„Plastic Planet“ – Die Welt erstickt im Plastikmüll

Film-Doku zeigt: Kunststoffe haben den Globus restlos erobert

Plastic-Planet - Der FilmEs liest sich wie eine Horrorgeschichte, dass in den Weltmeeren heute sechs Mal mehr Plastikmüll zu finden ist als Plankton. Kunststoffe können bis zu 500 Jahre in Böden und Gewässern über-dauern und mit ihren zahllosen Zusatzstoffen das menschliche Hormonsystem schädigen. „Plastik ist praktisch überall – sogar in unserem Blut“, meint Regisseur Werner Boote. Boote hat zehn Jahre lang Informationen über Kunststoffe gesammelt und tausende Kilometer auf der Welt zurückgelegt. Er hat hunderte Interviews mit Vertretern der Kunststoffindustrie, mit Umwelt-schützern, mit Wissenschaftlern und Medizinern geführt, um den Film „Plastic Planet“ fertigzustellen. Am 18. Sept-ember läuft der Film in Österreich an, in Deutschland und in der Schweiz zu Anfang 2010.

„Zurzeit werden nur in Europa ca. 60 Mio. Tonnen Plastik jährlich produziert“, so John Taylor, Präsident von PlasticsEurope, der Dachorganisation europäischer Kunststofferzeuger. Das entspreche etwa einem Viertel der Weltproduktion. Die Menge des Kunststoffs, der in den vergangenen 100 Jahren produziert wurde, würde reichen, um den gesamten Erdball sechsmal einzupacken. Aller Orts argumentieren die Hersteller von Kunststoffen mit den immensen Vorteilen ihrer Produkte. Plastik ist leichter als Glas und ganz offensichtlich weniger zerbrechlich. Über negative Eigenschaften spricht die Industrie allerdings nicht so gerne. „Es ist vor allem das Müllproblem, das das Image von Kunststoffen in Verruf bringt“, sagt Taylor im Film. Aber darum müsse sich die Gesellschaft kümmern. Die Industrie habe andere Aufgaben. Eine andere Kameraeinstellung zeigt die Sahara in Marokko. Dort wo einst der Monumentalfilm „Lawrence von Arabien“ gedreht wurde liegen heute Tonnen von Plastikabfällen, die vom Wind in alle Richtungen vertrieben werden. Nur wenn Filmteams anreisen, wird der Müll weggeräumt. Die lokale Regierung unternimmt nichts gegen den Plastikmüll. „Das ist allerdings kein Einzelfall, denn Plastikmüll ist fast überall zu finden – sogar in Regionen, in denen kaum Menschen leben“, meint Boote gegenüber pressetext.

Etwa 1.600 Kilometer vor der Küste Kaliforniens treibt ein Müllstrudel, dessen Größe mittlerweile auf 700.000 Quadratkilometer geschätzt wird, im Pazifischen Ozean. Der Müllstrudel, der „Great Pacific Garbage Patch“ genannt wird, liegt im offenen Meer. „Um auf den Plastikmüll im Meer aufmerksam zu machen, rudert im Moment die Britin Roz Savage im Alleingang von den USA über den Pazifik nach Australien“, erklärt Boote. „Neben den PlasticPlanet-Filmaufnahmen, die vor zwei Jahren gedreht wurden, und dem Forscherteam um David deRothschild von Scripps Institution of Oceanography macht sich also nun die Atlantik-Rekordinhaberin für das Müllproblem stark“, so der Filmemacher. „Wenn man an Deck steht, sieht man relativ wenig von dem Ausmaß dieses Müllstrudels, außer ein paar größere treibende Teile.“ Doch unter der Wasseroberfläche treiben Plastikstückchen unterschiedlichster Größe und Herkunft wie bunte Konfetti.

Abseits der Müllberge ist Plastik aber auch noch aus anderen Gründen sehr problematisch, wie Boote im Film zeigt. Zahlreiche Substanzen, die in den verschiedenen Kunststoffen enthalten sind, sind gesundheitsschädlich. Eine solche Substanz heißt Bisphenol A. Es wird als Hauptbestandteil bei der Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen etwa für CDs, Plastikschüsseln, Babyfläschchen sowie für Epoxidharzlacke für Beschichtungen von Konservendosen und Folienverpackungen verwendet. Die Substanz steht im Verdacht erbgutschädigend zu sein. In Tierversuchen stört es die Embryonal- und Gehirnentwicklung, verursacht Unfruchtbarkeit, Krebs und Verhaltensstörungen.

„Ein weiteres großes Problem für Konsumenten ist, dass sie nicht wissen, woraus das Plastik gemacht ist, in dem ihre Nahrung verpackt wird. Die Nahrungsmittelindustrie weiß nicht, woraus das Plastik gemacht ist, in dem sie ihre Erzeugnisse verpackt“, meint Boote. „Die Plastikindustrie weiß das alles, aber sie hält dicht. Und wenn die Politik wirklich mal Druck macht, schickt sie eben ihre Lobbyisten vor.“

Literatur: Pressetext Austria, „Plastic Planet“ – Die Welt erstickt im Plastikmüll, Wien (pte/12.09.2009/06:05)

6 Kommentare zu “„Plastic Planet“ – Die Welt erstickt im Plastikmüll”

  1. Energiefox 16. September 2009 um 14:38

    Ich hoffe der Film bewirkt was. Hatte es ja im
    Forum schon erwähnt, (mit Bild belegt) nicht mal auf unnötig viel Plastikverpackeung verzicheten wir. Eine Schande als noch freiwilliger Müllpate (habe die Schnauze voll vom Dreck sammeln) kann ich den Dreck dann am Straßenrand entsorgen. Wir als reiche Nation könnten uns bequem guten Umweltschutz leisten.
    Ich denke aber leider muss es richtig weh tun bevor wir , die Politker , Kirchen und Umweltschutzverbänbde aufwachen. Denn Umweltschutz fängt vor der eingenen Haustür an und da hapert es gewaltig.
    Danke für den Bericht .
    Gruß Müllfox

  2. Lucie 17. September 2009 um 02:15

    Es ist in der Tat so, dass die Welt im Plastikmüll erstickt. Gut dass Ihr die Info in den Blog stellt. Gerne würde ich mir den Film im Kino anschauen, aber das geht ja bekanntermaßen als MCS Betroffene nicht. Man muss sich nur einmal in den eigenen vier Wänden umschauen, was dort alles aus Plastik herumsteht. Im Film-Trailer von Plastic Planet heißt es ja, es gibt schon mehr Plastik im Meer als Plankton, darüber sollte man einmal sehr intensiv nachdenken. Die überflüssigste Plastikverpackung stellen für mich PET-Flaschen dar. Darauf hätte die Welt gut und gerne verzichten können. Stellt Euch alleine die PET-Flaschen vor, die nur an einem Tag weltweit anfallen. Das lässt große Sorge aufkommen, wenn man sich veranschaulicht, wie lange Plastik doch haltbar ist. Plastik ist sozusagen unvergänglich. Weichmacher etc. belasten unsere Gesundheit und die Umwelt und sind bei jedem von uns im Körper nachweisbar, sogar schon bei unseren Kindern.

    Die Chemie hat uns alle eingeholt und hat uns voll und ganz im Griff.

  3. Mary-Lou 17. September 2009 um 13:39

    Ich vermeide es akribisch, mir Plastiktüten andrehen zu lassen. Wenn man sich im eigenen Haushalt umschaut, wird einem erst einmal richtig bewusst, wieviel Dinge aus Kunststoff einem umgeben. Wie bereits von Lucie erwähnt, finde auch ich die Umstellung auf PET-Flaschen im Getränkebereich besonders umweltschädlich. Aber die Leute kaufen genau diese verstärkt, weil es für sie bequemer ist, da die Plastikflaschen ein geringeres Gewicht aufweisen. Dass sie mit jedem Schluck Schadstoffe konsumieren, ist der Mehrheit so sicher nicht bewusst. Wir werden also weiter stillschweigend krank gemacht.

    Auch ich würde den Film „Plastic Planet“ gerne im Kino sehen, aber das ist uns MCS Kranken leider verwehrt.

  4. Gerhard Becker 17. September 2009 um 15:55

    Vor den Folgen der Lagerung des Atommülls hat die geamte Welt Angst, die dann auch dazu geführt hat, dass es große Bestrebungen gibt, um aus der Atomenergie auszusteigen. Vor den Folgen der Langzeitlagerung des Plastikmülls in den Ozeanen, Wüsten und Landschaften, schließt man noch weitgehend die Augen. Nur eine gesetzliche Verordnung, die von der Chemieindustrie verlangt, dass sie die finanziellen Kosten der Entsorgung des Plastikmülls zu tragen haben, führt zu einem Umdenken. Zwar wird die Chemieindustrie die Kosten wieder auf die Kunden abwälzen, doch damit erhalten endlich konkurrierende Verpackungsmaterialien und Werkstoffe, wie Glas, Papier, Karton, Naturstoffe, Keramik, Metall u.a. wieder eine Chance. Gewebe aus Hanf, Brennnessel, Bambus, Bananenblätter u.a. Pflanzen sind auf keinen Fall schlechter als Kunststoffgewebe und können so gewebt werden, dass sie ohne Imprägnierung wasserdicht sind. Es gibt also Möglichkeiten, wenn die Politik und Wirtschaft nur wollte.

    Vielen Dank für den Hinweis für diesen großartigen Film

  5. Adele 17. September 2009 um 16:25

    Plastikmüll wird eines der schwierigsten Umeltprobleme unserer Zeit werden bzw. ist es schon. Die Meere ersticken im Müll und wenn ich mir die gelben Säcke anschaue, die auf Abholung der Müllentsorger warten, wird es mir übel. Da ich keine Fertiggerichte kaufe und auch ansonsten umweltbewusst lebe, habe ich zum Glück wenig Plastikmüll. Aber dennoch ganz vermeiden lässt es sich nicht. Doch die Politiker müssen endlich in die Gänge kommen und das Problem des Plastikmülls angehen. Plastikvermeidung sollte oberste Priorität haben, doch die Verpackungen in den Supermärkten, die ohnehin noch krank machende Weichmacher enthalten und diese an die Lebensmittel abgeben, sind allgegenwärtig. Wie soll das noch weitergehen? Wir ersticken im Plastikmüll. Anstatt dass man es damals bei Getränkeglasflaschen belassen hätte, ist unseren Politikern nichts besseres eingefallen, als diese überflüssige Umstellung auf PET-Flaschen zu befürworten. Man könnte im Umweltbereich noch einiges verbessern, sogar ohne großen Aufwand, doch man muss es auch wollen. Plastik greift sogar ins Hormonsystem ein und macht Babys bereits krank, wie man beim Lesen dieses Blogs erfahren kann.

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2009/03/09/us-hersteller-nehmen-toxische-babyflaschen-vom-markt-verkauf-nach-europa-geht-weiter/

    Leider schaut man bei uns tatenlos weg, währenddessen man im Ausland schlauer ist und die Gesundheit der Babys durch den Verkaufsstopp der Plastik-Babyflaschen schützt. Stattdessen bagatellisiert man bei uns und schützt die Interessen der Hersteller.

  6. Kathrina 18. März 2010 um 12:40

    Es gibt sicherlich keinen Zweifel daran, dass Kunststoffe, wie im übrigen alle Produkte, mindestens 2 Seiten haben.
    Das fragwürdige Image von Kunststoffprodukten ist sehr stark auf die „Müllproblematik“ zurück zu führen.
    In der Tat bestehen in dieser Hinsicht Probleme, an denen allerdings mit Nachdruck gearbeitet wird bspw. durch Entwicklung neuer Recyclingverfahren und Logistic Systeme.
    Darüber hinaus hängt dieses Thema sicherlich auch wesentlich mit menschlichem Fehlverhalten zusammen. Wenn Mitbürger Müll aus dem Autofenster entsorgen, kann dies nicht durch Technologie gelöst werden, sondern stellt ein gesellschaftliches Problem dar, das andere Ansätze erfordert.
    Was in vielen Teilen zu kurz kommt (aus welchen Gründen auch immer) ist der Beitrag den Kunststoffe zu weiten Teilen unserer Zivilisation und zu unserem Lebensstandard beitragen.
    Kunststoffe schonen Ressourcen, tragen dazu bei, die Weltbevölkerung zu ernähren, sorgen für sauberes Wasser, tragen zur Erhöhung der Hygienestandards bei und machen das Leben der Hausfrau/des Hausmannes bequemer. Dies sind nur einige Beispiele die endlos zu erweitern sind.
    Ich denke, dass diese Aspekte stärker in die Diskussion einfließen müssen.
    Falls Sie interessiert sind, mailen sie mir doch einfach: k4thr1n@hotmail.com
    Wir unterstützen Sie gerne mit weiteren Informationen.

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