Archiv der Kategorie ‘Umwelt‘

REACH wirkt – Auf Anfrage Auskunftspflicht für über hundert Stoffe

Strengere Vorschriften auch für Umweltgifte in Outdoorkleidung

Für eine Vielzahl an Chemikalien gelten von nun an schärfere Vorschriften. Dies sieht die europäische Chemikalienverordnung REACH vor. Davon betroffen sind unter anderem wasser- und fettabweisende Stoffe wie vier perfluorierte Carbonsäuren (PFC). Wegen ihrer schädlichen Wirkung auf die Umwelt werden sie zu besonders besorgniserregenden Stoffen. Eingesetzt werden PFC auch in Outdoorkleidung. Verbraucherinnen und Verbraucher haben nun das Recht beim Händler über diese Stoffe Auskunft zu erlangen. Das trifft auch auf 50 weitere Chemikalien zu. Das Umweltbundesamt (UBA) ist maßgeblich an der Identifizierung solcher Stoffe beteiligt. Jochen Flasbarth: „Wenn die REACH-Verordnung konsequent angewendet wird, ist sie ein wirksames Instrument für den Umwelt- und Verbraucherschutz. Durch die bessere Regulierung der Chemikalien sparen wir eine Menge an Gesundheits- und Umweltkosten.“

Schärfere Bestimmungen gibt es für vier perfluorierte Chemikalien, die wegen ihrer wasserabweisenden Eigenschaften unter anderem für Outdoorkleidung verwendet werden. Wegen ihrer wasser-, schmutz- und fettabweisenden Eigenschaften werden sie in einer Vielzahl von Verbraucherprodukten wie Textilien, Kochgeschirr oder Papier eingesetzt. PFC sind in der Umwelt sehr stabil, sodass sie weltweit in allen Umweltmedien gefunden werden, vor allem in Flüssen und Meeren. PFC können sich auch entlang der Nahrungskette anreichern und lassen sich in Blut und Muttermilch von Menschen und Tieren nachweisen. Daher wurden nun vier Vertreter als besonders besorgniserregende Stoffe eingestuft und als solche durch den Ausschuss der Mitgliedstaaten der Europäischen Chemikalienbehörde ECHA in die REACH-Kandidatenliste aufgenommen.

Aktuell hat der Ausschuss der Mitgliedstaaten der ECHA über sechs Dossiers des UBA beraten. Neben der Aufnahme der vier PFC wurden auch Nonylphenol und die Gruppe der Oktylphenolethoxylate auf die Kandidatenliste gesetzt. Nonylphenol ist ein hormonell wirksamer Stoff, der u.a. als Hilfsmittel zum Herstellen von Textilien sowie in Harzen und Lacken eingesetzt wird. Oktylphenolethoxylate kommen in Farben, Lacken und Klebstoffen vor. Gelangen sie über das Abwasser in Kläranlagen und Gewässer, kann sich das hormonell wirksame Oktylphenol bilden. Insgesamt identifizierte der Ausschuss 54 weitere Stoffe als besonders besorgniserregend. Damit ist das von der EU Kommission gesetzte Ziel erreicht, bis Ende des Jahres 136 Stoffe auf der Liste zu haben.

Auf die REACH- Kandidatenliste gehören Stoffe mit krebserregenden, erbgutverändernden oder fortpflanzungsgefährdenden Eigenschaften; Stoffe, die langlebig und giftig sind und sich in Organismen anreichern und – nach einer Einzelfallentscheidung – Stoffe, die auf das Hormonsystem wirken. Mit der Aufnahme in die Kandidatenliste erlangen Verbraucherinnen und Verbraucher ein Auskunftsrecht. Auf Nachfrage müssen Hersteller, Importeure oder der Handel darüber informieren, ob ein besonders besorgniserregender Stoff in einem Produkt enthalten ist. Am einfachsten geht das online mit einem Formular auf www.reach-info.de. Auf dieser Webseite lassen sich allein mit der Artikelnummer unter dem Strichcode des Produktes Anfragen an die Hersteller versenden. Weiterhin können gelistete Stoffe einer Zulassungspflicht unterworfen werden. Sie dürfen dann nur noch nach vorheriger behördlicher Genehmigung vermarktet und genutzt werden. Ziel der REACH-Verordnung ist es, dass diese Stoffe schrittweise durch geeignete Alternativstoffe oder -technologien ersetzt werden.

Jochen Flasbarth:

„Auch künftig bleibt viel zu tun beim Schutz der Umwelt und des Menschen vor schädlichen Auswirkungen von Chemikalien. Die Mitgliedstaaten, die EU-Kommission und die ECHA arbeiten weiter intensiv daran, die Kandidatenliste zu ergänzen. Die Europäische Kommission hat sich das Ziel gesetzt bis 2020 alle relevanten besonders besorgniserregenden Stoffe auf die Kandidatenliste zu bringen. Derzeit wird auf EU-Ebene diskutiert, auf welchem Weg dieses Ziel am besten erreicht werden kann.“

Das UBA hat intensiv an der Identifizierung von besonders besorgniserregenden Stoffen mitgearbeitet. Seit Inkrafttreten von REACH Mitte 2006 erstellte es Dossiers für 18 Stoffe. Davon gelangten 13 auf die Kandidatenliste. Jochen Flasbarth: „Das UBA hat bei REACH Pionierarbeit geleistet. Mit Oktyl- und Nonylphenol hat es die ersten Stoffe auf die Kandidatenliste gebracht, die alleine wegen ihrer hormonähnlichen Wirkungen als besonders besorgniserregend gelten.“ Oktylphenolethoxylate sind die erste Stoffgruppe, die ausschließlich aufgrund ihres umweltrelevanten Abbauproduktes (Oktylphenol) als besonders besorgniserregend gilt.

Autor: UBA, Dessau, 01/2013

Weitere Informationen und Links

Anfragen zu besonders besorgniserregenden Stoffen in Alltagsprodukten kann man hier stellen:

REACH-Beratung und Information:

Beipackzettel zur NORAH-Fluglärm Studie

Fluglärmstudie, Notizen zu den Machern

Am 20.05.2011 berichtete der Gießner-Anzeiger über „Bisher größte internationale Studie zu Fluglärm

Prof. Thomas Eikman, Leiter des Institut für Hygiene und Umweltmedizin (IHUM) der Justus-Liebig-Universität (JLU) wird dafür bei 2000 repräsentativ ausgewählten Personen Blutdruckwerte erheben, die Herz-Kreislauf-Belastung und das Schlafverhalten untersuchen sowie die Teilmodule im Bereich Gesundheit koordinieren. Dafür stehen den Gießenern 1,6 Millionen Euro aus dem Gesamtkostenvolumen von 7,2 Millionen Euro zur Verfügung.

Nun, inzwischen ist die sogenannte NORAH-Studie in die Diskussion geraten.

Vielleicht haben viele Menschen zu wenig Informationen über solche Studien. Deshalb schreibe ich hier mal einen Beipackzettel zum Thema NORAH-Studie:

Wie kam Prof. Eikmann auf die Idee mit der größten Studie zu Fluglärm?

Hier ein Hinweis: 3/2010 • Hessisches Ärzteblatt

Zitat

„Vor diesem Hintergrund sollte angesichts der Besorgnis vieler Menschen in der Region statt einer weiteren Studie mit Sekundärdaten, die erneut nur Assoziationen erbringen, jedoch keine kausalen Zusammenhänge untersuchen kann, endlich der Forderung nach einem Gesundheitsmonitoring nachgekommen werden. Gerade die guten Daten aus der Region (Schreckenberg et al. 2009), welche insbesondere die möglichen Einflussfaktoren Lärmsensitivität und erlebte Wohnqualität, individueller Umgang mit Lärmbelastung detailliert erfragt und in die Bewertung mit einbezogen haben, sind als Ausgangsbasis für die weitere Untersuchung der aufgeworfenen Fragen besonders geeignet…“

weiterlesen hier:

Neue Studie zu Krebs durch Fluglärm – näher betrachtet

Autoren: Thomas Eikmann, Anja zur Nieden, Caroline Herr

Ja und was stellt denn ein Herr Schreckenberg zum Fluglärm fest?

Das UBA hat eine pdf online:

Zitat

„Die Annahme eines direkten Effekts der Flugverkehrsgeräusche auf die körperliche Gesundheit konnte allerdings nicht bestätigt werden. Aus der Stressforschung abgeleitete Annahme der vermittelnden Funktion psychischer Stressreaktionen wird bestätigt. Ein rekursiver Prozess ist hierbei wahrscheinlich, in Querschnittsstudien aber kaum nachweisbar. Zentrales Erfolgskriterium wirksamer Lärmschutzmaßnahmen ist die Reduktion psychischer und physischer Stressreaktionen….“

weiterlesen hier:

Betroffenheit durch Fluglärm am Beispiel des Frankfurter Flughafens

Mal schauen, was Prof. Guski so macht:

Umwelt-Wahrnehmung und Umwelt-Bewertung

Rainer Guski & Anke Blöbaum

Ruhr-Universität Bochum Fakultät für Psychologie Kognitions- und Umweltpsychologie

Zitat:

„Ähnlich wie bei der Geruchsbelästigung wirken auch bei der Lärmbelästigung unterschiedliche (Geräusch-) Quellenarten unterschiedlich belästigend. So zeigt die zusammenfassende Analyse von Bevölkerungsuntersuchungen zu Straßen-, Schienen- und Fluglärm (Miedema & Vos, 1998), dass Fluglärm bei vergleichbarer objektiver Belastung wesentlich lästiger wirkt als Straßen- oder Schienenlärm, was u. a. auf die stärkere potenzielle Gefährdung der Bevölkerung durch Abstürze zurückgeführt wird…

So konnten Finke, Guski und Rohrmann (1980) zeigen, dass die Belästigung durch Verkehrslärm auch abweichend vom Mittelungspegel je nach Uhrzeiten deutlich schwankte. Ebenso können auch personale Faktoren die empfundene Belästigung verstärken oder abschwächen. Hier sind besonders die individuelle Lärmempfindlichkeit, die subjektive Bewertung der Schallquelle und die Beurteilung eigener Bewältigungsstrategien zu nennen…“

Schon 2004 beschäftigte Prof. Guski sich interdisziplinär mit Fluglärm (übrigens nicht der Einzige aus der Psychoecke in diesem Arbeitskreis)

Fluglärm 2004 – Stellungnahme des Interdisziplinären Arbeitskreises für Lärmwirkungsfragen beim Umweltbundesamt

  • Prof. Dr. Rainer Guski, Bochum
  • Dir. und Prof. i. R. Dr. Hartmut Ising, Falkensee
  • Prof. Dr. Dr. Gerd Jansen, Heiligenhaus
  • Prof. Dr. Peter Költzsch, Dresden
  • Prof. Dr. Klaus Scheuch, Dresden
  • Prof. Dr. August Schick, Oldenburg
  • Prof. Dr. Wolfgang Schönpflug, Berlin
  • Prof. Dr. Manfred Spreng, Erlangen…“

Und noch mehr interessante Zusammenhänge gefunden im Hessischen Ärzteblatt

Links zu den genannten Unis und GmbHs aus dem Ärztenblattartikel:

Zitat aus Fluglärm und seine Auswirkungen auf die Gesundheit und Belästigung der Bevölkerung in der Rhein-Main-Region

D. Schreckenberg, T. Eikmann, C.E.W. Herr, U. Heudorf M., Meis, A. zur Nieden

Umweltmed Forsch Prax 14 (5) 2009

„Es zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen den Fluglärmpegeln und der erlebten Lärmbelästigung. Die Belastungs-Wirkungsbeziehungen ergaben einen höheren Prozentanteil an Fluglärmbelästigten als anhand von generalisierten Dosis-Wirkungskurven aus der Literatur prognostizierbar. Hinsichtlich des Gesundheitszustands zeigte sich, dass die befragten Bewohner der Rhein-Main-Region im Vergleich zum Bundesdurchschnitt seltener erkranken. Ein direkter Effekt der Flugverkehrsgeräuschbelastung auf den Gesundheitszustand und die Medikamenteneinnahme im Sinne einer Zunahme von gesundheitlicher Beeinträchtigung mit steigendem Fluglärmpegel konnte dabei nicht nachgewiesen werden. Allerdings wurde eine Zunahme der Häufigkeit einzelner Gesundheitsbeschwerden und diagnostizierter Erkrankungen mit steigender Intensität der erlebten Fluglärmbelästigung festgestellt. Deutlicher noch waren die Assoziationen zwischen der individuellen Lärmempfindlichkeit und den berichteten Gesundheitsproblemen…“

Damit man sich ein Bild machen kann hier noch Prof.  Eikmann in einer Fernsehdiskussion.

 

„Doch sag ich nichts, was jemand kränkt!

Das könnte euch so passen!

Was man von Beipackzetteln denkt,

bleibt jedem überlassen.“

(Frei nach James Krüss)

Autor:

Juliane für CSN – Chemical Sensitivity Network, 13. August 2013

Weitere CSN Blogs zum Thema Flugverkehr:

Busunternehmen muss wegen laufender Motoren hohe Strafe zahlen

Im Stand laufende Busse verschmutzen die Umwelt und gefährden die Gesundheit

Das Laufenlassen von Schulbussen vor den Schulen ist eine gängige Praxis. Die Dieselabgase die dabei freigesetzt werden, belasten die Umwelt in erheblichem Maße. Schüler atmen die Dieselabgase an den Haltestellen ein. Ein großes Schulbusunternehmen muss 90 000$ Strafe zahlen und 348 000$ in Umweltprojekte.

Durham School Services stellt Schulbusse in 30 US Bundesstaaten bereit. Das Busunternehmen gehört zu den Größten in den USA. Inspektoren der Umweltschutzbehörde EPA stellten fest, dass Durham Schulbusse teils mehr als zwei Stunden mit laufendem Motor auf Schüler warteten. Die EPA gab in einer Pressemitteilung bekannt, dass man die Dieselabgase, die Schüler im ganzen Land zwangsläufig auf Schulgrundstücken einatmen, reduzieren wolle. Das Schulbusunternehmen soll nun verpflichtet werden, dafür Sorge zu tragen die Emissionen von rund 14.000 Schulbussen in 30 US Bundesstaaten zu reduzieren.

Das Busunternehmen ist einsichtig und will umgehend damit beginnen, Trainingsprogramme für die Busfahrer durchzuführen. Ältere Busse sollen komplett ausgetauscht werden und an den Schulgrundstücken werden Hinweisschilder für die Busfahrer angebracht, mit denen sie gebeten werden, den Motor der Busse beim Warten abzustellen.

Laufende Dieselmotoren setzen erhebliche Schadstoffe frei, die für zahlreiche Gesundheitsprobleme verantwortlich sein können, teilt die EPA in einer Pressemitteilung mit. Dazu zählen u.a. Asthma, Atemwegbeschwerden, Benebeltsein, Übelkeit, rauher, entzündeter Hals, Husten und viele weitere Symptome. Besonders beeinträchtig sind Schulkinder, die auf ihren Bus warten oder sich im Bus befinden, Busfahrer, Anwohner, Passanten und Angestellte in Verkehrshöfen.

Ein führender EPA Mitarbeiter wies darauf hin, dass die angestrebten Maßnahmen speziell für Kinder mit Asthma und Atemwegerkrankungen wichtig sind, weil sie besonders empfindlich auf die Bestandteile der Dieselabgase reagieren. Außerdem ist bekannt, dass Dieselabgase und die freigesetzten Feinstaubpartikel krebserregend sind.

Ebenfalls relevant ist der Umweltaspekt. Wenn die Praxis, Busse im Stand laufen zu lassen, gestoppt wird, produziert dieses eine Busunternehmen dadurch nicht nur weniger Lärm und Kohlendioxid, sondern spart jährlich fast 3 Millionen Liter Diesel ein.

In Deutschland ist das Laufenlassen der Motoren bei wartenden Schulbussen ebenfalls üblich und gefährdet die Gesundheit von Kindern, Busfahrern und Anwohnern von Schulen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 16. April 2012.

Literatur:

EPA, School Bus Company to Implement Anti-Idling Program and Pay Penalties under the Clean Air Act, 04/10/2012

Weitere CSN Artikel zum Thema Schulen:

WWF steckt mit Monsanto unter einer Decke


© Foto JBrazito, Creative Commons: BY

Film: Der WWF steckt mit Monsanto unter einer Decke, um öffentliches Land zu stehlen und genmanipulierte Nutzpflanzen zu propagieren

„Wir müssen damit anfangen, uns auf die Lebensmittelproduktion zu konzentrieren. Die Markteinführung eines gentechnischen Produktes dauert 15 Jahre. Die Zeit läuft. Wir müssen voran kommen.“ – Dr. Jason Clay Senior Vize Präsident, World Wildlife Fund, 2010.

Ein Film aus dem Jahre 2011 von Wilfried Huismann „Das Schweigen der Pandas“ [Original-Titel s.u.] beschäftigt sich mit dem World Wildlife Fund, der größten, höchst angesehensten und am besten finanzierten „Umweltschutz“-Organisation der Welt. Ihr Handeln wird ihrem Ruf jedoch nicht gerecht, wenn ein Industriezweig grün gewaschen wird, der sowohl die Umwelt als auch indigene Kulturen zerstört.

Von der Entstehung des WWF am 11. September 1961 (einem sehr symbolträchtigen Geburtsdatum [9/11]), verfolgt der Film die Spur des Geldes – weist auf Spenden von Regierungsvertretern und der Ölindustrie hin, welche seine Geburt ermöglicht haben. Weiter deckt der Film auf, wie der WWF seitdem mit der gentechnischen Agrarindustrie zusammen gearbeitet hat, um den Planeten für die Produktion von Energie und gentechnisch veränderten Lebensmitteln neu aufzuteilen.

Zum ersten Mal im deutschen Fernsehen unter dem Titel „Pakt mit dem Panda“ gesendet, provozierte der Film eine unumwundene Ablehnung durch den WWF, in welcher eine Zusammenarbeit mit der Industrie zugegeben wurde, denn:

„Die Herausforderungen zu Umweltschutz und Erhalt der Erde können nicht ohne Hilfe und Unterstützung großer Firmen gelöst werden.“

Als WWF „sind wir auf unseren Ansatz stolz, denn er führt zu Resultaten“. Ja, wir wissen alle, dass sich die Umwelt seit 1961 dramatisch verbessert hat. Wohl deshalb hat der Harvard Entomologe und Pulitzer-Preisträger Edward O. Wilson seine Arten-Aussterberate von 1972 im Jahr 2002 von 75 auf 200 Arten pro Tag erhöht.

Sogar die UN anerkennt das holozäne Artensterben, das sich einzig in den vergangenen fünfzig Jahren während es den WWF gab verschlimmert hat. Dies veranlasste den Generalsekretär der UN-Konvention für Artenvielfalt neulich zu erklären dass die Umwelt „ein totales Desaster“ wäre.

Vielleicht beziehen sich die „stolzen Resultate“ des WWF auf die Spenden welche er bekommt. Sein Geschäftsbericht von 2010 (PDF) verzeichnet nahezu 500 Millionen Dollar an Einnahmen in den vorausgegangenen zwei Jahren. Genauso haben die großen Firmen in den vergangenen fünfzig Jahren von der Ressourcen-Ausbeutung profitiert. Der WWF leugnet jedoch, dass Spenden von Firmen wie Monsanto irgendeinen Einfluss auf sein Handeln und seine Grundsätze hätten.

Andere stellen dies in Frage. „Der WWF hat sich in die wichtigsten Lobbygruppierungen der Welthandelsorganisation integriert, um die Privatisierung der verbliebenen großen Waldgebiete der Erde voran zu treiben und wertlosen Umwelt-Zertifizierungen besonderes Gewicht zu verleihen“, schrieb 2010 der argentinische Biologe Javiera Rulli.

Nicht nur er, der sechzigjährige Autor, Filmemacher und dreimalige Gewinner des Adolf Grimme Preises (angesehener deutscher Fernsehpreis) Wilfried Huismann ist es gewöhnt, zu recherchieren. Er hat die letzten 24 Jahre für das Fernsehen gearbeitet und hat über ein Dutzend Dokumentarfilme produziert. „Lieber Fidel“ – eine genaue Analyse der CIA und des kalten Krieges – ist eine andere seiner Produktionen, die in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

Der Film „Pakt mit dem Panda“ [engl. Titel: Das Schweigen der Pandas] macht in verschiedenen Erdteilen Halt, wo der WWF mit der Agrarindustrie angebandelt hat, auch in Argentinien. Der Film beschreibt den WWF und Monsanto als die „heimlichen Herrscher“, welche traditionelle Landwirtschaft und Stämme zerstören – die einzigen Menschen die wissen, wie man außerhalb der industriellen Zivilisation lebt.

Der Film enthüllt, auf welche Weise globale Ölgiganten wie BP und Shell zusammen mit der Autoindustrie auch von Gentechnik-Biodiesel zum Nachteil von Umwelt und Stämmen profitieren.

Gentechnisch verändertes Soja erfordert den Einsatz von Monsantos Roundup, ein Herbizid das die menschliche DNA schädigt, Missbildungen, Fehlgeburten und Krebs verursacht. Selbst jene welche die Feldfrüchte besprühen werden von den Dämpfen der toxischen Sprühungen krank, wie der Film zeigt.

Die Vereinigte Soja-Republik von Südamerika ist ein Werbespruch, der seinen Namen alle Ehre macht, indem genveränderte Feldfrüchte eingesetzt werden, um jene in Brasilien und Paraguay zu kontaminieren, die sie zuvor verboten haben. 2003 war der Chef von WWF Argentinien Dr. Hector Laurence auch Präsident der Landwirtschafts-Vereinigung AIMA [International Association of Agricultural Museums], Direktor der Gentechnik-Firma Morgan Seeds und Vertreter der Gentechnik-Firma Pioneer.

Die „argentinische Sojawüste“ hat bereits die Größe von Deutschland, sagt Huismann und man hat vor, die Größe zu verdoppeln. Der WWF gibt diesem Vorgang grünes Licht, indem man die Gran Chaco Region als „durch die menschliche Ausbeutung entwertet“ einstuft. Sie meinen, durch indigene Völker und ignorieren, dass große Abschnitte von Chaco für Sojaplantagen abgeholzt wurden, welche das Klima verändert haben.

Die industrielle Zivilisation versucht seine Energieprobleme auf Kosten der Lebensmittelproduktion durch Biotreibstoffe zu lösen. Argentinien sieht dies als Diebstahl der nördlichen Hemisphäre an der südlichen.

Am runden Tisch für verantwortungsvolles Soja [RTRS] von 2010, den der WWF 2004 gegründet hat, unterstützte er Monsantos Diebstahl von öffentlichem Land, indem er eine auf toxischen Agrochemikalien basierte Sojaproduktion als „nachhaltig“ einschätzte. Über 230 Gruppen haben diesen Befund umgehende verdammt.

Der WWF rechtfertigt dies indem er erklärt, dass der RTRS unabhängig vom WWF arbeitet, vermag seine Abstimmung jedoch nicht zu erklären.

Der WWF weigerte sich außerdem, seine Position zu gentechnisch veränderten Feldfrüchten gegenüber Huismann offen zu legen. Durch etwas Nachgraben entdeckte er, dass Dr. Jason Clay, der den WWF-Deal mit Monsanto ausgehandelt hatte, Mitglied der Global Harvest Initiative* ist.

*Siehe Logos und: „Unsere Mission: Die globale Produktivitätslücke durch nachhaltige Verdoppelung der landwirtschaftlichen Produktion zu eliminieren, um dem Bedarf einer wachsenden Welt gerecht zu werden.“

In einer Rede von 2010, die im Film enthalten ist, sagt Dr. Clay, „Wir müssen den ökologischen Footprint der Landwirtschaft einfrieren“. Er veranschaulichte acht Wege, dies zu erreichen, „Einer ist die Gentechnik. Wir müssen es schaffen, mehr mit weniger zu produzieren.“ Er drängte die Versammelten dazu, sich auf alle und nicht nur auf ein paar wenige Feldfrüchte zu konzentrieren.

„Wir müssen damit anfangen, uns auf die Lebensmittelproduktion zu konzentrieren. Die Markteinführung eines gentechnischen Produktes dauert 15 Jahre. Die Zeit läuft. Wir müssen voran kommen“, sagte er.

Trotzdem leugnet der WWF „gentechnisch verändertem Soja oder jeglichem anderen gentechnisch modifiziertem Organismus [#GMO] seinen Segen erteilt zu haben. Deshalb muss man sich wundern, warum sein Senior Vize Präsident zum Gegenteil drängt. Jemand lügt hier.

Mittlerweile hat die indonesische Regierung in Zusammenarbeit mit dem WWF 9 Millionen Hektar Wald für die Palmöl-Produktion in Papua frei gegeben, wie der Film berichtet. Der WWF leugnet dazu genauso jegliche Absprachen, doch sein eigener Bericht (PDF) stellt diese Lüge bloß.

Genmodifizierte Palm-Monokulturen haben zusammen mit anderen Entwicklungsprojekten von denen die industrielle Zivilisation auf Kosten indigener Völker und der Umwelt profitiert, eine Sezessionsbewegung in Papua aufkeimen lassen. Das an Ressourcen reiche Papua fordert von Indonesien seine Unabhängigkeit, um seine auskömmliche und trotzdem nachhaltige Lebensweise zu schützen.

Staatlich sanktionierte Folter (YouTube) zusammen mit militärisch erzwungenem Landraub und Zerstörung von Ökosystemen haben das OK von Präsident Obama. Trotz bekannter Menschenrechtsverletzungen (wie z.B. diese oder diese (PDF)), fing er 2010 damit an, die indonesische Regierung vor aller Augen mit militärischer Ausrüstung zu beliefern, um den Widerstand der Stämme niederzuschlagen.

Autor: Rady Ananda, 14. September 2011 für Food Freedom

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Quelle des Original-Artikels: „New film: WWF beds with Monsanto to steal public lands, promote GM crops“

© 2011 Rady Ananda – Wir danken Rady für die Genehmigung, den Text übersetzen zu dürfen.

Hinweis:

Wilfried Huismanns Film „Pakt mit dem Panda“, eine Co-Produktion von WDR und SWR, hatte Mitte 2011 Premiere. Die nächsten Sendetermine im Fernsehen sind:

  • WDR am 27. März 2012 um 22:00 Uhr
  • WDR am 02. April 2012 um 14:40 Uhr
  • SWR am 04. April 2012 um 20:15 Uhr
  • SWR am 16. April 2012 um 01:05 Uhr

Besuchen Sie bitte auch die Homepage des Filmemachers mit weiteren aktualisierten Informationen zum Film.

Weitere Artikel zum Thema:

Umweltschäden zu vermeiden kostet weniger, als sie zu beseitigen

Umweltpolitik: Weniger Kosten und mehr Umweltschutz durch bessere Rechtsanwendung

Die Nichtanwendung des Umweltrechts kostet die Wirtschaft in der EU jedes Jahr vermutlich etwa 50 Mrd. EUR in Form von Gesundheits- und direkten Umweltkosten. Die Kommission hat heute eine Mitteilung über die bessere Anwendung des EU-Umweltrechts veröffentlicht; Ziel ist es, diesen Betrag zu verringern und für Menschen und Unternehmen bessere Umweltbedingungen zu schaffen.

Umweltkommissar Janez Potocnik erklärte:

„Das EU-Recht wurde nicht einfach in Brüssel ersonnen; es wird vielmehr von allen Mitgliedstaaten und Parlamenten zum Nutzen der Bürger auf demokratische Weise verabschiedet. Unsere Umwelt wird durch rund 200 Rechtsakte geschützt, die bereits seit längerem gelten, aber viel zu häufig nicht richtig angewendet werden. Dies schadet nicht nur der Umwelt, sondern schädigt auch die Gesundheit des Menschen, schafft Unsicherheit für die Industrie und untergräbt den Binnenmarkt. In Krisenzeiten wie heute sind dies Kosten, die wir uns nicht leisten können.“

In der am 7. März 2012 veröffentlichten Mitteilung werden die positiven Auswirkungen des Umweltrechts hervorgehoben und dargelegt, dass es deutlich weniger kostet, Umweltschäden zu vermeiden, als langfristige Abhilfemaßnahmen zu treffen. Das Umweltrecht kann der Industrie Vorteile bringen: Mit der vollständigen Anwendung des EU-Abfallrechts dürften 400 000 Arbeitsplätze geschaffen werden, und die Nettokosten werden um 72 Mrd. EUR niedriger sein als beim alternativen Szenarium einer Nichtanwendung.

Diese Mitteilung soll zu einem intensiveren Dialog mit den Regierungen und anderen Entscheidungsträgern darüber führen, wie die Zusammenarbeit verbessert werden kann, um Wissen gezielter zu bündeln und gemeinsam zu nutzen und dafür zu sorgen, dass jeder einzelne mehr Eigenverantwortung für Umweltziele übernimmt. Konkret enthält die Mitteilung Maßnahmen, die den Mitgliedstaaten helfen sollen, ein systematisches Vorgehen bei der Sammlung und Verbreitung von Informationen zu erreichen und besser auf Umweltprobleme zu reagieren.

Die Anwendung und Durchsetzung des EU-Umweltrechts ist eine Aufgabe, die die nationalen, regionalen und kommunalen Behörden gemeinsam wahrnehmen. Die schlechte Anwendung wird häufig durch einen Mangel an genauen Informationen über Umweltfragen verstärkt. Die Überwachung erfolgt in Europa nicht überall in gleicher Weise, und die generierten Informationen sind lückenhaft und häufig veraltet. Außerdem sind nicht genügend hilfreiche Informationen online abrufbar. Dank besserer und besser zugänglicher Informationen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene könnten die größten Umweltprobleme früher ermittelt und so langfristig Kosten gespart werden.

Eine ordnungsgemäße Anwendung bedeutet auch, wirksam auf tatsächliche oder potenzielle Umweltprobleme zu reagieren. Vorschläge für Verbesserungen umfassen bessere Kontrollen und Überwachung, Kriterien dafür, wie die Mitgliedstaaten Bürgerbeschwerden behandeln sollten, besseren Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten und die Unterstützung von europäischen Netzwerken für Umweltspezialisten. Die für die Rechtsanwendung Verantwortlichen sollten sich eindeutiger verpflichten, im Falle von Problemen Abhilfe zu schaffen, und hierfür konkrete Fristen und Eckwerte vorgeben, die öffentlich bewertet werden können.

Nächste Schritte

Die Mitteilung richtet sich an das Europäische Parlament, die Mitgliedstaaten und deren Bürger sowie alle Akteure in den Bereichen Rechtsanwendung und -durchsetzung. Die Ergebnisse der Erörterungen zwischen den drei EU-Organen werden die Grundlage für das siebte Umweltaktionsprogramm schaffen.

Hintergrund

Es ist Aufgabe der Mitgliedstaaten, dafür zu sorgen, dass das EU-Umweltrecht auf ihrem Hoheitsgebiet angewendet wird. Die Kommission prüft, ob die Mitgliedstaaten ihren Verpflichtungen nachkommen, und trifft Maßnahmen, wenn dies nicht der Fall ist.

Die Rechtsanwendung ist multidimensional. Die Mitgliedstaaten müssen einzelstaatliche Gesetze erlassen, mit denen die auf EU-Ebene vereinbarten Rechtsvorschriften detailliert umgesetzt werden. Sie müssen ihre Verwaltungen in einer Weise organisieren, die gewährleistet, dass diese Gesetze in der Praxis beachtet werden. Sie müssen für die erforderlichen Investitionen beispielsweise in die ordnungsgemäße Abfallbehandlung sorgen. Außerdem sollten sie die Möglichkeit haben zu reagieren, wenn verlangte Aufgaben nicht wahrgenommen werden oder sich andere Probleme ergeben, wie die illegale Abfallentsorgung oder die illegale Jagd auf geschützte Wildtiere.

Autor:

Europäische Kommission, Umweltpolitik: Weniger Kosten und mehr Umweltschutz durch bessere Rechtsanwendung, Brüssel, 7. März 2012

Weitere Informationen:

Mitteilung über die Anwendung des Umweltrechts

Weitere Artikel zum Thema:

Die beliebtesten Blogs im Februar 2012

Umwelt, Umweltmedizin, Umweltskandale

Seit einem Jahr berichtet der CSN Blog von Patrick. Er reagiert hypersensibel auf Chemikalien und kann das Haus nicht verlassen. Unterstützung durch die Behörden könnte die medizinische Prognose und Zukunftsperspektive des Zwanzigjährigen verbessern, wenn dort etwas Wille herrschen würde. Im Februar berichtete Patrick‘s Mutter über die aktuelle Situation, der Artikel landete auf dem ersten Platz in der CSN Blog Top 10.

Auf Platz Zwei landete ein Thema, das auf vielen MCS Kranken schwer lastet. Der Berufsverband der Deutschen Umweltmediziner – dbu gab Ende Dezember 2011 „Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinien“ heraus. Im Februar gingen Umweltmediziner und Leitlinienautoren auf Kreuzfahrt nach Norwegen und hielten an Bord der Color Magic ein Kompaktseminar zu diesen „Handlungsorientierten umweltmedizinischen Praxisleitlinien“ ab. Im Artikel, der auf großes Interesse traf, erfährt der Leser, warum Umweltkranke sich sorgen.

Umweltkrankheiten nehmen drastisch zu, das ist unbestritten. Die WHO veröffentlichte, dass Krankheiten, die in der EU-Region auftreten, zwischen 20 und 54% durch Umwelteinflüsse und Expositionen ausgelöst werden. Um Lösungen, die aus dieser Misere herausführen, effektiver und schneller umsetzen zu können, wurde in Bonn ein neues WHO-Zentralbüro eröffnet. Der Artikel, der im CSN Blog darüber veröffentlicht wurde, belegte Platz Drei.

Zum Lesen der CSN Blog Top 10, Artikel anklicken >>

  1. Trier sehen…und sterben
  2. Umweltmediziner auf Kreuzfahrt
  3. WHO: Umweltbedingte Krankheiten nehmen zu
  4. Seit 14 Jahren gezielte Aufklärung über MCS durch Politiker
  5. Was ins noch bevorsteht: Fracking
  6. Medizinstudenten krank durch Formaldehyd
  7. Unfruchtbare Paare stärker mit Phythalaten belastet
  8. Klimaschutz durch Hanf auf dem Bau
  9. Jugendlicher unternahm Suizidversuch nachdem Therapie fehlschlug
  10. Beduftete Läden, gefährlich für die Gesundheit von Mitarbeitern und Angestellten

WHO: Umweltbedingte Krankheiten nehmen zu

Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn eröffnet

Rund 20% der Krankheiten in der europäischen Region sind auf vermeidbare Umweltgefahren und Expositionen zurückzuführen. In manchen EU Ländern liegt der Prozentsatz umweltbedingter Erkrankungen sogar bei 54%. Bei Kindern unter 15 Jahren liegt der Anteil der durch die Umwelt verursachten Krankheiten bei 34%, und jeder fünfte Einwohner in der EU Region stirbt an den Folgen einer durch Umwelteinflüsse verursachten Krankheit, teilte die Regionaldirektorin der Weltgesundheitsbehörde im Februar 2012 bei der Eröffnungsansprache des von der WHO erweiterten Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit in Bonn mit. (1,2,3)

Erweitertes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit (ECEH)

Das ECEH nahm seine Arbeit 1991 mit finanzieller Unterstützung Italiens, Frankreichs und der Niederlande auf. Nach der Schließung der Büros in Frankreich und den Niederlanden wurde im Jahr 2001 mit finanzieller Unterstützung durch die Regierung der Bundesrepublik Deutschland als Ergänzung zum Büro in Rom das Bonner Büro eröffnet. Nach der Schließung des Büros in Rom im Jahr 2011 erweitert das Büro in Bonn nun seinen Aktionsradius im Themenbereich Umwelt und Gesundheit.

In den zurückliegenden Jahren hat das Zentrum in Bonn die Sammlung und Analyse wissenschaftlicher Erkenntnisse über Umweltbelastungen und ihre Gesundheitsfolgen koordiniert, politische Entscheidungsprozesse unterstützt, und kam zu folgenden Feststellungen:

  • Bürger in der Europäischen Region der WHO büßen infolge einer über den von der WHO empfohlenen Werten liegenden Luftbelastung im Durchschnitt 8,6 Monate an Lebenserwartung ein
  • Verkehrslärm führt im Westeuropa Jahr für Jahr zum Verlust von mehr als einer Million gesunder Lebensjahre
  • Unangemessene Wohnbedingungen kosten in der Europäischen Region jedes Jahr mehr als 100 000 Menschen das Leben

Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen Umweltgefahren stärker ausgesetzt

WHO hat 14 Indikatoren für umweltbedingte Ungleichheiten im Gesundheitsbereich entwickelt, die sich auf drei Bereiche erstrecken: Wohnungswesen, Verletzungen und Umwelt.

Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen sind bis zu fünfmal höheren Umweltrisiken ausgesetzt als wohlhabendere Mitbürger, wie aus einem neuen Bericht der WHO hervorgeht. Allein in der EU leben rund 80 Mio. Menschen in relativer Armut, d. h. mit einem Einkommen unterhalb von 60% des mittleren Einkommens in ihrem Land. Viele dieser Menschen leben in feuchten, unzureichend beheizten Wohnungen ohne angemessene Sanitäreinrichtungen.

Die WHO Regionaldirektorin und deutsche Politiker verdeutlichten bei der Eröffnung diese schwierige Problematik, für die man gezielt Lösungen erarbeiten will:

Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa:

„Ich sehe das Zentrum nun nach seiner Erweiterung als die künftige Kompetenz-Schaltstelle der Europäischen Region, die die Mitgliedstaaten dabei unterstützen wird, für ihre gesamte Bevölkerung – und ich betone: die gesamte Bevölkerung – in gleicher Weise gesunde Umweltbedingungen zu schaffen.“

Daniel Bahr, Bundesgesundheitsminister:

„Im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes müssen wir heute handeln, damit die nächsten Generationen gesunde Lebenswelten vorfinden. Hierzu müssen wir alle Akteure einbinden, um gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln und die Gesundheitssysteme zu stärken. Das erweiterte WHO-Zentrum in Bonn ist hierzu ein wichtiger Schritt“.

Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:

„Wir erhöhen unseren Anteil an der Finanzierung des Europäischen Zentrums, weil Umweltfaktoren maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit haben. Die WHO wird hier mit dem erweiterten Zentrum zukünftig noch aktiver sein können und die Umweltpolitik mit ihren Analysen und Empfehlungen unterstützen“.

Länderübergreifende Kooperation

Dank des zusätzlichen Finanzierungsbeitrags Deutschlands kann das ECEH seinen Aktionsradius nun um vier Hauptbereiche erweitern:

  • Klimawandel und nachhaltige Entwicklung
  • Belastung durch zentrale Umweltrisiken (Luftverschmutzung, Lärm, Chemikalien, Strahlung, ungünstige Arbeits- und Wohnbedingungen)
  • gesundheitsrelevante Umwelterkenntnisse und Prognosen
  • Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, einschließlich Wasserver- und Abwasserentsorgung

Die mit diesen Themen befassten Programme werden sich stärker mit Art und Ausmaßen aktueller und künftiger umweltbedingter Gesundheitsgefahren befassen, um so die Länder der Region bei der Ausarbeitung und Durchführung von Gegenstrategien zu unterstützen, auch im Falle von Umweltkatastrophen.

Weitere Informationen über das Europäische WHO Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 23. Februar 2012

Literatur:

  1. Zsuzsanna Jakab, WHO Regionaldirektorin, Rede zur Eröffnung des erweiterten Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, 14 Februar 2012, Bonn, Germany.
  2. WHO – Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, WHO eröffnet erweitertes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn und stellt neuen Bericht über gesundheitsrelevante Umweltungleichheit vor, Kopenhagen und Bonn, 14. Februar 2012
  3. ECEH, Report Environmental health inequalities in Europe, 2012

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Was uns noch bevor steht: Fracking

Nehmt dieses Frack-Zeug hier wieder raus!

John Fentons Wasser wurde vor ungefähr sechs Jahren unbrauchbar. „Unser Brunnen ist nur 12 Jahre alt“, sagt er. „Wir haben ihn gebohrt, als wir das Haus gebaut haben… dann fing es an sich zu verändern und war voller Gasbläschen.“ Ungefähr zur selben Zeit begannen andere Bewohner der benachbarten Stadt Pavillon sich über Veränderungen ihres Wassers zu beklagen, und wenig später hatten sie es mit Gesundheitsproblemen zu tun. Viele in der Stadt fragten sich, ob die Erschließung von Öl und Gas, aber auch der Einsatz des hydraulischen Frackens in der Umgebung, etwas damit zu tun haben könnte.

Pavillion liegt innerhalb der Grenzen des Wind River Reservates und ist überwiegend eine Bauern- und Viehzüchtergemeinde. „Südlich von wo wir wohnen gibt es einen großen Sandstein Bergzug – wirklich hübsche Spitzen und Bögen“, sagt Fenton. „Und nördlich von hier liegen die Owl Creek Mountains, hier ist es wirklich schön.“

In den Gebiet gibt es auch viel Öl und Gas, was bedeutet, dass mitten in dieses bäuerlichen Idyll eine massive Ansammlung von Öl- und Gasquellen rein geklotzt wurde, die von einem kanadischen Energie-Unternehmen namens EnCana betrieben werden. „Egal aus welchen Fenster oder welcher Tür oder von welcher Veranda Sie blicken, Sie sehen einen großen Lagertank, der 20 Fuß (6 Meter) hoch ist“, sagt Fenton. „Hier ist eine Quelle und dort sind große Anlagen und da ist alles mit Öl und Ölpfützen verdreckt.“

Ungefähr zur selben Zeit, als das Wasser in Pavillon anfing seltsam zu werden, begann EnCana seine Öl- und Gasproduktion zu steigern und die Anwohner sahen sich ab da mit Phänomenen wie Kopfschmerzen, Verlust des Riech- und Geschmackssinnes, Gedächtnisstörungen und Atemwegerkrankungen konfrontiert.

Sie baten das Amt für Umweltqualität in Wyoming und andere staatliche Behörden um Hilfe. Ihre Bitten wurden ignoriert. „Offenbar dachten sie, dass hier bei uns nichts wirklich verkehrtes passierte“, sagt Fenton. „Sehr oft, wenn sie Untersuchungsergebnisse zitierten, waren dies Untersuchungsergebnisse von EnCana. Sie waren nicht Willens, ihre Arbeit zu machen; sie steckten mit der Industrie ziemlich unter einer Decke.

Die Anwohner beschlossen, in der Angelegenheit selber etwas zu unternehmen: sie organisierten sich. Vertreter des Powder River Basin Resource Council (Umweltverband) halfen Fenton und seinen Nachbarn, auf die amerikanische Umweltschutzbehörde (EPA) Druck auszuüben, das Grundwasser in der Gegend zu untersuchen, und ab 2009 fing die EPA an, das Wasser zu untersuchen und Messbrunnen zu bauen. „Wir fanden tatsächlich Methan, dessen chemischen Signatur darauf hindeutete, dass es aus den erschlossenen Gasvorräten stammt“, sagt Ayn Schmit, Abteilungsleiterin der EPA für Wassereinzugsgebiete und Grundwasserschutz. „Wir stellten so ziemlich überall das Vorhandensein von organischen mit Diesel oder Benzin verwandten Verbindungen in niedrigen Konzentrationen fest.“

Schmit sagt, sie hätten auch Verbindungen wie Natrium und Sulfate in sehr hohen Konzentrationen gefunden, fügte aber hinzu, dass diese Verbindungen in dem Gebiet von Natur aus vorkommen. Schmit sagte jedoch, dass andere Schadstoffe wie Benzol – eine Chemikalie die in Rohöl und anderen Petrochemikalien vorkommt – über den Höchstwerten der EPA lagen. Das Amt für toxische Substanzen und Krankenstatistik, das auch an den Untersuchungen beteiligt war, empfahl 2010 einigen Anwohnern das Wasser nicht zu trinken, dafür gab es mehrere Gründe, z.B. „die im Brunnenwasser festgestellten Chemikalien, die Möglichkeit weiterer Kontamination durch Grundwasser aus der Umgebung und fehlendes Wissen über die gesundheitlichen Auswirkungen mancher der gefundenen Verbindungen“.

Im Herbst 2010 wurde eine zweite Serie von EPA-Brunnenuntersuchungen veröffentlicht; es wurden mehrere organische Verbindungen nachgewiesen, synthetische organische Verbindungen, hohe PH-Werte, die nicht zu den im Übrigen Grundwasser festgestellten Werten passten und eine Menge Methan. In der Tat so viel Methan, dass das Wasser wie Sekt perlte. Schmit sagt, das Methan weist eine ähnliche chemische Signatur wie jenes Methan auf, das in den Gasvorkommen der Gegend zu finden ist – anders als das auf natürliche Weise entstandene Methan in Torfmooren oder jenes die Bakterien herstellen. Jedoch lieferten die Analysen keinen eindeutigen Grund dafür, weshalb diese Chemikalien im Wasser sind. „Ich habe eine Menge dieser Chemikalien in meinem Brunnen“, sagt Pavillon Einwohner Jeff Locker. „Nichts wirklich viel außer sehr viel Methan und sie haben ein paar Glykole gefunden, eine Klasse organischer Verbindungen, mehrwertige Alkohole, in sehr vielen Brunnen… deshalb mache ich mir große Sorgen.“

Locker gehört zu den vielen Ansässigen, die sich in den letzten Jahren über Veränderungen des Wassers und über Gesundheitsprobleme beklagt haben und seine Frau leidet an einer schweren Neuropathie – eine Erkrankung die auftritt, wenn Nerven außerhalb des Gehirns und im Rückenmark geschädigt sind und die für Locker mit der Kontamination des Wassers und insbesondere mit den Glykolen zusammenhängen könnte.

EnCana und der Staat Wyoming zahlen nun entsprechend einer Empfehlung des Amtes für toxische Substanzen und Krankenstatistik dafür, dass alle Einwohner von Pavillon Trinkwasser in Flaschen geliefert bekommen, bis eine dauerhafte Lösung für ihre Wasserversorgung gefunden werden kann. Das Amt empfahl außerdem, dass die Bewohner welche das Wasser für Badezwecke benutzen während dem Duschen das Fenster öffnen sollen.

2010 beauftragte Pavillion Wilma Subra, MacArthur „Geniepreis“ Stipendiatin, eine Gesundheitsstudie durchzuführen. Für ihre Untersuchung sah sich Subra zuerst die Liste der Chemikalien an, welche von der EPA in dem von den Anwohnern benutztem Wasser festgestellt wurden und danach überprüfte sie deren Korrelation mit den Erkrankungen dieser Menschen. Sie stellte fest, dass 46 Prozent der von den Anwohnern berichteten Erkrankungen mit den gesundheitlichen Auswirkungen dieser Chemikalien zusammen hingen. Jedoch blieb die Frage: was genau ist die Ursache dieser Wasserkontamination? Nur mit den Daten der EPA und mit ungenauen Informationen darüber, was EnCana in die Erde pumpt, stocherte man im Nebel herum: staatliche und bundesstaatliche Offizielle behaupteten, dass die Chemikalien im Trinkwasser nicht auf bestimmte Öl- oder Gasförderungs-Aktivitäten oder auf das Fracken zurückgeführt werden könnten, ein Verfahren, bei dem man Sand, Wasser und Chemikalien in den Untergrund presst, um Ansammlungen von Erdgas und Erdöl freizusetzen. Und ohne Messungen vor Aufnahme der Energieträger-Gewinnung, auf die man sich beziehen könnte, wäre es nahezu unmöglich zu sagen, was sich in dem Wasser befand, bevor die Leute Veränderungen feststellten.

„Sie behaupten, sie könnten nicht feststellen, ob diese Chemikalien im Trink- und Grundwasser auf bestimmte Frack-Vorfälle oder Tätigkeiten zurückführen sind, weil die Firmen dies nicht berichtet haben“, sagt Subra. Subra erzählt, dass sie nun versucht, mehr Informationen darüber zu bekommen, welche Chemikalien EnCana genau in ihrem „Frack-Cocktail“ verwendet um herauszubekommen, ob es die gleichen Chemikalien sind wie jene, die man im Grundwasser von Pavillon findet.

Anfang Dezember [2011] veröffentlichte die EPA eine Datenanalyse, die darauf hinwies, dass das Grundwasser in den wasserführenden Schichten Verbindungen enthält „die wahrscheinlich mit den Gasgewinnungs-Methoden, wie z.B. dem hydraulischen Fracken in Zusammenhang stehen“. Dies war der erste EPA-Bericht, der jemals hydraulisches Aufbrechen von Gesteinsschichten [Fracking] als mögliche Quelle von Wasserkontaminationen ins Spiel brachte.

Innerhalb weniger Stunden nach der Veröffentlichung dieser Ergebnisse, behauptete der Gouverneur von Wyoming, Matt Mead, die Studie der EPA wäre wissenschaftlich fraglich und es sollten weitere Untersuchungen vorgenommen werden. Zur selben Zeit meinte EnCana, „die EPA hatte schwerwiegende Fehler und Fehldeutungen gemacht“ als sie den Entwurf ihres Berichtes veröffentlichte, der Wasserkontaminationen mit hydraulischen Fracken in Zusammenhang bringt. Der Umweltchef des Unternehmens, David Stewart sagte, die Ergebnisse sollten „von unabhängigen der EPA fern stehenden Parteien überprüft werden“ und vertrat die Ansicht, die EPA könnte für die Kontaminationen selber verantwortlich sein, als sie ihre Messbrunnen baute. Auch Beamte der Wasserbaubehörde von Wyoming verdammten den Bericht, beschuldigten die EPA, dass die Proben unsachgemäß untersucht worden wären – eine Behauptung die interne Quellen der EPA eine „Falschdarstellung“ nannten.

Am ersten Februar [2012] wurde ein Vertreter des EPA Bereiches 8 vor das Subkommitee des Repräsentantenhauses für Energie und Umwelt bestellt und über die Vorgehensweise der EPA bei den Grundwasseruntersuchungen in Pavillon befragt.

Die Anhörung fing etwas später an, nachdem der Filmemacher Josh Fox, Produzent des Dokumentarfilmes „Gasland“, welcher sich mit vom Fracken betroffenen Gemeinden befasste, festgenommen wurde, weil er versucht hatte, die Sitzung zu filmen (YouTube). Minuten nachdem die Versammlung wieder zur Ruhe gerufen worden war, drosch der Vorsitzende Andy Harris von den Republikanern auf die EPA für etwas ein, das er „einen bemerkenswerten Ausdruck von Arroganz und Missachtung der reinen Fakten“ nannte, weil sie Fracking mit etwas angreift, das er „wissenschaftliche Unterstellung und behördliche Verordnung einer Zwangsjacke…“ nannte, „Die Untersuchung der Grundwasserkontamination in Pavillon durch die EPA scheint nun ein weiteres Beispiel dafür zu sein, wie Politik die Bestimmungen und wie Interessen die Wissenschaft dominieren“.

Bei der Anhörung zugegen waren Tom Doll, Supervisor der der Öl- und Gas-Umweltkommission von Wyoming, Kathleen Sgamma, eine Lobbyistin der Western Energy Alliance, Dr. Bernard Goldstein, ein Professor der University of Pittsburgh und James Martin, der regionale Chef der EPA für den Bereich 8.

Doll sagte aus, dass der EPA-Bericht keinen Beleg für einen Zusammenhang zwischen den Petroleum-Chemikalien und den Wasserproblemen liefern würde. „Was wir den Daten tatsächlich entnehmen können ist, dass sich das Gas und Wasser in diesen zwei Messbrunnen von jenem Gas und Wasser unterscheidet, das man in den oberflächennahen für Trinkwasser genutzten wasserführenden Schichten findet“, sagte er.

Er postulierte, dass alle Substanzen in Pavillons Trinkwasser natürlicher Herkunft seien.

Während der Anhörung brachte der Repräsentant Harris die Theorie von EnCana weiter in Position, nach welcher die EPA ihre Messbrunnen selber kontaminiert hätte. Doll stimmte dieser Theorie zu: „Die Experten der Öl- und Gas-Umweltkommission, die Behörde für Umweltqualität und das Büro für Wasserqualität glauben, dass diese Kontamination vom Bohren und von der Fertigstellung dieser beiden Brunnen herrührt.“

Nach Harris sind die aktuellen Untersuchungen der EPA nichts anderes als ein Versuch, die Öl- und Gasgewinnung im ganzen Land still zu legen. Ihm ging es eindeutig darum, so etwas zu verhindern, als er Martin fragte: „Ist die EPA der Auffassung, dass die Ergebnisse dieser Untersuchungen allen Ernstes auf die gängigen modernen hydraulischen Fracking übertragen werden können, zum Beispiel in der Marcellus Shale Formation, die natürlich durch meinen Staat verläuft?“

„Herr Vorsitzender, die Rahmenbedingungen, die geologischen Verhältnisse, die bzgl. Marcellus Shale vorherrschen sind ganz andere“, sagte Martin.

„Sie glauben also, dass man diese Ergebnisse wirklich nicht guten Gewissens auf die Marcellus Shale übertragen kann?“, fragte Harris.

„Wir hatten nie die Absicht, derartiges zu tun, Herr Vorsitzender“, sagte Martin.

„Gut!“, sagte Harris.

Weder Bewohner aus Pavillon waren eingeladen worden, um bei der Anhörung auszusagen, noch offizielle Vertreter des Reservates. „Das Ganze findet mitten in unserem Reservat statt“, sagt Martel, zweiter Vorsitzender des Eastern Shoshone Business Council [Gewerbeaufsicht der Selbstverwaltung]. „Bis heute hat man mit uns sehr wenig direkt gesprochen, dies taten weder die Bewohner von Pavillon, noch der Staat Wyoming und bis Anfang Februar tat dies die Umweltbehörde ebenfalls nicht.“

Martel sagt, es ist von höchster Bedeutung, dass sowohl die Shoshones als auch die Arapaho in diese Diskussion eingebunden werden um sicherzustellen, dass die Souveränität und die Rechtsprechung der Stämme beachtet wird. Letzte Woche trafen sich Behördenvertreter der Stämme mit Chefs der EPA um deren Aktivitäten im Reservat besser verstehen zu können und Martel sagt er hoffe, dass EnCana sich bald mit dem Stamm treffen wird.

„Nach dem Wasser-Codex unseres Stamme und in Übereinstimmung mit einigen Umweltgesetzen, die vom Supreme Court (oberstes Gericht) der Vereinigten Staaten bestätigt worden sind, üben wir für diese treuhänderischen Ressourcen die Zivilgerichtsbarkeit aus“, sagt Martel, „aus diesem Grunde versuchen wir sicher zu stellen, dass wir alle technischen Informationen erhalten, damit wir in der Lage sind zu entscheiden, wie wir auf unsere rechtlichen und administrativen Möglichkeiten gestützt weiter vorgehen können“.

Mit einem etwas weitergehenden Blick meint Martel, der Aufruhr in Pavillon ist vielleicht der Anfang von vielen ähnlichen Konfrontationen in Indian Country [das Amerika der First Nations]. „In Nord-Dakota gibt es Fort Berthold, wo viel Fracking und wirtschaftliche Entwicklung stattfindet, oder Fort Peck und viele Reservate im nördlichen Teil des Great Plains Gebietes,“ sagt er. „[In den Staaten] New York und Pennsylvania werden ein paar Stämme [von den Arbeiten] in der Macellus Shale und anderen Entwicklungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich denke, dies ist ein echter Lernprozeß für die Stämme, dafür zu sorgen, dass wir alle Auswirkungen dieser Entwicklung voll verstehen und zusammenarbeiten, damit wir sicherstellen, dass unsere Verwaltung über die technische Kompetenz verfügt, diese Probleme anzusprechen“.

Martel sagt, die Wind River Stämme sind für Entwicklung, aber sie sind auch für Umwelt. Seine Sorge gilt gleichermaßen dem Schutz von Land und Wasser, genauso wie das Reservat Erträge, Jobs und Steuergelder benötigt. „Wasser ist ein sehr heiliges Geschenk unseres Schöpfers“, sagt er „und was hat man noch, wenn man das Wasser zerstört hat?“

– –

Tom Doll von der der Öl- und Gas-Umweltkommission in Wyoming meint, das größte Problem in Pavillon besteht darin, dass keine grundlegenden Messungen vor den Bohrarbeiten vorgenommen wurden; er vermutet, es würde nie einen schlüssigen Beweis für die Herkunft der Wasserkontamination geben. „Wir arbeiten zusammen und diese Probleme zu lösen, wir versuchen von der Schuldzuweisung weg zu kommen um damit fertig zu werden, wir versuchen Lösungen und einen Abschluss zu finden“, sagt er. „Ich denke wichtig ist, dass die Menschen die Dinge hinter sich lassen und weiter machen können.“

Das ist jedoch eine Einstellung, die vielen Bewohner von Pavillon nicht gefällt. „Meine Frau und meine Schwiegermutter haben beide ihren Geruchs- und Geschmackssinn verloren, genauso wie einige Frauen der Nachbarschaft“, sagt Fenton. „Und dies geschah nach oder während den Bohrungen“.

Autor: Tristan Ahtone, für Indian Country Today Media Network, 8. Februar 2012

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Titel des Original-Artikels: „Get the Frack Out Of Here!“

Copyright: Indian Country Today Media Network

We thank Mr. DeMazza for the permission to translate this article.

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Umweltzerstörung durch Teersand-Öl

Ölkonzerne pushen Abbau von Teersand

Die Diskussion, ob es sinnvoll ist, aus Teersand Kraftstoffe zu gewinnen, ist in vielfacher Hinsicht von internationaler Bedeutung. Die großen Öl-Konzerne haben ihre Lobby darauf angesetzt, den Weg für den Abbau von Teersand und die Gewinnung von Kraftstoff daraus frei zu machen. Ganze Gegenden würden dadurch zu toxischen Arealen, die für Mensch und Tier nicht mehr bewohnbar sind und die Umwelt völlig zerstören. Umweltorganisationen sagten „Nein“ zum Abbau von Teersand. Die Umweltzerstörung ist so immens hoch ist, dass keine Rechtfertigung besteht, einer kleinen Anzahl von Öl-Konzernen die Genehmigung zu erteilen, damit diese auf solche zerstörerische Weise Profite erwirtschaften können.

Der WWF hat eine Stellungnahme zu Abstimmung zur Teersand-Thematik im deutschen Bundestag veröffentlicht:

Stellungnahme zur Entscheidung des Umweltausschuss zu „Kraftstoffen aus Teersand“

Berlin – Zur heutigen Abstimmung im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages über die deutsche Positionierung zum Vorschlag der EU-Kommission, Kraftstoffe aus Teersand einen höheren CO2-Ausgangwert in Bezug auf Treibhausgasemissionen zuzurechnen, erklärt Viviane Raddatz, Referentin Mobilität beim WWF Deutschland:

„Mit dieser Entscheidung haben sich die Abgeordneten zu Botschaftern Kanadas gemacht und sich widerstandslos vor den Karren der Öl-Industrie spannen lassen. Erst hat die Regierung eine beispiellose Hängepartie veranstaltet und die Entscheidung über die deutsche Positionierung immer wieder hinausgezögert, nur um dann nach der Pfeife der internationalen Öl-Konzerne zu tanzen und Kyoto-Aussteiger Kanada auf seinem Weg abseits der internationalen Staatengemeinschaft zu bestärken. Die Bundesregierung muss endlich wieder zur deutschen Vorreiter-Rolle beim internationalen Klimaschutz zurückkehren.“

Hintergrund

Einer WWF-Studie zufolge schlägt der Abbau von Teersanden mit drei bis vierfach höheren CO2-Emissionen zu Buche als die konventionelle Ölförderung. Um Teersand in großem Stil zu gewinnen, müsste demnach in Kanada ein Areal von der Fläche Englands entwaldet werden. Gigantische Tagebauten seien notwendig, hinzu kämen toxische Abwasser-Seen, die noch aus dem Weltall zu erkennen seien. Deshalb hält der WWF strengere Klimaauflagen für Benzin und Diesel aus Teersanden für unablässlich. Nach einem entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission sollen Kraftstoffe aus Teersand einen höheren CO2-Ausgangwert in Bezug auf Treibhausgasemissionen erhalten. Das würde sie für den europäischen Markt unrentabel machen.

Autor:

Antext: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

WWF, Stellungnahme zur Entscheidung des Umweltausschuss zu „Kraftstoffen aus Teersand“, 8. Februar 2012

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In Deutschland unvorstellbar: Ärzte verklagen großen Konzern und rufen Occupy!

Ärzte in Utah schließen sich der Occupy-Bewegung an

Von der Occupy-Bewegung inspiriert, kündigte Ende Dezember 2011 eine Gruppe aus Ärzten und Umweltinitiativen in Salt Lake City in Utah eine Klage wegen Verletzung des Luftreinhaltungsgesetzes gegen Rio Tinto an, dem drittgrößten Bergbauunternehmen der Welt. Dies ist wahrscheinlich das erste Mal überhaupt, dass Ärzte die Industrie wegen Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung angeklagt haben.

Luftverschmutzung verursacht in Utah zwischen 1.000 und 2.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr. (1)

Außerdem hat die medizinische Forschung der vergangenen zehn Jahre eindeutig bewiesen, dass Luftverschmutzung das gleiche umfangreiche Spektrum an Krankheiten verursacht wie jene, die als Folge von Aktiv- und Passivrauchen bekannt sind – Schlaganfälle, Herzattacken, Bluthochdruck, nahezu jede Art von Lungenerkrankung, neurologische Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, Intelligenzverlust, Erbgutschädigungen, erhöhtes Vorkommen von Diabetes und Adipositas, Miss- oder Fehlgeburten und verschiedene Krebserkrankungen wie z.B. Lungenkrebs, Brustkrebs und Leukämie. (2-12)

In den meisten Städten Utahs werden viele der bundesweit gültigen Standards der amerikanischen Umweltschutzbehörde (EPA) für Luftqualität nicht eingehalten und in einem typischen Winter leidet Utah über Tage hinweg unter der schlimmsten Luftverschmutzung Amerikas. Die American Lung Assoziation (Lungenärzte-Organisation) benotet die Luftqualität der größten Städte in Utah regelmäßig mit einem „F“ [A = beste, F = schlechteste Note]. Im Februar 2011 bewertete die Zeitschrift „Forbes“ Salt Lake City als die 9t giftigste Stadt des Landes, wobei man Forbes kaum großes Engagement für umfassenden Umweltschutz unterstellen kann. Ausschlaggebend für diese Bewertung war die Bergbau- und Verhüttungstätigkeit in der Bingham Canyon Mine, welche vom Londoner Bergbau-Konsortium Rio Tinto/Kennecott (RTK) betrieben wird. (13)

Dies ist der größte Tagebau der Welt und dieser hat für das weltgrößte, durch Bergbau verursachte Gewässerbelastungsproblem gesorgt. Die Mine befindet sich am westlichen Ortseingang von Salt Lake City, wo 1,8 Millionen Menschen leben. Es gibt kein anderes vergleichbares Beispiel für den Betrieb einer derart gigantischen Grube, so nah an einer so großen Stadtmetropole. RTKs Bergbau- und Hüttenbetrieb ist für 30 Prozent aller Feinstaubpartikel verantwortlich, welche in die Atmosphäre des Landkreises Salt Lake abgegeben werden (14) und diese Mine zur mit Abstand größten Quelle industrieller Umweltbelastung in den städtischen Gebieten Utahs machen.

Die Verhüttung und der Staub, welcher von den 1.100 Fuß (ca. 235 Meter) hohen Abraumhalden und von den Bergteichen aufgewirbelt wird, führen zu einer anhaltenden Kontamination von Luft, Wasser und Boden der größten Stadt Utahs – mit giftigen Schwermetallen wie Blei, Quecksilber, Arsen und Kadmium. Nach Auskunft von Earthworks, einer bergbaukritischen Organisation, gab RTK vor der erst kürzlich genehmigten Erweiterung jährlich 695 Millionen Pounds (ca. 383.000 Tonnen) toxisches Material in die Umwelt von Salt Lake City ab. (15) Da Schwermetalle nicht abbauen, nicht verbrannt oder zerstört werden können, erhöht sich die toxische Belastung über die Jahre, was in mehr als hundert Betriebsjahren der Mine geschehen ist. Trotz dieser extremen Belastung für die öffentliche Gesundheit, hat die für Luftqualität zuständige Behörde von Utah, wie vorauszusehen war, kürzlich RTK eine Genehmigung erteilt, ihren Tagebau um 32 Prozent zu erweitern, was die Umweltbelastung noch viel schlimmer machen wird.

RTK macht Rekord-Profite – 15 Milliarden Dollar 2011. Im August prahlte der Vorstandsvorsitzende Jan du Plessis, „Rio Tinto hat erneut eine Reihe von bahnbrechenden Ergebnissen erzielt“. Du Plessis ist offenbar auf die Lieferung von Schadstoffen spezialisiert: Es ist auch Vorstandsvorsitzender von British American Tobacco. Tom Albanese, Geschäftsführer von Rio Tinto, der im letzte Jahr annähernd 8,5 Millionen Dollar „verdient“ hat, jammerte neulich, „[Rio Tinto muß] den Fluch des Ressourcen-Nationalismus… und den Aktivismus politischer Aktionäre noch besser bewältigen“. (16) Lassen Sie mich das für Sie übersetzen: Die Menschen vor Ort überall auf der Welt haben es satt, für den Profit ausgebeutet zu werden, sie beginnen für ihre eigenen Interessen einzutreten und Rio Tinto mag das nicht. Bürger von Utah, die der Umweltbelastung durch Rio Tinto überdrüssig sind, gehören demnach zu jenem „Fluch“ von dem Rio Tinto Manager sprechen.

Es ist ganz einfach: RTK könnte sich Sanierungsmaßnahmen leisten, doch sie werden nichts dafür ausgeben und niemand kann sie dazu zwingen. Ihr Beitrag zur Umweltbelastung fügt allen Bewohnern von Salt Lake City Schaden zu und trägt zu den vorzeitigen, oben erwähnten Todesfällen bei. Für Umweltschützer und jene die sich für die allgemeine Gesundheit engagieren, lief das Fass über, als RTK um eine Erweiterungsgenehmigung ersuchte und diese bekam.

Wenn die Grunderkenntnis der Occupy-Bewegung darin besteht, dass Konzerne und die 1 Prozent die Regierung auf allen Ebenen manipulieren, damit sie nur ihren Profit-Zielen dient und zugleich die Interessen der 99 Prozent außer Acht lässt, wenn nicht sogar offen untergräbt, dann gibt es kein besseres Beispiel dafür, als den Betrieb der Bingham Canyon Mine in Utah durch RTK.

Die „Utah Physicians for Healthy Environment“ (Ärzte für eine gesunde Umwelt) schätzen, dass die Verschmutzung durch RTK die Gemeinde mit Kosten für Gesundheit und Umwelt zwischen 2 und 4 Milliarden Dollar belastet, das ist mehr als das, was RTK an Löhnen und Steuern zahlt. Doch dank eines enormen Werbe-Etats kann sich RTK ausgiebigst als „Arbeitgeber“ verkaufen und muss nahezu keine Verantwortung für die umfangreichen Folgen seiner Geschäftstätigkeit für Umwelt und Gesundheit übernehmen.

Frederick Douglass einer der führenden Köpfe der Bürgerrechtsbewegung des 19ten Jahrhunderts sagte: „Wenn man heraus bekommt, was die Leute still zu ertragen bereit sind, weiß man ganz genau, welches Maß an Ungerechtigkeit und Verbrechen sie aushalten werden müssen.“ Alle sollen wissen, dass die Menschen in Utah nicht weiter „still“ mehr Umweltverschmutzung, mehr Tote, verkürzte Lebensspannen und eine schlechtere Gesundheit hinnehmen werden, um die Brieftaschen im Londoner Vorstand von Rio Tinto fetter zu machen. Wir werden uns die Luft zum Atmen „zurück“ holen. [Occupy: Die Demokratie zurück holen!]

Autor: Dr. Brian Moench für Truthout, 22. Januar 2012
Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Text „Utah Doctors Join the Occupy Movement“ wurde unter der Creative Commons Lizenz: by-nc veröffentlicht. Für diese Übersetzung gilt CC: by-nc-sa
Das Foto ist von arbyreed und steht unter CC: by-nc-sa

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Referenzen:

1. Calculation by the Utah Physicians for Healthy Environment using the formula published by the American Heart Association. Brook R, Rajagopalan S, Pope CA, Brook J, Bhatnagar A, et al. AHA Scientific Statement: Particulate Matter Air Pollution and Cardiovascular Disease; An Update to the Scientific Statement From the American Heart Association. Circulation. 2010;121:2331-2378.

2. Peters, A. Air Quality and Cardiovascular Health: Smoke and Pollution Matter. Circulation. 2009: 120:924-927

3. Eugenia E. Calle and Michael J. Thun C. Arden Pope, III, Richard T. Burnett, Daniel Krewski, Michael Jerrett, Yuanli Shi. Circulation. 2009;120:941-948. Cardiovascular Mortality and Exposure to Airbourne Fine Particulate Matter and Cigarette Smoke.

4. Bocskay K, Tang D, Orjuela M, et al. Chromosomal Aberrations in Cord Blood Are Associated with Prenatal Exposure to Carcinogenic Polycyclic Aromatic Hydrocarbons. Cancer Epidem Biomarkers and Prev. Vol. 14, 506-511, Feb 2005

5. Perera F, Tang D, Tu Y, Biomarkers in Maternal and Newborn Blood Indicate Heightened Fetal Susceptibility to Procarcinogenic DNA Damage. Environ Health Persp Vol 112 Number 10 July 2004

6. Gauderman WJ, Gilliland GF, Vora H, et al. Association between Air Pollution and Lung Function Growth in Southern California Children: results from a second cohort. Am J Respir Crit Care Med 2002;166:76-84.

7. Gauderman WJ, Gilliland GF, Vora H, et al. The effect of air pollution on lung development from 10 to 18 years of age. NEJM 2004;351:1057-67.

8. van den Hooven EH, de Kluizenaar Y, Pierik FH, Hofman A, van Ratingen SW, Zandveld PY, Mackenbach JP, Steegers EA, Miedema HM, Jaddoe VW. Air Pollution, Blood Pressure, and the Risk of Hypertensive Complications During Pregnancy: The Generation R Study. Hypertension. 2011 Jan 10. [Epub ahead of print]

9. Raaschou-Nielsen O, Andersen Z, Hvidberg M, Jensen SS, Ketzel M, Sørensen M, Loft S, Overvad K, Tjønneland A. Lung Cancer Incidence and Long-Term Exposure to Air Pollution from Traffic. Environ Health Perspect. 2011 Jan 12. [Epub ahead of print]

10. Pearson J, Bachireddy C, Shyamprasad S, Goldfine A, Brownstein J. Association Between Fine Particulate Matter and Diabetes Prevalence in the U.S.Diabetes Care October 2010 33:2196-2201; published ahead of print July 13, 2010, doi:10.2337/dc10-0698

11. Crouse DL, Goldberg MS, Ross NA, Chen H, Labrèche F 2010. Postmenopausal Breast Cancer Is Associated with Exposure to Traffic-Related Air Pollution in Montreal, Canada: A Case–Control Study. Environ Health Perspect 118:1578-1583. doi:10.1289/ehp.1002221

12. Pearson RL, Wachtel H, Ebi KL. Distance-weighted traffic density in proximity to a home is a risk factor for leukemia and other childhood cancers. J Air Waste Manag Assoc 50(2):175-180.

13. http://www.forbes.com/2011/02/28/most-toxic-cities-personal-finance.html

14. Calculations by the Utah Physicians for a Healthy Environment based on inventory data at the Utah Division of Air Quality.

15. http://www.earthworksaction.org/issues/detail/toxics_release_inventory_what_is_it

16. http://www.thisislondon.co.uk/standard-business/article-23934614-rio-tinto-boss-attacks-governments-for-interfering-in-mining.do