Studie untersuchte Nutzen von Copingstrategien bei MCS

Schwedische Wissenschaftler veröffentlichten Ergebnisse einer Studie, die den Nutzen von Copingstrategien (Strategien zur Krankheitsbewältigung) bei Menschen mit Chemikalienintoleranz untersuchte und die soziale Unterstützung, die sie erhalten.

Chemikalienintoleranz (CI), gemeinhin als Multiple Chemical Sensitivity (MCS) bezeichnet, führt bei Erkrankten dazu, dass künstliche Chemikalien in der Umwelt nicht vertragen werden, insbesondere keine synthetischen Duftstoffe in Parfums, Colognes, Deodorants und Produkten zur Wäschepflege. Selbst bei Kontakt gegenüber winzigen Konzentrationen entwickeln die Betroffen eine Vielzahl von Symptomen, die von Atembeschwerden bis Ausschläge, Depressionen und neurologische Erkrankungen reichen. Trotz der großen Anzahl betroffener Personen (schätzungsweise 5-15% in den entwickelten Ländern) und deren Leiden und Behinderungen durch CI, ist die Erkrankung derzeit nur von einer Handvoll Regierungen als eine echte medizinische Erkrankung anerkannt und medizinische Versorgung ist dringend vonnöten. Als Ergebnis dessen werden die Betroffenen allzu oft mit der Bewältigung ihrer Krankheit und den dadurch entstehenden Einschränkungen im Leben mit wenig oder keiner Hilfe alleine gelassen.

Vor diesem Hintergrund haben Wissenschaftler von der Abteilung für öffentliche Gesundheit und Klinische Medizin an der Universität Umeå in Schweden Fragebögen entwickelt, die von insgesamt 182 Betroffenen mit Chemikalienintoleranz ausgefüllt wurden. Diese Fragebögen dienten dazu festzustellen, welche Herangehensweise Betroffene verwendeten, um mit ihrer Krankheit fertig zu werden, welche soziale Unterstützung sie erhielten, sowie ihre Ansichten darüber, ob es in ihrer persönliche Verantwortung lag, ihre Gesundheit zu verbessern oder in der Verantwortung der Gesellschaft.

An der Studie nahmen insgesamt 59 Personen mit leichter, 92 mit mittlerer und 31 mit schwerer Chemikalienintoleranz teil. Es wurden Nutzen und Wirksamkeit von sechs problembasierten und sechs emotionsbasierten Bewältigungsstrategien bewertet, wie auch emotionale, instrumentelle und informative Unterstützung, die ihnen von verschiedenen Quellen und der Gesellschaft zur Verfügung gestellt wurden, als auch ihre eigene Verantwortung für Verbesserungen.

Die am häufigsten verwendeten und wirksame Bewältigungsstrategien waren Vermeidung von Umgebungen mit stechenden Gerüchen und die, andere Leute zu bitten, sich in ihrer Verwendung von riechenden / stechenden Gerüchen zu beschränken. Diese Strategien werden als problemkonzentriert angesehen. Darüber hinaus waren Akzeptanz der Situation und Setzen anderer Prioritäten eine häufig als hilfreich angesehene emotionsbasierte Strategie, von denen Patienten mit CI berichteten, dass hilfreich seien.

Das Bild, das sich aus dieser Studie ergibt, sieht so aus, dass die beste Chance für die Wiederherstellung eines besseren Gesundheitsniveaus und glücklich mit dem eigenen Leben zu sein, wenn man von Chemikalienintoleranz heimgesucht wurde, darin besteht, dass die Betroffenen sowohl problemorientierte und als auch emotionsorientierte Bewältigungsstrategien nutzen. Es besteht die Notwendigkeit, Eigeninitiative zu zeigen, um die Dinge zu vermeiden, die Symptome auslösen, andererseits ist es auch wichtig, ein Gefühl der Akzeptanz zu entwickeln und Prioritäten im eigenen Leben neu zu bewerten.

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass schwerere Chemikalienintoleranz durch eine vermehrte Nutzung von Problem-fokussierten Strategien gekennzeichnet war, was den Erwartungen entsprach. Bei Menschen mit schweren CI kann selbst die kleinste Menge eines Stoffes, auf sie sensibilisiert sind, unangenehme und sogar lebensbedrohliche Symptome auslösen. Die Menge einer Substanz, die benötigt wird, um Symptome auszulösen, ist oft unter dem Niveau, auf dem ein Betroffener sie durch seinen Geruchssinn erkennen kann.

Neben Informationen über Bewältigungsstrategien in Zusammenhang mit CI fand man durch die Studie heraus, dass die den Betroffenen angebotene Hilfe überwiegend emotionaler Natur war, anstatt praktisch und informativ, und dass sie meistens von den jeweiligen Partnern oder anderen Familienmitgliedern zur Verfügung gestellt wurde. Darin spiegelt sich sowohl das Fehlen von Informationen und medizinischer Versorgung wieder, die für Chemikalienintolerante zur Verfügung steht, als auch ein mangelndes Verständnis gegenüber der Erkrankung sowohl von Ärzten und oft auch von den Freunden einer betroffenen Person.

Abschließend berichteten die Wissenschaftler, dass bei den schwerer CI Betroffenen das Gefühl stärker ausgeprägt war, dass die Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen habe für die Verbesserung der Lebensqualität der von Chemikalienintoleranz Betroffenen. Nicht überraschend, angesichts der Tatsache, dass diese Personen ihr Leben, durch ihre Krankheit bedingt, häufig auf ihre Häuser beschränken müssen und sogar in ein neues Haus oder in eine Gegend mit besserer Luft ziehen müssen. Selbst diejenigen, die nicht auf ihr Haus beschränkt leben müssen, können oft keine öffentlichen Gebäude betreten. Ironischer weise betrifft dies auch Krankenhäuser, weil Chemikalien, die in Reinigungsmitteln und anderen Produkten verwendet werden, ihre Krankheit verschlimmern.

Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass diese Studienergebnisse dazu verwendet werden können, Ärzten und anderen Gesundheitsdienstleistern zu helfen, geeignete Bewältigungsstrategien einzelnen CI-Kranken zu empfehlen und auch dahingehend, dass das Gesundheitssystem eine bessere soziale Unterstützung für die Betroffenen bieten müsse. Sie fassten sich jedoch kurz in Bezug auf die Angelegenheiten, die Gesellschaften hinsichtlich der Verantwortung gegenüber CI Betroffene zu tragen haben.

Autor:

Matthew Hogg BSc (Hons), STUDY INVESTIGATES COPING STRATEGIES OF THOSE AFFECTED BY MULTIPLE CHEMICAL SENSITIVITY, EIR, 19. November 2010

Vielen Dank an EIR – The Environmental Illness Resource für die Genehmigung den Artikel übersetzen zu dürfen!

Übersetzung: Sivia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Literatur:

Nordin M Andersson L and Nordin S (2010) Coping strategies, social support and responsibility in chemical intolerance Journal of Clinical Nursing 19(15-16):2162-73

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Serie – Psychiatrisierung bei MCS ein Irrweg Teil I – XII

Ein Kommentar zu “Studie untersuchte Nutzen von Copingstrategien bei MCS”

  1. Mirijam 23. November 2010 um 16:15

    Diese Studie zeigt wieder einmal, wie dringend notwendig medizinische Hilfe für Chemikalienkranke ist und wie schwer es ist, diese Hilfe auch wirklich bekommen zu können. Hier müssten die Betroffenen selbst die Initiative ergreifen, wenn sie nicht untergebuttert werden wollen.

Kommentar abgeben: