Archiv der Kategorie ‘Nahrung, Nahrungsmittelallergien‘

Pestizide – Reduktion des Einsatzes unabdingbar

Bioland: Aktionsplan der Bundesregierung unzureichend

Bioland kritisiert den jetzt von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf des „Nationalen Aktionsplans zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln“ (NAP). „Der Pestizid-Aktionsplan der Bundesregierung kann in der vorliegenden Form keinen Beitrag dazu leisten, die negativen Auswirkungen des Pestizideinsatzes auf Menschen, Pflanzen, Tiere, Böden und Gewässer nachhaltig zu vermindern. Es bedarf erheblicher Nachbesserungen“, sagt Jan Plagge, Präsident von Bioland.

EU-Vorgaben verpflichten Deutschland zu diesem Aktionsplan, mit dem die Risiken der Verwendung von Pestiziden auf Mensch und Umwelt reduziert und die Abhängigkeit vom chemischen Pflanzenschutz verringert werden soll. Anfang 2013 soll der Aktionsplan in Kraft treten. Um diese Vorgaben umzusetzen, fordert Bioland von der Bundesregierung eine grundsätzlich andere Pestizid-Politik. Nur durch ehrgeizige Reduktionsziele zum Pestizideinsatz und eine Stärkung des ökologischen Landbaus kann der Aktionsplan seine Wirkung entfalten. Weitere Instrumente sieht Bioland in der Einführung einer Pestizidabgabe und dem Verbot besonders gefährlicher Pestizide für Bienen und Insekten, insbesondere der Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide.

In einer heute veröffentlichten Stellungnahme zeigt Bioland die großen Defizite des Aktionsplans auf. Es fehlen wirksame Ziele und Maßnahmen, die tatsächliche Veränderungen im Pflanzenschutz bewirken. Gravierende Probleme wie der Rückgang der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft, die durch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln entstehen, werden nicht ernsthaft angegangen. So gibt es in Deutschland nur noch halb so viele Vögel in der Agrarlandschaft wie vor 30 Jahren. Bioland macht die intensive Landwirtschaft mit Monokulturen und hochgiftigen Pestiziden, die viele Wildkräuter und Insekten vernichten, dafür verantwortlich.

Der Biolandbau wirkt sich dagegen positiv auf die Artenvielfalt und die Umwelt aus: „Ein Ziel des Biolandbaus ist der Erhalt und die Förderung einer hohen Biodiversität in der Agrarlandschaft. Unsere Bauern setzen keine chemisch-synthetischen Pestizide ein, pflanzen Hecken und säen Wildblumenstreifen, die zahlreichen Tierarten als Lebensraum dienen“, so Plagge. Das hohe Potential des ökologischen Landbaus zur Minderung der Pestizid-Risiken wird jedoch im NAP nur unzureichend genutzt. „Die Förderung des Biolandbaus muss zentraler Bestandteil des Pestizid-Aktionsplans werden“, fordert Plagge. So könnte er einen wichtigen Beitrag dazu leisten, das Ziel der Bundesregierung in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, 20 Prozent der Agrarfläche auf Biolandbau umzustellen, in den nächsten Jahren zu erreichen (Ist-Wert sind 6 Prozent).

Autor: Bioland, Mainz, 25. Oktober 2012.

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Ein Versuch, durch eine Studie den Bio-Trend zu stoppen

Neue pseudowissenschaftliche Ergebnisse stellen den Wert ökologisch erzeugter Lebensmittel für eine gesunde Ernährung in Frage

Wer denkt, Stanford wäre über solchen Forschungspfusch erhaben, der irrt.

Forscher an der Stanford University haben eine Meta-Analyse (Auswahl und Zusammenfassung) von 17 Humanstudien und 230 Feldstudien zu Nähr- und Kontaminationswerten in unverarbeiteten Lebensmitteln (z.B. Früchte, Gemüse, Getreide, Eier, Geflügel, Rind- und Schweinefleisch) durchgeführt.

Die am 03.09.2012 in The Annals of Internal Medicine veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass „es in der veröffentlichten Literatur keinen eindeutigen Beleg dafür gäbe, dass ökologisch angebaute Lebensmittel für die Ernährung besser wären als konventionelle Lebensmittel. Der Verzehr ökologischer Lebensmittel kann unter Umständen die Belastung mit Pestizidrückständen und Antibiotika resistenten Bakterien reduzieren.“

Die Medien haben sich natürlich auf den ersten Teil des Ergebnisses gestürzt und berichteten darüber mit ihrer üblichen Vehemenz, wobei sie in vielen Fällen den zweiten Teil vollständig ignorierten. Aufgrund ihrer Überschriften müsste man tatsächlich glauben, dass ökologische Lebensmittel überhaupt keinen Vorteil brächten: „Stanford Wissenschaftler hegen Zweifel an den Vorteilen von Bio-Fleisch und Erzeugnissen“ (New York Times); „Bio-Lebensmittel sind nicht gesünder als konventionelle Produkte“ (Huffington Post); „Eine Studie fragt, wie viel besser Bio-Produkte sind“ (Houston Chronicle); „Eine Studie stellt fest, Bio- und konventionelle Lebensmittel sind was Nährwerte und Sicherheit angeht vergleichbar“ (Washington Post). Selbst in der eigenen Pressemeldung der Stanford University heißt es: „Stanford Studie ergibt wenig Belege für den gesundheitlichen Vorteil von Bio-Lebensmitteln“. [Anzumerken ist, dass auch mehrere deutsche Profi-Leistungsmedien mit entsprechenden Meldungen aufwarteten.]

Was die Studie tatsächlich sagt ist, dass sie keine „signifikanten“ oder „robusten“ Unterschiede im Nährwertgehalt von ökologischen oder konventionell angebauten Lebensmitteln gefunden haben, dass sie aber feststellten, dass Bio-Lebensmittel 30% weniger Pestizidrückstände aufweisen. Obwohl sich die Pestizidwerte im Rahmen der Sicherheitsrichtlinien der amerikanischen Umweltbehörde (EPA) bewegten, sollte darauf hingewiesen werden, dass die gesundheitlichen Auswirkungen von Pestiziden kumulativ sind und dass das, was wir als sicher erachten, nicht mit der EPA übereinstimmen muss! Wie wir z.B. am 21.08.2012 berichtet haben, können Herbizidrückstände auf genveränderten Feldfrüchten Fortpflanzungsprobleme verursachen. Eine Belastung mit Organophosphaten kann nach mehreren Studien führender Universitäten zu Frühgeburten und zu ADHD als auch zu einer niedrigeren Intelligenz bei Kindern führen.

Die Stanford Studie betonte außerdem, dass das Risiko, Antibiotika resistente Bakterien aufzunehmen, bei konventionellen Geflügel und Schweinefleisch 33% höher ist als bei ökologischem. Erinnern Sie sich an unseren Artikel über „Superbugs“ (resistente Schädlinge)? Das amerikanische Landwirtschaftsministerium rechtfertigt aufgrund solcher Lebensmittel-Sicherheitsbedenken regelmäßig die Bestrahlung und Sterilisierung von Lebensmitteln, siehe unser Bericht vom 28.08.2012 – und diese Studie zeigt im Grunde, dass Bio-Produkte nicht sterilisiert werden müssen, weil sie viel sicherer sind.

Die Meta-Analyse stellt weiter fest, dass Bio-Produkte mehr Phosphor enthalten und dass Öko-Geflügel mehr Vaccensäure und mehr organische Phenole enthalten, die eine antioxidative und krebshemmende Wirkung haben. Ein paar Studien legten nahe, daß Bio-Milch signifikant mehr Omega 3 Fettsäuren enthalten könnte.

Was die Stanford Studie ausließ ist, dass ökologisch angebaute Lebensmittel per Definition keine genmanipulierten Organismen enthalten können, so dass sie sehr viel gesünder als konventionelle Lebensmittel sind. Obwohl die Gentechnik-Industrie immer wieder betont, dass „GMOs“ sicher wären und GMO-freien Produkten gleich kommen, gibt es reichlich Belege für das Gegenteil. Ökologischer Landbau ist auch für die Umwelt gesünder, da er nicht mit den Auswirkungen großindustrieller Landwirtschaft verbunden ist (abgesehen davon, dass man mit Tieren, die zur Fleischproduktion aufgezogen werden, humaner umgeht [das finde ich als Veganer neben dem ca. 10 mal höheren Ressourcenverbrauch verlogen, da kein Lebewesen gerne stirbt]).

Charles Benbrook, PhD, Professor an der Washington State University und ehemaliger Chef-Wissenschaftler am Organic Center, der die Stanford Studie und einen Großteil der verwendeten Literatur prüfte, fand die Studie irreführend. Er wies darauf hin, dass mehrere gut entworfene Studien gezeigt haben, dass Produkte aus ökologischem Landbau höhere Konzentrationen an Antioxidanten und Vitaminen als konventionelle landwirtschaftliche Produkte enthalten. Produkte wie Äpfel, Erdbeeren, Weintrauben, Tomaten, Milch, Karotten und Getreide aus dem Ökoanbau wiesen in den meisten Studien 10 bis 30 Prozent höhere Werte verschiedener Nährstoffe auf, dazu gehören Vitamin C, Antioxidanten und Phenolsäuren.

Wie die Environmental Working Group anmerkt, widerspricht die Stanford Studie auch den Ergebnissen einer vergleichenden Analyse der Nährwerte ökologischer und konventioneller Nahrung, die von vielen für die bahnbrechendste der wissenschaftlichen Literatur angesehen wird. In dieser Studie von 2011 analysierte ein von Dr. Kirsten Brandt geleitetes Team des Human Nutrition Research Centers der Newcastle University in Großbritannien zum größten Teil dieselben Forschungsarbeiten und kam zum Ergebnis, dass Produkte aus ökologischem Landbau ungefähr 12 bis 16 Prozent mehr Nährstoffe als konventionelle Produkte enthalten.

Kritiker der Studie haben auch sehr schnell auf methodologische Schwächen der Studie hingewiesen.

Erstens übergeht eine Meta-Analyse (d.h. eine große Anzahl von Studien auf Übereinstimmungen zu untersuchen), die Feinheiten und den Umfang der einzelnen Studien, z.B. unterschiedliche Testverfahren, geographische Gegebenheiten und Anbaumethoden. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher ökologischer Anbaumethoden und jede vorgefundene Lebensmittelprobe hängt von Boden ab, auf dem sie gewachsen ist. Chinesische Erde weist z.B. einen notorischen Mangel an Selen auf und der tritt auch in den Nahrungsmitteln zutage. Dies erschwert es, anhand einer Sichtung vieler verschiedener Studien verallgemeinernde Aussagen zu treffen.

Zweitens, wenn Forscher Studien für eine Meta-Analyse auswählen, steht es ihnen frei auszuwählen, was immer sie wollen – und alles auszulassen, dass ihre Schlussfolgerungen nicht stützt. Z.B. kam eine Studie im Jahre 2010 von Wissenschaftlern der Washington State University zum Ergebnis, dass Erdbeeren aus ökologischem Anbau mehr Vitamin C als konventionelle enthalten. Dr. Crystal Smith-Spangler aus dem Stanford Team sagte, dass diese Studie irrtümlich bei der Analyse übersehen wurde, doch sie bezweifelte, daß sie das Ergebnis verändert hätte, wenn sie zu den 31 anderen Studien, die den Vitamin C Gehalt untersuchten, dazu genommen worden wäre!

Dieser Kommentar unterschlägt völlig, dass jene Chemikalien die [in den USA bisher] zur Behandlung von konventionellen Erdbeeren verwendet werden, zu den gefährlichsten überhaupt gehören. So ignoriert die Diskussion über den exakten Vitamin C Gehalt in der Frucht das Allerwichtigste, dass konventionelle Erdbeeren wegen ihrer Belastung mit einem bekannten Gift gemieden werden sollten.

Drittens gab es keine Langzeitstudien zu den gesundheitlichen Auswirkungen, die den Verzehr von ökologischen und konventionellen Lebensmitteln vergleichen. Die Dauer der Humanstudien variierte von zwei Tagen bis zwei Jahren. Die meisten der gesundheitlichen Auswirkungen brauchen sehr viel länger, um sichtbar zu werden.

Wir sehen wieder einmal, wie sich die Medien das Spektakulärste herauspicken, als ob dies für die ganze Studie repräsentativ wäre, und wie sie die wichtigsten Ergebnisse auslassen – dass ökologische Lebensmittel, was den Gehalt an Pestiziden, Antibiotika resistenten Bakterien und GMOs angeht, sehr viel sicherer sind. Die Medien machten sich auch keine Mühe damit, die Methodik der Studie einer kritischen Analyse zu unterziehen und noch viel seltener boten sie eine faire Darstellung dessen an, was die Kritiker der Studie zu sagen hatten.

AHN-USA wird jeden Herausgeber in den Medien kontaktieren und um Veröffentlichung einer Korrektur bitten. Wir holen tief Luft. Wie unsere Leser wissen, sind große Lebensmittelkonzerne nicht anders als große Pharmakonzerne große Werbekunden und die herkömmlichen Medien scheinen ihre Berichte entsprechend zu stricken.

Autor: ANH-USA, 4. September 2012
Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Artikel „New Junk Science Study Dismisses Nutritional Value of Organic Foods“ wurde von ANH-USA unter einer Creative Commons Attribution 3.0 License (Namensnennung) veröffentlicht. Für diese Übersetzung gilt CC: BY-NC-SA (Namensnennung, nicht kommerzielle Nutzung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen).

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Grobe Missstände bei Antibiotika-Einsatz in Massentierhaltungen von NRW aufgedeckt

Bundesregierung muss endlich handeln

Berlin/Düsseldorf: „Die Geflügelindustrie hat den Einsatz von Antibiotika überhaupt nicht im Griff und gefährdet damit die Gesundheit der Bevölkerung“, kommentierte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die heute veröffentlichten Studienergebnisse über Antibiotika im Tränkewasser nordrhein-westfälischer Geflügelmastanlagen. Dem unkontrollierten Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung müsse endlich ein Riegel vorgeschoben werden, forderte Weiger.

Das Verbraucherschutzministerium in NRW habe in 62 Prozent der untersuchten Puten- und Masthühneranlagen grobe Missstände beim Einsatz von Antibiotika festgestellt. So wurden mehrere Antibiotika im Trinkwasser nachgewiesen, die teilweise schon seit Jahren nicht mehr zur Behandlungen eingesetzt wurden. Die Medikamente seien im Tränkesystem der Massentierhaltungen verschleppt worden. Darüber hinaus seien auch nicht speziell zugelassene Antibiotika zum Einsatz gekommen.

Weiger: „Hauptursache für den Antibiotikamissbrauch sind die miserablen Haltungsbedingungen in den Anlagen und die fehlende Kontrolle des Medikamenteneinsatzes. Doch Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner versagt bislang bei der Aufgabe, hier gegenzusteuern. Beim geplanten neuen Tierschutzgesetz sucht man vergeblich nach besseren Tierschutzstandards. Und das Arzneimittelgesetzt lässt der Geflügelindustrie Hintertüren offen, so groß wie Scheunentore.“ Um die Verbraucher wirkungsvoll vor Antibiotikaresistenzen zu schützen, müsse Ministerin Aigner dringend nachbessern und sofort strengere Tierschutz- und Arzneimittelgesetze vorlegen. Geschehe dies nicht, müsse der Bundesrat alle Widerspruchsmöglichkeiten ausschöpfen.

Die Studienergebnisse zeigten, dass industrielle Mastanlagen mit ihren typischen Tränkesystemen beim verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika versagten, so der BUND-Vorsitzende. Antibiotikareste, die in den Tränkerohren von Riesenmastanlagen hängen blieben, würden offenbar von den Betreibern ignoriert. Dabei könnten schon Kleinstmengen an verschleppten Antibiotika Resistenzen bewirken.

„Die Untersuchung in NRW offenbart eine neue Dimension der Risiken der Agrarindustrie. Da der Einsatz der Antibiotika noch immer nicht zentral erfasst, geschweige denn flächig kontrolliert wird, haben Betreiber von Massentierhaltungen keinen Anlass, sorgfältig mit den Medikamenten umzugehen. Je schlampiger der Einsatz jedoch ist, desto eher bilden Keime Resistenzen gegen die Wirkstoffe“, sagte Weiger: Die Kontrollen müssten deshalb deutlich erhöht und im Missbrauchsfall wirksame Sanktionen erteilt werden können.

Der BUND forderte Ministerin Aigner auf, unverzüglich eine arzneigesetzliche Grundlage zu schaffen, nach der jeder Einsatz und jede Verschreibung vom Tierhalter und Tierarzt digital dokumentiert werden müssten. Ein Ampelsystem müsse Behörden automatisch und in Echtzeit ermöglichen, nachzuvollziehen, welche Betriebe zu hohe Mengen einsetzten und welche Tierärzte auffällige Mengen verschrieben. Untersuchungen wie in NRW müssten zudem auch in allen anderen Bundesländern vorgenommen werden, um die repräsentative Datenlage zu verbessern.

Autor: BUND, Reinhild Benning, BUND-Agrarexpertin, Presseerklärung vom 3. Juli 2012

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Kaffee mit Pestizid süßen?

Eine giftige Chemikalie wird als gesundheitsbewußter Süßstoff verkauft

Das amerikanische Süßmittel „Splenda Essentials“ ist angeblich für die Gesundheit gut, während es in Wirklichkeit mehr mit Pestiziden als mit Zucker gemeinsam hat.

Sucralose [E955], unter dem Markennamen Splenda verkauft, ist einfach nur chlorierter Zucker; chemisch ausgedrückt ist es eine Chlorkohlenwasserstoff-Verbindung. Die Idee dahinter ist, daß der Körper dies nicht weiter als Zucker erkennen wird. Doch wie der John Hopkins Schüler und Biochemiker Dr. med. James Bowen betont, handelt es sich bei Chlor um den „Doberman-Kampfhund der Natur – ein sehr reaktionsfreudiges, aggressives chemisches Element, dessen Anwendung vom Biozid in Bleichmitteln, in Desinfektionmitteln, in Insektiziden bis zum Giftgas des ersten Weltkrieges und zu Chlorwasserstoffsäure [Salzsäure] reicht“. Zu den bekannten Chlorkohlenwasserstoffen gehören Chlordan und DDT, ein Produkt das so schädlich ist, daß es inzwischen für die landwirtschaftliche Anwendung weltweit verboten ist.

Nun verkauft Splenda ein Produkt das Splenda Essentials heißt. In verschiedenen Rezepturen sind Vitamin B, Antioxidanten (die Vitamine C und E) oder Ballaststoffe enthalten. Das Marketing und die Werbung zielen offenbar auf gesundheitsbewußte Menschen, die sich für Vitamine und Nährstoffe interessieren – obwohl Splenda de facto hoch giftig ist und in einer gesunden Ernährung nichts zu suchen hat.

Die Werbung von Splenda behauptet, daß die Zugabe von Vitamin B1, B5 und B6 „für einen gesunden Stoffwechsel sorgen“. Das Antioxidanten-Produkt „enthält Vitamin C und E, wie jene, die in Früchten und Gemüse vorkommen“, während das Ballaststoff-Produkt (Fiber) damit beworben wird „ein Gramm gesunde Fasern“ zu enthalten. Es sollte erwähnt werden, daß das normale Splenda-Produkt bereits Fasern enthält – Traubenzucker-Pulver und oder Maltodextrin, das als Transporter für den Süßstoff dient – jedoch nur zwischen 0,5 bis 1.0 Gramm davon. Für das Ballastsstoff-Produkt haben sie diese auf ein ganzes Gramm hoch gepowert. Applaus, Applaus!

Was die Vitamine angeht, hat Splenda 20 Prozent der empfohlenen täglichen Aufnahmemenge dazu getan; was die Ballaststoffe angeht sind es 0,03 Prozent der empfohlenen Tagesmenge. Doch vergleichen wir diese Werte mit den Empfehlungen des emeritierten Wissenschaftlers, Forschers und Artzes Dr. Emanuel Cheraskin von der International Academy of Science:

B1 B5 B6 C E Fasern
RDA*
empfohlene Aufnahme
1,2 mg 5 mg 15 mg 85 mg 15 mg (22,35 IE) 32 mg
Inhalt pro Packung 0,24 mg 1 mg 3 mg 17 mg 4,5 IE 1 mg
Cheraskin (PDF) 25 mg 100-200 mg 25 mg 1,000 mg 450 IE

[*US-Empfehlungen, IE = internationale Einheiten]

Aufgrund der winzigen in einer Packung enthaltenen Nahrstoffmengen, müßte man eine unverantwortlich große Zahl an Päckchen einnehmen, um überhaupt irgend eine gesundheitliche Auswirkung zu erzielen – allerdings vorausgesetzt, man würde die Sucralose selbst nicht einnehmen! Wie wir letztes Jahr berichtet haben, verändert Splenda die Mikroflora im Darm und „ruft zahlreiche Nebenwirkungen hervor“, wie aus einer Studie der Duke University hervorgeht, dazu gehören Zunahme des Körpergewichtes (was nicht genau das ist, was man von einer „Diät-Hilfe“ erwartet) und Zunahme von Leber-Enzymen, was die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen beeinträchtigt.

In „Die lethale Wissenschaft von Splenda, ein giftiger Chlorkohlenwasserstoff“, berichtet Dr. Bowen, daß „jeder Chlorkohlenwasserstoff der vom gesunden Körper nicht sofort ausgeschieden wird, dem Prozeß des menschlichen Stoffwechsels großen Schaden zufügen kann und, letztendlich, unseren inneren Organen. Die Leber ist das Entgiftungsorgan, das sich mit den eingenommenen Giften befaßt. Chlorkohlenwasserstoffe beschädigen die Hepatozyten, die Stoffwechselzellen der Leber, und zerstören sie“.

Dr. Bowen weist darauf hin, daß das hohe Lösungsvermögen von Chlorkohlenwasserstoffen wie Splenda das Nervensystem angreift und Krebs, Geburtsfehler und eine Zerstörung des Immunsystems hervorrufen kann. Bei Versuchstieren hat Splenda Leberschwellungen hervorgerufen (was alle Chlorkohlenwasserstoffe tun) und Leberentzündung verursacht.

Unsere Kollegen von ANH-Europa weisen auf andere Nebenwirkungen bei Versuchstieren hin, welche Folge der Aufnahme von Sucralose waren: DNA-Schäden in den Organen des Magen-Darm Traktes, Zunahme normaler Zellen im Oberflächengewebe der Nieren, hämorrhagische Degeneration der Lebernierenrinde (die den Stoffwechsel von Kohlenhydraten und Fett, den Salz und den Wasserhaushalt reguliert), das Auftreten von Katarakten, ausgeprägte Störungen des Magen-Darm Traktes, sowie tote, schwangere Kaninchen und Abgänge von Kaninchen-Föten. Zu den Nebenwirkungen von Splenda auf Menschen zählen Kopfschmerzen und Migräne und eine langen Liste von Nebenwirkungen die Verbraucher berichtet haben, wie z.B. Hautausschlag und Rötungen, panikartige Erregungen, Schwindel und Benommenheit, Durchfall, Schwellungen, Muskelschmerzen, Bauchkrämpfe, Blasenleiden und Magenschmerzen.

Splenda hat Aspartam als Nummer Eins der künstlichen Süßstoffe in Lebensmitteln und Getränken ersetzt; die Popularität von Aspartam ließ nach, nachdem die Öffentlichkeit erfuhr, daß es sowohl ein Neurotoxin als auch eine verborgene Ursache chronischer Erkrankungen ist. Wie Dr. Bowen warnt, „sollten wir uns nicht wieder durch den Segens der FDA [US-Lebens- und Arzneimittelaufsicht] und der Sättigung mit Reklame täuschen lassen und die Unbedenklichkeit einer giftige Chemikalie akzeptieren. Bezüglich der potentiellen Langzeit-Toxizität für den Menschen sollten wir Sucralose zusammen mit seinem chemischen Verwandten DDT betrachten, das aufgrund seiner schrecklichen Langzeit-Toxizität nun verbotene Insektizid, die selbst in winzigen Spuren im Gewebe von Menschen, Vögeln und Säugetieren wirkt“.

Zum Online-Marketing von Splenda gehört eine Serie von Youtube-Videos, die mit „Grundlegende Wahl für ein gesundes Leben“ betitelt sind, in denen ein ADA zertifizierter, zugelassener Diätist [Amerikanischer Diätetiker Verband] präsentiert wird, der den Menschen Gesundheitsratschläge gibt – die wir besser „natürliche Gesundheit für einfache Ansprüche“ nennen könnten – wozu die Empfehlung von Splenda Essentials gehört.

ANH-USA hat wegen der irreführenden Werbung von Splenda eine Petition bei der Federal Trade Commission (PDF) [US-Handelsaufsicht] eingereicht. Splendas Marketing zielt eindeutig auf gesundheitsbewußte Menschen die sich gesund ernähren wollen, dabei wird versucht, eine giftige Chemikalie als gesund zu verkaufen.

Autor: Ohne Angabe für Alliance for Natural Health USA (ANH-USA), 21. Februar 2012
Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Artikel „Toxic Chemical Being Sold as a Health-Conscious Sweetener“ wurde unter der Creative Commons Lizenz: BY (Namensnennung) veröffentlicht. Für diese Übersetzung gilt CC: BY-NC-SA (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen).

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Wie gesund ist Bubble Tea wirklich?

Die Techniker Krankenkasse warnte am 20.04.2012 in einer Pressemeldung vor Bubble Tea, da es sich bei diesen Getränk um keinen Durstlöscher, sondern um eine trinkbare Süßigkeit handelt, die Kinder gefährlich werden könnte. Nicht nur enthalten 0,2 Liter dieses Getränks 300 bis 500 Kalorien und damit bereits ein Drittel des täglichen Kalorienbedarfs eines Kindes. Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands davor gewarnt, daß sich Kinder an den kaugummiähnlichen Fruchtsirupkügelchen verschlucken könnten. Wenn dabei die Bubbles in die Lunge geraten, kann dies sogar eine Lungenentzündung oder einen Lungenkollaps zur Folge haben.

Leider ist damit noch nicht alles zu diesem unsinnigen Modegetränk gesagt. Eine Tierstudie der UCLA (University of California in Los Angeles) vom April 2012 hat gezeigt, daß eine erhöhte Aufnahme von Fruktose die Leistungfähigkeit des Gehirnes und das Erinnerungvermögen beeinträchtigen kann. Newswise betitelte die Pressemeldung der Universität mit „Zucker macht blöd!“ und landete damit einen Hit in der Bloggerszene. So etwas soll man Kindern geben, die gerade dabei sind, Wahrnehmung und Denkvermögen zu entwickeln?

Eine weitere Frage ist, um welche Art von Zucker es sich handelt, mit dem das Basis-Teegetränk und die angeblich gesunden Bubbles gesüßt werden. Fruchtsirup kann genau so gut Fruktosesirup mit hinzugesetzen natürlichen oder künstlichen Geschmacksstoffen sein. Vorsicht ist angebracht. Juliane Wiedemeier schrieb im November 2011 in den Prenzlauer Berg Nachrichten, daß die Zutaten aus asiatischer Produktion stammen. Ob heute in Bubble Tea, der nicht in jenem gentrifizierten Schickimicki Viertel Berlins gekauft wurde, wirklich Fruchtsirup drin ist, wie ihn früher Oma selber gemacht hat, ist mehr als fraglich. Eher darf man, so wie das Zeug manchmal aussieht, künstliche Aromen und Farbstoffe und damit u.U. allergische Reaktionen erwarten. Falls jemand mit MCS Bubble Tea Erfahrung gemacht hat, bitte dazu einen Kommentar schreiben.

Wenn große Mengen absahneffizient süß gemacht werden sollen, ist Fruktosesirup nicht weit. In den USA, wo fast alles Eßbare hoch verarbeitet, mit Geschmacks- und Farbstoffen versetzt ist, wo man vergeblich versucht, diese absolut tote Nahrung durch Zugabe von Vitaminen aufzuwerten, ist dieser Fruktosesirup durch seine Allgegenwärtigkeit nicht nur die Pest, sondern gentechnisch produziert. Aus Gen-Maisstärke wird mit Hilfe von Chemikalien High Fructose Corn Syrup (HFCS) hergestellt. Da es dort keine Deklarationspflicht für GMOs gibt, sind die Verbraucher diesem Gen-Sirup blind ausgeliefert. Bei uns haben die Hersteller vor der Gentechnik-Ablehnung ihrer europäischen Kunden Angst und schreiben „gentechnikfrei“ drauf. Das ist jedoch kein zertifiziertes Gütesiegel. Gentechnik wandert unter anderem über Futter in Lebensmittel und ein Hersteller muß nur angeben, was er in das Produkt hinein getan hat. Ich habe noch nie gelesen, von welchem Zulieferer die Zutaten stammen und woher sie kommen.

Ich hoffe, daß bei uns Bubble Tea keinen amerikanischer Corn Syrup enthält. Bereits 2002 soll eine Studie gezeigt haben, daß sich gentechnisch veränderte Bestandteile aus Lebensmitteln auf Bakterien im Verdauungstrakt des Menschen übertragen können. Eine Studie von 2009 wies Leber- und Nierenschäden bei mit GMO gefütterten Ratten nach, eine neuere Studie von 2011 bestätigte dies. Es ist nicht auszuschließen, daß sich der Schaden, den GMOs anrichten, beim Menschen erst nach Generationen zeigen wird. GMOs sind ein Geschäftsmodell zur Kontrolle der Agrar- und Lebensmittelmärkte und zur Umsatzsteigerung von Pestiziden und haben nichts mit nachhaltiger Ernährung, oder gar mit einer Bekämpfung des Welthungers zu tun. Wen wundert, daß gerade so ein Großverdiener wie Bill Gates, der den PC-Software Markt unter seine Kontrolle gebracht hat, sich nun auch für GMOs stark macht.

Auf noch etwas muß unbedingt hingewiesen werden, wenn es um ein kalorienhaltiges Getränk geht. Es wird immer vor einer zu hohen Kalorienaufnahme gewarnt, weil dies Übergewicht und noch gefährlichere Erkrankungen zur Folge haben kann. Es ist beschämend, wie lange die Schulmedizin braucht, bis sie neuere Forschungsergebnisse zur Kenntnis nimmt. Bei Übergewicht spielen unabhängig von der Kalorienaufnahme sogenannte endokrine Disruptoren eine Rolle. Das sind Chemikalien, die aufgrund zufälliger Ähnlichkeit mit natürlichen Hormonen an deren Rezeptoren andocken können und störend in die hormonelle Steuerung des Körpers eingreifen. Diese meist petrochemischen Stoffe kamen, als wir uns als Art entwickelt haben, nicht in der Umwelt vor und unser Körper kann sie deshalb nicht von echten Hormonen unterscheiden.

Das Journal Environmental Health Perspectives hat Anfang 2012 einen vielgelesenen und aufschlußreichen Aufsatz zu Obesinogenen (Adipositas- oder Dickmacher) von Wendee Holtcamp veröffentlicht. So viel weiß man also schon und trotzdem hört man selten davon, wenn es um Übergewicht geht. Diese Stoffe programmieren die körpereigenen Fettzellen auf Wachstum um und verändern den Stoffwechsel, so daß man selbst bei nicht erhöhter Kalorienaufnahme zunehmen kann. Sie können die DNA verändern und für die Weitervererbung der Fettleibigkeit sorgen.

Natürlich ist es richtig, vor einer überhöhten Kalorienaufnahme zu warnen, zumal viele Schadstoffe mit Hormonwirkung fettlöslich sind. Wer viel Fett zu sich nimmt, nimmt nicht nur viele dieser Stoffe auf, sondern lagert auch viele davon in seinen Fettzellen ein. Diese Stoffe können außer Übergewicht weitere Erkrankungen verursachen, z.B. Diabetes 2. Die Huffingtonpost fragt sogar, ob Zucker nicht wie Alkohol gesetztlich geregelt werden sollte. Bubble Tea also erst ab einem Alter, wenn sich das Gehirn nicht mehr weiterentwickelt. Ab 18 oder ab 21?

Autor: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network
Artikelfoto: Evan Long, CC: BY-NC

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Umweltkranke brauchen sauberes Wasser

Wasserfilter und Duschfilter für MCS Kranke Teil der Therapie

Für Menschen mit Chemikaliensensitivität oder MCS ist sauberes Wasser zum Trinken und Duschen enorm wichtig. Trinkwasser ist in der Regel kontaminiert mit Spuren von Pestiziden, Herbiziden, PAK, Chlor, Aluminium, Kupfer, Nitrat, Asbest, Blei, Medikamentenrückständen, Industriechemikalien, Krankheitserreger, usw. Um den Gesundheitszustand zu stabilisieren oder zu verbessern, raten Umweltmediziner Chemikaliensensiblen gutes, schadstoffreies Wasser zu Trinken zu finden. Wasser in Glasflaschen ist zu einer Seltenheit geworden und für geschwächte Patienten ist es schwierig, die schweren Kisten nach Hause zu transportieren. Wasser in Flaschen ist teuer und die MCS Kranken, die von sehr wenig leben müssen, können es sich nicht leisten. Trinkwasser aus der Leitung zu trinken, führt für die meisten Chemikaliensensiblen zu gesundheitlichen Reaktionen. Grund dafür ist die Kontaminierung des Wassers durch Umweltschadstoffe und Eintrag von Chemikalien und Metallen durch die Rohrsysteme.

Rund 80% der Chemikaliensensiblen reagieren auf Wasser, diese Aussage stammt von Prof. William Rea, einem der erfahrensten Umweltmediziner weltweit. Rea schreibt, dass Sicherstellen eines guten Trinkwassers, frei von Chemikalien und in manchen Fällen zusätzlich mit geringem Mineralgehalt, für Chemikaliensensible unerlässlich ist und sogar der Behandlungserfolg in einer Umweltklinik stehe und falle mit dem Finden eines geeigneten, sauberen Wassers für den chemikaliensensiblen Patienten. (William J. Rea, Chemical Sensitivity, Vol.2, 1994; Chemical Sensitivity, Vol. IV, 1996)

Fallbeispiel Marion:

Vorweg möchte ich erwähnen, dass ich am Anfang meiner MCS nicht wusste, was ich habe und ich konnte mir auf viele körperliche Beschwerden, die plötzlich auftraten, keinen Reim machen. Durch Trinken von Wasser aus der Leitung ging mir der Hals zu, und ich bekam in kürzester Zeit Magenschmerzen und Durchfall. Dann wurde mir eiskalt und rasende Kopfschmerzen stellten sich ein. Als ich dahinter kam, dass es vom Wasser ist, besorgten meine Eltern Wasser in Glasflaschen. Volvic und Vittel vertrug ich eine Weile recht gut, dann bekam ich auch davon Symptome. Wir suchten nach weiteren Wassersorten in Glasflaschen, welches aus Regionen stammte, die als relativ sauber gelten. 60 km hin und zurück fuhren meine Eltern oder Freunde dafür. Das ging ins Geld und wurde immer schwieriger. Wir schafften dann einen guten Wasserfilter mit mehrstufiger Filterung an. Problem I war gelöst.

Ein weiteres Problem konnte ich lange Zeit nicht richtig einordnen. Erst als ich in einer Umweltklinik auf Chemikalien getestet wurde, um zu sehen, ob ich chemikaliensensibel bin, kam es raus, was los war. Jeden Morgen ging es mir nach dem Duschen schlecht. Ich kürzte das Duschen ab, doch es nutzte nur wenig. Ich kam kaum noch aus der Dusche raus und musste mich sofort am Waschbecken festhalten und hinsetzen. Föhnen schaffte ich kaum noch und nur im Sitzen. Oft legte ich mich anschließend wieder ins Bett, weil ich komplett fertig war. Ich dachte zuerst, es sei der Kreislauf, aber der Blutdruck war unauffällig. In der Umweltklinik stellte sich dann heraus, dass ich extrem auf Chlor reagiere. Der Umweltarzt fragte mich beim Durschauen der Testergebnisse, wie es mir denn morgens nach dem Duschen ginge. Mir fiel es im wahrsten Sinne des Wortes wie Schuppen von den Augen. Der Umweltarzt attestierte mir die Notwendigkeit eines Wasserfilters und eines Duschfilters. Wir kauften sofort einen Duschfilter und meine Beschwerden morgens im Bad waren verschwunden. Ich hatte Glück, meine Krankenkasse zahlte damals beides und auch die Ersatzkartusche. Andere mit MCS, die ich kenne, bekamen diese Hilfe nicht, obwohl sie schwer allergisch auf ihr Wasser reagierten.

 

Thommy’s Blogfrage der Woche

  1. Reagiert Ihr mit gesundheitlichen Beschwerden auf ungefiltertes Trinkwasser? Welche Symptome bekommt Ihr beim Trinken, Duschen oder Baden von normalem Wasser aus der Leitung?
  2. Habt Ihr einen Wasserfilter, oder kommt Ihr ohne Wasserfilter und Duschfilter aus?
  3. Oder kauft Ihr Wasser in Flaschen? Wie hoch sind die monatlichen Kosten für Euch?
  4. Müsst Ihr aus Kostengründen, trotz gesundheitlicher Reaktion, ungefiltertes Leitungswasser trinken? Welche Reaktionen stellen sich dadurch ein?
  5. Habt ihr schon mal Erfahrungen mit Wasserfiltern oder Wasseraufbereitung gemacht?
  6. Könnt Ihr Euch einen Wasserfilter und einen Duschfilter leisten, oder seid Ihr auf Unterstützung durch die Krankenkasse oder Behörden angewiesen?
  7. Versprecht Ihr Euch Verbesserung durch einen Wasserfilter, bzw. konntet Ihr gesundheitlich Verbesserungen durch einen Wasserfilter, Duschfilter feststellen?
  8. Welche Art Filter habt Ihr? Wie hoch sind die Anschaffungs- und Wartungskosten?
  9. Hat ein Umweltarzt bei Euch Allergie oder Sensibilisierung auf Wasser bestätigt?
  10. Hat Euch ein Arzt, Umweltarzt einen Wasserfilter, Duschfilter empfohlen, bzw. die Notwendigkeit wegen Eurer MCS attestiert?
  11. Habt Ihr bei der Anschaffung, Wartung eines Wasserfilters oder Duschfilters Unterstützung von der Krankenkasse oder einer Behörde erhalten?

Dioxin in Bio-Eiern ist nicht unbedenklich

Mediziner zur Gefährlichkeit von Dioxin und wie es in Eier gelangen kann

Die Meldung „Dioxin in Eiern“ ging bereits vor etwas mehr als einem Jahr durch die Medien und besorgte die Verbraucher. Damals waren Bio-Eier frei von Dioxinen gewesen. Aktuell ist es ausgerechnet ein Biohof in Nordrhein-Westfalen, dessen Eier mit PCB’s belastet sind. PCB’s sind Dioxinen sehr ähnlich und ebenfalls hochtoxisch. Kaum war die Nachricht über die Dioxine in Bio-Eiern in den Medien, wurde bereits bagatellisiert. Etwas Dioxin sei nicht schlimm, man würde schließlich nicht viele Eier auf einmal essen. Mancher isst aber jeden Tag ein oder zwei Frühstückseier. Die Verharmlosung, etwas Dioxin sei nicht schlimm, ist ohnehin nicht angemessen, das verdeutlicht der nachfolgende Artikel, den der HNO-und Umweltmediziner Dr. Michael Jaumann im vergangenen Jahr an die Zeitung „Stuttgarter Nachrichten“ schrieb, um den Sachverhalt für die Leser aufzuklären. Der Umweltmediziner beschäftigt sich seit über zwei Jahrzehnten intensiv mit Umweltmedizin und ist u.a. Mitglied des Ausschusses „Umwelt und Prävention“ in der Ärztekammer Baden-Württemberg.

Dr. Jaumann schrieb zum Artikel in den Stuttgarter Nachrichten:

Sehr geehrte Frau Volz,

vielen Dank für Ihren Artikel zum Thema der möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Dioxine und verwandte Stoffe. Als Arzt und Umweltmediziner – der sich seit über zwanzig Jahren mit dem Thema Dioxin aus umweltmedizinischer Sicht befasst – kann ich dieser, die Situation “verharmlosenden” Stellungnahme seitens des Herrn Jürgen Thier-Kundke vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nicht zustimmen. Richtig und wichtig ist nur, dass wir unnötige und vermeidbare zusätzliche Belastungen vermeiden sollten (dies besonders deshalb, da wir in Deutschland weltweit die mit am höchsten belastete Bevölkerung haben). Diese äußerst wichtige Zusatzinformation seitens des BfR fehlt, warum auch immer.

Heutzutage werden von unseren Bauern die meisten Pflanzen mit Düngern und auch Pflanzenschutzmitteln (chlororganische Verbindungen) während dem Wachstum behandelt. Diese sind eine mögliche Quelle die in der weiteren Verarbeitung zu Dioxin etc. führen könnte. Ein weiterer Aspekt ist, dass unser gesamtes Ackerland in Deutschland mit Dioxinen belastet ist und diese Stoffe aus dem Boden aufsteigen und sich auf den dort wachsenden Pflanzen niederschlagen. Dies in einer Höhe von zehn bis fünfzehn Zentimetern über dem Boden. Dies wäre die zweite mögliche Quelle für entsprechende Vorläufermoleküle die dann zu Dioxinen führen. Diese Pflanzen werden von den Tieren gefressen und diese Stoffe reichern sich im Fettgewebe der Tiere (und später der Menschen) an und werden quasi nie mehr abgebaut. Eine sich lebenslang anhäufende Belastung im körpereigenen Fett ist die Folge. Aus diesen Gründen sind Vegetarier, die sich aus konventionell angebauten Pflanzen ernähren oftmals sogar höher belastet.

In Göppingen hatten wir vor Jahren heftige Diskussionen über die Auswirkungen der Müllverbrennungsanlage (MVA). Deren Abgase haben in der Umgebung zu einer erhöhten Belastung der Böden mit Dioxinen und verwandten Stoffen geführt. Es drohte eine Einschränkung für die Bauern seitens des Umweltministeriums. Untersuchungen bei dort aufgewachsenen Lämmern ergaben eine Belastung des Muskelfleisches mit 24,7 pg/gramm Gesamt-TEQ an Dioxinen und Verwandten. Eine einmalige Fleischportion von 200 Gramm würde fast der Gesamtjahresdosis für diese Stoffe entsprechen die man seitens der Behörden für “ungefährlich” hält.

Für mich als Arzt, der für die Menschen in seinem Umfeld Verantwortung trägt, ist dies nicht akzeptabel. Niemand kennt die langfristigen Auswirkungen (z.B. rasant steigende Allergiker-Raten in Deutschland u.ä.?).

Deshalb halte ich die nachfolgende Einschätzung für enorm wichtig:

Zum Thema gesundheitlicher Auswirkungen und Risiken durch Dioxine wurde im Jahr 1994 eine Neu-Bewertung der Dioxine seitens der US-amerikanischen Umweltbehörde (US-EPA) veröffentlicht die auch heute noch im vollen Umfang gültig ist: der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die vorhandene Evidenz ausreicht, Dioxine und verwandte Verbindungen als höchstwahrscheinlich krebserregend für den Menschen einzustufen, und dass auch andere negative Auswirkungen schon bei sehr niedrigen Konzentrationen eine womöglich nach wichtigere Rolle spielen.

Von größerer Bedeutung könnten Entwicklungsstörungen, Effekte auf das Immunsystem und auf die Reproduktion sein. Speziell aufgeführt sind eine reduzierte Fähigkeit des Immunsystems auf Infektionen zu reagieren, eine Verminderung der Fortpflanzungsfähigkeit und ein Anstieg an Endometriose, einer zunehmenden Ursache für Unfruchtbarkeit junger Frauen.

Wichtig ist, dass die US-EPA in der Zusammenfassung darauf hinweist, dass solche Effekte im Tierversuch bei außerordentlich niedriger Belastung festgestellt wurden und zwar bei Konzentrationen die der durchschnittlichen Belastung der Bevölkerung entsprächen (hier ist auch zu bedenken, dass die Belastung der deutschen Bevölkerung mit Dioxinen und verwandten Stoffen deutlich höher liegt wie die der USA-Bevölkerung).

Sehr geehrte Frau Volz,

es würde mich freuen, wenn Sie Ihren Lesern diese ergänzenden Informationen zukommen lassen könnten.

Gerne stehe ich Ihnen für weitere Informationen zur Verfügung

mit freundlichen Grüssen und bestem Dank

Dr.med. Michael P. Jaumann

Marktstr.16

73033 GOEPPINGEN

Arzt für HNO, Stimm- und Sprachstörungen und Umweltmedizin

Mitglied im Ausschuss Umwelt und Prävention der Ärztekammer Baden-Württemberg

Landesvorsitzender Württemberg Berufsverband deutscher HNO-Ärzte

p.s.

TEQ sind Toxizitäts-Äquivalente. Mit diesen wird die Giftigkeit der einzelnen Stoffe (Dioxine, Furane und polychlorierte Biphenyle (PCBs) bewertet und es kann dann die Belastung von z.B. Muskelfleisch in einem zusammenfassenden Wert gemessen werden.

Einen weiteren Artikel zur Dioxin Belastung in Eiern schrieb der Toxikologe Dr. Hans-Ulrich Hill:

Toxikologe zu Dioxin Belastung in Eiern

Hill legt dar, wie oft wir in Deutschland bereits Dioxin-Skandale bei Eiern hatten und woher die Dioxine stammen.

Bisphenol-A, Übergewicht und Diabetes

Das allgegenwärtige Bisphenol-A wurde mit Übergewicht bei Erwachsenen und Insulin-Resistenz in Zusammenhang gebracht.

Erhöhte Bisphenol-A Werte im Urin von älteren Erwachsenen stehen mit einer Zunahme von Gewicht und des Taillenumfang in Zusammenhang, beides sind Indikatoren für Adipositas und können zu ernsthaften Erkrankungen und Leiden führen.

Chinesische Forscher fanden heraus, dass Erwachsene über 40 Jahre mit erhöhten Bisphenol-A (BPA) Werten in ihrem Urin zu Adipositas, mehr Bauchfett und zu Insulin-Resistenz neigen. Diese Stoffwechselstörungen können zu weiteren, gefährlicheren Gesundheitsproblemen führen, u.a. zu Bluthochdruck, Diabetes und Herzerkrankungen.

Da BPA-Belastungen weit verbreitet sind – die meisten Menschen in den Vereinigten Staaten haben BPA in ihrem Körper – weist diese Studie auf ein möglicherweise nicht unerhebliches Gesundheitsrisiko hin, dass von diesem Schadstoff ausgeht.

BPA ist eine in großen Mengen produzierte Chemikalie, die zur Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen, Epoxidharz-Beschichtungen von Konservendosen und für manche Thermodrucker-Papiersorten verwendet wird [z.B. Kassenzettel]. Die Chemikalie kann Lebensmittel und Getränke kontaminieren und über die Nahrung in den Körper gelangen. BPA kann auch über die Haut aufgenommen oder eingeatmet werden.

Frühere epidemiologische Studien, die im Journal of the American Medical Association und von der Zeitschrift PLoS One veröffentlicht wurden, haben Zusammenhänge zwischen BPA und Stoffwechselstörungen aufgedeckt, welche mit dieser Studie übereinstimmen.

Vorausgegangene Laboruntersuchungen bringen BPA mit einer Zunahme von Fettzellen und höheren Insulin-Werten in Zusammenhang. Diese wiederum können zu Hyperinsulinämie und Insulin-Resistenz und – vielleicht – Fettsucht führen. Pränatale Belastungen von Nagern mit dieser Chemikalie können auch die Entwicklung von Hirnregionen verändern, die für Nahrungsaufnahme und Stoffwechsel zuständig sind. Deshalb erhöhen diese Tierstudien die Plausibilität der neuen Ergebnisse aus China.

In dieser Studie wurden die BPA-Werte von 3.390 Erwachsenen über 40 aus der Songnan Gemeinde in Shanghai gemessen. Für jede Person wurden soziodemographische und medizinische Daten sowie Angaben zum Lebensstil erhoben. Blutzucker und Insulin wurden ebenfalls gemessen.

Für jede Person wurde der Body Mass Index (BMI, Körpergewicht durch Größe) errechnet. Als „Übergewicht“ wurde ein BMI von 24 bis 28 angesehen, über 28 galt als fettsüchtig. Ein dicker Bauch wurde bei Männern mit einem Taillenumfang von über 35 Inch (88.9 cm) und bei Frauen mit 33,5 Inch (85.09 cm) definiert.

BPA wurde in einer morgendlichen Urinprobe gemessen. Die Werte wurden in Gruppen unterschiedlicher Konzentration (von niedrig bis hoch) unterteilt und [anhand des BMI] miteinander verglichen. Sie bewegten sich in einem Bereich, den man typischerweise in den Vereinigten Staaten findet.

Bei den höchsten Werten ergab sich sowohl zu adipösem BMI und Taillenumfang als auch zu erhöhter Insulin-Konzentration im Blut ein Zusammenhang. Insgesamt tendierten die jüngeren Männer (Durchschnittsalter 59) in dieser Studie zu den höchsten Werten dieser Chemikalie in ihrem Urin.

Bei Teilnehmern mit einem BMI von unter 24, aus den Gruppen mit den höchsten BPA-Werten, war das Vorkommen von Insulin-Resistenz um 94 Prozent erhöht – eine auffälligere Zunahme als in den entsprechenden Adipositas-Gruppen.

Die Aussagekraft dieser Studie ist dadurch begrenzt, dass der Zusammenhang nur an einem einzigen BPA-Erhebungsort festgestellt wurde und dass das Design dieser Studie diesen nicht beweisen kann – die Forscher benutzen die Methode der Querschnittstudie.

Diese Studie legt nahe, dass die BPA-Werte bei Erwachsenen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko darstellen, da sie mit Adipositas und verwandten Gesundheitsprobleme im Zusammenhang stehen.

Autor dieser Studienzusammenfassung: Steven Neese, 4. Januar 2012 für EHN

Übersetzung: Brun0 für CSN – Chemical Sensitivity Network

Quelle der Studie:

Wang, T, M Li, B Chen, M Xu, Y Xu, Y Huang, J Lu, Y Chen, W Wang, X Li, Y Liu, Y Bi, S Lai and G Ning. 2011. Urinary Bisphenol A (BPA) concentration associates with obesity and insulin resistance. The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism http://dx.doi.org/10.1210/jc.2011-1989

Der Original-Artikel „Ubiquitous bisphenol A linked to adult obesity, insulin resistance“ steht unter der Creative Commons Lizenz: by-nc-nd. Diese Übersetzung wurde abweichend von dieser Lizenz von Environmental Health News genehmigt. Sie steht unter keiner CC-Lizenz.

Weitere CSN Artikel zum Thema BPA:

Wer Dosensuppe löffelt, isst die Chemikalie BPA mit

Essen aus der Dose führt zu stark erhöhter Bisphenol-A Belastung

Wissenschaftler führten eine Studie durch, um die wichtige Frage zu klären, wie viel Bisphenol-A (BPA) man durch Essen von Nahrung aus der Dose zu sich nimmt. Die hormonaktive Chemikalie BPA ist ein Bestandteil der Innenbeschichtung von Konservendosen. Bei Studienteilnehmern, die fünf Tage lang eine Portion Dosensuppe am Tag gegessen hatten, stellte man einen mehr als 1.000 -prozentigen Anstieg von Bisphenol A fest. Die Studie, die in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift JAMA veröffentlicht wurde, ist eine der ersten wissenschaftlichen Forschungsarbeiten, bei der die BPA – Belastung beim Menschen nach Genuss von Nahrung aus Konservendosen quantifiziert wurde.

Beschichtungen von Konservendosen und Flaschen aus Polycarbonat setzen BPA frei

„Frühere Studien haben einen Zusammenhang zwischen erhöhter BPA-Belastung und gesundheitlichen Beeinträchtigungen feststellen können. Der nächste Schritt war daher, herauszufinden, durch was Menschen BPA ausgesetzt sind. Wir wissen seit einer Weile, dass das Trinken von Getränken, die in bestimmten harten Kunststoffen gelagert wurden, zu einer erhöhten BPA Belastung im Körper führen kann. Die vorliegende Studie legt nahe, dass Nahrung aus Konserven ein noch größerer Grund zur Sorge sein könnte, vor allem aufgrund ihres verbreiteten Einsatzes“, sagte Jenny Carwile, Doktorand in der Abteilung für Epidemiologie an der Harvard School of Public Health (HSPH) und Hauptautor der Studie.

BPA verantwortlich für Fortpflanzungsstörungen und degenerative Erkrankungen

Es hat sich herausgestellt, dass Kontakt mit der hormonaktiven Chemikalie BPA, die zur Beschichtung von Nahrungsmittel- und Getränkedosen verwendet wird, die Fortpflanzungsfähigkeit bei Tieren stört. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Fettleibigkeit beim Menschen wurden mit BPA in Verbindung gebracht. Außer in Beschichtungen von Nahrungsmittel- und Getränkedosen, wird Bisphenol-A auch in Polycarbonat-Flaschen (durch die Recycling Nummer 7 gekennzeichnet) und in zahnmedizinischen Composites und Versiegelungen gefunden.

Suppe aus der Dose mit BPA belastet

Für ihre Studie rekrutierten die Wissenschaftler freiwillige Studenten und Mitarbeiter aus der HSPH. Sie hatten sich die Aufgabe gestellt herauszufinden, ob der Verzehr von Suppe aus der Dose die BPA-Konzentration im Urin im Vergleich stärker erhöht, als das Essen frisch zubereiteter Suppe. Die Studienteilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe konsumierte fünf Tage lang jeden Tag 350ml Gemüsesuppe aus der Dose. Die andere Gruppe nahm fünf Tage lang täglich 350ml frische Gemüsesuppe (zubereitet ohne Zutaten aus Konserven) zu sich. Nach zwei Tagen Karenz tauschten die Patientengruppen ihre Aufgaben.

BPA geht von Dosenbeschichtungen in Nahrungsmittel über

Als die Wissenschaftler die BPA-Belastung in den Urinproben der 75 Studienteilnehmer vorliegen hatten, staunten sie nicht schlecht. Der Vergleich der Urinproben, die während der Test-Tage gesammelt wurden, zeigte, dass der tägliche Verzehr einer Portion Dosensuppen mit einem 1.221% BPA-Anstieg im Urin verbunden war.

Forschungsergebnisse werfen weitere Fragen auf

Eine weitere Feststellung der Harvard Wissenschaftler bestand darin, dass die erhöhten BPA-Konzentrationen im Urin zeitlich begrenzt sein könnten, sie halten daher weitere Forschung für notwendig ist, um die Verweildauer im Körper zu quantifizieren. Schwierig werden dürfte jedoch die Feststellung in wie weit selbst kurzfristige BPA-Exposition Effekt auf den menschlichen Organismus hat.

Wissenschaftler fordern: Hersteller sollten nach Vorsorgeprinzip handeln

„Die unerwartete Höhe des BPA-Anstiegs im Urin, die wir nach nur einer Portion Suppe beobachteten, könnte für solche Personen bedenklich sein, die regelmäßig Lebensmittel aus Dosen essen oder täglich mehrere Getränke aus Dosen trinken. Für die Hersteller wäre es daher angebracht nachzuprüfen, wie sie BPA aus den Innenbeschichtungen der Dosen beseitigen können“, sagte Michels, Senior-Autor der Studie.

Verbraucher können Entscheidungen treffen, die Industrie zum Handeln bewegen

Nicht nur Verbraucherverbände und Wissenschaftler können die Nahrungs- und Getränkeindustrie zum zeitnahen Abwenden von BPA-haltigen Dosen bewegen, auch die Konsumenten können durch gezielten Einkauf Druck auf die Hersteller ausüben. In Frankreich wird Wurst sehr häufig in Weckgläsern angeboten. Die Gläser haben einen Glasdeckel, der durch einen Einmachgummi abgedichtet ist. In solchen Weckgläsern werden auch Suppen, Gemüse und Obst angeboten. Ansonsten wurde die wohl beste Alternative durch die Forschungsergebnisse eindeutig dargelegt: Frische Zutaten nehmen und daraus die Speisen selbst zubereiten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 29. November 2011

Literatur:

Jenny L. Carwile, Xiaoyun Ye, xiaoliu Zhou, Anotonia M. Calafat, Karin B. Michels, J., Canned Soup Verbrauch und Harnwege Bishphenol A: A Randomized Crossover-Studie, JAMA, November 2011.

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Eine Ikone der Umweltmedizin zu Besuch in Deutschland

Beweise für die Ursachen von Umweltkrankheiten sind schon lange bekannt

Die Ärztin und Wissenschaftlerin Doris Rapp gehört zu denen, die Umweltmedizin nicht nur praktizieren, sondern für die die Umweltmedizin der wichtigste Lebensinhalt ist. Zwei Wochen weilt die Amerikanerin in Deutschland. Das erneute Zusammentreffen mit der Umweltmedizinerin war äußerst produktiv, und nahezu nebenbei durften wir einen wunderschönen Tag an der Mosel verbringen. Ein kleiner Bericht darüber:

Wissenschaftlerin dokumentiert Umweltkrankheiten

Vor rund 18 Jahren traf ich Prof. Rapp zum ersten Mal auf einem Kongress in Bad Emstal. Es war ein Schlüsselerlebnis gewesen. Bei ihrem Vortrag zeigte die Umweltmedizinerin ein Video über eine Lehrerin, die durch schadstoffbelasteten Teppichboden in der Schule krank wurde. Die Lehrerin wurde während einer Reaktion auf Staub aus dem belasteten Teppichboden gefilmt. Sehr anschaulich wurde dem Betrachter vermittelt, was MCS ist, und wie eine Reaktion abläuft. Ich stand damals ganz am Anfang meiner Erkrankung und hatte ähnliche Reaktionen auf bestimmte Pestizide. Die Lehrerin bekam Schüttelkrämpfe und wurde bewusstlos, ich dachte „meine Güte, das bin ich, das ist wie bei mir, das ist, was du auch hast…“. Nach dem Vortrag sprach ich damals mit Prof. Rapp und es wurde der Beginn eines fortwährenden Austauschs und einer interessanten Freundschaft. Wir trafen uns immer wieder auf Kongressen in Deutschland, Holland, in den USA, besuchten uns gegenseitig in Deutschland und den USA und tauschten uns per E-Mail aus. Als ich sie in Scottsdale besuchte, zeigte sie mir eines ihrer Videoarchive. Tausende Videos von Kindern, die sie behandelt hatte, lagerten dort. Sie zeigten die Patienten während und nach der Therapie und bei Tests auf Nahrungsmittel, Schimmelpilzen, Pollen, Chemikalien oder Hausstaubmilben. Eindrucksvolle Beweise, die keine Zweifel an der Existenz von Umweltkrankheiten und Allergien aufkommen lassen.

Umweltkrankheiten nicht mehr ignorierbar

Für diesen Besuch war die Umweltmedizinerin von Dr. Binz und seiner Frau eingeladen worden. Eigentlich hatten wir uns für einen Ausflug entlang der Mosel verabredet, der vor dem Mittagessen losgehen sollte. Das Wiedersehen war herzlich und kaum hatten wir uns begrüßt, schon tauschten wir bereits Informationen aus und ehe wir uns versahen, waren wir mitten in Planungen für künftige Projekte.

„Ich bin jetzt über 80 und habe keine Kinder, eigentlich brauche ich all das nicht mehr und sollte mein Alter ganz in Ruhe genießen, aber ich sehe, was los ist, und kann einfach nicht schweigen. Wir haben so viele Chemikalien in unserer Umwelt, in der Nahrung, die wir essen, im Wasser, das wir trinken und in der Luft, die wir ständig einatmen. Sie beeinflussen jedes unserer Körpersysteme und das ist nicht mehr zu ignorieren. Fast jeder Zweite in meinem Land hat Krebs, das ist nicht hinnehmbar, “ sagte Doris Rapp.

„Die Politiker und die Öffentlichkeit muss realisieren, welchen Einfluss die Flut der Chemikalien auf uns hat und keiner sollte noch länger sagen, dass wir nicht wissen, woher all die Krankheiten kommen, die immer gehäufter auftreten. Die Beweise sind da. Wir haben Tierversuche, die sie belegen. Deshalb stelle ich als Medizinerin die Frage: „Wie viel muss noch passieren, bis wir die wahren Ursachen zugeben? Ich lasse es auch nicht durchgehen, dass man sagt: „Ja, aber da kann man nichts dagegen tun.“ Doch, denn man kann sich selbst schlau machen und man kann, zur Hölle nochmal, eine ganze Menge tun, “ sagte die über die derzeitige Situation erzürnte Wissenschaftlerin.

Lösungen sind oft sehr einfach

Doch Prof. Rapp ist niemand, der mit der Welt hadert und Lösungen außen vor lässt. Sie ist gerade dabei, ein weiteres Buch zu schreiben. „Es wird ein kleines Buch sein, nur 30 Seiten. Jeder Leser bekommt leicht verständlich aufgezeigt, wie man sein Umfeld gestalten sollte, um gesund zu bleiben. Die Tipps in diesem Buch werden niemanden ein Vermögen kosten, sie sind leicht und ohne großen finanziellen Aufwand umsetzbar. Es wird jedem helfen, der etwas ändern will und möchte, dass sein Gesundheitszustand sich verbessert. Die Medizinerin führt zwei Beispiele an:

„Viele reagieren auf Nahrungsmittel, manche wissen aber nicht auf welche. Teure Tests sind nicht unbedingt nötig. Ich rate, dass die Leute nachdenken, was sie am allerliebsten essen. Nahrungsmittel, auf die sie regelrecht süchtig sind. Erfahrungsgemäß sind das nämlich Nahrungsmittel, die sie jeden Tag essen und auf die sie reagieren. Die Lösung: Weglassen der verdächtigen Nahrungsmittel für eine Woche. Man kann ein Nahrungsmittel nach dem anderen so einem Verträglichkeitstest unterziehen. Das kostet nichts!“

„Manche Menschen wohnen in einem Haus, das mit Schadstoffen belastet ist oder durch Schimmel kontaminiert. Meine Erfahrung ist, dass fünf von sieben Leuten eine Verbesserung ihres Gesundheitszustandes um 70% erfahren, wenn sie sich einen qualitativ hochwertigen Luftreiniger beschaffen, der in der Lage ist mehrere Hundert Chemikalien aus der Wohnraumluft zu filtern. Ein solches Gerät kostet zwar etwas, aber ich habe nicht selten Patienten gesehen, denen es schon über Nacht besser ging. Es lohnt sich also, sich einen Luftfilter anzuschaffen, wenn man nicht direkt aus der Wohnung ausziehen kann.“

Das neue Buch wird noch in diesem Jahr erscheinen und Prof. Rapp hat mir die Autorisierung erteilt, es ins Deutsche zu übersetzen. Auch für ihre Videos und anderen Bücher gab sie die Genehmigung, diese in unsere Sprache zu übertragen, es beizutragen, dass Allergiker und Chemikaliensensible im deutschsprachigen Raum Wissen und Anleitungen zur Hand bekommen, die ihnen helfen, einen Weg zurück ins Leben zu erhalten.

Ein Ausflug entlang der Mosel

Auf der Fahrt zum historischen Moselweinort Bernkastel, nach Traben-Trabach und zurück nach Trier, sprühte Prof. Rapp vor innovativen Ideen, die wir in den nächsten Monaten realisieren werden und die auch den deutschen Umweltkranken in vielerlei Hinsicht zugutekommen werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. September 2011

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