Kirsten verträgt kein Parfüm

Sie muss der Schule fernbleiben, denn sie wird von Parfüm krank.

Die 14-jährige Kirsten Hegge Hansen kann nicht zur Schule gehen, sie muss zu Hause alleine lernen. Sie wird von Parfüm krank.

„Das macht nicht so viel Spaß, denn wenn ich Hilfe brauche, hilft mir kein Lehrer und das Zusammensein mit anderen ist mir auch verwehrt.“

[Ihr Wohl ist] von den Konsumgewohnheiten anderer abhängig

Schon wenn andere parfümierte Produkte verwenden, wird sie krank, deshalb reicht es nicht, dass sie selbst solche Produkte vermeidet.

Sie ist darauf angewiesen, dass auch andere den Gebrauch von Parfüm und parfümierten Produkten einschränken.

Solche Produkte können zum Beispiel Weichspüler, Waschmittel, Shampoo, Deodorants, Haarspray, Seife und Feuchtigkeitscreme sein. Produkte, bei denen die meisten nicht daran denken, dass sie bei anderen Unbehagen verursachen können.

Das kann [in Norwegen] gesetzwidrig sein

Ihre Schule sagt, sie schaffen es nicht, die Schule ganz von Parfüm frei zu halten.

Das kann ein Verstoß gegen das Diskriminierungs- und Barrierefreiheitsgesetz sein.

Voriges Jahr wurde dazu ein neues Gesetz erlassen, nach welchem öffentliche Räume für alle zugänglich sein sollen, und der Gleichbehandlungs- und Diskrim- inierungs-Ombudsmann muss möglicherweise prüfen, ob der Fall in Vadsø eine gesetzwidrige Ungleichbehandlung ist.

„Es geht um Vorsorge. Denn worauf es uns ankommt ist, dass es nicht die Aufgabe dieser Schülerin und dieser Familie ist, Lösungen zu finden. Dafür sind die Schule und das Gemeinwesens verantwortlich“, sagt Sunnivy Ørstavik, Gleichstellungs- und Diskriminierungs-Ombudsfrau.

Das kann eine „Raucherangelegenheit“ werden

Der Norwegische Asthma- und Allergieverband NAAF setzt sich für einen parfümfreien Alltag ein. Dort erlebt man, dass immer mehr Menschen auf übertriebenen Parfümgebrauch mit Krankheit reagieren.

„Das ist so Besorgnis erregend, dass wir glauben, die Behörden müssen sich an die Aussicht gewöhnen, dass dies zu einem ähnlichen Thema wie der Nichtraucher- schutz wird. Deshalb werden wir Parfüm schlechterdings aus dem öffentlichen Raum entfernen müssen,“ sagt NAAF-Generalsekretär Geir Endregard.

Autoren: Trine Hamran und Fredrik Norum für NRK, 20.01.2010

Übersetzung: Bernhard Höpfner für CSN-Deutschland

Originalartikel: Kirsten (14) tåler ikke parfyme mit Video

Wir danken den Norwegischen Rundfunk und Bernhard, diesen Artikel übernehmen zu dürfen. – Die Grundlage dieser Gesetze, die UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen, gilt seit März 2009 übrigens auch in Deutschland.

Weitere CSN Artikel zum Thema Einschränkungen durch Duftstoffe und Parfüm:

6 Kommentare zu “Kirsten verträgt kein Parfüm”

  1. Juliane 15. Februar 2011 um 09:12

    2008 untersuchte die schwedische Wissenschaftlerin Prof. Eva Millqvist und ihr Team eine nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Gruppe von 401 Teenagern.

    Andersson L, Johansson A, Millqvist E, Nordin S, Bende M., Prevalence and risk factors for chemical sensitivity and sensory hyper reactivity in teenagers, Int J Hyg Environ Health. 2008 Apr 8
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18403259

    Millqvist schickte den Jugendlichen Fragebögen zu und lud anschließend eine Teilgruppe von 85 Teenagern zu einem speziellen Inhalationstest ein.

    Die schwedischen Wissenschaftler fanden in dieser Studie heraus, dass 15,6% der Jugendlichen bereits auf Alltagschemikalien wie Dufststoffe reagieren.

    CSN berichtete im Jahr 2008 in einem BLOG

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/04/18/jugendliche-haeufig-an-chemikaliensensitivitaet-erkrankt/

    Vermutlich sind die Zahlen der schwedischen Wissenschaftler auch auf andere Industriestaaten übertragbar.
    Aber die Regierungen sehen immer noch keinen Handlungsbedarf.

    Damit verursachen die Verantwortlichen in Politik und Behörden unermessliches Leid für die betroffenen jungen Menschen und einen großen Schaden für die Volkswirtschaft.

    Ich wünsche Kirsten Hegge Hansen und allen jungen Menschen, die auf diese Weise von der Gesellschaft ausgeschlossen sind, dass sich diese Kultur des Wegschauens schnell ändert.

    Herzliche Grüße und alles Gute

    Juliane

  2. Energiefox 15. Februar 2011 um 11:52

    Ja, parfümfreier Alltag bitte!

    Eigentlich dürfte nur Kirsten und die Leute, die parfümfrei sind, die Schule betreten.

    Gruß Fox

  3. Mia 15. Februar 2011 um 14:56

    Hallo Kirsten,

    Deinen Kummer können wir alle gut verstehen und es macht uns traurig, Dir nicht helfen zu können. Es wird Dich auch nicht trösten, dass unter den vielen Chemikalienerkrankten auch Lehrer/-innen sind, die ihren geliebten Beruf aufgeben mußten; manche schon mit 38 oder 40 Jahren. Was uns bleibt,ist aktiv gegen die sozialen und wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten, die mit MCS verbunden sind, zu kämpfen und nicht aufzugeben, auf uns aufmerksam zu machen,
    Schön wäre eine Vernetzung der Schule mit Deinem Arbeitsraum zuhause, damit Du zumindest optisch und akustisch mit Deinem Klassenraum verbunden bist, solange noch kein Parfümverbot dort herrscht. Gibt es da eine Möglichkeit?
    Gib nicht auf und halte Kontakt mit anderen Erkrankten, wenn Du Fragen und Probleme hast.

    Mia

  4. Milijam 15. Februar 2011 um 15:44

    Hallo Kirsten,

    ich wünsch dir trotzdem viel Erfolg und einen guten Schulabschluss.

    Ich hoffe sehr, dass die gesundheitlichen Bedingungen in der Schule und anderswo bald besser werden, so dass nicht nur Umweltkranke, sondern alle davon profitieren können und Schüler dadurch besser lernen können.

    Dazu bedarf es sehr viel Aufklärung, die an erster Stelle wir- die Umweltkranken selbst- zu leisten haben.

    Schöne Grüße
    Mirijam

  5. Kira 17. Februar 2011 um 10:37

    Hallo Kirsten,

    auch ich wünsche dir von Herzen die Stärke und das Durchhaltevermögen.Versuche so gut es geht trotzdem weiter deine Schulausbildung zu beenden, auch mit dem Damoklesschwert ALLEINE zu sein.
    Aber andererseits bist du nicht alleine, halte Kontakt zu anderen Betroffenen!!!

    Wir alle kämpfen gegen diese soziale u. wirtschaftliche Ungerechtigkeit, gegen diese Ignoranz und Borniertheit.

    LEIDER hilft das meinem hochintelligenten toxisch geschädigten 19jährigen Sohn nicht mehr viel – ihm ist in diesem Sinne alles genommen worden(keine Schul- und Berufsausbildung) Er existiert eigentlich in unsererm Land Deutschland nur auf einem Stück Papier sprich Ausweiss und mehr NICHT!!!! Werde den Kampf um seine Rechte aber nicht aufgeben!!

    Alles erdenklich Gute und liebe Grüße
    Kira

  6. Silvia 20. Februar 2011 um 14:26

    Kirsten und ihre Mutter haben sich sehr über Eure Kommentare gefreut. Lieben Dank an Euch alle soll ich ausrichten.

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