Die besten Tipps für Allergiker für die heißeste Woche des Jahres

Gesundheit und Kühle

  • Ausreichend Wasser trinken. 3 – 4 Liter sollten es am heißesten Tag des Jahres sein. Etwas Zitronensaft ins Wasser erfrischt und das Saure wirkt wohltuend. Essen sollte man ganz leichte Speise, nichts, was zu fett ist oder zu mächtig.
  • Lüften sollte man an den heißesten Tagen des Jahres nur morgens früh und nachts. Tagsüber lassen geöffnete Fenster warme Luft einströmen, wodurch es in der Wohnung sofort unangenehm heiß wird.
  • Ein sehr gutes Hilfsmittel, um für Luftzirkulation zu sorgen, ist ein Ventilator. Ist die Wohnung extrem heiß, sollte man sich zwei oder drei Ventilatoren im Baumarkt besorgen und einen „Windkanal“ damit bilden. Große Standventilatoren gibt es bereits unter 15€.
  • Weil bei Hitze Schadstoffe vermehrt ausgasen, ist es wichtig, die Luft in der Wohnung dennoch erträglich zu halten, sofern der Wohnraum nicht clean ist. Falls Wohngifte die gesundheitliche Situation verschlimmern und sie durch Lüften nicht lösbar ist, sollte man einen Luftreiniger aufstellen.
  • Kühle Plätze sind bei über 30°C eine Seltenheit. Der beste Ort ist an einem (sauberen) Bachlauf mit Baumbestand oder im Wald. Manche Parks mit altem Baumbestand und Teich sind eine Oase, wenn man in der Stadt lebt.
  • Abstand nehmen sollte man von überfüllten Freibädern. Die Gefahr, einen Sonnenbrand zu bekommen, ist sehr groß und Schattenplätze bereits am frühen Morgen belegt. Menschen mit Allergien und MCS sollten zusätzlich bedenken, dass Schwimmbäder bei Hitze stärker gechlort werden und die anderen Schwimmbadbesucher mit Sonnencreme eingecremt sind, die Duftstoffe und Chemikalien enthält. Das kann schnell zu Problemen führen.
  • Bei heißem Wetter sollte jeder, in Rücksicht auf die eigene Gesundheit und die der Mitmenschen, auf Duftstoffe und Parfüms verzichten.
  • In allerletzter Not, wenn man aus seinem Wohnraum nicht raus kann, bleibt zum Abkühlen noch eine kurze kalte Dusche oder die Unterarme unter kaltes Wasser halten. Wer ein Wassertretbecken kennt, das schattig gelegen ist, kann sich glücklich schätzen.

Habt Ihr noch Tipps? Lasst Sie uns wissen!

Arbeitsschutz für Allergiker

Behörden setzen Rücksichtnahme auf Duftstoffallergiker durch

Das Benutzen von Parfüms, Bodylotions, Deo’s und anderen Duftstoffen an Arbeitsplätzen hat Dimensionen angenommen, die Behörden tätig werden lässt. Etwas Duft kann eine angenehme Bereicherung sein, wenn zu viel des Guten verwendet wird, werden Duftstoffe zur quälenden Last. Insbesondere in Büros, wo man auf engem Raum zusammen sitzt, kann das Parfüm oder Aftershave des Kollegen sogar zum handfesten Gesundheitsproblem werden. Für Allergiker, Asthmatiker und Chemikaliensensible (MCS) reicht ein wenig Parfüm, um die Arbeitsfähigkeit einzuschränken oder aufs Spiel setzen. Selbst ein kurzer Aufenthalt einer Person, die ein Parfüm oder Pflegeprodukt benutzt hat, das allergieauslösende natürliche Duftstoffe oder Chemikalien enthält, kann die Luft in einem Innenraum für viele Stunden belasten.

Die kanadische Bezirksregierung von Kootenay Boundary hat einer Arbeitsanweisung zur Minimierung von Duftstoffen und Parfüms am Arbeitsplatz höchste Priorität eingeräumt. Am 11. Juli 2012 trat die Leitlinie in Kraft. Seit einiger Zeit kann man nahezu wöchentlich über die Einführung solcher Regulierungen oder über Verbote von Parfüm und Duftstoffen bei Behörden, in Konzernen, auf Veranstaltungen, als auch in Schulen und Universitäten lesen.

Gründe für ein Duftstoffverbot

Die kanadische Bezirksregierung von Kootenay Boundary beschreibt in ihrer Leitlinie mit dem Titel „Scent-Sensitive Environment“ die Gründe für die nun in Kraft tretende Arbeitsanweisung. Man möchte die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Mitarbeiter und Besucher durch Minimierung von parfümierten Produkten die Umwelt- und Chemikaliensensitivität auslösen können, sicherstellen. Das Ziel der Leitlinie ist die Reduzierung der Verwendung stark gedufteter Produkte. Die Behörde hat insbesondere folgende problematische Produkte im Visier und bittet darauf zu verzichten, wenn sie parfümiert sind, bzw. auf duftfreie Alternativen auszuweichen:

  • Shampoo, Conditioner
  • Haarsprays
  • Deos
  • Parfüms, Aftershaves
  • Bodylotions, Cremes
  • Potpourri
  • Handseifen
  • Kosmetika
  • Lufterfrischer, Raumsprays
  • Aromatherapie Produkte
  • Duftöle
  • Beduftete Kerzen

Die Behörde ist bestrebt, Reinigungs- und Desinfektionsmittel zu finden, die verträglich sind und verspricht die Verwendung zu beobachten und im Falle von Unverträglichkeiten durch Ersatzprodukte Abhilfe zu schaffen.

Duftfreie Arbeitsplätze werden zur Norm

In USA und Kanada sind Arbeitsplätze, an denen ein „Duftstoff- oder Parfümverbot“ herrscht, keine Seltenheit mehr. Arbeitsplätze, an denen Duftstoffe und Parfüms reglementiert sind, stellen in diesen Ländern laut Dokument der Bezirksregierung von Kootenay Boundary zwischenzeitlich eine gewisse Norm dar. Ähnliche der Gesundheit von Angestellten an Arbeitsplätzen zuträgliche Bestrebungen sind in europäischen Ländern erst selten anzutreffen. Die Leitlinie wurde von der kanadischen Bezirksregierung als Teil eines umfassenden Programms für Arbeitssicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz eingeführt. Mitarbeiter, Leiter von Behörden wie auch Besucher sollen sich daran halten, um die Gesundheit ihrer Mitmenschen zu schützen.

Ist Verzicht auf Duftstoffe wirklich nötig?

Duftstoffe bestehen aus Chemikalien oder aus natürlichen Ölen, die allergene Wirkung haben können. Zusätzlich oxidieren solche ätherische Öle durch Licht-, Luft- und Ozoneinwirkung wodurch Schadstoffe freigesetzt werden. Es ist also keineswegs unbedenklich, wenn nur natürliche Duftöle / Aromaöle verwendet werden, oder bspw. Reinigungsmittel mit Zitrusöl. Beides, chemische und natürliche Duftstoffe belasten die Raumluft und können die Gesundheit einer Person erheblich beeinträchtigen. Folgende Gesundheitsbeschwerden durch beduftete Produkte, Parfüms, etc. werden häufig berichtet und auch in der Leitlinie für Arbeitssicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz angeführt:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Benebeltes Gefühl im Kopf
  • Übelkeit
  • Erschöpfung
  • Schwäche
  • Müdigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Depressionen
  • Angst
  • Taubheitsgefühle
  • Atemwegbeschwerden
  • Kurzatmigkeit
  • Hautirritationen
  • Tränende, gereizte Augen
  • Anaphylaxie

Kosten für die Umsetzung eines Duftstoffverbots am Arbeitsplatz

Duftfreie Seife für Seifenspender und Reinigungsmittel ohne Duft kosten nicht mehr als herkömmliche Produkte, wenn man etwas Preisvergleich betreibt. Die Kosten für die Umsetzung eines Duftstoffverbots sind abhängig von der Größe eines Unternehmens oder einer Behörde. Hinweisschilder, Schulungsmaterial und Aufklärungsbroschüren sind die Hauptposten. Wenn nicht viele Mitarbeiter über ein Duftstoffverbot informiert werden müssen, reicht oft eine einfache Dienstanweisung, die außer Mühe und Zeit, sie zu erstellen, keine oder kaum Kosten verursacht.

Rigoroses Verbot oder freiwilliges Verzichten auf Duftstoffe?

Ob an einem Arbeitsplatz ein rigoroses Duftstoffverbot eingeführt werden muss oder ob Aufklärung und die Bitte an Mitarbeiter und Besucher auf duftende Kosmetika zu verzichten, ausreicht, hängt von einigen Faktoren ab:

  • Kooperationswille der Mitarbeiter und Gebäudebesucher
  • Mitarbeiter, die schwere gesundheitliche Reaktionen durch Parfüms und Duftstoffe erleiden
  • Gesundheitsbewusstsein, Einsicht
  • Schrittweises Vorgehen aus Umsetzbarkeitsgründen
  • Zeitlicher Aufwand, Mitarbeiter über das Duftverbot zu informieren (Schulungen)
  • Duftstoffe vom Arbeitsplatz verbannen

Parfüms und Duftstoffe gehören zwar für viele Menschen zum Leben dazu, sie sind jedoch in keinster Weise notwendig. Jeder, der besorgt ist um das Wohlergehen und die Gesundheit seiner Mitmenschen, kann dazu beitragen, dass eine Firma, ein Betrieb oder eine Behörde barrierefreier und ein gesünderer Arbeitsplatz wird.

Unterstützen kann man die Einführung einer solchen Duftstoff-Reglementierung durch:

  • Hinweisschilder an Eingängen, auf Toiletten und in den verschiedenen Arbeitsbereichen
  • Eliminierung von Duftspendern auf Toiletten, statt dessen Einbau einer besseren Lüftung
  • Besonders eingeschränkten Mitarbeitern gestatten, einen Raumluftfilter in ihrem Arbeitsbereich einzusetzen, ihre Pausenzeiten frei wählen zu können, bei Erfordernis eine Aktivkohle-Schutzmaske verwenden zu dürfen
  • Telefon, Intranet, iMessage, Messenger, SMS und andere Möglichkeiten elektronischer Kommunikation nutzen, um Mitarbeiter mit schweren Gesundheitsproblemen vor massiver Duftstoffexposition zu warnen

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 30. Juli 2012

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Wohnen im Mehrfamilienhaus ist nicht einfach

Allergiker und MCS-Kranke haben es besonders schwer

Das Leben in einem Mehrfamilienhaus kann sehr anstrengend sein, besonders wenn man Allergien hat oder unter Multipler Chemikaliensensitivität (MCS) leidet. Je mehr Menschen in einem Haus wohnen, desto unkontrollierbarer wird die Wohnsituation. Allergiker und Chemikaliensensible wären, wenn man es genau betrachtet, am Besten in einem baubiologisch ausgestatteten Einfamilienhaus statt in einem Mehrfamilienhaus untergebracht. In Städten und Ballungsgebieten kaum machbar, und wenn man unter einem gewissen Limit leben muss, auch unbezahlbar. Es bleibt also nichts anderes übrig, als sich mit dem Leben in einem Mehrfamilienhaus zu arrangieren und zu versuchen, die Gegebenheiten in den Griff zu bekommen. Spezielle Wohnprojekte für Multiallergiker und MCS-Kranke gibt es in Deutschland noch nicht, obwohl dieser Behindertengruppe gemäß der UN-Behindertenkonvention Hilfe zustünde und geeignete Wohnprojekte geschaffen werden müssen. Nicht einmal machbare Übergangslösungen zur Verbesserung der Wohnstuation von Chemikaliensensiblen sind durch die zuständigen Behörden angedacht. CSN hat sich deshalb auch am SPD Zukunftsdialog mit einem Vorschlag für die Umsetzung einer Übergangsregelung beteiligt: Behindertengerechte Übergangsregelung für Umwelterkrankte (BÜfU) zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention

Allergiker und Chemikaliensensible haben in einem Mehrfamilienhaus bspw. Probleme mit:

  • Verwendung chemischer Wasch- und Reinigungsmittel, meist mit Duft
  • Raucher (in der Wohnung oder auf dem Balkon)
  • DECT Telefone, Handy’s WLAN
  • Renovierungsarbeiten in anderen Wohnungen
  • Raumduftsprays durch Nachbarn, Duftlampen, Räucherstäbchen
  • Grillen auf dem Balkon
  • Haustiere von Nachbarn (Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen)
  • Verwendung von Pestiziden (Wohnraum, Flur, Balkon)
  • Trocknen von Wäsche mit Weichspüler oder duftendem Waschmittel auf dem Balkon

Thommy’s Blogfrage der Woche:

  1. Wie kommt Ihr im Mehrfamilienhaus zurecht mit MCS und Allergien?
  2. Habt Ihr oft Gesundheitsbeschwerden durch Eure Nachbarn und ihre Lebensgewohnheiten? Welche?
  3. Was schränkt Eure Gesundheit am Meisten ein im Mehrfamilienhaus?
  4. Sind Eure Nachbarn kooperativ und unterlassen das, was Euch krank macht, oder konfrontieren sie Euch noch extra mit dem, was Euch krank macht?
  5. Was war die schlimmste Reaktion, die Ihr erlitten habt durch das Leben im Mehrfamilienhaus?
  6. Was war der Auslöser und welche Symptome traten ein?
  7. Musstet Ihr bereits umziehen, weil das Leben im Mehrfamilienhaus Euch noch kränker gemacht hat?
  8. Wie habt Ihr Euch mit dem Leben im Mehrfamilienhaus arrangiert, um gesundheitlich einigermaßen über die Runden zu kommen?
  9. Welche Hilfsmittel oder Umbauten waren hilfreich?
  10. Wie geht Ihr auf Nachbarn zu, um sie um Kooperation zu bitten? Hattet Ihr Erfolg?
  11. Was würde Euch am Meisten helfen, um im Mehrfamilienhaus zurecht zu kommen?

Gesund bauen mit natürlichen Baumaterialien

Die besten Tipps im Fachbuch für Experten und Laien

Bauen und Sanieren mit natürlichen Baumaterialen bietet hervorragende Möglich- keiten, um sich ein gesundes Wohnumfeld zu schaffen. Der eigene Charakter vieler natürlicher Baustoffe sorgt für Behaglichkeit, die unvergleichbar ist. Allergiker und insbesondere Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) profitieren durch gesundes Bauen. Voraussetzung für den stressfreien Ablauf eines Bau- und Sanierungsvorhabens für diese Personengruppen sind fachliche Kenntnisse über die einzelnen Baustoffe und ihr Einsatzgebiet, denn nicht alle Pflanzen sind für alle Menschen verträglich, somit auch nicht alle Baustoffe aus Pflanzen für alle Allergiker oder Chemikaliensensiblen gleichermaßen.

Experten im Bereich natürliche Baumaterialien haben ihr profundes Fachwissen in einem Buch zusammengefasst. Es ist für Fachleser wie auch für Laien gedacht und stellt ein Nachschlagwerk dar, das seines Gleichen sucht. Die Autoren haben, so weit möglich, die von der Natur gegebenen Inhaltsstoffe zusammen getragen. Das ermöglicht vor allem Personen mit MCS, sich einen Überblick zu verschaffen und herauszufinden, ob ein Baustoff passt oder nicht, um anschließend die individuelle Toleranz gezielt mittels Materialmuster abklären zu können.

Das erweiterte Fachbuch über natürliche Baumaterialien

Die zweite, erweiterte Auflage von „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“ behandelt alle wichtigen nachwachsenden, pflanzlichen Rohstoffe aus Faser- und Färberpflanzen und den dazugehörigen physikalischen und chemischen Grundsätzen. Die Autoren erläutern, neben zahlreichen gängigen und möglichen Rohstoffpflanzen, auch umfangreich physikalische und chemische Aspekte für Handwerk, Industrie und Bauplanung. Es werden Ressourcen- und Umweltschutz ebenso angesprochen, wie Schadstoffe aus Bauprodukten. Neben detaillierten Angaben zu Einsatzmöglichkeiten und Verarbeitung auf der Baustelle runden Praxisbeispiele aus der Industrie das Themenspektrum ab.

Unverzichtbares Standardwerk

Schon die Erstauflage erreichte im Nu große Beliebtheit und Ansehen unter den Fachleuten. So lobte die Augsburger Allgemeine Zeitung die einfache und laienverständliche, systematische Darstellung der Baumaterialien und den erheblichen Reiseaufwand (40.000 km durch Europa), den der Herausgeber und Hauptautor Gerhard Holzmann tätigte. Das Fachmagazin für Baugutachter „Der Bausachverständige“ empfahl die Erstausgabe mit den Worten „…sehr informativ, lehrreich und auf jeden Fall für Baufachleute empfehlenswert“. In so manchen Rezensionen des Onlinebuchhandels wurde die Erstausgabe sogar als unverzichtbares Standardwerk betitelt, welches in bis heute nie da gewesener Art und Weise aufzeigt, wie Naturdämmstoffe hergestellt werden und was tatsächlich in diesen Baustoffen enthalten ist.

Recherche vor Ort – von Europa bis China

Für den Großteil des Buches wurde auch bei der zweiten, erweiterten Auflage direkt vor Ort, bei den Landwirten, der aufbereitenden Industrie und den Verarbeitern in Europa und Asien recherchiert. Bei der nun erhältlichen zweiten Auflage, mit einem deutlich erweiterten Umfang, ist Herr Holzmann sogar durch einige Provinzen in China gereist und hat sich den Bambus in allen Facetten, sowie dessen Aufbereitung zum Bauprodukt als Parkett oder Hartholzersatz angesehen. Diese umfangreiche Recherchearbeit brachte er mit Hilfe dieses Werkes mit einer herrlichen bebilderten Dokumentation nach Europa.

Tausende von Jahren Fachwissen im Verarbeiten von Naturstoffen

Das Buch dürfte jedoch nicht nur für Menschen interessant sein, die bauen oder bauen wollen. So ist beispielsweise auch auf die sehr interessante Geschichte der Rohstoffe eingegangen worden. Das ist sehr spannend, weil die meisten Pflanzen schon seit vielen, vielen hunderten oder gar tausenden Jahren genutzt werden. Neben diesem gibt es aber auch Hinweise zur Kultivierung im eigenen Garten oder in der Landwirtschaft. Nur um ein Beispiel von vielen zu nennen – der Waid wächst auf vielen Böden in Deutschland und man nutzt ihn nicht nur als Färberpflanze, sondern auch als Tee: Die Blätter werden hierzu getrocknet, mit kochendem Wasser aufgegossen, zwei Minuten ziehen gelassen und schon hat man einen herrlichen Tee, der ein wenig nach grünem Tee schmeckt und sehr gesund ist. Auch solche Informationen, die Nutzung diverser Pflanzenrohstoffe außerhalb des Baufaches, kann man aus diesem Buch herauslesen. Hierbei merkt man, dass der Autor nicht nur im Bauwesen recherchierte, sondern offensichtlich auch einiges selbst versucht und ausprobiert hat, was sich auch in den vielen Rezepturen zum Thema Färben und Farben aus Pflanzenrohstoffen sehr deutlich widerspiegelt.

Baubiologe über Schadstoffe in Innenräumen

Neben all den Rohstoffen gab es auch bei der neuen Auflage wieder einen Zusatz. War es in der Erstauflage eine Zusammenfassung physikalischer Fachthemen, wurden bei der Zweitauflage nun mit chemischen Aspekten, insbesondere aus dem Bereich der Baubiologie, angereichert. Der bekannte Baubiologe Dr. Rainer Bruns aus Papenburg erstellte eine Zusammenfassung in Bezug auf flüchtige Stoffe in Bauprodukten und erklärte damit den nicht unwichtigen Bereich der gesundheitlichen Gefahren, die durch diverse Baustoffe bzw. deren Inhaltsstoffe gegeben sein können. Hierzu ein selbsterklärendes Zitat des Vorwortes von der aktuellen Auflage von „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“:

„Nicht wenige Baubiologen und selbst Mediziner weisen mittlerweile auf schädliche Ausdünstungen in Wohn- und Aufenthaltsräumen hin. Synthetische Lacke, Farb- und Anstrichmittel zählen neben einigen anderen Kunstprodukten zu den Hauptauslösern von steigenden Allergiekrankheiten, bis hin zur immer mehr verbreiteten, sogenannten vielfachen Chemikalienunverträglichkeit (MCS Multiple Chemical Sensitivity). Menschen, die unter solchen Krankheiten leiden, können sich schon heute in sehr vielen Bereichen des öffentlichen Lebens gar nicht mehr aufhalten und die Anzahl dieser Menschen ist hierbei auch nicht gering. Man geht davon aus, dass in den Industriestaaten um die 15 % der Bewohner an MCS erkrankt sind, und das ist nur eine von vielen Krankheiten im Zusammenhang mit Umweltgiften.“

Rezepturen zum Färben

Anstrichmittel wären dann auch der dritte große Bereich, der in der aktuellen Version hinzugekommen ist. Es werden 17 der in Europa am meisten nutzbaren Färberpflanzen vom „Samen zum Anstrich“ erklärt. Abgerundet wird dies mit Rezepturen für Farben, Lasuren, Wachse, Tünche und Beizen bis hin zu einer umfangreichen Rezeptliste zum Färben von Textilien. Gerhard Holzmann zog das Färben von Textilien mit in dieses Werk ein, da gerade dieses ein sehr guter Einstieg in die Färberei ist, einen für den man wenige Mittel benötigt und der vor allem auch mit jüngerem Publikum durchführbar ist. Er erklärt dazu, dass man einige dieser Rezepte sogar mit einer Kindergartengruppe ausführen könnte und somit gefahrenfrei schon den Jüngsten unter uns den Nutzen von Pflanzen in unserer Umwelt erklären könnte und sie somit auch in Bezug auf den Umweltschutz sensibilisiert.

Die Gestaltung der Texte wurde vom Autorenteam völlig unabhängig und neutral verfasst. Womit dieses Werk die reinen Bau- und Rohstoffe, deren Verarbeitung sowie die physikalischen und chemischen (baubiologischen) Aspekte erläutert. Dies macht das Werk unbedenklich nutzbar für alle Unterrichts- und Lehreinheiten des Themengebietes.

Autoren des Buches: Ing. Gerhard Holzmann (Hrsg), Dipl.Ing. Matthias Wangelin, Dr. Rainer Bruns

Buch erhältlich über den Buchhandel, den Springer Verlag oder bei PureNature

Zielgruppe:

Architekten und Ingenieure in Planung und Ausführung, Planungs- und Ingenieurbüros, Bautechniker, Statiker, Konstrukteure, Experten im Bereich ökologische Baustoffe, Bauherren, Industrieverbände, Baubehörden, Bauwirtschaftlich orientierte Institutionen, Professoren, Dozenten, Studierende.

Mit Experten austauschen:

Als wohl einziges Fachbuch besitzt dieses auch eine Informationsgruppe bei Xing an der jeder Leser kostenfrei teilnehmen kann.

Link zur Xing-Gruppe >> Natürliche und pflanzliche Baustoffe

Weitere interessante Bücher bei MCS und Allergien:

Gebäudedämmung für Allergiker

Aus Neptuns Händen in Wand, Boden und Dach – natürlicher Dämmstoff

Der römische Gott Neptun war, so wird vermutet, der Gott der fließenden Gewässer, der springenden Quellen und des Wetters, als dieser wurde er dem griechischen Wassergott Poseidon gleichgesetzt. Ein Gott also, der über das Wasser herrscht, die Macht über dessen Bewegungen und natürlich auch über die darin befindlichen Bewohner inne hat. Einer dieser Bewohner sind die, nach diesem Wassergott benannten, Seegräser aus der Familie Neptungrasgewächse (Posidoniaceae). Wobei wir im europäischen Baustoffwesen vor allem einen Blick auf die Pflanzenart Posidonia oceanica, ein Mitglied dieser Pflanzenfamilie, werfen sollten. Das Warum ist einfach erklärt. Während die anderen Neptungräser aus der Gruppe der Posidonia australis und Posidonia ostenfeldii nur im südlichen und westlichen Australien bzw. in deren flachen bis subtropischen Meeresbereichen gedeihen, wächst das Posidonia oceanica auch an den vielen küstennahen Bereichen des Mittelmeers. Aus europäischer Sicht also eine heimische Seegrassorte. Aber und das gilt es zu wissen, es handelt sich nicht nur um irgendeine Seegrassorte. Die durch sie gebildeten Seegraswiesen sind die Grundlage bedeutender mariner Ökosysteme im Mittelmeer und stehen daher auch unter besonderem Schutz. Sie sind z.B. Brutraum für viele Fische, Lebensraum für Schnecken aber sie schützen die Küstenregionen auch vor Erosion. Das pflücken von Souvenirs unterhalb des Meeresspiegels ist somit grundsätzlich zu unterlassen, gar großteils verboten. Für den Einsatz als Bau- bzw. Dämmstoff ist dies jedoch unbedeutend, denn dafür werden, die an die Küsten gespülten, abgestorbenen Pflanzenteile eingesammelt.

Semmelknödel und Neptunbällchen

Diese abgestorbenen Pflanzenteilchen sind baustofflich nutzbar wenn sie in Form von mehr oder weniger großen Bällchen am Strand liegen, die man auch als Neptunbälle oder noch vor einigen Jahrzehnten als Gamsballen betitelte. Für diese Ballform, kommt indirekt wieder Neptun, der eingangs erwähnte Wassergott ins Spiel. Denn die Ballform wird durch die Bewegungen des Meerwassers geschaffen. Abgestorbene Pflanzenteile werden am Meeresboden durch die Bewegung des Wassers so lange hin und her bewegt bis alle verrottbaren Teile der Laubblätter abgerieben und nur noch die stabilen Rippen des Blattes übrig bleiben. Diese Blattrippen werden über die Meeresbewegung dabei zu Bällchen geformt. Man kann sich das vorstellen wie das Formen eines Semmelknödels zwischen den Händen. Wiederum durch das Meer, vor allem bei stürmischer See, werden die Bällchen dann an die Strände gespült.

Um nun aus den Bällchen einen Dämmstoff zu produzieren muss man im Grunde nur noch selbige vom Strand aufsammeln, die Faserkugeln auseinander zupfen und diese von Sanden und anderen Fremdpartikeln säubern. Aus industrieller Sicht ist das zwar nicht ganz so einfach aber so ungefähr könnte man das im Groben und allgemeinverständlich schildern.

Allergikergeeignet

Der sympathische Karlsruher Professor Richard Meier hat dieses Geschenk der Natur und vor allem die hohe Qualität der Neptunfaser erkannt und produziert seit jüngster Zeit einen, mittlerweile auch allgemein bauaufsichtlich zugelassenen, losen Dämmstoff aus den Neptunbällen. Zu diesen angesprochenen Qualitäten zählt vor allem der hohe Gehalt an mineralischen Stoffen, was der Faser selbst einen von Natur gegebenen Brandschutz verleiht. NeptuTherm, wie der Dämmstoff betitelt wird, wird somit ohne weitere brand- und Flammhemmende Zusätze angeboten. Es liegt in diesem Fall eine reine Naturware vor, die auch für starke Allergiker und Mitmenschen mit chemikalischen Unverträglichkeiten ohne weiteres genutzt werden kann.

Ideallösung für verwinkelte Hohlräume

Als loser Dämmstoff kann Neptutherm in definierte Hohlräume geschüttet, gestopft oder auch geblasen werden. Egal ob offene Holzbalkendecke, Hohlräume in Holzständerkonstruktionen oder in Dachflächen, der Dämmstoff ist überall anwendbar wo er vor Feuchtigkeit oder Nässe geschützt ist. Die Einbaumenge beträgt bei einer Wärmeleitzahl zwischen 0,037 und 0,0428 W/mK (Rechenwert 0,049 W/mK) ca. 85 bis 130 kg/m3 und die Verpackungseinheit ist mit 15 kg Säcken recht handlich gewählt. Nicht nur handlich auch praktisch, denn bei einer 20 cm dicken Dämmschicht benötigen Sie recht genau einen Sack pro Quadratmeter. Hervorzuheben ist, dass der lose Dämmstoff als Einblasdämmung hervorragend geeignet ist um schlecht zugängliche verwinkelte Hohlräume zu dämmen. Gerade im Dach, wie z.B. um den First, ist es vielfach nicht einfach überall hin zu kommen und eine geschlossene Dämmschicht zu erstellen. Hier ist die Einblasdämmung einer der idealsten Lösungen. Der Luftstrahl der Einblasmaschine sorgt dafür, dass selbst die kleinsten Eckchen vollständig mit Dämmstoff gefüllt sind. Wie erwähnt kann der Dämmstoff auch geschüttet oder gestopft werden. Das heißt, auch für den fleißigen Hobbyhandwerker ist die Möglichkeit geschaffen selbst Hand zu legen. Allerdings sei allgemein dringenst anzuraten, dass sich auch der geschickteste aller Heimwerker zunächst von einem ausgebildeten Fachmann/Sachverständigen beraten lässt. Das Dämmen an sich ist zwar kinderleicht, allerdings gibt es ein paar Dinge, die man, zum Beispiel aus bauphysikalischer Sicht, beachten muss, um auch wirklich lange Zeit Geld beim Heizen zu sparen und nicht bald schon wieder neu mit einer Sanierung beginnen zu müssen.

Als Sachverständiger, der mitunter Dämmstoffe als einen seiner Schwerpunkte mit vielen Jahren der Erfahrung inne hat, stehe ich Ihnen gerne für Beratungen auch zu diesem Dämmstoff zu Verfügung. Rufen Sie mich einfach an und vereinbaren Sie einen Termin mit mir. Ich freue mich Ihnen helfen zu dürfen.

Autor: Gerhard Holzmann, Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung, 12. März 2012

Photos: Copyright Gerhard Holzmann

Weitere detailierte Informationen über Dämmmaterialien erfahren Sie im Fachbuch des Autors : „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“. Das Buch kann direkt vom Verlag bezogen werden.

Blog Sachverständigenbüro Holzmann Bauberatung

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Keine Parfüms und Duftstoffe während der Arbeitszeit

Duftstoffverbot am Arbeitsplatz für staatliche Angestellte
Das Benutzen von Parfüm und Duftstoffen wird für manche Menschen zum immer stärkeren Problem. Im US Bundesstaat New Hampshire hat eine Repräsentantin einen Gesetzesentwurf eingereicht, der staatlichen Angestellten das Benutzen von Parfüm und Duftstoffen am Arbeitsplatz untersagen soll, sofern sie Publikumskontakt haben.(1) Besucher von staatlichen Gebäuden würden, wenn das Gesetz in Kraft tritt, nicht mehr mit Parfüms und anderen Duftstoffen konfrontiert werden. Das Duftstoffverbot soll mit dazu beitragen, dass Allergiker und Chemikaliensensible (MCS) staatliche Stellen und Behörden aufsuchen können, ohne dass sie durch Düfte gesundheitlich eingeschränkt werden.

NH bill would ban perfumes at work: wwlp.com

Allergene oder Chemikalien in Parfüms oder in parfümierten Kosmetika können sehr schwerwiegende Symptome hervorrufen. Allergiker und Personen mit MCS berichten u.a. über Kopfschmerzen, Schwindel, Atemwegsbeschwerden, Asthmaanfälle, Konzentrationsstörungen und Übelkeit. Bei einigen Menschen können bestimmte Substanzen oder Chemikalien sogar Schockreaktionen hervorrufen.

Parfüms können gesundheitliche Beschwerden hervorrufen
Der Gesetzesentwurf von Rep. Michele Peckham trägt die Bearbeitungsnummer HB-1444 und wurde in der zweiten Januarwoche 2012 einem öffentlichen Forum vorgestellt. (2) Rep. Peckham erläuterte dort, dass man nicht unbedingt allergisch auf einen Duftstoff sein muss, um darauf zu reagieren. In einer 22News Fernsehreportage plädierten Interviewpartner ebenfalls für ein Parfümverbot, weil auch Schulen darunter fallen würden. Gerade dort sei die Situation oft schwierig und ein Verbot könne Abhilfe schaffen.

Gegenüber der Gewerkschaftzeitung „Unionleader“ sagte Peckham: „Es mag sich blöd anhören, aber es ist ein Gesundheitsproblem. Manche Menschen haben heftige Reaktionen auf starke Düfte.“ (3)

Senat wird Entscheidung treffen
Rep. Peckham teilte mit, dass sie bei dem öffentlichen Forum mit Widerstand zu kämpfen hatte. Vertreter der staatlichen Angestellten hatten sich gegen den Gesetzesentwurf gestellt. Rep. Peckham, die von Haus aus Anwältin ist, teilte dem TV Sender News22 mit, dass der Gesetzesentwurf nun dem Ausschuss des Repräsentantenhauses und den Senatsvertretern vorgelegt würde. Diese würden darüber entschieden, ob es zu einer Anhörung im Senat und einer Umsetzung des Gesetzentwurfs kommt.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. Januar 2012

Literatur:

  1. New Hampshire House Republicans, AP short – Bill bars NH workers from wearing fragrances, 10. Januar 2012
  2. New Hampshire Liberty Alliance, HB1444 (2012), Prohibiting certain state employees from wearing fragrances, 14.12.2011
  3. UnionLeader, From perfume to veggies, it soon could be a NH law, 2. Januar 2012

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Eine Ikone der Umweltmedizin zu Besuch in Deutschland

Beweise für die Ursachen von Umweltkrankheiten sind schon lange bekannt

Die Ärztin und Wissenschaftlerin Doris Rapp gehört zu denen, die Umweltmedizin nicht nur praktizieren, sondern für die die Umweltmedizin der wichtigste Lebensinhalt ist. Zwei Wochen weilt die Amerikanerin in Deutschland. Das erneute Zusammentreffen mit der Umweltmedizinerin war äußerst produktiv, und nahezu nebenbei durften wir einen wunderschönen Tag an der Mosel verbringen. Ein kleiner Bericht darüber:

Wissenschaftlerin dokumentiert Umweltkrankheiten

Vor rund 18 Jahren traf ich Prof. Rapp zum ersten Mal auf einem Kongress in Bad Emstal. Es war ein Schlüsselerlebnis gewesen. Bei ihrem Vortrag zeigte die Umweltmedizinerin ein Video über eine Lehrerin, die durch schadstoffbelasteten Teppichboden in der Schule krank wurde. Die Lehrerin wurde während einer Reaktion auf Staub aus dem belasteten Teppichboden gefilmt. Sehr anschaulich wurde dem Betrachter vermittelt, was MCS ist, und wie eine Reaktion abläuft. Ich stand damals ganz am Anfang meiner Erkrankung und hatte ähnliche Reaktionen auf bestimmte Pestizide. Die Lehrerin bekam Schüttelkrämpfe und wurde bewusstlos, ich dachte „meine Güte, das bin ich, das ist wie bei mir, das ist, was du auch hast…“. Nach dem Vortrag sprach ich damals mit Prof. Rapp und es wurde der Beginn eines fortwährenden Austauschs und einer interessanten Freundschaft. Wir trafen uns immer wieder auf Kongressen in Deutschland, Holland, in den USA, besuchten uns gegenseitig in Deutschland und den USA und tauschten uns per E-Mail aus. Als ich sie in Scottsdale besuchte, zeigte sie mir eines ihrer Videoarchive. Tausende Videos von Kindern, die sie behandelt hatte, lagerten dort. Sie zeigten die Patienten während und nach der Therapie und bei Tests auf Nahrungsmittel, Schimmelpilzen, Pollen, Chemikalien oder Hausstaubmilben. Eindrucksvolle Beweise, die keine Zweifel an der Existenz von Umweltkrankheiten und Allergien aufkommen lassen.

Umweltkrankheiten nicht mehr ignorierbar

Für diesen Besuch war die Umweltmedizinerin von Dr. Binz und seiner Frau eingeladen worden. Eigentlich hatten wir uns für einen Ausflug entlang der Mosel verabredet, der vor dem Mittagessen losgehen sollte. Das Wiedersehen war herzlich und kaum hatten wir uns begrüßt, schon tauschten wir bereits Informationen aus und ehe wir uns versahen, waren wir mitten in Planungen für künftige Projekte.

„Ich bin jetzt über 80 und habe keine Kinder, eigentlich brauche ich all das nicht mehr und sollte mein Alter ganz in Ruhe genießen, aber ich sehe, was los ist, und kann einfach nicht schweigen. Wir haben so viele Chemikalien in unserer Umwelt, in der Nahrung, die wir essen, im Wasser, das wir trinken und in der Luft, die wir ständig einatmen. Sie beeinflussen jedes unserer Körpersysteme und das ist nicht mehr zu ignorieren. Fast jeder Zweite in meinem Land hat Krebs, das ist nicht hinnehmbar, “ sagte Doris Rapp.

„Die Politiker und die Öffentlichkeit muss realisieren, welchen Einfluss die Flut der Chemikalien auf uns hat und keiner sollte noch länger sagen, dass wir nicht wissen, woher all die Krankheiten kommen, die immer gehäufter auftreten. Die Beweise sind da. Wir haben Tierversuche, die sie belegen. Deshalb stelle ich als Medizinerin die Frage: „Wie viel muss noch passieren, bis wir die wahren Ursachen zugeben? Ich lasse es auch nicht durchgehen, dass man sagt: „Ja, aber da kann man nichts dagegen tun.“ Doch, denn man kann sich selbst schlau machen und man kann, zur Hölle nochmal, eine ganze Menge tun, “ sagte die über die derzeitige Situation erzürnte Wissenschaftlerin.

Lösungen sind oft sehr einfach

Doch Prof. Rapp ist niemand, der mit der Welt hadert und Lösungen außen vor lässt. Sie ist gerade dabei, ein weiteres Buch zu schreiben. „Es wird ein kleines Buch sein, nur 30 Seiten. Jeder Leser bekommt leicht verständlich aufgezeigt, wie man sein Umfeld gestalten sollte, um gesund zu bleiben. Die Tipps in diesem Buch werden niemanden ein Vermögen kosten, sie sind leicht und ohne großen finanziellen Aufwand umsetzbar. Es wird jedem helfen, der etwas ändern will und möchte, dass sein Gesundheitszustand sich verbessert. Die Medizinerin führt zwei Beispiele an:

„Viele reagieren auf Nahrungsmittel, manche wissen aber nicht auf welche. Teure Tests sind nicht unbedingt nötig. Ich rate, dass die Leute nachdenken, was sie am allerliebsten essen. Nahrungsmittel, auf die sie regelrecht süchtig sind. Erfahrungsgemäß sind das nämlich Nahrungsmittel, die sie jeden Tag essen und auf die sie reagieren. Die Lösung: Weglassen der verdächtigen Nahrungsmittel für eine Woche. Man kann ein Nahrungsmittel nach dem anderen so einem Verträglichkeitstest unterziehen. Das kostet nichts!“

„Manche Menschen wohnen in einem Haus, das mit Schadstoffen belastet ist oder durch Schimmel kontaminiert. Meine Erfahrung ist, dass fünf von sieben Leuten eine Verbesserung ihres Gesundheitszustandes um 70% erfahren, wenn sie sich einen qualitativ hochwertigen Luftreiniger beschaffen, der in der Lage ist mehrere Hundert Chemikalien aus der Wohnraumluft zu filtern. Ein solches Gerät kostet zwar etwas, aber ich habe nicht selten Patienten gesehen, denen es schon über Nacht besser ging. Es lohnt sich also, sich einen Luftfilter anzuschaffen, wenn man nicht direkt aus der Wohnung ausziehen kann.“

Das neue Buch wird noch in diesem Jahr erscheinen und Prof. Rapp hat mir die Autorisierung erteilt, es ins Deutsche zu übersetzen. Auch für ihre Videos und anderen Bücher gab sie die Genehmigung, diese in unsere Sprache zu übertragen, es beizutragen, dass Allergiker und Chemikaliensensible im deutschsprachigen Raum Wissen und Anleitungen zur Hand bekommen, die ihnen helfen, einen Weg zurück ins Leben zu erhalten.

Ein Ausflug entlang der Mosel

Auf der Fahrt zum historischen Moselweinort Bernkastel, nach Traben-Trabach und zurück nach Trier, sprühte Prof. Rapp vor innovativen Ideen, die wir in den nächsten Monaten realisieren werden und die auch den deutschen Umweltkranken in vielerlei Hinsicht zugutekommen werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. September 2011

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Hamburger Klinikum kann ab sofort MCS-Patienten und Umweltkranke aufnehmen

Schadstoffkontrollierte Krankenzimmer

Endlich gibt es in Deutschland ein Krankenhaus, das über speziell eingerichtete schadstoff- und allergenkontrollierte Krankenzimmer verfügt. Jahrelang haben vor allem an MCS Erkrankte um Krankenzimmer gebeten, die den besonderen Bedürfnissen dieser Patientengruppe wenigstens annähernd gerecht werden. Jetzt gibt es drei „Umweltbetten“, für ganz Deutschland. Wenngleich dies zu wenig ist und die Klinik im Norden von Deutschland nicht für jeden der Erkrankten erreichbar, ist es ein großer Fortschritt.

Umweltkontrollierte Krankenzimmer in Hamburger Klinikum

Im März 2011 hatte ein Hamburger Klinikum angekündigt, dass man im fertiggestellten Klinikneubau zwei Krankenzimmer einrichte, die für die besonderen Bedürfnissen von Umweltkranken und Multiallergikern geeignet wären. Bis die Klinik signalisieren konnte, dass die mit viel Sorgfalt ausgebauten Zimmer Patienten aufnehmen können, vergingen weitere vier Monate. Die beiden Umweltkrankenzimmer sind ein Hoffnungsschimmer für Chemikaliensensible aus ganz Deutschland. Leichte bis mittelschwere Fälle können sich in der Hamburger Klinik Operationen, medizinischen Eingriffen und spezieller Diagnostik unterziehen.

Umweltkranke können nun ins Krankenhaus

Seit Mitte Juli 2011 ist das Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg (DKH) in der Lage die drei Betten der beiden „Umweltzimmer“ mit MCS-, Umweltpatienten und Multiallergikern belegen zu können. Der Umweltzimmerbereich gehört zur Abteilung der Inneren Medizin in dem seit Februar geöffneten herkömmlich erbauten Regelklinikum mit 360 Betten.

Nähere Einzelheiten:

Hamburger Krankenhaus bietet Zimmer für Patienten mit MCS und Umweltkrankheiten

Kriterien zur Aufnahme im Umwelt-Krankenzimmer

Das DKH ist ein Klinikum, das viele verschiedene Fachbereiche abdeckt und an dem auch Operationen durchgeführt werden. Es handelt sich nicht um eine Umweltklinik und es werden keine umweltmedizinischen Therapien oder Behandlungen durchgeführt, sondern schulmedizinische Interventionen, die auf die jeweilige medizinische Indikation hin ausgerichtet werden. Das Klinikpersonal, mit dem die Umweltpatienten in Kontakt kommen, ist speziell geschult, vermeidet es Duftstoffe zu benutzen und ist bestrebt, den umweltkranken Patienten im Rahmen des Machbaren zu helfen.

Ärztliche Krankenhauseinweisung erforderlich

Zur Aufnahme in den „Umweltzimmern“ benötigt der Patient eine hausärztliche Krankenhauseinweisung. Der Patient oder der einweisende Arzt ruft in der Zentrale des DKH unter Tel: 040-79020-0 an und lässt sich zum Bettenmangement durchstellen. Dort wird der Einweisungsgrund genannt und erklärt, dass ein MCS-, Umweltpatient oder Multiallergiker eine Unterbringung in den „Umweltzimmern“ wünscht. Für die Aufnahme muss der Patient einen ärztlichen Nachweis vorlegen, der ihn als MCS- und Umweltpatient/Multiallergiker ausweist, z. B. ein MCS-Pass oder ärztlicher Befund. In den „Umweltzimmern“ sollen nur Patienten mit umweltbezogenen Erkrankungen als Nebendiagnose aufgenommen werden.

Belegung der Umwelt-Krankenzimmer

Da das DKH mit der Versorgung von MCS-, Umweltpatienten und Multiallergikern Neuland betritt, sollten gerade die Patienten der ersten Wochen dies bedenken, falls am Anfang nicht gleich alles reibungslos funktioniert. Um diese Anfangsphase so unproblematisch wie möglich zu gestalten, ist höchste Kooperation von allen Beteiligten gefragt. Die Hamburger SHG MCS & CFS hält es von daher auch in der Anfangsphase für sinnvoll, wenn nicht die empfindlichsten MCS-Patienten als erstes aufgenommen werden, so lange bis Erfahrungsberichte vorliegen. Diese Vorgehensweise ermöglicht, dass unvorhersehbare Probleme beseitigt werden können. Die Mitarbeiter des DKH sind motiviert, den Umweltpatienten den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und bitten ausdrücklich um Anregungen und Verbesserungsvorschläge.

Umweltbetten müssen ausgelastet sein

Der Erfolg des Projektes hängt u.a. von der Belegung der Betten ab. Die Hamburger SHG für MCS & CFS teilt deshalb mit, dass für ein dauerhaftes Belegen der Betten mit Umweltpatienten eine ausreichende Nachfrage notwendig ist. Selbsthilfegruppen für MCS und CFS Kranke, Organisationen für Allergiker und Ärzteverbände sind daher aufgerufen ihre Mitgliedern über die Hamburger Umweltzimmer im Agaplesion Diakonieklinikum und die medizinischen Möglichkeiten des Klinikums zu informieren.

Selbsthilfegruppe unterstützt bei Fragen

Die Hamburger SHG Umweltkrankheiten MCS & CFS bietet an, Fragen zu den „Umweltzimmern“ von akut krankenhausbedürftigen MCS- und Umweltpatienten/ Multiallergikern oder bereits aufgenommener Patienten zu beantworten. Es sei darauf hingewiesen, dass die Organisatoren der Selbsthilfegruppe ebenfalls erkrankt sind und aufgrund der eigenen begrenzten Leistungsfähigkeit Anfragen vornehmlich unter der Faxnummer 040-63975226 oder per E-Mail unter shg-umweltkrankheiten-hh@gmx.de entgegennehmen. In sehr dringenden Fällen kann die Selbsthilfegruppe auch telefonisch unter 040-6300936 erreicht werden.

Kooperativ dem Pilotprojekt zum Erfolg verhelfen

Die Hamburger Umwelt-Krankenzimmer sind die Ersten ihrer Art in Deutschland, das bedeutet, in der Anlaufphase ist höchste Kooperation eines der wichtigsten Kriterien um dem Pilotprojekt zum Erfolg zu verhelfen. Die SHG Umweltkrankheiten MCS & CFS – Hamburg ist sehr auf die Erfahrungen von Patienten der „Umweltzimmer“ angewiesen, um deren Verbesserungsvorschläge und Eindrücke mit dem DKH zu besprechen und bittet nach dem Aufenthalt in den „Umweltzimmern“ um Rückmeldung. Konstruktives Feedback von Patientenseite wird mithelfen, dass dieses Projekt für Umweltkranken aus ganz Deutschland im Falle der Notwendigkeit eines Krankenhausaufenthaltes eine Perspektive wird.

Patienteninformation: Patienteninfo für MCS- und Umweltkranke / Multiallergiker

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 23.07.2011

Literatur:

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Parfüms und Duftöle, ein Gesundheitsproblem für Allergiker und Asthmatiker

Unsichtbare Barrieren für Behinderte im Drogeriemarkt

Bei uns in der Nähe gibt es Drogeriemärkte, die glutenfreie Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel führen, worüber ich sehr froh bin. Bis kürzlich jedenfalls, denn ein neuer Trend bereitet mir im Laden, in dem ich für gewöhnlich einkaufe, erhebliche Probleme.

Was ist passiert? Wenn ich in den letzten Monaten zur Kasse ging, wurde ich regelmäßig gefragt, ob ich das neueste Parfüm des Tages ausprobieren wolle und das Personal hatte die Parfümflasche schon in der Hand, um mich damit zu besprühen. Für jemanden mit MCS ist eine solche Situation total alarmierend. Ich erklärte dann jedes Mal ganz ruhig: „ Ich habe schwere Reaktionen auf die Chemikalien, die sich in solchen Parfüms befinden.“ Daraufhin entschuldigt man sich dann bei mir und ist jedoch mit der Parfümflasche in Anschlag, bereits bereit für den nächsten Kunden. Bislang machen sie weiter damit, die Menschen mit Lungenproblemen und Atemwegsbeschwerden den geöffneten Flaschen mit Raumduftölen aus nächster Nähe auszusetzen.

Mittlerweile stehen die offenen Flaschen auch rings um die Kassentheke, so dass dort nur noch so wenig Platz übrig bleibt, dass es einem schwerfällt, seine Sachen dort zum Bezahlen abzustellen. Ich habe Probleme, Luft zu bekommen, wenn ich dort stehe und bete jedes Mal innerlich, dass ich bitte nicht noch länger warten muss, weil die Kassiererin ausgerechnet dann ein Telefongespräch beantworten muss. Warum muss ich leiden, während sie von meinem Einkauf profitieren?

Ehrlich gesagt, passt für mich das Führen eines Drogeriemarkts mit Nahrungsmitteln und hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln und Parfüms nicht zusammen. Es ist tatsächlich auch so, dass einige der natürlichen Heilmittel in Pappschachteln verpackt sind und manchmal, wenn ich eine Tablette entnehme, haben sie einen chemischen, nach Parfüm schmeckenden Geschmack. Wahrscheinlich rührt er vom Parfüm her, das regelmäßig im Laden an die Kunden zum Testen versprüht wird und vielleicht breiten sich die Parfümöle mit ihren chemischen Bestandteilen im Laden aus.

Ich kann dort gesundheitsmäßig wirklich nicht mehr einkaufen, bis man meiner Behinderung gebührend Beachtung geschenkt und eine Regelung gefunden hat, wegen dieser Duftstoffe, die der Laden gleichzeitig verkauft. Ich habe deshalb einen Brief an den Laden geschickt und ich hoffe, er wird vom Management ernstgenommen. Ich bin sicher, dass wir für Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) und wegen der vielen Asthmatiker dringend eine Änderung der Regelungen in solchen Läden benötigen, weil diese tagtäglich damit fortfahren, die Kunden Parfüms und Produkte mit Duftölen auszusetzen und damit deren Gesundheit nachhaltig schädigen.

Brief  an den Drogeriemarkt. Jeder, der in einer ähnlichen Situation ist, darf ihn gerne verwenden.

Duftstoffe im Kassenbereich

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit fast zwei Jahren bin ich eine Ihrer treuesten Kundinnen. Ich liebe das vielfältige Angebot Ihrer glutenfreien Nahrungssmittel für meine Familie. Allerdings waren die letzten Einkaufsbesuche in Ihrem Laden problematisch für mich, weil es schwierig war, meine Nahrungsmittel an der Kasse zu bezahlen, weil rings um die Kasse Parfüms aufgebaut waren.

Meine Familie gehört zu den 15-30% der Allgemeinbevölkerung, die unter Chemikalien-Sensitivität (Multiple Chemical Sensitivity, MCS) oder wie manche es auch nennen, unter reaktiver Atemwegerkrankung leiden. Damit wir, genauso wie andere Behinderte, Zutritt zu öffentlichen Gebäuden zu haben können, müssen für uns chemische Produkte, bspw. Parfüms aus den Bereichen entfernt werden, die wir zwangsläufig nicht meiden können – wie beispielsweise den Kassenbereich in einem Geschäft.

Für die Lungen sind Duftstoffe ebenfalls sehr problematisch, deshalb befürchte ich, dass es auch für Asthmatiker in der Bevölkerung sehr schwierig ist, wenn sie in Ihrem Laden mit Raumdüften/offenen Aromaölen während des Einkaufs in Kontakt geraten.

In Anbetracht unserer Behinderung möchten wir Sie freundlichst bitten, Ihre Parfums in einen anderen Bereich Ihres Ladens zu verlagern und davon Abstand zu nehmen, Raumduftöle offen im Laden aufzustellen, damit unsere Familie und andere Mitmenschen mit Lungen- und Atemwegproblemen weiterhin mit Freude bei Ihnen einkaufen und Ihre nährstoffreichen Spezialprodukte und ihre Nahrungsergänzungsmittel erwerben können.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihre Kundin

Autor: Christi Howarth für CSN – Chemical Sensitivty Network, 4. Mai 2011

Weitere Informationen zum Thema:

Duftmarketing – Wem gehört die Luft zum Atmen?

Arzt und Experte für Umweltmedizin mahnt zur Verantwortung

Allergiker, Asthmatiker und all jene, die unter Chemikaliensensitivität (MCS) leiden, dürfte im wahrsten Sinne des Wortes der Atem gestockt habe, als sie in der „Südwestpresse“ den Artikel „Ein Mann mit Näschen“ lasen. Ein Stuttgarter Unternehmer setze „Duftmarken“ war im Nachrichtenteil der Zeitung zu lesen. Er wittere gute Geschäfte mit „wohlriechenden Müllbeuteln und Damenschlüpfern mit Zitrus-Note“ und nicht nur das, der Dufthersteller mit Firmenlabor in Leinfelden-Echterdingen versuchte im Artikel mit dem Statement „Wenn die Nase keinen Duft wahrnimmt, fehlt dem Gehirn etwas“ gegenüber dem Leser zu punkten.

Überlistung von Verbrauchern durch Chemikalien und Allergene?

Viele der rund 800 Gerüche, die der Firmeninhaber sein Eigen nennt, werden zu Beduftung in Supermärkten zum Ankurbeln des Konsums angepriesen. Wie subtil der Konsument oder Besucher eines Hotels überlistet werden soll, konnte man der Veröffentlichung ebenfalls entnehmen. Gerade über der Wahrnehmungsgrenze läge die richtige Dosis. Nun, wer sich mit wissenschaftlichen Fachpublikationen im Medizin- bereich beschäftigt, der dürfte genau an dieser Stelle „die Öhrchen spitzen“, denn zu riechen braucht ein Allergiker, Asthmatiker oder chemikaliensensibler Mensch ein Allergen oder eine Chemikalie nicht, um eine Reaktion zu erleiden. Auch ist mittlerweile bekannt, dass ätherische Öle, die Kontaktallergien auslösen, selbst dann Reaktionen hervorzurufen vermögen, wenn eine allergische Person „nur“ über die Luft getragen damit in Kontakt gerät.

Arzt und Umweltmediziner steht Duftmarketing kritisch gegenüber

Das gesundheitsgefährdende Potential dieses Feldversuchs an Konsumenten veranlas- ste den Göppinger HNO-Arzt und Umweltmediziner Dr. Michael Jaumann nachfolgenden Leserbrief zu verfassen, der am 17. Januar 2011 in der Printausgabe der „Südpresse“ erschien.

Dr. Michael Jaumann:

Stoffe auch auf Giftigkeit untersucht?

Der Stuttgarter Unternehmer wittert gute Geschäfte und die Menschen bezahlen mit ihrer Gesundheit und die Krankenkassen müssen dann die Beiträge noch weiter erhöhen.

Das kann doch nicht wahr sein.

Mir als Arzt und Umweltmediziner stellt sich die Frage, ob seine Stoffe, die er in die Atemluft der Bürger in den Geschäften bläst, auch bezüglich ihrer Giftigkeit und Allergisierung* untersucht sind?

Die SPD-Vorsitzende Gabriel hat dieser Tage zu Recht reklamiert, dass die Vergifter von Nahrungsmitteln oftmals ungeschoren davon kommen und wer Nahrungsmittel stiehlt vor Gericht landet.

Hierzu erinnere ich: im Mittelalter wurden die Brunnenvergifter drakonisch bestraft.

Was passiert mit den „Vergiftern“ unserer Atemluft? Die Krankenkassen werden die Behandlungen der zusätzlichen Asthmaanfälle, Lungenerkrank- ungen und Allergien bezahlen müssen. Dann steigen für alle Mitglieder die Beiträge.

Unternehmer ärgert sich über Vorbehalte gegenüber Manipulation durch Düfte

Der Stuttgarter Unternehmer hingegen, steht den gesundheitlichen Aspekten offenbar nicht so kritisch gegenüber. Er lässt im Artikel in der „Südpresse“ vielmehr seinem Unmut freien Lauf und lässt wissen, dass er sich darüber ärgere, dass künstliche Düfte noch viel zu oft auf Vorbehalte träfen. Der Unternehmer, der gegenüber der Zeitung die Meinung vertritt, der Riechsinn würde wie ein „lästiges Stiefkind“ behandelt, ist dennoch voller Tatendrang und möchte den Markt mit „Innovationen“ wie duftenden Müllbeuteln, Windeln mit Duft, Damenunterhosen mit Zitrusduft überzeugen. Kritik an seinen duftenden Innovationen hält er für völlig unberechtigt.

Gesundheit hat Vorrang vor Profit ohne Grenzen

Sollte der Wunsch des Stuttgarter Duftunternehmers nach landesweitem Erfolg Realität werden, muss der es Verbraucher, wo es ihm noch möglich ist, in die Hand nehmen zu entscheiden, ob er sich durch Düfte bei jeder Gelegenheit und in nahezu jedem Produkt manipulieren lässt. Oder, ob er „Nein“ sagt, zu bedufteten Unterhosen, Windeln und Mülleimern; und vor Buchung eines Hotels nachfragt, ob man sich „individuelles Image“ durch Ausbringen von Chemikalien und Allergenen in die Atemluft verschafft.

Falls die breite Masse der Konsumenten allerdings erst dann wach wird, wenn sich massive Gesundheitsbeschwerden eingestellt haben, und wie im Fall von Asthmatikern und Chemikaliensensiblen kaum noch Lebensraum übrig bleibt, weil der Beduftungs- wahnsinn sich durchgesetzt hat, dann werden sich vielleicht auch Krankenkassen und Verbraucherinitiativen an Politiker und andere Entscheidungsträger wenden und wie der zur Vernunft appellierende HNO-und Umweltarzt nachfragen, was denn nun passiert mit jenen, die unsere Atemluft vergiften.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 17. Januar 2011

* Allergisierung: Erzeugung einer Allergie, meist durch wiederholten Allergenkontakt

Literatur:

  • Südwestpresse, Ein Mann mit Näschen, Rubrik Nachrichten, 12. Januar, 2011
  • Südwestpresse Printausgabe, Leserbrief Dr. Michael Jaumann, Stoffe auch auf Giftigkeit untersucht? 17. Januar 2011

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