Subject: so wird heute betrogen…

VORSICHT FALLE:

Umweltkranke wurden unfreiwillig Darsteller in einem Werbefilm

Es sollte ein anspruchsvoller TV Beitrag über Elektrosensitivität werden, produziert für das ZDF und ARTE. Aufklärungsarbeit über die Umweltkrankheit Elektrosensitivität geht seit Jahren nur schleppend voran. Wer auf Handystrahlung reagiert, hat im Prinzip keine Lobby. Um Unterstützung zu leisten, erklärten sich zwei elektrosensible Personen bereit, als Fallbeispiele bei den Dreharbeiten in einer Umweltklinik für einen vermeintlichen TV Beitrag mitzuwirken. Kurz darauf mussten die beiden ahnungslosen Umweltkranken feststellen, dass ihre Hilfsbereitschaft missbraucht wurde. Statt in einem anspruchsvollen Fernsehbeitrag bei ARTE und im ZDF, sind sie in einem Werbefilm für ein dubioses Produkt zum Abhalten von Handystrahlung auf YouTube, auf deutscher und englischer Sprache zu sehen. Die Webseite des Vertriebs für das Produkt nutzt den Film ebenfalls. Auf schriftliche Mitteilung, dass man nicht einverstanden sei mit der Verwendung ihrer Interviews, reagierte man einfach nicht.

Elektrosensible als Werbe-Darsteller für einen „eFilter“?

Die beiden Umwelterkrankten fühlen sich betrogen. Der Film war in Süddeutschland in der Spezialklinik Neukirchen gedreht worden. Wer hegt da Zweifel, wenn eine Umweltklinik als Drehort dient und der Klinikleiter einer der Interviewpartner ist? Nie hätte sich die Wissenschaftsjournalistin als Fallbeispiel in einem Werbefilm zur Verfügung gestellt. Zumal der Commercial dem Verkauf eines Plastikplättchens für 19.95€ dient, das angeblich schädliche Handystrahlung abhalten soll. Als die Autorin des Buches „Käufliche Wissenschaft: Experten im Dienst von Industrie und Politik“ letztendlich misstrauisch wurde, war es zu spät. Der professionell gedrehte Film war im Kasten und ist nun auf Deutsch (Vollversion & Kurzversion) und in einer „US-Version“ für jeden im Internet zu sehen.

Umwelterkrankte unwissentlich Darsteller in Werbefilm

Zitat E-Mail Text:

Subject: so wird heute betrogen…(1)

Die E-Mail der Umwelterkrankten – Date: Tue, 21 Jun 2011 05:12:04 EDT

Liebe Leute,

ein Patient aus Wien und ich wurden von einem angeblichen Fernsehteam reingelegt:

Wir haben in einem Interview über unsere Elektrosensibilität berichtet, angeblich für eine Reportage für ZDF und Arte. Weil wir misstrauisch geworden sind, haben wir schriftlich ausdrücklich mitgeteilt, dass wir keine Erlaubnis zur Veröffentlichung für Werbezwecke erteilen und die Aufnahmen dafür nicht verwendet werden dürfen.

Nun sind wir für efilter in youtube aufgetaucht. Vermutlich steckt ein großer Konzern dahinter, dem wir nicht beikommen können.

Auf jeden Fall distanzieren wir uns ausdrücklich von dieser Plakette, die Esmog ohnehin nicht verhindert, was der Mitpatient mit Messungen herausgefunden hat.

xxx

Wissenschaftsjournalistin

Wissenschaftlich erwiesen oder plumpe Bauernfängerei?

Der „eFilter“ für den die beiden Umwelterkrankten zu ahnungslosen Darstellern in einem reinen Werbefilm wurden, ist ein simpler Plastikaufkleber mit einem Zeichen drauf, der angeblich Elektrosmog filtern soll, wenn er auf das Handy geklebt wird.(2)

Der Hersteller wirbt damit, dass es sich um ein „Präventives Gesundheitsprodukt“ handle. In seiner Funktionsweise soll der „eFilter“ als „Transformer“ dienen und „Longitu- dinalwellen / Skalar-Wellen“ abhalten, deren tatsächliches Vorhandensein wissenschaftlich jedoch als keineswegs erwiesen gilt.

Der wissenschaftliche Nachweis für das Plättchen sei mittels Dunkelfeld-Mikroskopie, Vegatest und Bioresonanz erbracht worden, heißt es. In der seriösen Wissenschaft besitzen die angeführten Methoden keinerlei Relevanz.

Das Geschäft mit der Angst

Auf der Vertriebs-Webseite prangt einem in übergroßen, giftgrünen Lettern entgegen: „WHO warnt: Handys können Hirntumore verursachen! Am rechten Webseitenrand wird damit geworben, dass das Produkt aus der Zeitschrift „Stern“ bekannt sei. Dass „Scheibes“ in seiner Stern-Kolumne den „eFilter“ eher als Kuriosität darstellt, scheint nicht zu stören, ganz nach dem Motto „Es steht jeden Tag einer auf, der…“ und den von Scheibes als „stylischen runden Aufkleber mit eingebautem Mikrochip“ kauft, von dem im Boulevardblatt 2009 berichtet wurde.(3)

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. Juni 2011

Literatur:

  1. E-Mail: „Subject: so wird man heute betrogen..“, 21.06.2011
  2. Esowatch, eFilter, 14. Sept. 2010
  3. Stern, Scheibes Kolumne, Gefährliche Handy-Strahlung, 27.11.2009

Weitere CSN Artikel zum Thema Umweltkranke in den Medien:

Umweltklinik bestätigt starken Anstieg von Umweltkrankheiten

Die Umweltklinik in Fall River gilt als einzigartig. Umweltkontrollierte Räumlichkeiten und spezielle Behandlungen für Umweltkranke, Menschen, die auf Spuren von Chemikalien reagieren. Seit 15 Jahren existiert die Umweltklinik und beteiligt sich auch an der Erforschung von Umweltkrankheiten. Das Besondere an dieser Umweltklinik ist, dass sie die erste Klinik für Umweltkranke weltweit war, die durch staatliche Gelder finanziert wurde. Das Nova Scotia Environmental Health Center, unter Leitung des bekannten Umweltmediziners und Wissenschaftlers Roy Fox, konnte sich von Beginn an nicht über Patientenmangel beklagen. Die Zahl der Patienten, die die Umweltklinik konsultieren möchten, wächst stetig, war aus einem Interview in der Halifax News zu erfahren.(1) Die meisten der Patienten leiden unter Multiple Chemical Sensitivity (MCS), Fibromyalgie (FMS) oder Chronic Fatigue Syndrome (CFS)

Andrang sorgt für Wartezeiten in der Umweltklinik

Die Wartezeiten der kanadischen Umweltklinik sind lang. Rund 2000 Patienten jährlich hat man zu verzeichnen. Viele kommen ambulant, um schneller Hilfe zu erhalten. Stationär werden zwischen 400 und 450 Patienten im Jahr aufgenommen. Anfragen aus anderen Ländern können kaum angenommen werden, weil der Bedarf aus den verschiedenen kanadischen Regionen zu groß ist und stetig wächst.

Verschiedene Umweltkrankheiten auf dem Vormarsch

Patienten mit Multiple Chemical Sensitivity (MCS), Fibromyalgie (FMS) und Chronic Fatigue Syndrome (CFS) bilden das Hauptpatientenklientel.

Als die Umweltklinik 1996 eröffnete, seien fast ausschließlich Patienten zur Klinik gekom- men, die auf Stoffe in ihrer Umwelt reagierten und durch Expositionen extrem krank wurden, berichtete die Kliniksprecherin gegenüber der Zeitung. Diese Art Patienten käme noch immer, aber mittlerweile seien Patienten mit Fibromyalgie in der Überzahl.

Erfahrung, Know how, Wissenstransfer

Als die Umweltklinik in den neunziger Jahren eröffnete, waren es vornehmlich chemikaliensensible Patienten gewesen, die sie aufsuchten. Der Sohn des Klinikleiters hatte eine längere Zeit an der bekanntesten Umweltklinik, dem EHC-Dallas, assistiert. Dort war es ihm möglich gewesen, hautnah zu erleben, wie viel Aufwand notwendig ist, um Umweltbedingungen bereitzustellen, die hypersensibilisierten Menschen gerecht werden.

Dänisches MCS Forschungscenter besucht Umweltklinik in Kanada

Nova Scotia Environmental Health Center ist auch unter Wissenschaftlern bekannt. Ärzte und Umweltmediziner aus verschiedenen Ländern sind immer wieder zu Gast. Gerade seien Wissenschaftler aus Dänemark dagewesen, berichtete die Halifax News Anfang Januar 2011. Das Behandlungsmodell sei für die dänische Delegation von großem Interesse gewesen.

Von Arzt zu Arzt, keiner findet die Ursache

Viele Patienten kämen ohne konkrete Diagnose, berichtete die kanadische Kliniksprecherin. Ähnlich wie in Deutschland, existiert auch in Kanada umweltmedizinische Ausbildung an Universitäten noch nicht lange und ist nicht sehr umfassend. In der Umweltklinik in Nova Scotia vergeht in der Regel nicht viel Zeit bis eine Diagnose gestellt ist. Gezielte Untersuchungen, ausgiebige Anamnese und die Ursache ist gefunden. Erhebliche Summen könnten eingespart werden, wenn es genügend Umweltkliniken gäbe, die in der Lage sind, zeitnah qualifizierte Diagnosen zu stellen.

Strenge Umweltkontrolle in der Umweltklinik

Die Klinik ist der Dalhousie University angeschlossen. Kein Besucher darf die Klinik einfach so betreten. Große Plakate klären auf. Niemand darf Parfums, After Shaves oder andere parfümierte Produkte verwenden. Die Schuhe müssen ausgezogen und gegen Einwegüberzieher ausgetauscht werden. All das trägt zum Erfolg der Umweltklinik bei und dazu, dass Patienten in dieser schadstofffrei eingerichteten Umgebung ihre Symptome abbauen können.

Umfassende individuelle Behandlung, der Schlüssel zum Erfolg

Der Behandlungsansatz der Umweltklinik ist ganzheitlich. Verschiedene medizinische Fachrichtungen arbeiten zusammen und bieten für jeden Patienten ein ganz individuelles Therapieprogramm. Sauna, Infusionen, Allergiekontrolle gehören u.a. zu den Bausteinen. Ein großes Augenmerk liegt darauf, dass der Umweltkranke nach dem Klinikaufenthalt in seinem persönlichen Umfeld zurechtkommt. Dafür wird ein individuelles Konzept entwickelt, das dem jeweiligen Patienten ermöglicht, seine Wohnsituation schadstofffrei herzurichten. Steht die Familie und das soziale Umfeld der Umweltkrankheit konträr gegenüber, erhalten Patienten Anleitung, damit besser zurechtzukommen und die Gesamtsituation dergestalt positiv zu verändern, dass sie der weiteren Genesung nicht im Wege steht.

Umweltkrankheiten nehmen weltweit zu

Die Aussage der kanadischen Umweltklinik, dass Umweltkrankheiten zunehmend sind, entspricht Berichten aus den USA, Spanien, Italien, Frankreich, Norwegen, Dänemark, Schweiz, Australien, Neuseeland, Deutschland und einer Reihe weiterer Industrieländer. Die verhaltene Einstellung der Mainstream Medizin und ihr Mauern gegen die Umweltmedizin wird zwangläufig aufweichen (müssen).

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 16. Februar 2011

Literatur:

  • Halifax News, Fall River health clinic seeing more patients than ever, 18. Feb. 2011
  • Environmental Health Centre (NSEHC)

Weitere CSN Artikel zum Thema Umweltkrankheiten:

Nachwort zum Freitod von Heide N.

Erneuter Suizidfall wegen fehlender Umweltklinik und fehlendem MCS-gerechtem Wohnraum

Heide N. hat unter großem Leiden fast ein Jahr in der Umweltabteilung des Fachkrankenhauses Nordfriesland gelebt. Sie litt unter einer schweren MCS. Sie hatte ihren Besitz und ihre Unterkunft als Folge der durch Vergiftungen entstandenen MCS aufgeben müssen. Ihre Tochter zahlte für die Unterkunft in der Umweltklinik in Riddorf bei Bredstedt, ca. 70€ pro Tag, so Heide. Eigentlich hätte sie nur Kost aus biologischem Anbau bekommen müssen. Für einen nicht MCS-Patienten wäre die Unterkunft wohl gut gewesen, aber Heide vertrug es nirgends mehr.

Heide kam aus Österreich, ein Land, in dem MCS wie in Deutschland mit einen ICD-10 Code (T78.4) als körperlich bedingte Krankheit gelistet ist. Es gibt dort keine Umweltklinik, so wie es in den anderen europäischen Ländern ebenfalls keine geeignete Klinik für schwer an MCS Erkrankte gibt. Schließlich musste Heide auch aus der Umweltabteilung weichen, da dort aus Kostengründen verkleinert wurde, so dass für hypersensible MCS-Kranke überhaupt kein Platz mehr verfügbar ist. Um die Klinik aufrecht zu erhalten, wurden dort Spielsüchtige untergebracht. Die Umweltklinik konnte nie richtig verwirklicht werden, da es für Umweltkranke keine Unterstützung wie bei anderen Krankheiten gibt. Erschwerend gibt es auch kaum genügend qualifizierte Ärzte auf diesem Gebiet und die Krankenkassen können wegen kassenrechtlicher Bestimmungen nur selten die richtige Behandlung übernehmen. Heide bekam schwere Medikamente, die eigentlich bei MCS nicht helfen können. Sie wusste nicht mehr weiter, es gab für sie keinen Ausweg, obwohl sie selbst klinische Psychologin war, sie war einfach zu krank.

Schließlich bekam sie eine Wohnung neben dem Haus von Dr. Eberhard Schwarz, dem ehemaligen Leiter der Umweltklinik, ein Psychiater und Umweltmediziner. Er schaute ab und an nach ihr und sah nach dem Rechten. Aber Heide vertrug die Gegend nicht, es wird dort viel Gülle ausgebracht. Mitpatienten wollten ihr helfen, eine neue Wohnung zu finden. Eigentlich konnte man Heide unmöglich in ihrem Zustand alleine in ihrer Wohnung lassen. Da ihr Zustand immer unerträglicher wurde und sie keine geeignete Hilfe bekommen konnte, wählte sie den Freitod. Am 3. August 2010 war in einer kleinen Kirche in Bredstedt die Beerdigung von Heide N.

Es ist traurig, dass es immer wieder so kommen muss, da seit Jahren in unserem hochentwickelten Land unzumutbare Zustände für Umweltkranke herrschen. Nichts wird unternommen, obwohl öffentlich bekannt ist, dass schon mehreren MCS-Kranken nur noch der Suizid als Ausweg blieb. Umweltkranke und Umweltärzte sprachen immer wieder bei Behörden und Politikern vor, um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Nichts wurde unternommen, die Betroffenen werden zwangsläufig ausgegrenzt und haben nur geringe oder keine Lebensqualität mehr.

Ich habe Heide N. gekannt und bin selbst von schwerer MCS betroffen,

Eleonore Heilmann

Weitere CSN-Artikel über die quälende Situation Umweltkranker

Umweltmedizinische Leistungen durch die Krankenkasse erstattet

Arzt und Patient oft hilflos weil Krankenkassen nicht zahlen

Patienten, die an einer Umweltkrankheit leiden, benötigen oft spezifische Diagnostik und ganz spezielle Therapien. Erstattung umweltmedizinischer Diagnostik, fallspezifischer Behandlungen und Hilfsmittel können den Gesundheitszustand des Erkrankten oft stabilisieren und Chronifizierung verhindern.

Thommy’s Blogfrage der Woche

  • Hat Eure Krankenkasse umweltmedizinische Diagnostik übernommen?
  • Wie steht es mit umweltmedizinischen Behandlungen beim Umweltarzt oder einer Therapie in einer Umweltklinik, half Euch die Krankenkasse?
  • Oder bekamt Ihr nur Steine in den Weg gelegt?
  • Musstet Ihr kämpfen um eine Therapie? Vielleicht sogar vor Gericht gehen?
  • Mit welcher Begründung wurden Eure Anträge abgelehnt?
  • Wurden Euch Hilfsmittel wie z.B. Sauerstoffgerät, Luftfilter, Aktivkohlemaske, Spezialbett genehmigt?
  • Wurden Euch in den letzten 12 Monaten Hilfsmittel, umweltmedizinische Diagnostik oder Therapien zugebilligt?

Berichtet uns über Eure Erfahrungen mit der Erstattung umweltmedizinischer Leistungen durch die Krankenkasse.

Die beliebtesten Blogs im Dezember 2009

Top 10 im CSN Blog Dezember 2009

Im Dezember erfolgte im CSN Blog ein öffentlicher Hilferuf für eine MCS-Patientin, die unter völligen Toleranzverlust gegenüber Nahrungsmitteln und Chemikalien leidet. Erschüttert nahmen viele Mitmenschen zur Kenntnis, dass für Umweltkranke in Deutschland keine Klinik existiert, die in der Lage ist, Akutfälle krankheitsgerecht aufzunehmen. Durch den öffentlichen Hilferuf konnte letztendlich ein Platz in einer Umweltklinik für die Hilfe suchende Frau arrangiert werden. Der Hilferuf war der am Häufigsten gelesene Artikel im Dezember und belegte damit den ersten Platz der Top10.

Auf Platz Zwei und Drei gelangten Berichte von Coretta Danzer, einer chemikalien-sensiblen junge Frau, die in der Live Show SternTV mit Günther Jauch aus einem Glaskasten heraus Fragen zum Thema Chemikalien-Sensitivität beantwortete. In den beiden Artikeln berichtet die Tierärztin über ihre Erfahrungen während und nach der Show, als auch zu den Dreharbeiten zur Reportage, die in der Sendung eingeblendet wurde.

Zum Lesen der Top 10, einfach die Artikel anklicken >>>

  1. Öffentlicher Hilferuf für eine MCS-Patientin
  2. Chemikalien-Sensitivität „MCS in SternTV“ Bericht über den Drehtag zur Sendung
  3. SternTV Gast mit Chemikalien-Sensitivität berichtet über ihre Erfahrungen in und nach der Sendung
  4. MCS-Schutzengel Aktion: Weihnachten, es denkt wer an Dich
  5. Bundesministerium für Gesundheit zum aktuellen MCS-Notfall
  6. CSN Silvester-Party
  7. Weihnachtsbäckerei für Allergiker: Kokosmakronen glutenfrei
  8. Wenn die Galle überläuft: Natürliche Hilfe bei Gallensteinen, Gallenkolik & Co
  9. Berufsverband der Umweltmediziner warnt vor Schweinegrippen-Impfstoff bei Patienten mit Umweltkrankheiten
  10. Die letzten Monate im Leben der chemikaliensensiblen Angelika S.

Bundesministerium für Gesundheit zum aktuellen MCS-Notfall

SOS für eine MCS-Patientin

Am 10. Dezember wurde im CSN Blog ein öffentlicher Hilferuf für eine Frau publiziert, die an schwerer MCS – Multiple Chemical Sensitivity erkrankt ist und unter völligem Toleranzverlust gegenüber Nahrungsmitteln und Wasser leidet. Die 44-jährige müsste dringend in einer Umweltklinik mit aufbauenden Infusionen behandelt werden. Der Versuch, in einer normalen Klinik Behandlung zu erhalten, scheiterte an den Chemikalien, mit denen man in einer Klinik unweigerlich konfrontiert wird. Eine Umweltklinik in Süddeutschland offerierte eine außerplanmäßige Aufnahme der Schwerstkranken am 4. Januar, bis dahin ist ihr Leben weiter in Gefahr. Diese untragbare Situation zum Anlass nehmend, schrieb Frau L. am 13. Dezember den Bundesgesundheitsminister an und bat um Unterstützung:

Sehr geehrter Herr Bundesgesundheitsminister Dr. Rösler,

SOS – ich spreche Sie direkt an, weil ich eine unglaubliche Geschichte vorbringen muss. Seit Wochen sucht Geli Hubernagel und ihr Mann verzweifelt nach medizinischer Hilfe. Die 44 jährige Frau hat eine sehr ausgeprägte MCS (multiple chemical sensitivity) und schwerste Reaktionen auf alle Nahrungsmittel. Ihr Zustand verschlechtert sich sehr stark. Selbst das Trinken von kleinen Schlucken Wasser sorgt ebenfalls für schwere Reaktionen.

Trotz großer Bemühungen blieb jeglicher Versuch, medizinische Hilfe zu bekommen, bisher erfolglos. Leider fehlt mir der Kontakt zu Frau Hubernagel, aber Frau Silvia K. Müller leitet das CNS Deutschland (Chemical Sensitivity Network). Sie hält den Internetkontakt mit der Patientin.

In den letzten Monaten haben 2 Frauen, die in ähnlich hoffnungsloser Situation waren, Selbstmord begangen.

Das Bundesgesundheitsministerium antwortete wie folgt:

Sehr geehrte Frau L,

vielen Dank für Ihre Zuschrift vom 13.12.2009, in der Sie die Situation von Frau Hubernagel schildern.

Bitte haben Sie Verständnis, dass der Minister nicht selbst antwortet. Angesichts der vielfältigen Aufgaben unseres Hauses und der damit verbundenen Verpflichtungen von Bundesminister Dr. Philipp Rösler wird er bei der Beantwortung der zahlreich eingehenden Bürgerbriefe durch ein engagiertes Team von Experten unterstützt. Dies kommt den Bürgern in den meisten Fällen in Form einer zügigen Antwort auf ihre Fragen zugute.

Den Erwartungen, die ich Ihrem Schreiben entnehme, kann das Bundesministerium für Gesundheit leider nicht entsprechen. Bedingt durch die Zuständigkeiten und Befugnisse gibt es hier keine Möglichkeit, den dargestellten Sachverhalt zu überprüfen bzw. eine wertende Stellungnahme abzugeben.

Für die Entscheidungen zur Behandlung einer Erkrankung kann man sich an einen Arzt des Vertrauens wenden. Das Bundesministerium für Gesundheit kann keine individuelle Patientenberatung durchführen, keine Auskunft über Verordnungsmöglichkeiten für den konkreten Einzelfall erteilen und auch keine Arztempfehlungen aussprechen.

Individuelle Fragen kann auch eine Krankenkasse beantworten. Allein sie ist rechtlich befugt und in der Lage, verbindlich zu informieren und konkrete Entscheidungen im Einzelfall zu treffen. Krankenkassen haben die Möglichkeit, das Verhalten eines Arztes von der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung überprüfen zu lassen. Falls Sie eine solche aufsichtsrechtliche Überprüfung wünschen, erfahren Sie die Anschrift der zuständigen Aufsichtsbehörde bei der Krankenkasse. Man kann sich gemeinsam mit der Krankenkasse oder auch direkt dorthin wenden.

Wenn jemand  mit der Entscheidung oder dem Verhalten einer Krankenkasse nicht einverstanden ist, steht es demjenigen offen, sich an die zuständige Aufsichtsbehörde zu wenden. Bei bundesunmittelbaren Krankenkassen ist dies das Bundesversicherungsamt, Friedrich-Ebert-Allee 38, 53113 Bonn; ansonsten das jeweilige Sozialministerium des Bundeslandes, das auch die Aufsicht über die Gesundheitsversorgung im jeweiligen Bundesland inne hat.

Dieses Schreiben ist im Auftrag und mit Genehmigung des Bundesministeriums für Gesundheit durch das Kommunikationscenter erstellt worden und dient Ihrer Information.

Mit freundlichem Gruß

Gerlind Nestler

Kommunikationscenter

Bundesministerium für Gesundheit

Aktuelle Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit finden Sie unter: www.bmg.bund.de

Öffentlicher Hilferuf für eine MCS-Patientin

Wir bitten hiermit öffentlich um adäquate medizinische Hilfe für die unter MCS und schwersten Reaktionen auf Nahrungsmittel leidende Angelika Hubernagel aus Essen. Es geht um ihr Überleben. 

Wir sprechen mit unserem Hilferuf insbesondere die zuständigen Behörden, Umweltkliniken, Umweltärzte und die Verbände der deutschen Umweltmediziner an:  

Eine Frau mit MCS ist in höchster Not und brauch adäquate Hilfe 

Seit Wochen suchen Geli H. und ihr Mann verzweifelt nach medizinischer Hilfe. Die 44-jährige Frau hat stark ausgeprägte MCS- Multiple Chemical Sensitivity und schwerste Reaktionen auf nahezu alle Nahrungsmittel. Es hat sich ein völliger Toleranzverlust eingestelllt und geht immer weiter bergab. Im Moment kann sie nur noch gekochtes Rindergehacktes essen. Von allem Anderen bekommt sie trotz Cortison Atemnot, der Hals schwillt zu. Jeglicher Versuch, medizinische Hilfe zu erhalten, blieb bisher erfolglos. Sollte in den nächsten Tagen keine medizinische Hilfe erfolgen, ist mit dem Schlimmsten zu rechnen. 

Schwerste Reaktionen auf geringste Auslöser

Geli kann nicht mehr aus dem Haus gehen, sie ist wegen ihrer Reaktionen auf Chemikalien nur noch in ihrer Wohnung. Der Luftfilter läuft Tag und Nacht. Sie erleidet Erstickungsanfälle, Schwindel, starke Kopfschmerzen, Magenkrämpfe, der ganze Mund-Rachenraum ist nur noch wie rohes Fleisch. Oft läuft ihr Körper nach Aufnahme winzigster Nahrungsmengen 6-7 Stunden später rot an und sie bekommt Atemnot. Das Trinken von kleinen Schlucken Wasser sorgt ebenfalls für Zusammenbrüche.  

Hilfe verzweifelt gesucht

Jörg H. kann nicht mehr zur Arbeit gehen, weil seine Frau ständig schwerste Reaktionen erleidet und rund um die Uhr betreut werden muss. Der Arbeitgeber zeigte bislang Verständnis. Geli wiegt noch 40.8 kg bei 1.63m. Im CSN Forum schrieb ihr Mann einen Hilferuf. 

Die beiden haben durch ganz Deutschland telefoniert, um einen Arzt oder eine Klinik zu finden, die Geli helfen kann. Keiner hält sich für zuständig. Sie erhielten ausschließlich Absagen. Auch die Umweltklinik in Riddorf/ Bredstedt erteilte eine Absage. Der Klinikleiter sagte, frühestens im Januar könne sie vielleicht kommen. Sechs Betten hat die Klinik, den Rest der 21 Betten, die ursprünglich für Umweltpatienten gedacht waren, sind an Spielsüchtige vergeben. 

Die in erreichbarer Nähe des Wohnortes befindliche anthroposophische Klinik Witten-Herdecke erteilte ebenfalls eine Absage. Man ist ausgelastet und hat auch keine Zeit für MCS-Patienten. 

Ein Umweltarzt, der um Hilfe gebeten wurde, ließ wissen, dass er auch nicht helfen könne und es keine Umweltklinik in ihrer Nähe gäbe. Ein anderer führender Umweltmediziner verwies durch eine Mitarbeiterin an eine Hotline, die nur am Wochenanfang erreichbar ist. 

Ein niedergelassener Arzt, den das Ehepaar um Hilfe bat, sagte, es sei eine psychosomatische Behandlung in einer Uniklinik erforderlich. Dass die schwer chemikaliensensible Frau pathologische Laborwerte aufweist, jedoch keine psych-ischen Auffälligkeiten und dass sie überhaupt nicht in der Lage ist, in eine herkömmliche Klinik zu gehen, interessierte nicht. Heute Morgen fuhren Geli und Jörg H. in ihrer Verzweifelung trotzdem in die Uniklinik. Schon vor der Tür erlitt sie schwere Reaktionen auf die Desinfektionsmittel, Parfüms und Duftstoffe, die durch die offene Tür nach außen drangen und den Zigarettenrauch der rauchenden Patienten am Klinikeingang. Sie fuhren wieder nach Hause. Dort ist sie jetzt und keiner weiß mehr weiter.  

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 10. Dezember 2009

MCS-Patientin berichtet über ihre Reise in die Umweltklinik EHC-Dallas

Manuela im EHC bei der Sauerstofftherapie

 

Die Behandlung von Chemikalien-Sensivität (MCS) steckt in Deutschland noch immer in den Kinderschuhen. Keine Umweltklinik in unserem Land ist in der Lage, Patienten, die sich im Hypersensitivitätszustand befinden, auch nur aufzunehmen. Eine Umweltklinik mit angemessener Ausstattung, konsequentem Duftstoff- und Rauchverbot existiert nicht. 

Als Option begeben sich einige MCS-Patienten in die US Umweltklinik von Prof. Dr. William J. Rea, das EHC-Dallas. Manuela ist eine dieser Patientinnen, die eine Behandlung dort durchliefen. Sie berichtete uns vor einigen Wochen über ihren Behandlungsaufenthalt. Er hat ihr gut getan, nur hat sie den dringend Zuhause benötigten Sauerstoff leider noch nicht genehmigt bekommen. 

Nachfolgend berichtet Manuela über den Flug, ihre Erfahrungen mit amerikanischen Patienten und die Kosten, die auf einen zukommen, wenn man einen Behandlungsaufenthalt in der amerikanischen Umweltklinik anstrebt. Anzumerken ist, dass Patienten in einem fragilen Zustand nur mit Begleitung, mit Sauerstoffversorgung und Rollstuhlservice fliegen können. 

Wer Teil I von Manuela’s Bericht verpasst hat:

Erfahrungen einer MCS-Patientin in der Umweltklinik EHC-Dallas   

Erfahrungen bei Flug und Aufenthalt

Wer nicht fast am Ende seiner Kräfte ist, kann den Flug auch allein bewältigen. Die Fluglinie sollte vorher befragt werden, ob sie Pestizide in den Passagierraum sprüht. Ich bin mit American Airlines geflogen und hatte damit keine Probleme. 

Nach Möglichkeit organisiere man sich einen Platz hinter einer Trennwand. Dadurch wird vermieden, dass jemand vor einen mit einer „Parfümwolke“ sitzt. Auch wer allein fliegt, sollte eine Begleitperson bis zum unmittelbaren Abflug bei sich haben, denn das Bewegen des Gepäcks und das Finden des konkreten Terminals kann sehr anstrengend und belastend sein, wenn man sich nicht auf dem Flughafen auskennt. Die kühlen Temperaturen in den Flugzeugen sollten nicht unterschätzt werden. Eine warme Jacke sollte immer in greifbarer Nähe sein, auch wenn es draußen heiß ist. Das trifft auch später für den Aufenthalt im Hotel und der Klinik zu. Bei der Rückkehr aus dem je nach Jahreszeit sehr heißen Texas sollte unbedingt bedacht werden, dass es in Deutschland empfindlich kühl oder sogar kalt sein kann. Ebenfalls sollte die Atemschutzmaske immer sofort parat sein.

 Wer weiter vom Flughafen entfernt wohnt und ein Reisebüro für seinen Flug bemüht, dem kann es passieren, dass die Fluglinie die Zugfahrt zum und wieder vom Flughafen nach Hause nach dem Rückflug finanziert. Dafür erhält man einen Schein, auf dem eine Reservierungsnummer für das Zugticket abgedruckt ist. Diese Nummer muss am Fahrkartenautomaten (die mit dem Display, wo mit einer EC-Karte bezahlt werden kann) eingetippt werden. Danach wird das Zugticket kostenfrei ausgedruckt. Wir kannten uns damit nicht aus und bemerkten diesen Sachverhalt erst 15 Minuten vor der Zugabfahrt… 

Der Flug selbst war zwar sehr lang und da ich während des Fluges nicht schlafen konnte, war mir auch langweilig, aber ich hatte ihn besser überstanden, wie ich gedacht hatte. 

Fleißige Helfer zuhause

So angenehm es auch sein mag, dass der Ehepartner beim Flug und während des Behandlungszeitraumes in Dallas ist, was sicher vieles erleichtert, so war ich doch froh, dass mein Mann zu Hause geblieben war. Vieles bekommt man erst im EHC zu erfahren und ich konnte meinen Mann viele „Aufträge“ telefonisch mitteilen, was in der Zwischenzeit zu Hause alles erledigen werden sollte und musste. Das beginnt bei der Organisierung von genau den Biolebensmitteln, die man nach der Rückkehr als erstes essen darf (in Großstädten mag das kein Problem sein, in Klein- und Mittelstädten schon), das geht weiter mit vielen Dingen, die die Wohnung in einem cleanen Zustand versetzen soll und die man für die Weiterbehandlung zu Hause braucht (wer schon lange Zeit an MCS leidet und erst später fliegt, für den wird das kein Thema mehr sein) und hört bei bestimmten Vorarbeiten auf, damit möglichst schnell bestimmte Ärzte, Behörden usw. aufgesucht werden können, zwecks weiterer Krankschreibung, Anträge bei Arbeitsämtern, der ARGE usw.  

Mein Mann hatte z.B. während der Zeit meines Aufenthaltes fast die gesamte Wäsche mit viel Natron, duftfreien Waschmitteln und Essig als Spülmittel gewaschen, um die Wäsche duftfrei zu bekommen, er wischte die Schränke mit Natronlauge und Essigwasser aus, um die Schränke selbst von den sehr hartnäckigen Duftstoffen zu befreien. Er baute eine Heimsauna, versiegelte ausdünstende Holz und Spanplattenmöbel, machte bestimmte Wandabschnitte schimmelfest, kaufte und installierte Auftischwasser- und Duschfilter, organisierte die erwähnte Biokost und vieles andere mehr. 

Wer verständnisvolle Eltern, Schwiegereltern, erwachsene Kinder usw. hat, für den mag das alles kein Problem sein und er kann seinen Partner getrost mitnehmen. Es ist aber auch eine Kostenfrage bezüglich des Fluges, der Unterbringung und der Verpflegung. Da die Biokost nicht billig ist, kann das für vier Wochen schon ins Gewicht fallen. Ich konnte einiges an Geld sparen, indem ich ab der zweiten Woche mir ein Zimmer mit einer anderen Patientin teilte. Das eingesparte Geld konnte ich dringend für die Behandlung gebrauchen. 

ALGII-Bezieher wissen, dass sie nur 3 Wochen Urlaubsanspruch haben, sich aber dennoch für den gesamten Zeitraum von meist mindestens vier Wochen abmelden und nach der Rückkehr wieder anmelden müssen.  

Erfahrungen mit amerikanischen Mitpatienten 

Grundsätzlich muss ich sagen – auch wenn wir Deutsche das nicht gern hören: Die Amerikaner sind erheblich herzlicher, freundlicher und hilfsbereiter wie wir Deutsche. Wenn ich einmal nicht wusste, wie ich von der Klinik zurück zum Hotel kommen sollte, wurde ich ohne viel Aufsehens mit in das Hotel genommen. Ebenso, wenn ich mal in die Stadt zum Einkaufen wollte. Als ich nicht wusste, wie ich die restlichen Medikamente, die bis zum Abflug nicht fertig werden würden, nach Deutschland bringen sollte, bot sich sofort ein Amerikaner an, diese nach Wien zu schicken, wo er Freunde hatte. Von dort hätte ich sie mir abholen können. Eine schwer elektrosensible und MCS-kranke Frau fragte, sobald sie mich sah, wie es mit ginge und bot ihre Hilfe an, um mit Dr. Rea bezüglich eines wichtigen Attestes für mich zu reden. 

Eine schwer krebskranke Amerikanerin schenkte mir, einfach so, einen Luftionisator, den man um den Hals hängen kann, für 190 Dollar und bot mir an, für mich Lebensmittel zu kaufen, nachdem ich im Scherz sagte, ich habe bald kein Geld mehr, um mir Lebensmittel zu kaufen, weil die Behandlung so teuer ist. 

Die Amerikaner halten uns Deutsche für streng, mit relativ wenig Humor. Unsere Regeln erlauben kaum Toleranz. Wenn sie einem helfen wollen, fragen sie nicht – wie bei anderen Aufgaben – warum dies nicht möglich sein könnte, sondern wie es trotz Probleme geschafft werden könnte. Insgesamt gesehen nehmen die Amerikaner alles lockerer wie wir Deutsche. Besonders Kinder, die in den USA aufgewachsen sind, aber deutsche Eltern haben, finden diese Strenge der Deutschen anstrengend. 

Kosten, die man einplanen muss

Wer eine Behandlung im EHC-Dallas plant und anschließend die Behandlung zu Hause weiterführt und teilweise auch Veränderungen an seiner Wohnung vornehmen muss, sollte für folgende Kosten eine Planung vornehmen: 

Flug und was man sonst so alles braucht:

  • Flug, Taxikosten in Dallas und in Deutschland
  • Flugtaugliche Koffer und andere Reiseutensilien
  • Reisehaarföns und Steckdosenadapters
  • Kühltaschen und Kühlpacks für den langen Transport von Medikamenten 

Notwendiges vor Ort

  • Duftfreie Wasch- und Spülmittel, Waschlotionen u.a. Körperpflegemittel (geht auch im EHC)
  • Bio-Lebensmittel, man muss sich selbst verpflegen
  • Leihwagen oder Taxikosten, falls kein Shuttleservice genutzt wird
  • Unterbringung in einem speziellen cleanen Klinik-Hotel (in Dallas)
  • Waschen von Wäsche im Hotel 

Kosten für Behandlung und Hilfsmittel während der Behandlung im EHC

  • Ärztliche Sprechstunden
  • Beratungskosten für den Ernährungsberater
  • Laborkosten für Immunstatus, Schwermetall- und Chemikalienbelastung
  • Sauerstofftherapie
  • Therapeutischer Besuch der Sauna für die Entgiftung, Massage
  • Keramikmaske mit einem Gaspuffersystem für die Sauerstofftherapie
  • Atemschutzmaske gegen Chemikalien, Duftstoffe und Feinstaub
  • Nährstoffe
  • Allergietests
  • Herstellung von Vaccinen 
  • Herstellung und Austestung des individuellen Immunregulationsmittels ALF. Herstellung und Austestung der individuellen Antigene zur Desensibilisierung. Desinfektionstücher, Einwegspritzen, etc. 
  • Erstellung des ärztlichen Abschlußberichtes (erfolgt erst 4-5 Wochen nach der Behandlung im EHC-D)  

Mögliche Kosten Zuhause

  • Wasserfilter für die Wohnung
  • Duschfilter zur Beseitigung des Chlors und für einen auch für Warmwasser geeigneten Carbon-Duschfilters
  • Versieglungsmaterial, um die Ausdünstungen von Holz- und Spannplattenmöbel zu unterbinden
  • Ev. Materialien zur Sanierung der Wohnung, z.B. Luftentfeuchter
  • Natron für therapeutische Entgiftungsbäder und zur Beseitigung von Duftstoffen und Chemikalien aus der Wäsche
  • Kosten für das mehrmalige Waschen der gesamten Haushaltswäsche, um sie von Duftstoffen und Chemikalien clean zu bekommen (falls nicht schon geschehen)
  • Bau oder Kauf einer Heimsauna, für die weiterführende tägliche therapeutische Saunasitzung zur Entgiftung
  • Energiekosten für die tägliche Saunasitzung
  • verträgliche Bionahrungsmitteln für die tägliche Ernährung
  • Spezielle Leuchtmittel, weil der Elektrosmog der Energiesparlampen oft nicht vertragen wird und das Risiko einer Quecksilberbelastung zu hoch ist
  • Luftreiniger
  • Weiterführende Sauerstoffbehandlung in Deutschland, falls die Krankenkassen das nicht übernehmen (dürfte meistens der Fall sein)

 

Autor: Manuela für CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. Nov. 2009 

Teil I von Manuelas Bericht:

Erfahrungen einer MCS-Patientin in der Umweltklinik EHC-Dallas

Weitere Informationen über die Behandlung im EHC Dallas:

Aufruf zur Hilfe: Umwelterkrankte wurden innerhalb weniger Monate zum Notfall

Hilfe - HELP

 

Aufruf zur Hilfe: Drei Umwelterkrankte brauchen dringend Hilfe zum Überleben

 

Wieder drei Notfälle, Menschen die unter Chemikalien-Sensitivität (MCS) leiden und niemand fühlt sich für sie verantwortlich. Die drei Schwerkranken brauchen umgehend eine schadstofffreie Unterkunft. Der Wohnraum, in dem sie bislang lebten, ist nicht mehr zu tolerieren für sie. Sie wurden Tag für Tag kränker. Das ist typisch für Menschen mit Chemikalien-Sensitivität im Endstadium, der Körper beginnt dann auf immer mehr zu reagieren, die Toleranz gegenüber ihrer Umwelt und Nahrungsmitteln sinkt und der Aktionsradius schmilzt gleichzeitig. Jetzt halten sich die drei kranken Menschen weitgehend draußen auf, aber die Witterung lässt dies nicht mehr lange zu. Was dann? In Vergangenheit sahen mehrfach ebenfalls schwer an Chemikalien-Sensitivität (MCS) Erkrankte nur noch den Suizid als Ausweg. 

Notfall Nr. 1

Einer der drei Notfälle, eine Frau, wurde nun von einer anderen schwerkranken, ebenfalls hochgradig chemikaliensensiblen Frau aufgenommen. Um dort bleiben zu können, musste sie ihrem Mann die Kleidung und das Bettzeug wieder mitgeben, alles war zu kontaminiert von Holzschutzmitteln und verursachte Reaktionen bei der Frau, die ihr Asyl gewährt. Ein Pullover und eine Jogginghose aus ihrem eigenen Bestand ist nun die einzige Kleidung, die vorhanden ist. Eine Rollmatratze, die von der Frau mitgebracht wurde, musste ebenfalls entsorgt werden, nun schläft sie ohne alles auf dem Boden. Sie friert und zittert den ganzen Tag. Etwas Neues kaufen ist schwer, sie toleriert nur Kleidung aus Bio-Baumwolle, die schon häufig gewaschen wurde. In diesem Asyl kann sie auch nicht länger als bis zum Wochenende bleiben, weil sie mittlerweile den nahegelegenen Wald (eine natürliche Schimmelquelle und den Holzgeruch, Terpene) auch nicht mehr toleriert. Ihr Mann ist körperlich am Ende, weil er tagsüber hart arbeitet und seine Frau wochenlang nachts in den Wald gefahren hat, damit sie für kurze Zeit beschwerdefreier war, bis auch das nicht mehr half. 

Notfall Nr. 2

Ein junger Mann konnte ebenfalls für ein paar Tage bei der netten Frau Asyl erhalten. Jetzt ist er wieder in seinem Apartment, das er nicht toleriert. Vorgestern kollabierte er in seinem Bad, stürzte dabei und verlor rund einen halben Liter Blut. Jetzt sucht er verzweifelt eine kleine Unterkunft, in der er sich erholen und wieder zu Kräften kommen kann. In den letzten beiden Monaten hat er 5 kg an Gewicht verloren, weil er zur Chemikalien-Sensitivität erschwerend kaum noch Nahrung toleriert. 

Notfall Nr. 3

Der dritte Notfall ist eine Frau von 50 Jahren, die ihr Haus wegen Belastung nicht mehr bewohnen kann. Auch sie ist verzweifelt auf der Suche nach einer Unterkunft, weil sie es draußen nicht mehr schafft. 

Keiner der drei Notfälle bekam adäquate medizinische Behandlung die stabilisierte, alle drei bemühten sich über ihre Kräfte hinaus darum. Für alle drei Notfälle sehen die nächsten Wochen düster aus. Was noch ernüchternder ist, sie sind keine Einzelfälle.   

Thommy’s MCS Blogfrage der Woche: 

  • Wer ist zuständig für diese Menschen, die sich nirgendwo in Innenräumen mehr aufhalten können, weil sie durch Chemikalien so hypersensibel wurden, dass sie jetzt auf alles reagieren? 
  • Wieso gibt es in Deutschland immer noch keine Umweltklinik, die für solche schweren MCS Notfälle bereitsteht? 
  • Warum gibt es keine Klinik mit adäquater Infrastruktur und Umweltbedingungen, die auch von Hypersensiblen vertragen wird? Eine Klinik mit konsequentem Duftstoff- und Rauchverbot, mit schadstofffreier Ausstattung. 
  • Ist es akzeptabel, dass Schwerkranke in der Natur vegetieren müssen und andere Schwerkranke helfen müssen, weil sich niemand sonst zuständig fühlt?

 

Realistisch betrachtet rechnen wir nicht mit offizieller Hilfe, deshalb ein Aufruf, ein Appell: 

Wer weiß rasche Hilfe, Rat oder eine Unterkunft für diese drei chemikalien- und elektrosensiblen Menschen in Not? Wer kann organisieren helfen? 

 

MCS-Kranken eine Stimme geben: Mia’s Fall

Zerstörte Existenz durch Pestizide

Zerstörte Existenz durch Pestizide

Mia war Lehrerin und kann heute wegen ihrer Chemikalien-Sensitivität (MCS) nicht mehr arbeiten. Sie wurde durch Chemikalien im eigenen Haus krank. Beim Gesundheitsamt wurde sie nicht ernst genommen und sogar verbal angegriffen. Geholfen hat ihr natürlich niemand.

„Sehr schlimm war für mich, als mich die damalige Amtsärztin unseres „Gesundheitsamtes“ hier im Emsland fertigmachte, nachdem ich 4 Wochen in der damaligen Umweltklinik in Inzell/Bayern erfolgreich verbracht hatte. Ich hatte einen regulären Termin bei ihr, nachdem ich (nach 4jähriger, nachgewiesener Intoxikation mit Insektizidstäuben in unserem Wohnhaus) aus Gesundheitsgründen meinen Beruf im Schuldienst nicht mehr ausüben konnte und freiwillig aufgegeben hatte.

Diese Klinik hatte mir endlich geholfen und ich sah Perspektiven für meine Zukunft. Der Bericht aus Inzell hatte klar die allergologischen, immunologischen und andere Gesundheitsschäden definiert.

Die Amtsärztin, als Aufsichtsperson über den bei uns eingesetzten Schädlingsbekämpfer, der uns genau von dieser Behörde empfohlen worden war, schrie mich an, was mir einfiele, ihr so einen Bericht vorzulegen. Zitat: „Sie schminken sich nicht und essen wohl nur Körner, Sie gehören wohl zu den Grünen!“ Damit war für Frau Dr. G…berg das Thema Gift in unserem ganzen Haus und meine schwere Erkrankung erledigt.

Genau diese Personen sind es, die diese Vergiftungen nicht weitermelden, weil sie ihre eigene Verantwortung fürchten oder ihr gutes Verhältnis zur Firma des Kammerjägers nicht belasten wollen. An diesen Personen scheitert schon die Aufklärung über Umweltkrankheiten und ihre Ursachen.

In meiner Personalakte, die ich, leider erst Jahre später, einsah, hieß es dann. Zitat:“ Frau ….. ist sich der Ursache Ihrer Erkrankung selber nicht bewusst.“ Eine glatte Lüge. Bis dahin hatte sich Frau „Dr. G…berg“ längst versetzen lassen und damit vom Acker gemacht. Dass für mich und meinen Mann damals wieder eine Welt zusammenbrach, nachdem wir gerade Haus und Hab und Gut (alles war kontaminiert) verloren hatten, interessierte sie keine Spur.“

Fakt ist, dass bei Mia die Erkrankung diagnostiziert und definitiv vorhanden war. Durch die jahrelange Giftbelastung im Haus war sie empfindlich auf Chemikalien geworden. Das hatte nichts mit ihrer Einstellung oder mit Angst vor Chemikalien zu tun. Die Aussage der Amtsärztin war also ausschließlich als Beleidigung gedacht und hatte keinen Bezug zur Realität.

Mias Fall ist kein Einzelfall. Es würde Behörden Geld kosten, wenn sie anerkennen, dass Menschen durch Chemikalien krank werden und dann nicht mehr arbeiten können. Das scheint auch den einzelnen Personen in den Behörden klar zu sein. Sie machen kranke Menschen systematisch fertig.

Autoren: Amalie und Mia, CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. Oktober 2009

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