Vorsicht bei MCS, Kerzen können zu Schadstoffbelastung in Innenräumen beitragen

Gefährliche Gemütlichkeit durch Kerzen

Von Kerzenlicht geht Behaglichkeit und Gemütlichkeit aus. Restaurants zaubern damit ein nettes Ambiente und in unserem Zuhause sorgen Kerzen vor allem in der Winter- und Adventszeit für entsprechende Stimmung. Für Menschen mit Chemical Sensitivity / MCS sind herkömmliche Kerzen besonders bedenklich und dafür bekannt Symptome auszulösen.

Internationale wissenschaftliche Untersuchungen stellten fest, dass Kerzen erheblich zur Schadstoffbelastung im Innenraum, vor allem durch das hochgiftige Schwermetall Blei, führen können. Staatliche Ministerien warnen vor gesundheitsschädlicher Innenraum-kontaminierung durch Kerzen.

Kerzen sorgen seit Jahrhunderten für Licht und in der heutigen Zeit vornehmlich für angenehme Stimmung in unserem Zuhause. Ob in Cafes, Restaurants oder Wohnhäusern, überall flackern Kerzen gemütlich vor sich hin. Doch was nett aussieht und als Wohltat für die gestresste Psyche nach einem harten Arbeitstag gilt, muss nicht unbedingt zuträglich für die Gesamtgesundheit sein. Das Abbrennen zahlreicher Kerzen z.B. in der Weihnachtszeit wird außerdem als Ursache für das „Fogging“ (plötzlich auftretende schwarze Beläge an Wänden und Möbeln) diskutiert. (6)

Vielfältige Schadstoffe aus Kerzen
Vor allem billige Kerzen aus Asien sorgen in vielen Fällen für enorme Schadstoffbelastung in unseren Innenräumen. Ungefähr 95% aller auf dem Markt befindlichen Kerzen sind aus schnell abbrennendem Paraffin, einem Erdölprodukt, hergestellt. Neben Verbrennungs-rückständen aus dem Paraffin, gelten z. T. auch Pestizide, Lösemittel, PAK’s und Schwermetalle wie Blei und Zink zu den Stoffen, die durch Kerzen in Innenräumen freigesetzt werden können. (1,2,3,4,6)
Konventionelle Bienenwachskerzen sind oft mit Pestiziden und Arzneimitteln belastet, die durch Abbrennen freigesetzt werden. (7) Auch Stearinkerzen sind nicht bedenkenlos einzusetzen, wenn man nicht genau weiß, ob sie rein aus pflanzlichen Fetten gewonnen sind, da es auch Kerzen gibt, deren Stearin aus Rindertalg und Schlachtabfällen hergestellt wird. Oft besitzen Stearin- und Bienenwachskerzen doch einen hohen Paraffinanteil, was auf den ersten Blick nicht auffällt (6). Violettfarbene Kerzen waren vor Jahren häufig mit dioxinhaltigen Farben und Pigmenten verunreinigt. Ob importierte Kerzen diese seit 1994 in Deutschland verbotenen dioxinhaltigen Farbstoffe noch enthalten, ist nicht völlig auszuschließen (6).

Umweltbehörden und Wissenschaftler warnen
Die Abteilung für Luftverschmutzung der amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA warnte bereits 2002 vor Bleiemissionen durch Kerzen. Das Blei wird dem Docht zum Erreichen von mehr Stabilität zugesetzt. Die Dochte der von der EPA untersuchten Kerzen bestanden zu 39-74% aus Blei. (1)
Weitere Wissenschaftlerteams fanden heraus, dass Emissionen zum Teil so stark sind, dass  Wohnräume erheblich durch die freigesetzten Bleidämpfe belastet werden können. (1,2, 3) Die Schadstoffpartikel schlagen sich auf dem Boden, Wänden und Mobiliar nieder und dünsten weiter aus. Sie können leicht über die Lunge und den Gastrointestinaltrakt aufgenommen werden.
Kirchen, die zu Zeremonialzwecken Kerzen zünden oder Restaurants mit täglicher Kerzenbeleuchtung können übermäßig stark belastet sein. Australische Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Bleibelastung in kleinen schlecht belüfteten Räumen bei regelmäßiger Kerzenbenutzung sogar so hoch werden kann, dass sie eine Bleivergiftung und Tod verursachen kann (2).

Kerzenlicht ein Gesundheitsrisiko vor allem für Kinder
Trotz, dass Blei nicht mehr in Benzin oder Farben zugesetzt ist, haben Kinder heutzutage noch häufig eine deutliche Bleibelastung aufzuweisen. (1,2) Blei- und Schadstoffemissionen aus Kerzen können für Kinder eine bedenkliche Belastungsquelle darstellen, denn sie halten sich im Durchschnitt 88% der Zeit in Innenräumen auf. Eine Bleibelastung im Blut eines Kindes kann schon durch einmal wöchentliches Anzünden von entsprechenden Kerzen erreicht werden. Die EPA geht daher davon aus, dass Bleibelastung bei Kindern heutzutage z. T. auch auf das Konto von häufigem Abbrennen von Kerzen geht, oder durch Kerzen verursacht wird, die in kleinen Räumen abgebrannt wurden. (2) Der Organismus von Kindern ist weitaus anfälliger als der von Erwachsenen, weshalb Schwermetalle und Chemikalien zusätzlich leicht die neurologische und immunologische Entwicklung stören können. (1,3)

Stimmungsvolles Kerzenlicht ohne Reue
Ökologische Kerzen aus Pflanzenstearin ohne Paraffinzusatz, Soja oder Bienenwachs stellen eine vergleichsweise gefahrlose Alternative dar. Der etwas höhere Kaufpreis zahlt sich aus, denn sie brennen wesentlich länger. Um ein Rußen der Kerzen zu verhindern und die Brenndauer maximal auszunutzen, sollte der Docht immer kurz gehalten werden. Zusätzlich sollte man darauf achten, Kerzen nicht in Zugluft zu betreiben oder Windlichter zu verwenden. Das Löschen einer Kerze sollte durch Eintauchen des Dochtes in das flüssige Wachs erfolgen, um Rauchentwicklung zu verhindern. Nach jeder Kerzenbenutzung sollte grundsätzlich gründlich gelüftet werden.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Literatur:

  1. Wasson SJ, Guo Z, McBrian JA, Beach LO. , Lead in candle emissions.  US Environmental Protection Agency, National Risk Management Research Laboratory, Air Pollution Prevention and Control Division, Research Triangle Park, NC 27711, USA. Sci Total Environ. 2002 Sep 16;296(1-3):159-74.
  2. Van Alphen M. Emission testing and inhalational exposure-based risk assessment for candles having Pb metal wick cores. Lead Sense, South Australia, Australia. Sci Total Environ. 1999 Dec 15;243-244:53-65.
  3. Nriagu JO, Kim MJ. Emissions of lead and zinc from candles with metal-core wicks. Department of Environmental Health Sciences, School of Public Health, University of Michigan, Ann Arbor 48109-2029, USA. Sci Total Environ. 2000 Apr 24;250(1-3):37-41.
  4. Lau C, Fiedler H, Hutzinger O, Schwind KH, Hosseinpour J. Levels of selected organic compounds in materials for candle production and human exposure to candle emissions. University of Bayreuth, Germany. Chemosphere. 1997 Mar-Apr;34(5-7):1623-30
  5. Bonnekoh B, Merk HF. Airborne allergic contact dermatitis from benzoyl peroxide as a bleaching agent of candle wax.Department of Dermatology, University of Cologne, Koln, Germany. Contact Dermatitis. 1991 May;24(5):367-8.
  6. Bayrisches Landesamt für Umweltschutz, Umweltberatung Bayern, Weihnachts- und Silvesterartikel, Nov. 2004
    Wallner, K. Kerzen aus Bienenwachs – ein Risiko. Die Bienenpflege: 296-298, 1998

7 Kommentare zu “Vorsicht bei MCS, Kerzen können zu Schadstoffbelastung in Innenräumen beitragen”

  1. Energiefox 13. Dezember 2008 um 20:29

    Ein bisschen skeptisch war ich schon immer bei Kerzen. Bin aber ein Kerzenmuffel. Früher in der Weihnachtszeit in meiner kath. Kirche, da waren die Licher in den Tannenbäumen ja immer aus Kerzen . Manchmal fingen kleine Zweige an zu brennen und man schaute nur noch da hin, war Schluss mit der Andacht.
    Ich kann mich auch noch an einen kleinen farbigen Kerl erinnern man schmiss einen Groschen oder sonstiges Geld und er nickte dankend. War der Kirche dann doch wohl etwas peinlich und irgendwann verschwand dieser Kerl. Eine Kerze aus Bienenwachs hatte ich mal abgebrannt die roch aber auch ohne Feuer schon angenehm. Es gab ja mal Ohrenkerzen sollten ja besonders gut sein , ich habe sie auch benutzt, nehme aber an das sie wohl eher schädlich waren. Danke Silvia für die umfangreiche Information.

  2. Energiefox 14. Dezember 2008 um 19:06

    http://www.publik-forum.de/blog/?p=524
    Ich hab ein Link zum Nick- Neger gefunden. Ich weiß jetzt nicht mehr ob der
    bei uns in der Kirche auch so aussah. So ähnlich aber auf jeden Fall. Ist natürlich rassitisch und heute wohl undenkbar. Früher jedenfalls ich als
    Kind habe da gerne etwas Geld hinein geworfen.

  3. Lucca 14. Dezember 2008 um 19:43

    Das sieht nicht nach Rassismus aus Energiefox, eher nach einem Heiligen der Drei Könige.

    Der Bericht über die Kerzen hat mich erschreckt, wie viele Leute sind dadurch krank und wissen es nicht. Manche sind doch regelrecht Kerzensüchtig, möglichst noch Duftkerzen.

  4. Juliane 15. Dezember 2008 um 18:29

    Hallo Energiefox,

    in den fünfziger Jahren war ich in einem evangelischen Kindergarten.
    Dort stand auch ein „Negerlein“ auf dem Tisch der Gruppenleiterin.
    Und wir Kinder haben gerne jeden Pfennig, den wir hatten, eingeworfen, um das Nicken zu sehen. Und dann gab es immer einen Stuhlkreis in dem
    uns die Erzieherin aus einem Buch über die Armut der Kinder in Afrika vorlas und uns von Albert Schweitzer erzählte.

    Ich erinnere mich, dass wir lieber auf Karamel-Bonbons verzichteten, um
    die Pfennige den Kindern in Afrika zu schicken. Wir waren überzeugt,
    dass das den Kindern dort viel helfen würde.

    Also ein „Nick-Negerlein“ kann auch sehr positive Wirkung haben.

    Hallo Lucca,

    kerzensücthig, das ist das richtige Wort. Das gibt es in der Tat, Menschen, die permanent Duftkerzen abfackeln. Und es gibt mittlerweile sogar Kerzen-Parties so wie früher Tupper-Parties.

    Hoffentlich finden einige Kerzenliebhaber diesen informativen Blog.
    Eigentlich müsste auf Kerzen auch ein Warnhinweis stehen, wie auf Zigaretten.

  5. Silvia 17. Dezember 2008 um 21:29

    Im vergangenen Jahr schrieb ich die Behörden an wegen der Toxizität von Kerzen. Es passierte nichts. Handlungsbedarf steht offensichtlich hinter Geschäftsinteressen.

    Es fehlt an öffentlicher Aufklärung. Ich bin überzeugt, dass viele Menschen lieber ein paar Bienenwachskerzen auf dem Weihnachtsmarkt kaufen würden, wenn sie von den Schadstoffen in Supermarktware wüssten.

  6. T-Rex 19. Dezember 2008 um 09:16

    Das Bewusstsein der Medien schärft sich in Bezug auf Schadstoff. Die Zeitung Eltern brachte aktuell einen lobenswerten Bericht für werdende Mütter heraus, in dem sie auf Schadstoffe und Gefahren in der Weihnachtszeit, insbesondere durch Kerzen, hinweist:

    „Schadet der Kerzenrauch vom Weihnachtsbaum dem Baby?
    Romantisch sind sie ja, die echten Kerzen am Tannenbaum, der Adventskranz mit allen vier brennenden Lichtern oder die vielen hübschen Windlichter. Außerdem hellen sie die Stimmung auf. Aber wussten Sie, dass fünf Kerzen im Raum so viel Sauerstoff verbrauchen wie ein Mensch? Also unbedingt lüften!

    Zudem kommen beim Abbrennen von Kerzen Schadstoffe in die Atemluft. Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie sich den Luxus von Bienenwachskerzen gönnen. Das Naturmaterial verbrennt nahezu schadstofffrei.

    Und noch ein Hinweis: Rauchende Dochte setzen ähnliche Gifte frei wie Zigaretten. Daher gilt in der Schwangerschaft: Nase weg – und die Kerzen pustet lieber der werdende Vater aus.“

    http://www.eltern.de/schwangerschaft/5-15-woche/schwangerschaft-weihnachten.html

  7. Stearinkerzen und Bienenwachskerzen besser für Allergiker und Asthmatiker | Purenature.de Blog 19. Oktober 2018 um 10:12

    […] In der Winterzeit und besonders in der Weihnachtszeit bringen Kerzen romantische Stimmung ins Haus. Die im Handel angebotenen Kerzen bestehen fast ausnahmslos aus Paraffin, ein billiges Erdölprodukt. Außer den Schadstoffen, die durch das Paraffin in die Innenraumluft freigesetzt werden, tragen Duftstoffe zur Belastung von Luft und Gesundheit bei. Neuere Studien belegen, dass Aromaöle, die Kerzen duften lassen, unter bestimmten Bedingungen Schadstoffe bilden. Wissenschaftler stellten fest, Kerzen aus Sojaöl, Bienenwachs, Pflanzenstearin brennen rückstandsfrei ab, ohne die Luft mit Schadstoffen zu belasten. […]

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