Produktivität am Arbeitsplatz durch Schadstoffe reduziert

Chemische Reinigungsmittel, Parfüms setzen der Gesundheit von Angestellten zu

Chemische Reinigungsmittel und Parfüms können die Produktivität am Arbeitsplatz reduzieren, stand in der Headline eines Artikels, der am 26. September 2012 in einer türkischen Tageszeitung stand. Reaktionen auf solche Substanzen würden die türkische Konjunktur schädigen und man forderte dazu auf, in Büros umweltfreundliche Reinigungsmittel ohne Duftstoffe zu verwenden und Parfümverbote auszusprechen. Prof. Dr. Yonca Tabak, eine Spezialistin für Allergien, wies darauf hin, dass es solche Parfümverbote anderorts bereits gäbe. Seit Jahren haben Behörden und Politiker vor allem in den USA, Kanada und Schweden erkannt, dass Parfüms, Duftstoffe und chemische Reinigungsmittel die Gesundheit vieler Menschen beeinträchtigen.

Verbreitung von Allergien und Asthma nimmt bedenkliche Dimensionen an

Im Artikel, der in einer Tageszeitung von Istanbul erschien, wird insbesondere auf die gesundheitlichen Auswirkungen für Allergiker und Asthmatiker eingegangen. Diese Zivilisationserkrankungen haben eine bedenkliche Dimension angenommen. Die WHO geht von 300 Millionen Asthmatikern aus und schätzt, dass rund 250.000 von ihnen jährlich ihr Leben lassen.

Die Allgemeinheit zahlt, wenn der Arbeitsplatz giftig ist

Allergiemedikamente, Asthmamittel, Krankenhausaufenthalte, Arztbesuche und Ausfallzeiten auf dem Arbeitsplatz kosten die Allgemeinheit viel Geld. Es sind erhebliche Summen, die sich jährlich auftürmen, weil man durch die Verwendung von chemischen Reinigern, Duftstoffen und Parfüms für diese Bevölkerungsgruppen eine regelrecht feindliche Umwelt geschaffen hat. Insbesondere billige chemische Reinigungsmittel, wie sie an Arbeitsplätzen oft zum Einsatz kommen, und Parfüms von Kollegen schränken die Gesundheit der Erkrankten ein. Büroräume und viele Arbeitsplätze sind schlecht belüftet, was dazu führt, dass sich erhebliche Konzentrationen von gesundheitsschädlichen Chemikalien bilden. Die WHO schätzt, dass die europäische Konjunktur durch Krankenhausaufenthalte, Arztbesuche und Ausfallzeiten der Allergiker und Asthmatiker jährlich ein Schaden von rund 25 Milliarden Euro entsteht. In den USA sieht es noch dramatischer aus, dort schätzt man den jährlichen ökonomischen Verlust auf 707 Milliarden Dollar, das ergaben die Recherchen der Tageszeitung.

Parfümverbote sind sinnvoll zum Erhalt der Arbeitsproduktivität

Die türkische Allergiespezialistin warnt Unternehmensleitungen im Interview gegenüber der Zeitung vor der Verwendung chemischer Reinigungsmittel und deren gesundheitlichen Risiken, insbesondere für Asthmatiker und Angestellte, die auf Chemikalien reagieren. Sie regt an, die Angestellten über die Gesundheitsgefahren und Risiken aufzuklären und Parfümverbote anzuregen. Ihnen zu erläutern, welche Vorzüge solche Duftstoffverbote für die Produktivität und Gesundheit aller Angestellten haben.

Ein Recht auf sauber Luft zum Atmen

In den USA und Kanada wurden in den letzten Jahren einige Gerichtsprozesse gewonnen, bei denen Arbeitnehmer geklagt hatten, weil sie gesundheitliche Einschränkungen und Schaden durch die Verwendung chemischer Reinigungsmittel oder durch Parfüms von Kollegen hinnehmen mussten. Saubere Luft zum Atmen gehört zu den Grundrechten eines jeden und es ist nur im eigenen Interesse von Unternehmen, wenn sie ihren Angestellten einen Arbeitsplatz anbieten, an dem ihre Produktivität nicht durch unnötige und vermeidbare Chemikalienexposition eingeschränkt wird.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. September 2012

Literartur:

Hürriyet Daily News, Workplace allergens like chemical cleaners and perfumes can hurt productivity, 26. September 2012

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Auch in diesem Jahr sagt der Nikolaus „Nein“ zu Parfum und Aftershave

Ein echter Nikolaus mag kein Parfum

Für den Nikolaus hat eine stressreiche Zeit begonnen. Im Dezember stapft er Allerortens mit prall gefülltem Sack durch die Straßen und Häuser, um so manchen Schuh, Stiefel oder Nikolausstrumpf zu füllen. Süßigkeiten, Nüsse, Orangen, Spielzeug und nette Kleinigkeiten gehören zu dem, was ein Nikolaus verteilt. Einige Erwachsene und Jugendliche hatten Parfum, Aftershave, Duftkerzen oder Aromaöle auf dem Wunschzettel stehen. Ein echter Nikolaus sagt jedoch „NEIN“ zu diesen Präsenten, denn Parfum, Aftershaves, Duftkerzen und Aromaöle enthalten eine Flut von Chemikalien und Allergenen. Manche dieser Chemikalien in Duftstoffen sind sogar krebserregend, schädigen das Nerven- und das Immunsystem, verursachen Allergien oder anhaltende Kopfschmerzen, Schwindel und Asthmaanfälle. Welcher Nikolaus würde das jemandem wünschen. Für Unartige hat er schließlich seine Rute, und selbst die packt er nur ganz selten aus.

Unterstützen Sie den Nikolaus und sagen auch Sie „NEIN“ zu Parfums, Aftershaves, Duftkerzen, Aromaölen und anderen parfümierten Präsenten, damit alle Kinder und alle Erwachsenen eine Weihnachtszeit ohne gesundheitliche Beschwerden erleben dürfen. Falls Ihr einen Nikolaus trefft, gebt ihm dieses Kärtchen, damit er andere Weihnachtsmänner informieren kann. Es wird dazu beitragen, dass alle Kinder Freude haben werden, auch jene mit Allergien, Chemikaliensensitivität und Asthma.

AKTIONSKARTE, zum Ausdrucken anklicken >>>

Der echte Weihnachtsmann trägt KEIN PARFUM, denn er liebt alle Kinder. Auch die mit Asthma oder Allergien.

Die Karte darf gerne im Copy-Shop oder von einer Druckerei vervielfältigt werden, sofern das Layout nicht verändert wurde.

Die Aktionskarte steht auch für den Nikolaus in anderen Ländern zur Verfügung:

USA, ENGLAND

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SPANIEN

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NORWEGEN

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DÄNEMARK:

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Flughafen nimmt Rücksicht auf Allergiker

Parfümfreie Route durch den Flughafen für Asthmatiker, Allergiker und Chemikaliensensible

Für Allergiker war der Flughafen Kopenhagen bis vor kurzem die reinste Hölle. Wer auf Parfüm und andere Duftstoffe reagiert, befand sich in der Zwickmühle, weil die Sicherheitskontrolle direkt neben der Parfümerie positioniert war. Um Allergikern, Asthmatikern und Personen mit Multiple Chemical Sensitivity (MCS) entgegenzukommen und damit der UN Behindertenkonvention gerecht zu werden, hat die Flughafenleitung eine parfümfreie Alternativroute im Flughafenbereich für diese Behinderten geschaffen.

Reisen mit Risiken verbunden

Personen mit empfindlichen Atemwegen, Asthma, Duftstoffallergien oder Multiple Chemical Sensitivity (MCS) reagieren oft mit erheblichen Gesundheitsbeschwerden auf Parfüm und parfümierte Produkte. Verreisen ist für diese Personengruppe mit großen Schwierigkeiten und teils auch mit erheblichen Risiken verbunden. Parfüms gehören zu den Hauptauslösern für Asthmaanfälle. Chemikaliensensible führen Duftstoffe als eine der Barrieren auf, die ihnen den Zutritt in viele Gebäude verwehrt, ihnen die Teilhabe am öffentlichen Leben versagt und sie zwangsweise in Isolation vereinsamen lässt.

Sicherheitsbereich neben der Parfümerie

Wer im Flughafen Kopenhagen die Sicherheitsprüfung nicht bestanden hatte, befand sich unmittelbar mit einem großen Problem konfrontiert, wenn er auf Duftstoffe, Parfüms, Aftershaves mit Gesundheitsbeschwerden reagierte. Genau neben diesem Sicherheitsbereich befindet sich nämlich die Parfümerie des Flughafens. Der dänische Allergie- und Asthmaverband beschreibt diese Situation als „reine Hölle“ für Menschen mit empfindlichen Atemwegen oder Allergien. Wegen dieses „Duftbombardements“ hat der Patientenverband sich schriftlich bei der Flughafenleitung beschwert. Es sei sehr bedauerlich, dass Menschen, kurz bevor sie mit dem Flugzeug starten, krank würden wegen der Duftstoffen und Parfüms. Die Reaktionen von Menschen mit Multiple Chemical Sensitivity variieren, erläuterte der Allergie- und Asthmaverband gegenüber DR Forside. Einige bekämen beispielsweise Kopfschmerzen, andere würden schwindlig oder bekämen Atemprobleme.

Flughafenleitung kooperativ gegenüber Asthmatikern, Allergikern und MCS-Kranken

Die Kopenhagener Flughafenleitung nahm sich die Beschwerde des Allergie- und Asthmaverbandes zu Herzen und versuchte Lösungen zu finden, damit auch Menschen mit Asthma, Allergien und Multiple Chemical Sensitivity (MCS) ohne Gesundheitsprobleme in den Urlaub starten können. Man schuf eine „parfümfreie Route“ und einen separaten Eingang für die Passagiere, die Probleme mit Parfüms und Duftstoffen haben. Wer die „parfümfreie Route“ benutzen möchte, sagt dem Personal an der Sicherheitskontrolle Bescheid und bekommt dann einen alternativen Durchgangsweg gezeigt.

Es lässt sich durch die „parfümfreie Route“ zwar nicht gewährleisten, dass der Weg durch den Kopenhagener Flughafen völlig parfümfrei ist, aber es ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Das Entgegenkommen der Kopenhagener Flughafenleitung beweist, dass man mit etwas Willen Möglichkeiten finden kann, um Menschen mit Behinderungen zu integrieren und auf die Bedürfnisse von Chemikaliensensiblen Rücksicht nehmen kann.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 5. Oktober 2011

Literatur: DR Forside, Parfumefri i lufthavnen, 12.07.2011

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Vitamin C hilfreich für Kinder mit Asthma

Positive Wirkung von Vitamin C bei Kindern mit Asthma nachgewiesen

Ob und wie sehr Vitamin C bei Kindern mit Asthma hilft, ist abhängig von deren Alter, ihrer Exposition gegenüber Schimmelpilzen oder Feuchtigkeit in ihrem Schlafzimmer und von der Schwere ihres Asthma, laut einer wissenschaftlichen Studie, die in der Fachzeitschrift „Clinical and Translational Allergy“ veröffentlich wurde.

Vorschläge, dass Vitamin C in der Behandlung von Asthma von Vorteil sei, reichen bis in die 1940er Jahre zurück, aber die Erkenntnisse aus kontrollierten Studien waren widersprüchlich.

Dr. Mohammed Al-Biltagi von der Tanta Universität in Ägypten und Harri Hemila von der Universität Helsinki in Finnland untersuchten die Wirkung von 0,2 Gramm Vitamin C pro Tag bei 60 asthmatischen Kindern im Alter von 7 bis 10 Jahren. Die Wirkung von Vitamin C auf das forcierte exspiratorische Volumen pro 1 Sekunde (FEV1) wurde durch das Alter und die Belastung durch Schimmelpilze oder Feuchtigkeit verändert. Bei den jüngeren Kindern, im Alter von 7,0 bis 8,2 Jahre, ohne Einwirkung von Schimmelpilzen oder Feuchtigkeit, erhöhte die Vitamin-C-Gabe die FEV1-Ebene um 37%. Bei den älteren Kindern im Alter von 8,3 bis 10 Jahren und einer Exposition gegenüber Schimmelpilzen oder Feuchtigkeit in ihrem Schlafzimmer von länger als einem Jahr vor Studienbeginn, erhöhte Vitamin C die FEV1 Niveau nur um 21%.

Die Wirkung von Vitamin C auf die Asthma-Symptome änderte sich durch das Alter und mit der Schwere der Asthmasymptome. Bei jüngeren Kindern im Alter von 7,0 bis 8,2 Jahre mit leichten Asthma-Symptomen wurde der größte Nutzen von Vitamin C festgestellt. Bei älteren Kindern im Alter von 8,3 bis 10 Jahren, bei denen schwere Asthmasymptome vorlagen, war der Nutzen von Vitamin C am geringsten.

Dr. Al-Biltagi und Hemila kamen durch ihre Forschungsergebnisse zu der Erkenntnis, dass es starke Hinweise gibt, dass die Wirkung von Vitamin C bei asthmatischen Kindern heterogen ist. Die Wissenschaftler vertreten die Auffassung, dass es wichtig ist, weitere Studien durchzuführen, um ihre Ergebnisse zu bestätigen und die Gruppen von Kindern genauer zu identifizieren, die den größten Nutzen von Vitamin C-Supplementierung hätten.

Autor:

University of Helsinki, Vitamin C may be beneficial for asthmatic children, Aug. 30, 2011

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

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Airline zahlt Passagier 50.000€ Schadensersatz wegen Pestiziden an Bord

Lebensbedrohliche Asthmaattacke im Flugzeug ausgelöst durch Permethrin

Ein irischer Geschäftsmann erlitt während einem Air France Flug eine schwere allergische Reaktion, weil die Airline das Pestizid Permethrin an Bord versprühte. James Lapham verklagte die Air France und erhielt, wie in der irischen Zeitung Independent zu lesen war, erstmalig weltweit 50.000 Euro Schadensersatz. Der Asthmatiker habe den Zwischenfall knapp überlebt und sei jetzt nach acht Monaten noch immer in medizinischer Behandlung.

Pestizide gehören häufig zum Alltag an Bord

Das Versprühen von Pestiziden in Flugzeugen ist nichts Ungewöhnliches. Aus Hygienegründen und weil befürchtet wird, dass Schädlinge eingeschleppt werden, verlangen viele Länder das Versprühen von Pestiziden. Gewarnt wird der Passagier in der Regel nicht. Die Dunkelziffer von Passagieren, die während eines Fluges gesundheitliche Beschwerden aufgrund der Pestizide an Bord erlitten, dürfte hoch sein. Airlines weltweit haben wegen des Gerichtsurteils nun die Befürchtung, dass dieser Fall ein Präzedenzfall darstellen könne, auf den sich Passagiere, die Beschwerden erlitten, berufen könnten.

Ein deutscher Rechtsanwalt hatte im Jahr 2008 einen Prozess gegen Air France geführt. Auch er hatte gesundheitliche Beeinträchtigungen durch das Versprühen von Pestiziden an Bord erlitten. Die Airline versagte ihm die Auskunft, welches Pestizid zum Einsatz gekommen war. Das Frankfurter Landgericht fällte im Dezember 2008 ein Urteil, das dem Anwalt zumindest zur Hälfte Recht gab.

Noch größere Sorge, als solche Einzelfälle unter den Passagieren, bereitet den Airlines Klagen von Flugpersonal, das durch Pestizide an Bord erkrankte und sich den aktuellen Fall zu Nutze machen könnte.

Asthmaattacke durch Pestizide

Der Independent schreibt, dass James Lapham sich auf einem Rückflug von Rabat nach Dublin befand, als sich der Zwischenfall ereignete. Er sei erst zehn Minuten an Bord gewesen, als sich Atembeschwerden einstellten. Die Flugbegleiterinnen hatten Permethrin, ein neurotoxisches Pestizid, in der Flugkabine versprüht, berichtet der Irische Independent. Permethrin gehört zu den Pyrethroiden, und ist ein Pestizid, das dafür bekannt ist, u.a. allergisches und nicht allergisches Asthma auszulösen. Auf Flügen in die USA ist Permethrin verboten, weil das Pestizid von der EPA seit 1997 als krebserregend eingestuft ist.

Notlandung wegen Reaktion eines Asthmatikers auf Pestizid

Der irische Geschäftsmann reagierte so heftig auf das Permethrin, dass die Flugbegleiter ihm Sauerstoff verabreichen mussten. Die Invention reichte nicht aus, der Zustand des Asthmatikers verschlechterte sich weiter und das Flugzeug musste eine Notlandung in Marokko einlegen. Der Geschäftsmann wurde mit dem Rettungswagen in ein Hospital gebracht, wo er mit Cortison stabilisiert wurde. Im Independent stand zu lesen, dass der Mann zwar wieder arbeiten könne, aber immer noch auf medizinische Behandlung angewiesen sei.

Krank durch Pestizide im Flugzeug – Kein Einzelfall

Der irische Geschäftsmann James Lapham ist kein Einzelfall. Insbesondere Flugpersonal, das auf Langstreckenflüge in heiße Regionen eingesetzt wird, klagt bereits seit Jahren über die Anwendung von Pestiziden und die gesundheitlichen Folgen durch die toxischen Chemikalien. In verschiedenen Ländern sind Prozesse anhängig und Flugpersonal hat sich seit Jahren international organisiert.

James Lapham berief sich am Irischen High Court auf die Montreal Konvention. Passagiere können unter dieser Konvention maximal 100.000€ Schadensersatz erhalten, der Ire erhielt die Hälfte, 50.000€. Ob weitere Fälle anerkannt werden, lässt sich nicht voraussagen, denn noch berufen sich Airlines darauf, dass Permethrin eine Empfehlung der WHO besitzt, obwohl sich die wissenschaftlichen Studien über die Gesundheitsschädlichkeit des neurotoxischen Pestizids mehren.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. August 2011

Literatur:

Independent, Airline pays out €50,000 in pest-killer spray case, August 09, 2011

Weiterführende Informationen

Kontaktstelle für Betroffene: Aerotoxic Association

Wissenschaftler warnen vor den Gefahren der Feinstaubbelastung durch Kamine und Kaminöfen

Feuerrauch verursacht Genschäden

Während Millionen von Menschen die Winter- kälte mit lodernden Kaminen und Kaminöfen abwehren, warnen Wissenschaftler mit Besor- gnis über die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen durch den Rauch, der durch das brennende Holz freigesetzt wird. Neueste Erkenntnisse aus Dänemark belegen unter anderem Genschäden ausgelöst durch die Feinstäube des Kaminrauchs, als auch den Anstieg von Entzündungskrankheiten.

Gefahren durch winzige Rauchpartikel

In ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift der American Chemical Society (ACS) „Chemical Research in Toxicology“ veröffentlicht wurde, stellte ein Team von dänischen Wissenschaft- lern fest, dass die unsichtbaren Partikel des Rauchs, die von den Lungen eingeatmet werden, verschiedene negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben können.

Auswirkungen von Feinstaub gut belegt

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche wissenschaftliche Studien veröffentlicht, die Auswirkungen von Feinstäuben auf die Gesundheit gut belegen. Auch Steffen Loft, Ph.D., und seine Kollegen verweisen auf die Fülle wissenschaft- licher Erkenntnisse, die das Einatmen feinster Luftverschmutzungspartikel – dem sogenannten „Feinstaub“ – der durch Kfz-Abgase, Kohlekraftwerke und einige andere Quellen freigesetzt wird, mit Herzkrankheiten, Asthma, Bronchitis und anderen gesundheitlichen Problemen in Zusammenhang bringen.

Ist Feinstaub aus Holzrauch gefährlich?

Nach Auskunft der Wissenschaftler existieren nur relativ wenige Informationen hinsichtlich der Auswirkungen des Feinstaubs, der durch Holzrauch (WSPM) freigesetzt wird, obwohl Millionen von Menschen auf der ganzen Welt Holz zum Heizen und Kochen zu Hause verwenden und dabei regelmäßig den Feinstaub aus dem Holzrauch (WSPM) inhalieren. Bislang hatten Wissenschaftler sich mit dieser Problematik nicht befasst.

Rauchvergleich

Um festzustellen, ob der Rauch aus Kaminen von Häusern, in denen mit Holz gefeuert wird, bedenklicher ist und wie der Feinstaub daraus einzuschätzen ist, analysierte das Wissenschaftlerteam den Feinstaub aus der Luft des Ortsmittelpunkts eines Dorfes in Dänemark, in dem die meisten Bewohner Holzöfen verwendeten, und verglichen diesen Ort anschließend mit einem benachbarten ländlichen Gebiet, in dem nur wenige Holzöfen in Betrieb sind. Ergänzend sammelte das Studienteam den reinen Feinstaub eines mit Holz befeuerten Herdes zur spezifischen Beurteilung ein.

Die Gefahr aus dem Kamin

Die Analysen der Wissenschaftler brachten zutage, dass die Feinstäube in der Gemeinde, in der viele Holzöfen betrieben wurden, wie auch der reine Feinstaub aus dem Holzrauch von dort die tendenziell und potenziell gefährlichste Größe aufwies, nämlich die jener Feinstaubpartikel, die klein genug sind, um in die tiefsten Regionen der Lunge eingeatmet zu werden.

Potentielle Gesundheitsgefahr durch Holzrauch

Die Besorgnis der Wissenschaftler über Holzrauch aus dem Kamin ist begründet, die Ergebnisse ihrer Studie legten unmissverständlich dar, dass der Feinstaub, der durch Holzrauch freigesetzt wird, höhere Konzentrationen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) enthält. PAKs gelten als „wahrscheinliche“ Karzinogene für den Menschen. Als die Forscher den Feinstaub aus dem Holzrauch (WSPM) an menschlichen Zellkulturen testeten, stellten sie fest, dass der aus Holzrauch resultierende Feinstaub umfassende Schäden an der Erbsubstanz, der DNA, verursacht, mehr Entzündungen auslöst und eine größere Aktivität aufweist, Gene auf Weisen zu beeinflussen, die mit verschiedenen Krankheiten in Zusammenhang stehen.

Rasches Handeln durch Behörden erforderlich

Die Erkenntnisse, die durch die dänischen Wissenschaftler offenbar wurden, fordern ein rasches Einschreiten der Behörden und straffere Gesetze zum Schutz der Gesundheit der Menschen, die in Regionen wohnen, in denen stark mit Holz gefeuert wird. Innovative Filtertechniken und konsequentes Ausrangieren alter Öfen wären im ersten Schritt dazu in der Lage, die Feinstaubbelastung in diesen Regionen zu reduzieren. Mittelfristig ist der Ausstieg aus der Holzfeuerung die konsequenteste Lösung, die Gesundheit der Bevölkerung sicherzustellen.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. Februar 2011

Literatur:

American Chemical Society, Air pollutants from fireplaces and wood-burning stoves raise health concerns, WASHINGTON, Feb. 5, 2011.

Volltext der Studie:Oxidative Stress, DNA Damage, and Inflammation Induced by Ambient Air and Wood Smoke Particulate Matter in Human A549 and THP-1 Cell Lines

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Mitmach-Aktion: Hilf den Weihnachtsmännern und kranken Kindern

Der Weihnachtsmann hat ein offenes Ohr für die Nöte aller Kinder, auch der Kinder mit Allergien, Asthma und Chemikaliensensitivität (MCS)

Weihnachtsmänner sind dafür bekannt, dass sie für alle Wünsche, Geheimnisse, Sorgen und Nöte ein offenes Ohr haben. So manches Kind fiebert deshalb dem Nikolaustag und der Weihnachtszeit das ganze Jahr über entgegen. Mit dem Weihnachtsmann unter vier Augen über das zu reden, was auf dem Herzen liegt, ist ein wichtiges Ereignis.

Damit in diesem Jahr alle Kinder, auch solche, die unter Allergien, Asthma und Chemikaliensensitivität (MCS) leiden, dem Weihnachtsmann etwas ins Ohr flüstern können, haben wir eine Aktionskarte zum Ausdrucken gestaltet. Am besten druckt man das Kärtchen auf etwas festerem Papier oder leichterem Kartonpapier aus.

Und weil Weihnachtsmänner dafür bekannt sind, dass sie wirklich ALLE Kinder lieben, helft mit, dass jeder Weihnachtsmann in diesem Jahr seine Herzlichkeit auch wirklich jedem Kind entgegenbringen kann. Gebt den Weihnachtsmännern ein Kärtchen, damit sie auf Aftershave, Parfüm, Weichspüler, stark duftendes Deo und andere Duftstoffe verzichten. Flüstert dem Weihnachtsmann bei der Übergabe des Kärtchens ins Ohr, dass glückliche Kinderherzen und leuchtende Augen der Dank sein werden.

AKTIONSKARTE, zum Ausdrucken anklicken >>>

Der echte Weihnachtsmann trägt KEIN PARFÜM, denn er liebt alle Kinder. Auch die mit Asthma oder Allergien.

Ein richtiger Weihnachtsmann trägt kein Parfüm

Allergie und Asthma Verband appelliert an alle Weihnachtsmänner

Der norwegische Allergie und Asthma Verband (NAAF) hat sich in diesem Jahr für die Advents- und Weihnachtszeit eine besondere Kampagne für Weihnachtsmänner einfallen lassen. Kinder, die unter Allergien oder Asthma leiden, haben es in dieser Zeit nämlich sehr schwer. Nicht einmal einem Weihnachtsmann können sie ihre Wünsche anvertrauen, weil die meisten Weihnachtsmänner heutzutage nicht nach Wald und frischer Luft riechen, sondern nach irgendeinem Trendparfüm, nach Weichspüler oder einem Aftershave. Deshalb hat NAAF viele Tausend Kärtchen drucken lassen. Sie werden in ganz Norwegen verteilt. NAAF wünscht sich richtige, nostalgische Weihnachtsmänner, die alle Kinder lieben und von Kindern ebenfalls geliebt werden können, auch von solchen Kindern, die auf Duftstoffe allergisch reagieren oder mit Asthmaanfällen auf Aftershaves und Weichspüler.

Also liebe Weihnachtsmänner,

nehmt Euch ein Beispiel an den Kollegen in Norwegen:

Lasst Parfüms, Aftershaves, Weichspüler, duftende Waschmittel, stark riechendes Deo, etc. weg und zeigt den Kindern, die das ganze Jahr über auf ihre Gesundheit achten müssen, dass Ihr sie genauso gerne habt wie all die anderen Kinder, die Euch ihre Wünsche anvertrauen. Bringt den Geruch von frischer, klarer Winterluft von draußen mit herein und keine Parfümwolke. Denn:

Ein richtiger Weihnachtsmann trägt kein Parfüm, weil er ALLE Kinder liebt!

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 28.11.2010

Literatur:

NAAF, Frisk Jul for alle, November 2010

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Helmholtz: Asthma und Allergien beruhen vermutlich auf unterschiedlichen Entstehungsmechanismen

Unter Beteiligung von Wissenschaftlern der LMU und des Helmholtz Zentrums München hat ein internationales Forscherteam in einer Metastudie sechs Genorte auf unterschiedlichen Chromosomen identifiziert, die zur Entwicklung von Asthma bronchiale beitragen können. Die Studie zeigt, dass – anders als bislang vermutet – nur ein geringer Zusammenhang zwischen Asthma und Genvarianten besteht, die zu einer erhöhten Konzentration von Immunglobulin E (IgE) führen. Dies legt die Vermutung nahe, dass Asthma bronchiale und Allergien auf unterschiedlichen Mechanismen beruhen. (New England Journal of Medicine online, 23.09.2010)

In der vorliegenden Studie haben Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München sowie der LMU München in Zusammenarbeit mit Kollegen aus zahlreichen Ländern den Zusammenhang von Asthma und genetischen Anlagen untersucht. In diese Metastudie sind auch Daten des deutschen Studienzentrums Erfurt des Europäischen Surveys zu Atemwegserkrankungen bei Erwachsenen (ECRHS), des Helmholtz Zentrums Münchens sowie der Asthma-Studien an Kindern der LMU und weiterer Forschungsinstitute eingeflossen. Insgesamt wurden die genetischen Anlagen auf verschiedenen Chromosomen von über 26.000 Menschen untersucht. „Wir haben sechs Risikofaktoren für Asthma bronchiale gefunden“, sagt Dr. Joachim Heinrich vom Helmholtz Zentrum München. Diese Risikofaktoren sind Genvarianten, auch SNPs bzw. „Single Nucleotide Polymorphisms“ genannt.

Auffällig war der geringe Zusammenhang zwischen Asthma und Genvarianten nachweisen, die zu einer erhöhten Konzentration von Immunglobulin E (IgE) im Blut führen. Diese Daten weisen darauf hin, dass dem Asthma bronchiale und der allergischen Sensibilisierung unterschiedliche Mechanismen zugrunde liegen. „Diese Studie konnte aber auch zeigen, dass nur etwa 38 Prozent des bei Kindern auftretenden Asthmas mit diesen genetischen Varianten erklärt werden kann, was die zusätzliche Bedeutung der Umweltfaktoren indirekt hervorhebt“, sagt Prof. Dr. med. Erika von Mutius vom Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München.

Weltweit leiden bis zu 100 Millionen Menschen an Asthma bronchiale, das durch genetische und umweltbedingte Faktoren verursacht wird. In den letzten beiden Dekaden ist die Zahl der Asthma-Patienten stark angestiegen: In manchen Regionen sind bis zu 35 Prozent der Bevölkerung betroffen, während nur etwa fünf bis zehn Prozent der Deutschen an Asthma erkrankt sind.

Lungenkrankheiten und damit auch Asthma sowie ihre genetischen und umweltbedingten Auslöser gehören zu den Forschungsschwerpunkten des Helmholtz Zentrums München. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das EU-Projekt GABRIEL, dessen Co-Koordinatorin die LMU-Forscherin Professor Erika von Mutius ist: Ziel der internationalen Zusammenarbeit ist die Identifizierung und Charakterisierung von genetischen und umweltbedingten Faktoren, die zur Entstehung eines Asthma bronchiale beitragen.

Literatur:

  • Helmholtz, Asthma und Allergien beruhen vermutlich auf unterschiedlichen Entstehungsmechanismen, München, 23.09.2010
  • Miriam F. Moffatt et.al, A GABRIEL consortium Large-Scale Genome-Wide Association Study of Asthma, New England Journal of Medicine online, September 23, 2010

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Die Luft im Krankenhaus? …wie in einer Parfümerie!

Immer mehr Menschen sind durch Duftstoffe eingeschränkt

Umweltbedingte Gesundheitsstörungen wie z. B. Asthma, Duftstoffallergien und MCS-Erkrankungen nehmen tendenziell kontinuierlich zu. Parallel zu dieser negativen Entwicklung sind Duftstoffe in unserem Alltag allgegenwärtig, deren Einsatzbereiche werden sogar immer vielfältiger, obwohl das UBA seit mehreren Jahren explizit von unkontrolliertem Einsatz von Duftstoffen abrät. Mediziner empfehlen Duftstoffallergikern, Düfte in ihrem Alltag strikt zu meiden. Dies ist jedoch kaum zu bewerkstelligen, denn sogar in Arztpraxen und Krankenhäusern wird „Air-Design“ betrieben.

Plötzlich ins Krankenhaus zu müssen, kann jeden von uns unerwartet treffen. Dieses Schicksal stellt für Menschen, die von Multipler Chemikalien Sensitivität oder einer Duftstoffallergie betroffen sind, eine schier unüberwindbare Hürde dar, denn in Deutschland sind Kliniken nicht auf die speziellen Bedürfnisse von Umweltpatienten und Duftstoffallergikern eingestellt. Vor einigen Wochen wurde Karina von heute auf morgen ins Krankenhaus eingewiesen. Über zwei Wochen musste sie dort verweilen, sie selbst leidet weder an einer Duftstoffallergie noch an Multipler Chemikalien Sensitivität – MCS. Dennoch fühlte sie sich von der Dominanz der Düfte belästigt.

Karina berichtet über ihren Krankenhausaufenthalt

Vor einigen Wochen musste ich unerwartet für 16 Tage ins Krankenhaus. Dort wurde ich mit vielen unliebsamen Düften konfrontiert.

Eine meiner Mitpatientinnen entfernte sich am Abend vor ihrer OP den Nagellack im Krankenzimmer. Danach roch das ganze Zimmer stark nach Lösungsmittel. Eine weitere Zimmerkollegin sprühte sich am Morgen ihrer Entlassung großzügig mit Deospray ein, zudem roch ihre Kleidung intensiv nach Weichspüler, so dass die Raumluft stark mit Duftstoffen angereichert war.

Die neue Zimmerkollegin gönnte sich vor dem Schlafengehen eine großzügige Ladung Haarspray. Es stank im ganzen Zimmer danach. Ich bat sie: „Bitte hören Sie damit auf, ich vertrage das nicht. Haarspray ist stark gesundheitsschädlich.“

Die über 80-Jährige antwortete erstaunt: „Wenn ich das nicht mache, stehen morgen meine Haare ab.“

Ich antworte: „Immerhin gibt es auch Wasser und Bürsten, damit bekommen Sie Ihr Haar morgen wieder prima hin. Wir sind hier nicht in einem Beautysalon, sondern in einer Klinik, in der man genesen soll.“

Trotz sofortigem Aufreißen aller 3 Fenster, war für mich an Schlaf nicht mehr zu denken.

Da ich über 14 Tage im Krankenhaus verweilen musste, hatte ich mehrfachen Wechsel von Mitpatientinnen. Eine Zimmerkollegin war nach ihrer OP bettlägerig und benutzte ständig ihr penetrantes Parfum, ebenso stark parfümierte Cremes, Deo und Schminke. Auf der fensterlosen Toilette unseres Krankenzimmers stand eine Dose Raumspray. Ich bat meine Zimmerkolleginnen, das Duftspray nicht mehr zu benutzen, ich bekam davon Reaktionen der Atemwege.

Hinzu kamen die vielen Besucher, die meist reichlich Düfte im Krankenzimmer verströmten. Das war selbst für mich zu viel und ich musste öfter Reißaus nehmen, weil ich es nicht mehr aushielt. Oft bekam ich Kopfschmerzen, Atembeschwerden und es wurde mir sogar übel. An Erholen bzw. Schlafen war kaum zu denken, so extrem war die Duftstoff geschwängerte Luft teilweise. Wenn es das Wetter ermöglichte, flüchtete ich in den Garten, um wieder befreit atmen zu können, aber selbst das war mir oft nicht gegönnt, weil auch hier umhergehende bzw. auf den Bänken sitzende Patienten und deren Besuch, eine Wolke von Parfum und Weichspüler in der Kleidung etc., verbreiteten.

Nicht nur meine Zimmerkolleginnen, auch die Nachtschwestern brachten bei ihren nächtlichen Kontrollgängen intensive Duftfahnen mit ins Zimmer.

Während meines gesamten Klinikaufenthalts fühlte ich mich dadurch massiv gestört, denn auf Grund der Intensität der Duftstoffe konnte ich keine einzige Nacht durchschlafen.

Doch all dem nicht genug, nicht nur die Nachtschwestern, auch die meisten Krankenschwestern, Ärzte wie auch Ärztinnen waren intensiv parfümiert. Auf den Gängen und bei meinen Untersuchungsterminen im Haus wurde ich ebenfalls zumeist mit starken Duftnoten konfrontiert. Einer meiner Physiotherapeuten schien offenbar in seinem Aftershave zu baden. In der Röntgenabteilung und im Labor war die Atemluft der reinste Duftcocktail. Die im Krankenhaus benutzen Putzmittel unterstrichen die allgegenwärtige Zwangsbeduftung.

Die Luft im Krankenhaus glich der Luft in einer Parfümerie. Bei meinen früheren Krankenhausaufenthalten waren Düfte kaum vorhanden oder sie waren die Ausnahme gewesen. Früher war es allgemein Usus, Parfum dezent aufzutragen. Heute ist es umgekehrt, es gibt kaum jemanden, der nicht stark parfümiert ist. Ich war heilfroh, als ich endlich zuhause war und wieder richtig durchatmen konnte.“

Duftstoffe nehmen im Alltag stark zu – trotz erwiesener gesundheitsbeeinträchtigender Wirkung

In der Duftstoffindustrie werden mittlerweile über 3000 verschiedene synthetische Duftstoffe verarbeitet, deren Auswirkungen auf die Gesundheit kaum erforscht sind. Besonders die Wirkung der einzelnen Substanzen untereinander ist in wissenschaftlichen Fachkreisen nach wie vor ungeklärt, jedoch gelten Duftstoffe erwiesenermaßen als hochgradig allergieauslösend. Umso unverständlicher ist es unter diesem Gesichtspunkt anzusehen, dass der Einsatz von Duftstoffen und Chemikalien im medizinischen Bereich nicht radikal eingedämmt wird, sondern in deutschen Krankenhäusern und Arztpraxen sogar Duftstoffmarketing betrieben wird.

Vorbildliche Reglungen

In Schweden agiert man in Bezug auf Duftstoffe weitaus fortschrittlicher. In der Region von Göteborg ist man sich der gesundheitlichen Verantwortung gegenüber von Patienten und Krankenhauspersonal durchaus bewusst und hat bereits seit September 2008 ein Duftstoffverbot in Krankenhäusern und Arztpraxen umgesetzt. In Kanada und den USA sind Duftstoffe mittlerweile in vielen Krankenhäusern verboten. Der Einsatz von schadstoffkontrollierten Krankenwagen wurde im amerikanischen Bundesstaat Ohio auf Grund der Initiative einer Patientenorganisation für Chemikaliensensible (ONFCI) zum Wohle von Chemikaliensensiblen realisiert, um auch MCS-Patienten medizinische Notfallversorgung zu ermöglichen.

Duftstoffverbot im Krankenhaus, Teil von Barrierefreiheit für Behinderte

In der Vergangenheit wurde vielen MCS-Kranken das Nichtvorhandensein entsprechender Krankenzimmer zum Verhängnis, manche wussten keinen anderen Ausweg und begannen Suizid. Krankenhäuser sind öffentliche Einrichtungen, die jedem Patienten zur Verfügung stehen müssen. Duftstoffverbote und schadstoffarme Innenausstattung in Krankenhäusern würden bei vielen Patienten enormes Leid vermeiden und gewährleisten, dass der gesamten Bevölkerung die notwendige Gesundheitsversorgung zur Verfügung steht. Viele Verbesserungen könnten mit „Good Will“ umgesetzt werden und kämen nicht nur Patienten, sondern auch dauerhaft dem Krankenhauspersonal zugute.

Autor: Maria Herzger in Zusammenarbeit mit Karina für CSN – Chemical Sensitivity Network, 2. Juli 2010.

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