Diagnostik: einfach, schnell und präzise

Wissenschaftler und Ärzte diagnostizieren Chemikaliensensitivität

Mit der Diagnostik von Chemikaliensensitivität, meist kurz MCS genannt, haben viele Ärzte ihre Schwierigkeiten. Es fehlt an konkretem Wissen über die Erkrankung, die Betroffene auf geringste Spuren von Alltagschemikalien reagieren lässt. Eine amerikanische Professorin entwickelte vor über 10 Jahren ein spezielles Diagnoseinstrument, das sich bewährt hat und in der Wissenschaft Anklang fand. (1) Es handelt sich um eine Art Fragebogen mit vier Skalen, der wie eine Drehscheibe aufgebaut ist und mit dem der Arzt den Patienten mittels Befragung nach Umwelteinflüssen und Symptomatik einordnen kann. Dieser spezielle Fragebogen ist durch wissenschaftliche Studien validiert, die in verschiedenen Ländern an Universitäten durchgeführt wurden. Das Besondere am QEESI ist die sehr einfache Handhabung und dass die Auswertung zuverlässig ist. Gleichzeitig ist das Diagnoseinstrument bei 5€ für 10 Stück äußerst preisgünstig. Auf Englisch kann man der Original QEESI auf der Webseite von Prof. Miller sogar kostenlos downloaden. Ein deutscher Arzt bietet eine modifizierte QEESI Version zum downloaden (pdf) an. Aktuell wurde die Zuverlässigkeit durch eine dänische Studie erneut bestätigt. (2)

QEESI, ein geeignetes Diagnoseinstrument

Wissenschaftler aus verschiedenen Kliniken und Forschungseinrichtungen führten eine Studie durch um festzustellen, ob der QEESI Fragebogen auch ein für die dänische Bevölkerung geeignetes Diagnoseinstrument ist, um Chemikaliensensitivität (MCS) zu diagnostizieren. Das Ergebnis der Studie war positiv, der QEESI bewies hohe Zuverlässigkeit und Genauigkeit, um chemikaliensensible Menschen zu identifizieren.

MCS Diagnostik mittels QEESI

Der QEESI Fragebogen (Quick Environmental Exposure and Sensitivity Inventory) wurde von der amerikanischen Wissenschaftlerin Prof. Claudia Miller entwickelt. Das Diagnoseinstrument wird seit Jahren weltweit von Wissenschaftlern und niedergelassenen Ärzten benutzt, um festzustellen, ob umweltbedingte Faktoren Symptome bei einem Patienten auslösen. (1-10)

Japanische, schwedische, spanische, kanadische und amerikanische Wissenschaftler setzten den Fragebogen wegen seiner hohen Zuverlässigkeit und Genauigkeit immer wieder bei ihren Studien ein, um chemikaliensensible Patienten in Studienkollektiven zu identifizieren. Um den QEESI zur Befragung der dänischen Bevölkerung nutzen zu können, wurde er ins Dänische übersetzt.

Fast zehn Prozent der dänischen Bevölkerung ist chemikaliensensibel

Die dänische Studie bestand aus zwei Gruppen von Probanden. Die eine Gruppe umfasste 2000 Personen aus der Allgemeinbevölkerung, die stichprobenartig über das Einwohnermeldewesen ausgewählt wurden. Die zweite Probandengruppe bestand aus 315 Patienten mit bereits diagnostizierter Chemikaliensensitivität.

Die Wissenschaftler aus verschiedenen dänischen Kliniken und Forschungseinrichtungen waren zufrieden über das endgültige Resultat. Die dänische Übersetzung des QEESI zeigte insgesamt gute Zuverlässigkeit und Gültigkeit beim Endergebnis. Sie stellten bei einer Sensitivität der Skalen von 92,1% und einer Spezifität von 91,8% fest, dass 8,2% der Personen, die aus der Allgemeinbevölkerung stammten, eine Chemikaliensensitivität fest. Aufgrund der Zuverlässigkeit des QEESI empfehlen die dänischen Wissenschaftler das durch eine repräsentative Anzahl von Studien aus verschiedenen anderen Ländern validierte Diagnoseinstrument für weitere zukünftige Studien.

Informationen für niedergelassene Ärzte

Der QEESI Fragebogen ist ein einfaches, von jedem Arzt leicht zu handhabendes Diagnoseinstrument. In den vergangenen Jahren wurde der QEESI in verschiedene Sprachen übersetzt und ist auch in deutscher Sprache verfügbar.

Durch eine flächendeckende Vorstellung des QEESI in medizinischen Fachzeitschriften und bei Fortbildungsmaßnahmen könnte niedergelassenen Ärzten ein kostengünstiges und zuverlässiges Diagnoseinstrument zur Feststellung von Chemikaliensensitivität in die Hand gegeben werden. Zusammen mit den ebenfalls durch zahlreiche internationale Studien validierten Fallkriterien für MCS würde es niedergelassenen Medizinern ermöglicht, sich bei einem Patienten mit Verdacht auf Chemikaliensensitivität eine erste Bestätigung zu verschaffen, um gegebenenfalls umfassendere Diagnostik und patientenspezifische Behandlung zu veranlassen. 

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. April 2012

Literatur:

  1. Miller, C.S., Prihoda, T.J.,The Environmental Exposure and Sensitivity Inventory (EESI): a standardized approach for measuring chemical intolerances for research and clinical applications. Toxicol. Ind. Health 15,370–385, 1999.
  2. Skovbjerg S, Berg ND, Elberling J, Christensen KB., Evaluation of the quick environmental exposure and sensitivity inventory in a danish population, J Environ Public Health. 2012;2012:304314. Epub 2012 Jan 12.
  3. Fujimori S, Hiura M, Yi CX, Xi L, Katoh T., Department of Public Health, Faculty of Life Sciences, Kumamoto University, Factors in genetic susceptibility in a chemical sensitive population using QEESI, Environ Health Prev Med. 2011 Dec 29.
  4. Hojo S, Ishikawa S, Kumano H, Miyata M, Sakabe K., Clinical characteristics of physician-diagnosed patients with multiple chemical sensitivity in Japan, Int J Hyg Environ Health. 2007 Dec 20.
  5. Fernandez-Sola J, Liuis Padierna M, Nogue Xarau S, Munne Mas P., Chronic Fatigue Syndrome and Multiple Chemical Hypersensitivity after Insecticide Exposure, Medicina Clinica, 124(12):451-3, April, 2005.
  6. Nogué S, Fernández-Solá J, Rovira E, Montori E, Fernández-Huerta JM, Munné P., Multiple Chemical Sensitivity: study of 52 cases, Med Clin (Barc). 2007 Jun 16; 129(3):96-8.
  7. Nordin S, Andersson L., Evaluation of a Swedish version of the Quick Environmental Exposure and Sensitivity Inventory, Int Arch Occup Environ Health. 2010 Jan;83(1):95-104. Epub 2009 May 26.
  8. Hasegawa M, Ohtomo M, Mizuki M, Akiyama K., Diagnosis of multiple chemical sensitivity by chemical compounds exposure tests, Arerugi. 2009 Feb;58(2):112-8.
  9. Manabe R, Kunugita N, Katoh T, Kuroda Y, Akiyama Y, Yamano Y, Uchiyama I, Arashidani K., Questionnaire survey of workers in specific buildings regarding multiple chemical sensitivity,Nihon Eiseigaku Zasshi. 2008 Jul;63(4):717-23.
  10. Hojo S, Kumano H, Yoshino H, Kakuta K, Ishikawa S., Application of Quick Environment Exposure Sensitivity Inventory (QEESI) for Japanese population: study of reliability and validity of the questionnaire, Toxicol Ind Health. 2003 Jul;19(2-6):41-9.

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Blei, ein giftiges Schwermetall, das in vielen Bereichen präsent ist

Die unterschätze Gefahr

Seit Blei in den 70er Jahren aus den Kraftstoffen genommen wurde, sind bleibedingte Erkrankungen erheblich zurückgegangen. Ganz verschwunden sind Bleivergiftungen dennoch nicht, weil es immer noch zahlreiche Ursachenquellen gibt, an die kaum jemand denkt. Blei kann über die Nahrung, über den Inhalationsweg und über die Haut aufgenommen werden und schädigt in erster Linie das Nervensystem. Wenn die Ursache aufgedeckt und beseitigt ist, kann eine professionelle Entgiftung in den meisten Fällen gravierende Gesundheitsverbesserung bringen.

Bleihaltige Farben und Lacke

In einigen Pariser Vierteln wurden die wunderschönen alten Wohnungen saniert. Hohe Stuckdecken und geweißte Wände wurden erneuert. Kurz darauf ging es etlichen der Bewohner schlecht und ihr Gesundheitszustand wurde mit der Zeit nicht besser, sondern immer schlechter. Was war passiert? Die alten Anstriche hatten Blei enthalten und als die Farben in den Wohnungen heruntergenommen wurden, legte sich der Staub überall nieder. Bleihaltige Farben und Lacke finden sich auch in Deutschland noch in recht vielen Altbauten und die heutigen Bewohner rechnen nicht mit dieser Schwermetallbelastung aus den Wänden, Decken, Fensterrahmen, Türen und Türzargen. Historische Gebäude können bspw. noch richtige bleiverglaste Fenster besitzen oder Blei anstatt Fensterkitt. Bleibleche für das Dach, an Dachfenstern oder Kaminverblechungen aus Blei, als auch bleihaltiges Lötzinn sind hingegen auch heute noch in der Anwendung.

Bleirohre: Kontaminiertes Wasser

Mancher Bewohner eines älteren Hauses ist sich nicht bewusst, dass Bleiwasserrohre oder mit Blei verlötete Rohrstücke im Haus verlegt sind. Oft bringt ein erst Umbau das Vorhandensein von Bleirohren zutage. Bleiwasserrohre müssen ersetzt werden. Die verbreitete Praxis, das Wasser „ablaufen“ zu lassen um die Kontaminierung des Wassers mit dem Schwermetall zu reduzieren, reicht bei weitem nicht aus. Insbesondere Schwangere, Kinder und Kleinkinder sollten absolut kein Wasser aus bleihaltigen Leitungen konsumieren.

Sonstige Bleiquellen

Industriegelände mit Bleialtlasten (Ständige Staubbelastung), Metallschmelzen, Lackierereien (Abschleifen alter Lacke), alte bleiverlötete Konservendosen (daran starben u.a. Expeditionsteilnehmer), Keramik-Glasuren, Tongeschirr, Bleiglas, Bleizinnbecher und – Teller, alte Emaille-Töpfe, Tiffanylampen, vereinzelt in Kosmetika aus Afrika und Asien, Piercings, Zahnamalgam, Haschisch (das mit Bleiglaspulver versetzt wurde, um das Verkaufsgewicht zu erhöhen), Billig-Spielwaren aus China, billiger Modeschmuck, Munitionsschmauch (Schießen in geschlossenen Räumen), Freisetzung von Bleistaub durch Sandstrahlung von Metallbrücken, Strommasten etc.,. die mit Bleimenninge gestrichen waren, Abfallverbrennungsanlagen, häufiges Essen von Wildpilzen, Innereien und Muscheln.

Bleiintoxikation: Symptomatik und Diagnostik

Blei bindet sich an die Erythrozyten und Plasmaproteine und wandert in Weichteilgewebe wie Gehirn, Lunge und Leber ab. Dort verbleibt es rund drei Wochen und wird teilweise ausgeschieden. Schwere Hirnschädigungen und Gehirntumore durch Blei werden in der Medizin beschrieben. Der verbleibende Anteil lagert sich vornehmlich in den Knochen und Zähnen anstatt Calcium ein, wo das Gift dann eine Halbwertzeit von ca. 5-20 Jahren hat. Es kann phasenweise zu einer Mobilisation kommen, wodurch Blei in den Blutkreislauf eindringt und akute Symptomatik verursacht.

Symptomatik bei Bleivergiftung:

  • Buchstäbliche bleierne Müdigkeit
  • Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Desorientierung
  • Magen-Darmbeschwerden, Darmkoliken (Bleikoliken), häufiges Erbrechen
  • Gliederschmerzen, Schmerzen am ganzen Körper
  • Schädigung des peripheren und zentralen Nervensystems, Polyneuropathie
  • Lernstörungen, Gedächtnisverlust, Verhaltensauffälligkeiten (anormale Aggression, Hyperaktivität)
  • Toxische Enzephalopathie, Krämpfe, IQ-Verlust
  • Verfärbung des Zahnfleischs (Bleisaum)
  • Beeinträchtigt die Blutbildung (blei hemmt drei an der Blutbildung beteiligte Enzyme), schädigt das Knochenmark
  • Nierenschäden
  • Fortpflanzungsstörungen, niedriges Geburtsgewicht
  • Haarausfall, blasse, gelblich-graue Hautfarbe
  • Kreislaufversagen, Koma, Tod (bei schwerer Intoxikation)

Neben einer gründlichen Anamnesestellung und dem Feststellen der Blei-typischen Symptomatik liefern Blut- und Urintests schlussendlich eine Bestätigung, ob eine Belastung tatsächlich vorliegt. Bleidepots in den Knochen lassen sich durch eine EDTA Provokation ermitteln.

Therapie und Ursachenbeseitigung

Die Therapie bei einer eindeutigen Bleiintoxikation wird meist mit EDTA oder D-Penicillanmin (Chelatbildner) durchgeführt. Wichtig ist, dass ausgeschiedene Spurenelemente hinterher ergänzt werden und während der Therapie eine ständige Kontrolle der Nierenfunktion erfolgt.

Gleichlaufend müssen alle Ursachen der Bleivergiftung aus dem Umfeld systematisch eliminiert werden (s.o.). Ein qualifizierter Baubiologe und/oder Bausachverständiger kann bei Verdacht auf eine Bleibelastung mittels Analysen und Hausbegehung Aufschluss geben. In schwerwiegenden Fällen ist ein Umzug unumgänglich, bspw. wenn bleihaltige Farben im Haus verstrichen wurden, Betriebe oder Altlastengelände sich im Umfeld befinden, die Blei emittieren oder bleihaltigen Staub verbreiten.

Sind die Wasserleitungen im Haus noch aus Blei, sollten professionelle Wasser- und Duschfilter installiert werden. Deren Effizienz kann durch Wasseranalysen überprüft werden. Für die Übergangsphase, bis adäquate Filter installiert sind, empfiehlt es sich Wasser aus Glasflaschen zum Kochen und Trinken zu verwenden und auf Vollbäder zu verzichten. Nach einer Weile ist eine Verlaufskontrolle der Blut- und Urinwerte auf deren Bleigehalt ratsam, um sicherzustellen, dass kein Schadstoff-Neueintrag stattgefunden hat und die Belastungsquellen tatsächlich eliminiert wurden.

Autoren:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Gerhard Holzmann, Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung , 23. August 2011

Die Serie “Schadstoffe in unserem Haus” wird kontinuierlich fortgesetzt.

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Qualitätsmanagement bei der Diagnostik von Fibromyalgie und MCS erforderlich

Zusammenhang zwischen Fibromyalgie und MCS durch Studien bestätigt

Patienten, die unter Fibromyalgie (FM) leiden, berichten häufig auch über Beschwerden, die außerhalb ihres Problembereichs Muskel-Skelett-System liegen. Andererseits beklagen Patienten mit Chemikalien-Sensitivität (MCS), neben ihren Reaktionen auf Chemikalien in Niedrigdosisbereich, immer wieder beeinträchtigende Schmerzen in verschiedenen Körperregionen. Fibromyalgie wird herkömmlich als ein atypisches Weichteilrheuma angesehen. Die Diagnostik erfolgt in erster Linie durch Überprüfung von 18 druckempfindlichen Körperstellen, den sogenannten Tender-points. Wissenschaftler aus Skandinavien stellten bereits vor über 10 Jahren fest, dass es eine Überschneidung zwischen MCS und Fibromyalgie gibt, die für die medizinische Diagnostik von erheblicher Relevanz ist. Eine neuere kanadische Studie von Februar 2010 bestätigte dieses Ergebnis. Die Studienautoren appellierten in einer medizinischen Fachzeitschrift für die Einführung einer adäquaten Ausbildung und Bereitstellung spezieller Informationsressourcen für Angestellte in den Gesundheits- berufen und der Öffentlichkeit, um die Prognose der Patienten zu verbessern.

Schmerzen über Schmerzen

Patienten mit Fibromyalgie oder Chemikalien-Sensitivität führen oft Schmerzen an, die sie als vergleichbar mit „Zahnweh am ganzen Körper“ beschreiben. Wissenschaftler aus Skandinavien stellten sich Ende der neunziger Jahre die Aufgabe herausfinden, ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Krankheitsbildern besteht.

Liegt bei Fibromyalgie-Patienten auch MCS vor?

Das Ziel einer Pilotstudie bestand darin zu ermitteln, wie häufig MCS bei Fibro-myalgie-Patienten in einer universitären rheumatologischen Praxis auftritt. Hierzu setzte das Wissenschaftlerteam Fragebögen ein, mittels denen MCS festgestellt werden sollte. Ergänzend wendeten die Mediziner Kriterien aus einer damals aktuellen Studie an, durch die das immunologische Profil der Patienten mit dieser Erkrankung festgestellt werden konnte. Patienten mussten außerdem mit „Ja“ oder „Nein“, das Vorhandensein von 48 FM-bezogenen Symptomen bestätigen. (1)

Studie stellt Zusammenhang zwischen FMS und MCS fest

Das Ergebnis der Studie wurde im ersten Halbjahr 1997 in der medizinischen Fachzeitschrift „Scandinavian Journal of Rheumatology veröffentlicht. Dreiunddreißig von 60 Patienten mit Fibromyalgie erfüllten die Kriterien für MCS. Elf dieser Patienten erfüllten weitere, restriktivere Kriterien, die das Vorliegen eines „höheren Schweregrades“ einer Chemikalien-Sensitivität nachwiesen.

Bestätigung fanden die Wissenschaftler zusätzlich darin, dass die Symptome und die Auslösesubstanzen von Reaktionen, die am häufigsten von den Fibromyalgie-Patienten zitiert wurden, ähnlich denen waren, die von MCS-Patienten in anderen Studien berichtet wurden.

Ansonsten unterschieden sich Fibromyalgie-Patienten mit und ohne MCS- Symptomatik nicht von anderen FM-Patienten. Da analog der Studie bei über der Hälfte der Patienten mit Fibromyalgie ebenso eine Chemikalien-Sensitivität vorlag, schlossen die skandinavischen Wissenschaftler daraus, dass MCS durchaus ein zusätzlicher Symptomkomplex im Spektrum von Fibromyalgie darstellen kann.

Kanadische Studie bestätigt gleichzeitiges Vorliegen von MCS und FMS

Dass beide Erkrankungen gleichzeitig vorliegen können, bejahten einige wissen- schaftliche Studien in den vergangenen Jahren. Wie hoch jedoch die Wertigkeit rascher, zielgerichteter Diagnostik aufgrund der möglicherweise einschneidenden Auswirkungen von MCS und FMS auf das Leben der Erkrankten anzusehen ist, wurde durch eine Studie der Umweltklinik EHC in Toronto offenkundig.

Die kanadischen Wissenschaftler untersuchten ein Patientenkollektiv von 128 Patienten auf das Vorliegen von MCS, CFS und FMS und ermittelten die sich daraus ergebenden Auswirkungen auf deren Alltagsleben. Von 70 Patienten hatten acht jeweils eine der Diagnosen MCS, CFS oder FM erhalten, während die restlichen Patienten zwei oder drei überlappende Diagnosen hatten. Wie groß die Auswirkungen der Umweltkrankheiten für die Patienten waren, konnten die Leser der kanadischen Fachzeitschrift für Allgemeinmediziner in der Ausgabe Februar 2010 erfahren. Die meisten der Studienteilnehmer (68,8%) hatten ihre Arbeit durchschnittlich 3 Jahren nach Einsetzen der Symptome wegen ihrer Krankheit aufgeben müssen. (2)

Relevanz für die Diagnostik in der Umweltmedizin und Mainstream- Medizin

Aus der Studie aus dem Jahr 1997 und der Studie von Anfang 2010 ergibt sich für die medizinische Praxis der dringliche Hinweis, dass beim Vorliegen von einem der beiden Krankheitsbilder MCS oder FM das jeweils andere durch entsprechende Diagnostik und gründliche Anamnesestellung unbedingt abzuklären ist.

Bei der Befunderhebung von MCS-Patienten sollte somit grundsätzlich eine Abklärung erfolgen, ob gleichzeitig eine Fibromyalgie vorliegt. Dies kann von jedem Arzt ohne großen Aufwand durch Überprüfung der 18 Tenderpoints festgestellt werden.

Der Aspekt, dass bei Fibromyalgie-Patienten gleichzeitig eine Überempfindlichkeit auf Chemikalien vorliegt, dürfte trotz positiver Studien in der Mainstream-Medizin in den letzten zehn Jahren immer noch nicht angekommen sein. Für die FM-Patienten wäre es jedoch von nicht abzuschätzender Wichtigkeit, dass Rheumatologen mit der Diagnostik von MCS vertraut gemacht würden. Die Prognose der Fibromyalgie-Patienten könnte sich durch entsprechend ausgerichtete Behandlung und Aneignen von Vermeidungsstrategien, was den Umgang mit den jeweils Beschwerden auslös- enden Chemikalien betrifft, erheblich verbessern.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 16. August 2010

Literatur:

  1. A. T. Slotkoff; D. A. Radulovic; D. J. Clauw, The Relationship between Fibro-myalgia and the Multiple Chemical Sensitivity Syndrome, Scandinavian Journal of Rheumatology, Volume 26, Issue 5 1997
  2. Lavergne MR, Cole DC, Kerr K, Marshall LM., Functional impairment in chronic fatigue syndrome, fibromyalgia, and multiple chemical sensitivity, Can Fam Physician. 2010 Feb; 56 (2):e57-65.

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Allergien können Depressionen auslösen

Die Allergiesaison erreicht für Pollenallergiker gerade ihren Höhepunkt. Husten, nießen, tränende und juckende Augen zählen zu den häufigsten Symptomen. Was selten im Zusammenhang mit Pollenallergie und Heuschnupfen genannt wird, aber bei fast jedem zweiten Betroffenen auftritt, sind Depressionen. Das haben Wissenschaftler der University of Maryland herausgefunden und bei ihrem Jahreskongress der Psychiater als neue Erkenntnis dargelegt. (1)

Umweltmediziner verblüfft diese Erkenntnis hingegen nicht, für sie ist es nichts Neues, denn Pioniere ihrer Fachrichtung beobachteten dies bereits vor sechs Jahrzehnten. Allergien auf Pollen, Nahrungsmittel, Schimmelpilze oder Sensitivitäten auf Chemikalien können durchaus auch psychische Reaktionen, einschließlich Depressionen auslösen.

Seit 6 Jahrzehnten bekannt – Allergien können Depressionen auslösen

Den ersten Artikel über Depressionen, die durch Allergien hervorgerufen wurden, konnte man 1950 in einer der größten medizinischen Zeitschriften lesen. (2) Im Jahr 1951 stellte der Allergologe Theron Randolph – beim 7. Jahreskongress des American College of Allergists in Chicago – seinen Kollegen ein Fallbeispiel vor, bei dem ein Provokationstest mit Nahrungsmitteln bei einem Patienten eine akute psychotische Episode hervorgerufen hatte. (3) Das erste Fachbuch, das über solche Zusammenhänge anschaulich berichtet, stammt ebenfalls von Randolph und wurde in der Erstauflage 1962 publiziert.(4)

Allergien legen den Körper lahm und schlagen auf das Gemüt

Beim Jahrestreffen 2010 der Amerikanischen Gesellschaft für Psychiatrie referierte Dr. Partam Manalai darüber, dass Allergien, wie auch Depressionen weitverbreitete Krankheiten darstellen. Es sei nicht verwunderlich, dass Allergien auf das Gemüt schlagen und die Wahrnehmungsfähigkeit, als auch die Lebensqualität der Betroffenen einschränken.

Führt Pollenallergie zu Suizid? Offensichtlich ja.

Der Wissenschaftler berichtete über ein auffälliges Phänomen auf das er gestoßen sei. Wenn im Frühjahr viele Pollen in der Luft sind, steigt gleichzeitig die Suizidrate an. Das Gleiche, jedoch in geringerer Ausprägung, ist im Herbst zu beobachten, wenn einige Pflanzen und Bäume nochmals blühen.

Um den Dingen auf den Grund zu gehen, untersuchten der Wissenschaftler und sein Team einhundert Personen aus der gleichen Region, die unter starken Depressionen litten. Etwa die Hälfte diese Menschen hatte Allergien auf Bäume und Unkräuter. Im Frühjahr wie auch im Herbst zeigte sich bei ihnen ein erhöhtes IgE (der Marker für klassische Allergien).

Höhepunkt der Pollensaison – Höhepunkt von Depressivität

Manalai legte auf dem Kongress dar, dass Patienten, die allergisch auf luftgetragene Allergene reagierten, während der Pollensaison eine Verschlechterung des Gemüts erfuhren. Patienten, die unter beiden Erkrankungen litten, seien während der Hauptpollensaison noch empfänglicher für Depressionen. Deshalb sei es seiner Auffassung nach sehr wichtig, diese Erkrankungen zu behandeln, um zu vermeiden, dass Patienten in der Hauptpollensaison in eine Depression abgleiten.

Schwere Allergien, eine schwere Bürde

Dass Depressionen eintreten, wenn jemand allergisch reagiert, ist für den Wissenschaftler aus Maryland nicht verwunderlich. Er veranschaulichte dies für die Zuhörer indem er sie aufforderte einfach einmal darüber nachdenken, wie es ist, wenn Allergien so schwerwiegend sind, dass man nicht atmen kann, nachts nicht richtig schläft, man sich so richtig fertig und scheußlich fühlt, weil es sich anfühlt, als hätte man einen Zentner Kartoffeln auf der Brust, dann sei es wohl recht normal, dass man anfängt depressiv zu werden. Bei Allergien sei es eben nicht wie bei einer Erkältung, zwei Tage und alles ist vorbei, erklärte der Mediziner. Man hänge für Monate fest und diejenigen, die das ganze Jahr über Allergien haben, die würden das ganze Jahr über festhängen.

Depressionen als Reaktion auf Allergene und Chemikalien

Solche „Ganzjahresallergien“ auf klassische Allergene und auch Sensitivitäten auf Chemikalien haben die ersten Pioniere der Umweltmedizin schon vor rund sechs Jahrzehnten als mögliche Auslöser für Depressionen bei ihren Patienten erkannt. (5,6) Für sie war schon damals aufgrund ihrer Beobachtungen und Diagnostik schlüssig, dass nicht Depressionen Allergien oder Sensitivitäten auf Chemikalien auslösen, sondern umgekehrt, denn war der Auslöser weg, traten schlicht und einfach auch keine Depressionen bei diesen Patienten auf. Setze man hingegen den Patienten bei Provokationstests dem Allergen aus, war die Depression da und zwar so, als hätte man einen Lichtschalter umgelegt. Diese Pioniere belegten damals schon mit ihren Tests, dass es keinen chronischen Krankheitsverlauf oder Leiden braucht, damit jemand depressiv reagiert, sondern, dass ein Allergen, bei einer Person die darauf reagiert, diesen Zustand durchaus auch in Sekunden hervorrufen kann.

Winzige Spuren eines Auslösers und schon ist die Depression da

Der amerikanische Allergologe Theron Randolph, der als Begründer der Umweltmedizin gilt, beschrieb in seinem Buch von 1962, zur Veranschaulichung die Frau eines Arztes, die auf Kosmetika, Medikamente und Parfüms mit Depressionen reagierte. War sie damit nicht in Kontakt, ging es ihr gut – kam sie damit in Kontakt, ging es los. Winzige Spuren von Parfüm reichten aus. Auch auf konventionelle Nahrungsmittel, die Pestizidrückstände aufwiesen und Nahrung aus Konservendosen die innen beschichtet waren, traten bei dieser Patientin Depressionen, Atembeschwerden und starke Kopfschmerzen auf. Randolph gründete in dieser Zeit die erste schadstoffkontrollierte Umweltklinik weltweit und Fälle dieser Art sollte er noch zuhauf diagnostizieren und behandeln. Nicht anders erging es Prof. William J. Rea und Prof. Doris Rapp, zwei weitere Pioniere der Umweltmedizin, die Zehntausende von Patienten in ihren umweltkontrollierten Kliniken diagnostizierten und mit großem Erfolg behandelten.

Wie findet man heraus ob Pollen die Ursache für eine Depression sind?

Welche einfachen Möglichkeiten man hat um herauszufinden, ob Pollen die Ursache für Depressionen oder andere psychische Symptome sind, schildert Prof. Dr. Doris Rapp. Die heute über 80-jährige amerikanische Medizinerin gilt als absolute Pionierin im Bereich Kinder-Umweltmedizin. Sie besitzt drei Videoarchive mit Dokumentationen, die Kinder bei Allergietests zeigen. Videos über spontane Depressionen auf Pollen, Schimmelpilze, Nahrungsmittel oder Chemikalien kann die Medizinerin hundertfach vorzeigen. Einige davon wurden immer wieder auf Medizinkongressen oder in TV-Berichten gezeigt und man kann sie auch im Internet anschauen.

In einem ihrer Bücher (7) gibt Prof. Dr. Rapp folgende einfache Anleitung, die gleichermaßen auf Erwachsene anwendbar ist:

  • Werden Sie zum Beobachter. Finden Sie durch genaues Beobachten heraus, ob die Depressionen oder Verhaltensauffälligkeiten dann auftreten, wenn starker Pollenflug herrscht. Schauen Sie hierzu in die Zeitung (Anm.: heute kann man im Internet oder auf dem Handy Pollenwarndienste anklicken und den genauen Pollenflug am Wohnort ermitteln) und führen Sie eine Weile Buch. Es wird schnell erkennbar, ob Pollen mit der Depression in Zusammenhang stehen.
  • Lassen Sie zur Absicherung Allergietests durchführen, ob und welche Pollenallergien vorliegen. (Achtung IgE reicht nicht aus (8)
  • Wer allergisch reagiert, hat während der Reaktion meistens eine völlig veränderte Handschrift. Das Schreiben des Namens bietet sich an. Überprüfen Sie dies bei ihrem Kind oder sich selbst an einem pollenfreien Tag, während des Pollenfluges und wenn er abklingt. Lassen Sie auch ein kleines Bild malen. Ein Strichmännchen reicht. Sie werden staunen was dabei herauskommt wenn jemand allergisch reagiert, ziehen Sie Vergleiche wenn die Person allergiefrei ist.

Antidepressiva Behandlung der Wahl für Allergiker? Mitnichten

Allergiker, die auf bestimmte Allergene oder chemische Auslöser Depressionen oder psychische Symptome entwickeln, sind demnach was die Pioniere der Umweltmedizin herausfanden, keine zwangsläufigen Kandidaten für Antidepressiva oder Psychotherapie.

Bei der Erörterung, welche Therapie sinnvoll ist, lohnt es sich zum Wohle der Erkrankten nochmals in der Zeitgeschichte der Medizin auf Randolph zurückzuschauen. Der Allergologe Randolph erkannte durch reines Beobachten und dokumentieren, dass es oft genug völlig ausreicht, wenn sich der Patient von den Auslösern fernhält, bzw. ein bestimmtes Nahrungsmittel auf das er reagiert, nicht mehr zu sich nimmt, damit die Depressionen oder andere Symptome fast wie von „Geisterhand“ verschwinden.

Karenz, Desensibilisierung der Allergien, Luftfilter, Atemmasken, Umstellung der Ernährung und ggf. Anpassungen im Wohn-und Arbeitsumfeld, Ausgleich von Nährstoffdefiziten, etc. wurden von Randolph schon in den Sechzigern als Grundpfeiler einer erfolgreichen Therapie beschrieben. Heute gibt es weltweit Mediziner, die diesen ganzheitlichen Ansatz verfolgen und durch Behandlungserfolge bei ihren Patienten in deren Richtigkeit bestätigt werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 15. Juni 2010

Literatur:

  1. Amanda Gardener, Allergies might trigger Depressions, Health Day Reporter, 15. June 2010
  2. Theron Randolph, Allergic Factors in the Etiology of Certain Mental Symptoms, Journal of Laboratory & Clinical Medicine 36 (1950):977.
  3. Theron Randolph, An experimentally induced acute psychotic episode following the Intubation of an allergic food, 7th Annual Congress, American College of Allergists, Chicago, 3. February 1951.
  4. Theron Randolph, Human Ecology and Susceptibility to the Chemical Environment, Charles Thomas Publisher, 1962.
  5. Theron Randolph, Depression caused by Home Exposures to Gas and Combustion Products of Gas, oil and Coal, Journal of Laboratory & Clinical Medicine 46(1955):942.
  6. Theron Randolph, Ecologic Mental Illness – Psychiatry Exteriorized, Journal of Laboratory & Clinical Medicine, 54(1959):936.
  7. Doris Rapp, Is this your Child’s World? Bantam Books, 1996.
  8. William J. Rea, Chemical Sensitivity Vol. II/S.1039, Lewis Publisher, 1992.

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Input: MCS korrekt zu diagnostizieren ist notwendig und nicht so schwer

Chemikaliensensible berichten häufig, dass viele Ärzte sich sträuben, MCS zu diagnostizieren. Eine ganze Reihe von Erkrankten sagt sogar, dass man ihnen ärztlicherseits mitgeteilt habe, man wüsste nicht, wie man MCS diagnostiziert. Manche Mediziner behaupten sogar, man könne MCS nicht diagnostizieren, bzw. die Krankheit wäre nicht existent. Auch dass kein ICD-10 Code für MCS existent sei, wurde Patienten schon mitgeteilt, obwohl es kostenlose einfach zu handhabende Tools (z.B. ICD-10 Auskunft) gibt, mit denen sich jeder in Sekundenschnelle vom Gegenteil überzeugen kann. Andere weigern sich schlichtweg unter dem Vorwand, sie bekämen nur „Ärger“, wenn sie die Diagnose „MCS – Multiple Chemical Sensitivity“ stellen.

So schwer ist es nicht, MCS bei einem Patienten zu diagnostizieren:

Es gibt die American Consensus Diagnosekriterien, das validierte MCS Diagnosetool QEESI und ergänzend diverse umweltmedizinische Fragebögen.

Außerdem ist jeder Arzt verpflichtet, eine vernünftige Anamnese zu erstellen und dabei den Patienten gezielt zu befragen. Genau das halten erfahrene Ärzte und Kliniker für eines der allerwichtigsten Diagnoseinstrumente bei MCS, denn – was soll ein Patient sonst haben, wenn er über einen längeren Zeitraum heftige akute Symptome bspw. auf Autoabgase, Parfüm, Putzmittel, Pestiziden, Lacke, neue Teppichböden, Tageszeitungen etc. in geringster Konzentration entwickelt, die er vorher nicht hatte und wenn die Beschwerden verschwinden, wenn er sich in sauberer Umgebung befindet?

Oder, anders gefragt, warum sollte ein Patient lügen und falsche Angaben machen, um das Vorliegen einer MCS vorzugaukeln? Was hätte er davon? Nichts.

Provokationstests könnten den Beweis erbringen, doch mit welchem Risiko?

Theoretisch kann man das Vorliegen einer Chemikalien-Sensitivität mit Provokationstests beweisen. Dies ist jedoch schon aus rein ethischen Gesichtspunkten abzulehnen, weil das Risiko für den Patienten nicht vorherkalkulierbar ist.  Außerdem ist der Aufwand, wirklich aussagekräftige Provokationests durchzuführen,  immens. Der Patient muss dafür erst einmal für eine Weile in cleaner Umgebung sein, damit es zu keinen falsch negativen Ergebnissen kommt.

Warum? Ein veranschaulichendes Beispiel: Ein MCS-Patient, der in einer desinfizierten Klinikeinrichtung einem Provokationstest unterzogen wird, war zuvor zwangsläufig mit einer ganzen Palette von Chemikalien in Kontakt (z.B. Duftstoffe, Reinigungsmittel, etc.) Der ganze Aufenthalt in einem normalen Klinikgebäude ist, genau betrachtet, für MCS-Patienten mit einem einzigen fortlaufenden Provokoationstest gleichzusetzen. Daraus ergibt sich, dass  ein Provokationstest unter solchen widrigen Bedingungen kein objektives Ergebnis liefern kann. Dazu braucht es eine Klinik mit optimalen umwelt- und schadstoffkontrollierten Gegebenheiten. In Deutschland gibt es aber keine Klinik, die diesen zwingend notwendigen Anforderungen entspricht.

Teure Labordiagnostik bei erster Diagnosestellung nicht erforderlich

Stapelweise teure Labordiagnostik braucht man zur Diagnosestellung von MCS nicht, weil bislang noch keine spezifischen MCS-Marker ermittelt wurden, die  bei allen an MCS Erkrankten vorliegen. Das bedeutet nicht, dass MCS-Kranke keine pathologischen Befunde aufweisen. Es gibt genug wissenschaftliche Studien, die Auffälligkeiten belegen, aber  d e n  MCS-Marker, der bei allen nachzuweisen ist, hat noch keiner gefunden.

Für die Therapie ist weiterführende Diagnostik oft notwendig

Ist die Diagnose MCS erst einmal gestellt und es geht in Richtung Behandlung, dann wird es durchaus sinnvoll, dass verschiedene Laborparameter ermittelt werden, z.B. das Vorliegen von Chemikalien- und Schwermetallbelastungen, ob Defizite bestimmter Nährstoffe vorliegen, um diese mit Infusionen und oraler Gabe auszugleichen, Sauerstoffgehalt des Blutes vor einer Sauerstofftherapie, oder die Ermittlung von Gen-Polymorphismen, um eine Entgiftungstherapie auf die Entgiftungsfähigkeit des Patienten abzustimmen, Immunstatus, etc.

Genauso wie es sinnvoll ist, das ein PET und/oder ein SPECT Scan anberaumt wird, wenn der Verdacht besteht, dass Chemikalien eine toxische Schädigung des Gehirns verursacht haben.

Korrekte Diagnosestellung führt zu Qualitätssicherung bei der Behandlung

Ärzte sollten mehr Mut entwickeln, MCS zu diagnostizieren und mit ICD-10 T78.4 korrekt zu codieren, damit ebnen sie auch den Weg, dass adäquate, MCS-gerechte Kliniken geschaffen werden. Ohne existierende Kranke gibt es keine spezifische Behandlung, die von Krankenkassen übernommen wird und keinen Bedarf für Fachkliniken. Logisch, oder?

Fehldiagnosen gehen zu Lasten der Patienten

Deshalb muss, wenn MCS vorliegt, dies auch korrekt bezeichnet und mit ICD-10 T78.4 codiert werden und darf nicht mit irgendwelchen Pseudobegriffen umschrieben werden. Es geht auch nicht an, dass Multiple Chemical Sensitivity aus Abrechnungsgründen einfach anders bezeichnet wird, um höher abrechnen zu können. Das ist auch unter dem vorgeschriebenen QM (Qualitätsmanagement) so definiert, dem jeder Arzt verpflichtet ist. Genauso wie jeder Arzt vom geltenden Sozialgesetz her verpflichtet ist, eine Krankheit richtig zu kodieren.

Fehldiagnosen (z.B. MCS als psychische Erkrankung zu deklarieren, weil das u.U. mehr Geld beim Abrechnen bringt) gehen immer zu Lasten des Patienten, weil ihm auf diese Weise weiterführende Diagnostik verwehrt wird und er folglich auch nicht die richtige Behandlung erhält, die seinen Gesundheitszustand stabilisiert. Denn nur mit richtiger Diagnose kann auch eine Behandlung erfolgen, die der Krankheit angemessen ist. Ohne  diese ist eine Verschlimmerung vorprogrammiert.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. März 2010

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Antwort der Europäischen Kommission auf eine Anfrage zur Umweltkrankheit Multiple Chemical Sensitivity

Jüngst setze sich das Europäische Parlament mit der Anfrage eines italienischen Politikers auseinander, ob MCS – Multiple Chemical Sensitivity eine seltene Erkrankung ist und demnach besondere Unterstützung bereitgestellt werden muss. Die EU-Kommissarin für Gesundheit gab hierzu eine Stellungnahme ab, die verdeutlicht, dass MCS keine seltene Erkrankung ist und international mit einem ICD-10 Code als unspezifische Allergie einklassifiziert ist.

Seltene Krankheiten

Als seltene Krankheit wird eine Erkrankung dann bezeichnet, wenn sie in den Praxen von Allgemeinmedizinern in der Regel höchstens einmal pro Jahr vorkommt. Auf EU-Ebene gilt die Definition, dass eine Krankheit dann als seltene Krankheit (Orphan Disease) bezeichnet wird, wenn weniger als 5 pro 10 000 Einwohner darunter leiden. Es handelt sich dabei oft um schwere und chronische Krankheiten.

Anfrage eines Mitglieds des EU-Parlaments bzgl. MCS

Am 4. November 2009 stellte Oreste Rossi, italienisches Mitglied des EU-Parlaments, eine schriftliche Anfrage an die EU-Kommission hinsichtlich der Diagnostik, Behandlung und Versorgung von MCS-Kranken.

In seiner Anfrage gab das Parlamentsmitglied zu verstehen, dass er MCS für eine in Italien selten auftretende, umweltbedingte Erkrankung hält. Das Parlamentsmitglied erklärte zu Beginn seiner Anfrage die Erkrankung. Er erläutert, dass MCS-Kranke auf Pestizide, Desinfektionsmittel, künstliche Parfüme, Deodorants und Raumluft-Erfrischer, bedrucktes Papier, Tinte, Kunststoffe, Medikamente, Betäubungsmittel, Textilien und Kleidung und alles, das man aus Erdöl oder Erdgas herstellen kann, reagieren und dies selbst in geringfügigster Konzentration.

Der Parlamentarier fuhr in seiner Beschreibung fort, dass Multiple Chemical Sensitivity eine der schlimmsten Krankheiten der Welt sei. Sie führe zur vollständigen Behinderung, und damit zu einer vollständigen Isolation und mache es unmöglich, auf irgendeine Art am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Oreste Rossi ging in seiner Anfrage auch auf die Situation MCS-Kranker in den USA ein, da die Krankheit dort schon länger im Brennpunkt der Diskussion steht und die Erkrankten bereits über Rechte verfügen. Er lies das EU Parlament wissen, dass MCS in den Vereinigten Staaten (wo es 35 Millionen Erkrankte gibt) eine anerkannte Krankheit sei, man sich in Italien jedoch seit einigen Jahrzehnten weigere, MCS in das Register der seltenen Erkrankungen aufzunehmen, und so blieben die Patienten unsichtbar in Bezug, was ihre Rechte angehe. Dieses Problem noch länger zu ignorieren würde das Eingeständnis darstellen, dass es immer noch Bürger zweiter Klasse gibt, denen man das Recht auf Gesundheit verwehrt.

Der italienische Parlamentarier teilte in seiner Anfrage mit, dass er davon ausgehe, dass in seinem Land rund 4 000 Menschen unter MCS leiden. Seine gezielte Frage an das EU-Parlament galt der Versorgung MCS-Kranker in Italien, da die Krankheit dort, im Gegensatz zu Deutschland und einigen anderen Ländern, bislang nicht im ICD-10 aufgenommen ist.

Oreste Rossi stellte dem EU-Parlament die Frage, ob die Kommission beabsichtige, Menschen in den Mitgliedstaaten, die an MCS leiden, auf vorbildliche Weise die notwendige Unterstützung und eine angemessene Versorgung zu gewähren.

In einer zweiten Frage wollte er wissen, ob die Kommission die nötigen Schritte einleiten werde um sicherzustellen, dass MCS in die nationalen Listen der Seltenen Erkrankungen aufgenommen werden kann und dass Patienten von allen finanziellen Beiträgen für Diagnose und Behandlung freigestellt werden.

Antwort des EU-Gesundheitsausschusses

Am 18. November 2009 erfolgte die Antwort der EU-Kommission durch die Vorsitzende, Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Gesundheit.

Die EU-Kommissarin teilte dem italienischen Parlamentarier mit, man sei sich bewusst, was Multiple Chemical Sensitivity für die Patienten, die daran leiden, bedeutet. Diese Erkrankung werde auf internationaler Ebene im ICD (International Classification of Diseases) als unspezifische Allergie aufgeführt. Dies sei eine Gruppe verschiedener Erkrankungen, von denen viele eine größere Prävalenz (Häufigkeit des Vorkommens) besitzen, als der Schwellenwert für Seltene Erkrankungen, der auf EU-Ebene mit weniger 5 von 10.000 Einwohner festgelegt sei, wie dies in der Kommissions- Mitteilung zu Seltenen Erkrankungen ausgeführt sei.

Die EU-Kommissarin ließ in ihrer Antwort wissen, dass diese Mitteilung eine Gesamtstrategie der Gemeinschaft für Seltene Erkrankungen darstelle, auch solche wie seltene Formen von MCS.

Die Strategie umfasse den Austausch von Informationen zu Seltenen Erkrankungen über bestehende Europäische Nachrichten-Netzwerke und die Entwicklung von Strategien und Mechanismen für den Informationsaustausch und die Koordination auf EU-Ebene, um die Arbeit und grenzüberschreitende Kooperation anzuregen. Man wolle die Anerkennung und Sichtbarkeit von Seltenen Erkrankungen verbessern, mehr Forschung zu Seltenen Erkrankungen anregen und Zentren der Expertise und Fachleute in verschiedenen Ländern zusammenbringen. Dies solle durch die Einrichtung Europäischer Referenz-Netzwerke geschehen, um Wissen und Expertise auszutauschen und um gegebenenfalls sagen zu können, wohin sich Patienten wenden können, wenn es nicht möglich ist, ihnen solche Expertise zugänglich zu machen.

Forschung über Wechselbeziehungen zwischen Umwelt-Risikofaktoren und der Gesundheit des Menschen, erläuterte die EU-Kommissarin, würden im Siebten Forschungs-Rahmenprogramm gefördert. Auf diesem Gebiet geförderte Projekte sollen ein besseres Verständnis wissenschaftlicher Unsicherheiten über die Wirkung von Umwelt-Stressoren auf die menschliche Gesundheit ermöglichen. Solches Wissen könne potentiell für umweltbedingte Erkrankungen wie Multiple Chemical Sensitivity von Nutzen sein. Die EU-Kommissarin für Gesundheit teilte abschließend mit, dass die Kommission durch ihr Forschungs-Rahmenprogramm (FP7) auch für die klinische und physiopathologische Definition von MCS Unterstützung bereitstellen könne. Dies würde helfen, die Prävalenz und die verschiedenen Formen von MCS, einschließlich der seltenen Formen, besser zu definieren und zu überprüfen.

In Bezug auf die Zuständigkeit ließ die EU-Kommissarin wissen, dass die Festlegung einer bestimmten Erkrankung als selten in einem Mitgliedstaat den nationalen Behörden obliege. Dies hänge jedoch von der besonderen Prävalenz der besagten Erkrankung in jenem Land ab. Außerdem falle in der EU die Bereitstellung von Gesundheitsvorsorge in die alleinige Verantwortung eines Mitgliedstaates. Daher müsse Italien selbst herausfinden und entscheiden, wie man Diagnose, Behandlung und Pflege, einschließlich Schmerzversorgung, für MCS bereitstelle.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. Januar 2010

Literatur:

  • Oreste Rossi (EFD) Anfrage P-5468/2009 EU-Kommission, 4 November 2009
  • Androulla Vassiliou, Antwort der EU-Kommission durch die Vorsitzende, EU-Kommissarin für Gesundheit, 18. November 2009

Umweltmedizinische Leistungen durch die Krankenkasse erstattet

Arzt und Patient oft hilflos weil Krankenkassen nicht zahlen

Patienten, die an einer Umweltkrankheit leiden, benötigen oft spezifische Diagnostik und ganz spezielle Therapien. Erstattung umweltmedizinischer Diagnostik, fallspezifischer Behandlungen und Hilfsmittel können den Gesundheitszustand des Erkrankten oft stabilisieren und Chronifizierung verhindern.

Thommy’s Blogfrage der Woche

  • Hat Eure Krankenkasse umweltmedizinische Diagnostik übernommen?
  • Wie steht es mit umweltmedizinischen Behandlungen beim Umweltarzt oder einer Therapie in einer Umweltklinik, half Euch die Krankenkasse?
  • Oder bekamt Ihr nur Steine in den Weg gelegt?
  • Musstet Ihr kämpfen um eine Therapie? Vielleicht sogar vor Gericht gehen?
  • Mit welcher Begründung wurden Eure Anträge abgelehnt?
  • Wurden Euch Hilfsmittel wie z.B. Sauerstoffgerät, Luftfilter, Aktivkohlemaske, Spezialbett genehmigt?
  • Wurden Euch in den letzten 12 Monaten Hilfsmittel, umweltmedizinische Diagnostik oder Therapien zugebilligt?

Berichtet uns über Eure Erfahrungen mit der Erstattung umweltmedizinischer Leistungen durch die Krankenkasse.

Erfahrungen einer MCS Patientin in der Umweltklinik EHC-Dallas

MCS Patientin in einer Umweltklinik in den USA

Diagnostik und Therapie in der Umweltklinik EHC – Dallas

Manuela’s Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends und es gab nur eine Alternative nachdem in Deutschland keine Hilfe für sie gab, ihre Freunde, ihre Famile legte zusammen und ermöglichte ihr einen eine Therapie in der amerikanischen Umweltklinik von Prof. Rea, dem EHC-Dallas. Nachfolgend berichtet sie uns wie es ihr zuvor erging, welche Diagnosen sie hatte und welche Behandung und Diagnostik in der renommierten Umweltklinik durchgeführt wurden.

Plötzlich ging es immer schlechter…

Seit Ende Oktober des vergangenen Jahres hatte und habe ich mit vielschichtigen gesundheitlichen Beschwerden zu kämpfen, die mich fortlaufend an den Rand der Erschöpfung brachten. Besonders gravierend waren dabei massive Verdauungsprobleme (ständig Durchfall, Blähbauch und Brennen im Magenbereich). Dem vorausgegangen waren drei Ereignisse, die ich nicht einordnen konnte: Bei der Vorbereitung zu einer ambulanten OP im Uterus (Entfernung eines Polypen) bekam ich sehr starke Atemnot. Einige Wochen später bekam ich am linken Unterarm eine sehr starke Nesselsucht, die man als mögliche Wiesendermatitis diagnostizierte und die sehr langsam abheilte. Anfang Oktober trank ich im Rahmen eines Gaststättenbesuchs 2 Gläser Wein, die mich seltsamerweise stark betrunken machten. Heute weiß ich, dass das alles Vorboten meiner Erkrankung waren.

Diagnostik und weitere Abwärtsspirale

Ende des Vorjahres stellten sich eine Reihe von Lebensmittelunverträglichkeiten ein. Davon wurden von einem Allergologen lediglich eine leichte Fructoseintoleranz diagnostiziert. Eine Magenspiegelung im Februar 2009 ergab eine leichte chronische Magenschleimhautentzündung, sonst keine auffälligen Befunde. Eine Histaminintoleranz wollte man auf Grund der Laborwerte der Blutuntersuchung nicht in Betracht ziehen, obwohl ich gerade die histaminhaltigen Lebensmittel mit Abstand am schlechtesten vertrug.

Beschwerden über Beschwerden

Unter folgenden Symptomen litt ich besonders: Ständige allgemeine Erschöpfung und Schwäche, trotz Einnahme von Speisen nach dem Essen starke Hungergefühle und das Empfinden, unterzuckert zu sein, Muskelschwäche und Muskelzuckungen an den verschiedensten Stellen im Körper, Gelenk- und Muskelschmerzen, Sehstörungen, Dauerdurchfall, Gedächtnisprobleme, Schwindel,…

Pilze

Ich war vor ca. 4 Jahren schon einmal an einer Darminfektion mit Candida albicans und Candida glabrata erkrankt. Die gleichen diesbezüglichen Symptome einer Darminfektion hatte ich wieder, ohne dass durch Stuhlproben ein Befall nachgewiesen werden konnte. Erst eine Blutuntersuchung beim Hautarzt im August 2009 ergab, dass ich im Blut Antikörper gegen Candida albicans hatte. Ich möchte noch dazu sagen, dass ich seit meiner Kindheit unter den Befall von Nagelpilz und Allergien leide. Vor 2 Jahren wurde bei mir eine Polyallergie und Asthma diagnostiziert. Ca. zwei Jahre lang machte ich auch eine Desensibilisierung mit, die zwar teilweise Erfolg hatte, aber seit dem Auftreten der genannten Beschwerden überhaupt nicht mehr vertragen wurde. Offenbar reagierte ich auch auf die Konservierungsstoffe des verwendeten Materials. Des Weiteren leide ich an einer Skoliose in den Bereichen der BWS und HWS.

Kaum noch Nahrungsmittel tolerierbar

Meine Lebensmittelunverträglichkeiten hatten sich so ausgeweitet, dass ich mich seit Jahresbeginn nur noch von Hirse, Amaranth, Quinoa, Kamut, Vollkornreis, Dinkel, Hühnerfleisch und Pute, sowie Kokosfett, Butter, Rapsöl und Olivenöl ernährte. Innerhalb von 3 Monaten verlor ich 10 kg Gewicht.

Reaktionen auf Chemikalien stellten sich ein

Seit dem Sommer des Jahres stellte sich bei mir eine Überempfindlichkeit gegenüber Düften und Gerüchen ein, besonders gegenüber Parfüms und Duftstoffen in Körperpflegemittel, Kosmetika, Haarpflegemittel, Waschpulver, Reinigungsmittel, Weichspüler, Benzin, Rauch, Tabakrauch, Ausdünstungen von Polstermöbeln und Farben und Lacken. Ich reagiere seitdem auf diese Gerüche sofort mit sehr starken Schwindel, Kreislaufproblemen. rauschartigen Zuständen, Sehstörungen und schließlich mit Gelenkschmerzen und Brennen im Magenbereich.

Statt Verständnis Verhöhnung

Ich muss bedauerlicherweise sagen, dass mich kein Hausarzt mit meinen Beschwerden ernst nahm. Teilweise wurde mir sogar höhnisch empfohlen, ich solle das Leben genießen, ordentlich essen und mal abends ausgehen.

Ich bemühte mich mehrere Monate lang um die Aufnahme in der Umweltklinik in Neukirchen, die von allen Krankenkassen anerkannt wird. Meine Krankenkasse war sogar bereit, die Behandlung zu übernehmen, außer den Fahrtkosten. Aber zwei Hausärzte hielten eine Einweisung nicht für erforderlich, obwohl sich mein Zustand weiter verschlechterte.

EHC – Dallas – Diagnostik – Therapie

Schließlich halfen mir Verwandte und Bekannte, die mir Geld liehen, so dass ich im weltbekannte Environmental Health Center  – Dallas in Texas eine umfangreiche, intensive Diagnostik und Therapie unter Leitung von Dr. Rea wahrnehmen konnte.

Testraum in der Umweltklinik EHC-Dallas, emaillierte Wände, Luftfilter, Duftstoffverbot, etc. Dort wurde u.a. festgestellt, dass ich gegenüber fast allen Lebensmitteln allergisch bin. Eine starke Allergie besteht auch gegenüber Schimmelpilzen, Hund und Katze, und das in fast allen Parfüms verwendeten Orris Root (Veilchenwurzel). Es wurde festgestellt, dass mein ganzer Körper entzündet ist, besonders die Schleimhäute, Blutgefäße und Muskeln. Die venösen Gaswerte meines Blutes sind zu hoch. Mein Körper ist stark mit Arsen, Blei und Cadmium belastet. Kurz gesagt: Ich habe MCS! Mein Zustand rührt einerseits von Umweltgiften her und wird andererseits durch meine Skoliose sehr begünstigt, die fortlaufend zu Nervenquetschungen führt. 3 Autounfälle haben diesbezüglich noch verschärfend gewirkt. Dadurch ist mein vegetatives Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen worden. Außerdem wurde ein erneuter Befall meines Darmes mit Candida albicans festgestellt. Das festzustellen war dem medizinischen Personal in Deutschland nicht möglich oder sie sollten es nicht feststellen, denn die Weigerung, tiefgründigere Untersuchungen an mir vorzunehmen oder mich in eine Umweltklinik einzuweisen, lassen den starken Verdacht auf ein vorsätzliches Handeln erkennen.

Schlafzimmer für Umweltkranke in einem Apartment Ich wohnte in Dallas in einem schadstofffreien Apartment mit ganz purer Ausstattung. Es lag nicht weit von der Klinik entfernt. Man wird mit einem Shuttle Service in die Klinik gebracht oder kann mit anderen mitfahren. Luftfilter, Duschfilter und Wasserfilter, alles war im Apartment für Umweltpatienten vorhanden um dafür zu sorgen, dass man seine Symptome in der reinen Umgebung abbaut. Das ist auch ein Teil der Therapie und man merkt schnell wie gut einem eine pure Wohnumgebung bekommt.

Zuhause konsequent weiter nach Plan

Gegen eine Reihe von Lebensmittel, auf die ich allergisch reagiere, erhielt ich so genannte Antigene, die ich mir seit dem 21.09.09 vierzehn Tage lang täglich und dann später aller vier Tage spritzen muss. Diese bewirken eine Desensibilisierung. Im Gegensatz zu deutschen Desensibilisierungsmaterial sind diese völlig frei von Konservierungsstoffen. Ihre Haltbarkeit wird durch Einfrieren gewährleistet. Des Weiteren muss ich mir jeden 4. Tag eine Desensibilisierung auf Histamin und Serotonin spritzen, welches ich bei Reaktionen auf Lebensmitteln und Duftstoffen zudem bis 4-mal täglich insgesamt spritzen kann. Dr. Rea hatte durch seine Forschungen festgestellt, dass Menschen mit der Symptomatik, wie sie bei mir vorliegt, ein Histamin aufweisen, was nicht richtig funktioniert. Aus meinem Blut wurden T-Zellen entnommen, die dann gezüchtet und so bearbeitet wurden, dass sie nicht mehr überschießend auf Allergene reagieren. Diese Substanz – ALF genannt – muss ich mir ebenfalls jeden 4.Tag spritzen. Diese ganze fortführende Selbst-Behandlung dauert ein Jahr. Sollten die genannten Spritzen nicht ausreichen, um die Reaktionen zu beseitigen, soll ich zudem Bi-Salze nehmen (es gibt auch noch Tri-Salze, dass in ihm enthaltene Natriumbicarbonat [Sodium] vertrage ich aber nicht).

Zur Entgiftung und Stärkung des Körpers nehme ich eine ziemlich hohe Dosis von Vitamin A (in Form von A-Palmitat und  Betacarotin), Vitamin B-Komplex (welches nicht, wie in Deutschland üblich, auf Schimmelbasis hergestellt sein darf) und Vitamin C (hier vertrage ich jedoch viele Sorten nicht), sowie Calcium, Magnesium, Taurin.

Pure Nahrung und Wasser

Ich darf nur noch gute Biokost nach einem konsequent einzuhaltenden Rotationsplan im viertägigen Rhythmus zu mir nehmen. Die mir zur Verfügung stehenden bzw. vom Ernährungsberater verordneten Nahrungsmittel zwingen mich, drei mal am Tag warme Mahlzeiten zu kochen. Das Trink- und Duschwasser muss gefiltert werden. Durch das Filtern des Duschwassers habe ich kein Hautjucken nach dem Duschen mehr. Ich sollte im EHC-D möglichst täglich eine Sauna aufsuchen, da dadurch der Körper sehr entgiftet. Das soll ich auch zu Hause weiter fortführen. Vor dem Saunabesuch sollte ich anfänglich 25mg Niacin, später dann 50mg einnehmen, weil dadurch die Entgiftung verbessert wird.

Saubere Luft –  Sauerstoff als Therapie

MCS Patientin bei der Sauerstofftherapie in der UmweltklinikDie Wohnungsluft muss ständig durch Luftfilter gereinigt werden. Täglich sollte ich auch eine jeweils zweistündige Sauerstofftherapie wahrnehmen.

Diese Sauerstofftherapie bewirkte wahre Wunder. Sie führte jeweils zu einer völligen Entkrampfung meines Körpers. Ich konnte klarer denken und war nicht mehr so vergesslich. Sofort spürte ich, wie meine Entzündungen im Körper aufhörten. Auch diese Sauerstofftherapie soll ich zu Hause fortführen. Außerdem inhalieren Menschen mit meinem Erkrankungsbild sofort Sauerstoff, sobald sie Unverträglichkeitsreaktionen durch Gerüche und Lebensmittel wahrnehmen, sowie, wenn die Entgiftungsreaktionen stark sind.

Resümee

Zusammenfassend kann ich sagen, dass im EHC-D sich mein Gesundheitszustand wesentlich verbessert hat. Aber ich stehe erst am Anfang des Weges, der konsequent weitergeführt werden muss. Leider wird man dabei in Deutschland nicht unterstützt. So muss ich derzeit stark darum kämpfen, dass ich die Sauerstofftherapie weiter durchführen kann. Jeder Tag, auf den ich mit dieser Therapie länger warten muss, wirkt sich auf meine Genesung kontraproduktiv aus. Das spüre ich bereits jetzt, indem die Entzündungen wieder zunehmen.

Autor: Manuela für CSN – Chemical Sensitivity Network, 2. Oktober 2009

Laktoseintoleranz und Allergien treten bei Kindern oft gleichzeitig auf

Die Milch macht’s - manche Kinder macht sie krank

Laktose Malabsorbtion und Symptome, die mit Laktoseintoleranz in Zusammenhang stehen, sind bei Kindern mit Darmbeschwerden recht weit verbreitet. Wissenschaftler aus Polen wollten wissen, ob Allergien und Probleme mit der Toleranz von Laktose häufig auch gleichzeitig auftreten.
 
Laktoseintoleranz – Allergien
Laktoseintoleranz ist das Ergebnis eines Laktasemangels oder des völligen Fehlens von Laktase, bzw. einer Laktosemalabsorbtion. Ein weiterer verbreiteter Problemfaktor, der erschwerend hinzukommen kann, sind herkömmliche IgE vermittelte Nahrungsmittelallergien. Bei Allergien entwickelt ein Patient spezielle Antikörper gegenüber einem Allergen. Laktoseintoleranz und Nahrungsmittelallergien können auch zusammen auftreten, was zu erheblichen Komplikationen bei einem Patienten führen kann.
 
Intoleranz oder Allergie, oder gar beides?
Ein Wissenschaftlerteam aus Polen führte hierzu eine Studie mit Kindern unter fünf Jahren und bei Kindern über fünf Jahren durch, um zu ermitteln, ob das Problem Laktoseintoleranz und Nahrungsmittelallergien häufig gleichzeitig auftritt. Ingesamt nahmen an dieser Studie 87 Kinder mit Nahrungsmittelallergien im Alter von 7 Monaten bis 18 Jahre teil. Die Mediziner erstellten eine ausführliche Anamnese, führten u.a. Atemtests zum Ermitteln von Laktoseintoleranz durch und untersuchten die Laktaseaktivität als auch das Vorliegen einer Zottenatrophie im Darm.
 
Probleme durch Laktose weit verbreitet bei Kindern
Als Ergebnis ermittelten die Wissenschaftler aus Polen, dass fast ein Viertel (28%) der allergischen Kinder über 5 Jahren eine verminderten Laktoseaufnahme aufwiesen. Bei den Kleinkindern mit Allergien unter 5 Jahren waren es vergleichsweise wesentlich weniger, nämlich nur 5%. Beim Atemtest war es ähnlich, auch da schnitten die Kinder über 5 Jahre wesentlich schlechter ab. 10% der Kleinkinder hatten positive Resultate beim Atemtest, und bei den älteren Kindern über 5 Jahren waren es auch hier über ein Viertel der Patienten (26%). Zottenatrophie wurde bei 41,38% der jüngeren Patienten festgestellt, bei den Kindern über 5 Jahren fiel der Prozentsatz geringer aus, hier waren knapp 18% betroffen.
 
Diagnostik, Konsequenz und eine gute Diät helfen
Eltern mit Kindern, die unter Allergien leiden und Darmprobleme haben, sollten aufgrund dieser Feststellungen beim Arzt überprüfen lassen, ob die Beschwerden vielleicht auch gleichzeitig durch Probleme mit Laktose ausgelöst werden.
 
Als Therapie ist bei absoluter Laktoseintoleranz nur Karenz zu Milchprodukten möglich. Ausweichen kann man zu Soja-, Hafer-, Reis-, Gersten-, und Mandelmilch. Bei Kindern, die zu vielen Allergien neigen, wird von Umweltmedizinern häufig geraten, eine Rotationsdiät einzuhalten, damit die Toleranz zu einem bisher tolerierten Nahrungsmittel möglichst lange erhalten bleibt. Liegt Laktasemangel vor, kann dieser in vielen Fällen durch Zuführen von Laktase ausgeglichen werden.
 
Insbesondere bei Kindern mit weitreichenden Allergien und gleichzeitiger Laktoseintoleranz sollte von einem Arzt oder einem Ernährungsberater ein Diätplan erstellt werden, um Ernährungsdefiziten durch Mangelernährung entgegenzusteuern. Dies ist gerade in der Wachstumsphase von höchster Bedeutung. Viele Krankenkassen beschäftigen sogar Ernährungsberater, die einen individuellen Diätplan erstellen können.
 
Autor:
Silvia K. Müller , CSN – Chemical Sensitivity Network, 19. Januar 2009

 

Literatur:

Hutyra T, Iwańczak B., Determination of lactose intolerance frequency in children with food allergy, Pol Merkur Lekarski. 2008 Oct;25 (148):340

Umweltambulanz einer Krankenkasse findet Schadstoffe als Ursache von Krankheiten

Schadstoffbelastung in Häusern führt oft zu Krankheit

Umweltkrankheiten sind auf dem Vormarsch. Eine deutsche Krankenkasse hat dies erkannt und zum Wohle ihrer Mitglieder eine Umweltambulanz gegründet, die nach den Ursachen von Atemwegserkrankungen, Müdigkeit, Augenreizungen, Kopfschmerzen und Anfälligkeit für Infektionen sucht und tatkräftig Hilfe anbietet. Ganz das Gegenteil vieler universitärer Umwelt-ambulanzen, die sich offensichtlich darauf verlegt haben, die Existenz von Umweltkrankheiten in Abrede zu stellen oder vehement der Psyche zuzuordnen.

Ursache bekannt: Wohngifte, Schadstoffe
„Atemwegserkrankungen, Müdigkeit, Augenreizungen, Kopfschmerzen, Allergien und Anfälligkeit für Infektionen. Diese Erkrankungen haben alle etwas gemeinsam: Sie alle sind die häufigsten Beschwerden, die durch Wohngifte und Schimmelpilze entstehen.“ So steht es in der Beschreibung der Umweltambulanz der IKK Niedersachsen zu lesen. (1)

Helfen und sparen, statt Patienten im Regen stehen zu lassen
Aussagen von Umweltkranken und Statistiken nach zu urteilen ist es schwer, überhaupt einen Arzt zu finden, der Beschwerden dem Kontakt mit Umweltschadstoffen zuordnen kann. Für Krankenkassen kann dies teuer werden, denn zwangläufig geht der Patient auf der Suche nach Hilfe von Arzt zu Arzt. Viele Beschwerden chronifizieren, weil die Ärzte zwar alle Möglichkeiten der Diagnostik ausnutzen, aber dennoch zu keinem konkret verwertbaren Ergebnis kommen, um den Patienten zu helfen. Es fehlt an spezifischem Fachwissen zum Erkennen umweltbedingter und schadstoff-induzierter Erkrankungen. Mancher Patient kann daher eine Odyssee von über 50 Ärzten und Kliniken aufweisen.

Eine Umweltambulanz geht Ursachen auf den Grund
Früher führte ein Hausarzt noch Hausbesuche durch und kannte dadurch das Lebensumfeld seiner Patienten. Dieser häusliche Kontakt ist heutzutage nicht mehr möglich, und ein Arzt kann in seiner Praxis zwar den Verdacht erheben, dass eine Erkrankung vom Wohnraum herrühren kann, aber dann sind ihm die Hände weitgehend gebunden. Die IKK Umweltambulanz Niedersachsen schreibt dazu: „Ohne genaue Kenntnis der Wohnbedingungen der Patienten kann der Arzt keine weiteren Rückschlüsse ziehen, denn die labormedizinischen Untersuchungen allein bringen nicht die gewünschte Klärung.“

Die Krankenkasse bietet an, dass in einem solchen Fall die Ärzte ihre Patienten an die Umweltambulanz verweisen können. Die Umweltambulanz übernimmt dann die Aufgabe, den häuslichen Bereich der Patienten umfassend zu untersuchen.

Die Aussagen einer der Experten der IKK Umweltambulanz machen Sinn:
„Nach Betrachtung der gesundheitlichen Probleme der Betroffenen inspizieren wir bei einer Wohnungsbegehung alle Räume vom Keller bis zum Dachstuhl. Wir ermitteln mögliche Quellen für Schadstoffe oder Feuchtigkeit durch orientierende Messungen, durch Materialproben oder Probennahmen der Raumluft“, erklärt Diplom-Chemieingenieur Christian Tegeder von der Umweltambulanz der IKK Niedersachsen.

Schadstoffquellen, die Krankheiten auslösen können, gibt es tatsächlich in vielen Wohnungen, wie an einem der von der IKK beschriebenen Beispiele, dem Formaldehyd, deutlich wird:

„Formaldehyd ist ein sehr bekannter Schadstoff. Er gast insbesondere aus Spanplatten aus, die in Möbeln, Paneelen, Fußböden oder Trennwänden verwendet werden. Hohe Ausdünstungen von Formaldehyd können zu Schleimhautreizungen, Kopfschmerzen, chronischen Erkältungen und Allergien führen.“

Schimmel – kein Problem
Ein weiteres rasant wachsendes Innenraumproblem durch abgedichtete Häuser ist Schimmel. Die Umweltambulanz verfügt daher sogar über einen eigenen schwedischen Spürhund, der speziell für die Suche nach versteckten Schimmelpilzen und Bakterien ausgebildet wurde. Die Proben werden anschließend im eigenen Labor untersucht. Ist das Ergebnis positiv, wird der Patient nicht mit einem Laborbogen alleine gelassen, sondern bekommt konkrete Sanierungsvorschläge. Die IKK Niedersachsen ist vorbildhaft, denn sie übernimmt sogar die Kosten für Anfahrt, Beratung und Begehung vollständig. Bei den Kosten für Messungen und Berichte beteiligt sich die IKK Niedersachsen an 80 % der Kosten, maximal bis zu 400 €.

Enorme Erfolgsquote
Das Konzept scheint offensichtlich komplett aufzugehen. Die IKK Umweltambulanz berichtet, dass, wenn Patienten von Ärzten an die Umweltambulanz verwiesen wurden, diese in den meisten Fällen auch Schadstoffe findet, die als Ursache für die Erkrankung in Frage kommen.

Eine Auswertung der Ärzte-Zeitung habe ergeben, dass Ärzte oftmals wirklich goldrichtig liegen, wenn sie auf die IKK Umweltambulanz verweisen:

Hautärzte lagen in 74 % der Fälle richtig, wenn sie eine Umweltbelastung als Ursache einer Hautkrankheit vermuteten, Lungenärzte lagen sogar in 88 % der Fälle richtig. Am häufigsten verweisen im übrigen Allgemeinmediziner ihre Patienten auf die Umweltambulanz, gefolgt von Kinderärzten, Internisten, Haut- und Lungenärzten. (1)

Qualitätsunterschiede bei Umweltambulanzen
Während die IKK Umweltambulanz Niedersachen durch ihre gezielte Vorgehensweise, inkl. Hausbegehungen, bei über einem Dreiviertel der Umweltpatienten fündig wird und dadurch die Situation für den Patienten verbessern kann, gibt es in anderen Umweltambulanzen gegenteilige Denkansätze und Vorgehensweisen.

In einer Veröffentlichung einiger universitärer Umweltambulanzen im Deutschen Ärzteblatt stand zwar zu lesen, dass neben der Anamnese, klinischen Untersuchung und Differenzialdiagnose nach strenger Indikationsstellung Analysen von Körperflüssigkeiten, Ortsbegehungen und Umgebungsanalysen in die Bewertung mit einzubeziehen seien, doch in der Praxis kommt man zu völlig anderen Ergebnissen als in Niedersachsen. Nur bei bis zu 15 % der Patienten gelänge es, eine relevante Exposition zu identifizieren. In 40 bis 75 % der Fälle würden andere somatische und/oder psychische Erkrankungen ohne eine nachvollziehbare oder nachweisbare Exposition diagnostiziert werden. (2)

Die Autoren gaben im Ärzteblatt deutlich zu verstehen, dass es zur Indikationsstellung wichtig sei, die Grenzen umweltmedizinischer Diagnoseverfahren zu kennen. Nur so könne ihrer Meinung nach vermieden werden, dass Untersuchungen durchgeführt werden, aus deren Ergebnissen sich keine Konsequenzen ableiten lassen und die daher weder dem Arzt noch dem Patienten weiterhelfen würden. (2)

Klinischer Alltag an universitären Umweltambulanzen
Als Bedeutung für ihren klinischen Alltag und die Therapie der Patienten gaben die Autoren im Ärzteblatt an: „Die beklagten körperlichen Beschwerden lassen sich nicht oder nicht hinreichend durch eine organische Erkrankung erklären und eine Somatisierung ist in vielen Fällen das zentrale Problem. Die Frage nach der Ätiologie von Beschwerden kann mit dieser Diagnose für den Patienten meist nicht befriedigend beantwortet werden. Auf der Basis dieser Diagnose kann man ihm jedoch unter anderem psychotherapeutische Angebote machen.“ (2)

Konträre Diagnose- und Therapieangebote
Wie konträr die Einstellung dieser universitären Umweltambulanzen gegenüber dem Angebot der IKK Umweltambulanz ist, verdeutlicht auch die Aussage des Mitautors des angesprochenen Artikels im Deutschen Ärzteblatt. Der Leiter der Umweltambulanz Giessen, Prof. Dr. Thomas Eikmann, gab in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau folgenden Einblick in seine Auffassung hinsichtlich effektiver Diagnostik und Therapie von Umweltkranken. Sein Team versuche, den Patienten andere Erklärungsmuster zu geben, „um sie aus dem Teufelskreis herauszukriegen“. So sollen sie seiner Meinung nach versuchen, Gerüche auszuhalten, „ohne gleich umzufallen. Die müssen aus der sozialen Isolierung raus.“ (3)

Auch der Leiter des Robert Koch-Institut, Dr. Dieter Eis, hat Zweifel an der Diagnose „krank durch Schadstoffe“. In der Apotheken-umschau konnte der Leser seine Meinung vernehmen: „Da tummelt sich ein breites Spektrum von Anbietern.“
„Das reicht von wissenschaftlich basierter Arbeit bis hin zu paramedizinischen Methoden“. „Wenn man saubere Befunde haben will, ist das aufwendig und schwierig“, erläutert Eis. „Da werden viele Fehler gemacht und voreilige Schlüsse gezogen.“ (4)

Mit einer Aussage von Thomas Eikmann von der Umweltambulanz Giessen schloss den Artikel in der Apothekenumschau wie folgt ab:  „Krankheiten haben viele Ursachen“, erklärt Thomas Eikmann. „Schadstoffe spielen dabei nur eine begrenzte Rolle“. Eine einfache Zeitreihe widerlege, dass Alltagschemie uns immer kränker mache: „Die durchschnittliche Lebenserwartung der Deutschen steigt seit Langem – und zwar stetig und ungebremst.“ (4)

Wesentlich innovativer und effektiver sieht da die Vorgehensweise der IKK Umweltambulanz aus:  Dort hat die IKK Umweltambulanz Niedersachsen mit dem Verband des Tischlerhandwerks in Niedersachsen und Bremen gemeinsam mit weiteren Projektpartnern wie dem Beratungs- und Kompetenzzentrum „BWE Bauen Wohnen Energie“ und dem Malerverband Niedersachsen die Initiative „Gesundes Wohnen“ gestartet. Qualifizierte Fachbetriebe aus diesen Branchen beraten Patienten fachkundig zu allen Fragen rund um deren Wohnumfeld, um deren gesundheitliche Situation zu verbessern.

Auf die Frage, ob Schadstoffquellen wie bspw. Holzdecken oder verschimmelte Dämmstoffe sofort entfernt werden müssen, gab der Experte der IKK Umweltambulanz zur Antwort:

„Meistens ja. Belastete Paneele, schimmelige Wandverkleidung, Laminat oder Spanplatten müssen raus und ersetzt werden. Die Erfahrung zeigt: Wer seine Wohnräume auf Schadstoffe untersuchen lässt, hat oft schon seit Jahren gesundheitliche Probleme. Man sollte die Ursachen also klären lassen und dann zügig und vor allem fachgerecht beseitigen. Am besten von einem Betrieb, der sich als Fachbetrieb für gesundes Wohnen hat zertifizieren lassen.“ (1)

Schadstoffbedingte Krankheiten: Akzeptieren und Handeln spart Unsummen
Das Konzept der IKK, Schadstoffe als Ursache für Beschwerden der Patienten ernst zu nehmen, geht jedenfalls auf, wie die Erfolge bestätigen. Es sollte Schule machen, denn es hilft im beträchtlichen Maße, die leeren Taschen der Krankenkassen zu schonen. Nicht nur das, wie viel Gesundheit kann zurück gewonnen oder Chronifizierung von Krankheiten entgegengesteuert werden, wenn die richtige Diagnose zügig gestellt wird und darauf folgend bspw. eine sachgemäße Sanierung eingeleitet wird.

Eine Erhebung der staatlichen kanadischen Umweltklinik in Nova Scotia bestätigt die Richtigkeit und Effizienz solcher gezielten Herangehensweise, des Akzeptierens der Existenz von schadstoffbedingten Umweltkrankheiten und deren adäquater Behandlung:

Der gesamte jährliche Rückgang der Arztkonsultationen während der Jahre seit der ersten Konsultation der Umweltklinik in Fall River bis 2002 lag bei der Gruppe im Jahr 1998 bei 9,1%, bei der Gruppe von 1999 bei 8% und bei der Gruppe von 2000 bei 10,6%, verglichen mit 1,3% bei der Gesamtbevölkerung von Nova Scotia. Bei der Patientengruppe von 1998 lag die Reduzierung der Arztbesuche bei den Patienten mit den meisten Symptomen vor der Therapie sogar bei 31% in den Folgejahren nach der Behandlung in der Umweltklinik. (5)

Bleibt zu hoffen, dass das Konzept der IKK Umweltambulanz Nachahmer findet und ein gewaltiges Umdenken an so mancher universitären Umweltambulanz in Deutschland stattfindet.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 29.12.2008

Anm:
Dieser Artikel dient ausschließlich der Information und ist nicht als Werbung für die IKK Krankenkasse zu verstehen. Es bestehen keine Verbindungen oder Abhängigkeitsverhältnisse.

Literatur:
1. IKK Umweltambulanz, Umweltambulanz der IKK Niedersachsen, Stand www. Dez. 2008
2. Klinische Umweltmedizin, Clinical Environmental Medicine, Dtsch Arztebl 2008; 105(30): 523-10000, DOI: 10.3238/arztebl.2008.0523
3. Frauke Haß, Wenn Parfum zur Ohnmacht führt. Manche Menschen vertragen keine Chemikalien, Frankfurter Rundschau, 3.11.2007
4. Apothekenumschau, „Wie gesund ist unsere Umwelt?“, 15.07.2008
5. Silvia K. Müller, Adäquate Behandlung von MCS Patienten in einer Umweltklinik spart Gesundheitskosten, CSN Blog, 30.Sept. 2008