Pestizide – Reduktion des Einsatzes unabdingbar

Bioland: Aktionsplan der Bundesregierung unzureichend

Bioland kritisiert den jetzt von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf des „Nationalen Aktionsplans zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln“ (NAP). „Der Pestizid-Aktionsplan der Bundesregierung kann in der vorliegenden Form keinen Beitrag dazu leisten, die negativen Auswirkungen des Pestizideinsatzes auf Menschen, Pflanzen, Tiere, Böden und Gewässer nachhaltig zu vermindern. Es bedarf erheblicher Nachbesserungen“, sagt Jan Plagge, Präsident von Bioland.

EU-Vorgaben verpflichten Deutschland zu diesem Aktionsplan, mit dem die Risiken der Verwendung von Pestiziden auf Mensch und Umwelt reduziert und die Abhängigkeit vom chemischen Pflanzenschutz verringert werden soll. Anfang 2013 soll der Aktionsplan in Kraft treten. Um diese Vorgaben umzusetzen, fordert Bioland von der Bundesregierung eine grundsätzlich andere Pestizid-Politik. Nur durch ehrgeizige Reduktionsziele zum Pestizideinsatz und eine Stärkung des ökologischen Landbaus kann der Aktionsplan seine Wirkung entfalten. Weitere Instrumente sieht Bioland in der Einführung einer Pestizidabgabe und dem Verbot besonders gefährlicher Pestizide für Bienen und Insekten, insbesondere der Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide.

In einer heute veröffentlichten Stellungnahme zeigt Bioland die großen Defizite des Aktionsplans auf. Es fehlen wirksame Ziele und Maßnahmen, die tatsächliche Veränderungen im Pflanzenschutz bewirken. Gravierende Probleme wie der Rückgang der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft, die durch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln entstehen, werden nicht ernsthaft angegangen. So gibt es in Deutschland nur noch halb so viele Vögel in der Agrarlandschaft wie vor 30 Jahren. Bioland macht die intensive Landwirtschaft mit Monokulturen und hochgiftigen Pestiziden, die viele Wildkräuter und Insekten vernichten, dafür verantwortlich.

Der Biolandbau wirkt sich dagegen positiv auf die Artenvielfalt und die Umwelt aus: „Ein Ziel des Biolandbaus ist der Erhalt und die Förderung einer hohen Biodiversität in der Agrarlandschaft. Unsere Bauern setzen keine chemisch-synthetischen Pestizide ein, pflanzen Hecken und säen Wildblumenstreifen, die zahlreichen Tierarten als Lebensraum dienen“, so Plagge. Das hohe Potential des ökologischen Landbaus zur Minderung der Pestizid-Risiken wird jedoch im NAP nur unzureichend genutzt. „Die Förderung des Biolandbaus muss zentraler Bestandteil des Pestizid-Aktionsplans werden“, fordert Plagge. So könnte er einen wichtigen Beitrag dazu leisten, das Ziel der Bundesregierung in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, 20 Prozent der Agrarfläche auf Biolandbau umzustellen, in den nächsten Jahren zu erreichen (Ist-Wert sind 6 Prozent).

Autor: Bioland, Mainz, 25. Oktober 2012.

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Umweltschäden zu vermeiden kostet weniger, als sie zu beseitigen

Umweltpolitik: Weniger Kosten und mehr Umweltschutz durch bessere Rechtsanwendung

Die Nichtanwendung des Umweltrechts kostet die Wirtschaft in der EU jedes Jahr vermutlich etwa 50 Mrd. EUR in Form von Gesundheits- und direkten Umweltkosten. Die Kommission hat heute eine Mitteilung über die bessere Anwendung des EU-Umweltrechts veröffentlicht; Ziel ist es, diesen Betrag zu verringern und für Menschen und Unternehmen bessere Umweltbedingungen zu schaffen.

Umweltkommissar Janez Potocnik erklärte:

„Das EU-Recht wurde nicht einfach in Brüssel ersonnen; es wird vielmehr von allen Mitgliedstaaten und Parlamenten zum Nutzen der Bürger auf demokratische Weise verabschiedet. Unsere Umwelt wird durch rund 200 Rechtsakte geschützt, die bereits seit längerem gelten, aber viel zu häufig nicht richtig angewendet werden. Dies schadet nicht nur der Umwelt, sondern schädigt auch die Gesundheit des Menschen, schafft Unsicherheit für die Industrie und untergräbt den Binnenmarkt. In Krisenzeiten wie heute sind dies Kosten, die wir uns nicht leisten können.“

In der am 7. März 2012 veröffentlichten Mitteilung werden die positiven Auswirkungen des Umweltrechts hervorgehoben und dargelegt, dass es deutlich weniger kostet, Umweltschäden zu vermeiden, als langfristige Abhilfemaßnahmen zu treffen. Das Umweltrecht kann der Industrie Vorteile bringen: Mit der vollständigen Anwendung des EU-Abfallrechts dürften 400 000 Arbeitsplätze geschaffen werden, und die Nettokosten werden um 72 Mrd. EUR niedriger sein als beim alternativen Szenarium einer Nichtanwendung.

Diese Mitteilung soll zu einem intensiveren Dialog mit den Regierungen und anderen Entscheidungsträgern darüber führen, wie die Zusammenarbeit verbessert werden kann, um Wissen gezielter zu bündeln und gemeinsam zu nutzen und dafür zu sorgen, dass jeder einzelne mehr Eigenverantwortung für Umweltziele übernimmt. Konkret enthält die Mitteilung Maßnahmen, die den Mitgliedstaaten helfen sollen, ein systematisches Vorgehen bei der Sammlung und Verbreitung von Informationen zu erreichen und besser auf Umweltprobleme zu reagieren.

Die Anwendung und Durchsetzung des EU-Umweltrechts ist eine Aufgabe, die die nationalen, regionalen und kommunalen Behörden gemeinsam wahrnehmen. Die schlechte Anwendung wird häufig durch einen Mangel an genauen Informationen über Umweltfragen verstärkt. Die Überwachung erfolgt in Europa nicht überall in gleicher Weise, und die generierten Informationen sind lückenhaft und häufig veraltet. Außerdem sind nicht genügend hilfreiche Informationen online abrufbar. Dank besserer und besser zugänglicher Informationen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene könnten die größten Umweltprobleme früher ermittelt und so langfristig Kosten gespart werden.

Eine ordnungsgemäße Anwendung bedeutet auch, wirksam auf tatsächliche oder potenzielle Umweltprobleme zu reagieren. Vorschläge für Verbesserungen umfassen bessere Kontrollen und Überwachung, Kriterien dafür, wie die Mitgliedstaaten Bürgerbeschwerden behandeln sollten, besseren Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten und die Unterstützung von europäischen Netzwerken für Umweltspezialisten. Die für die Rechtsanwendung Verantwortlichen sollten sich eindeutiger verpflichten, im Falle von Problemen Abhilfe zu schaffen, und hierfür konkrete Fristen und Eckwerte vorgeben, die öffentlich bewertet werden können.

Nächste Schritte

Die Mitteilung richtet sich an das Europäische Parlament, die Mitgliedstaaten und deren Bürger sowie alle Akteure in den Bereichen Rechtsanwendung und -durchsetzung. Die Ergebnisse der Erörterungen zwischen den drei EU-Organen werden die Grundlage für das siebte Umweltaktionsprogramm schaffen.

Hintergrund

Es ist Aufgabe der Mitgliedstaaten, dafür zu sorgen, dass das EU-Umweltrecht auf ihrem Hoheitsgebiet angewendet wird. Die Kommission prüft, ob die Mitgliedstaaten ihren Verpflichtungen nachkommen, und trifft Maßnahmen, wenn dies nicht der Fall ist.

Die Rechtsanwendung ist multidimensional. Die Mitgliedstaaten müssen einzelstaatliche Gesetze erlassen, mit denen die auf EU-Ebene vereinbarten Rechtsvorschriften detailliert umgesetzt werden. Sie müssen ihre Verwaltungen in einer Weise organisieren, die gewährleistet, dass diese Gesetze in der Praxis beachtet werden. Sie müssen für die erforderlichen Investitionen beispielsweise in die ordnungsgemäße Abfallbehandlung sorgen. Außerdem sollten sie die Möglichkeit haben zu reagieren, wenn verlangte Aufgaben nicht wahrgenommen werden oder sich andere Probleme ergeben, wie die illegale Abfallentsorgung oder die illegale Jagd auf geschützte Wildtiere.

Autor:

Europäische Kommission, Umweltpolitik: Weniger Kosten und mehr Umweltschutz durch bessere Rechtsanwendung, Brüssel, 7. März 2012

Weitere Informationen:

Mitteilung über die Anwendung des Umweltrechts

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WHO: Umweltbedingte Krankheiten nehmen zu

Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn eröffnet

Rund 20% der Krankheiten in der europäischen Region sind auf vermeidbare Umweltgefahren und Expositionen zurückzuführen. In manchen EU Ländern liegt der Prozentsatz umweltbedingter Erkrankungen sogar bei 54%. Bei Kindern unter 15 Jahren liegt der Anteil der durch die Umwelt verursachten Krankheiten bei 34%, und jeder fünfte Einwohner in der EU Region stirbt an den Folgen einer durch Umwelteinflüsse verursachten Krankheit, teilte die Regionaldirektorin der Weltgesundheitsbehörde im Februar 2012 bei der Eröffnungsansprache des von der WHO erweiterten Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit in Bonn mit. (1,2,3)

Erweitertes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit (ECEH)

Das ECEH nahm seine Arbeit 1991 mit finanzieller Unterstützung Italiens, Frankreichs und der Niederlande auf. Nach der Schließung der Büros in Frankreich und den Niederlanden wurde im Jahr 2001 mit finanzieller Unterstützung durch die Regierung der Bundesrepublik Deutschland als Ergänzung zum Büro in Rom das Bonner Büro eröffnet. Nach der Schließung des Büros in Rom im Jahr 2011 erweitert das Büro in Bonn nun seinen Aktionsradius im Themenbereich Umwelt und Gesundheit.

In den zurückliegenden Jahren hat das Zentrum in Bonn die Sammlung und Analyse wissenschaftlicher Erkenntnisse über Umweltbelastungen und ihre Gesundheitsfolgen koordiniert, politische Entscheidungsprozesse unterstützt, und kam zu folgenden Feststellungen:

  • Bürger in der Europäischen Region der WHO büßen infolge einer über den von der WHO empfohlenen Werten liegenden Luftbelastung im Durchschnitt 8,6 Monate an Lebenserwartung ein
  • Verkehrslärm führt im Westeuropa Jahr für Jahr zum Verlust von mehr als einer Million gesunder Lebensjahre
  • Unangemessene Wohnbedingungen kosten in der Europäischen Region jedes Jahr mehr als 100 000 Menschen das Leben

Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen Umweltgefahren stärker ausgesetzt

WHO hat 14 Indikatoren für umweltbedingte Ungleichheiten im Gesundheitsbereich entwickelt, die sich auf drei Bereiche erstrecken: Wohnungswesen, Verletzungen und Umwelt.

Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen sind bis zu fünfmal höheren Umweltrisiken ausgesetzt als wohlhabendere Mitbürger, wie aus einem neuen Bericht der WHO hervorgeht. Allein in der EU leben rund 80 Mio. Menschen in relativer Armut, d. h. mit einem Einkommen unterhalb von 60% des mittleren Einkommens in ihrem Land. Viele dieser Menschen leben in feuchten, unzureichend beheizten Wohnungen ohne angemessene Sanitäreinrichtungen.

Die WHO Regionaldirektorin und deutsche Politiker verdeutlichten bei der Eröffnung diese schwierige Problematik, für die man gezielt Lösungen erarbeiten will:

Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa:

„Ich sehe das Zentrum nun nach seiner Erweiterung als die künftige Kompetenz-Schaltstelle der Europäischen Region, die die Mitgliedstaaten dabei unterstützen wird, für ihre gesamte Bevölkerung – und ich betone: die gesamte Bevölkerung – in gleicher Weise gesunde Umweltbedingungen zu schaffen.“

Daniel Bahr, Bundesgesundheitsminister:

„Im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes müssen wir heute handeln, damit die nächsten Generationen gesunde Lebenswelten vorfinden. Hierzu müssen wir alle Akteure einbinden, um gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln und die Gesundheitssysteme zu stärken. Das erweiterte WHO-Zentrum in Bonn ist hierzu ein wichtiger Schritt“.

Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:

„Wir erhöhen unseren Anteil an der Finanzierung des Europäischen Zentrums, weil Umweltfaktoren maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit haben. Die WHO wird hier mit dem erweiterten Zentrum zukünftig noch aktiver sein können und die Umweltpolitik mit ihren Analysen und Empfehlungen unterstützen“.

Länderübergreifende Kooperation

Dank des zusätzlichen Finanzierungsbeitrags Deutschlands kann das ECEH seinen Aktionsradius nun um vier Hauptbereiche erweitern:

  • Klimawandel und nachhaltige Entwicklung
  • Belastung durch zentrale Umweltrisiken (Luftverschmutzung, Lärm, Chemikalien, Strahlung, ungünstige Arbeits- und Wohnbedingungen)
  • gesundheitsrelevante Umwelterkenntnisse und Prognosen
  • Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, einschließlich Wasserver- und Abwasserentsorgung

Die mit diesen Themen befassten Programme werden sich stärker mit Art und Ausmaßen aktueller und künftiger umweltbedingter Gesundheitsgefahren befassen, um so die Länder der Region bei der Ausarbeitung und Durchführung von Gegenstrategien zu unterstützen, auch im Falle von Umweltkatastrophen.

Weitere Informationen über das Europäische WHO Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 23. Februar 2012

Literatur:

  1. Zsuzsanna Jakab, WHO Regionaldirektorin, Rede zur Eröffnung des erweiterten Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, 14 Februar 2012, Bonn, Germany.
  2. WHO – Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, WHO eröffnet erweitertes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn und stellt neuen Bericht über gesundheitsrelevante Umweltungleichheit vor, Kopenhagen und Bonn, 14. Februar 2012
  3. ECEH, Report Environmental health inequalities in Europe, 2012

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Umweltzerstörung durch Teersand-Öl

Ölkonzerne pushen Abbau von Teersand

Die Diskussion, ob es sinnvoll ist, aus Teersand Kraftstoffe zu gewinnen, ist in vielfacher Hinsicht von internationaler Bedeutung. Die großen Öl-Konzerne haben ihre Lobby darauf angesetzt, den Weg für den Abbau von Teersand und die Gewinnung von Kraftstoff daraus frei zu machen. Ganze Gegenden würden dadurch zu toxischen Arealen, die für Mensch und Tier nicht mehr bewohnbar sind und die Umwelt völlig zerstören. Umweltorganisationen sagten „Nein“ zum Abbau von Teersand. Die Umweltzerstörung ist so immens hoch ist, dass keine Rechtfertigung besteht, einer kleinen Anzahl von Öl-Konzernen die Genehmigung zu erteilen, damit diese auf solche zerstörerische Weise Profite erwirtschaften können.

Der WWF hat eine Stellungnahme zu Abstimmung zur Teersand-Thematik im deutschen Bundestag veröffentlicht:

Stellungnahme zur Entscheidung des Umweltausschuss zu „Kraftstoffen aus Teersand“

Berlin – Zur heutigen Abstimmung im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages über die deutsche Positionierung zum Vorschlag der EU-Kommission, Kraftstoffe aus Teersand einen höheren CO2-Ausgangwert in Bezug auf Treibhausgasemissionen zuzurechnen, erklärt Viviane Raddatz, Referentin Mobilität beim WWF Deutschland:

„Mit dieser Entscheidung haben sich die Abgeordneten zu Botschaftern Kanadas gemacht und sich widerstandslos vor den Karren der Öl-Industrie spannen lassen. Erst hat die Regierung eine beispiellose Hängepartie veranstaltet und die Entscheidung über die deutsche Positionierung immer wieder hinausgezögert, nur um dann nach der Pfeife der internationalen Öl-Konzerne zu tanzen und Kyoto-Aussteiger Kanada auf seinem Weg abseits der internationalen Staatengemeinschaft zu bestärken. Die Bundesregierung muss endlich wieder zur deutschen Vorreiter-Rolle beim internationalen Klimaschutz zurückkehren.“

Hintergrund

Einer WWF-Studie zufolge schlägt der Abbau von Teersanden mit drei bis vierfach höheren CO2-Emissionen zu Buche als die konventionelle Ölförderung. Um Teersand in großem Stil zu gewinnen, müsste demnach in Kanada ein Areal von der Fläche Englands entwaldet werden. Gigantische Tagebauten seien notwendig, hinzu kämen toxische Abwasser-Seen, die noch aus dem Weltall zu erkennen seien. Deshalb hält der WWF strengere Klimaauflagen für Benzin und Diesel aus Teersanden für unablässlich. Nach einem entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission sollen Kraftstoffe aus Teersand einen höheren CO2-Ausgangwert in Bezug auf Treibhausgasemissionen erhalten. Das würde sie für den europäischen Markt unrentabel machen.

Autor:

Antext: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

WWF, Stellungnahme zur Entscheidung des Umweltausschuss zu „Kraftstoffen aus Teersand“, 8. Februar 2012

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In Deutschland unvorstellbar: Ärzte verklagen großen Konzern und rufen Occupy!

Ärzte in Utah schließen sich der Occupy-Bewegung an

Von der Occupy-Bewegung inspiriert, kündigte Ende Dezember 2011 eine Gruppe aus Ärzten und Umweltinitiativen in Salt Lake City in Utah eine Klage wegen Verletzung des Luftreinhaltungsgesetzes gegen Rio Tinto an, dem drittgrößten Bergbauunternehmen der Welt. Dies ist wahrscheinlich das erste Mal überhaupt, dass Ärzte die Industrie wegen Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung angeklagt haben.

Luftverschmutzung verursacht in Utah zwischen 1.000 und 2.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr. (1)

Außerdem hat die medizinische Forschung der vergangenen zehn Jahre eindeutig bewiesen, dass Luftverschmutzung das gleiche umfangreiche Spektrum an Krankheiten verursacht wie jene, die als Folge von Aktiv- und Passivrauchen bekannt sind – Schlaganfälle, Herzattacken, Bluthochdruck, nahezu jede Art von Lungenerkrankung, neurologische Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, Intelligenzverlust, Erbgutschädigungen, erhöhtes Vorkommen von Diabetes und Adipositas, Miss- oder Fehlgeburten und verschiedene Krebserkrankungen wie z.B. Lungenkrebs, Brustkrebs und Leukämie. (2-12)

In den meisten Städten Utahs werden viele der bundesweit gültigen Standards der amerikanischen Umweltschutzbehörde (EPA) für Luftqualität nicht eingehalten und in einem typischen Winter leidet Utah über Tage hinweg unter der schlimmsten Luftverschmutzung Amerikas. Die American Lung Assoziation (Lungenärzte-Organisation) benotet die Luftqualität der größten Städte in Utah regelmäßig mit einem „F“ [A = beste, F = schlechteste Note]. Im Februar 2011 bewertete die Zeitschrift „Forbes“ Salt Lake City als die 9t giftigste Stadt des Landes, wobei man Forbes kaum großes Engagement für umfassenden Umweltschutz unterstellen kann. Ausschlaggebend für diese Bewertung war die Bergbau- und Verhüttungstätigkeit in der Bingham Canyon Mine, welche vom Londoner Bergbau-Konsortium Rio Tinto/Kennecott (RTK) betrieben wird. (13)

Dies ist der größte Tagebau der Welt und dieser hat für das weltgrößte, durch Bergbau verursachte Gewässerbelastungsproblem gesorgt. Die Mine befindet sich am westlichen Ortseingang von Salt Lake City, wo 1,8 Millionen Menschen leben. Es gibt kein anderes vergleichbares Beispiel für den Betrieb einer derart gigantischen Grube, so nah an einer so großen Stadtmetropole. RTKs Bergbau- und Hüttenbetrieb ist für 30 Prozent aller Feinstaubpartikel verantwortlich, welche in die Atmosphäre des Landkreises Salt Lake abgegeben werden (14) und diese Mine zur mit Abstand größten Quelle industrieller Umweltbelastung in den städtischen Gebieten Utahs machen.

Die Verhüttung und der Staub, welcher von den 1.100 Fuß (ca. 235 Meter) hohen Abraumhalden und von den Bergteichen aufgewirbelt wird, führen zu einer anhaltenden Kontamination von Luft, Wasser und Boden der größten Stadt Utahs – mit giftigen Schwermetallen wie Blei, Quecksilber, Arsen und Kadmium. Nach Auskunft von Earthworks, einer bergbaukritischen Organisation, gab RTK vor der erst kürzlich genehmigten Erweiterung jährlich 695 Millionen Pounds (ca. 383.000 Tonnen) toxisches Material in die Umwelt von Salt Lake City ab. (15) Da Schwermetalle nicht abbauen, nicht verbrannt oder zerstört werden können, erhöht sich die toxische Belastung über die Jahre, was in mehr als hundert Betriebsjahren der Mine geschehen ist. Trotz dieser extremen Belastung für die öffentliche Gesundheit, hat die für Luftqualität zuständige Behörde von Utah, wie vorauszusehen war, kürzlich RTK eine Genehmigung erteilt, ihren Tagebau um 32 Prozent zu erweitern, was die Umweltbelastung noch viel schlimmer machen wird.

RTK macht Rekord-Profite – 15 Milliarden Dollar 2011. Im August prahlte der Vorstandsvorsitzende Jan du Plessis, „Rio Tinto hat erneut eine Reihe von bahnbrechenden Ergebnissen erzielt“. Du Plessis ist offenbar auf die Lieferung von Schadstoffen spezialisiert: Es ist auch Vorstandsvorsitzender von British American Tobacco. Tom Albanese, Geschäftsführer von Rio Tinto, der im letzte Jahr annähernd 8,5 Millionen Dollar „verdient“ hat, jammerte neulich, „[Rio Tinto muß] den Fluch des Ressourcen-Nationalismus… und den Aktivismus politischer Aktionäre noch besser bewältigen“. (16) Lassen Sie mich das für Sie übersetzen: Die Menschen vor Ort überall auf der Welt haben es satt, für den Profit ausgebeutet zu werden, sie beginnen für ihre eigenen Interessen einzutreten und Rio Tinto mag das nicht. Bürger von Utah, die der Umweltbelastung durch Rio Tinto überdrüssig sind, gehören demnach zu jenem „Fluch“ von dem Rio Tinto Manager sprechen.

Es ist ganz einfach: RTK könnte sich Sanierungsmaßnahmen leisten, doch sie werden nichts dafür ausgeben und niemand kann sie dazu zwingen. Ihr Beitrag zur Umweltbelastung fügt allen Bewohnern von Salt Lake City Schaden zu und trägt zu den vorzeitigen, oben erwähnten Todesfällen bei. Für Umweltschützer und jene die sich für die allgemeine Gesundheit engagieren, lief das Fass über, als RTK um eine Erweiterungsgenehmigung ersuchte und diese bekam.

Wenn die Grunderkenntnis der Occupy-Bewegung darin besteht, dass Konzerne und die 1 Prozent die Regierung auf allen Ebenen manipulieren, damit sie nur ihren Profit-Zielen dient und zugleich die Interessen der 99 Prozent außer Acht lässt, wenn nicht sogar offen untergräbt, dann gibt es kein besseres Beispiel dafür, als den Betrieb der Bingham Canyon Mine in Utah durch RTK.

Die „Utah Physicians for Healthy Environment“ (Ärzte für eine gesunde Umwelt) schätzen, dass die Verschmutzung durch RTK die Gemeinde mit Kosten für Gesundheit und Umwelt zwischen 2 und 4 Milliarden Dollar belastet, das ist mehr als das, was RTK an Löhnen und Steuern zahlt. Doch dank eines enormen Werbe-Etats kann sich RTK ausgiebigst als „Arbeitgeber“ verkaufen und muss nahezu keine Verantwortung für die umfangreichen Folgen seiner Geschäftstätigkeit für Umwelt und Gesundheit übernehmen.

Frederick Douglass einer der führenden Köpfe der Bürgerrechtsbewegung des 19ten Jahrhunderts sagte: „Wenn man heraus bekommt, was die Leute still zu ertragen bereit sind, weiß man ganz genau, welches Maß an Ungerechtigkeit und Verbrechen sie aushalten werden müssen.“ Alle sollen wissen, dass die Menschen in Utah nicht weiter „still“ mehr Umweltverschmutzung, mehr Tote, verkürzte Lebensspannen und eine schlechtere Gesundheit hinnehmen werden, um die Brieftaschen im Londoner Vorstand von Rio Tinto fetter zu machen. Wir werden uns die Luft zum Atmen „zurück“ holen. [Occupy: Die Demokratie zurück holen!]

Autor: Dr. Brian Moench für Truthout, 22. Januar 2012
Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Text „Utah Doctors Join the Occupy Movement“ wurde unter der Creative Commons Lizenz: by-nc veröffentlicht. Für diese Übersetzung gilt CC: by-nc-sa
Das Foto ist von arbyreed und steht unter CC: by-nc-sa

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Referenzen:

1. Calculation by the Utah Physicians for Healthy Environment using the formula published by the American Heart Association. Brook R, Rajagopalan S, Pope CA, Brook J, Bhatnagar A, et al. AHA Scientific Statement: Particulate Matter Air Pollution and Cardiovascular Disease; An Update to the Scientific Statement From the American Heart Association. Circulation. 2010;121:2331-2378.

2. Peters, A. Air Quality and Cardiovascular Health: Smoke and Pollution Matter. Circulation. 2009: 120:924-927

3. Eugenia E. Calle and Michael J. Thun C. Arden Pope, III, Richard T. Burnett, Daniel Krewski, Michael Jerrett, Yuanli Shi. Circulation. 2009;120:941-948. Cardiovascular Mortality and Exposure to Airbourne Fine Particulate Matter and Cigarette Smoke.

4. Bocskay K, Tang D, Orjuela M, et al. Chromosomal Aberrations in Cord Blood Are Associated with Prenatal Exposure to Carcinogenic Polycyclic Aromatic Hydrocarbons. Cancer Epidem Biomarkers and Prev. Vol. 14, 506-511, Feb 2005

5. Perera F, Tang D, Tu Y, Biomarkers in Maternal and Newborn Blood Indicate Heightened Fetal Susceptibility to Procarcinogenic DNA Damage. Environ Health Persp Vol 112 Number 10 July 2004

6. Gauderman WJ, Gilliland GF, Vora H, et al. Association between Air Pollution and Lung Function Growth in Southern California Children: results from a second cohort. Am J Respir Crit Care Med 2002;166:76-84.

7. Gauderman WJ, Gilliland GF, Vora H, et al. The effect of air pollution on lung development from 10 to 18 years of age. NEJM 2004;351:1057-67.

8. van den Hooven EH, de Kluizenaar Y, Pierik FH, Hofman A, van Ratingen SW, Zandveld PY, Mackenbach JP, Steegers EA, Miedema HM, Jaddoe VW. Air Pollution, Blood Pressure, and the Risk of Hypertensive Complications During Pregnancy: The Generation R Study. Hypertension. 2011 Jan 10. [Epub ahead of print]

9. Raaschou-Nielsen O, Andersen Z, Hvidberg M, Jensen SS, Ketzel M, Sørensen M, Loft S, Overvad K, Tjønneland A. Lung Cancer Incidence and Long-Term Exposure to Air Pollution from Traffic. Environ Health Perspect. 2011 Jan 12. [Epub ahead of print]

10. Pearson J, Bachireddy C, Shyamprasad S, Goldfine A, Brownstein J. Association Between Fine Particulate Matter and Diabetes Prevalence in the U.S.Diabetes Care October 2010 33:2196-2201; published ahead of print July 13, 2010, doi:10.2337/dc10-0698

11. Crouse DL, Goldberg MS, Ross NA, Chen H, Labrèche F 2010. Postmenopausal Breast Cancer Is Associated with Exposure to Traffic-Related Air Pollution in Montreal, Canada: A Case–Control Study. Environ Health Perspect 118:1578-1583. doi:10.1289/ehp.1002221

12. Pearson RL, Wachtel H, Ebi KL. Distance-weighted traffic density in proximity to a home is a risk factor for leukemia and other childhood cancers. J Air Waste Manag Assoc 50(2):175-180.

13. http://www.forbes.com/2011/02/28/most-toxic-cities-personal-finance.html

14. Calculations by the Utah Physicians for a Healthy Environment based on inventory data at the Utah Division of Air Quality.

15. http://www.earthworksaction.org/issues/detail/toxics_release_inventory_what_is_it

16. http://www.thisislondon.co.uk/standard-business/article-23934614-rio-tinto-boss-attacks-governments-for-interfering-in-mining.do

Pestizide belasten Gewässer stärker als gedacht

Liste der zu kontrollierenden Chemikalien sollte zügig aktualisiert werden

Leipzig – Pestizide sind ein größeres Problem als lange angenommen. Das geht aus einer Studie hervor, für Daten zu 500 organischen Substanzen in den Einzugsgebieten von vier großen europäischen Flüssen ausgewertet wurden. Dabei zeigte sich, dass 38 Prozent dieser Chemikalien in Konzentrationen vorkommen, bei denen Wirkungen auf Organismen nicht auszuschließen sind. Dieses Ergebnis zeige klar, dass die Verschmutzung mit organischen Chemikalien ein europaweites Problem sei, schreiben Wissenschaftler im Fachmagazin „Science of the Total Environment“. Die meisten der Substanzen, die in der in der Studie als Risiko für die Umwelt eingestuft wurden, waren Pestizide, deren Mehrzahl sich nicht auf der europäischen Liste prioritärer Stoffe findet, welche regelmäßig überwacht werden müssen. Deshalb sei eine Überarbeitung der Chemikalienliste, die die EU-Wasserrahmenrichtlinie den nationalen Behörden zur Beobachtung vorschreibt, dringend notwendig.

Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie ist es, dass Oberflächengewässer und Grundwasserkörper bis 2015 einen guten ökologischen und chemischen Zustand erreichen sollen. Der chemische Zustand wird anhand einer Liste bewertet, auf der 33 sogenannte prioritäre Schadstoffe aufgeführt sind. Da insgesamt über 14 Millionen Chemikalien auf dem Markt sind und davon über 100 000 im industriellen Maßstab produziert werden, müssen sich die Behörden bei ihren Kontrollen auf eine überschaubare Anzahl an Schadstoffe beschränken. Europaweit arbeiten Wissenschaftler daher an Methoden, um herauszufinden, welche Stoffe das sein sollten.

Einen wichtigen Beitrag dazu leistet jetzt eine Studie, die Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) zusammen mit Kollegen in Frankreich, der Slowakei, Belgien und Spanien erstellt haben. Dazu werteten sie eine Datenbank aus, die im Rahmen des EU-Forschungsprojektes MODELKEY entstanden ist und die fünf Millionen Einträge zu physiko-chemischen Daten enthält. Der Schwerpunkt der Arbeit lag dabei auf den organischen Schadstoffen, die bei über 750.000 Wasseranalysen in den Einzugsgebieten der Flüsse Elbe (Tschechien/Deutschland), Donau (10 Europäische Anrainerstaaten), Schelde (Belgien), und des Llobregat (Spanien) registriert wurden. Der Europäischen Kommission zufolge handelt es sich dabei um die erste Studie, die ein System entwickelt hat, das organische Schadstoffe nach Bewertungskriterien und Handlungsbedarf klassifiziert.

Eine der am häufigsten registrierten Verbindungen war Diethylhexylphthalat (DEHP), ein Weichmacher aus der Chemieproduktion, der die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann und daher ab 2015 in der EU verboten ist. Daneben folgen mit Bisphenol A (BPA) ein weiterer Weichmacher, der ebenfalls als fortpflanzungsschädigend gilt, sowie mit Diclofenac und Ibuprofen zwei Arzneistoffe, die häufig in Schmerzmitteln eingesetzt werden.

Insgesamt stuften die Wissenschaftler 73 Verbindungen als potenzielle prioritäre Schadstoffe ein. Rund zwei Drittel davon sind Pestizide, also so genannte Pflanzenschutzmittel, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, um die Kulturen vor Krankheiten, Schädlingen oder Unkräutern zu schützen. Die problematischsten Pestizide waren dabei Diazinon, das in Deutschland und Österreich bereits nicht mehr zugelassen ist, und die in Mitteleuropa erlaubten Stoffe Azoxystrobin und Terbuthylazin. „Beide Pestizide stehen nicht auf der Liste der 33 prioritären Schadstoffe, die die Behörden EU-weit kontrollieren müssen“, erklärt der UFZ-Forscher Dr. C. Peter von der Ohe. „Terbuthylazin ist strukturell sehr ähnlich den beiden prioritären Stoffen Simazin und Atrazin, die längst nicht mehr zugelassen sind. Dies ist ein Beispiel wie kleine Änderungen der chemischen Struktur zu einer scheinbaren Verbesserung des chemischen Zustands führen, ohne dass die Gefährdung für aquatische Ökosysteme tatsächlich abnimmt.“ Die Wissenschaftler halten daher die regelmäßige Überarbeitung der Liste prioritärer Stoffe für sehr wichtig. Die Mehrzahl der aktuell problematischen Stoffe ist nicht gelistet, während eine ganze Reihe der überwachten Chemikalien längst verboten und nicht mehr im Gebrauch ist. „Überrascht waren wir auch, dass Substanzen, die bisher als harmlos eingestuft wurden wie HHCB, das als synthetischer Moschus-Duftstoff in Körperpflegemitteln eingesetzt wird, in der Umwelt in bedenklichen Konzentrationen vorkommen“, ergänzt Dr. Werner Brack vom UFZ, der die Europäische Kommission in verschiedenen Gremien und Projekten bei der Überarbeitung der Schadstoffliste berät. „Aus unserer Sicht sollte bei der Weiterentwicklung der Wasserrahmenrichtlinie darauf geachtet werden, dass in Zukunft nicht nur das Vorkommen von chemischen Stoffen beobachtet wird, sondern auch deren Wirkungen registriert werden“, schlägt Brack vor.

Bei aller Kritik, dass die Wasserbehörden in Europa zurzeit den Pestiziden zu wenig Aufmerksamkeit widmen und die prioritäre Schadstoffliste überarbeitet werden sollte, zeigt die Studie nach Meinung der Wissenschaftler auch erste Erfolge der Wasserrahmenrichtlinie. Ein Drittel der von der EU vor einigen Jahren als prioritär eingestuften Schadstoffe stellen inzwischen keine Gefahr mehr für die untersuchten Flüsse dar.

Am 12./13. Oktober 2011 fand in Dresden eine Konferenz zum Integrierten Wasserressourcenmanagement (IWRM) statt. Etwa 400 Wissenschaftler und Mitarbeiter von Politik, Verwaltung, Unternehmen und der Entwicklungszusammenarbeit aus über 50 Ländern widmen sich in über 100 Vorträgen, Diskussionen und zahlreichen Posterbeiträgen der nachhaltigen Bewirtschaftung von Wasser. Behandelt werden aktuelle Fragen des Wassersektors wie z.B.: Wie kann die Wasserbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels nachhaltig geplant werden? Welche Technologien tragen zu einer effizienten und sparsamen Nutzung von Wasser bei? Wie kann deutsches Know-how in Schwellen- und Entwicklungsländern genutzt werden? Wie kann ein flexibles und integratives Wasserressourcen-Management konzipiert werden? Die Konferenz wird vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) organisiert, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und von der International Water Association (IWA) sowie dem Global Water Systems Project (GWSP) unterstützt.

Autor: Helmholtz Gesellschaft für Umweltforschung, Pestizide belasten Gewässer stärker als gedacht, 13. Oktober 2011

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Umweltverbände setzen sich gegen Chemieindustrie durch!

Keine chemischen Holzschutzmittel mehr im Innenbereich von Gebäuden

Ab dem 4. Oktober 2011 sollten im Innenbereich von Wohnungen, Wohnhäusern und Bürogebäuden keine chemischen Holzschutzmittel mehr Anwendung finden. An diesem Tag tritt eine entscheidende Änderung der Holzschutznorm DIN 68800-1, allgemeiner Teil, in Kraft. Sie regelt den Stand der Technik zur Verwendung von Holzschutzmitteln. Durch die Übernahme der Norm in die Landesbauordnungen erhält sie de facto Gesetzescharakter.

Nach jahrelangem hartnäckigem Kampf ist es dem Normungsexperten der Umweltverbände, Karl-Jürgen Prull, gelungen, den Vorrang des baulichen Holzschutzes vor dem chemischen Holzschutz trotz heftigen Widerstandes der Bauchemie durchzusetzen. Die gesamte deutsche holzverarbeitende Wirtschaft, der Bund Deutscher Zimmermeister und die Fertighausindustrie haben diesen Paradigmenwechsel aus der Erkenntnis heraus mitgetragen, dass getrocknetes Holz, wenn es vor Feuchtigkeit und Insekten fachgerecht geschützt ist, nicht gefährdet ist.

Seit den 70er Jahren und dem nachfolgenden Xylamon-Prozess, dem größten Umweltverfahren der deutschen Justizgeschichte, kommt es immer wieder zu erheblichen Gesundheitsschäden beim Einsatz chemischer Holzschutzmittel. „Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung auf Anfrage der Grünen erst kürzlich erklären musste, über die verwendeten Mengen chemischer Holzschutzmittel in Deutschland und über die Belastung der Umwelt durch Biozide aus dem Bautenschutz keinerlei Informationen zu verfügen“, sagte DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen. So sei in einer zweijährigen Fütterungsstudie über die Auswirkungen eines heute noch eingesetzten Holzschutzmittels mit dem Wirkstoff Kupfer-HDO festgestellt worden, dass 80 % (!) der beim Test eingesetzten Versuchstiere einen Darmtumor erlitten.

Umso verhängnisvoller sei jetzt die Entscheidung der Bauchemie, gegen die neue Holzschutznorm von der Öffentlichkeit unbemerkt beim DIN ein Schiedsgerichtsverfahren durchzuführen. Offensichtlich solle der Absatzmarkt mit jährlich über 100 Millionen Dollar Umsatz in Westeuropa nicht kampflos preisgegeben werden. Normungsexperte Prull verwies darauf, dass Dachstühle von Wohngebäuden sich zukünftig rechtlich gesehen nicht mehr wie bisher außerhalb vom Gebäude befinden, sondern zum Innenbereich gehören. Dieser Aspekt habe eine große Bedeutung bei einem nachträglichen Ausbau zu Kinder- oder Schlafzimmern. Das Ende des chemischen Holzschutzes sei auch aus Gründen des Arbeitsschutzes für Zimmerleute wichtig. Außerdem falle zukünftig weniger Sondermüll in Form von chemisch behandelten Hölzern an.

Autor:

Deutscher Naturschutzring (DNR), Umweltverbände setzen sich gegen Chemieindustrie durch, Pressemitteilung 25/2011, 30.09.2011

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Die Urwälder gehören den indigenen Familien

Die Vernichtung indigener Familien durch die Industrialisierung – Teil 2

Seit etlichen tausenden von Jahren leben auf den außereuropäischen Kontinenten einheimische Familien im Einklang mit der Natur. Diese Urvölker, sogenannte indigene Familien, werden bis heute unterdrückt und verfolgt. Ihnen wurde und wird der Großteil ihrer Lebensgrundlage, die Natur und Umwelt, durch europäische Einwanderer vernichtet.

Handelsgeschäfte und Sklaverei

Die Anfänge des wirtschaftlichen Handels sind so alt wie die Menschheit. Bereits um 2500 vor Chr. bereisten Seeschiffe eine Binnenverkehrsstrecke in Nordafrika auf dem Nil, unter der Führung von Pharao Sahu-Re. Es fand ein reger Tauschhandel zwischen Ägypten und dem östlichen Orient statt. Um die Kosten für Arbeitskräfte zu sparen, wurden bereits damals viele Menschen gegen ihren Willen als Sklaven gefangen genommen. Größtenteils waren diese Sklaven Menschen aus der eigenen Gegend, überwiegend handelte es sich um Gefangene und Schuldner. Auch in Europa wurden schon damals Sklaven gehalten, vor allem in Griechenland und Rom. Sklaven galten als eine Art Zahlungsmittel. Sie wurden getauscht, bildeten den Teil einer Mitgift und wurden oft weiterverliehen, um eine Schuld zu begleichen. Die Anfänge der Sklaverei sind demnach genauso alt wie der wirtschaftliche Handel an und für sich. Beides hat seine Quelle und seinen Ursprung miteinander. Damals fand allerdings noch kein weitläufiger Seehandel statt.

Columbus und das Geschäft des Metallhandels

Im Jahre 1492, das Geschäft mit exotischen Gewürzen und Edelmetall blühte, wollte der spanische Seefahrer Christoph Columbus das weit entfernte Indien besegeln, um dort eine passende Stelle zum Abbau von Edelmetallen zu finden. Sein Plan war von handfestem wirtschaftlichem Interesse geprägt und er setzte alles daran, dieses durchzusetzen. Unterstützt wurde er von der Königin Isabella von Spanien, diese unterschrieb einen Vertrag. Darin wurde festgelegt, dass sie 90% der Edelmetalle bekommt, die Kolumbus erhoffte in Indien zu entdecken. Kolumbus erblickte jedoch nicht wie geplant Indien, sondern ohne sein Wissen die Westküste Mittelamerikas. Er dachte, er sei in Westindien angekommen und hoffte auf indische Bewohner zu treffen.

Unfaire Tauschgeschäfte mit den Einheimischen

Als er am 12. Oktober 1492 auf einer Insel der Bahamas an Land ging, ahnte er noch nicht, dass er in Mittelamerika strandete. Die ersten Begegnungen mit den indigenen Familien, der dort heimischen Arawak-Indianer, waren freundlich. Diese Familien sind sehr friedvoll und leben seit jeher im Einklang mit der Natur; sie sehen sich als verbündete Freunde aller Menschen und haben großen Respekt vor jeglichem Leben. Daher trugen die Arawak-Indianer keine Waffen und begrüßten die Fremden, die auf einmal in ihrer Heimat gestrandet waren, mit großer Freude. Es wurden Tauschgeschäfte durchgeführt, die Mannschaft von Columbus tauschte unwertige Glasperlenketten gegen hochwertige Baumwolle und viele andere Dinge. Columbus beschrieb die Bewohner der Insel in seinem Logbuch als tauschfreundlich. Danach reiste er mit seiner Mannschaft ein kleines Stück weiter und traf auf eine Halbinsel mit 6 Hütten. Die dort ansässigen Bewohner beschrieb er ebenfalls als sehr liebenswürdig und friedvoll, ohne jegliche Waffen. Er schlug der spanischen Königin vor, sollte sie den Befehl erteilen, alle Inselbewohner nach Kastilien bringen zu lassen oder sie auf der Insel als Sklaven zu halten,dies wäre kein Problem, da ein solcher Befehl leicht durchzusetzen wäre und die Inselbewohner zu allem zwingbar seien.

Ausbeuterei und Unterdrückung auf Mittelamerikanischen Inseln

Columbus hatte einige Inselbewohner gefangen genommen und mit auf sein Schiff bringen lassen. Er vollzog nun das, was bisher eigentlich nur Kriegsgefangenen passierte, sie wurden als Sklaven gefangen genommen. Die Mannschaft reiste weiter zu den Inseln der Antillen, die direkt vor Mittelamerika neben Cuba und Jamaica liegen. Inzwischen flohen einige der gefangengehaltenen Inselbewohner von den Schiffen Columbus, indem sie ins Wasser sprangen und um ihr Leben davon schwommen. Columbus ließ auf die Inselbewohner schießen und schickte einige seiner Mannschaftsmänner auf die Inseln, um Jagd auf die geflohenen Einheimischen zu machen. Danach segelte er mit seiner Mannschaft weiter die Inselgruppen vor den Küsten Mittelamerikas ab. Columbus sah, dass auf diesen Inseln einige Bewohner Goldschmuck trugen. Gold war genau das Edelmetall, das er suchte. Er fuhr nach und nach alle Inseln ab und nahm den Bewohnern ihren Goldschmuck ab. Um vorerst einigen Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, fand dies im Tausch gegen andere wertlose Gegenstände statt.

Sklaverei auf der besetzten Insel Hispaniola

Am 05. Dezember 1492 traf Columbus mit seiner Mannschaft auf der Insel Hispaniola ein und fanden wahre Goldschätze vor. Columbus ließ dort aus den Holzteiles eines seiner Schiffe, dem defekten Schiff „Santa Maria“, die erste Kolonie mit dem Namen „La Navidad“ bauen. Gleich darauf wurden die ersten Einheimischen von der Mannschaft versklavt und zur Arbeit gezwungen. Am 16. Januar 1493 fuhr Columbus mit einem Teil seiner Mannschaft zurück nach Europa, während er den anderen Teil seiner Mannschaft als Bewohner der Kolonie zurückließ. Die zurückgebliebene Mannschaft geriet jedoch bald untereinander in Streit. Sie verteilten sich allmählich über die gesamte Insel. Columbus kehrte erst später zurück, während dessen baute sein Bruder im Jahre 1496 die zweite Kolonie mit dem Namen „La Isabella“ auf, als Homage an die Königin Isabella von Spanien. Auf der gesamten Insel war Columbus bis ins Jahr 1500 der alleinige Gouverneur der Insel. Auch genannt „Vizekönig von Westindien“, da man sich noch immer sicher war, in Indien angekommen zu sein. Einige Zeit danach ergriff der spanische Kolonialverwalter Francisco de Bobadilla die Stellungnahme als Gouverneur der Insel und setzte Columbus kurzerhand ab. Columbus wurde in Ketten gefesselt zurück nach Spanien geschifft, da er am Spanischen Königshof in Ungnade fiel, wegen einer Beschuldigung der Unterschlagung von Gold- und Perlenschmuck. Die einheimischen Familien blieben dennoch auch unter dem neuen Gouverneurs Bobadilla versklavt und mussten harte Arbeiten mit viel Leid erdulden.

Unmenschlichkeit im Namen des Spanischen Königshauses

Ab dem Jahr 1503 führte der Spanische Königshof die Sklaverei sogar gesetzlich als ein Muss ein und eröffnete das unmenschliche Sklavenarbeitssystem „Encomienda“ , unter diesem Gesetz mussten die indigenen Familien für die Spanier eine harte Sklavenarbeit verrichten. Laut diesem damals von den Spaniern eingeführtem Sklavenarbeitssystem, wurden alle indigenen Einwohner automatisch die Sklaven der dort niedergelassenen Europäer in den angesiedelten Kolonien. Die Europäer waren jetzt nicht nur Kolonialisten der Kolonien, sondern sie waren auch Menschenhändler und Sklaventreiber unter der Flagge des Spanischen Könighofes, sogenannte Encomenderos. Sie ließen Plantagen und Mienen bauen, um von dort aus eigene Handelsgeschäfte zu führen und den Seeweg nach Europa für sich zu erobern. Die von den Europäern eingeschleppten Erkrankungen schwächten die bis dahin völlig ausgebeuteten und qualvoll geschundenen indigenen Bewohner noch mehr, so dass bis zum Jahre 1508 so viele indigene Familien gestorben waren, dass nur noch 60.000 indigene Menschen auf der Insel knapp überlebten und um ihr Leben flehten.

Das Interesse anderer Geschäftsleute wurde geweckt

Aufgrund von Berichten über die Kolonialisierung der Insel Hispaniola interessierte sich nun auch der italienische Händler Giovanni Caboto für die Eroberungen neuer Kontinente. Seine Geschäftsbeziehungen waren vor allem verfestigt im Gewürzhandel. König Heinrich VII von England unterstützte ihn tatkräftig durch einen königlichen Schutzbrief. Fortan trug er den Namen John Caboto und verblieb zusammen mit seinen Drei Söhnen unter Königlichem Schutze in Bristol. Caboto erhielt bald darauf den Auftrag einen nördlichen Seeweg nach China zu finden und entdeckte während der Forschungsfahrt die Insel Neufundland vor den Küsten des heutigen Canadas. Damit war das Schicksal für die dortigen Bewohner ab dem Jahre 1497 eingetroffen und die Unterdrückung der indigenen Familien fand ihren furchtbaren Verlauf.

Die Besetzung des Festlandes Südamerikas

Cabotos Sohn, Sebastiano Caboto, erkundete die Ost- und Südküste Amerikas. Der spanische Handelsmann Hernán Cortés wird neugierig und plant nun auch, endlich nach Amerika zu reisen. Sein erstes Ziel soll die von den Europäern besetzte Insel Hispaniola sein. Zu dieser reist er im Jahre 1504 und ließ sich dort nieder. Im Jahre 1511 schließt sich Cortés unter der Anweisung des Spanischen Königshauses dem aristokratischem Offizier Diego Velázquez de Cuéllar bei der Besetzung Kubas vor den Küsten Mittelamerikas an, wo er eine Zeitlang zu dessen Sekretär ernannt wird. Im Jahre 1519 segelte Cortés zur Insel Cozumel vor der Küste Yucatáns in Mittelamerika. Er drang dabei immer weiter bis zum Festland Mittelamerikas vor. Es kam zu einer Welle der Gewalt und Gräueltaten gegen die dortigen indigenen Familien, die Schlacht von Tabasco war eröffnet. Auf diesem Schlachtfeld entstand die Stadt Santa Maria de la Victoria, das heutige Ciudad Victoria in Tamaulipas Mexico. Cortés nahm sich ein indigenes Mädchen als Eigentum, sie sprach die Sprache der Azteken und die Sprache der Maya, daher wurde sie seine Übersetzerin.

Die Vernichtung der Azteken durch die Spanischen Kolonialisten

Es kam zu Verhandlungen zwischen Cortés und dem dort ansässige König der Azteken Moctezuma der II. . Die Azteken hatten bereits ein gut funktionierendes Geschäftssystem und Städte aufgebaut, die in ihrer Struktur mit damaligen Städten in Europa vergleichbar waren. Sie hatten Beamte und Stadträte, Handelsgeschäfte und Güterwaren. Um die Spanier vom Eindringen in die aztekischen Hauptstadt Tenochtitlan abzuhalten, boten die Handelsmänner der Azteken ihnen Gold und Edelsteine an. Doch die Spanier drangen mit Waffen ausgerüstet zu Pferd, sogar unter Kanonenbeschuss, in die Stadt ein. Die Schlacht der Spanier führte zum völligen Untergang des Reiches der Azteken. Der Azteken König Moctezuma der II. wurde während eines aztekischen Festes vom Conquistador Pedro de Alvarado getötet. Cortés beauftragt ihn, nun weiter ins Land einzudringen und alle Reiche im heutigen Guatemala zu erobern.

Die Vernichtung an der indigenen Bevölkerung nahm immer größere Züge an

Es war das Jahr 1524 als Pedro de Alvarado zum heutigem Guatemala kam, das Land dass er unter der spanischen Krone erobern sollte. Er wurde von Cortés dazu auserwählt, da er sich während der Tötung der Aztekenstämme als besonders brutal herausstellte. Die dort ansässigen indigenen Familien der Maya-Stämme wurden von ihm hemmungslos und ohne jegliche Rücksicht angegriffen. Während dem Kampf zwischen den Soldaten Pedro de Alvarados und den Männern des Maya Königs Tecún Umán, hatte er den König mit einer Lanze durchbohrt und dessen Stamm nach spanischem Recht des damals seit dem Jahre 1503 schon herrschenden Sklavenarbeitssystem Encomienda als Untertanen versklavt.

Missionierung der indigenen Bevölkerung

Etwa zu dieser Zeit wurde es auch zur Pflicht, die indigene Bevölkerung zum christlichen Glauben zu bringen. Missionierung an und für sich muss nichts schlechtes sein und kann durchaus auch gute Taten vollbringen, jedoch war es wohl eher ein „zwingen“, als wirklich ein „bringen“. Denn es wurde untersagt, dass die indigenen Familien ihren eigenen Glauben frei ausüben dürfen. Gleichzeitig fand jedoch in Europa die Reformation statt, es entstanden neue Konflikte in der Frage der Theologie und dies führte zur Spaltung des Christentums in verschiedene Konfessionen (katholisch, evangelisch lutherisch, reformiert). Der Bischof Bartolomé de Las Casas reiste im Jahre 1511 in einer Expedition nach Kuba und bekam die Verurteilung des Häuptlings Hatuey mit. Dieser wurde wegen seines Widerstandes gegen die Kolonisatoren zum Tode verurteilt. Bischof Bartolomé de Las Casas sollte ihn noch während des Ganges zum Christentum bekehren. Dies lehnte der Häuptling ab. Ihm wurden unmögliche Fragen gestellt, die unter der Berücksichtigung des Hintergrundgeschehnisses wohl eher einer Qual dienten. So sollte er auf die Frage, ob es im Himmel Weiße gebe, mit „Ja“ antworten. Doch wie sollte es denn dort solche Menschen geben, die ihm und seinem Stamm bisher nur Unheil und viel Leid brachten, diese Frage war somit mehr als völlig unangebracht. Bischof Bartolomé de Las Casas erkannte, dass er sich unbedingt für die Rettung und Befreiung der indigenen Familien einsetzen muss. Er versuchte seit dem Jahr 1515 zu erreichen, dass das Sklavenarbeitssystem Encomienda abgeschafft wird. Dies wurde jedoch durch das spanische Königshaus strikt abgelehnt.

Eine kleine Hoffnung die vernichtet wurde

Ab dem Jahr 1520 erhielt Bischof Bartolomé de Las Casas die Erlaubnis, in Venezuela einige eigene Kolonie unter seinen eigenen Vorstellungen mit der Freiheit und dem friedlichen Zusammenleben der indigenen Familien und ihm einzurichten, was jedoch schon wegen anderer Eroberer nur zwei Jahre danach im Jahr 1522 scheiterte. Er versuchte dennoch weiterhin, das Sklavenarbeitssystem der Spanier abzuschaffen, er kritisierte die Kolonialpraxis scharf und stellte sich immer wieder gegen sein eigenes Land. Zunehmend befreundete er sich als erster Spanier mit den indigenen Familien und verfasste im Jahr 1524 seine dreibändige „Geschichte der Indianer“. Leider wurde die Veröffentlichung untersagt und erst über dreihundertdreißig Jahre später, im Jahr 1875 erlaubt. Zusätzlich schrieb er den Bericht über die unfassbar hemmungslose Kolonisation mit dem Titel „Die Tränen der Indianer“. 1537 bekehrte er einige Stämme des nördlichen Guatemalas zum Christentum und konnte somit das spanische Könighaus auf seine Seite ziehen, deshalb wurde endlich im Jahr 1542 durch den Kaiser Karl V. die „Neuen Gesetze“ des Sklavenarbeitersystems zugelassen. Der Bischof wurde fortan bis heute „Vater der Befreiungstheologie“ genannt. Das System der Sklaverei wurde endlich aufgehoben, aber die indigenen Bevölkerungen erhielten anstatt dessen nun einen Status, vergleichbar mit dem von Minderjährigen. Somit schlug der spanische Königshof ein Schnippchen, denn damit waren die Ureinwohner Amerikas zwar nicht mehr als Sklaven bezeichnet und erhielten leichte Arbeitsschutzrechte, aber dennoch mussten sie unter der Kontrolle und Gefangennahme der Kolonialisten leben. Doch diese waren mit dem neuen Gesetzt überhaupt nicht zufrieden und es wurde von den meisten Kolonialisten schlichtweg umgangen. Daher wurde es schon wieder im Jahr 1545 aufgehoben und 1550 durch das System des Repartimiento abgelöst. Was dem Sklavenarbeitersystem in nichts nachstand und zu weiteren ungeahnten Folgen führte.

Von der Bezeichnung „Sklave“, hin zur Bezeichnung „Arbeiter“

Die Ureinwohner der besetzten Orte Amerikas mussten daraufhin dennoch weiterhin unter Zwang für die Kolonialisten, die sich einfach in ihrem Land ausbreiteten, arbeiten. Sie erhielten keinen Lohn und keine Hilfe. Sie wurden in ihrem eigenen Land noch immer gezwungen, ihre Freiheit aufzugeben. Sie wurden jetzt zwar nicht mehr als Sklaven, sondern als Arbeiter bezeichnet, waren aber im Grunde genommen immer noch Sklaven. Bischof Bartolomé de Las Casas kritisierte das „Neue Gesetzt Repartimiento“ als ein menschenunwürdiges und menschenvernichtendes System an. Denn die zur Arbeit gezwungenen indigenen Männer wurden in weit entfernte Mienen geschafft und die indigenen Frauen in weit entfernten Plantagen, wo sie über mehrere Monate hinweg hart arbeiten mussten, bis sie nach ca. 10 Monaten völlig ausgemergelt und kraftlos in „den Urlaub“ nach Hause geschickt wurden. Die Babys waren völlig unterernährt, die Mütter sahen als Notlösung aus völliger Verzweiflung, weil ihnen die Muttermilch fehlte, nur noch den Mord am eigenen Kind. Die Männer, Frauen und kleinen Kinder wurden von den Arbeiten in den Minen, durch Staub und giftige Gase, schwer krank. Das schwere Leid, was den indigenen Familien zugefügt wurde und bis heute wird, ist unbeschreibbar.

Dies war erst der Anfang einer neuen Geschäftsidee der europäischen Einwanderer. Denn anstatt einer Verbesserung folgte ein weiterer Alptraum für die indigenen Familien der Welt, darüber wird in Teil 3 berichtet.

Autor: Chris B. für CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. August 2011

Teil I der Serie: Die Vernichtung indigener Familien durch die Industrialisierung

Deutsche Umwelthilfe verklagt Baumarktkette wegen zu viel Quecksilber in Energiesparlampen

Energiesparlampen der Hornbach-Eigenmarke „Flair Energy“ überschreiten Grenzwerte für Quecksilber

Baumarktkette lehnt Unterlassungserklärung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zur künftigen Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen ab – DUH erhebt Klage gegen Hornbach wegen Nichteinhaltung von Umweltgesetzen

Von der Baumarktkette Hornbach verkaufte Energiesparlampen der Eigenmarke „Flair Energy“ enthalten regelmäßig zu viel giftiges Quecksilber. Dies ergaben Produkttests der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). Die Untersuchungen weisen bei den geprüften „Flair Energy“ Kompaktleuchtstofflampen durchgehend mehr als die gesetzlich erlaubten 5 Milligramm (mg) Quecksilber auf. Der gemessene Höchstwert lag mit 13 mg um mehr als das Doppelte über dem gesetzlich erlaubten Grenzwert.

Zwar nahm Hornbach inzwischen die Energiesparlampen seiner Eigenmarke „Flair Energy“ vom Markt, doch schließt dies nach Überzeugung der DUH eine Wiederholung nicht aus. Deshalb fordert die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation von Hornbach die Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung, mit der sich das Unternehmen verpflichtet, nur noch Energiesparlampen in Verkehr zu bringen, die weniger als 5 mg Quecksilber enthalten. Dies lehnt Hornbach jedoch ab und verweigert somit jede Garantie, dass künftig alle angebotenen Energiesparlampen tatsächlich die gesetzlichen Quecksilbergrenzwerte einhalten. „Hornbachs Weigerung, verbindlich zu versprechen, zukünftig nur noch Energiesparlampen zu verkaufen, die die gesetzlichen Höchstwerte für Quecksilber erfüllen, ist nicht hinnehmbar“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Die modernen Energiesparlampen (Gasentladungslampen) sparen gegenüber Glühlampen 80 Prozent des Stroms ein, enthalten aber technisch bedingt geringe Mengen des giftigen Schwermetalls Quecksilber. Qualitätshersteller schaffen es heute, den Quecksilbergehalt auf ca. 2 mg zu reduzieren. Um mögliche schädliche Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit zu minimieren, ist die zugelassene Quecksilbermenge in Gasentladungslampen auf maximal fünf Milligramm je Lampe begrenzt. „Mit so genannten Quecksilber-Dosierpillen bei der Herstellung von Gasentladungslampen stellt die präzise Einhaltung der Grenzwerte heute kein technisches Problem mehr dar. Die Händler müssen nicht fürchten, unbeabsichtigt zu viel Quecksilber in ihren Energiesparlampen zu haben“, erklärt Thomas Fischer, aus dem DUH-Bereich Kreislaufwirtschaft. Lediglich bei Ramschware sei Vorsicht geboten, denn bei dieser werde das Quecksilber gelegentlich noch mit der veralteten und ungenauen Flüssigdosierung eingebracht. Dies sei jedoch nicht mehr zeitgemäß und ein Zeichen minderer Qualität.

Weil Hornbach seinen Kundinnen und Kunden trotz technischer Machbarkeit keinen Schutz vor zu hohen Mengen des Schwermetalls Quecksilber in Energiesparlampen garantieren will, erhebt die DUH nunmehr Klage gegen Hornbach vor dem Landgericht Landau. „Mit unserem Gang vor Gericht wollen wir erreichen, dass Hornbach die geltenden Quecksilber-Grenzwerte für alle angebotenen Energiesparlampen einhält und sicherstellen, dass zukünftig Hornbach-Kunden unbedenkliche Lampen kaufen können“, so Resch.

Literatur:

Deutsche Umwelthilfe e.V., Deutsche Umwelthilfe verklagt Baumarktkette Hornbach wegen zu viel Quecksilber in Energiesparlampen, Berlin, 9. August 2011

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Genfood als Marketingstrategie für Pestizide

Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel ist eine lebenswichtige Notwendigkeit

Auf dem Boden der Tatsachen: Fragen und Antworten mit CFS-Anwalt George Kimbrell (audio podcast)

Jessica Knoblauch von Earthjustice unterhält sich mit George Kimbrell vom Center for Food Safety [CFS/Initiative für Lebensmittelsicherheit]. Kimbrell wirkt zurzeit als ergänzend hinzugezogener Anwalt in den von Earthjustice angestrengten Prozessen zu gentechnisch veränderten Zuckerrüben und Luzernen [Alfalfa] mit. 2006 klagte das CFS gegen die Zulassung von genmanipulierten Luzernen durch das amerikanische Agrarministerium (USDA), ein Verfahren, das schließlich beim US Supreme Court ankam und zu einem [Anbau-] Verbot der genmanipulierten Feldfrucht führte.

Transkript des Interviews:

Jessica Knoblauch: Das Center for Food Safety arbeitet als Organisation daran, die Gesundheit der Menschen und die Umwelt zu schützen, indem es gegen schädliche Lebensmittelherstellungsmethoden vorgeht. Was genau macht gentechnisch veränderte Lebensmittel so gefährlich?

George Kimbrell: Sie gehören zum industriellen Paradigma, zu den Systemen industrieller Lebensmittel. Gerade jetzt gibt es in unserem Land ein Erwachen für Nachhaltigkeit und Landwirtschaft und die Menschen erkennen die Vorzüge, welche Bio, lokal und von Menschen produziert bieten. Gentechnisch entwickelte Lebensmittel stehen für eine fabrikmäßig betriebene Landwirtschaft, was genau das Gegenteil dieser Philosophie ist. Außerdem denke ich, dass die Menschen den Zusammenhang zwischen unserem Nahrungsmittelsystem und der Umwelt verstehen und auch, wie das, was wir essen, mit der Art, wie wir auf diesen Planeten leben, zusammenhängt und welche Folgen das hat.

Um Ihre Frage noch genauer zu beantworten denke ich, muss die Antwort doppelt ausfallen. Zuerst unter gesundheitspolitischen Aspekten. Dies ist eine neue Technologie und es wird mit unserer Gesundheit ein anhaltendes Experiment unternommen, leider. Im Grunde genommen sind weitaus mehr Fragen offen als dass wir wüssten, welche Folgen gentechnisch veränderte Lebensmittel möglicherweise für die menschliche Gesundheit haben. Man nimmt die Gene von Arten, die sich in der Natur nie kreuzen könnten und kreuzt sie mit sehr entfernten Arten. So nimmt man z.B. das Gen von einer Flunder und baut es mit Hilfe einer Gen-Kanone in eine Tomate ein, um sie gegen Kälte widerstandsfähiger zu machen. Ein Flunder und eine Tomate kommen in der natürlichen Welt niemals zueinander. Das ist etwas völlig anderes als konventionelle Zucht, wenn man zwei Getreidesorten mit der Absicht kreuzt, verschiedene Eigenschaften des Getreides zu verbessern. Das ist der erste fundamentale Unterschied.

Gerade aus diesen Gründen ist dies eine Art permanentes Experiment mit der Bevölkerung. Und auch, weil wir leider keine Deklarationspflicht haben. Von möglichen toxischen Gefahren oder Gesundheitsgefährdungen, die sich daraus ergeben könnten, bekommen wir nichts mit. Zwei Drittel der Welt kennzeichnet gentechnisch veränderte Lebensmittel. Was dies angeht, sind wir ein echter Sonderfall und wir lassen unserer Bevölkerung nicht die Wahl, die Herkunft [ihrer Nahrung] auszuwählen. Außer Sie kaufen aus biologischem Landbau; das ist die einzige Möglichkeit sicher zu sein, da im biologischen Landbau genetisch veränderte Lebensmittel nicht zulässig sind.

Ich bin Anwalt, deshalb liegen wissenschaftliche und gesundheitliche Fragen gewissermaßen außerhalb meines Fachgebietes, doch ich weiß, dass es neuartige Probleme mit Allergien gibt. Dies gehört zu den am häufigsten aufgeworfenen Fragen. Oder anderes gesagt, wenn Sie beispielsweise auf Fisch allergisch reagieren und ich verkaufe Tomaten und Sie wissen nicht, dass die Tomate von mir ein gentechnisches Produkt ist, können Sie durch deren Verzehr eine sehr schwere allergische Reaktion erleiden, weil sich darin eine transgene Substanz von einer Art befindet, auf die Sie allergisch reagieren, ohne dass Sie dies nachvollziehen können. Das ist nur ein Beispiel.

Aber ich denke, das wichtigste, was Ihre Leser und die Öffentlichkeit wissen sollten ist, dass wir keine unabhängige Prüfung dieser Lebensmittel durch unsere Behörden haben. Monsanto und die anderen Unternehmen, die sie herstellen, sind zu sogenannten freiwilligen Rücksprachen mit der amerikanischen Lebens- und Arzneimittelbehörde [FDA] angehalten. Hinter verschlossenen Türen unterrichten sie die FDA über die Untersuchungen, welche sie zu den Lebensmitteln durchgeführt haben. Und mehr nicht. Die FDA erlaubt sie entweder ohne weiter Fragen zu stellen oder sie tut es nicht, dabei hat sie noch nie eines auf dem Markt nicht erlaubt. Und das ist alles. Die Untersuchungen werden nicht veröffentlicht. Es handelt sich um vertrauliches Geschäftswissen. Die FDA macht keine eigenen Untersuchungen, es gibt keine unabhängigen Untersuchungen oder irgendetwas dieser Art. So liegen sie in den Verkaufsregalen und wir essen sie. Das ist das, was zur menschlichen Gesundheit zu sagen ist.

Wie Sie vermutlich wissen, geht es dem Center for Food Safety in seinen Gerichtsverfahren überwiegend um die Folgen, welche dieses industrielle System auf die Umwelt hat. In diesen Verfahren geht es darum, warum der Anbau dieser Feldfrüchte die Umwelt schädigt, um die sich auch die Menschen Sorgen machen. Die Menschen möchten etwas essen, das die Umwelt nicht schädigt, dass nachhaltig hergestellt wird. Das wichtigste, was sie wissen müssen ist, dass es sich bei dieser Technologie um ein One-Trick-Pony handelt [ein Pony, das nur eine Nummer kann]. Diese Ackerpflanzen dienen dazu, den Verkauf von Pestiziden anzukurbeln. Darum sind die Unternehmen die sie entwickeln, die nebenbei bemerkt Chemiekonzerne sind, die Pestizide herstellen, Monsanto, Syngenta, Bayer, DuPont und Dow Chemical, dieselben. Darum können diese Unternehmen von ihren Hauptprodukten mehr verkaufen, mehr Pestizide. Eines können sie wirklich sehr gut, die Pflanzen gegen Pestizide widerstandsfähig machen. Sie helfen uns nicht, die Welt zu ernähren, es gibt keine, welche die Erträge erhöhen oder uns helfen, die Hungernden zu ernähren. Sie helfen uns nicht, etwas gegen den Klimawandel zu tun, keine von ihnen sind gegen Dürren resistent oder tolerant und sie helfen uns nicht, etwas für die Umwelt zu tun. Sie erhöhen lediglich den Verbrauch von Pestiziden. Das ist ihr einziger Zweck.

Jessica: Es gibt sehr viele falsche Vorstellungen, welche die Leute von gentechnisch veränderten Lebensmitteln haben. Sie erwähnten etliche davon, dürre-resistent, nährwerthaltiger. Kommt dies einfach nur davon, weil die Unternehmen sie so vermarkten? Sind diese falschen Vorstellungen so entstanden?

George: Um es zu wiederholen, die gängigen Mythen sind jene, über die wir gesprochen haben. Der erste ist, dass es sich um dasselbe wie konventionelle Züchtung handelt. Dem ist nicht so. Es ist etwas grundlegend anderes. Ein Flunder und eine Tomate kommen in der Natur nicht zusammen. Das zweite Missverständnis ist, dass ausgerechnet diese Feldfrüchte für den Konsumenten, für die Öffentlichkeit, für die öffentliche Gesundheit oder für die Landwirte Vorteile bieten. Diese gibt es nicht. Es ist im Grunde genommen eine misslungene Technologie. Monsanto und die anderen, welche sie bewerben, haben diese Pflanzen patentiert und sie dienen größtenteils nur einem Zweck.

Warum gibt es überall diese falschen Vorstellungen über nicht eingehaltene Versprechungen? Eine gute Frage! Ich denke, die allumfassende Antwort ist Geld. Es geht hier um sehr mächtige Unternehmensgebilde, die hunderte Millionen Dollar ausgeben, um unsere Regierung mit Lobbyarbeit zu beeinflussen – und wahrscheinlich noch mehr für Werbung. Wenn Sie NPR [National Public Radio] hören, hören Sie irgendwann „Präsentiert für Sie von Monsanto“. Sie sind mit ihrer Reklame allgegenwärtig. Da wartet noch viel Arbeit auf uns. Es gibt eben sehr viel solche Werbung. Ich denke, ein Teil von dem was wir tun und was wir viele Jahre getan haben, besteht darin zu versuchen, das was die Leute darüber wissen zu korrigieren und zu erklären, dass sich die Wirklichkeit von dem Marktgeschrei sehr unterscheidet. Was diese Ackerpflanzen angeht, gibt es zwischen dem Hype und der Wirklichkeit einen sehr großen Unterschied.

Jessica: Im Jahre 2006 klagte Ihr Center gegen die Zulassung von genetisch modifizierter Alfalfa durch die USDA [U.S. Department of Agriculture]. Es gibt sehr viele Gentechnik-Lebensmittel auf dem Markt, warum entschied sich das Center, diesen Fall aufzugreifen?

George: Das ist eine gute Frage. Alfalfa war in vielerlei Hinsicht ein Wechsel zu einer anderen Art von Feldfrüchten, als jene die bisher gentechnisch verändert wurden. Dies stellte eine bedeutende neue Bedrohung für die Umwelt und das Nahrungssystem dar, insofern als dass bisher im Prinzip nur vier Feldfrüchte genetisch modifiziert wurden, Mais, Soja, Raps und Baumwolle.

Alfalfa ist ein anderer Fall. Zu aller erst handelt es sich um eine mehrjährige Feldfrucht, die im Gegensatz zu einer einjährigen Pflanze drei bis acht Jahre wächst. Sie kann in der Natur aus eigener Kraft überleben, wild oder ausgewildert. Deshalb ist sie im Westen Amerikas überall präsent. Wenn Sie da, wo ich wohne, im pazifischen Nordwesten, irgendwo unterwegs sind, wächst da wo sie herum fahren Alfalfa im Straßengraben, auf brachliegenden Feldern, am Straßenrand, bei den Telefonmasten. Es ist außerdem eine von Bienen bestäubte Pflanze. Nun gibt es wilde und gehaltene Bienen und von denen gibt es viele Arten und sie können umher fliegen und Pollen verschiedener Herkunft über große Entfernungen vermischen. Bei Honigbienen können das zehn Kilometer sein, zum Beispiel. Und Honigbienen lesen keine Schilder. Sie vermischen die Pollen der Felder. So besteht nicht nur für die Felder der Landwirte die Gefahr, dass Transgene wandern und es zur Kontamination kommt, es können auch wilde Bestände in der Natur kontaminiert werden, wo Alfalfa Dank der Bestäubung durch Bienen wächst. Das ist eines der Probleme, welches es nur bei Alfalfa gab, im Gegensatz zu den gewöhnlichen Feldfrüchten, die vom Wind bestäubt werden. Die Gefahr der Kontamination war agrartechnisch gesagt eine andere. Ein anderes Problem besteht darin, dass Alfalfa eine Hauptkomponente der Milchwirtschaft ist. Für viele unserer tierhaltenden Betriebe ist es das Hauptfuttermittel, jedoch insbesondere für die Milchviehhaltung, Milch- und Käseproduktion und für die ökologische Landwirtschaft. Dort hat man ein wirkliches Problem, wenn man kontaminierte Alfalfa hat. Dies stellt für die ökologische Milchwirtschaft und für die Milchwirtschaft die gentechnikfrei bleiben möchte eine wirkliche Gefahr dar, weil ihre Hauptfutterquelle mit hoher Wahrscheinlichkeit kontaminiert sein könnte, selbst wenn sie Gentechnik ablehnen. Dann werden ihre Futtermittel, die sie über den Futterhandel beziehen, natürlich diese gentechnisch erzeugte Variante enthalten.

Jessica: Eine andere meiner Meinung nach interessante Geschichte über Alfalfa ist, dass der größte Teil von Alfalfa ohne jegliche Pestizide bestens wächst. Nun wird eine Gen-Alfalfa produziert, die hohe Dosen von Monsantos Roundup Ready Pestizid aushält. Stimmt das?

George: Wie wir wissen, ist es die am viert häufigsten angebaute Feldfrucht des Landes. Es gibt etwa 80 Millionen Quadratkilometer davon. Alfalfa wird in jedem Staat unseres Landes angebaut. Und es ist gemeinhin eine pestizidfreie Frucht. Nur etwa 10 bis 15 Prozent der gesamten Alfalfa, konventionelle und ökologische zusammengerechnet, werden mit Pestiziden angebaut. Die meisten Landwirte nutzen anbautechnische Methoden. Sie vermengen Alfalfa mit Hafer oder irgendetwas anderem, um das Unkraut klein zu halten, anstatt Pestizide zu sprühen. Und deshalb würden die Zulassung und der mögliche Ersatz dieser Methoden durch ein Pestizid förderndes Anbausystem für viele unterschiedliche Ökosysteme eine dramatisch zunehmende Erhöhung der Umweltbelastung durch Pestizide bedeuten. Also anders als andere Feldfrüchte, Soja, Mais und Baumwolle, die im Allgemeinen mehr Pestizide benötigen, braucht dies Alfalfa nicht. Darum ist ihr Ersatz durch ein Pestizid gestütztes Anbausystem nach unserer Ansicht eine große Gefahr für die Umwelt.

Jessica: Deshalb hat es der Alfalfa-Fall 2010 bis zum US Supreme Court geschafft, was im Falle gentechnisch modifizierte Lebensmittel eine Premiere war. Was ist bei der Entscheidung des Gerichts herausgekommen?

George: Der Prozess wurde 2006 eröffnet und Anfang 2007 gewannen wir vor dem Landgericht. Den Landwirtschaftsministerium wurde vom Gericht auferlegt, eine Umweltfolgenabschätzung [EIS/environmental impact statement] vorzubereiten, um die möglichen Umwelt- und sozialökonomischen Folgen von Roundup Ready Alfalfa auf Landwirte und Umwelt abzuwägen, dazu gehörte vieles von dem, über das wir gerade sprachen: Kontamination genauso wie Zunahme des Pestizideinsatzes. Die USDA begann dieses Dokument zu erstellen. Bemerkenswerterweise – während den 15 Jahren, in denen verschiedene Arten dieser genetisch modifizierten Pflanzen zugelassen wurden, hat die USDA niemals zuvor irgendeine Umweltfolgen- abschätzung für irgendeine davon angestellt. So war diese im Alfalfa-Prozess die erste, die sie jemals machten. Und danach wurde sie dazu verdonnert, eine für den Zuckerrüben-Prozess anzufertigen. Leider war das nur die zweite, die sie machten.

Und dann kam im Prozess die Frage auf, was wir in der Zwischenzeit machen sollen, solange die Behörde sich zurück zieht und ihre Hausaufgaben erledigt? Wir argumentierten, dass man den Anbau dieses Zeugs stoppen sollte, dass es nicht erlaubt sein sollte weiterzumachen, bis die Behörde der Anordnung des Gerichts gefolgt ist und diese gründliche Studie durchgeführt hat. Und folglich sollten sie eine neue Entscheidung fällen. Monsanto und die Behörde argumentierten, dass es ihnen erlaubt sein sollte, den Verkauf und Anbau der Pflanze fortzusetzten, auch während die Behörde die Prüfung durchführt. Nach unserer Auffassung spannt man damit den Karren vor das Pferd. Das Landgericht stimmte uns zu und verbot den Anbau und bewahrte den Status Quo. Platt gesagt heißt dies, während die Behörde ihre Untersuchung durchführt, kann nichts weiter geschehen. Diese Entscheidung wurde beim 9. Gerichtsbezirk angefochten und zweimal bestätigt. Und dann ging sie im Jahre 2008/2009 an den Supreme Court.

Der Supreme Court fällte eine interessante Entscheidung, in deren Folge der Anbau von Roundup Ready Alfalfa weiterhin verboten war. Ich denke, die meisten Medien, die darüber berichteten, haben die Geschichte falsch verstanden, nach der es hieß, das Gericht habe das Verbot von Roundup Ready Alfalfa aufgehoben. Der Supreme Court tat nichts dergleichen. Was der Supreme Court sagte war folgendes: das Landgericht hat zwei Abhilfen bereit gestellt, die beide unabhängig voneinander den Anbau dieser Frucht stoppen. Eine nennt sich einstweilige Verfügung, die andere heißt Aufhebung. Der Supreme Court sagte, beide werden nicht zugleich benötigt. Beide zugleich sind ein Übermaß. Einmal genügt. Deshalb hob es einmal auf. Nachdem der Supreme Court seine Entscheidung bekannt gegeben hatte, konnte niemand Roundup Ready Alfalfa anpflanzen, genauso wie es niemand anpflanzen konnte, bevor sie ihre Entscheidung bekannt gaben. So war das ein Sieg für uns, der nur nicht so hieß. Verfahrenstechnisch haben sie etwas aufgehoben, aber das Ergebnis war, dass die Umwelt weiterhin vor Roundup Ready Alfalfa sicher war und dass unsere Landwirte davor sicher blieben. Deshalb waren wir mit dieser Entscheidung und mit diesem Ergebnis sehr zufrieden.

Jessica: Nun, ist es jetzt nicht doch möglich, genetisch modifizierte Alfalfa anzubauen?

George: Jene Entscheidung war im Juni 2010. Bis Ende Herbst war es noch verboten. Was dann geschah war, dass im Dezember 2010 die USDA ihre Studie fertig hatte, zu der sie vom Gericht verpflichtet worden war. Und sie urteilten erneut und unglücklicherweise entschieden sie so, dass nach dem neuen Urteil Roundup Ready Alfalfa wieder angebaut werden darf, selbst nach dem EIS [Umweltfolgenabschätzung s.o.], in welchem alle Umweltbeeinträchtigungen, die wir gerade bezüglich Pestiziden und Kontamination von ökologischem und konventionellem Landbau diskutiert haben, offengelegt wurden. So wurde diese Entscheidung im Januar dieses Jahres getroffen. Also ist es seit Januar 2011 wieder zulässig, Roundup Ready Alfalfa anzubauen. Auf Grund dessen haben wir mit Earthjustice eine neue Klage gegen diese neue Zulassung eingereicht, was wir im März diese Jahres taten.

Jessica: So hat die USDA grundsätzlich zugestimmt, dass es durch Alfalfa Umweltschäden geben wird, hat dann aber trotzdem erlaubt, dass sie angepflanzt werden kann? Hat man dem Anbau irgendwelche Einschränkungen auferlegt?

George: Leider nicht. In ihrer Analyse erwogen sie drei Alternativen. Eine bestand darin, es zu verbieten, den kommerziellen Anbau und Verkauf nicht zu erlauben. Die zweite bestand darin, den Anbau und Verkauf ohne jegliche Einschränkungen zu erlauben. Die dritte war, den kommerziellen Anbau und Verkauf zu erlauben, jedoch mit erheblichen Einschränkungen in Gestalt von Isolations-Abständen zu ökologischen und konventionellen Ackerpflanzen und geographischen Zonen, so dass es Teile verschiedener Staaten gegeben hätte, die frei von Gentechnik gewesen wären, wo man grundsätzlich nichts anbauen darf. Das waren die drei Alternativen und man wählte die zweite ohne jegliche Restriktionen. Wir waren natürlich sehr enttäuscht und wir glauben, dass die Entscheidung aus mehreren Gründen rechtswidrig ist und eine Reihe von Gesetzen verletzt. Es war eine vollständige Kapitulation gegenüber dem Druck der biotechnischen Industrie und dem Druck, den sie auf die USDA ausgeübt haben, diese Entscheidung über die Feiertage [am Jahresende] zu treffen.

Jessica: Im Sinne von lobbyistischen Bemühungen?

George: Massive Summen für die Lobbyarbeit. Land of Lakes, der Eigentümer von Forage Genetics, ein Lizenznehmer für Roundup Ready Alfalfa, hat für Lobbying tonnenweise Geld ausgegeben, Millionen und Millionen von Dollar. Nach unserer Ansicht fanden reichlich politische Aktivitäten statt und der Druck hielt an und das Urteil war ein politisches, das sich weder auf Wissenschaft noch auf Recht stützt.

Jessica: Ich sah, dass einige Gruppen die Bemühungen des Centers im Alfalfa-Prozess unterstützt haben, von der Arkansas Rice Growers Association Vereinigung der Reisbauern in Arkansas] bis zur [Humane Society of the United States [große US-Tierschutzorganisation]. Was ist es, dass in diesen Prozess so viele unterschiedliche Interessen zusammen bringt?

George: Der Supreme Court hat dieses Gerichtsverfahren ins Rampenlicht gerückt und es war der erste Fall dieser Art, der den Supreme Court erreicht hat und insofern wurde ihm als hochgradig umweltbezogener Prozess vor dem Supreme Court große öffentliche Aufmerksamkeit zuteil. Ich denke, es stand ziemlich viel auf dem Spiel, wie es in solchen Fällen immer ist, deshalb wurden die Leute und die Öffentlichkeit darauf aufmerksam. Aber ich denke auch, dass die Menschen die Zusammenhänge zwischen ihrem Lebensmittelsystem und der Umwelt immer mehr erkennen, und wie sich die Art wie sie einkaufen und wie sie leben auf die Umwelt auswirkt und dass die Landwirtschaft von dem, was wir als Natur ansehen, kein getrennter Bereich ist. Dass das alles eher ein ganzheitliches, zusammenhängendes System ist und dass die Art, wie alles besteht, eine ökologische ist. Ich denke, das ist eine wichtige Erkenntnis. Ich denke, in früheren Generationen hatten wir die Auffassung, dass die Landwirtschaft das eine und die Natur, wo wir mit unserer Familie wandern gehen, das andere ist – zwei verschiedene Sachen. Und in der Tat sind diese Dinge weitgehend Teil desselben Ortes und Planeten. Und das geht nun so weit, dass dieser kleine Gentechnik-Prozess ein Mikrokosmos des Paradigmenwechsels ist. Die Menschen bekommen dieses Bewusstsein, besonders was Pestizide angeht. Die Leute verstehen Pestizide. Wenn man den Leuten also erzählt, diese Feldfrüchte fördern Pestizide, verstehen die Leute das und werden sich dessen mehr und mehr bewusst. Das haben wir die letzten Jahre sehr häufig beobachtet, bei allen Verfahren, die wir angestrengt haben.

Die Reisbauern waren eine eigene Geschichte. Sie wurden selbst kontaminiert. Was den Reisbauern widerfuhr war das im Jahre 2006… Wir verkaufen sehr viel Reis nach Japan. Und in Japan werden natürlich wie fast überall auf der Welt gentechnisch veränderte Lebensmittel gekennzeichnet und verboten, wenn sie [nicht gekennzeichnet] über einen gewissen Grad hinaus kontaminiert sind. [GMOs brauchen auch in Japan eine Zulassung.] Nun wurden Reisbauern im Südwesten unwissentlich durch eine Sorte kontaminiert, die an der Louisiana State University in einem Freilandversuch getestet wurde und Japan machte die Grenze für sie zu, schloss ihre Märkte und kappte ihre Geschäftsbeziehungen für zwei Jahre. So verloren während dieser Zeit hunderte und tausende kleiner Familienhöfe die im Süden Reis anbauen ihre Betriebe, ihren Lebensunterhalt und ihr Geschäft. Darum hatten sie natürlich etwas zu sagen, als wir unseren Prozess wegen der Kontamination durch Alfalfa führten. Sie hatten das schon einmal erlebt und sie wollten nicht, dass mit den Leuten dasselbe passiert, die Bio-Alfalfa anbauen oder die Alfalfa exportieren – denn wir exportieren eine Menge Alfalfa nach Übersee und auch in Märkte, die eine Gentechnik-Kontamination nicht tolerieren, Japan inbegriffen.

Jessica: Vor ein paar Monaten habe ich gelesen, dass zur Zeit Landwirte die Biotechnik-Unternehmen wegen dieser gentechnischen Kontamination verklagen, weil sie die Preise ihrer Produkte beeinflusst, wenn sie durch gentechnische Bestandteile verunreinigt sind, egal ob andere Länder ihre Produkte akzeptieren oder nicht. So sieht es also danach aus, als ob etwas in Bewegung käme.

George: Ja, das war eine sehr wichtige Klage, die Anfang dieses Jahres [2011] von der [Public Patent Association]5 eingereicht wurde, eine gemeinnützige Organisation die wegen Patenten von öffentlichem Interesse Prozesse führt. [Anmerkung der Redaktion: Die Gruppe heißt Public Patent Foundation] Einige unserer Mitglieder und Unterstützer sind in diesem Verfahren Kläger. Verfahrenstechnisch sind wir das nicht [sic!]. Wir sind keine Patentanwälte; wir sind Verwaltungs- und Umweltrechtler. Doch es handelt sich um ein wichtiges Verfahren und ich denke, es ist ein berechtigtes Verfahren, weil es dabei um alles oder nichts geht, da Monsanto diese Feldfrüchte patentiert und es zu Kontaminationen kommt und die Natur Wege findet. Ob durch Bienen oder Wind, es kommt zur Vermischung von Pollen und plötzlich ist deren patentierte Pflanze im Feld irgendeines Landwirtes, der das nicht drin haben will.

Nach dem Patentrecht kann der Landwirt, der unwissentlich und unfreiwillig kontaminiert wurde, von Monsanto wegen Patentverletzung belangt werden, da er ihre patentierte Sorte anbaut und ihnen nicht die vertraglich festgelegte Lizenzgebühr für die Samen gezahlt hat. Was diese patentierten Pflanzen anstellen gehört zum Wechsel zu einem industriellen Paradigma, anders als bei einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem-Paradigma – es findet eine Privatisierung eines 10.000 Jahre alten Rechtes statt. Seit 10.000 Jahren haben Bauern ihr Saatgut [durch Einbehalt eines Teils der Ernte] selbst erzeugt. Meine Frau und ich ziehen grüne Bohnen und Kopfsalat oder was es auch immer ist und wir sorgen dafür, dass wir für das nächste Jahr Saatgut haben und wir sähen dies erneut aus. Nun, mit diesen Patentierten Pflanzen kann man das nicht tun. Monsanto wird sie verklagen. Sie müssen jedes Jahr zurück kommen und die jährliche Gebühr bezahlen um von denen neues Saatgut zu erhalten. Nun, genau darum geht es in der Klage, es geht darum, diese Praxis zu stoppen und das Recht der Bauern zu bewahren, ihr eigenes Saatgut zu sichern und nicht von Monsanto wegen Patentverletzung belangt werden zu können.

Jessica: Unter den Konsumenten wächst die Aufmerksamkeit gegenüber genetisch modifizierten Lebensmitteln und wie diese die Umwelt und uns selber beeinflussen. Was können die Menschen in Anbetracht dessen tun, dass die USA ihre Firmen nicht verpflichtet, gentechnische Lebensmittel zu kennzeichnen, um sich diesen möglichst wenig auszusetzen?

George: Das eine, das wir schon unmittelbar erwähnt haben ist, Sie können Produkte aus ökologischem Anbau kaufen oder ihren Landwirt auf dem Markt oder in der Kooperative kennen lernen. Bauen Sie zur Herkunft ihre Nahrung eine persönliche Beziehung auf. Legen Sie sich einen Garten zu. Das ist das Beste, was Sie bezüglich der Herkunft ihrer Nahrung tun können. Das ist eine Möglichkeit, sich wirklich sicher zu sein. Doch was den Einkauf im Laden angeht, bedeutet Bio kein GMO [genetically modified organism]. Nach den nationalen Regelungen für ökologische Standards muss es GMO-frei sind. Also ist das etwas, worauf Sie sich verlassen können.

Aber etwas allgemeiner denke ich, jeder dem an diesem Thema etwas liegt, sollte unbedingt das öffentliche Bewusstsein fördern und auf seine Politiker Druck ausüben, damit wir eine Kennzeichnungspflicht bekommen. Das gehört auch zu dem, wofür sich das Center for Food Safety eingesetzt hat, seit Anfang an ist es eines unserer Ziele, dass die Öffentlichkeit dieses fundamentale Recht hat zu entscheiden, womit man sich selbst und seine Familie ernährt. Und wir sollten eine Kennzeichnung haben und dass wir sie nicht haben, ist ein Fehler. Diese Entscheidung ist wieder eine politische. Es ist eine, welche die Obama-Regierung ändern könnte, wenn der politische Wille da wäre und wenn die Leute laut genug wären. Und wie ich sagte, werden diese Lebensmittel fast überall auf der Welt gekennzeichnet. Und aus diesen Gründen sollten sich die Menschen einmischen, aktiv werden, denn die Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel ist eine lebenswichtige Notwendigkeit.

Autor und Copyright: Earthjustice 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network, Juli 2011

Wir danken Earthjustice, das Transkript eines Podcasts übersetzen zu dürfen. Der Originaltext kann hier nachgelesen und auch angehört werden.

Earthjustice wurde 1971 vom Sierra Club als eigenständige Organisation gegründet und hieß anfänglich Sierra Club Legal Defense Fund. 1997 wurde der Name geändert, um zum Ausdruck zu bringen, dass dieses ‚Anwaltsbüro für Umweltbelange‘ auch andere Organisationen zur Verfügung steht. Es hat sich z.B. für die Rechte der Bewohner von Mossville eingesetzt und arbeitet dort mit MEAN (Mossville Environmental Action Now) zusammen.

Der Sierra Club ist die größte Umweltorganisation der USA und seit 1892 aktiv. Sie wurde von John Muir (1838-1914) gegründet, der als amerikanische Ikone für Naturverbundenheit und Umweltbewahrung gilt.

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