Integration mit MCS an der Schule möglich

„Es läuft alles rund“ (Ausspruch einer Mutter)

Im Juni 2010 berichtete Tohwanga über ihren erfolgreichen Versuch, für ihren an MCS und CFS-erkrankten Sohn eine Integration an der Grundschule zu ermöglichen. Nach fast einem Jahr kann sie sagen, es ist tatsächlich geglückt, und Tohwanga möchte anderen Eltern mit chemikaliensensiblen Kindern Mut machen, bei der Schule und den Eltern der Mitschüler um Unterstützung zur Integration ihres eigenen Kindes zu bitten.

Integration eines Schülers mit MCS und CFS

Tohwanga berichtet:

Im Mai 2010 hatte ich dazu einen Elternabend initiiert und um eine schadstoffarme 1. Klasse gebeten. Ich erhielt 100%tige Unterstützung von der Schulleitung und möchte an dieser Stelle nochmals meinen Dank dem Schulleiter aussprechen. Lehrer, Eltern, Klassenkameraden, ja sogar Großeltern haben sich zur Aufnahme meines Kindes entschlossen und wirken tatkräftig mit, die Klasse schadstoffarm, Weichspüler- und Parfümfrei zu gestalten.

Mein Sohn besucht nun seit August 2010 diese Schule mit großem Erfolg. Er hat Schulfreunde gefunden und kann am Unterrichtsgeschehen teilnehmen. Natürlich ist der neue Lebensabschnitt Schulpflicht für uns sehr, sehr anstrengend, trotz häufiger Fehlzeiten und Zuspätkommen, extremer Müdigkeit und eigentlich nur Leben für die Schule ist mein Sohn ein guter Schüler und das Lernen fällt ihm leicht. Schwierig und sehr Kräfte zehrend ist die tägliche Präsenz, das morgendliche Aufstehen, trotz schmerzender Glieder, trotz nächtlichem Asthmaanfall und/oder heftigste Nasenbluten und das Kräfteeinteilen für den ganzen Tag. Es muss ja noch Motivation für die Hausaufgaben und für die wenigen sozialen Kontakte am Nachmittag verbleiben. Mein kleiner Sohn meistert diese Aufgabe schon recht gut. Während ich, schon sehr beeinträchtigt durch meine Umwelterkrankungen, oft nicht weiß, woher ich noch die Kraft für den nächsten Schultag nehme.

So leben wir von Tag zu Tag, Wochenende zu Wochenende und von Ferien zu Ferien. Ganz besonders freuen wir uns auf die Sommerferien, denn die kurzen 2-Wochen-Ferien reichten nicht aus, um aus der tiefen Erschöpfung heraus zu kommen.

Es ist ein Geschenk, welches uns Eltern und Lehrer geben. Noch ein seltenes, aber ich bin mir sicher, dass auch andere Schulen in Zukunft eine Integration von MCS-erkrankten Kindern ermöglichen werden. Schadstoffarme Schulen sind für alle Kinder wichtig. Dies kann die Politik nicht mehr verdrängen.

Bei dem allgemeinen Elternabend im laufenden Schuljahr, im September 2010, habe ich etwas Redezeit bekommen, um mich für die einmalige Integration und Toleranz der Eltern und Angehörigen bedanken zu können.

Liebe Eltern,

ich möchte Ihnen auf diesem Wege meinen Dank aussprechen. Sie ermöglichen meinem Kind Integration und die Chance möglichst unbeschadet eine Schule aufsuchen zu können.

Für Ihr Verständnis, Ihr Entgegenkommen und Ihre gewonnene Besonnenheit im Umgang mit den gesundheitsschädigenden Duftstoffen, danke ich Ihnen sehr.

Zwei Fragen interessierten mich. Und so hatte ich einen kleinen Zettel vorbereitet, den ich verteilen durfte. Die Resonanz war positiv und postwendend haben sich alle 11 anwesenden Elternteile zum sofortigen Ausfüllen bereit erklärt. Insgesamt sind es 14 Kinder in der Klasse.

Wie war für Sie die Umstellung auf einen duftstofffreien Schulalltag?

Schwer: 2

  • mein Kind reagiert auf Polycarboxylate, wir können kein „Dalli med“ nehmen und mussten wieder auf „Weißer Riese“ zurückgreifen

Kein Problem, wir lebten schon duftstofffrei: 8

  • wir lebten schon weitestgehend duftstofffrei
  • wir lebten schon duftstoffarm
  • wir lebten schon ohne Weichspüler
  • kein Problem
  • wir lebten schon zum Teil duftstofffrei

Wollten wir schon immer und hatten jetzt Anlass dazu: 1

Wir machen da nicht mit: 0

Und als zweite Frage würde mich sehr interessieren, ob Sie einen intensiveren Geruchssinn zurück gewinnen konnten. Im Allgemeinen werden Gerüche nach einiger Zeit schwächer, weil die Rezeptoren, die sie aufgenommen haben, vorübergehend unempfindlich werden. Gerade Parfüms legen ganze Riechzellareale lahm.

Stellen Sie und Ihre Familie fest, dass Sie Umgebungsgerüche und auch Parfüms (wieder) besser wahrnehmen?

Ja: 2

Nein: 9

  • ich war schon vorher sehr sensibel
  • ich habe schon immer gut gerochen

99% der Eltern machen mit, wobei für 81% die Umstellung auf eine Weichspüler- und Parfümfreie Schulform kein Problem darstellte.

Der Wille und die Bereitschaft zum umweltbewussten Handeln sind da, die Menschen müssen nur das richtige Werkzeug in die Hand bekommen um Handeln zu können. Der Markt an duftstofffreien Produkten existiert und wird täglich größer. Die Werbung für den duftstofffreien Markt bringt Erfolg.

Mein Fazit kann ich mit dem wundervollen Ausspruch einer Mutter beschließen: „Es läuft alles rund“

Mit Aufklärung kommen wir weiter – Schweigen ist kontraproduktiv

Die Bevölkerung ist sensibilisiert, Dank der vielen Umweltkatastrophen, Nahrungs- mittelskandale, Impfschäden, etc. und dem schrecklichen Atomkraftunfall in Japan. Der Aufklärungsmonat Mai ist für uns ein ganz wichtiges Instrument. Macht alle mit. Die Erfolge sind da.

Autor:

Tohwanga für CSN – Chemical Sensitivity Network, MCS Aufklärungsmonat Mai 2011

Weitere CSN Artikel zum Thema Duftstoffe und Integration von Chemikaliensensiblen in der Schule:

3 Kommentare zu “Integration mit MCS an der Schule möglich”

  1. Juliane 12. Mai 2011 um 08:59

    Liebe Tohwanga ,

    also das ist in der Tat die erste gute Nachricht, die ich jemals über den Schulbesuch
    eines chemikaliensensitiven Kindes gehört habe.

    Ganz toll, was die Kinder, die Eltern, die Lehrer und die Schulleitung da machen!

    Ganz toll, was Du mit Deinem Engagement erreicht hast!

    Bis jetzt habe ich immer nur von Kindern und Jugendlichen gehört, die wegen
    des rücksichtslosen Verhaltens seitens der Mitschüler, der Lehrer und auch der
    Schulleitung die Schule verlassen mussten. Fälle von absichtlichem Besprühen
    kranker Kinder mit Deospray sind mir bekannt. Manche Eltern haben teure
    Prozesse führen müssen, um eine Hausbeschulung oder eine Fernbeschulung
    zu erreichen. Manche Eltern bezahlen teure Fernbeschulung selber , weil Kinder
    die Schule aufgrund ihrer Erkrankung die Regelschule nicht besuchen können.

    Leider gibt es vielerorts eine Grundstimmung, Behinderte auszugrenzen.

    CSN Blog berichtete über solche Tendenzen:

    Zitat:

    “Wenn es denn wirklich so krass sein sollte .. wie J,,.. hier schildert … dann stellt sich mir die Frage: Brauchen solche extrem MCS Kranke denn überhaupt eine Schulbildung … wozu ???

    Nicht so wirklich ??? Oder ???

    Ich meine, ein Beruf z. B. schließt sich unter solchen Umständen doch aus … Wozu das ganze … zum Selbstzweck???”

    Dieser Ball wurde dann von einer anderen Vielschreiberin des Forums aufgefangen und gekontert:

    Zitat:

    Nun, sie gründen Selbsthilfegruppen, wenden sich an Sat1 und ähnliche Sender und müssen die Verträge lesen und verstehen können, klagen gegen Versicherungen und Rentenkasse, obwohl schon alle Anwälte aussteigen. Das geht kaum ohne Schulbildung.”

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/01/16/ruecksicht-auf-umweltkranke-sollte-an-schulen-selbstverstaendlich-sein/#more-72

    Herzlichen Dank an alle, die Tohwangas Sohn eine andere Haltung entgegenbringen.

    Juliane

  2. Kira 13. Mai 2011 um 07:54

    Liebe Tohwanga,

    ich schliesse mich Julianes Kommentar an.
    Ich wünsche dir und besonders deinem Sohn viel Kraft und Durchhaltevermögen.
    Und besonders wünsche ich mir das ihm und anderen MCS-kranken Kindern u. Jugendlichen die weitere schulische Laufbahn weiter geebnet wird – sprich sie ihre Chance bekommen in den weiterführenden Schulen genauso integriert zu werden.

    LEIDER hilft das meinem hochintelligenten schwer toxisch geschädigten 19jährigen Sohn nicht mehr viel – ihm ist in diesem Sinne alles genommen worden(keine Schul- und Berufsausbildung)…..er hätte jetzt das Abi in der Tasche….. aber
    seit seinem 13.Lebensjahr wurde er in dieser Hinsicht gemobbt, diskriminiert, unter Druck gesetzt, psychiatrisiert und letztendlich geoutet!!!!! Heute steht er ohne Schulabschluß da, von der Bildungspolitik nicht beachtet und auf sich alleine gestellt (überdurchschnittlich begabt) – niemand gab/gibt ihm eine Chance!!

    Er existiert eigentlich in unsererm Land Deutschland nur auf einem Stück Papier sprich Ausweiss und mehr NICHT!!!! Werde den Kampf um seine Rechte aber nicht aufgeben!!

    Wie soll ein schwerst MCS-Erkrankter an schwerst schadstoffbelasteten Schulen eine Externenprüfung ablegen,wobei noch die Beduftung der Prüfer und Prüflinge hinzukommt???

    Das Lernmaterial und die Arbeitshefte dünsten extrem aus – es gibt keine Fernschule die das Lernmaterial nur auf Hör-CD anbietet.

    Ein schwerst MCS-Kranker (Mehrfachvergiftung)mit chronischen Schmerzen leidet trotz seiner Intelligenz an Konzentrationsstörungen und unter schwersten körperlichen Symptomen, um nur einiges zu nennen – viele MCS-Kranke können nicht mehr arbeiten gehen, geschweige sich selbst soweit versorgen – aber von einem jungen MCS-kranken Jugendlichen/Erwachsenen wird die Leistung eines Managers erwartet.

    Jeder Schulverweigerer wird besser unterstützt und bekommt seine Chance.
    Es lebe unsere deutsche Bildungspolitik!!!!

    Gruß Kira

  3. Eike 13. Mai 2011 um 12:45

    Herzlichen Glückwunsch an Tohwanga und ihren Sohn.

    Endlich mal ein Fallbeispiel, in dem Aufklärung bei Lehrpersonen, Eltern, Großeltern, Bekannten und Kindern zu Verständnis und Rücksichtnahme auf MCS Erkrankte geführt haben.

    Das müsste Schule machen!

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