Archiv der Kategorie ‘Lebensmittelskandale‘

Pestizide – Reduktion des Einsatzes unabdingbar

Bioland: Aktionsplan der Bundesregierung unzureichend

Bioland kritisiert den jetzt von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf des „Nationalen Aktionsplans zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln“ (NAP). „Der Pestizid-Aktionsplan der Bundesregierung kann in der vorliegenden Form keinen Beitrag dazu leisten, die negativen Auswirkungen des Pestizideinsatzes auf Menschen, Pflanzen, Tiere, Böden und Gewässer nachhaltig zu vermindern. Es bedarf erheblicher Nachbesserungen“, sagt Jan Plagge, Präsident von Bioland.

EU-Vorgaben verpflichten Deutschland zu diesem Aktionsplan, mit dem die Risiken der Verwendung von Pestiziden auf Mensch und Umwelt reduziert und die Abhängigkeit vom chemischen Pflanzenschutz verringert werden soll. Anfang 2013 soll der Aktionsplan in Kraft treten. Um diese Vorgaben umzusetzen, fordert Bioland von der Bundesregierung eine grundsätzlich andere Pestizid-Politik. Nur durch ehrgeizige Reduktionsziele zum Pestizideinsatz und eine Stärkung des ökologischen Landbaus kann der Aktionsplan seine Wirkung entfalten. Weitere Instrumente sieht Bioland in der Einführung einer Pestizidabgabe und dem Verbot besonders gefährlicher Pestizide für Bienen und Insekten, insbesondere der Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide.

In einer heute veröffentlichten Stellungnahme zeigt Bioland die großen Defizite des Aktionsplans auf. Es fehlen wirksame Ziele und Maßnahmen, die tatsächliche Veränderungen im Pflanzenschutz bewirken. Gravierende Probleme wie der Rückgang der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft, die durch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln entstehen, werden nicht ernsthaft angegangen. So gibt es in Deutschland nur noch halb so viele Vögel in der Agrarlandschaft wie vor 30 Jahren. Bioland macht die intensive Landwirtschaft mit Monokulturen und hochgiftigen Pestiziden, die viele Wildkräuter und Insekten vernichten, dafür verantwortlich.

Der Biolandbau wirkt sich dagegen positiv auf die Artenvielfalt und die Umwelt aus: „Ein Ziel des Biolandbaus ist der Erhalt und die Förderung einer hohen Biodiversität in der Agrarlandschaft. Unsere Bauern setzen keine chemisch-synthetischen Pestizide ein, pflanzen Hecken und säen Wildblumenstreifen, die zahlreichen Tierarten als Lebensraum dienen“, so Plagge. Das hohe Potential des ökologischen Landbaus zur Minderung der Pestizid-Risiken wird jedoch im NAP nur unzureichend genutzt. „Die Förderung des Biolandbaus muss zentraler Bestandteil des Pestizid-Aktionsplans werden“, fordert Plagge. So könnte er einen wichtigen Beitrag dazu leisten, das Ziel der Bundesregierung in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, 20 Prozent der Agrarfläche auf Biolandbau umzustellen, in den nächsten Jahren zu erreichen (Ist-Wert sind 6 Prozent).

Autor: Bioland, Mainz, 25. Oktober 2012.

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Ein Versuch, durch eine Studie den Bio-Trend zu stoppen

Neue pseudowissenschaftliche Ergebnisse stellen den Wert ökologisch erzeugter Lebensmittel für eine gesunde Ernährung in Frage

Wer denkt, Stanford wäre über solchen Forschungspfusch erhaben, der irrt.

Forscher an der Stanford University haben eine Meta-Analyse (Auswahl und Zusammenfassung) von 17 Humanstudien und 230 Feldstudien zu Nähr- und Kontaminationswerten in unverarbeiteten Lebensmitteln (z.B. Früchte, Gemüse, Getreide, Eier, Geflügel, Rind- und Schweinefleisch) durchgeführt.

Die am 03.09.2012 in The Annals of Internal Medicine veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass „es in der veröffentlichten Literatur keinen eindeutigen Beleg dafür gäbe, dass ökologisch angebaute Lebensmittel für die Ernährung besser wären als konventionelle Lebensmittel. Der Verzehr ökologischer Lebensmittel kann unter Umständen die Belastung mit Pestizidrückständen und Antibiotika resistenten Bakterien reduzieren.“

Die Medien haben sich natürlich auf den ersten Teil des Ergebnisses gestürzt und berichteten darüber mit ihrer üblichen Vehemenz, wobei sie in vielen Fällen den zweiten Teil vollständig ignorierten. Aufgrund ihrer Überschriften müsste man tatsächlich glauben, dass ökologische Lebensmittel überhaupt keinen Vorteil brächten: „Stanford Wissenschaftler hegen Zweifel an den Vorteilen von Bio-Fleisch und Erzeugnissen“ (New York Times); „Bio-Lebensmittel sind nicht gesünder als konventionelle Produkte“ (Huffington Post); „Eine Studie fragt, wie viel besser Bio-Produkte sind“ (Houston Chronicle); „Eine Studie stellt fest, Bio- und konventionelle Lebensmittel sind was Nährwerte und Sicherheit angeht vergleichbar“ (Washington Post). Selbst in der eigenen Pressemeldung der Stanford University heißt es: „Stanford Studie ergibt wenig Belege für den gesundheitlichen Vorteil von Bio-Lebensmitteln“. [Anzumerken ist, dass auch mehrere deutsche Profi-Leistungsmedien mit entsprechenden Meldungen aufwarteten.]

Was die Studie tatsächlich sagt ist, dass sie keine „signifikanten“ oder „robusten“ Unterschiede im Nährwertgehalt von ökologischen oder konventionell angebauten Lebensmitteln gefunden haben, dass sie aber feststellten, dass Bio-Lebensmittel 30% weniger Pestizidrückstände aufweisen. Obwohl sich die Pestizidwerte im Rahmen der Sicherheitsrichtlinien der amerikanischen Umweltbehörde (EPA) bewegten, sollte darauf hingewiesen werden, dass die gesundheitlichen Auswirkungen von Pestiziden kumulativ sind und dass das, was wir als sicher erachten, nicht mit der EPA übereinstimmen muss! Wie wir z.B. am 21.08.2012 berichtet haben, können Herbizidrückstände auf genveränderten Feldfrüchten Fortpflanzungsprobleme verursachen. Eine Belastung mit Organophosphaten kann nach mehreren Studien führender Universitäten zu Frühgeburten und zu ADHD als auch zu einer niedrigeren Intelligenz bei Kindern führen.

Die Stanford Studie betonte außerdem, dass das Risiko, Antibiotika resistente Bakterien aufzunehmen, bei konventionellen Geflügel und Schweinefleisch 33% höher ist als bei ökologischem. Erinnern Sie sich an unseren Artikel über „Superbugs“ (resistente Schädlinge)? Das amerikanische Landwirtschaftsministerium rechtfertigt aufgrund solcher Lebensmittel-Sicherheitsbedenken regelmäßig die Bestrahlung und Sterilisierung von Lebensmitteln, siehe unser Bericht vom 28.08.2012 – und diese Studie zeigt im Grunde, dass Bio-Produkte nicht sterilisiert werden müssen, weil sie viel sicherer sind.

Die Meta-Analyse stellt weiter fest, dass Bio-Produkte mehr Phosphor enthalten und dass Öko-Geflügel mehr Vaccensäure und mehr organische Phenole enthalten, die eine antioxidative und krebshemmende Wirkung haben. Ein paar Studien legten nahe, daß Bio-Milch signifikant mehr Omega 3 Fettsäuren enthalten könnte.

Was die Stanford Studie ausließ ist, dass ökologisch angebaute Lebensmittel per Definition keine genmanipulierten Organismen enthalten können, so dass sie sehr viel gesünder als konventionelle Lebensmittel sind. Obwohl die Gentechnik-Industrie immer wieder betont, dass „GMOs“ sicher wären und GMO-freien Produkten gleich kommen, gibt es reichlich Belege für das Gegenteil. Ökologischer Landbau ist auch für die Umwelt gesünder, da er nicht mit den Auswirkungen großindustrieller Landwirtschaft verbunden ist (abgesehen davon, dass man mit Tieren, die zur Fleischproduktion aufgezogen werden, humaner umgeht [das finde ich als Veganer neben dem ca. 10 mal höheren Ressourcenverbrauch verlogen, da kein Lebewesen gerne stirbt]).

Charles Benbrook, PhD, Professor an der Washington State University und ehemaliger Chef-Wissenschaftler am Organic Center, der die Stanford Studie und einen Großteil der verwendeten Literatur prüfte, fand die Studie irreführend. Er wies darauf hin, dass mehrere gut entworfene Studien gezeigt haben, dass Produkte aus ökologischem Landbau höhere Konzentrationen an Antioxidanten und Vitaminen als konventionelle landwirtschaftliche Produkte enthalten. Produkte wie Äpfel, Erdbeeren, Weintrauben, Tomaten, Milch, Karotten und Getreide aus dem Ökoanbau wiesen in den meisten Studien 10 bis 30 Prozent höhere Werte verschiedener Nährstoffe auf, dazu gehören Vitamin C, Antioxidanten und Phenolsäuren.

Wie die Environmental Working Group anmerkt, widerspricht die Stanford Studie auch den Ergebnissen einer vergleichenden Analyse der Nährwerte ökologischer und konventioneller Nahrung, die von vielen für die bahnbrechendste der wissenschaftlichen Literatur angesehen wird. In dieser Studie von 2011 analysierte ein von Dr. Kirsten Brandt geleitetes Team des Human Nutrition Research Centers der Newcastle University in Großbritannien zum größten Teil dieselben Forschungsarbeiten und kam zum Ergebnis, dass Produkte aus ökologischem Landbau ungefähr 12 bis 16 Prozent mehr Nährstoffe als konventionelle Produkte enthalten.

Kritiker der Studie haben auch sehr schnell auf methodologische Schwächen der Studie hingewiesen.

Erstens übergeht eine Meta-Analyse (d.h. eine große Anzahl von Studien auf Übereinstimmungen zu untersuchen), die Feinheiten und den Umfang der einzelnen Studien, z.B. unterschiedliche Testverfahren, geographische Gegebenheiten und Anbaumethoden. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher ökologischer Anbaumethoden und jede vorgefundene Lebensmittelprobe hängt von Boden ab, auf dem sie gewachsen ist. Chinesische Erde weist z.B. einen notorischen Mangel an Selen auf und der tritt auch in den Nahrungsmitteln zutage. Dies erschwert es, anhand einer Sichtung vieler verschiedener Studien verallgemeinernde Aussagen zu treffen.

Zweitens, wenn Forscher Studien für eine Meta-Analyse auswählen, steht es ihnen frei auszuwählen, was immer sie wollen – und alles auszulassen, dass ihre Schlussfolgerungen nicht stützt. Z.B. kam eine Studie im Jahre 2010 von Wissenschaftlern der Washington State University zum Ergebnis, dass Erdbeeren aus ökologischem Anbau mehr Vitamin C als konventionelle enthalten. Dr. Crystal Smith-Spangler aus dem Stanford Team sagte, dass diese Studie irrtümlich bei der Analyse übersehen wurde, doch sie bezweifelte, daß sie das Ergebnis verändert hätte, wenn sie zu den 31 anderen Studien, die den Vitamin C Gehalt untersuchten, dazu genommen worden wäre!

Dieser Kommentar unterschlägt völlig, dass jene Chemikalien die [in den USA bisher] zur Behandlung von konventionellen Erdbeeren verwendet werden, zu den gefährlichsten überhaupt gehören. So ignoriert die Diskussion über den exakten Vitamin C Gehalt in der Frucht das Allerwichtigste, dass konventionelle Erdbeeren wegen ihrer Belastung mit einem bekannten Gift gemieden werden sollten.

Drittens gab es keine Langzeitstudien zu den gesundheitlichen Auswirkungen, die den Verzehr von ökologischen und konventionellen Lebensmitteln vergleichen. Die Dauer der Humanstudien variierte von zwei Tagen bis zwei Jahren. Die meisten der gesundheitlichen Auswirkungen brauchen sehr viel länger, um sichtbar zu werden.

Wir sehen wieder einmal, wie sich die Medien das Spektakulärste herauspicken, als ob dies für die ganze Studie repräsentativ wäre, und wie sie die wichtigsten Ergebnisse auslassen – dass ökologische Lebensmittel, was den Gehalt an Pestiziden, Antibiotika resistenten Bakterien und GMOs angeht, sehr viel sicherer sind. Die Medien machten sich auch keine Mühe damit, die Methodik der Studie einer kritischen Analyse zu unterziehen und noch viel seltener boten sie eine faire Darstellung dessen an, was die Kritiker der Studie zu sagen hatten.

AHN-USA wird jeden Herausgeber in den Medien kontaktieren und um Veröffentlichung einer Korrektur bitten. Wir holen tief Luft. Wie unsere Leser wissen, sind große Lebensmittelkonzerne nicht anders als große Pharmakonzerne große Werbekunden und die herkömmlichen Medien scheinen ihre Berichte entsprechend zu stricken.

Autor: ANH-USA, 4. September 2012
Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Artikel „New Junk Science Study Dismisses Nutritional Value of Organic Foods“ wurde von ANH-USA unter einer Creative Commons Attribution 3.0 License (Namensnennung) veröffentlicht. Für diese Übersetzung gilt CC: BY-NC-SA (Namensnennung, nicht kommerzielle Nutzung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen).

The Allicence for Natural Health USA auf Twitter

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Grobe Missstände bei Antibiotika-Einsatz in Massentierhaltungen von NRW aufgedeckt

Bundesregierung muss endlich handeln

Berlin/Düsseldorf: „Die Geflügelindustrie hat den Einsatz von Antibiotika überhaupt nicht im Griff und gefährdet damit die Gesundheit der Bevölkerung“, kommentierte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die heute veröffentlichten Studienergebnisse über Antibiotika im Tränkewasser nordrhein-westfälischer Geflügelmastanlagen. Dem unkontrollierten Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung müsse endlich ein Riegel vorgeschoben werden, forderte Weiger.

Das Verbraucherschutzministerium in NRW habe in 62 Prozent der untersuchten Puten- und Masthühneranlagen grobe Missstände beim Einsatz von Antibiotika festgestellt. So wurden mehrere Antibiotika im Trinkwasser nachgewiesen, die teilweise schon seit Jahren nicht mehr zur Behandlungen eingesetzt wurden. Die Medikamente seien im Tränkesystem der Massentierhaltungen verschleppt worden. Darüber hinaus seien auch nicht speziell zugelassene Antibiotika zum Einsatz gekommen.

Weiger: „Hauptursache für den Antibiotikamissbrauch sind die miserablen Haltungsbedingungen in den Anlagen und die fehlende Kontrolle des Medikamenteneinsatzes. Doch Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner versagt bislang bei der Aufgabe, hier gegenzusteuern. Beim geplanten neuen Tierschutzgesetz sucht man vergeblich nach besseren Tierschutzstandards. Und das Arzneimittelgesetzt lässt der Geflügelindustrie Hintertüren offen, so groß wie Scheunentore.“ Um die Verbraucher wirkungsvoll vor Antibiotikaresistenzen zu schützen, müsse Ministerin Aigner dringend nachbessern und sofort strengere Tierschutz- und Arzneimittelgesetze vorlegen. Geschehe dies nicht, müsse der Bundesrat alle Widerspruchsmöglichkeiten ausschöpfen.

Die Studienergebnisse zeigten, dass industrielle Mastanlagen mit ihren typischen Tränkesystemen beim verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika versagten, so der BUND-Vorsitzende. Antibiotikareste, die in den Tränkerohren von Riesenmastanlagen hängen blieben, würden offenbar von den Betreibern ignoriert. Dabei könnten schon Kleinstmengen an verschleppten Antibiotika Resistenzen bewirken.

„Die Untersuchung in NRW offenbart eine neue Dimension der Risiken der Agrarindustrie. Da der Einsatz der Antibiotika noch immer nicht zentral erfasst, geschweige denn flächig kontrolliert wird, haben Betreiber von Massentierhaltungen keinen Anlass, sorgfältig mit den Medikamenten umzugehen. Je schlampiger der Einsatz jedoch ist, desto eher bilden Keime Resistenzen gegen die Wirkstoffe“, sagte Weiger: Die Kontrollen müssten deshalb deutlich erhöht und im Missbrauchsfall wirksame Sanktionen erteilt werden können.

Der BUND forderte Ministerin Aigner auf, unverzüglich eine arzneigesetzliche Grundlage zu schaffen, nach der jeder Einsatz und jede Verschreibung vom Tierhalter und Tierarzt digital dokumentiert werden müssten. Ein Ampelsystem müsse Behörden automatisch und in Echtzeit ermöglichen, nachzuvollziehen, welche Betriebe zu hohe Mengen einsetzten und welche Tierärzte auffällige Mengen verschrieben. Untersuchungen wie in NRW müssten zudem auch in allen anderen Bundesländern vorgenommen werden, um die repräsentative Datenlage zu verbessern.

Autor: BUND, Reinhild Benning, BUND-Agrarexpertin, Presseerklärung vom 3. Juli 2012

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Wie gesund ist Bubble Tea wirklich?

Die Techniker Krankenkasse warnte am 20.04.2012 in einer Pressemeldung vor Bubble Tea, da es sich bei diesen Getränk um keinen Durstlöscher, sondern um eine trinkbare Süßigkeit handelt, die Kinder gefährlich werden könnte. Nicht nur enthalten 0,2 Liter dieses Getränks 300 bis 500 Kalorien und damit bereits ein Drittel des täglichen Kalorienbedarfs eines Kindes. Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands davor gewarnt, daß sich Kinder an den kaugummiähnlichen Fruchtsirupkügelchen verschlucken könnten. Wenn dabei die Bubbles in die Lunge geraten, kann dies sogar eine Lungenentzündung oder einen Lungenkollaps zur Folge haben.

Leider ist damit noch nicht alles zu diesem unsinnigen Modegetränk gesagt. Eine Tierstudie der UCLA (University of California in Los Angeles) vom April 2012 hat gezeigt, daß eine erhöhte Aufnahme von Fruktose die Leistungfähigkeit des Gehirnes und das Erinnerungvermögen beeinträchtigen kann. Newswise betitelte die Pressemeldung der Universität mit „Zucker macht blöd!“ und landete damit einen Hit in der Bloggerszene. So etwas soll man Kindern geben, die gerade dabei sind, Wahrnehmung und Denkvermögen zu entwickeln?

Eine weitere Frage ist, um welche Art von Zucker es sich handelt, mit dem das Basis-Teegetränk und die angeblich gesunden Bubbles gesüßt werden. Fruchtsirup kann genau so gut Fruktosesirup mit hinzugesetzen natürlichen oder künstlichen Geschmacksstoffen sein. Vorsicht ist angebracht. Juliane Wiedemeier schrieb im November 2011 in den Prenzlauer Berg Nachrichten, daß die Zutaten aus asiatischer Produktion stammen. Ob heute in Bubble Tea, der nicht in jenem gentrifizierten Schickimicki Viertel Berlins gekauft wurde, wirklich Fruchtsirup drin ist, wie ihn früher Oma selber gemacht hat, ist mehr als fraglich. Eher darf man, so wie das Zeug manchmal aussieht, künstliche Aromen und Farbstoffe und damit u.U. allergische Reaktionen erwarten. Falls jemand mit MCS Bubble Tea Erfahrung gemacht hat, bitte dazu einen Kommentar schreiben.

Wenn große Mengen absahneffizient süß gemacht werden sollen, ist Fruktosesirup nicht weit. In den USA, wo fast alles Eßbare hoch verarbeitet, mit Geschmacks- und Farbstoffen versetzt ist, wo man vergeblich versucht, diese absolut tote Nahrung durch Zugabe von Vitaminen aufzuwerten, ist dieser Fruktosesirup durch seine Allgegenwärtigkeit nicht nur die Pest, sondern gentechnisch produziert. Aus Gen-Maisstärke wird mit Hilfe von Chemikalien High Fructose Corn Syrup (HFCS) hergestellt. Da es dort keine Deklarationspflicht für GMOs gibt, sind die Verbraucher diesem Gen-Sirup blind ausgeliefert. Bei uns haben die Hersteller vor der Gentechnik-Ablehnung ihrer europäischen Kunden Angst und schreiben „gentechnikfrei“ drauf. Das ist jedoch kein zertifiziertes Gütesiegel. Gentechnik wandert unter anderem über Futter in Lebensmittel und ein Hersteller muß nur angeben, was er in das Produkt hinein getan hat. Ich habe noch nie gelesen, von welchem Zulieferer die Zutaten stammen und woher sie kommen.

Ich hoffe, daß bei uns Bubble Tea keinen amerikanischer Corn Syrup enthält. Bereits 2002 soll eine Studie gezeigt haben, daß sich gentechnisch veränderte Bestandteile aus Lebensmitteln auf Bakterien im Verdauungstrakt des Menschen übertragen können. Eine Studie von 2009 wies Leber- und Nierenschäden bei mit GMO gefütterten Ratten nach, eine neuere Studie von 2011 bestätigte dies. Es ist nicht auszuschließen, daß sich der Schaden, den GMOs anrichten, beim Menschen erst nach Generationen zeigen wird. GMOs sind ein Geschäftsmodell zur Kontrolle der Agrar- und Lebensmittelmärkte und zur Umsatzsteigerung von Pestiziden und haben nichts mit nachhaltiger Ernährung, oder gar mit einer Bekämpfung des Welthungers zu tun. Wen wundert, daß gerade so ein Großverdiener wie Bill Gates, der den PC-Software Markt unter seine Kontrolle gebracht hat, sich nun auch für GMOs stark macht.

Auf noch etwas muß unbedingt hingewiesen werden, wenn es um ein kalorienhaltiges Getränk geht. Es wird immer vor einer zu hohen Kalorienaufnahme gewarnt, weil dies Übergewicht und noch gefährlichere Erkrankungen zur Folge haben kann. Es ist beschämend, wie lange die Schulmedizin braucht, bis sie neuere Forschungsergebnisse zur Kenntnis nimmt. Bei Übergewicht spielen unabhängig von der Kalorienaufnahme sogenannte endokrine Disruptoren eine Rolle. Das sind Chemikalien, die aufgrund zufälliger Ähnlichkeit mit natürlichen Hormonen an deren Rezeptoren andocken können und störend in die hormonelle Steuerung des Körpers eingreifen. Diese meist petrochemischen Stoffe kamen, als wir uns als Art entwickelt haben, nicht in der Umwelt vor und unser Körper kann sie deshalb nicht von echten Hormonen unterscheiden.

Das Journal Environmental Health Perspectives hat Anfang 2012 einen vielgelesenen und aufschlußreichen Aufsatz zu Obesinogenen (Adipositas- oder Dickmacher) von Wendee Holtcamp veröffentlicht. So viel weiß man also schon und trotzdem hört man selten davon, wenn es um Übergewicht geht. Diese Stoffe programmieren die körpereigenen Fettzellen auf Wachstum um und verändern den Stoffwechsel, so daß man selbst bei nicht erhöhter Kalorienaufnahme zunehmen kann. Sie können die DNA verändern und für die Weitervererbung der Fettleibigkeit sorgen.

Natürlich ist es richtig, vor einer überhöhten Kalorienaufnahme zu warnen, zumal viele Schadstoffe mit Hormonwirkung fettlöslich sind. Wer viel Fett zu sich nimmt, nimmt nicht nur viele dieser Stoffe auf, sondern lagert auch viele davon in seinen Fettzellen ein. Diese Stoffe können außer Übergewicht weitere Erkrankungen verursachen, z.B. Diabetes 2. Die Huffingtonpost fragt sogar, ob Zucker nicht wie Alkohol gesetztlich geregelt werden sollte. Bubble Tea also erst ab einem Alter, wenn sich das Gehirn nicht mehr weiterentwickelt. Ab 18 oder ab 21?

Autor: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network
Artikelfoto: Evan Long, CC: BY-NC

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WWF steckt mit Monsanto unter einer Decke


© Foto JBrazito, Creative Commons: BY

Film: Der WWF steckt mit Monsanto unter einer Decke, um öffentliches Land zu stehlen und genmanipulierte Nutzpflanzen zu propagieren

„Wir müssen damit anfangen, uns auf die Lebensmittelproduktion zu konzentrieren. Die Markteinführung eines gentechnischen Produktes dauert 15 Jahre. Die Zeit läuft. Wir müssen voran kommen.“ – Dr. Jason Clay Senior Vize Präsident, World Wildlife Fund, 2010.

Ein Film aus dem Jahre 2011 von Wilfried Huismann „Das Schweigen der Pandas“ [Original-Titel s.u.] beschäftigt sich mit dem World Wildlife Fund, der größten, höchst angesehensten und am besten finanzierten „Umweltschutz“-Organisation der Welt. Ihr Handeln wird ihrem Ruf jedoch nicht gerecht, wenn ein Industriezweig grün gewaschen wird, der sowohl die Umwelt als auch indigene Kulturen zerstört.

Von der Entstehung des WWF am 11. September 1961 (einem sehr symbolträchtigen Geburtsdatum [9/11]), verfolgt der Film die Spur des Geldes – weist auf Spenden von Regierungsvertretern und der Ölindustrie hin, welche seine Geburt ermöglicht haben. Weiter deckt der Film auf, wie der WWF seitdem mit der gentechnischen Agrarindustrie zusammen gearbeitet hat, um den Planeten für die Produktion von Energie und gentechnisch veränderten Lebensmitteln neu aufzuteilen.

Zum ersten Mal im deutschen Fernsehen unter dem Titel „Pakt mit dem Panda“ gesendet, provozierte der Film eine unumwundene Ablehnung durch den WWF, in welcher eine Zusammenarbeit mit der Industrie zugegeben wurde, denn:

„Die Herausforderungen zu Umweltschutz und Erhalt der Erde können nicht ohne Hilfe und Unterstützung großer Firmen gelöst werden.“

Als WWF „sind wir auf unseren Ansatz stolz, denn er führt zu Resultaten“. Ja, wir wissen alle, dass sich die Umwelt seit 1961 dramatisch verbessert hat. Wohl deshalb hat der Harvard Entomologe und Pulitzer-Preisträger Edward O. Wilson seine Arten-Aussterberate von 1972 im Jahr 2002 von 75 auf 200 Arten pro Tag erhöht.

Sogar die UN anerkennt das holozäne Artensterben, das sich einzig in den vergangenen fünfzig Jahren während es den WWF gab verschlimmert hat. Dies veranlasste den Generalsekretär der UN-Konvention für Artenvielfalt neulich zu erklären dass die Umwelt „ein totales Desaster“ wäre.

Vielleicht beziehen sich die „stolzen Resultate“ des WWF auf die Spenden welche er bekommt. Sein Geschäftsbericht von 2010 (PDF) verzeichnet nahezu 500 Millionen Dollar an Einnahmen in den vorausgegangenen zwei Jahren. Genauso haben die großen Firmen in den vergangenen fünfzig Jahren von der Ressourcen-Ausbeutung profitiert. Der WWF leugnet jedoch, dass Spenden von Firmen wie Monsanto irgendeinen Einfluss auf sein Handeln und seine Grundsätze hätten.

Andere stellen dies in Frage. „Der WWF hat sich in die wichtigsten Lobbygruppierungen der Welthandelsorganisation integriert, um die Privatisierung der verbliebenen großen Waldgebiete der Erde voran zu treiben und wertlosen Umwelt-Zertifizierungen besonderes Gewicht zu verleihen“, schrieb 2010 der argentinische Biologe Javiera Rulli.

Nicht nur er, der sechzigjährige Autor, Filmemacher und dreimalige Gewinner des Adolf Grimme Preises (angesehener deutscher Fernsehpreis) Wilfried Huismann ist es gewöhnt, zu recherchieren. Er hat die letzten 24 Jahre für das Fernsehen gearbeitet und hat über ein Dutzend Dokumentarfilme produziert. „Lieber Fidel“ – eine genaue Analyse der CIA und des kalten Krieges – ist eine andere seiner Produktionen, die in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

Der Film „Pakt mit dem Panda“ [engl. Titel: Das Schweigen der Pandas] macht in verschiedenen Erdteilen Halt, wo der WWF mit der Agrarindustrie angebandelt hat, auch in Argentinien. Der Film beschreibt den WWF und Monsanto als die „heimlichen Herrscher“, welche traditionelle Landwirtschaft und Stämme zerstören – die einzigen Menschen die wissen, wie man außerhalb der industriellen Zivilisation lebt.

Der Film enthüllt, auf welche Weise globale Ölgiganten wie BP und Shell zusammen mit der Autoindustrie auch von Gentechnik-Biodiesel zum Nachteil von Umwelt und Stämmen profitieren.

Gentechnisch verändertes Soja erfordert den Einsatz von Monsantos Roundup, ein Herbizid das die menschliche DNA schädigt, Missbildungen, Fehlgeburten und Krebs verursacht. Selbst jene welche die Feldfrüchte besprühen werden von den Dämpfen der toxischen Sprühungen krank, wie der Film zeigt.

Die Vereinigte Soja-Republik von Südamerika ist ein Werbespruch, der seinen Namen alle Ehre macht, indem genveränderte Feldfrüchte eingesetzt werden, um jene in Brasilien und Paraguay zu kontaminieren, die sie zuvor verboten haben. 2003 war der Chef von WWF Argentinien Dr. Hector Laurence auch Präsident der Landwirtschafts-Vereinigung AIMA [International Association of Agricultural Museums], Direktor der Gentechnik-Firma Morgan Seeds und Vertreter der Gentechnik-Firma Pioneer.

Die „argentinische Sojawüste“ hat bereits die Größe von Deutschland, sagt Huismann und man hat vor, die Größe zu verdoppeln. Der WWF gibt diesem Vorgang grünes Licht, indem man die Gran Chaco Region als „durch die menschliche Ausbeutung entwertet“ einstuft. Sie meinen, durch indigene Völker und ignorieren, dass große Abschnitte von Chaco für Sojaplantagen abgeholzt wurden, welche das Klima verändert haben.

Die industrielle Zivilisation versucht seine Energieprobleme auf Kosten der Lebensmittelproduktion durch Biotreibstoffe zu lösen. Argentinien sieht dies als Diebstahl der nördlichen Hemisphäre an der südlichen.

Am runden Tisch für verantwortungsvolles Soja [RTRS] von 2010, den der WWF 2004 gegründet hat, unterstützte er Monsantos Diebstahl von öffentlichem Land, indem er eine auf toxischen Agrochemikalien basierte Sojaproduktion als „nachhaltig“ einschätzte. Über 230 Gruppen haben diesen Befund umgehende verdammt.

Der WWF rechtfertigt dies indem er erklärt, dass der RTRS unabhängig vom WWF arbeitet, vermag seine Abstimmung jedoch nicht zu erklären.

Der WWF weigerte sich außerdem, seine Position zu gentechnisch veränderten Feldfrüchten gegenüber Huismann offen zu legen. Durch etwas Nachgraben entdeckte er, dass Dr. Jason Clay, der den WWF-Deal mit Monsanto ausgehandelt hatte, Mitglied der Global Harvest Initiative* ist.

*Siehe Logos und: „Unsere Mission: Die globale Produktivitätslücke durch nachhaltige Verdoppelung der landwirtschaftlichen Produktion zu eliminieren, um dem Bedarf einer wachsenden Welt gerecht zu werden.“

In einer Rede von 2010, die im Film enthalten ist, sagt Dr. Clay, „Wir müssen den ökologischen Footprint der Landwirtschaft einfrieren“. Er veranschaulichte acht Wege, dies zu erreichen, „Einer ist die Gentechnik. Wir müssen es schaffen, mehr mit weniger zu produzieren.“ Er drängte die Versammelten dazu, sich auf alle und nicht nur auf ein paar wenige Feldfrüchte zu konzentrieren.

„Wir müssen damit anfangen, uns auf die Lebensmittelproduktion zu konzentrieren. Die Markteinführung eines gentechnischen Produktes dauert 15 Jahre. Die Zeit läuft. Wir müssen voran kommen“, sagte er.

Trotzdem leugnet der WWF „gentechnisch verändertem Soja oder jeglichem anderen gentechnisch modifiziertem Organismus [#GMO] seinen Segen erteilt zu haben. Deshalb muss man sich wundern, warum sein Senior Vize Präsident zum Gegenteil drängt. Jemand lügt hier.

Mittlerweile hat die indonesische Regierung in Zusammenarbeit mit dem WWF 9 Millionen Hektar Wald für die Palmöl-Produktion in Papua frei gegeben, wie der Film berichtet. Der WWF leugnet dazu genauso jegliche Absprachen, doch sein eigener Bericht (PDF) stellt diese Lüge bloß.

Genmodifizierte Palm-Monokulturen haben zusammen mit anderen Entwicklungsprojekten von denen die industrielle Zivilisation auf Kosten indigener Völker und der Umwelt profitiert, eine Sezessionsbewegung in Papua aufkeimen lassen. Das an Ressourcen reiche Papua fordert von Indonesien seine Unabhängigkeit, um seine auskömmliche und trotzdem nachhaltige Lebensweise zu schützen.

Staatlich sanktionierte Folter (YouTube) zusammen mit militärisch erzwungenem Landraub und Zerstörung von Ökosystemen haben das OK von Präsident Obama. Trotz bekannter Menschenrechtsverletzungen (wie z.B. diese oder diese (PDF)), fing er 2010 damit an, die indonesische Regierung vor aller Augen mit militärischer Ausrüstung zu beliefern, um den Widerstand der Stämme niederzuschlagen.

Autor: Rady Ananda, 14. September 2011 für Food Freedom

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Quelle des Original-Artikels: „New film: WWF beds with Monsanto to steal public lands, promote GM crops“

© 2011 Rady Ananda – Wir danken Rady für die Genehmigung, den Text übersetzen zu dürfen.

Hinweis:

Wilfried Huismanns Film „Pakt mit dem Panda“, eine Co-Produktion von WDR und SWR, hatte Mitte 2011 Premiere. Die nächsten Sendetermine im Fernsehen sind:

  • WDR am 27. März 2012 um 22:00 Uhr
  • WDR am 02. April 2012 um 14:40 Uhr
  • SWR am 04. April 2012 um 20:15 Uhr
  • SWR am 16. April 2012 um 01:05 Uhr

Besuchen Sie bitte auch die Homepage des Filmemachers mit weiteren aktualisierten Informationen zum Film.

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Bisphenol-A, Übergewicht und Diabetes

Das allgegenwärtige Bisphenol-A wurde mit Übergewicht bei Erwachsenen und Insulin-Resistenz in Zusammenhang gebracht.

Erhöhte Bisphenol-A Werte im Urin von älteren Erwachsenen stehen mit einer Zunahme von Gewicht und des Taillenumfang in Zusammenhang, beides sind Indikatoren für Adipositas und können zu ernsthaften Erkrankungen und Leiden führen.

Chinesische Forscher fanden heraus, dass Erwachsene über 40 Jahre mit erhöhten Bisphenol-A (BPA) Werten in ihrem Urin zu Adipositas, mehr Bauchfett und zu Insulin-Resistenz neigen. Diese Stoffwechselstörungen können zu weiteren, gefährlicheren Gesundheitsproblemen führen, u.a. zu Bluthochdruck, Diabetes und Herzerkrankungen.

Da BPA-Belastungen weit verbreitet sind – die meisten Menschen in den Vereinigten Staaten haben BPA in ihrem Körper – weist diese Studie auf ein möglicherweise nicht unerhebliches Gesundheitsrisiko hin, dass von diesem Schadstoff ausgeht.

BPA ist eine in großen Mengen produzierte Chemikalie, die zur Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen, Epoxidharz-Beschichtungen von Konservendosen und für manche Thermodrucker-Papiersorten verwendet wird [z.B. Kassenzettel]. Die Chemikalie kann Lebensmittel und Getränke kontaminieren und über die Nahrung in den Körper gelangen. BPA kann auch über die Haut aufgenommen oder eingeatmet werden.

Frühere epidemiologische Studien, die im Journal of the American Medical Association und von der Zeitschrift PLoS One veröffentlicht wurden, haben Zusammenhänge zwischen BPA und Stoffwechselstörungen aufgedeckt, welche mit dieser Studie übereinstimmen.

Vorausgegangene Laboruntersuchungen bringen BPA mit einer Zunahme von Fettzellen und höheren Insulin-Werten in Zusammenhang. Diese wiederum können zu Hyperinsulinämie und Insulin-Resistenz und – vielleicht – Fettsucht führen. Pränatale Belastungen von Nagern mit dieser Chemikalie können auch die Entwicklung von Hirnregionen verändern, die für Nahrungsaufnahme und Stoffwechsel zuständig sind. Deshalb erhöhen diese Tierstudien die Plausibilität der neuen Ergebnisse aus China.

In dieser Studie wurden die BPA-Werte von 3.390 Erwachsenen über 40 aus der Songnan Gemeinde in Shanghai gemessen. Für jede Person wurden soziodemographische und medizinische Daten sowie Angaben zum Lebensstil erhoben. Blutzucker und Insulin wurden ebenfalls gemessen.

Für jede Person wurde der Body Mass Index (BMI, Körpergewicht durch Größe) errechnet. Als „Übergewicht“ wurde ein BMI von 24 bis 28 angesehen, über 28 galt als fettsüchtig. Ein dicker Bauch wurde bei Männern mit einem Taillenumfang von über 35 Inch (88.9 cm) und bei Frauen mit 33,5 Inch (85.09 cm) definiert.

BPA wurde in einer morgendlichen Urinprobe gemessen. Die Werte wurden in Gruppen unterschiedlicher Konzentration (von niedrig bis hoch) unterteilt und [anhand des BMI] miteinander verglichen. Sie bewegten sich in einem Bereich, den man typischerweise in den Vereinigten Staaten findet.

Bei den höchsten Werten ergab sich sowohl zu adipösem BMI und Taillenumfang als auch zu erhöhter Insulin-Konzentration im Blut ein Zusammenhang. Insgesamt tendierten die jüngeren Männer (Durchschnittsalter 59) in dieser Studie zu den höchsten Werten dieser Chemikalie in ihrem Urin.

Bei Teilnehmern mit einem BMI von unter 24, aus den Gruppen mit den höchsten BPA-Werten, war das Vorkommen von Insulin-Resistenz um 94 Prozent erhöht – eine auffälligere Zunahme als in den entsprechenden Adipositas-Gruppen.

Die Aussagekraft dieser Studie ist dadurch begrenzt, dass der Zusammenhang nur an einem einzigen BPA-Erhebungsort festgestellt wurde und dass das Design dieser Studie diesen nicht beweisen kann – die Forscher benutzen die Methode der Querschnittstudie.

Diese Studie legt nahe, dass die BPA-Werte bei Erwachsenen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko darstellen, da sie mit Adipositas und verwandten Gesundheitsprobleme im Zusammenhang stehen.

Autor dieser Studienzusammenfassung: Steven Neese, 4. Januar 2012 für EHN

Übersetzung: Brun0 für CSN – Chemical Sensitivity Network

Quelle der Studie:

Wang, T, M Li, B Chen, M Xu, Y Xu, Y Huang, J Lu, Y Chen, W Wang, X Li, Y Liu, Y Bi, S Lai and G Ning. 2011. Urinary Bisphenol A (BPA) concentration associates with obesity and insulin resistance. The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism http://dx.doi.org/10.1210/jc.2011-1989

Der Original-Artikel „Ubiquitous bisphenol A linked to adult obesity, insulin resistance“ steht unter der Creative Commons Lizenz: by-nc-nd. Diese Übersetzung wurde abweichend von dieser Lizenz von Environmental Health News genehmigt. Sie steht unter keiner CC-Lizenz.

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Durst und Brände mit Limonade löschen?

Brominierte Schlacht: Eine Limonaden-Chemikalie mit zweifelhafter Unbedenklichkeit

Eine als Flammschutzmittel für Kunststoffe patentierte und in Lebensmitteln in ganz Europa und Japan verbotene brominierte Chemikalie namens BVO [brominated vegetable oil] wird in Nordamerika seit Jahrzehnten Limonaden zugefügt. Nun interessieren sich manche Wissenschaftler erneut für diese wenig bekannte Zutat, die man in den USA in 10 Prozent aller Limonaden findet. Untersuchungen über ihre Toxizität gab es zuletzt in den 70’er Jahren und manche Fachleute drängen nun auf eine Neubewertung. Nach ein paar extremen Limonade-Trinkgelagen – nicht weit von dem entfernt, was viele Computer-Spieler regelmäßig konsumieren – mussten ein paar Patienten wegen Hautschädigungen, Gedächtnisverlust und Nervenerkrankungen medizinisch behandelt werden, alles Symptome einer Brom-Überdosis. Andere Studien legen nahe, dass BVO in menschlichem Gewebe akkumuliert. In Versuchen mit Mäusen haben hohe Dosen Fortpflanzungs- und Verhaltensprobleme verursacht.

Marietta, Georgia, 12.12.2011 – Es ist Montagabend im „Battle & Brew“, einem Gamertreff in diesem Vorort von Atlanta. Die Leute machen es sich in Sesseln gemütlich, ihre Ohren verschwinden unter Kopfhörern, ihre Augen sind starr auf Flachmonitore fixiert und ihr Bewusstsein hat sich im Spiel des Tages aufgelöst: „The Elder Scrolls V: Skyrim“.

Um die ganze Nacht voll wach zu bleiben, hat jeder eine offene Dose „Spieler-Sprit“ in nächster Nähe der Tastatur stehen. „Ich habe manche dieser Typen gesehen, wie sie sechs Limonaden in sechs Stunden verarbeitet haben“, sagt Brian Smawley, ein regelmäßiger Gast der Spieler-Bar.

Die Gamer sagen, sie saufen ihren Treibstoff wegen dem Zucker und dem Koffein, doch die Trinker von Mountain Dew und einigen anderen Getränken mit Zitronengeschmack bekommen eine Portion sogenanntes brominiertes Pflanzenöl, oder BVO [s.o.].

BVO, von Chemiefirmen als Flammschutzmittel patentiert und in ganz Europa und in Japan für Lebensmittel verboten, wird seit Jahrzehnten in Nordamerika Limonaden zugesetzt. Nun interessieren sich manche Wissenschaftler erneut für diese wenig bekannte Zutat, die man in den USA in 10 Prozent aller Limonaden findet.

Nach ein paar extremen Limonade-Trinkgelagen – nicht weit von dem entfernt, was viele Computer-Spieler regelmäßig konsumieren – mussten ein paar Patienten wegen Hautschädigungen, Gedächtnisverlust und Nervenerkrankungen medizinisch behandelt werden, alles Symptome einer Brom-Überdosis. Andere Studien legen nahe, dass BVO in menschlichem Gewebe akkumuliert, so wie es weitere brominierte Verbindungen wie z.B. Flammschutzmittel tun. In Versuchen mit Mäusen haben hohe Dosen Fortpflanzungs- und Verhaltensprobleme verursacht.

Gutachten eines Industrieverbandes waren 1977 für die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel [FDA] die Grundlage, um den nach ihrer Auffassung sicheren Höchstwert für BVO in Limonaden festzulegen. Doch manche Wissenschaftler sagen, dass sich dieser Grenzwert auf unzulängliche, veraltete Daten stützt, darum bestehen sie darauf, dass man diese Chemikalie einer neuen Prüfung unterziehen muss.

„Von diesem Gutachten abgesehen ist die wissenschaftliche Datenlage spärlich“, sagte Walter Vetter, Lebensmittelchemiker an der Universität Hohenheim in Stuttgart und Autor einer neueren, aber unveröffentlichten Studie über BVO in europäischen Limonaden-Importen.

Flammschutzmittel in Limonade?

Wenn Sie das nächste Mal nach Mountain Dew, Squirt, Fanta Orange, Sunkist Pineapple, Gatorade Thirst Quencher Orange, Powerade Strawberry Lemonade oder Fresca Original Citrus greifen, sehen Sie sich die Inhaltsstoffe an. Mountain Dew führt brominiertes Pflanzenöl an vorletzter Stelle auf, neben Disodium EDTA [Ethylendiamintetraessigsäure-Natriumsalz (PDF)] und Yellow 5 [Tartrazin oder E102]. Bei diesen Getränken handelt es sich um eine Stichprobe jener, die BVO als Inhaltsstoff entsprechend den Anforderungen der FDA angeben. Die aller beliebtesten Limonaden – Coca-Cola und Pepsi – enthalten kein BVO.

Niemand muss ein Gamer sein, um diese Limonaden mit Fruchtgeschmack zu trinken. In den USA trinken 85 Prozent der Kinder mindestens einmal pro Woche ein Getränk, das Zucker oder künstliche Süßstoffe enthält, wie aus einer Studie vom November hervorgeht. Limonaden sind nach einer Studie des nationalen Krebs-Institutes (PDF) die größte Kalorienquelle für Teenager zwischen 14 und 18 Jahren. Für Erwachsene sind Limonaden, Energy- und Sport-Drinks die viert größte Quelle (PDF) für Kalorien, wie eine staatliche Studie heraus fand.

Halten Sie eine Flasche Mountain Dew gegen das Licht. Es sieht trüb aus. Brominiertes Pflanzenöl ist für das trübe Aussehen verantwortlich, weil es die fruchtigen Geschmacksstoffe in ihrer Mischung im Getränk fixiert. Ohne einen solchen Emulgator wie BVO würden die Geschmacksstoffe an die Oberfläche steigen. Die FDA begrenzt den Einsatz von BVO auf 15 ppm [15 mg pro kg] in Getränken mit Fruchtgeschmack.

Brominiertes Pflanzenöl, das aus Sojabohnen oder Mais gewonnen wird, enthält Brom-Atome, welche den Zitrus-Geschmacksstoff schwerer machen (PDF), so dass er sich mit Wasser mischt oder als Flammschutzmittel chemische Reaktionen verlangsamt, die zu einem Feuer führen.

Brominierte Flammschutzmittel werden neuerdings besonders genau unter die Lupe genommen, da Untersuchungen gezeigt haben, dass sie sich im Körper der Menschen ansammeln und weltweit auch in der Muttermilch. Um die Ausbreitung von Flammen zu verlangsamen, werden sie der Polystyrolschaum-Füllung für Polstermöbel und Kinderprodukte, wie auch den Kunststoffen für Elektronik-Artikel beigemischt. Tierstudien wie auch ein paar Humanstudien stellten einen Zusammenhang mit eingeschränkter neurologischer Entwicklung, verminderter Fruchtbarkeit, dem frühen Eintritt der Pubertät und veränderten Schilddrüsen-Hormonen her.

BVO müsste heutzutage nicht als Flammschutzmittel in Möbelpolsterungen verwendet werden, doch Patente in Europa, die Anfang 2011 Dow Global Technologies und in den Vereinigten Staaten Koppers Inc. erteilt wurden, sorgen dafür, dass dem so ist.

„Es gibt einige Bedenken [wegen BVO], da die Leute befürchten, es könnte sich ähnlich wie Flammschutzmittel verhalten und mit ähnlichen Gesundheitsrisiken verbunden sein“, sagte Heather Stapleton, eine Umwelt-Chemikerin an der Duke University, die sich auf die Erforschung von brominierte Verbindungen spezialisiert hat.

Die Limonaden-Hersteller und Branchenverbände sagen, sie machen sich wegen der Sicherheit von brominiertem Pflanzenöl keine Sorgen, sie sagen, ihre Produkte entsprechen den Richtlinien der Regierung.

„Es handelt sich um eine sichere, von der FDA zugelassene Zutat, die für manche Citrus-basierten Getränke verwendet wird“, sagte Christopher Gindlesperger vom amerikanischen Getränkeverband, der PepsiCo, den Hersteller von Mountain Dew vertritt. „Es ist wichtig, dass die Verbraucher darauf vertrauen können, dass unsere Produkte sicher sind und dass sich unsere Industrie an alle Vorgaben der Regierung hält“.

Chris Barnes von der Dr. Pepper Snapple Group, die Hersteller von Squirt und anderen Getränken die BVO enthalten, wiederholte diese Antwort.

„Alle Inhaltsstoffe in Produkten der Dr. Pepper Snapple Group entsprechen den Anforderungen der FDA und anderen Regulierungen“, sagte Barnes. Alte Daten

Einige Fachleute sind überzeugt, dass sich die Richtlinien der FDA auf Jahrzehnte alte Daten stützen.

„Solche Verbindungen, die derart verbreitet sind, sollten regelmäßig und mit neuerer Technik neu untersucht werden, um sicher zu stellen, dass es keine Wirkungen gibt, die von den früheren Untersuchungsmethoden nicht erfasst wurden“, sagte Charles Vorhees, ein Toxikologe am Cincinnati Children’s Hospital Medical Center, der die neurologische Wirkung von BVO in den frühen 80’er Jahren untersucht hat. „Nach meiner Ansicht gehört BVO zu jenen Verbindungen, die eine Neuuntersuchung rechtfertigen.“

Das Testen der Toxizität hat sich in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch verändert. Inzwischen können Versuchstiere über mehrere Generationen auf Veränderungen in ihrer neurologischen Entwicklung, in ihrem Hormonhaushalt und in ihrer Reproduktion untersucht werden, was man sich in den 70’er und 80’er Jahren nicht vorstellen konnte.

„Ich bin kein Toxikologe, doch nach meiner Ansicht hat sich die toxikologische Untersuchung von Chemikalien seit damals verbessert“, fügte Vetter hinzu.

1970 stellten Wissenschaftler in England fest, dass Ratten nach einer sechswöchigen Diät die 0,8 Prozent brominiertes Maisöl enthielt, beachtliche Mengen an Brom in ihrem Fettgewebe hatten. Die Brom-Werte veränderten sich nicht, selbst nachdem die Ratten zwei Wochen lang eine Kontroll-Diät bekamen.

Etwa zur selben Zeit bestätigte eine Studie, dass sich Brom in Menschen ansammelt. Forscher untersuchten die Serum-Werte von Menschen in Großbritannien – wo BVO verwendet wurde – und von Kontrollgruppen in den Niederlanden und in Deutschland, wo BVO nicht verwendet wurde.

„Damals hatten britische Bürger im Vergleich zu den Bewohnern von Deutschland und den Niederlanden höhere Brom-Werte“, sagte Vetter. Nach diesen Studien wurden die höchsten Fett gebundenen Brom-Werte im Gewebe von britischen Kindern gefunden.

Die Autoren der Studie schrieben: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Brom-Rückstände in den Kindern auf die Aufnahme von brominiertem Pflanzenöl zurückzuführen ist.“

Daten aus Versuchen mit Ratten zeigen, dass BVO toxisch sein kann. Eine Studie aus dem Jahre 1971 von kanadischen Forschern stellte fest, dass Ratten die mit einer Diät gefüttert wurden, welche 0,5 Prozent brominiertes Öl enthielt, Schädigungen des Herzmuskels entwickelten. In einer späteren Studie von 1983 bekamen mit denselben Ölen gefütterte Ratten Verhaltensstörungen und solche, die mit 1 Prozent BVO gefüttert wurden, hatten Wahrnehmungsprobleme. Bei 2 Prozent waren sie nicht mehr fortpflanzungsfähig.

Die Diäten in jener Studie enthielten „kolossale Dosen“ BVO, ungefähr hundert mal mehr als die heutigen zulässigen Höchstwerte, sagte Vorhees, Hauptautor der Studie von 1983.

Doch zwei Fallstudien aus den letzten 15 Jahren zeigen, dass kolossale Dosen auch bei Menschen vorkommen können – mit gesundheitlichen Folgen.

Epische Gelage

In MMO-Nächten [s.u.] im Battle & Brew spielen manche Gamer 12 Stunden am Stück. in diesen Multiplayer Online games spielen tausende weltweit gegeneinander. Während diesen epischen Schlachten ist eine Limonade pro Stunde nicht ungewöhnlich. Ein Gamer, der jede Stunde eine 20 Flüssigunzen Flasche Limonade trinkt, bringt es in sechs Stunden auf 3,5 Liter.

„Sie sitzen 12 Stunden da und hauen sich nur Limonade rein“, sagte Smawley.

Nahezu jeder amerikanische Teen spielt Computerspiele, berichtet das Pew Research Center. Die 110 Milliarden Dollar Softdrink Industrie und die 74 Milliarden Computerspiele Industrie wissen das. Activision, der Hersteller von „Call of Duty: Modern Warfare 3“, der neusten Ausgabe dieses populären Computerspieles, hat sich mit Mountain Dew für eine Werbekampagne zusammen geschlossen und belohnt Spieler mit Bonuspunkten, wenn sie mehr Mountain Dew trinken.

1997 berichteten Ärzte aus der Notaufnahme an der University of California in Davis von einem Patienten mit einer schweren Brom-Vergiftung durch den täglichen Genuss von vier Litern Orangenlimonade. Er litt unter Kopfschmerzen, Müdigkeit, Ataxie (Verlust der Muskel-Koordination) und Gedächtnisverlust.

In einem Fall, der 2003 aus Ohio berichtet wurde, bekam ein 63-jährigen Mann an seinen geschwollenen Händen Geschwüre, nachdem er mehrere Monate täglich 8 Liter Red Rudy Squirt getrunken hatte. Bei dem Mann wurde Bromoderma diagnostiziert, eine seltene Überempfindlichkeit der Haut gegenüber Brombelastungen. Der Patient hörte mit dem Trinken des brominierten Softdrinks auf und erholte sich nach Monaten.

Reaktionen dieser Schwere stellen für die normale Bevölkerung kein Problem dar, sagte einer der an der Studie beteiligten Ärzte.

„Ein Konsum von BVO in normalem Umfang hat keine Gesundheitsprobleme zur Folge – außer dem Risiko, durch das Trinken von derart viel Zuckerwasser Diabetes zu entwickeln“. sagte Zane Horowitz, medizinischer Leiter des Oregon Poison Centers und Autor der Fallstudie von 1997.

Doch in der Spielerszene ist ein normaler Verbrauch nicht normal. Es sieht so aus, als ob jeder jemanden kennt, der oder die gewohnheitsmäßig diese „Brennstoff-Hilfe“ benötigt und genug konsumiert, um sich zu gefährden.

„Ich habe Hardcore-Typen gesehen, die sich nach jedem Spiel eine neue Ladung genehmigen“, Sean Hyatt, zweiter Chef im Battle & Brew.

„Und es sind nicht nur die „Stinker“ – Smawleys abschätze Bezeichnung für den stereotypisch verwahrlosten Spieler – die sich Gamer-Sprit rein donnern. Vorhees vom Cincinnati Children’s Hospital berichtet, dass sein Sohn die ganze Nacht auf bleibt, wenn er mit seinen Freunden ein neues Spiel antestet.

„Sie benutzen Mountain Dew nicht zufällig als Getränk, das sie wach hält – und sie essen so gut wie gar nichts“, sagte Vorhees.

Wenn jemand während solchen Gelagen nichts isst, nimmt dessen Körper das Getränk vollständig auf. Das ist für Kinder umso schlimmer, sagt Vorhees, weil sie weniger Körpermasse haben.

„Bei Kindern ist die Wirkung der Dosis meistens größer“, sagte Vorhees, „Ich glaube in der Tat, dass es Menschen gibt, welche diese hohen Dosen erreichen“.

Das verbotene Brom kommt zurück

Auf Daten aus früheren Studien gestützt, entfernte die FDA 1970 brominiertes Pflanzenöl aus seiner Positivliste GRAS (Generally Recognized as Safe/allgemein als sicher anerkannt) für Geschmacksstoff-Zusätze, sagte Douglas Karas, ein Sprecher der FDA. BVO kam wieder dazu, nachdem Studien eines Industrieverbandes von 1971 bis 1974 einen sicheren Grenzwert nachwiesen.

Der Verband der Hersteller von Geschmacksstoff-Extrakten bat die FDA, BVO wieder in Getränken mit Fruchtgeschmack zu erlauben, diesmal als Stabilisator, wozu es bis heute eingesetzt wird. Nach Prüfung der Eingabe und anderer Daten erlaubte die FDA den vorübergehenden Einsatz von BVO mit 15 ppm in Getränken mit Fruchtgeschmack, bis die Ergebnisse weiterer Studien vorliegen.

„Diese Entscheidung stützte sich auf die höchsten Werte aus vorliegenden Sicherheits-Studien, bei denen man keine schädliche Wirkung festgestellt hatte und auf die geschätzte tägliche Aufnahmemenge“, schrieb Karas in einer Email. „Obwohl es Dosen gab, die im Tierversuch Nebenwirkungen zur Folge hatten, gab es auch niedrigere [Höchst-]Dosen, bei denen man keine Nebenwirkungen beobachtete.“

Als Bedingung für die vorläufige Zulassung, lieferte der Herstellerverband zusätzliche Sicherheits-Studien an die FDA.

Die FDA legte fest, dass eine zweijährige Fütterungs-Studie mit Schweinen 1200 ppm als Wert, bei dem keine schädliche Wirkung auftritt, rechtfertigt. Eine zweijährige Fütterungs-Studie mit Beagle Hunden wurde ebenfalls durchgeführt. Obwohl es gerade zu dieser Studie qualitative Bedenken gab, sagte Karas, wurden bei den zwei Jahre lang mit bis zu 3600 ppm gefütterten Hunden keine Herzkreislauf-Erkrankungen festgestellt. Nach einer öffentlichen Prüfung der Daten, bei der es um die Qualitätsbedenken ging, beschloss die FDA, BVO in Getränken mit Fruchtgeschmack zu erlauben.

„Die Ergebnisse dieser Studien unterstützen einen sicheren BVO-Wert für Getränke von 15 ppm in Getränken mit Fruchtgeschmack“ sagte Karas. „Sein Gebrauch als Flammschutzmittel schließt seinen Gebrauch als Lebensmittel-Bestandteil nicht aus, solange der Gebrauch des Lebensmittels sicher ist.“

Über 30 Jahre später ist der Genehmigungs-Status von brominiertem Pflanzenöl immer noch vorläufig. Diesen Status zu ändern wäre kostenaufwendig und „stellt aktuell keine Priorität für die öffentliche Gesundheit dar“, sagte Karas.

Michael Jacobson, Geschäftsführer des Center for Science in the Public Interest [Zentrum für Wissenschaft im öffentlichen Interesse] war 1970 der der Petition beteiligt, BVO aus der Positivliste zu entfernen. Er sagte, es wäre für die FDA an der Zeit, eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung zu treffen.

„Ist es in den aufgenommenen Mengen schädlich? Vermutlich nicht“, sagte Jacobson. „Doch es wäre nicht schlecht, wenn sich die FDA gründlich mit der Literatur befassen würde, um zu einer Zulassung oder zu einem Verbot zu kommen“.

Auf mehr Sicherheit umstellen?

Wie aus einer auf einem Symposium über halogenisierte beständige organische Schadstoffe präsentierten Analyse (PDF) von importierten Limonaden hervorgeht, ist BVO nach Europa gesickert, ein Gebiet, in dem dieser Zusatzstoff überwiegend verboten ist.

„Wir fanden Produkte ohne Angabe der Inhaltsstoffe, obwohl BVO in den Limonaden vorhanden war“, sagte Vetter, Hauptautor der Studie.

Er sagte, Limonaden-Hersteller in Nordamerika könnten BVO problemlos durch Alternativen wie etwa Hydrokolloide ersetzen – Chemikalien, die in vielen Limonaden in Europa eingesetzt werden. Natürliche Hydrokolloide bilden auf dem Wasser kleine Tröpfchen, in denen Wasser unlösliche Verbindungen so lange, wie dies erforderlich ist, gelagert und stabilisiert werden können. Es handelt sich überwiegend um reine Naturprodukte, sagte Vetter.

Barnes von der Dr. Pepper Snapple Group sagte, dass BVO und Hydrokolloide „nicht die gleiche Funktionalität bieten und nicht untereinander ausgetauscht werden könnten“.

Vetter widersprach, wies darauf hin, dass Länder in Europa und anderswo seit Jahrzehnten natürliche Hydrokolloide für jene Limonaden-Marken verwendet haben, die in Nord-Amerika nicht ohne BVO auskommen.

Es gibt etliche Optionen, BVO durch sichere Chemikalien zu ersetzen“, sagte Vetter. „Ich kenne keine entscheidenden Nachteile von BVO gegenüber Hydrokolloiden oder umgekehrt.“

Warum wird in Amerika nicht auch umgestellt, wenn natürlich Alternativen in anderen Ländern längst in Gebrauch sind?

Wim Thielemans, ein Chemie-Ingenieur an der University of Nottingham in Großbritannien sagte, wenn die Alternativen in Europa längst in Gebrauch sind, „müsste ihre Leistung akzeptabel, wenn nicht sogar mit in den USA verwendeten brominierten Systemen vergleichbar sein“. Das bedeutet, „das Hauptmotiv, sie nicht zu verwenden, könnten die Kosten sein“, sagte er.

„Es ist ein nordamerikanisches Problem“, fügte Vetter hinzu. „In der EU würde BVO niemals erlaubt werden.“

Autor: Brett Israel für Environmental Health News, 12. Dezember 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Bitte beachten: Der Original-Artikel „Brominated battle: Soda chemical has cloudy health history“ steht unter der Creative Commons Lizenz: by-nc-nd. Diese Übersetzung wurde abweichend von dieser Lizenz von Environmental Health News genehmigt. Sie steht unter keiner CC-Lizenz.

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China: Essig aus Chemie

In China wird Essig überwiegend nicht aus natürlichen Rohstoffen hergestellt

Wir dokumentieren hier einen allein schon aus sprachlichen Gründen nicht überprüfbaren Blogpost von Oiwan Lam, einer in Hongkong lebenden Netz-Aktivistin. Er erschien auf Global Voices, einem großen internationalen Bloggerportal, das von verschiedenen Stiftungen und unter anderem auch vom Reuters unterstützt wird:

Ein lokaler Bericht hat enthüllt, dass 90% des Essigs auf dem Markt aus chemischer Essigsäure (Eisessig) hergestellt wird und weniger aus Getreide.

Nach dem Bericht [chinesisch/zh] der Zeitung „First Financial Daily“ beträgt der jährliche Verbrauch bis zu 3,3 Millionen Tonnen und 90% davon sind ein Gemisch aus Eisessig, Wasser und anderen Zusatzstoffen. Der Ausdruck „Essig Mischung“ wurde in letzter Zeit zu einem häufig verwendeten Suchbegriff.

User „Bean Eyes“ aus dem Egugu-Forum warnt [zh] andere Verbraucher vor der chemischen Essig-Mischung:

Nach den Vorschriften müssen sie Eisessig verwenden, der zum Verzehr bestimmt ist, doch manche Kleinunternehmen verwenden technischen Eisessig. (Der Preis eines Barrels [ca 117,3 Liter] Lebensmittel-Eisessig entspricht dem vom zweieinhalb Fässern technischem Eisessig.) Die Zusammensetzung ist sehr einfach, mische einfach Eisessig mit Wasser und fertig.

Lebensmittel-Eisessig hat den Destillationsprozess durchlaufen und ist harmlos. Doch er ist für den Körper nicht gut, es ist einfach saures Wasser, kein Essig. In technischem Eisessig sind Schwermetalle und Methanol drin, was zu Polyneuritis und Erblindung, Blutvergiftung, Magen- und Darmverschluss führen kann. Der langfristige Verzehr führt zu Lungen- und Magenkrebs.

Auf Sina Weibo (staatlich kontrolliertes chinesisches Äquivalent zu twitter), taucht das Problem der „Essig-Mischung“ in vielen aktuellen Diskussions-Threads auf. Es folgt eine Übersetzung ausgewählter Kommentare aus den Nachrichten-Threads des „Global Entrepreneur Magazine“:

Glückssucher: Das ist nichts Neues. In einem System ohne Qualitätskontrollen, in einer Gesellschaft, in der Geld das einzige Ziel ist, was können wir da anderes erwarten? Wenn wir diese genannten Bedingungen nicht ändern können, werden wir letztlich immer mehr solche extremen Erscheinungen haben.

Li Jinli: Das ist überhaupt kein Geschäftsgeheimnis. Das Problem ist, dass niemand etwas unternimmt, die Situation zu regeln. Unsere Steuergelder werden ausgegeben um Hunde zu füttern.

Spiritueller Berg: Es gibt kaum ein Lebensmittel, dass wir mit gutem Gewissen essen können. In was für einer Welt leben wir? Wahrscheinlich sollten wir aus unserer Küche ein Chemielabor machen und die Lebensmittel analysieren, bevor wir sie kochen.

Cao-min: Wie können wir so viele chemische Lebensmittel haben. Ich wüsste gerne, ob das in anderen Ländern auch so ist. Ich warte auf Erleuchtung…

Zou Xiaobing: Gegenfrage: Können Sie uns sagen, was wir sonst guten Gewissens essen können?

Autor: Oiwan Lam für Global Voices, 2. August 2011

Übersetzung aus dem Englischen: BrunO für CSN- Chemical Sensitivity Network

Der Originalbericht „China: Chemical Vinegar“ steht unter CC-by. Für diese Übersetzung gilt die entsprechende deutsche CC-Lizenz

Weitere CSN Artikel zu Schadstoffen in Lebensmitteln:

Genfood als Marketingstrategie für Pestizide

Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel ist eine lebenswichtige Notwendigkeit

Auf dem Boden der Tatsachen: Fragen und Antworten mit CFS-Anwalt George Kimbrell (audio podcast)

Jessica Knoblauch von Earthjustice unterhält sich mit George Kimbrell vom Center for Food Safety [CFS/Initiative für Lebensmittelsicherheit]. Kimbrell wirkt zurzeit als ergänzend hinzugezogener Anwalt in den von Earthjustice angestrengten Prozessen zu gentechnisch veränderten Zuckerrüben und Luzernen [Alfalfa] mit. 2006 klagte das CFS gegen die Zulassung von genmanipulierten Luzernen durch das amerikanische Agrarministerium (USDA), ein Verfahren, das schließlich beim US Supreme Court ankam und zu einem [Anbau-] Verbot der genmanipulierten Feldfrucht führte.

Transkript des Interviews:

Jessica Knoblauch: Das Center for Food Safety arbeitet als Organisation daran, die Gesundheit der Menschen und die Umwelt zu schützen, indem es gegen schädliche Lebensmittelherstellungsmethoden vorgeht. Was genau macht gentechnisch veränderte Lebensmittel so gefährlich?

George Kimbrell: Sie gehören zum industriellen Paradigma, zu den Systemen industrieller Lebensmittel. Gerade jetzt gibt es in unserem Land ein Erwachen für Nachhaltigkeit und Landwirtschaft und die Menschen erkennen die Vorzüge, welche Bio, lokal und von Menschen produziert bieten. Gentechnisch entwickelte Lebensmittel stehen für eine fabrikmäßig betriebene Landwirtschaft, was genau das Gegenteil dieser Philosophie ist. Außerdem denke ich, dass die Menschen den Zusammenhang zwischen unserem Nahrungsmittelsystem und der Umwelt verstehen und auch, wie das, was wir essen, mit der Art, wie wir auf diesen Planeten leben, zusammenhängt und welche Folgen das hat.

Um Ihre Frage noch genauer zu beantworten denke ich, muss die Antwort doppelt ausfallen. Zuerst unter gesundheitspolitischen Aspekten. Dies ist eine neue Technologie und es wird mit unserer Gesundheit ein anhaltendes Experiment unternommen, leider. Im Grunde genommen sind weitaus mehr Fragen offen als dass wir wüssten, welche Folgen gentechnisch veränderte Lebensmittel möglicherweise für die menschliche Gesundheit haben. Man nimmt die Gene von Arten, die sich in der Natur nie kreuzen könnten und kreuzt sie mit sehr entfernten Arten. So nimmt man z.B. das Gen von einer Flunder und baut es mit Hilfe einer Gen-Kanone in eine Tomate ein, um sie gegen Kälte widerstandsfähiger zu machen. Ein Flunder und eine Tomate kommen in der natürlichen Welt niemals zueinander. Das ist etwas völlig anderes als konventionelle Zucht, wenn man zwei Getreidesorten mit der Absicht kreuzt, verschiedene Eigenschaften des Getreides zu verbessern. Das ist der erste fundamentale Unterschied.

Gerade aus diesen Gründen ist dies eine Art permanentes Experiment mit der Bevölkerung. Und auch, weil wir leider keine Deklarationspflicht haben. Von möglichen toxischen Gefahren oder Gesundheitsgefährdungen, die sich daraus ergeben könnten, bekommen wir nichts mit. Zwei Drittel der Welt kennzeichnet gentechnisch veränderte Lebensmittel. Was dies angeht, sind wir ein echter Sonderfall und wir lassen unserer Bevölkerung nicht die Wahl, die Herkunft [ihrer Nahrung] auszuwählen. Außer Sie kaufen aus biologischem Landbau; das ist die einzige Möglichkeit sicher zu sein, da im biologischen Landbau genetisch veränderte Lebensmittel nicht zulässig sind.

Ich bin Anwalt, deshalb liegen wissenschaftliche und gesundheitliche Fragen gewissermaßen außerhalb meines Fachgebietes, doch ich weiß, dass es neuartige Probleme mit Allergien gibt. Dies gehört zu den am häufigsten aufgeworfenen Fragen. Oder anderes gesagt, wenn Sie beispielsweise auf Fisch allergisch reagieren und ich verkaufe Tomaten und Sie wissen nicht, dass die Tomate von mir ein gentechnisches Produkt ist, können Sie durch deren Verzehr eine sehr schwere allergische Reaktion erleiden, weil sich darin eine transgene Substanz von einer Art befindet, auf die Sie allergisch reagieren, ohne dass Sie dies nachvollziehen können. Das ist nur ein Beispiel.

Aber ich denke, das wichtigste, was Ihre Leser und die Öffentlichkeit wissen sollten ist, dass wir keine unabhängige Prüfung dieser Lebensmittel durch unsere Behörden haben. Monsanto und die anderen Unternehmen, die sie herstellen, sind zu sogenannten freiwilligen Rücksprachen mit der amerikanischen Lebens- und Arzneimittelbehörde [FDA] angehalten. Hinter verschlossenen Türen unterrichten sie die FDA über die Untersuchungen, welche sie zu den Lebensmitteln durchgeführt haben. Und mehr nicht. Die FDA erlaubt sie entweder ohne weiter Fragen zu stellen oder sie tut es nicht, dabei hat sie noch nie eines auf dem Markt nicht erlaubt. Und das ist alles. Die Untersuchungen werden nicht veröffentlicht. Es handelt sich um vertrauliches Geschäftswissen. Die FDA macht keine eigenen Untersuchungen, es gibt keine unabhängigen Untersuchungen oder irgendetwas dieser Art. So liegen sie in den Verkaufsregalen und wir essen sie. Das ist das, was zur menschlichen Gesundheit zu sagen ist.

Wie Sie vermutlich wissen, geht es dem Center for Food Safety in seinen Gerichtsverfahren überwiegend um die Folgen, welche dieses industrielle System auf die Umwelt hat. In diesen Verfahren geht es darum, warum der Anbau dieser Feldfrüchte die Umwelt schädigt, um die sich auch die Menschen Sorgen machen. Die Menschen möchten etwas essen, das die Umwelt nicht schädigt, dass nachhaltig hergestellt wird. Das wichtigste, was sie wissen müssen ist, dass es sich bei dieser Technologie um ein One-Trick-Pony handelt [ein Pony, das nur eine Nummer kann]. Diese Ackerpflanzen dienen dazu, den Verkauf von Pestiziden anzukurbeln. Darum sind die Unternehmen die sie entwickeln, die nebenbei bemerkt Chemiekonzerne sind, die Pestizide herstellen, Monsanto, Syngenta, Bayer, DuPont und Dow Chemical, dieselben. Darum können diese Unternehmen von ihren Hauptprodukten mehr verkaufen, mehr Pestizide. Eines können sie wirklich sehr gut, die Pflanzen gegen Pestizide widerstandsfähig machen. Sie helfen uns nicht, die Welt zu ernähren, es gibt keine, welche die Erträge erhöhen oder uns helfen, die Hungernden zu ernähren. Sie helfen uns nicht, etwas gegen den Klimawandel zu tun, keine von ihnen sind gegen Dürren resistent oder tolerant und sie helfen uns nicht, etwas für die Umwelt zu tun. Sie erhöhen lediglich den Verbrauch von Pestiziden. Das ist ihr einziger Zweck.

Jessica: Es gibt sehr viele falsche Vorstellungen, welche die Leute von gentechnisch veränderten Lebensmitteln haben. Sie erwähnten etliche davon, dürre-resistent, nährwerthaltiger. Kommt dies einfach nur davon, weil die Unternehmen sie so vermarkten? Sind diese falschen Vorstellungen so entstanden?

George: Um es zu wiederholen, die gängigen Mythen sind jene, über die wir gesprochen haben. Der erste ist, dass es sich um dasselbe wie konventionelle Züchtung handelt. Dem ist nicht so. Es ist etwas grundlegend anderes. Ein Flunder und eine Tomate kommen in der Natur nicht zusammen. Das zweite Missverständnis ist, dass ausgerechnet diese Feldfrüchte für den Konsumenten, für die Öffentlichkeit, für die öffentliche Gesundheit oder für die Landwirte Vorteile bieten. Diese gibt es nicht. Es ist im Grunde genommen eine misslungene Technologie. Monsanto und die anderen, welche sie bewerben, haben diese Pflanzen patentiert und sie dienen größtenteils nur einem Zweck.

Warum gibt es überall diese falschen Vorstellungen über nicht eingehaltene Versprechungen? Eine gute Frage! Ich denke, die allumfassende Antwort ist Geld. Es geht hier um sehr mächtige Unternehmensgebilde, die hunderte Millionen Dollar ausgeben, um unsere Regierung mit Lobbyarbeit zu beeinflussen – und wahrscheinlich noch mehr für Werbung. Wenn Sie NPR [National Public Radio] hören, hören Sie irgendwann „Präsentiert für Sie von Monsanto“. Sie sind mit ihrer Reklame allgegenwärtig. Da wartet noch viel Arbeit auf uns. Es gibt eben sehr viel solche Werbung. Ich denke, ein Teil von dem was wir tun und was wir viele Jahre getan haben, besteht darin zu versuchen, das was die Leute darüber wissen zu korrigieren und zu erklären, dass sich die Wirklichkeit von dem Marktgeschrei sehr unterscheidet. Was diese Ackerpflanzen angeht, gibt es zwischen dem Hype und der Wirklichkeit einen sehr großen Unterschied.

Jessica: Im Jahre 2006 klagte Ihr Center gegen die Zulassung von genetisch modifizierter Alfalfa durch die USDA [U.S. Department of Agriculture]. Es gibt sehr viele Gentechnik-Lebensmittel auf dem Markt, warum entschied sich das Center, diesen Fall aufzugreifen?

George: Das ist eine gute Frage. Alfalfa war in vielerlei Hinsicht ein Wechsel zu einer anderen Art von Feldfrüchten, als jene die bisher gentechnisch verändert wurden. Dies stellte eine bedeutende neue Bedrohung für die Umwelt und das Nahrungssystem dar, insofern als dass bisher im Prinzip nur vier Feldfrüchte genetisch modifiziert wurden, Mais, Soja, Raps und Baumwolle.

Alfalfa ist ein anderer Fall. Zu aller erst handelt es sich um eine mehrjährige Feldfrucht, die im Gegensatz zu einer einjährigen Pflanze drei bis acht Jahre wächst. Sie kann in der Natur aus eigener Kraft überleben, wild oder ausgewildert. Deshalb ist sie im Westen Amerikas überall präsent. Wenn Sie da, wo ich wohne, im pazifischen Nordwesten, irgendwo unterwegs sind, wächst da wo sie herum fahren Alfalfa im Straßengraben, auf brachliegenden Feldern, am Straßenrand, bei den Telefonmasten. Es ist außerdem eine von Bienen bestäubte Pflanze. Nun gibt es wilde und gehaltene Bienen und von denen gibt es viele Arten und sie können umher fliegen und Pollen verschiedener Herkunft über große Entfernungen vermischen. Bei Honigbienen können das zehn Kilometer sein, zum Beispiel. Und Honigbienen lesen keine Schilder. Sie vermischen die Pollen der Felder. So besteht nicht nur für die Felder der Landwirte die Gefahr, dass Transgene wandern und es zur Kontamination kommt, es können auch wilde Bestände in der Natur kontaminiert werden, wo Alfalfa Dank der Bestäubung durch Bienen wächst. Das ist eines der Probleme, welches es nur bei Alfalfa gab, im Gegensatz zu den gewöhnlichen Feldfrüchten, die vom Wind bestäubt werden. Die Gefahr der Kontamination war agrartechnisch gesagt eine andere. Ein anderes Problem besteht darin, dass Alfalfa eine Hauptkomponente der Milchwirtschaft ist. Für viele unserer tierhaltenden Betriebe ist es das Hauptfuttermittel, jedoch insbesondere für die Milchviehhaltung, Milch- und Käseproduktion und für die ökologische Landwirtschaft. Dort hat man ein wirkliches Problem, wenn man kontaminierte Alfalfa hat. Dies stellt für die ökologische Milchwirtschaft und für die Milchwirtschaft die gentechnikfrei bleiben möchte eine wirkliche Gefahr dar, weil ihre Hauptfutterquelle mit hoher Wahrscheinlichkeit kontaminiert sein könnte, selbst wenn sie Gentechnik ablehnen. Dann werden ihre Futtermittel, die sie über den Futterhandel beziehen, natürlich diese gentechnisch erzeugte Variante enthalten.

Jessica: Eine andere meiner Meinung nach interessante Geschichte über Alfalfa ist, dass der größte Teil von Alfalfa ohne jegliche Pestizide bestens wächst. Nun wird eine Gen-Alfalfa produziert, die hohe Dosen von Monsantos Roundup Ready Pestizid aushält. Stimmt das?

George: Wie wir wissen, ist es die am viert häufigsten angebaute Feldfrucht des Landes. Es gibt etwa 80 Millionen Quadratkilometer davon. Alfalfa wird in jedem Staat unseres Landes angebaut. Und es ist gemeinhin eine pestizidfreie Frucht. Nur etwa 10 bis 15 Prozent der gesamten Alfalfa, konventionelle und ökologische zusammengerechnet, werden mit Pestiziden angebaut. Die meisten Landwirte nutzen anbautechnische Methoden. Sie vermengen Alfalfa mit Hafer oder irgendetwas anderem, um das Unkraut klein zu halten, anstatt Pestizide zu sprühen. Und deshalb würden die Zulassung und der mögliche Ersatz dieser Methoden durch ein Pestizid förderndes Anbausystem für viele unterschiedliche Ökosysteme eine dramatisch zunehmende Erhöhung der Umweltbelastung durch Pestizide bedeuten. Also anders als andere Feldfrüchte, Soja, Mais und Baumwolle, die im Allgemeinen mehr Pestizide benötigen, braucht dies Alfalfa nicht. Darum ist ihr Ersatz durch ein Pestizid gestütztes Anbausystem nach unserer Ansicht eine große Gefahr für die Umwelt.

Jessica: Deshalb hat es der Alfalfa-Fall 2010 bis zum US Supreme Court geschafft, was im Falle gentechnisch modifizierte Lebensmittel eine Premiere war. Was ist bei der Entscheidung des Gerichts herausgekommen?

George: Der Prozess wurde 2006 eröffnet und Anfang 2007 gewannen wir vor dem Landgericht. Den Landwirtschaftsministerium wurde vom Gericht auferlegt, eine Umweltfolgenabschätzung [EIS/environmental impact statement] vorzubereiten, um die möglichen Umwelt- und sozialökonomischen Folgen von Roundup Ready Alfalfa auf Landwirte und Umwelt abzuwägen, dazu gehörte vieles von dem, über das wir gerade sprachen: Kontamination genauso wie Zunahme des Pestizideinsatzes. Die USDA begann dieses Dokument zu erstellen. Bemerkenswerterweise – während den 15 Jahren, in denen verschiedene Arten dieser genetisch modifizierten Pflanzen zugelassen wurden, hat die USDA niemals zuvor irgendeine Umweltfolgen- abschätzung für irgendeine davon angestellt. So war diese im Alfalfa-Prozess die erste, die sie jemals machten. Und danach wurde sie dazu verdonnert, eine für den Zuckerrüben-Prozess anzufertigen. Leider war das nur die zweite, die sie machten.

Und dann kam im Prozess die Frage auf, was wir in der Zwischenzeit machen sollen, solange die Behörde sich zurück zieht und ihre Hausaufgaben erledigt? Wir argumentierten, dass man den Anbau dieses Zeugs stoppen sollte, dass es nicht erlaubt sein sollte weiterzumachen, bis die Behörde der Anordnung des Gerichts gefolgt ist und diese gründliche Studie durchgeführt hat. Und folglich sollten sie eine neue Entscheidung fällen. Monsanto und die Behörde argumentierten, dass es ihnen erlaubt sein sollte, den Verkauf und Anbau der Pflanze fortzusetzten, auch während die Behörde die Prüfung durchführt. Nach unserer Auffassung spannt man damit den Karren vor das Pferd. Das Landgericht stimmte uns zu und verbot den Anbau und bewahrte den Status Quo. Platt gesagt heißt dies, während die Behörde ihre Untersuchung durchführt, kann nichts weiter geschehen. Diese Entscheidung wurde beim 9. Gerichtsbezirk angefochten und zweimal bestätigt. Und dann ging sie im Jahre 2008/2009 an den Supreme Court.

Der Supreme Court fällte eine interessante Entscheidung, in deren Folge der Anbau von Roundup Ready Alfalfa weiterhin verboten war. Ich denke, die meisten Medien, die darüber berichteten, haben die Geschichte falsch verstanden, nach der es hieß, das Gericht habe das Verbot von Roundup Ready Alfalfa aufgehoben. Der Supreme Court tat nichts dergleichen. Was der Supreme Court sagte war folgendes: das Landgericht hat zwei Abhilfen bereit gestellt, die beide unabhängig voneinander den Anbau dieser Frucht stoppen. Eine nennt sich einstweilige Verfügung, die andere heißt Aufhebung. Der Supreme Court sagte, beide werden nicht zugleich benötigt. Beide zugleich sind ein Übermaß. Einmal genügt. Deshalb hob es einmal auf. Nachdem der Supreme Court seine Entscheidung bekannt gegeben hatte, konnte niemand Roundup Ready Alfalfa anpflanzen, genauso wie es niemand anpflanzen konnte, bevor sie ihre Entscheidung bekannt gaben. So war das ein Sieg für uns, der nur nicht so hieß. Verfahrenstechnisch haben sie etwas aufgehoben, aber das Ergebnis war, dass die Umwelt weiterhin vor Roundup Ready Alfalfa sicher war und dass unsere Landwirte davor sicher blieben. Deshalb waren wir mit dieser Entscheidung und mit diesem Ergebnis sehr zufrieden.

Jessica: Nun, ist es jetzt nicht doch möglich, genetisch modifizierte Alfalfa anzubauen?

George: Jene Entscheidung war im Juni 2010. Bis Ende Herbst war es noch verboten. Was dann geschah war, dass im Dezember 2010 die USDA ihre Studie fertig hatte, zu der sie vom Gericht verpflichtet worden war. Und sie urteilten erneut und unglücklicherweise entschieden sie so, dass nach dem neuen Urteil Roundup Ready Alfalfa wieder angebaut werden darf, selbst nach dem EIS [Umweltfolgenabschätzung s.o.], in welchem alle Umweltbeeinträchtigungen, die wir gerade bezüglich Pestiziden und Kontamination von ökologischem und konventionellem Landbau diskutiert haben, offengelegt wurden. So wurde diese Entscheidung im Januar dieses Jahres getroffen. Also ist es seit Januar 2011 wieder zulässig, Roundup Ready Alfalfa anzubauen. Auf Grund dessen haben wir mit Earthjustice eine neue Klage gegen diese neue Zulassung eingereicht, was wir im März diese Jahres taten.

Jessica: So hat die USDA grundsätzlich zugestimmt, dass es durch Alfalfa Umweltschäden geben wird, hat dann aber trotzdem erlaubt, dass sie angepflanzt werden kann? Hat man dem Anbau irgendwelche Einschränkungen auferlegt?

George: Leider nicht. In ihrer Analyse erwogen sie drei Alternativen. Eine bestand darin, es zu verbieten, den kommerziellen Anbau und Verkauf nicht zu erlauben. Die zweite bestand darin, den Anbau und Verkauf ohne jegliche Einschränkungen zu erlauben. Die dritte war, den kommerziellen Anbau und Verkauf zu erlauben, jedoch mit erheblichen Einschränkungen in Gestalt von Isolations-Abständen zu ökologischen und konventionellen Ackerpflanzen und geographischen Zonen, so dass es Teile verschiedener Staaten gegeben hätte, die frei von Gentechnik gewesen wären, wo man grundsätzlich nichts anbauen darf. Das waren die drei Alternativen und man wählte die zweite ohne jegliche Restriktionen. Wir waren natürlich sehr enttäuscht und wir glauben, dass die Entscheidung aus mehreren Gründen rechtswidrig ist und eine Reihe von Gesetzen verletzt. Es war eine vollständige Kapitulation gegenüber dem Druck der biotechnischen Industrie und dem Druck, den sie auf die USDA ausgeübt haben, diese Entscheidung über die Feiertage [am Jahresende] zu treffen.

Jessica: Im Sinne von lobbyistischen Bemühungen?

George: Massive Summen für die Lobbyarbeit. Land of Lakes, der Eigentümer von Forage Genetics, ein Lizenznehmer für Roundup Ready Alfalfa, hat für Lobbying tonnenweise Geld ausgegeben, Millionen und Millionen von Dollar. Nach unserer Ansicht fanden reichlich politische Aktivitäten statt und der Druck hielt an und das Urteil war ein politisches, das sich weder auf Wissenschaft noch auf Recht stützt.

Jessica: Ich sah, dass einige Gruppen die Bemühungen des Centers im Alfalfa-Prozess unterstützt haben, von der Arkansas Rice Growers Association Vereinigung der Reisbauern in Arkansas] bis zur [Humane Society of the United States [große US-Tierschutzorganisation]. Was ist es, dass in diesen Prozess so viele unterschiedliche Interessen zusammen bringt?

George: Der Supreme Court hat dieses Gerichtsverfahren ins Rampenlicht gerückt und es war der erste Fall dieser Art, der den Supreme Court erreicht hat und insofern wurde ihm als hochgradig umweltbezogener Prozess vor dem Supreme Court große öffentliche Aufmerksamkeit zuteil. Ich denke, es stand ziemlich viel auf dem Spiel, wie es in solchen Fällen immer ist, deshalb wurden die Leute und die Öffentlichkeit darauf aufmerksam. Aber ich denke auch, dass die Menschen die Zusammenhänge zwischen ihrem Lebensmittelsystem und der Umwelt immer mehr erkennen, und wie sich die Art wie sie einkaufen und wie sie leben auf die Umwelt auswirkt und dass die Landwirtschaft von dem, was wir als Natur ansehen, kein getrennter Bereich ist. Dass das alles eher ein ganzheitliches, zusammenhängendes System ist und dass die Art, wie alles besteht, eine ökologische ist. Ich denke, das ist eine wichtige Erkenntnis. Ich denke, in früheren Generationen hatten wir die Auffassung, dass die Landwirtschaft das eine und die Natur, wo wir mit unserer Familie wandern gehen, das andere ist – zwei verschiedene Sachen. Und in der Tat sind diese Dinge weitgehend Teil desselben Ortes und Planeten. Und das geht nun so weit, dass dieser kleine Gentechnik-Prozess ein Mikrokosmos des Paradigmenwechsels ist. Die Menschen bekommen dieses Bewusstsein, besonders was Pestizide angeht. Die Leute verstehen Pestizide. Wenn man den Leuten also erzählt, diese Feldfrüchte fördern Pestizide, verstehen die Leute das und werden sich dessen mehr und mehr bewusst. Das haben wir die letzten Jahre sehr häufig beobachtet, bei allen Verfahren, die wir angestrengt haben.

Die Reisbauern waren eine eigene Geschichte. Sie wurden selbst kontaminiert. Was den Reisbauern widerfuhr war das im Jahre 2006… Wir verkaufen sehr viel Reis nach Japan. Und in Japan werden natürlich wie fast überall auf der Welt gentechnisch veränderte Lebensmittel gekennzeichnet und verboten, wenn sie [nicht gekennzeichnet] über einen gewissen Grad hinaus kontaminiert sind. [GMOs brauchen auch in Japan eine Zulassung.] Nun wurden Reisbauern im Südwesten unwissentlich durch eine Sorte kontaminiert, die an der Louisiana State University in einem Freilandversuch getestet wurde und Japan machte die Grenze für sie zu, schloss ihre Märkte und kappte ihre Geschäftsbeziehungen für zwei Jahre. So verloren während dieser Zeit hunderte und tausende kleiner Familienhöfe die im Süden Reis anbauen ihre Betriebe, ihren Lebensunterhalt und ihr Geschäft. Darum hatten sie natürlich etwas zu sagen, als wir unseren Prozess wegen der Kontamination durch Alfalfa führten. Sie hatten das schon einmal erlebt und sie wollten nicht, dass mit den Leuten dasselbe passiert, die Bio-Alfalfa anbauen oder die Alfalfa exportieren – denn wir exportieren eine Menge Alfalfa nach Übersee und auch in Märkte, die eine Gentechnik-Kontamination nicht tolerieren, Japan inbegriffen.

Jessica: Vor ein paar Monaten habe ich gelesen, dass zur Zeit Landwirte die Biotechnik-Unternehmen wegen dieser gentechnischen Kontamination verklagen, weil sie die Preise ihrer Produkte beeinflusst, wenn sie durch gentechnische Bestandteile verunreinigt sind, egal ob andere Länder ihre Produkte akzeptieren oder nicht. So sieht es also danach aus, als ob etwas in Bewegung käme.

George: Ja, das war eine sehr wichtige Klage, die Anfang dieses Jahres [2011] von der [Public Patent Association]5 eingereicht wurde, eine gemeinnützige Organisation die wegen Patenten von öffentlichem Interesse Prozesse führt. [Anmerkung der Redaktion: Die Gruppe heißt Public Patent Foundation] Einige unserer Mitglieder und Unterstützer sind in diesem Verfahren Kläger. Verfahrenstechnisch sind wir das nicht [sic!]. Wir sind keine Patentanwälte; wir sind Verwaltungs- und Umweltrechtler. Doch es handelt sich um ein wichtiges Verfahren und ich denke, es ist ein berechtigtes Verfahren, weil es dabei um alles oder nichts geht, da Monsanto diese Feldfrüchte patentiert und es zu Kontaminationen kommt und die Natur Wege findet. Ob durch Bienen oder Wind, es kommt zur Vermischung von Pollen und plötzlich ist deren patentierte Pflanze im Feld irgendeines Landwirtes, der das nicht drin haben will.

Nach dem Patentrecht kann der Landwirt, der unwissentlich und unfreiwillig kontaminiert wurde, von Monsanto wegen Patentverletzung belangt werden, da er ihre patentierte Sorte anbaut und ihnen nicht die vertraglich festgelegte Lizenzgebühr für die Samen gezahlt hat. Was diese patentierten Pflanzen anstellen gehört zum Wechsel zu einem industriellen Paradigma, anders als bei einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem-Paradigma – es findet eine Privatisierung eines 10.000 Jahre alten Rechtes statt. Seit 10.000 Jahren haben Bauern ihr Saatgut [durch Einbehalt eines Teils der Ernte] selbst erzeugt. Meine Frau und ich ziehen grüne Bohnen und Kopfsalat oder was es auch immer ist und wir sorgen dafür, dass wir für das nächste Jahr Saatgut haben und wir sähen dies erneut aus. Nun, mit diesen Patentierten Pflanzen kann man das nicht tun. Monsanto wird sie verklagen. Sie müssen jedes Jahr zurück kommen und die jährliche Gebühr bezahlen um von denen neues Saatgut zu erhalten. Nun, genau darum geht es in der Klage, es geht darum, diese Praxis zu stoppen und das Recht der Bauern zu bewahren, ihr eigenes Saatgut zu sichern und nicht von Monsanto wegen Patentverletzung belangt werden zu können.

Jessica: Unter den Konsumenten wächst die Aufmerksamkeit gegenüber genetisch modifizierten Lebensmitteln und wie diese die Umwelt und uns selber beeinflussen. Was können die Menschen in Anbetracht dessen tun, dass die USA ihre Firmen nicht verpflichtet, gentechnische Lebensmittel zu kennzeichnen, um sich diesen möglichst wenig auszusetzen?

George: Das eine, das wir schon unmittelbar erwähnt haben ist, Sie können Produkte aus ökologischem Anbau kaufen oder ihren Landwirt auf dem Markt oder in der Kooperative kennen lernen. Bauen Sie zur Herkunft ihre Nahrung eine persönliche Beziehung auf. Legen Sie sich einen Garten zu. Das ist das Beste, was Sie bezüglich der Herkunft ihrer Nahrung tun können. Das ist eine Möglichkeit, sich wirklich sicher zu sein. Doch was den Einkauf im Laden angeht, bedeutet Bio kein GMO [genetically modified organism]. Nach den nationalen Regelungen für ökologische Standards muss es GMO-frei sind. Also ist das etwas, worauf Sie sich verlassen können.

Aber etwas allgemeiner denke ich, jeder dem an diesem Thema etwas liegt, sollte unbedingt das öffentliche Bewusstsein fördern und auf seine Politiker Druck ausüben, damit wir eine Kennzeichnungspflicht bekommen. Das gehört auch zu dem, wofür sich das Center for Food Safety eingesetzt hat, seit Anfang an ist es eines unserer Ziele, dass die Öffentlichkeit dieses fundamentale Recht hat zu entscheiden, womit man sich selbst und seine Familie ernährt. Und wir sollten eine Kennzeichnung haben und dass wir sie nicht haben, ist ein Fehler. Diese Entscheidung ist wieder eine politische. Es ist eine, welche die Obama-Regierung ändern könnte, wenn der politische Wille da wäre und wenn die Leute laut genug wären. Und wie ich sagte, werden diese Lebensmittel fast überall auf der Welt gekennzeichnet. Und aus diesen Gründen sollten sich die Menschen einmischen, aktiv werden, denn die Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel ist eine lebenswichtige Notwendigkeit.

Autor und Copyright: Earthjustice 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network, Juli 2011

Wir danken Earthjustice, das Transkript eines Podcasts übersetzen zu dürfen. Der Originaltext kann hier nachgelesen und auch angehört werden.

Earthjustice wurde 1971 vom Sierra Club als eigenständige Organisation gegründet und hieß anfänglich Sierra Club Legal Defense Fund. 1997 wurde der Name geändert, um zum Ausdruck zu bringen, dass dieses ‚Anwaltsbüro für Umweltbelange‘ auch andere Organisationen zur Verfügung steht. Es hat sich z.B. für die Rechte der Bewohner von Mossville eingesetzt und arbeitet dort mit MEAN (Mossville Environmental Action Now) zusammen.

Der Sierra Club ist die größte Umweltorganisation der USA und seit 1892 aktiv. Sie wurde von John Muir (1838-1914) gegründet, der als amerikanische Ikone für Naturverbundenheit und Umweltbewahrung gilt.

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Salat muss nicht als Rohkost auf den Tisch kommen.

Salat garantiert keimfrei nach einem Rezept, das meiner Großmutter diente, der Salatschwemme aus dem eigenen Garten Herr zu werden:

Geschmorter Salat

  • 6 feste, 15cm große Salatköpfe
  • 7 l Wasser
  • Salz
  • schwarzer Pfeffer
  • 10 Speckscheiben, 1/2 cm dick geschnitten
  • 2 EL Butter
  • 1/2 Tasse in dünne Scheiben geschnittene Zwiebeln
  • 1/2 Tasse in dünne Scheiben geschnittene Karotten
  • 1 Tasse Gemüsebrühe, Fleischbrühe oder Hühnerbrühe
  • 1 Lorbeerblatt
  • 2 EL weiche Butter
  • 2 EL feingeschnittene frische Petersilie

Zubereitung:

Die äußeren Salatblätter entfernen, die Blätter vorsichtig auseinander breiten und gründlich in kaltem Wasser spülen.

6-7 Liter Wasser mit 3 EL Salz aufkochen, die Salatköpfe hineingeben und 5 Minuten blanchieren.

Die blanchierten Köpfe herausheben und 2 Minuten in kaltem Wasser abkühlen.

Danach jeden Kopf leicht ausdrücken und der Länge nach aufschneiden.

Die Salatkopfhälften mit Salz und Pfeffer würzen. Den Backofen auf 160°C heizen.

In einer Kasserolle Butter schmelzen, Zwiebeln und Karotten darin andünsten, Brühe und Lorbeer, Petersilie zugeben und 5 Minuten weiter dünsten.. Die Salathälften auf das Gemüse legen und mit Speck abdecken. Die Kasserolle auf dem Herd erhitzen und 80-90 Minuten im unteren Drittel des Herdes bei 160°C schmoren lassen.

Die Schmorflüssigkeit kann nach Belieben vor dem Servieren noch reduziert werden und/oder mit Butter angereichert werden.

Schmeckt ausgezeichnet zu Baguette.

Und jetzt der Phantasie freien Lauf lassen. Was könnte man noch alles machen mit blanchiertem Salat?

Brainstorming

  • mit Knoblauch und Tomatenwürfel schmoren
  • mit Weißwein und Kräutern schmoren
  • mit Sahne oder Crème fraîche schmoren
  • mit Käse überbacken

Und übrigens:

Auch die Gurke ist ein wunderbares Schmorgemüse. Fast noch leckerer als frisch.

Noch ein leckeres Rezept, das auch für Veganer geeignet ist:

Mousse aus Salat

Blanchierte Salatköpfe sanft ausdrücken, im Mixer kurz pürieren.

3 Schalotten in Olivenöl andünsten.

Mit 400 Gramm Seidentofu, Salz und Gewürzen nach Verträglichkeit schmoren.

Mit Zitronensaft abschmecken.

Das Salatpüree unterheben und unter Rühren einkochen.

Brotscheiben würfeln, kurz in Öl anbraten.

Mousse mit den Croutons bestreuen.

Autor: Juliane für CSN – Chemical Sensitivity Network, 28.05.2011

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