Durchsichtige Strategie in der deutschen Umweltmedizin

Chemikaliensensitivität, ein Problem, das der Industrie unbequem ist

Im Jahr 1962 erschien in den USA das erste medizinische Fachbuch über Chemikaliensensitivität. Der amerikanische Allergologe Theron Randolph hatte seit 1945 Artikel und Fallbeispiele in Fachzeitschriften veröffentlicht. Der Mediziner stellte durch Beobachtungen bei seinen Patienten und durch kontrollierte Provokationstests an ihnen fest, dass sie auf geringste Konzentrationen bestimmter Chemikalien Symptome entwickelten. Ausführliche Anamnese enthüllte bei nahezu allen seinen Patienten, dass die initiale Ursache oder Ursachen Chemikalien waren. Bis heute, fünfzig Jahre später, wird versucht, das für die Industrie unangenehme Problem „Chemikaliensensitivität“ oder Multiple Chemikaliensensitivität (MCS) als nicht existent abzutun.

In Deutschland negieren universitäre Einrichtungen und die Mehrzahl der niedergelassenen Mediziner immer noch, dass es Menschen gibt, die hypersensibel auf bestimmte Chemikalien reagieren. Wissenschaftliche Studien über die Folgen sensibilisierender Chemikalien und Belege für die Existenz von MCS und Chemikaliensensitivität werden für Deutschland als irrelevant und nicht gültig abgetan.

Die in der internationalen Wissenschaft für MCS verwendete Falldefinition, der „American Consensus“, die Chemikaliensensitivität bei Erkrankten identifiziert, wird ignoriert. Wenn eine Falldefinition überhaupt zum Einsatz kommt, ist es die in Zwischenzeit als unzuverlässig und fehlerhaft erkannte Definition des Industrieberaters Marc Cullen, die „Cullen Criterias“. Einfache Hilfsmittel, wie das QEESI Diagnosetool, die neben der Diagnosedefinition im Stande wären, Ärzten flächendeckend zu helfen, Chemikaliensensitivität schnell, einfach und ohne Kosten zu diagnostizieren, werden nicht kommuniziert.

Der in Deutschland für MCS anzuwendende Diagnosecode im ICD-10 lautet T78.4 und ist im Register für Verletzungen und Vergiftungen eingetragen. Er kann kinderleicht bereits mittels Smartphone und kostenlosem App von jedem gefunden werden. Trotzdem wird die Existenz des korrekten Codes und dessen Eingliederung in das Kapitel für Vergiftungen sogar von Medizinern und medizinischen Fachverbänden bestritten, obwohl der ICD-10 für jeden Mediziner verbindlich ist (Sozialgesetzbuch V). Der Code für MCS sei nicht auffindbar, heißt es notorisch.

Objektive, wissenschaftlich basierte Aufklärung in medizinischen Fachzeitungen, im Sinne dessen, was MCS tatsächlich ist, was die Erkrankung an Auswirkungen für den Erkrankten mit sich bringt und wie man jemandem mit MCS medizinisch helfen kann, findet nicht statt.

Die Situation, die man mit dieser durchsichtigen Vorgehensweise schafft, stellt sich wie folgt dar:

  • medizinische Versorgung für Chemikaliensensible ist, außer durch wenige Privatärzte, nicht existent. Seit einem Jahr gibt es ein einziges Krankenhaus in Hamburg, das über zwei Krankenzimmer verfügt, die für Chemikaliensensible bis zum mittleren Schweregrad bedingt geeignet sind.
  • Die soziale Versorgung der Chemikaliensensiblen obliegt dem Erkrankten und seiner Familie.
  • Anerkennungsverfahren zur Erlangung eines Behindertenstatus werden verschleppt, oder man deklariert Chemikaliensensitivität als psychische Störung und negiert damit den Stand der Wissenschaft und den internationalen medizinischen Sachstand.

Das wichtigste Ziel, das Verursacher für die bei ca. 15% der Bevölkerung auftretende Erkrankung erreicht sehen wollen, ist erfüllt:

Chemikaliensensible sind ohne Lobby, ohne adäquate medizinische Hilfe, und die Erkrankung bleibt im Wesentlichen undiagnostiziert.

Die Basis, damit Gerichtsverfahren gegen Verursacher gewonnen werden könnten, bleibt somit unerfüllt. Damit es so bleibt, werden von Zeit zu Zeit Publikationen veröffentlicht, die Chemikaliensensitivität als „neue Erkrankung, die erst erforscht werden muss“ oder als psychische Störung abtun.

Neuere Bestrebungen, die dazu dienen sollen, dass die Situation längerfristig kontrollierbar bleibt und um den Erkrankten psychisch bedingte Probleme unterzuschieben, sind „Leitlinien“, die man allgemeingültig installieren will, um Möglichkeiten zur Durchsetzung eines „bio-psycho-sozialen Konzepts“ zu schaffen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 1, September 2012

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Umweltmedizin: Das muss jetzt einfach (nicht) sein!

Warum soll die Psyche behandelt werden, statt tatsächliche Ursache und Auswirkungen von MCS?

Die Medizinerin am Telefon war aufgeregt. Sie versuchte mit Nachdruck zu überzeugen, dass MCS-Kranke dringend Psycho-therapeutischer und Trauma-therapeutischer Behandlung bedürften. „Das geht nicht anders, das muss jetzt einfach sein!“, schrie die Medizinerin im Gesprächsverlauf mehrfach ins Telefon. Eine Frage zu stellen oder eine Anmerkung ins Gespräch einzubringen war unmöglich, jeder Versuch wurde verbal erstickt.

Am Tag zuvor war eine Chemikaliensensible verstorben, weil ihr Körper einfach versagte. Der Neurologe, der sie wenige Tage zuvor examiniert hatte, vertrat gegenüber der Patientin und deren Mann die Ansicht, dass sie jetzt ein Neuroleptikum bräuchte – „dass müsse jetzt einfach sein!“.

Die Umweltkrankheit MCS trägt im ICD-10, dem Register für Krankheiten, den Code T78.4. und ist dort im Kapitel 19 eingetragen. Dieses Kapitel trägt den Titel „Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen“. Eine Einordung im Kapitel für psychische Krankheiten oder Verhaltensstörungen existiert nicht und ist auch laut federführender Behörde nicht vorgesehen. Der ICD-10 ist für Ärzte laut Sozialgesetzbuch V verpflichtend, denn ohne korrekte Diagnose und korrekte Codierung gibt es auch keine korrekte medizinische Behandlung.

Warum also „muss es jetzt einfach sein“, dass MCS-Kranke mit Neuroleptika, Psycho- und Trauma-Therapie behandelt werden?

Statt umweltmedizinisches Verständnis, Beharren auf absurde Therapieangebote

Gegen Ende des Telefonats mit der Medizinerin bat ich mir aus, wenigstens zwei Dinge sagen zu können, ohne unterbrochen zu werden und berichtete ihr:

„Es ist gestern Nacht eine 48-jährige Frau mit schwerer MCS gestorben. Niemand sah sich im Stande, der Chemikaliensensiblen zu helfen. Anstatt auch nur die geringste Hilfe entgegenzubringen, wurde ihr vom behandelnden Neurologen letzte Woche ein Neuroleptika als Mittel der Wahl angeboten. Obwohl durch wissenschaftliche Studien belegt ist, dass Neuroleptika von den meisten MCS-Kranken nicht verstoffwechselt werden können und schwere Nebenwirkungen eintreten.“

Die Antwort der Medizinerin verblüffte mich. Mit immer noch erhobener Stimme teilte sie mir mit: Trotzdem, es müsse jetzt einfach sein, dass bei MCS-Kranken deren Psyche und Trauma behandelt würden. Ich würde es nur nicht verstehen wollen. Die Mitteilung über den Tod der Frau hatte keinerlei Regung verursacht. Ich fragte die Medizinerin: Wenn MCS-Kranke sich Ihrer Meinung nach solchen Therapien unterziehen müssen, wo dann bitte? Wir haben nur eine einzige Klinik in Deutschland, die sich seit kurzer Zeit drei Umweltbetten gönnt. Wir haben keine Psychologen, die über profundes Wissen zu MCS verfügen, oder auch nur über eine Praxis verfügen, die MCS-Kranke empfangen könne, weil sie nicht einmal im Stande seien, ein Duftstoff- und Chemikalienverbot in ihrer Praxis aufrecht zu halten. Die Medizinerin fuhr mich mit lauter Stimme an und erwiderte, dass dies auch nicht sein müsse, denn damit bestätige man die MCS-Kranken nur in ihrer Krankheit. (nach den weiterführenden Links weiterlesen)

Weiterführende CSN-Artikel zum Thema „Umweltmedizin: Psychiatrisierung bei MCS ein Irrweg“:

Kranke und Angehörige werden alleingelassen

Der Anruf der Medizinerin war nicht der einzige Anruf an diesem Morgen gewesen. Neben einigen Anfragen von Chemikaliensensiblen hatten eine ältere Dame und ihr Mann zweimal angerufen. Die Frau war in Sorge über eine 48-jährige, die unter Hypersensitivität auf Chemikalien leide und auch fast keine Nahrungsmittel mehr tolerieren könne. Kein Arzt sähe sich in der Lage zu helfen. Wenn in den nächsten Tagen nichts passiere, befürchte sie, dass die Frau sterben würde. Mein spontaner Rat war, dass man über den Hausarzt Kontakt mit der Hamburger Klinik aufnehmen solle, die über 3 Umweltbetten verfüge. Den Transport würde sie eher nicht mehr schaffen, meinte die ältere Dame. Ich bot ihr an, dass der Hausarzt mich anrufen könne und bat sie, dem Arzt die Informationen über die speziellen Umweltzimmer zu kopieren. Ihr das Gespräch mithörender Mann schrieb sich die Internetadressen auf, und die beiden wollten sofort tätig werden.

Etwa eine Stunde später kam ein erneuter Anruf der Beiden. Ich hörte nur ein Schluchzen und befürchtete bereits das Schlimmste. Die Annahme bestätigte sich. Die ältere Dame hatte beim Ehemann der MCS-Kranken angerufen, um ihm alle Informationen zu übermitteln und ihre Hilfe bei der Umsetzung anzubieten. Der Ehemann teilte ihr mit, dass seine Frau in der Nacht ihrem Leiden erlegen sei.

Nein, das muss jetzt einfach nicht sein!

Während in Deutschland mit Nachdruck absurden Diskussionen in der Umweltmedizin laufen, dass „Psycho- und Trauma-Therapie jetzt einfach sein müssten für MCS-Kranke“, sind Länder wie Australien, USA und Kanada damit beschäftigt, MCS-Kranken im medizinischen Bereich zu helfen und verfassen auf die Erkrankten und ihre Bedürfnisse zugeschnittene Leitlinien. Diese Leitlinien sind darauf ausgerichtet, Krankhäusern Anleitung zu geben, wie man Menschen mit einer Chemikaliensensitivität/MCS unterbringen muss und welche Unterstützung sie brauchen. Es sind keine psycholastigen Leitlinien, wie man sie jetzt in Deutschland installieren will.

Wer sich fragt, warum die Situation im Bereich Umweltmedizin in Deutschland so ist, braucht nicht lange nachzudenken. In Deutschland boomt das Geschäft mit der Psyche, weil Ärzte und Kliniken darüber abrechnen können. Ob es den MCS-Kranken hilft, ist zu bezweifeln, wie der jüngste Tod einer 48-jährigen Frau, der niemand angemessene medizinische Behandlung zugestand, erneut belegte.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Pfingsten 2012

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Ministerium informiert über MCS – Multiple Chemikalien Sensitivität

Informationen über MCS für Ärzte, Familie und soziales Umfeld

Durch den zunehmenden Einsatz von Chemikalien in unserem Alltag, steigt auch die Anzahl der Menschen in der Allgemeinbevölkerung an, die Chemikaliensensitivität (MCS) entwickeln. Das Negieren der Existenz der Menschen, die an MCS leiden, hatte bislang nur weiteres Elend zur Folge. Das Ministerium für Gesundheit in Massachusetts beschreitet einen konstruktiveren Weg und hat zur Aufklärung über Multiple Chemikalien Sensitivität eine Broschüre verfasst. Auf sachliche Weise erhalten Interessierte und Mediziner Basisinformationen über MCS.

Übersetzung der Broschüre: What you should know about Multiple Chemical Sensitivity

Was Sie über Multiple Chemikalien Sensitivität wissen sollten

Büro für Umwelt und Gesundheit

des Ministeriums für öffentliche Gesundheit Massachusetts

Was ist Multiple Chemical Sensitivity?

Multiple Chemical Sensitivity (MCS) wird als Begriff verwendet, um eine Gruppe von Erkrankungen zu beschreiben, die manche Menschen entwickeln, nachdem sie bestimmten Chemikalien ausgesetzt waren. Die Vielzahl der Symptome, die ein Erkrankter erfährt, hängt von der Art und Intensität der Exposition gegenüber Chemikalien ab.

Die Symptome können von leichten Beschwerden, wie z. B. Kopfschmerzen, bis zu schwerwiegenderen Reaktionen wie eine Asthmaattacke reichen.

Obwohl einige Lebensmittel, Schimmelpilz und natürliche Allergene mit der Entwicklung von MCS in der Verbindung gebracht werden, steht Chemikalienexposition in Verdacht, die häufigste Ursache für die Erkrankung zu sein.

Eine der bemerkenswerten Eigenschaften von MCS ist, dass die Empfindlichkeit gegenüber Chemikalien sogar bei einer Chemikalienkonzentration eintritt, die im Allgemeinen für die Durchschnittsperson als sicher befunden wird.

Woher weiß ich, ob ich MCS habe?

Kontakt gegenüber einer Vielzahl von Substanzen kann bei einer Anzahl von Menschen in der Allgemeinbevölkerung Symptome auslösen. Solche Reaktionen bedeuten jedoch nicht zwangsläufig, dass man MCS hat. Menschen, die an MCS leiden, erfahren eine Vielzahl von schweren, gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Häufig auftretende Symptome umfassen, sind aber nicht beschränkt auf:

  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit oder allgemeines Unwohlsein
  • Benebelt oder desorientiert
  • Konzentrationsprobleme
  • Störungen des Kurzzeitgedächtnisses
  • Schwindel
  • Ohnmachtsanfälle
  • Grippe-ähnliche Symptome
  • Asthma oder andere Probleme mit der Atmung
  • Muskel-und Gelenkschmerzen, Körperschwäche
  • Herzrhythmusstörungen oder zu schneller Herzschlag
  • erhöhte Geruchsempfindlichkeit
  • Hautausschläge
  • Magen-Darm- Probleme
  • Depression / Gereiztheit
  • Atembeschwerden

Es ist nicht normal, diese Art Symptome regelmäßig zu erleben. Wenn Sie regelmäßig unter diesen gesundheitlichen Problemen leiden, sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen; vielleicht möchten Sie um eine Überweisung an einen Arzt bitten, der spezialisiert ist auf Arbeits- und / oder Umweltmedizin.

Wer bekommt MCS?

Obwohl Menschen aus allen Altersgruppen, Rassen und ökonomischen Hintergrund MCS entwickeln können, gehören Personengruppen in nachfolgenden Situationen zu denen, die als am stärksten gefährdet sind, MCS zu entwickeln:

  • Arbeit in Berufen, in denen man Industriechemikalien ausgesetzt sind
  • Arbeit in Gebäuden mit schwerwiegenden Raumluftproblemen
  • Kontakt mit gefährlichen Abfällen, Pestiziden und anderen Umweltgiften
  • Kontakt mit Chemikalien bei einem Umbau, Zuhause oder im Büro

Was sind die Ursachen für MCS?

Obwohl die Beteiligung vieler Chemikalien, sowie bestimmte Nahrungsmittel, Schimmelpilze und natürliche Allergene mit der Entstehung von MCS in Verbindung gebracht wurden, konnte bislang kein allgemein anerkannter Mechanismus gefunden werden, der die Ursache für das Entstehen erklärt. Eine Person kann MCS nach einer erheblichen Chemikalienexposition entwickeln oder nach mehreren Expositionen im Niedrigdosisbereich gegenüber Stoffen wie Pestizide, Lösungsmittel oder Reinigungslösungen. Als Erklärung wurde vorgeschlagen, dass dieses Initialisierungs- oder „Induktionsstadium“ von einer Triggerung von Symptomen gefolgt wird, die durch im Alltag vorkommende Konzentrationen von Chemikalien und bestimmten Nahrungsmittel ausgelöst wird, die vorher toleriert wurden.

Es gibt viele Diagnosemöglichkeiten, die ein Arzt verwenden kann, um festzustellen, ob eine Person an MCS leidet.

Wie wird MCS diagnostiziert?

Ärzte diagnostizieren MCS normalerweise, indem sie eine Anamnese erstellen, eine körperliche Untersuchung durchführen und nachforschen, ob Symptome einer Person in Reaktion auf Chemikalienexposition kommen und gehen. Um festzustellen, ob die Symptome einer betroffenen Person das Resultat von Chemikalieneinwirkung auf der Arbeit oder zu Hause sind, wird ein Spezialist für Umwelt- oder Arbeitsmedizin gezielte Fragen stellen, um festzustellen, ob die Symptome auf der Arbeit häufiger als Zuhause auftreten.

Kann jeder Arzt MCS diagnostizieren und behandeln?

Während viele Gesundheitsdienstleister Patienten mit dieser Art von MCS Symptomen zu Gesicht bekommen, sind im Allgemeinen Ärzte aus dem Bereich Arbeitsschutz / Umweltmedizin, am Besten in der Lage Personen, mit MCS zu erkennen und zu behandeln.

Wenn Sie vermuten, dass Sie an MCS leiden, Sie können diese Broschüre oder andere damit in Zusammenhang stehende Informationen mitnehmen, wenn Sie Ihren Arzt aufsuchen.

Was kann jemand mit MCS tun, um symptomatische Reaktionen zu verringern?

Menschen mit MCS berichten, dass die Vermeidung von Expositionen gegenüber Chemikalien, Lebensmitteln und Medikamenten, die Symptome auslösen, ein wichtiger erster Schritt ist. Weil von Schadstoffen in geschlossenen Räumen (z.B. Haus) angenommen wird, dass sie eine Hauptursachenquelle sind für die Initiierung und das Auslösen von Expositionen, ist es wichtig, eine optimale Raumluftqualität aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus wird über eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten einschließlich Nahrungsergänzung und andere Therapien berichtet, dass sie hilfreich sein können. Behandlungsoptionen sollten mit einem Arzt besprochen werden, der über MCS gut informiert ist, um zu entscheiden, welche geeignet ist.

Vielleicht möchten Sie diese Broschüre mitnehmen, wenn Sie einen Dienstleister aus dem Gesundheitswesen konsultieren.

Für weitere Informationen über MCS kontaktieren Sie bitte:

Massachusetts Department of Public Health

Bureau of Environmental Health

Environmental Health Education Program

250 Washington Street

Boston, MA 02108

oder die

Massachusetts Association for the Chemically Injured

Post Office Box 754

Andover, MA 01810

Autor/Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 18. April 2012

Literatur:

Massachusetts Department of Public Health, Bureau of Environmental Health, MCS brochure – What is Multiple Chemical Sensitivity? April, 2012

Weitere Informationen zum Thema:

Die beliebtesten Blogs im Februar 2012

Umwelt, Umweltmedizin, Umweltskandale

Seit einem Jahr berichtet der CSN Blog von Patrick. Er reagiert hypersensibel auf Chemikalien und kann das Haus nicht verlassen. Unterstützung durch die Behörden könnte die medizinische Prognose und Zukunftsperspektive des Zwanzigjährigen verbessern, wenn dort etwas Wille herrschen würde. Im Februar berichtete Patrick‘s Mutter über die aktuelle Situation, der Artikel landete auf dem ersten Platz in der CSN Blog Top 10.

Auf Platz Zwei landete ein Thema, das auf vielen MCS Kranken schwer lastet. Der Berufsverband der Deutschen Umweltmediziner – dbu gab Ende Dezember 2011 „Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinien“ heraus. Im Februar gingen Umweltmediziner und Leitlinienautoren auf Kreuzfahrt nach Norwegen und hielten an Bord der Color Magic ein Kompaktseminar zu diesen „Handlungsorientierten umweltmedizinischen Praxisleitlinien“ ab. Im Artikel, der auf großes Interesse traf, erfährt der Leser, warum Umweltkranke sich sorgen.

Umweltkrankheiten nehmen drastisch zu, das ist unbestritten. Die WHO veröffentlichte, dass Krankheiten, die in der EU-Region auftreten, zwischen 20 und 54% durch Umwelteinflüsse und Expositionen ausgelöst werden. Um Lösungen, die aus dieser Misere herausführen, effektiver und schneller umsetzen zu können, wurde in Bonn ein neues WHO-Zentralbüro eröffnet. Der Artikel, der im CSN Blog darüber veröffentlicht wurde, belegte Platz Drei.

Zum Lesen der CSN Blog Top 10, Artikel anklicken >>

  1. Trier sehen…und sterben
  2. Umweltmediziner auf Kreuzfahrt
  3. WHO: Umweltbedingte Krankheiten nehmen zu
  4. Seit 14 Jahren gezielte Aufklärung über MCS durch Politiker
  5. Was ins noch bevorsteht: Fracking
  6. Medizinstudenten krank durch Formaldehyd
  7. Unfruchtbare Paare stärker mit Phythalaten belastet
  8. Klimaschutz durch Hanf auf dem Bau
  9. Jugendlicher unternahm Suizidversuch nachdem Therapie fehlschlug
  10. Beduftete Läden, gefährlich für die Gesundheit von Mitarbeitern und Angestellten

Umweltmediziner auf Kreuzfahrt

Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinien

Heute wird in Kiel die MS Color Magic ablegen. Mit an Bord werden Mediziner sein, die sich von Frau Dr. rer.nat. Anke Bauer von den Fachkliniken Nordfriesland gGmbH die neuen Praxisleitlinien für die  kurative Umweltmedizin vorstellen lassen wollen.

Es ist nicht der erste Auftritt der Referentin in Sachen neue Leitlinien:

Vor zwei Jahren im Februar 2010 versammelte sich im noch winterlichen Fulda eine kleine Gruppe von Medizinern im Hotel Wiesenmühle. Gekommen war auch Frau Dr. rer.nat. Anke Bauer von den Fachkliniken Nordfriesland gGmbH gerüstet mit einem Stapel von Papieren. Papiere mit vorbereiteten Passagen für neue, sogenannte handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinien.

Die Diskussion verlief zügig. Und schon im Sommer 2010 nach dem man im email-Austauschverfahren Übereinstimmung erzielt hatte mit den Medizinern Volker v. Baehr, Frank Bartram, Claus-Hermann Bückendorf, Hans-Peter Donate, Volker Engelhardt, Wolfgang Huber, Martin Klehmet, Kurt Müller, Peter Ohnsorge, konnte Frau Dr. Anke Bauer die Erstellung eines neuen Leitlinienpapiers vermelden.

Im Oktober 2011 wurde eine letzte Überarbeitung vorgenommen und am 7.11.2011 stellte der DBU das Papier online:

Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinien

Herausgegeben von dem Deutschen Berufsverband der Umweltmediziner e.V

Wenn heute aktive Leitlinienautoren und interessierte Mediziner auf der MS Color Magic Richtung Oslo schippern, so vermutlich, um sich gegenseitig zu versichern, dass man auf dem richtigen Kurs ist. Denn mit den neuen Leitlinien geht auch vieles über Bord, was schon mal zum Allgemeinwissen in Sachen Umweltmedizin gehörte. Wer das nicht für möglich hält, dem sei die Lektüre der Langfassung angeraten.

Nun, lassen wir einen Kaufmann sprechen, was mit den neuen Leitlinien angedacht ist. Ingo Tüchsen, Geschäftsführer der Firma Fachkliniken Nordfriesland gGmbH, kommt in der Hauspostille ganz ohne verschleierndes Gebrabbel zur Sache:

„Meilensteine in der Umsetzung…

Wechsel in der umweltmedizinischen Versorgung von einem somatischen in ein psychologisches Behandlungsangebot

Näheres kann man auch einem zeitgleich mit den neuen Leitlinien veröffentlichtes Papier mit dem Titel:

Therapeutisches Konzept für die Krankenhausbehandlung von Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen Schwerpunkt Umweltmedizin

entnehmen, für das auch – neben einer zwei weiteren Autoren aus der Klinik- die Leitlinienautoren Bauer und Mai als verantwortlich zeichnen.

Ein Blick in dieses Papier lässt tief blicken:

Zitat auf Seite 9

“Das Schließen eines therapeutischen Bündnisses ist besonders zeitaufwendig aufgrund von

  • Hohem Chronifizierungsgrad
  • Dysfunktionalen, aber stark verfestigten Krankheitsmodellen
  • Schwierigkeiten, die Patienten für psychotherapeutische Maßnahmen zu gewinnen
  • (die Patienten haben oft bereits negative Erfahrungen mit “rein”
  • Psychotherapeutischen Einrichtungen gemacht), eine Vertrauensbasis muss erst erarbeitet werden.
  • feindseligem Weltbild der Betroffenen bei gleichzeitigen Wiedergutmachungswünschen an die Gesellschaft
  • dadurch Schwierigkeiten, die Patienten für die unterstützenden psychotherapeutischen Maßnahmen zu gewinnen”

Was die Leitlinienmacher vorhaben, hat der Kaufmann Ingo Tüchsen auf den Punkt gebracht. Auffällig auch, dass das neue Leitlinienpapier Passagen enthält, die man auch in einem Papier für eine geplante AWMF Leitlinie Fibromyalgie Syndrom findet.

Na so was…

Auffällig auch, dass in Kürze noch eine Leitlinie angedacht ist, die inhaltlich jener der DBU Leitlinien doch sehr nahe steht:

S 3 Leitlinie

Umgang mit Patienten mit nichtspezifischen, funktionellen und somatoformen Körperbeschwerden

Beide Leitlinien, sowohl die des DBU, als auch die von Henningsen von der TU München an der auch GHUP und DGAUM beteiligt sind, haben vor allen Dingen ein Ziel:

Über das Instrument Ausschlussdiagnostik sollen MCS Patienten in die Psychoecke gestellt und dort auch behandelt werden. Das hat für den Arzt den Vorteil, dass man sich gar nicht erst mit dem ICD-10 Code T78.4 auseinandersetzen muss. Man findet halt, wie uns das die GHUP-Chefin, Caroline Herr, schon mal so blumig im Forum der Apotheken-Umschau berichtet hat, immer etwas Anderes.

Autor: Juliane für CSN – Chemical Sensitivity Network, 24. Februar 2012

CSN Artikel zum wissenschaftlichen Sachstand:

Wunderheilung hält Einzug in die deutsche Umweltmedizin


Kirchenvertreter senden Notfallseelsorger zu umstrittenen „Geistheilungstagen und Gesundheitskongress“ in Alsfeld

Seit Monaten werden die „Geistheilungstage“ in Alsfeld vom Veranstalter Earth Oasis intensiv beworben. 5.000 Kranke, die sich Heilung erhoffen, werden erwartet. Mittelpunkt der „Geistheilungstage“ ist der brasilianische Wunderheiler Joao de Deus. Ein „Gesundheitskongress“ ist ein weiterer Teil des Programms. Einige deutsche Umweltmediziner sind als Referenten geladen und laut Ankündigung wollten sie bereits im Vorfeld der „Geistheilungstage“ für ein neues Verständnis von Gesundheit eintreten. Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche schlagen Alarm. Die Kirchen arrangierten vorab einen Infoabend und, wie das HR Fernsehen berichtet, entsenden sie auch Notfallseelsorger für den Zeitraum der Veranstaltung.

21. Jhr.: 5.000 Kranke pilgern in weißen Gewändern zum Wunderheiler

Zu den „Geistheilungstagen“ und dem „Gesundheitskongress“ in Alsfeld werden Tausende von Menschen erwartet. Die Veranstaltung ist ausgebucht, es gäbe nur noch 80 Reservetickets, verkündete der Reise- und Seminarveranstalter Earth Oasis auf seiner Webseite. Für die Veranstaltung gibt es Regeln, an die sich die Besucher halten sollen. Eine der Regeln fordert, in weißer Kleidung zu erscheinen. Es stimme auf die „Heilungsarbeit“ ein und signalisiere innere Bereitschaft, dass man sich auf den tiefen inneren Prozess einlasse, daher die Bitte der „Wesenheiten“ für weiße Kleidung während der“Geistheilungstage“.

Es geht um Geld, viel Geld

In der Tageszeitung „Alsfelder Allgemeine“ äußerte sich Ralf Müller, Bildungsreferent des evangelischen Dekanats. Er bekundete gegenüber der Tageszeitung, dass er sich intensiv in die Literatur des Veranstalters Earth Oasis eingelesen habe und wissenschaftliche Untersuchungen zu den behaupteten Heilungen vermisse und fügte an:

„Da geschieht eine typische Legendenbildung. Es gehe vor allem ums Geschäft, bei 5.000 erwarteten Besuchern geht es um über 500.000 Euro Einnahmen.“

Weitere Kritiker geben zu erkennen, dass sich um den Wunderheiler herum eine regelrechte Infrastruktur aufgebaut hat, die mitverdient.

Auffällig ist, dass der Veranstalter Earth Oasis  bei dem vorherigen 4. Geistheilungskongress Joao de Deus wieder ausgeladen hatte. Dem brasilanischen Wunderheiler waren sexuelle Übergriffe auf Patientinnen vorgeworfen worden. Später versöhnte man sich wieder, und beim 5. Geistheilungskongress ist das Zugpferd Joao de Deus wieder dabei.

Umweltmediziner unterstützen Wunderheiler

Joao de Deus gibt vor, gemeinsam mit 30 „Geistdoktor-Entitäten“ schwere Erkrankungen heilen zu können, sogar Krebs und AIDS. Die Heilung besteht aus sogenannten sichtbaren und unsichtbaren Psycho-Operationen und Gebeten, bei denen der Wunderheiler in Trancezustände fällt.

Rund fünfzehn an der Veranstaltung referierende Ärzte und Umweltärzte unterzeichneten gemeinsam den „Alsfelder Appell“, eine Petition für ein neues Gesundheitssystem. Sie haben sich mit anderen in einer sogenannten „Open Mind Academy“ zusammengeschlossen. Wofür die „Open Mind Academy“ einsteht, kann man folgender Erklärung auf der Veranstaltungswebseite entnehmen:

ZITAT:

„Die Open Mind Academy versteht, dass jede Erkrankung ihre Ursachen und Heilungschancen in der Triade aus Körper, Psyche und Seele zu suchen hat. Solange z.B. der einzige Ausweg aus einer „ausweglosen Situation“ wie z.B. Trennung oder finanzielle Probleme im Tod zu finden ist oder z.B. ein Patient Vorteile durch seine Erkrankung genießt (sog. „Sekundärer Krankheitsgewinn“), wird die alleinige physische Therapie keinen vollständigen Erfolg bringen.

Geistheilung inklusive

Die in Alsfeld sprechenden Therapeuten binden den wohl bekanntesten und erfolgreichsten Heiler dieser Zeit, Joao de Deus, in ihr Therapiekonzept ein und wurden anlässlich eines Studienaufenthaltes in Brasilien von Joao de Deus zwei Tage besucht und über unterstützende Möglichkeiten auf der geistigen Ebene informiert. Wie schon in Wien im April 2011 hat Joao de Deus diese Gruppe nach Alsfeld eingeladen, um dort zu sprechen.“

„Geistheilung“ ist kein akzeptabler Ersatz für adäquate medizinische Behandlung

CSN hat zu Wunderheilern eine klare, eindeutige Position und lehnt jeglichen Versuch oder Maßnahmen, Umweltkranke in den Bann von Wunderheilern, Sekten oder Esoterikgruppen zu ziehen, kategorisch ab.

Umwelterkrankte haben wie andere Kranke ein Recht auf seriöse, adäquate medizinische Behandlung. Wundersame Versprechungen, Geistheilungen, esoterische Gerätschaften, Energiearbeit, etc. sind kein geeigneter Ersatz. Sie können, je nachdem an wen der Kranke gerät, eine Vielzahl von Problemen, Abhängigkeiten sowie schwere physische und psychische Schäden verursachen und enden allzu oft in einem finanziellen Desaster und sogar mit dem Tod: Heilung in den Tropen kostete das Leben

Folgender Flyer: VORSICHT SEKTEN (pdf, Druckqualität) umfasst eine Checkliste, mit der jeder in der Lage ist, Angebote und Versprechungen besser zu beurteilen. Ein einziger Punkt mit „Ja“ beantwortet, bedeutet, dass man sehr wachsam sein muss. Mehrere Punkte mit „Ja“ beantwortet, sollten zu grösster Vorsicht bewegen und dazu, auf jeden Fall Abstand von der Gruppierung zu nehmen. Der Flyer unterliegt keinem Copyright und die Druckvorlage darf zum Vervielfältigen genutzt werden.

CSN will niemandem davon abhalten, Heilung zu finden, wirkliche Heilung. Aufgrund der negativen Erfahrungen zahlreicher Umwelterkrankter und vieler anderer Menschen bittet CSN jeden, sich umfangreich zu informieren, bevor er sich auf Wunderheiler, Gruppierungen, Kulte, Esoterikgruppen und ähnliches einlässt, sowie deren die Angebote und Versprechungen sehr, sehr kritisch zu hinterfragen.

Autor: CSN – Chemical Sensitivity Network, 11.11.2011

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Web Tipps:

Buchtipps:

(Laut Sektenexperte sind dies die besten Bücher für Betroffene, leider nur noch antiquarisch erhältlich)

Die besten Blogs

Am häufigsten gelesene Blogs im September

In den USA nennt man Prof. Doris Rapp die Mutter der Umweltmedizin. In Deutschland haben viele Umwelterkrankte durch das von ihr geschriebene Buch „Ist das Ihr Kind“ die Möglichkeit erhalten, mit ihrer Umweltkrankheit besser umgehen zu können und den Gesundheitszustand wieder zu verbessern. Auf dem ersten Platz in der CSN Blog Top 10 landete der Artikel über den Besuch der renommierten Umweltmedizinerin in Deutschland.

Platz Zwei belegte ein trauriges Ereignis. Eine junge Frau verstarb bei Zahnarzt, weil sie hochallergisch auf die dargereichte Mundspülung reagierte und man die dadurch eingetretene Schockreaktion unterschätzte. Im Artikel werden MCS-Kranken präventive Tipps übermittelt, mit denen sie eine solche schwere Reaktion vermeiden können.

In Australien kümmert man sich seit einigen Jahren intensiv darum, dass MCS-Kranke im Gesundheitssystem besser versorgt werden und dass sie als Behinderte nicht benachteiligt werden, so wie es in den meisten anderen Ländern trotz UN-Behindertenkonvention geschieht. Platz Drei, der am häufigsten gelesenen Artikel im CSN Blog, erzielte ein Bericht über Leitlinien, die in Australien für Krankenhäuser geschaffen wurden, um für MCS-Kranke bestmögliche Behandlung zu gewährleisten. Ein wichtiger Meilenstein.

Zum Lesen der CSN Top 10, Artikel anklicken >>>

  1. Eine Ikone der Umweltmedizin zu Besuch in Deutschland
  2. Frau starb beim Zahnarzt durch Mundspülung
  3. MCS Leitlinie für Krankenhäuser
  4. Quecksilber in jedem Haushalt zu finden
  5. Werbung: Bunt, lustig & gesundheitsgefährdend
  6. Waschmittel mit Duft setzen gefährliche Chemikalien frei
  7. Airline zahlt Passagier 50.000€ Schadensersatz wegen Pestiziden an Bord
  8. Ursachen von Multiple Chemical Sensitivity
  9. Strahlungsfreie Zone für Elektrosensible
  10. Blei, ein giftiges Schwermetall, das in vielen Bereichen präsent ist

Eine Ikone der Umweltmedizin zu Besuch in Deutschland

Beweise für die Ursachen von Umweltkrankheiten sind schon lange bekannt

Die Ärztin und Wissenschaftlerin Doris Rapp gehört zu denen, die Umweltmedizin nicht nur praktizieren, sondern für die die Umweltmedizin der wichtigste Lebensinhalt ist. Zwei Wochen weilt die Amerikanerin in Deutschland. Das erneute Zusammentreffen mit der Umweltmedizinerin war äußerst produktiv, und nahezu nebenbei durften wir einen wunderschönen Tag an der Mosel verbringen. Ein kleiner Bericht darüber:

Wissenschaftlerin dokumentiert Umweltkrankheiten

Vor rund 18 Jahren traf ich Prof. Rapp zum ersten Mal auf einem Kongress in Bad Emstal. Es war ein Schlüsselerlebnis gewesen. Bei ihrem Vortrag zeigte die Umweltmedizinerin ein Video über eine Lehrerin, die durch schadstoffbelasteten Teppichboden in der Schule krank wurde. Die Lehrerin wurde während einer Reaktion auf Staub aus dem belasteten Teppichboden gefilmt. Sehr anschaulich wurde dem Betrachter vermittelt, was MCS ist, und wie eine Reaktion abläuft. Ich stand damals ganz am Anfang meiner Erkrankung und hatte ähnliche Reaktionen auf bestimmte Pestizide. Die Lehrerin bekam Schüttelkrämpfe und wurde bewusstlos, ich dachte „meine Güte, das bin ich, das ist wie bei mir, das ist, was du auch hast…“. Nach dem Vortrag sprach ich damals mit Prof. Rapp und es wurde der Beginn eines fortwährenden Austauschs und einer interessanten Freundschaft. Wir trafen uns immer wieder auf Kongressen in Deutschland, Holland, in den USA, besuchten uns gegenseitig in Deutschland und den USA und tauschten uns per E-Mail aus. Als ich sie in Scottsdale besuchte, zeigte sie mir eines ihrer Videoarchive. Tausende Videos von Kindern, die sie behandelt hatte, lagerten dort. Sie zeigten die Patienten während und nach der Therapie und bei Tests auf Nahrungsmittel, Schimmelpilzen, Pollen, Chemikalien oder Hausstaubmilben. Eindrucksvolle Beweise, die keine Zweifel an der Existenz von Umweltkrankheiten und Allergien aufkommen lassen.

Umweltkrankheiten nicht mehr ignorierbar

Für diesen Besuch war die Umweltmedizinerin von Dr. Binz und seiner Frau eingeladen worden. Eigentlich hatten wir uns für einen Ausflug entlang der Mosel verabredet, der vor dem Mittagessen losgehen sollte. Das Wiedersehen war herzlich und kaum hatten wir uns begrüßt, schon tauschten wir bereits Informationen aus und ehe wir uns versahen, waren wir mitten in Planungen für künftige Projekte.

„Ich bin jetzt über 80 und habe keine Kinder, eigentlich brauche ich all das nicht mehr und sollte mein Alter ganz in Ruhe genießen, aber ich sehe, was los ist, und kann einfach nicht schweigen. Wir haben so viele Chemikalien in unserer Umwelt, in der Nahrung, die wir essen, im Wasser, das wir trinken und in der Luft, die wir ständig einatmen. Sie beeinflussen jedes unserer Körpersysteme und das ist nicht mehr zu ignorieren. Fast jeder Zweite in meinem Land hat Krebs, das ist nicht hinnehmbar, “ sagte Doris Rapp.

„Die Politiker und die Öffentlichkeit muss realisieren, welchen Einfluss die Flut der Chemikalien auf uns hat und keiner sollte noch länger sagen, dass wir nicht wissen, woher all die Krankheiten kommen, die immer gehäufter auftreten. Die Beweise sind da. Wir haben Tierversuche, die sie belegen. Deshalb stelle ich als Medizinerin die Frage: „Wie viel muss noch passieren, bis wir die wahren Ursachen zugeben? Ich lasse es auch nicht durchgehen, dass man sagt: „Ja, aber da kann man nichts dagegen tun.“ Doch, denn man kann sich selbst schlau machen und man kann, zur Hölle nochmal, eine ganze Menge tun, “ sagte die über die derzeitige Situation erzürnte Wissenschaftlerin.

Lösungen sind oft sehr einfach

Doch Prof. Rapp ist niemand, der mit der Welt hadert und Lösungen außen vor lässt. Sie ist gerade dabei, ein weiteres Buch zu schreiben. „Es wird ein kleines Buch sein, nur 30 Seiten. Jeder Leser bekommt leicht verständlich aufgezeigt, wie man sein Umfeld gestalten sollte, um gesund zu bleiben. Die Tipps in diesem Buch werden niemanden ein Vermögen kosten, sie sind leicht und ohne großen finanziellen Aufwand umsetzbar. Es wird jedem helfen, der etwas ändern will und möchte, dass sein Gesundheitszustand sich verbessert. Die Medizinerin führt zwei Beispiele an:

„Viele reagieren auf Nahrungsmittel, manche wissen aber nicht auf welche. Teure Tests sind nicht unbedingt nötig. Ich rate, dass die Leute nachdenken, was sie am allerliebsten essen. Nahrungsmittel, auf die sie regelrecht süchtig sind. Erfahrungsgemäß sind das nämlich Nahrungsmittel, die sie jeden Tag essen und auf die sie reagieren. Die Lösung: Weglassen der verdächtigen Nahrungsmittel für eine Woche. Man kann ein Nahrungsmittel nach dem anderen so einem Verträglichkeitstest unterziehen. Das kostet nichts!“

„Manche Menschen wohnen in einem Haus, das mit Schadstoffen belastet ist oder durch Schimmel kontaminiert. Meine Erfahrung ist, dass fünf von sieben Leuten eine Verbesserung ihres Gesundheitszustandes um 70% erfahren, wenn sie sich einen qualitativ hochwertigen Luftreiniger beschaffen, der in der Lage ist mehrere Hundert Chemikalien aus der Wohnraumluft zu filtern. Ein solches Gerät kostet zwar etwas, aber ich habe nicht selten Patienten gesehen, denen es schon über Nacht besser ging. Es lohnt sich also, sich einen Luftfilter anzuschaffen, wenn man nicht direkt aus der Wohnung ausziehen kann.“

Das neue Buch wird noch in diesem Jahr erscheinen und Prof. Rapp hat mir die Autorisierung erteilt, es ins Deutsche zu übersetzen. Auch für ihre Videos und anderen Bücher gab sie die Genehmigung, diese in unsere Sprache zu übertragen, es beizutragen, dass Allergiker und Chemikaliensensible im deutschsprachigen Raum Wissen und Anleitungen zur Hand bekommen, die ihnen helfen, einen Weg zurück ins Leben zu erhalten.

Ein Ausflug entlang der Mosel

Auf der Fahrt zum historischen Moselweinort Bernkastel, nach Traben-Trabach und zurück nach Trier, sprühte Prof. Rapp vor innovativen Ideen, die wir in den nächsten Monaten realisieren werden und die auch den deutschen Umweltkranken in vielerlei Hinsicht zugutekommen werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. September 2011

Weitere CSN Artikel zum Thema Umweltkrankheiten:

Driftet die deutsche Umweltmedizin in die Esoterik ab?

Die deutsche Umweltmedizin spaltete sich von jeher in zwei Lager. Die universitäre Umweltmedizin und die von niedergelassenen Umweltmedizinern betriebene Umweltmedizin. Seit einer Weile scheint sich eine weitere neue Strömung breitzumachen, die der Esoterik stark zugewandt ist. Einige Umweltmediziner kooperieren jetzt mit Wunderheilern und/oder esoterisch ausgerichteten Heilpraktikern und wenden selbst esoterische „Diagnose- und Behandlungsmethoden“ an.

Als „Detox-Experiment“ in Brasilien werden Pauschalreisen für Umweltkranke angeboten, Kontakt mit einem Wunderheiler inklusive. Umweltmediziner setzen sich mit Moderator Fliege (ehem. Pfarrer Fliege) auf die Couch und sprechen über die Möglichkeiten, mit „Dunkelfeld“ und „Ozontherapie“ Umweltkrankheiten zu heilen, was dann über Videochannel übertragen wird. Vereine, mit Umweltmedizinern im Vorstand, werben für teure esoterische Gerätschaften, mit denen man „Wasser energetisieren“ kann und solche, die elektromagnetische Strahlung abhalten sollen.

Das alles geschieht in einer Zeit, in der Wissenschaftler wie Martin Pall den Mechanismus der Umweltkrankheiten MCS, CFS und FMS aufdecken und konkrete Erfolge von eigens entwickelten Therapien mit Studien belegen.

Thommy’s Blogfrage der Woche:

  • Was haltet Ihr von der neuen Tendenz, dass einige deutsche Umweltmediziner in die esoterische Richtung abdriften?
  • Ist es von Nachteil oder von Vorteil, wenn Umweltärzte sich Diagnose- und Behandlungsmethoden zuwenden, die sich abseits des Mainstreams befinden und auch in der gestandenen Umweltmedizin /Medizin keine Anerkennung besitzen, sondern augenscheinlich nur der schnellen materiellen Bereicherung dienen?
  • Schadet oder nutzt es, wenn Vorstandsmitglieder oder Präsidenten umweltmedizinischer Verbände und Vereine sich Wunderheilern, „Detox-Experimenten“ und der Esoterik zuwenden?
  • Verlieren Umweltkranke an Glaubwürdigkeit, wenn sich diese Esoterik-Strömung weiter breitmacht und publik wird?
  • Wie wirkt sich diese Esoterik-Tendenz auf Gerichtsverfahren aus und auf die Akzeptanz der Umwelterkrankten in der Allgemeinbevölkerung, wenn breitflächig bekannt wird, dass man Umweltkrankheiten angeblich durch Wunderheiler, „Detox-Experimente“ oder durch Amulette, Energetisierer, Dunkelfeld-Ozonbehandlung, etc. „heilen“ kann?
  • Oder findet Ihr, man sollte sich wundersamen „Dingen“ und „Mächten“ öffnen, für die es „diesseits und jenseits des Universums keine Erklärungen“ gibt?
  • Und, was haltet Ihr davon, dass diese “Wunderbehandlungen“ meist Unsummen kosten?

Umweltklinik bestätigt starken Anstieg von Umweltkrankheiten

Die Umweltklinik in Fall River gilt als einzigartig. Umweltkontrollierte Räumlichkeiten und spezielle Behandlungen für Umweltkranke, Menschen, die auf Spuren von Chemikalien reagieren. Seit 15 Jahren existiert die Umweltklinik und beteiligt sich auch an der Erforschung von Umweltkrankheiten. Das Besondere an dieser Umweltklinik ist, dass sie die erste Klinik für Umweltkranke weltweit war, die durch staatliche Gelder finanziert wurde. Das Nova Scotia Environmental Health Center, unter Leitung des bekannten Umweltmediziners und Wissenschaftlers Roy Fox, konnte sich von Beginn an nicht über Patientenmangel beklagen. Die Zahl der Patienten, die die Umweltklinik konsultieren möchten, wächst stetig, war aus einem Interview in der Halifax News zu erfahren.(1) Die meisten der Patienten leiden unter Multiple Chemical Sensitivity (MCS), Fibromyalgie (FMS) oder Chronic Fatigue Syndrome (CFS)

Andrang sorgt für Wartezeiten in der Umweltklinik

Die Wartezeiten der kanadischen Umweltklinik sind lang. Rund 2000 Patienten jährlich hat man zu verzeichnen. Viele kommen ambulant, um schneller Hilfe zu erhalten. Stationär werden zwischen 400 und 450 Patienten im Jahr aufgenommen. Anfragen aus anderen Ländern können kaum angenommen werden, weil der Bedarf aus den verschiedenen kanadischen Regionen zu groß ist und stetig wächst.

Verschiedene Umweltkrankheiten auf dem Vormarsch

Patienten mit Multiple Chemical Sensitivity (MCS), Fibromyalgie (FMS) und Chronic Fatigue Syndrome (CFS) bilden das Hauptpatientenklientel.

Als die Umweltklinik 1996 eröffnete, seien fast ausschließlich Patienten zur Klinik gekom- men, die auf Stoffe in ihrer Umwelt reagierten und durch Expositionen extrem krank wurden, berichtete die Kliniksprecherin gegenüber der Zeitung. Diese Art Patienten käme noch immer, aber mittlerweile seien Patienten mit Fibromyalgie in der Überzahl.

Erfahrung, Know how, Wissenstransfer

Als die Umweltklinik in den neunziger Jahren eröffnete, waren es vornehmlich chemikaliensensible Patienten gewesen, die sie aufsuchten. Der Sohn des Klinikleiters hatte eine längere Zeit an der bekanntesten Umweltklinik, dem EHC-Dallas, assistiert. Dort war es ihm möglich gewesen, hautnah zu erleben, wie viel Aufwand notwendig ist, um Umweltbedingungen bereitzustellen, die hypersensibilisierten Menschen gerecht werden.

Dänisches MCS Forschungscenter besucht Umweltklinik in Kanada

Nova Scotia Environmental Health Center ist auch unter Wissenschaftlern bekannt. Ärzte und Umweltmediziner aus verschiedenen Ländern sind immer wieder zu Gast. Gerade seien Wissenschaftler aus Dänemark dagewesen, berichtete die Halifax News Anfang Januar 2011. Das Behandlungsmodell sei für die dänische Delegation von großem Interesse gewesen.

Von Arzt zu Arzt, keiner findet die Ursache

Viele Patienten kämen ohne konkrete Diagnose, berichtete die kanadische Kliniksprecherin. Ähnlich wie in Deutschland, existiert auch in Kanada umweltmedizinische Ausbildung an Universitäten noch nicht lange und ist nicht sehr umfassend. In der Umweltklinik in Nova Scotia vergeht in der Regel nicht viel Zeit bis eine Diagnose gestellt ist. Gezielte Untersuchungen, ausgiebige Anamnese und die Ursache ist gefunden. Erhebliche Summen könnten eingespart werden, wenn es genügend Umweltkliniken gäbe, die in der Lage sind, zeitnah qualifizierte Diagnosen zu stellen.

Strenge Umweltkontrolle in der Umweltklinik

Die Klinik ist der Dalhousie University angeschlossen. Kein Besucher darf die Klinik einfach so betreten. Große Plakate klären auf. Niemand darf Parfums, After Shaves oder andere parfümierte Produkte verwenden. Die Schuhe müssen ausgezogen und gegen Einwegüberzieher ausgetauscht werden. All das trägt zum Erfolg der Umweltklinik bei und dazu, dass Patienten in dieser schadstofffrei eingerichteten Umgebung ihre Symptome abbauen können.

Umfassende individuelle Behandlung, der Schlüssel zum Erfolg

Der Behandlungsansatz der Umweltklinik ist ganzheitlich. Verschiedene medizinische Fachrichtungen arbeiten zusammen und bieten für jeden Patienten ein ganz individuelles Therapieprogramm. Sauna, Infusionen, Allergiekontrolle gehören u.a. zu den Bausteinen. Ein großes Augenmerk liegt darauf, dass der Umweltkranke nach dem Klinikaufenthalt in seinem persönlichen Umfeld zurechtkommt. Dafür wird ein individuelles Konzept entwickelt, das dem jeweiligen Patienten ermöglicht, seine Wohnsituation schadstofffrei herzurichten. Steht die Familie und das soziale Umfeld der Umweltkrankheit konträr gegenüber, erhalten Patienten Anleitung, damit besser zurechtzukommen und die Gesamtsituation dergestalt positiv zu verändern, dass sie der weiteren Genesung nicht im Wege steht.

Umweltkrankheiten nehmen weltweit zu

Die Aussage der kanadischen Umweltklinik, dass Umweltkrankheiten zunehmend sind, entspricht Berichten aus den USA, Spanien, Italien, Frankreich, Norwegen, Dänemark, Schweiz, Australien, Neuseeland, Deutschland und einer Reihe weiterer Industrieländer. Die verhaltene Einstellung der Mainstream Medizin und ihr Mauern gegen die Umweltmedizin wird zwangläufig aufweichen (müssen).

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 16. Februar 2011

Literatur:

  • Halifax News, Fall River health clinic seeing more patients than ever, 18. Feb. 2011
  • Environmental Health Centre (NSEHC)

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