GEDICHT: Kranichherz

Kranichherz

es ist November

ich steh` im Garten

und höre sie kommen

sie fliegen über mir

in Reih und Glied

und dann…

sie drehen um

nacheinander

sie kreisen

hin und her

und fliegen

und formen

für mich-

ein

Kranichherz.

Unglaubliches

tut sich

da

sie stehen

und flattern

mit

ihren Flügeln-

mein

Kranichherz.

Minutenlang

im November

ein Herz

aus Kranichen

über mir

am Himmel

und dann

ziehen

sie

weiter-

dem Horizont

entgegen.

Autor:

Mona, die Glasprinzessin für CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. November 2011

Gedicht: DRACHENZEIT

Drachenzeit

Herbst versöhnt mich mit allem –

seine milde Sonne schenkt Wärme und Kraft.

Belohnung für stickig-heiße Ozontage –

bei blauem Himmel ziehen die letzten Kraniche –

sie suchen ihre Plätze für den Winter.

Ich habe meinen im Wald gefunden

mit klarer Luft –

der Mond am Mittag am stahlblauen Himmel –

ich möchte Drachen steigen lassen

bunt mit Schleifchenschwanz…

Autor:

Mona die Glasprinzessin für CSN – Chemical Sensitivity Network, 24. Oktober 2010

Gedicht: lied an das leben

lied an das leben

(freie wahl)

anderswo

fand’s statt

als da wo

ich gerade

mich befand

gleich wo

ich hingelangte

mein leben

zog schon

wieder weiter

und ich gleich

hinterher ihm

auf den fersen

bald hier bald

dort hin hin

bis irgendwo

ich so befand

es kommt noch

einmal anders

und schließlich

ich beschloss

und sprach’s

her zu mir

zur seite mir

mein leben du

es trägt

die eine erde

unter unser

beider füße uns

die arme

um unser beider

schultern einen

dich und mich

ich diene dir

mein leben

du dienst mir

wir werden beide

ständig zueinander

hingeboren

indem wir

seit an seit

und miteinander

tanzend lächelnd schreiten

ich folge

deinem ruf

und lenke dich

und immer wieder

steh ich

still vor dir

mein leben ja

ich ehre dich

Autor: Chemical Ghostwriter, 17. Oktober 2010

Weiteres Gedicht des Chemical Ghostwriters:

Zeitkritisches Gedicht: Schneewittchens Apfel

selbstmord-programm?

oder

DIE hoffnung, die zählt

wann wird man je versteh’n,

dass gifte überall

zwar oft schön

wie schneewittchens apfel,

genauso tödlich,

nur schleichend

wie krokodile

im friedlich scheinenden fluss

millionen gnus setzen über

an’s andre ufer.

tausende von den ungetümen

unter wasser gezogen.

niemand stört

das plötzlich rote wasser –

naturprogramm!

millionen menschen

schaffen nicht mehr

das andre ufer

der schleichenden

gift-krokodile wegen.

niemand stört es

von den regierenden –

regierungsprogramm?

wann wird man je versteh’n,

dass gifte überall?

betroffen:

ALLE –

selbstmord-programm!

die mörder unter uns,

eines tages gerichtet

von dem,

der alle richtet

und vor allem

hoffnung gibt

es zählt nicht

die hoffnung,

die zuletzt stirbt,

es zählt DIE unsterbliche hoffnung

der unsterblichkeit.

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 27. Juni 2010

Weitere Gedichte von Gerhard:

So nicht! * Soll’n doch in die Klapse gehn * Muss fliehn * Du bist nicht allein * Lass uns lieber über Realitäten reden * Ein Lächeln * Deine Atemzüge * Und dann endlich * Immer noch nicht verstehen wollend * Nur weil ich hinabsteige * Selbstdiagnose * Verfluchtes Pack * Was bleibt von mir? * Niemand * Der Dolchstoß

Gedicht am Sonntag: Der Dolchstoß

Der Dolchstoß

Könntest stolz sein,

mit deinem Geruchssinn,

wie ein Spürhund,

wenn nicht die Peitschenhiebe wär’n,

die der Preis dafür.

Ständiges Bitten,

lautlos, leise gehofft

und auch gebrüllt:

„Verschont mich mit euren Gerüchen,

Giftgaswolken gleich,

jede Lebensregung durchdringend!“

Und dann dieses „Verständnis“,

diese/s Mitgefühl/s(-Losigkeit),

mit zärtlich ätzender Stimme:

„Meinst du wirklich nicht,

dass das psychisch ist?“

„Nein,

natürlich nicht.

Aber deine Frage

des Unverstandes,

baut mit am Turm,

auf denen DIE steh’n,

die schrein:

‚Seht doch, alles psychisch!‘

Wie sich die Bilder gleichen:

Wie oft schon wurde die Wahrheit

weggesperrt,

geteert mit dem Vorwurf

der kranken Psyche,

gefedert mit Ignoranz.

Der Mensch glaubte das Wasser gebändigt,

Regentropfen sammelten sich zu Überschwemmungen,

schrien um so lauter die Wahrheit:

Wie rücksichtslos der Mensch!

Wir mögen noch Tropfen sein,

die Überschwemmung aber,

wird ein Dolchstoß sein!

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. Juni 2010

Weitere Gedichte von Gerhard:

So nicht! * Soll’n doch in die Klapse gehn * Muss fliehn * Du bist nicht allein * Lass uns lieber über Realitäten reden * Ein Lächeln * Deine Atemzüge * Und dann endlich * Immer noch nicht verstehen wollend * Nur weil ich hinabsteige * Selbstdiagnose * Verfluchtes Pack * Was bleibt von mir? * Niemand

Ölpest… und weiter spuckt das Ungeheuer

Ölpest… und weiter spuckt das Ungeheuer

Noch grün und frisch das Schilf am Meeresstrand,

Mangrovenwälder schützen manch Getier,

Fische tummeln sich im Wurzeldschungel –

ist nicht herrlich die Natur?

Da schwimmt leise ein Pelikan daher

mit unbekannten Federkleid.

Er putzt und putzt, was ihn einst schützte,

schon lähmt ihn DAS,

was des Menschen Wirtschaft schmiert.

Die Fischer fangen nicht mehr Fische,

sammeln ein den Tod vom Strand,

bevor das Gift kriecht auch in ihren Adern,

schleichend sterben sie auch dann.

Und weiter spuckt und kotzt das Ungeheuer,

das BP weckte am Meeresgrund.

Entsetzen, aufgeriss’ne Augen,

doch weiter geh’n Flüge und Verkehr.

Profit muss ständig sprudeln,

der Mensch nicht Willens zur Gegenwehr.

Wir haben nur diese eine Erde,

die Menschen eine blinde Herde,

folgend dem falschen Hirtenruf:

„Wollt ihr den totalen globalen Krieg

gegen Mutter Erde?“

Noch stürzend hinab, sterbend ihr Schrei:

„Jawohl, den wollen wir –

wenn wir auch krepieren dabei.“

Autor des Gedichtes: Gehard Becker, CSN-Chemical Sensitivity Network, 12. Juni 2010

Weitere Beiträge von Gerhard zum Thema Umwelt:

Gedicht: PSYCHO

Psycho


Kennst du

den Slogan

von den

Psychologen

die eingebildete

MCS

sei sofort vorbei

wenn man von

seinen Problemen schrei —

Einmal nur zum

Psychologen

und dann hörst du

seinen Slogan

ja, dann kannst du

alles riechen

und musst

nicht mehr

länger kriechen —

Du wirfst

deine Maske weg

herzlich willkommen

ist der Dreck

den es in der

Umwelt gibt

vielerorts

ja so beliebt

spritzen, sprühen

kein Problem mehr —

Auch die Wäsche

darf nun duften

keiner braucht mehr

für uns schuften

alles ist geheilt

und klar

nun ist es doch

endlich wahr

und es wird dir

nicht mehr schlecht —

Alles kannst du

essen

und kannst auch

vermessen

durch die Abgasqualme

ziehn

Gesundheit ist dir

nun verliehn —

Kennst du

den Slogan

vom Psychologen

einmal hin und

schon geheilt

stiehlst den

Andern

ihre Zeit

mit dem

MCS-Geschwür

setz man dich

nur vor

die Tür —

Schicken dich

zum Psychologen

der erzählt dir

seinen Slogan

machen sie sich

frei

von der Tyrannei –

MCS ist nicht

vorhanden

und sie machen

sich zuschanden —

Denken einfach

nur umpolen

dann kann man

sich

Gesundheit holen.

Kennst du

den Slogan

von dem

Psychologen

der dich durch

seine Sprüche heilt

und seine Düfte

bei dir verteilt —

fällst du dann

um

dann bist du

dumm —

Die Umwelt

ist so klar und rein

da kann das nicht

mit Ihnen sein

ich fall doch

auch nicht um

und dufte

auch ein

Abgas

grad verpuffte —

Bohnerwachs und

Sagrotan

machen mich

doch auch

nicht an

ich weiß nicht

was Sie haben

das sind doch

alles Gaben

von unsrem guten

Staat —

Man kann es

nicht

mehr hören –

diesen

Psycho-Bandsalat –

Kennst du

den Slogan

von dem

Psychologen

Arbeit macht frei

weg von

Hartz 4

dann sind

Sie dabei

Sie werden uns

wieder

Leistung bringen

um

M C S

davon

zu springen.

– –

Dieses Gedicht wurde von Mona, der “Glasprinzessin”  geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draußen in der Natur verbringen.

Autor: Mona die Glasprinzessin für CSN – Chemical Sensitivity Network, 30. Mai 2010

Mona’s Geschichte: Mona die “Glasprinzessin” ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weitere Gedichte und Geschichten zu den Themen: MCS, Umweltkrankheiten, Umwelt

Gedicht: NIEMAND

Niemand

stell dir vor

ein neues parfüm wird erfunden

und niemand darf es riechen

stell dir vor

ein neues haus wird erbaut

und niemand darf es bewohnen

stell dir vor

eine neue süßigkeit wird kreiert

und niemand darf sie vernaschen

stell dir vor

ein neues auto kommt auf den markt

und niemand darf es fahren

stell dir vor

ein neues buch erscheint

und niemand darf es lesen

stell dir vor

ein neues cafe wird eröffnet

und niemand darf es betreten

stell dir vor:

all diese dinge

generell –

ob neu oder alt –

von niemanden

benutzbar

von NIEMANDEN?

natürlich nicht

nur niemand

von den Chemikaliensensiblen

atmest du erleichtert auf und denkst:

ach so – also dürfen es fast alle?

freu dich nicht zu früh,

die NIEMANDS

werden täglich mehr …

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. Mai 2010

Weitere Gedichte von Gerhard:

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Sonntags-Gedicht: Leben erleben

Leben erleben

Noch nichts erlebt

an diesem Tag

ich will ihn nicht beenden

alles, was ich denk

rinnt aus meinen Händen.

Draußen tobt der Sturm

und ich sitz wie ein Wurm

am Fenster-schau hinaus

und kann nicht raus.

Leben muss pulsieren

was ist-wenn es stagniert

wenn schon sehr, sehr lange

nichts Lebendiges passiert.

Menschen fliehn

vor meinem Dasein

möchten es nicht sehn

wie es ist

allein im Wald zu stehen.

Man nennt es Depression

aber was ist das schon

immer weiter bis

das Segel bricht

was dann daliegt

kümmert viele nicht.

Nichts erlebt

an diesem Tag

was da wohl noch

kommen mag

keiner kann es sagen

ich mag nicht mehr fragen.

– –

Dieses Gedicht wurde von Mona, der “Glasprinzessin”  geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draußen in der Natur verbringen.

Autor: Mona die Glasprinzessin für CSN – Chemical Sensitivity Network, 2. Mai 2010

Mona’s GeschichteMona die “Glasprinzessin” ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Gedicht: So nicht!

So nicht!

Hochzeit:

Küssen,

Umarmen,

von Kindern träumen,

Lachen des ewigen Glücks

Die Sonne

verdrängt

der Geier der Finsternis,

Flügel voller Dufthagel-Wolken,

die überschwer

fallen wie Bomben

Gerüche mit Wolfsgebiß

zerfleischen

unbeschwertes Glücklichsein

Die Unschuld verloren,

die Schuld ist überall,

ob ich speise,

ob ich trinke,

ob ich wasche,

was immer ich tu

Zu spät erkannt

dass der normale Alltag

schuldbeladen

Das Lachen zerronnen!

Das Lachen zerronnen?

So nicht –

wir holen es uns zurück!

Da sieh:

Der Geier fällt brennend!

Und in deinen Tränen

spiegelt sich die Sonne…

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. April 2010