Archiv der Kategorie ‘Allergien‘

Klinikum berichtet über 250 MCS Patienten

Kein Bedarf für spezielle Krankenzimmer für Behinderte?

Seit Sommer 2011 gibt es in Deutschland endlich ein Krankenhaus, das Umweltkranke mit MCS aufnehmen kann. Die Klinik in Hamburg ist die Einzige in ganz Deutschland. Weil sie hoch im Norden des Landes liegt und damit für Umweltkranke aus Süd- und Mitteldeutschland im Ernstfall fast unerreichbar, sind die eigens eingerichteten Umweltzimmer bislang unterbelegt. Umwelterkrankte aus dem Raum Stuttgart setzten sich dafür ein, dass auch in dieser Großstadt ein Krankenhaus Umweltzimmer einrichtet, um auch MCS-Kranken im süddeutschen Raum einen Klinikaufenthalt zu ermöglichen. Politiker der CDU wollten die an MCS Erkrankten unterstützen und fragten bei der Stuttgarter Stadtverwaltung nach. Der Leiter des Klinikums vor Ort führte eine Erhebung durch und stellte fest, dass man über 250 Patienten mit MCS versorgt hatte. Bedarf für spezielle Umweltzimmer wie in Hamburg sieht er trotzdem nicht. Obwohl MCS eine im ICD-10 unter Verletzungen und Vergiftungen, mit dem Code T 78.4 klassifizierte Krankheit ist.

Da Chemikaliensensitivität ab einem gewissen Schwergrad eine Behinderung darstellt, weil die Krankheit im Alltag stark einschränkt oder ihn völlig unmöglich macht und Aufenthalte in einer herkömmlichen Klinik nur mit weiterer gesundheitlicher Verschlechterung zu bewerkstelligen sind, sehen MCS-Erkrankte sich als benachteiligt gegenüber anderen Kranken und Behinderten an.

Krankenhausaufenthalt nötig, Krankenhaus unerreichbar

Für MCS-Kranke ist es schwer, Hunderte von Kilometern zurückzulegen, um behandelt zu werden. Der Transport in einem Krankenwagen ist wegen der teils schweren bis lebensbedrohlichen Reaktionen auf geringste Konzentrationen von Chemikalien nahezu unmöglich. Speziell ausgestattete Krankenwagen, wie es sie in den USA schon gibt, sind in Deutschland nicht verfügbar. Viele der Umweltkranken mit MCS sind nicht in der Lage, alleine zu reisen, es wäre schlichtweg unverantwortlich. Sie sind auf die Hilfe und ein Transportangebot eines Familienmitglieds oder Freundes angewiesen. Die Zumutbarkeit einer Wegstrecke von Süddeutschland nach Hamburg im Schmerzfall sei dahingestellt. Mit einer solchen mangelhaften Versorgungssituation ist kaum eine andere Patientengruppe in Deutschland konfrontiert.

MCS zu selten um angemessene Krankenzimmer bereitzustellen?

In der Südwestpresse wurde über die Anfrage der CDU und Stadtverwaltung beim Klinikum Stuttgart berichtet. Klinikleiter Claude Klier sagte gegenüber der Zeitung, es gäbe Zimmer im Klinikum, die einzelne Merkmale erfüllten, man habe bei einigen Klinikneubauten entsprechende Umweltstandards berücksichtigt und schadstoffarme Materialien verwendet. Umweltzimmer, wie es sie in Hamburg gibt, hält der Leiter des Stuttgarter Klinikums nicht für erforderlich und führt gegenüber der Zeitung interne Klinikstatistik an:

„Vom 1. Januar 2011 bis 30. Juni 2012 wurden 27 Patienten mit der Hauptdiagnose MCS im Klinikum Stuttgart aufgenommen – verteilt auf neun unterschiedliche Klinken, inklusive Notaufnahme. Weitere 227 Patienten hatten diese MCS als Nebendiagnose“.

Ein konkreter medizinischer Bedarf bestünde nicht, sagte der Leiter des Klinikums im Interview.

Mike, User im CSN Forum, wollte das nicht ungeprüft lassen. Er recherchierte und fand Folgendes heraus:

„Wenn man von einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 8,5 Tagen ausgeht, dann wären das 254 x 8,5= 2159 Belegungstage in 1,5 Jahren. Ein Bett würde da gar nicht ausreichen.“

Als seltene Erkrankung sieht auch die EU-Kommissarin für Gesundheit MCS nicht an. In einer Stellungnahme verdeutlichte sie Ende 2009 das MCS im internationalen ICD-10 klassifiziert sei und die Definition einer seltenen Erkrankung nicht erfülle, dafür sei sie zu häufig. Die Bereitstellung einer angemessenen Gesundheitsversorgung obliege den einzelnen EU-Mitgliedsländern ließ EU-Kommissarin Androulla Vassiliou damals wissen.

Kaum Ärzte informiert über die Existenz der Hamburger Umweltzimmer

Die zwei Umweltzimmer der Hamburger Klinik sind bislang zwar noch unterbelegt, aber die MCS-Patienten, die bereits dort zur Behandlung waren oder um sich operieren zu lassen, waren durch die Bank großen Lobes. Man habe wirklich das Möglichste getan, um den Aufenthalt für MCS-Patienten verträglich zu machen und ihnen sei medizinisch hervorragend geholfen worden. Bislang gab es nur wenig mediale Berichterstattung über die beiden Umweltzimmer, das mag ein Grund sein, weshalb die beiden mit viel Mühe errichteten Spezialzimmer unterbelegt sind.

Wenn man mit Klinikärzten aus dem Bundesgebiet spricht, trifft man auf Wissbegier bezüglich der Thematik, und es ist davon auszugehen, dass ein informativer Artikel über das Hamburger Pilotprojekt im Deutschen Ärzteblatt mit Interesse gelesen würde. Ärzte, die in ihrem Praxisalltag mit MCS-Patienten in Not konfrontiert werden, hätten gerne eine Anlaufstelle, selbst wenn sie entfernt ist. Erst kürzlich verstarb eine MCS-Patientin, weil es kein Klinikangebot für diese Patientengruppe gibt und der Hinweis von CSN auf die Hamburger Klinik genau einen Tag zu spät kam. Die Patientin war in der Nacht zuvor verstorben.

Andere Länder ermöglichen MCS-Patienten Klinikaufenthalte

In den USA, Kanada und Australien bemüht man sich seit Jahren, die Bedingungen in Krankenhäusern zu optimieren, um auch Chemikaliensensible behandeln oder im Notfall versorgen zu können. Standardisierte Notfallinformationen für Rettungssanitäter und Ärzte, Leitlinien, die Krankenhäusern helfen sollen, MCS-Patienten im normalen Klinikalltag versorgen zu können, spezielle Klinikabteilungen mit Arbeitsanweisungen, wie man diesen hypersensiblen Patienten den Aufenthalt ermöglicht, all das gibt es in den USA, in Kanada und Australien. Dass solche Maßnahmen mit hohen Kosten verbunden sind trifft nicht zwangsläufig zu. Arbeitsanweisungen, Duftstoffverbote und einfache Regelungen sind beispielsweise mit keinen nennenswerten Kosten verbunden.

MCS-Patienten, Behinderte die kaum medizinische Hilfe erhalten

Umweltzimmer nach Hamburger Standard kosten zwischen 30.000 und 40.000€, führte der Leiter des Stuttgarter Klinikums gegenüber der Südwestpresse an. Für eine Privatperson mag diese Summe hoch anmuten, für ein Spezialzimmer in einer Klinik ist sie kein Kostenfaktor, der nicht zu realisieren wäre. Über EU-Subventionen ist es möglich, Kliniken umweltverträglicher und schadstofffreier zu konzipieren. Bei entsprechender Planung dürfte es durchaus im Rahmen des Machbaren stehen, dass weitere Umweltzimmer, wie die in Hamburg, in verschiedenen Regionen in Deutschland geschaffen werden. Mit entsprechender „Vermarktung“ im Sinne von Kommunikation über die medizinische Fachpresse und Eintrag in entsprechende Klinikregister dürften diese Spezialzimmer für Allergiker und Umweltkranke sicherlich über ausreichende Belegung nicht klagen müssen. Fast jeder Zweite in unserem Land ist Duftstoffallergiker. Unter Chemikaliensensitivität (MCS) in beachtenswertem Ausmaß leiden rund 10-15% der Bevölkerung, wenn man Prävalenzstudien aus anderen Ländern für eine Bedarfserhebung zugrunde legt, weil es keine verlässlichen deutschen Studien gibt.

Werden MCS-Kranke gegenüber anderen Kranken und Behinderten benachteiligt?

MCS kann in Deutschland im Einzelfall schon seit Jahren als Behinderung anerkannt werden. Es gibt Chemikaliensensible, die ihre Krankheit als Behinderung eingestuft bekamen. Doch auch ohne eine solche behördliche Anerkennung gilt eine durch Behinderung beeinträchtigte Person, laut UN Behindertenkonvention, als Behinderter, dem Hilfe zusteht. Deutschland hat die UN -Behindertenkonvention unterzeichnet. Die deutschen Patienten mit Chemikaliensensitivität oder MCS können jedoch, auch Jahre nach der Ratifizierung des Behindertenschutzgesetzes, immer noch an keinem normalen Alltag teilnehmen und erhalten kaum medizinische Versorgung zugestanden. Die Kernaussage des Gesetzes besagt, dass kein Behinderter vor einem anderen Behinderten bevorteilt oder benachteiligt werden darf und adäquate Hilfe erhalten muss, da er sonst gegenüber anderen Behinderten und Mitmenschen als diskriminiert gilt.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. August 2012

Literatur:

 

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Arbeitsschutz für Allergiker

Behörden setzen Rücksichtnahme auf Duftstoffallergiker durch

Das Benutzen von Parfüms, Bodylotions, Deo’s und anderen Duftstoffen an Arbeitsplätzen hat Dimensionen angenommen, die Behörden tätig werden lässt. Etwas Duft kann eine angenehme Bereicherung sein, wenn zu viel des Guten verwendet wird, werden Duftstoffe zur quälenden Last. Insbesondere in Büros, wo man auf engem Raum zusammen sitzt, kann das Parfüm oder Aftershave des Kollegen sogar zum handfesten Gesundheitsproblem werden. Für Allergiker, Asthmatiker und Chemikaliensensible (MCS) reicht ein wenig Parfüm, um die Arbeitsfähigkeit einzuschränken oder aufs Spiel setzen. Selbst ein kurzer Aufenthalt einer Person, die ein Parfüm oder Pflegeprodukt benutzt hat, das allergieauslösende natürliche Duftstoffe oder Chemikalien enthält, kann die Luft in einem Innenraum für viele Stunden belasten.

Die kanadische Bezirksregierung von Kootenay Boundary hat einer Arbeitsanweisung zur Minimierung von Duftstoffen und Parfüms am Arbeitsplatz höchste Priorität eingeräumt. Am 11. Juli 2012 trat die Leitlinie in Kraft. Seit einiger Zeit kann man nahezu wöchentlich über die Einführung solcher Regulierungen oder über Verbote von Parfüm und Duftstoffen bei Behörden, in Konzernen, auf Veranstaltungen, als auch in Schulen und Universitäten lesen.

Gründe für ein Duftstoffverbot

Die kanadische Bezirksregierung von Kootenay Boundary beschreibt in ihrer Leitlinie mit dem Titel „Scent-Sensitive Environment“ die Gründe für die nun in Kraft tretende Arbeitsanweisung. Man möchte die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Mitarbeiter und Besucher durch Minimierung von parfümierten Produkten die Umwelt- und Chemikaliensensitivität auslösen können, sicherstellen. Das Ziel der Leitlinie ist die Reduzierung der Verwendung stark gedufteter Produkte. Die Behörde hat insbesondere folgende problematische Produkte im Visier und bittet darauf zu verzichten, wenn sie parfümiert sind, bzw. auf duftfreie Alternativen auszuweichen:

  • Shampoo, Conditioner
  • Haarsprays
  • Deos
  • Parfüms, Aftershaves
  • Bodylotions, Cremes
  • Potpourri
  • Handseifen
  • Kosmetika
  • Lufterfrischer, Raumsprays
  • Aromatherapie Produkte
  • Duftöle
  • Beduftete Kerzen

Die Behörde ist bestrebt, Reinigungs- und Desinfektionsmittel zu finden, die verträglich sind und verspricht die Verwendung zu beobachten und im Falle von Unverträglichkeiten durch Ersatzprodukte Abhilfe zu schaffen.

Duftfreie Arbeitsplätze werden zur Norm

In USA und Kanada sind Arbeitsplätze, an denen ein „Duftstoff- oder Parfümverbot“ herrscht, keine Seltenheit mehr. Arbeitsplätze, an denen Duftstoffe und Parfüms reglementiert sind, stellen in diesen Ländern laut Dokument der Bezirksregierung von Kootenay Boundary zwischenzeitlich eine gewisse Norm dar. Ähnliche der Gesundheit von Angestellten an Arbeitsplätzen zuträgliche Bestrebungen sind in europäischen Ländern erst selten anzutreffen. Die Leitlinie wurde von der kanadischen Bezirksregierung als Teil eines umfassenden Programms für Arbeitssicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz eingeführt. Mitarbeiter, Leiter von Behörden wie auch Besucher sollen sich daran halten, um die Gesundheit ihrer Mitmenschen zu schützen.

Ist Verzicht auf Duftstoffe wirklich nötig?

Duftstoffe bestehen aus Chemikalien oder aus natürlichen Ölen, die allergene Wirkung haben können. Zusätzlich oxidieren solche ätherische Öle durch Licht-, Luft- und Ozoneinwirkung wodurch Schadstoffe freigesetzt werden. Es ist also keineswegs unbedenklich, wenn nur natürliche Duftöle / Aromaöle verwendet werden, oder bspw. Reinigungsmittel mit Zitrusöl. Beides, chemische und natürliche Duftstoffe belasten die Raumluft und können die Gesundheit einer Person erheblich beeinträchtigen. Folgende Gesundheitsbeschwerden durch beduftete Produkte, Parfüms, etc. werden häufig berichtet und auch in der Leitlinie für Arbeitssicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz angeführt:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Benebeltes Gefühl im Kopf
  • Übelkeit
  • Erschöpfung
  • Schwäche
  • Müdigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Depressionen
  • Angst
  • Taubheitsgefühle
  • Atemwegbeschwerden
  • Kurzatmigkeit
  • Hautirritationen
  • Tränende, gereizte Augen
  • Anaphylaxie

Kosten für die Umsetzung eines Duftstoffverbots am Arbeitsplatz

Duftfreie Seife für Seifenspender und Reinigungsmittel ohne Duft kosten nicht mehr als herkömmliche Produkte, wenn man etwas Preisvergleich betreibt. Die Kosten für die Umsetzung eines Duftstoffverbots sind abhängig von der Größe eines Unternehmens oder einer Behörde. Hinweisschilder, Schulungsmaterial und Aufklärungsbroschüren sind die Hauptposten. Wenn nicht viele Mitarbeiter über ein Duftstoffverbot informiert werden müssen, reicht oft eine einfache Dienstanweisung, die außer Mühe und Zeit, sie zu erstellen, keine oder kaum Kosten verursacht.

Rigoroses Verbot oder freiwilliges Verzichten auf Duftstoffe?

Ob an einem Arbeitsplatz ein rigoroses Duftstoffverbot eingeführt werden muss oder ob Aufklärung und die Bitte an Mitarbeiter und Besucher auf duftende Kosmetika zu verzichten, ausreicht, hängt von einigen Faktoren ab:

  • Kooperationswille der Mitarbeiter und Gebäudebesucher
  • Mitarbeiter, die schwere gesundheitliche Reaktionen durch Parfüms und Duftstoffe erleiden
  • Gesundheitsbewusstsein, Einsicht
  • Schrittweises Vorgehen aus Umsetzbarkeitsgründen
  • Zeitlicher Aufwand, Mitarbeiter über das Duftverbot zu informieren (Schulungen)
  • Duftstoffe vom Arbeitsplatz verbannen

Parfüms und Duftstoffe gehören zwar für viele Menschen zum Leben dazu, sie sind jedoch in keinster Weise notwendig. Jeder, der besorgt ist um das Wohlergehen und die Gesundheit seiner Mitmenschen, kann dazu beitragen, dass eine Firma, ein Betrieb oder eine Behörde barrierefreier und ein gesünderer Arbeitsplatz wird.

Unterstützen kann man die Einführung einer solchen Duftstoff-Reglementierung durch:

  • Hinweisschilder an Eingängen, auf Toiletten und in den verschiedenen Arbeitsbereichen
  • Eliminierung von Duftspendern auf Toiletten, statt dessen Einbau einer besseren Lüftung
  • Besonders eingeschränkten Mitarbeitern gestatten, einen Raumluftfilter in ihrem Arbeitsbereich einzusetzen, ihre Pausenzeiten frei wählen zu können, bei Erfordernis eine Aktivkohle-Schutzmaske verwenden zu dürfen
  • Telefon, Intranet, iMessage, Messenger, SMS und andere Möglichkeiten elektronischer Kommunikation nutzen, um Mitarbeiter mit schweren Gesundheitsproblemen vor massiver Duftstoffexposition zu warnen

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 30. Juli 2012

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Wohnen im Mehrfamilienhaus ist nicht einfach

Allergiker und MCS-Kranke haben es besonders schwer

Das Leben in einem Mehrfamilienhaus kann sehr anstrengend sein, besonders wenn man Allergien hat oder unter Multipler Chemikaliensensitivität (MCS) leidet. Je mehr Menschen in einem Haus wohnen, desto unkontrollierbarer wird die Wohnsituation. Allergiker und Chemikaliensensible wären, wenn man es genau betrachtet, am Besten in einem baubiologisch ausgestatteten Einfamilienhaus statt in einem Mehrfamilienhaus untergebracht. In Städten und Ballungsgebieten kaum machbar, und wenn man unter einem gewissen Limit leben muss, auch unbezahlbar. Es bleibt also nichts anderes übrig, als sich mit dem Leben in einem Mehrfamilienhaus zu arrangieren und zu versuchen, die Gegebenheiten in den Griff zu bekommen. Spezielle Wohnprojekte für Multiallergiker und MCS-Kranke gibt es in Deutschland noch nicht, obwohl dieser Behindertengruppe gemäß der UN-Behindertenkonvention Hilfe zustünde und geeignete Wohnprojekte geschaffen werden müssen. Nicht einmal machbare Übergangslösungen zur Verbesserung der Wohnstuation von Chemikaliensensiblen sind durch die zuständigen Behörden angedacht. CSN hat sich deshalb auch am SPD Zukunftsdialog mit einem Vorschlag für die Umsetzung einer Übergangsregelung beteiligt: Behindertengerechte Übergangsregelung für Umwelterkrankte (BÜfU) zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention

Allergiker und Chemikaliensensible haben in einem Mehrfamilienhaus bspw. Probleme mit:

  • Verwendung chemischer Wasch- und Reinigungsmittel, meist mit Duft
  • Raucher (in der Wohnung oder auf dem Balkon)
  • DECT Telefone, Handy’s WLAN
  • Renovierungsarbeiten in anderen Wohnungen
  • Raumduftsprays durch Nachbarn, Duftlampen, Räucherstäbchen
  • Grillen auf dem Balkon
  • Haustiere von Nachbarn (Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen)
  • Verwendung von Pestiziden (Wohnraum, Flur, Balkon)
  • Trocknen von Wäsche mit Weichspüler oder duftendem Waschmittel auf dem Balkon

Thommy’s Blogfrage der Woche:

  1. Wie kommt Ihr im Mehrfamilienhaus zurecht mit MCS und Allergien?
  2. Habt Ihr oft Gesundheitsbeschwerden durch Eure Nachbarn und ihre Lebensgewohnheiten? Welche?
  3. Was schränkt Eure Gesundheit am Meisten ein im Mehrfamilienhaus?
  4. Sind Eure Nachbarn kooperativ und unterlassen das, was Euch krank macht, oder konfrontieren sie Euch noch extra mit dem, was Euch krank macht?
  5. Was war die schlimmste Reaktion, die Ihr erlitten habt durch das Leben im Mehrfamilienhaus?
  6. Was war der Auslöser und welche Symptome traten ein?
  7. Musstet Ihr bereits umziehen, weil das Leben im Mehrfamilienhaus Euch noch kränker gemacht hat?
  8. Wie habt Ihr Euch mit dem Leben im Mehrfamilienhaus arrangiert, um gesundheitlich einigermaßen über die Runden zu kommen?
  9. Welche Hilfsmittel oder Umbauten waren hilfreich?
  10. Wie geht Ihr auf Nachbarn zu, um sie um Kooperation zu bitten? Hattet Ihr Erfolg?
  11. Was würde Euch am Meisten helfen, um im Mehrfamilienhaus zurecht zu kommen?

Rentenversicherung setzt sich für Duftstoffallergiker ein

Schutz für Allergiker und Chemikaliensensible

Einige Angestellte, die bei der amerikanischen Rentenversicherung „Multi Sector Pension Plan“ (MSPP) arbeiten, berichteten ihrem Arbeitgeber, dass sie auf verschiedene chemische oder parfümierte Produkte mit gesundheitlichen Beschwerden reagieren. Die Duftstoffallergiker und Chemikaliensensible unter den Mitarbeitern litten zunehmend unter der allgemein üblichen Verwendung von Parfüms, Bodylotions, Haarspray, Deos durch Kollegen und Publikumsverkehr. Das bewog die Rentenversicherung dazu, ein Duftstoffverbot am Arbeitsplatz einzuführen. MSPP bittet alle Mitarbeiter auf der Internetseite und durch Dienstanweisungen um Kooperation, um der besonderen gesundheitlichen Problematik von Mitarbeitern, die auf Chemikalien und Duftstoffe reagieren, gerecht zu werden und dazu beizutragen diese zu schützen.

Büroräume wurden zur duftstofffreien Zone deklariert

Haarspray, Parfüm, Deo kann bei Duftstoffallergikern oder bei Personen, die chemikaliensensibel sind, Kopfschmerzen, Atemwegbeschwerden und andere Symptome hervorrufen. Deshalb werden alle Angestellten und Besucher aufgefordert, völlig auf Parfüm und parfümierte Pflegeprodukte zu verzichten, wenn sie in die MSPP Büros kommen.

Kanadische Gewerkschaften schützen Geringverdiener

Nicht nur die Solidarität gegenüber Chemikaliensensiblen und Arbeitnehmern mit Duftstoffallergien ist alles andere als alltäglich, MSPP selbst ist eine bemerkenswerte Einrichtung. MSPP wurde von zwei kanadischen Gewerkschaften gegründet. Ihnen war aufgefallen, dass in manchen Berufsbereichen Geringverdiener nur freiwillig ganz gering versichert waren oder gar nicht abgesichert und somit keine Rente erhielten. MSPP sorgt dafür, dass diese Geringverdiener, die meistens Frauen aus einkommensschwachen Schichten sind, über die Arbeitgeber abgesichert werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 4. Juni 2012

Literatur: MSSP, Scent free Policy, 2012

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Wie gesund ist Bubble Tea wirklich?

Die Techniker Krankenkasse warnte am 20.04.2012 in einer Pressemeldung vor Bubble Tea, da es sich bei diesen Getränk um keinen Durstlöscher, sondern um eine trinkbare Süßigkeit handelt, die Kinder gefährlich werden könnte. Nicht nur enthalten 0,2 Liter dieses Getränks 300 bis 500 Kalorien und damit bereits ein Drittel des täglichen Kalorienbedarfs eines Kindes. Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands davor gewarnt, daß sich Kinder an den kaugummiähnlichen Fruchtsirupkügelchen verschlucken könnten. Wenn dabei die Bubbles in die Lunge geraten, kann dies sogar eine Lungenentzündung oder einen Lungenkollaps zur Folge haben.

Leider ist damit noch nicht alles zu diesem unsinnigen Modegetränk gesagt. Eine Tierstudie der UCLA (University of California in Los Angeles) vom April 2012 hat gezeigt, daß eine erhöhte Aufnahme von Fruktose die Leistungfähigkeit des Gehirnes und das Erinnerungvermögen beeinträchtigen kann. Newswise betitelte die Pressemeldung der Universität mit „Zucker macht blöd!“ und landete damit einen Hit in der Bloggerszene. So etwas soll man Kindern geben, die gerade dabei sind, Wahrnehmung und Denkvermögen zu entwickeln?

Eine weitere Frage ist, um welche Art von Zucker es sich handelt, mit dem das Basis-Teegetränk und die angeblich gesunden Bubbles gesüßt werden. Fruchtsirup kann genau so gut Fruktosesirup mit hinzugesetzen natürlichen oder künstlichen Geschmacksstoffen sein. Vorsicht ist angebracht. Juliane Wiedemeier schrieb im November 2011 in den Prenzlauer Berg Nachrichten, daß die Zutaten aus asiatischer Produktion stammen. Ob heute in Bubble Tea, der nicht in jenem gentrifizierten Schickimicki Viertel Berlins gekauft wurde, wirklich Fruchtsirup drin ist, wie ihn früher Oma selber gemacht hat, ist mehr als fraglich. Eher darf man, so wie das Zeug manchmal aussieht, künstliche Aromen und Farbstoffe und damit u.U. allergische Reaktionen erwarten. Falls jemand mit MCS Bubble Tea Erfahrung gemacht hat, bitte dazu einen Kommentar schreiben.

Wenn große Mengen absahneffizient süß gemacht werden sollen, ist Fruktosesirup nicht weit. In den USA, wo fast alles Eßbare hoch verarbeitet, mit Geschmacks- und Farbstoffen versetzt ist, wo man vergeblich versucht, diese absolut tote Nahrung durch Zugabe von Vitaminen aufzuwerten, ist dieser Fruktosesirup durch seine Allgegenwärtigkeit nicht nur die Pest, sondern gentechnisch produziert. Aus Gen-Maisstärke wird mit Hilfe von Chemikalien High Fructose Corn Syrup (HFCS) hergestellt. Da es dort keine Deklarationspflicht für GMOs gibt, sind die Verbraucher diesem Gen-Sirup blind ausgeliefert. Bei uns haben die Hersteller vor der Gentechnik-Ablehnung ihrer europäischen Kunden Angst und schreiben „gentechnikfrei“ drauf. Das ist jedoch kein zertifiziertes Gütesiegel. Gentechnik wandert unter anderem über Futter in Lebensmittel und ein Hersteller muß nur angeben, was er in das Produkt hinein getan hat. Ich habe noch nie gelesen, von welchem Zulieferer die Zutaten stammen und woher sie kommen.

Ich hoffe, daß bei uns Bubble Tea keinen amerikanischer Corn Syrup enthält. Bereits 2002 soll eine Studie gezeigt haben, daß sich gentechnisch veränderte Bestandteile aus Lebensmitteln auf Bakterien im Verdauungstrakt des Menschen übertragen können. Eine Studie von 2009 wies Leber- und Nierenschäden bei mit GMO gefütterten Ratten nach, eine neuere Studie von 2011 bestätigte dies. Es ist nicht auszuschließen, daß sich der Schaden, den GMOs anrichten, beim Menschen erst nach Generationen zeigen wird. GMOs sind ein Geschäftsmodell zur Kontrolle der Agrar- und Lebensmittelmärkte und zur Umsatzsteigerung von Pestiziden und haben nichts mit nachhaltiger Ernährung, oder gar mit einer Bekämpfung des Welthungers zu tun. Wen wundert, daß gerade so ein Großverdiener wie Bill Gates, der den PC-Software Markt unter seine Kontrolle gebracht hat, sich nun auch für GMOs stark macht.

Auf noch etwas muß unbedingt hingewiesen werden, wenn es um ein kalorienhaltiges Getränk geht. Es wird immer vor einer zu hohen Kalorienaufnahme gewarnt, weil dies Übergewicht und noch gefährlichere Erkrankungen zur Folge haben kann. Es ist beschämend, wie lange die Schulmedizin braucht, bis sie neuere Forschungsergebnisse zur Kenntnis nimmt. Bei Übergewicht spielen unabhängig von der Kalorienaufnahme sogenannte endokrine Disruptoren eine Rolle. Das sind Chemikalien, die aufgrund zufälliger Ähnlichkeit mit natürlichen Hormonen an deren Rezeptoren andocken können und störend in die hormonelle Steuerung des Körpers eingreifen. Diese meist petrochemischen Stoffe kamen, als wir uns als Art entwickelt haben, nicht in der Umwelt vor und unser Körper kann sie deshalb nicht von echten Hormonen unterscheiden.

Das Journal Environmental Health Perspectives hat Anfang 2012 einen vielgelesenen und aufschlußreichen Aufsatz zu Obesinogenen (Adipositas- oder Dickmacher) von Wendee Holtcamp veröffentlicht. So viel weiß man also schon und trotzdem hört man selten davon, wenn es um Übergewicht geht. Diese Stoffe programmieren die körpereigenen Fettzellen auf Wachstum um und verändern den Stoffwechsel, so daß man selbst bei nicht erhöhter Kalorienaufnahme zunehmen kann. Sie können die DNA verändern und für die Weitervererbung der Fettleibigkeit sorgen.

Natürlich ist es richtig, vor einer überhöhten Kalorienaufnahme zu warnen, zumal viele Schadstoffe mit Hormonwirkung fettlöslich sind. Wer viel Fett zu sich nimmt, nimmt nicht nur viele dieser Stoffe auf, sondern lagert auch viele davon in seinen Fettzellen ein. Diese Stoffe können außer Übergewicht weitere Erkrankungen verursachen, z.B. Diabetes 2. Die Huffingtonpost fragt sogar, ob Zucker nicht wie Alkohol gesetztlich geregelt werden sollte. Bubble Tea also erst ab einem Alter, wenn sich das Gehirn nicht mehr weiterentwickelt. Ab 18 oder ab 21?

Autor: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network
Artikelfoto: Evan Long, CC: BY-NC

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Umweltkranke brauchen sauberes Wasser

Wasserfilter und Duschfilter für MCS Kranke Teil der Therapie

Für Menschen mit Chemikaliensensitivität oder MCS ist sauberes Wasser zum Trinken und Duschen enorm wichtig. Trinkwasser ist in der Regel kontaminiert mit Spuren von Pestiziden, Herbiziden, PAK, Chlor, Aluminium, Kupfer, Nitrat, Asbest, Blei, Medikamentenrückständen, Industriechemikalien, Krankheitserreger, usw. Um den Gesundheitszustand zu stabilisieren oder zu verbessern, raten Umweltmediziner Chemikaliensensiblen gutes, schadstoffreies Wasser zu Trinken zu finden. Wasser in Glasflaschen ist zu einer Seltenheit geworden und für geschwächte Patienten ist es schwierig, die schweren Kisten nach Hause zu transportieren. Wasser in Flaschen ist teuer und die MCS Kranken, die von sehr wenig leben müssen, können es sich nicht leisten. Trinkwasser aus der Leitung zu trinken, führt für die meisten Chemikaliensensiblen zu gesundheitlichen Reaktionen. Grund dafür ist die Kontaminierung des Wassers durch Umweltschadstoffe und Eintrag von Chemikalien und Metallen durch die Rohrsysteme.

Rund 80% der Chemikaliensensiblen reagieren auf Wasser, diese Aussage stammt von Prof. William Rea, einem der erfahrensten Umweltmediziner weltweit. Rea schreibt, dass Sicherstellen eines guten Trinkwassers, frei von Chemikalien und in manchen Fällen zusätzlich mit geringem Mineralgehalt, für Chemikaliensensible unerlässlich ist und sogar der Behandlungserfolg in einer Umweltklinik stehe und falle mit dem Finden eines geeigneten, sauberen Wassers für den chemikaliensensiblen Patienten. (William J. Rea, Chemical Sensitivity, Vol.2, 1994; Chemical Sensitivity, Vol. IV, 1996)

Fallbeispiel Marion:

Vorweg möchte ich erwähnen, dass ich am Anfang meiner MCS nicht wusste, was ich habe und ich konnte mir auf viele körperliche Beschwerden, die plötzlich auftraten, keinen Reim machen. Durch Trinken von Wasser aus der Leitung ging mir der Hals zu, und ich bekam in kürzester Zeit Magenschmerzen und Durchfall. Dann wurde mir eiskalt und rasende Kopfschmerzen stellten sich ein. Als ich dahinter kam, dass es vom Wasser ist, besorgten meine Eltern Wasser in Glasflaschen. Volvic und Vittel vertrug ich eine Weile recht gut, dann bekam ich auch davon Symptome. Wir suchten nach weiteren Wassersorten in Glasflaschen, welches aus Regionen stammte, die als relativ sauber gelten. 60 km hin und zurück fuhren meine Eltern oder Freunde dafür. Das ging ins Geld und wurde immer schwieriger. Wir schafften dann einen guten Wasserfilter mit mehrstufiger Filterung an. Problem I war gelöst.

Ein weiteres Problem konnte ich lange Zeit nicht richtig einordnen. Erst als ich in einer Umweltklinik auf Chemikalien getestet wurde, um zu sehen, ob ich chemikaliensensibel bin, kam es raus, was los war. Jeden Morgen ging es mir nach dem Duschen schlecht. Ich kürzte das Duschen ab, doch es nutzte nur wenig. Ich kam kaum noch aus der Dusche raus und musste mich sofort am Waschbecken festhalten und hinsetzen. Föhnen schaffte ich kaum noch und nur im Sitzen. Oft legte ich mich anschließend wieder ins Bett, weil ich komplett fertig war. Ich dachte zuerst, es sei der Kreislauf, aber der Blutdruck war unauffällig. In der Umweltklinik stellte sich dann heraus, dass ich extrem auf Chlor reagiere. Der Umweltarzt fragte mich beim Durschauen der Testergebnisse, wie es mir denn morgens nach dem Duschen ginge. Mir fiel es im wahrsten Sinne des Wortes wie Schuppen von den Augen. Der Umweltarzt attestierte mir die Notwendigkeit eines Wasserfilters und eines Duschfilters. Wir kauften sofort einen Duschfilter und meine Beschwerden morgens im Bad waren verschwunden. Ich hatte Glück, meine Krankenkasse zahlte damals beides und auch die Ersatzkartusche. Andere mit MCS, die ich kenne, bekamen diese Hilfe nicht, obwohl sie schwer allergisch auf ihr Wasser reagierten.

 

Thommy’s Blogfrage der Woche

  1. Reagiert Ihr mit gesundheitlichen Beschwerden auf ungefiltertes Trinkwasser? Welche Symptome bekommt Ihr beim Trinken, Duschen oder Baden von normalem Wasser aus der Leitung?
  2. Habt Ihr einen Wasserfilter, oder kommt Ihr ohne Wasserfilter und Duschfilter aus?
  3. Oder kauft Ihr Wasser in Flaschen? Wie hoch sind die monatlichen Kosten für Euch?
  4. Müsst Ihr aus Kostengründen, trotz gesundheitlicher Reaktion, ungefiltertes Leitungswasser trinken? Welche Reaktionen stellen sich dadurch ein?
  5. Habt ihr schon mal Erfahrungen mit Wasserfiltern oder Wasseraufbereitung gemacht?
  6. Könnt Ihr Euch einen Wasserfilter und einen Duschfilter leisten, oder seid Ihr auf Unterstützung durch die Krankenkasse oder Behörden angewiesen?
  7. Versprecht Ihr Euch Verbesserung durch einen Wasserfilter, bzw. konntet Ihr gesundheitlich Verbesserungen durch einen Wasserfilter, Duschfilter feststellen?
  8. Welche Art Filter habt Ihr? Wie hoch sind die Anschaffungs- und Wartungskosten?
  9. Hat ein Umweltarzt bei Euch Allergie oder Sensibilisierung auf Wasser bestätigt?
  10. Hat Euch ein Arzt, Umweltarzt einen Wasserfilter, Duschfilter empfohlen, bzw. die Notwendigkeit wegen Eurer MCS attestiert?
  11. Habt Ihr bei der Anschaffung, Wartung eines Wasserfilters oder Duschfilters Unterstützung von der Krankenkasse oder einer Behörde erhalten?

Luftreiniger, Luftfilter helfen bei Schadstoffen

Schadstoffbelastung reduzieren ist für MCS Kranke die Therapie Nr.1

Spezielle Wohnprojekte, in denen chemikaliensensible Menschen beschwerdefreier leben könnten, gibt es bislang in Deutschland nicht. MCS-Kranke sind auf schadstofffreien Wohnraum angewiesen, um sich zu stabilisieren und Reaktionen zu verhindern. Umweltmediziner empfehlen Luftreiniger als Hilfsmittel, um im Wohnraum für möglichst schadstofffreie Luft zu sorgen. Studien berichten über hohen Nutzwert. Experten, bspw. Prof. Rapp, sprechen von 90% Stabilisierung durch einen adäquate Luftreiniger bei einigen MCS-Patienten.

In Einzelfällen bekamen MCS-Kranke Luftreiniger von Krankenkassen oder Behörden erstattet. Diese Chemikaliensensiblen können sich glücklich schätzen, denn meistens überlässt man die Erkrankten sich selbst und stellt ihnen keinerlei Hilfsmittel zur Verfügung, um wenigstens damit ihre Wohnsituation zu verbessern.

Thommy‘s MCS-Blogfrage der Woche:

  1. Würde Euch ein Luftreiniger helfen in Eurer derzeitigen Wohnsituation?
  2. Oder, kommt Ihr ohne Luftfilterung aus?
  3. Versprecht Ihr Euch Verbesserung Eures Gesundheitszustandes durch einen Luftreiniger?
  4. Könnt Ihr Euch einen Luftfilter leisten oder müsste Euch eine Behörde oder Versicherung bei der Anschaffung und dem Unterhalt unterstützen?
  5. Habt ihr Erfahrungen mit einem Luftreiniger gesammelt?
  6. Sind gesundheitlich Verbesserungen aufgetreten?
  7. Könnt Ihr dank eines Luftreinigers zeitweise arbeiten (z.B. Büroarbeit)?
  8. Habt Ihr eine behördliche Unterstützung erhalten, um einen Luftreiniger anzuschaffen?

In Berlin keine Ärzte, die MCS diagnostizieren können?

Alleingelassen mit Allergien und MCS

Als ich noch ein Kind war, wurde ich 8 Jahre lang von meinem Hausarzt gegen Heuschnupfen sensibilisiert. Ohne Erfolg.

Meine Mutter ließ sich scheiden, als ich 6 war, und immer wenn ein Brief vom Anwalt kam, artete das in Putzorgien aus. Immer wenn das Haus nach Chemie roch, war ich krank und meine Mutter, mein Bruder und ich schoben das auf den Heuschnupfen. Wenn man morgens aufsteht und zwanzig Mal niest, ist man ziemlich K.O. und legt sich wieder hin. Damit war das Thema eigentlich immer abgehakt. In der Schule und bei meiner Familie galt ich irgendwann als faul und irgendwann schickte mich meine Mutter zum Psychologen, weil sie glaubte, dass ich einfach nicht will oder Probleme mit der Scheidung habe. Der stellte aber nichts dergleichen fest und schloss aus meinem hohen IQ, dass ich vielleicht einfach unterfordert bin.

Als ich 2007 mit einem Bandscheibenvorfall ins Krankenhaus kam, saß ich mit kurzen Hosen auf einem Bettlaken aus Baumwolle. Als ich der Krankenschwester zeigte, dass auf einmal meine Beine total rote Pusteln haben, tauschte sie das Laken gegen ein Plastiklaken aus und sagte mir, dass es an dem chemischen Waschmittel liegen kann, was dort verwendet wird.

2009 war ich bei einem Allergologen, der mal wieder nachschauen sollte, wie es um meinen Heuschnupfen steht. Als er die Pollen auf den kleinen Ritzer in den Kreisen auf meinem Arm auftrug, wurde der so dick, dass mir die Arzthelferin sagte, sie kann aus den Beulen nichts mehr erlesen. Man gab mir eine Cortisonspritze und der Arm schwoll ab.

2010 hatte ich noch einen zweiten Bandscheibenvorfall. Diesmal saß ich mit langen Hosen auf der Liege mit dem Baumwolllaken, aber als mir die Nadel vom Tropf in den Arm gestochen wurde, hatte ich wieder Pusteln am Arm. Das hörte auch nicht auf, als man mir ein Pflaster aufklebte. Ich ging immer davon aus, dass ich einfach gegen alles allergisch bin. Mein Allergologe sagte mir, dass ich am besten in einem gekachelten Raum wohnen sollte.

2012 ging ich dann wieder zum Allergologen und mein Arm wurde wieder so dick, dass der Arzt den Allergiebogen nicht ausfüllen konnte. Hinzu kam, dass ich dauernd Atemprobleme hatte, ich wurde sogar mal in die Charité eingeliefert und eine Nacht lang beatmet.

Irgendwann dieses Jahr kam dann ein Bericht im Fernsehen über MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Eine Frau lief dauernd mit Atemmaske herum, klappte immer wieder zusammen und zuhause durften nur Freunde ihre Tochter besuchen, wenn sie vorher geduscht hatten und nicht nach Parfüm oder Deo rochen.

Da wurde mir einiges klar. Ich bekomme bei starker Geruchsbelästigung nämlich immer Würgeanfälle bis hin zum Erbrechen. Egal ob nun jemand richtig schlimm aus dem Mund, nach After Shave oder nach Rauch riecht oder ob jemand nur in der U-Bahn am anderen Ende des Wagons eine Banane isst, es macht mir so zu schaffen, dass ich immer versuche, meinen Würgereiz zu unterdrücken oder mit zugehaltener Nase in der U-Bahn sitze. Und man kennt das, wenn es peinlich ist, sich richtig die Nase zuzuhalten und man versucht, das zu vertuschen, indem man gleichzeitig den Kopf auf die Hand aufstützt.

Als ich diesen Beitrag im Fernsehen gesehen hatte, las ich in vielen MCS Foren über die Symptome und die Zusammenhänge und musste leider auch feststellen, dass alle ein bisschen was wissen, aber keiner weiß was Konkretes. Vor allem als ich nach Ärzten fragte, die das diagnostizieren können, stieß ich auf Widerstände. Einige Vereine wollten mich erstmals als Mitglied aufnehmen, um mir Arztadressen zu geben. Das geht aber sowieso nicht, wenn man von Arbeitslosengeld II lebt. Außerdem gibt es offensichtlich keine Ärzte in Berlin. Also wandte ich mich an die Kassenärztliche Vereinigung, die Krankenkasse, die unabhängige Patientenberatung, ich schrieb in Foren und fragte alle Ärzte in meinem Umfeld. 10 Ärzte tauchten immer wieder in Mails von MCS Betroffenen und Foren auf. Die klapperte ich ab. 10 weitere nannten mir die KVB, die AOK, die UPB. Ich bin immer direkt hingefahren und habe mit den Ärzten gesprochen, denn die Vorzimmerdamen wissen meistens nichts und kennen nicht mal den Namen der Krankheit.

Ein Arzt erklärte mir heute, dass die Krankenkassen nur 100,- Euro für die Erstdiagnose und Beratung bezahlen. Und für die 100,- Euro soll der Arzt eine genaue Diagnose erstellen und eine Substanz im Körper nachweisen, die mit so vielen Stellen nach dem Komma (0,000097) natürlich extrem ungenau ist. Das will kein Arzt und deswegen beschäftigt sich kein Arzt damit.

Dann wurde mir noch ein Arzt in Rostock genannt. Und wie das so ist mit Hartz4, ich habe kein Geld um mein Handy aufzuladen. Also habe ich dem Mann eine Email geschrieben. Prompt kam eine Mail zurück „Email konnte nicht zugestellt werden. Email Adresse ist nicht vorhanden.“ Aber egal. Ich kann es mir eh nicht leisten, nach Rostock zu fahren.

Also was nun? Ohne die Diagnose kann ich nicht zum Versorgungsamt. Ohne Versorgungsamt schlägt mir das Jobcenter weiter Arbeitsplätze vor, die mehr als ungeeignet sind, und wenn ich die nicht antrete oder selber kündige, wird mir das ALG2 gekürzt und ich muss wieder einen Anwalt auf Staatskosten beschäftigen. Auch bräuchte ich theoretisch ein Auto, denn in öffentlichen Verkehrsmitteln geht es mir teilweise so schlecht, dass vieles unerledigt bleibt. Und mit Hartz4 kann ich meine Wohnung auch nicht entsprechend umrüsten. Und seit ungefähr einem Jahr habe ich einen unreparierten Wasserschaden in der Wohnung, weil mein Vermieter die Wohnung nur hat, um Gewinn zu machen. Chemie wie Schimmel Ex kann ich nicht auf die Wände sprühen und mit Essig komme ich auch nicht weit. Die Nachbarn beschweren sich schon, weil meine Wohnung wie ein feuchter Keller riecht und mein Allergologe hat mir die Schimmelpilzallergie nun auch bescheinigt.

Langsam reicht es echt!

Autor: Carsten Braatz für CSN – Chemical Sensitivity Network, Berlin, 2. April 2012

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Giftige Textmarker sollen von der Universität verschwinden

Professor wurde chemikaliensensibel durch Filzstifte

Monatelang versuchte ein Professor der University of Arizona in Tucson herauszufinden, warum es ihm in den Lehrräumen des Campus so schlecht ging. Ihm wurde schwindlig, er bekam rasende Kopfschmerzen, Übelkeit und Atembeschwerden. Wenn er den Lehrräumen fern war, ging es ihm besser. Nach intensiver Recherche im Internet diagnostizierte er sich selbst mit MCS, Multiple Chemikalien-Sensitivität. Der Professor fand auch den Grund für seine Gesundheitsbeschwerden heraus, die er nur in den Lehrräumen hatte. Es waren die Whiteboard-Marker, mit denen auf die weißbeschichte Kunststoff-Tafel geschrieben wird und die trocken abwischbar sind. Jetzt werden die giftigen Marker vom Campus der University of Arizona gegen ungiftige ausgetauscht.

Ein Professor findet Ursache für seine mysteriösen Schmerzen

In der Studentenzeitung „Arizona Daily WildCat“ wird das Leiden von Marv Waterstone, einem Professor für Geographie und Entwicklung, genau beschrieben. Monatelang litt der Professor unter ständigen Schmerzen und war auf der Suche nach der Ursache. Letztendlich war er kaum noch in der Lage, seine Studenten zu unterrichten. Er gab nicht auf und fand heraus, was ihn krank machte. Seine Beschwerden wurden stärker, wenn er an der weißen Kunststoff-Tafel stand und diese mit abwischbaren Whiteboard-Markern beschriftete. Es musste etwas damit zu tun haben. Als der Professor die Inhaltsstoffe der Stifte ermittelte, stellte sich heraus, dass es sich um toxische Chemikalien handelte. Die dicken Filzstifte zum Beschriften der Tafel enthielten neurotoxische Lösungsmittel, u.a. Toluol und Xylol.

Campus zeigt sich kooperativ

Anfang Februar fragte Professor Waterstone die Universitätsleitung, ob ein Erlass möglich sei, dass nur noch ungiftige Marker in Lehrräumen verwendet werden dürfen. Der Präsident der Studentenvereinigung sagte, dass es keine Probleme bei der Umsetzung gegeben habe und sagte, wenn es ein Problem gibt, handeln wir direkt. Die Mitarbeiter der Buchhandlung der Universität hätten Prof. Waterstone’s Wunsch gerne entsprochen und sich sofort daran gemacht, ungiftige Marker zu finden, um sie im Laden anbieten zu können. Außerdem habe man alle Regale durchgeschaut und die Produkte, die giftige Chemikalien enthielten, aus dem Sortiment genommen. Auch Produkte, die keine aussagekräftige Inhaltstoffliste aufwiesen, habe man direkt entfernt. Die Leiterin des Buchladens sagte gegenüber der Unizeitung, dass der Aufwand sehr gering gewesen sei, und es gäbe wirklich schon so viele Alternativen.

Ziehen alle Studenten mit?

Prof. Waterstone hat jetzt noch eine Sorge, die er der Zeitung mitteilte. Es wird noch eine Weile dauern, bis die Universität eine Campus-weite Anordnung verabschiedet und in die Universitätsordnung aufgenommen hat. Der Professor hofft, dass alle Studenten bis dahin freiwillig mitziehen und auf toxische Filzstifte, Marker, Whiteboard-Marker und sonstige chemikalienhaltigen Produkte verzichten. Als Grund für seine umfangreichen Bemühungen gab der Professor an: „Alles was ich hier versuche, mache ich wirklich nur, damit ich wieder zurück in meinen Lehrraum kann“.

Giftige Marker, ein internationales Problem

Auch in Deutschland gibt es an Universitäten, Schulen, Kindergärten und in Büros Probleme mit der Raumluftbelastung durch Chemikalien in Marker und Filzstiften.

Das Thüringer Ministerium für Gesundheit schreibt in seiner Broschüre „Gefahrstoffe im Büro“, welche sichere Alternativen es gibt:

„Für sogenannte Whiteboard-Marker, die auf speziellen, weiß beschichteten Tafeln oder Folien, von denen die getrocknete Tinte mit einem trockenen Tuch wieder abgewischt werden kann, zum Einsatz kommen, werden neben Tinten auf Alkoholbasis auch intensiver riechende Tinten mit Estern wie Butylacetat und Ketonen eingesetzt. Besser für die Raumluft sind auch hier wässrige pigmentierte Tinten, die ebenfalls wasserfest auftrocknende Kunstharze enthalten.“

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. März 2012

Photo: Kip Voytek, CC

Literatur:

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Gesund bauen mit natürlichen Baumaterialien

Die besten Tipps im Fachbuch für Experten und Laien

Bauen und Sanieren mit natürlichen Baumaterialen bietet hervorragende Möglich- keiten, um sich ein gesundes Wohnumfeld zu schaffen. Der eigene Charakter vieler natürlicher Baustoffe sorgt für Behaglichkeit, die unvergleichbar ist. Allergiker und insbesondere Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) profitieren durch gesundes Bauen. Voraussetzung für den stressfreien Ablauf eines Bau- und Sanierungsvorhabens für diese Personengruppen sind fachliche Kenntnisse über die einzelnen Baustoffe und ihr Einsatzgebiet, denn nicht alle Pflanzen sind für alle Menschen verträglich, somit auch nicht alle Baustoffe aus Pflanzen für alle Allergiker oder Chemikaliensensiblen gleichermaßen.

Experten im Bereich natürliche Baumaterialien haben ihr profundes Fachwissen in einem Buch zusammengefasst. Es ist für Fachleser wie auch für Laien gedacht und stellt ein Nachschlagwerk dar, das seines Gleichen sucht. Die Autoren haben, so weit möglich, die von der Natur gegebenen Inhaltsstoffe zusammen getragen. Das ermöglicht vor allem Personen mit MCS, sich einen Überblick zu verschaffen und herauszufinden, ob ein Baustoff passt oder nicht, um anschließend die individuelle Toleranz gezielt mittels Materialmuster abklären zu können.

Das erweiterte Fachbuch über natürliche Baumaterialien

Die zweite, erweiterte Auflage von „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“ behandelt alle wichtigen nachwachsenden, pflanzlichen Rohstoffe aus Faser- und Färberpflanzen und den dazugehörigen physikalischen und chemischen Grundsätzen. Die Autoren erläutern, neben zahlreichen gängigen und möglichen Rohstoffpflanzen, auch umfangreich physikalische und chemische Aspekte für Handwerk, Industrie und Bauplanung. Es werden Ressourcen- und Umweltschutz ebenso angesprochen, wie Schadstoffe aus Bauprodukten. Neben detaillierten Angaben zu Einsatzmöglichkeiten und Verarbeitung auf der Baustelle runden Praxisbeispiele aus der Industrie das Themenspektrum ab.

Unverzichtbares Standardwerk

Schon die Erstauflage erreichte im Nu große Beliebtheit und Ansehen unter den Fachleuten. So lobte die Augsburger Allgemeine Zeitung die einfache und laienverständliche, systematische Darstellung der Baumaterialien und den erheblichen Reiseaufwand (40.000 km durch Europa), den der Herausgeber und Hauptautor Gerhard Holzmann tätigte. Das Fachmagazin für Baugutachter „Der Bausachverständige“ empfahl die Erstausgabe mit den Worten „…sehr informativ, lehrreich und auf jeden Fall für Baufachleute empfehlenswert“. In so manchen Rezensionen des Onlinebuchhandels wurde die Erstausgabe sogar als unverzichtbares Standardwerk betitelt, welches in bis heute nie da gewesener Art und Weise aufzeigt, wie Naturdämmstoffe hergestellt werden und was tatsächlich in diesen Baustoffen enthalten ist.

Recherche vor Ort – von Europa bis China

Für den Großteil des Buches wurde auch bei der zweiten, erweiterten Auflage direkt vor Ort, bei den Landwirten, der aufbereitenden Industrie und den Verarbeitern in Europa und Asien recherchiert. Bei der nun erhältlichen zweiten Auflage, mit einem deutlich erweiterten Umfang, ist Herr Holzmann sogar durch einige Provinzen in China gereist und hat sich den Bambus in allen Facetten, sowie dessen Aufbereitung zum Bauprodukt als Parkett oder Hartholzersatz angesehen. Diese umfangreiche Recherchearbeit brachte er mit Hilfe dieses Werkes mit einer herrlichen bebilderten Dokumentation nach Europa.

Tausende von Jahren Fachwissen im Verarbeiten von Naturstoffen

Das Buch dürfte jedoch nicht nur für Menschen interessant sein, die bauen oder bauen wollen. So ist beispielsweise auch auf die sehr interessante Geschichte der Rohstoffe eingegangen worden. Das ist sehr spannend, weil die meisten Pflanzen schon seit vielen, vielen hunderten oder gar tausenden Jahren genutzt werden. Neben diesem gibt es aber auch Hinweise zur Kultivierung im eigenen Garten oder in der Landwirtschaft. Nur um ein Beispiel von vielen zu nennen – der Waid wächst auf vielen Böden in Deutschland und man nutzt ihn nicht nur als Färberpflanze, sondern auch als Tee: Die Blätter werden hierzu getrocknet, mit kochendem Wasser aufgegossen, zwei Minuten ziehen gelassen und schon hat man einen herrlichen Tee, der ein wenig nach grünem Tee schmeckt und sehr gesund ist. Auch solche Informationen, die Nutzung diverser Pflanzenrohstoffe außerhalb des Baufaches, kann man aus diesem Buch herauslesen. Hierbei merkt man, dass der Autor nicht nur im Bauwesen recherchierte, sondern offensichtlich auch einiges selbst versucht und ausprobiert hat, was sich auch in den vielen Rezepturen zum Thema Färben und Farben aus Pflanzenrohstoffen sehr deutlich widerspiegelt.

Baubiologe über Schadstoffe in Innenräumen

Neben all den Rohstoffen gab es auch bei der neuen Auflage wieder einen Zusatz. War es in der Erstauflage eine Zusammenfassung physikalischer Fachthemen, wurden bei der Zweitauflage nun mit chemischen Aspekten, insbesondere aus dem Bereich der Baubiologie, angereichert. Der bekannte Baubiologe Dr. Rainer Bruns aus Papenburg erstellte eine Zusammenfassung in Bezug auf flüchtige Stoffe in Bauprodukten und erklärte damit den nicht unwichtigen Bereich der gesundheitlichen Gefahren, die durch diverse Baustoffe bzw. deren Inhaltsstoffe gegeben sein können. Hierzu ein selbsterklärendes Zitat des Vorwortes von der aktuellen Auflage von „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“:

„Nicht wenige Baubiologen und selbst Mediziner weisen mittlerweile auf schädliche Ausdünstungen in Wohn- und Aufenthaltsräumen hin. Synthetische Lacke, Farb- und Anstrichmittel zählen neben einigen anderen Kunstprodukten zu den Hauptauslösern von steigenden Allergiekrankheiten, bis hin zur immer mehr verbreiteten, sogenannten vielfachen Chemikalienunverträglichkeit (MCS Multiple Chemical Sensitivity). Menschen, die unter solchen Krankheiten leiden, können sich schon heute in sehr vielen Bereichen des öffentlichen Lebens gar nicht mehr aufhalten und die Anzahl dieser Menschen ist hierbei auch nicht gering. Man geht davon aus, dass in den Industriestaaten um die 15 % der Bewohner an MCS erkrankt sind, und das ist nur eine von vielen Krankheiten im Zusammenhang mit Umweltgiften.“

Rezepturen zum Färben

Anstrichmittel wären dann auch der dritte große Bereich, der in der aktuellen Version hinzugekommen ist. Es werden 17 der in Europa am meisten nutzbaren Färberpflanzen vom „Samen zum Anstrich“ erklärt. Abgerundet wird dies mit Rezepturen für Farben, Lasuren, Wachse, Tünche und Beizen bis hin zu einer umfangreichen Rezeptliste zum Färben von Textilien. Gerhard Holzmann zog das Färben von Textilien mit in dieses Werk ein, da gerade dieses ein sehr guter Einstieg in die Färberei ist, einen für den man wenige Mittel benötigt und der vor allem auch mit jüngerem Publikum durchführbar ist. Er erklärt dazu, dass man einige dieser Rezepte sogar mit einer Kindergartengruppe ausführen könnte und somit gefahrenfrei schon den Jüngsten unter uns den Nutzen von Pflanzen in unserer Umwelt erklären könnte und sie somit auch in Bezug auf den Umweltschutz sensibilisiert.

Die Gestaltung der Texte wurde vom Autorenteam völlig unabhängig und neutral verfasst. Womit dieses Werk die reinen Bau- und Rohstoffe, deren Verarbeitung sowie die physikalischen und chemischen (baubiologischen) Aspekte erläutert. Dies macht das Werk unbedenklich nutzbar für alle Unterrichts- und Lehreinheiten des Themengebietes.

Autoren des Buches: Ing. Gerhard Holzmann (Hrsg), Dipl.Ing. Matthias Wangelin, Dr. Rainer Bruns

Buch erhältlich über den Buchhandel, den Springer Verlag oder bei PureNature

Zielgruppe:

Architekten und Ingenieure in Planung und Ausführung, Planungs- und Ingenieurbüros, Bautechniker, Statiker, Konstrukteure, Experten im Bereich ökologische Baustoffe, Bauherren, Industrieverbände, Baubehörden, Bauwirtschaftlich orientierte Institutionen, Professoren, Dozenten, Studierende.

Mit Experten austauschen:

Als wohl einziges Fachbuch besitzt dieses auch eine Informationsgruppe bei Xing an der jeder Leser kostenfrei teilnehmen kann.

Link zur Xing-Gruppe >> Natürliche und pflanzliche Baustoffe

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