Neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern: Ursache Pestizide

Pyrethroide während der Schwangerschaft wirken sich nachteilig auf die neurologische Entwicklung von Kindern aus

Pyrethroide gehören einer neueren Gruppe von Pestiziden an, die in der Landwirtschaft, zum Vorratsschutz und zur Schädlingsbekämpfung in sehr vielen Alltagsbereichen eingesetzt werden. Konventionelle Nahrungsmittel, insbesondere Obst und Gemüse, weisen häufig noch Spuren dieser Pestizide auf, wenn sie verspeist werden. Chinesische Wissenschaftler von der Fudan University untersuchten Schwangere auf diese neurotoxischen Pestizide und deren gesundheitliche Folgen bei den Babys. Sie stellten fest, dass die Kinder von Müttern, die Pyrethroiden während der Schwangerschaft ausgesetzt waren, Einbußen in ihrer neurologischen Entwicklung aufwiesen.(1)

Pyrethroide, Ursache für Gesundheitsschäden

Pyrethroide werden seit einigen Jahrzehnten in vielen Bereichen vermehrt eingesetzt. Sie sollten Organophosphat-Pestizide ersetzen, weil diese eine hohe Toxizität für den Menschen besitzen. Anfangs als harmlos dargestellt, ist zwischenzeitlich durch internationale, wissenschaftliche Forschung bekannt, dass diese Gruppe von Pestiziden ebenfalls Gesundheitsschäden verursachen. Pyrethoide wirken immunsuppressiv, sie lösen Allergien und Chemikaliensensitivität (MCS) aus und schädigen das Nervensystem. Sie sind auch für Tiere nicht ungefährlich. Katzen, können diese Art von Pestiziden, die u.a. in Flohhalsbändern und Flohsprays als Wirkstoff enthalten sind, wegen ihrer verminderter Glucuronyltransferaseaktivität nicht verstoffwechseln. Für sie besteht akute Lebensgefahr.

Beeinträchtigung der neurologischen Entwicklung durch Pestizide?

Die Wissenschaftler der Fudan University hatten sich für ihre Studie das Ziel gesetzt, die Auswirkungen der pränatalen Exposition (vor der Geburt) gegenüber Pyrethroid-Pestiziden, hinsichtlich der Entwicklung des Nervensystems und des Verhaltens von einjährigen Kindern zu untersuchen. Eine amerikanische Studie von 2011 hatte im Vorfeld einen reduzierten IQ und psychomotorische Entwicklungsstörungen bei 36 Monate alten Kindern festgestellt, deren Mütter während der Schwangerschaft dem Pyrethroid – Wirkverstärker Piperonylbutoxid ausgesetzt waren.(2)

Schwangere wurden auf Pyrethroide hin untersucht

Um festzustellen, ob Pyrethroide in unserer Nahrung und Umwelt einen Einfluss auf die Entwicklung von Kleinkindern haben, wurde das Urin eines Kollektivs von 301 schwangeren Frauen aus der chinesischen Provinz Jiangsu auf drei Pyrethriod-Metaboliten (cis-Cl2CA, trans-Cl2CA und 3-PBA) hin untersucht. Ihre Babys unterzogen die Wissenschaftler im Alter von einem Jahr einer körperlichen und neurologischen Untersuchung.

Wissenschaftler stellten bei fast allen Schwangeren Pyrethroide fest

Das Ergebnis dürfte die Mediziner nachdenklich gestimmt haben. Die drei untersuchten Pyrethriod-Metaboliten wurden in 95% der Urinproben nachgewiesen. Die Wissenschaftler teilten die Kinder in drei Gruppen auf, einer hoch, mittel oder niedrig exponierten Gruppe, die sich aus der Höhe der Pyrethroide ergab, die bei ihren Mütter während der Schwangerschaft im Urin nachgewiesen wurde. Der Unterschied der neurophysiologischen Index (DQ) zwischen den drei Gruppen von einjährigen Kindern war signifikant (P <0,05). Die chinesischen Wissenschaftler schlossen aus ihren eindeutigen Ergebnissen, dass ein Kontakt mit Pyrethroiden im Mutterleib anschließend zu einer verminderten neurologischen Entwicklung bei den Säuglingen führt.

Deutsche Bundesbehörden warnen vor Pyrethroiden

In Deutschland ist man sich der Gefahren durch Pyrethroide für die Gesundheit durchaus bewusst. Das RKI – Robert Koch Institut und die BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung warnen Schwangere, Stillende und Personen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) seit Jahren davor, Läusebekämpfungsmittel mit Pyrethrum oder Pyrethroiden zu verwenden. Die beiden Bundesbehörden und weitere verantwortliche Institutionen erstellten eigens Informationsseiten und Aufklärungsbroschüren, die sich an Behörden, Gesundheitsämter, Schulen und Mediziner richteten. (3-12)

“…Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit, bei MCS-Syndrom (multiple Überempfindlichkeit gegen chemische Substanzen) und Chrysanthemenallergie wird empfohlen, Kopfläuse rein mechanisch durch nasses Auskämmen mit dem Läusekamm zu entfernen.”

Umfassender Schutz vor Pyrethroiden ist nicht durchführbar

Schwangere vor dem Kontakt mit Pyrethroiden weitgehend zu schützen, ist weder in Deutschland, noch in den meisten anderen Ländern praktikabel, weil diese neurotoxischen Pestizide in zu vielen Bereichen des Alltags und unserer Nahrung anzutreffen sind. Nur ein generelles Verbot von Pyrethroiden könnte eine umfassende Sicherheit für Schwangere und ihre Kinder gewährleisten. Ein solches umfangreiches Verbot wird jedoch noch lange auf sich warten lassen, denn erfahrungsgemäß wird die Herstellerindustrie ein derartiges Ansinnen so lange wie nur irgend möglich hinauszuzögern oder versuchen, es im Keim zu ersticken.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 29.01.2012

Literatur:

  1. Qi X, Zheng M, Wu C, Chang X, Wang G, Lu D, Zhou Z.Wei Sheng Yan Jiu., Impact of prenatal pyrethroid exposure on neurodevelopment of one-year old infants, 2011 Nov;40(6):693-7.
  2. Megan K. Horton, PhD, Andrew Rundle, DrPH, David E. Camann, MS, Dana Boyd Barr, PhD, Virginia A. Rauh, ScD, Robin M. Whyatt, DrPH, Impact of Prenatal Exposure to Piperonyl Butoxide and Permethrin on 36-Month Neurodevelopment, 7. Februar 2011, Pediatrics (doi: 10.1542/peds.2010-0133)
  3. RKI – Ratgeber Infektionskrankheiten – Ratgeber für Ärzte, Kopflausbefall (Pediculosis capitis), Aktualisierte Fassung vom Mai 2007 Erstveröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 47/2003, Aktualisiert 17.11.2008
  4. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Das Aus für die Laus: So werden Sie die Blutsauger schnell wieder los, 2011
  5. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln, im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung, Broschüre Kopfläuse was tun? Mai 2004
  6. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Kindergesundheit – Schaden Läusemittel meinem Kind, Download 2011
  7. Stadtgesundheitsamt Frankfurt, Der Magistrat, Sind Läusemittel giftig oder schädlich? Downloads 2009
  8. Stadtgesundheitsamt Frankfurt, Der Magistrat, Umgang mit Kopfläusen, 2005
  9. Gesundheitsamt des Schwarzwald-Baar Kreises, Merkblatt Kopfläuse, Downloads 2009
  10. Medical Tribune, Zweimal Chemie plus Kamm – So haben Kopfläuse keine Chance, Epidemiologisches Bulletin 2007; 20: 169- 173
  11. Verwaltung Berlin Wilmersdorf, Merkblatt und zu unterschreibende Erklärung für Eltern, Download 2009
  12. Gesundheitsamt Freising, Infektionsschutz, März 2009

Weitere CSN Artikel zum Thema Pyrethroide:

Auch in diesem Jahr sagt der Nikolaus „Nein“ zu Parfum und Aftershave

Ein echter Nikolaus mag kein Parfum

Für den Nikolaus hat eine stressreiche Zeit begonnen. Im Dezember stapft er Allerortens mit prall gefülltem Sack durch die Straßen und Häuser, um so manchen Schuh, Stiefel oder Nikolausstrumpf zu füllen. Süßigkeiten, Nüsse, Orangen, Spielzeug und nette Kleinigkeiten gehören zu dem, was ein Nikolaus verteilt. Einige Erwachsene und Jugendliche hatten Parfum, Aftershave, Duftkerzen oder Aromaöle auf dem Wunschzettel stehen. Ein echter Nikolaus sagt jedoch „NEIN“ zu diesen Präsenten, denn Parfum, Aftershaves, Duftkerzen und Aromaöle enthalten eine Flut von Chemikalien und Allergenen. Manche dieser Chemikalien in Duftstoffen sind sogar krebserregend, schädigen das Nerven- und das Immunsystem, verursachen Allergien oder anhaltende Kopfschmerzen, Schwindel und Asthmaanfälle. Welcher Nikolaus würde das jemandem wünschen. Für Unartige hat er schließlich seine Rute, und selbst die packt er nur ganz selten aus.

Unterstützen Sie den Nikolaus und sagen auch Sie „NEIN“ zu Parfums, Aftershaves, Duftkerzen, Aromaölen und anderen parfümierten Präsenten, damit alle Kinder und alle Erwachsenen eine Weihnachtszeit ohne gesundheitliche Beschwerden erleben dürfen. Falls Ihr einen Nikolaus trefft, gebt ihm dieses Kärtchen, damit er andere Weihnachtsmänner informieren kann. Es wird dazu beitragen, dass alle Kinder Freude haben werden, auch jene mit Allergien, Chemikaliensensitivität und Asthma.

AKTIONSKARTE, zum Ausdrucken anklicken >>>

Der echte Weihnachtsmann trägt KEIN PARFUM, denn er liebt alle Kinder. Auch die mit Asthma oder Allergien.

Die Karte darf gerne im Copy-Shop oder von einer Druckerei vervielfältigt werden, sofern das Layout nicht verändert wurde.

Die Aktionskarte steht auch für den Nikolaus in anderen Ländern zur Verfügung:

USA, ENGLAND

Weihnachtskarte klein

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SPANIEN

Weihnachtskarte klein

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NORWEGEN

Weihnachtskarte klein

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DÄNEMARK:

Weihnachtskarte klein

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Alarmierend: Kinder mit Nahrungsmittelallergien sind häufig Mobbing ausgesetzt

Es existieren Berichte von Kindern und Jugendlichen, die unter Nahrungsmittel- allergien leiden und deswegen schikaniert und geärgert werden. Bislang gab es noch keine Studie, die darauf ausgelegt war, diese Ereignisse genauer zu charakterisieren. Ein amerikanisches Wissenschaftlerteam setzte sich daher das Ziel, das Vorhanden- sein und die speziellen Merkmale von Mobbing, Hänseleien oder Belästigung von Lebensmittelallergikern aufgrund ihrer Nahrungsmittelallergien zu ermitteln. Sie mussten feststellen, dass Nahrungsmittelallergiker wegen ihrer Allergien häufig zuleide gelebt wird, und das nicht nur durch Gleichaltrige.

Wie ergeht es Kindern und Jugendlichen mit Nahrungsmittelallergien?

Um herauszufinden, welchen Angriffen Nahrungsmittelallergiker ausgesetzt sind, ließ das Wissenschaftlerteam Jugendliche und Erwachsene, als auch Eltern von Kindern mit Lebensmittelallergien Fragebogen ausfüllen. Insgesamt wurden 353 Erhebungen abgeschlossen. Weil die meisten Lebensmittelallergiker noch Kinder waren, wurde ein Großteil der Erhebungen durch die Eltern abgeschlossen.

Mobbing wegen Allergien auf Lebensmittel

Die Mediziner mussten feststellen, dass Kinder und Jugendliche verschiedenster Altersgruppen Repressalien und Schikanen wegen ihrer Nahrungsmittelallergien ausgesetzt waren. Die Gruppe der Studienteilnehmer setzte sich wie folgt zusammen: 25,9% waren jünger als 4 Jahre (4 bis 11 Jahre (55,0%), 12 bis 18 Jahre (12,5%), 19 bis 25 Jahre (2,6%) und älter als 25 Jahre (4,0%).

Insgesamt berichtete rund ein Viertel (24%) der Nahrungsmittelallergiker, dass man sie mobbt, hänselt oder belästigt, nur weil sie eine oder mehrere Allergien auf Nahrungsmittel haben.

Immer wieder gemobbt, gehänselt und schikaniert

Von den Kindern und Jugendlichen, die gemobbt, gehänselt oder belästigt wurden, berichteten fast alle (86%) sogar über mehrere Episoden. Zweiundachtzig Prozent der Vorfälle traten in der Schule auf und 80% wurden vor allem durch Mitschüler verübt.

Sogar Lehrer waren Täter

Einundzwanzig Prozent derjenigen, die gemobbt, gehänselt oder schikaniert wurden, berichteten, das die Täter Lehrer oder Schulpersonal gewesen waren. Insgesamt schoben 79% das, was ihnen wiederholt widerfahren war, ausschließlich auf das Vorhandensein von Nahrungsmittelallergien.

Vorsätzliche Körperverletzung an der Tagesordnung

Über die Hälfte (57%) der Allergiker, die gemobbt wurden, konnten direkte physische Ereignisse beschreiben, wie z. B. dass sie bewusst mit einem Allergen berührt wurden, ein Allergen übergeworfen bekamen oder es ihnen extra zugefächelt wurde. Mehrere der Befragten teilten sogar mit, dass man ihnen Essen vorsätzlich mit Allergenen verunreinigt hatte.

Gezieltes Management für den Umgang mit Allergiker ist notwendig

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie, die im medizinischen Fachjournal Annuals of Allergy, Asthma und Immunology im Oktober 2010 publiziert wurde, legten dar, dass Schikanen, Hänseleien und Mobbing bei Kindern mit Nahrungsmittelallergie absolut üblich zu sein scheinen. Die Wissenschaftler stellten zusätzlich fest, dass solche Vorkommnisse nicht nur häufig, sondern auch wiederholt auftreten. Die Mediziner geben zu bedenken, dass diese Vorfälle emotionale und körperliche Risiken darstellen und fordern, dass die Problematik im Zuge eines gezielten Managements zum besseren Umgang mit Nahrungsmittelallergien angegangen werden sollte.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. Oktober 2010

Literatur:

Lieberman JA, Weiss C, Furlong TJ, Sicherer M, Sicherer SH. , Mobbing unter Kindern mit Nahrungsmittelallergie, Ann Allergy Asthma Immunol. 2010 Okt; 105 (4) :282-286.

Weitere CSN-Artikel zum Thema Mobbing wegen Allergien oder Umweltkrankheiten:

Haben Schüler mit Chemikalien-Sensitivität an deutschen Schulen eine Chance?

Die möglichst breite Integration Behinderter ist Ziel aller Länder, die zu den Unterzeichnern der UN-Behindertenkonvention gehören. In Deutschland besitzt dieses völkerrechtlich verbindliche Dokument seit März 2009 Gültigkeit. Spätestens seitdem sollten Bestre- bungen laufen, dass behinderte Kinder eine Schulbildung erhalten, die möglichst keine Benachteiligung gegenüber Nichtbehinderten aufweist. Keine Behinderung soll und darf gemäß der UN-Konvention einer anderen Behinderung gegenüber bevorzugt oder bena- chteiligt werden. MCS – Multiple Chemical Sensitivity ist in Deutschland eine anerkannte körperlich bedingte Behinderung.

In den USA und Canada gibt es eine stetig wachsende Zahl von Schulen und Univers- itäten, die Chemikaliensensible integrieren und die ihre Gegebenheiten für diese Behindertengruppe anpassen. Eine Umstellung wurde meist freiwillig, oft schon vor Jahren vollzogen. Dort kommt man mit Duftstoffverboten und durch Verwendung duft- und chemiefreier Reinigungsmittel und Vermeidung von Chemikalien den Betroffenen entgegen. Dass es Integrationsprojekte an Universitäten oder spezielle Schulen für die Gruppe der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gibt, die unter MCS leiden, ist bislang nicht bekannt geworden.

Schüler mit MCS

CSN sind mehrere Fälle von Kindern und Jugendlichen bekannt, deren Zukunft durch ihre MCS (ICD-10 T78.4) am sogenannten seidenen Faden hängt, oder denen dadurch eine erfolgreiche Zukunft verwehrt scheint. Der Grund ist der, dass sie wegen ihrer Krankheit und Behinderung keine Schule besuchen können.

Ein weiterer, kleiner Prozentsatz chemikaliensensibler Schüler in Deutschland beißt sich von einem körperlichen Zusammenbruch bis zum Nächsten durch. Deren Eltern berichten, dass ihr Kind je nach Reaktionsschwere Stunden, Tage bis Monate in der Schule fehlt. Den Lernstoff versuchen sie Zuhause nachzuholen, was natürlich nur bedingt durchführbar ist. Oft gibt es Ärger mit der Schule oder Schulbehörde. Ob das „Durchhalten“ dieser Schüler bis zum Schulabschluss im Einzelnen möglich sein wird, hängt von der Rücksichtnahme der Schule, den Mitschülern und Faktoren ab, ob eine Schule weitgehend schadstofffrei ist oder nicht. Die Intelligenz völlig zu entfalten zu können, ist realistisch betrachtet, für keinen dieser Schüler möglich.

Thommy’s MCS Blogfrage der Woche:

  • Wie steht es um die schulische Integration von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, die chemikaliensensibel sind?
  • Wird Kindern mit MCS in Deutschland eine Chance in Punkto Schulbildung eingeräumt?
  • Gibt es Leitlinien für den Umgang mit chemikaliensensiblen Schülern an einer normalen Schule oder die Integration von Kindern mit MCS?
  • Gibt es Schulen in Deutschland, die auf Kinder mit MCS eingehen?
  • Haben deutsche Behörden in irgendeiner Form Ansätze gezeigt, Schülern mit MCS eine Schulausbildung zu ermöglichen?
  • Wird für Schüler, die unter MCS leiden, z.B. kostenlose Beschulung per Internet bereitgestellt?
  • Was müsste sich an Schulen ändern, damit chemikaliensensible Schüler und Lehrer erfolgreich an normalen Schulen integriert werden können?

Ölpest: Die Kinder am Golf von Mexiko

Der folgende Artikel von Alice Shabecoff beschreibt nicht nur, welcher bedrückenden Gefahr nun die Allerschwächsten in der Golfregion ausgesetzt sind. Er zeigt auch, was wir anderen Völkern angetan haben, in denen solche Unfälle zur Tagesordnung gehören, während wir gedankenlos ihr Öl verbraucht haben, das auch uns enorme Umweltbelastungen beschert hat. Und letztlich wird alles, was giftig ist und MCS hervorruft, überwiegend aus Erdöl hergestellt.

Ölpest: Die Kinder am Golf von Mexiko

Während sich der gigantische Ölteppich der BP-Ölkatastrophe den Küsten und Gemeinden nähert, ist jeder über die Folgen für die Tiere und die natürliche Umwelt besorgt, schweigt seltsamerweise jedoch zu einer anderen unausweichlichen Gefahr. Eine massive Schädigung der Kinder am Golf von Mexiko ist nun nicht mehr zu vermeiden.

Wenn man das Öl in der Luft riechen kann, wie jetzt berichtet wird, bedeutet dies, dass die Chemikalien in der Luft sind und eingeatmet werden können. Eltern, die helfen, das Öl zu beseitigen, (die oft dazu nicht mal Handschuhe bekommen, wie wir gehört haben), werden diese Chemikalien auf ihrer Haut und mit der Kleidung in ihre Wohnungen tragen. Wenn das Öl an der Küste angekommen ist, gelangt es in die Wasserversorgung.

Rohöl ist eine komplexe Mischung aus hunderten hochgiftiger Chemikalien, einschließlich Benzol und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, die sowohl dafür berüchtigt sind, Krebs zu verursachen, als auch das Nervensystem zu schädigen. Genaugenommen können die Bestandteile des Rohöls jedes der Körpersysteme schädigen, vom Fortpflanzungs- und Atemsystem bis zum Immunsystem, Nieren, Leber und das Magen-Darm-System. Sie stören die Organe des Hormonsystems, welches das geistige und körperliche Wachstum genau so regelt, wie die Fruchtbarkeit. Sie durchdringen mühelos Zellwände, zerstören Zellstrukturen, mitsamt der DNA.

Allerdings ist die Gefahr für Kinder wegen ihrem noch nicht voll entwickelten Körper am größten. Mit einen noch nicht voll ausgebildeten Immun- und Entgiftungssystem sind sie grundsätzlich stärker gefährdet als Erwachsene. Das Kind im Mutterleib ist am meisten gefährdet. Der erst kürzlich erschienene Bericht des „Cancer Panel“ (pdf), der Krebskommission des Amerikanischen Präsidenten, warnt vor Chemikalienbelastung während der Schwangerschaft. Längst sind Schäden eingetreten: Krebs bei Kindern, einst eine Seltenheit, ist während er letzten 20 Jahre, als die chemische Produktion rasant zunahm, auf 67% emporgeschnellt. Wir werden in den noch kommenden Jahren einen Gipfelwert in ähnlich entsetzlichen Statistiken aus der Golfregion zu Gesicht bekommen.

Wieso sprechen die Bundesbehörden nicht von diesem drohenden Unheil? Sie sollten die lokalen Behörden auf Möglichkeiten hinweisen, die Belastungen zu minimieren. Leuten die mit Rohöl arbeiten, sollten eine Schutzausrüstung bekommen. Es müssen besondere Maßnahmen ergriffen werden, um kleine Kinder und schwangere Frauen zu schützen.

Die Körper unserer Kinder sind längst mit toxischen Substanzen in gefährlichem Maße überbelastet und viel zu viele, eins von dreien, leiden in Folge dessen an chronischen, manchmal tödlichen Krankheiten.

Was werden wir aus der Katastrophe lernen? Werden die Kosten für Krebs bei Kindern, Geburtsfehler, Asthma, und das Zurückgehen männlicher Geburten in die zukünftigen Energie-Pläne unserer Nation eingerechnet? Diese neuste Attacke aus dem Meer ist ein weiterer Grund, weshalb wir aktiv werden müssen, um das Öl allmählich aus unserer Ökonomie und unserer Umwelt heraus zu bekommen.

Autor: Alice Shabecoff für CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. Mai 2010

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Zur weiteren Information:

Crude Oil Health Hazards Fact Sheet, von Dr. Michael Harbut (Kamanos Cancer Institute) und Dr. Kathleen Burns von Sciencecorps

Informationsseite von Riki Ott, Aktivist und Überlebender der Exxon Valdez Katastrophe

Alice Shabecoff war in ihrem Berufsleben als Journalistin für die New York Times, die Washington Post und die International Herald Tribune tätig. Zusammen mit ihrem Mann Philip, hat sie das Buch „Poisoned for Profit: How Toxins Are Making Our Children Chronically Ill“ (Für den Profit vergiftet: Wie Giftstoffe unsere Kinder chronisch krank machen) geschrieben.

Weitere Artikel von Alice Shabecoff:

Medikament löste Symptomverschlimmerung aus – weitere Nebenwirkungen bis hin zu Suizid möglich

Einen ungewöhnlichen Fall hatten die Ärzte der Abteilung Dermatologie der University Miami zu lösen. Ein 9-jähriger Junge hatte leichte Dermatitis, die allergisch bedingt war. Er bekam ein Medikament, das aber statt zu helfen eine schwere systemische Dermatitis auslöste. Die Ursache war ein Zusatzstoff, wie durch einen Allergietest ermittelt wurde. (1) In anderen Fällen kam es noch weitaus schlimmer. Das amerikanische FDA verlangt auf dem Beipackzettel für Medikamente mit dem Wirkstoff Montekulast seit 2008 u.a. die Angabe eines Warnhinweises auf mögliche suizidale Gedanken und Selbstmordabsicht (Suizidalität). (2,3) Montekulast darf Kindern ab dem 6. Lebensjahr verabreicht werden.

In einer FDA Meldung von Juni 2009 wurden als weitere mögliche Nebenwirkungen u.a. Unruhe, Alpträume, Tremor, Ängste, Aggression, Halluzinationen und Depressionen angeführt. (3) Schon zuvor bat die Behörde Ärzte wie auch Patienten, schwere Nebenwirkungen an FDA MedWatch zu melden. (4)

Inhaltsstoff des Medikaments löst Verschlimmerung aus

Aktuell wurde in der medizinischen Fachzeitschrift Pediatric Dermatology über einen 9-jährigigen Jungen berichtet, der wegen seiner allergisch bedingten Dermatitis Montelukast Kautabletten erhalten hatte. Als die Dermatitis sich drastisch verschlechterte, tippten die Dermatologen auf das Medikament, bzw. einen Inhaltsstoff darin. Sie führten einen Hauttest (Patchtest) durch und stellten fest, dass der Junge unter anderem auf Formaldehyd reagierte. Außerdem wurde der Junge noch auf weitere Chemikalien positiv getestet, was die Ärzte dazu veranlasste, die Diagnose Multiple Chemikaliensensitivität / MCS zu stellen.

Aspartam verstoffwechselt sich zu Formaldehyd

Die positive Reaktion auf Formaldehyd brachte die Ärzte letztendlich darauf, dass ein bestimmter Inhaltsstoff in den Montekulast Kautabletten ursächlich für die Verschlimmerung der Dermatitis war: Aspartam, ein Süßstoff. Der Grund: Im Körper wird der Süßstoff Aspartam zu Formaldehyd metabolisiert

Doppelter Beweis

Für die Mediziner der dermatologischen Abteilung der University of Miami gab es keinen Zweifel, dass der Inhaltsstoff Aspartam ursächlich für die Verschlimmerung der Dermatitis des Jungen gewesen war. Ihre Diagnose wurde zusätzlich bestätigt, als die Dermatitis nach Absetzen der Kautabletten verschwand.

Ein Medikament mit Nebenwirkungen bis hin zu Suizid

Montelukast Kautabletten werden in erster Linie Kindern zur Vorbeugung gegen Asthma, dessen Langzeitbehandlung und gegen allergisches Asthma verabreicht. In seltneren Fällen auch gegen Dermatitis. Die Nebenwirkungen, die im vorgenannten Fallbeispiel zur Absetzung des Medikaments führten, waren vergleichsweise gering, verglichen mit den möglichen Nebenwirkungen, deren Nennung die amerikanische Kontrollbehörde für Arzneimittel – FDA als Warnhinweis auf Beipackzetteln verlangt.

Seit 2008 muss als Warnung aufgeführt werden, dass Montekulast Kautabletten (Singulair) psychiatrische Erkrankungen, Ängste, Depressionen und Suizidabsichten, als auch Suizid hervorrufen können. (5)

Weitere Hinweise und internationale Markennamen von Medikamenten die Montelukast enthalten, sind u.a. dem Merck Manual zu entnehmen.

Das FDA gab die Meldung zur Pflicht warnender Hinweise hinsichtlich möglicher neuropsychiatrischer Nebenwirkungen, sowie möglichem Suizidverhalten, auch für Tabletten mit dem Inhaltsstoff, sowie auf Oral-Granulat aus.

Auch in Deutschland erhältlich

Asthmamedikamente mit dem Wirkstoff Montekulast, ein Leukotrin-Rezeptor-Antagonist, sind auch in Deutschland erhältlich. Das deutsche Ärzteblatt (DÄ) berichte im Januar 2009 über Montekulast und erläuterte die Position der FDA. Das DÄ legte dar, dass die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde auf den Beibehalt der Warnhinweise beharre, trotz der Einwände der Hersteller, dass der Vorwurf, das Medikament könne Suizidabsichten hervorrufen, in Studien nicht bewiesen worden sei. Das DÄ beruft sich auf eine Meldung des FDA, worin die Behörde mitteilte, dass die Studien nicht darauf ausgelegt gewesen seien, um nach neuropsychiatrischen Komplikationen zu suchen und dass bei einigen Zwischenfällen mit Montekulast die klinischen Details mit einer medikamenteninduzierten Wirkung konsistent gewesen seien. (6)

Konträre Meinung, Warnung auf Beipackzettel

Deutsche Experten hatten teilweise eine andere Meinung zu Montekulast. In der Süddeutschen Zeitung bezeichnete Prof. Johannes Ring von der TU München das Medikament noch Ende März 2008 als „echten Fortschritt“.

Der Warnhinweis auf mögliches suizidales Denken und Suizidalität ist auch auf deutschen und österreichischen Beipackzetteln zu finden. Ungeachtet der genannten schweren Nebenwirkungen, die möglicherweise bei Kindern eintreten können, kann Montekulast im deutschsprachigen Internet derzeit rezeptfrei erworben werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 7. März 2010

Literatur:

  1. Castanedo-Tardan MP, González ME, Connelly EA, Giordano K, Jacob SE., Systematized contact dermatitis and montelukast in an atopic boy, Pediatr Dermatol. 2009 Nov 1;26(6):739-43.
  2. FDA, Singulair (montelukast sodium) Tablet, Chewable, Detailed View: Safety Labeling Changes Approved By FDA Center for Drug Evaluation and Research (CDER) – April 2008
  3. FDA, Updated Information on Leukotriene Inhibitors: Montelukast (marketed as Singulair), Zafirlukast (marketed as Accolate), and Zileuton (marketed as Zyflo and Zyflo CR), 28.8.2009 und 12.06.2009 (letztes Seitenupdate 05.01.2010)
  4. FDA, Follow-up to the March 27, 2008 Communication about the Ongoing Safety Review of Montelukast (Singulair), 13.01.2009
  5. FDA, Early Communication About an Ongoing Safety Review of Montelukast (Singulair), 23.03.2008
  6. Deutsches Ärzteblatt, FDA bewertet Suizidrisiko von Asthmamedikamenten, 14. Januar 2009

Weitere CSN Blogs zum Thema Kinder mit MCS- Multiple Chemical Sensitivity und über Medikamentenunverträglichkeit:

Notizen aus der schönen neuen Welt

Zwischen 1996 und 2005 erhöhte sich die Rate der mit Antidepressiva behandelten Menschen in den Vereinigten Staaten von 5,84% auf 10,12% der Bevölkerung. Zu den vermuteten Gründen zählt man eine Verbreiterung des Konzepts der Bedürftigkeit für eine Behandlung hinsichtlich der seelischen Gesundheit. [1]

Psychopharmaka haben Nebenwirkungen und werden häufig unnötig verschrieben 

Die Anzahl der Leute, die neu mit Depression diagnostiziert werden, ging jedoch in den 11 Jahren von 1993 bis 2004 zurück. Dennoch verdoppelte sich in dieser Zeit die Anzahl der Rezepte über Antidepressiva von 2,8 auf 5,6 pro Patient. 

Der dramatische Anstieg in der Zahl der Rezepte über Antidepressiva ist auf eine jährlich ansteigende Zahl von Menschen zurückzuführen, die langfristig Antidepressiva nehmen. [2] 

Suizidgefahr bei Kindern nach Antidepressiva 

Behördliche Warnungen im Oktober 2003 über eine erhöhte Suizidgefahr bei Kindern, die Antidepressiva nehmen, hat zu unbeabsichtigten und anhaltenden Veränderungen in der Diagnose und der Behandlung von Depressionen bei Kindern und Erwachsenen geführt.  Unmittelbar nach dieser Mitteilung trat eine hiermit nicht beabsichtigte Abnahme in der Zahl der neu diagnostizierten Fälle ein. 

Depressionen immer häufiger diagnostiziert

Zwischen 1999 und 2004 stieg die Zahl der diagnostizierten depressiven Episoden in allen Altersgruppen stetig an. Nach 2004 fiel die Zahl der Diagnosen bei Kindern deutlich. Dieser Abfall nach der behördlichen Warnung dauert an, so dass die Quote der neuen Fälle pro 1000 Versicherten auf den Wert von 1999 zurückging. Bei Fortschreibung des vorher bestehenden Trends hätte die Quote bei jungen Erwachsenen 2007 bei 15,6 und bei Erwachsenen bei 20,3 von 1000 liegen müssen. Die tatsächlich beobachteten Quoten waren jedoch 9,6 bzw. 12,4 pro 1000. 

Es gibt ein gewisses Überspringen auf andere Altersgruppen. Die Hausärzte diagnostizierten 44% weniger Depressionen bei Kindern, 37% weniger bei jungen Erwachsenen und 29% weniger bei Erwachsenen. [3] 

Wenn es ein Medikament gibt, wird eine Krankheit diagnostiziert 

Anm. des Autors: Die Studie legt die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Medikamenten und der diagnostischen Praxis gibt. Dies stützt indirekt die eigenwillige These, dass deutlich mehr MCS-Fälle diagnostiziert werden würden, gäbe es eine behördlich empfohlene Pille gegen MCS. Da Antidepressiva in den meisten Fällen keine pharmakologische Wirkung auf die Depression haben, sollte die Erfindung eines solchen Medikaments die Pharmaindustrie eigentlich vor keine größeren Schwierigkeiten stellen. 

In Spanien suchte man jüngst nach den Gründen für den gestiegenen Psychopharmakagebrauch. Dort nehmen 24% der Frauen Antidepressiva und 30% Tranquilizer. 

Psychopharmaka werden oft in Zusammenhang mit familien- und arbeitsplatz-bezogenen Problemen genommen. Daher untersuchte man, ob es wirklich eine Verbindung zwischen dem Psychopharmakakonsum und tatsächlich in irgendeiner Hinsicht dysfunktionalen Familien gibt.

Obwohl man vermuten sollte, dass ein Zusammenhang zwischen Psychopharmakakonsum und familiären Konflikten besteht, fand die Studie mit 121 Frauen keinen derartigen Zusammenhang. [4] 

Depressionen sind nicht leicht zu diagnostizieren

Eine Metaanalyse von mehr als 50.000 Patienten hat gezeigt, dass Allgemeinärzte große Schwierigkeiten haben, zwischen Menschen mit und ohne Depression zu unterscheiden. Die Anzahl der falsch als nicht depressiv bzw. depressiv diagnostizierten Patienten ist ausgesprochen substanziell. Die Ärzte identifizieren bei der Erstuntersuchung deutlich mehr Leute falsch positiv oder falsch negativ als richtig positiv 

Zur Illustration stelle man sich einen typischen Allgemeinarzt in einer ländlichen Praxis vor, der versucht, Depressionen zu erkennen, und in fünf Tagen 100 Patienten sieht. Wenn alle Patienten mit Depression auf einmal kämen, würden sie die Praxis für einen halben Tag füllen (also etwa den Mittwoch). Der Arzt würde jedoch nur die Hälfte der Depressionen erkennen. An den anderen vier Tagen sieht der Arzt Patienten mit anderen Beschwerden. Davon würde er ein Fünftel als depressiv diagnostizieren. Dass entspräche fast der Anzahl, die er an einem ganzen normalen Arbeitstag sieht. 

Falsch diagnostizierte Fälle sind häufiger als richtig diagnostizierte

Konkret kommen auf 100 Patienten, die der Allgemeinarzt zum ersten Mal sieht, durchschnittlich 10 korrekt als depressiv diagnostizierte Patienten, 15 fälschlich als depressiv diagnostizierte und 10 nicht erkannte Fälle von Depression. 

Damit kommen auf eine richtige Diagnose 2,5 falsche Diagnosen. [5] 

Autor: Karlheinz, CSN – Chemical Sensitivity Network, 27. November 2009 

Referenzen:

[1] Mark Olfson, Steven C. Marcus, National Patterns in Antidepressant Medication Treatment, Arch Gen Psychiatry 2009; 66[8]:848-856.

[2] Michael Moore et. al., Explaining the rise in antidepressant prescribing: a descriptive study using the general practice research database, British Medical Journal  2009;339:b3999.

[3] Anne M. Libby et.al., Persisting Decline in Depression Treatment After FDA Warnings, Arch Gen Psychiatry. 2009;66 [6]:633-639.

[4] Sonsoles Pérez Cuadrado et.al., Consumo de psicofármacos y disfunción familiar,  Atención Primaria; 41(3):153-157 marzo de 2009.

[5] Alex J Mitchell et.al., Clinical diagnosis of depression in primary care: a meta-analysis, The Lancet, Volume 374, Issue 9690, Pages 609-619, 22 August 2009

Auch interessant, die von Karlheinz geschriebene Serie:

Psychiatrisierung bei MCS ein Irrweg Teil I – XII

Mit giftiger Schulausrüstung die Gesundheit der Kinder leichtsinnig verspielen? Es geht auch anders!

Schule hat angefangen, Schüler sind durch giftige Schulartikel oft Schadstoffen ausgesetzt

Die Sommerferien sind in den meisten Bundesländern beendet bzw. in einigen wenigen steht der Schulbeginn kurz bevor. Seit längerem werden die unterschiedlichsten Schulutensilien unübersehbar in vielen Geschäften und Einkaufsmärkten zum Verkauf angeboten, und so manches Teil geht zum verlockenden Schnäppchenpreis über den Ladentisch. Leider machen toxische Schadstoffe vor Utensilien für die Schule keinen Halt und es besteht die Gefahr, dass sich unsere Jüngsten nicht nur an den sog. „Ernst des Lebens“ im Schulalltag gewöhnen müssen, sondern durch chemikalienbelastete Schulausrüstung schwer krank werden können.

Jedes zehnte Produkt im Schulranzen strotzt vor toxischen Substanzen

Focus online berichtete bereits im vergangenen Jahr über die Prüfung von Schulbedarfsartikel durch die Stiftung Warentest, die zu einem besorgniserregenden Testergebnis gelangte. Demnach ist jedes zehnte der 105 getesteten Artikel stark mit Schadstoffen kontaminiert und hätte so überhaupt nicht verkauft werden dürfen.

Ob Filzstifte, Lineal oder Radiergummi – gesundheitsgefährdende Weichmacher wie DEHP, DBP oder BBP lassen grüßen! Doch all dem nicht genug, Buntstifte schossen im Angebot der nachgewiesenen toxischen Substanzen den Vogel ab. Sie enthielten Weichmacher in der Lackschicht, die in der EU für Spielzeug generell verboten sind. Farbkästen, Wachsmal-, Bunt- und Filzstifte zählen zu den Spielwaren, da Kinder sie auch gerne außerhalb der Schule verwenden. Umso schlimmer, so werden die Kids vermutlich auch noch am Nachmittag durch Chemikalien gesundheitlich geschädigt. Das krebserregende Lösungsmittel Benzol fanden die Tester in einem Faserstift. Im Radiergummi „Peliklid“ wurde der Weichmacher DEHP um mehr als das 200-Fache überschritten. Aber auch Barium, PAK, Blei- und chromhaltige Farbe wurden in den Schulutensilien nachgewiesen.

Risiko von Erbgutschäden im Kindesalter – Verbraucherschutz versagt!

Aus einem Bericht der taz ist lt. TÜV Rheinland zu erfahren, dass Schulsachen auch in diesem Jahr größtenteils einen Cocktail gefährlicher Chemikalien enthalten. Ralf Diekmann warnt vor Schwermetallen und Lösungsmittel in Stiften, die bereits durch Speichelkontakt zu Erbgutschäden führen können. Die aus Federmäppchen, Sportbeuteln und Schulranzen entweichenden Weichmacher können u. a. Kopfschmerzen und Lernstörungen verursachen. Er bemängelt, dass mögliche Gesundheitsgefahren oft nicht ernst genommen würden.

Schadstoffbelastungen unserer Kinder besorgniserregend

Das UBA kritisiert, dass die Belastungen der Kinder mit fruchtbarkeitsschädigenden Phthalaten zu hoch sind. Die Studienergebnisse dokumentieren, dass die Auswirkungen der Schadstoffexpositionen im Lebensumfeld unserer Kinder dringendes Handeln erfordern und dass Abhilfe schaffen unerlässlich ist. Unsere Liebsten sind in ihrem schulischen Tagesablauf nicht „nur“ mit den Schadstoffen ihrer Schulausrüstung konfrontiert. Viele Schulen sind hochgradig sanierungsbedürftig, jedoch viel schlimmer ist die Tatsache, dass immer mehr Schulen potentielle krankmachende Giftquellen darstellen und Schimmelbelastungen aufweisen. In ganz Deutschland werden an Schulen in zunehmendem Ausmaß immer mehr toxische Chemikalien nachgewiesen. Die Medien bestätigen anhand vieler Beispiele, dass hier unvorstellbare Zustände herrschen, jedoch das dringend erforderliche Handeln in den meisten Fällen Fehlanzeige ist.

Unantastbarkeit unserer Gesundheit nur auf dem Papier…

Kinder sind die Zukunft eines jeden Staates, der Grundstock und sozusagen das Wichtigste überhaupt. In Deutschland ist zu kritisieren, dass der Verbraucherschutz allzu oft versagt. Die Interessen der Bevölkerung, z. B. die Gewährleistung unserer Gesundheit sowie umfangreicher Verbraucherschutz, sind als unzureichend einzustufen. Die jedem von uns per Grundgesetz zugestandene Unantastbarkeit der Gesundheit findet demzufolge nur auf dem Papier statt. Es müssen grundlegende Veränderungen durch die verantwortlichen Politiker umgesetzt werden, damit unser höchstes Gut, unsere Gesundheit, auch tatsächlich gewahrt wird. Als völlig unverständlich ist es anzusehen, dass gerade die Gesundheit unserer Kinder unnötigerweise fahrlässig und leichtsinnig verspielt wird. Langzeitschäden durch Chemikalienexpositionen sind vorprogrammiert. Konfrontationspunkte gibt es bei unserem heutigen hochtechnisierten, chemieumgebenen Lebensstandard bekanntlich nicht nur in der Schule.

Schadstoffquellen in allen Lebensbereichen

Rechnet man mögliche Schadstoffbelastungen in der Atemluft, im häuslichen Umfeld, in unseren Lebensmitteln und die Gesundheitsbelastungen durch Mobilfunk zu den bereits erwähnten möglichen Auslösern hinzu, kommt ein ordentlicher Mix an gesundheitsbelastenden Faktoren zusammen. Die Gesundheit der Bevölkerung, speziell die unserer Kinder, müsste bei den Verantwortlichen an erster Stelle stehen. Stattdessen werden überwiegend wirtschaftswachstumsgesteuerte Entscheidungen umgesetzt und unsere Gesundheit sowie der Verbraucherschutz lediglich als Anhängsel behandelt. Auch das 2007 in Kraft getretene REACH-Gesetz ändert bis weilen nichts an dem inakzeptablen Zustand. Chemikalienbelastete Produkte mit krankmachendem Potential dürften generell nicht in den Handel gelangen. Hier ist die Politik gefordert, denn es ist untragbar, dass die Gesundheit unserer Kinder sinnlos verspielt und ihre Zukunft ohne eigenes Verschulden bereits im Kindesalter in den Sand gesetzt wird.

Markenprodukte sind oft die bessere Wahl

In den untersuchten Schulartikel wurden auffallend hohe Schadstoffbelastungen bei Billigprodukten nachgewiesen. Daher ist zu empfehlen, sich nicht von den verlockenden Schnäppchenangeboten zum unüberlegten Kauf verleiten zu lassen. Sicherer ist es, nach Markenware Ausschau zu halten. Viele Produkte gibt es in schadstoffgeprüfter Qualität und in naturbelassener Holzausführung ohne Lackbeschichtung. Lt. Focus empfehlen Experten, um auf Nummer sicher zu gehen, sich an den Prüfzeichen „LGA tested“ und „LGA Qualitätszertifikat“ zu orientieren, da derartig gekennzeichneten Produkte eine Schadstoffprüfung durchlaufen haben.

Gesundes Lernen ohne negative Umwelteinflüsse mit Qualität ohne Chemie

Mit nachhaltigen und gesundheitlich unbedenklichen Schulartikel können sich Eltern auf der sicheren Seite wiegen. Immer mehr Eltern greifen zu chemisch unbelasteten Schulmaterialien und kaufen z. B. bei Ökoversandhäusern im Internet ein.

Tipps, damit das Lernen im Schulalltag ungetrübt Spaß machen kann:

  • Schulranzen ohne Verwendung von Azofarben und aus PVC- und weichmacherfreien Materialien
  • Schulutensilien selbst zusammenstellen
  • z. B. Buntstifte mit ungiftigen Farbpigmenten
  • chlor- und weichmacherfreie Radiergummis aus Naturkautschuk anstelle von herkömmlichen Radierern aus PVC
  • Mäppchen aus Leinen, Jute oder pflanzengegerbten Leder
  • Füller, Stifte und Filzstifte, die Pflanzenfarben enthalten
  • Hefte,  Zeichenblock & Co. aus Recyclingpapier
  • Ordner und Ringbücher aus weichmacherfreier kaschierter Recyclingpappe können echte Hingucker sein!
  • Schnellhefter aus Papier
  • chlor- und schwermetallfreie Polypropylen-Schnellhefter anstelle der handelsüblichen Variante aus PVC

Mit dem Kaufentscheid für alternative Schulbedarfsartikel schlagen verantwortungs-bewusste Eltern gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Die Gesundheit ihrer Kinder wird nicht nur nachhaltig geschont, sondern auch ganz nebenbei die der Beschäftigten während des Produktionsprozesses. Ein weiterer dicker Pluspunkt ist der Umweltaspekt. Bei der Herstellung und Entsorgung haben die ökologischen Schulutensilien ganz klar die Nase vorn. Es fallen weitaus weniger umweltbelastende Chemikalien, Plastikmüll und Weichmacher an. Es ist zu hoffen, dass der immer lauter werdende Wunsch der Konsumenten, generell gesunde und schadstoffarme Produkte zu erwerben, bei den Herstellern intensiveres Gehör findet. Umwelt- und gesundheitsschonende Waren sollten nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein, überall angeboten werden und keine Detektivarbeit erfordern.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. September 2009

Latexallergie im Krankenhaus: Problematik und Prävention

Chirurgen bei einer Operation

Latexallergie kann im Krankenhaus zu schweren bis lebensbedrohlichen Komplikationen führen, insbesondere bei Operationen. Da die Tendenz steigend ist, gehen Krankenhäuser präventiv dazu über, auf latexhaltige Materialien gänzlich zu verzichten. Mehrkosten, z. B. durch latexfreie Handschuhe, werden durch eingesparte Kosten bei verkürzten Behandlungsaufenthalten, wie auch durch Reduzierung der Erforderlichkeit für Latex-Allergietests, eingesparte Zahlungen wegen Rückgang der Berufsunfähigkeiten bei medizinischem Personal, etc., aufgewogen.

Hypersensitivität auf Latex bei Kindern häufig
Über allergische oder unmittelbar auftretende Hypersensitivitäten gegenüber Latex, wurden in der Vergangenheit bei Kindern mit steigender Häufigkeit berichtet, teilte ein französisches Wissenschaftlerteam in einer medizinischen Fachzeitschrift mit. Die Daten hinsichtlich der Häufigkeit variieren jedoch stark, berichten sie, da dies stark abhängig ist von der Bevölkerungsgruppe,  die untersucht wird und den angewandten Methoden, um die Sensibilisierung festzustellen. Zu den Subpopulationen bei Kindern, die besonders oft betroffen sind gehören: Allergiker, Kinder mit Spina bifida, Kinder die in neonatalen Phase operativen Eingriffen unterzogen wurden und solche, bei denen häufige operative Eingriffe erforderlich waren.

Latexallergie bei medizinischem Personal häufig
Latexallergie ist insbesondere auch bei Angestellten im medizinischen Bereich ein wichtiges und ernstes Thema. Eine Sensibilisierung tritt hauptsächlich über Wund- und Schleimhautkontakt mit Latexmaterialien während der Operation auf oder durch Inhalation von luftgetragenen Latexpartikeln, die durch gepuderte Latexhandschuhe freigesetzt werden.

Diagnostik ist möglich, aber teuer
Hinsichtlich der Diagnose einer Latexallergie ist die medizinische Historie, Hauttests (Pricktests) und die Suche nach spezifischen Serum IgE erforderlich. Der Nachteil: adäquate Diagnostik ist kostenintensiv. Um Latexallergien zu vermeiden, halten die Wissenschaftler aus Lyon die Entwicklung einer Leitlinie, die latexhaltige Medikamente auflistet, für unentbehrlich und als die wichtigste Präventionsmaßnahme um allergische Reaktionen zu vermeiden.

Beste Strategie: Vermeidung von Latex
Immuntherapie oder spezielle vorherige Medikation scheinen erfahrungsgemäß nicht effektiv zu sein, um die Risiken einer Anaphylaxie während einer Operation zu verhindern. Die wirkungsvollste Strategie um das Auftreten einer Sensibilisierung auf Latex zu verringern, ist komplette Vermeidung. Diese Strategie ist für Patienten und Angestellte im Gesundheitsbereich effizient und wurde in der chirurgischen Kinderklinik der Wissenschaftler in Lyon im Jahr 2002 eingeführt.

Umstellung auf latexfrei kein Problem
Früher bestand für Chirurgen das größte Problem darin, dass es relativ schwierig war mit latexfreien Handschuhen zu arbeiten. Das Material war häufig zu dick und verhinderte ein natürliches Tastvermögen, das für schwierige chirurgische Eingriffe sehr wichtig ist. Heute hingegen haben Hersteller sich der Problematik angenommen und latexfreie Handschuhe entwickelt, die über die gleiche Tastsensibilität wie Latexhandschuhe verfügen. Die zusätzlichen Kosten für latexfreie Handschuhe werden ausbalanciert, weil die Kosten für Allergietests, längere Krankenhausaufenthalte infolge von allergischen Reaktionen und Zahlungen der Berufsgenossenschaften für berufsunfähige medizinische Angestellte, nicht mehr länger zu Buche schlagen.

Die Richtigkeit der Entscheidung der französischen Wissenschaftler hat sich im klinischen Alltag bestätigt. In der chirurgischen Kinderklinik in Lyon trat seit der Einführung des latexfreien Programms kein einziger Fall von allergischer Reaktion gegenüber Latex bei Patienten oder dem Personal auf. Zwischenzeitlich wurden dort rund 25 000 Kinder unter latexfreien Bedingungen operiert.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 8. April, 2009

Literatur:
De Queiroz M, Combet S, Bérard J, Pouyau A, Genest H, Mouriquand P, Chassard D., Département d’Anesthésie Réanimation pédiatrique, Hôpital Femme Mère Enfant, Lyon, France, Paediatr Anaesth. 2009 Apr;19(4):313-9

Fast Food fördert Asthma bei Kindern

Fast Food ist nicht gesund

Fast Food ist bequem, schnell und vor allem Kinder lieben es. Hamburger, Pommes, Ketchup, frittierte Hühnchenteile, kaum ein Kind sagt dazu Nein. Unsere Lebensweise hat dazu geführt, dass Fast Food Restaurants wesentlich häufiger angesteuert werden, als noch vor Jahren. Auch Zuhause sind viele Familien aus Zeitmangel und Bequemlichkeit zu Fertignahrung übergegangen. Für Kinder kann dies neben Übergewicht weitere gesundheitsschädliche Folgen haben: Asthma.

Asthma häufiger denn je
Der Verzehr von Fast Food als auch die Häufigkeit von Asthma haben in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen. Durch gute Aufklärung begannen während der gleichen Zeit Mütter, ihre Babys länger zu stillen. Kanadische Wissenschaftler fragten sich, ob zwischen dem Konsum von Fast Food und dem Anstieg von Asthma ein Zusammenhang besteht. In ihrer Studie untersuchten sie gleichzeitig, ob der normalerweise schützende Effekt des Stillens in Bezug auf die Entwicklung von Asthma bei Kindern durch häufigen Verzehr von Fast Food verändert wird.

Fast Food, Ursache für Asthma?
In der Fall-Kontrollstudie der Wissenschaftler der University of Manitoba nahmen insgesamt 246 Kinder mit diagnostiziertem Asthma teil und 477 Kontrollkinder im Alter von 8-10 Jahren, die nicht unter Asthma litten. Die Mediziner ermittelten, ob die Kinder häufig Fast Food gegessen hatten und ob sie gestillt worden waren. Im Studienverlauf beurteilten sie den Zusammenhang zwischen Asthma und Fast Food Konsum.

Zusammenhang Asthma – Fast Food aufgedeckt
Die Auswertung der Wissenschaftler erbrachte, dass Kinder mit Asthma öfter Fast Food zu sich nahmen als Kinder, die nicht unter Asthma litten. Kinder die nur kurzzeitig gestillt wurden und häufig Fast Food konsumiert hatten, zeigten ein mehr als zweifach erhöhtes Risiko Asthma zu entwickeln, im Vergleich zu Kindern, die über längere Zeit gestillt wurden und nicht viel Fast Food in ihrer späteren Kindheit zu sich nahmen.

Erstaunlicherweise stellten die Wissenschaftler fest, dass auch langes Stillen nichts nutzte, wenn die Kinder in ihrer Kindheit viel Fast Food konsumierten. Hieraus schlossen die kanadischen Mediziner, dass Fast Food dem positiven Schutzeffekt des Stillens entgegenwirkt.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 16. 02.2009

Literatur:
Mai XM, Becker AB, Liem JJ, Kozyrskyj AL., Fast food consumption counters the protective effect of breastfeeding on asthma in children? Clin Exp Allergy. 2009 Jan 22.