Die Problematik MCS ist der Regierung schon öfter unterbreitet worden

Verantwortliche stehlen sich aus der Verantwortung

Fortsetzungsgeschichte

…Noch unerträglicher war der Fall von Angelika, deren Leben an einem seidenen Faden hing. Tim erfuhr von ihrem Schicksal und schrieb im Herbst 2009 an das Bundesministerium für Umwelt eine Email mit folgendem Text:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

es gibt Menschen in Deutschland, die Unverträglichkeiten gegenüber Lebensmitteln, Geruchsstoffen und chemischen Produkten haben, die sehr weit über das allgemein bekannte Maß von Allergien hinausgehen. Diese Menschen haben eine derart hohe Sensibilität auf die genannten Stoffgruppen, dass für sie ein normales Leben unmöglich ist. Oft können sie nicht in ihrem Wohnraum bleiben, weil sie die Ausdünstungen von Fußbodenbelägen, Farben, Möbeln oder Rauchgasen der Schornsteine nicht vertragen und vegetieren in der freien Natur. Die übliche medizinische Behandlung ist für diese Krankheitsform tödlich. Ein psychiatrisches Abschieben ist nicht nur völlig wirkungslos, sondern auch menschen- verachtend. Es ist ein unmenschliches, unwürdiges und für das reiche Deutschland inakzeptables Los dieser schwerstkranken Menschen. Viele von ihnen begehen Selbstmord, weil sie nicht mehr weiter wissen. In den USA, Kanada und anderen Ländern wird diese Krankheit, in Übereinstimmung mit der entsprechenden Definition der WHO, als schwere organische Krankheit anerkannt und die Menschen als Schwerstbehinderte akzeptiert und unterstützt.

Über den Link:

http://www.csn-deutschland.de/blog/2009/10/27/aufruf-zur-hilfe-umwelterkrankte-wurden-innerhalb-weniger-monate-zum-notfall/comment-page-1/#comment-15405

finden sie 3 aktuelle Fälle, wo das Leben von Betroffenen wirklich an einem seidenen Faden hängt. Jetzt kann nur noch die Regierung durch augenblickliches Handeln diese Menschen vor dem Tod bewahren. Bitte helfen sie sehr schnell!

Auch meine Frau hat extreme Probleme, in unserer Wohnung zu bleiben, weil wir mehrmals in der Woche durch fallenden Luftdruck und entsprechende Windrichtung die Rauchgase in der noch relativ konzentrierten Form eines sehr nahen gelegenen Holzpellets-Blockheizwerk abbekommen und diese auch bei geschlossenen Fenstern in die Wohnung gedrückt werden.

Für diese Menschen muss schnell eine grundsätzliche Lösung gefunden werden. Es kann nicht sein, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern in der Betreuung von diesen Kranken ein „Entwicklungsland“ ist. So wie die Umweltverschmutzung nicht vor Ländergrenzen halt macht, darf auch eine menschenwürdige Behandlung von diesen Schwerstkranken nicht halt vor Ländergrenzen machen.

Nochmals: Bitte helfen Sie schnell!

Mit freundlichen Grüßen

Tim Bayer“

Daraufhin erhielt er folgende Antwort, die über die Menschlichkeit der Teflon-Behörden Bände spricht:

„Sehr geehrter Herr Bayer,

vielen Dank für Ihre Mitteilung an das BMU, die wir mit Interesse zur Kenntnis genommen haben. Wir sind weiterhin vielfältig bemüht, dass Umweltschutz gleichzeitig der Gesundheitsvorsorge dient.

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

Küllmer“

Was sollte Tim dazu noch sagen?

Wenige Tage später war Angelika tot. Sie hatte sich das Leben genommen, weil sie nicht mehr wusste, wo sie leben sollte. Ihr Körper reagierte auf jedes Umfeld, sei es ein Wohnraum oder sei es die Natur. Wahrscheinlich hätte sie nur noch eine Art Glascontainer retten können und ein Entgiftungsprogramm eines fähigen Umweltmediziners, die mit Dr. Rea, Dr. Pall und Dr. Runow konform gehen.

Keine Hilfe für Kranke, dafür Druck nach allen Seiten

Nur zu gut erinnerte sich Tim an die schwere Zeit, als sich die Verdauungsorgane von Carla sehr entzündet hatten und sie trotz reichlichem und kalorienreichem Essen auf achtundvierzig Kilogramm abmagerte. Innerhalb von neun Monaten hatte sie damals fünfzehn Kilogramm verloren. Eine andere Frau magerte sogar auf 38 Kilogramm ab, wurde von ignoranten Ärzten als magersüchtig abgestempelt und musste sich psychologisch diesbezüglich behandeln lassen. Natürlich erfolglos, so dass man sie damals in die Frührente schickte. Auch heute wiegt sie noch unter fünfzig Kilogramm und kann mit ihrer kleinen Frührente nicht so leben, wie sie es müsste, um nicht noch kränker zu werden.

Da nur sehr wenige Ärzte und keine Krankenkasse diese Krankheit anerkennen, müssen Betroffene sämtliche Behandlungskosten und andere Aufwendungen selbst tragen. Ärzte, die die Interessen der Patienten vertreten, werden von Krankenkassen und Gesundheitsbehörden unter Druck gesetzt, teilweise sogar juristisch verfolgt, wie der Neurologe Dr. Binz.

Ob die Kanzlerin von diesen Zuständen weiß?

Und wenn, wie würde sie darauf reagieren? Im Sinne ihrer Worte „ Etwas für sein Land tun heißt übrigens auch: an den Diskussionen teilzunehmen…“ (die sicher etwas bewirken sollen und nicht zum Selbstzweck dienen, so dass es sich auch lohnt, daran teilzunehmen), oder wie eine Teflon-Kanzlerin?

Verhöhnung, Bagatellisierung

Mit Wut denkt Tim an jene Hausärztin, die sie aufsuchten, um eine Überweisung Carlas in eine Umweltklinik zu erbitten. Auf den Bericht von Carla, dass sie erheblich abgenommen habe, immer weniger Lebensmittel vertrage und extrem auf Benzingerüche reagiere, sagte diese, dass sie eine gute Figur habe. Sie solle abends mal ausgehen und gut essen, das Leben genießen. Und wenn man meint, auf Benzin reagieren zu müssen, dann täte man dann das auch. Die Nerven würden einen so manchen Streich spielen.

Aufgebracht erwiderte Tim: „Sie müssen es auch nicht aushalten. Die Beschwerden meiner Frau nehmen sie überhaupt nicht ernst“, worauf die Ärztin ihn des Sprechzimmers verwies. Gegenüber Carla hatte sie dann beteuert, dass sie ihre Beschwerden sehr wohl ernst nehme. Was sich dann dadurch ausdrückte, dass sie Carla keinen Einweisungsschein für die Umweltklinik ausstellte…

Auch der Allergologe, der Carla wegen ihres Asthma behandelte, wollte ihre Beschreibungen nicht glauben und verschrieb ihr Antidepressiva gegen ihre „Winterdepressionen“, wie er meinte.

„In Deutschland sorgt man sich zehn Mal mehr um Suchtkranke als um Menschen mit einer Umweltkrankheit“, dachte Tim…

Fortsetzung folgt.

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, Dezember 2010

FORTSETZUNGSGESCHICHTE:

Teil I: …und komme bitte nicht mit Parfüm

Teil II: MCS als Fiktion hinzustellen ist einfach, mit MCS zu leben ist schwer

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9 Kommentare zu “Die Problematik MCS ist der Regierung schon öfter unterbreitet worden”

  1. Seelchen 13. Dezember 2010 um 12:25

    Hallo Gerhard!
    Hab vielen tausend Dank für deine realistische Fortsetzungs-Geschichte und für all die Mühe,die du dir damit machst, Wahrheiten ans Licht zu bringen und Fakten auszuzeigen. Mich hat es im Innersten tief berührt..stimmt doch alles genauso und ..man könnte hinzufügen….Und bis Hilfe kommt, sind sie tot!!!

    In einem solchen Winter können die Waldmensch MCS-Kranken nicht überleben und viele andere????
    Das Diskutieren, egal wo und von wem, muss aufhören..warum wird nicht gehandelt?

    Es gibt doch noch Menschen mit Geld, soviel braucht es ja gar nicht zu sein..um ein Haus, Hof, Gebäude zu mieten oder zu kaufen und zurecht zu machen..

    Wo ist denn bloß der Haken?
    Ist es die Selbstsucht?
    Ist es die erkaltete Liebe? Mit Sicherheit…

    Warum werden Drogenabhängige, die immer wieder zur Nadel mit Heroin greifen..so gut versorgt und „therapiert“????
    Alles Liebe von Seelchen

  2. PappaJo 13. Dezember 2010 um 16:55

    Der Arbeitgeber dieser Teflon-Behörden-Regierung ist nunmal die Chemische-Industrie! Wie sollten die denn reagieren? Oh je, die chemischen Stoffe sind alle giftig und zerstören unseren Organismus, mal mehr uns mal weniger. Wir schalten Bayer und BASF und und und sofort ab und veröffentlichen alle geheimen und verschwiegenen Studien über die gefährlichen Auswirkungen….und morgen kommt der Weihnachstmann!:-(

    Ich sehe da schwarz! Nur ein Wunder könnte den Wandel bringen oder wir rotten uns zusammen, stellen eine Armee von Anwälten auf und kämpfen mit der einzigen erlaubten Waffe der Demokratie.

    Jeder für sich ist ein Einzelfall. Bei einer Sammelklage sieht das schon anders aus. Das wird auch bei den Medien Gehör finden!

  3. Franzi 13. Dezember 2010 um 17:43

    @PappaJo : Sammelklagen sind m. E. iduL nicht möglich, nur in USA….

  4. Kira 14. Dezember 2010 um 05:49

    @Gerhard,
    danke für deine realistische Geschichte, die ist echt druckreif:0)

    @Seelchen,
    Zitat“..warum wird nicht gehandelt? Wo ist denn bloß der Haken?“
    Würde man sich für uns einsetzen dann würde das schööööne System gekippt werden!!! Und hierfür fehlt es einfach an MUTIGEN Menschen. Solange Korruption und Geldgier mehr Wert hat wie Herz und Verstand, werden auch wir weiter kämpfen müssen.
    Also werden wir laut – man hört uns ja auch schon öfter zu!!!

  5. PappaJo 14. Dezember 2010 um 12:24

    @Franzi
    Die Abkürzung ist mir leider nicht bekannt!

    Sammelklage geht nicht, hast Recht. Aber was geht ist eine Verbandsklage – gefunden über:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Sammelklage

    Zitat: „Das deutsche Recht kennt die Verbandsklage, welche mit der Sammelklage vergleichbar ist und überwiegend im Umweltrecht Anwendung findet…“

    Den Link verfolgen im Text:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Verbandsklage

    Zitat:“Als Verbandsklage wird die Klage von Vereinen oder Verbänden bezeichnet, mit der diese nicht die Verletzung eigener Rechte geltend machen, sondern die der Allgemeinheit.“

    ————
    Sollte man mal abklären lassen ob es z.B. für CSN möglich wäre. Ansonsten könnte man ja fix einen Verein gründen um zu klagen, wenn es denn ein Verein sein muß. Ein paar MCS-Kranke wird man bestimmt finden, die noch genügend Kraft haben um den zu führen. Sind ja zum Glück nicht alle so extrem schwer erkrankt!

  6. Franzi 14. Dezember 2010 um 14:07

    @PappaJo „meines Erachtens“ und „in diesem unserem Lande“

    Aber zur Geschichte selber muss ich dir nun endlich auch mal ein superdickes Lob aussprechen, Gerhard. Vielen Dank für die gute Beschreibung. Du legst den Finger so plakativ in die Wunde und zeigst die ganze Bandbreite der Klötze, die uns tagtäglich in den Weg geschmissen werden von all den „feinen Herrschaften“ in einer sehr gut verständlichen Weise auf. So kann wirklich niemand mehr, der das gelesen hat, sagen, was nur die Ignoranten sagen: psy…..

    Ich bin schon auf deine nächste Fortsetzung gespannt…

  7. Gerhard Becker 14. Dezember 2010 um 21:17

    Ihr Lieben,

    vielen Dank für Eure wertschätzende Worte, Kommentare, Hinweise und Diskussionen. soviel ich weiß, wird es zur ggZ. die Möglichkeit des Herunterladens dieser Kurzgeschichte in der Gesamtheit geben und wer sie für druckreif hält, mag es dann tun und evt. seinem Arzt als Geschenk anbieten.

    Gruß Gerhard

  8. Udo 16. Dezember 2010 um 08:46

    Das mit der Verbandsklage ist eine gute Idee!!! Wer macht mit?

  9. Gerhard Becker 16. Dezember 2010 um 22:38

    Ihr Lieben,

    um eine verbandsklage erheben zu können, müssen WIR erst einmal ein Verband sein.

    Frage: Wer ist WIR?

    Und ist CSN ein Verband?

    Aus bestimmten Gründen und Erfahrungen will und kann CSN keine Selbsthilfegruppe sein.

    Nächste Frage: Kann und will CSN ein Verband werden? Wer will und kann Mitglied werden? Wie soll es organisatorisch, da viele nur beschränkt oder nicht mobil, gehandhabt werden?

    Sind wir dann, tatsächlich ein Verband (falls das gewünscht und möglich ist), stellt sich nicht mehr die Frage, wer mit macht, sondern ob eine Mehrheit einverstanden ist, dass eine Verbandsklage erhoben wird.

    So liegt es also an uns, ob der „Dornröschenschlaf“ weitergeht oder ob tatsächlich eine wirksame Verbandsklage erhoben werden kann.

    Soweit ich weiß, werden Einzelklagen fast immer in dieser Sache mit großen Erfolg abgeschmettert oder, kennt jemand, von seltenen Ausnahmen abgesehen, eine Kette oder Normalität von Erfolgen, wie sie an und für sich, bei dieser Problematik, gegeben sein müsste?

    Gruß Gerhard

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