Paradigmenwechsel in der Medizin zu Gunsten der Umweltmedizin notwendig

Zeitung berichtet über Man mit Chemikalien-Sensitivität

Acht Jahre, bis ein Arzt in der Lage war, die richtige Diagnose zu stellen

In der Rheinischen Post (RP), eine der größten Zeitungen am Niederrhein, erschien Mitte Dezember ein Artikel über einen Mann, der acht Jahre von Arzt zu Arzt ging, bis er endlich die richtige Diagnose erhielt. Er reagiert auf nahezu alle Chemikalien, schon in geringster Konzentration, wie sie nahezu überall im Alltag auftreten. Das wurde jahrelang als psychisches Problem abgetan. Dann erhielt der Rheinländer durch einen Arzt aus Süddeutschland endlich die korrekte Diagnose: MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Würde in Deutschland der Umweltmedizin mehr Stellenwert eingeräumt, wären Fälle wie der aktuell in der Rheinischen Post beschriebene vermeidbar.

Körperliche Beschwerden, Psyche sollte schuld sein

Ralf Tollkien war sportlich sehr aktiv, bis er immer mehr Allergien entwickelte. Zu den Allergien kamen immer weitere Gesundheitsbeschwerden, doch kein Arzt war in der Lage, eine korrekte Diagnose zu stellen und festzustellen, was die Ursache ist. Die RP zählt die Symptome auf: „Atembeklemmungen, chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Übelkeit, Kopfschmerz und vieles mehr.“

Die Ursache der Erkrankung: Giftiger Kleber

Der studierte Sportwissenschaftler war Trainer in einem Fitnessstudio. Ein Kleber, mit dem der Fußbodenbelag in seiner Wohnung verklebt war, ruinierte seine Gesundheit. Er gaste über Jahre giftige Chemikalien aus, die, wie die Rheinische Post berichtet, zu einem Immunknacks führten.

Keine Hilfe durch die Krankenkasse

Jetzt muss Ralf Tollkien zurückgezogen leben und sich mit dem Geringsten behelfen, auch finanziell. Sein Wohnumfeld möchte er sich schadstoffkontrolliert herrichten, um seine Gesundheit zu verbessern. Doch dem steht das Verhalten der Krankenkasse entgegen. Die Rheinische Post teilt mit, dass dem 52-Jährigen nicht einmal notwendige Dinge wie ein spezielles Bett gewährt werden. Die Krankenkasse würde sich einfach hinter Vorschriften verschanzen, was lebensnotwendig für den umweltkranken Mann ist, stünde nicht zur Debatte. Um sich zu wehren, fehlt ihm jede Kraft.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 3. Januar 2010

Literatur: Rheinische Post: Artikel „Allergie raubt jede Energie“ vom 16. 12. 2009

8 Kommentare zu “Paradigmenwechsel in der Medizin zu Gunsten der Umweltmedizin notwendig”

  1. Henriette 3. Januar 2010 um 16:17

    Würden sich die Krankenkassen nicht gegen MCS sperren, könnte viel menschliches Leid vermieden werden. Doch man setzt auf Kosteneinsparen, da kann man sich keine „neue“ Krankheit leisten und schaltet auf stur. Ebenfalls weiß man sehr wohl, dass MCS Kranken zumeist die Kraft für Gegenwehr fehlt. So treibt man systematisch dieses eingefädelte Spiel mit wehrlosen Umweltkranken.

    Paradigmenwechsel in der Medizin zugunsten der Umweltmedizin, ist in der Tat von Nöten!

    Herzliche Grüsse
    Henriette

  2. PappaJo 3. Januar 2010 um 16:42

    Das hätte mich doch sehr gewundert wenn es irgendeine Krankmachkasse interessieren würde, das Thema MCS!

    Wir brauchen wohl dringender eine Stiftung, die Geld für Anwälte spendiert. Es wäre einfacher durch Grundsatzurteile „allen“ betroffenen die Tore zu öffnen als nur partiziell zu helfen.

    Wenn eine Stiftung nur den einen oder anderen hilft dann ist das so wie in der Schulmedizin. Da werden auch nur Symptome bekämpft, wenn überhaupt, und die Ursachen bleiben meist bestehen.

    Es muß ordentlich Druck gemacht werden vor dem Gesetzgeber, damit es verankert wird. Warum soll den jeder und auch Neu-Erkrankter, wie jeder andere das Rad neu erfinden. Der Ablauf ist doch immer der selbe, nur das Rad wird hier, übertragener Weise, nie produziert.

  3. Schlumpf 3. Januar 2010 um 20:58

    Ich schließe mich der Meinung von PappaJo an. So kann es nicht weitergehen. Wir brauchen eine starke Lobby!

  4. Franzi 4. Januar 2010 um 00:17

    Erschreckende Parallelen zur Entwicklung, wie sie bei mir verlief, sehe ich. Auch ich quälte mich 8 Jahre, bevor die richtige Diagnose gestellt wurde, auch bei mir war der Fußboden in der Wohnung schuld, auch ich kenne die chronische Müdigkeit und auch ich wurde von der Krankenkasse diesbezüglich abserviert …

    Der Link zum Zeitungsartikel:

    http://www.rp-online.de/niederrheinnord/dinslaken/nachrichten/dinslaken/Allergie-raubt-jede-Energie_aid_796251.html

  5. Lucie 4. Januar 2010 um 01:50

    Dass die Krankenkassen nicht einmal medizinisch Lebensnotwendiges für MCS Kranke zur Verfügung stellen, ist schon ein starkes Stück. Immerhin sind MCS Patienten nicht durch Eigenverschulden erkrankt, wie manch anderer, der sämtliche Behandlungskosten von seiner Krankenkasse übernommen bekommt. MCS Kranke haben eben keine Lobby.

    Die Umweltmedizin wird als Stiefkind im deutschen Gesundheitssystem behandelt, was sich mit Sicherheit im Laufe der Zeit rächen wird. Die Zahl der MCS Patienten wird zukünftig weiter massiv ansteigen, was zu weiteren gesellschaftlichen Problemen führen wird, die auch die Krankenkassen nicht verschonen.

    Es muss ein grundlegendes Umdenken bei den Krankenkassen in Bereich der Umweltmedizin erfolgen, damit das menschenunwürdige Dasein von MCS Patienten endlich ein Ende findet.

  6. Mary-Lou 4. Januar 2010 um 10:47

    Gerade habe ich die Meldung im Radio gehört, dass lt. Statistischem Bundesamt die Zahl der Erwerbstätigen in 2009 gesunken ist.

    http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2010-01/15809537-zahl-der-erwerbstaetigen-in-deutschland-sinkt-2009-015.htm

    Würden sich die Krankenkassen und andere Institutionen im Bereich der Umweltkrankheiten nicht querstellen, sondern den aktuellen internationalen Wissenstand bzgl. MCS annehmen und entsprechende Maßnahmen umsetzen, könnte so mancher MCS Patient im Erwerbsleben gehalten werden und ein halbwegs normales Leben führen, mit allen positiven Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft.

    Dass sich Krankenkassen wie auch viele Ärzte gegen das Krankheitsbild MCS richten, ist kein Kavaliersdelikt, sondern bewusste Falschbehandlung an einer gesamten Patientengruppe.

  7. X-Faktor 4. Januar 2010 um 19:59

    MCS Patienten haben in Deutschland keine Lobby, wie das das Beispiel Krankenkassen belegt. Anstatt schwer Kranken Menschen zu helfen, überlässt man sie ihrem leidvollen Schicksal und lässt sie systematisch vor die Hunde gehen.

    Kaum zu glauben in der heutigen Zeit, aber bittere MCS Realität.

  8. kf-forum 8. März 2010 um 18:58

    Laut FDP soll man unter den tollen Leistungen der Krankenkassen ja künftig wählen können… was für ein zynischer Scheiß.

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