufschreien, nur die rotgeweinten Augen der Oma hinderten sie daran. Schweigend setzte sich die Oma auf einen Stuhl, ohne ihren Mantel auszuziehen. Einige Minuten herrschte Schweigen, dann begann Oma mit zitternder Stimme zu reden: „Ich habe mich kundig gemacht. Fragt nicht bei wem. Ich habe euch, besonders dir Carla, Unrecht getan. Habe auch einen Film im Fernsehen über MCS gesehen. Mir wurde sogar von einer Psychologin berichtet, die an MCS erkrankte und am Ende die Schmerzen nicht mehr aushalten konnte und sich das Leben nahm. Ich erfuhr von einem jungen, MCS-kranken Mann, der gewaltsam in die Psychiatrie eingeliefert und mit Medikamenten vollgepumpt wurde. Nach seiner Entlassung brachte auch er sich um. Und das in unserem Rechtsstaat. Mir tut alles so leid. Bitte verzeiht mir. Wieder gut machen kann ich es nicht. Aber etwas helfen kann ich euch vielleicht doch“, schloss sie ihre Ansprache.

Was für eine Hilfe soll das werden?

Carla und Tim hörten wie versteinert die Worte der Oma. War das ihre Oma? Die gleiche Oma, der sie jahrelang MCS begreiflich zu machen versuchten und immer kalt abgefertigt wurden? Die sogar den Spruch fallen ließ, als das Paar um finanzielle Hilfe nachsuchte: „Weil du arm bist, musst du früher sterben, das ist jetzt wieder so.“ Diese Oma will jetzt helfen? Was soll das für eine Hilfe sein?

Als ahnte die Oma die Gedanken der beiden, fuhr sie fort: „Vor ein paar Tagen rief mich eine alte Freundin an. Alte Freundin, sage ich, sie ist aber bedeutend jünger wie ich. Jahrelang lebte sie zurückgezogen in einer – ich wollte es gar nicht glauben – Höhle, einer Wohnhöhle auf einer Insel. Die Höhle wäre sauber und trocken. Das Klima ganzjährig mild. Keine direkten Nachbarn und dennoch nicht so sehr weit bis in die Stadt. Nun, sie hat sich verliebt und will jetzt wieder zurück in die Zivilisation, wie sie sagte. Und stellt euch vor, sie will die Höhle verschenken, mit Mobiliar. Da habe ich an euch gedacht. Tim findet auf jeden Fall Arbeit dort und für das erste Jahr gebe ich euch was mit, womit ihr über die Runden kommt.“

Danke! ENDLICH

Ungläubig sahen sich Carla und Tim an. Träumten sie? Sie waren noch zu angespannt von den jüngsten Ereignissen, dass sich keine rechte Freude einstellen wollte. Doch dann huschte ein Lächeln über ihre Gesichter: „Danke Oma!“, sprachen sie wie im Chor.

„Aber nur, wenn du uns besuchst“, warf unerwartet plötzlich Joel ein. Tim wollte gerade die Augen verdrehen, aber ein sanfter Fußtritt Carlas besänftigten seine Augenmuskeln.

Sechs Monate später

… schaltete Tim am Morgen den Computer im Arbeitsraum ihrer Wohnhöhle ein. Carla und Joel schliefen noch. Ihnen ging es bedeutend besser. Freilich mussten sie sich weiterhin konsequent um ein cleanes Umfeld bemühen und aßen nur Bio-Kost. Aber hier ließ es sich aushalten. Wie würde es seiner Frau und den Jungen jetzt wohl gehen, wenn sie in Deutschland geblieben wären? Zudem hätte Carla sich weiterhin zwangsweise in eine Tagesklinik begeben müssen…

Schon lange hatte Tim sich vorgenommen, die Erlebnisse des letzten Jahres in Form einer Kurzgeschichte festzuhalten. Und so begann er zu schreiben: „Der vierjährige Joel lief schwermütig und keuchend an der Hand seiner Mutter. Das Atmen fiel den Kleinen schwer, weil er durch die Atemschutzmaske nur mühsam Luft bekam…“

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, Dezember 2010

FORTSETZUNGSGESCHICHTE:

Teil I: …und komme bitte nicht mit Parfüm

Teil II: MCS als Fiktion hinzustellen ist einfach, mit MCS zu leben ist schwer

Teil III: Die Problematik MCS ist der Regierung schon öfter unterbreitet worden

Teil IV: Umweltkrankheiten: Ich will mein altes Leben wieder

Teil V: Die Folgen sind bitter

Teil VI: Seit wann machen Krankheiten vor dem Alter halt?

Stadt schafft Barrierefreiheit

San Francisco bittet um Verständnis für Allergiker, Chemikaliensensible und Umweltkranke

San Francisco zählt zu der weltoffensten Städten und der US Bundesstaat Kalifornien ist dafür bekannt, sich mehr als jeder andere Bundesstaat in den USA für die Umwelt einzusetzen. Auch Menschen mit Allergien und Umwelterkrankungen können in der Stadt an der amerikanischen Westküste, selbst im öffentlichen Bereich, mehr Hilfe und Verständnis als anderswo erwarten. Die Vorgehensweise ist relativ einfach und wäre auch überall sonst leicht durchführbar. Durch entsprechende Anweisungen wird eine Atmosphäre in Innenräumen geschaffen, die es auch diesen Personen ermöglicht, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen und im behördlichen Bereich mit dazu beizutragen, Entscheidungen zu treffen.

Barrierefreiheit für Allergiker und Umweltkranke

Eine Mitte Dezember 2010 herausgegebene Leitlinie der Stadt San Francisco und der dazugehörigen Gemeinden legt fest, welche Reglements bei Sitzungen von Behörden, Komitees und öffentlichen Institutionen eingehalten werden müssen. Um Behinderten und Menschen mit Einschränkungen die Teilnahme an Veranstaltungen und Sitzungen zu ermöglichen, wurden ganz spezielle Anordnungen getroffen. Da Menschen mit Allergien und solche mit Umweltkrankheiten mit den Gegebenheiten in vielen Gebäuden gesundheitlich zu kämpfen haben, wurde auf diese beiden Personengruppen ganz besonders eingegangen. Entsprechende entgegenkom- mende Anweisungen für das Jahr 2011 stehen bereits auf der ersten Seite einer Agenda zu lesen.

Board of Supervisors, City and County of San Francisco:

„Um die Bemühungen der Stadt für Personen mit schweren Allergien, Umweltkrankheiten, Multiple Chemical Sensitivity oder verwandten Behinderungen zu unterstützen, sind die Teilnehmer in öffentlichen Versammlungen daran zu erinnern, dass andere Teilnehmer empfindlich auf Duftstoffe und verschiedene andere auf chemischer Basis duftenden Produkte reagieren können. Bitte helfen Sie der Stadt, es für diese Personen passend zu machen.“

Integration statt Isolation

Integration von Behinderten ist eine wichtige Aufgabe, der sich viele Länder gemäß einer vor fast zwei Jahren unterzeichneten UN-Behindertenkonvention verpflichtet haben. In einigen Bereichen gab es seitdem in vielen Unterzeichnerländern bereits sehr hilfreiche Verbesserungen. Solche relativ einfach zu realisierenden Maßnahmen wie in San Francisco, um auch Allergiker und Umweltkranke zu integrieren, werden jedoch in Deutschland, das ebenfalls ein Unterzeichnerland der UN-Behinderten- konvention ist, noch völlig vermisst.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 17. Dezember 2010

Literatur:

Board of Supervisors, City and County of San Francisco, Agenda, 14. Dezember 2010.

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Die Folgen sind bitter

Alltagschemikalien – Für Chemikaliensensible ein Dauerbrenner

FORTSETZUNGSGESCHICHTE

… „Was ist nun mit dem Zweiten Punkt?“, fragte Carla.

„Was? Was für einen, eh, Zweiten…“ stotterte irritiert Tim, der sich wunderte und freute, dass die Stimme seiner Frau fester klang.

„Na von „mobil“, der Zeitschrift von gestern, weißt du noch?“

„So wichtig war das auch nicht“, wehrte Tim ab, der seine Frau nicht noch mehr beunruhigen wollte.

„Nun komm schon!“

Tim holte die Zeitschrift, schlug sie auf und tippte auf den Artikel „Düfte als Dauerbrenner“.

Da musste Carlo zum Erstaunen von Tim lachen: „Ja, Düfte sind wirklich für uns Chemikaliensensible ein Dauerbrenner.

„Nur wenn der Firmeninhaber der Engels Kerzen GmbH sagte, dass Duftkerzen der Wachstumsmotor der Kerzenbranche sind, dann kannst du dir ausmalen, wie sehr die Belastung mit künstlichen, um nicht zu sagen chemischen Duftstoffen steigen wird. Weißt du noch, als wir unsere Schrankwand entsorgen mussten, weil der Duftkerzengeruch der Duftkerzen, die wir früher selbst verwendet haben, als du noch gesund warst, nicht mehr zu entfernen war? Wir waren ganz erstaunt darüber, wie viel Fächer nach Duftstoffen rochen. Das Zeug bekommst du ebenso wenig aus einer Wohnung raus wie den Zigarettengeruch aus einer Raucherwohnung. Auf keinen Fall jedenfalls mit dem Niveau, dass für MCS-Betroffene nötig ist.“

„Wie könnte ich das vergessen…“

„Engels sagte, dass sie jährlich neue Farben und Gerüche entwickeln. Ich fürchte, dann sind Düfte in Kerzen bald so selbstverständlich wie in Weichspüler, Wasch- mittel, Spülmittel und fast allen anderen Haushaltschemikalien.“

Wasser- und Luftverschmutzung

„Da brauchen wir uns wirklich zu wundern Tim, warum es in der Umgebung der Wohnhäuser so stinkt, warum selbst die Abwässer eher wie widerliche Duftkonzentrate, statt abwassertypisch riechen. Buchstäblich alles, was Menschen heute umgibt, ist in Duftstoffen eingehüllt. Das ist die reinste Geruchsstoff- verschmutzung. Natürliche frische Luft gibt es kaum noch. Auch die Flüsse stinken schon zeitweilig nach Duftstoffen und sogar Wälder werden von Duftstoffschwaden durchzogen. Das ist doch nicht normal.“

„Glaubst du, dass das die anderen Menschen überhaupt riechen, Carla?“

„Da habe ich teilweise meine Zweifel. So wie sich die Menschen an den hohen Salz- oder Zuckergehalt von Lebensmitteln, an künstliche Aromen und Geschmacks- verstärker gewöhnt haben, so haben sie sich an die Duftstoffe gewöhnt. Der Gewöhnungseffekt erfordert immer stärkere Geruchsstoffe. Man ist daher stolz darauf, Duftstoffe für Weichspüler entwickelt zu haben, die mehrere Waschmaschinen- waschgänge überstehen. Wenn dann die Duftrichtung gewechselt wird, weißt du, was dann für Mischungen entstehen?“

Denken Hersteller nicht an Allergiker?

„Carla, wir müssten einfach mal Herrn Engel und eigentlich alle Kerzenhersteller fragen, ob er auch an die Allergiker und MCS-Kranken denkt. Warum wird bei der Entwicklung von Duftstoffen nicht auch danach geforscht, dass sie keine große Reichweite haben? Eine Frau muss keine zwanzig Meter lange Duftfahne hinter sich her ziehen. Duftstoffe in Kerzen können nach dem Verbrennen der Kerze eine nur kurze Lebensdauer haben und müssen nicht noch wochenlang, Monate oder Jahre auf Gegenständen zu riechen sein. Das tun natürliche Duftstoffe auch nicht. Sie müssen auch nicht die Fähigkeit haben, während des Nichtbrennens der Kerze so intensiv, um nicht zu sagen aggressiv zu riechen und an Gegenständen so permanent zu haften.

Die Natur ist nicht so aufdringlich

Wenn sich die Duftstoffe der Pflanzen in der Natur auch so aggressiv verhalten würden, dann könnten wir keinen Spaziergang über eine blühende Wiese überstehen. Unsere Kleidung, Haut und Haare würden extrem nach Wiesenblütenduft riechen und der Geruch wäre nur durch mehrmaliges Waschen über einen längeren Zeitraum zu entfernen. Ständig würden massiv andere Gerüche auf uns einstürmen, so dass wir gar nicht mehr wüssten, was wie riecht. Wir könnten keine Fenster mehr öffnen, weil der Raum voll wäre von konzentriertem Duft, der durch einfaches Lüften nicht mehr zu entfernen wäre. Die Möbel würden jahrelang riechen…“.

Gerüche, Gerücht, Geh-Rüche

„Tim, früher habe ich einmal davon geträumt, dass das oft vorausgesagte Geruchskino bald Realität werden möge. Und jetzt? Jetzt sind Gerüche für uns zu „Geh-Rüche“ geworden, GEH-RÜCHE, vor denen man wegzugehen, zu fliehen hat, will man nicht noch kränker werden.“

„Da gibt es noch ein anderes, ähnliches Wort Carla: GERÜCHT, also eine unwahre oder zweifelhafte Behauptung, die in die Öffentlichkeit lanciert wurde. Wie ein Geruch durchdringt das Gerücht die Öffentlichkeit und bleibt am Bewusstsein der Menschen hartnäckig haften. Also ein GEH-RÜCHT, denn es geht zu den Menschen hin, um die Schadensbrut in den Gehirnen abzulegen. Geistige Schlupfwespen sozusagen. Selbst wenn das Gerücht widerlegt, also gereinigt wurde, hinterließ es oft fast unauslöschbare Spuren in den Hirnen der Menschen.“

Der Kreis schließt sich

„Wie Chemikalien und Duftstoffe in den Hirnen von MCS-Kranken auch“, stellte Carla eine Parallele her. „Womit sich der Kreis zwischen Gerüche und Gerücht wieder schließt. Moleküle von Duftstoffen, flüchtigen Substanzen, Schwermetalle und Gerüchen dringen über die defekte Bluthirnschranke von MCS-Kranken ein und lösen ein Chaos im Gehirn aus. Dabei reichen geringste Mengen aus, die dann zu massiven Symptomen führen.“

„Genau Carla. Diese wenigen Moleküle wirken bei MCS-Kranken wie ein materialisiertes Gerücht von einer augenblicklich großen körperlichen Gefahr, versetzen dadurch das Gehirn in eine Art Ausnahmezustand.“

Der Körper von Menschen mit MCS reagiert anders

„Und das, Tim, führt wieder dazu, dass diese MCS-Reaktionen so massiv und gewaltig sind, dass es für deren Auslösung unerheblich ist, ob die Schadstoffe in so großen Menge eingedrungen sind, dass sie einen erheblichen Schaden im klassischen Sinne einer Vergiftung direkt anrichten können oder nicht. Durch die defekte Bluthirnschranke und die mangelhafte Entgiftungsleistung der Entgiftungs- organe, wodurch die gespeicherte Schadstoffmenge grundsätzlich überdurch- schnittlich erhöht ist, ist das Gehirn und letztlich der Körper nicht in der Lage, so zu reagieren, wie es bei Menschen ohne MCS der Fall ist.“

„Also doch Psychopharmaka, die das Gehirn beruhigen?“, provozierte grinsend Tim.

Warnsignale beachten

„Blödmann. Eben nicht. Der Körper muss entgiftet werden, soweit das möglich ist. Ob sich die Bluthirnschranke wieder erholt? Schwer zu sagen. Jedenfalls bleibt ohne Entgiftung und das Leben in einem cleanen Umfeld der Körper in einem Zustand, wo er immer extrem auf geringste Chemikalien reagieren wird. Daran können Psychopharmaka gar nichts ändern. Und selbst wenn, was wäre denn die Folge?

Die Ansammlung der Schadstoffe geschieht mit einem noch größeren Tempo, weil der Körper durch fehlende Reaktionen keine Warnsignale mehr aussendet, und der totale Zusammenbruch kommt dann viel schneller als ohne Psychopharmaka. Sind schon MCS-Kranke generell vergleichsweise hoch selbstmordgefährdet, dann diejenigen, denen man Psychopharmaka gab, aus Erfahrung extrem. Es ist sicher nicht nur ein Gerücht, dass die meisten MCS-Kranken, die Suizid beginnen, Psychopharmaka einnahmen und dann dies taten, als diese Mittel abgesetzt wurden oder werden mussten.“

Fortsetzung folgt.

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, Dezember 2010

FORTSETZUNGSGESCHICHTE:

Teil I: …und komme bitte nicht mit Parfüm

Teil II: MCS als Fiktion hinzustellen ist einfach, mit MCS zu leben ist schwer

Teil III: Die Problematik MCS ist der Regierung schon öfter unterbreitet worden

Teil IV: Umweltkrankheiten: Ich will mein altes Leben wieder

Umweltkrankheiten: „Ich will mein altes Leben wieder haben!“

Sabotieren statt Unterstützen? Was ist das für eine Strategie?

FORTSETZUNGSGESCHICHTE

… „Papa, Papa“, wird Tim von seinen Gedanken aufgeschreckt. Der kleine Joel umarmte ihn fest an seinen Beinen. Tim hob den blassen Jungen hoch und drückte ihn an sich. Wie seine Haare dufteten! Er liebte den Geruch seines Sohnes, wenn er aus dem Bett kam.

„Na, Frühstück fertig?“, fragte Carla mit leiser schwacher Stimme. Tim seufzte innerlich, als er Carla hörte. Er wusste sofort, dass es ihr nicht gut ging. Er erkannte das schon am Klang ihrer Stimme.

Carla aß nur sehr langsam, sie hatte immer wieder ein Druckgefühl im Bauch und musste ständig aufstoßen. Tim wusste, wie er ihren Bauch massieren musste, um die Luft zu lockern. Dann spürte er förmlich wie Luftblasen nach oben stiegen und Carla konnte besonders tief aufstoßen. Nach einiger Zeit ging es ihr besser. Es kam aber auch schon vor, dass sie eine Stunden und länger aufstoßen musste, bevor es ihr besser ging.

Nach USA in eine professionelle Klinik

„Ich will mein altes Leben wieder haben!“, hatte Carla oft gesagt und Tim dachte: „Ich auch.“ Einfach früh aufstehen, normal frühstücken und einen normalen Alltag erleben, mal ins Kino oder in ein Restaurant gehen. Kein Schwimmbad, keine Musik- veranstaltung, kein Betreten von öffentlichen Gebäuden, dass alles und vieles andere mehr, war seit langer Zeit nicht mehr möglich war und wird es vermutlich auch nicht mehr sein.

Tim wusste, dass nur sehr wenige Menschen bei MCS einen Zustand erreichen, der ihnen ein einigermaßen normales Leben wieder ermöglicht. Die Rückfallgefahr ist aber extrem hoch. Dabei hatte er und Carla große Hoffnung, als Verwandte nach langem Bitten und Betteln Geld liehen, um seiner Frau eine Behandlung im EHC-Dallas zu ermöglichen, denn in Deutschland wird die Behandlung nicht von den Krankenkassen übernommen und sie ist nicht so professionell wie in den USA. So sind die entsprechenden Kliniken nicht frei von Duftstoffen. Auch ist die Behandlung zum großen Teil psycholastig.

MCS als körperlich bedingte Krankheit anerkannt

In den USA wird MCS als Umweltkrankheit anerkannt, allerdings ist Medizin dort eine Privatsache… Fachlich gesehen wird MCS zum großen Teil allergisch verstanden, als chronische Vergiftung des Körpers, einer defekten Blut-Hirnschranke, Störung des Immunsystems und des Stoffwechsels. Auch Fehlbildungen der Wirbelsäule, Blockaden am Atlas der Halswirbelsäule und Folgen von Schleudertraumatas werden von Fall zu Fall mitverantwortlich gemacht. Folgen sind schwerste körperliche, organische und entzündliche Reaktionen auf kleinste Chemikalienmengen, weit unterhalb von typischen Allergien, verbunden mit sehr komplexen Lebensmittelunverträglichkeiten, Erschöpfungszustände bis hin zur völligen Handlungs- unfähigkeit im Falle von Kontakt mit Chemikalien über die Atmungsorgane, den Verdauungstrakt oder der Haut.

Deutschland sabotiert US-Therapie

Im EHC-Dallas wurde unter anderem festgestellt, dass Carla gegenüber fast allen Lebensmitteln allergisch war, dass sie hohe Arsen, Cadmium und Chromwerte hatte, dass die Werte der Atmungsgase Sauerstoff und Kohlendioxid nicht in Ordnung waren und das Immunsystem nicht richtig funktionierte. Es wurde bestätigt, dass sie unter den typischen Symptomen von MCS litt. Umso erfreuter war sie, als sie spürte, wie gut ihr die Sauerstoffbehandlung tat. Sie sollte sechs Wochen andauern, wurde aber in Deutschland von den Krankenkassen abgelehnt. Die Sauerstofftherapie wäre nicht ausreichend erprobt und hätte sich nicht bewährt, hieß es in der ersten Stellung- nahme durch den MDK der DAK.

Aufgeben ist nicht!

Carla war tief traurig, aber der kämpferische Tim verfasste einen Widerspruch. Nach diesem Widerspruch, hieß es plötzlich in der endgültigen Ablehnung, dass die Therapie nicht dem anerkannten wissenschaftlichen Standard entspräche. Warum der sehr erfolgreiche, seit Jahrzehnten praktizierende Umweltarzt und acht Professorentitel tragende Dr. Rea mit dieser Methode MCS-Kranken so gut helfen kann, obwohl sie sich doch nicht bewährt habe, bleibt ein deutsches Rätsel. Gegen diese kaltherzige Behörde waren die beiden machtlos.

Behandlungserfolg torpediert

Carla ging es in der ersten Zeit nach ihrer Rückkehr in Deutschland zunächst verhältnismäßig gut. Aber das Fehlen des medizinischen Sauerstoffs forderte schnell seinen Preis: Da es in Deutschland im Prinzip keinen Wohnraum für MCS-Kranke gibt, reagierte der Körper sofort wieder auf Chemikalien.

Der Sauerstoff, der das Aufflammen der Entzündungen im Keim hätte ersticken können, stand nicht zur Verfügung, so dass der Behandlungserfolg torpediert wurde. Carla ging es schnell wieder schlechter. Besonders die Abgase einer Holzpellet-Heizungsanlage, mit der ein Nachbarblock beheizt wurde, machte ihr zu schaffen. Aber auch der im Treppenhaus aufsteigende Zigarettenqualm der Raucher und die Gerüche der im Trockenraum aufgehängten Weichspüler-Wäsche.

Teflon-Bürokratie lehnt höheren Behinderungsgrad ab

Ein Bekannter riet Carla einen Antrag beim Versorgungsamt auf einen höheren Behinderungsgrad wegen MCS zu stellen. Dreißig Prozent waren wegen Skoliose und Asthma schon anerkannt. Der Antrag wurde abgelehnt, weil der Gesundheitszustand sich durch MCS nicht wesentlich verändert habe… Es scheint so, als gab es lange vor „Teflon-Merkel“ schon eine ganze Teflon-Bürokratie in Deutschland. Tim war außer sich über so eine zynische Begründung. Als wenn die drastischen Veränderungen in der Lebensqualität seiner Frau nicht wesentlich wären.

Keine Hilfe von Behörden

Vielleicht findet hier ein sehr negatives Umdenken der Behörden statt, ähnlich wie in der Schweiz bei Schleudertrauma-Patienten und Schmerzpatienten ohne erkennbare organische Ursachen. Schmerzpatienten, wo sich die Ursachen der Schmerzen nicht durch organische Ursachen erklären lassen, wird keine Frührente mehr gewährt und eine bestehende gestrichen. Unausgesprochen: Diese Schmerzen hätten also psychische Ursachen. Man ist der Meinung, sie ließen sich durch bestimmte Methoden wegtrainieren. Eine wesentliche Einschränkung der Arbeitsfähigkeit bestünde bei diesen Menschen nicht. In Deutschland lässt man ohnehin nur Erklärungen für Krankheiten zu, die sich materiell, also über Krankheitserreger und organischen Veränderungen, zum gegenwärtigen Zeitpunkt nachweisen lassen.

Beweise gibt es, nur keiner akzeptiert sie

Wenn MCS-Kranke über Erschöpfungszustände, Schwindel, Glieder- und Rücken- schmerzen, Schmerzen im Verdauungstrakt usw. klagen, dann kann das nicht direkt durch Röntgen, Ultraschall, Blut- und Gewebeuntersuchungen u.a. Methoden nachgewiesen werden und wird mit diesem Vorwand nicht akzeptiert. Forschungen von deutschen, schwedischen und amerikanischen Ärzten und Wissenschaftlern haben durch Gehirnscans zwar eindeutig belegt, dass der Gehirnstoffwechsel bzw. die Gehirnaktivitäten bei MCS-Kranken im Vergleich zu gesunden Menschen stark verändert ist, wenn sie Chemikalien ausgesetzt sind, aber das hindert die deutschen Gesundheitsbehörden, den MDK und Krankenkassen nicht daran, diese Krankheit zu bagatellisieren und immer noch zu psychiatrisieren. Noch arroganter ist es, die sehr umfangreiche Fachliteratur von dem Pionier der Umweltmedizin und führenden Experten auf diesem Gebiet, Dr. Rea vom EHC Dallas zu ignorieren, sowie die Forschungsergebnisse von Dr. Pall…

Fortsetzung folgt.

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, Dezember 2010

FORTSETZUNGSGESCHICHTE:

Teil I: …und komme bitte nicht mit Parfüm

Teil II: MCS als Fiktion hinzustellen ist einfach, mit MCS zu leben ist schwer

Teil III: Die Problematik MCS ist der Regierung schon öfter unterbreitet worden

Die Problematik MCS ist der Regierung schon öfter unterbreitet worden

Verantwortliche stehlen sich aus der Verantwortung

Fortsetzungsgeschichte

…Noch unerträglicher war der Fall von Angelika, deren Leben an einem seidenen Faden hing. Tim erfuhr von ihrem Schicksal und schrieb im Herbst 2009 an das Bundesministerium für Umwelt eine Email mit folgendem Text:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

es gibt Menschen in Deutschland, die Unverträglichkeiten gegenüber Lebensmitteln, Geruchsstoffen und chemischen Produkten haben, die sehr weit über das allgemein bekannte Maß von Allergien hinausgehen. Diese Menschen haben eine derart hohe Sensibilität auf die genannten Stoffgruppen, dass für sie ein normales Leben unmöglich ist. Oft können sie nicht in ihrem Wohnraum bleiben, weil sie die Ausdünstungen von Fußbodenbelägen, Farben, Möbeln oder Rauchgasen der Schornsteine nicht vertragen und vegetieren in der freien Natur. Die übliche medizinische Behandlung ist für diese Krankheitsform tödlich. Ein psychiatrisches Abschieben ist nicht nur völlig wirkungslos, sondern auch menschen- verachtend. Es ist ein unmenschliches, unwürdiges und für das reiche Deutschland inakzeptables Los dieser schwerstkranken Menschen. Viele von ihnen begehen Selbstmord, weil sie nicht mehr weiter wissen. In den USA, Kanada und anderen Ländern wird diese Krankheit, in Übereinstimmung mit der entsprechenden Definition der WHO, als schwere organische Krankheit anerkannt und die Menschen als Schwerstbehinderte akzeptiert und unterstützt.

Über den Link:

http://www.csn-deutschland.de/blog/2009/10/27/aufruf-zur-hilfe-umwelterkrankte-wurden-innerhalb-weniger-monate-zum-notfall/comment-page-1/#comment-15405

finden sie 3 aktuelle Fälle, wo das Leben von Betroffenen wirklich an einem seidenen Faden hängt. Jetzt kann nur noch die Regierung durch augenblickliches Handeln diese Menschen vor dem Tod bewahren. Bitte helfen sie sehr schnell!

Auch meine Frau hat extreme Probleme, in unserer Wohnung zu bleiben, weil wir mehrmals in der Woche durch fallenden Luftdruck und entsprechende Windrichtung die Rauchgase in der noch relativ konzentrierten Form eines sehr nahen gelegenen Holzpellets-Blockheizwerk abbekommen und diese auch bei geschlossenen Fenstern in die Wohnung gedrückt werden.

Für diese Menschen muss schnell eine grundsätzliche Lösung gefunden werden. Es kann nicht sein, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern in der Betreuung von diesen Kranken ein „Entwicklungsland“ ist. So wie die Umweltverschmutzung nicht vor Ländergrenzen halt macht, darf auch eine menschenwürdige Behandlung von diesen Schwerstkranken nicht halt vor Ländergrenzen machen.

Nochmals: Bitte helfen Sie schnell!

Mit freundlichen Grüßen

Tim Bayer“

Daraufhin erhielt er folgende Antwort, die über die Menschlichkeit der Teflon-Behörden Bände spricht:

„Sehr geehrter Herr Bayer,

vielen Dank für Ihre Mitteilung an das BMU, die wir mit Interesse zur Kenntnis genommen haben. Wir sind weiterhin vielfältig bemüht, dass Umweltschutz gleichzeitig der Gesundheitsvorsorge dient.

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

Küllmer“

Was sollte Tim dazu noch sagen?

Wenige Tage später war Angelika tot. Sie hatte sich das Leben genommen, weil sie nicht mehr wusste, wo sie leben sollte. Ihr Körper reagierte auf jedes Umfeld, sei es ein Wohnraum oder sei es die Natur. Wahrscheinlich hätte sie nur noch eine Art Glascontainer retten können und ein Entgiftungsprogramm eines fähigen Umweltmediziners, die mit Dr. Rea, Dr. Pall und Dr. Runow konform gehen.

Keine Hilfe für Kranke, dafür Druck nach allen Seiten

Nur zu gut erinnerte sich Tim an die schwere Zeit, als sich die Verdauungsorgane von Carla sehr entzündet hatten und sie trotz reichlichem und kalorienreichem Essen auf achtundvierzig Kilogramm abmagerte. Innerhalb von neun Monaten hatte sie damals fünfzehn Kilogramm verloren. Eine andere Frau magerte sogar auf 38 Kilogramm ab, wurde von ignoranten Ärzten als magersüchtig abgestempelt und musste sich psychologisch diesbezüglich behandeln lassen. Natürlich erfolglos, so dass man sie damals in die Frührente schickte. Auch heute wiegt sie noch unter fünfzig Kilogramm und kann mit ihrer kleinen Frührente nicht so leben, wie sie es müsste, um nicht noch kränker zu werden.

Da nur sehr wenige Ärzte und keine Krankenkasse diese Krankheit anerkennen, müssen Betroffene sämtliche Behandlungskosten und andere Aufwendungen selbst tragen. Ärzte, die die Interessen der Patienten vertreten, werden von Krankenkassen und Gesundheitsbehörden unter Druck gesetzt, teilweise sogar juristisch verfolgt, wie der Neurologe Dr. Binz.

Ob die Kanzlerin von diesen Zuständen weiß?

Und wenn, wie würde sie darauf reagieren? Im Sinne ihrer Worte „ Etwas für sein Land tun heißt übrigens auch: an den Diskussionen teilzunehmen…“ (die sicher etwas bewirken sollen und nicht zum Selbstzweck dienen, so dass es sich auch lohnt, daran teilzunehmen), oder wie eine Teflon-Kanzlerin?

Verhöhnung, Bagatellisierung

Mit Wut denkt Tim an jene Hausärztin, die sie aufsuchten, um eine Überweisung Carlas in eine Umweltklinik zu erbitten. Auf den Bericht von Carla, dass sie erheblich abgenommen habe, immer weniger Lebensmittel vertrage und extrem auf Benzingerüche reagiere, sagte diese, dass sie eine gute Figur habe. Sie solle abends mal ausgehen und gut essen, das Leben genießen. Und wenn man meint, auf Benzin reagieren zu müssen, dann täte man dann das auch. Die Nerven würden einen so manchen Streich spielen.

Aufgebracht erwiderte Tim: „Sie müssen es auch nicht aushalten. Die Beschwerden meiner Frau nehmen sie überhaupt nicht ernst“, worauf die Ärztin ihn des Sprechzimmers verwies. Gegenüber Carla hatte sie dann beteuert, dass sie ihre Beschwerden sehr wohl ernst nehme. Was sich dann dadurch ausdrückte, dass sie Carla keinen Einweisungsschein für die Umweltklinik ausstellte…

Auch der Allergologe, der Carla wegen ihres Asthma behandelte, wollte ihre Beschreibungen nicht glauben und verschrieb ihr Antidepressiva gegen ihre „Winterdepressionen“, wie er meinte.

„In Deutschland sorgt man sich zehn Mal mehr um Suchtkranke als um Menschen mit einer Umweltkrankheit“, dachte Tim…

Fortsetzung folgt.

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, Dezember 2010

FORTSETZUNGSGESCHICHTE:

Teil I: …und komme bitte nicht mit Parfüm

Teil II: MCS als Fiktion hinzustellen ist einfach, mit MCS zu leben ist schwer

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MCS als Fiktion hinstellen ist einfach, mit MCS zu leben ist schwer

Eine Riesensauerei was da läuft

Fortsetzungsgeschichte, Teil II

Als Carla und Joel nach Hause kamen, war Tim, Carlas Mann und Vater des Jungen, schon zu Hause. Tim war von einer Dienstreise vorzeitig zurück gekehrt, die er meistens mit der Bahn unternahm. Herzlich umarmte er seine Frau und seinen Sohn. Er wusste, was sie täglich auszuhalten hatten und bemühte sich, vor allem durch Liebe und Verständnis ihr Los zu erleichtern.

Jahre hatte er damit zugebracht, Umzüge zu organisieren, um eine verträgliche Wohnung für seine Lieben zu finden oder sie durch verschiedene Maßnahmen ver- träglich zu machen.

Carla schnüffelte prüfend an seiner Schulter.

Riechst du was? Ich habe nichts Duftendes angefasst.“

Überall

„Nein, das hast du nicht. Aber vielleicht hast du dich auf einem Platz gesetzt, indem vorher ein parfümierter Mann gesessen hat, denn ich rieche etwas Männerparfüm.“

„Tut mir leid, das habe ich nicht gemerkt. Ich ziehe mich sofort um.“

„Ist schon gut. Du kannst es ja nicht so riechen wie ich. Es geht schon“, sagte Carla lächelnd. Sie wollte nicht, dass Tim sich erst umzog und so das liebevolle Wiedersehen einen Abbruch erlitt. Tim würde es anstandslos tun, ihr zu liebe sogar gern, dass wusste sie, aber sie spürte, er wollte etwas los werden.

Tim seufzte erleichtert, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn, öffnete seine Tasche und hielt Carla die Dezemberausgabe der Bahnzeitschrift „mobil“ von 2010 hin.

Sie setzte sofort ihre Maske auf, denn sie vertrug oft nicht den Geruch der Druckfarben.

„Was gibt es denn besonderes in dieser Ausgabe?“, fragte sie lächelnd, denn sie wusste, dass Tim sie nicht ohne Grund auf die Zeitschrift aufmerksam machte.

„Zwei was“, antwortete Tim.

„Zwei was?“

Behauptungen besser erst auf den Wahrheitsgehalt abklopfen

„Nun ja, dass eine würde ich gern auf den Wahrheitsgehalt einmal abklopfen und das andere ist eher besorgniserregend.“

„Leg los“, sagte Carla, trotz ihrer Erschöpfung um freundliches Interesse bemüht, damit Tim nicht seinen Elan verlor.

„Nun, ich zitiere und du rate einmal, wer das sagte: „ Etwas für sein Land tun heißt übrigens auch: an den Diskussionen teilzunehmen, die unser Land bewegen. Das fängt im privaten Bereich an, und findet seine Fortsetzung in Vereinen, Verbänden oder Initiativen…“ Na Schatz, wer sagte das?“

„Na wer schon?“, antwortete Carla und konnte nur mühsam ein Lachen unterdrücken. „Angela Merkel, wer sonst?“

„Woher weißt du….?“, fragte ungläubig Tim, den vollkommen unklar war, wie Carla darauf auf Anhieb kam. Da fiel sein Blick auf das Titelblatt der Zeitschrift und er schlug sich mit der Hand auf seiner Stirn: Auf ihm war deutlich die Kanzlerin zu sehen und er hatte vergessen, die Zeitschrift entsprechend zu knicken. Und Carla tat so… „Du Mistvieh…“, zischte er.

Und da prustete das Lachen aus Carla heraus und Tim freute sich, dass er seine oft genug bedrückte Frau zum Lachen bringen konnte.

„Aber interessant ist das schon“, bestätigte Carla. „Das Bedrohliche von Chemikalien bewegt zweifellos unser Land, das heißt die Bevölkerung. Und da möchte ich mal eine öffentliche Diskussion entfachen und sogar Initiativen auslösen. Ob sie dann noch so hinter ihren Worten steht?“

Die Problematik MCS ist der Regierung schon öfter unterbreitet worden

„Das ist der Punkt“, stimmte Tim zu. „Und die Problematik MCS ist der Regierung schon öfters unterbreitet worden, ohne dass ernsthaft darauf reagiert wäre. In Dänemark wurde wider besseres Wissen manipulativ versucht, MCS-Kranke in die psychische Ecke zu stellen. Das versuchte man immer wieder auch schon in Deutschland, aber nicht mit einer so pseudowissenschaftlich-kriminellen Energie wie dort. Man müsste die Kanzlerin bei Wort nehmen…“

„Ja, das müsste man. In Dänemark lief eine besonders hinterhältige Methode. Sogar Fragekataloge zur Erkennung von MCS wurden so umgestellt, dass Antworten psycho- lastig erschienen.“

Das ist eine Riesensauerei

„Das ist eine Riesensauerei“, gab Tim mit verächtlicher Mine seiner Frau Recht. „Nimm eine Gruppe jugendlicher Querschnittgelähmter, die vor kurzer Zeit durch einen Verkehrsunfall von heute auf morgen gelähmt wurden. Es ist keine Kunst, ihnen eine Reihe von Fragen zu stellen, die dann ihre Befindlichkeiten entblößen und sich psychisch oder psychiatrisch ausschlachten lassen. Wenn man nur will, kann man es immer so aussehen lassen, dass eine psychiatrische Behandlung dringend erforderlich sei.“

„Weißt du, es wurde damit an für sich ein Eigentor geschlossenen. So wird ja immer wieder behauptet, dass durch Studien festgestellt worden sei, dass MCS-Betroffene – sie sagen: Menschen, die sich selbst für MCS-krank halten – eine schwierige Kindheit gehabt, dass sie traumatische Erlebnisse gehabt hätten usw…. Und dass sei die eigentliche Ursache für das Befinden der Betreffenden. Wenn das stimmt, dann ist in naher Zukunft eine bedrohliche Anzahl von Menschen betroffen, denn die Mehrheit der Eltern ist heute entweder beruflich maßlos überlastet oder arbeitslos bzw. unterversorgt. Sehr viele Kinder sehen entweder ihre Eltern fast gar nicht, und wenn dann im gestressten Zustand oder sie sehen sie als perspektivlose Wesen. Wie jetzt eine Fernsehsendung von 3Sat belegte, hat fehlende Liebe und Fürsorge verheerende Folgen in der Persönlichkeitsentwicklung. Aber das ist nicht gleichzusetzen mit den Ursachen von MCS.

Es stellt sich sonst die Frage, warum es nach den Weltkriegen kaum MCS gab?

Und warum gab es sie in den früheren Ostblockstaaten nicht bzw. war sie nicht bekannt, dafür aber heute n den Nachfolgestaaten?

Die Häufung ein statistischer Zufall?

Es ist ein offenes Geheimnis, dass es z.B. in der DDR nur sehr wenig Asthma- und Allergiefälle gab, heute aber in den neuen Bundesländern genauso viele wie in den alten Bundesländern. Selbst Fachleute geben zu, dass die neuen Länder hier aufgeholt haben, können oder wollen aber nicht die Gründe hierfür nennen. Die Psychiatrisierung aber – das wird man gar nicht bedacht haben – stellt, wenn man über ihre Aussagen wirklich nachdenkt, eine gigantische Anklage darüber dar, wie extrem sozial krank unsere Gesellschaft ist. Ob das den verantwortlichen Herren besser gefällt, wie die tatsächliche Ursache: Das Übermaß an Chemikalien im Alltag in Verbindung mit ererbten oder erworbenen Schwächen der Entgiftungsorgane der Körper der Betreffenden?“

„Weißt du aber, was die Kanzlerin noch gesagt hatte?“

„Nein, was meinst du?“

„Nun es gab eine Anfrage im Bundestag, warum es so viele Krebsfälle in der näheren Umgebung von der Atommüll Lagerstätte Asse gibt. Ihre Antwort war, dass sie diese Häufung für einen statistischen Zufall hält.“

„Klingt doch gut Carla, oder? Warum es immer mehr Allergien und MCS gibt in der heutigen Zeit? Statistischer Zufall! In den letzten zehntausend Jahren gab es doch kaum Allergien und MCS oder?“

Carla musste lachen. „Sie hat ja jetzt ihren Spitznamen als Teflon-Merkel weg. Ob das drastische Bienensterben in Amerika und Europa auch nur ein statistischer Zufall ist? Ach, lassen wir das für heute, Tim. Sag mir lieber das Zweite von „mobil“.“

Ein Seufzen kam aus der Ecke der Stube. Das Paar blickte in Richtung Sofa. Joel war eingeschlafen. Es war ein anstrengender Tag für ihn. Carlo und Tim sahen sich an. Ihnen war klar, dass sie sich erst einmal um den Jungen kümmern mussten, bevor sie weiter diskutierten. Dann aber spürten sie, dass sie selbst auch erschöpft waren und gingen zu Bett.

Kranke werden auf sich allein gestellt

Tim hatte seine, noch im Halbschlaf befindliche Frau am Morgen gefragt, was für Wasser am selbigen Tag mit Trinken und Kochen dran sei, denn Carla musste auch das Mineralwasser im Rotationsplan mit einbeziehen, damit sie nicht auch noch gegenüber einer Mineralwassersorte allergisch wird. Sie vertrug ohnehin nur drei Sorten. Er füllte zweieinhalb Glasflaschen Wasser in einem Glastopf, um das Mineralwasser zehn Minuten zu kochen. Damit entweicht nicht nur die Kohlensäure, sondern es wird auch ein Teil der Mineralien ausgefällt. Zuviele Mineralien kurbeln den Entgiftungsprozess zu sehr an, was Carla unnötig belasten würde. Da sie auf das Metall von Stahltöpfen reagierte, musste alles mit Glas- oder Keramiktöpfen gekocht werden. So auch das Frühstück, das dieses Mal planmäßig aus gekochten Quinoa mit Blattspinat und Hanföl bestand. Joel war nicht so histaminanfällig wie seine Mutter und vertrug daher Brötchen.

Sauerstoff aus der Flasche

Während Tim kochte, fiel ihm der Bericht von Carla ein, als sie im EHC-Dallas bei Dr. Rea zur Behandlung weilte. Dort war eine Frau, die überhaupt kein Wasser vertrug. Sie musste sich Entenbrüste zubereiten und den austretenden Fleischsaft trinken, wollte sie nicht verdursten. Carla berichtete auch von einem Mädchen, dass auf einer Rollliege transportiert wurde und sogar innerhalb der cleanen Klinikräume noch eine Atemschutzmaske tragen musste. Ihr Körper und Kopf waren mit Decken zugedeckt, weil sie nicht einmal das Licht der Lampen der Klinik vertrug. Eine alte Frau zog ständig eine Stahlflasche mit medizinischem Sauerstoff hinter sich her, weil sie auf die normale Luft schwer reagierte. Sie war früher Lehrerin und wurde durch chemisch verseuchte Schulräume krank. Sie lebte praktisch in ihrem Auto und schrieb auf einer alten Schreibmaschine ihre Biografie. Eine andere Betroffene hielt es nur in den speziellen cleanen Räumen der mit dem EHC kooperierenden Hotels aus. Selbst die elektromagentische Strahlen eines normalen Schnurtelefons konnte sie nur wenige Minuten tolerieren. In den USA gibt es MCS-Kranke, die überhaupt nicht mehr in einer Wohnung leben können und Sommer wie Winter in Zelten oder Autos hausen müssen. In Deutschland, Italien und in der Schweiz kämpfen schwer kranke MCS-Kranke, oft noch zusätzlich mit einer starken Elektrosensibilität belastet, in Wohnwagen um ihr Überleben.

…plötzlich völlig alleine

Andere sind zu einer Art „Waldmensch“ geworden, um zu überleben. Die Selbstmordrate unter den Kranken ist sehr hoch, weil sie in schweren Fällen nicht mehr wissen, wo sie sich aufhalten, was sie für Lebensmittel und Kleidungsstoffe sie vertragen und welche Mineralwässer sie tolerieren können. Viele leben weitgehend isoliert. Eine MCS-kranke Frau stand plötzlich völlig allein dar, als sich ihr Mann bei der Arbeit eine schwere Verletzung zuzog und er ins Krankenhaus musste. Sie erlitt einen Herzschock, weshalb sie ebenfalls ins Krankenhaus hätte gehen müssen, aber nicht konnte, weil sie MCS hatte. Es gibt einfach kein SOS-Notprogramm für solche Fälle… Sie waren mehr oder weniger Freiwild, das oft genug in Psychiatrien weggesperrt wurde, statt das ihnen wirksam geholfen wurde. Fortsetzung folgt.

Autor: Gerhard Becker, CSN -Chemical Sensitivity Network, Dezember 2010

Teil I: ….und komme bitte nicht mit Parfüm

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…und komme bitte nicht mit Parfüm

FORTSETZUNGSGESCHICHTE

Der vierjährige Joel

lief schwermütig und keuchend an der Hand seiner Mutter. Das Atmen fiel dem Kleinen schwer, weil er durch die Atemschutzmaske nur mühsam Luft bekam. Carla, seiner Mutter, erging es mit ihrer Maske nicht viel besser, aber sie bemühte sich durch aufmunternde Worte, die immer wieder aufkommende Schwermut des Jungen zu vertreiben. Sie hoffte, dass er nicht gleich wieder mit seiner quälenden Fragerei begann; quälende Fragen auch für sie, die sie mit einem Lächeln in der Stimme zu entschärfen suchte:

  • Mutti, warum wird es uns schlecht, wenn wir keine Maske tragen?
  • Mutti, warum müssen wir draußen bleiben, wenn Papi einkauft?
  • Warum schließt du immer die Fenster, wenn gerade die Sonne so schön scheint?
  • Wieso sind Weichspüler und Parfüm für uns giftig und für andere Menschen nicht?
  • Warum wird es mir schlecht, wenn ich mit anderen Kindern spiele?
  • Warum sind wir so anders wie die anderen…

Fragen über Fragen, deren Antworten nur erklären, aber nicht trösten können.

Carla hoffte also, dass er sie nicht wieder mit Fragen löcherte, aber das Schweigen des Kindes, das sogar seine ausdruckslosen Augen unterstrichen, bedrückte sie noch mehr als die unausgesprochenen Fragen.

Blitzartig drückte sie ihre Atemschutzmaske und die des Kleinen fest an das Gesicht: Ein rauchender Radfahrer war an ihnen vorbeigefahren und der Tabakgestank drang sogar durch ihre Masken. Nach einigen Minuten riss sich Carla hustend und röchelnd die Maske vom rot angelaufenen Gesicht und presste die Atemmaske der Sauerstoffflasche – die sie immer bei sich hatte – an Mund und Nase. Tief atmend sog sie den Sauerstoff ein. Joel sah ihr dabei ohne große Beunruhigung zu. Er wusste, dass er seiner Mutter nicht helfen konnte, dass ihre Reaktion auf den Zigarettenqualm immer sehr qualvoll waren, aber auch, dass der Sauerstoff ihr nach einigen Minuten Linderung verschaffen würde. Meistens waren Zigarettenrauch, qualmende Schornsteine – sogar im Garten, wenn Gartennachbarn heizten – Weichspüler und Parfümgerüche schuld an solchen Atemnotattacken. Ihn selbst belasten diese Gerüche auch sehr, aber nicht so schlimm wie seine Mutti.

„Mama, warum müssen die anderen Leute immer so sehr riechen, dass es uns schlecht wird?“, fragte Joel nun doch. Carla, die sich noch nicht völlig wieder erholt hatte, presste ein „tun sie nicht mit Absicht“ hervor. „Sie wissen nichts von unserer Krankheit und können sich nicht vorstellen, wie sehr Duftstoffe schädlich sein können“, ergänzte sie, nach dem sie noch einige Mal gehustet hatte.

„Und die Farben und Lacke, Mama?“ Carla musste trotz ihres Zustandes schmunzeln und war erstaunt, wie gut ihr Sohn aufgepasst hatte, wenn sie etwas erklärte. Über Farbe und Lacke hatten sie sich vor einige Tage unterhalten. Joel wollte sich nur bestätigt fühlen und so stimmte Carla zu: „Ja, auch die Farben und Lacke sind gefährlich“. „Die mit den Lösungsmitteln“, hackte der Kleine nach. „Genau!“

Carla seufzte leise. Ihr ging es immer noch nicht gut. Aus den Augenwinkeln versuchte Joel unauffällig einen Blick von ihr zu erhaschen und Carla tat so, als bemerkte sie es nicht. Sie versuchte zu lächeln, um Joel von ihren Zustand abzulenken. Doch das war zwecklos, der Junge durchschaute diese gutgemeinte Schauspielerei sofort. Sie machte ihn eher wütend: Wie kann diese verfluchte Krankheit seine Mama zwingen, zu lächeln, wenn es ihr doch so schlecht geht?

Gegenseitig konnten sich die beiden Leidgeprüften einfach nichts vormachen. Die gemeinsame Krankheit schien einen Großteil des Altersunterschiedes zwischen Mutter und Sohn aufzulösen…

„Ey Alter – ist wohl schon Fasching?“,

rief eine Stimme aus einer johlenden Menge von Jugendlichen, die sich über die Atemmasken der beiden amüsierten.

‚Blöde Kerle´, dachte Carla und überlegte, was sie ihnen erwidern sollte. Kurz entschlossen ging sie auf die Jugendlichen zu, holte ein Bündel Flyer über Multiple Chemische Sensibilität aus ihrer Tasche und drückte sie einem der Jugendlichen in die Hand: „Hier – Karnevalsinfos. Ich hoffe, ihr könnt euch totlachen“ sagte sie mit sarkastischer Stimme, drehte sich um und eilte zu Joel.

„So´n Quatsch“, hörte sie eine Stimme.

„Überhaupt nicht“, konterte eine andere. „Eine Bekannte von mir verträgt ebenfalls kein Parfüm und nix was duftet“.

Carla begann sich für die Diskussion zu interessieren und setzte sich mit Joel auf eine nahe stehende Bank.

„Hab nebenher einen Film bei ARTE gesehen, den meine Alten sich reinzogen. Die haben gesagt, dass es fünfmal mehr Plastikmüll in den Ozeanen gibt wie Plankton.“

„Na und Alter, dass verschwindet auch wieder. Löst sich auf und so.“

„Haste‘ ne Scheibe? Nix mit auflösen oder Abbau. Es zerfällt nur in immer kleinere Teile bis Planktongröße. Dann wird das Zeug von Fischen gefressen. Guten Appetit Alter! Plastikbestandteile werden inzwischen schon im Menschenblut nachgewiesen“

„Was ist heute schon noch gesund“, sagte ein schwarzhaariges Mädchen.

„Nun übertreibt mal nicht. Wir haben die besten Lebensmittel seit Jahrhunderten.“

„Aber natürlich – mit der höchsten Chemiebelastung seit Jahrhunderten.“

„Na und, dafür gibt es genug Lebensmittel für alle zu bezahlbaren Preisen. Außerdem gibt es für alles Grenzwerte.“

„Mann, bist du bescheuert“, regte sich ein etwas älterer Jugendlicher auf, der gut ein Student sein konnte. „Was bedeuten schon Grenzwerte? Sie fragen nicht danach, ob du noch ein Kind bist, ob du weiblich oder männlich, ob du jung oder alt, ob du gesund oder krank bist und unter was für einer Krankheit du leidest. Und wenn es für viele tausend Chemikalien Grenzwerte gibt, wer sagt dir, dass diese in Kombinationen nicht erheblich giftiger und schädlicher sind? Und was ist mit denen, die schon vorbelastet sind oder deren Entgiftungsorgane nicht optimal arbeiten?“

„Genau“, pflichtete das schwarzhaarige Mädchen bei. „Die Grenzwerte sind doch nur Beruhigungspillen für die Bevölkerung, damit die Chemieindustrie mit ihrem Chemiedreck weiterhin unseren Alltag völlig durchdringen kann.“

„Ach so, die böse, böse Chemie. Und was verdanken wir ihr alles? Warum macht ihr alles so einseitig schlecht?“

„Man, darum geht es doch gar nicht“, meldete sich der Studententyp wieder zu Wort. „Es geht darum, dass einfach keine chemischen Produkte für die Verbraucher oder den Einsatz in der Wirtschaft oder im öffentlichen Raum zugelassen werden dürfen, bis zweifelsfrei sicher ist, dass sie nicht gesundheitsgefährdend sind. Auch dann nicht, wenn sie schon lange Zeit der Witterung ausgesetzt oder im Gebrauch sind. Warum leiden denn heute immer noch Menschen unter dem Einsatz von Holzschutzmitteln, zu wenig geprüften Medikamenten, Ausdünstungen von Teppichen, Farben, Spanplatten usw.?“

„Er hat Recht“, sagte ein Rotschopf, der sich bis dahin zurückgehalten hatte. „Es gibt immer mehr Allergien. Immer mehr Kinder haben ADHS. Und in den blöden Plastikflaschen stecken hormonartige Substanzen. Einer Neunjährigen wuchsen dadurch schon Brüste und sie bekam die Regel. Und selbst in Ländern, wo Bisphenol A, so heißen diese „Pseudohormone“, verboten werden sollen, gibt es relativ lange Übergangsfristen, bis das Zeug endgültig verschwindet.“

„Neunjährige mit Brüsten und Regel? Das sind doch nur Ausnahmen.“

„Du Rindvieh, soll das erst die REGEL werden? Wie lange willst du denn noch…“

Carla hätte gern noch länger zugehört. Obwohl es noch warm war an diesem Augustnachmittag fröstelte sie stark. Eine Folge ihrer Reaktion auf den Zigarettenrauch. Auch Joel sah müde aus. Sie bereute es aber nicht, den jugendlichen Gedankenaustausch verfolgt zu haben. Nie hätte sie gedacht, dass diese – noch vorher johlende Menge – plötzlich so ernsthaft und kritisch diskutierte.

Fortsetzung folgt.

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, Dezember 2010

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Mitmach-Aktion: Hilf den Weihnachtsmännern und kranken Kindern

Der Weihnachtsmann hat ein offenes Ohr für die Nöte aller Kinder, auch der Kinder mit Allergien, Asthma und Chemikaliensensitivität (MCS)

Weihnachtsmänner sind dafür bekannt, dass sie für alle Wünsche, Geheimnisse, Sorgen und Nöte ein offenes Ohr haben. So manches Kind fiebert deshalb dem Nikolaustag und der Weihnachtszeit das ganze Jahr über entgegen. Mit dem Weihnachtsmann unter vier Augen über das zu reden, was auf dem Herzen liegt, ist ein wichtiges Ereignis.

Damit in diesem Jahr alle Kinder, auch solche, die unter Allergien, Asthma und Chemikaliensensitivität (MCS) leiden, dem Weihnachtsmann etwas ins Ohr flüstern können, haben wir eine Aktionskarte zum Ausdrucken gestaltet. Am besten druckt man das Kärtchen auf etwas festerem Papier oder leichterem Kartonpapier aus.

Und weil Weihnachtsmänner dafür bekannt sind, dass sie wirklich ALLE Kinder lieben, helft mit, dass jeder Weihnachtsmann in diesem Jahr seine Herzlichkeit auch wirklich jedem Kind entgegenbringen kann. Gebt den Weihnachtsmännern ein Kärtchen, damit sie auf Aftershave, Parfüm, Weichspüler, stark duftendes Deo und andere Duftstoffe verzichten. Flüstert dem Weihnachtsmann bei der Übergabe des Kärtchens ins Ohr, dass glückliche Kinderherzen und leuchtende Augen der Dank sein werden.

AKTIONSKARTE, zum Ausdrucken anklicken >>>

Der echte Weihnachtsmann trägt KEIN PARFÜM, denn er liebt alle Kinder. Auch die mit Asthma oder Allergien.

Umweltmedizin: Wie viel an Diagnostik ist nötig bei Umweltkrankheiten und MCS?

Es gibt Patienten mit Umweltkrankheiten und Chemikalien-Sensitivität (MCS), die für Diagnostik zur Definition ihrer Krankheit viele Tausend Euro ausgegeben haben. Eine ganze Reihe von Umweltpatienten hat ungelogen ein halbes Vermögen nur in Diagnostik investiert. Beträge, die jenseits der zehntausend Eurogrenze liegen, sind nicht selten. Manche ließen sogar wissen, dass sie mehr als zwanzig-, dreißig- oder vierzigtausend Euro für Diagnostik ausgegeben haben. Jetzt sind sie verarmt, denn das Meiste an umweltmedizinischer Labordiagnostik muss selbst bezahlt werden, weil so gut wie keine Krankenkasse die Kosten dafür trägt. Niemand war strategisch mit ihnen herangegangen, um das vorhandene Budget für Diagnostik, Therapie, spezielle Ernährung, Hilfsmittel und Umgestaltung des Lebensumfeldes so nutzbringend wie möglich aufzuteilen.

Umweltmedizinische Diagnostik ist wichtig, kann aber zu Verarmung führen

Diagnostik ist wichtig und sinnvoll, aber wenn es ausufert und am Ende nur Berge von Laborbogen auf dem Tisch liegen, dann ist Kritik angebracht. Vor allem, wenn dieser Exzess an umweltmedizinischer Diagnostik statt in eine gezielte Behandlung nur in Verarmung mündete. Wenn dadurch sogar das Geld für eine Therapie oder unabdingbare eine Sanierung des Wohnumfeldes fehlt, ist das mehr als traurig. Ist nichts mehr übrig, um sich biologisch zu ernähren, was bei Umweltkranken zur Stabilisierung zwingend notwendig ist, sind große Zweifel an der Kompetenz der Herangehensweise angemessen.

Diagnostik ist ein lukratives Business

Ärzte verdienen an Diagnostik oft nicht schlecht, indem sie einen Bonus von den Labors erhalten. Auch Patientenberater an Kliniken und in Umweltpraxen verdienen nicht selten gut mit – man teilt sich den Kuchen.

Thommy’s MCS Blogfrage der Woche:

  • Wie viel habt Ihr für umweltmedizinische Diagnostik ausgegeben?
  • Wurde Euch erläutert, warum bestimmte Diagnostik notwendig ist und zu was sie letztendlich dient? (z.B. zur Einleitung einer bestimmten Therapie, als Beweisführung, etc.)
  • Wurden Euch die Laborwerte hinterher verständlich erläutert?
  • Hat die Diagnostik dazu geführt, dass Eure MCS oder andere Umweltkrankheiten diagnostiziert und auch in einem Arztbericht attestiert wurden?
  • Hat Eure umweltmedizinische Diagnostik dazu geführt, dass Ihr gezielte Behandlung erhalten habt?
  • Wurde Eure EU-Rente oder BG-Rente durch Ergebnisse der umweltmedizinischen Diagnostik genehmigt?
  • Hat ausufernde Labordiagnostik Euch verarmt, ohne dass sie großartigen Nutzen für Euch hatte?
  • Wer hat Euch davon überzeugt, Berge an Labordiagnostik durchführen zu lassen? Ein Umweltarzt, ein Patientenberater, eine Selbsthilfegruppe, oder war es Euer eigener Wunsch?

CSN Artikel zum Thema MCS Diagnostik:

Studie untersuchte Nutzen von Copingstrategien bei MCS

Schwedische Wissenschaftler veröffentlichten Ergebnisse einer Studie, die den Nutzen von Copingstrategien (Strategien zur Krankheitsbewältigung) bei Menschen mit Chemikalienintoleranz untersuchte und die soziale Unterstützung, die sie erhalten.

Chemikalienintoleranz (CI), gemeinhin als Multiple Chemical Sensitivity (MCS) bezeichnet, führt bei Erkrankten dazu, dass künstliche Chemikalien in der Umwelt nicht vertragen werden, insbesondere keine synthetischen Duftstoffe in Parfums, Colognes, Deodorants und Produkten zur Wäschepflege. Selbst bei Kontakt gegenüber winzigen Konzentrationen entwickeln die Betroffen eine Vielzahl von Symptomen, die von Atembeschwerden bis Ausschläge, Depressionen und neurologische Erkrankungen reichen. Trotz der großen Anzahl betroffener Personen (schätzungsweise 5-15% in den entwickelten Ländern) und deren Leiden und Behinderungen durch CI, ist die Erkrankung derzeit nur von einer Handvoll Regierungen als eine echte medizinische Erkrankung anerkannt und medizinische Versorgung ist dringend vonnöten. Als Ergebnis dessen werden die Betroffenen allzu oft mit der Bewältigung ihrer Krankheit und den dadurch entstehenden Einschränkungen im Leben mit wenig oder keiner Hilfe alleine gelassen.

Vor diesem Hintergrund haben Wissenschaftler von der Abteilung für öffentliche Gesundheit und Klinische Medizin an der Universität Umeå in Schweden Fragebögen entwickelt, die von insgesamt 182 Betroffenen mit Chemikalienintoleranz ausgefüllt wurden. Diese Fragebögen dienten dazu festzustellen, welche Herangehensweise Betroffene verwendeten, um mit ihrer Krankheit fertig zu werden, welche soziale Unterstützung sie erhielten, sowie ihre Ansichten darüber, ob es in ihrer persönliche Verantwortung lag, ihre Gesundheit zu verbessern oder in der Verantwortung der Gesellschaft.

An der Studie nahmen insgesamt 59 Personen mit leichter, 92 mit mittlerer und 31 mit schwerer Chemikalienintoleranz teil. Es wurden Nutzen und Wirksamkeit von sechs problembasierten und sechs emotionsbasierten Bewältigungsstrategien bewertet, wie auch emotionale, instrumentelle und informative Unterstützung, die ihnen von verschiedenen Quellen und der Gesellschaft zur Verfügung gestellt wurden, als auch ihre eigene Verantwortung für Verbesserungen.

Die am häufigsten verwendeten und wirksame Bewältigungsstrategien waren Vermeidung von Umgebungen mit stechenden Gerüchen und die, andere Leute zu bitten, sich in ihrer Verwendung von riechenden / stechenden Gerüchen zu beschränken. Diese Strategien werden als problemkonzentriert angesehen. Darüber hinaus waren Akzeptanz der Situation und Setzen anderer Prioritäten eine häufig als hilfreich angesehene emotionsbasierte Strategie, von denen Patienten mit CI berichteten, dass hilfreich seien.

Das Bild, das sich aus dieser Studie ergibt, sieht so aus, dass die beste Chance für die Wiederherstellung eines besseren Gesundheitsniveaus und glücklich mit dem eigenen Leben zu sein, wenn man von Chemikalienintoleranz heimgesucht wurde, darin besteht, dass die Betroffenen sowohl problemorientierte und als auch emotionsorientierte Bewältigungsstrategien nutzen. Es besteht die Notwendigkeit, Eigeninitiative zu zeigen, um die Dinge zu vermeiden, die Symptome auslösen, andererseits ist es auch wichtig, ein Gefühl der Akzeptanz zu entwickeln und Prioritäten im eigenen Leben neu zu bewerten.

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass schwerere Chemikalienintoleranz durch eine vermehrte Nutzung von Problem-fokussierten Strategien gekennzeichnet war, was den Erwartungen entsprach. Bei Menschen mit schweren CI kann selbst die kleinste Menge eines Stoffes, auf sie sensibilisiert sind, unangenehme und sogar lebensbedrohliche Symptome auslösen. Die Menge einer Substanz, die benötigt wird, um Symptome auszulösen, ist oft unter dem Niveau, auf dem ein Betroffener sie durch seinen Geruchssinn erkennen kann.

Neben Informationen über Bewältigungsstrategien in Zusammenhang mit CI fand man durch die Studie heraus, dass die den Betroffenen angebotene Hilfe überwiegend emotionaler Natur war, anstatt praktisch und informativ, und dass sie meistens von den jeweiligen Partnern oder anderen Familienmitgliedern zur Verfügung gestellt wurde. Darin spiegelt sich sowohl das Fehlen von Informationen und medizinischer Versorgung wieder, die für Chemikalienintolerante zur Verfügung steht, als auch ein mangelndes Verständnis gegenüber der Erkrankung sowohl von Ärzten und oft auch von den Freunden einer betroffenen Person.

Abschließend berichteten die Wissenschaftler, dass bei den schwerer CI Betroffenen das Gefühl stärker ausgeprägt war, dass die Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen habe für die Verbesserung der Lebensqualität der von Chemikalienintoleranz Betroffenen. Nicht überraschend, angesichts der Tatsache, dass diese Personen ihr Leben, durch ihre Krankheit bedingt, häufig auf ihre Häuser beschränken müssen und sogar in ein neues Haus oder in eine Gegend mit besserer Luft ziehen müssen. Selbst diejenigen, die nicht auf ihr Haus beschränkt leben müssen, können oft keine öffentlichen Gebäude betreten. Ironischer weise betrifft dies auch Krankenhäuser, weil Chemikalien, die in Reinigungsmitteln und anderen Produkten verwendet werden, ihre Krankheit verschlimmern.

Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass diese Studienergebnisse dazu verwendet werden können, Ärzten und anderen Gesundheitsdienstleistern zu helfen, geeignete Bewältigungsstrategien einzelnen CI-Kranken zu empfehlen und auch dahingehend, dass das Gesundheitssystem eine bessere soziale Unterstützung für die Betroffenen bieten müsse. Sie fassten sich jedoch kurz in Bezug auf die Angelegenheiten, die Gesellschaften hinsichtlich der Verantwortung gegenüber CI Betroffene zu tragen haben.

Autor:

Matthew Hogg BSc (Hons), STUDY INVESTIGATES COPING STRATEGIES OF THOSE AFFECTED BY MULTIPLE CHEMICAL SENSITIVITY, EIR, 19. November 2010

Vielen Dank an EIR – The Environmental Illness Resource für die Genehmigung den Artikel übersetzen zu dürfen!

Übersetzung: Sivia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Literatur:

Nordin M Andersson L and Nordin S (2010) Coping strategies, social support and responsibility in chemical intolerance Journal of Clinical Nursing 19(15-16):2162-73

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Serie – Psychiatrisierung bei MCS ein Irrweg Teil I – XII