Edeka und Kaiser’s verwenden noch immer giftige Kassenbons

Bei vielen Discountern hat Profit Vorrang vor Gesundheit der Verbraucher und vor dem Umweltschutz

Während Umweltschutz und die Gesundheit der Konsumenten vielen Konzernen am Herzen liegt, scheinen sich die Discounter Edeka und Kaiser’s auf Greenwashing zu beschränken. Sie verwenden noch immer hochgiftiges, BPA-haltiges Thermopapier für ihre Kassenbons. Der französische Discounter Carrefour, REWE, ALDI Nord und Lidl sind sensibler, sie suchten nach Bekanntwerden der Problematik Hersteller für Kassenbons, die weniger giftige Ersatzstoffe verwenden.

Andererseits kommt die Reue spät, denn seit 120 Jahren ist man sich bewusst, dass die Chemikalie Bisphenol A, meist kurz BPA genannt, sich im Körper wie das Hormon Östrogen verhält. In den vergangenen drei Jahren handelten Regierungen und Konzerne und eliminierten die bedenkliche Chemikalie aus einigen Produkten. Babyfläschchen aus Polycarbonat, die BPA enthalten, wurden in vielen Ländern und in der EU verboten. An Unkenntnis hinsichtlich der Toxizität und Umweltbedenklichkeit von BPA kann es bei Edeka und Kaiser’s nicht liegen.

Greenpeace gab eine Pressemitteilung heraus, um auf das sorglose Verhalten der beiden Discounter hinzuweisen:

Andere Firmen haben nach Kritik auf Ersatzstoffe umgestellt

Hamburg (ots) – Vor einem Jahr hatte eine Untersuchung des Greenpeace Magazins ergeben, dass sieben von acht getesteten Unternehmen im Thermopapier für Kassenbons giftige Bisphenole verwendeten.

Jetzt zeigt der Folgetest:

Kassenbons von Edeka enthalten noch immer das höchst umstrittene Bisphenol A (BPA), Kaiser’s setzt das kaum weniger kritische Bisphenol S (BPS) ein. Aldi Nord, die Deutsche Bahn und Lidl sind auf den Ersatzstoff Pergafast 201 umgestiegen. Rewe verwendet nun die Chemikalie D-8, Galeria Kaufhof und die Deutsche Post höchstwahrscheinlich ebenfalls.

BPA, das auch in Kunststoffen enthalten ist, steht seit Jahren in der Kritik. Es wirkt ähnlich wie das weibliche Sexualhormon Östrogen. Studien deuten darauf hin, dass es unter anderem die Reifung des Gehirns von Kleinkindern schädigen und die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. Problematisch ist auch der Ersatzstoff BPS: Studien zufolge wirkt er ähnlich stark hormonell wie BPA.

CSN Artikel über die Gefährlichkeit der Chemikalien Bisphenol A (BPA):

Die Substanzen befinden sich als Farbentwickler an der Oberfläche von Thermopapier und machen ein bis zwei Prozent von dessen Gewicht aus. Beim Anfassen können sie über die Haut ins Blut gelangen. Die schwedische Chemikalienbehörde KEMI hat kürzlich die Bisphenol-A-Exposition durch Thermopapiere berechnet und nennt die Gefahr einer Schädigung Ungeborener „nicht angemessen beherrschbar“. Die Behörde plädiert für ein vorsorgliches BPA-Verbot in Quittungen, da sich die hormonelle Wirkung schon „bei sehr geringen Dosen“ zeige. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat inzwischen eine neue Risikobewertung angekündigt. Auch das Umweltbundesamt will prüfen, „ob das Risiko für Mensch und Umwelt möglicherweise unterschätzt wird.“

Sechs der acht geprüften Unternehmen sind auf die Ersatzstoffe Pergafast 201 oder D-8 umgestiegen. Beide Chemikalien wurden jetzt neben 15 anderen möglichen BPA-Alternativen von der US-Umweltbehörde EPA untersucht. Sie sind demnach für den Menschen weniger bedenklich als BPA, aber auch nicht risikofrei. D-8 ist BPS strukturell ähnlich, laut kalifornischer Umweltbehörde hat es eine „eindeutig hormonell aktive Wirkung“. Für Pergafast 201 gilt das nach heutigem Forschungsstand nicht. Beide Substanzen gefährden aber laut EPA die Umwelt. Gelangen sie in Gewässer, kann vor allem Pergafast Fische und andere Wassertiere schädigen. Wie schon vor einem Jahr empfehlen Experten deshalb: Kassenbons nur kurz anfassen, nicht in Kinderhände geben und im Restmüll entsorgen, damit die Chemikalien nicht in den Recyclingkreislauf gelangen.

Autor:

Antext: Silvia K. Müller, Chemical Sensitivty Network, 16. August, 2012

Pressemitteilung: Greenpeace, Weiterhin Gift in Kassenbons, 14.08.2012

Bisphenol-A, Übergewicht und Diabetes

Das allgegenwärtige Bisphenol-A wurde mit Übergewicht bei Erwachsenen und Insulin-Resistenz in Zusammenhang gebracht.

Erhöhte Bisphenol-A Werte im Urin von älteren Erwachsenen stehen mit einer Zunahme von Gewicht und des Taillenumfang in Zusammenhang, beides sind Indikatoren für Adipositas und können zu ernsthaften Erkrankungen und Leiden führen.

Chinesische Forscher fanden heraus, dass Erwachsene über 40 Jahre mit erhöhten Bisphenol-A (BPA) Werten in ihrem Urin zu Adipositas, mehr Bauchfett und zu Insulin-Resistenz neigen. Diese Stoffwechselstörungen können zu weiteren, gefährlicheren Gesundheitsproblemen führen, u.a. zu Bluthochdruck, Diabetes und Herzerkrankungen.

Da BPA-Belastungen weit verbreitet sind – die meisten Menschen in den Vereinigten Staaten haben BPA in ihrem Körper – weist diese Studie auf ein möglicherweise nicht unerhebliches Gesundheitsrisiko hin, dass von diesem Schadstoff ausgeht.

BPA ist eine in großen Mengen produzierte Chemikalie, die zur Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen, Epoxidharz-Beschichtungen von Konservendosen und für manche Thermodrucker-Papiersorten verwendet wird [z.B. Kassenzettel]. Die Chemikalie kann Lebensmittel und Getränke kontaminieren und über die Nahrung in den Körper gelangen. BPA kann auch über die Haut aufgenommen oder eingeatmet werden.

Frühere epidemiologische Studien, die im Journal of the American Medical Association und von der Zeitschrift PLoS One veröffentlicht wurden, haben Zusammenhänge zwischen BPA und Stoffwechselstörungen aufgedeckt, welche mit dieser Studie übereinstimmen.

Vorausgegangene Laboruntersuchungen bringen BPA mit einer Zunahme von Fettzellen und höheren Insulin-Werten in Zusammenhang. Diese wiederum können zu Hyperinsulinämie und Insulin-Resistenz und – vielleicht – Fettsucht führen. Pränatale Belastungen von Nagern mit dieser Chemikalie können auch die Entwicklung von Hirnregionen verändern, die für Nahrungsaufnahme und Stoffwechsel zuständig sind. Deshalb erhöhen diese Tierstudien die Plausibilität der neuen Ergebnisse aus China.

In dieser Studie wurden die BPA-Werte von 3.390 Erwachsenen über 40 aus der Songnan Gemeinde in Shanghai gemessen. Für jede Person wurden soziodemographische und medizinische Daten sowie Angaben zum Lebensstil erhoben. Blutzucker und Insulin wurden ebenfalls gemessen.

Für jede Person wurde der Body Mass Index (BMI, Körpergewicht durch Größe) errechnet. Als „Übergewicht“ wurde ein BMI von 24 bis 28 angesehen, über 28 galt als fettsüchtig. Ein dicker Bauch wurde bei Männern mit einem Taillenumfang von über 35 Inch (88.9 cm) und bei Frauen mit 33,5 Inch (85.09 cm) definiert.

BPA wurde in einer morgendlichen Urinprobe gemessen. Die Werte wurden in Gruppen unterschiedlicher Konzentration (von niedrig bis hoch) unterteilt und [anhand des BMI] miteinander verglichen. Sie bewegten sich in einem Bereich, den man typischerweise in den Vereinigten Staaten findet.

Bei den höchsten Werten ergab sich sowohl zu adipösem BMI und Taillenumfang als auch zu erhöhter Insulin-Konzentration im Blut ein Zusammenhang. Insgesamt tendierten die jüngeren Männer (Durchschnittsalter 59) in dieser Studie zu den höchsten Werten dieser Chemikalie in ihrem Urin.

Bei Teilnehmern mit einem BMI von unter 24, aus den Gruppen mit den höchsten BPA-Werten, war das Vorkommen von Insulin-Resistenz um 94 Prozent erhöht – eine auffälligere Zunahme als in den entsprechenden Adipositas-Gruppen.

Die Aussagekraft dieser Studie ist dadurch begrenzt, dass der Zusammenhang nur an einem einzigen BPA-Erhebungsort festgestellt wurde und dass das Design dieser Studie diesen nicht beweisen kann – die Forscher benutzen die Methode der Querschnittstudie.

Diese Studie legt nahe, dass die BPA-Werte bei Erwachsenen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko darstellen, da sie mit Adipositas und verwandten Gesundheitsprobleme im Zusammenhang stehen.

Autor dieser Studienzusammenfassung: Steven Neese, 4. Januar 2012 für EHN

Übersetzung: Brun0 für CSN – Chemical Sensitivity Network

Quelle der Studie:

Wang, T, M Li, B Chen, M Xu, Y Xu, Y Huang, J Lu, Y Chen, W Wang, X Li, Y Liu, Y Bi, S Lai and G Ning. 2011. Urinary Bisphenol A (BPA) concentration associates with obesity and insulin resistance. The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism http://dx.doi.org/10.1210/jc.2011-1989

Der Original-Artikel „Ubiquitous bisphenol A linked to adult obesity, insulin resistance“ steht unter der Creative Commons Lizenz: by-nc-nd. Diese Übersetzung wurde abweichend von dieser Lizenz von Environmental Health News genehmigt. Sie steht unter keiner CC-Lizenz.

Weitere CSN Artikel zum Thema BPA:

Wer Dosensuppe löffelt, isst die Chemikalie BPA mit

Essen aus der Dose führt zu stark erhöhter Bisphenol-A Belastung

Wissenschaftler führten eine Studie durch, um die wichtige Frage zu klären, wie viel Bisphenol-A (BPA) man durch Essen von Nahrung aus der Dose zu sich nimmt. Die hormonaktive Chemikalie BPA ist ein Bestandteil der Innenbeschichtung von Konservendosen. Bei Studienteilnehmern, die fünf Tage lang eine Portion Dosensuppe am Tag gegessen hatten, stellte man einen mehr als 1.000 -prozentigen Anstieg von Bisphenol A fest. Die Studie, die in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift JAMA veröffentlicht wurde, ist eine der ersten wissenschaftlichen Forschungsarbeiten, bei der die BPA – Belastung beim Menschen nach Genuss von Nahrung aus Konservendosen quantifiziert wurde.

Beschichtungen von Konservendosen und Flaschen aus Polycarbonat setzen BPA frei

„Frühere Studien haben einen Zusammenhang zwischen erhöhter BPA-Belastung und gesundheitlichen Beeinträchtigungen feststellen können. Der nächste Schritt war daher, herauszufinden, durch was Menschen BPA ausgesetzt sind. Wir wissen seit einer Weile, dass das Trinken von Getränken, die in bestimmten harten Kunststoffen gelagert wurden, zu einer erhöhten BPA Belastung im Körper führen kann. Die vorliegende Studie legt nahe, dass Nahrung aus Konserven ein noch größerer Grund zur Sorge sein könnte, vor allem aufgrund ihres verbreiteten Einsatzes“, sagte Jenny Carwile, Doktorand in der Abteilung für Epidemiologie an der Harvard School of Public Health (HSPH) und Hauptautor der Studie.

BPA verantwortlich für Fortpflanzungsstörungen und degenerative Erkrankungen

Es hat sich herausgestellt, dass Kontakt mit der hormonaktiven Chemikalie BPA, die zur Beschichtung von Nahrungsmittel- und Getränkedosen verwendet wird, die Fortpflanzungsfähigkeit bei Tieren stört. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Fettleibigkeit beim Menschen wurden mit BPA in Verbindung gebracht. Außer in Beschichtungen von Nahrungsmittel- und Getränkedosen, wird Bisphenol-A auch in Polycarbonat-Flaschen (durch die Recycling Nummer 7 gekennzeichnet) und in zahnmedizinischen Composites und Versiegelungen gefunden.

Suppe aus der Dose mit BPA belastet

Für ihre Studie rekrutierten die Wissenschaftler freiwillige Studenten und Mitarbeiter aus der HSPH. Sie hatten sich die Aufgabe gestellt herauszufinden, ob der Verzehr von Suppe aus der Dose die BPA-Konzentration im Urin im Vergleich stärker erhöht, als das Essen frisch zubereiteter Suppe. Die Studienteilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe konsumierte fünf Tage lang jeden Tag 350ml Gemüsesuppe aus der Dose. Die andere Gruppe nahm fünf Tage lang täglich 350ml frische Gemüsesuppe (zubereitet ohne Zutaten aus Konserven) zu sich. Nach zwei Tagen Karenz tauschten die Patientengruppen ihre Aufgaben.

BPA geht von Dosenbeschichtungen in Nahrungsmittel über

Als die Wissenschaftler die BPA-Belastung in den Urinproben der 75 Studienteilnehmer vorliegen hatten, staunten sie nicht schlecht. Der Vergleich der Urinproben, die während der Test-Tage gesammelt wurden, zeigte, dass der tägliche Verzehr einer Portion Dosensuppen mit einem 1.221% BPA-Anstieg im Urin verbunden war.

Forschungsergebnisse werfen weitere Fragen auf

Eine weitere Feststellung der Harvard Wissenschaftler bestand darin, dass die erhöhten BPA-Konzentrationen im Urin zeitlich begrenzt sein könnten, sie halten daher weitere Forschung für notwendig ist, um die Verweildauer im Körper zu quantifizieren. Schwierig werden dürfte jedoch die Feststellung in wie weit selbst kurzfristige BPA-Exposition Effekt auf den menschlichen Organismus hat.

Wissenschaftler fordern: Hersteller sollten nach Vorsorgeprinzip handeln

„Die unerwartete Höhe des BPA-Anstiegs im Urin, die wir nach nur einer Portion Suppe beobachteten, könnte für solche Personen bedenklich sein, die regelmäßig Lebensmittel aus Dosen essen oder täglich mehrere Getränke aus Dosen trinken. Für die Hersteller wäre es daher angebracht nachzuprüfen, wie sie BPA aus den Innenbeschichtungen der Dosen beseitigen können“, sagte Michels, Senior-Autor der Studie.

Verbraucher können Entscheidungen treffen, die Industrie zum Handeln bewegen

Nicht nur Verbraucherverbände und Wissenschaftler können die Nahrungs- und Getränkeindustrie zum zeitnahen Abwenden von BPA-haltigen Dosen bewegen, auch die Konsumenten können durch gezielten Einkauf Druck auf die Hersteller ausüben. In Frankreich wird Wurst sehr häufig in Weckgläsern angeboten. Die Gläser haben einen Glasdeckel, der durch einen Einmachgummi abgedichtet ist. In solchen Weckgläsern werden auch Suppen, Gemüse und Obst angeboten. Ansonsten wurde die wohl beste Alternative durch die Forschungsergebnisse eindeutig dargelegt: Frische Zutaten nehmen und daraus die Speisen selbst zubereiten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 29. November 2011

Literatur:

Jenny L. Carwile, Xiaoyun Ye, xiaoliu Zhou, Anotonia M. Calafat, Karin B. Michels, J., Canned Soup Verbrauch und Harnwege Bishphenol A: A Randomized Crossover-Studie, JAMA, November 2011.

Weitere CSN Blogs zum Thema Bedenklichkeit und Toxizität von Bisphenol-A:

120 Jahre notorischer Bisphenol-A Skandal

Chronik: BPA von der Erfindung bis zur schrittweisen Einstellung der Produktion

Die ersten 100 Jahre – weitverbreitete Belastungen, unbekannte Risiken

1891: BPA wird erfunden Chemiker synthetisieren die Chemikalie Bisphenol A (BPA) im Labor.

1930’er Jahre: Erste Hinweise auf die Giftigkeit von BPA. Wissenschaftler entdecken, dass es sich bei BPA um ein künstliches Östrogen handelt. Seiner Anwendung als pharmazeutisches Hormon kommt die Erfindung einer anderen Chemikalie, DES (PDF, S. 100 ff), mit einer noch stärkeren östrogenen Wirkung zuvor. (DES wurde später vom Markt genommen, als man einen Zusammenhang mit genitalen Krebserkrankungen von Mädchen feststellte, deren Mütter während der Schwangerschaft DES eingenommen hatten. Zurückblickend ist dies ein Warnsignal, für ähnlich toxische Eigenschaften, die man viele Jahre später für BPA fand). 1*) [Publikation von Dodds and Lawson, 1930] 1)

1940’er und 1950’er Jahre: Neue Anwendung von BPA für Plastik. Die chemische Industrie beginnt, ein hartes Plastikmaterial namens Polycarbonat und Epoxidharze herzustellen, mit denen man Konservendosen sowie diverse andere Produkte innen beschichtet. Obwohl dieses Plastik noch lange nach seiner Herstellung BPA abgibt, wird das Material für Gebrauchsgegenstände verwendet, ohne dass die Firmen dessen Unbedenklichkeit nachweisen müssen. In den 70 Jahren nach der Produktions-Einführung von BPA kommt es zu einer explosionsartigen Verbreitung von BPA-basierten Kunststoffen, was derart unterschiedliche Produkte umfasst wie Fahrradhelme, Trinkwasserkühler und Babyfläschchen.

1976: Das erste Gesetz zur Regulierung von Industrie-Chemikalien versagt, was die Schutz vor BPA angeht. Der Kongress verabschiedet den Toxic Substances Control Act [TSCA/Gesetz zur Überwachung toxischer Substanzen], das erste Gesetz in den USA, welches Industrie-Chemikalien Regeln unterwerfen soll. BPA ist eine von 62.000 Chemikalien, die von der Umweltschutzbehörde [EPA/Environmental Protection Agency] ungeprüft als sicher übernommen und damit zugelassen wird [Rechtsgrundsatz Bestandsschutz, im Original „grandfathered in“].

Dem Regierungsgutachten zur Toxizität von BPA kommt keine regulatorische Bedeutung zu. Das staatliche Toxikologie-Programm legt den niedrigsten Wert für eine schädliche Wirkung [lowest adverse effect level(LOAEL)] für BPA im Labortieren auf 1.000 ppm (parts per million) fest, das entspricht 50 mg BPA pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag (50 mg/Kg/d) (NTP 1982/National Toxicology Program s.o.). Diese Studie wird Grundlage für die Sicherheitsnorm der EPA von 1988, die für Jahrzehnte galt und den niedrigsten Toxizitäts-Werten für BPA aus zwischenzeitlich veröffentlichten Studien erbärmlich hinterher hinkte. [NTP Studie zur Toxizität von BPA, 1982 (PDF)]. 2)

 

Die späten 1980’er bis 1990’er Jahre – Der erste Grenzwert für BPA ist mit den ersten Studien zur Wirkung niedriger BPA-Belastung nicht vereinbar

1988: Der Grenzwert der EPA für BPA ist bis zu 25 mal höher, als [die geringsten] schädlichen Werte. Die US-EPA legt einen Grenzwert (Referenz Dosis) für BPA fest, welcher auf groben, hochdosigen BPA-Studien beruht, die ein verringertes Körper-[Wachstums]-Gewicht der BPA ausgesetzten Versuchstiere ergeben, diesen Grenzwert 1988 etablieren und 1993 bestätigen. Der „sichere“ von der EPA festgelegte Grenzwert von 50 Mikrogramm BPA pro Kilogramm Körpergewicht und Tag (50 µg/kg/d) ist 1.000 mal niedriger als die Werte, welche das Wachstum der Tiere in den hochdosigen Industrie-Studien beeinträchtigt haben. Doch während etliche Studien über die nächsten 20 Jahre zeigen, dass BPA in Dosen weit unterhalb des EPA-Grenzwertes toxisch wirkt (bereits bei 2 µg/kg/d), ist die EPA unfähig den Grenzwert anzupassen und den neuen Informationen gerecht zu werden. [Zusammenfassung der EPA’s zu ihrem (derzeitigen) BPA-Grenzwert von 1993] 3)

März 1996: Erste FDA-Einschätzungen der BPA-Belastung der Amerikaner. Eine Stellungnahme der technischen Abteilung der FDA schätzt, dass Erwachsene durch kontaminierte Lebensmittel in Konserven mit 11 Mikrogramm BPA pro Tag belastet werden, während Kinder 7 Mikrogramm pro Tag ausgesetzt sind. Diese Einschätzung wird als offizielle Position der FDA für viele Jahre Bestand haben, obwohl die Forschung zur BPA-Toxizität exponentiell zunimmt und für Belastungswerte, die nach dieser FDA-Einschätzung als sicher gelten, Risiken belegen.

März 1997: Studien zeigen, daß BPA bei den in Menschen vorgefundenen Konzentrationen toxisch ist. Nur vier Jahre nachdem die EPA ihre BPA-Grenzwerte erneut für gültig erklärt, stellt Fred vom Saal an der Universität von Missouri-Columbia fest, daß eine niedrige Bisphenol A Belastung die Prostata schädigt. Dies ist die erste von vielen Studien aus Universitätslaboren, die eine schädliche Wirkung von BPA bei Belastungswerten feststellen werden, welche weit unter den Sicherheits-Grenzwerten der Regierung für BPA liegen, bei Werten, die man in Menschen findet. In den nächsten 11 Jahren wird der Bestand an Literatur über die niedrigdosige Toxizität von BPA zunehmen und darunter werden mehr als 100 Veröffentlichungen sein, die BPA mit Brust- und Prostata-Krebs, frühe Pubertät, Verhaltensstörungen und anderen Wirkungen in Zusammenhang bringen, bei Belastungswerten, die bis zu 25 mal niedriger als die „sichere“ Dosis der EPA sind. [Vom Saals bedeutende Prostata-Studie, 1997] 4)

November 1997: Untersuchungen der Regierung decken BPA-Kontamination von Säuglingsnahrung auf. Die FDA findet in 12 von 14 Proben von Säuglingsnahrung in Dosen Kontaminationen durch BPA, das sich aus der Beschichtung der Konserven löst. Aufgrund der festgestellten Werte zwischen 1 und 13 Parts per Milliarde (angloam. ppb/1:10^9) werden viele mit Säuglingsnahrung gefütterte Babys mit BPA-Werten belastet werden, die sich als für die Entwicklung schädlich heraus gestellt haben (Prostata, Brust, frühe Pubertät, Verhalten), doch die FDA versagt bei der Einschätzung der Risiken und der Verschärfung der Grenzwerte. [FDA-Studie über BPA in Lebensmittelkonserven, 1997] 5)

Mai 1999: Es wurde festgestellt, daß Babyfläschchen BPA abgeben. Consumer Reports [US-Verbraucherschutz-Organisation] stellt fest, dass aus Babyfläschchen BPA abgegeben wird, wenn diese erhitzt werden. Dies führt zu einer erneuten Debatte über die Sicherheit von Stoffen, denen Babys ausgesetzt sind. [Consumer Reports über BPA in Babyfläschchen] 6)

Mai 1999: Die FDA beteuert öffentlich, dass BPA für mit der Flasche gefütterte Babys sicher ist und ignoriert, dass immer mehr auf eine niedrigdosige BPA-Toxizität hindeutet. Der FDA-Direktor für Produkt-Richtlinien bemerkt, „Wir bleiben dabei, dass wir uns an das halten sollten, was wir festgestellt haben. Wir haben gründliche Untersuchungen durchgeführt und kamen zu dem Schluss, dass der Gebrauch sicher ist. Wir haben nichts gesehen, das uns dazu bewegen könnte, dies zu ändern“. Die FDA veröffentlicht keinerlei Informationen oder zusätzliche Untersuchungen, die sie neben jenen durchgeführt haben könnte, welche die Belastung von Babys anhand von 14 Sorten Babynahrung abgeschätzt haben. [Memo der FDA von 1999 (PDF)] 7)

Oktober 1999: Wissenschaftler der Universität Missouri berichten im Journal Nature, dass BPA bei weiblichen Mäusen die Pubertät beschleunigt. Die Autoren folgern, wenn man weibliche Maus-Föten endokrin wirksamen Substanzen aussetzt, „innerhalb eines Bereiches der für Menschen typischen umweltbedingten Belastungen, ändert sich bei diesen Mäusen die postnatale Wachstumsrate und es kommt zu einer verfrühten Pubertät“. Diese Studie gibt Anlass, sich über einen möglichen Zusammenhang zwischen früher Pubertät und der BPA-Belastung von Mädchen große Sorgen zum machen.  [Studie zu Frühpubertät im Nature Journal] 8)

2002: Eine Studie stellt fest, dass sich eine Belastung mit BPA auf Gehirn und Verhalten auswirkt. Italienische Wissenschaftler setzten Mäuse während der Schwangerschaft und Laktation einer BPA-Belastung aus. Die Nachkommen zeigen ein weniger mütterliches Verhalten. Die Autoren bringen Veränderungen im Gehirn und im Verhalten mit der BPA-Belastung in Zusammenhang. Die schädlichen Dosen bei 200 µg/Kg/d sind 40 mal niedriger als in jener Studie, welche die EPA zur Festlegung ihrer Sicherheits-Grenzwerte von 1993 heran zog. [Palanza Studie – BPA wirkt sich auf Gehirn und Verhalten schädlich aus] 9)

 

2003 bis 2006: Erste größere Untersuchung der Regierung zur niedrigdosigen Toxizität von BPA, geleitet von einem Industrieberater

2003: BPA wird auf Risiken für die Bevölkerung untersucht. Das National Institute of Health (NIH) wählt BPA als Fortpflanzungs- und Entwicklungs-Toxin für eine Untersuchung durch das CERHR (Center for the Evaluation of Risk to Human Reproduction [Zentrum zur Risikoabschätzung für die menschliche Fortpflanzung]) im Rahmen des National Toxicology Program (NTP) aus. Das NHI stellt einen Industrie-Agenten von Sciences International (SI) ein, um die Untersuchung zu leiten.

2003 bis 2006: Industrie-Berater leitet erste Bewertung von BPA, stellt ein handverlesenes Beratungsgremium zusammen. Sciences International führt die Bestandsaufnahme der Literatur zur Toxizität von BPA durch, wählt Studien aus, fasst diese zusammen und liefert zur Relevanz jeder Studie eine Einschätzung. SI und CERHR Bedienstete wählen 15 handverlesene Wissenschaftler für das Experten-Beratungsgremium der Regierung aus, welche die Einschätzungen von SI begutachten und zur Toxizität von BPA Empfehlungen aussprechen sollen, doch sie schließen mit Absicht alle Wissenschaftler vom Gremium aus, die nennenswertes Fachwissen über BPA besitzen, da sie befürchten, Fachwissen könnte das Ergebnis der Bewertung verfälschen.

Dezember 2006: Der Bericht des Industrie-Beraters und des Beratungsgremiums folgt der Linie der Industrie – „BPA ist sicher!“ Das CERHR publiziert den BPA-Bericht seines Beratungsgremiums, der weitgehend von Sciences International geschrieben wurde. Öffentliche Kommentare zum Bericht von Dr. vom Saal und anderen weisen auf Fehler bei der Interpretation von Studien hin und listen ausserdem Studien auf, die eine niedrigdosige Toxizität von BPA belegen und von Sciences International nicht in den Entwurf aufgenommen wurden. [Bericht des Beratungsgremiums, Dezember 2006 (PDF)] 10) [Kritik von Dr. vom Saal(PDF)] 11) [Alle öffentlichen Kommentare] 12)

 

Erste Hälfte von 2007: Der Industrie-Einfluss auf die BPA-Wissenschaft ist enttarnt, die Behörde feuert den Industrievertreter

28. Februar 2007: Die Environmental Working Group findet heraus, dass der BPA-Berater der Regierung für BPA-Hersteller arbeitet. Die EWG erfährt, dass Sciences International, die Firma welche die Toxizität von BPA für die Regierung abschätzt, Firmenkunden wie Dow Chemical und BASF hat, bei diesen handelt es sich um die Haupthersteller von BPA. [Die Verbindungen von SI zur BPA-Industrie] 13)

28. Februar 2007: Der US-Kongreß leitet eine Untersuchung über Interessenkonflikte der Regierung beim Umgang mit BPA ein. Das mächtige Komitee für Aufsicht und Regierungsreform [House Oversight and Government Reform Committee] startet eine Untersuchung zu Interessenkonflikten bei der NIEHS [National Institute of Environmental Health Sciences / Nationales Institut für Umweltgesundheit], jene Behörde des NIH, die dafür verantwortlich ist, den industrienahen Partner SI für die BPA-Evaluation angeheuert zu haben. Die Kongress-Abgeordneten Waxman und Senator Boxer verlangen, dass der NIEHS-Direktor Dr. David Schwartz Informationen über mögliche Interessenkonflikte bei der Beteiligung von Sciences International liefert. [Das Kongreß-Komitee verlangt Informationen zum BPA-Bewertungsverfahren (PDF)] 14)

4. März 2007: Die LA Times berichtet über Interessenkonflikte der Regierung bei der Wahl von BPA-Beratern. Marla Cone von der LA Times berichtet, dass chemische Firmen die BPA herstellen zu den Kunden von Sciences International gehören und weist auf Bedenken hin, dass diese Geschäftsverbindungen die Fähigkeit von SI beeinträchtigen könnten, ein neutrales Einschätzungsverfahren der Toxizität von BPA für die Regierung durchzuführen. [Der LA Times Artikel über Interessenkonflikte bei SI] 15)

5. – 7. März 2007: Die Regierung hebt den Vertrag mit dem Industrieberater auf, ist aber nicht in der Lage, dessen Arbeit zu verwerfen. Auf der ersten öffentlichen Sitzung des CERHR Beratungs-Ausschusses kündigt das CERHR an, dass die Mitarbeit von Sciences International aufgrund möglicher Interessenkonflikte gekündigt wurde. Das CERHR versagt jedoch darin, die Arbeit von SI zu verwerfen, stattdessen bearbeitet der Beratungs-Ausschuss die ursprünglich von SI bereitgestellte BPA-Einschätzung.

5. März 2007: Die erste größere Studie über konservierte Nahrung weist eine ausgedehnte BPA-Kontamination nach. Eine Studie der EWG untersucht 97 verschiedene Nahrungsmittel in Konservendosen und weist weit verbreitete, hohe Belastungen mit BPA nach, sobald die Chemikalie von den Beschichtungen der Konservendosen abgegeben wird. Die EWG-Studie präsentiert Daten, welche die höchste Belastung in Suppenkonserven, Nudelgerichten und Babynahrung nachweisen und enthält Informationen zu möglichen Gesundheitsgefahren für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Amerikaner mit BPA-Werten belastet werden, die höher sind als jene, die sich in Laborversuchen als schädlich erwiesen haben. [Untersuchung der EWG zu konservierter Nahrung] 16)

13. April 2007: Die Regierung feuert den Partner aus der Industrie. Das NIEHS entlässt den Industrie-Vertragspartner Sciences International aufgrund von Bedenken wegen einem Interessenkonflikt. Das BPA Beratungs-Gremium arbeitet jedoch mit dem von SI erstellten Entwurf des Berichtes der Expertengruppe weiter, trotz der besorgten Hinweise von Aktivisten und unabhängige Wissenschaftlern, dass der Bericht extrem einseitig und mängelbehaftet ist. [Government news release on contractor firing (PDF)] 17)

20. April bis 20. Juni 2007: Die Bewertung der Regierung enthält ungefähr 300 Fehler. Das CERHR veröffentlicht einen weiteren Entwurf der BPA-Einschätzung des Beratungs-Gremiums und bittet um öffentliche Stellungsnahmen. Die EWG findet in den Bericht viele Beispiele willkürlicher und unschlüssiger Anwendung von wissenschaftlichen Kriterien auf die BPA-Studien. Die EWG weist darauf hin, dass das Experten-Gremium 70% Industrie finanzierte und nur 30% nicht Industrie finanzierte Studien zur Bewertung der Toxizität von BPA als geeignet erachtet hat; das Gremium lehnt drei mal so viele unabhängige Studien wie Industrie finanzierte Studien ab. Sechs unabhängige Wissenschaftler schickten dem CERHR Kommentare, um die Interpretation ihrer Studien durch das Gremium zu korrigieren. Namentlich schickte Dr. Ana Soto’s Labor an der Tufts University einen ausführlichen Bericht, der die Fehler im Bericht Seite für Seite heraus arbeitete. Insgesamt finden die BPA-Experten 297 sachliche Fehler und Misinterpretationen in dem Regierungs-Entwurf zur BPA-Bewertung, wie aus einer Analyse der Kommentare der EWG hervorgeht. [Der Der Beratungs-Gremium (Experten-) Bericht zu BPA vom Juni 2007] 18) [Die EWG kommentiert den BPA-Bewertungsentwurf (PDF)] 19) [Alle öffentlichen Kommentare] 20) [Die Ermittlung von 297 Fehlern im Dokument durch die EWG]24 21

 

Die zweite Hälfte von 2007: Das Regierungs-Gremium ignoriert die niedrigdosige Toxizität von BPA, gibt Industrie-Studien den Vorzug, BPA-Experten warnen vor Gesundheitsrisiken

24. Juli 2007: Das NTP nimmst seinen Vertragspartner aus der Pflicht, versagt jedoch, die fehlende Ausgewogenheit und Unzulänglichkeit von dessen Arbeit festzustellen. Das NIEHS-NTP veröffentlicht die Ergebnisse seiner Selbstprüfung bezüglich eines möglichen Interessenkonfliktes des beauftragten Vertragspartners Sciences International; man kommt zu dem Schluss, dass es an der Arbeit von SI zu BPA nichts zu bemängeln gibt. Zu dieser Prüfung gehörte keine Evaluation der Richtigkeit und Vollständigkeit der BPA Literatur-Analyse, die Sciences International zu Verfügung gestellt hatte. Viele BPA-Fachleute sind der Ansicht, die Prüfung hätte der Frage nachgehen sollen, ob Sciences International mit Hilfe von peer-reviewter Literatur seine Analyse von BPA-Studien in die gewünschte Richtung drehte; Experten-Analysen der Arbeit von SI legen dies nahe. [results of NTP’s self-audit (pdf)] 22)

2. August 2007: Unabhängige BPA-Experten stellen eine Bewertung fertig, die vor BPA-Risiken für die Bevölkerung warnt.Ein vom NIH finanziertes Gremium von 38 unabhängigen Wissenschaftlern die zu BPA forschen beenden einen ausführlichen Überblick zu den Gesundheitsrisiken durch BPA und dem Ausmaß der Belastungen. Diese Gruppe, die als Chapel Hill Panel bekannt ist, kommt zu den Schluss, dass eine BPA-Belastung mit den derzeitigen Werten ein eindeutiges Gesundheitsrisiko darstellt. Sie veröffentlichen eine Konsenserklärung zu den Risiken von BPA für die Gesundheit und Reproduktion und fünf Artikel diskutieren ihre Ergebnisse im peer-reviewten Journal „Reproductive Toxicology“. [Zusammenfassung der Chapel Hill Panel Ergebnisse] 23)

6. – 8. August 2007: Ein zweites Treffen zum Beratungs-Gremium beleuchtet die Fehler des Bewertungsverfahrens. Die EWG veröffentlicht eine Analyse von Kritiken unabhängigen Wissenschaftler an der BPA-Bewertung des Beratungs-Gremiums, welche dem CERHR im Juni 2006 übermittelt wurden und präsentiert Ergebnisse die zeigen, dass der Zwischenentwurf des Experten-Gremiums hunderte mögliche Fehler und Ungereimtheiten enthält. [Die EWG-Evaluation von 297 Fehlern im Dokument]> 24)

8. August 2007: Eine EWG-Studie zeigt, dass viele Babys durch kontaminierte Babynahrung mit BPA belastet werden. Die EWG veröffentlicht eine Analyse von auf BPA getesteter Kindernahrung die ergab, dass jedes 16. mit Babynahrung gefütterte Baby einem BPA-Wert ausgesetzt ist, der sich in Tierversuchen als toxisch erwiesen hat. Die EWG-Studie zeigt, dass die Einschätzung der FDA von 1997 (Biles 1997) die Belastung von Babys mit BPA signifikant unterschätzt hat. [Die Belastung von Babys mit BPA durch kontaminierte Babynahrung] 25)

26. November 2007: Das BPA Beratungs-Gremium veröffentlicht die Endfassung seines Berichtes, spielt BPA-Risiken herunter, ignoriert viele bedenkliche Risiken des Chapel Hill Panels. In seinem endgültigen Bericht bringt das Beratung-Gremium eine „gewisse Besorgnis“ über neurale und verhaltensbestimmende Wirkungen einer fötalen Belastung mit niedrigen BPA-Dosen zum Ausdruck, weist aber unabhängige Studien zurück, die BPA mit Brust- und Prostata-Krebs, Übergewicht und Problemen der Reproduktion in Zusammenhang bringen. Die Ergebnisse widersprechen den Resultaten des mit BPA-Experten besetzten Chapel Hill Panels. Der Bericht korrigiert nicht viele der 297 Sach- und Interpretations-Fehler, die zu einem früheren Zeitpunkt des selben Jahres von BPA-Fachleuten bekanntgegeben wurden. [Der Beratungs-Gremium (Experten-) Bericht zu BPA von November 2007 (PDF)] 26)

 

Spätes 2007, frühes 2008 – Die Standpunkte von FDA und Herstellern von Babynahrung zur Sicherheit von BPA für Babies geraten unter Beschuss, der US-Kongress ermittelt

5. Dezember 2007: BPA kommt bei jedem Hersteller von Babynahrung vor. Die EWG berichtet, dass jeder größere US-Hersteller von Babynahrung BPA zum Beschichten des Metalles seiner Babynahrungs-Dosen einsetzt. In Anbetracht zahlreicher Studien die mittlerweile zeigen, dass Babys mit Besorgnis erregenden BPA-Werten belastet werden, führt die EWG eine Befragung von Babynahrungs-Herstellern zum Einsatz von BPA durch und veröffentlicht einen Ratgeber für Babynahrung, der Eltern Informationen liefert, wie man die Belastung durch Babynahrung aus Dosen verringern kann. Die Befragung der Hersteller ergibt, dass jeder größere Babynahrungs-Hersteller Beschichtungen auf BPA-Grundlage einsetzt, aus denen BPA in die Babynahrung gelangen kann. [EWG Eltern-Ratgeber für Babynahrung] 27)

17. Januar bis 5. Februar 2008: Wichtige Untersuchung des US-Kongresses zur FDA, zu Babynahrung und Industrie-Berater. Aufgrund der wachsenden Besorgnis über die Belastung von Kindern mit BPA, leitete das Komitee des Repräsentantenhauses für Energie und Handel eine Untersuchung über den Einsatz von BPA in der Beschichtung von Konservendosen ein, die Babynahrung enthalten. Die Abgeordneten John D. Dingell und Bart Stupak verlangen, dass die Hersteller von Babynahrung Informationen über ihren Einsatz von BPA in ihren Erzeugnissen liefern und darüber, ob sie ihre Babynahrung auf BPA testen. Sie fordern ausserdem, dass die FDA ihren Standpunkt zur Sicherheit von BPA erläutert und Belege liefert, die ihre Behauptung untermauern, dass es „für die aktuellen BPA-Belastungswerte keine Sicherheitsbedenken gäbe“. Schliesslich bittet das Komitee eine private Beraterfirma, die Weinberg Group, ihre Arbeit für BPA-Hersteller zu dokumentieren, es bitte diese zu klären, „ob Wissenschaft käuflich ist“. [Kongress-Untersuchung zu Babynahrungs-Herstellern] 28) [Der Kongress fordert von der FDA einen Begründung für die Behauptung der Sicherheit von BPA (PDF)] 29) [Anfrage des Kongresses an die Weinberg Group (PDF)] 30)

29. Januar bis 8. Februar 2008: Die Hersteller von Babynahrung geben zu, dass sie nicht wissen, wieviel BPA ihre Babynahrung enthält. Die Hersteller von Babynahrung antworten auf die Anfrage des Kongresses. Die meisten geben zu, dass sie ihre Produkte nicht auf BPA getestet haben. Zwei, Hain-Celestial und Abbott, haben zwar Test durchgeführt, jedoch mit einer Nachweisgrenze die so hoch lag, dass sie nicht jene [niedrigeren] BPA-Werte erfassen konnten, die sich in Studien als potentiell toxisch erwiesen haben und die sowohl von EWG wie von FDA Untersuchungen nachgewiesen wurden. [Quelle nicht mehr auffindbar] 31)

7. Februar 2008: Babyfläschchen geben BPA ab. Ein Zusammenschluss von Umwelt- und Gesundheitsgruppen aus den USA und Kanada veröffentlichen eine Studie die zeigt, dass Babyfläschchen BPA in erwärmte Flüssigkeiten abgeben, dies schürt erneut Bedenken über die Sicherheit von Plastikflaschen. [BPA in Babyfläschchen] 32)

25. Februar 2008: Die FDA antwortet der Untersuchungs-Kommission des Kongresses, gibt zu, dass nur zwei Industriestudien die Basis für ihre Sicherheits-Beurteilung sind. Die Antwort der FDA auf eine Anfrage des Kongresses zu ihren BPA-Evaluationen deckt auf, dass sich die Behauptung der der Behörde, die derzeitigen BPA-Belastungswerte würden keine Gesundheitsgefahr darstellen, auf zwei Studien stützt, die vom American Plastics Council [Kunststoff-Handelsverband] finanziert wurden. Dazu muss man wissen, dass die eine dieser Studien von BPA-Experten wegen ihren grundlegenden Design-Mängeln vielfach kritisiert worden ist. Die andere Studie wurde der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht und wurde bis heute in keinem peer-reviewten Journal veröffentlicht. Dutzende Studien, die in der peer-reviewten Literatur veröffentlicht wurden, bringen extrem niedrige BPA-Belastungen mit einer Anzahl von gesundheitlichen Nebenwirkungen in Zusammenhang, dazu gehören Brust- und Prostata-Krebs, frühe Pubertät, Unfruchtbarkeit, Übergewicht und Verhaltensstörungen. Die FDA hat keine dieser Studien zu seine Evaluation der Sicherheit von BPA herangezogen. [Quelle nicht mehr auffindbar] 33)

4. April 2008: Der Kongress verlangt erneut, dass die FDA die Grundlage ihrer Behauptung, BPA wäre sicher, offenlegt.Nachdem die FDA zugegeben hatte, dass seine Sicherheitsbewertung von BPA sich auf zwei Industrie-Studien stützt, von denen eine nicht veröffentlicht wurde, fordert das Komitee für Energie und Handel, dass die FDA die zuvor geforderten Details für ihre Sicherheitsbewertung von Babynahrung preis gibt oder mit einer Vorladung durch den Kongress rechnen muß. [Der Kongress verlangt von der FDA Daten über die Belastung von Babys (PDF)] 34) [Antwort der FDA (PDF)] 34*)

 

Frühjahr 2008 – Die Regierung stellt fest, dass BPA mit Risiken für den Menschen verbunden ist, Wal-Mart und andere Handelsketten nehmen BPA-Produkte aus den Regalen

16. April 2008: Das NTP veröffentlicht eine eigene Einschätzung der Toxizität von BPA, und äussert zum ersten Mal grundsätzliche Bedenken wegen den mit BPA verbundenen Risiken für die menschliche Entwicklung. Das NTP veröffentlicht seine eigene Bewertung der Risiken, welche für die menschliche Reproduktion und Entwicklung mit BPA verbunden sind, indem es den Bericht des Beratungs-Gremiums, die Ergebnisse des Chapel Hill Panels und andere neuere wissenschaftliche Publikationen einer eigenen Prüfung unterzieht. Der Entwurf bedeutet eine dramatische Abkehr von den Resultaten des Beratungs-Gremiums und äussert Bedenken, weil BPA mit früher Pubertät, Brustkrebs, Prostata-Veränderungen und Verhaltensproblemen in Zusammenhang gebracht wird. Die NTP betont, dass Schwangerschaft und frühe Kindheit besonders heikle Perioden sind, wenn man von höheren Belastungen und einer begrenzten Fähigkeit die Chemikalie zu verstoffwechseln ausgeht. [NTP-Entwurf zur Bewertung von BPA (PDF)] 35)

16. April 2008: Der Kongress fordert die FDA auf, seine Sicherheits-Grenzwerte für BPA unter Berücksichtigung neuer Bedenken wegen Gesundheitsgefahren neu festzulegen. Die Abgeordneten John Dingell und Bart Stupak, Vorsitzende des Komitees für Energie und Handel und des Komitees für Aufsicht und Untersuchungen, knüpfen an die dramatischen Erkenntnisse des NTPs zu den Problemen mit BPA an und fordern die FDA dazu auf, die Sicherheit von BPA in Produkten für Babys und Kinder umgehend neu zu überprüfen. [Der Kongress verlangt von der FDA, die BPA-Risiken neu zu bewerten] 36)

18. April 2008: Die kanadische Gesundheitsbehörde [Health Canada] kündigt an, dass BPA als „gefährliche Substanz“ eingestuft wird. Kanada ist das erste Land, das eine vollständige Bestandsaufnahme der Belastung des Menschen mit BPA erstellt und Massnahmen einleitet, die Belastung landesweit zu verringern. Aufgrund der Ergebnisse ihrer Bestandsaufnahme kündigen kanadische Beamte an, dass „die kanadische Regierung vorsorglich beabsichtigt, die Bisphenol-A Belastung von Kleinkindern und Neugeborenen zu reduzieren, indem sie eine Anzahl von Massnahmen plant: das Verbot von Polycarbonat-Babyfläschchen; die Entwicklung eines Zeitplans für den Ersatz von Bisphenol-A in Babynahrungskonserven; Zusammenarbeit mit der Industrie, um alternative Lebensmittelverpackungen und einen [Sicherheits-] Codex zu entwickeln; und Bisphenol-A soll unter Priorität 1 des kanadischen Umweltschutz-Gesetzes gestellt werden“. [Kanadische Massnahmen zur Reduzierung der BPA-Belastung] 37)

18. – 21. April 2008: Größere Hersteller und Händler wenden sich von BPA in Kunststoffprodukten ab. Innerhalb von Tagen nach den Bewertungen durch das NTP und die kanadischen Behörden kündigen wichtige BPA-Verarbeiter wie Playtex (Hersteller von Flaschen und Becher) und Nalgene an, auf BPA freie Produkte umzustellen. Große Handelsketten wie Wal-Mart und Toys R Us kündigen an, dass sie Babyfläschchen die BPA enthalten schnell aus dem Programm nehmen werden. [Wal-Mart nimmt BPA-Fläschchen aus den Regalen] 38) [Toys-R-Us verabschiedet sich von BPA] 39) [Nalgene wird BPA frei] 40)

6. Mail 2008: Das Komitee des Repräsentantenhauses für Energie und Handel schreibt an Hersteller von Babynahrung und fordert, dass sie BPA aus den Nahrungsverpackungen verbannen. Die Vorsitzenden Dingell und Stupak schreiben an wichtige Babynahrungs-Hersteller und erklären: „Wir sind der Ansicht, dass die Gesundheitsrisiken durch BPA für Babys in der Wachstumsphase und für Kleinkinder gravierend genug sind, um unmittelbares Handeln notwendig zu machen und wir sorgen uns, dass BPA weiterhin in den Verpackungen der Babynahrungs-Produkte bleibt.“ [Der Kongress bittet Hersteller von Babynahrung, die BPA-Beschichtung der Konservenprodukte zu ersetzen (PDF)] 41)

Vier Firmen die Babynahrung herstellen beantworten die Anfrage des Komitees. Abbott (Similac), Nestlé, Mead-Johnson (Enfamil) und PBM (Hersteller von Ladenketten-Eigenmarken) deuten an, dass sie derzeit nach alternativen Verpackungen für ihre Produkte suchen. Insbesondere PBM, Hersteller von Ladenketten-Eigenmarken Babynahrung, antwortet: „Dass BPA unter Umständen mit Gesundheitsrisiken für jene Babys und Kleinkinder verbunden ist, die mit unserer Kindernahrung gefüttert werden, war für uns mehr als Grund genug damit anzufangen, Bisphenol A aus unseren Kindernahrungs-Verpackungen zu verbannen.“ [Die Antwort von PBM an den Kongress, BPA aus Babynahrungs-Verpackungen zu entfernen (PDF)] 42)

 

Sommer und Herbst 2008 – Die Industrie bekämpft die Bemühungen von Kalifornien, BPA für Kinderprodukte zu verbieten und die FDA ignoriert beharrlich zahlreiche Laborstudien und erklärt die BPA-Belastung von Babys als „sicher“

Juni bis September 2008: Ein Kalifornischer Gesetzentwurf (Senate Bill 1713) sieht das Verbot von BPA in Produkten für Kinder vor. Die Kalifornische Senatorin Carole Migden bringt einen Gesetzentwurf ein, um BPA für Fläschchen, Schnabeltassen und Babynahrungs-Dosen zu verbieten. Die BPA-Hersteller unternahmen alles, um eine profitable Chemikalie zu schützen, indem sie irreführende Werbung schalteten in der nicht wahrheitsgemäß behauptet wurde, diese Maßnahme würde alle konservierten Nahrungsmittel betreffen, tatsächlich ging es aber nur um in Dosen verpackte Babynahrung. Das Gesetz kommt aufgrund von 10 fehlenden Stimmen in den letzten Tagen der kalifornischen Legislaturperiode nicht zustande. [Enviroblog zu den Anstrengungen der Industrie, das kalifornische Gesetzt zu verhindern] 43)

18. August 2008: Die FDA veröffentlicht ihren Entwurf zur Risiko-Bewertung der BPA-Belastung durch Lebensmittelverpackungen. Die Bewertung der FDA kommt zu den Schluss, dass die BPA-Belastungen von Erwachsenen und Kindern weit unter den toxischen Werten liegen. Die Bewertung der FDA ignoriert die Erkenntnisse des NTP und die Resultate dutzender akademischer Studien, die eine niedrigdosige Toxizität von Belastungswerten festgestellt haben, die mit denen der Babys vergleichbar sind, welche mit flüssiger Babynahrung aus Dosen gefüttert werden. [Materialien einer FDA-Veranstaltung] 44)

3. September 2008: Der endgültige Bericht des NTP. Das National Toxicology Program veröffentlicht einen endgültigen Bericht, der „einige Bedenken“ zu den Auswirkungen von BPA zum Ausdruck bringt, was „die Entwicklung von Prostata-Drüse, Gehirn und Verhaltenstörungen bei Föten, Babys und Kinder“ angeht.

16. September 2008: Das Subkomitee des Wissenschaftsrates der FDA diskutiert den FDA-Entwurf. Zur Überprüfung des FDA-Entwurfs wird eine öffentliche Sitzung abgehalten. Die EWG gibt zu den Unzulänglichkeiten der FDA Risikoabschätzung seine Stellungnahme ab und beteiligt sich an einem Beratungs-Gremium des wissenschaftlichen Subkomitees. [EWG-Kommentar zur fehlerhaften FDA-Bewertung] 45)

Am selben Tag veröffentlicht die American Medical Association (JAMA) eine Studie, welche die Alltagsbelastung von Erwachsenen mit Herzerkrankungen, Diabetes und Anzeichen von Lebervergiftung in Zusammenhang bringt. Diese Studie stellt die Behauptung der FDA in Frage, dass die Belastung von Erwachsenen 27.000 mal niedriger wäre als jene, die sich im Tierversuch als toxisch erwiesen habe.

11. Oktober 2008: Ein schwerwiegender Interessenkonflikt wird aufgedeckt. Das Milwaukee Journal Sentinel berichtet, dass Martin Philbert, Mitglied des FDA-Wissenschaftsrates, in dem Monat eine 5 Millionen Dollar Spende von einem Hersteller für medizinische Geräte bekam, als er zum Vorsitzenden des BPA-Subkomitees berufen wurde. Philbert hat diese Spende der FDA nicht bekannt gegeben. [Der Journal Sentinel Artikel] 46)

Die Abgeordneten DeLauro, Dingell, Stupak und Markey erheben gegen die Beteiligung von Philbert am Subkomitee Einwände. Die EWG fordert, dass das bevorstehende Treffen des Wissenschaftsrates verschoben wird. [EWG Pressemitteilung] 47)

15. Oktober 2008: Drei Bundesstaaten verlangen die Abschaffung von BPA.Drei Staatsanwälte aus Connecticut, New Jersey und Delaware drängen 11 Hersteller von Babynahrung und Babyflaschen, die Verwendung von BPA einzustellen. Es wurde nachgewiesen, dass die Chemikalie aus den Flaschen und Dosen in die Nahrung der Babys gelangt und sie damit, in einer Periode der größte Gefährdung durch die schädliche Wirkung von BPA, mindestens zwölf mal so hohen BPA-Werten aussetzt wie Erwachsene. [Presseerklärung eines Staatsanwaltes] 48)

18. Oktober 2008: Kanada schränkt BPA für Fläschchen und Babynahrung ein. Health Canada legt fest, dass die Belastung von Babys mit BPA angesichts von Laborstudien riskant ist, welche dauerhafte Veränderungen im Gehirn und Verhalten bei niedrigen Dosen ergaben. Die Regierung ordnet unmittelbare Schritte an, um die Belastung durch Fläschchen und Babynahrung in Dosen zu reduzieren. Ausserdem unterrichten sie Eltern über Methoden, Baby-Mahlzeiten fertig zu machen, bei denen weniger BPA freigesetzt wird. [Quelle nicht mehr auffindbar] 49)

28. Oktober 2008: Das BPA-Subkomitee der FDA fordert die FDA auf, seine Hausaufgaben zu machen. Das Subkomitee entscheidet, dass die Risikobewertung der FDA ernsthafte Mängel aufweist und äusserte „schwere Bedenken“ zum Entwurf. Sie greifen die Forderungen der EWG auf, die FDA sollte ihre Einschätzung der Belastung von Kleinkindern verbessern, neue Publikationen berücksichtigen, wie auch dutzende von Studien, die auf eine niedrigdosige Toxizität hinweisen. [Quelle nicht mehr auffindbar] 50)

31. Oktober 2008: Der Wissenschaftsrat der FDA nimmt die Empfehlungen seines Subkomitees ohne Gegenstimmen an. Der Wissenschaftsrat der FDA entschied per einstimmig, die vernichtende Beurteilung der mangelhaften Sicherheitsbewertung durch das Subkomitee zu übernehmen. Der Wissenschaftsrat hält die FDA an, eine von Grund auf neue Risikoabschätzung zu erstellen, welche die Belastung von Kleinkindern und die Studien zur Toxizität niedriger Belastungen voll berücksichtigt. Die EWG wie auch ein Mitglied des Wissenschaftsrates weisen darauf hin, dass es notwendig ist, über sofortige Maßnahmen nachzudenken, welche die Gesundheit von Kindern und möglicherweise auch Erwachsenen schützt, während die FDA das Gesundheitsrisiko neu bewertet. [Zum Treffen des FDA-Wissenschaftsrates] 51) und [EWG-Kommentar zum Wissenschaftsrat] 52)

 

2009 – Über 20 Bundesstaaten führen Gesetze ein, um die Belastung von Kindern mit BPA zu verringern

2. März 2009: Kalifornisches Gesetz eingeführt. Staats-Senatorin Fran Pavley (D-Agoura Hills) brachte einen Gesetzentwurf ein, der es verbietet, jegliche Flaschen, Tassen, Flüssignahrung oder Getränke herzustellen oder zu verkaufen, die mehr als 1 ppb BPA enthalten. [Gesetzentwurf CA SB797] 53)

4. März 2009: Suffolk County, NY beschliesst, auf BPA-Basis hergestellte Plastikflaschen und Tassen zu verbieten

5. März 2009: Connecticut Staatsanwalt kündigt an, Firmen werden die Produktion von BPA-Flaschen einstellen. 6 Firmen Avent, Disney First Years, Gerber, Dr. Brown, Playtex und Evenflow einigen sich mit Staatsanwalt Richard Blumenthal und werden die Verwendung von BPA basierten Kunststoffen zur Herstellung von Babyfläschchen für den US-Markt einstellen.

Blumenthal, der mit seinen Kollegen in Delaware und New Jersey die Vereinbarung mit den Flaschenherstellern ausgehandelt hatte sagte, er würde als nächstes Druck auf die Gesetzgebung ausüben, um BPA für Babynahrungs-Dosen, Babynahrungs-Behälter und andere Verpackungen für Produkte welche für Säugling und Kleinkinder auf dem Markt sind zu verbieten.

23. April 2009: Suffolk County NY verbietet BPA. Der Rechtsakt verbietet den Verkauf von Polycarbonat-Trinkbehälter für Kinder von 3 Jahren oder jünger. [Suffolk, Bekanntgabe des Gesetzes (PDF)] 54)

8. Mai 2009: In Minnesota wird ein BPA-Gesetz verabschiedet. Das Gesetz in Minnesota verbannt die Chemikalie aus Getränkebehältern für Kinder und wird 2010 in Kraft treten.

12. Mai 2009: BPA-Flaschen erhöhen die die Belastung von Erwachsenen um 70%. Wissenschaftler der Harvard University veröffentlichen eine Arbeit die zeigt, dass Studenten die Wasser aus Polycarbonat Sportflaschen tranken, 70% mehr von dieser Chemikalie in ihrem Körper hatten, sofern sie alle Getränke aus BPA-Trinkbehältern tranken, als wenn sie Edelstahl-Trinkflaschen benutzten. Die Studie gibt Anlass, sich über die Intensität der Belastung von Flaschen gefütterten Babys Sorgen zu machen, die unter Umständen ihre gesamte Nahrung aus BPA haltigen Flaschen aufnehmen. [Harvard BPA-Studie] 55)

14. Mai 2009: Der Chicago City Council beschließt ein BPA-Verbot. Chicagos Rechtsakt verbietet Nahrungs- oder Trinkbehälter die BPA enthalten für Kinder unter 3 Jahren.

29. Mai 2009: Der verzweifelte Versuch von BPA-Herstellern wird aufgedeckt, die öffentliche Meinung zu ihrem Produkt umzukehren.The Milwaukee Journal-Sentinel berichtet von einem Treffen der größten BPA-Produzenten und Lebensmittelhersteller (Coca-Cola, Del Monte) und Handelsverbänden, um Strategien zu entwickeln, wie sie die staatlichen Anstrengungen zum Verbot der Chemikalie umlenken könnten. Sie besannen sich auf Latino- und Afro-Amerikaner als Zielgruppe, die davon überzeugt werden sollten, dass die BPA-Regulierung ihnen schaden würde. Nach dem Journal-Sentinel „schlugen Teilnehmer den Gebrauch von Angst-Strategien vor, etwa die Konsumenten zu fragen, ‚Wollen Sie, dass es keine Babynahrung mehr gibt?'“. [Milwaukee Journal-Sentinel Artikel zu den Industrie-Possen] 56)

3. Juni 2009: Connecticut verbietet BPA. Das Gesetzt, das von Gouverneur Jodi Rell unterzeichnet wurde richtet sich gegen die Kontamination von Babynahrung, Babynahrungs-Dosen und Becher, aber auch sämtliche wiederverwendbare Lebensmittel- und Getränkebehälter. Das Gesetz wird 2011 in Kraft treten. [Norwalk News über das Connecticut-Gesetz] 57)

Juni 2009: Die Endocrine Society gibt eine Warnung zu endokrinen Disruptoren einschließlich BPA heraus. Die Endocrine Society fordert eine „Gesetzgebung mit dem Ziel, die Belastung des Menschen durch zahlreiche das Hormonsystem störende Substanzen zu verringern“ und zählt insbesondere BPA zu den Besorgnis erregenden Chemikalien. [Das Statement der Endocrine Society(PDF)] 58)

Juni 2009: Der Kongress setzt für die FDA eine Frist zum handeln. Der Abgeordnete Edward Markey (D-MA) [District of Massachusetts] verleiht der Endfassung des Gesetzes zur Nahrungssicherheit und Verbesserung Nachdruck und verlangt von der FDA, gegen BPA bis zum 31. Dezember 2009 etwas zu unternehmen. [Pressemeldung der EWG zu Vorstoß von Markey] 59)

9. Juli 2009: Ein großer Babynahrungs-Hersteller verzichtet auf BPA. Abott kündet an, dass seine Babynahrung der Marke Similac zu 91% BPA-frei ist, das bedeutet, dass alle Pulver- und gebrauchsfertige Babynahrung ohne BPA umgepackt wurden. Die Babynahrungs-Konzentrate werden noch in BPA-beschichteten Metalldosen verkauft. [Quelle nicht mehr auffindbar] 60)

3. August 2009: Der Staat Massachusetts warnt Eltern, sie sollen BPA in Flaschen und Babynahrung meiden. Im Merkblatt des staatlichen Büros für Umweltgesundheit sind praktische Regeln enthalten, um BPA zu vermeiden. Dazu gehört, statt flüssiger Babynahrung wenn möglich Pulver zu kaufen und Plastikflaschen nicht zu benutzen. [Quelle nicht mehr auffindbar] 61

September 2009: Sigg gibt eine über zwei Jahre alte Lüge zu. 2007 hat die EWG Verbraucher davor gewarnt, daß Epoxid beschichteten Wasserflaschen von Sigg BPA abgeben könnten. Sigg hat die Behauptungen der EWG vehement bestritten und gedroht, die EWG „wegen Rufschädigung ihrer Marke“ zu verklagen. Ganze zweieinhalb Jahre später kündigt Sigg an, dass sie (bereits vor einem Jahr) still und heimlich auf eine BPA freie Beschichtung umgestellt hätten und bieten an, alte Flaschen auszutauschen. Die Reaktion der EWG: [Artikel von Elaine Shannon über Sigg in der Huffington Post] 62) und [Schreiben von EWG an Sigg] 63)

24. November 2009: Consumer Reports berichtet über BPA in Lebensmitteln. Die Verbraucherschutz-Organisation stellt in nahezu jeden Produkt BPA fest, dazu gehören Bio-Marken und Marktführer wie Campbell’s, Chef Boyardee, Del Monte, Nestlé, und Progresso. Diese Ergebnisse bestätigen die EWG-Untersuchungen aus dem Jahre 2007 und deuten darauf hin, dass Lebensmittel und Babynahrung in Dosen für gefährdete Bevölkerungsgruppen nicht sicher sein könnten. [Die Tests konservierter Lebensmittel von Consumer Reports] 64) und [Die EWG-Tests konservierter Lebensmittel von 2007] 65)

2. Dezember 2009: Die EWG weist BPA in 9 von 10 Neugeborenen nach. Die ersten, jemals mit amerikanischen Babys durchgeführte Untersuchung der EWG stellt in 9 der 10 Proben aus dem Nabelschnurblut Neugeborener BPA fest. [EWG-Studie, Schadstoffe in Minderheiten-Neugeborenen] 66)

 

2010 – Mehr Fortschritte mit BPA auf der bundesstaatlichen und staatlichen Ebene

14. Januar 2010: Die FDA schliesst sich anderen Behörden an und bringt „gewisse Bedenken“ wegen BPA zum Ausdruck. In einer gemeinsamen Pressekonferenz verkündet die FDA Massnahmen, welche Eltern ergreifen können, um die BPA-Belastung ihrer Kinder zu verringern und erwähnt BPA freie Babynahrung in Pulverform oder in [Glas-] Flaschen als erhältliche Optionen. [Erneute Warnung der Regierung an Eltern] 67)

Die FDA berichtet, dass sie Bemühungen der Industrie unterstützt, BPA aus Babyflaschen, Schnabeltassen und der Beschichtung von Babynahrungs-Konserven zu verbannen, doch sie gibt keine Details oder einen Zeitrahmen für diese freiwilligen Maßnahmen bekannt. [Das Neuste der FDA über BPA in Lebensmitteln] 68)

Später Januar 2010: Die Senatoren von Washington und Wisconsin beschließen ein BPA-Verbot für Kinderprodukte. In Wisconsin wird das Senats-Gesetz BPA in Babyfläschchen und Schnabeltassen verbieten. In Washington haben sowohl der Senat als auch das Repräsentantenhaus Gesetze verabschiedet, welche den Verkauf von BPA haltigen Babyfläschchen, Schnabeltassen und anderen Lebensmittelbehältern mit Ausnahme von Blechkonserven nicht mehr erlauben werden. Der Senat gab das Gesetz an Gouverneurin Christine Gregoire zur Unterzeichnung weiter. [Artikel über das Gesetz in Washington] 69) und [Artikel über das Gesetz in Wisconsin] 70)

11. Februar 2010: Kalifornien bereitet die Einstufung von BPA als Reproduktionsgift vor. Das kalifornische Amt für die Bewertung von Umwelt-Gefahrenstoffen (California’s (Office of Environmental Health Hazard Assessment / OEHHA)) beschliesst, dass die vorausgegangene Entscheidung des Nationalen Toxikologie-Programmes (NTP) genügt, die Chemikalie als gefährlich zu listen. Das OEHHA lässt bis Mitte April Kommentare zu. [Ankündigung der OEHHA BPA nach dem Gesetzentwurf Prop 65 zu listen] 71)

Frühjahr 2010: BPA-Gesetze gibt es in 10 US-Staaten und im Distrikt Columbia. Zu diesen Staaten gehören Kalifornien, Maryland, Missouri, New Jersey, New Mexico, New York, Pennsylvania, Vermont, Washington State, und Wisconsin.

11. März 2010: In Kanada tritt das Verbot in Kraft. Kanada ist der Ansicht, dass diese Massnahme nicht viel kosten und die Industrie wenig beeinträchtigen wird und dass Kinder ein großen Nutzen davon haben werden. [Die kanadische Ankündigung] 72)

29. März 2010: Die EPA erlässt einen Plan, Umweltrisiken zu verringern. Die EPA veröffentlicht ihren Aktionsplan, der von Herstellern verlangt, Schadstoff-Emissionen zu erfassen und ökologische Risiken abzuschätzen. Die EPA wird nach Alternativen für BPA in Thermopapier suchen, was eine große Umweltbelastung darstellt und Risiken für Kinder bewerten, die nicht von BPA-Quellen in Lebensmitteln ausgehen. [EPAs Aktionsplan für BPA] 73)

April 2010: General Mills will BPA freie Konserven für Muir Glen Tomatoes einführen.
Der Corporate Social Report [Mitteilungen zur Betriebsethik] von General Mills kündigt an, dass seine Bio-Tomaten der Marke Muir Glen ab der nächsten Herbsternte in BPA freien Konserven verkauft werden. [General Mills 2010 Corporate Sustainability report (PDF S. 96)] 74)

13. April 2010: Maryland verbietet BPA. Maryland wird der 5. US-Bundesstaat, der BPA für Babyfläschchen verbietet. [Enviroblog zum Verbot in Maryland] 75)

12. Mai 2010: Vermont erlässt ein BPA-Verbot für Babynahrung, Babyfertignahrung und Trinkflaschen. Diese Einschränkungen werden ab 1. Juli 2014 auch für Metalldosen gelten. [Gesetz: VT law 89 (PDF)] 76)

19. Mai 2010: Senator Feinstein will BPA in die Reform des Nahrungsmittel-Sicherheits-Gesetzes aufnehmen. Diane Feinstein (Distrikt Kalifornien) bringt einen Entwurf zu BPA ein um sicherzustellen, daß das Gesetz zur Modernisierung der Lebensmittelsicherheit, das gerade im Kongress beraten wird, Kinder und andere gefährdete Gruppen schützt. [Feinstein zu BPA (PDF)] 77)

9. Juni 2010: Die deutsche Regierung empfiehlt, BPA reglementieren. Deutschland kündet an, es wird der EU besondere Maßnahmen zur Reduzierung des Risikos vorschlagen. [Deutscher BPA-Report] 78)

1. Juli 2010: Dänemark schränkt BPA temporär ein. Die Dänen verbieten Babyfläschchen, Schnabeltassen, sowie Verpackungen für Babynahrung und „Muttermilch-Ersatz“. Die Maßnahme gilt „temporär“, solange bis bewiesen ist, dass BPA für die Entwicklung des Nervensystemes und des Verhaltens sicher ist. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit prüft die Sicherheit von BPA für Lebensmittel und wird bis September 2010 entscheiden. [Artikel zum dänischen Verbot] 79) und [BPA-Sicherheitsprüfung der EU] 80)

8. Juli 2010: Der Lebensmittelhersteller Heinz entfernt BPA aus Konserven die in Australien, Großbritannien und Irland verkauft werden. Food Production Daily beruft sich auf einen Sprecher von Heinz Australien, der gesagt haben soll, BPA freie Konserven für Babys werden innerhalb von 12 Monaten erhältlich sein, Gläser mit Metalldeckel später. [Pressemeldung von Heinz] 81)

27. – 28. Juli 2010: Zwei Berichte dokumentieren eine hohe Belastung von Thermopapier-Kassenbons. Die Environmental Working Group und das John Warner Institute for Green Chemistry stellen auf Thermopapier, das sie von den wichtigsten Händlern gesammelt haben, hohe Konzentrationen von fest. Die Test der EWG ergeben, dass 60% der Proben aus dem Geschäften nicht hoch mit BPA belastet sind, das deutet darauf hin, dass es BPA freies Papier für Registrierkassen gibt. [Bericht der EWG] 82) und [Bericht vom Institute for Green Chemistry] 83)

30. Juli 2010: Der New Yorker Gouverneur David A. Paterson unterzeichnet ein Gesetz, das BPA in Flaschen, Schnabeltassen, Schnullern und Trinkhalmen ab Dezember 2010 verbietet. Das Gesetz wurde einstimmig angenommen. Die Regierung des Bundesstaates folgt damit Albany, Schenectady, Suffolk und Rockland Counties, die zuvor die Chemikalie für Schnabeltassen und Babyfläschchen verboten hatten. [New York verbietet BPA] 84)

15. Dezember 2010: Massachusetts verbietet BPA für Babyfläschchen. Das Gesetz gilt für alle Flaschen die nach den ersten Januar 2011 hergestellt und nach dem 1. Juli 2011 verkauft werden, womit der 8. US-Bundesstaat wegen Babyfläschchen in Aktion tritt. [Pressemeldung zum BPA-Verbot in Massachusetts] 85)

 

Frühjahr 2011 – Internationale Bewegung gegen BPA in Babyfläschchen

28. Januar 2011: Die Europäische Union verbietet BPA in Babyfläschchen. Die EU-Staaten werden ab März 2011 die Herstellung von Babyfläschchen aus Polykarbonat nicht mehr erlauben und den Import und Verkauf ab Juni 2011 verbieten. [Richtlinie der EU-Kommission, engl. (PDF)] 86) [Richtlinie der EU-Kommission, deutsch (PDF)]

5. März 2011: China will BPA verbieten. Das chinesische Gesundheitsministerium veröffentlicht einen Entwurf, der laut chinesischer Presse BPA in allem verbietet, was für Kindernahrung oder Getränke verwendet wird. [Die Shanghai Daily zu Chinas BPA-Verbot] 87)

Originalartikel, © Environmental Working Group, www.ewg.org
Translated and published with permission.

Übersetzung: BrunO für CSN-Chemical Sensitivity Network, November 2011

 

Alle in dieser Chronik verwendeten Quellen als Textreferenzen, Stand November 2011:

1) Molecular Structure in Relation to Oestrogenic Activity. Compounds without a Phenanthrene Nucleus, E. C. Dodds and W. Lawson, The Royal Society 1938
www.jstor.org/pss/82191

2) Carcinogenesis Bioassay of Bisphenole A, (CAS No. 80-05-7), National Toxicology Program, 1982
ntp.niehs.nih.gov/ntp/htdocs/LT_rpts/tr215.pdf

3) EPA’s summary of its 1993 (current) BPA safety standard
www.epa.gov/iris/subst/0356.htm
Alte URL: cfpub.epa.gov/ncea/iris/index.cfm?fuseaction=iris.showQuickView&substance_nmbr=0356

4) Prostate enlargement in mice due to fetal exposure to low doses of estradiol or diethylstilbestrol and opposite effects at high doses, vom Saal et al, 1997
www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC20042/
Alte URL: www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?tool=pubmed&pubmedid=9050904

5) Determination of Bisphenol A Migrating from Epoxy Can Coatings to Infant Formula Liquid Concentrates, J. E. Biles et al, FDA 1997
pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/jf970518v

6) Consumer Reports on BPA in bottles, May 1999
www.greenerchoices.org/pdf/Baby%20alert%20-%20New%20findings%20about%20plastics%20
May%2099.pdf

7) FDA memo, May 1999
www.fda.gov/ohrms/dockets/ac/08/briefing/2008-0038b1_01_19_FDA%20Reference%20Material-FDA%20Memo%20Cumulative.pdf

8) Environmental toxins: Exposure to bisphenol A advances puberty, Nature 1999, doi:10.1038/44517
www.nature.com/nature/journal/v401/n6755/abs/401763a0.html

9) Palanza P, Howdeshell KL, Parmigiani S, vom Saal FS, 2002 Exposure to a Low Dose of Bisphenol A during Fetal Life or in Adulthood Alters Maternal Behavior in Mice. Environ Health Perspect 110(s3): doi:10.1289/ehp.02110s3415
www.ehponline.org/docs/2002/suppl-3/415-422palanza/abstract.html

10) Draft: NTP-CERHR REPORT ON THE REPRODUCTIVE AND DEVELOPMENTAL TOXICITY OF BISPHENOL A, 2006
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/Bispehnol_A_Draft_Report.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/bisphenol-eval.html

11) COMMENTS ON THE REPORT OF THE EXPERT PANEL ON BISPHENOL A, 2006
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/pubcomm/vomsaal_response_BPA_Report.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/pubcomm/vomsaal_response_BPA_report.pdf

12) Public Comments for NTP Draft Brief on Bisphenol A (April 15, 2008)
ntp.niehs.nih.gov/?objectid=49CA5DD4-0E4B-D606-25EBD012514FE928
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/pubcomm-bisphenol.html

13) Chemical Industry Consultant Runs Federal Reproductive Health Agency, February 2007
www.ewg.org/node/21975

14) Congressional committee request for information on BPA assessment, February 2007
oversight-archive.waxman.house.gov/documents/20070228174926-82628.pdf
Alte URL: oversight.house.gov/story.asp?ID=1191

15) Public health agency linked to chemical industry, LA Times, March 2007
www.ewg.org/node/21415

16) Bisphenol A: Toxic Plastics Chemical in Canned Food, EWG, March 2007
www.ewg.org/reports/bisphenola

17) NTP Statement on CENTER FOR THE EVALUATION OF RISKS TO HUMAN REPRODUCTION AND SCIENCES INTERNATIONAL, March 2007
ntp-server.niehs.nih.gov/ntp/PressCtr/PressRel/SI_Stop_Stmt.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/news/press/SI_Stop_Stmt200704.pdf

18) Interim draft: NTP-CERHR REPORT on the REPRODUCTIVE and DEVELOPMENTAL TOXICITY of BISPHENOL A, April 2007
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/BPA_Interim_DraftRpt.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/bisphenol-eval.html

19) EWG comment on BPA assessment draft
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/pubcomm/EWG_Comments_BPA_Interim.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/pubcomm/EWG_Comments_BPA_Interim.pdf

20) Public Comments for NTP Draft Brief on Bisphenol A (April 15, 2008)
ntp.niehs.nih.gov/?objectid=49CA5DD4-0E4B-D606-25EBD012514FE928
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/pubcomm-bisphenol.html

21) EWG assessment of 297 errors in the BPA assessment draft, August 2007
www.ewg.org/node/22696

22) NTP: AUDIT OF LITERATURE CITED AND FIDELITY OF REQUESTED CHANGES TO DRAFT BISPHENOL A EXPERT PANEL REPORTS, July 2007
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/SIauditreviewreportv12072407.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/SIauditreviewreportv12072407.pdf

23) Chapel Hill Bisphenol A Expert Panel Consensus Statement, August 2007
www.environmentalhealthnews.org/newscience/2007/2007-0803chapelhillconsensus.html

24) EWG assessment of 297 errors in the BPA assessment draft, August 2007
www.ewg.org/node/22696

25) Toxic Plastics Chemical in Infant Formula, EWG, August 2007
www.ewg.org/reports/bpaformula

26) Final Report: NTP-CERHR EXPERT PANEL REPORT on the REPRODUCTIVE and DEVELOPMENTAL TOXICITY of BISPHENOL A, November 2007
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/BPAFinalEPVF112607.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/bisphenol-eval.html

27) EWG’s Guide to Infant Formula and Baby Bottles, Decenber 2007
www.ewg.org/babysafe

28) Committee to Investigate Chemical in Infant Formula Liners, Committee on Energy and Commerce Rep. John D. Dingell, Chairman, news release, January 2008
democrats.energycommerce.house.gov/index.php?q=archive/110th-congress/committee-to-investigate-chemical-in-infant-formula-liners
Alte URL: energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.shtml

29) Congress demands FDA provide rationale for BPA safety assertions, October 2008
democrats.energycommerce.house.gov/images/stories/Documents/PDF/Newsroom/110-ltr.101508.FDA.BPA.pdf
Alte URL: archives.energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.011708.FDA.ltr.pdf

30) Congress action regarding the Weinberg Group, March 2008
democrats.energycommerce.house.gov/images/stories/Documents/investigations/public_health/Bisphenol.030608.Weinberg.pdf
democrats.energycommerce.house.gov/index.php?q=archive/110th-congress/congressional-bisphenol-a-probe-widens-to-examine-consulting-group
Alte URL: archives.energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.030608.Weinberg.pdf

31) Formula makers‘ responses to Congress, January 2008
Unauffindbar: energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.shtml

32) BPA in baby bottles, February 2008
www.njpirg.org/home/reports/report-archives/njpirgs-toxics-free-future-reports/njpirgs-toxics-free-future-reports/babys-toxic-bottle-bisphenol-a-leaching-from-popular-baby-bottles
Alte URL: www.chej.org/BPA_Website.htm
original source: cdn.publicinterestnetwork.org/assets/PIqmRyC8fVH4aECtLCcHrw/BabysToxicBottle.pdf

33) FDA’s response to a congressional inquiry on its BPA evaluations, February 2008
Unauffindbar: energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.022508.respto011708.HHS.ltr.pdf

34) Congress requests data on infant exposures from FDA, April 2008
democrats.energycommerce.house.gov/Press_110/110-ltr.040408.FDA.ltrvonEschenbach.BPA.pdf
Alte URL: energycommerce.house.gov/Press_110/110-ltr.040408.FDA.ltrvonEschenbach.BPA.pdf

35) Draft: NTP BRIEF ON BISPHENOL A, April 2008
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/BPADraftBriefVF_04_14_08.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/BPADraftBriefVF_04_14_08.pdf

36) Committee Urges FDA to Reconsider Safety of Bisphenol A, April 2008
democrats.energycommerce.house.gov/Press_110/110nr249.shtml
Alte URL: energycommerce.house.gov/Press_110/110nr249.shtml

37) Canadian actions to reduce BPA exposures, April 2008
www.ec.gc.ca/substances/ese/eng/challenge/batch2/batch2_80-05-7_rm.cfm

38) Wal-Mart to Pull Bottles Made With Chemical BPA, Washington Post, April 2008
www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2008/04/17/AR2008041704205.html

39) Update: Toys ‚R‘ Us to Phase Out BPA Baby Bottles, Blog Washington Post, April 2008
blog.washingtonpost.com/thecheckout/2008/04/update_toys_r_us_to_pull_bottl.html

40) Bottle Maker to Stop Using Plastic Linked to Health Concerns, New York Times, April 2008
www.nytimes.com/2008/04/18/business/18plastic.html

41) Congress calls in a letter on Formula Manufacturers to replace BPA lining in canned products, May 2008
democrats.energycommerce.house.gov/Press_110/110-ltr.050608.4companies.BPA.pdf
Alte URL: energycommerce.house.gov/investigations/Bisphenol.shtml

42) Answer of PBN to the Committee on Energy and Ciommerce, May 2008
democrats.energycommerce.house.gov/images/stories/Documents/investigations/public_health/Bisphenol.050708.respto050608.PBM.ltr.pdf
Alte URL: energycommerce.house.gov/investigations/Bisphenol.050708.respto050608.PBM.ltr.pdf

43) Shady industry campaign kills CA ban on BPA in baby bottles, Enviroblog, September 2008
www.enviroblog.org/2008/09/shady-industry-campaign-kills-ca-ban-on-bpa-in-baby-bottles.html
Alte URL: www.enviroblog.org/2008/09/shady-industry-campaign-kills.htm

44) FDA meeting materials, August 2008
www.fda.gov/ohrms/dockets/ac/08/briefing/2008-0038b1_01_00_index.htm

45) EWG Comments on the FDA’s Draft Assessment of Bisphenol A (BPA), September 2008
www.ewg.org/node/27144

46) Donation raises questions for head of FDA’s bisphenol A panel, Milwaukee Journal Sentinel, October 2008
www.jsonline.com/story/index.aspx?id=805074

47) Conflict of Interest Cloud Hangs Over FDA, EWG, October 2008
www.ewg.org/node/27239

48) Attorney General Calls On Manufacturers To Stop Using Toxic Chemical In Baby Bottles, Formula Containers, press release, October 2008
www.ct.gov/ag/cwp/view.asp?A=2795&Q=424832
Alte URL: www.ct.gov/ag/cwp/view.asp?A=2795&Q=424832

49) Canada restricts BPA in bottles and formula, October 2008
no more available: www.hc-sc.gc.ca/ahc-asc/media/nr-cp/_2008/2008_167-eng.php

50) FDA BPA subcommittee recommendations, October 2008
Unauffindbar: www.fda.gov/oc/advisory/scienceboard/2008-0038b1-05.pdf

51) Meeting of the Science Board to the Food and Drug Administration, October 2008
www.fda.gov/oc/advisory/accalendar/2008/acmtgscibrdfda_103108.html

52) EWG testimony to the FDA’s Science Board, October 2008
www.ewg.org/node/27324

53) Proposed Californian Bill, February 2009
www.leginfo.ca.gov/pub/09-10/bill/sen/sb_0751-0800/sb_797_bill_20090227_introduced.html

54) Suffolk County NY bans BPA, April 2009
legis.suffolkcountyny.gov/clerk/legal_notices/2009/ln051409.pdf

55) Carwile JL, Luu HT, Bassett LS, Driscoll DA, Yuan C, et al. 2009 Polycarbonate Bottle Use and Urinary Bisphenol A Concentrations. Environ Health Perspect 117(9): doi:10.1289/ehp.0900604
ehp.niehs.nih.gov/docs/2009/0900604/abstract.html

56) BPA industry seeks to polish image, Milwaukee Journal-Sentinel, May 2009
www.jsonline.com/watchdog/watchdogreports/46510647.html

57) Connecticut first state to ban BPA, The Hour, June 2009
www.thehour.com/story/470418

58) Endocrine-Disrupting Chemicals, The Endocrine Society, June 2009
www.endo-society.org/journals/ScientificStatements/upload/EDC_Scientific_Statement.pdf

59) House Committee Sets Deadline for BPA Decision, EWG, June 2009
www.ewg.org/node/28042

60) Abbott’s Similac announcement, June 2009
Unauffindbar: abbottnutrition.com/News/pressreleasedetail.aspx?ContentTitle=Abbott-Leads-by-Achieving-BPA-Free-Status-for-its-Infant-Formulas&year=2009

61) Massachusetts factsheet for parents, August 2009
Unauffindbar: www.mass.gov/Eeohhs2/docs/dph/environmental/exposure/bisphenol_a_brochure.pdf

62) Can SIGG Salvage Its Brand After BPA?, The Huffington Post, August 2009
www.huffingtonpost.com/elaine-shannon/can-sigg-salvage-its-bran_b_270935.html

63) SIGG Should Apologize, Offer Refunds to Consumers, The Huffington Post, September 2009
www.huffingtonpost.com/don-carr/sigg-should-apologize-off_b_276835.html

64) Concern over canned foods, Consumer Reports, November 2009
www.consumerreports.org/cro/magazine-archive/december-2009/food/bpa/overview/bisphenol-a-ov.htm?loginMethod=auto

65) Bisphenol A: Toxic Plastics Chemical in Canned Food, EWG, March 2007
www.ewg.org/reports/bisphenola

66) 232 Toxic Chemicals in 10 Minority Babies, EWG, December 2009
www.ewg.org/minoritycordblood/home

67), 68) New government warning for parents: Bisphenol A (BPA) Information for Parents, U.S. Department of Health & Human Services
www.hhs.gov/safety/bpa/

69) Washington State likely to ban BPA following FDA acknowledgement of its risks, Examiner, February 2010
www.examiner.com/x-30270-Seattle-Pharmaceuticals-Examiner%7Ey2010m2d3-Washington-State-likely-to-ban-BPA-following-FDA-acknowledgement-of-its-risks

70) UPDATE: Wisconsin Bans BPA in Children’s Cups, NBC15, March 2010
www.nbc15.com/newsyoucanuse/headlines/82676837.html
Alte URL: www.businessweek.com/ap/financialnews/D9DFK7IO4.htm

71) Request for Relevant Information on a Chemical Being Considered for Listing by the Authoritative Bodies Mechanism: Bisphenol-A, OEHHA / (Cal/EPA). February 2010
www.oehha.ca.gov/prop65/CRNR_notices/admin_listing/requests_info/callinBPA021210.html

72) Order Amending Schedule I to the Hazardous Products Act (bisphenol A), Canada Gazette, March 2010
canadagazette.gc.ca/rp-pr/p2/2010/2010-03-31/html/sor-dors53-eng.html

73) EPA to Scrutinize Environmental Impact of Bisphenol A, press release, March 2010
yosemite.epa.gov/opa/admpress.nsf/d0cf6618525a9efb85257359003fb69d/
78110048d7f696d1852576f50054241a%21OpenDocument

74) General Mills 2010 Corporate Sustainability report, April 2010
www.generalmills.com/csr/2010_CSR.pdf
Unvollständiger Link: www.generalmills.com/

75) Maryland is 5th state to ban BPA, Enviroblog, April 2010
www.enviroblog.org/2010/04/maryland-bans-bpa-in-some-childrens-products.html

76) Vermont enacts BPA ban for baby food, formula and drink bottles, May 2010
www.leg.state.vt.us/docs/2010/Acts/ACT112.pdf

77) Sen. Feinstein on BPA, May 2010
www.feinstein.senate.gov/public/_named_files/109171_bpa_booklet.pdf
Alte URL: feinstein.senate.gov/public/index.cfm?FuseAction=NewsRoom.OpEds&ContentRecord_id=FA30F523-5056-8059-7662-DBE55E89AA13

78) Bisphenol A – a chemical with adverse effects produced in large quantities, UBA, German Environmetal Agency, June 2010
www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse-e/2010/pe10-033_bisphenol_a_a_chemical_with_adverse_effects_produced_
in_large_quantities.htm

79) Denmark bans bisphenol A in food packaging for young children (at July 2010), FoodProduction Daily, March 2010
www.foodproductiondaily.com/Quality-Safety/Denmark-bans-bisphenol-A-in-food-packaging-for-young-children

80) EFSA delays bisphenol A verdict until September, maintains TDI, FoodProduction Daily, July 2010
www.foodproductiondaily.com/Quality-Safety/EFSA-delays-bisphenol-A-verdict-until-September-maintains-TDI

81) Heinz to phase out BPA in baby food packaging, July 2010
www.heinz.com.au/Corporate/CompanyNews.aspx?releaseID=40
Alte URL: www.ap-foodtechnology.com/Packaging/Heinz-Australia-vows-bisphenol-A-phase-out-in-baby-food-packaging

82) Synthetic estrogen BPA coats cash register receipts, EWG, July 2010
ewg.org/bpa-in-store-receipts

83) Concentration of bisphenol A in thermal paper, Ted Mendum et al, July 2010, doi: 10.1080/17518253.2010.502908
www.informaworld.com/smpp/section?content=a924832861&fulltext=713240928

84) New York State bans bisphenol A, FoodProduction Daily, August 2010
www.foodproductiondaily.com/Packaging/New-York-State-bans-bisphenol-A
Alte URL: wnyt.com/article/stories/S1677869.shtml?cat=300

85) Public Health Council Approves Limited Ban on Plastic Products Containing BPA Sold in Massachusetts, December 2010
www.mass.gov/eohhs/gov/newsroom/press-releases/eohhs/limited-ban-bpa-products.html
Alte URL: www.mass.gov/Eeohhs2/docs/dph/legal/bpa_regulations.doc

86) European Union bans BPA in baby bottles, January 2011
eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:026:0011:0014:EN:PDF
eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:026:0011:0014:DE:PDF

87) China to ban plastic bottles to feed babies, Shanghai Daily, March 2011
www.shanghaidaily.com/nsp/National/2011/03/05/China%2Bto%2Bban%2Bplastic%2Bbottles%2Bto%2Bfeed%2Bbabies/

 

Hinzugefügt:

1*) Späte Lehren aus frühen Warnungen: Das Vorsorgeprinzip 1896-2000
www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2697.pdf
Engl. version: Late lessons from early warnings: the precautionary principle 1896-2000
www.eea.europa.eu/publications/environmental_issue_report_2001_22/Issue_Report_No_22.pdf

34*) FDA’s answer to Sen. Dingell, Juni 2008
www.ucsusa.org/assets/documents/scientific_integrity/Letter-HHS-to-Dingell-060508.pdf

Bisphenol A: EU-Verbot von Säuglingsflaschen tritt in Kraft

Entgültiges Ende für Babyflaschen mit BPA

Brüssel, 31. Mai 2011 – Säuglingsflaschen, die Bisphenol A (BPA) enthalten, müssen morgen in der gesamten Europäischen Union aus den Regalen der Geschäfte entfernt werden, weil in der EU das Verbot in Kraft tritt, solche Produkte auf den Markt zu bringen oder zu importieren. Dieses Verbot ist in einer EU-Richtlinie (2011/8/EU) vorgesehen, die Ende Januar angenommen wurde. Die Industrie hat Säuglingsflaschen, die BPA enthalten, bereits freiwillig vom Markt genommen. Am 1. März hat die EU die Herstellung von Säuglingsflaschen, die BPA enthalten, untersagt.

John Dalli, Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik, erklärte: „Der 1. Juni bildet einen Meilenstein bei unseren Anstrengungen, die Gesundheit der EU?Bürgerinnen und -Bürger, insbesondere unserer Kinder, besser zu schützen. Da Ungewissheiten darüber bestehen, welche Auswirkungen es hat, wenn Säuglinge mit Bisphenol A in Berührung kommen, hält die Kommission es für notwendig und angemessen, Maßnahmen zu treffen. Ziel ist es, die Exposition der am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppe, nämlich unserer Kinder, weiter zu senken.“

Was ist BPA?

Bei Bisphenol A handelt es sich um ein organisches Molekül, das für Polykarbonat-Kunststoffe verwendet wird, die dann bei der Herstellung von Säuglingsflaschen aus Kunststoff eingesetzt werden.

Spuren von BPA können aus Kunststoffbehältern in die darin enthaltenen Lebensmittel – bei Säuglingsflaschen Säuglingsnahrung – übergehen, wenn diese Behälter auf hohe Temperaturen erhitzt werden.

In den ersten sechs Lebensmonaten sind Säuglinge diesem Stoff am stärksten ausgesetzt, vor allem, wenn sie nur Säuglingsnahrung erhalten. In dieser Zeit befindet sich auch das Immunsystem der Säuglinge im Aufbau und kann BPA noch nicht abbauen.

Hintergrund

2010 trafen Frankreich und Dänemark einzelstaatliche Maßnahmen zur Begrenzung von Bisphenol A. Frankreich konzentrierte sich dabei nur auf Säuglingsflaschen, während Dänemark auch andere Materialien ins Visier nahm, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, welche für Kinder bestimmt sind.

Die Kommission beauftragte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu bewerten, und die EFSA gab im September 2010 ihre Stellungnahme ab. Sie kam zu dem Schluss, dass Bisphenol A bis zu einer täglichen Aufnahme von 0,05 mg je Kilogramm Körpergewicht unbedenklich ist. Die Belastung liegt bei allen Bevölkerungsgruppen unterhalb dieses Wertes. Allerdings prüfte die EFSA auch einige Fragen zu den möglichen Auswirkungen von BPA auf Säuglinge und kam zu dem Schluss, dass in den Bereichen, in denen noch Ungewissheit besteht, aussagekräftigere Daten benötigt werden.

Im Januar 2011 nahm die Kommission die Richtlinie 2011/8/EU an, die in der EU ab 1. März ein Verbot der Herstellung von Säuglingsflaschen, welche BPA enthalten, und ab 1. Juni ein Verbot, solche Produkte in Verkehr zu bringen und in die EU einzuführen, vorsah.

Die Vorschriften für BPA sind nun in die Verordnung (EU) Nr. 10/2011 über Materialien und Gegenstände aus Kunststoff, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen, geändert durch die Verordnung (EU) Nr. 321/2011, aufgenommen worden.

Weitere Informationen:

Weitere CSN Artikel zu BPA:

Konzern handelt präventiv: Schluss mit BPA in Kassenzetteln

Demnächst nur noch Bisphenol-A-frei

Der französische Warenhauskonzern Carrefour gab in einer Pressemitteilung am 25. Januar 2011 bekannt, dass man zukünftig Bisphenol-A (BPA) freie Kassenzettel einsetzen werde. Die Umweltorganisation: „Le Réseau Santé Environnement – RES“ begrüßte diese Entscheidung und sieht Chancen, dass der gesamte Einzelhandel nachzieht. Insbesondere Kassiererinnen im Einzelhandel hätten durch einen solchen Wandel einen erheblich gesünderen Arbeitsplatz. Die in Kritik geratene Chemikalie BPA verhält sich im Körper wie Östrogen. Durch wissenschaftliche Studien hat sich der Verdacht erhärtet, dass Bisphenol-A u.a. Entwicklungs- und Verhaltensstörungen, Krebs, Unfruchtbarkeit, als auch Genschäden auslösen kann.

Prävention zum Schutz der Mitarbeiter

Die Carrefour Konzernverwaltung hat ihren rund 1600 Filialen aufgetragen, bis Februar 2011 zu BPA-freien Kassenzetteln überzugehen. Auch die „Système U“ Warenhäuser werden dieser Zielvorgabe folgen. Es ist keine neue Gesetzgebung, die zu dieser Entscheidung geführt hat, vielmehr sehen die Verantwortlichen der Konzernleitungen darin eine Präventionsmaßnahme, die vor allem dem Arbeitsschutz der Angestellten in den Warenhäusern zugutekommt. Carrefour und „Système U“ begründen ihre Entscheidung als Vorsorgemaßnahme.

Hoffentlich zieht der ganze Einzelhandel mit

Die Umweltorganisation RES ist sehr zufrieden mit der vorbildlichen Entscheidung der beiden Konzerne und äußerte die Hoffnung, dass sich diese Entwicklung auf den ganzen Einzelhandel auswirken möge. Eigentlich sei es die Aufgabe des Staates, sagte der Sprecher von Res, diese BPA Quelle ein für allemal zu beseitigen. Doch wie in Deutschland, lassen auch in Frankreich Gesetze zum Schutz der Bevölkerung vor BPA noch auf sich warten.

Verbraucherschutz statt Schutz der BPA-Lobby

RES fordert insbesondere alle relevanten Bereiche, den Einzelhandel und die Nahrungsmittelproduktion auf, die Chemikalie BPA, die sich auf das Hormonsystem auswirkt, in Produkten des täglichen Bedarfs zu ersetzen. Die Umweltorganisation appelliert mit Nachdruck an die Wirtschaftsakteure, Informationen über ihre Praktiken bereitzustellen, und zur Aufklärung über Bisphenol-A beizutragen, damit die Konsumenten sich informieren können und dadurch die Möglichkeiten erhalten, Produkte entsprechend auszuwählen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 28. Januar 2011

Literatur:

Weitere CSN Artikel zu BPA:

Warnung eines bedeutenden Forschers – Über die Risiken, mit denen BPA unser Leben bedroht

Interview Elizabeth Kolbert, Yale Environment 360 mit Prof. Frederick vom Saal

Die synthetische Chemikalie BPA – die man in allem findet, von Plastikflaschen bis zu Kassenzetteln – ist eine hochwirksame, die Wirkung von Östrogenen nachahmende chemische Verbindung. In einem Interview mit Yale Environment 360 kritisiert der Biologe Frederick vom Saal US-Firmen und die US-Regierung auf das Heftigste, weil sie viele mit BPA verbundene Gesundheitsrisiken vertuschen oder ignorieren.

Die Chemikalie Bisphenol A, oder BPA, war die letzte Zeit sehr oft in den Nachrichten. BPA ist Grundbaustein für Polycarbonat-Kunststoff – ein harter, klarer Kunststoff, aus dem häufig Wasserflaschen hergestellt werden – und man findet es in allem, von der Innenbeschichtung von Konservendosen, über Thermopapier für Registrierkassen, bis zum Zahnfüllmaterial, mit dem man die Zähne von Kindern behandelt. Diese Chemikalie ahmt die Wirkung von Östrogen nach und Studien mit Labortieren haben eine Belastung mit BPA, selbst in sehr geringen Dosen, mit einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen in Zusammenhang gebracht, vom erhöhten Risiko für Prostata-Krebs, über Herzerkrankungen, bis zur Schädigung des Fortpflanzungs- systems.

Frederick vom Saal, ein Biologe aus der Forschungsgruppe Endokrine Disruptoren an der Universität von Missouri, ist einer der weltweit führenden Forscher, die sich mit den die Gesundheit beeinträchtigenden Auswirkungen von BPA auf Menschen und Tiere befassen. Darüber hinaus ist er einer der erklärtesten Kritiker von US-Wirtschaft und Behörden, welche die sich verschlimmernden Hauptfolgen der BPA-Belastung für die menschliche Gesundheit herunterspielen und verschleiern. Vom Saal ist wütend, denn obwohl BPA einem anderen synthetischen Hormon sehr ähnelt, nämlich DES oder Diethylstilbestrol, das in den 40’er und 50’er Jahren bei tausenden von Frauen eine Unzahl von Gesundheitsproblemen verursachte, fangen die für die Regulierung zuständigen Bundesbehörden erst jetzt an, die von BPA ausgehende Gefahr ernst zu nehmen.

In einem Interview mit Elizabeth Kolbert, einer Mitarbeiterin von Yale Environment 360, ließ vom Saal an der US-amerikanischen Chemieindustrie kein gutes Haar, da sie versucht, die Forschung, die Gefahren von BPA aufzeigt, zu unterdrücken und ihn und andere Forscher bedroht. Den Regulierern der US-Umweltschutzbehörde steht vom Saal genau so kritisch gegenüber, von denen sagt er, dass sie sich auf veraltete Studien stützten, die oft von der Industrie finanziert wurden, um die Behauptungen aufrecht zu erhalten, dass BPA sicher sei.

Vom Saal ist felsenfest davon überzeugt, dass BPA so bald wie möglich aus allen Produkten entfernt werden sollte, so wie es in Japan vor einem Jahrzehnt getan wurde. Obgleich die amerikanische Aufsichtsbehörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) bereits zu einem früheren Zeitpunkt diesen Jahres bekannt gab, dass die gesundheitlichen Folgen von BPA „Anlass zu vielen Sorgen“ geben, bleibt diese Chemikalien weiterhin unreguliert. Vom Saal beharrt darauf, dass das Regulierungssystem versagt hat, die amerikanischen Verbraucher zu schützen und fügt hinzu, „Es ist eine Lüge. Es ist Betrug. Es ist absolut nicht hinnehmbar, dass diese Angelegenheit immer so weiter geht.“

Yale Environment 360: Jeder hat von BPA gehört, doch ich glaube kaum, dass die Leute wissen, was das ist. Was ist es?

Frederick vom Saal: Bisphenol A ist von Erdöl abgeleitet. Man verwendet dafür Benzol, diese Art von chemischem Grundbaustein, den Firmen wie Exxon herstellen und den sie an Firmen wie Dow Chemical verkaufen. Und das sind jene, die mit Hilfe einer vom Menschen erdachten chemischen Reaktion aus diesem Benzol die Chemikalie Bisphenol A machen. Und das ist eine äußerst reaktive Chemikalie, die so gestaltet ist, dass jeder Biochemiker sie ansehen und sagen würde, „Diese Chemikalie wird als Östrogen-nachahmende hormonale Chemikalie agieren.“

e360: Zu dieser Chemikalie geforscht hat ursprünglich…

vom Saal: Charles Edward Dodds. Er war ein britischer Chemiker, einer der führenden Chemiker der 30’er und 40’er Jahre, und er bekam den Nobelpreis für die Synthetisierung einer Chemikalie – manche würden ihn gerne exhumieren und ihm den Preis wieder wegnehmen – die DES heißt, Diethylstilbestrol (PDF Deutsch, S. 100), die an Millionen Frauen verabreicht wurde und die das Leben vieler von ihnen zerstört hat. Sie suchten nach einem synthetischen, oral aktiven Östrogen. Bisphenol A wird größtenteils resorbiert, in Gegensatz zu den natürlichen Hormonen, die im Magen sofort abgebaut werden. Und DES wird hochgradig resorbiert. DES ähnelt BPA sowohl strukturell als auch funktionell sehr stark. Es gibt zahlreiche andere noch anspruchsvollere Molekulararbeiten des 21. Jahrhunderts die zeigen, dass BPA tatsächlich genau so wirksam und in einigen Fällen sogar wirksamer als DES ist.

e360: Und warum können wir BPA nicht z.B. zur Geburtenkontrolle benutzen?

vom Saal: Aus dem gleichen Grund, weshalb wir DES nicht einsetzen können. Es ist eine krebsauslösende Chemikalie. Wenn Föten ihr ausgesetzt werden, wissen wir mittlerweile, dass eine Zunahme des Körpergewichtes damit verbunden ist. Des weiteren Fettleibigkeit, Diabetes, Herzerkrankung, Immunstörungen einschließlich Asthma und Allergie, Schädigung des gesamten Fortpflanzungssystems, einschließlich Gebärmutterfibromen, Eierstockzysten bei Frauen, Brustkrebs.

Bei Männern, geringe Spermiendichte, Prostatakrebs, Missbildungen der Harnwege, deshalb können Männer, wenn sie älter werden, nicht normal urinieren – der häufigste Grund, weshalb Männer einen Arzt aufsuchen. Wir sprechen über Milliarden von Dollar an Behandlungskosten. Und aus neurobiologischer Sicht, Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung [AHDS/wird leider oft diagnostiziert, um gesunde Kinder chemisch ruhig zu stellen], manche Lernbehinderung und Störung des sozialen Verhaltens. Es bewirkt, dass das Gehirn junger Tiere wie das einer altersschwachen, erwachsenen, alten Person aussieht und spielt bei Gedächtnisverlust eine Rolle. Viele der weltweiten Epidemien hängen mit diesen Chemikalien zusammen – Diabetes, Fettleibigkeit, neurologische Verhaltensstörungen, Störung der Fortpflanzung, Abnahme der Fruchtbarkeit und vorgezogene Pubertät bei Mädchen.

e360: Nun gibt es also diese Östrogen nachahmende Chemikalie. Warum wird diese in so vielen Produkten eingesetzt?

vom Saal: Die Vorstellung, ein Chemiker würde Biologie studieren, ist neu. Chemiker, die sich mit der Synthetisierung von Stoffen befassen, würden auf das Molekül schauen und das Östrogen nicht erkennen, klar. Sie würden nicht wissen, dass jemand darüber publiziert hat, dass man bei BPA davon ausgeht, dass es sich um einen hormonellen Wirkstoff handelt.

e360: Aber warum ist es überall drin?

vom Saal: Nun, es ist ein Molekül, aus dem man, indem man es aneinander hängt, die harten und klaren Gläser meiner Brille macht. Es ist ein fantastisch aussehendes Produkt. Problematisch wird es, wenn man es in heißes Material taucht, legen Sie es in eine Wanne mit einer etwas alkalischen Umgebung, dann brechen die Molekülbindungen auf. Wenn es die Gestalt einer Molekülkette hat, seine polymere Form, dann sind diese Moleküle hormonal nicht aktiv. Wenn man sie aber aus der Kette brechen und sie frei sind, hat man ein Hormon.

e360: Aber sagen wir doch einfach, wir nehmen das BPA aus dieser Chemikalie. Warum nicht einfach herausnehmen?

vom Saal: Stellen Sie sich Polycarbonat als Stahlkette vor. Und was Sie fragen ist – was passiert, wenn ich den Stahl weglasse? Sie haben keine Stahlkette. Sie können die Kette aus etwas anderem herstellen, aber sie wird nicht diese Eigenschaften besitzen. Nun, man stellt tatsächlich andere Polymermischungen her, die hart und klar sind. Dafür hat man lange Zeit gebraucht. In den 50’er Jahren, als man dies tat, war man euphorisch. Man hatte etwas hergestellt, von dem man dachte, dass es auf den ersten Blick wie Glas aussieht. Nun, wie jeder weiß, der etwas aus Polycarbonat besitzt, kann man nach dem hundertsten Waschen oder so, nicht mehr durch gucken. Das Wasser beginnt einzudringen, baut es ab; es löst sich auf. Und unter extremen Bedingungen, sie können Polycarbonat nehmen und es in eine Salzlösung stecken und erhitzen, und innerhalb von 20 oder 30 Tagen, löst es sich fast vollständig auf.

e360: Nun, wie haben sie es als problematischen Stoff identifiziert?

vom Saal: Wir untersuchten Östrogene und deren Wirkungen auf Föten, da wir wissen, dass das Internationale Krebsregister [jetzt IACR/International Association of Cancer Registries das natürliche menschliche Hormon Östradiol als Karzinogen der Klasse I aufführt. Das Brustkrebsrisiko während des gesamten Lebens beschreibt man am besten mit der Zeit des Lebens, während der man dem eigenen natürlichen Hormon Östradiol ausgesetzt war. Man braucht es zur Fortpflanzung. Aber Menschen lebten ursprünglich keine 50 oder 60 Jahre. Das hatte die Evolution so nicht vorgesehen, und – hoppla, sie sind [Östradiol] genau so lange ausgesetzt und deshalb spielt es bei der Entstehung von Krebserkrankungen in unserem Körper eine Rolle. Und all die anderen Östrogene tragen zu der Östrogenbelastung bei, da ihr Körper nicht weiß, ob DES Östradiol oder eine dieser zahlreichen anderen Chemikalien ist, die den Körper täuschen können, zu denken, er habe Östrogene vor sich. Bisphenol A ist auf einer Liste jener Chemikalien, von denen ziemlich eindeutig nachgewiesen wurde, dass sie die Wirkungsweise des natürlichen Hormons Östrogen imitieren.

Zu Bisphenol A wird gebetsmühlenartig wiederholt, „Auch wenn es sich um ein Östrogen handelt, ist es so schwach, dass wir uns deswegen keine Sorgen machen müssen.“ Aber das ist so wie zu behaupten, Arnold Schwarzenegger ist im Vergleich zu Supermann schwach. Weil Östradiol unter einem ppt [1/1000000000000] wirkt? Das ist ein derart erstaunlich kleiner Tropfen in einem Schwimmbecken von Olympiagröße, und der verursacht Brustkrebs. Damit liegen wir zwischen zehn und hundert bis tausend Millionen mal niedriger als das, worüber auch immer sich Toxikologen Gedanken machen. Was wir machten, war anhand menschlicher Brustkrebszellen östrogene Chemikalien auf ihre Wirksamkeit zu untersuchen. Und Bisphenol A ging wie eine Rakete ab. Wir sagten, „Heiliger Bimbam! Was zum Kuckuck hat jemals jemand dazu veranlasst zu denken, es wäre schwach?“

Und wir machten einen Versuch und wir begannen mit einer 25.000 fach geringeren Dosis als jemals jemand untersucht hat. Dazu gab es im Wesentlichen eine Studie des NIH [National Institut of Health/US-Gesundheitsbehörde]. Niemand hat jemals eine gründliche Untersuchung über die Belastung während den fötalen und den neonatalen Stadien und der Kindheit durchgeführt, wenn Entwicklungen stattfinden, wenn Östrogene die Programmierung beschädigen, die festlegt, wie ihr Körper für den Rest des Lebens funktionieren wird. Genau das geschah mit den DES-Babys. Mit 20 bekamen sie Krebserkrankungen, die niemand zuvor beobachtet hatte. Das Problem ist, man sieht sie nicht sofort. Nun, wenn man ihren Uterus untersucht, so hat er die Form einer Sanduhr; die Eileiter sind völlig zerstört. Und dann im Alter von 50, haben sie über dreimal häufiger Brustkrebs. Es dauerte 50 Jahre, bis man es sehen konnte. Das ist die Handschrift endokriner Disruption.

Wir publizierten dies, und die chemische Industrie war hinter uns her, drohte uns. Alle Hersteller riefen uns an, drohten uns.

e360: Von welchem Jahr sprechen Sie?

vom Saal: 1996. Dann schickte Dow Chemical jemanden vorbei und meinte, „Können wir uns auf ein für beide Seiten nützliches Ergebnis einigen, bei dem Sie diese Arbeit nicht veröffentlichen?“ – die längst angenommen war. Wenige Wochen später hatte ich einen Anruf von jemandem der sagte, „Ob ich mir dessen bewusst wäre, dass die Chemiehersteller eine millionenschwere Kampagne vorbereiten, wie gut BPA für Babys wäre“, wozu sie sich eine Seite von Dutch Boy Paints* [Farbenhersteller] borgten, auf dieser wurde damit geworben, man würde Babys glücklich machen, obwohl bekannt ist, dass Blei Kleinkinder tötet. Was man also tut, ist, dass man jene Bevölkerungsgruppe zur Zielgruppe des Produktes macht, die durch dieses tatsächlich ernsthaft geschädigt wird. Diese Leute sind wirklich krank. Ich meine, jemand der so etwas tun würde, ist aus meiner Sicht ein Soziopath.

*[Übersetzer: Heute enthalten diese Farben hoffentlich kein Blei mehr. Warum linkt man dann aber unter Sicherheitshinweise (Safety Education) zur den Bleiwarnungen der EPA?]

e360: Doch nun sind wir 14 Jahre und wie viele Studien weiter?

vom Saal: OK, über 1.000. Und was wir haben, ist eine Regulierungsbehörde nach der anderen Regulierungsbehörde, die an Jahrzehnte veraltete Verfahren gebunden ist. Und unfähig, wie sie behaupten, aufgrund ihrer Regeln, die Existenz buchstäblich jeglicher moderner Wissenschaft anzuerkennen. Es ist so, als ob man Polio bekommt, und nun müssen wir Sie in eine eiserne Lunge stecken, denn unsere gesetzlichen Regelungen erlaubt keinerlei moderne Herangehensweise, um es zu behandeln. Aber, genau so ist unser Regelwerk für Chemie.

Keine der Regulierungsbehörden, die alle stark unter dem Einfluss der chemischen Industrie standen, wusste überhaupt, wie sie vorgehen sollten. Und womit anfangen? Im Handel gibt es 100.000 Chemikalien. Davon fällt tatsächlich nur eine kleine Anzahl unter ihre gesetzliche Regulierungsbefugnis, dank des Toxic Substance Control Act [Kontrollgesetz für toxische Substanzen] von 1970, fallen 62.000 Chemikalien, darunter BPA, unter den Bestandsschutz, d.h. sie werden von gesetzlichen Regelungen überhaupt nicht erfasst. Darum gibt es keine Vorschriften für BPA.

Doch im Januar 2010 tat die FDA (US-Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde) etwas bemerkenswertes – sie drehten ihre Position, wonach BPA sicher wäre, um 180 Grad, und teilten mit, wir stimmen unserer wissenschaftlichen Beratungsbehörde zu [Advisory Committees], dass es Gründe gibt, sich wegen Prostatakrebs, vorzeitiger Pubertät und einer Reihe anderer Dinge Sorgen zu machen. Dies war ein großer Durchbruch. Nun haben wir neuerdings eine Regierungsbehörde, welche akzeptiert hat, dass man diese Chemikalie vermeiden sollte. Doch sie sagen, „Es tut uns leid, aber wir haben nicht die Befugnis, dies zu bewerkstelligen. Wir haben nicht einmal die Befugnis, zur Chemischen Industrie hin zu gehen und zu sagen, ‚Was ist da drin?‘. Wir können dies nicht mal feststellen.“ Es ist eine Chemikalie, die unter den Bestandsschutz fällt.

e360: Was könnte (die FDA) tun?

vom Saal: Was die FDA sagte ist folgendes, „Wir arbeiten mit dem Kongress daran, zu versuchen, das Gesetzt geändert zu bekommen.“ Doch die Regelungen, die wir ausführen zu ändern, würde fünf bis zehn Jahre dauern, wenn die Industrie mitspielen würde. Und dies ist eine extrem unkooperative Industrie. Es geht um ein Produkt, das annähernd 10 Milliarden Dollar pro Jahr einbringt. Solches Geld lässt sich natürlich niemand entgehen.

Und 100 Prozent der von der chemischen Industrie finanzierten Studien sagen, diese Chemikalie ist absolut sicher. Haben sie das schon mal gehört? Bei jeder Chemikalie, bei jedem Arzneimittel, das Sie sich ansehen, brauchen sie nur auf das Geld achten und es wird ihnen sagen, was bei der Studie herauskommen wird. Unabhängige Wissenschaftler stellen Gefahren fest. Leute, die entweder offen oder verdeckt für die Interessen der chemischen Industrie arbeiten, stellen nur Unbedenklichkeit fest. Keines der Industrie- oder Firmenlabore genießt irgendeinen besonderen Ruf in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Und ihre Arbeiten sind pathetisch, da sie völlig veraltet sind und Techniken benutzen, die niemand in einer Laboruntersuchung benutzen würde und die 40, 50 Jahre alt sind.

e360: Können sie mal eine der Laboruntersuchungen beschreiben, die Ihr Labor durchgeführt hat?

vom Saal: Das erste Ergebnis, das wir hatten, war, dass BPA eine krankhafte Prostata bei einem Mausfötus hervorrief. Und dann publizierten wir in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“ [renommierte Zeitschrift der Amerikanischen Wissenschaftsakademie] wie man eine sehr hochentwickelte Technik wirklich verwenden kann, indem man das Organ heraus nimmt, es zerschneidet und in einen Computer einscannt. Man kann sagen, wie viele dorsale Kanäle es da gibt und wie die Beschaffenheit dieser Kanäle ist. Dann nehmen wir diese Kanäle, die aus dem Harnleiter kommen und färben sie mit speziellen Farben ein, damit wir genau feststellen können, welche Arten von Zellen es darin gibt und ob sie sich teilen oder nicht. Und was wir fanden waren Stammzellen – das schlimmste, was passieren kann, denn dies sind jene Zellen, die sich zu erwachsenen Zellen wandeln und zu Krebszellen werden – und sie sind das Ziel von Bisphenol A. Und sie wachsen anormal; die Kanäle sind alle stark missbildet.

Wir verfütterten auch BPA in einer [kleineren] Dosis an eine trächtige Maus, die sich um das Tausendfache von der unterschied, die irgend eine Wirkung hervorrufen kann, und dann nahmen wir ihre männlichen Nachkommen und stellten fest, dass es bei der Entwicklung der Prostata Anomalitäten gab. Eine andere Forschergruppe griff dies auf und behandelte Ratten mit Bisphenol A. Und im Erwachsenenalter entwickelten diese Prostatakrebs im Frühstadium. Und diese Gruppe war in der Lage, dies auf eine Veränderung in der Programmierung jener Gene zurück zu führen, welche bei Menschen, die Prostatakrebs bekommen, eine Rolle spielen.

e360: Nun also ganz praxisnah – als Mutter, die alle ihre drei Söhne als Säuglinge mit Plastikfläschchen gefüttert hat – wie besorgt müssen wir Eltern alle sein, und was können die Leute praktisch tun, um diese allgegenwärtige Chemikalie zu vermeiden?

vom Saal: Was wir wissen ist, dass Östradiol und Östrogene Risikofaktoren für Krankheiten sind. Und das bedeutet, wenn sie 100 Menschen untersuchen, wissen sie, dass sieben oder acht erkranken können, oder zehn, oder mehr. Und das andere ist, dass wir wissen, dass es unter Frauen hundert verschiedene Abstufungen gibt, wie Frauen beispielsweise auf orale Empfängnisverhütungsmittel ansprechen. Was man nicht sagen kann ist, die Tatsache, dass Sie mit ihren Kindern so umgegangen sind, würde zwangsläufig bedeuten, dass sie all diese Erkrankungen bekommen werden. Aber es erhöht ihr Risiko für zahlreiche Anomalitäten, was Sie im Auge behalten sollten. Doch alle diese Krankheiten, von denen wir sprechen, haben multifaktorielle Ursachen, und wenn BPA dazu kommt, spielt der ganze Rest des individuellen Lebensstiles eine Rolle. Ich meine damit, bei unseren Versuchstieren führte es zu Fettleibigkeit ohne erhöhte Nahrungsaufnahme. Das heißt, wenn man BPA ausgesetzt war und Symptome von Fettleibigkeit aufweist, würden Sie gerne Gegenmaßnahmen ergreifen und müssten erkennen, dass es nichts bringt, diese Person nur das essen zu lassen, was auch Sie essen – wegen dieser Chemikalie, von der wir feststellen, dass es umprogrammierte Gene in den Fettzellen sind, die anders funktionieren. Und die platzieren mehr Fett in ihre Fettzellen. Ihre Fettzellen sind im Vergleich zu normalen Fettzellen groß. Sie lagern dort einfach mehr Lipide ein. Und die Person kann nichts daran ändern. Aber Sie können dennoch die Ernährung dieser Person kontrollieren und nicht zulassen, dass es so weit kommt. Eines von den Dingen, die ich getan habe ist, meine Frau und ich haben in unserem Haushalt vor allem jede Art von Polycarbonat-Kunststoff verbannt.

e360: Das bedeutet, jegliche Art von diesen Hartkunststoff-Flaschen?

vom Saal: Hart und durchsichtig, wo nicht BPA frei drauf steht. Sie enthalten andere Chemikalien, denen sich auszusetzen ich nicht empfehlen würde. Und das Wasser in ihnen ist nicht rein, noch ist es überwacht. Das Beste, was Sie für Ihre Versorgung mit Wasser tun können ist, ein gutes Haushalts-Filtersystem zu kaufen und Leitungswasser zu benutzen, das durch einen Umkehr-Osmose, Kohlefilter gelaufen ist. In innerhalb weniger Monate kommen sie im Vergleich zum Kauf von Trinkwasser in Flaschen finanziell besser weg. OK, die andere Sache ist, dass ich jegliches Wasser, welches ich abfülle, in einen Edelstahlbehälter fülle.

e360: Und einmal las ich, Sie hätten gesagt, sie trinken nur Bier aus Flaschen; wir sollten nicht aus Getränkedosen trinken.

vom Saal: Mit ein paar sehr wenigen Ausnahmen gibt es in den Vereinigten Staat keine Dosenprodukte, die kein BPA enthalten. Darum benutzen wir zu Hause keine Produkte in Dosen. Als die Japaner die Beschichtung ihrer Dosen wechselten – von der die NAMPA (National Association of Metal Packagers Association), der Nationalverband der Herstellervereinigungen von Metallverpackungen behauptet, das Leben auf der Erde wäre zu Ende, wenn wir ihnen BPA wegnehmen. Nun, raten Sie mal was geschah? Die Japaner taten es. In Japan findet man kein Polycarbonat.

Es gibt zigtausende von Alternativen zu Babyfläschchen [mit BPA]**, und es gibt längst Alternativen für Konservendosen. Deshalb ist das, was [US-Senatorin Diane]** Feinstein mit dem BPA-Gesetz vorhat, der Konservenindustrie einen begrenzten Zeitraum für die Umstellung einzuräumen.

Das andere Ding ist, wenn man die Beschichtung der Konserven umstellt, wechselt man am besten zu etwas, das nicht diesen traditionellen Regulierungsbehörden-Blödsinn mit veralteten Untersuchungsmethoden passiert hat. Man sollte lieber die Fachleute auf diesem Gebiet zusammenrufen und sagen, „Wie kann ich feststellen, ob dies eine endokrin disruptive Aktivität besitzt?“ Andere Leute aus dieser Gemeinschaft können Ihnen das sagen. Aber sie werden es nie der US-EPA entlocken.

e360: All das wirft ziemlich beunruhigende Fragen auf, inwieweit wir wirklich allem oder den Chemikalien, die wir gebrauchen, trauen können. Doch Ihre Geschichte deutet darauf hin, dass wir, selbst wenn wir sehr eindeutige Belege haben, dass etwas schädlich ist, die Sachen nicht los werden können. Inwieweit sollten wird diesem System überhaupt noch trauen? Gar nicht?

vom Saal: Niemandem. Das System ist so sehr versteinert, dass es die Vorstellung absolut pervertiert, es wäre mit irgendeinem rationalen Prozess beschäftigt, um die gesundheitlichen Auswirkungen von Chemikalien zu untersuchen. Ein paar Leute von uns aus der Endocrine Society, Repräsentanten einer große medizinischen Gesellschaft, sagten zum Leiter des [EPA]**-Büros für Chemikaliensicherheit, „Ihre Mitarbeiter haben über 100 Millionen Dollar ausgegeben; Sie haben keinen glaubwürdigen Bestand an Untersuchungen, Sie haben nichts zustande gebracht außer mit nicht ausgeschriebenen Verträgen viel Geld zu verschwenden, die Ihnen keine Daten einbrachten. Und die Vertragslabore, die Sie für sich arbeiten lassen, liefern Ihnen Müll und sind derart außerhalb akzeptabler Leistungsgrenzen. Und Sie erklären die Daten für brauchbar.“

Und er wies dies zurück. Er drehte durch. Wir sagten ihm, „Sie wissen nicht, was Sie tun. Und solange Sie keine Endokrinologen beteiligen, die wissen, wie man hormonaktive Chemikalien untersucht, werden sie nicht weiter kommen.“ Und er wollte das nicht hören. Und er erzählt weiterhin überall allen Leuten, dass sie dieses wunderbare Programm hätten. Es ist eine Lüge; es ist Betrug; es ist absolut nicht hinnehmbar, dass diese Angelegenheit immer so weiter geht.

e360: Nun, wahrscheinlich bekommen Sie dies öfter zu hören, aber die Leuten werden sagen, „Oh, Sie sind einfach nur ein Panikmacher.“ Was sagen Sie zu diesen Leuten?

vom Saal: Prüfen Sie die Daten! Als Wissenschaftler denke ich, wenn sie von dem abweichen, was die Daten hergeben, verlieren Sie Ihre Glaubwürdigkeit und sind erledigt. Einer der Gründe, warum man mich auf diesem Fachgebiet für glaubwürdig hält ist, dass ich nie mehr gemacht habe, als zu erklären. Wenn ich jene Liste vortrage, welche Folgen BPA hat, ist jeder Punkt stapelweise mit Publikationen verschiedener Labore belegt. Und das ist der Vorgang, wissenschaftliche Ergebnisse zu validieren. Wenn diese Studien nur einmal an einem Ort durchgeführt worden wären und sie niemand wiederholen konnte, würde ich sie nicht in die Liste der Schäden aufnehmen, welche diese Chemikalie hervorrufen kann. Es ist die in den größten Mengen verbreitete endokrin-disruptive kommerzielle Chemikalie. Wir wissen nicht, in welchen Produkten sie überall drin ist. Wir wissen, dass sie bei Tieren umfangreiche Schäden anrichtet. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Studien am Menschen, welche den gleichen Zusammenhang zwischen der Gegenwart von Bisphenol A und jenen Schäden feststellen, die sich im Tierversuch ergaben.

Das beunruhigt mich. Ich denke nicht, dass dies Panikmache ist. Es ist mit Ausnahme von Dioxin eine Chemikalie, über die wir mehr wissen als über jeden anderen chemischen Stoff. Im Augenblick ist es die am meisten untersuchte Chemikalie der Welt. NIH [National Institutes of Health]** [die US-Gesundheitsbehörde] hat ein Budget von 30 Millionen Dollar für Studien die gerade über diese Chemikalie durchgeführt werden. Glauben Sie, dass die Bundesbehörden in Europa, der Vereinigten Staaten, Kanada und Japan, alle der Untersuchung dieser Chemikalie höchste Priorität einräumen würden, wenn es nur ein paar wenige Panikmacher gäbe, die behaupten, BPA wäre ein Problem?

** Einfügungen von der Redaktion des Originals

Autorin: Elizabeth Kolbert für Yale Environment 360, 24.11.2010

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Wir danken der Yale University für die Erlaubnis, dieses Interview übersetzen zu dürfen!

Weitere CSN Artikel über die Gefahren von BPA – Bisphenol A:

  1. Die Quittung für BPA
  2. Klage soll Verbot von BPA erzwingen
  3. 60 Wissenschaftler und NGOs appellieren an EFSA
  4. Bisphenol A – Eine Chemikalie verseucht unsere Nahrungsmittel und Getränke
  5. Mindestens 84% der Limonaden und Cola in Dosen mit Bisphenol A belastet
  6. Hersteller nehmen toxische Babyflaschen vom Markt, Verkauf nach Europa geht weiter

Die Quittung für BPA

Das Rezept für eine hohe BPA-Belastung: Gemüsekonserven, Zigaretten und ein Job an der Kasse

Schwangere die jeden Tag Gemüse aus Konserven essen, haben nach einer am 8. Oktober 2010 veröffentlichten Studie erhöhte Bisphenol-A Werte, eine Chemikalie mit östrogen-ähnlicher Wirkung, die in Lebensmittelverpackungen und anderen Verbrau- cher-Produkten vorkommt.

Über 90 Prozent der Schwangeren hatten nachweisbare Werte von Bisphenol-A und in der Studie wurden einen Reihe von Quellen für die Chemikalie festgestellt. Schwangere die Tabakrauch ausgesetzt waren oder als Kassiererinnen arbeiteten wiesen ebenfalls überdurchschnittliche Werte in ihrem Körper auf.

Bisphenol-A, oder BPA ist eine Chemikalie welche die Wirkung von Östrogenen imitiert und für die innere Beschichtung von Lebensmittelkonserven und Getränke- dosen, für Plastikartikel aus Polycarbonat und für Kassenquittungen verwendet wird. Labortiere, die als Fötus niedrigen BPA-Belastungen ausgesetzt waren, entwickelten Prostata- und Brustdrüsenkrebs, Fettleibigkeit und Fortpflanzungsprobleme. Bei Menschen wurde BPA mit Herzerkrankungen und Diabetes in Zusammenhang gebracht.

Vor wenigen Jahren hatten sich Mütter stark gemacht, um ihre Kinder vor BPA zu schützen, indem sie auf Händler und Hersteller öffentlichen Druck ausübten, BPA-freie Babyfläschchen anzubieten. Doch die neue Studie zeigt, dass Schwangere immer noch unwissentlich ihre Kinder belasten, während diese als Fötus heranwachsen, eine Phase, in der sie noch mehr geschädigt werden können.

„Dies zeigt wirklich sehr deutlich, dass es während der Schwangerschaft viele Quellen der Belastung mit BPA gibt“, sagte Joe Braun, Forschungsstipendiat der Harvard School of Public Health und Hauptautor der Studie, die von Wissenschaftlern aus sieben Einrichtungen durchgeführt wurde. „Dies zeigt einige Quellen auf, die veränderbar sind, das heißt, die Frauen können sogar ihre Belastung durch sie verringern.“

Die Forscher untersuchten Urinproben von 386 Schwangeren aus der Umgebung von Cincinnati, die zwischen 2003 und 2006 Kinder zur Welt brachten. Eine Frau wurde herausgenommen, da ihre BPA-Werte außergewöhnlich hoch waren – 1000-mal höher als der Mittelwert der Gruppe.

In der 16. und der 26. Woche ihrer Schwangerschaft hatten mehr als 90 Prozent der Frauen BPA in ihrem Urin, währen bei 87 Prozent messbare Werte vorlagen, als ihre Kinder geboren wurden.

Der offensichtlichste Zusammenhang ergab sich zu Gemüse aus Konserven

Nach der im wissenschaftlichen Journal Environmental Health Perspectives veröffentlichten Studie hatten jene die mindestens einmal am Tag Gemüse aus Konserven verzehrten 44 Prozent mehr BPA in ihrem Urin als diejenigen, die kein Gemüse aus Konserven verzehrten.

Beim Verzehr von Obst aus Konserven, frischen Früchten und Gemüse oder frischem und gefrorenem Fisch unterschieden sich die BPA-Werte nicht.

Tracey Woodruff, Leiterin des Forschungsprogrammes zu Fortpflanzungsgesundheit und Umwelt der Universität von Kalifornien in San Francisco betonte, dass Gemüse und Obst für die Ernährung von Schwangeren eine große Rolle spielen. Sie sagte jedoch, der neue Forschungsbericht lege nahe, dass es besser sei, sich für frische Produkte anstatt für solche aus Konserven zu entscheiden.

Frauen geringerer Bildung hatten höhere BPA-Werte und die Forscher vermuteten, dass dies etwas mit dem Verzehr von mehr Gemüse aus Konserven zu tun haben könnte. Ein schwächerer Zusammenhang bestand zum Einkommen, mit geringfügig höheren BPA-Werten bei Frauen die weniger als 20.000 Dollar im Jahr verdienen.

Frauen die angaben, dass sie teilweise Vegetarier wären, hatten höhere BPA-Werte als Frauen die strenge Vegetarier oder Nichtvegetarier waren. Dies konnten die Autoren nicht erklären, wie sie sagten, lagen hierfür zu wenig Daten vor, da nur fünf der Frauen strenge Vegetarier waren. Die Wahl von Produkten aus biologischem Landbau ergab keinen Unterschied bei den BPA-Werten.

Die Forschung hat lange angenommen, dass die BPA-Belastung überwiegend von Lebensmitteln und Getränken ausgeht, die mit dieser Chemikalie kontaminiert werden, wenn sie sich aus den Konserven und den Hartplastikflaschen löst. Doch die neuen Daten lassen darüber hinaus die Bedeutung von anderen Quellen erahnen.

Entscheidend war die Berufstätigkeit:

Frauen die Kassiererinnen waren hatten die höchsten Werte, Arbeiterinnen in der Produktion und Lehrerinnen hingegen die niedrigsten. Schwangere Kassiererinnen hatten im Durchschnitt 55 Prozent mehr BPA in ihrem Urin als schwangere Lehrerinnen.

BPA ist in vielen Kassenbons enthalten und kann über die Haut aufgenommen oder verschluckt werden. Das Tragen von Handschuhen kann die Belastung verringern. Einige Firmen setzen die Chemikalie nicht mehr ein. Appleton Papers, der größte Hersteller von Thermopapier in Nordamerika erklärte, dass BPA seit 2006 nicht mehr verwendet wird. [Anm. der Redaktion: Am 08.10.2010 geändert]

Erhöhte Werte wurden auch bei Frauen gefunden, die Zigaretten rauchten oder passiv Rauch einatmeten und bei Frauen, die einer Belastung mit Phthalaten ausgesetzt waren, eine Chemikalie aus Vinylprodukten. BPA wird zur Herstellung mancher Zigarettenfilter und phthalathaltiger Lebensmittelverpackungen eingesetzt.

Eine der Stärken dieser Studie besteht darin, dass die Wissenschaftler das Blut oder den Urin der Frauen auf Substanzen testeten, die als Biomarker für Tabakrauch und Phthalate bekannt sind. Diese führen zu verlässlicheren Ergebnissen als die Daten zu Lebensmittelkonserven, die durch Befragung erhoben wurden.

Es wurden keine Daten erfasst, in welchem Umfang die Frauen Plastikgegenstände, abgepackte Lebensmittel und Trinkwasser aus Flaschen benutzen, oder sich Zahnbehandlungen unterzogen. Alle dabei zum Einsatz kommenden Materialien können BPA enthalten.

„Es ist immer noch wenig darüber bekannt, welchen Anteil die unterschiedlichen BPA-Quellen an den gemessenen BPA-Urinwerten haben“, schrieben die Autoren. Hauptforschungsleiter war Bruce Lanphear, der früher am medizinischen Zentrum der Kinderklinik von Cincinnati war und nun an der Simon Fraser University in British Columbia ist.

Bei amerikanischen Kindern stammt 99 Prozent ihres BPAs aus der Nahrung, für Erwachsene wurden jedoch keine vergleichbaren Studien durchgeführt, sagte Braun [Autor s.o.]. Mehr Forschung ist nötig, sagte er, um anderen Quellen zu identifizieren und zu quantifizieren, damit Frauen Wege finden können, die Belastung ihrer Föten zu verringern.

Woodruff, die nicht an der Studie teilnahm, appellierte an die Gesetzgeber, den Gebrauch von BPA in so verbreiteten Dingen wie Kassenquittungen und Lebensmittelkonserven einzuschränken. Sie sagte, die Chemikalie wäre so allgegen- wärtig, dass sie wie die Luftverschmutzung für die Menschen, nicht zu umgehen wäre. „Wenn wir diesbezüglich [Belastung der Föten] nicht alles unternehmen, können wir die Belastung der empfindlichsten Bevölkerungsgruppe kaum vermeiden“, sagte Braun.

„Man kann BPA nicht vermeiden, solange man es nicht los wird“, sagte Woodruff. „Es ist vor allem das Versagen der bestehenden Gesetze, Chemikalien denen man unfreiwillig ausgesetzt ist und die unserer Gesundheit schaden können, angemessen zu regulieren.“

Autor: Marla Cone, Chefredakteurin von Environmental Health News

Übersetzung: BrunO für CSN

Bildmaterial: Bild I: srs001, Bild II Pete Myers

Der Original Artikel wurde am 08. Oktober 2010 veröffentlicht.

Ganz herzlichen Dank an Enviromental Health News für die Genehmigung den Artikel übersetzen zu dürfen.

Weitere CSN Artikel zum Thema BPA:

Klage soll das Verbot von BPA erzwingen

Der NRDC verklagt die Amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde (FDA) wegen dem Versagen, für eine giftige Chemikalie Vorschriften einzuführen

WASHINGTON – Der Natural Resources Defense Council (NRDC), der Rat zum Schutz natürlicher Ressourcen, reichte gegen die Lebens- und Arzneimittelbehörde eine Klage ein, weil diese nicht in der Lage ist, auf eine Petition zu reagieren, welche ein Verbot für die Verwendung von Bisphenol A (BPA) in Lebensmittelverpackungen, Lebensmittelbehältern und anderen Materialien fordert, die gewöhnlich mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. BPA, eine den Hormonhaushalt störende Chemikalie, die mit schwerwiegenden Gesundheitsproblemen in Zusammenhang steht, stellt für Föten, Babies und Kleinkinder eine besondere Gefahr dar. Der NRDC reichte diese Klage am 29.06.2010 beim Amerikanischen Berufungsgericht ein, das für die Bezirksgerichte zuständig ist.

Im Oktober 2008 ersuchte der NRDC die FDA, die Verwendung vom BPA in Lebensmittelverpackungen zu verbieten, um zu verhindern, dass diese giftige Chemikalie Lebensmittel kontaminiert. Seit mehr als 18 Monaten war die FDA nicht in der Lage, auf diese Eingabe zu reagieren, obwohl die Behörde ihre Besorgnis zum Ausdruck brachte, da eine frühe BPA-Belastung die Entwicklung von Gehirn und Prostata von Föten, Babies und Kleinkindern beeinflusst.

BPA ist in sehr vielen Produkten vorhanden, von der Beschichtung der Dosen von Säuglingsmilchnahrung, über Limonade- oder Bierdosen, Obst- oder Gemüsekonserven und Pizza-Schachteln bis hin zu aus Polycarbonat hergestellten Haushaltsgegenständen, wie Babyfläschchen, Trinktassen und wiederverwendbare Wasserflaschen. Mehr als 93% der Gesamtbevölkerung hat mehr oder weniger BPA im Körper, hauptsächlich aufgrund der Belastung, die von kontaminierten Lebensmitteln und anderen vermeidbaren Quellen ausgeht.

„BPA-freie Alternativen sind längst auf dem Markt verfügbar. Die FDA hat keinen triftigen Grund, das Verbot weiter hinauszuzögern“, sagte Dr. Sarah Janssen, eine führende Wissenschaftlerin des Umwelt- und Gesundheitsprogrammes des NRDC. „Es ist schlimm, dass Lebensmittel für die meisten Menschen die Hauptquelle der BPA-Belastung sind. Die FDA sollte jetzt handeln, um dieses unnötige Risiko zu eliminieren.“

Ein ständig wachsender Bestand an wissenschaftlicher Forschung hat eine BPA-Belastung mit einer gestörten Entwicklung des Gehirnes und mit Verhaltensänderungen, mit Anfälligkeit für Prostata- und Brustkrebs, Erbschädigung, Diabetes, Fettleibigkeit, Herz- und Gefäßerkrankungen in Zusammenhang gebracht.

„Die FDA hat versagt, eine gesunde Nahrungsversorgung sicherzustellen und die Bevölkerung vor Schaden zu bewahren“, sagte Aaron Colangelo, ein Anwalt von NRDC. „Das Versagen der FDA, Vorschriften für diese Chemikalie in Lebensmittelverpackungen zu erlassen, kann nicht gerechtfertigt werden, und deshalb sind wir gezwungen, das Gericht zu bitten einzugreifen und die Behörde anzuweisen, zu handeln.“

Literatur:

NRDC, Natural Resources Defense Council, Release – Lawsuit Seeks to Ban BPA from Food Packaging, WASHINGTON, June 29, 2010.

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Natural Resources Defense Council ist eine gesamtamerikanische, gemeinnützige Organisation von Wissenschaftlern, Rechtsanwälten und Umweltfachleuten, die sich mit dem Schutz von Gesundheit und Umwelt befassen. 1970 gegründet, hat der NRDC 1,3 Millionen Mitglieder und Online-Aktivisten, mit Büros in New York, Washington, Chicago, Los Angeles, San Francisco und Peking.

Weitere CSN-Artikel zu BPA – Bisphenol A

60 Wissenschaftler und NGOs appellieren an EFSA

Wissenschaftler und Nichtregierungsorganisationen [NGOs] warnen gemeinsam vor Kunststoff-Chemikalie BPA

Eine noch nie da gewesene Anzahl von sechzig Wissenschaftlern, internationalen Gesundheit- und Frauenorganisationen aus der ganzen Welt haben zusammen an die European Food Safety Authority (EFSA), die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit geschrieben und bekundet, dass Handlungsbedarf besteht, um die Belastung mit Bisphenol-A (BPA), insbesondere für hoch gefährdete Personengruppen wie Kleinkinder und Schwangere, zu reduzieren.

Stellungnahmen von einigen der beteiligten Wissenschaftlern und NGOs finden Sie gegen Ende dieser Mitteilung.

Insgesamt haben 41 NGOs und 19 Wissenschaftler aus 15 Ländern aus verschiedenen Regionen dieses Globusses (einschließlich 9 aus Großbritannien) den Brief unterzeichnet. Dieser Brief trifft unmittelbar vor der Veröffentlichung einer neuen wissenschaftlichen Einschätzung zur Sicherheit von Bisphenol-A in Materialien ein, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, welche Anfang Juli 2010 erwartet wird. Die EFSA wurde von der Europäischen Kommission gebeten, die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Bisphenol-A zu bewerten und wenn nötig die derzeit als vertretbar angesehene tägliche Aufnahmemenge, den Tolerable Daily Intake (TDI) zu aktualisieren (die exakte Menge in Lebensmitteln und Trinkwasser, die (oral) ein ganzes Leben lang ohne nennenswertes Gesundheitsrisiko aufgenommen werden kann).

Bisphenol-A ist eine in großen Mengen hergestellte Chemikalie, welche zur Produktion von transparenten und nahezu unzerbrechlichen Polycarbonat-Kunststoffen verwendet wird. Man findet es in Kunststoffen für Lebensmittel und Getränke, wie z.B. Babyfläschchen, Wasserflaschen für Sportler, als Epoxydharzbeschichtungen in Lebensmittelkonserven und Getränkedosen, in Plastikbehältern zur Aufbewahrung von Lebensmitteln, in Geschirr und anderen Erzeugnissen, einschließlich Zahnfüllungen, und es wurde festgestellt, dass es in die Nahrung und die Getränke gelangt.

Zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Bisphenol-A gab es schon länger aufgrund wissenschaftlicher Studien Bedenken, welche gezeigt haben, dass extrem geringe Belastungen den Hormonhaushalt stören. Humane Biomonitoring-Studien haben nachgewiesen, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen in den Industriestaaten einer Belastung mit Bisphenol-B ausgesetzt ist.

Die bisherige Einschätzungen der EFSA von 2007 und 2008 stützten sich in erster Linie auf ein paar industriefinanzierte wissenschaftliche Studien, die keine Bedenken wegen den Belastungen mit BPA zum Ausdruck brachten, denen wir ausgesetzt sind. Das Schreiben von Forschern und NGOs weist auf die wissenschaftliche Kritik an diesen Studien in akademischen Journalen hin, da „mehrere hundert peer reviewed, [d.h. von Kollegen/Fachgremien geprüfte] wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht worden sind, die auf mögliche nachteilige Gesundheitsfolgen durch BPA-Belastungen hingewiesen hatten“.

Darüber hinaus lenkt das Schreiben den Blick auf ein paar der neuen Studien, welche belastungsbedingte, potentielle Risiken aufzeigten, mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit an ‚Diabetes‘, ‚Entwicklungsstörungen‘ und Brustkrebs zu erkranken. Bisphenol-A Belastung in umweltrelevanter Höhe, die man üblicherweise in der Umwelt entwickelter Länder findet, wurde außerdem von unabhängigen Wissenschaftlern an Universitäten immer wieder mit einer Reihe anderer ernsthafter chronischer Erkrankungen in Zusammenhang gebracht.

Trotz der bestimmenden Position der EFSA, chemische Sicherheitsstandards EU-weit festzulegen, wurden Schweden und Deutschland nach Frankreich und Dänemark der aktuell dritte und vierte EU-Mitgliedsstaat, welcher vor der EFSA-Bewertung Maßnahmen einleitet.

Andreas Carlgren, Schwedens Umweltminister, stellte am 11. Mai 2010 fest, dass

„Schweden mit einen nationalen Verbot vorpreschen wird, falls die EU nicht schleunigst die hormonwirksame Substanz Bisphenol in Babyfläschchen verbietet“.

Der Präsident des Deutschen Umweltbundesamtes gab am 9. Juni ebenfalls die EFSA-Leitlinie auf, indem er neue Richtlinien veröffentlichte, die an

„Hersteller, Importeure und Anwender von Bisphenol-A“ appellieren, „alternative Substanzen zu benutzen, welche in allen Anwendungs-bereichen die maßgeblich zur Belastung beitragen, für die menschliche Gesundheit und Umwelt ein geringeres Risiko verursachen“.

Behörden in Kanada und den USA haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die Belastung durch BPA zu begrenzen, beispielsweise bei der Verwendung für Babyfläschchen. Bis jetzt hat es auf Europäischer Ebene noch keine ähnliche Aktion gegeben.

Eine Anzahl von EU-Mitgliedstaaten treten weiterhin für ein europaweites gemeinsames Vorgehen bzgl. Bisphenol-A ein. Tim Smith, Leiter der Britischen Food Standards Agency, der Verbraucherschutzbehörde, erklärte am 12. Mai 2010 in einem internen FSA Bericht, dass er „es als wichtig erachtet, dass es eine europaweite einvernehmliche Haltung gibt“ und dass die FSA nur in dem Fall „unsere Position entsprechend [der FSA Neubewertung] ändern wird, wenn dies als notwendig befunden wird“, ungeachtet der Maßnahmen, die anderswo in der EU ergriffen werden.

Die EFSA hat bereits die Veröffentlichung ihrer Neubewertung verschoben, wie es auf der Homepage heißt:

Um der Europäischen Kommission einen Überblick zum neusten Stand der Sicherheit von BPA zu verschaffen, wird die EFSA nun eine wissenschaftliche Einschätzung eher Anfang Juli als Ende Mai vorlegen. Grund ist, dass die Mitglieder des Gremiums hunderte von Studien für ihren Bericht und die Analyse der neusten wissenschaftlichen Literatur berücksichtigen müssen.

Das Schreiben der Wissenschaftler und Organisationen beginnt damit, ‚diese Ankündigung zu begrüßen‘, welche nach 11 Stunden veröffentlicht wurde, nachdem die EFSA endgültig zugestimmt hatte, hunderte nicht industriefinanzierte Studien in Augenschein zu nehmen.

Der Brief wurde von ‚Breast Cancer UK‘ und Prof. Fredrick vom Saal entworfen, kuratierter Professor für Biologie-Wissenschaften an der University of Missouri-Columbia, der von seinen Kollegen für seine Arbeit zu Bisphenol-A ausgezeichnet wurde und eine anerkannte Koryphäe auf seinen Gebiet ist. Die Bemühungen wurden außerdem von der Health and Environment Alliance in Brüssel [HEAL) koordiniert.

Prof. vom Saal erklärte anlässlich der Veröffentlichung des Briefes das folgende:

„Im Kern der BPA-Debatte geht es um eine veraltete Ansammlung von Richtlinien von Regulierungsbehörden, die auf Verfahren beruhen, welche vor über 50 Jahren entwickelt wurden, um die Sicherheit von Chemikalien abzuschätzen. So haben Forschungsmethoden des 21. Jahrhunderts in hunderten von veröffentlichten Berichten eine überwältigende wissenschaftliche Evidenz für die Schädlichkeit geliefert, doch diese Ergebnisse werden zurückgewiesen, weil sie nicht mit den überkommenen Prüfrichtlinien übereinstimmen.“

„Dies hat bewirkt, dass sich Regulierungsbehörden gänzlich auf die industriefinanzierte Forschung verlassen, die ‚zugelassene‘ Prüfmethoden anwendet, welche grob und unempfindlich sind, und es überrascht nicht, dass 100% dieser industriefinanzierten Studien zum Schluss kommen, dass BPA keine Schäden hervorruft.“

„Der einzige vernünftige Weg für Europäische Regulierer ist, entscheidungsfreudige Maßnahmen zu ergreifen, um die menschliche Belastung durch BPA zu verringern. Die überwältigende Natur aller wissenschaftlichen Beweise rechtfertigt dies als Dringlichkeit.“

Clare Dimmer, Vorsitzende des Kuratoriums von Breast Cancer UK und ehemaligen Krebspatientin erklärte:

„Brustkrebs ist die häufigste Krebsart in Europa und hat trotz aller kostenintensiven Aufwendungen der Regierungen für Untersuchung, Behandlung und Intensivierung der Forschung schnell zugenommen. Nun muss es an der Zeit sein, dass die Behörden auf die Wissenschaft reagieren und anfangen, zu gefährlichen Chemikalien wie Bisphenol-A, das in unseren Alltagsprodukten vorkommt, eine vorsorgliche Haltung einzunehmen.“

Lisette van Vliet, Ph.D., Beraterin für Giftstoff-Richtlinien bei HEAL sagte:

Es ist höchste Zeit, dass die EFSA zum überwältigenden Forschungsstand aufholt, der reale Gründe liefert, sich über unsere tägliche BPA-Belastung Gedanken zu machen.“

Die Beteiligten Wissenschaftler und Organisationen bekamen die Möglichkeit, für diese Pressemitteilung eine kurze Bemerkung zu übermitteln. Jene, die darauf reagierten, sind unten aufgeführt. Dies soll die teilnehmenden Organisationen nicht daran hindern, eigene Pressemitteilungen, unterstützende Erklärungen und zusätzliche Kommentare heraus zu geben.

Prof. Andrew Watterson, Forschungsgruppe Arbeit- und Umweltmedizin an der University of Stirling sagte:

„Es macht Angst, wenn die Beweiskraft der wissenschaftlichen Belege geprüft wird [um erst herauszufinden), ob ernsthafte Maßnahmen zur Verringerung der menschlichen Belastung unmittelbar ergriffen werden sollten. Hunderte akademischer Studien haben ausdrücklich das Risiko von Entwicklungsschäden bei Föten und Kleinkindern durch BPA-Belastung hervorgehoben, und dies sollte eine starke Vorsorgerichtlinie als Antwort der Europäischen Behörden diktieren. Falls dies nicht der Fall sein sollte, muss die Britische Regierung eingreifen, wie es andere Europäische Länder bereits tun.“

Daniela Hoffmann, Expertin für Chemikalien, GLOBAL 2000/Friends of the Earth Österreich:

„Letztendlich muss die EFSA den überwältigenden wissenschaftlichen Beweis des Risikos, das BPA für die menschliche Gesundheit bedeutet, anerkennen.“

Sarah Häuser, Expertin für Chemikalien, BUND/Friends of the Earth Deutschland:

„Der bestehende Wert für die tolerierbare tägliche Aufnahme von BPA schützt die Gesundheit des Menschen nicht. In Tierversuchen und Biomonitoring-Studien werden viel geringere Dosen als jene, welche die EFSA als sicher eingeschätzt hat, mit chronischen Erkrankungen und Gesundheitsschäden wie Diabetes und Herzkreislauferkrankungen in Zusammenhang gebracht. Nun ist es Zeit zu handeln.“

Pressemeldung vom 23.06.2010

Hinweis für Redaktionen:

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an

Hratche Koundarjian, Campaign Manager, Breast Cancer UK

Charity No: 1088047

T: 07905 911 039, E-Mail: hratche@breastcanceruk.org.uk

W: www.breastcanceruk.org.uk / www.nomorebpa.org.uk

Der Brief mit den Unterschriften:

An

Prof. Klaus-Dieter Jany, Chair of the CEF Panel

European Food Safety Authority

Largo N. Palli 5/A

43121 Parma, Italy

23. Juni 2010

Sehr geehrter Herr Prof. Jany,

wir schreiben, um die Ankündigung auf der Webpräsenz der European Food Safety Authority (EFSA) zu begrüßen, wonach das CEF-Gremium ‚hunderte von Studien in seinem Bericht und in seiner Analyse der neusten wissenschaftlichen Literatur‘ für die Überprüfung des DTI, [der tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge] von Bisphenol-A in Produkten, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, berücksichtigen wird.

Während der letzten eineinhalb Jahrzehnte wurde ein substantieller Korpus veröffentlicht, der sich auf mehrere hundert geprüfte (peer rewiewed) wissenschaftliche Abhandlungen beläuft, die auf mögliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit hingewiesen haben, welche mit den BPA-Belastungen durch interne Dosen zusammenhängen, dem biologisch wirksamen BPA, das man im menschlichen Körper findet.

Wie eine Rezension (Vandenberg et al) von 80 Biomonitoring-Studien in Environmental Health Perspectives im März 2010 veranschaulichte, ‚haben die zwei bis heute durchgeführten toxokinetischen Studien, die nahelegen, dass die Belastung des Menschen zu vernachlässigen ist, signifikante Mängel und sind deshalb für die Einschätzung von Risiken nicht brauchbar.‘

In ihrer vorausgegangenen Risikoeinschätzung von BPA hat die EFSA sich jedoch ausschließlich auf eine kleine Zahl von Studien gestützt, anstatt auf die sehr viel größere Anzahl, welche die US Food and Drug Administration als relevant und sehr brauchbar für ihre Risikobewertung von BPA anerkennt und welche die FDA veranlasste, wegen den Gesundheitsgefahren die von BPA ausgehen Besorgnis zum Ausdruck zu bringen.

Nur eine kleine Minderheit von Studien kamen zu der Aussage, dass die BPA-Belastung völlig sicher ist, und viele dieser Forschungsberichte wurden in akademischen Kommentaren und Antworten als mangelhaft kritisiert, aber gerade auf diese wenigen Studien voller Fehler hat sich die EFSA bisher gestützt, um BPA als sicher zu erklären.

So stellte z.B. ein von 24 Wissenschaftlern verfasster, in der Februar 2010 Ausgabe von Toxicological Sciences publizierter Brief fest: ‚Studien zu veröffentlichen, die für hormonell wirksame Chemikalien in niedrigen Dosen keine schädliche Wirkung feststellen, wobei die Studien keine Positivkontrolle (Tyl et al., 2002), Positivkontrollen mit unzureichende Dosen (Ryan et al., 2009; Tyl et al., 2008), oder wirkungslose Positivkontrollen enthalten (Cagen et al., 1999), ist für Peer Review Journale nicht angebracht (Myers et al., 2009a,b; vom Saal and Welshons, 2006). Solche Studien verletzen die Grundregeln des Studiendesigns.‘

Viele wissenschaftliche Studien stellen nun die Sicherheit von BPA in Frage. Beispielsweise hat eine jüngste Studie darauf hingewiesen, dass BPA möglicherweise zu Stoffwechselstörungen führt, welche die Zucker-Homöostase betreffen und legt nahe, dass BPA ein Risikofaktor für Diabetes darstellen könnte (Alonso-Magdalena et al., 2010). Darüber hinaus ergaben Versuche an der Yale University, dass BPA die normale Entwicklung stören könnte (Bromer et al., 2010), und Doherty et al. (2010) von der Yale University haben eine Studie veröffentlicht, die wegen der epigenetischen Wirkung von BPA auf die Steuerung der Brustdrüsen Anlass zur Sorge gibt, dass möglicherweise ein Risiko für Brustkrebs besteht. Das Auftreten von Endometriose kann ebenfalls befürchtet werden, da die Arbeit von Signorile et al (2010) darauf hindeutet, dass eine pränatale Belastung von Mäusen mit Bisphenol-A bei den weiblichen Nachkommen eine mit Endometriose vergleichbare Reaktion hervorruft.

Darum sind wir der Auffassung, dass jede objektive und gründliche Prüfung der wissenschaftlichen Literatur zu dem Schluss führen wird, dass Maßnahmen notwendig sind, um die BPA-Belastung zu reduzieren, insbesondere für Gruppen mit dem höchsten Risiko, nämlich Kleinkinder und Schwangere.

Es gibt immer mehr Länder, die entweder bereits dabei sind, solche Maßnahmen zu ergreifen, oder die signalisiert haben, dass sie bald ähnliche Maßnahmen einleiten werden.

Wir teilen die Bedenken dieser Regierungen und Behörden und glauben, dass ein Reduzieren der BPA-Belastung für diese Gruppen gleichermaßen wissenschaftlich gut begründet, wie das Beste für die öffentliche Gesundheit ist.

Deshalb bitten wir Sie als Vorsitzender des CEF-Gremiums und die Mitglieder des CEF-Komitees, für die aktuelle Prüfung alle relevanten Studien einschließlich Biomonitoring-Studien zu berücksichtigen, und wir kommen aufgrund dieser Belege zu dem Ergebnis, dass es ein starkes wissenschaftliches Mandat zum Handeln gibt.

Mit freundlichen Grüßen,

  • Benson Akingbemi, Associate Professor, Department of Anatomy, Physiology and Pharmacology, Auburn University, Auburn, USA.
  • Prof. Dr. Ibrahim Chahoud, Institute of Clinical Pharmacology and Toxicology, Dept. of Toxicology, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • André Cicolella, Dipl Eng chemist-toxicologist.
  • Prof. Patricia Hunt, Meyer Distinguished Professor, School of Molecular Biosciences, Washington State University
  • Prof. Maricel V. Maffini. Ph.D. Research Assistant Professor. Department of Anatomy and Cellular Biology, Tufts University School of Medicine
  • Jane Muncke, Ph.D, Environmental Toxicologist, Emhart Glass SA, Switzerland.
  • John Peterson Myers, Ph.D., Chief Scientist, Environmental Health Sciences, Charlottesville VA.
  • Angel Nadal, PhD, Professor of Physiology, Instituto de Bioingeniería and CIBERDEM, Universidad Miguel Hernández de Elche, Spain.
  • Dr John Newby, Medical Information Scientist for the Cancer Prevention Society and Former Member of the Developmental Toxico-Pathology Research Group, Department of Human Anatomy & Cell Biology, Faculty of Medicine, University of Liverpool.
  • Prof. Jörg Oehlmann, Goethe University Frankfurt am Main, Institute for Ecology, Evolution and Diversity.
  • Prof. Gail S. Prins, PhD, Professor of Physiology, Department of Urology, University of Illinois at Chicago.
  • Prof. Fredrick vom Saal, Curators Professor of Biological Sciences, University of Missouri-Columbia.
  • Prof. Pietro Giulio Signorile, President of the Italian Endometriosis Foundation.
  • Prof. Ana M Soto, MD, Department of Anatomy and Cell Biology, Tufts University, School of Medicine.
  • Prof. Hugh S. Taylor, M.D., Professor of Molecular, Cellular and Developmental Biology, Department of Obstetrics, Gynecology and Reproductive Sciences, Yale University.
  • Laura N. Vandenberg, PhD, Postdoctoral Fellow, Center for Regenerative and Developmental Biology, Tufts University.
  • Prof. Cheryl S. Watson, PhD, Professor, Biochemistry & Molecular Biology Dept. University of Texas, Medical Branch, Galveston.
  • Prof. Andrew Watterson, Occupational and Environmental Health Research Group, University of Stirling.
  • Prof. R. Thomas Zoeller, Biology Department, Morrill Science Center, University of Massachusetts.

  • Action for Breast Cancer, Malta
  • Alliance for Cancer Prevention, UK
  • Arnika, Czech Republic
  • Association for Environmental and Chronic Toxic Injury, Italy
  • Austrian section of ISDE (International Society of Doctors for the Environment), Austria
  • Breast Cancer Fund, USA
  • Breast Cancer UK, UK
  • BUND / Friends of the Earth Germany, Germany
  • Cancer Prevention and Education Society, UK
  • ChemSec – International Chemical Secretariat, International
  • CHEM Trust, UK
  • Chemical Sensitivity Network, Germany
  • Clean Air Action Group, Hungary
  • Comité pour le Développement Durable en Santé, France
  • Danish Consumer Council, Denmark
  • The Danish Ecological Council, Denmark
  • Eco-Accord Program on Chemical Safety, Eastern Europe, Caucasus and Central Asia
  • EcoAid, Germany
  • Ecologistas en Acción, Spain
  • Environmental Health Fund, USA
  • Environment Illinois, USA
  • European Environmental Bureau, EU
  • Finnish Association for Nature Conservation, Finland
  • Friends of the Earth Spain, Spain
  • Global 2000 / Friends of the Earth Austria, Austria
  • Health and Environmental Network, Europe
  • Health Care Without Harm, International
  • Indiana Toxics Action, USA
  • Instituto Sindical de Trabajo Ambiente y Salud, Spain
  • The Irish Doctors‘ Environmental Association, Ireland
  • Italian Endometriosis Foundation, Italy
  • Plastic Planet, Austria
  • Rachel’s Friends Breast Cancer Coalition, USA
  • Réseau Environnement Santé, France
  • Society for Sustainable Living, Czech Republic
  • Unison, UK
  • VHUE e.V., Germany
  • Women in Europe for a Common Future, Europe
  • Women’s Environmental Network, Scotland
  • Women’s Voices for the Earth, USA
  • WWF European Policy Office, Europe

Referenzen

Übersetzung: BrunO für CSN-Chemical Sensitivity Network