Fukushima: Japanischer Professor belegt Inkompetenz der Regierung

“Ich bebe vor Wut!” – Prof. Kodama zur Kontamination nach Fukushima

Im Ausschuss für Arbeit, Soziales und Gesundheit, Japanisches Unterhaus, 27. Juli 2011, morgens/Transkript.

Der Nächste bitte, Zeuge Kodama:

Mein Name ist Kodama, ich bin der Chef des Radioisotopen-Zentrums der Universität von Tokyo. Am 15. März war ich sehr bestürzt. Wir von der Universität Tokyo haben 27 Radioisotopen-Zentren und sind verantwortlich für Strahlenschutz und Dekontamination. Ich selbst bin Mediziner und war über einige Jahrzehnte hinweg an Dekontaminationsarbeiten bei Einrichtungen der Universitätskliniken in Tokyo beteiligt.

Gegen 9:00 morgens am 15. März maßen wir eine Strahlung von 5 microsievert/h in Tokai-mura in der Präfektur Ibaraki und unterrichteten das Ministerium für Erziehung und Wissenschaft gemäß des Artikel 10 der Maßnahmen bezüglich Nuklear- notfallmaßnahmen. [japanisches Gesetz zum Strahlenschutz] Später wurden Strahlungen in Tokyo gemessen, die 0,5 microsievert/h überschritten. Dieser Stand ging bald zurück. Und dann, am 21. März regnete es in Tokyo, und mit dem Regen kam eine Strahlenbelastung von 0,2 microsievert/h. Meiner Meinung nach ist dies der Grund für die bis heute erhöhte Strahlenbelastung.

Zu dieser Zeit sagte Generalstaatssekretär Edano: „Es gibt keine direkten Auswirkungen auf die Gesundheit.“ Ich dachte eigentlich, das werde ein großes, großes Problem werden. Warum war ich so besorgt? Weil das gegenwärtige Strahlenschutzgesetz darauf basiert, kleine Mengen radioaktiven Materials zu behandeln, die sehr hohe Strahlendosen emittieren. In diesem Fall ist die Gesamtmenge des radioaktiven Materials von geringer Bedeutung. Wichtig ist die Höhe der Strahlendosis. Im Fall des Nuklearunfalles im AKW Fukushima I jedoch haben wir 5microsievert/h innerhalb eines 100km-Radius [er bezieht sich auf Tokai-mura], 0,5 microsievert/h innerhalb eines 200km-Radius [bezüglich der Tokyo-Gegend] und Strahlung weit darüber hinaus, sogar in Tee aus Ashigara und Shizuoka [über 300km], wie jetzt jedermann weiß.

Wenn wir Strahlungsverletzung und -Krankheit untersuchen, achten wir auf die Gesamtmenge des radioaktiven Materials. Aber es gibt keinen definitiven Bericht von TEPCO oder der japanischen Regierung über die genaue Menge des radioaktiven Materials, das in Fukushima freigesetzt wurde. Also haben wir auf Grundlage unserer Wissensdatenbank am Radioisotopen-Zentrum unsere Berechnungen angestellt. Bezüglich des thermischen Ausstoßes ist er 29,6-mal höher als die Menge, die beim Atombombenabwurf in Hiroshima freigesetzt wurde. Das Uran-Äquivalent beträgt 20 Hiroshima-Bomben. Beängstigender ist, dass die Strahlung von einer Atombombe innerhalb eines Jahres auf ein Tausendstel abnimmt, während die Strahlung von einem Kernkraftwerk nur auf ein Zehntel abnimmt. In anderen Worten: wir sollten von Anfang an erkennen, dass – genau wie Tschernobyl – das Atomkraftwerk Fukushima I radioaktives Material freigesetzt hat, das der Menge von 10 Atombomben entspricht und dass die resultierende Kontamination viel schlimmer ist als die Kontamination von einer Atombombe.

Von Standpunkt eines Systembiologen muss man, wenn die Gesamtmenge klein ist, nur die jeweilige Menge für jede einzelne Person berücksichtigen. Wenn jedoch große Mengen radioaktiven Materials freigesetzt werden, bestehen sie aus Partikeln. Die Verbreitung von Partikeln ist nicht-linear, und ihre Berechnung ist eine der schwierigsten Aufgaben der Fluiddynamik [Teilgebiet der Strömungslehre]. Kernbrennstoff ist wie in Kunstharz eingeschlossener Sand, aber wenn die Brennstäbe schmelzen, wird eine große Menge kleinster Partikel freigesetzt.

Was passiert dann? Probleme wie das kontaminierte Reisstroh passieren.

Zum Beispiel wurde in Fujiwara-cho in der Präfektur Iwate Reisstroh mit 57.000 Bq/kg gefunden. In Osaki in der Präfektur Miyagi 17.000 Bq/kg, in Minami-Soma City in der Präfektur Fukushima 106.000 Bq/kg und in Shirakawa City in der Präfektur Fukushima 97.000 Bq/kg und in Iwate 64.000 Bq/kg. Das Kontaminationsmuster folgt keinen konzentrischen Kreisen. Es hängt vom Wetter ab. Die Kontamination hängt auch davon ab, wo die Partikel landen – zum Beispiel auf Material, das Wasser absorbiert.

Wir vom Radioisotopen-Zentrum haben der Stadt Minami Soma City bei Dekontaminations-Maßnahmen geholfen. Bisher haben wir sieben Dekontaminationen durchgeführt. Als wir das erste mal nach Minami Soma kamen, gab es nur einen Geigerzähler. Am 19. März, als das Ministerium für Agrikultur, Waldwirtschaft und Fischerei vermutlich die Anweisungen [bezüglich der Viehfütterung] ausgab, gingen in der Stadt gerade Lebensmittel, Wasser und Benzin zur Neige. Der Bürgermeister von Minami Soma veröffentlichte ein Hilfsgesuch im Internet, das weltweit gesehen wurde.

In solch einer Situation hätte niemand auf ein Papier des Ministeriums geachtet, niemand hätte etwas gewusst. Die Bauern wussten nicht, dass Reisstroh im Begriff war, kontaminiert zu werden. Trotzdem kauften sie Futter von außerhalb, gaben hunderttausende Yen aus, fütterten ihr Vieh damit und gaben ihm Trinkwasser. Was sollten wir also jetzt tun? Wir müssen garantieren, dass in dem kontaminierten Gebiet vollständige Strahlenmessungen durchgeführt werden.

Wie ich bereits erwähnte, gab es einen Geigerzähler in Minami Soma City, als wir im Mai dorthin kamen. Tatsächlich gab es 20 Strahlenmessgeräte, die von den US-Truppen zur Verfügung gestellt worden waren. Aber niemand im örtlichen Bildungsausschuss konnte die englische Bedienungsanleitung verstehen, bis wir kamen und ihnen erklärten, wie die Geräte zu bedienen sind. So war das dort.

Zur Lebensmittelkontrolle: es gibt fortschrittlichere Geräte als Germanium-Detektoren, bildgebende Halbleiter-Detektoren. Warum gibt die japanische Regierung kein Geld aus, um sie zu benutzen? Nach 3 Monaten hat die Regierung nichts dergleichen getan, und ich bebe vor Wut. Zweitens: Seit Herr Obuchi Premierminister war [1998], bin ich zuständig für Therapeutische Antikörper im Auftrag des Kanzleramtes. Wir benützen Radioisotope in Antikörper-Therapien, um Krebs zu behandeln.

Mit anderen Worten: meine Arbeit besteht darin, Radioisotope in menschliche Körper zu injizieren. Deshalb habe ich höchstes Interesse an der internen Strahlenbelastung und das ist es, was ich intensiv untersucht habe. Also möchte ich den Mechanismus erklären, wie es zu interner Strahlenbelastung kommt.

Das größte Problem bei interner Strahlung ist Krebs. Wie entsteht Krebs? Weil Strahlung DNA-Stränge zerschneidet. Wie Sie wissen, hat die DNA die Form einer Doppelhelix. In dieser Spiralform ist sie äußerst stabil. Wenn sich jedoch eine Zelle teilt, wird die Doppelhelix zu Einzelsträngen, doppelt sich und wird zu 4 Strängen. Das ist das höchst gefährdete Stadium. Deshalb sind Föten und kleine Kinder, deren Zellen sich rasch teilen, am empfänglichsten für Strahlengefährdung. Selbst bei Erwachsenen gibt es Zellen, die sich rasch teilen wie Haar, Blutzellen und Darmepithel [Bestandteil der Darmschleimhaut], die von Strahlung beschädigt werden können.

Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel dafür geben, was wir über interne Strahlungsbelastung wissen. Eine genetische Mutation verursacht keinen Krebs. Nach der anfänglichen Bestrahlung braucht es einen zweiten Auslöser, damit eine Zelle zu einer Krebszelle mutiert, der „driver mutation“ oder „passenger mutation“ genannt wird. [keine deutsche Bezeichnung verfügbar] Für Details sehen Sie sich bitte das beigefügte Dokument über die Fälle in Tschernobyl und Cäsium an.

Anmerkung CSN: driver mutations (Haupt oder Zellwuchs-Mutationen) sind jene, die den Krebs produzieren, während passenger mutations (Neben oder Gastmutationen) keinen Krebs machen. Vgl. Cancerfocus

Alpha-Strahlung ist sehr berühmt[berüchtigt]. Ich bin erschrocken, als ich von einem Professor der Tokyo Universität erfuhr, der sagte, es sei sicher, Plutonium zu trinken. Alpha-Strahlung ist die gefährlichste Strahlung. Sie verursacht Thorotrast-Leberschäden [später erklärt], wie wir Leberspezialisten sehr genau wissen. Bei interner Strahlung wird häufig auf so und so viele Millisievert verwiesen, aber das ist absolut bedeutungslos. Jod-131 geht in die Schilddrüse, Thorotrast geht in die Leber und Cäsium geht ins Urothel [Gewebe der Harnwege] und in die Harnblase. Ein Ganzkörperscan ist völlig bedeutungslos, ohne sich diese Stellen im Körper anzuschauen, wo Strahlung akkumuliert.

Thorotrast war ein Kontrastmittel, das in Deutschland seit 1890, in Japan seit 1930 benützt wurde, aber man fand heraus, dass 25 bis 30% Prozent der Menschen 20 bis 30 Jahre später Leberkrebs bekamen.

Warum dauert es so lange, bevor sich Krebs entwickelt?

Thorotrast ist ein alpha-strahlendes Nuklid. Alphastrahlung verletzt nahegelegene Zellen, und die DNA, die am meisten betroffen ist, ist ein Gen namens „P53“. Mittlerweile kennen wir Dank der Gentechnik die gesamte Sequenz der menschlichen DNA. Allerdings gibt es 3 Millionen Positionen auf der DNA, die von Person zu Person unterschiedlich sind. Daher macht es heute überhaupt keinen Sinn, so zu handeln als ob alle Menschen gleich wären. Das Grundprinzip sollte die „personalisierte Medizin“ sein, wenn wir interne Strahlung untersuchen,- welche DNA ist beschädigt und welche Art Wandel findet statt. Im Fall von Thorotrast ist es erwiesen, dass im ersten Stadium P53 geschädigt wird und es dann 20 bis 30 Jahre dauert, bis die Zweit- und Drittmutationen auftreten, die Leberkrebs und Leukämie verursachen.

Über Jod-131.

Wie Sie wissen, akkumuliert Jod in der Schilddrüse, und das ist besonders während der Entwicklungsphase der Schilddrüse festzustellen, d.h. bei kleinen Kindern. Aber dennoch: als die ersten Forscher in der Ukraine 1991 sagten: „Es gibt eine ansteigende Zahl von Schilddrüsenkrebs-Fällen“, veröffentlichten Forscher in Japan und den USA Artikel in „Nature“, die besagten: „Es gibt keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Strahlung und Schilddrüsenkrebs.“

Warum sagten sie das? Weil es keine Daten gab für die Zeit vor 1986, gab es keine statistische Signifikanz. Die statistische Signifikanz wurde schließlich 20 Jahre später festgestellt.

Warum? Weil der Kurvenausschlag, der 1986 begann, wieder verschwand. Selbst ohne Daten von vor 1986 gab es also den kausalen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Schilddrüsenkrebs-Fälle und der Strahlenbelastung aus Tschernobyl.

Epidemiologische Beweisführung ist sehr schwierig. Es ist unmöglich, Beweise zu liefern, bevor alle Fälle abgeschlossen sind. Daher wird aus dem Blickwinkel des „beschützt unsere Kinder“ eine völlig andere Herangehensweise benötigt. Dr. Shoji Fukushima von der staatlichen Institution „Japan Bioassay Research Center“, die die gesundheitlichen Auswirkungen von chemischen Verbindungen erforscht, hat seit dem Tschernobyl-Unfall Krankheiten im Bereich des Urinaltraktes untersucht. Dr. Fukushima und Doktoren aus der Ukraine untersuchten Teile von Blasen, die bei über 500 Operationen von Prostatahypertrophie [Vergrößerung der Prostata] entnommen wurden.

Sie fanden heraus, dass es in den hoch kontaminierten Gegenden, wo 6Bq/Liter im Urin entdeckt wurde, eine hohe Frequenz von P53-Mutationen gab, obwohl 6Bq/l unbedeutend klingen mag. Sie stellten auch viele Fälle von proliferativen präkazerosen Konditionen fest [entartete Zellen, die Krebs entwickeln können], von denen wir annehmen, dass sie durch Aktivierung von P38 MAP Kinase und dem sogenannten „NF-kappa-B“ Signal bedingt sind, was zwangsläufig zu einer proliferativen Zystitis führt, mit in beachtlicher Frequenz auftretendem Carcinoma in Situ.

Mit diesem Wissen war ich bestürzt, den Bericht zu hören, dass 2 bis 13 Bq/Liter [radioaktives Cäsium] in der Muttermilch von sieben Müttern in Fukushima gemessen wurde. Wir vom Radioisotopen-Zentrum der Universität Tokyo haben geholfen, Minami-Soma City zu dekontaminieren. Wir haben jeweils 4 Leute gleichzeitig geschickt und Dekontaminationen auf der Länge von 700km pro Woche durchgeführt.

Nochmals: das, was in Minami-Soma geschieht, zeigt deutlich, dass ein 20 oder 30 km Radius [vom AKW] überhaupt keinen Sinn macht. Sie müssen mehr ins Detail gehen, wie z.B. in jedem Kindergarten messen. Im Moment werden aus dem 20-30 km Radius 1.700 Schulkinder mit Bussen zur Schule gefahren. Tatsächlich liegt aber das Stadtzentrum von Minami-Soma nahe am Ozean und 70% der Schulen haben eine relativ niedrige Strahlenbelastung. Trotzdem werden Kinder dazu gezwungen, in die Busse zu steigen und den ganzen Weg zu Schulen in der Nähe von Iitate-mura [wo die Strahlung viel stärker ist] zurückzulegen. Die Busfahrten kosten jeden Tag 1 Millionen Yen.

Ich verlange nachdrücklich, dass diese Situation so schnell wie möglich beendet wird. Das Problematischste an der Richtlinie der Regierung ist, dass sie die Bewohner nur für ihre Umzugskosten entschädigen, wenn deren Gebiete als offizielle Evakuierungs-Zonen ausgewiesen sind. In einem kürzlich im Sangiin [Oberhaus der japan. Regierung] tagenden Ausschuss sprachen der damalige TEPCO-Präsident Shimizu und Herr Kaieda, Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie darüber. Ich fordere Sie dazu auf, diese zwei Dinge sofort zu trennen – Kompensationskriterien-Belange und das Thema Schutz von Kindern.

Ich ersuche Sie nachdrücklich, alles zu tun, was Sie können, um Kinder zu beschützen. Eine andere Sache, von der ich mich überzeugt habe, während ich die Dekontamination in Fukushima durchführe, ist die Tatsache, dass Notfalldekontamination und permanente Dekontamination unterschiedlich behandelt werden sollten.

Wir haben eine Menge Notfalldekontamination durchgeführt. wenn Sie z.B. dieses Diagramm anschauen, werden Sie feststellen, dass das untere Ende dieser Rutsche die Stelle ist, worauf kleine Kinder ihre Hände legen. Jedes Mal, wenn der Regen die Rutsche herunter strömt, akkumuliert mehr radioaktives Material. Gibt es eine Schräglage, kann die Strahlungsdosis zwischen rechts und links unterschiedlich sein. Bei einer solchen Neigung kann die durchschnittliche Strahlung zwar bei 1 Mikrosievert liegen, aber an einer Seite trotzdem 10 Mikrosievert betragen. Benützen Sie einen Hochdruckreiniger, können Sie die Strahlungsdosis von 2 Mikrosievert auf 0,5 Mikrosievert verringern. Wir müssen mehr Notfalldekontaminationen an solchen Stellen durchführen.

Der Boden unter der Dachrinne ist auch eine Stelle, wo Kinder oft mit ihren Händen hinkommen. Benützen Sie einen Hochdruckreiniger, können Sie die Strahlungsdosis von 2 Mikrosievert auf 0,5 Mikrosievert verringern. Trotzdem ist es extrem schwierig, den Wert unter 0,5 Mikrosievert zu bringen, weil alles kontaminiert ist. Gebäude, Bäume, ganze Gegenden. Sie können die Strahlungsdosis einer Stelle verringern, aber es ist sehr schwer, das für eine ganze Gegend zu tun. Außerdem, welche Probleme müssen wir lösen und was wird das kosten, wenn wir ernsthaft dekontaminieren wollen?

Im Fall der „Itai-Itai-Krankheit“, hervorgerufen durch Cadmiumvergiftung [von einer Mine] hat die Regierung bisher 800 Billionen Yen ausgegeben, um die Hälfte der Cadmium-kontaminierten Gegend, die insgesamt etwa 3.000 Hektar groß ist, zu dekontaminieren.

Wie viel Geld wird es kosten, wenn wir eine tausendmal größere Fläche dekontaminieren müssen? Daher möchte ich drei dringende Anträge stellen.

Erstens: Ich beantrage, dass die japanische Regierung als nationale Strategie die Messung der Strahlung von Lebensmitteln, Erdreich und Wasser mittels Japans fortschrittlichster Technologie wie bildgebenden Semikonduktor-Detektoren betreibt. Das liegt absolut im Bereich von Japans derzeitigen technischen Fähigkeiten.

Zweitens: Ich beantrage, dass die Regierung so schnell wie möglich ein neues Gesetz in Kraft setzt, um die Strahlenbelastung von Kindern zu reduzieren. Im Moment ist alles, was ich tue, illegal.

Das jetzige Strahlenschutzgesetz spezifiziert die Menge der Strahlung und die Arten von Radionukleiden, die die einzelnen Institutionen bearbeiten dürfen. Die Universität Tokyo mobilisiert all die Arbeitskraft ihrer 27 Radioisotopen-Zentren, um Minami-Soma City bei der Dekontamination zu helfen. Aber viele der Zentren haben keine Erlaubnis, mit Cäsium zu arbeiten. Es ist illegal, es in Autos zu transportieren. Aber wir können nicht hoch radioaktives Material bei den Müttern und Lehrern dort lassen, also stecken wir alles in Fässer und bringen die mit nach Tokyo zurück. Sie dort in Empfang zu nehmen, ist illegal. Alles ist illegal. Es ist die Schuld des Parlamentes, solche Situationen so zu belassen, wie sie sind. Es gibt viele Institutionen in Japan, z.B. Radioisotopen-Zentren an nationalen Universitäten, die Germanium-Detektoren und andere hochentwickelte Detektoren besitzen. Aber wie können wir als Nation mit aller Kraft unsere Kinder beschützen, wenn die Hände dieser Institutionen gebunden sind? Dies ist das Ergebnis der groben Fahrlässigkeit des Parlamentes.

Drittens: Ich beantrage, dass die Regierung als nationale Strategie die Fähigkeiten des privaten Sektors mobilisiert, um Techniken zur Dekontamination des Erdreiches zu entwickeln.

Es gibt viele Firmen mit Expertise in radiologischer Dekontamination; Chemie- unternehmen wie Toray und Kurita, Dekontaminationsunternehmen wie Chiyoda Technol und Atox, und Baufirmen wie Takenaka Corporation. Bitte mobilisieren Sie deren Kräfte sobald wie möglich, um ein Dekontamination-Forschungszentrum aufzubauen. Es wird zehntrillionfach Yen kosten, die Dekontaminationsarbeiten durchzuführen. Ich bin tief besorgt, dass es hier zu Öffentlichen Arbeiten mit Ausschreibungen, Konzessionen etc. kommt. Wir können uns den Luxus nicht erlauben, eine Sekunde zu verschwenden, wenn wir den finanziellen Zustand der japanischen Regierung bedenken. Wir müssen herausfinden, wie wir tatsächlich dekontaminieren können.

Was in aller Welt treibt das Parlament, während 70.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben wurden und herum irren?

Das ist alles.

Übersetzung aus dem Englischen: 007bratsche

Prof. Tatsuhiko Kodama ist der Leiter des Radioisotopen-Zentrums der Universität Tokyo. Am 27.7.2011 hielt er als Zeuge im Unterhaus der japanischen Regierung diese Rede zur Lage in den von den havarierten Reaktoren in Fukushima betroffenen Gebieten.

Diese Rede gibt es auf dem Blog EX-FSK auf Japanisch, Englisch, Französisch und Deutsch.

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Asbest ist verboten, die Zahl der Opfer wächst trotzdem noch lange weiter

Das krebserregende Mineral lauert in Nachtspeicheröfen und vielen Produkten

Von 1980 bis 2004 starben in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt rund 11.000 Menschen an einer Asbest-bedingten Erkrankung. Die Zahl der jährlichen Opfer hat schon seit längerer Zeit die Tausender-Marke überschritten. Die Berufsgenossenschaften rechnen bei Asbest – bedingten Erkrankungen erst etwa ab dem Jahr 2015 mit dem Rückgang dieser Zahlen. Bis dahin werden nach Schätzungen bis zu 20.000 Todesopfer durch Asbest zu beklagen sein. Seit fast 2 Jahrzehnten ist die Herstellung und Verwendung asbesthaltiger Produkte in Deutschland verboten.

Asbest, das unvergängliche Mineral

Die Bezeichnung „Asbest“ kommt vom griechischen Wort „Asbestos“, was so viel wie unauslöschlich oder auch unvergänglich zu Deutsch heißt und im Gesamten eine Gruppe von feinfaserigen und natürlich vorkommenden Mineralien betitelt. Große Gruppenvertreter sind zum Beispiel die Amphibolasbeste oder auch der Serpentinasbest.

Asbeste

Amphibolasbest sind dunkle oder braune Asbeste, die man auch als Hornblende betitelt. Allgemein gehören zu dieser Asbestsorte fünf Vertreter:

  • Krokydolith (weitere Bezeichnung Riebeckite, Blauasbest, Kapasbest)
  • Aktinolith (weitere Bezeichnung Actonolith)
  • Tremolith
  • Anthophyllith
  • Amosit (weitere Bezeichnung Grunerit, Braunasbest)

Amosit – Braunasbest

Vorsicht ist bei der Betitelung „Amosit“ gegeben, weil dieser Begriff bzw. dessen Synonym „Braunasbest“, auch oftmals allgemein für alle Amphibolasbeste genutzt wird. Amphibolasbeste gelten als Magnesiasilikate, die neben dem Magnesium auch Calcium, Eisen und Natrium enthalten. Man findet diese Asbestarten vor allem in älteren Hitzeschutzverkleidungen, Brandschutzplatten, Bremsbelägen, Klebstoffen, Dichtungsmassen, Pflanzgefäßen, Wellplatten, Rohre und andere Asbestfaserprodukten aber auch in Bodenbelägen, Anstrichen, Kitten und Spritzmassen. Amphibolasbeste gelten als äußerst giftig und können zu sehr ernsten Gesundheitsschäden und selbst zu Krebs führen.

Serpentinasbest – Weißasbest

Serpentinasbest ist eine weiße oder hellgraue Asbestart, die auch als „Chrysotilasbest“ oder „Weißasbest“ betitelt wird. Diese Asbestsorte machte einmal 94% der Weltasbestproduktion aus. Im Gegensatz zu Amphibolasbest verfügt der Serpentinasbest über eine bessere Beständigkeit gegen Laugen, jedoch zeigt er sich als unbeständig gegenüber Säuren. Die Verwendung war aber nicht weniger vielfältig, als die seiner Verwandten, so findet man diesen Asbest auch in diversen alten Elektrogeräten, Nachtspeicheröfen, Asbestzementprodukten, Klebstoffen, Fußbodenbelägen und vielem mehr. Wie auch die Amphibolasbeste ist auch der Serpentinasbest äußerst giftig. Es besteht auch hier die Gefahr ernster Gesundheitsschäden bei längerer Exposition durch Einatmen und auch dieser Asbest erzeugt Krebserkrankungen.

Feinste Fasern bergen große Gefahr

Typisch für alle Asbestarten ist die leichte Zerfaserbarkeit und Spaltbarkeit zu feinsten Fasern, die über die Atemluft in den Organismus gelangen können. Wie angedeutet können diese Fasern beim Menschen Krebs auslösen und tun dies oftmals im Bereich der Atemwege und im Brust- und Bauchraum. Die ersten Krankheitserscheinungen treten jedoch in aller Regel nicht sofort auf. Noch nicht einmal Atemwegsreizungen müssen unabdinglich sofort auftreten. Zumeist merken die Geschädigten erst Jahre, nicht selten Jahrzehnte später, dass sie ernsthaft erkrankt sind. Die Gefahrenstoffverordnung stuft Asbest als besonders gefährlichen, krebserregenden Gefahrenstoff ein. Eben aus diesem Grunde wurde für alle Asbestsorten, die eben genannt wurden, die TRK (Technische Richtkonzentration) ausgesetzt wodurch Arbeitnehmer mit diesem Stoff nicht mehr in Kontakt kommen dürfen. Ausnahme in Bezug auf den Kontakt zu Arbeitnehmern stellen Sanierungsarbeiten dar, hier gilt ein TRK-Wert von 50.000 Fasern/m3 und eine Auslöseschwelle von 12.500 Fasern/m3. Die aktuellen Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) für den Umgang mit Asbest (Asbest Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten) finden Sie in der TRGS 519.

Eine kostenpflichtige Onlineversion zur TRGS ist hier zu finden: Umwelt-Online

Asbestverbot

In Deutschland sind z.B. Produkte aus Asbestzement seit dem 1.1.1992 verboten. Das europaweite Verbot in Bezug auf Asbest gilt seit dem 1.1.2005, was allerdings nicht heißt, dass heute bereits alle Gefahren gebannt sind. Große Mengen asbesthaltiger Baustoffe sind noch immer verbaut. Besonders kritisch sind Baustoffe, die nicht auf den ersten Blick mit dem Gefahrstoff Asbest in Verbindung gebracht werden. Hierzu zählen insbesondere asbesthaltige Fußbodenbeläge oder asbesthaltige Klebstoffe.

Ein Material mit fast unendlich vielen Einsatzmöglichkeiten

Früher wurde Asbest aufgrund seiner Eigenschaften, z.B. der nicht vorhandenen Brennbarkeit, oftmals im Bereich des Brandschutzes genutzt, aber auch für eine Reihe anderer Produkte. Grob kann man schreiben, dass zwei Produktgruppen aus Asbest hergestellt wurden; zum einen der Weichasbest, den man oft für Produkte wie Spritzasbest, Asbestpappen und Asbestpapier nutzte und den Hartasbest (Asbestzement), der für Produkte wie Asbestzementplatten, Bremsbeläge und asbesthaltige Dachplatten genutzt wurde. Bei schwachgebundenen asbesthaltigen Produkten (Weichasbest) beträgt der Asbestanteil in der Regel über 60%. Das heißt hier liegt ein sehr hoher Asbestgehalt vor, der auch nicht fest gebunden ist, und somit geht hiervon eine höhere gesundheitliche Gefahr aus wie bei Hartasbestprodukten, welche in der Regel einen Asbestgehalt von um die 20% aufweisen.

Altlast Nachtspeicheröfen

Produkte aus Asbest findet man aber auch immer noch in alten Geräten wie zum Beispiel ältere Nachtspeicheröfen sowie elektronischen Schalteinrichtungen. Die überwiegende Zahl der vor 1977 hergestellten Nachtspeicheröfen enthalten asbesthaltige Bauteile, teilweise wurde Asbest auch noch bis 1984 verwendet. Ob Ihr Nachtspeicherofen asbesthaltige Materialien enthält, können Sie mit Hilfe der Typen- und Fabrikationsnummer vom Hersteller erfahren. Manchmal bieten die Energielieferanten oder Abfallämter Auskunft zu möglichen Asbestgehalten in Nachtspeicheröfen. Ein gutes Beispiel gibt hier das Abfall- und Wirtschaftsamt im Landkreis Wittmund im Internet.

Hier werden einige Fabrikate aufgezählt die Asbest enthalten oder eben auch nicht:

Abfallwirtschaft – Info für Haushalte

Gesetz regelt Außerbetriebnahme von Nachspeicheröfen

Seit dem Jahr 2009 sind Nachtspeicheröfen auch in der in Deutschland gültigen Energieeinsparverordnung (EnEv) berücksichtigt, und nicht nur berücksichtigt, sondern direkt auch deren Außerbetriebnahme geregelt. So findet sich in § 10a folgende Angabe:

Außerbetriebnahme von elektrischen Speicherheizsystemen

(1)

1- In Wohngebäuden mit mehr als 5 Wohneinheiten dürfen Eigentümer elektrische Speicherheizsysteme nach Maßgaben des § 10 Abs. 2 nicht mehr betreiben, wenn die Raumwärme in den Gebäuden ausschließlich durch elektrische Speicherheizsysteme erzeugt wird.

2- Auf Nichtwohngebäude, die nach ihrer Zweckbestimmung jährlich mindestens 4 Monate und auf Innentemperaturen von mind. 19°C beheizt werden, ist Satz 1 entsprechend anzuwenden, wenn mehr als 500 m2 Nutzfläche mit elektrischen Speicherheizsystemen beheizt werden.

3- Auf elektrische Speicherheizsysteme mit nicht mehr als 20 W Heizleistung pro m2 Nutzfläche einer Wohnungs-, Betriebs- oder sonstigen Nutzungseinheit sind die Sätze 1 und 2 nicht anzuwenden.

(2)

1- Vor dem 1. 1. 1990 eingebaute oder aufgestellte elektrische Speicherheizsysteme dürfen nach dem 31.12.1019 nicht mehr betrieben werden.

2- Nach dem 31.12.1989 eingebaute oder aufgestellte elektrische Speicherheizsysteme dürfen nach Ablauf von 30 Jahren nach dem Einbau oder Aufstellen nicht mehr betrieben werden.

3- Wurden die elektrischen Speicherheizsysteme nach dem 31.12.1998 in wesentlichen Bauteilen erneuert, dürfen sie nach Ablauf von 30 Jahren nach Erneuerung nicht mehr betrieben werden. Werden mehrere Heizaggregate in einem Gebäude betrieben, ist bei Anwendung der Sätze 1, 2. oder 3 insg. auf das 2. älteste Heizaggregat abzustellen.

Ausnahmeregelungen

Somit hat sich in vielen Bereichen der Einsatz und die Gefahr, welche von Nachspeicheröfen ausgeht, erledigt, wenn hier nicht auch noch ein 3. Absatz wäre, der einige Ausnahmen schildert, wie zum Beispiel, dass der gesamte 1. Abs. nicht anzuwenden ist, wenn öffentlich rechtliche Pflichten entgegen stehen und einiges anderes mehr.

Asbest, ein Problem, das noch lange existieren wird

Zusammengefasst kann und muss festgestellt werden, dass wir auch in der Gegenwart, nach beinahe 20 Jahren des Asbestverbots, noch immer eine ganze Menge an asbesthaltigen Produkten in unserem Alltag vorfinden und es kann mitnichten begonnen werden, diesen Fakt lapidar in die Geschichte einzuordnen und als für die heutige Zeit übertrieben abzukanzeln. Demnach möchte ich diesen kurzen Text zum Thema Asbest auch nutzen, um Ihnen abschließend den Rat auf den Weg zu geben, sich bei jeglichem Verdacht in Bezug auf ein Asbestprodukt direkt an einen Fachmann zu wenden. Bitte nur und ausschließlich einen für den Umgang mit Asbest ausgebildeten Fachmann. Machen Sie keine Experimente, reißen Sie diesen akuten Gefahrenstoff nicht in unbedachter Eigenregie ab und schonen Sie ihre Gesundheit. Es gibt ausgebildete Fachleute, die wissen, wie man sich solcher Probleme entledigt.

Autor: Ing. Gerhard Holzmann, Juni 2011

Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung

Tel.: 08293-965648

www.Baubegriffe.com

Facebook: Baugutachter

Weitere interessanter CSN Blogs zum Thema:
Der Stoff aus dem die Schulen sind – Teil IV – „Gebaut für alle Ewigkeit: Deutschlands Asbest Schulen“

Weitere Blogs des Bausachverständigen Gerhard Holzmann:

Energiesparlampen sondern Gift ab

Phenol in Energiesparlampen kann die Gesundheit schädigen

Als Ersatz für normale Glühbirnen wurden Energiesparlampen auf den Markt geschwemmt. Für viele Verbraucher überwog der angebliche Effekt des Energieeinsparens. Dann kamen erste Zweifel gegenüber den Energiesparlampen ans Licht, es hieß, dass sie Quecksilber freisetzen, wenn sie zerbrechen. Neuere Erkenntnisse besagen, dass Energiesparlampen sogar bei normaler Verwendung Schadstoffe, u.a. das stechend riechende Phenol, freisetzen. Diese Gifte können die Gesundheit schädigen. Insbesondere in kleinen, kaum oder nicht belüfteten Räumen kann die Schadstoffkonzentration schnell in bedenkliche Konzentrationen ansteigen. Gesundheitliche Beschwerden hängen von der Konzentration und Dauer der Exposition ab. Phenol verursacht u.a. Kopfschmerzen, Schwindel, Schlaflosigkeit und Nierenprobleme. Letztendlich kann Phenol auch zu Krebs führen.

Das NDR-Verbraucher- und Wirtschaftsmagazin „Markt“ bringt am Montag, den 18.04.2001, um 20.15 Uhr einen gut recherchierten Bericht über die Gifte in Energiesparlampen, in dem die Probleme, die sie verursachen, zur Sprache kommen.

Energiesparlampen sondern gesundheitsschädliches Phenol ab

„Markt“ hat für die Sendung Energiesparlampen von verschiedenen Herstellern in anerkannten Labors untersuchen lassen. Das Ergebnis war schockierend. Die Lampen, die unsere Umwelt schonen sollen, setzen u.a. Phenol frei. Phenol ist ein Benzol-Derivat, nur ist es wegen des elektronenschiebenden Charakters der Hydroxyl-Gruppe tausendmal reaktiver als Benzol. Phenol kann in jeder Form vom Körper aufgenommen werden, dermal, inhalativ und oral, wobei jeder inhalative Kontakt letztendlich auch eine orale Aufnahme bedeutet. Schädigungen können sich u.a. auf Nieren, Leber, das Herz-Kreislaufsystem und das Immunsystem auswirken. All dem ist der Verbraucher in mehr oder weniger großer Konzentration schutzlos ausgeliefert, wenn er Energiesparlampen verwendet. Wie hoch die Konzentration in einem Raum ist, vermag ein Verbraucher nicht zu erahnen, denn der Geruchssinn kann trügen und das Phenol hat bereits gesundheitsschädigendes Potenzial bevor, man es geruchsmäßig richtig wahrnimmt.

Nimmt man Phenol über die Atmung auf, kann dies u.a. folgende Symptome auslösen:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Benommenheit
  • Erbrechen
  • Schlaflosigkeit
  • Nierenreizung
  • Ohrprobleme
  • Entzündungen der Haut

Auch geringe Konzentrationen können Beschwerden auslösen

Phenol ist zwar erst bei Aufnahme einer relativ hohen Menge tödlich, aber auch geringe Konzentrationen können, insbesondere bei chronischer Aufnahme, schwerste gesundheitsschädliche Auswirkungen besitzen, besonders wenn man zu einer Risikogruppe gehört.

Ein Beispiel aus dem Alltag:

Viele lesen abends vor dem Schlafengehen noch im Bett. Ist der Raum dabei mit Energiesparlampen beleuchtet und es wird hinterher nicht gelüftet, atmet der Betreffende über 5-8 Stunden giftige Phenol- ausdünstungen ein. Plötzlich auftretende Schlafstörungen, Schwindel oder Kopfschmerzen am Morgen können durchaus mit der Lesegewohnheit zusammenhängen, wenn phenolausgasende Energiesparlampen den Raum beleuchten.

Phenol ist für jeden schädlich

Hautreizungen, Allergien, Atembeschwerden, Herz- Kreislaufprobleme oder Nieren- reizungen können Folgen von chronischer Phenolaufnahme sein. Letztendlich kann der Kontakt zu dieser stechend riechenden Chemikalie zu Endorganschäden und Krebs führen. Um Krebs oder andere schwerwiegende Gesundheitsschäden auszulösen, bedarf es, wie gesagt, keiner hohen Konzentration und es ist zu bedenken, dass wir in unserem Alltag einer Flut von Chemikalien ausgesetzt sind, was das Risiko immens erhöht.

Bevölkerungsgruppen, die besonders gefährdet sind:

  • Säuglinge
  • Kleinkinder
  • Schwangere
  • Allergiker, Chemikaliensensible (MCS)
  • ältere Menschen
  • Kranke

Doch nicht nur für diese Risikogruppen sollte für gefahrlose Beleuchtungskörper gesorgt werden, sondern jeder, der seine Gesundheit erhalten möchte, sollte zu schadstofffreien Alternativen greifen.

Alternativen zu Energiesparlampen gibt es bereits:

LED- oder Halogenlampen dürften um einiges risikoärmer sein. Mancher hat noch einen Vorrat alter Glühbirnen, auf die er zurückgreifen kann, bis die Industrie Leucht- körper anbietet, die energieeffizienter und weniger gesundheits- und umweltschädlich sind als die derzeit im Handel angebotenen Energiesparlampen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 18. April 2011

Weitere CSN Artikel über Gifte in Alltagsprodukten:

Die Gefahr durch Strahlung wird immer herunter gespielt

Radioaktivität, kein Problem?

Sprecher der Regierung behaupten alle Nase lang, es bestünde „keine Gefahr“ durch die Strahlung, welche aus Japan in den USA ankommt, genauso wie sie es getan haben, als das Öl in den Golf von Mexiko gesuppt ist. Vielleicht sollten wir alle die Melodie von Bobby McFerrins „Don’t worry, be happy“ im Chor pfeifen. Ein detaillierter Blick in die Wissenschaften erbittet jedoch, eine „zweite Meinung“ zur Kenntnis zu nehmen.

Dass die Strahlung 8.000 Kilometer entfernt frei gesetzt wird, ist weniger beruhigend, als es scheint. Die japanischen Reaktoren enthalten etwa tausendmal mehr Strahlung als die Bomben, die über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden. (1) Täglich transportieren die Jetstreams in den oberen Atmosphärenschichten Schadstoffe aus Schornsteinen in Asien und Staub aus der Wüste Gobi an unsere Westküste. dies macht je nach Jahreszeit 10 bis 60 Prozent der Gesamtbelastung aus, die von Kaliforniern eingeatmet wird. Quecksilber ist wahrscheinlich nach Plutonium die als am zweitgiftigsten bekannte Substanz. Die Hälfte des gesamten Quecksilbers in der Atmosphäre über den Vereinigten Staaten stammt auch China. Dieses liegt ebenfalls 8.000 Kilometer weit weg. Eine Woche nach einem Atomwaffentest in China konnte Jod-131 in den Schilddrüsen von Rotwild in Colorado nachgewiesen werden, obwohl man es nicht in der Luft oder in den Pflanzen der Umgebung fand.(2)

Die Vorstellung, dass es einen Grenzwert oder eine für die menschliche Gesundheit unbedenkliche Strahlenbelastung gäbe, ist seit den 50’er Jahren nicht aufrecht zu erhalten, als Studien nachwiesen, dass eine einzige Röntgenuntersuchung des Beckens einer Schwangeren das Risiko des bestrahlten Babys, an Kinderleukämie zu erkranken, verdoppeln kann.(3) Darüber hinaus ist das Risiko zehnmal größer, wenn diese Untersuchung in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten anstatt gegen Ende der Schwangerschaft stattfindet. Dies wurde die Grundlage, um zu verstehen, dass die Dauer einer Belastung viel entscheidender als deren Höhe ist. Je früher eine Strahlenbelastung in der embryonalen Entwicklung stattfindet, desto größer ist das Risiko.

Ein neues medizinisches Konzept namens „fötale Entstehung von Erkrankungen“ bildete sich heraus, das von der neueren Forschung zunehmend bestätigt wird. Es rückt die Tatsache in den Vordergrund, dass eine Vielzahl chronischer Erkrankungen einschließlich Krebs häufig in den ersten frühen Wochen nach der Empfängnis entsteht, wenn negative Umwelteinflüsse die normale embryonale Entwicklung stören. Es ist mittlerweile ein anerkannter medizinischer Ratschlag, dass Schwangere, insbesondere in den ersten drei Monaten, jegliche noch so geringe Belastung durch Röntgenstrahlung, Medikamente oder Chemikalien vermeiden sollten, sofern diese nicht absolut notwendig ist.

„Epigenetik“ ist auf dem Gebiet der fötalen Entstehung von Krankheiten ein wesentlicher Begriff. Sie befasst sich mit chemischen Substanzen, die sich an Gene heften und diese dysfunktional an und aus schalten und eine ähnlich schädliche Wirkung wie zerstörte Genverbindungen haben. Epigenetische Veränderungen können von unvorstellbar kleinen Dosen hervorgerufen werden, Parts per Trillion (ppt/1:1 000 000 000 000/pico~), seien es Chemikalien, Luftverschmutzung, Zigarettenqualm oder Strahlung. Des Weiteren können diese epigenetischen Veränderungen innerhalb von Minuten nach der Belastung auftreten und an Folgegenerationen weitergegeben werden. (4)(5)(6)

The Endocrine Society, eine Vereinigung aus 14.000 Forschern und Fachärzten in über 100 Ländern, warnte, dass „sogar unendlich niedrige Belastung mit Chemikalien, die den Hormonhaushalt stören, also so gut wie jede Belastung, hormonelle oder reproduktive Abnormalitäten verursachen können, insbesondere wenn die Belastung in einem kritischen Zeitfenster der Entwicklung stattfindet. Überraschenderweise können niedrige Dosen sogar heftigere Wirkungen als höhere Dosen haben.“(7) Wenn Chemikalien, welche Hormone nachahmen, für einen Fötus ungeachtet des Belastungswertes schädlich sind, dürfte dieses Konzept auch auf die noch sehr viel toxischeren radioaktiven Elemente zutreffen, die von Japan herüber wehen, von denen manche ebenfalls als endokrine Disruptoren agieren könnten.

Viele epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass extrem niedrige Radioaktivitäts-Dosen das Auftreten von Krebs im Kindesalter, untergewichtige Babys, Frühgeburten, Kindersterblichkeit, Geburtsfehler und sogar verringerte Intelligenz erhöhen.(8) Nur zwei Röntgenuntersuchungen des Unterleibs eines Mannes können die Wahrscheinlichkeit, dass seine zukünftigen Kinder Leukämie entwickeln, geringfügig erhöhen.(9) Durch die Zerstörung von Proteinen in einer lebenden Zelle an beliebiger Stelle kann Strahlung den Alterungsprozess beschleunigen und die Funktion jeglicher Organe einschränken. Zellen können sich selber reparieren, doch die schnell wachsenden Zellen in einem Fötus können sich teilen, bevor die Reparatur stattfindet, was den Abwehrmechanismus des Körpers aufhebt und den Schaden reproduziert und perpetuiert.

Beruhigende Stellungnahmen zur Unbedenklichkeit niedriger Strahlung sind nicht einmal für Erwachsene angebracht.(10) Geringe Erhöhungen des Risikos pro Individuum haben im Endeffekt immense Auswirkungen. Wenn ein geringes Risiko für Milliarden Menschen in Kauf genommen wird, hat das immer noch Millionen von Opfern zur Folge. Neue Studien zum Risiko von Röntgenuntersuchungen belegen dies ausführlich.

Die Strahlung bei koronaren CT-Scans wird als gering eingestuft, doch statistisch gesehen verursacht sie in einem von 270 Fällen bei 40-jährigen Frauen die untersucht wurden Krebs. Bei 20-Jährigen ist diese Rate doppelt so hoch. Jedes Jahr werden durch die 70 Millionen CT-Scans, die man in den USA durchführt, 29.000 Krebsfälle verursacht.(11)(12) Die üblichen niedrigdosigen Röntgenuntersuchungen bei Zahnärzten erhöhen das Risiko für Schilddrüsenkrebs um mehr als das Doppelte. Jene, die wiederholt zahnärztlichen Röntgenuntersuchungen ausgesetzt sind, haben sogar noch ein höheres Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken.(13)

Selbst störungsfrei funktionierende Atomkraftwerke geben kontinuierlich Strahlung in das Wasser und in die Atmosphäre der Umgebung ab, welche durch Kontakt mit dem Boden, mit Pflanzen oder mit der Milch von Kühen direkt eingeatmet oder aufgenommen werden kann. Viele Studien bestätigen höhere Krebsraten wie z.B. Leukämie, Brust- und Schilddrüsenkrebs bei Menschen, die in Landkreisen mit Atomkraftwerken leben, oder bei Arbeitern in diesen Anlagen.(3)

Angefangen mit Madam Curie, ist die Geschichte der Atomkraft eine, in welcher die Hauptakteure die Risiken der Strahlung beständig falsch eingeschätzt und falsch dargestellt haben. Zu den Opfern gehören viele von denen, die am ursprünglichen Manhattan Projekt mitgearbeitet haben, die 200.000 Soldaten, die abkommandiert wurden, Augenzeugen unserer Atomwaffentest zu sein, die Bewohner der westlichen USA, die den Löwenanteil des Niederschlags von unseren Atomtests in Nevada geschluckt haben [und die Navajo Indianer im Uranabbaugebiet], die Tausende der vergessenen Opfer von Three Mile Island oder die wahrscheinlich Hunderttausende Todesopfer von Tschernobyl. Dies hier könnte das jüngste Kapitel dieser langen und tragischen Geschichte sein, wenn man uns wieder einmal sagt, wir sollen uns keine Sorgen machen.

Autor: Brian Moench, Arzt, für t r u t h o u t , 24.03.2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Originalartikel: Radiation: Nothing to See Here?

Literatur:

  1. „Fukushima Daiichi reactors contain radiation equal to a thousand Hiroshima bombs,“ Vancouver Observer, March 14, 2011; Ira Helfand, Robert Alvarez, Ken Bergeron and Peter Bradford (former member of the US Nuclear Regulatory Commission), on behalf of Physicians for Social Responsibility.
  2. Rosenthal E. Radiation, „Once Free, Can Follow Tricky Path,“ The New York Times, March 21, 2011.
  3. International Commission on Radiological Protection
  4. Huang YC, Schmitt M, Yang Z, Que LG, Stewart JC, Frampton MW, Devlin RB, „Gene expression profile in circulating mononuclear cells after exposure to ultrafine carbon particles,“ Inhal Toxicol, 2010 May 27. (Epub ahead of print.)
  5. Baccarelli A, Wright R, Bollati V, et al, „Rapid DNA Methylation Changes after Exposure to Traffic Particles.“ Am. J. Respir. Crit. Care Med., April 2009; 179: 572 – 578.
  6. Zhong Y, Carmella S, Upadhyaya P, Hochalter JB, et al, „Immediate Consequences of Cigarette Smoking: Rapid Formation of Polycyclic Aromatic Hydrocarbon Diol Epoxides Chem. Res. Toxicol.,“ Article ASAP DOI: 10.1021/tx100345x publication date (web): December 27, 2010.
  7. „Endocrine-Disrupting Chemicals: An Endocrine Society Scientific Statement,“ 2009.
  8. Bartley K, Metayer C, Selvin S, et al, „Diagnostic X-rays and risk of childhood leukaemia,“ Int. J. Epidemiol. (2010) 39(6): 1628-1637, first published online October 1, 2010, doi:10.1093/ije/dyq162.
  9. Bailey H, Armstrong B, de Klerk N, et al, „Exposure to Diagnostic Radiological Procedures and the Risk of Childhood Acute Lymphoblastic Leukemia,“ Cancer Epidemiol Biomarkers Prev, November 2010, 19:2897-2909; Published online first, September 22, 2010.
  10. Shuryak I, Sachs R, Brenner D., „Cancer Risks After Radiation Exposure in Middle Age,“ JNCI J Natl Cancer Inst Volume102, Issue 21, Pp. 1628-1636.
  11. Berrington de González A, Mahesh M, Kim K, et al, „Projected Cancer Risks From Computed Tomographic Scans Performed in the United States in 2007,“ Arch Intern Med, December 14/28, 2009; 169: 2071 – 2077.
  12. 12. Smith-Bindman R, Lipson J, Marcus R, et al, „Radiation Dose Associated With Common Computed Tomography Examinations and the Associated Lifetime Attributable Risk of Cancer,“ Arch Intern Med., 2009; 169(22): 2078-2086.
  13. Memon A, Godward S, Williams D, et al, „Dental x-rays and the risk of thyroid cancer: A case-control study,“ Acta Oncologica, May 2010, Vol. 49, No. 4: 447–453.–
  14. Mehr zu Strahlungswirkung von den Ärtzen gegen den Atomkrieg – International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW)

Der Originalartikel steht unter einer Creative Commons Lizenz: by-nc. Für diese Übersetzung gilt by-nc-sa. Dies gilt nicht für das Bildmaterial.

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Krebs bei Lehrerin wurde nicht als Berufskrankheit anerkannt

Mit am 17. Februar 2011 in öffentlicher Sitzung verkündeten Urteilen hat die 23. Kammer des Verwaltungsgerichts Düsseldorf durch Einzelrichter die Klagen einer 25 Jahre am Berufsbildungszentrum Grevenbroich beschäftigten 52-jährigen Berufsschullehrerin und ihres 17-jährigen Sohnes (23 K 7945/08) sowie eines 59-jährigen Witwers einer über 30 Jahre am selben BBZ beschäftigten weiteren Berufsschullehrerin, die ebenfalls an Brustkrebs erkrankt und an auftretenden Metastasen im Jahr 2009 im Alter von 55 Jahren verstorben ist (23 K 2989/09), abgewiesen.

Zur Begründung führte der Richter im Wesentlichen aus: Bauschadstoffe, wie eine etwaige Belastung aus dem PVC-Fußboden, kämen als Ursachen einer Berufskrankheit im Sinne von § 31 Abs. 3 Beamtenversorgungsgesetz nicht in Betracht, weil Beamte solchen Gefahren nicht „nach der Art ihrer dienstlichen Verrichtung besonders ausgesetzt“ seien. Die Beschaffenheit der Diensträume sowie des Dienstgebäudes sei insoweit unbeachtlich.

In Bezug auf den von der Klägerseite angeführten Schadstoff Benzol, der aus den aus Weich-PVC bestehenden Lebensmittelattrappen ausgegast sei, die von beiden Berufsschullehrerinnen bei der Ausbildung von Bäckereifachverkäuferinnen verwendet worden seien, reiche die Erkenntnislage auf der Grundlage des vom Gericht eingeholten Sachverständigengutachtens eines Krebs-Spezialisten nicht aus, um einen hinreichenden Ursachenzusammenhang zwischen der Einwirkung von Benzol und der Erkrankung an Brustkrebs festzustellen.

Die Klage des 17-jährigen Sohnes wegen einer geltend gemachten Vorschädigung während der Schwangerschaft wies das Gericht schon im Hinblick darauf ab, dass der Antrag auf Anerkennung als Berufsunfall nicht innerhalb der Gesetzesfrist von 10 Jahren ab der Geburt gestellt worden sei.

Gegen die Urteile können die Kläger Antrag auf Zulassung der Berufung beim Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster beantragen.

Literatur:

Verwaltungsgericht Düsseldorf, Brustkrebs von Berufsschullehrerinnen nicht als Berufserkrankung anerkannt, 17. Januar 2011

CSN-Artikel zum Thema Schadstoffe in Schulen:

CSN Forum:

Ein umfangreicher Thread zum Thema Schadstoffe in Schulen

Krebs durch die Umwelt – krebserregende PAK in vielen Produkten des Alltags

Fokus liegt auf Wohlergehen der Wirtschaft statt auf Gesundheit der Bevölkerung

Die Zahl der Krebserkrankungen ist in der Bevölkerung tendenziell zunehmend. Um der Entstehung dieses weit verbreiteten und vielschichtigen Krankheitsbildes vorzubeugen, wird das öffentliche Augenmerk einseitig auf die Krebsvorsorge als geeignete Präventionsmaßnahme gelenkt. Der Faktor Umwelt wird jedoch als mögliche Krankheitsursache weitgehend vernachlässigt bzw. komplett ignoriert. In Anbetracht steigender Negativmeldungen über die unterschiedlichsten krebserreg- enden Schadstoffkonzentrationen in Alltagsprodukten und unserer Umwelt, ist diese eingleisige Fokussierung als realitätsfremd und als „Greenwashing“ anzusehen, was durch zahlreiche wissenschaftliche Nachweise und Studien belegbar ist.

Industriefreundliche Rahmenbedingungen – die Zeche zahlen wir

Stattdessen stellt das gezielte Außerachtlassen krankheitsrelevanter Aspekte eine allgemein stattfindende Ignoranz unserer tatsächlichen Lebensbedingungen dar. Die aktuellen Warnungen durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebens- mittelsicherheit vor giftigen Chemikalien, u. a. vor polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) in Schuhen und Handschuhen (1), sind nur die Spitze des Eisbergs. Für die zum Teil hochgradig krebserregenden und erbgutschädigenden Schadstoffe gibt es in Deutschland nach wie vor keine gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte für Gebrauchsartikel, verbindliche Vorgaben existieren lediglich bei Autoreifen. Für den Rest der uns in unserem wirtschaftsorientiertem Lebensstandard zum Konsum angepriesenen Produktpalette, gelten lediglich freiwillige Orientier- ungswerte der Industrie. Umweltverbände und –Institute bringen immer wieder besorgniserregende Resultate zutage, die verdeutlichen, wie es um die Gesundheit der Bevölkerung durch die „Umsetzung“ dieser freiwilligen, industriefreundlichen Gegebenheiten bestellt ist.

Mögliche Schadensbegrenzung eingeleitet – Gesundheitsschutz weiterhin in Warteschleife

Eine umfangreiche Risikobewertung des BfR hat ergeben, dass die toxischen PAK in vielen Produkten stark erhöht nachweisbar sind, mit denen gerade Kinder häufig in Kontakt kommen. Das BfR hat in Zusammenarbeit mit verschiedenen deutschen Behörden ein Beschränkungsdossier erstellt, welches im Juni 2010 an die EU-Kommission übergeben wurde. Daraus geht die in die REACH-VO einzubeziehende Empfehlung hervor, den höchstzulässigen Gehalt an PAK in Gebrauchsgegenständen auf 0,2 Milligramm je Kilogramm zu begrenzen, was der derzeitigen Nachweisgrenze entspricht. Dieser vorgeschlagene Grenzwert sollte lt. Ausführungen den BfR an die technische Weiterentwicklung der Analysemöglichkeiten angepasst und ggf. zukünftig weiter verringert werden. (2)

Krebserregende und erbgutschädigende PAK lauern in vielen Produkten

Besorgniserregende Warnungen über stark erhöhte PAK-Konzentrationen in den unterschiedlichsten Alltagsprodukten laufen sich förmlich den Rang ab, wie z. B. in Kinderspielzeug, Schulranzen, Kinderregenjacken, Sandalen, Gummistiefeln, Planschbecken, Luftmatratzen, Werkzeugen, Kinderlaufrädern, Spielzelten und aktuell in Lederschuhen und Handschuhen etc. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit, mit PAK in Berührung zu kommen, für jeden von uns als hoch einzustufen. Eine mögliche Krebserkrankung kann erst viele Jahre nach Erwerb eines PAK-belasteten Produkts zum Ausbruch kommen, da die hochtoxischen Substanzen langfristig wirken, erläutert Bärbel Vieth, Chemieexpertin des BfR. Ein direkter Zusammenhang mit dem krankmachenden Produkt ist dann nicht mehr herzustellen. Die Produzenten solch gesundheitsgefährdender Waren sind somit fein raus, Regressansprüche haben sie demzufolge nicht zu befürchten. Die Leidtragenden des derart mangelhaften Gesundheitsschutzes sind wir alle.

Zukünftig weitere Krebserkrankungen – als Folge der Geschenke an die Industrie

Wenn man sich vor Augen hält, dass die Gesundheit der Verbraucher bereits durch den Kontakt von nur einem PAK-belasteten Produkt schwer geschädigt werden kann, verheißen die derzeitigen Zustände für die Zukunft unserer Gesundheit nichts Gutes. Die Aktivitäten des BfR sind zwar begrüßenswert, doch mahlen die Mühlen der Behörden bekanntlich langsam. Sofortige greifende Maßnahmen sind dringend von Nöten, denn belastete Alltagsgegenstände werden weiterhin verkauft, mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit der Verbraucher. Insofern ist davon auszugehen, dass auch zwischenzeitlich noch viele ahnungslose Verbraucher durch die Flut schadstoffbelasteter Alltagsprodukte und weiterer Umweltfaktoren in ihrem späteren Leben an Krebs erkranken werden. Und all das, nur weil durch lasche Vorgaben und „Bonbons“ für die Industrie sowie völlig unzureichende Kontrollmechanismen unser höchstes Gut, unsere Gesundheit, mit Leichtsinn und völlig unnötig aufs Spiel gesetzt wird. Krebs ist in unserem Zeitalter eine äußerst häufige Erkrankung, bei derart breitgefächertem Kontaminationspotential ist dies nicht verwunderlich.

Wirtschaft geht vor Umwelt

Aktuell droht Deutschland ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof, weil europäische Chemikalienrichtlinien nicht korrekt umgesetzt wurden. Dieser Sachverhalt unterstreicht, welchen Stellenwert Wirtschaftsinteressen und Gesundheit in unserem System derzeit belegen. Das Bewusstsein dafür, dass eine Gesellschaft nur dann effektiv „funktionieren“ kann, wenn die Bevölkerung gesund und somit leistungsfähig ist, scheint bei den Verantwortlichen noch nicht angekommen zu sein. Solange eine derart vernachlässigte Chemikalienpolitik betrieben wird und die Interessen der Industrie weiterhin vorrangig vor Umwelt und Gesundheit angesiedelt sind, wird der Bevölkerung weiterhin viel vermeidbares Leid zugefügt und sich an der derzeit stattfindenden Misere auch nichts zum Positiven verändern.

Literatur:

  1. Süddeutsche online, Warnung vor Schadstoffen Gift ist im Schuh, 17.11,2010
  2. BfR, Stellungnahme Nr. 032/2010 des BfR, 26. Juli 2010

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. November 2010

Diesen Artikel widme ich meiner lieben Schwiegermutter Frieda, die am 21. November 2010 ihrer schweren Krebserkrankung erlag und nun von ihren langjährigen Leiden erlöst ist.

Frieda, Du wirst uns sehr fehlen!

Rüdiger und Maria

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Pestizide: Gefahr für Umwelt und Gesundheit – oder Hysterie?

Umweltorganisationen und Verbraucherschützer kritisieren die kontinuierlich zunehmende Anwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft. Lt. einem 2007 veröffentlichten Bericht des BUND für Umwelt und Naturschutz werden in Deutschland mehr als 30000 Tonnen Pestizide jährlich auf unsere Äcker, Obstplantagen und Weinberge ausgebracht, mit weitreichenden Folgen für Natur und Umwelt, aber auch für die Gesundheit der Verbraucher. Das durch das Insektizid Clothianidin der Firma Bayer CropScience 2008 stattgefundene Massensterben der Bienen belegt die gravierenden Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf das Ökosystem. Als bedenklich ist die Tatsache anzusehen, dass Rückstände von Pestiziden in unser Grundwasser und in die Nahrungskette gelangen.

Zunahme gefährlicher Agrargifte

Im Februar dieses Jahres veröffentlichte Greenpeace eine Neuauflage der Schwarzen Liste der gefährlichsten in der konventionellen Agrarwirtschaft eingesetzten Pestizide, die auf ihre Schädlichkeit für Umwelt und Gesundheit neu bewertet wurden. Lt. Greenpeace können viele Pflanzenschutzmittel Krebs erregen, in den Hormonhaushalt eingreifen, das Immunsystem schädigen und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen sowie neurotoxisch wirken. Manfred Santen, Chemieexperte von Greenpeace führt an, dass nicht nur der Verzehr von pestizidbelasteten Lebensmitteln Gesundheitsrisiken birgt, sondern ebenso die Anwendung der Agrargifte. Manfred Santen fordert von Politik und Wirtschaft den Einsatz der für Umwelt und Gesundheit gefährlichen Pestizide zu stoppen. Seit der 2008 veröffentlichten Schwarzen Liste gefährlicher Pestizide ist ein Anstieg der besonders schädlichen Agrarchemikalien zu verzeichnen, die Zahl habe sich seither von 327 auf 451 erhöht.

Abnahme der Rückstände einzelner Pestizide – Tendenz zum Giftcocktail

Greenpeace berichtet über allgemein abnehmende Pestizidrückstände in Obst und Gemüse seit 2007. Allerdings bedeutet dies keine Entwarnung, denn der aktuelle Trend verläuft dahingehend, hohe Konzentrationen einzelner Pestizide durch geringere Mengen unterschiedlicher Pestizide zu ersetzen, um die gesetzlichen Grenzwerte einzuhalten. Daraus ergeben sich gefährliche Giftcocktails, deren tatsächliche Wirkung auf Umwelt und Gesundheit nicht abschätzbar ist, da keine wissenschaftlichen Studien existieren. Daher fordert Greenpeace die Einführung eines Grenzwerts für Mehrfach-Rückstände.

Erst kürzlich hat Greenpeace Strauchbeeren auf Pestizidrückstände in Speziallabors untersuchen lassen. In Johannisbeeren wurden reinste Giftcocktails nachgewiesen, durchschnittlich sechs verschiedene Wirkstoffe, auch wurden in zwei Proben zwei in der EU nicht zugelassene Substanzen gefunden. Greenpeace bezieht bei der Auswertung der Untersuchungsergebnisse die Summenwirkung der Agrargifte mit ein. Manfred Santen erläutert, dass beim 2006 durchgeführten Beerentest pro Probe durchschnittlich „nur“ drei Pestizide festgestellt wurden.

In einer Pressemeldung der Universität Oldenburg vom April 2008 äußerst die Biochemikerin Prof. Dr. Irene Witte zu Grenzwerten von Pestiziden Folgendes:

Forderung nach Grenzwerten

Toxische Kombinationswirkungen: keine Entwarnung

Keine Entwarnung in der Diskussion um toxische Kombinationswirkungen“ – diesen Schluss zieht die Biochemikerin Prof. Dr. Irene Witte aus den inzwischen abgeschlossenen Forschungsarbeiten des Graduiertenkollegs Toxische Kombinations- wirkungen. Das von der Hans Böckler Stiftung finanzierte Kolleg an den Universitäten Oldenburg und Bremen, deren Sprecherin Witte war, lief von 2002 bis 2006. Im BIS-Verlag ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Forschungsergebnisse erschienen.

Das Problem: Synthetisierte Substanzen werden von der Industrie in immer neuen Verhältnissen und Kompositionen zusammengemischt, ohne dass die Wirkung für Mensch und Umwelt geklärt ist. So sind heute rund 20.000 unterschiedliche Pestizidpräparate auf dem Markt, denen 800 Wirkstoffe zugrunde liegen. Und es werden immer mehr.

Die Folge: Die Anzahl der nachgewiesenen Pestizide in Obst und Gemüse steigt Jahr für Jahr, was jedoch in Ermangelung an „Kombinationsgrenzwerten“ ohne Folgen bleibt. Dem „sorglosen Umgang mit dem Mixen von Chemikalien“ müsse Einhalt geboten werden, so Witte. Der Gesetzgeber sei gefragt, um Grenzwerte zu setzen und die Möglichkeit der Herstellung von Gemischen einzuschränken.

Pestizide sind Dauergifte, die das Krebsrisiko signifikant erhöhen

Auf globaler Ebene beurteilen viele Wissenschaftler und Umweltorganisationen die möglichen Folgen des permanent ansteigenden Einsatzes von Pestiziden für Umwelt und Gesundheit als dramatisch. Greenpeace gibt bereits 2003 zu bedenken, dass die Auswirkung der weltweit über 5000 angewandten Spritzmittel ein nicht zu unterschätzendes Risiko darstellt. Mögliche Wechselwirkungen der zahlreichen Gifte seien völlig unzureichend untersucht. Toxikologen erachten bereits die damals existierenden Grenzwerte als unzureichend. Greenpeace zufolge gelten Pestizide als Hauptursache für akute wie auch schleichende Vergiftungen. Viele Pestizide sind Dauergifte, die sich persistent in der Umwelt anreichern. Mediziner teilen Pestiziden bereits 1999 auf dem Krebskongress in Lugano die Eigenschaft zu, bestimmte Krebsarten zu fördern.

Britische Studien kommen ebenso zu besorgniserregenden Resultaten. Lt. einer aktuellen Veröffentlichung von Chem Trust wird ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Krebs im Kindesalter mit Pestizidexpositionen von Schwangeren in Zusammenhang gebracht. Britische Wissenschaftler stellen fest, dass die bei Landwirten nachgewiesenen zunehmenden Krebsraten Pflanzenschutzmitteln anzurechnen sind. Innerhalb der letzten 30 Jahre haben sich verschiedene Krebsarten der britischen Bevölkerung drastisch vervielfacht.

Der Cancer Panel Bericht des US-Präsidenten erörtert, dass gerade Kinder einem erhöhten Gesundheitsrisiko hinsichtlich der Entstehung von Krebs und weiteren chronischen Krankheiten durch die Belastung an Pestiziden ausgesetzt sind. Die Leukämieraten bei Kindern, die auf Farmen aufwachsen, sind demnach durchweg erhöht. Den Ausführungen des Obama Cancer Panel zufolge unterliegen Farmer einem signifikant verstärkten Prostatakrebsrisiko.

Risiko oder nur falsche Wahrnehmung?

Im September 2008 wurden Grenzwerte für Pestizide in der EU vereinheitlicht und zum Teil erheblich angehoben. Greenpeace und PAN Germany bewerten die festgelegten Höchstgrenzen, die per Juni 2010 teilweise wieder reduziert wurden, weiterhin als akut gesundheitsgefährdend, besonders die mögliche Kombinationswirkung verschiedener Pestizidwirkstoffe.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit:

Neue Vorschriften über Pestizidrückstände: Verbesserung der Lebensmittelsicherheit in der EU

Ein klares System zur Festlegung von Rückstandshöchstgehalten…Die in Lebensmitteln enthaltenen Rückstandsmengen dürfen keine Gefahr für die Verbraucher darstellen.

Die neuen Vorschriften gewährleisten die Sicherheit aller Verbraucher- gruppen, einschließlich Säuglingen, Kindern und Vegetariern. Die EFSA ist für die Sicherheitsbewertung zuständig, wobei sie sich auf die Eigenschaften des Pestizids, die zu erwartenden Höchstgehalte in Lebensmitteln und die unterschiedlichen Essgewohnheiten der europäischen Verbraucher stützt.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR veröffentlicht eine umfangreiche Studie zur Wahrnehmung von Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln.

Ziel der Studie war es, detaillierte Informationen über die Wahrnehmung und das Informationsverhalten der Bevölkerung zum Thema Pflanzen- schutzmittel zu erheben. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Informationen über Pflanzenschutzmittel bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern nicht ankommen. Die Folge sind Fehleinschätzungen über die Verwendung und die gesetzliche Regulierung von Pflanzen- schutzmitteln: „Fast 70 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Lebensmittel gar keine Rückstände von Pflanzenschutzmitteln enthalten dürfen“, sagt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des BfR. „In der Bevölkerung ist nicht bekannt, dass Rückstände in geringen Mengen erlaubt sind, wenn sie gesundheitlich unbedenklich sind.“ Das BfR wird die Ergebnisse der Studie verwenden, um Verbraucherinnen und Verbraucher gezielter über Nutzen und Risiken von Pflanzenschutzmitteln zu informieren.

… Die gesetzlichen Höchstgehalte stellen sicher, dass von Pflanzen- schutzmittelrückständen in Lebensmitteln kein gesundheitliches Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher ausgeht. Die Fehleinschätzung der Verbraucher trägt dazu bei, dass Pestizidrückstände als Gesundheitsrisiko wahrgenommen werden. Medien greifen diesen Sachverhalt auf und verstärken diese Wahrnehmung in der Bevölkerung möglicherweise.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Der regelmäßige Verzehr von Obst und Gemüse wird allgemein mit gesunder Ernährung assoziiert. Um der eigenen Gesundheit auch tatsächlich etwas Gutes zu tun, ist es empfehlenswert, zu biologisch erzeugtem und saisonalem Obst und Gemüse zu greifen. Mit diesem Kaufentscheid kann man die Angebotsvielfalt an knackigem Obst und Gemüse ohne Reue genießen. Bio-Ware ist frei von Rückständen von in Verruf geratenen gesundheitsschädigenden synthetischen chemischen Pestiziden. Als Nebeneffekt leistet man somit einen nachhaltigen Beitrag zum Umwelt- und Artenschutz. Nachfrage regelt bekanntlich das Angebot, so dass jeder von uns einen entscheidenden Beitrag für die eigene Gesundheit und eine nachhaltige Umwelt leisten kann.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity

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Krank durch Aspartam?

Die Zahl übergewichtiger Menschen nimmt in Deutschland tendenziell zu, mit vielfältigen negativen Folgen für die Gesundheit der Betroffenen. Ein Zuviel an Gewicht in Kombination mit Bewegungsmangel kann u. a. Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes, Arthrose, Fettleber, Schäden am Bewegungsapparat, Krebsleiden und Stoffwechselerkrankungen fördern. Um bestehendem Übergewicht entgegenzuwirken bzw. es erst gar nicht aufkommen zu lassen, ist es empfehlenswert, neben ausreichender Bewegung, bei der Ernährung auf Ausgewogenheit und verminderte Kalorienzufuhr zu achten.

Aspartam – dickes Geschäft für die Lebensmittelindustrie

Genau das ist die Sternstunde für die Nahrungsmittelindustrie, denn das Geschäft mit kalorienreduzierten und mit Zuckeraustauschstoffen angereicherten Lebensmitteln boomt, die Produktvielfalt von Light-Produkten nimmt rapide zu. Gerade im Frühjahr sind sie Verkaufsschlager schlechthin, da es nach dem langen Winter darum geht, schnellstmöglich zur Strand-tauglichen Figur zurückzufinden. Doch man sollte ruhig auch hinter die Kulissen der Lebensmittelindustrie schauen und kritisch hinterfragen, wie diese Kalorienreduktion tatsächlich zu Stande kommt, zu welchen Mitteln die Hersteller greifen, um uns den Konsum „ohne Reue“ schmackhaft zu machen.

Das Zugpferd unter den kalorienarmen Zuckeraustauschstoffen ist Aspartam, das wegen seines neutralen zuckerähnlichen Geschmacks weltweit am meisten zum Einsatz kommt. Dieser synthetische Zuckerersatz (E-951) ist unter den Markennamen Nutrasweet, Assugrin und Canderel bekannt und kann lt. Informationen von TransGen genetisch veränderte Mikroorganismen enthalten, was keiner Deklarationspflicht unterliegt. Aspartam kann mit einer um das zweihundertfach höheren Süßungskraft als herkömmlicher Zucker aufwarten und ist u. a. zuckerfreien Süßigkeiten und Süßspeisen, Gebäck, Joghurts, Diätprodukten, Kaugummis, Erfrischungsgetränken, Tees wie auch Medikamenten zugesetzt.

Süßes genießen ohne Reue – der Schein trügt

Aspartam gerät auf Grund vielfach zugeschriebener möglicher Gesundheitsrisiken verstärkt in Misskredit. Im vergangenen Jahr wurde Coca Cola Zero auf Anordnung des Gesundheitsministers von Venezuela, Jesús Mantilla, sogar komplett vom Markt genommen. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Folge soll Aspartam Störungen am Hormonsystem, neurologische Schäden am Gehirn, Allergien, Krebs und Adipositas fördern. Das Internet-Gesundheitsportal Zentrum der Gesundheit berichtet in einem ausführlichen Artikel über den beliebten Süßstoff von einer Vielzahl von Nebenwirkungen, die durch die amerikanische Zulassungsbehörde für Lebensmittel und Medikamente dokumentiert wurden. Demnach sind Aspartam u. a. folgende Gesundheitsstörungen anzulasten: Angstzustände, Arthrose, Atemwegsreaktionen, Sehstörungen, chronische Müdigkeit, Impotenz, Migräne, Tinnitus, Krebs und viele mehr.

Ebenfalls ist in der Medizin bekannt, dass Aspartam im menschlichen Organismus zu Methanol und Formaldehyd verstoffwechselt wird, mit weiteren möglichen gravierenden Folgen für die Gesundheit der Verbraucher. Forscher sehen in dieser toxischen Metabolisierung die karzinogene Wirkung von Aspartam als begründet. Lt. einem Bericht im Ärzteblatt wurden in medizinischen Studien in Bologna erhöhte Tumorraten im Bereich des Lymphsystems und Leukämie im Tierversuch mit Ratten nachgewiesen und dies bereits in Dosen, die unter den Grenzwerten für den menschlichen Verzehr von Aspartam lagen. Dieses Studienergebnis lässt auf ein erhöhtes Krebsrisiko beim Menschen schließen. Auffallend ist zu bewerten, dass die Ramazzini-Studie zu erheblich anderen Ergebnissen führte, als die von der Industrie in Auftrag gegebenen Untersuchungen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vertritt trotz dieser Studie weiterhin die Auffassung, dass Aspartam als unbedenklich einzustufen ist.

Menschen, die an der Krankheit Phenylketonurie leiden, dürfen keine Produkte konsumieren, die Aspartam enthalten. Deshalb müssen Lebensmittel, denen der chemischen Süßstoff zugesetzt ist, mit dem Warnhinweis enthält „eine Phenylalaninquelle“ versehen sein. Desweiteren steht Aspartam in Verdacht, das Gewicht der Verbraucher sogar zu erhöhen, weil nach dem Konsum aspartamhaltiger Nahrungsmittel Heißhungerattacken entstehen, die Adipoditas hervorrufen würden.

Maßvoller Genuss contra maßlosen Konsum

Es liegt im Ermessen eines jedes Einzelnen, zu welchen Lebensmittel man greift. Mit Zuckerersatz versehene Nahrung wird vermutlich nicht als alleinige Maßnahme zum Wunschgewicht führen, da der Trend eher dahingehend ist, dass man sich zusätzlich dann weitere Leckereien gönnt, schließlich war der vorherige Snack ja kalorienarm. Das lässt sich auch an der Tatsache ableiten, dass, trotz des ungebremsten Einsatzes von kalorienarmen Süßstoffen, die Zahl fettleibiger Menschen bei den Industrienationen auf globaler Ebene kontinuierlich massiv ansteigend ist.

Man sollte sich dessen bewusst sein, dass es sich bei Aspartam und anderen synthetischen Süßungsmitteln um Chemikalien handelt, deren Wirkung auf den Organismus schwerwiegende gesundheitliche Nebenwirkungen zur Folge haben können. Somit ist es ratsam, lieber in Maßen zu genießen und naturbelassene Lebensmittel zu schlemmen und sich zusätzlich viel zu bewegen, um Fettpolstern keine Chance zu geben, uns den Alltag zu vermiesen, statt uns mit Chemikalien angereicherten Produkten möglichen Gesundheitsgefahren auszusetzen, die überflüssig sind und absolut vermeidbar wären.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity, 28. April 2010

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Asbest – das Gift nimmt kein Ende

Verarbeitungs- und Anwendungsverbot von Asbest verhindert Neuerkrankungen nicht

Die Verarbeitung von Asbest, das man früher gerne auch als Wunderfaser bezeichnete, fand in den 60er und 70er Jahren seinen Höhepunkt. In der EU ist die Herstellung und Anwendung von Asbest seit 2005 verboten. Das hochgiftige Mineral ist bei Berufsgenossenschaften zwar als Verursacher von Berufskrankheiten anerkannt, doch viele Betroffene kämpfen um die Anerkennung ihrer Erkrankung. Durch die lange Wirkdauer der mineralischen Fasern ist damit zu rechnen, dass auch zukünftig viele Krankheits- und Todesfälle auf das Konto von Asbest zu verbuchen sein werden. Zwischen Kontakt mit dem giftigen Staub und dem eigentlichen Krankheitsausbruch können mehr als 30 Jahre vergehen.

Asbest löst folgende Erkrankungen aus:

– chronische Atemwegserkrankungen
– Asbestose (Staublunge)
– Rippenfellkrebs
– Bauchfellkrebs
– Kehlkopfkrebs
– Lungenkrebs

Asbest ist ein natürlich vorkommendes Mineral, das aus feinen faserförmigen Silikaten beschaffen ist. Auf Grund seiner einst vielfältigen geschätzten Eigenschaften wie z. B. Feuerfestigkeit, Isolations-fähigkeit, Säurebeständigkeit und Stabilität, wurde Asbest in der Vergangenheit von der Industrie entsprechend häufig verarbeitet. Asbest fand u. a. in der Bau- und Autoindustrie, als Brandschutz, in Elektrogeräten, Heizungen wie auch in Fußbodenbelägen rege Anwendung.

Die Unvergänglichkeit von Asbest birgt großes Risiko für die Gesundheit

Das Risiko an den Folgen einer Asbesterkrankung zu sterben ist hoch. Leider ist das Problem um den zumeist Tod bringenden Staub durch das in Kraft getretene Anwendungsverbot in Deutschland nicht beseitigt. Denn das früher in großen Mengen verbaute giftige Mineral kann auch heute noch seine negative Wirkung freisetzten, z. B. durch Witterungseinflüsse oder im Zuge von Sanierungsarbeiten. Das ARD-Magazin Panorama gibt an, dass bei Sanierungsarbeiten oft geschlampt und, ohne Schutzvorkehrungen zu treffen, leichtsinnig mit kontaminierten Baumaterialien hantiert wird. Das führt dazu, dass auch heute noch immer weitere Asbesterkrankungen entstehen. In den letzten 30 Jahren sind in Deutschland lt. Panorama über 20 000 Menschen an den Folgen einer Asbestbelastung gestorben.

Asbest-Alarm: Schulgebäude sind häufig mit asbesthaltigen Baumaterialien belastet

Immer wieder erreichen uns Meldungen in den Medien über Asbestbelastungen in Deutschlands Schulen. Es ist davon auszugehen, dass der krebserregende Stoff in vielen deutschen Schulgebäuden in den 60er und 70er Jahren verbaut wurde. In Hamburg wurden im vergangenen Jahr viele Schulen und Turnhallen vorübergehend wegen möglicher Asbestgefahr geschlossen. Ganz aktuell gibt die Hamburger Schulbehörde nun Entwarnung und erläutert, der Asbestverdacht hätte sich bei den aufwändigen Untersuchungen nicht erhärtet. In keiner der Proben seien mehr als 500 Asbestfasern pro Kubikmeter Raumluft nachgewiesen worden, somit bestand lt. Aussagen der Behörden, für Schüler und Sportler keine akute Gesundheitsgefahr. Hamburg ist jedoch kein Einzelfall, auch in Berlin mussten fünf asbestverseuchte Schulen geschlossen werden, betroffen sind 2000 Schüler. Die Berliner Schulstadträtin Schultze-Berndt gibt an, dass Schüler und Lehrer in keiner der betreffenden Schulen gesundheitlich gefährdet waren, die Luftmessungen hätten keinen Nachweis auf eine Asbestbelastung erbracht.

Verbraucherschutz – Fehlanzeige: Asbest wird weiter nach Deutschland importiert

Asbest gilt als unvergänglich, dies trifft im wahrsten Sinne des Wortes zu, denn trotz des bestehenden Anwendungs- und Verarbeitungsverbots gelangt Asbest weiterhin zu uns nach Deutschland. Asbest wird in einigen Ländern der Erde, u. a. in Kanada und China, auch heute noch abgebaut, oft ohne jegliche Arbeitsschutzvorkehrungen. Eine vom Bundesumweltministerium erteilte Ausnahmegenehmigung ermöglicht dem Chemiekonzern Dow Chemical aus Stade bei Hamburg den legalen Import von Weißasbest aus Kanada nach Deutschland, wie die kürzlich ausgestrahlte TV-Dokumentation „Die Asbestfalle“ von Inge Altmeier, verdeutlicht. Zu einer Stellungnahme war das Bundesumweltministerium gegenüber dem TV-Team nicht bereit, stattdessen verwies man auf die lokalen Verbraucherschutzämter. Doch wer sich dort tatsächlichen Verbraucherschutz vor Asbest erhofft, wird bitter enttäuscht. Lediglich das Gewerbeaufsichtamt in Bayern sucht nach asbesthaltigen Produkten und wird lt. der TV-Doku immer wieder fündig. In welchen Waren Asbest gefunden wird, muss der unabhängige Kontrolleur aus Datenschutzgründen jedoch hüten wie einen Schatz, er darf die schwarzen Schafe nicht benennen. Diese Vorschriften bringen zum Ausdruck, wie es um den Verbraucherschutz in Deutschland bestellt ist.

Asbest gelangt in unsere Haushalte

Inge Altmeier wurde durch Hinweise eines Arbeitsmediziners auf das Thema Asbest aufmerksam und dadurch animiert, intensiv über das brisante Thema zu recherchieren. In der daraus entstandenen Reportage wurde berichtet, dass theoretisch bereits eine tiefeingeatmete Asbestfaser Krebs auslösen kann. Asbest gelangt durch Importe von Alltagsprodukten in deutsche Haushalte. In neun von zehn untersuchten Thermoskannen, die zumeist in China produziert wurden, konnte Asbest in den am Glaskolben angebrachten Abstandshaltern nachgewiesen werden. Geht nun eine solche asbesthaltige Thermoskanne zu Bruch und werden die giftigen Asbestfasern eingeatmet, besteht beim Verbraucher Gesundheitsgefahr.

Inge Altmeier führt an, dass zunehmend Asbestfasern bei jungen Frauen im Bauchfell nachgewiesen werden. Es besteht die Annahme, dass die Ursache in den heute noch asbestbelasteten Schulgebäuden zu suchen ist.

Wie steht es um die Unversehrtheit unserer Gesundheit?

Umso unverständlicher sind die derzeit in Deutschland schleppend verlaufenden Sanierungsarbeiten in deutschen Schulen anzusehen. Der Fall Hamburg lässt die berechtigte Frage aufkommen, ob die Schulbehörden mit ihrer Entwarnung für die nachgewiesenen Asbestwerte Schülern und Lehrpersonal auch tatsächlich hundertprozentige Unversehrtheit ihrer Gesundheit garantieren können. Auch lässt der derzeitige Trend der Industrie zur verstärkten Verarbeitung von Nanotechnologie in den unterschiedlichsten Produktpalletten die Vermutung aufkommen, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit scheinbar nichts dazu gelernt zu haben scheint. Nanopartikel sind um ein Vielfaches kleiner als Asbestfasern. Die Auswirkung von Nanoteilchen auf unsere Gesundheit lässt per dato viele wissenschaftliche Frage unbeantwortet. Verarbeitete Nanotechnik muss auf den Produkten nicht deklariert werden. Seitens der Behörden und Politiker sollte allerdings im Zweifelsfall immer für die Verbraucher entschieden werden und nicht für die Industrie.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity, 26. März 2010

Weitere Artikel – Asbest und krank durch die Arbeit:

Krebs durch Parfums und Duftstoffe?

Duftstoffe haben unser modernes Leben voll im Griff. So kommen wir alle, ob gewollt oder ungewollt, täglich mit unzähligen Düften in Kontakt, sei es durch parfümierte Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmittel, Duftkerzen, Textilsprays, Duftlampen, Raumduftsprays, modernem Air-Design in Kaufhäusern, wie auch durch medizinische Cremes und Salben usw. Kaum ein Verbraucher weiß, dass die Flut der unzähligen Düfte schwerwiegende negative Auswirkungen auf die eigene Gesundheit haben kann.

Versuchskaninchen Mensch?

Bei der Produktion von Aromen und Riechstoffen kommen weit über 3500 verschiedene chemische Substanzen zum Einsatz. Die Wirkung dieser unterschiedlichen Chemikalien auf den menschlichen Organismus und auf unser Gehirn ist kaum erforscht. Dass Duftstoffe unsere Gesundheit schädigen können, ist jedoch keine neue Erkenntnis. Das UBA warnt bereits seit vielen Jahren vor dem Einsatz von Duftstoffen. In medizinischen Kreisen wächst die Kritik am Einsatz von Duftstoffen, da die Zahl der durch Düfte schwer erkrankten Patienten (Asthma, Allergien und MCS) stetig ansteigend ist. In der Rangliste der Allergie-auslösenden Stoffe sind Duftstoffe und Aromen auf Platz zwei angesiedelt.

HNO-Ärzte und Lungenärzte schlagen Alarm – Krebsrisiko durch Duftstoffe stark erhöht

Für die Entstehung von Krebs sind neben dem Rauchen zunehmend weitere Faktoren unseres modernen Lifestyles mitverantwortlich. Lt. Meinung von Experten sind künstliche Düfte und Aromen geradezu Multiplikatoren, um an Krebs zu erkranken. Raucher, die in ihren PKW einen Duftbaum am Rückspiegel hängen haben, sind lt. Dr. Michael Jaumann, dem Vorsitzenden des Deutschen Berufsverbands der HNO-Ärzte, besonderen Gesundheitsgefahren ausgesetzt. Für ihn sind Duftbäume und Duftkerzen „Chemie-Schrott“. Zitat: „Was diese Produkte ausgasen, ist besonders für Raucher fatal. Denn für diese Personengruppe wird das Krebsrisiko nicht nur erhöht, sondern geradezu multipliziert.“

Auch Lungenärzte vertreten die Ansicht, dass Rauchen in Kombination mit Duftstoffen das Krebsrisiko um ein Vielfaches erhöht. Asthmatiker, Allergiker, empfindliche Personen und Kinder sind besonders gefährdet, durch Duftstoffe schwer zu erkranken. In von Öko-Test untersuchten Duftbäumen wurden u. a. hochallergene Duftstoffe, VOC (flüchtige organische Verbindungen), Weichmacher, wie z. B. hormonell wirksame Phthalate und Diethylphthalat (DEP) nachgewiesen.

Prof. Harald Morr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lungenstiftung und Leiter der Pneumologischen Klinik Waldhof Elgershausen in Greifenstein, gibt zu bedenken, dass es nach der von Öko-Test durchgeführten Untersuchung keine „guten“ Duftbäume gibt. Demnach rät er auch Nicht-Rauchern dringend davon ab, sog. Raumverbesserer zu verwenden.

Auch Schwangere sollten Duftstoffe meiden

Werdende Mütter sollten auf parfümierte Kosmetika während der Schwangerschaft besser verzichten. In der Medizin ist bekannt, dass chemische Zusätze in Parfums und Körperpflegeprodukten die spätere Fortpflanzungsfähigkeit bei ungeborenen Jungen schädigen können. Ebenfalls können die in Kosmetika und Parfums zum Einsatz kommenden Chemikalien im späteren Leben zu Hodenkrebs führen.

Duftstoffe nicht wahllos einsetzten –  Einsatz in der Öffentlichkeit verringern

Auf Grund der Warnungen des UBA und vieler medizinischer Experten wäre es wünschenswert, dass man Duftstoffe nicht wahllos in der Öffentlichkeit einsetzt. Vielmehr müssten die Verantwortlichen dafür Sorge tragen, dass bei den Verbrauchern eine angemessene Aufklärung über die möglichen Risiken von Duftstoffen stattfindet. Ebenfalls muss gewährleistet werden, dass die Bevölkerung keinen ungewollten Duftexpositionen ausgesetzt wird, um die Unversehrtheit ihrer Gesundheit zu wahren. Umso unverständlicher ist es anzusehen, dass stets neue beduftete Alltagsprodukte Einzug in unser Leben finden und uns Verbraucher gesundheitlich schwer schädigen können. Vielmehr wäre es Zeit, endlich angemessen zu handeln, um den Einsatz von Duftstoffen in unserem Leben radikal zu verringern. Die europäische REACH-Richtlinie hat an den bislang bestehenden Begebenheiten nichts verbessert, daher bedarf es weiterer Maßnahmen, um die Gesundheit unserer Kinder und ahnungsloser Verbraucher zu schützen.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity Network, 1. Februar 2010

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