Reaktionen unterdrücken, die Therapie der Wahl bei Chemikalien-Sensitivität?

MCS mit Body-Mind Techniken oder Amygdala Retraining überlisten: Therapeutischer Durchbruch oder Selbstbetrug?

Seit einigen Monaten boomen verschiedenen Body-Mind Therapien für Chemikaliensensible. Die Techniken zielen darauf ab, das Gehirn, speziell die Amygdala, und den Körper zu überlisten, um körperliche Symptome auf Chemikalien auszuschalten. Erlernen können MCS-Kranke die Techniken per DVD und bei Seminaren. Sie werden durch Video- oder Telefonsessions vertieft. Auch in Europa und Deutschland haben MCS-Kranke begonnen, an Ashok Gupta und Annie Hopper Seminaren oder deren DVD Kursen teilzunehmen. Die chemikaliensensible Person lernt durch die Kurse Techniken um Reaktionen, die der Körper nach Kontakt mit Chemikalien entwickelt, mental abzuschalten und sich selbst in eine Art Euphoriezustand zu versetzen. Alles „Negative“ muss verbannt und durch „positives Denken“ ersetzt werden.

Kritiker der Body-Mind Therapien geben zu bedenken, dass der Körper nicht umsonst reagiert und dass es sich dabei um einen Schutzmechanismus handelt. Die Techniken, die aus der Trauma- und Psychotherapie stammen, seien zwar bei empfänglichen Personen dazu geeignet, den Körper kurzfristig zu täuschen, auf lange Sicht sei jedoch mit gravierender Verschlechterung der Hypersensitivität auf Chemikalien zu rechnen und möglicherweise mit Endorganschäden.

 

Thommy‘s Blogfrage der Woche:

  1. Ignoriert Ihr Eure MCS-Symptome, wenn Ihr auf Chemikalien reagiert?
  2. Welche tatsächlichen Besserung konntet Ihr durch „Unterdrückung“ von Symptome erzielen? War die Besserung dauerhaft?
  3. Seid Ihr geheilt von Eurer MCS durch Body-Mind Techniken, Amygdala Retraining oder ähnliche Techniken?
  4. Wie viel Zeit wendet Ihr täglich auf, um körperlich bedingte Symptome gezielt durch Suggestion oder andere Techniken unterdrücken zu können?
  5. Gibt es spätere Nachwirkungen bei der Unterdrückung der Symptome, bzw. dem Ignorieren von Ausgasungen von Putzmitteln und Duftstoffen?
  6. Welche Methoden zur Unterdrückung der Symptome bei MCS haben Euch am besten geholfen?
  7. Welche Vorgehensweise zum Ignorieren von Symptomen bei MCS funktionieren für Eure Begriffe, um in Zukunft mehr am Leben in der Gemeinschaft teilhaben zu können?
  8. Oder, habt Ihr versucht Eure Symptome zu ignorieren und zu unterdrücken und dabei Schiffbruch erlitten?
  9. Hat sich Euer Gesundheitszustand und die Chemikalien-Sensitivität durch Ignorieren und gezielt forciertes Unterdrücken nachhaltig verschlechtert?
  10. Wie ist es Euch ergangen nach dem gezielten Ignorieren und Unterdrücken von körperlichen Reaktionen auf Chemikalien, auf die sich Euer Körper sonst mit schweren Reaktionen zur Wehr setzte?
  11. Würdet Ihr weitere Experimente wagen, um Euren Körper zu „überlisten“ und die MCS „auszuschalten“?
  12. Oder kommen für Euch Manipulationstechniken, die darauf abzielen, Euren Körper „auszutricksen“, als MCS-Therapie nicht in Frage?

Ministerium informiert über MCS – Multiple Chemikalien Sensitivität

Informationen über MCS für Ärzte, Familie und soziales Umfeld

Durch den zunehmenden Einsatz von Chemikalien in unserem Alltag, steigt auch die Anzahl der Menschen in der Allgemeinbevölkerung an, die Chemikaliensensitivität (MCS) entwickeln. Das Negieren der Existenz der Menschen, die an MCS leiden, hatte bislang nur weiteres Elend zur Folge. Das Ministerium für Gesundheit in Massachusetts beschreitet einen konstruktiveren Weg und hat zur Aufklärung über Multiple Chemikalien Sensitivität eine Broschüre verfasst. Auf sachliche Weise erhalten Interessierte und Mediziner Basisinformationen über MCS.

Übersetzung der Broschüre: What you should know about Multiple Chemical Sensitivity

Was Sie über Multiple Chemikalien Sensitivität wissen sollten

Büro für Umwelt und Gesundheit

des Ministeriums für öffentliche Gesundheit Massachusetts

Was ist Multiple Chemical Sensitivity?

Multiple Chemical Sensitivity (MCS) wird als Begriff verwendet, um eine Gruppe von Erkrankungen zu beschreiben, die manche Menschen entwickeln, nachdem sie bestimmten Chemikalien ausgesetzt waren. Die Vielzahl der Symptome, die ein Erkrankter erfährt, hängt von der Art und Intensität der Exposition gegenüber Chemikalien ab.

Die Symptome können von leichten Beschwerden, wie z. B. Kopfschmerzen, bis zu schwerwiegenderen Reaktionen wie eine Asthmaattacke reichen.

Obwohl einige Lebensmittel, Schimmelpilz und natürliche Allergene mit der Entwicklung von MCS in der Verbindung gebracht werden, steht Chemikalienexposition in Verdacht, die häufigste Ursache für die Erkrankung zu sein.

Eine der bemerkenswerten Eigenschaften von MCS ist, dass die Empfindlichkeit gegenüber Chemikalien sogar bei einer Chemikalienkonzentration eintritt, die im Allgemeinen für die Durchschnittsperson als sicher befunden wird.

Woher weiß ich, ob ich MCS habe?

Kontakt gegenüber einer Vielzahl von Substanzen kann bei einer Anzahl von Menschen in der Allgemeinbevölkerung Symptome auslösen. Solche Reaktionen bedeuten jedoch nicht zwangsläufig, dass man MCS hat. Menschen, die an MCS leiden, erfahren eine Vielzahl von schweren, gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Häufig auftretende Symptome umfassen, sind aber nicht beschränkt auf:

  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit oder allgemeines Unwohlsein
  • Benebelt oder desorientiert
  • Konzentrationsprobleme
  • Störungen des Kurzzeitgedächtnisses
  • Schwindel
  • Ohnmachtsanfälle
  • Grippe-ähnliche Symptome
  • Asthma oder andere Probleme mit der Atmung
  • Muskel-und Gelenkschmerzen, Körperschwäche
  • Herzrhythmusstörungen oder zu schneller Herzschlag
  • erhöhte Geruchsempfindlichkeit
  • Hautausschläge
  • Magen-Darm- Probleme
  • Depression / Gereiztheit
  • Atembeschwerden

Es ist nicht normal, diese Art Symptome regelmäßig zu erleben. Wenn Sie regelmäßig unter diesen gesundheitlichen Problemen leiden, sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen; vielleicht möchten Sie um eine Überweisung an einen Arzt bitten, der spezialisiert ist auf Arbeits- und / oder Umweltmedizin.

Wer bekommt MCS?

Obwohl Menschen aus allen Altersgruppen, Rassen und ökonomischen Hintergrund MCS entwickeln können, gehören Personengruppen in nachfolgenden Situationen zu denen, die als am stärksten gefährdet sind, MCS zu entwickeln:

  • Arbeit in Berufen, in denen man Industriechemikalien ausgesetzt sind
  • Arbeit in Gebäuden mit schwerwiegenden Raumluftproblemen
  • Kontakt mit gefährlichen Abfällen, Pestiziden und anderen Umweltgiften
  • Kontakt mit Chemikalien bei einem Umbau, Zuhause oder im Büro

Was sind die Ursachen für MCS?

Obwohl die Beteiligung vieler Chemikalien, sowie bestimmte Nahrungsmittel, Schimmelpilze und natürliche Allergene mit der Entstehung von MCS in Verbindung gebracht wurden, konnte bislang kein allgemein anerkannter Mechanismus gefunden werden, der die Ursache für das Entstehen erklärt. Eine Person kann MCS nach einer erheblichen Chemikalienexposition entwickeln oder nach mehreren Expositionen im Niedrigdosisbereich gegenüber Stoffen wie Pestizide, Lösungsmittel oder Reinigungslösungen. Als Erklärung wurde vorgeschlagen, dass dieses Initialisierungs- oder „Induktionsstadium“ von einer Triggerung von Symptomen gefolgt wird, die durch im Alltag vorkommende Konzentrationen von Chemikalien und bestimmten Nahrungsmittel ausgelöst wird, die vorher toleriert wurden.

Es gibt viele Diagnosemöglichkeiten, die ein Arzt verwenden kann, um festzustellen, ob eine Person an MCS leidet.

Wie wird MCS diagnostiziert?

Ärzte diagnostizieren MCS normalerweise, indem sie eine Anamnese erstellen, eine körperliche Untersuchung durchführen und nachforschen, ob Symptome einer Person in Reaktion auf Chemikalienexposition kommen und gehen. Um festzustellen, ob die Symptome einer betroffenen Person das Resultat von Chemikalieneinwirkung auf der Arbeit oder zu Hause sind, wird ein Spezialist für Umwelt- oder Arbeitsmedizin gezielte Fragen stellen, um festzustellen, ob die Symptome auf der Arbeit häufiger als Zuhause auftreten.

Kann jeder Arzt MCS diagnostizieren und behandeln?

Während viele Gesundheitsdienstleister Patienten mit dieser Art von MCS Symptomen zu Gesicht bekommen, sind im Allgemeinen Ärzte aus dem Bereich Arbeitsschutz / Umweltmedizin, am Besten in der Lage Personen, mit MCS zu erkennen und zu behandeln.

Wenn Sie vermuten, dass Sie an MCS leiden, Sie können diese Broschüre oder andere damit in Zusammenhang stehende Informationen mitnehmen, wenn Sie Ihren Arzt aufsuchen.

Was kann jemand mit MCS tun, um symptomatische Reaktionen zu verringern?

Menschen mit MCS berichten, dass die Vermeidung von Expositionen gegenüber Chemikalien, Lebensmitteln und Medikamenten, die Symptome auslösen, ein wichtiger erster Schritt ist. Weil von Schadstoffen in geschlossenen Räumen (z.B. Haus) angenommen wird, dass sie eine Hauptursachenquelle sind für die Initiierung und das Auslösen von Expositionen, ist es wichtig, eine optimale Raumluftqualität aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus wird über eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten einschließlich Nahrungsergänzung und andere Therapien berichtet, dass sie hilfreich sein können. Behandlungsoptionen sollten mit einem Arzt besprochen werden, der über MCS gut informiert ist, um zu entscheiden, welche geeignet ist.

Vielleicht möchten Sie diese Broschüre mitnehmen, wenn Sie einen Dienstleister aus dem Gesundheitswesen konsultieren.

Für weitere Informationen über MCS kontaktieren Sie bitte:

Massachusetts Department of Public Health

Bureau of Environmental Health

Environmental Health Education Program

250 Washington Street

Boston, MA 02108

oder die

Massachusetts Association for the Chemically Injured

Post Office Box 754

Andover, MA 01810

Autor/Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 18. April 2012

Literatur:

Massachusetts Department of Public Health, Bureau of Environmental Health, MCS brochure – What is Multiple Chemical Sensitivity? April, 2012

Weitere Informationen zum Thema:

Überempfindlichkeitsreaktionen erschweren Krebstherapie

Chemotherapeutika auch für Klinik- und Pflegepersonal problematisch

Für Krebspatienten können Überempfindlichkeitsreaktionen auf Chemotherapeutika ab einem gewissen Schweregrad der Symptomatik den Abbruch der Therapie bedeuten. Nicht nur für den Patienten, sondern auch für alle anderen Personen, die mit Chemotherapeutika in Kontakt kommen, besteht die Gefahr von Überempfindlichkeitsreaktionen auf diese Chemikalien. Besonders, wenn sie wiederholt damit in Kontakt kommen. Diese Chemikaliensensitivität und die toxische Wirkung der Chemotherapeutika verursachen Arbeitszeit- und Personalausfall, sowie erhebliche Kosten im Gesundheitssystem, als auch in medizinischen Versorgungseinrichtungen.

Überempfindlichkeitsreaktionen bei Patienten und Kontaktpersonen

Fast alle Chemotherapeutika haben das Potenzial, Überempfindlichkeitsreaktionen zu verursachen. Von dieser Problematik sind Patienten betroffen, aber auch Klinikpersonal und Personen, die im Bereich der Herstellung oder Verabreichung von Chemotherapeutika arbeiten. Reaktionen bei Familienangehörigen, Pflegepersonal und Kontaktpersonen werden berichtet.

Der Kontakt kann durch Einatmen und/oder über die Haut zustande kommen:

Hautkontakt

  • Kontakt mit den Ampullenoberflächen, Packmaterialien
  • Umgang mit Körperflüssigkeiten von Patienten
  • Verschüttungen
  • Priming von Infusionssets

Aerosolkontakt

  • bei der Zubereitung, Verabreichung von Arzneimitteln

Chemotherapeutika unterschiedlich problematisch

Nicht alle Chemotherapeutika sind gleichermaßen problematisch. Einige Gruppen von Chemotherapeutika sind mit einem erhöhten Risiko verbunden, Überempfindlichkeitsreaktionen darauf zu entwickeln.

Dazu gehören:

  • Platin-Verbindungen
  • Taxanen
  • Asparaginase
  • monoklonale Antikörper
  • Epipodophyllotoxine

Unterschiedliche Reaktionen

Reaktionen auf die Medikamente sind nicht vorhersehbar und unterschiedlich in der Ausprägung. Die sich entwickelnden Symptome betreffen u.a. die Haut, die Lunge, das Herz und Magen-Darm-Trakt. Bekannte Nebenwirkungen sind u. a. Übelkeit, Erbrechen, Erschöpfung, Müdigkeit, Durchfall, Verstopfung, Hautausschläge, Atembeschwerden, Fieber, Entzündungen in Mund und Hals, Haarausfall und Kopfschmerzen.

Der Mechanismus, mit der die Entwicklung der unterschiedlichen Symptome auf Chemotherapeutika verknüpft ist, wird noch nicht vollständig verstanden. Die Diagnose dieser Chemikaliensensitivität bei den Patienten basiert auf Anzeichen, Symptome und Hauttests. Manche Patienten berichten über eine Ausweitung der Problematik und dass sie plötzlich auch auf Alltagschemikalien reagieren, sie bekommen Symptome durch Parfüm und Duftstoffe, Putzmittel, Zigarettenrauch, Geruch von Farben und Lacken, etc. Im Normalfall verschwinden die Beschwerden nach Beendigung der Therapie, bzw. nach Absetzung des Medikaments, völlig. Bei manchen Patienten bleibt eine Hypersensitivität auf Chemikalien jedoch bestehen.

Beschwerden in Kauf nehmen oder Behandlung absetzen?

Das Management von Krebspatienten, die an einer Überempfindlichkeit auf ein Chemotherapeutikum leiden, variiert mit der Schwere der Reaktion, der Notwendigkeit die Behandlung fortzusetzen und der Verfügbarkeit von alternativen Therapien. Angehörige, die Krebspatienten pflegen oder mit ihnen in einem Haushalt leben, stehen vor einem Dilemma.

Gitta C. berichtet:

Mein Mann wurde von den Ärzten als lebendes Chemiewunder bezeichnet. Er hatte Non Hodgkin und bekam Chemotherapie. Sein Arzt in der Klinik meinte scherzhaft, er bestünde nahezu nur noch aus Chemie.

Mein Mann vertrug die Medikamente recht gut und hat nur sehr geringe Begleitsymptomatik, ich dafür umso mehr. Wenn ich ihn ins Krankenhaus besuchen ging, wurde es mir schlecht, und ich bekam rasende Kopfschmerzen. Noch schlimmer wurde es, wenn er zwischen Krankenhausaufenthalten daheim war. Er dünstete die Chemikalien aus, sie standen richtig im Raum. Ich hatte Schwindel, erbrach mich, hatte Durchfall und wusste oft nicht ein noch aus vor Kopfschmerzen.

Statt im gemeinsamen Schlafzimmer schlief ich im Wohnzimmer auf der Couch. Als ich ihn später intensiv pflegen und dabei anfassen musste, bekam ich Ausschlag an den Händen und Atembeschwerden. Nachdem mein Mann seinem Leiden erlag, musste ich das Schlafzimmer renovieren lassen. Die Betten, das Bettzeug und die Matratzen wurden entsorgt. Alles hatte den intensiven Geruch angenommen und verströmte weiterhin diese Chemikalien, auf die ich reagierte.

Zunehmendes Problem, Suche nach Lösungen

Wissenschaftler aus Spanien haben die medizinische Fachliteratur der letzten 10 Jahre durchsucht, um Informationen und eine Übersicht zu Überempfindlichkeitsreaktionen auf Chemotherapeutika zu gewinnen. Sie kamen nach Auswertung der Daten zu dem Schluss, dass durch die progressive Zunahme der Verwendung von Chemotherapeutika ein häufigeres Auftreten von Überempfindlichkeitsreaktionen zu erwarten ist. Desensibilisierungstherapien sind ihrer Auffassung nach eine ernstzunehmende Alternative, die es ermöglicht, dass Patienten ihre Therapie fortführen können. Die Wissenschaftler geben jedoch zu bedenken, dass Vorteile und Risiken abgewogen werden müssen.

Für betroffenes Klinik- und Pflegepersonal, Angehörige von Chemotherapie-Patienten, die an Überempfindlichkeitsreaktionen leiden, ist Desensibilisierung keine Alternative. Hersteller von Chemotherapeutika und speziellem Infusionsbestecken arbeiten daran, sicherere Systeme zu entwickeln. Für medizinisches Personal wird jedoch auch zukünftig ab einem gewissen Schweregrad der Sensibilisierung und Reaktionen nur Wechsel des Arbeitsbereiches, Aufgabe des Arbeitsplatzes, bzw. Abstand zu Personen, die in Behandlung sind, übrig bleiben.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 11. April 2012

Literatur:

Cortijo-Cascajares S, Jiménez-Cerezo MJ, Herreros de Tejada, A. Review of hypersensitivity reactions to antineoplastic agents, Farm Hosp. 2012 Apr 4.

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Möglicherweise chemische und bakteriologische Waffen in Syrien eingesetzt

Dokumentation von Verletzungen, die möglicherweise auf chemische Waffen zurückzuführen sind, die beim Angriff und der Belagerung von Baba Amr in Homs gegen Zivilisten eingesetzt wurden.

Tripoli, Libanon, 29.03.2012 – Während den vergangenen zwei Wochen haben die Krankenhäuser im Norden des Libanons mehrere Verletzte aufgenommen und untersucht, welche aus der Nachbarschaft von „Baba Amr“ im Zentrum von Homs geflohen sind. Die Verletzungen sind Folge des brutalen Vorgehens und der Belagerung durch das Assad Regime, bevor Regierungstruppen das Land stürmten. Die Verletzungen und Erkrankungen haben sich ausschliesslich verschlechtert. Hier sind ein paar Beschreibungen:

  • Die Symptome begannen meistens mit Müdigkeit und Fatique, zusammen mit Muskelschmerzen am ganzen Körper. Die Patienten fühlten sich insbesondere im unteren Körperbereich schwach, auch traten Gelenkschmerzen, Schmerzen um die Gelenke und im unteren Rücken auf.
  • Die Symptome waren mit erhöhter Körpertemperatur und nächtlichen Schweißausbrüchen verbunden. Die Anzeichen der Verletzungen traten an Hautbereichen auf, die einer Exposition ausgesetzt waren. Flecken in Gesicht zusammen mit Furunkeln und Mundgeschwüren. Die Patienten litten von Kopf bis Fuß an Haarausfall.
  • Neben diesen Symptomen litten die Patienten an Verstopfung und die männlichen Patienten hatten Probleme beim Wasserlassen.

Auf Anraten der Ärzte wurden medizinische Tests, aber auch Röntgenuntersuchungen mit folgenden Resultaten durchgeführt:

  • Infektionen, Bluterkrankungen, neoplastische und neurologische Erkrankungen und Hauterkrankungen.

Es wurden keine erkrankungsspezifischen Untersuchungen vorgenommen.

Die Patienten beschrieben das Vorkommen der gleichem Symptome auch bei jenen Verletzten in Baba Amr, die nicht fliehen konnten und bis heute in Syrien festsitzen.

Was alle diese Verletzten gemeinsam haben ist, dass sie alle aus dem gleichen geographischen Gebiet stammen, aus Baba Amr in Zentrum von Homs. Auch der Zeitpunkt des Auftreten der Symptome ist eine weitere Übereinstimmung. Sie traten alle zu jener Zeit auf, als das Assad Regime die besagte Nachbarschaft Baba Amr angriff.

 

Tel.: 668131316900
Email: syrianrefugeeslebanon[at]hotmail[Punkt]com

—————

DIES IST EIN DRINGENDER APPELL AN ALLE MEDIZINISCHEN KOORDINATIONSGRUPPEN UND ORGANISATIONEN UND AN ALLE INTERNATIONALEN MENSCHENRECHTSGRUPPEN, MIT DER BITTE UM UNTERSTÜTZUNG UND AUSREICHENDE FINANZIELLE HILFE.

Das medizinische Komitee für syrische Flüchtlinge im Libanon vermutet, daß die Verletzungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Einsatz international geächteter chemischer und bakteriologischer Waffen durch das syrische Assad Regime zurückzuführen sind.

Die geschilderten medizinischen Sachverhalte erfordern erfahrende Experten aus den Fachgebieten Chemikalien, Gifte und Forensik.

Wir appellieren an alle internationalen medizinischen Gruppen, welche Erfahrung oder Kenntnisse auf diesem Gebiet besitzen, uns bei der Diagnose dieser Symptome und mit sachgerechten Ratschlägen zu helfen. Wir appellieren an alle internationalen Menschenrechtsgruppen, diese Umstände und diese Verletzungen in die Ermittlungsakten gegen das syrische Assad Regime aufzunehmen und alles einzuleiten, was nötig ist.

 

The Medical committee for Syrian refugees in Lebanon
Tripoli – Lebanon – 07/05/1433 – 29/03/2012

 

Original-Quelle: „Documentation of injuries possibly caused by the use of chemical weapons on civilians during the attack and siege of Baba Amr, Homs.“ vom 29.03.2012

Englische Übersetzung: Rose Alhomsi
Deutsche Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Wir danken Rose für die Erlaubnis den Artikel übersetzen zu dürfen. Thank you Rose!

Copyright Fotos: The Medical committee for Syrian refugees in Lebanon

UPDATE:

Mehrere von CSN konsultierte Mediziner und Toxikologen teilten mit, dass sie anhand der geschilderten Symptomatik und Photos, davon ausgehen, dass diese Menschen eher durch freigesetzte Chemikalien durch Explosion von Fabrikgebäuden oder Brände (z.B. Pipelinebrand), krank wurden. Ein explizit mit der Wirkungsweise von Giftgas versierter Toxikologe teilte mit, die Symptomatik passe nicht zu ihm bekannten Giftgasen, vor allem die Anfangssymptomatik sei anders und auch der Haarausfall passe nicht dazu. Um genauer beurteilen zu können, wodurch die Leute krank wurden und wie man ihnen medizinisch helfen könne, seien weitere detaillierte Informationen erforderlich.

Fibromyalgie durch Gifte in Textilien?

Fibromyalgie unter Arbeiterinnen in der Textilindustrie stärker verbreitet

Fibromyalgie (FM) ist eine durch chronische Schmerzen, Müdigkeit, verringerte Schlafqualität und multiple Tender-Points charakterisierte Erkrankung. Ein Wissenschaftlerteam aus der Türkei führte eine umfangreiche Studie durch, um festzustellen, wie häufig Fibromyalgie bei Arbeiterinnen in der Textilindustrie vorkommt. In der Allgemeinbevölkerung stellte eine im Vorfeld durchgeführte Erhebung fest, dass rund 3,6% der türkischen Bevölkerung unter Fibromyalgie leiden.

Bei den Arbeiter/innen in der Textilindustrie lag die Häufigkeit fast doppelt so hoch. Als Ursache könnte der hohe Einsatz von toxischen Chemikalien in der Textilindustrie verantwortlich sein.

Fibromyalgie – Schmerzen über Schmerzen

Schmerzen und Symptome, die durch Fibromyalgie eintreten, können so stark sein, dass sie zu Arbeitsunfähigkeit führen und den Aktionsradius des Erkrankten auf seine eigenen vier Wände schrumpfen lassen.

Die Studienteilnehmer der türkischen Studie, die unter Fibromyalgie litten, hatten allesamt Schmerzen am ganzen Körper. 12,5% von ihnen klagten über Gelenkschmerzen. 14,6% wiesen Raynaud-Syndrom auf, was zu schlecht durchbluteten, weiß/blau verfärbten, ständig kalten Händen und Füssen führt. Insgesamt wiesen 41,6% des Studienkollektivs Schlafstörungen auf, 87,5% hatten Kopfschmerzen und 52% litten unter Reizdarm.

Frauen leiden häufiger unter Fibromyalgie als Männer

Die Teilnehmer der in zwei Stufen durchgeführten Feldstudie, waren zum größten Teil weiblich. Wie aus anderen internationalen Studien bekannt, leiden vor allem Frauen unter Fibromyalgie. Unter Männern ist die Erkrankung weniger verbreitet.

Die Textilarbeiterinnen (523) und Textilarbeiter (132) aus vier Fabriken wurden im Rahmen der Studie, an der drei verschiedene Universitätskliniken beteiligt waren, gebeten, einen umfangreichen Fragebogen auszufüllen. Stellte sich heraus, dass ein Proband unter starken Schmerzen litt und weitere für Fibromyalgie kennzeichnende Symptome aufwies, wurde er von einem erfahrenen Rheumatologen gründlich untersucht. Bei den Patienten, die 11 von 18 Tenderpoints nach den ACR 1990 FM Einstufungskriterien aufwiesen, wurde Fibromyalgie diagnostiziert. Anschließend wurden weitere detaillierte klinische und Laboruntersuchungen durchgeführt.

Fibromyalgie bei Arbeitern in der Textilindustrie verbreitet

Die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind hart. Erst in letzter Zeit wird dieser Industriezweig durch Reportagen in den Medien gründlicher durchleuchtet. Die Arbeiter im Textilbereich sind vielen Chemikalien ausgesetzt, von denen man weiß, dass sie der Gesundheit erheblich schaden können. Es wäre eine interessante Aufgabe für künftige Wissenschaftler, eine internationale Erhebung im Bereich der Textilindustrie durchzuführen, um zu ermitteln, ob Arbeiter in anderen Ländern wie Indien, Bangladesch, Vietnam, ebenfalls vermehrt unter Fibromyalgie leiden und welche weiteren Erkrankungen besonders oft und über dem Bevölkerungsdurchschnitt vorkommen. Laboranalytische Untersuchungen auf Chemikalien im Körper der Textilarbeiter/innen wären sicherlich geeignet, manchen Umkehrschluss zu ziehen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. Oktober 2011

Literatur:

Cobankara V, Unal UO, Kaya A, Bozkurt AI, Ozturk MA., The prevalence of fibromyalgia among textile workers in the city of Denizli in Turkey, Int J Rheum Dis. 2011 Oct;14(4).

Weiterführende Informationen:

Interessante CSN-Artikel über das Thema Fibromyalgie:

Das Leben eines Teenagers nach einer Impfung

Rollstuhl, MCS, CFS – Folgen eines Impfschadens

Der Beginn von Laura’s Leidensgeschichte begann am 27.9.2005 mit Impfungen gegen Hepatitis A & B und Influenza. Zuvor war sie eine kerngesunde, lebensfrohe Jugendliche, die täglich viel Leistungssport (Leichtathletik, Joggen, Fitnesstraining) machte, sich mit Freunden traf und erste Pläne für Ihre Zukunft schmiedete.

Impfschäden gibt es nicht?

Die ersten Symptome nach der Impfung waren hohes Fieber bis 40 Grad, starke Kopfschmerzen und Schwäche. Unser Hausarzt überwies Laura dann in das örtliche Krankenhaus, um eine Hirnhautentzündung auszuschließen. Leider wurde im Krankenhaus keine Lumbalpunktion vorgenommen und auch weitere Untersuchungen wurden nicht erbracht mit der Begründung, „Impfschäden gibt es nicht“.

Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide

2006 – Allerdings verschlechterte sich Lauras Zustand immer weiter. Innerhalb von 9 Monaten entwickelten sich immer mehr neurologische und motorische Ausfallerscheinungen und wir suchten einen Neurologen auf, der eine Lumbalpunktion vornahm und feststellte, dass sich ein chronischer Entzündungsprozess im Nervensystem gebildet hatte, der fortan mit Cortison behandelt wurde. Zu dem Zeitpunkt litt Laura unter unerträglichen Kopf- und Muskelschmerzen. Nachdem sie mittlerweile 1 Jahr krankgeschrieben war, begann Laura im Sommer 2006 die 11. Klasse der Oberstufe eines Fachgymnasiums für Gestaltung. Schnell stellte sich heraus, dass ein regelmäßiger Besuch der Schule kaum möglich war, weil Laura immer schwächer wurde und die Zusammenbrüche sich häuften. Daraufhin stellten wir beim Versorgungsamt einen Antrag auf Anerkennung eines Impfschadens. Dieser wurde sofort abgeschmettert und wird bis heute vor Gericht verhandelt.

Schulbesuch nicht mehr möglich

2007 – Trotz aller Widrigkeiten schloss sie die 11. Klasse mit 1,3 ab und wurde in die 12. Klasse versetzt. Das große Problem war, dass Laura bis dato immer kränker wurde und keiner den wirklichen Grund kannte. Die Ärzte führten es zwar auf die Impfung zurück, was genau im Körper aber ausgelöst wurde, war noch ein Rätsel. In der 12. Klasse bekam Laura dann das Fach „Freie Malerei“, indem mit Öl- und Acrylfarben gearbeitet wurde. Schon in der ersten Stunde brach Laura komplett zusammen und unser Hausarzt vermutete zum ersten Mal, dass eine Allergie gegen Chemikalien der Grund sein könnte. Fortan war an einen Schulbesuch nicht mehr zu denken und Laura musste alle Aufgaben und Unterlagen von zu Hause aus selbst erarbeiten. Durch Zufall hörten wir dann von dem Umweltmediziner Dr. Bartram, der die Diagnose bestätigte, MCS – Multiple Chemical Sensitivity und CSF – Chronic Fatique Syndrom nach einer Impfung. Endlich wurden wir ernst genommen und der Krankheit wurde ein Name gegeben.

Hilflos ans Bett gefesselt

2008 – Ende des Schuljahres war Laura nicht mehr in der Lage, ohne Hilfe im Alltag zurechtzukommen und war größtenteils ans Bett gefesselt. Die Schule weigerte sich, Laura die Fachhochschulreife abzunehmen und ein Kampf mit der Schule und der Landesschulbehörde begann. Zum Schluss konnten wir uns durchsetzen und eine neutrale Lehrerin von einer fremden Schule wurde beauftragt, Laura zu Hause die Prüfungen abzunehmen. Das Ergebnis war das jahrgangsbeste Zeugnis. Leider war klar, dass Laura die 13. Klasse auf einem Kunstgymnasium mit dieser Erkrankung nicht mehr schaffen würde. Allerdings verweigerten ihr andere Schulen den Zutritt in die 13. Klasse, weil sie nicht am Unterricht teilnehmen würde und keiner ihr zutraute, das Abitur ohne Lehrer und Hilfe zu bewältigen.

Eltern konnten nur noch hilflos zuschauen

2009/2010 – In dieser Zeit mussten wir miterleben, wie es unserer Tochter immer schlechter und schlechter ging. Unser Hausarzt kam, und kommt bis heute, 2-3-mal wöchentlich und in Notfällen und legt Infusionen. Zusätzlich suchten wir den Umweltmediziner Dr. Bückendorf auf, der weitere Untersuchungen durchführte und uns ebenfalls den Impfschaden mit anschließender MCS bestätigte. Ein Antrag auf Schwerbehinderung wurde gestellt und man speiste uns 2010 mit 30% und einer Gleichstellung als Schwerbehinderte ab. Ein Widerspruch unsererseits wurde abgelehnt. Seitdem wird auch dies vor Gericht verhandelt.

Schule zuhause

Nach einem 2 jährigen Kampf mit der Landesschulbehörde hatten wir dann die Erlaubnis, dass Laura von zu Hause aus die 13. Klasse beginnen durfte. Da allerdings auch die Lehrer nicht an den Erfolg glaubten und MCS für etwas ganz absonderliches hielten, wurden ihr im gesamten 1. Halbjahr keine Lehrmaterialien und keine Stoffverteilungspläne zur Verfügung gestellt. Im Dezember schaltete sich dann nach unserem Bitten die Lehrerin ein, die damals Laura die Prüfungen abgenommen hatte und erzwang die Herausgabe des Unterrichtsstoffes.

Völliger Zusammenbruch

2011 – Im Januar kam dann der völlige Zusammenbruch. Laura lag wochenlang in einem komaähnlichen Zustand, war nicht ansprechbar und wurde von der Pflegeversicherung in Pflegestufe 2 eingestuft. Als endlich eine kleine Besserung eintrat, waren es nur noch 4 Wochen bis zu den Abiturprüfungen. Vom Bett aus lernte sie dann, soweit ihre Kräfte es zuließen, und tatsächlich hat sie alle schriftlichen Prüfungen von zu Hause aus abgelegt- mit Erfolg.

Ein Leben wie unter Quarantäne

Laura hat nach wie vor hohe Giftbelastungen im Körper, die trotz Entgiftungsinfusionen stetig steigen. (u.a. starke Vergiftungen gegen Blei, Quecksilber, Palladium, Aluminium, Kupfer, Pestizide, PAK’s etc.) Es wurde eine Mitochondriopathie, Muskel- und Nervenschäden, CFS, FMS und Allergien gegen viele Nahrungsmittel festgestellt. Das Zimmer, in dem sie lebt, ist gefliest, gekalkt und unmöbliert. Wir als Familie haben Sachen für zu Hause und extra Sachen, die nur außerhalb des Hauses getragen werden. Wenn wir zu Laura wollen, müssen wir vorher duschen um keine Chemikalien mit „einzuschleppen“. Eine Fortbewegung, zum Beispiel zur Toilette, ist nur noch im Rollstuhl möglich und mit großen Schmerzen in den Muskeln und Gelenken verbunden. Laura hat schreckliche Angst zu verarmen und sich später mit Hartz 4 nicht ernähren zu können.

Die Hoffnung auf Besserung schwindet

Nachdem es seit 6 Jahren von Monat zu Monat schlechter wird, wird es immer schwerer, an eine Besserung zu glauben. Am Wochenende hatte Laura wieder über Stunden hinweg starke Krampfanfälle und mehrmals täglich musste der Arzt kommen.

Zusammenhang zwischen der Impfung und MCS glasklar

Mittlerweile wurden auch noch der Internist und Umweltmediziner Dr. Kersten und der Neurologe Dr. Binz hinzugezogen. Beiden war der Zusammenhang zwischen der Impfung und MCS glasklar, ebenso wie einer mitbehandelnden Allgemeinmedizinerin. Ebenfalls hat sich jetzt auch der örtliche Amtsarzt auf unsere Seite gestellt und bestätigt den Zusammenhang und tritt für MCS ein. Daraus ergibt sich, dass 7 Ärzte vor Gericht bescheinigen, dass Laura unter einem Impfschaden leidet. Jedoch scheint dies zurzeit weder die Behörden noch das Gericht zu beeindrucken.

Sportmediziner mit Begutachtung der Intoxikation beauftragt

Die gutachterliche Stellungnahme von der Gegenseite brachte als letztes zum Ausdruck, dass es sich hier um eine Einzelmeinung handelt. Deshalb suchen wir dringend weitere Fälle und Ärzte, die diesen Zusammenhang bestätigen. Laura hat nie in eine Rentenkasse oder in eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung eingezahlt und ist deshalb darauf angewiesen, den Prozess zu gewinnen, weil sie dadurch eine lebenslange Rente vom Versorgungsamt erhält. Im Fall des Schwerbehind- ertenausweises haben wir vor 2 Wochen einen Brief vom Versorgungsamt erhalten, indem der Gutachter von der Gegenseite, ein Sportmediziner, schreibt, MCS sei psychosomatisch, jeder MCS Patient würde sich einer psychiatrischen Behandlung verweigern. Als „Beweis“ schickte der Sportmediziner etliche Fachartikel von Psychologen mit, die belegen sollten, dass MCS eine psychische Erkrankung ist. Die stichhaltigen Schreiben der Fachärzte wurde mit keinem Wort erwähnt.

Autor: Silke Teichmann für CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. August, 2011

Wer wurde ebenfalls chemikaliensensibel in Folge einer Impfung?

Laura und ihre Eltern suchen Kontakt zu MCS-Kranken, die ebenfalls durch eine Impfung chemikaliensensibel wurden oder deren MCS sich durch eine Impfung ganz erheblich verschlechterte. Kontakt via Kommentar oder csn.deutschland@gmail.com

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Weitere CSN-Artikel zum Thema Impfungen und Behörden im Umgang mit Umweltkranken:

Medizin-News: Was ist Multiple Chemical Sensitivity?

Umweltkrankheit MCS

Wenn man MCS hat und bestimmten chemischen Stoffen ausgesetzt ist, werden postwendend eine Reihe von Symptomen ausgelöst, zu denen Irritationen der Atemwege, Herzrasen, Kopfschmerzen, geistige Verwirrung, Schwindel, Brechreiz, extreme Müdigkeit oder Schmerzen gehören. Diese Symptome verbessern sich erst, wenn man sich dem Kontakt mit jenen chemischen Stoffen entzieht, welche sie ausgelöst haben. Die Symptome können Tage oder sogar Wochen dauern.

Was ist Multiple Chemical Sensitivity?

Multiple Chemical Sensitivity (MCS) ist eine erworbene chronische Erkrankung, keine psychische, die sich in multisystemischen Symptomen als Reaktion auf eine sehr niedrige Belastung durch chemische Stoffe manifestiert, z.B. normale aber überflüssige Alltagschemikalien wie Parfüm, Luftverbesserer oder Weichspüler für die Wäsche.

Zu den chronischen Symptomen, die in der Krisis akut werden, gehören Müdigkeit, Probleme mit der Atmung, der Verdauung, des Blutkreislaufs, der Haut und Probleme neurologischer Art.

MCS ist eine Erkrankung mit vier Schweregraden, deshalb erleiden nicht alle von uns die erkrankt sind das selbe Niveau an Behinderung und Isolation.

Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass es sich bei MCS um keine Allergie handelt.

Es ist eine Erkrankung, die seit den 50’er Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt ist, aber sie muß für Spanien noch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannt werden, obwohl es über 100 wissenschaftliche Abhandlungen gibt, welche die organische Natur von MCS unterstützen, obwohl die Zahl der Betroffenen Menschen schnell wächst und immer jüngere erkranken, und obwohl das Europäische Parlament MCS zu den immer zahlreicher werdenden umweltbedingten Krankheiten zählt. MCS ist in Deutschland (PDF-Link), Österreich und Japan bereits als körperliche Erkrankung anerkannt.

Wie viel Prozent der Bevölkerung sind an MCS erkrankt?

Hier in Spanien gibt es dazu keine Studien, aber man vermutet, dass je nach Schweregrad zwischen 0,5 und zwölf Prozent der Bevölkerung davon betroffen sind.

In Ländern wo es zu dieser Erkrankung Statistiken gibt sehen wir, dass die Gesamtzahl der Menschen mit MCS nicht gering ist. Nach Angaben der Environmental Health Association in Quebec haben 2,4 Prozent der Kanadier MCS. Nach Professor Dr. Martin L. Pall beträgt die Prävalenz schwerer MCS in den Vereinigten Staaten etwa 3,5 Prozent der Bevölkerung.

Darum ist MCS keine „seltene Erkrankung“, bei denen es sich um solche handelt, die weniger als 0,05 Prozent der Bevölkerung betreffen. MCS ist eine rasch zunehmende und versteckte Erkrankung.

Chemische Produkte sind giftig und das gilt für uns alle. Chemische Produkte werden mit Krankheiten wie Krebs, Asthma, Allergien, Autoimmun-Erkrankungen und mit jedwelcher umweltbedingter Erkrankung in Zusammenhang gebracht.

Woran erkennt man, ob sich eine MCS-Erkrankung anbahnt?

Das häufigste Symptom ist, dass einem Chemikalien als unerträglich auffallen, die man früher nicht bemerkt hat. Plötzlich verträgt man zahlreiche Chemikalien nicht mehr, etwa Reinigungsmittel, Parfüme, Tabakrauch, Autoabgase, Luftverbesserer usw.

Auch verträgt man keinen Alkohol mehr, Molkereiprodukte oder Gluten (Klebereiweiß in div. Getreide). Eventuell entwickelt man zahlreiche Unverträglichkeiten von Nahrungsmitteln und Medikamenten.

Oft hat man noch andere Umgebung-Unverträglichkeiten: Hitze, Kälte, Lärm, Erschütterungen, Sonnenlicht und elektromagnetische Felder (Computer, Hochspannungsleitungen, Telefone, Mobilfunkantennen, Mikrowellen etc.).

MCS hat bei dafür anfälligen Personen einen Toleranzverlust chemischer Produkte zur Folge und man kann auf zwei Arten MCS bekommen: durch einmalige hochdosige Belastung mit giftigen Substanzen (z.B. Schädlingsbekämpfung) oder durch niedrige jahrelange Dauerbelastungen. In der zweiter Gruppe gibt es viele Menschen mit CFS/ME (Chronic Fatigue Syndrom/Myalgische Enzephalomyelitis) und FMS (Fibromyalgie Syndrom), die über die Jahre auch MCS entwickeln.

Wie wird MCS diagnostiziert?

Es gibt eine objektive auf Symptomen beruhende Diagnose. Es gibt keine Tests um MCS zu diagnostizieren und zuerst müssen andere Erkrankungszustände ausgeschlossen werden.

Zur Diagnose benutzen Ärzte den QEESI-Fragebogen (Quick Environmental Exposure and Sensitivity Inventory) etwa Schnellbestandsaufnahme für Umweltbelastung und Sensitivität, das ist ein differenzierendes und schnelles Befragungswerkzeug, um den persönlichen Grad an Sensitivität oder Unverträglichkeit einer Person auf einer fünfstufigen Skala festzustellen.

Die sechs Konsenskriterien für die Definition von MCS:

  • Chronische Erkrankung
  • Reproduzierbare Symptome
  • Die Symptome sind Reaktion auf eine niedrige chemische Belastung
  • Die Symptome treten bei Belastung mit einer Vielzahl nicht verwandten Chemikalien auf
  • Die Symptome bessern sich, wenn die auslösenden Chemikalien entfernt werden
  • Es sind mehrere Organsysteme betroffen

Wenn man MCS hat und bestimmten giftigen chemischen Stoffen ausgesetzt ist, werden unweigerlich eine Reihe von Symptomen ausgelöst, z.B. Atemnot, Irritation der Atemwege, Herzrasen, Kopfschmerzen, geistige Verwirrung, Schwindel, Brechreiz, Durchfall, extreme Müdigkeit und/oder Schmerzen. Diese Symptome verbessern sich solange nicht, bis man sich außer Reichweite jener Chemikalie begibt, durch welche sie ausgelöst wurden. Die Symptome können Tage oder Wochen anhalten.

Wie behandelt man MCS?

Da die pathophysiologischen Grundlagen dieses Syndroms noch unbekannt sind, kann man MCS nicht wirklich heilen. Es gibt aber sehr viele Behandlungsmethoden die helfen, MCS in den Griff zu bekommen und die Gesundheit zu verbessern (Sauna, Nahrungsergänzung, Homöopathie usw.) und es ist sehr wichtig einen Arzt zu finden, der sich auf MCS spezialisiert hat und jeden Fall genauestens untersucht, da jeder Patient anders ist, abhängig von Genetik, anderen mit einher gehenden Erkrankungen und dem Grad seiner MCS.

Neben der Behandlung ist es sehr wichtig, eine Kontrolle des Umfeldes durchzuführen. Eine Kontrolle der nahen Umwelt bedeutet, jegliche Belastung durch Giftstoffe oder chemische Substanzen maximal und prinzipiell zu vermeiden. Trotzdem ist MCS chronisch und unveränderlich und kann die Lebensqualität des Erkrankten reduzieren.

Umweltkontrolle heißt, Chemikalien und Lebensmittel die Reaktionen auslösen können aus dem Weg zu gehen, feuchte Umgebungen und Umgebungen die Irritationen auslösen können (Rauch und Gase) zu meiden. Dies erfordert, alle Kosmetika und Reinigungsmittel durch ökologische ohne Duftstoffe ersetzen; uns von Naturkost und nicht verarbeiteten Lebensmitteln (ohne die uns unverträglichen) ernähren, die mit ungiftigem Kochgeschirr zubereitet wurden; das Trinkwasser und auch das Wasser zur Nahrungszubereitung und zum Duschen filtern, in Situationen mit hoher Konzentration von Giftstoffen eine Kohlefilter-Atemmaske aufsetzen; einen Luftfilter anschaffen; ökologische Kleidung aus mit Pflanzenfarben gefärbten Naturtextilien tragen; elektromagnetische Felder meiden oder verringern und grundsätzlich alles entfernen, was wir nicht vertragen (Möbel, Kleidung, Kosmetik etc.). Manchmal ist es sogar notwendig, den Wohnort zu wechseln. Umweltkontrolle kommt nicht nur dem MCS-Kranken zugute, sondern seiner ganzen Familie und wird in anderen Ländern für Menschen mit Allergien oder Asthma empfohlen. Sie empfiehlt sich auch für Menschen mit einem Chronic Fatigue Syndrom und mit Fibromyalgie.

Umweltkontrolle: Elementare Hinweise und Empfehlungen

Wissenschaftliche Belege

Im September 2008 wurde die Studie „Ist Multiple Chemical Sensitivity eine erlernte Reaktion? Eine kritische Evaluierung von Provokationsstudien“ von Goudsmit und Howes im „Journal of Nutritional & Environmental Medicine“ veröffentlicht, die zu dem Ergebnis kam, dass MCS mit Chemikalien zusammen hängt und keine psychische Erkrankung ist.

Im Mai 2009 veröffentlichten Professor Anne C. Steinemann und Amy L. Davis von der University of Washington eine Zusammenstellung von MCS-Forschungsarbeiten mit mehr als 100 peer-reviewed’ten Artikeln, welche eine physiologische Grundlage von MCS unterstützen.

Nach dieser Zusammenstellung wurden zwei bedeutende Studien veröffentlicht:

Im Oktober 2009 veröffentlichte das „Journal of the Neurological Sciences“ die Studie „Brain dysfunction in multiple chemical sensitivity“ (Hirndysfunktion bei MCS), welche vom der Pulmonologischen Abteilung der Vall Hebron Klinik in Barcelona (Spanien) durchgeführt wurde.

Und Ende April 2010 wurde die Studie „Biological definition of multiple chemical sensitivity from redox state and cytokine profiling and not from polymorphisms of xenobiotic-metabolizing enzymes“ (Biologische MCS-Definition durch Ermittlung von Redoxzustand und Zytokin-Profilen anstelle von Polymorphismen fremdstoff-verstoffwechelnder Enzyme) des „IDI Institute of Rome (Italien)“ an der Abt. für Toxikologie und angewandten Pharmazie von Elsevier (großer Niederländischer Wissenschaftsverlag) veröffentlicht.

Ebenfalls 2010 war in dem Standardwerk „General and Applied Toxicology, 3rd Edition“ ein von dem Forscher Prof. Dr. Martin Pall verfasstes Kapitel über MCS enthalten, der Titel: „Multiple Chemical Sensitivity: Toxikologische Fragen und Mechanismen“.

Autor: Eva Caballé, No Fun Blog, für Canary Report, April 2011

Übersetzung: Sleepless B. für CSN-International

Eva Caballé ist eine Ökonomin aus Barcelona, Autorin des Buches Desaparecida: Una vida rota por la Sensibilidad Química Múltiple (Vermißt: Ein durch MCS zerstörtes Leben), das 2009 bei El Viejo Topo, in Barcelona auf Spanisch erschien. Sie betreibt den spanischsprachigen Blog NO FUN, auf dem es eine Abteilung in Englisch über Multiple Chemical Sensitivity, Chronic Fatigue Syndrom und Fibromyalgie gibt, welche Informationen und Ratschläge für Menschen bietet, die krank sind oder ein gesünderes giftfreies Leben führen wollen. Für den Canary Report und das Kunstmagazin „Delirio“ (Delirium), sowie für den CSN und EMM Blog liefert sie regelmäßig Beiträge.

Weitere Artikel von Eva Caballé:

Todesfälle durch Schnüffeln von Deospray – Das BfR-Bundesinstitut für Risikobewertung ermittelte

Verschiedene Zeitungen berichten aktuell über den Tod eines 15-jährigen Jungen. Er starb durch Inhalieren von Deo. Der Junge, der unter seinen Schulkameraden und Freunden sehr beliebt war, ist nicht der erste Fall. Sein Vater hat nun Strafanzeige gegen den Hersteller gestellt und hat sich zur Aufgabe gesetzt, Eltern, Jugendliche und Lehrer aufzuklären über die Gefahren des Schnüffelns von Deodorant, was seinen Sohn sinnlos umgebracht hat. Eigentlich wäre dies die Aufgabe unserer Behörden. Vor einem Jahr hatte das BfR – Bundesinstitut für Risikobewertung durch eine Anfrage bei CSN dargelegt, dass man auf die Problematik aufmerksam gemacht wurde und sich darum kümmern wolle.

Deo-Schnüffeln, ein „uncooler Trend“ bei Jugendlichen

Es war eine eher ungewöhnliche Anfrage, die eine Mutter vor etwa einem Jahr bei CSN stellte. Sie bat um Hilfe, weil sie selbst nicht mehr weiter wusste. Sie hatte ihre Tochter dabei erwischt, wie sie unter der Bettdecke Deo schnüffelte. Ihr war aufgefallen, dass ihre Tochter sich verändert hatte und es in ihrem Zimmer extrem nach Deo roch. Innerlich alarmiert ging sie in Beobachtungsposition und wurde schnell mit der Realität konfrontiert, dass sie in ihrer Vermutung richtig lag. Ihre Tochter schnüffelte Deo um high zu werden.

Eltern müssen auf Veränderungen achten

Die Mutter war durch den Artikel „Erneut Herzversagen durch Deo bei einem Jugendlichen“ auf CSN aufmerksam geworden. Nun wollte sie Rat, wie sie ihre Tochter von dieser Sucht, die offensichtlich vorlag, befreien könnte. Ich gab der Mutter den Rat, ihre Tochter ganz in Ruhe, aber unter knallharter Konfrontation mit den Fakten, mit allen zu erwartenden Risiken des Deo-Schnüffelns zu konfrontieren, vor allem, dass sie sich rasch in Lebensgefahr bringen kann. Und dass sie ihr verdeutlichen möge, dass die in vielen Deos enthaltenen Lösungsmittel und Treibgase auch schwerste Hirnschäden auslösen können.

Als ich der Mutter damals erläuterte, dass Merkfähigkeits- und Konzentrations-störungen zu den ersten Auffälligkeiten gehören, bestätigte sie, dass diese schon seit geraumer Zeit bei ihrer Tochter bemerkbar waren, sie sich nur keinen Reim darauf machen konnte. Das Vorliegen weiterer Symptome, die ich aufzählte, konnte sie ebenfalls bejahen: Auffallende Blässe, häufig Nasenbluten, Kopfschmerzen, Schwindel, erweiterte Pupillen, Wesensveränderungen mit aggressiven Anfällen, Leistungsabfall in der Schule, etc. Was mir noch aus dem Telefonat von damals im Gedächtnis ist, die Tochter hatte ihrer Mutter erzählt, dass Deo-Schnüffeln ein Trend unter den Jugendlichen an ihrer Schule sei. Ich sagte ihr, dass sie ihrer Tochter erklären solle, dass man nicht jeden und schon gar nicht einen solchen „Trend“ mitmachen müsse, er sei nicht nur total „uncool“, sondern würde im geringsten Fall zu Verblödung führen, weil Inhalieren dieser Chemikalien das Gehirn nachhaltig schädigt.

Todesfälle durch Deo-Schnüffeln dem BfR bekannt

Kurze Zeit später, am 3. März vergangenen Jahres, erhielt CSN eine E-Mail einer für die Bewertung von Vergiftungen zuständigen Mitarbeiterin des BfR – Bundesinstitut für Risikobewertung:

Sehr geehrte Frau Müller,

Durch eine Anfrage an uns haben wir von dem Todesfall eines 12 jährigen Jungen in England durch Deo-Spray erfahren. In dieser Anfrage wurde ihr Artikel vom 21. November 2008 erwähnt, in dem Sie von dem Todesfall durch Versprühen des Deo Lynx Vice (Axe) und weitere Todesfälle in England und auch in Deutschland berichten.

Im Rahmen unserer gesetzlichen Aufgabe (Registrierung und Auswertung der Vergiftungs-Meldungen gemäß § 16 e des ChemikalienGesetzes) sind diese Fälle für uns von besonderer Bedeutung. Wir möchten Sie daher bitten, uns den entsprechenden Artikel noch einmal zu zu mailen und fragen an, ob Ihnen weitere Informationen über diesen Todesfall vorliegen. Zum Beispiel wäre es sehr hilfreich, wenn Sie uns einen Ansprechpartner oder die Klinik in England nennen könnten. Wir hätten dann die Möglichkeit dort die Epikrise anzufordern.

Für Ihre Bemühungen danken wir Ihnen im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. med. Regine Burger

– –

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Fachgruppe 32: Vergiftungs- und Produktdokumentation

Bewertungsstelle für Vergiftungen

Thielallee 88-92

14195 Berlin

CSN Antwort an das BfR – Bundesinstitut für Risikobewertung vom 4. März 2009

Sehr geehrte Frau Dr. Burger,

es gab in den vergangenen Jahren mehrere Todesfälle durch Einatmen von Deo, dies fanden wir durch eine Recherche im Internet heraus. Meinen Originalartikel mit den entsprechenden Referenzen zum Anklicken können Sie diesen Link einsehen:

http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/11/21/erneut-herzversagen-durch-deo-bei-einem-jugendlichen

Ich erinnere mich, dass ich bei der Recherche für den Artikel noch weitere Fälle sah. Es wäre daher sicherlich für Ihre Nachforschung sinnvoll, wenn Sie jemanden für eine ausführliche Recherche abstellen würden.

In meiner Beratungstätigkeit für Chemikaliensensible erreichen mich seit etwa drei Jahren immer häufiger Anrufe von Müttern und auch von Lehrern, die sich über die teils extensive Deo- und Parfümbenutzung in Schulen beschwerten. Teilweise können Kinder und Jungendliche aufgrund der massiven Duftstoffverwendung von Mitschülern dem Unterricht nicht mehr beiwohnen, oder können nur noch tageweise in die Schule gehen und sind dann wieder für Tage wegen schwerster Migräne, Schwindel, starker Übelkeit etc. Zuhause. Uns sind auch Lehrer bekannt, die aufgrund ihrer Beschwerden durch Duftstoffe nicht mehr unterrichten können und in Pension geschickt wurden.

Meine Organisation hat sich aus diesen Gründen schon des Öfteren mit amerikanischen und kanadischen Organisationen über das in deren Ländern immer häufiger durchgeführte Duftstoffverbot an Schulen und Universitäten ausgetauscht. Gerade in Hinblick auf Barrierefreiheit für Behinderte mit Asthma, Chemikaliensensitivität und Duftstoffallergikern, wäre eine solche Maßnahme auch für unser Land ein großer Fortschritt für diese Behindertengruppe, um wieder am öffentlichen Leben teilhaben zu können.

In Bezug auf den gefährlichen Missbrauch und die oft übermäßige Verwendung von Deospray in Schulen liegt es vielleicht in Ihrem Möglichkeitsbereich, dass an Schulen zumindest die Verwendung von Deosprays verboten wird und stattdessen auf den Gebrauch von Deorollern und Deosticks verwiesen wird. Noch besser wäre ein gänzlicher Verzicht auf Duftstoffe an Schulen und an Universitäten, da es als erwiesen gilt, dass viele der in Parfüms, Deos, Body Lotion, etc. enthaltenen Chemikalien das Lernverhalten in erheblichem Maße negativ beeinträchtigen können, ganz abgesehen von den Langzeitfolgen, die manche dieser Chemikalien, die z.T. neurotoxisch, gentoxisch, kanzerogen, immuntoxisch, hormonimmitierend etc. sind, nach sich ziehen.

Sollten Sie weitere Informationen benötigen, steht meine Organisation Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen,

Silvia K. Müller

CSN – Chemical Sensitivity Network

Aufklärung in Schulen dringend erforderlich

In welcher Weise das BfR damals tätig wurde, ist nicht bekannt. Dass jetzt ohne zeitliche Verzögerung gehandelt werden muss, wird durch den aktuellen Todesfall des 15-jährigen Jungen aus Überlingen zwingend.

Geeignete Maßnahmen um Risiken zu minimieren:

  • Schulung von Lehrpersonal bezüglich der Risiken von Deos und Duftstoffen und der Früherkennung von Symptomen einer Intoxikation durch Inhalieren von Deos, Parfums, Lösungsmitteln oder Ähnlichem
  • Aufklärungsarbeit der Schüler durch Lehrer und entsprechendes Aufklärungsmaterial, z.B. Plakate und Flyer oder Schulungsfilme
  • Warnhinweise auf Deosprays, so wie man sie von Zigarettenpackungen her kennt
  • Abgabeverbot von Deosprays an Jugendliche unter 16 Jahren
  • Generelles Verbot von Deosprays und Duftstoffen in verschiedenen öffentlichen Bereichen
  • Deosprays in Haushalten mit Kindern und Jugendlichen verbannen, statt dessen nur Verwendung von Deorollern und Deosticks

Dass man Maßnahmen wie Deospray- und Duftstoffverbote anordnen kann, macht das Ausland uns schon seit Jahren vor. Immer häufiger liest man Meldungen, dass an Schulen, Universitäten, in Krankenhäusern und bei Behörden die Verwendung von Duftstoffen untersagt wurde. Sind Duftstoffe und Deosprays erst einmal verbannt, wird schnell offenkundig, dass dies sehr positive Auswirkungen hat, beispielsweise, dass Schüler und Studenten sich wesentlich besser konzentrieren können und bessere Leistungen erzielen, wie Lehrer und Universitätsprofessoren mehrfach bekundeten. Besorgnis erregende Trends wie das Inhalieren von Deodorants bei Jugendlichen, Beduftung von Klassenräumen und „Deo-Schlachten“ an Schulen würden durch solche rigorosen Maßnahmen und nachhaltige Aufklärung mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit im Keim erstickt werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 19. März 2010

Infomaterial: CSN Informationskarte zu Gefahren durch Duftstoffe zum Ausdrucken oder anfordern

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Was hilft, wenn der Körper keine Nahrung mehr toleriert?

Allergien gegen Nahrungsmittel Bei Chemikaliensensiblen treten neben den bekannten Reaktionen auf Alltagschemikalien häufig auch schwerwiegende Allergien und Sensitivitäten gegenüber Nahrungsmitteln oder deren Bestandteile (Zitronensäure, Phenole, Histamin, etc.) auf. Wird darauf kein Augenmerk gerichtet, wird die Anzahl der Nahrungsmittel, die noch vertragen werden, immer kleiner. MCS Patienten, die nur noch weniger als fünf Nahrungsmittel essen können, sind durchaus keine absolute Seltenheit. 

Symptome, die durch Nahrungsmittel-sensitivitäten ausgelöst werden, können leicht bis sehr schwer sein. Eine Ernährung ausschließlich mit biologischer Nahrung ohne Zusatzstoffe ist in solchen Fällen zwingend. Eine Rotationsdiät kann zu wesentlicher Besserung und zu Toleranzgewinn beitragen. Doch was kann unternommen werden, wenn fast kein Nahrungsmittel mehr toleriert wird? Oder wenn eigentlich kein Nahrungsmittel mehr ohne Beschwerden gegessen werden kann? Der Gewichtsverlust immer bedenklicher wird? Ward Ihr einmal in dieser Situation? 

Anlass der heutigen Blogfrage: Mit Euren Antworten könnt Ihr möglicherweise den MCS-Kranken unter uns weiterhelfen, die sich im Augenblick in der oben beschriebenen schlimmen Situation befinden. 

Thommy’s Blogfrage der Woche: 

  • Welche Erfahrung habt Ihr mit schweren Nahrungsmittelsensitivitäten?
  • Wie habt Ihr Euch stabilisiert, was half Euch, damit Euer Körper wieder mehr Nahrungsmittel tolerierte?
  • Habt Ihr Erfahrung mit künstlicher Ernährung? Gibt es welche ohne Zusatzstoffe?
  • Habt Ihr Ärzte gefunden, die sich mit dieser extremen Problematik auskennen und weiterhelfen können?

Multiple Chemical Sensitivity – eine Krankheit verursacht durch toxische Chemikalienexposition

Prof. Dr. Martin PallEine bedeutender Artikel über MCS – Multiple Chemical Sensitivity wurde am 23. Oktober 2009 von Professor Martin L. Pall als Kapitel XX in einem angesehenen Referenzwerk für  Toxikologen, „General and Applied Toxicology, 3rd Edition“ (John Wiley & Sons) veröffentlicht. Multiple Chemical Sensitivity (MCS) ist auch als Chemical Sensitivity, chemische Intoleranz und toxisch bedingter Toleranzverlust bekannt, wobei der letzte Begriff die Rolle von Chemikalien als Krankheitsauslöser unterstreicht. Pall’s Veröffentlichung mit dem Titel: Multiple Chemical Sensitivity: Toxikologische Fragen und Mechanismen, basiert auf fünf wichtigen Fakten über MCS:    

1. MCS ist eine erstaunlich häufige Krankheit, sogar häufiger als Diabetes. Das stellte sich durch eine Reihe von neun epidemiologischen Studien aus den Vereinigten Staaten und jeweils einer Studie aus Kanada, Deutschland, Schweden und Dänemark heraus. In den Vereinigten Staaten sind schätzungsweise 3,5% der Bevölkerung von schwerer MCS betroffen, eine weitaus höhere Anzahl, mindestens 12% der Bevölkerung, ist mäßig betroffen. MCS ist demnach eine sehr große international auftretende Krankheitsepidemie mit weitreichenden Auswirkungen in Hinsicht auf die öffentliche Gesundheit.  

2. MCS wird durch toxische Chemikalienexposition verursacht. MCS Krankheitsfälle werden durch Exposition gegenüber sieben verschiedenen Chemikalienklassen initiiert. Dazu gehören drei Klassen von Pestiziden und die sehr große Klasse organischer Lösungsmittel und verwandter Verbindungen. Ergänzend führen publizierte Studien Quecksilber, Schwefelwasserstoff und Kohlenmonoxyd als Initiatoren an. Von allen dieser sieben Chemikalienklassen wurde in Tierversuchen gezeigt, dass sie eine gemeinsame Reaktion im Körper hervorrufen, und zwar eine übermäßige Aktivität eines Rezeptors, der als NMDA Rezeptor bekannt ist. Weiterhin haben Tierversuche demonstriert, dass bei den Chemikalien, die einer dieser sieben Klassen angehören, die toxische Wirkung durch Medikamente, die die NMDA-Aktivität vermindern, stark reduziert wird. Weil übermäßige NMDA-Aktivität auch nach anderen Studien an MCS beteiligt ist, haben wir jetzt eine überzeugende, bei allen MCS-Fällen gemeinsame Reaktion, die erklärt, wie derartig verschiedene Chemikalien die Krankheit, die wir MCS nennen, hervorrufen können.  

3. Die Rolle von Chemikalien als Giften bei MCS wurde durch genetische Studien bestätigt. Vier solcher Studien haben gezeigt, dass Gene, die die Geschwindigkeit der Metabolisierung von an MCS beteiligten Chemikalien bestimmen, die Anfälligkeit, an MCS zu erkranken, beeinflussen. Diese vier Studien wurden durch drei Wissenschaftlerteams in drei Ländern, den USA, Kanada und Deutschland publiziert. Sie haben insgesamt sechs Gene ermittelt, die an der Festlegung der Suszeptibilität für MCS beteiligt sind. Jedes dieser sechs Gene hat eine Rolle bei der Festlegung der Metabolisierungsrate von Chemikalien, die mit MCS in Zusammenhang stehen. Die deutschen Studien von Schnakenberg und seinen Kollegen, die vier dieser sechs Gene einbezog, sind hierbei wegen des extrem hohen Grades an statistischer Signifikanz ihrer Studien besonders überzeugend. Es gibt nur eine Interpretation für die Rolle dieser Gene bei der Festlegung der Suszeptibilität für MCS. Und zwar, dass Chemikalien bei der Initiierung von MCS-Krankheitsfällen als Gifte agieren und dass die Verstoffwechselung dieser Chemikalien zu Formen, die dabei entweder weniger aktiv oder stärker aktiv sind als zu Beginn, deswegen die Wahrscheinlichkeit beeinflusst, ob eine Person an MCS erkranken wird. Es ist daher offensichtlich, dass MCS ein toxikologisches Phänomen ist, bei dem Krankheitsfälle durch eine toxische Reaktion gegenüber Chemikalienexposition verursacht wurden.  

4. Wir haben einen detaillierten und generell gut untermauerten Mechanismus für MCS. Dieser Mechanismus erklärt sowohl die hochgradige Chemikalien-Sensitivität, die das charakteristischste Symptom von MCS ist, als auch viele andere Symptome und Kennzeichen dieser Erkrankung. Dieser Mechanismus beruht auf einem biochemischen Teufelskreis, der auch als NO/ONOO-Zyklus bekannt ist, und mit anderen Mechanismen interagiert, die schon vorher als für MCS mitverantwortlich verdächtigt worden waren, insbesondere neuronale Sensibilisierung und neurogene Entzündung. Diese agieren lokal in den verschiedenen Geweben des Körpers, um eine lokale Sensibilität in Regionen des Gehirns und der peripheren Gewebe zu erzeugen, einschließlich der Lungen, des oberen Respirationstraktes, Regionen der Haut und des Verdauungstraktes. Auf Grund dieser lokalen Beschaffenheit, also weil die betroffenen Gewebe sich von einem Patienten zum anderen unterscheiden, unterscheiden sich verschiedene MCS Patienten von einander auch in ihren Sensibilitätssymptomen. Zusätzlich zu den oben diskutierten Belegen, wird dieser generelle Mechanismus durch verschiedene physiologische Veränderungen unterstützt, die bei MCS und verwandten Krankheiten gefunden werden, bei MCS-Tiermodellen, bei objektiv messbaren Reaktionen von MCS-Patienten gegenüber Chemikalien im Niedrigdosisbereich und bei therapeutischen Reaktionen, die bei MCS und verwandten Krankheiten gefunden werden.   

5. Seit über 20 Jahren haben einige fälschlicherweise behauptet, MCS sei eine psychogene Erkrankung, die nach deren Sicht durch schlecht definierte psychologische Mechanismen erzeugt wird. Diese Sicht ist jedoch vollständig inkompatibel mit den ganzen Beweisen, die zuvor in dieser Veröffentlichung diskutiert wurden.  Obwohl solche Unvereinbarkeit schon mehr als Grund genug ist, diese psychogenen Behauptungen zurückzuweisen, führt der MCS-Toxikologie Artikel acht weitere schwerwiegende Mängel in den psychogenen Argumentationen auf. Es gibt eine lange Historie falscher Psychogenitätsbehauptungen in der Medizin, während der über Krankheiten wie Asthma, Autismus, Parkinson, Magengeschwüre, Multiple Sklerose, Lupus, interstitielle Zystitis, Migräne und Colitis Ulcerosa behauptet wurde, sie würden durch psychologische Mechanismen erzeugt werden. Der Nobelpreis in Physiologie und Medizin im Jahr 2005 wurde Dr. Robin Warren und Barry Marshall verliehen, weil sie zeigten, dass Magengeschwüre durch eine bakterielle Infektion verursacht werden und nicht psychogenen Ursprungs sind. Es ist nunmehr klar, dass MCS eine physiologische, durch Chemikalienexposition hervorgerufene Erkrankung ist, von der fälschlicherweise behauptet wurde, sie sei psychogen.   

Martin L. Pall ist Professor Emeritus für Biochemie und Allgemeinmedizinische Wissenschaft an der Washington State University.   

Kontakt: martin_pall@wsu.edu  Webseite: www.thetenthparadigm.org  

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network 

Weitere Artikel über Prof. Martin Pall und seine Wissenschaft: