Archiv der Kategorie ‘Allergien‘

Vitamin C hilfreich für Kinder mit Asthma

Positive Wirkung von Vitamin C bei Kindern mit Asthma nachgewiesen

Ob und wie sehr Vitamin C bei Kindern mit Asthma hilft, ist abhängig von deren Alter, ihrer Exposition gegenüber Schimmelpilzen oder Feuchtigkeit in ihrem Schlafzimmer und von der Schwere ihres Asthma, laut einer wissenschaftlichen Studie, die in der Fachzeitschrift „Clinical and Translational Allergy“ veröffentlich wurde.

Vorschläge, dass Vitamin C in der Behandlung von Asthma von Vorteil sei, reichen bis in die 1940er Jahre zurück, aber die Erkenntnisse aus kontrollierten Studien waren widersprüchlich.

Dr. Mohammed Al-Biltagi von der Tanta Universität in Ägypten und Harri Hemila von der Universität Helsinki in Finnland untersuchten die Wirkung von 0,2 Gramm Vitamin C pro Tag bei 60 asthmatischen Kindern im Alter von 7 bis 10 Jahren. Die Wirkung von Vitamin C auf das forcierte exspiratorische Volumen pro 1 Sekunde (FEV1) wurde durch das Alter und die Belastung durch Schimmelpilze oder Feuchtigkeit verändert. Bei den jüngeren Kindern, im Alter von 7,0 bis 8,2 Jahre, ohne Einwirkung von Schimmelpilzen oder Feuchtigkeit, erhöhte die Vitamin-C-Gabe die FEV1-Ebene um 37%. Bei den älteren Kindern im Alter von 8,3 bis 10 Jahren und einer Exposition gegenüber Schimmelpilzen oder Feuchtigkeit in ihrem Schlafzimmer von länger als einem Jahr vor Studienbeginn, erhöhte Vitamin C die FEV1 Niveau nur um 21%.

Die Wirkung von Vitamin C auf die Asthma-Symptome änderte sich durch das Alter und mit der Schwere der Asthmasymptome. Bei jüngeren Kindern im Alter von 7,0 bis 8,2 Jahre mit leichten Asthma-Symptomen wurde der größte Nutzen von Vitamin C festgestellt. Bei älteren Kindern im Alter von 8,3 bis 10 Jahren, bei denen schwere Asthmasymptome vorlagen, war der Nutzen von Vitamin C am geringsten.

Dr. Al-Biltagi und Hemila kamen durch ihre Forschungsergebnisse zu der Erkenntnis, dass es starke Hinweise gibt, dass die Wirkung von Vitamin C bei asthmatischen Kindern heterogen ist. Die Wissenschaftler vertreten die Auffassung, dass es wichtig ist, weitere Studien durchzuführen, um ihre Ergebnisse zu bestätigen und die Gruppen von Kindern genauer zu identifizieren, die den größten Nutzen von Vitamin C-Supplementierung hätten.

Autor:

University of Helsinki, Vitamin C may be beneficial for asthmatic children, Aug. 30, 2011

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

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Waschmittel mit Duft setzen gefährliche Chemikalien frei

Die umsatzstärksten Flüssigwaschmittel und beduftete Trocknertücher enthalten schädliche Chemikalien, von denen zwei als krebserzeugend eingestuft sind

Die Wissenschaftlerin an der University of Washington, die chemische Detektivarbeit geleistet hat, um heraus zu bekommen, was in parfümierten Verbraucherprodukten enthalten ist, hat ihre Aufmerksamkeit nun auf jene parfümgeschwängerte Luft gelenkt, die aus den Abluftschläuchen der häuslichen Waschtechnik weht.

Forschungsergebnisse, die in der 4. Augustwoche 2011 im der US-Zeitschrift ‚Air Quality, Atmosphere and Health‘ veröffentlicht wurden belegen, dass die Abluft von Geräten, in denen die am Markt erfolgreichsten Flüssigwaschmittel und Trocknertücher mit Duft zum Einsatz kommen, gefährliche Chemikalien enthält, von denen zwei als krebserregend eingestuft sind.

„Dies ist eine interessante Quelle für Umweltbelastung, da es für das, was aus den Abzügen der Wäschetrockner kommt, absolut keine Vorschriften gibt und es nicht erfasst wird“, sagte die Hauptautorin Anne Steinemann, eine Professorin der University of Washington für Umwelttechnik und öffentliche Angelegenheiten. „Wenn das Zeug aus einem Schornstein oder Auspuff käme, gäbe es Vorschriften, doch wenn es aus einem Wäschetrockner kommt, gibt es diese nicht.“

Die Studie stützt sich auf eine frühere Forschungsarbeit, in der untersucht wurde, welche Chemikalien von Waschmitteln, Lufterfrischern, Reinigungsmitteln und anderen parfümierten Verbraucherprodukten abgegeben werden. Die Hersteller müssen die Inhaltstoffe von Düften und Waschmitteln nicht angeben.

Für die Studie, die sich mit den Chemikalien befasste, welche mit der Wäschetrockner-Abluft freigesetzt werden, kauften die Forscher zunächst vorgespülte Bio-Baumwollhandtücher. Sie baten zwei Wohnungseigentümer, mit ihren Waschmaschinen und Trocknern auszuhelfen, reinigten das Innere der Geräte mit Essig und ließen ganze Waschgänge nur mit Wasser [ohne Waschmittel] durchlaufen, um möglichst viele Rückstände zu entfernen.

In der einen Wohnung ließen sie einen normalen Waschgang laufen und analysierten die Abluft in drei Durchlauf-Varianten: einmal ganz ohne, einmal mit der führenden parfümierten Waschmittelmarke und schließlich sowohl mit dem Waschmittel, als auch mit der führenden Marke parfümierter Trocknertücher. Ein in die Abluftöffnung gesteckter Kanister fing die Abluft bei jedem Durchgang 15 Minuten lang auf. Danach wiederholten die Forscher die Prozedur mit einer anderen Waschmaschine und einem anderen Trockner in der zweiten Wohnung.

Die Analyse der eingefangenen Gase ergab, dass aus dem Abzug mehr als 25 flüchtige organische Bestandteile kamen, dazu gehörten sieben gefährliche Luftschadstoffe. Davon sind zwei – Acetaldehyd und Benzol – von der amerikanischen Umweltschutzbehörde als krebserregender Stoff klassifiziert, für welche die Behörde keine unbedenklichen Grenzwerte festgelegt hat.

„Die Erzeugnisse können nicht nur die persönliche Gesundheit beeinträchtigen, sondern auch die allgemeine, und die Umwelt. Die Chemikalien können in die Luft und über den Abfluss in die Gewässer gelangen“, sagte Steinemann.

Die Forscher schätzen, dass in der Region von Seattle, wo die Studie durchgeführt wurde, die von dieser Waschmittelmarke verursachten Acetaldehyd-Emissionen drei Prozent der gesamten Acetaldehyd-Emissionen des Straßenverkehrs entsprechen. Die Belastung durch die fünf beliebtesten Marken würde, so schätzen sie, etwa 6 Prozent der Acetaldehyd-Emissionen von Autos gleich kommen.

„Wir richten sehr viel Aufmerksamkeit darauf, wie man den Ausstoß von Schadstoffen durch Autos reduziert“, sagte Steinemann. „Und hier haben wir eine Schadstoffquelle, die verringert werden könnte.“

Auf der Internetseite des Forschungsprojektes findet man unter anderem Leserbriefe, in denen über gesundheitliche Auswirkungen parfümierter Verbraucherprodukte berichtet wird. Steinemann sagt, dass die Berichte der Leute über durch die Abluft der Trockner ausgelösten Gesundheitsbeschwerden sie zur Durchführung dieser Studie motiviert haben.

Steinemann empfiehlt, Waschmittel ohne irgendein Geruch oder Duftstoff zu verwenden.

Lisa Gallagher und Amy Davis von der University of Washington und Ian MacGregor vom Battelle Memorial Institute waren als weitere Autoren der Studie beteiligt.

Autor: Hannah Hickey, University of Washington

Literatur:

Ann Steinemann, Lisa Gallagher, Amy Davis, Ian MacGregor, University of Washington, Scented laundry products emit hazardous chemicals through dryer vents, Aug. 24, 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

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Das Leben eines Teenagers nach einer Impfung

Rollstuhl, MCS, CFS – Folgen eines Impfschadens

Der Beginn von Laura’s Leidensgeschichte begann am 27.9.2005 mit Impfungen gegen Hepatitis A & B und Influenza. Zuvor war sie eine kerngesunde, lebensfrohe Jugendliche, die täglich viel Leistungssport (Leichtathletik, Joggen, Fitnesstraining) machte, sich mit Freunden traf und erste Pläne für Ihre Zukunft schmiedete.

Impfschäden gibt es nicht?

Die ersten Symptome nach der Impfung waren hohes Fieber bis 40 Grad, starke Kopfschmerzen und Schwäche. Unser Hausarzt überwies Laura dann in das örtliche Krankenhaus, um eine Hirnhautentzündung auszuschließen. Leider wurde im Krankenhaus keine Lumbalpunktion vorgenommen und auch weitere Untersuchungen wurden nicht erbracht mit der Begründung, „Impfschäden gibt es nicht“.

Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide

2006 – Allerdings verschlechterte sich Lauras Zustand immer weiter. Innerhalb von 9 Monaten entwickelten sich immer mehr neurologische und motorische Ausfallerscheinungen und wir suchten einen Neurologen auf, der eine Lumbalpunktion vornahm und feststellte, dass sich ein chronischer Entzündungsprozess im Nervensystem gebildet hatte, der fortan mit Cortison behandelt wurde. Zu dem Zeitpunkt litt Laura unter unerträglichen Kopf- und Muskelschmerzen. Nachdem sie mittlerweile 1 Jahr krankgeschrieben war, begann Laura im Sommer 2006 die 11. Klasse der Oberstufe eines Fachgymnasiums für Gestaltung. Schnell stellte sich heraus, dass ein regelmäßiger Besuch der Schule kaum möglich war, weil Laura immer schwächer wurde und die Zusammenbrüche sich häuften. Daraufhin stellten wir beim Versorgungsamt einen Antrag auf Anerkennung eines Impfschadens. Dieser wurde sofort abgeschmettert und wird bis heute vor Gericht verhandelt.

Schulbesuch nicht mehr möglich

2007 – Trotz aller Widrigkeiten schloss sie die 11. Klasse mit 1,3 ab und wurde in die 12. Klasse versetzt. Das große Problem war, dass Laura bis dato immer kränker wurde und keiner den wirklichen Grund kannte. Die Ärzte führten es zwar auf die Impfung zurück, was genau im Körper aber ausgelöst wurde, war noch ein Rätsel. In der 12. Klasse bekam Laura dann das Fach „Freie Malerei“, indem mit Öl- und Acrylfarben gearbeitet wurde. Schon in der ersten Stunde brach Laura komplett zusammen und unser Hausarzt vermutete zum ersten Mal, dass eine Allergie gegen Chemikalien der Grund sein könnte. Fortan war an einen Schulbesuch nicht mehr zu denken und Laura musste alle Aufgaben und Unterlagen von zu Hause aus selbst erarbeiten. Durch Zufall hörten wir dann von dem Umweltmediziner Dr. Bartram, der die Diagnose bestätigte, MCS – Multiple Chemical Sensitivity und CSF – Chronic Fatique Syndrom nach einer Impfung. Endlich wurden wir ernst genommen und der Krankheit wurde ein Name gegeben.

Hilflos ans Bett gefesselt

2008 – Ende des Schuljahres war Laura nicht mehr in der Lage, ohne Hilfe im Alltag zurechtzukommen und war größtenteils ans Bett gefesselt. Die Schule weigerte sich, Laura die Fachhochschulreife abzunehmen und ein Kampf mit der Schule und der Landesschulbehörde begann. Zum Schluss konnten wir uns durchsetzen und eine neutrale Lehrerin von einer fremden Schule wurde beauftragt, Laura zu Hause die Prüfungen abzunehmen. Das Ergebnis war das jahrgangsbeste Zeugnis. Leider war klar, dass Laura die 13. Klasse auf einem Kunstgymnasium mit dieser Erkrankung nicht mehr schaffen würde. Allerdings verweigerten ihr andere Schulen den Zutritt in die 13. Klasse, weil sie nicht am Unterricht teilnehmen würde und keiner ihr zutraute, das Abitur ohne Lehrer und Hilfe zu bewältigen.

Eltern konnten nur noch hilflos zuschauen

2009/2010 – In dieser Zeit mussten wir miterleben, wie es unserer Tochter immer schlechter und schlechter ging. Unser Hausarzt kam, und kommt bis heute, 2-3-mal wöchentlich und in Notfällen und legt Infusionen. Zusätzlich suchten wir den Umweltmediziner Dr. Bückendorf auf, der weitere Untersuchungen durchführte und uns ebenfalls den Impfschaden mit anschließender MCS bestätigte. Ein Antrag auf Schwerbehinderung wurde gestellt und man speiste uns 2010 mit 30% und einer Gleichstellung als Schwerbehinderte ab. Ein Widerspruch unsererseits wurde abgelehnt. Seitdem wird auch dies vor Gericht verhandelt.

Schule zuhause

Nach einem 2 jährigen Kampf mit der Landesschulbehörde hatten wir dann die Erlaubnis, dass Laura von zu Hause aus die 13. Klasse beginnen durfte. Da allerdings auch die Lehrer nicht an den Erfolg glaubten und MCS für etwas ganz absonderliches hielten, wurden ihr im gesamten 1. Halbjahr keine Lehrmaterialien und keine Stoffverteilungspläne zur Verfügung gestellt. Im Dezember schaltete sich dann nach unserem Bitten die Lehrerin ein, die damals Laura die Prüfungen abgenommen hatte und erzwang die Herausgabe des Unterrichtsstoffes.

Völliger Zusammenbruch

2011 – Im Januar kam dann der völlige Zusammenbruch. Laura lag wochenlang in einem komaähnlichen Zustand, war nicht ansprechbar und wurde von der Pflegeversicherung in Pflegestufe 2 eingestuft. Als endlich eine kleine Besserung eintrat, waren es nur noch 4 Wochen bis zu den Abiturprüfungen. Vom Bett aus lernte sie dann, soweit ihre Kräfte es zuließen, und tatsächlich hat sie alle schriftlichen Prüfungen von zu Hause aus abgelegt- mit Erfolg.

Ein Leben wie unter Quarantäne

Laura hat nach wie vor hohe Giftbelastungen im Körper, die trotz Entgiftungsinfusionen stetig steigen. (u.a. starke Vergiftungen gegen Blei, Quecksilber, Palladium, Aluminium, Kupfer, Pestizide, PAK’s etc.) Es wurde eine Mitochondriopathie, Muskel- und Nervenschäden, CFS, FMS und Allergien gegen viele Nahrungsmittel festgestellt. Das Zimmer, in dem sie lebt, ist gefliest, gekalkt und unmöbliert. Wir als Familie haben Sachen für zu Hause und extra Sachen, die nur außerhalb des Hauses getragen werden. Wenn wir zu Laura wollen, müssen wir vorher duschen um keine Chemikalien mit „einzuschleppen“. Eine Fortbewegung, zum Beispiel zur Toilette, ist nur noch im Rollstuhl möglich und mit großen Schmerzen in den Muskeln und Gelenken verbunden. Laura hat schreckliche Angst zu verarmen und sich später mit Hartz 4 nicht ernähren zu können.

Die Hoffnung auf Besserung schwindet

Nachdem es seit 6 Jahren von Monat zu Monat schlechter wird, wird es immer schwerer, an eine Besserung zu glauben. Am Wochenende hatte Laura wieder über Stunden hinweg starke Krampfanfälle und mehrmals täglich musste der Arzt kommen.

Zusammenhang zwischen der Impfung und MCS glasklar

Mittlerweile wurden auch noch der Internist und Umweltmediziner Dr. Kersten und der Neurologe Dr. Binz hinzugezogen. Beiden war der Zusammenhang zwischen der Impfung und MCS glasklar, ebenso wie einer mitbehandelnden Allgemeinmedizinerin. Ebenfalls hat sich jetzt auch der örtliche Amtsarzt auf unsere Seite gestellt und bestätigt den Zusammenhang und tritt für MCS ein. Daraus ergibt sich, dass 7 Ärzte vor Gericht bescheinigen, dass Laura unter einem Impfschaden leidet. Jedoch scheint dies zurzeit weder die Behörden noch das Gericht zu beeindrucken.

Sportmediziner mit Begutachtung der Intoxikation beauftragt

Die gutachterliche Stellungnahme von der Gegenseite brachte als letztes zum Ausdruck, dass es sich hier um eine Einzelmeinung handelt. Deshalb suchen wir dringend weitere Fälle und Ärzte, die diesen Zusammenhang bestätigen. Laura hat nie in eine Rentenkasse oder in eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung eingezahlt und ist deshalb darauf angewiesen, den Prozess zu gewinnen, weil sie dadurch eine lebenslange Rente vom Versorgungsamt erhält. Im Fall des Schwerbehind- ertenausweises haben wir vor 2 Wochen einen Brief vom Versorgungsamt erhalten, indem der Gutachter von der Gegenseite, ein Sportmediziner, schreibt, MCS sei psychosomatisch, jeder MCS Patient würde sich einer psychiatrischen Behandlung verweigern. Als „Beweis“ schickte der Sportmediziner etliche Fachartikel von Psychologen mit, die belegen sollten, dass MCS eine psychische Erkrankung ist. Die stichhaltigen Schreiben der Fachärzte wurde mit keinem Wort erwähnt.

Autor: Silke Teichmann für CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. August, 2011

Wer wurde ebenfalls chemikaliensensibel in Folge einer Impfung?

Laura und ihre Eltern suchen Kontakt zu MCS-Kranken, die ebenfalls durch eine Impfung chemikaliensensibel wurden oder deren MCS sich durch eine Impfung ganz erheblich verschlechterte. Kontakt via Kommentar oder csn.deutschland@gmail.com

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Airline zahlt Passagier 50.000€ Schadensersatz wegen Pestiziden an Bord

Lebensbedrohliche Asthmaattacke im Flugzeug ausgelöst durch Permethrin

Ein irischer Geschäftsmann erlitt während einem Air France Flug eine schwere allergische Reaktion, weil die Airline das Pestizid Permethrin an Bord versprühte. James Lapham verklagte die Air France und erhielt, wie in der irischen Zeitung Independent zu lesen war, erstmalig weltweit 50.000 Euro Schadensersatz. Der Asthmatiker habe den Zwischenfall knapp überlebt und sei jetzt nach acht Monaten noch immer in medizinischer Behandlung.

Pestizide gehören häufig zum Alltag an Bord

Das Versprühen von Pestiziden in Flugzeugen ist nichts Ungewöhnliches. Aus Hygienegründen und weil befürchtet wird, dass Schädlinge eingeschleppt werden, verlangen viele Länder das Versprühen von Pestiziden. Gewarnt wird der Passagier in der Regel nicht. Die Dunkelziffer von Passagieren, die während eines Fluges gesundheitliche Beschwerden aufgrund der Pestizide an Bord erlitten, dürfte hoch sein. Airlines weltweit haben wegen des Gerichtsurteils nun die Befürchtung, dass dieser Fall ein Präzedenzfall darstellen könne, auf den sich Passagiere, die Beschwerden erlitten, berufen könnten.

Ein deutscher Rechtsanwalt hatte im Jahr 2008 einen Prozess gegen Air France geführt. Auch er hatte gesundheitliche Beeinträchtigungen durch das Versprühen von Pestiziden an Bord erlitten. Die Airline versagte ihm die Auskunft, welches Pestizid zum Einsatz gekommen war. Das Frankfurter Landgericht fällte im Dezember 2008 ein Urteil, das dem Anwalt zumindest zur Hälfte Recht gab.

Noch größere Sorge, als solche Einzelfälle unter den Passagieren, bereitet den Airlines Klagen von Flugpersonal, das durch Pestizide an Bord erkrankte und sich den aktuellen Fall zu Nutze machen könnte.

Asthmaattacke durch Pestizide

Der Independent schreibt, dass James Lapham sich auf einem Rückflug von Rabat nach Dublin befand, als sich der Zwischenfall ereignete. Er sei erst zehn Minuten an Bord gewesen, als sich Atembeschwerden einstellten. Die Flugbegleiterinnen hatten Permethrin, ein neurotoxisches Pestizid, in der Flugkabine versprüht, berichtet der Irische Independent. Permethrin gehört zu den Pyrethroiden, und ist ein Pestizid, das dafür bekannt ist, u.a. allergisches und nicht allergisches Asthma auszulösen. Auf Flügen in die USA ist Permethrin verboten, weil das Pestizid von der EPA seit 1997 als krebserregend eingestuft ist.

Notlandung wegen Reaktion eines Asthmatikers auf Pestizid

Der irische Geschäftsmann reagierte so heftig auf das Permethrin, dass die Flugbegleiter ihm Sauerstoff verabreichen mussten. Die Invention reichte nicht aus, der Zustand des Asthmatikers verschlechterte sich weiter und das Flugzeug musste eine Notlandung in Marokko einlegen. Der Geschäftsmann wurde mit dem Rettungswagen in ein Hospital gebracht, wo er mit Cortison stabilisiert wurde. Im Independent stand zu lesen, dass der Mann zwar wieder arbeiten könne, aber immer noch auf medizinische Behandlung angewiesen sei.

Krank durch Pestizide im Flugzeug – Kein Einzelfall

Der irische Geschäftsmann James Lapham ist kein Einzelfall. Insbesondere Flugpersonal, das auf Langstreckenflüge in heiße Regionen eingesetzt wird, klagt bereits seit Jahren über die Anwendung von Pestiziden und die gesundheitlichen Folgen durch die toxischen Chemikalien. In verschiedenen Ländern sind Prozesse anhängig und Flugpersonal hat sich seit Jahren international organisiert.

James Lapham berief sich am Irischen High Court auf die Montreal Konvention. Passagiere können unter dieser Konvention maximal 100.000€ Schadensersatz erhalten, der Ire erhielt die Hälfte, 50.000€. Ob weitere Fälle anerkannt werden, lässt sich nicht voraussagen, denn noch berufen sich Airlines darauf, dass Permethrin eine Empfehlung der WHO besitzt, obwohl sich die wissenschaftlichen Studien über die Gesundheitsschädlichkeit des neurotoxischen Pestizids mehren.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. August 2011

Literatur:

Independent, Airline pays out €50,000 in pest-killer spray case, August 09, 2011

Weiterführende Informationen

Kontaktstelle für Betroffene: Aerotoxic Association

Hamburger Klinikum kann ab sofort MCS-Patienten und Umweltkranke aufnehmen

Schadstoffkontrollierte Krankenzimmer

Endlich gibt es in Deutschland ein Krankenhaus, das über speziell eingerichtete schadstoff- und allergenkontrollierte Krankenzimmer verfügt. Jahrelang haben vor allem an MCS Erkrankte um Krankenzimmer gebeten, die den besonderen Bedürfnissen dieser Patientengruppe wenigstens annähernd gerecht werden. Jetzt gibt es drei „Umweltbetten“, für ganz Deutschland. Wenngleich dies zu wenig ist und die Klinik im Norden von Deutschland nicht für jeden der Erkrankten erreichbar, ist es ein großer Fortschritt.

Umweltkontrollierte Krankenzimmer in Hamburger Klinikum

Im März 2011 hatte ein Hamburger Klinikum angekündigt, dass man im fertiggestellten Klinikneubau zwei Krankenzimmer einrichte, die für die besonderen Bedürfnissen von Umweltkranken und Multiallergikern geeignet wären. Bis die Klinik signalisieren konnte, dass die mit viel Sorgfalt ausgebauten Zimmer Patienten aufnehmen können, vergingen weitere vier Monate. Die beiden Umweltkrankenzimmer sind ein Hoffnungsschimmer für Chemikaliensensible aus ganz Deutschland. Leichte bis mittelschwere Fälle können sich in der Hamburger Klinik Operationen, medizinischen Eingriffen und spezieller Diagnostik unterziehen.

Umweltkranke können nun ins Krankenhaus

Seit Mitte Juli 2011 ist das Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg (DKH) in der Lage die drei Betten der beiden „Umweltzimmer“ mit MCS-, Umweltpatienten und Multiallergikern belegen zu können. Der Umweltzimmerbereich gehört zur Abteilung der Inneren Medizin in dem seit Februar geöffneten herkömmlich erbauten Regelklinikum mit 360 Betten.

Nähere Einzelheiten:

Hamburger Krankenhaus bietet Zimmer für Patienten mit MCS und Umweltkrankheiten

Kriterien zur Aufnahme im Umwelt-Krankenzimmer

Das DKH ist ein Klinikum, das viele verschiedene Fachbereiche abdeckt und an dem auch Operationen durchgeführt werden. Es handelt sich nicht um eine Umweltklinik und es werden keine umweltmedizinischen Therapien oder Behandlungen durchgeführt, sondern schulmedizinische Interventionen, die auf die jeweilige medizinische Indikation hin ausgerichtet werden. Das Klinikpersonal, mit dem die Umweltpatienten in Kontakt kommen, ist speziell geschult, vermeidet es Duftstoffe zu benutzen und ist bestrebt, den umweltkranken Patienten im Rahmen des Machbaren zu helfen.

Ärztliche Krankenhauseinweisung erforderlich

Zur Aufnahme in den „Umweltzimmern“ benötigt der Patient eine hausärztliche Krankenhauseinweisung. Der Patient oder der einweisende Arzt ruft in der Zentrale des DKH unter Tel: 040-79020-0 an und lässt sich zum Bettenmangement durchstellen. Dort wird der Einweisungsgrund genannt und erklärt, dass ein MCS-, Umweltpatient oder Multiallergiker eine Unterbringung in den „Umweltzimmern“ wünscht. Für die Aufnahme muss der Patient einen ärztlichen Nachweis vorlegen, der ihn als MCS- und Umweltpatient/Multiallergiker ausweist, z. B. ein MCS-Pass oder ärztlicher Befund. In den „Umweltzimmern“ sollen nur Patienten mit umweltbezogenen Erkrankungen als Nebendiagnose aufgenommen werden.

Belegung der Umwelt-Krankenzimmer

Da das DKH mit der Versorgung von MCS-, Umweltpatienten und Multiallergikern Neuland betritt, sollten gerade die Patienten der ersten Wochen dies bedenken, falls am Anfang nicht gleich alles reibungslos funktioniert. Um diese Anfangsphase so unproblematisch wie möglich zu gestalten, ist höchste Kooperation von allen Beteiligten gefragt. Die Hamburger SHG MCS & CFS hält es von daher auch in der Anfangsphase für sinnvoll, wenn nicht die empfindlichsten MCS-Patienten als erstes aufgenommen werden, so lange bis Erfahrungsberichte vorliegen. Diese Vorgehensweise ermöglicht, dass unvorhersehbare Probleme beseitigt werden können. Die Mitarbeiter des DKH sind motiviert, den Umweltpatienten den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und bitten ausdrücklich um Anregungen und Verbesserungsvorschläge.

Umweltbetten müssen ausgelastet sein

Der Erfolg des Projektes hängt u.a. von der Belegung der Betten ab. Die Hamburger SHG für MCS & CFS teilt deshalb mit, dass für ein dauerhaftes Belegen der Betten mit Umweltpatienten eine ausreichende Nachfrage notwendig ist. Selbsthilfegruppen für MCS und CFS Kranke, Organisationen für Allergiker und Ärzteverbände sind daher aufgerufen ihre Mitgliedern über die Hamburger Umweltzimmer im Agaplesion Diakonieklinikum und die medizinischen Möglichkeiten des Klinikums zu informieren.

Selbsthilfegruppe unterstützt bei Fragen

Die Hamburger SHG Umweltkrankheiten MCS & CFS bietet an, Fragen zu den „Umweltzimmern“ von akut krankenhausbedürftigen MCS- und Umweltpatienten/ Multiallergikern oder bereits aufgenommener Patienten zu beantworten. Es sei darauf hingewiesen, dass die Organisatoren der Selbsthilfegruppe ebenfalls erkrankt sind und aufgrund der eigenen begrenzten Leistungsfähigkeit Anfragen vornehmlich unter der Faxnummer 040-63975226 oder per E-Mail unter shg-umweltkrankheiten-hh@gmx.de entgegennehmen. In sehr dringenden Fällen kann die Selbsthilfegruppe auch telefonisch unter 040-6300936 erreicht werden.

Kooperativ dem Pilotprojekt zum Erfolg verhelfen

Die Hamburger Umwelt-Krankenzimmer sind die Ersten ihrer Art in Deutschland, das bedeutet, in der Anlaufphase ist höchste Kooperation eines der wichtigsten Kriterien um dem Pilotprojekt zum Erfolg zu verhelfen. Die SHG Umweltkrankheiten MCS & CFS – Hamburg ist sehr auf die Erfahrungen von Patienten der „Umweltzimmer“ angewiesen, um deren Verbesserungsvorschläge und Eindrücke mit dem DKH zu besprechen und bittet nach dem Aufenthalt in den „Umweltzimmern“ um Rückmeldung. Konstruktives Feedback von Patientenseite wird mithelfen, dass dieses Projekt für Umweltkranken aus ganz Deutschland im Falle der Notwendigkeit eines Krankenhausaufenthaltes eine Perspektive wird.

Patienteninformation: Patienteninfo für MCS- und Umweltkranke / Multiallergiker

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 23.07.2011

Literatur:

Weitere CSN-Artikel zum Thema:

Genfood als Marketingstrategie für Pestizide

Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel ist eine lebenswichtige Notwendigkeit

Auf dem Boden der Tatsachen: Fragen und Antworten mit CFS-Anwalt George Kimbrell (audio podcast)

Jessica Knoblauch von Earthjustice unterhält sich mit George Kimbrell vom Center for Food Safety [CFS/Initiative für Lebensmittelsicherheit]. Kimbrell wirkt zurzeit als ergänzend hinzugezogener Anwalt in den von Earthjustice angestrengten Prozessen zu gentechnisch veränderten Zuckerrüben und Luzernen [Alfalfa] mit. 2006 klagte das CFS gegen die Zulassung von genmanipulierten Luzernen durch das amerikanische Agrarministerium (USDA), ein Verfahren, das schließlich beim US Supreme Court ankam und zu einem [Anbau-] Verbot der genmanipulierten Feldfrucht führte.

Transkript des Interviews:

Jessica Knoblauch: Das Center for Food Safety arbeitet als Organisation daran, die Gesundheit der Menschen und die Umwelt zu schützen, indem es gegen schädliche Lebensmittelherstellungsmethoden vorgeht. Was genau macht gentechnisch veränderte Lebensmittel so gefährlich?

George Kimbrell: Sie gehören zum industriellen Paradigma, zu den Systemen industrieller Lebensmittel. Gerade jetzt gibt es in unserem Land ein Erwachen für Nachhaltigkeit und Landwirtschaft und die Menschen erkennen die Vorzüge, welche Bio, lokal und von Menschen produziert bieten. Gentechnisch entwickelte Lebensmittel stehen für eine fabrikmäßig betriebene Landwirtschaft, was genau das Gegenteil dieser Philosophie ist. Außerdem denke ich, dass die Menschen den Zusammenhang zwischen unserem Nahrungsmittelsystem und der Umwelt verstehen und auch, wie das, was wir essen, mit der Art, wie wir auf diesen Planeten leben, zusammenhängt und welche Folgen das hat.

Um Ihre Frage noch genauer zu beantworten denke ich, muss die Antwort doppelt ausfallen. Zuerst unter gesundheitspolitischen Aspekten. Dies ist eine neue Technologie und es wird mit unserer Gesundheit ein anhaltendes Experiment unternommen, leider. Im Grunde genommen sind weitaus mehr Fragen offen als dass wir wüssten, welche Folgen gentechnisch veränderte Lebensmittel möglicherweise für die menschliche Gesundheit haben. Man nimmt die Gene von Arten, die sich in der Natur nie kreuzen könnten und kreuzt sie mit sehr entfernten Arten. So nimmt man z.B. das Gen von einer Flunder und baut es mit Hilfe einer Gen-Kanone in eine Tomate ein, um sie gegen Kälte widerstandsfähiger zu machen. Ein Flunder und eine Tomate kommen in der natürlichen Welt niemals zueinander. Das ist etwas völlig anderes als konventionelle Zucht, wenn man zwei Getreidesorten mit der Absicht kreuzt, verschiedene Eigenschaften des Getreides zu verbessern. Das ist der erste fundamentale Unterschied.

Gerade aus diesen Gründen ist dies eine Art permanentes Experiment mit der Bevölkerung. Und auch, weil wir leider keine Deklarationspflicht haben. Von möglichen toxischen Gefahren oder Gesundheitsgefährdungen, die sich daraus ergeben könnten, bekommen wir nichts mit. Zwei Drittel der Welt kennzeichnet gentechnisch veränderte Lebensmittel. Was dies angeht, sind wir ein echter Sonderfall und wir lassen unserer Bevölkerung nicht die Wahl, die Herkunft [ihrer Nahrung] auszuwählen. Außer Sie kaufen aus biologischem Landbau; das ist die einzige Möglichkeit sicher zu sein, da im biologischen Landbau genetisch veränderte Lebensmittel nicht zulässig sind.

Ich bin Anwalt, deshalb liegen wissenschaftliche und gesundheitliche Fragen gewissermaßen außerhalb meines Fachgebietes, doch ich weiß, dass es neuartige Probleme mit Allergien gibt. Dies gehört zu den am häufigsten aufgeworfenen Fragen. Oder anderes gesagt, wenn Sie beispielsweise auf Fisch allergisch reagieren und ich verkaufe Tomaten und Sie wissen nicht, dass die Tomate von mir ein gentechnisches Produkt ist, können Sie durch deren Verzehr eine sehr schwere allergische Reaktion erleiden, weil sich darin eine transgene Substanz von einer Art befindet, auf die Sie allergisch reagieren, ohne dass Sie dies nachvollziehen können. Das ist nur ein Beispiel.

Aber ich denke, das wichtigste, was Ihre Leser und die Öffentlichkeit wissen sollten ist, dass wir keine unabhängige Prüfung dieser Lebensmittel durch unsere Behörden haben. Monsanto und die anderen Unternehmen, die sie herstellen, sind zu sogenannten freiwilligen Rücksprachen mit der amerikanischen Lebens- und Arzneimittelbehörde [FDA] angehalten. Hinter verschlossenen Türen unterrichten sie die FDA über die Untersuchungen, welche sie zu den Lebensmitteln durchgeführt haben. Und mehr nicht. Die FDA erlaubt sie entweder ohne weiter Fragen zu stellen oder sie tut es nicht, dabei hat sie noch nie eines auf dem Markt nicht erlaubt. Und das ist alles. Die Untersuchungen werden nicht veröffentlicht. Es handelt sich um vertrauliches Geschäftswissen. Die FDA macht keine eigenen Untersuchungen, es gibt keine unabhängigen Untersuchungen oder irgendetwas dieser Art. So liegen sie in den Verkaufsregalen und wir essen sie. Das ist das, was zur menschlichen Gesundheit zu sagen ist.

Wie Sie vermutlich wissen, geht es dem Center for Food Safety in seinen Gerichtsverfahren überwiegend um die Folgen, welche dieses industrielle System auf die Umwelt hat. In diesen Verfahren geht es darum, warum der Anbau dieser Feldfrüchte die Umwelt schädigt, um die sich auch die Menschen Sorgen machen. Die Menschen möchten etwas essen, das die Umwelt nicht schädigt, dass nachhaltig hergestellt wird. Das wichtigste, was sie wissen müssen ist, dass es sich bei dieser Technologie um ein One-Trick-Pony handelt [ein Pony, das nur eine Nummer kann]. Diese Ackerpflanzen dienen dazu, den Verkauf von Pestiziden anzukurbeln. Darum sind die Unternehmen die sie entwickeln, die nebenbei bemerkt Chemiekonzerne sind, die Pestizide herstellen, Monsanto, Syngenta, Bayer, DuPont und Dow Chemical, dieselben. Darum können diese Unternehmen von ihren Hauptprodukten mehr verkaufen, mehr Pestizide. Eines können sie wirklich sehr gut, die Pflanzen gegen Pestizide widerstandsfähig machen. Sie helfen uns nicht, die Welt zu ernähren, es gibt keine, welche die Erträge erhöhen oder uns helfen, die Hungernden zu ernähren. Sie helfen uns nicht, etwas gegen den Klimawandel zu tun, keine von ihnen sind gegen Dürren resistent oder tolerant und sie helfen uns nicht, etwas für die Umwelt zu tun. Sie erhöhen lediglich den Verbrauch von Pestiziden. Das ist ihr einziger Zweck.

Jessica: Es gibt sehr viele falsche Vorstellungen, welche die Leute von gentechnisch veränderten Lebensmitteln haben. Sie erwähnten etliche davon, dürre-resistent, nährwerthaltiger. Kommt dies einfach nur davon, weil die Unternehmen sie so vermarkten? Sind diese falschen Vorstellungen so entstanden?

George: Um es zu wiederholen, die gängigen Mythen sind jene, über die wir gesprochen haben. Der erste ist, dass es sich um dasselbe wie konventionelle Züchtung handelt. Dem ist nicht so. Es ist etwas grundlegend anderes. Ein Flunder und eine Tomate kommen in der Natur nicht zusammen. Das zweite Missverständnis ist, dass ausgerechnet diese Feldfrüchte für den Konsumenten, für die Öffentlichkeit, für die öffentliche Gesundheit oder für die Landwirte Vorteile bieten. Diese gibt es nicht. Es ist im Grunde genommen eine misslungene Technologie. Monsanto und die anderen, welche sie bewerben, haben diese Pflanzen patentiert und sie dienen größtenteils nur einem Zweck.

Warum gibt es überall diese falschen Vorstellungen über nicht eingehaltene Versprechungen? Eine gute Frage! Ich denke, die allumfassende Antwort ist Geld. Es geht hier um sehr mächtige Unternehmensgebilde, die hunderte Millionen Dollar ausgeben, um unsere Regierung mit Lobbyarbeit zu beeinflussen – und wahrscheinlich noch mehr für Werbung. Wenn Sie NPR [National Public Radio] hören, hören Sie irgendwann „Präsentiert für Sie von Monsanto“. Sie sind mit ihrer Reklame allgegenwärtig. Da wartet noch viel Arbeit auf uns. Es gibt eben sehr viel solche Werbung. Ich denke, ein Teil von dem was wir tun und was wir viele Jahre getan haben, besteht darin zu versuchen, das was die Leute darüber wissen zu korrigieren und zu erklären, dass sich die Wirklichkeit von dem Marktgeschrei sehr unterscheidet. Was diese Ackerpflanzen angeht, gibt es zwischen dem Hype und der Wirklichkeit einen sehr großen Unterschied.

Jessica: Im Jahre 2006 klagte Ihr Center gegen die Zulassung von genetisch modifizierter Alfalfa durch die USDA [U.S. Department of Agriculture]. Es gibt sehr viele Gentechnik-Lebensmittel auf dem Markt, warum entschied sich das Center, diesen Fall aufzugreifen?

George: Das ist eine gute Frage. Alfalfa war in vielerlei Hinsicht ein Wechsel zu einer anderen Art von Feldfrüchten, als jene die bisher gentechnisch verändert wurden. Dies stellte eine bedeutende neue Bedrohung für die Umwelt und das Nahrungssystem dar, insofern als dass bisher im Prinzip nur vier Feldfrüchte genetisch modifiziert wurden, Mais, Soja, Raps und Baumwolle.

Alfalfa ist ein anderer Fall. Zu aller erst handelt es sich um eine mehrjährige Feldfrucht, die im Gegensatz zu einer einjährigen Pflanze drei bis acht Jahre wächst. Sie kann in der Natur aus eigener Kraft überleben, wild oder ausgewildert. Deshalb ist sie im Westen Amerikas überall präsent. Wenn Sie da, wo ich wohne, im pazifischen Nordwesten, irgendwo unterwegs sind, wächst da wo sie herum fahren Alfalfa im Straßengraben, auf brachliegenden Feldern, am Straßenrand, bei den Telefonmasten. Es ist außerdem eine von Bienen bestäubte Pflanze. Nun gibt es wilde und gehaltene Bienen und von denen gibt es viele Arten und sie können umher fliegen und Pollen verschiedener Herkunft über große Entfernungen vermischen. Bei Honigbienen können das zehn Kilometer sein, zum Beispiel. Und Honigbienen lesen keine Schilder. Sie vermischen die Pollen der Felder. So besteht nicht nur für die Felder der Landwirte die Gefahr, dass Transgene wandern und es zur Kontamination kommt, es können auch wilde Bestände in der Natur kontaminiert werden, wo Alfalfa Dank der Bestäubung durch Bienen wächst. Das ist eines der Probleme, welches es nur bei Alfalfa gab, im Gegensatz zu den gewöhnlichen Feldfrüchten, die vom Wind bestäubt werden. Die Gefahr der Kontamination war agrartechnisch gesagt eine andere. Ein anderes Problem besteht darin, dass Alfalfa eine Hauptkomponente der Milchwirtschaft ist. Für viele unserer tierhaltenden Betriebe ist es das Hauptfuttermittel, jedoch insbesondere für die Milchviehhaltung, Milch- und Käseproduktion und für die ökologische Landwirtschaft. Dort hat man ein wirkliches Problem, wenn man kontaminierte Alfalfa hat. Dies stellt für die ökologische Milchwirtschaft und für die Milchwirtschaft die gentechnikfrei bleiben möchte eine wirkliche Gefahr dar, weil ihre Hauptfutterquelle mit hoher Wahrscheinlichkeit kontaminiert sein könnte, selbst wenn sie Gentechnik ablehnen. Dann werden ihre Futtermittel, die sie über den Futterhandel beziehen, natürlich diese gentechnisch erzeugte Variante enthalten.

Jessica: Eine andere meiner Meinung nach interessante Geschichte über Alfalfa ist, dass der größte Teil von Alfalfa ohne jegliche Pestizide bestens wächst. Nun wird eine Gen-Alfalfa produziert, die hohe Dosen von Monsantos Roundup Ready Pestizid aushält. Stimmt das?

George: Wie wir wissen, ist es die am viert häufigsten angebaute Feldfrucht des Landes. Es gibt etwa 80 Millionen Quadratkilometer davon. Alfalfa wird in jedem Staat unseres Landes angebaut. Und es ist gemeinhin eine pestizidfreie Frucht. Nur etwa 10 bis 15 Prozent der gesamten Alfalfa, konventionelle und ökologische zusammengerechnet, werden mit Pestiziden angebaut. Die meisten Landwirte nutzen anbautechnische Methoden. Sie vermengen Alfalfa mit Hafer oder irgendetwas anderem, um das Unkraut klein zu halten, anstatt Pestizide zu sprühen. Und deshalb würden die Zulassung und der mögliche Ersatz dieser Methoden durch ein Pestizid förderndes Anbausystem für viele unterschiedliche Ökosysteme eine dramatisch zunehmende Erhöhung der Umweltbelastung durch Pestizide bedeuten. Also anders als andere Feldfrüchte, Soja, Mais und Baumwolle, die im Allgemeinen mehr Pestizide benötigen, braucht dies Alfalfa nicht. Darum ist ihr Ersatz durch ein Pestizid gestütztes Anbausystem nach unserer Ansicht eine große Gefahr für die Umwelt.

Jessica: Deshalb hat es der Alfalfa-Fall 2010 bis zum US Supreme Court geschafft, was im Falle gentechnisch modifizierte Lebensmittel eine Premiere war. Was ist bei der Entscheidung des Gerichts herausgekommen?

George: Der Prozess wurde 2006 eröffnet und Anfang 2007 gewannen wir vor dem Landgericht. Den Landwirtschaftsministerium wurde vom Gericht auferlegt, eine Umweltfolgenabschätzung [EIS/environmental impact statement] vorzubereiten, um die möglichen Umwelt- und sozialökonomischen Folgen von Roundup Ready Alfalfa auf Landwirte und Umwelt abzuwägen, dazu gehörte vieles von dem, über das wir gerade sprachen: Kontamination genauso wie Zunahme des Pestizideinsatzes. Die USDA begann dieses Dokument zu erstellen. Bemerkenswerterweise – während den 15 Jahren, in denen verschiedene Arten dieser genetisch modifizierten Pflanzen zugelassen wurden, hat die USDA niemals zuvor irgendeine Umweltfolgen- abschätzung für irgendeine davon angestellt. So war diese im Alfalfa-Prozess die erste, die sie jemals machten. Und danach wurde sie dazu verdonnert, eine für den Zuckerrüben-Prozess anzufertigen. Leider war das nur die zweite, die sie machten.

Und dann kam im Prozess die Frage auf, was wir in der Zwischenzeit machen sollen, solange die Behörde sich zurück zieht und ihre Hausaufgaben erledigt? Wir argumentierten, dass man den Anbau dieses Zeugs stoppen sollte, dass es nicht erlaubt sein sollte weiterzumachen, bis die Behörde der Anordnung des Gerichts gefolgt ist und diese gründliche Studie durchgeführt hat. Und folglich sollten sie eine neue Entscheidung fällen. Monsanto und die Behörde argumentierten, dass es ihnen erlaubt sein sollte, den Verkauf und Anbau der Pflanze fortzusetzten, auch während die Behörde die Prüfung durchführt. Nach unserer Auffassung spannt man damit den Karren vor das Pferd. Das Landgericht stimmte uns zu und verbot den Anbau und bewahrte den Status Quo. Platt gesagt heißt dies, während die Behörde ihre Untersuchung durchführt, kann nichts weiter geschehen. Diese Entscheidung wurde beim 9. Gerichtsbezirk angefochten und zweimal bestätigt. Und dann ging sie im Jahre 2008/2009 an den Supreme Court.

Der Supreme Court fällte eine interessante Entscheidung, in deren Folge der Anbau von Roundup Ready Alfalfa weiterhin verboten war. Ich denke, die meisten Medien, die darüber berichteten, haben die Geschichte falsch verstanden, nach der es hieß, das Gericht habe das Verbot von Roundup Ready Alfalfa aufgehoben. Der Supreme Court tat nichts dergleichen. Was der Supreme Court sagte war folgendes: das Landgericht hat zwei Abhilfen bereit gestellt, die beide unabhängig voneinander den Anbau dieser Frucht stoppen. Eine nennt sich einstweilige Verfügung, die andere heißt Aufhebung. Der Supreme Court sagte, beide werden nicht zugleich benötigt. Beide zugleich sind ein Übermaß. Einmal genügt. Deshalb hob es einmal auf. Nachdem der Supreme Court seine Entscheidung bekannt gegeben hatte, konnte niemand Roundup Ready Alfalfa anpflanzen, genauso wie es niemand anpflanzen konnte, bevor sie ihre Entscheidung bekannt gaben. So war das ein Sieg für uns, der nur nicht so hieß. Verfahrenstechnisch haben sie etwas aufgehoben, aber das Ergebnis war, dass die Umwelt weiterhin vor Roundup Ready Alfalfa sicher war und dass unsere Landwirte davor sicher blieben. Deshalb waren wir mit dieser Entscheidung und mit diesem Ergebnis sehr zufrieden.

Jessica: Nun, ist es jetzt nicht doch möglich, genetisch modifizierte Alfalfa anzubauen?

George: Jene Entscheidung war im Juni 2010. Bis Ende Herbst war es noch verboten. Was dann geschah war, dass im Dezember 2010 die USDA ihre Studie fertig hatte, zu der sie vom Gericht verpflichtet worden war. Und sie urteilten erneut und unglücklicherweise entschieden sie so, dass nach dem neuen Urteil Roundup Ready Alfalfa wieder angebaut werden darf, selbst nach dem EIS [Umweltfolgenabschätzung s.o.], in welchem alle Umweltbeeinträchtigungen, die wir gerade bezüglich Pestiziden und Kontamination von ökologischem und konventionellem Landbau diskutiert haben, offengelegt wurden. So wurde diese Entscheidung im Januar dieses Jahres getroffen. Also ist es seit Januar 2011 wieder zulässig, Roundup Ready Alfalfa anzubauen. Auf Grund dessen haben wir mit Earthjustice eine neue Klage gegen diese neue Zulassung eingereicht, was wir im März diese Jahres taten.

Jessica: So hat die USDA grundsätzlich zugestimmt, dass es durch Alfalfa Umweltschäden geben wird, hat dann aber trotzdem erlaubt, dass sie angepflanzt werden kann? Hat man dem Anbau irgendwelche Einschränkungen auferlegt?

George: Leider nicht. In ihrer Analyse erwogen sie drei Alternativen. Eine bestand darin, es zu verbieten, den kommerziellen Anbau und Verkauf nicht zu erlauben. Die zweite bestand darin, den Anbau und Verkauf ohne jegliche Einschränkungen zu erlauben. Die dritte war, den kommerziellen Anbau und Verkauf zu erlauben, jedoch mit erheblichen Einschränkungen in Gestalt von Isolations-Abständen zu ökologischen und konventionellen Ackerpflanzen und geographischen Zonen, so dass es Teile verschiedener Staaten gegeben hätte, die frei von Gentechnik gewesen wären, wo man grundsätzlich nichts anbauen darf. Das waren die drei Alternativen und man wählte die zweite ohne jegliche Restriktionen. Wir waren natürlich sehr enttäuscht und wir glauben, dass die Entscheidung aus mehreren Gründen rechtswidrig ist und eine Reihe von Gesetzen verletzt. Es war eine vollständige Kapitulation gegenüber dem Druck der biotechnischen Industrie und dem Druck, den sie auf die USDA ausgeübt haben, diese Entscheidung über die Feiertage [am Jahresende] zu treffen.

Jessica: Im Sinne von lobbyistischen Bemühungen?

George: Massive Summen für die Lobbyarbeit. Land of Lakes, der Eigentümer von Forage Genetics, ein Lizenznehmer für Roundup Ready Alfalfa, hat für Lobbying tonnenweise Geld ausgegeben, Millionen und Millionen von Dollar. Nach unserer Ansicht fanden reichlich politische Aktivitäten statt und der Druck hielt an und das Urteil war ein politisches, das sich weder auf Wissenschaft noch auf Recht stützt.

Jessica: Ich sah, dass einige Gruppen die Bemühungen des Centers im Alfalfa-Prozess unterstützt haben, von der Arkansas Rice Growers Association Vereinigung der Reisbauern in Arkansas] bis zur [Humane Society of the United States [große US-Tierschutzorganisation]. Was ist es, dass in diesen Prozess so viele unterschiedliche Interessen zusammen bringt?

George: Der Supreme Court hat dieses Gerichtsverfahren ins Rampenlicht gerückt und es war der erste Fall dieser Art, der den Supreme Court erreicht hat und insofern wurde ihm als hochgradig umweltbezogener Prozess vor dem Supreme Court große öffentliche Aufmerksamkeit zuteil. Ich denke, es stand ziemlich viel auf dem Spiel, wie es in solchen Fällen immer ist, deshalb wurden die Leute und die Öffentlichkeit darauf aufmerksam. Aber ich denke auch, dass die Menschen die Zusammenhänge zwischen ihrem Lebensmittelsystem und der Umwelt immer mehr erkennen, und wie sich die Art wie sie einkaufen und wie sie leben auf die Umwelt auswirkt und dass die Landwirtschaft von dem, was wir als Natur ansehen, kein getrennter Bereich ist. Dass das alles eher ein ganzheitliches, zusammenhängendes System ist und dass die Art, wie alles besteht, eine ökologische ist. Ich denke, das ist eine wichtige Erkenntnis. Ich denke, in früheren Generationen hatten wir die Auffassung, dass die Landwirtschaft das eine und die Natur, wo wir mit unserer Familie wandern gehen, das andere ist – zwei verschiedene Sachen. Und in der Tat sind diese Dinge weitgehend Teil desselben Ortes und Planeten. Und das geht nun so weit, dass dieser kleine Gentechnik-Prozess ein Mikrokosmos des Paradigmenwechsels ist. Die Menschen bekommen dieses Bewusstsein, besonders was Pestizide angeht. Die Leute verstehen Pestizide. Wenn man den Leuten also erzählt, diese Feldfrüchte fördern Pestizide, verstehen die Leute das und werden sich dessen mehr und mehr bewusst. Das haben wir die letzten Jahre sehr häufig beobachtet, bei allen Verfahren, die wir angestrengt haben.

Die Reisbauern waren eine eigene Geschichte. Sie wurden selbst kontaminiert. Was den Reisbauern widerfuhr war das im Jahre 2006… Wir verkaufen sehr viel Reis nach Japan. Und in Japan werden natürlich wie fast überall auf der Welt gentechnisch veränderte Lebensmittel gekennzeichnet und verboten, wenn sie [nicht gekennzeichnet] über einen gewissen Grad hinaus kontaminiert sind. [GMOs brauchen auch in Japan eine Zulassung.] Nun wurden Reisbauern im Südwesten unwissentlich durch eine Sorte kontaminiert, die an der Louisiana State University in einem Freilandversuch getestet wurde und Japan machte die Grenze für sie zu, schloss ihre Märkte und kappte ihre Geschäftsbeziehungen für zwei Jahre. So verloren während dieser Zeit hunderte und tausende kleiner Familienhöfe die im Süden Reis anbauen ihre Betriebe, ihren Lebensunterhalt und ihr Geschäft. Darum hatten sie natürlich etwas zu sagen, als wir unseren Prozess wegen der Kontamination durch Alfalfa führten. Sie hatten das schon einmal erlebt und sie wollten nicht, dass mit den Leuten dasselbe passiert, die Bio-Alfalfa anbauen oder die Alfalfa exportieren – denn wir exportieren eine Menge Alfalfa nach Übersee und auch in Märkte, die eine Gentechnik-Kontamination nicht tolerieren, Japan inbegriffen.

Jessica: Vor ein paar Monaten habe ich gelesen, dass zur Zeit Landwirte die Biotechnik-Unternehmen wegen dieser gentechnischen Kontamination verklagen, weil sie die Preise ihrer Produkte beeinflusst, wenn sie durch gentechnische Bestandteile verunreinigt sind, egal ob andere Länder ihre Produkte akzeptieren oder nicht. So sieht es also danach aus, als ob etwas in Bewegung käme.

George: Ja, das war eine sehr wichtige Klage, die Anfang dieses Jahres [2011] von der [Public Patent Association]5 eingereicht wurde, eine gemeinnützige Organisation die wegen Patenten von öffentlichem Interesse Prozesse führt. [Anmerkung der Redaktion: Die Gruppe heißt Public Patent Foundation] Einige unserer Mitglieder und Unterstützer sind in diesem Verfahren Kläger. Verfahrenstechnisch sind wir das nicht [sic!]. Wir sind keine Patentanwälte; wir sind Verwaltungs- und Umweltrechtler. Doch es handelt sich um ein wichtiges Verfahren und ich denke, es ist ein berechtigtes Verfahren, weil es dabei um alles oder nichts geht, da Monsanto diese Feldfrüchte patentiert und es zu Kontaminationen kommt und die Natur Wege findet. Ob durch Bienen oder Wind, es kommt zur Vermischung von Pollen und plötzlich ist deren patentierte Pflanze im Feld irgendeines Landwirtes, der das nicht drin haben will.

Nach dem Patentrecht kann der Landwirt, der unwissentlich und unfreiwillig kontaminiert wurde, von Monsanto wegen Patentverletzung belangt werden, da er ihre patentierte Sorte anbaut und ihnen nicht die vertraglich festgelegte Lizenzgebühr für die Samen gezahlt hat. Was diese patentierten Pflanzen anstellen gehört zum Wechsel zu einem industriellen Paradigma, anders als bei einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem-Paradigma – es findet eine Privatisierung eines 10.000 Jahre alten Rechtes statt. Seit 10.000 Jahren haben Bauern ihr Saatgut [durch Einbehalt eines Teils der Ernte] selbst erzeugt. Meine Frau und ich ziehen grüne Bohnen und Kopfsalat oder was es auch immer ist und wir sorgen dafür, dass wir für das nächste Jahr Saatgut haben und wir sähen dies erneut aus. Nun, mit diesen Patentierten Pflanzen kann man das nicht tun. Monsanto wird sie verklagen. Sie müssen jedes Jahr zurück kommen und die jährliche Gebühr bezahlen um von denen neues Saatgut zu erhalten. Nun, genau darum geht es in der Klage, es geht darum, diese Praxis zu stoppen und das Recht der Bauern zu bewahren, ihr eigenes Saatgut zu sichern und nicht von Monsanto wegen Patentverletzung belangt werden zu können.

Jessica: Unter den Konsumenten wächst die Aufmerksamkeit gegenüber genetisch modifizierten Lebensmitteln und wie diese die Umwelt und uns selber beeinflussen. Was können die Menschen in Anbetracht dessen tun, dass die USA ihre Firmen nicht verpflichtet, gentechnische Lebensmittel zu kennzeichnen, um sich diesen möglichst wenig auszusetzen?

George: Das eine, das wir schon unmittelbar erwähnt haben ist, Sie können Produkte aus ökologischem Anbau kaufen oder ihren Landwirt auf dem Markt oder in der Kooperative kennen lernen. Bauen Sie zur Herkunft ihre Nahrung eine persönliche Beziehung auf. Legen Sie sich einen Garten zu. Das ist das Beste, was Sie bezüglich der Herkunft ihrer Nahrung tun können. Das ist eine Möglichkeit, sich wirklich sicher zu sein. Doch was den Einkauf im Laden angeht, bedeutet Bio kein GMO [genetically modified organism]. Nach den nationalen Regelungen für ökologische Standards muss es GMO-frei sind. Also ist das etwas, worauf Sie sich verlassen können.

Aber etwas allgemeiner denke ich, jeder dem an diesem Thema etwas liegt, sollte unbedingt das öffentliche Bewusstsein fördern und auf seine Politiker Druck ausüben, damit wir eine Kennzeichnungspflicht bekommen. Das gehört auch zu dem, wofür sich das Center for Food Safety eingesetzt hat, seit Anfang an ist es eines unserer Ziele, dass die Öffentlichkeit dieses fundamentale Recht hat zu entscheiden, womit man sich selbst und seine Familie ernährt. Und wir sollten eine Kennzeichnung haben und dass wir sie nicht haben, ist ein Fehler. Diese Entscheidung ist wieder eine politische. Es ist eine, welche die Obama-Regierung ändern könnte, wenn der politische Wille da wäre und wenn die Leute laut genug wären. Und wie ich sagte, werden diese Lebensmittel fast überall auf der Welt gekennzeichnet. Und aus diesen Gründen sollten sich die Menschen einmischen, aktiv werden, denn die Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel ist eine lebenswichtige Notwendigkeit.

Autor und Copyright: Earthjustice 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network, Juli 2011

Wir danken Earthjustice, das Transkript eines Podcasts übersetzen zu dürfen. Der Originaltext kann hier nachgelesen und auch angehört werden.

Earthjustice wurde 1971 vom Sierra Club als eigenständige Organisation gegründet und hieß anfänglich Sierra Club Legal Defense Fund. 1997 wurde der Name geändert, um zum Ausdruck zu bringen, dass dieses ‚Anwaltsbüro für Umweltbelange‘ auch andere Organisationen zur Verfügung steht. Es hat sich z.B. für die Rechte der Bewohner von Mossville eingesetzt und arbeitet dort mit MEAN (Mossville Environmental Action Now) zusammen.

Der Sierra Club ist die größte Umweltorganisation der USA und seit 1892 aktiv. Sie wurde von John Muir (1838-1914) gegründet, der als amerikanische Ikone für Naturverbundenheit und Umweltbewahrung gilt.

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Umweltkrankheiten sind kein unerklärbares Mysterium

Krankheitsfaktor Schadstoffe in Innenräumen findet mehr Beachtung

Das Bewusstsein zur Erfassung der Wichtigkeit von unbelasteter Nahrung, schadstofffreien Produkten im Alltag und gesunder Wohnumgebung und unbelasteter Umwelt wächst weltweit. Besonders bemerkenswert sind Bestrebungen, die in jüngster Zeit in Norwegen zu beobachten sind. In diesem skandinavischen Land bemüht man sich, insbesondere Kinder besser vor Schadstoffen und Allergenen zu schützen. Einer der aktivsten Wegbereiter ist Kjell Aas, ein Professor im Ruhestand, der den norwegischen Allergie- und Asthma Verband mit seinem profunden Wissen unterstützt. Der Wissenschaftler ist bestrebt, Unwissenheit über Umwelt- und schadstoffbedingte Krankheiten aus dem Weg zu räumen. Auf allgemein verständliche Weise klärt er Behörden und die Bevölkerung auf.

Umweltkrankheiten sind kein Mysterium, sondern wissenschaftlich erklärbar

Für viele Mitmenschen ist es immer noch schwierig zu verstehen, dass verschmutzte Luft auch gesundheitliche Beschwerden und Symptome außerhalb der Atemwege verursachen kann. Die Forschung hat uns zwar bis heute nur bruchstückhafte Erklärungen geliefert, aber es gibt einige völlig nachvollziehbare Erklärungsmodelle und solide wissenschaftliche Erkenntnisse, denen Kjell Aas zu Allgemeinwissen verhelfen möchte.

Der Wissenschaftler Kjell Aas erläutert: „Die medizinische Wissenschaft hat es noch nicht geschafft, alle biochemischen Mechanismen hinter einer Krankheit zu erforschen. Das gilt ebenfalls für die sogenannten Umweltkrankheiten, z. B. Hyperaktivität, Migräne, Multiple Chemikalien Sensitivität (MCS). Was aber auf keinem Fall bedeutet, dass diese Umweltkrankheiten etwas Geheimnisvolles oder Unerklärbares sind oder gar, dass sie psychisch bedingt sind. Das kann durch eine oder mehrere biochemische Reaktionen erklärt werden. Sowohl die körperlichen als auch geistigen Funktionen und Tätigkeiten werden durch mehr oder weniger komplexe chemische Prozesse geregelt, deren Reaktionen abhängig von der Dosis und individuellen Toleranzschwellen sind.

Individuelle Biochemie gibt den Takt vor

Vom wissenschaftlichen Aspekt her, sagt Kjell Aas, müsse man verinnerlichen, dass unsere interne Biochemie sich auf die reibungslose Funktion einer Vielzahl von Zellen mit spezifischen betreibenden Rezeptoren und Signalanlagen, Tausenden von Enzymen und Co-Enzymen stützt. In diesen biochemischen Prozessen können hemmende und stimulierende Mechanismen und integrierte „Verstärker-Systeme“ zu erheblicher Wirkungsverstärkung führen.

Kjell Aas erklärt es für medizinische Laien so: „Jeder Mensch ist individuell und jeder von uns besitzt seine eigene individuelle Biochemie. Ein paar Milligramm Kokain können die Persönlichkeit und das emotionales Leben ändern“, sagt der Wissenschaftler und führt fort: „oder man denke an Alkohol, er kann die gleiche Wirkung haben, aber wie jeder weiß, ist die Toleranzschwelle bei jedem individuell verschieden.“

Die Luft, die wir tagtäglich atmen

Der Wissenschaftler erinnert in seinen veranschaulichenden Ausführungen daran, dass Erwachsene 12 bis 15 kg Luft pro Tag verbrauchen und dass die Luft, die wir einatmen, gasförmige Chemikalien in mehr oder weniger hoher Konzentration enthält. Einige dieser Gase verbinden sich mit anderen, wodurch sie schädlicher werden. Dazu gehören Ozon und weitere Gase, die zu Oxidationsprozessen führen.

Darüber hinaus enthält die Luft, die wir tagtäglich ohne Unterlass einatmen, Partikel. Wir atmen jede Stunde des Tages Millionen von Feinstoffpartikeln ein. Dazu gehören chemische Substanzen, die mit dem Feinstaub in der Lage sind, unsere Atemwege so leicht wie Gase zu passieren und vollständig in Blut, Lymphe und Gewebeflüssigkeit überzugehen, gibt der Wissenschaftler zu bedenken.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen

Besonderes Augenmerk möchte Kjell Aas auf Kinder richten und die derzeitigen Gegebenheiten für sie verbessern. Er begründet dies damit, dass Kinder ganz wenig vertragen und schnell krank werden können von Chemikalien. „Wir haben in unserem Körper verschiedene Zellen, erläutert der Wissenschaftler, „ welche alle auf chemischen Stoffen basieren, deshalb muss die Chemie stimmen, damit die Zellen richtig funktionieren und der Körper nicht krank wird.“

Der Norweger vertieft seine Erklärung und sagt: „Wenn ein unerwünschter chemischer Stoff eingeatmet wird, kommt das chemische Gleichgewicht und damit die Zellen durcheinander und wir werden krank. Die Zellen werden von diesen unerwünschten Chemikalien blockiert und können wichtige Botenstoffe nicht aussenden, die für unsere Gesundheit aber wichtig sind“.

Wer genauer über diese Aussagen von Kjell Aas nachzudenken beginnt, dem wird bewusst, dass wir als Konsequenz Kinder, deren Körper sich noch in Aufbau und Entwicklung befindet, besonders schützen müssen. Genau dieses Verständnis ist es, dass Kjell Aas in uns allen wecken möchte und dass wir alle beginnen entsprechend zu handeln. Der Norweger fordert daher abschließend, dass wir uns nachfolgenden wichtigen Aspekt wirklich verinnerlichen sollten:

„Die Luft in Räumen, die für Kinder akzeptabel ist, ist es auch für Erwachsene, aber eine Raumluft die für Erwachsene akzeptabel ist, kann Kinder schon krank machen.“

Autoren:

  • Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 1. Juli, 2011
  • Alena Jula, Just Nature, Norwegen

Literatur: Kjell Aas, Inneklima, Norwegen, Frühjahr 2011

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Tipps für Menschen mit MCS und für Gesundheitsbewusste

Umweltkontrolle, das Erfolgsgeheimnis

Als Eva Caballé immer kränker wurde und ihr Lebensraum bis auf die eigenen vier Wände zusammenschrumpfte, wurde ihr rasch bewusst, dass ohne grundlegende Umstellung aller Lebensgewohnheiten und des persönlichen Umfeldes keine gesundheitliche Stabilisierung zu erzielen ist. Eva leidet unter Chemikaliensensitivität (MCS). Verursacht wurde diese „Allergie auf fast alles“ durch Raumbeduftung, die an ihrem Arbeitsplatz in extremer Form eingesetzt wurde. Die junge Spanierin informierte sich über Internet und begann einige Zeit später damit, auf einer Webseite anderen Erkrankten Informationen zur Verfügung zu stellen. In Spanien ist das Wissen über MCS noch wesentlich geringer verbreitet als in Deutschland und deshalb erklärt sie auf ihrem „No Fun Blog“ Schritt für Schritt, wie man sein Umfeld so gestaltet, damit eine Stabilisierung eintreten kann. Eva’s Blog ist mittlerweile sehr gut frequentiert. Viele der Besucher haben weder MCS, noch sind sie krank, aber sie wollen es auch nicht werden und informieren sich deshalb auf No Fun, wie man sein Leben und sein Umfeld gesünder gestaltet, um gesund zu bleiben.

Umwelt-/Umgebungskontrolle: grundlegende Richtlinien und Ratschläge

Eva Caballé: In letzter Zeit gibt es einen Anstieg von neuen Fällen von Multiple Chemical Sensitivity (MCS). Viele Fälle gehen auf Personen zurück, die bereits vorher auf Fibromyalgie und / oder Chronisches Erschöpfungssyndrom positiv getestet wurden. Es gibt zwei Wege, MCS zu entwickeln: Zum einen durch massive punktuelle Vergiftung oder zum anderen durch Ansammlung der Gifte über Jahre, wie es bei mir der Fall gewesen ist, sowie die Möglichkeit, dass die am Chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS) und/oder Fibromyalgie (FMS) Erkrankten auch letztendlich MCS bekommen.

Daher denke ich, dass es sehr wichtig ist, dass Menschen, die „nur“ an FMS oder CFS leiden, oder mehr noch, die die an einer Hypersensibilität gegen gewisse chemische Produkte leiden, angemessene Maßnahmen der „Umweltkontrolle“ einleiten, um das Erkranken an MCS zu verhindern. MCS ist die zerstörerischste der drei Krankheiten, weil sie dich zu einer brutalen Abgrenzung von der Außenwelt zwingt.

Die Umweltkontrolle basiert darauf, dem sich Aussetzen von Giften und generell chemischen Substanzen aufs Höchste zu vermeiden. Es ist eine Art, auf unsere Gesundheit zu achten, ideal für Personen, die ein gesünderes Leben, das frei von Giftstoffen ist, führen möchten. Darüber hinaus ist die Umweltkontrolle nicht nur für euch alleine gut, sondern auch für die gesamte Familie, und in weiterentwickelten Ländern, wo es „Umweltmedizin“ gibt, wird es besonders für Personen mit Allergien und/oder Asthma, mit exzellenten Ergebnissen, empfohlen.

Im Weiteren biete ich euch einige allgemeine Richtlinien und Ratschläge, mit Informationen, die ich bereits vorher in diesem Blog veröffentlicht habe, an. Dieser Führer ist ebenfalls sehr hilfreich für vor kurzem an MCS erkrankte Menschen, um sich zu orientieren.

NAHRUNG

Biologische Produkte zu sich nehmen. Die Nahrung ist die Basis, und sollte es euch nicht möglich sein, biologisch erzeugte Produkte zu bekommen, müsst ihr die weiterverarbeiteten Nahrungsmittel mit Zusatzstoffen meiden, und die ursprünglichen, natürlichen und saisonalen Produkte erwerben. Sucht ihr nach ökologischer Nahrung mit detaillierter Aufschlüsselung für Allergiker, Unverträglichkeiten oder Zöliakie, dann bietet euch „Pure Nature“ eine weite Auswahl an Nahrungsmitteln sowie eine Spezialabteilung für Produkte u. a. ohne Gluten, Ei, Laktose oder Soja (mit detaillierter Übersicht der Inhaltsstoffe). Ebenso wichtig sind die Küchengeräte, die wir zum Kochen benutzen. Im Blog findet ihr Informationen über ungiftige Küchenutensilien. Schlussendlich kann es wichtig sein, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder auch Allergien zu erkennen, weil viele von uns weder Gluten noch Laktose vertragen. Zusammenfassend rate ich euch, biologisch gekochte Lebensmittel zu euch zu nehmen, mit Küchengegenständen, die frei von Giften sind, zu kochen und solche Nahrungsmittel, die ihr nicht vertragt, komplett auszuschließen.

GEFILTERTES WASSER

Gefiltertes Wasser aus dem Wasserhahn zum Trinken und Kochen verwenden. Niemals direkt Wasser aus dem Wasserhahn oder aus der Plastikflasche trinken. Das Beste aller Wasserfiltersysteme ist die Aktivkohle (im Blog findet ihr eine Analyse zur umgekehrten Osmose und Destillation. „Ein gesundes Haus“.) Ideal wäre es, einen Aktivkohlewasserfilter am Wasserhahn der Küche anzubringen (um zu kochen, zu trinken und Obst und Gemüse abzuwaschen), der übrigens gleichzeitig einen finanziellen Vorteil im Vergleich zum abgepackten Wasser mit sich bringt. Ich empfehle euch ebenfalls, einen Chlorfilter für die Dusche anzubringen, um den Chlorgehalt zu vermeiden, der sehr giftig und der Grund für viele Hautprobleme ist, wie Dermatitis (Ekzeme), darüber hinaus auch Atemprobleme, wie Allergien und Asthma hervorrufen kann. Im Blog „Ein gesundes Haus“ findet ihr ausführliche Informationen über Chlorfilter, Flaschen aus nicht oxidierendem Metall, um Wasser zu transportieren (anstatt Plastikflaschen zu benutzen) und die effektivsten Wasserfilter, da auch hier nicht alle gleich gut sind.

PERSÖNLICHE HYGIENE

Es handelt sich darum, die handelsüblichen Kosmetika, die giftig sind, zu vermeiden und sie durch Naturprodukte zu ersetzen, wo wir von Seifen und Shampoos über Cremes bis zu Makeup alles finden. Im Blog „Natürliche Kosmetik“ findet ihr alle Information zu diesem Thema. Vor allem rate ich euch von Parfüm, Cologne und „Luft-/Raumerfrischer“ ab (man könnte sie durch aromatische Kräuter ersetzen, wenn man wollte). Beachtet, dass in Kanada, wo die meisten Informationen und das größte Bewusstsein für dieses Thema herrschen, es in vielen Schulen und Krankenhäusern verboten ist, Parfüm und parfümierte Produkte zu verwenden. Als Deodorant empfehle ich euch ein Mineraldeodorant des Alaun und möchte die Frauen dazu ermutigen, ökologische Binden und Tampons zu nutzen, z. B. die von „Natracare“, Mooncup, sofern ihr sie vertragt, oder auch waschbare Binden aus organischer Baumwolle ohne Weißmacher oder Seide, die sich über Jahre halten, gut absorbieren und angenehm zur Haut sind. Im Blog findet ihr Information über ökologische Haarentfernung, Handtücher aus organischer Baumwolle, Präservative und ökologische Öle.

ÖKOLOGISCHE REINIGUNG

Im Blog „Ökologische Reinigung des Heimes und der Wäsche“ (Spanisch) findet ihre ausführlichen Informationen rund ums Saubermachen eures Hauses und zum Wäsche machen mit ökologischen Produkten, die nicht nur eure Gesundheit, sondern auch die Umwelt schonen. Ich empfehle euch eindringlich, ökologische Produkte ohne Duftstoffe zu verwenden, da die gewöhnlichen Produkte mit Düften, selbst die ökologischen, chemische Substanzen freisetzen, die in der Inhaltsstoffliste nicht aufgeführt sind, wie ihr in dieser „Studie der Universität Washington“ nachlesen könnt. Im folgenden Abschnitt [spanischer Link beim Kopieren nicht übernommen] könnt ihr alternative Reinigungsprodukte sehen.

KLEIDUNG

Vermeidet synthetische Kleidung. Benutzt Kleidung aus natürlichen Fasern (Baumwolle, Leinen, Wolle), am besten sind solche aus biologischem Anbau. Wenn möglich sollte es farblose Baumwolle oder solche, die ökologisch eingefärbt wurde sein. Benutzt die Kleidung so lange wie möglich. Je älter ein Kleidungsstück ist, desto weniger Giftstoffe enthält es. Es ist wichtig, dass unsere Heimtextilien so wenig Gifte wie möglich hat, insbesondere die Bettwäsche. Mehr Information über ökologische Kleidung, Schuhwerk und Haustextilien findet ihr im Blog.

HEIMAUSSTATTUNG

Solltet ihr die Möbel oder Matratzen austauschen, empfehle ich euch ökologische Materialien, die nicht chemisch behandelt wurden. Müsst ihr Malerarbeiten durchführen, benutzt ökologische Farbe, die nicht VOC (fliegende organische Verbindungen) freisetzen, sie sind auch nicht teurer und das Ergebnis ist das gleiche, im Vergleich zu konventioneller Farbe. Nicht alle ökologischen Farben sind gleich gut und mehr Information findet ihr im Blog „ein gesundes Haus“.

Luftreiniger

Es ist ideal, einen Luftreiniger im Haus zu haben, um die Gifte aus der Luft, die wir einatmen, zu reinigen, besonders wenn wir Allergien oder Asthma haben. Obwohl es sich versteht, dass dies weit komplizierter ist, durch den hohen Anschaffungspreis, gibt es doch Luftreiniger für bis zu 20 m², die effizient und ökonomisch und zudem leise sind (mehr Information über Luftreiniger im Blog). Im Blog findet ihr Information über geruchsneutralisierende Produkte und Luftentfeuchter, um die Luft sauber und mit dem optimalen Grad an Luftfeuchtigkeit zu halten.

ELEKTROMAGNETISCHE VERSCHMUTZUNG

Es ist ebenfalls wichtig, die elektromagnetische Strahlung unseres Umfeld so gering wie möglich zu halten. Dafür gibt es eine weite Angebotspalette auf dem Markt, die ihr im Blog unter „Ratschläge und Produkte, um unsere Strahlenexposition durch elektromagnetische Felder zu verringern“ (Spanisch) findet. Zunächst gilt es jedoch, die einfachen Ratschläge des Blogs diesbezüglich zu beherzigen.

ATEMSCHUTZMASKE

Obwohl es euch nicht als notwendig erscheint, da ihr nicht an MCS erkrankt seid, empfehle ich euch trotzdem eine Maske mit Aktivkohlefilter zu kaufen und diese für hohe chemische Belastungen oder Notfälle aufzubewahren. Die Atemschutzmaske „9926“ der Marke „3M“ oder das wesentlich preiswertere gleichwertige Modell können euch nützlich sein. Eine weitere Möglichkeit, die weniger Widerstandsfähigkeitsprobleme besitzt, ist eine Atemschutzmaske aus Baumwolle mit Aktivkohlefilter, mit Nachfülloption, sobald er aufgebraucht sein sollte (ca. alle 1 – 6 Monate, je nach Gebrauch).

MEDIKAMENTE

Zum Schluss empfehle ich euch, dass ihr zur Behandlung von CSF und FM beobachtet, wie gut ihr die Medikamente vertragt, da uns oft genug Medikamente noch weiter vergiften. Zieht natürlichere Möglichkeiten in Erwägung, immer wenn es machbar scheint. Manche unserer Symptome gehen einher mit den Nebenwirkungen der Medikamente oder mit Vitamin-/Mineralienmangel, die einige Spezialisten übersehen. Mehr Information über Ergänzungsstoffe und wo man sie bekommt finden sich in „Nahrungsergänzungsmittel: Aminosäuren (Proteine), grundlegende Fettsäuren, natürliche Enzyme, Mineralien und Vitamine“.

Ich verstehe, dass nicht die gesamte Welt diese ganzen Veränderungen machen kann, weil einige mit hohen finanziellen Ausgaben verbunden sind. Das Wichtige ist jedoch, dass sich die Mentalität ändert und zu wissen, was uns schädigt, da es uns allen zum Beispiel möglich ist, auf Parfüms und Lufterfrischer zu verzichten, und unsere Häuser mit Wasser, Essig, Zitronen und Natron zu reinigen. Darüber hinaus helfen diese Maßnahmen vielen an CFS und FM Erkrankten ihren Zustand zu verbessern, weil Migräne und die Schmerzen verringert werden, und die Umweltkontrolle sich als effektiver erweist, als so manche traditionelle Medizin. Gleichzeitig ist so eine Lebensweise sehr vorteilhaft für Allergiker und Asthmatiker, da die asthmatischen Anfälle nachlassen.

Ich ermutige euch, dass ihr eure Symptome genau beobachtet und kritisch mit dem umgeht, was euch die Ärzte sagen, weil niemand besser seinen Körper und dessen Reaktionen kennt, als ihr selbst, und wenn ihr merkt, dass euch Parfüms oder Weichspüler für die Wäsche stören, ist dies ein Alarmzeichen, das euch euer Körper gibt, dem ihr Rechnung tragen müsst. Als Betroffene, die unter MCS leiden, denke ich, dass es wichtig ist, diese Nachricht zu verbreiten und eure Umgebung darüber aufzuklären, um weiteren Menschen ein Leben hinter einer Maske zu ersparen.

Im Video (aufgenommen für die Sendung „Terra Verde“ (grüne Erde) des Fernsehkanals „La 2“ vom 27.3.2010 – den Giftstoffen im Heim gewidmet) könnt ihr die Veränderungen, die wir in unserem Haus vorgenommen haben, um uns an die MCS anzupassen und die Gifte in unserem Heim zu vermeiden.

http://www.youtube.com/watch?v=KvJ7AfQA6wg&feature=player_embedded

Autor: Eva Caballé, No Fun Blog, CONTROL AMBIENTAL: PAUTAS BÁSICAS Y CONSEJOS, Nov. 2010

Übersetzung: Anita R. für CSN

Vielen Dank an Clarissa für das Ermöglichen dieser Übersetzung!

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Bonbon gleichzeitig Parfum, gesundheitliches Risiko inklusive

Erstes essbares Parfum verbreitet Rosenduft

Als Sensation und „Innovation der Woche“ preisen international Zeitungen ein Bonbon an, das ein Parfum überflüssig macht. Das Bonbon einer bulgarischen Firma enthält unverdauliche Duftstoffe, die nach dem Verzehr über die Haut freigesetzt werden. Die Werbung für das Bonbon verspricht, dass man nach dem Lutschen des Bonbons nach Rosenduft riecht. Der Hersteller hat noch ein weiteres Verkaufsargument parat, der „Rosenduft“ den das Bonbon verströmt, wehrt gleichzeitig Mücken ab. Erzeugt wird dieser „Rosenduft“ durch Geraniol, ein natürlicher Duftstoff der als Allergen bekannt ist.

Werbegag mit Allergieeffekt?

Das zuckerfreie Alpi „Deo Perfume Candy“ mag für die Medien ein netter Gag sein, für Bonbonliebhaber kann die als „Wunderwerk“ der Bonbonindustrie angepriesene Süßigkeit jedoch unangenehme Folgen haben. Warum? Der zugesetzte Duftstoff, der dafür sorgen soll, dass der Körper „Rosenduft“ verströmt und ein Deo unnötig macht, ist als reizende Chemikalie gelistet und als Kontaktallergen bekannt. In der Liste der Duftstoffallergene ist Geraniol ganz oben zu finden. Bei Personen, die unter einer Duftstoffallergie auf Geraniol leiden, kann der Genuss eines solchen „Deo Perfume Candy“ gesundheitliche Folgen haben.

Nicht jeder weiß dass er Allergien hat und auf was

Allergien auf Duftstoffe sind in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet. Duftstoffe gehören gleich nach Nickel zu den Allergenen, auf die Allergiker am Häufigsten reagieren. Mancher mag sich auf der sicheren Seite wägen, wenn er eine natürliche Duftstoffe verwendet, dass ist ein Irrglaube, denn ätherische Öle gehören auch und insbesondere zu den Allergieauslösern. Bis eine solche Allergie auf einen bestimmten Duftstoff vom Arzt diagnostiziert wird, vergehen jedoch bei den meisten Allergikern Jahre und bei so Manchem bleibt der Auslöser gänzlich unerkannt. Ein weiteres Problem: Zumeist werden nur Reaktionen der Haut auf eine bestimmte Substanz, wie beispielsweise Geraniol, getestet. Doch nicht jeder reagiert nur über die Haut. Vielfältige weitere Reaktionen sind möglich und differieren von Person zu Person.

Ein Bonbon das gleichzeitig Insekten abwehrt?

Durch Lutschen eines Bonbons gleichzeitig lästige Stechmücken abwehren? Kein leeres Werbeversprechen, denn durch den Inhaltsstoff „Geraniol“ ist dies durchaus möglich. In der Gefahrstoffdatenbank ist diese Chemikalie gemäß Europäischer Regelung folgendermaßen aufgeführt:

Auszug:

02.012 / 106-24-1 / Geraniol

Stoffeigenschaften: Gefahrsymbol Xi Reizend

R36/37/38

Reizt die Augen, Atmungsorgane und die Haut

S-Sätze 24/25

S24/25 Berührung mit den Augen und der Haut vermeiden

Produktart 18: Insektizide, Akarizide und Produkte gegen andere Arthropoden (Bekämpfungsmittel gegen Arthropoden (z. B. Insekten, Spinnentiere und Schalentiere))

3. Flüssige Stoffe, die als gefährlich gelten.

In wieweit ein Bonbon, das insektenabwehrende Eigenschaften verspricht, als Medikament zugelassen sein müsste, wäre von den zuständigen Zulassungs- behörden zu prüfen.

Beipackzettel über Risiken und Nebenwirkungen für Bonbons?

Auf Kosmetikverpackungen muss der Duftstoff „Geraniol“ seit einiger Zeit aufgeführt werden. Ob Gleiches für Bonbons gilt, die durch Geraniol erzeugten, gefakten „Rosen- duft“ verströmen? Über die Mundschleimhaut wird der Wirkstoff Geraniol sehr gut aufgenommen und gleichzeitig verschluckt. Ein Warnhinweis über mögliche Neben- wirkungen bei Verzehr, Warnhinweise für Allergiker wären daher angemessen, wenn das Produkt auf den deutschen Markt kommt und für Kinder sollte wegen des Gesundheitsrisikos vom Verzehr besser ganz abgeraten werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 19. Mai 2011

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Integration mit MCS an der Schule möglich

„Es läuft alles rund“ (Ausspruch einer Mutter)

Im Juni 2010 berichtete Tohwanga über ihren erfolgreichen Versuch, für ihren an MCS und CFS-erkrankten Sohn eine Integration an der Grundschule zu ermöglichen. Nach fast einem Jahr kann sie sagen, es ist tatsächlich geglückt, und Tohwanga möchte anderen Eltern mit chemikaliensensiblen Kindern Mut machen, bei der Schule und den Eltern der Mitschüler um Unterstützung zur Integration ihres eigenen Kindes zu bitten.

Integration eines Schülers mit MCS und CFS

Tohwanga berichtet:

Im Mai 2010 hatte ich dazu einen Elternabend initiiert und um eine schadstoffarme 1. Klasse gebeten. Ich erhielt 100%tige Unterstützung von der Schulleitung und möchte an dieser Stelle nochmals meinen Dank dem Schulleiter aussprechen. Lehrer, Eltern, Klassenkameraden, ja sogar Großeltern haben sich zur Aufnahme meines Kindes entschlossen und wirken tatkräftig mit, die Klasse schadstoffarm, Weichspüler- und Parfümfrei zu gestalten.

Mein Sohn besucht nun seit August 2010 diese Schule mit großem Erfolg. Er hat Schulfreunde gefunden und kann am Unterrichtsgeschehen teilnehmen. Natürlich ist der neue Lebensabschnitt Schulpflicht für uns sehr, sehr anstrengend, trotz häufiger Fehlzeiten und Zuspätkommen, extremer Müdigkeit und eigentlich nur Leben für die Schule ist mein Sohn ein guter Schüler und das Lernen fällt ihm leicht. Schwierig und sehr Kräfte zehrend ist die tägliche Präsenz, das morgendliche Aufstehen, trotz schmerzender Glieder, trotz nächtlichem Asthmaanfall und/oder heftigste Nasenbluten und das Kräfteeinteilen für den ganzen Tag. Es muss ja noch Motivation für die Hausaufgaben und für die wenigen sozialen Kontakte am Nachmittag verbleiben. Mein kleiner Sohn meistert diese Aufgabe schon recht gut. Während ich, schon sehr beeinträchtigt durch meine Umwelterkrankungen, oft nicht weiß, woher ich noch die Kraft für den nächsten Schultag nehme.

So leben wir von Tag zu Tag, Wochenende zu Wochenende und von Ferien zu Ferien. Ganz besonders freuen wir uns auf die Sommerferien, denn die kurzen 2-Wochen-Ferien reichten nicht aus, um aus der tiefen Erschöpfung heraus zu kommen.

Es ist ein Geschenk, welches uns Eltern und Lehrer geben. Noch ein seltenes, aber ich bin mir sicher, dass auch andere Schulen in Zukunft eine Integration von MCS-erkrankten Kindern ermöglichen werden. Schadstoffarme Schulen sind für alle Kinder wichtig. Dies kann die Politik nicht mehr verdrängen.

Bei dem allgemeinen Elternabend im laufenden Schuljahr, im September 2010, habe ich etwas Redezeit bekommen, um mich für die einmalige Integration und Toleranz der Eltern und Angehörigen bedanken zu können.

Liebe Eltern,

ich möchte Ihnen auf diesem Wege meinen Dank aussprechen. Sie ermöglichen meinem Kind Integration und die Chance möglichst unbeschadet eine Schule aufsuchen zu können.

Für Ihr Verständnis, Ihr Entgegenkommen und Ihre gewonnene Besonnenheit im Umgang mit den gesundheitsschädigenden Duftstoffen, danke ich Ihnen sehr.

Zwei Fragen interessierten mich. Und so hatte ich einen kleinen Zettel vorbereitet, den ich verteilen durfte. Die Resonanz war positiv und postwendend haben sich alle 11 anwesenden Elternteile zum sofortigen Ausfüllen bereit erklärt. Insgesamt sind es 14 Kinder in der Klasse.

Wie war für Sie die Umstellung auf einen duftstofffreien Schulalltag?

Schwer: 2

  • mein Kind reagiert auf Polycarboxylate, wir können kein „Dalli med“ nehmen und mussten wieder auf „Weißer Riese“ zurückgreifen

Kein Problem, wir lebten schon duftstofffrei: 8

  • wir lebten schon weitestgehend duftstofffrei
  • wir lebten schon duftstoffarm
  • wir lebten schon ohne Weichspüler
  • kein Problem
  • wir lebten schon zum Teil duftstofffrei

Wollten wir schon immer und hatten jetzt Anlass dazu: 1

Wir machen da nicht mit: 0

Und als zweite Frage würde mich sehr interessieren, ob Sie einen intensiveren Geruchssinn zurück gewinnen konnten. Im Allgemeinen werden Gerüche nach einiger Zeit schwächer, weil die Rezeptoren, die sie aufgenommen haben, vorübergehend unempfindlich werden. Gerade Parfüms legen ganze Riechzellareale lahm.

Stellen Sie und Ihre Familie fest, dass Sie Umgebungsgerüche und auch Parfüms (wieder) besser wahrnehmen?

Ja: 2

Nein: 9

  • ich war schon vorher sehr sensibel
  • ich habe schon immer gut gerochen

99% der Eltern machen mit, wobei für 81% die Umstellung auf eine Weichspüler- und Parfümfreie Schulform kein Problem darstellte.

Der Wille und die Bereitschaft zum umweltbewussten Handeln sind da, die Menschen müssen nur das richtige Werkzeug in die Hand bekommen um Handeln zu können. Der Markt an duftstofffreien Produkten existiert und wird täglich größer. Die Werbung für den duftstofffreien Markt bringt Erfolg.

Mein Fazit kann ich mit dem wundervollen Ausspruch einer Mutter beschließen: „Es läuft alles rund“

Mit Aufklärung kommen wir weiter – Schweigen ist kontraproduktiv

Die Bevölkerung ist sensibilisiert, Dank der vielen Umweltkatastrophen, Nahrungs- mittelskandale, Impfschäden, etc. und dem schrecklichen Atomkraftunfall in Japan. Der Aufklärungsmonat Mai ist für uns ein ganz wichtiges Instrument. Macht alle mit. Die Erfolge sind da.

Autor:

Tohwanga für CSN – Chemical Sensitivity Network, MCS Aufklärungsmonat Mai 2011

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