Keine Parfüms und Duftstoffe während der Arbeitszeit

Duftstoffverbot am Arbeitsplatz für staatliche Angestellte
Das Benutzen von Parfüm und Duftstoffen wird für manche Menschen zum immer stärkeren Problem. Im US Bundesstaat New Hampshire hat eine Repräsentantin einen Gesetzesentwurf eingereicht, der staatlichen Angestellten das Benutzen von Parfüm und Duftstoffen am Arbeitsplatz untersagen soll, sofern sie Publikumskontakt haben.(1) Besucher von staatlichen Gebäuden würden, wenn das Gesetz in Kraft tritt, nicht mehr mit Parfüms und anderen Duftstoffen konfrontiert werden. Das Duftstoffverbot soll mit dazu beitragen, dass Allergiker und Chemikaliensensible (MCS) staatliche Stellen und Behörden aufsuchen können, ohne dass sie durch Düfte gesundheitlich eingeschränkt werden.

NH bill would ban perfumes at work: wwlp.com

Allergene oder Chemikalien in Parfüms oder in parfümierten Kosmetika können sehr schwerwiegende Symptome hervorrufen. Allergiker und Personen mit MCS berichten u.a. über Kopfschmerzen, Schwindel, Atemwegsbeschwerden, Asthmaanfälle, Konzentrationsstörungen und Übelkeit. Bei einigen Menschen können bestimmte Substanzen oder Chemikalien sogar Schockreaktionen hervorrufen.

Parfüms können gesundheitliche Beschwerden hervorrufen
Der Gesetzesentwurf von Rep. Michele Peckham trägt die Bearbeitungsnummer HB-1444 und wurde in der zweiten Januarwoche 2012 einem öffentlichen Forum vorgestellt. (2) Rep. Peckham erläuterte dort, dass man nicht unbedingt allergisch auf einen Duftstoff sein muss, um darauf zu reagieren. In einer 22News Fernsehreportage plädierten Interviewpartner ebenfalls für ein Parfümverbot, weil auch Schulen darunter fallen würden. Gerade dort sei die Situation oft schwierig und ein Verbot könne Abhilfe schaffen.

Gegenüber der Gewerkschaftzeitung „Unionleader“ sagte Peckham: „Es mag sich blöd anhören, aber es ist ein Gesundheitsproblem. Manche Menschen haben heftige Reaktionen auf starke Düfte.“ (3)

Senat wird Entscheidung treffen
Rep. Peckham teilte mit, dass sie bei dem öffentlichen Forum mit Widerstand zu kämpfen hatte. Vertreter der staatlichen Angestellten hatten sich gegen den Gesetzesentwurf gestellt. Rep. Peckham, die von Haus aus Anwältin ist, teilte dem TV Sender News22 mit, dass der Gesetzesentwurf nun dem Ausschuss des Repräsentantenhauses und den Senatsvertretern vorgelegt würde. Diese würden darüber entschieden, ob es zu einer Anhörung im Senat und einer Umsetzung des Gesetzentwurfs kommt.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. Januar 2012

Literatur:

  1. New Hampshire House Republicans, AP short – Bill bars NH workers from wearing fragrances, 10. Januar 2012
  2. New Hampshire Liberty Alliance, HB1444 (2012), Prohibiting certain state employees from wearing fragrances, 14.12.2011
  3. UnionLeader, From perfume to veggies, it soon could be a NH law, 2. Januar 2012

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Behördenkrieg gegen einen Jugendlichen mit Chemikalien-Sensitivität

Umweltkranke werden zur Zielscheibe

Patrick ging aufs Gymnasium. Die Schule fiel ihm leicht. In seiner Freizeit machte er Musik und spielte American Football. Die Rock Band, die er und seine Freunde gegründet hatten, fing an Fuß zu fassen und bekam Auftritte. Patrick fühlte sich mittendrin im Leben, jeder neue Tag war genial. Er schrieb Texte, die ins Mark trafen. Nicht das übliche Schülerband- gedudel. Zudem war er glücklich verliebt und schmiedete Pläne für die Zukunft. Dann pas- sierte es, Patricks’s Gesundheit kippte ab. Migräne bis auf Anschlag, Schwäche, Erschöpfung, er war zu nichts mehr fähig. Die Tage bestanden nur noch aus Schmerzen.

Der Alltag wurde zum geballten Schmerz

Die Schule wurde zur Qual. Patrick kämpfte. Er wollte nicht aufgeben, die Schule nicht, das American Football nicht, die Band nicht und schon gar nicht seine große Liebe. Was wäre das Leben ohne Alles? Schrott! Seine Eltern standen hinter ihm, sie ließen nichts unversucht. Ein Arzt fand die Ursache: Toxische Schäden durch Chemikalien und Schimmelpilze. Patrick war durch Chemikalien und Schimmel so krank geworden, dass kein Alltag möglich war. Er begann auf Haargel seiner Mitschüler zu reagieren. Axe Deo, das viele in der Schule benutzten, ein Alptraum, der Schmerzen auslöste, die mit nichts zu beschreiben waren.

Irgendwo hingehen mit den Kumpels, Auftritte mit seiner Band? No way. Dann ging es rasch, Patrick konnte nicht mehr zur Schule. Konnte nicht mehr lernen. Ende des American Football. Ende der Band. Ender der großen Liebe. Die Tage bestanden aus Schmerzen und den eigenen vier Wänden. Das ist so geblieben, bis jetzt. Isolation, Einsamkeit, jeder Tag ein Überlebenskampf – Das sind seine ständigen Begleiter. Medizinische Hilfe? Fehlanzeige. In Deutschland existiert keine Umweltklinik.

Ein Rachefeldzug gegen einen jungen Menschen?

Die Eltern von Patrick sind besorgt. Nicht zu vergessen, dass auch der Vater von Patrick schwer toxisch geschädigt ist und um seine Rechte kämpft. Was soll werden? Ohne Schulabschluss, ohne finanzielle, ohne medizinische Versorgung? Kein Kindergeld, keine Grundversorgung – Nichts. Was ist wenn sie nicht mehr da sind? Jeden Tag sehen sie ihren Sohn mit Chemikalien-Sensitivität, Schmerzen, die eigentlich nicht auszuhalten sind. Trotzdem gibt er nicht auf, das macht sie stolz auf ihn und gibt ihnen selbst Kraft, für ihn zu kämpfen. Patricks’s Eltern wollen, dass die Erkrankung ihres Sohnes als Schwerbehinderung anerkannt wird, schließlich ist er auf Hilfe von Dritten angewiesen und zwar rund um die Uhr. Die Eltern von Patrick sollten die Bürokratie kennenlernen. Medizinischer Dienst der Krankenkasse und Versorgungsamt lassen seit zwei Jahren ihre Muskeln spielen und verwehren dem jungen Mann jegliches Entgegenkommen.

Ende des Schweigens

Patrick’s Mutter hat niedergeschrieben, was ihrem Jungen seit zwei Jahren widerfährt: Keine Hilfe, nichts als Schikanen. Sie hat beschlossen, dass sie nicht länger schweigt:

MCS und die Anerkennung als Schwerbehinderung – eine Odyssee ohne Gleichen

März 2009 Erstantrag auf Feststellung einer Behinderung beim Amt für soziale Angelegenheiten

Schwere immuntoxische Schäden, Stoffwechselstörung, chronisch starke Schmerzen (Rücken, Kopf) u.a. durch Nervenentzündungen, Muskelschwäche, schul-/arbeitsunfähig seit 2004

August 2009 Bescheid

Grad der Behinderung beträgt 20

“..Zur Klärung, welche Beeinträchtigungen bei Ihnen vorliegt, wurden ärztliche Unterlagen beigezogen (z. B. von behandelten Ärzten).

Die Auswertung dieser Unterlagen unter Einschaltung unseres ärztlichen Sachverständigen hat ergeben, dass bei Ihnen folgende Beeinträchtigung(en) vorliegt (vorliegen) – in Klammern steht der jeweilige Einzel-GdB-:

1. Psychovegetative Mindestbelastbarkeit

Von dieser (diesen) Beeinträchtigung(en) bin ich bei der Entscheidung ausgegangen.”

August 2009 Widerspruch

Begründung

Laut ihrer eigenen Aussage „sind Menschen behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Leben typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist“ (§2 Abs.1 SGBIX vom 19/06/2001).

Ihr Bescheid stützt sich lediglich auf die Behauptung „…Psychovegetative Minderbelastbarkeit (20)“ – hier stellt sich mir die Frage, ob ihr wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn grundsätzlich „wertfrei“ zu beurteilen ist und ob sie ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind.

Obwohl sie genügend begründete Unterlagen seitens Dr. Binz und Dr. Lucas erhielten, haben sie diese meines Erachtens bewusst nicht zur Kenntnis genommen bzw. einfach ignoriert. Es ist hinreichend bekannt, dass Gutachter die Wirkung von Chemikalien, Schimmelpilzen, Schadstoffen udgl. mehr bei der Auslösung chronischer Krankheiten gerne leugnen.

Weitere dauerhafte schwer körperliche Beeinträchtigungen bleiben unberücksichtigt oder werden „psychiatrisiert“.

Weiteren Sachvortrag behalte ich mir vor, notfalls auf dem Klageweg.

Mit freundlichen Grüßen

September 2009

die Zweigstelle des Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung beabsichtigt eine ärztliche Begutachtung durch Dr. X als tätigen medizinischen Sachverständigen der Versorgungsverwaltung Rheinland- Pfalz durchführen zu lassen.

Dr. X lehnte die Begutachtung wegen Befangenheit ab, da Patrick schon Patient bei ihm war (wurde telefonisch seitens des Amtes eher hinten herum erfragt, ob das wirklich so stimmt, und dadurch erfuhren wir dann den Stand der Dinge, außerdem auch dass sie sich ärztliche Auskünfte wo anders auch eingeholt hatten)

November 2009

unsererseits um Mitteilung des aktuellen Sachstandes gebeten und folgende Unterlagen noch nachgereicht: Ärztliches Zeugnis von Dr. Binz, Ärzteinfo von Dr. Merz, Datenschutzerklärung und Erklärung zum Gutachterauftrag. Ende des Monats nochmals erinnert.

Dezember 2009

unsererseits Aufforderung zur Offenlegung (Datenschutz), kurz darauf kam die Stellungnahme und Mitteilung “…Wie bereits telefonisch besprochen, beabsichtige ich, die Akte nach Abschluss der Sachverhaltaufklärung mit den ärztlichen Unterlagen und ihren Aufführungen zu der Art und dem Ausmaß der Erkrankung der Abteilung “Ärztlicher Dienst” zur Prüfung Ihres Widerspruchsbegehrens vorzulegen.

Im Anschluss daran wird Ihnen ein rechtsmittelfähiger Bescheid erteilt…”

Dezember 2009 Widerspruchsbescheid

Grad der Behinderung beträgt 30

“ Ihrem Widerspruch gegen den Bescheid des Amtes für soziale Angelegenheiten in …… wird insoweit stattgegeben, als es sich im Hinblick auf die nachstehende neue Entscheidung ergibt.

  1. In Abänderung der Entscheidung des Amtes für soziale Angelegenheiten in… wird der Grad der Behinderung (GdB) nach… mit insgesamt 30 bewertet.
  2. Im Übrigen wird Ihr Widerspruch als unbegründet zurückgewiesen.
  3. Die zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung notwendigen Auf- wendungen im Vorverfahren sind auf Antrag zu 1/3 zu erstatten…

Gründe:

Nach Auswertung aller aktenkundigen ärztlichen Befundunterlagen im Benehmen mit einem/einer medizinischen Sachverständigen ist der Grad der Behinderung (GdB) mit nunmehr 30 zu bewerten.

Die bei Ihnen vorliegende und einen GdB von 30 begründende Beeinträchtigung nach dem § 69 SGB IX wird wie folgt neu bezeichnet bzw. Ergänzt -…

Psychisches Leiden, Chronic-Fatigue-Syndrom (30)

Soweit Ihr Widerspruch über die nunmehr getroffene Entscheidung hinausgeht und auf die Feststellung eines höheren GdB gerichtet ist, wird er als nicht begründet zurückgewiesen.

Bei Ihnen wurden keine Befunde erhoben, die es rechtfertigen würden, den Grad der Behinderung höher zu bewerten.

Die Bewertung richtet sich alleine nach den “Versorgungsmedizinischen Grundsätzen” (Anlage 1 zu § 2 Versorgungsmedizin-Verordnung (VersMedV)) bzw. den darin enthaltenen GdB-Werten, wie sie für bestimmte Veränderungen vorgeschlagen sind. Dem wurde auch in Ihrem Falle Rechnung getragen.

Die von Ihnen gewünschte Untersuchung war nicht erforderlich, weil der angefochtenen Entscheidung ausreichend ärztliche Befundberichte zugrunde lagen…”

FORTSETZUNG FOLGT

Autoren: Sivia K. Müller und Kira, CSN – Chemical Sensitivity Network, Februar 2011

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Toxikologe zu Dioxin-Belastungen in Eiern

Der „Dioxin-Skandal“ ist kein neues Thema

Dioxine sind giftiger, als die Behörden bei ihren Abwiegelungsmanövern weismachen

Dioxine und PCB in Futtermitteln sind Teil der Nahrungskette von chlorierten Dioxinen und polychlorierten Biphenylen, die den Menschen als Endstation belasten. Ursache sind letztlich Vermischungen von Herstellungs- und Warenströmen der Chemie- und Lebensmittelindustrie, die zu unglaublichen und unkontrollierten Schweinereien auf einzelnen Stationen dieser Ströme führen. Der jetzige erneute „Dioxin-Skandal“ ist also nichts Neues, er ist systembedingt und besteht schon länger!

Die industrielle Tierhaltung versucht, die Kosten für die Futtermittel zu drücken, indem sie das Futter mit technischen Fetten streckt. Dabei dient das Futter als Entsorgungs- weg für die Giftindustrie.

Im Folgenden eine meist stichwortartige Dokumentation dieser Verhältnisse:

Dokumentation von Dioxin-Skandalen im Nahrungsmittelbereich

Los geht’s hier 1999, wenn es auch schon viel früher anfing. Grenzwerte für Dioxin im Tierfutter gibt es in Deutschland nicht. Also wird auch nicht kontrolliert.

In Belgien hat die Fernseh-Reporterin Siel van der Donckt ein Dioxin-Dossier veröffentlicht, das die Behörden lange unter Verschluss hielten. Seit Mitte März war bei der Regierung bekannt, dass in flämischen Hühnerställen im belgischen Norden Dioxin-Vergiftungen auftraten. Das Dioxin soll aus verunreinigtem Fett stammen, das dem Tierfutter zugesetzt wurde. Ein Fettschmelzbetrieb hatte entsorgtes altes Frittieröl dem Fett zugesetzt.

Lukrative Entsorgung

Der Verdacht der Fahnder: In der Schmelzerei sollen Motorenöle billig entsorgt worden sein, darunter mit PCB verunreinigtes Hydrauliköl, das bekanntlich auch Dioxin enthält. Von da gelangte Dioxin über die Hühner und Rinder in Eier, Fleisch, Milch usw.

Als Täter kommt die Fettschmelze „Fogra“ im wallonischen Bertrix in Frage, deren Geschäftsführer am 21.6.99 verhaftet wurde (WK, 23.6.99, dpa). Die Firma bereitet in Containerparks gesammelte Altöle und Frittenfett sowie Schlachtabfälle auf und beliefert damit die Firma Verkest, die zuvor als Verursacher verdächtigt worden war. Fogra soll im Auftrag von Verkest vom 19. bis 26.1. 99 Fett an den Viehfutterhersteller De Brabander geliefert haben. Der für mehrere Transporte eingesetzte Tankwagen sei dabei nicht gereinigt worden. Verkest wiederum soll Rohwaren u.a. von 4 holländischen Firmen in Ermelo, Moerdijk, Alblasserdam und Rotterdam bezogen haben.

Altfette und Plastik – ab in die Schmelze

Bei der Firma in Ermelo wurden beispielsweise Altfette samt Plastikbehältern in die Schmelze geworfen, so Wilhelm Hartfiel, Professor vom Institut für Tierernährung der Uni Bonn als Augenzeuge. Die holländischen Firmen erhalten die Altfette meist aus deutschen Bäckereien und Frittenbuden. Diese Fette sind durch zu langes und häufiges Erhitzen mit schädlichen Spaltprodukten wie Aldehyde, Ketone und Epoxide angereichert.

Wo kommt das Gift überall her?

U. Pollmer nennt noch eine Reihe weiterer möglicher bzw. vermuteter Ursachen: Das Dioxin könne aus einem Brand in einem Hamburger Lagerhaus stammen, bei dem Paletten mit Butter betroffen waren. Eine belgische Firma habe Höchstpreise für die Überreste geboten, die vom Asphalt eingesammelt worden waren.

Es könne aber auch von verseuchtem Kalk aus der Rauchgasreinigung stammen, der nach Belgien als Beimengung zu Legemehl für Hühner verkauft worden sei. Ferner käme Fett von Fettabscheidern in der Kanalisation in Frage, das nach der TA Siedlungsabfall wiederverwertet werden soll. Pollmer hält die staatliche Vorgabe des Recyclings von Schlacht- und Lebensmittelabfällen für die eigentliche Ursache des Skandals, und ferner das Preisdiktat für Lebensmittelfirmen in Supermärkten, die zur Rationalisierung auf Kosten der Qualität zwingt.

Problem Dioxin in Futtermitteln besteht schon länger

Die Dioxin-Verseuchung breitet sich nun bis nach Spanien aus. Dioxin-verseuchtes Fett wurde Mitte April 1999 von Belgien nach Spanien exportiert (FR, 24.6.99, dpa).

Auch in Deutschland besteht eine Gefährdung, weil gebrauchte Fette aus Gaststätten, Großküchen, Imbissbuden mit Mastfutter fürs Vieh gemischt werden. Dioxin-haltige Getreiderückstände gelangen unbeanstandet ins Futter. Diese enthalten Pilzgifte, Schwermetalle und hohe Dioxinmengen.

Futter mit Getreiderückständen hatte laut Duisburger Institut für Energie- und Umwelttechnik eine 10-100-fache Dioxinbelastung als der Durchschnitt der Futtermittel. In Pflanzenöl eines hessischen Herstellers, das als Zusatz für Geflügelfutter verwendet wird, hat die Überwachungsbehörde im Juni 2004 mit 2,3 µg/kg überhöhte Dioxin-Werte festgestellt. Damit waren Grenzwerte mit einem Faktor 3 überschritten. (WK, 29.6.04, dpa).

Dioxin-Kontaminierung kein Einzelfall

Die Wahrscheinlichkeit, dass Hühner und Eier in Deutschland stark mit Dioxin belastet sind, wird als sehr groß eingeschätzt, da aktuell nicht 70 Betriebe, wie bisher angenommen, mit Dioxin verseuchtem Tierfutter beliefert wurden, sondern 1000! Und das Problem besteht schon länger:

2004 wurde Dioxin in Eiern gefunden

Im Januar 2004 wurde bekannt, dass Dioxin in Eiern von Freilandhühnern in mehreren Bundesländern, darunter Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg, den EU-Grenzwert von 3 Pikogramm (pg) pro Gramm Fett überschritten hatte. In Bayern waren Grenzwert-Überschreitungen in 3 von 47 untersuchten Proben festgestellt worden.

In Niedersachsen hatten 28 % der Proben von Freilandeiern den Grenzwert überschritten. Da die Freilandhühner das Dioxin durch ständiges Picken aus belasteten Böden aufnehmen, liegt der Schluss nahe, dass die Böden bundesweit mit Dioxin verseucht sind. Daher lagen die Dioxin-Werte bei Eiern von Käfig-Hühnern in allen Ländern deutlich niedriger (laut „Bild am Sonntag“ vom 16.2.05; WK, 17.1.05, dpa).

Dioxin in Eiern April 2010

Dioxin in Eiern wurde auch wieder im April 2010 gefunden, wie das BfR in einer Pressemitteilung veröffentlichte. Die Konzentrationen für Dioxine lagen zwischen 5,9 und 13,6 pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Fett. Die Summe aus Dioxinen und dioxin-ähnlichen PCB (dl-PCB) lag zwischen 6,9 und 14,9 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett. Der geringe Anteil der dl-PCB an den Summenwerten der Belastung deutet nach BfR darauf hin, dass die erhöhte Dioxinbelastung der Eier nicht auf eine Kontamination aus der Hintergrundbelastung, sondern auf eine besondere Schadstoffquelle zurückzuführen ist.

Der TDI-Wert der WHO liegt im Bereich von 1 bis 4 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/kg Körpergewicht pro Tag, wobei die 4 pg als provisorischer Wert für den maximal tolerierbaren Wert der Dioxin-Aufnahme angesehen werden.

Dioxin in Eiern Mai 2010

Auch im Mai 2010, am 18.5.10, wurden in Eiern aus einem Legehennenbetrieb bei Bad Ems Dioxin gefunden. Der gesetzliche Grenzwert für Dioxine in Eiern war überschritten. Der Hof wurde gesperrt. Der Betrieb hatte Futter mit Dioxin-belastetem Mais aus der Ukraine bezogen. (dpa, 19.5.10, WT; Ordner Lebensmittel).

Dioxin-belastete Eier tauchten im Mai 2010 auch bei Bio-Bauern auf. Durch Versäumnisse bei der Prüfung durch den Verein für kontrollierte und alternative Tierhaltungsformen (KAT) waren sie längere Zeit auf dem Markt geblieben. Ursache war mit Dioxinen verunreinigtes Hühnerfutter, nämlich Mais aus der Ukraine. Ergebnisse über Dioxin-Kontaminationen lagen schon am 16.3.2010 bei einem Hof in Niedersachsen vor, KAT gab Informationen jedoch erst Ende April 2010 heraus. (Spiegel 19, 10.5.10, 64; Ordner Lebensmittel; Greenpeace-Magazin 6, 2010, 30).

Dioxin in Eiern 2011

Die Behörden sperrten am 3.1.11 in Niedersachsen 1000 Höfe, in Nordrhein-Westfalen wurden 8000 Legehennen eines Betriebes in Soest getötet. Von dort sollen ebenfalls Dioxin-belastete 120 000 Eier in den Handel gelangt sein (dpa, 4.1.11, WT; Ordner Lebensmittel).

Gesundheitsgefährdung durch Dioxin in Eiern ist relevant

Die Dioxinbelastung in Eiern wird bezüglich der Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung als relevant eingeschätzt, wie aus Stellungnahmen vom Umweltprogramm der UN, UNEP, hervorgeht. Demnach sind große Teile der Bevölkerung auch 2005 „immer noch so stark belastet, dass sie sich im Risikobereich befinden“. Schädliche Einflüsse auf das Immunsystem und die Fruchtbarkeit sowie eine schleichende lebenslange Vergiftung werden vermutet.

Jeder Deutsche nimmt nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) täglich fast 2 Pikogramm (pg) Dioxin und Dioxin-äquivalente (PCB) pro kg Körpergewicht auf. Das liegt doppelt so hoch wie der WHO-Vorsorgewert (1 pg/kg x d) und mehr als 100-fach über dem Richtwert der US-Umweltbehörde EPA (0,006 pg/kg x d).

Lebensmittelüberwachung schon mit Routineaufgaben überlastet

Zur Belastungssituation (WK, 12.6.99): Man nimmt an, dass man mit verseuchtem Hühnerfleisch aus Belgien das 40 bis 90-fache, nämlich 80-90 Pikogramm Dioxin pro kg Körpergewicht und bei Eiern 17-60 Pikogramm, aufnimmt, als der Grenzwert von 10 Pikogramm für die tägliche Aufnahme zulässt. Der Verzehr von 2 belasteten Eiern würde zu einer Verdopplung der Dioxin-Werte führen, die dem Grenzwert für die tägliche Dioxinaufnahme durch Lebensmittel entsprechen (WK, 14.6.99, s.u.).

Das Amt für staatliche Lebensmittelüberwachung in Hofheim weist darauf hin, dass es schon mit den Routineaufgaben überlastet ist, weil die Stellen der Lebensmittelkontrolleure weiter abgebaut würden.

Expositionsabschätzung Dioxin in Eiern

Nach Berechnungen des BfR würde eine Person, die am Tag 142 g Eier verzehrt, 3,95 pg Dioxinäquivalente pro Tag und kg Körpergewicht aufnehmen. Dieser Wert liegt über dem Grenzwert von 2 pg des SCF(Scientific Committee on Food der EU) und im oberen Bereich der TDI-Werte der WHO. Wenn man allerdings die tägliche Aufnahme von Dioxin-Äquivalenten aus der Hintergrundbelastung berücksichtigt, wird auch der WHO-Wert überschritten.

Wenn man aber einen durchschnittlichen Verzehranteil der Eier an der Nahrung von 8% zu Grunde legt, werden täglich nur 0,86 pg Dioxin-Äquivalente aufgenommen, was dennoch eine erhöhte Exposition darstellt.

(WHO-PCDD/F-TEQ gibt den Summenwert der gemessenen Dioxine und Furane (F) an, bezogen auf die toxischen Equivalenzfaktoren der einzelnen Dioxin-/Furan-Kongenere (TEQ), die wiederum als % bezogen auf das toxischste Dioxin TCDD berechnet sind). (Stellungnahme Nr. 020/2010 des BfR vom 5.5.10; siehe Giftstoffe/Lebensmittel…)

Kurze Zusammenfassung und Kommentar:

Lebensmittelbelastungen mit chlorierten Dioxinen, Furanen und polychlorierten Biphenylen sind systembedingt:

Die Chemieindustrie produziert ständig chlorierte Kohlenwasserstoff-Produkte, wie Flammschutzmittel, Pestizide, PVC-Bodenbeläge und Baustoffe, und „entsorgt“ damit das giftige Chlor, das bei der Herstellung von Seifen und Waschmitteln anfällt. Als Nebenprodukte entstehen zwangsläufig die hochgiftigen Dioxine. Diese gehören zum so genannten „Dreckigen Dutzend“ der giftigsten Stoffe, die seit den 1990-er Jahren in der EU verboten sind.

Gesetzeslücke erlaubt Entsorgung von Giftstoffen in Futtermitteln

Lücken im Futtermittelgesetz erlauben sogar die Entsorgung von Giftstoffen in Futtermitteln für die Nutztierhaltung, die damit in die Nahrungskette gelangen und in der Bevölkerung „verdünnt“ werden.

Dioxine entstehen außerdem im Abgas der Müllverbrennungsanlagen. Da diese Stoffe chemisch sehr stabil und gleichzeitig fettlöslich sind, reichern sie sich im Fettgewebe und besonders im Gehirn an. Dort stehen sie in Verdacht, chronisch degenerative Hirnkrankheiten, also die Demenz, zu verursachen. Die rasante Zunahme der Demenzkrankheiten in den letzten Jahren beruht nicht nur auf der Zunahme des Altenanteils der Bevölkerung, sondern auf der schleichenden chronischen Vergiftung durch langlebige neurotoxische Chemikalien.

Chlorierte Dioxine sind also viel giftiger, als die Behörden bei ihren Abwiegelungs- manövern weismachen wollen. Die Verdummungstaktik von Industrie und Behörden soll das Gefahrenpotential von Dioxin und die Verursacher der Schweinerei, darunter die profitorientierte Chemie-Industrie, verschleiern.

Autor: Dr. Hans-Ulrich Hill, Wiesbaden, Januar 2011

Literatur:

Die Angaben beziehen sich auf Presse-, Radio-, Fernseh-Meldungen vom 2.-6.Juni 1999 zum 11. Dioxin-Skandal in Belgien, Juni 99: Spiegel 23, 7.6.99, S. 68; dpa-Meldungen in WK, 7.6.99, und 9.6.99, 12.6.99, Spiegel 24, 14.6.99, Natur + Kosmos 8, 1999, 15, nach U. Pollmer, sowie vielfältige Pressemeldungen bis Anfang 2011.

Buch: Hill, H.U.: Umweltschadstoffe und Neurodegenerative Erkrankungen des Gehirns (Demenzkrankheiten). 2. Aufl. 2010, Shaker-Verlag Aachen, ISBN 978-3-8322-9503-5).

Informationen vom Bfr und Informationszentrum für die Landwirtschaft:

Vorsätze der „Wutbürger“ für das Neue Jahr

Während das Jahr sich seinem Ende zuneigt, versuchen chemikaliensensible Mitmenschen sich bestmöglich zu verkriechen.

Menschen- oder kommunikationsscheu? Nein, eher „Wutbürger“

Es reicht ihnen ganz einfach, wie man mit ihnen umspringt. Chemikalien-Sensitivität ist in Deutschland als Krankheit und Behinderung eingestuft, womit den Erkrankten Rechte und Hilfe zustehen. Im Alltag und von Behörden werden die MCS-Kranken dennoch eiskalt ausgegrenzt und „ausgehungert“. Sie stellen durch ihre Existenz vieles Selbstverständliche in Frage, was nicht an die Oberfläche dringen soll. Also würgt man ab, wo man nur kann. Ganz subtil wird dabei vorgegangen, man diagnostiziert Chemikalien-Sensitivität nicht, und damit ist die Krankheit nicht existent. Verständlich, dass die Wut im Bauch derer wächst, denen jegliches Leben und Arbeiten in der Mitte unserer Gesellschaft verwehrt ist.

Vorsätze für 2011

Silvester – Wenn draußen die Böller, Raketen und sonstige Feuerwerkskörper explodieren, kämpfen Chemikaliensensible mit gesundheitlichen Reaktionen auf die Chemikalien und den Feinstaub, der freigesetzt wird. Doch die letzte Nacht des Jahres wird irgendwie vorbeigehen und für 2011 ist ein fettes Paket mit Vorsätzen geschnürt.

Die chemikaliensensiblen „Wutbürger“ werden ihre Wut nicht länger herunterschl- ucken und sich verkriechen. Chemikaliensensible haben sich für das kommende Jahr vorgenommen, sicht- und hörbar zu werden. Sie werden dazu ihre vielseitigen Fähigkeiten einsetzen, denen man bislang von Seiten der Behörden und Politik keine Entfaltungsmöglichkeit zubilligte.

Die Zeit des (Ver)schweigens ist vorbei

Ökochonder, Umwelthysteriker? Na klar, das hätte man gerne;)

Die chemikaliensensiblen „Wutbürger“ werden 2011 nicht hysterisch schreiend durch die Straßen laufen, sie werden nachhaltiger agieren. Sie werden forcieren, dass es unmöglich wird, ihre Existenz zu verschweigen. 2010 hat exemplarisch gezeigt, dass nichts im Verborgenen bleiben muss und Möglichkeiten vorhanden sind, um sich Gehör zu verschaffen – einzeln und im Kollektiv. In wenigen Stunden ist es soweit…

Guten Rutsch und alles Gute für ein powervolles 2011,

Silvia K. Müller

CSN – Chemical Sensitivity Network

Umweltkrankheiten: „Ich will mein altes Leben wieder haben!“

Sabotieren statt Unterstützen? Was ist das für eine Strategie?

FORTSETZUNGSGESCHICHTE

… „Papa, Papa“, wird Tim von seinen Gedanken aufgeschreckt. Der kleine Joel umarmte ihn fest an seinen Beinen. Tim hob den blassen Jungen hoch und drückte ihn an sich. Wie seine Haare dufteten! Er liebte den Geruch seines Sohnes, wenn er aus dem Bett kam.

„Na, Frühstück fertig?“, fragte Carla mit leiser schwacher Stimme. Tim seufzte innerlich, als er Carla hörte. Er wusste sofort, dass es ihr nicht gut ging. Er erkannte das schon am Klang ihrer Stimme.

Carla aß nur sehr langsam, sie hatte immer wieder ein Druckgefühl im Bauch und musste ständig aufstoßen. Tim wusste, wie er ihren Bauch massieren musste, um die Luft zu lockern. Dann spürte er förmlich wie Luftblasen nach oben stiegen und Carla konnte besonders tief aufstoßen. Nach einiger Zeit ging es ihr besser. Es kam aber auch schon vor, dass sie eine Stunden und länger aufstoßen musste, bevor es ihr besser ging.

Nach USA in eine professionelle Klinik

„Ich will mein altes Leben wieder haben!“, hatte Carla oft gesagt und Tim dachte: „Ich auch.“ Einfach früh aufstehen, normal frühstücken und einen normalen Alltag erleben, mal ins Kino oder in ein Restaurant gehen. Kein Schwimmbad, keine Musik- veranstaltung, kein Betreten von öffentlichen Gebäuden, dass alles und vieles andere mehr, war seit langer Zeit nicht mehr möglich war und wird es vermutlich auch nicht mehr sein.

Tim wusste, dass nur sehr wenige Menschen bei MCS einen Zustand erreichen, der ihnen ein einigermaßen normales Leben wieder ermöglicht. Die Rückfallgefahr ist aber extrem hoch. Dabei hatte er und Carla große Hoffnung, als Verwandte nach langem Bitten und Betteln Geld liehen, um seiner Frau eine Behandlung im EHC-Dallas zu ermöglichen, denn in Deutschland wird die Behandlung nicht von den Krankenkassen übernommen und sie ist nicht so professionell wie in den USA. So sind die entsprechenden Kliniken nicht frei von Duftstoffen. Auch ist die Behandlung zum großen Teil psycholastig.

MCS als körperlich bedingte Krankheit anerkannt

In den USA wird MCS als Umweltkrankheit anerkannt, allerdings ist Medizin dort eine Privatsache… Fachlich gesehen wird MCS zum großen Teil allergisch verstanden, als chronische Vergiftung des Körpers, einer defekten Blut-Hirnschranke, Störung des Immunsystems und des Stoffwechsels. Auch Fehlbildungen der Wirbelsäule, Blockaden am Atlas der Halswirbelsäule und Folgen von Schleudertraumatas werden von Fall zu Fall mitverantwortlich gemacht. Folgen sind schwerste körperliche, organische und entzündliche Reaktionen auf kleinste Chemikalienmengen, weit unterhalb von typischen Allergien, verbunden mit sehr komplexen Lebensmittelunverträglichkeiten, Erschöpfungszustände bis hin zur völligen Handlungs- unfähigkeit im Falle von Kontakt mit Chemikalien über die Atmungsorgane, den Verdauungstrakt oder der Haut.

Deutschland sabotiert US-Therapie

Im EHC-Dallas wurde unter anderem festgestellt, dass Carla gegenüber fast allen Lebensmitteln allergisch war, dass sie hohe Arsen, Cadmium und Chromwerte hatte, dass die Werte der Atmungsgase Sauerstoff und Kohlendioxid nicht in Ordnung waren und das Immunsystem nicht richtig funktionierte. Es wurde bestätigt, dass sie unter den typischen Symptomen von MCS litt. Umso erfreuter war sie, als sie spürte, wie gut ihr die Sauerstoffbehandlung tat. Sie sollte sechs Wochen andauern, wurde aber in Deutschland von den Krankenkassen abgelehnt. Die Sauerstofftherapie wäre nicht ausreichend erprobt und hätte sich nicht bewährt, hieß es in der ersten Stellung- nahme durch den MDK der DAK.

Aufgeben ist nicht!

Carla war tief traurig, aber der kämpferische Tim verfasste einen Widerspruch. Nach diesem Widerspruch, hieß es plötzlich in der endgültigen Ablehnung, dass die Therapie nicht dem anerkannten wissenschaftlichen Standard entspräche. Warum der sehr erfolgreiche, seit Jahrzehnten praktizierende Umweltarzt und acht Professorentitel tragende Dr. Rea mit dieser Methode MCS-Kranken so gut helfen kann, obwohl sie sich doch nicht bewährt habe, bleibt ein deutsches Rätsel. Gegen diese kaltherzige Behörde waren die beiden machtlos.

Behandlungserfolg torpediert

Carla ging es in der ersten Zeit nach ihrer Rückkehr in Deutschland zunächst verhältnismäßig gut. Aber das Fehlen des medizinischen Sauerstoffs forderte schnell seinen Preis: Da es in Deutschland im Prinzip keinen Wohnraum für MCS-Kranke gibt, reagierte der Körper sofort wieder auf Chemikalien.

Der Sauerstoff, der das Aufflammen der Entzündungen im Keim hätte ersticken können, stand nicht zur Verfügung, so dass der Behandlungserfolg torpediert wurde. Carla ging es schnell wieder schlechter. Besonders die Abgase einer Holzpellet-Heizungsanlage, mit der ein Nachbarblock beheizt wurde, machte ihr zu schaffen. Aber auch der im Treppenhaus aufsteigende Zigarettenqualm der Raucher und die Gerüche der im Trockenraum aufgehängten Weichspüler-Wäsche.

Teflon-Bürokratie lehnt höheren Behinderungsgrad ab

Ein Bekannter riet Carla einen Antrag beim Versorgungsamt auf einen höheren Behinderungsgrad wegen MCS zu stellen. Dreißig Prozent waren wegen Skoliose und Asthma schon anerkannt. Der Antrag wurde abgelehnt, weil der Gesundheitszustand sich durch MCS nicht wesentlich verändert habe… Es scheint so, als gab es lange vor „Teflon-Merkel“ schon eine ganze Teflon-Bürokratie in Deutschland. Tim war außer sich über so eine zynische Begründung. Als wenn die drastischen Veränderungen in der Lebensqualität seiner Frau nicht wesentlich wären.

Keine Hilfe von Behörden

Vielleicht findet hier ein sehr negatives Umdenken der Behörden statt, ähnlich wie in der Schweiz bei Schleudertrauma-Patienten und Schmerzpatienten ohne erkennbare organische Ursachen. Schmerzpatienten, wo sich die Ursachen der Schmerzen nicht durch organische Ursachen erklären lassen, wird keine Frührente mehr gewährt und eine bestehende gestrichen. Unausgesprochen: Diese Schmerzen hätten also psychische Ursachen. Man ist der Meinung, sie ließen sich durch bestimmte Methoden wegtrainieren. Eine wesentliche Einschränkung der Arbeitsfähigkeit bestünde bei diesen Menschen nicht. In Deutschland lässt man ohnehin nur Erklärungen für Krankheiten zu, die sich materiell, also über Krankheitserreger und organischen Veränderungen, zum gegenwärtigen Zeitpunkt nachweisen lassen.

Beweise gibt es, nur keiner akzeptiert sie

Wenn MCS-Kranke über Erschöpfungszustände, Schwindel, Glieder- und Rücken- schmerzen, Schmerzen im Verdauungstrakt usw. klagen, dann kann das nicht direkt durch Röntgen, Ultraschall, Blut- und Gewebeuntersuchungen u.a. Methoden nachgewiesen werden und wird mit diesem Vorwand nicht akzeptiert. Forschungen von deutschen, schwedischen und amerikanischen Ärzten und Wissenschaftlern haben durch Gehirnscans zwar eindeutig belegt, dass der Gehirnstoffwechsel bzw. die Gehirnaktivitäten bei MCS-Kranken im Vergleich zu gesunden Menschen stark verändert ist, wenn sie Chemikalien ausgesetzt sind, aber das hindert die deutschen Gesundheitsbehörden, den MDK und Krankenkassen nicht daran, diese Krankheit zu bagatellisieren und immer noch zu psychiatrisieren. Noch arroganter ist es, die sehr umfangreiche Fachliteratur von dem Pionier der Umweltmedizin und führenden Experten auf diesem Gebiet, Dr. Rea vom EHC Dallas zu ignorieren, sowie die Forschungsergebnisse von Dr. Pall…

Fortsetzung folgt.

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, Dezember 2010

FORTSETZUNGSGESCHICHTE:

Teil I: …und komme bitte nicht mit Parfüm

Teil II: MCS als Fiktion hinzustellen ist einfach, mit MCS zu leben ist schwer

Teil III: Die Problematik MCS ist der Regierung schon öfter unterbreitet worden

Haben Schüler mit Chemikalien-Sensitivität an deutschen Schulen eine Chance?

Die möglichst breite Integration Behinderter ist Ziel aller Länder, die zu den Unterzeichnern der UN-Behindertenkonvention gehören. In Deutschland besitzt dieses völkerrechtlich verbindliche Dokument seit März 2009 Gültigkeit. Spätestens seitdem sollten Bestre- bungen laufen, dass behinderte Kinder eine Schulbildung erhalten, die möglichst keine Benachteiligung gegenüber Nichtbehinderten aufweist. Keine Behinderung soll und darf gemäß der UN-Konvention einer anderen Behinderung gegenüber bevorzugt oder bena- chteiligt werden. MCS – Multiple Chemical Sensitivity ist in Deutschland eine anerkannte körperlich bedingte Behinderung.

In den USA und Canada gibt es eine stetig wachsende Zahl von Schulen und Univers- itäten, die Chemikaliensensible integrieren und die ihre Gegebenheiten für diese Behindertengruppe anpassen. Eine Umstellung wurde meist freiwillig, oft schon vor Jahren vollzogen. Dort kommt man mit Duftstoffverboten und durch Verwendung duft- und chemiefreier Reinigungsmittel und Vermeidung von Chemikalien den Betroffenen entgegen. Dass es Integrationsprojekte an Universitäten oder spezielle Schulen für die Gruppe der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gibt, die unter MCS leiden, ist bislang nicht bekannt geworden.

Schüler mit MCS

CSN sind mehrere Fälle von Kindern und Jugendlichen bekannt, deren Zukunft durch ihre MCS (ICD-10 T78.4) am sogenannten seidenen Faden hängt, oder denen dadurch eine erfolgreiche Zukunft verwehrt scheint. Der Grund ist der, dass sie wegen ihrer Krankheit und Behinderung keine Schule besuchen können.

Ein weiterer, kleiner Prozentsatz chemikaliensensibler Schüler in Deutschland beißt sich von einem körperlichen Zusammenbruch bis zum Nächsten durch. Deren Eltern berichten, dass ihr Kind je nach Reaktionsschwere Stunden, Tage bis Monate in der Schule fehlt. Den Lernstoff versuchen sie Zuhause nachzuholen, was natürlich nur bedingt durchführbar ist. Oft gibt es Ärger mit der Schule oder Schulbehörde. Ob das „Durchhalten“ dieser Schüler bis zum Schulabschluss im Einzelnen möglich sein wird, hängt von der Rücksichtnahme der Schule, den Mitschülern und Faktoren ab, ob eine Schule weitgehend schadstofffrei ist oder nicht. Die Intelligenz völlig zu entfalten zu können, ist realistisch betrachtet, für keinen dieser Schüler möglich.

Thommy’s MCS Blogfrage der Woche:

  • Wie steht es um die schulische Integration von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, die chemikaliensensibel sind?
  • Wird Kindern mit MCS in Deutschland eine Chance in Punkto Schulbildung eingeräumt?
  • Gibt es Leitlinien für den Umgang mit chemikaliensensiblen Schülern an einer normalen Schule oder die Integration von Kindern mit MCS?
  • Gibt es Schulen in Deutschland, die auf Kinder mit MCS eingehen?
  • Haben deutsche Behörden in irgendeiner Form Ansätze gezeigt, Schülern mit MCS eine Schulausbildung zu ermöglichen?
  • Wird für Schüler, die unter MCS leiden, z.B. kostenlose Beschulung per Internet bereitgestellt?
  • Was müsste sich an Schulen ändern, damit chemikaliensensible Schüler und Lehrer erfolgreich an normalen Schulen integriert werden können?

Envio PCB-Skandal: Die Opfer stehen im Regen

Dortmund, ein Entsorgungsbetrieb gerät Anfang 2010 in die Schlagzeilen. Envio, eine Recycling GmbH, steht in dringendem Verdacht, sorglos bei der Handhabung von PCB-verseuchten Transformatoren umgegangen zu sein. Im Blut von Angestellten und Nachbarn des Recycling-Betriebs findet sich die hochtoxische und krebserregende Chemikalie PCB. Auch die umliegenden Gärten sind hochgradig verseucht. Envio weist zu jenem Zeitpunkt jede Schuld von sich. Jetzt, im zweiten Halbjahr 2010, wird erkennbar, dass die Angestellten und Anwohner sich auf einen langen Kampf einstellen müssen. Hilfe erhielten sie bislang nicht etwa von den Verantwortlichen und zuständigen Behörden, sondern in erster Linie von den Medien. Ohne die Zeitung DER WESTEN wären kaum Fakten an die Öffentlichkeit gedrungen. Fast 160 Artikel veröffentlichte die Zeitung seit Januar 2010 und half damit den Opfern beträchtlich. Ohne diese Berichterstattung wäre mit ziemlicher Sicherheit längst „Gras“ über den Skandal gewachsen. Die PCB-Opfer wollen kämpfen, DER WESTEN steht ihnen durch unterstützende Berichterstattung bei. Die Journalisten der Zeitung sind längst selbst zu PCB-Experten geworden und scheuen keine Mühe.

Behörden und Berufsgenossenschaften mauern

In der aktuellen Ausgabe von DER WESTEN ist ein Bericht mit dem Titel “Droht Envio-Opfern ein Gutachter-Krieg?” zu lesen, der den Betroffenen eine Richtung für weiteres Vorgehen aufweist und Hintergrundinfos für ihren Weg zur Sicherstellung von Recht und Entschädigung liefert. Im Artikel wird Abekra, ein in Hessen ansässiger Verein, der sich um arbeits- und berufsbedingt Erkrankte kümmert, zitiert. Die Leiterin, Frau Dr. Vogel, kann auf eine fast 20-jährige Erfahrung zurückblicken. Sie kennt, wie kaum ein anderer, die Verfahrens- und Verschleppungstaktiken von Behörden und insbe-sondere die Maschen der Berufsgenossenschaften. Dem pflichtet der auf Erfahrung mit ähnlichen Fällen zurückblickende Stuttgarter Anwalt Hans-Peter Herrmann zu. Im Interview mit DER WESTEN rät der Fachanwalt für Medizinrecht den Geschädigten mit Nachdruck zu umgehender medizinischer Beweissicherung durch neutrale Ärzte.

Ebenfalls zitiert wurde das CSN – Chemical Sensitivity Network. Zwei ausführliche Interviews waren Basis dafür. Silvia K. Müller, Präsidentin des CSN, ist sich wie Frau Dr. Vogel bewusst, dass die Betroffenen in Dortmund fachmännische Hilfe benötigen, denn auch sie erlebte in den vergangenen beiden Jahrzehnten, dass man die Opfer in der Regel im Stich lässt. Umso erfreuter ist die CSN-Präsidentin, dass sich DER WESTEN dem Envio-Skandal angenommen hat und keine Ermüdung in der Berichterstattung aufkommen lässt. Darin sieht sie eine enorme Chance für die Opfer.

Skandalöse Aussagen zum Nachteil der Betroffenen

Silvia K. Müller verfolgte den PCB-Skandal von Anfang an. Sie war vor allem über die Aussage der Dortmunder Gesundheitsamtsleiterin empört, die geäußert hatte, dass man das Blut der unter 14-jährigen Kinder von Envio-Arbeitern und Anwohnern des Werksgeländes nicht untersuchen müsse. Das Zitat hierzu:

DER WESTEN: Kinder unter 14 Jahren sollen laut Dr. Annette Düsterhaus, Leiterin des Dortmunder Gesundheitsamtes, zunächst nicht untersucht werden, „um ihnen die Belastung der Blutentnahme zu ersparen“. Dr. Annette Düsterhaus: „Außerdem gibt es keine Therapiemöglichkeiten bei einer PCB-Anreicherung im menschlichen Körper.“ Die Expertenrunde um Prof. Michael Wilhelm (Ruhr Uni), die die Blutuntersuchungen der Mitarbeiter bewertete: „Wegen der langen Verweildauer von PCB im menschlichen Körper lassen sich spätere gesundheitliche Auswirkungen nicht ausschließen.“

Für die CSN-Präsidentin war klar, wenn die Eltern auf Blut- und Fettgewebsanalysen verzichten, dann können auch später folglich keine Ansprüche geltend gemacht werden. Auch Kinder, nicht nur Erwachsene, haben einen Rechtsanspruch und einen Anspruch auf Gesundheit. Ohne die versagten Blutanalysen hätte niemand etwas Beweiskräftiges in der Hand. Das kommt Verursachern und Verantwortlichen natürlich gelegen und zählt zu deren üblichen Procedere.

Die Aussage “Entgiftung von PCBs nicht möglich” ist wissenschaftlich unkorrekt

Auch die zweite Aussage der Dortmunder Gesundheitsamtsleiterin gegenüber DER WESTEN – es gäbe keine Therapiemöglichkeiten bei einer PCB-Anreicherung im Körper – ist eine Fehlinformation, die Betroffene in die Irre führt. PCBs kann man sehr wohl entgiften, wenn auch mit einem gewissen Aufwand.

Um dies zu belegen führt die CSN-Präsidentin Prof. Dr. William J. Rea an, einer der Mitbegründer der Umweltmedizin und erster Professor für Umweltmedizin weltweit. Der Experte für Chemikalienschädigungen und Chemikaliensensitivität legte in seinem vierbändigen Buch „Chemical Sensitivity“ dar, dass man PCB’s sehr wohl entgiften kann. Prof. Rea bezieht sich unter anderem auch auf die Angaben eines deutschen Umweltmediziners (Dr. Thomas Meyn). In einer Tabelle, in dem als Standardwerk geltenden Fachbuch, werden die PCB-Werte von 60 Patienten vor und nach einer Entgiftungsbehandlung angegeben. Eine Kombination von spezieller Saunaentgiftung und begleitendem Körpertraining führte zur Mobilisierung von PCBs im Körperfett, wodurch sich die PCB Werte der Patienten im Schnitt um fast die Hälfte reduzierten. Rea berichtet in seinem Buch weiter, dass 100 seiner Klinikpatienten, die mit PCB und PBB belastet waren, nach einer Entgiftung in einer Temperaturkammer 64-75% Reduzierung der PCB-Belastung und ihrer Beschwerden aufweisen konnten. Bei einer dokumentierten Gruppe von 1000 Patienten reduzierte sich deren Belastung im Schnitt um 71%.

PCB-Opfer sollten sich organisieren und müssen durchhalten

Die Betroffenen im Envio-Skandal müssen nicht ganz hoffnungslos in die Zukunft schauen, sie haben die Medien hinter sich, ein wichtiger Aspekt, damit der Fall nicht zum Ruhen kommt. Jetzt müssen sie sich nur noch gut organisieren, Beweise und Informationen zusammentragen, damit steigen ihre Erfolgsaussichten. Das Internet kommt den PCB-Geschädigten entgegen, denn jeder, der Informationen braucht, wird mit etwas Mühe fündig. So kann man auch Falschinformationen schnell enttarnen und für eine Veröffentlichung der Tatsachen sorgen. Das Beispiel einer 81-Jährigen, die ebenfalls durch ihren damaligen Beruf erkrankte, bestätigt dies. Die aktive Seniorin hat eine informative Webseite zum Thema GIFTE AM ARBEITSPLATZ erstellt, über die im CSN Blog berichtet wurde. Für die PCB-Opfer in Dortmund könnte dies ein kleiner Impuls sein, der ihnen Mut macht, gemeinschaftlich die Kräfte zu bündeln, um dem entgegenzuwirken, dass man sie weiter eiskalt im Regen stehen lässt.

Autoren: Silvia K. Müller und Thommy, CSN – Chemical Sensitivity Network, 3. August 2010

Photo: Jahreed für CSN

Literatur:

  1. DER WESTEN, Droht den Envio-Opfern ein Gutachter-Krieg?, 03.08.2010
  2. DER WESTEN, Envio PCB Skandal weitet sich aus, 29.06.2010
  3. William J. Rea, Chemical Sensitivity, Lewis Publisher, 1997

Weiterführende Informationen:

Verpackungen von Lebensmitteln geben Schadstoffe in Nahrungsmittel ab

Fachleute sind besorgt wegen einer bislang unbekannten Schadstoffquelle für Nahrungsmittel. Kartonverpackungen für Lebensmittel enthielten „hohe Mineralölanteile“, heißt es dem Nachrichtenmagazin „Focus“ zufolge in einem Protokoll des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). (1) Das Problem, dass Lebensmittelverpackungen eine Schwachstelle darstellen können, die zu Lasten der Gesundheit der Verbraucher geht, ist dem BfR schon seit Jahren bekannt. Probleme bereiten neben dem Schadstoffeintrag aus Altpapier auch Perfluorchemikalien, Nanomaterialien, recycelte Kunststoffe, Phthalate, Druckfarben, Dichtungsmaterial bei Glaskonserven, Bakterizide, etc.

In einer aktuellen Pressemeldung heißt es:

Den aktuellen BfR-Analysen, die im Auftrag des Bundesverbraucherschutz-ministeriums erstellt wurden, liegt eine Studie des Kantonalen Labors Zürich zugrunde. Die Schweizer Toxikologen wiesen nach, dass Ölspuren aus der Druckfarbe wiederverwerteten Papiers „binnen weniger Wochen“ in Lebensmittel übergehen können, die mit Produkten aus Altpapier verpackt sind. „Diese Stoffe gehören nicht in die Nahrung“, sagte BfR-Präsident Andreas Hensel. Neue Grenzwerte sind allerdings nicht in Sicht. Während der Züricher Laborleiter Rolf Etter Deutschland auffordert, bei der EU auf „Regulierungen“ zu drängen, sieht Hensel „weiteren Erkenntnisbedarf“.

Bekanntes Problem: Verpackungen kontaminieren Nahrungsmittel

Dass Lebensmittelverpackungen für Schadstoffeintrag in unsere Nahrungsmittel verantwortlich sein können, weiß das BfR seit Jahren. Es ist schließlich nicht nur das belastete Altpapier, sondern auch die Druckfarben, die bei der Bedruckung der Lebensmittelverpackungen zum Einsatz kommen und kritisch betrachtet werden müssen. Bei einem Blick auf die Webseite des BfR wird ersichtlich, dass sich die Behörde mit der Thematik „Druckfarbenrückstände“ schon länger beschäftigt. In der Meldung „Druckfarben in Lebensmitteln: Gesundheitliche Bewertung mangels Daten nicht möglich“ aus dem Jahr 2006 äußerte das BfR bezüglich einer Situation, die bereits damals für die Behörde nicht zufriedenstellend war, und nennt den Hauptgrund:

„Das Problem: Anders als viele andere Stoffe, die im Kontakt mit Lebensmitteln eingesetzt werden, sind Druckfarben auf europäischer Ebene gesetzlich nicht geregelt.“

Behörden und Industrie: Kein Konsens zugunsten der Verbrauchergesundheit

Aus der Pressemitteilung des BfR vom 1. März 2006 wird offenkundig, dass es zum damaligen Zeitpunkt bereits Treffen mit Vertretern der Industrie gab:

„Das Gespräch zwischen der Kunststoffkommission und Vertretern der Druckfarbenindustrie im BfR hat ergeben, dass sich der Übergang von Stoffen aus Druckfarben auf Lebensmittel durch einen so genannten Abklatscheffekt oder aufgrund von Migration durch das Verpackungsmaterial technologisch derzeit nicht vermeiden lässt. Kurzfristig wird sich diese Situation auch nicht ändern: Die Druckfarbenindustrie setzt zur Erfüllung lebensmittelrechtlicher Anforderungen auf ihre eigene Leitlinie. Danach sollen besonders bedenkliche Substanzen von der Verwendung ausgeschlossen und für andere Stoffe toxikologische Daten vorgelegt werden. Die hierfür vorgesehenen Fristen halten das BfR und die Kunststoffkommission für unakzeptabel: Je nach Menge des zu erwartenden Übergangs der Substanz in Lebensmittel will die Industrie die Daten – insbesondere solche zur Klärung einer eventuell vorhandenen erbgutverändernden Wirkung – erst zwischen 2010 und 2015 vorlegen. Damit wäre sowohl die gesundheitliche Bewertung als auch die Überprüfung auf Einhaltung lebensmittelrechtlicher Anforderungen lange Zeit nicht möglich. (2)

Vier Jahre sind seitdem vergangen, wir haben das Jahr 2010, die Verbraucher sind, wie die aktuelle Pressemeldung offenbart, noch immer Schadstoffen aus Lebensmittelverpackungen ausgesetzt und noch immer setzt man auf „Erkenntnisbedarf“. Das bedeutet, dass der Verbraucher weiterhin auf „Goodwill“ warten muss, bis Änderungen zum Wohle seiner Gesundheit getroffen werden.

Statt Verbraucherschutz, Selbstkontrolle der Industrie

Das BfR teilt in einer Veröffentlichung erläuternd mit, dass es kein spezielles Zulassungsverfahren gibt für Materialien im Kontakt mit Lebensmitteln. Es gibt aber die bereits erwähnten Anforderungen der EU-Verordnung 1935/2004, die alle Materialien und ihre Bestandteile erfüllen müssen, wenn sie für den Kontakt mit Lebensmitteln verwendet werden sollen. Die Verantwortung hierfür tragen jedoch die Hersteller selbst.

Sorge hat die Behörde, der die Hände gebunden zu sein scheinen, wie man an einer weiteren Meldung von 2007 sieht. Damals gab das BfR an, dass man eine Regelung auf EU-Ebene für die vielen Stoffe, die durch das Bedrucken von Lebensmittelverpackungen mit Nahrungsmitteln in Kontakt kommen können, für dringend erforderlich hält. Über 1000 Stoffe würden für das Bedrucken von Lebens-mittelverpackungen eingesetzt, so die Behörde für Risikobewertung. (3)

Das BfR ist sich den Reaktionen der Konsumenten, wenn es um schadstoffbelastete Nahrungsmittel geht, durchaus bewusst, wie aus einer Hintergrundinformation für Journalisten deutlich wird. Darin heißt es: „Wenn Lebensmittel Stoffe enthalten, die man als Verbraucher dort nicht erwartet und schon gar nicht gewünscht hat, ist die öffentliche Diskussion schnell auf dem Siedepunkt.“(3)

Verbraucher werden im Regen stehen gelassen

Verwunderlich ist die Reaktion der Verbraucher nicht, von der das BfR berichtet. Der Verbraucher von Heute erwartet, dass Nahrungsmittel frei von krankmachenden Schadstoffen sind. Ihn interessiert es wenig, welche Gründe Hersteller vorbringen, warum in welchem Fertigungsprozess Schadstoffe in die Nahrung übergehen können, er möchte sich darauf verlassen können, dass das, was er isst, seine Gesundheit stärkt, nicht gefährdet. Dem Verbraucher dies abzusprechen, bedeutet, ihm das Vertrauen zu nehmen, das er den verantwortlichen Behörden und den Herstellern in der Nahrungsmittel produzierenden Industrie entgegenbringen möchte.

Es ginge auch anders, die Hersteller müssten nur umschwenken

Dass es durchaus Möglichkeiten gibt, Lebensmittelverpackungen schadstofffrei oder schadstoffarm zu bedrucken, müsste man vermuten können, wenn man Angebote von Druckereien studiert. Da fallen Begriffe wie: „umweltfreundliche Produktion, lösungsmittelfrei, kein Einsatz von Industriealkohol im Druckprozess, Rapsöl als Bindemittel der Druckfarbe,…“ Es bleibt abzuwarten, ob zunehmender Druck von Seiten der Verbraucher und Verbraucherinitiativen umweltfreundliche und für die Gesundheit unschädliche Lebensmittelverpackungen bei den Nahrungsmittel-produzenten erwirken kann, wenn Behörden dazu seit Jahren nicht im Stande sind.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. März 2010

Literatur:

  1. dts, Fachleute besorgt wegen Giftstoffen im Essen, 07.03.2010.
  2. BfR, Druckfarben in Lebensmitteln: Gesundheitliche Bewertung mangels Daten nicht möglich, 06/2006, 01.03.2006.
  3. BfR, Materialien im Kontakt mit Lebensmitteln, A/2007, 27.04.2007.

Feuerwerk: Gesundheitsgefahr durch Feinstaubproblematik

Feuerwerk belastet Gesundheit und Umwelt - Feinstaubproblematik

Feuerwerk ist – neben allen anderen zur Genüge bekannten Problemen wie z.B. Explosionsschäden, Verbrennungen, Augen- und Ohrenschäden, Kinderarbeit etc. – in erster Linie ein Feinstaubproblem! Die Feinstaubwerte über den Nationalfeiertag der Schweiz sowie an Silvester belegen dies auf eindrucksvolle Weise.

Bei der Verbrennung von Feuerwerkskörpern (Kracher, Raketen, etc.) wird eine Mischung an chemischen Stoffen explosionsartig freigesetzt. Beim Abbrennen laufen zwischen den vermengten Stoffen chemische Reaktionen ab; dabei bilden sich eine Vielzahl neuer Substanzen unbekannter Zusammensetzung und Giftigkeit. Dadurch, dass die stark zerklüftete Oberfläche der feinen Staubteilchen eine Anlagerung von weiteren toxischen Substanzen ermöglicht, die so in den Körper getragen werden, verstärkt sich die gesundheitsschädigende Wirkung des Staubes. An Feiertagen, an denen viel Feuerwerk abgebrannt wird, sind es primär Schwermetallverbindungen, die sich an den Staubpartikeln festsetzen.

Fakt ist:

Es gibt grössere Feinstaubquellen als Feuerwerk; doch es gibt keine Feinstaubquelle, die wie Feuerwerk binnen kürzester Zeit eine Feinstaub-belastung erwirkt, welche den Feinstaubgrenzwert um das 30-fache  (z. B. Feinstaubwerte Nationalfeiertag Schweiz) und mehr überschreitet.

Feinstaub kann nicht nur bestehende Krankheiten verschlimmern, sondern auch neue hervorrufen, dadurch betrifft die Feinstaubproblematik uns alle und kann nicht als das Problem einiger weniger abgetan werden.

Ein Schwellenwert für Feinstaub, unter welchem keine schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit auftreten, wurde bis heute nicht gefunden.

Gesundheitliche Einbussen durch hohe Feinstaubbelastungen erleiden als Erste:

  • Ungeborene, Säuglinge und Kleinkinder
  • Personen mit Erkrankungen der Atemwege (Asthma, COPD/Chronic Obstructive Pulmonary Disease, Lungenemphysem, -krebs etc.) und des Herzkreislaufsystems
  • Personen mit Persistent Hyperreactivity (multiple chemical sensitivity, TILT/Toxicant-Induced Loss of Tolerance, CFS/Chronic Fatigue Syndrome, Fibromyalgie etc.) und Low-Dose RADS/Reactive Airways Disfunction Syndrome
  • über 65-Jährige

Eine akut erhöhte Partikelbelastung kann zu folgenden Gesundheitsauswirkungen führen:

  • entzündliche Prozesse
  • gravierende Intoleranz-Reaktionen der Lunge mit ebenfalls schwerwiegenden Folgereaktionen sämtlicher Körperorgane
  • negativen Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem (z.B. Herzinfarkt)
  • Zunahme des Medikamentengebrauchs
  • Zunahme der Krankenhauseinweisungen wegen Atemwegs- und Herzkreislaufproblemen
  • erhöhte Sterblichkeit

Eine grobe Fraktion von PM10, (die Masse aller im Gesamtstaub enthaltenen Partikel mit aerodynamischem Durchmesser kleiner als 10 µm) ist stärker mit Husten, Asthmaanfällen und respiratorischer Mortalität assoziiert (vor allem akute Wirkungen), dagegen sind die feinen Anteile stärker mit Herzrhythmusstörungen und kardiovaskulärer Mortalität korreliert.

Feuerwerk und die Tage danach

In Zeitreihenstudien treten Wirkungen auf die respiratorische Mortalität einen Tag nach der erhöhten Partikelbelastung auf. Wirkungen auf die kardiovaskuläre Mortalität sind nach etwa 4 Tagen am stärksten sichtbar.

Die Partikelgröße bestimmt ihre Verweildauer in der Atmosphäre. Während PM10 binnen Stunden durch Ablagerung und Niederschlag aus der Atmosphäre verschwinden, können PM2.5 Tage und Wochen in ihr schweben. Folglich können diese Partikel über weite Strecken transportiert werden.

Feinstaub kommt durch jede Ritze

So lange unsere Häuser nicht luftdicht sind, reicht für gesundheitlich Schwerstbetroffene der Aufenthalt hinter geschlossenen Türen und Fenstern als Schutz vor Feuerwerksemissionen meistens nicht aus.

Mediziner setzt Politik in Kenntnis

Dr. med. G. Schwinger aus Deutschland beschreibt diese Problematik in seinem Brief vom 22.12.2004 an die Bundesfraktion Bündnis 90/Die Grünen auf eindrucksvolle Weise:

„… Wir betreuen Patienten/innen, die (unabhängig von Allergien) bereits an einer erworbenen hochgradigen Intoleranz leiden, die dann zu einem spez. hyperreagiblen Bronchialsystem und Gefäßsystem führt mit der gravierenden Folge spez. undiff. systemischer Misch-Kollagenosen mit Overlap-Syndromen, verursacht insbesondere durch Pyrolyseprodukte und (hauptsächlich deren) Feinstäube. … Diese Patienten/innen müssen bereits am 30.12. d.J. sämtliche Türen und Fensterspalten (natürlich nur unzureichend) mit spez. Tapes zukleben, weil durch die o.g. extrem lebensgefährlichen Explosionen i.S. eines >>Over-Exposure<< (in den Aussenbereichen der Wohnungen) auch erhebliche Innenraumbelastungen auftreten, die dann zu neuerlichen schweren inhalativen Intoxikationen im Niedrig-dosis-bereich führen – mit generalisierten neuro-endokrinen und immun-vaskulären systemischen Folgereaktionen. Für diese Patienten/innen sind die Tage um Silvester insofern – nahezu regelmässig – eine einzige grosse gesundheitliche Katastrophe – für Tage und Wochen. …“

Anm: Der ganze Brief kann bei Stop Fireworks nachgelesen werden.

Gesundheitsschädliches Potential ist wissenschaftlich abgehandelt

Es gibt mittlerweile genügend neuere wissenschaftliche Arbeiten, die diese Feuerwerksproblematik belegen, wie z.B.:

„Ambient air quality of Lucknow City (India) during use of fireworks on Diwali festival“, 2008, by Barman SC et al.

„Emissions and accumulation of metals in the atmosphere due to crackers and sparkles during Diwali festival in India“, 2004, by Kulshrestha UC et al.

„Recreational atmospheric pollution episodes: Inhalable metalliferous particles from firework displays“, 2007, by Moreno T et al.

„Short-term variation in air quality associated with firework events: a case study“, 2003, by Ravindra K et al.

„The impact of fireworks on airborne particles“, 2008, by Vecchi R et al.

„Heavy metals from pyrotechnics in New Years Eve snow“ 2008, by Steinhauser G et al.

Mehr Informationen zu diesem Thema lassen sich unter „Wissenschaftliche Artikel“ auf Stop Fireworks finden.

Deutsche und Schweizer Behörden warnen vor Feuerwerk

U.a. empfehlen mittlerweile Schweizer Behörden, Menschen mit Erkrankungen der Atemwege und Kreislauferkrankungen sollten Feuerwerke meiden. Das Umweltbundesamt/Deutschland äusserte sich im November 2007 im Hintergrundpapier „Zum Jahreswechsel: Wenn die Luft „zum Schneiden“ ist“ zur Feuerwerks-Feinstaubproblematik und appellierte gleichzeitig an die Bürger/Innen, als Beitrag zur Verminderung der Feinstaubbelastung in der Silvesternacht das persönliche Feuerwerk einzuschränken oder sogar ganz darauf zu verzichten.

Auch die American Lung Association warnt vor Feuerwerk

Die American Lung Association of Hawaii rät Lungenkranken seit Jahren, während der schlimmsten Feuerwerkerei zuhause bei geschlossenen Türen und Fenstern und mit laufender Klimaanlage oder Luftreinigungsapparat zu bleiben und eine Gesichtsmaske zu tragen, um die Raucheinatmung zu verringern. Dieses Jahr verkündet das National Epidemiology Center/Philippinen dasselbe. etc.

Dem Schutz der Gesundheit und Umweltschutz Priorität einräumen

Das heisst, dass sich sowohl zumindest manche Behörden als auch zumindest Teile der Ärzteschaft absolut darüber im Klaren sind, wie schädlich Feuerwerksemissionen sind.

Ob Feuerwerk „richtig“ oder „falsch“ abgebrannt wird, von Laien im Hinterhof oder von speziell dazu Ausgebildeten als Grossfeuerwerk: die Emissionen bleiben letztendlich dieselben. Bereits ein kleines Feuerwerk (unter dem Jahr) kann in seiner näheren Umgebung zu einer erheblichen kurzzeitigen Erhöhung der Feinstaubwerte führen.

Die Begeisterung für Licht und Knall von Feuerwerk darf nicht dazu führen, das Umweltverschmutzungspotential von Feuerwerk zu ignorieren. Feinstaubempfindliche Menschen dürfen auf keinen Fall als „Kollateralschaden“ der Feuerwerkerei einiger weniger billigend in Kauf genommen werden.

Umweltschutz und Pläne zur Reduktion von Feinstaub ohne Einbezug von Feuerwerk werden zur Farce und unglaubwürdig.

Unter Berücksichtigung der gesundheitlichen Problematik, die die „Feinstaubschleuder“ Feuerwerk mit sich bringt, muss Feuerwerk ganz klar verboten werden!

Autor: Susanne von Dach, www.stop-fireworks.org für CSN – Chemical Sensitivity Network, 29.12.2009

Öffentlicher Hilferuf für eine MCS-Patientin

Wir bitten hiermit öffentlich um adäquate medizinische Hilfe für die unter MCS und schwersten Reaktionen auf Nahrungsmittel leidende Angelika Hubernagel aus Essen. Es geht um ihr Überleben. 

Wir sprechen mit unserem Hilferuf insbesondere die zuständigen Behörden, Umweltkliniken, Umweltärzte und die Verbände der deutschen Umweltmediziner an:  

Eine Frau mit MCS ist in höchster Not und brauch adäquate Hilfe 

Seit Wochen suchen Geli H. und ihr Mann verzweifelt nach medizinischer Hilfe. Die 44-jährige Frau hat stark ausgeprägte MCS- Multiple Chemical Sensitivity und schwerste Reaktionen auf nahezu alle Nahrungsmittel. Es hat sich ein völliger Toleranzverlust eingestelllt und geht immer weiter bergab. Im Moment kann sie nur noch gekochtes Rindergehacktes essen. Von allem Anderen bekommt sie trotz Cortison Atemnot, der Hals schwillt zu. Jeglicher Versuch, medizinische Hilfe zu erhalten, blieb bisher erfolglos. Sollte in den nächsten Tagen keine medizinische Hilfe erfolgen, ist mit dem Schlimmsten zu rechnen. 

Schwerste Reaktionen auf geringste Auslöser

Geli kann nicht mehr aus dem Haus gehen, sie ist wegen ihrer Reaktionen auf Chemikalien nur noch in ihrer Wohnung. Der Luftfilter läuft Tag und Nacht. Sie erleidet Erstickungsanfälle, Schwindel, starke Kopfschmerzen, Magenkrämpfe, der ganze Mund-Rachenraum ist nur noch wie rohes Fleisch. Oft läuft ihr Körper nach Aufnahme winzigster Nahrungsmengen 6-7 Stunden später rot an und sie bekommt Atemnot. Das Trinken von kleinen Schlucken Wasser sorgt ebenfalls für Zusammenbrüche.  

Hilfe verzweifelt gesucht

Jörg H. kann nicht mehr zur Arbeit gehen, weil seine Frau ständig schwerste Reaktionen erleidet und rund um die Uhr betreut werden muss. Der Arbeitgeber zeigte bislang Verständnis. Geli wiegt noch 40.8 kg bei 1.63m. Im CSN Forum schrieb ihr Mann einen Hilferuf. 

Die beiden haben durch ganz Deutschland telefoniert, um einen Arzt oder eine Klinik zu finden, die Geli helfen kann. Keiner hält sich für zuständig. Sie erhielten ausschließlich Absagen. Auch die Umweltklinik in Riddorf/ Bredstedt erteilte eine Absage. Der Klinikleiter sagte, frühestens im Januar könne sie vielleicht kommen. Sechs Betten hat die Klinik, den Rest der 21 Betten, die ursprünglich für Umweltpatienten gedacht waren, sind an Spielsüchtige vergeben. 

Die in erreichbarer Nähe des Wohnortes befindliche anthroposophische Klinik Witten-Herdecke erteilte ebenfalls eine Absage. Man ist ausgelastet und hat auch keine Zeit für MCS-Patienten. 

Ein Umweltarzt, der um Hilfe gebeten wurde, ließ wissen, dass er auch nicht helfen könne und es keine Umweltklinik in ihrer Nähe gäbe. Ein anderer führender Umweltmediziner verwies durch eine Mitarbeiterin an eine Hotline, die nur am Wochenanfang erreichbar ist. 

Ein niedergelassener Arzt, den das Ehepaar um Hilfe bat, sagte, es sei eine psychosomatische Behandlung in einer Uniklinik erforderlich. Dass die schwer chemikaliensensible Frau pathologische Laborwerte aufweist, jedoch keine psych-ischen Auffälligkeiten und dass sie überhaupt nicht in der Lage ist, in eine herkömmliche Klinik zu gehen, interessierte nicht. Heute Morgen fuhren Geli und Jörg H. in ihrer Verzweifelung trotzdem in die Uniklinik. Schon vor der Tür erlitt sie schwere Reaktionen auf die Desinfektionsmittel, Parfüms und Duftstoffe, die durch die offene Tür nach außen drangen und den Zigarettenrauch der rauchenden Patienten am Klinikeingang. Sie fuhren wieder nach Hause. Dort ist sie jetzt und keiner weiß mehr weiter.  

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 10. Dezember 2009