Waschmittel mit Duft setzen gefährliche Chemikalien frei

Die umsatzstärksten Flüssigwaschmittel und beduftete Trocknertücher enthalten schädliche Chemikalien, von denen zwei als krebserzeugend eingestuft sind

Die Wissenschaftlerin an der University of Washington, die chemische Detektivarbeit geleistet hat, um heraus zu bekommen, was in parfümierten Verbraucherprodukten enthalten ist, hat ihre Aufmerksamkeit nun auf jene parfümgeschwängerte Luft gelenkt, die aus den Abluftschläuchen der häuslichen Waschtechnik weht.

Forschungsergebnisse, die in der 4. Augustwoche 2011 im der US-Zeitschrift ‚Air Quality, Atmosphere and Health‘ veröffentlicht wurden belegen, dass die Abluft von Geräten, in denen die am Markt erfolgreichsten Flüssigwaschmittel und Trocknertücher mit Duft zum Einsatz kommen, gefährliche Chemikalien enthält, von denen zwei als krebserregend eingestuft sind.

„Dies ist eine interessante Quelle für Umweltbelastung, da es für das, was aus den Abzügen der Wäschetrockner kommt, absolut keine Vorschriften gibt und es nicht erfasst wird“, sagte die Hauptautorin Anne Steinemann, eine Professorin der University of Washington für Umwelttechnik und öffentliche Angelegenheiten. „Wenn das Zeug aus einem Schornstein oder Auspuff käme, gäbe es Vorschriften, doch wenn es aus einem Wäschetrockner kommt, gibt es diese nicht.“

Die Studie stützt sich auf eine frühere Forschungsarbeit, in der untersucht wurde, welche Chemikalien von Waschmitteln, Lufterfrischern, Reinigungsmitteln und anderen parfümierten Verbraucherprodukten abgegeben werden. Die Hersteller müssen die Inhaltstoffe von Düften und Waschmitteln nicht angeben.

Für die Studie, die sich mit den Chemikalien befasste, welche mit der Wäschetrockner-Abluft freigesetzt werden, kauften die Forscher zunächst vorgespülte Bio-Baumwollhandtücher. Sie baten zwei Wohnungseigentümer, mit ihren Waschmaschinen und Trocknern auszuhelfen, reinigten das Innere der Geräte mit Essig und ließen ganze Waschgänge nur mit Wasser [ohne Waschmittel] durchlaufen, um möglichst viele Rückstände zu entfernen.

In der einen Wohnung ließen sie einen normalen Waschgang laufen und analysierten die Abluft in drei Durchlauf-Varianten: einmal ganz ohne, einmal mit der führenden parfümierten Waschmittelmarke und schließlich sowohl mit dem Waschmittel, als auch mit der führenden Marke parfümierter Trocknertücher. Ein in die Abluftöffnung gesteckter Kanister fing die Abluft bei jedem Durchgang 15 Minuten lang auf. Danach wiederholten die Forscher die Prozedur mit einer anderen Waschmaschine und einem anderen Trockner in der zweiten Wohnung.

Die Analyse der eingefangenen Gase ergab, dass aus dem Abzug mehr als 25 flüchtige organische Bestandteile kamen, dazu gehörten sieben gefährliche Luftschadstoffe. Davon sind zwei – Acetaldehyd und Benzol – von der amerikanischen Umweltschutzbehörde als krebserregender Stoff klassifiziert, für welche die Behörde keine unbedenklichen Grenzwerte festgelegt hat.

„Die Erzeugnisse können nicht nur die persönliche Gesundheit beeinträchtigen, sondern auch die allgemeine, und die Umwelt. Die Chemikalien können in die Luft und über den Abfluss in die Gewässer gelangen“, sagte Steinemann.

Die Forscher schätzen, dass in der Region von Seattle, wo die Studie durchgeführt wurde, die von dieser Waschmittelmarke verursachten Acetaldehyd-Emissionen drei Prozent der gesamten Acetaldehyd-Emissionen des Straßenverkehrs entsprechen. Die Belastung durch die fünf beliebtesten Marken würde, so schätzen sie, etwa 6 Prozent der Acetaldehyd-Emissionen von Autos gleich kommen.

„Wir richten sehr viel Aufmerksamkeit darauf, wie man den Ausstoß von Schadstoffen durch Autos reduziert“, sagte Steinemann. „Und hier haben wir eine Schadstoffquelle, die verringert werden könnte.“

Auf der Internetseite des Forschungsprojektes findet man unter anderem Leserbriefe, in denen über gesundheitliche Auswirkungen parfümierter Verbraucherprodukte berichtet wird. Steinemann sagt, dass die Berichte der Leute über durch die Abluft der Trockner ausgelösten Gesundheitsbeschwerden sie zur Durchführung dieser Studie motiviert haben.

Steinemann empfiehlt, Waschmittel ohne irgendein Geruch oder Duftstoff zu verwenden.

Lisa Gallagher und Amy Davis von der University of Washington und Ian MacGregor vom Battelle Memorial Institute waren als weitere Autoren der Studie beteiligt.

Autor: Hannah Hickey, University of Washington

Literatur:

Ann Steinemann, Lisa Gallagher, Amy Davis, Ian MacGregor, University of Washington, Scented laundry products emit hazardous chemicals through dryer vents, Aug. 24, 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

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8 Kommentare zu “Waschmittel mit Duft setzen gefährliche Chemikalien frei”

  1. Mirijam 29. August 2011 um 13:17

    Vielen Dank für diesen wichtigen Aufklärungsbeitrag!

    Viele Menschen wissen nicht, wie schädlich diese Chemikalien für Mensch und Umwelt sind. Und, noch schlimmer, sie ignorieren auch die Erkenntnisse darüber.

    Somit unterstützen die Verbraucher und die Verantwortlichen die Profiteure bei der Zerstörung unserer Lebensräume. Das ist schon tragisch.

    Konsequente Aufklärung ist deshalb besonders wichtig, damit wir es doch noch schaffen, die systematische dumme Vergiftung unserer Erde und ihrer Bewohner zu stoppen.

  2. Clarissa 1. September 2011 um 12:23

    Ich habe diesen Beitrag ausgedruckt und an meine zwei direkten Nachbarn gegeben, ich hoffe auf Besserung.
    Vielen Dank für die Übersetzung.

  3. PappaJo 5. September 2011 um 08:41

    Das eigentliche Problem ist, das die meisten Verbraucher meinen, alles was im Einzelhandel angeboten wird kann ja nicht gefährlich sein. Ob es nun Duftstoffe, chemische Reiniger, Waschmittel oder auch Insektenspray ist. Auch der Heimwerker benutzt sogar Bauschaum ohne Atemschutz und ohne wirklich zu Wissen, das es in geschlossenen Räumen nicht angewendet werden soll. Für die 80Mio Bewohner benötigen wir so eine Art „Alarmzeichen“. Auf den Verpackungen muß ein eindeutiges Warnzeichen anzeigen, das man sich hier unmittelbar einer Gefahr aussetzt.

    Die üblichen Gefahrensymbole wie „Feuergefährlich“ oder „Reizend“ ziehen nicht mehr und werden einfach ignoriert oder nicht verstanden.

    Abhilfe würde ein sehr eindeutiges Zeichen schaffen. Das ist der „Totenkopf“ aber dieser ist ja bereits vergeben, für giftige Stoffe.

    Aber sind die anderen weniger giftig?

  4. noguld 23. September 2011 um 16:56

    Seit Jahren erzählen wir den Freunden und Bekannten, dass die Düfte in Waschmittel, Putzmittel und auch Parfümen usw. giftig sind. Leider stoßen wir damit immer auf Unverständnis oder man bekommt die Antwort, jetzt sind wir schon so alt geworden und hat uns nicht geschadet!? ( 65-70 )

    In den Verkaufts-Märkten (ALDI/Lidl) gibt es bereits Waren, wie Waschmittel, Cremen und vieles mehr, die frei von Duft und anden Gift-Stoffen sind. Leider werden diese Artikel zu wenig gekauft, weil man keinerlei Hinweise bekommt, welcher Vorteil diese Waren haben.

    Milch Laktosefrei, der Umsatz fehlt, da man nicht genügend Aufklärung betreibt. Z.B. Mit gutem Heu
    gefütteret Kühe. Kunde meint, brauch ich nicht, ich bin nicht Krank!!!

    Man frägt sich langsam, sind die Menschen wirklich so dumm und lassen sich alles andrehen, was die Medien uns anbieten. Gift das gut riecht oder schmeckt, kann man ruhig essen???

    Das Gejammere ist dann groß, wenn der Arzt plötzlich feststellt, der Patient/Kunde hat Krebs.
    Man kann dies vergleichen mit einem Raucher! Er weis, dass Rauchen Krebs erzeugen kann, aber nach dem Motte nicht bei mir nur bei den anderen.

  5. Bunese, Anke u. Ulli 12. Februar 2012 um 21:50

    Ulli war unterwegs und hat jemand im Auto mitgenommen. Dessen Frau hat LENOR sensitiv für die Klamotten benutzt. Ergebnis: Ullis Klamotten und Auto versaut, Duftstoffe haben Haus und Waschmaschine verseucht. Trotz mehrmaligem waschen Gestank immer noch da. Zum ersten mal ist das so intensiv, wissen keinen Rat mehr. Das Duft des neuen LENOR wird jetzt beworben mit einer „Zerfallszeit“ von sieben Wochen. Na da schönen Dank für den Gestank! Anke hat MCS und ist kurz vorm abkratzen.

  6. Sileah 1. August 2012 um 10:28

    Ich meide ja auf Grund meiner MCS zu 99% Duftstoffe.

    Doch auch schon lange, bevor meine Krankheit ausbrach, waren stark riechende Puzmittel/Waschmittel in meiner Familie verpönt.

    Mir ist ganz einfach nicht klar, wieso ALLES&JEDES „duften“ muss. Vom Klopapier (Wer riecht denn daran??) bis zum Raumbedufter. Viele Menschen würden sich wundern, wie unangenehm parfürmierte Wäsche ist.
    Ein geputzter Boden soll sauber, gelüftet riechen, eine frische Bettwäsche, die duftstofffrei an der Luft getrocknet wurde, ist einfach ein Genuss, Spülmittel muss das Geschirr sauber machen und das Klopapier …
    Angenehm ist eine saubere Wohnung, gelüftet- wie klares Wasser.

    Abgesehnen von der o.g. massiven Belastung, ist es auch eine Steigerung des Lebensgefühls und Zeichen guten Geschmacks, o.g. zu meiden.

  7. Helga 26. Oktober 2012 um 22:08

    Dass Waschmittel jetzt damit beworben werden, dass sie wochenlang „duften“ ist wirklich der Gipfel! Ich mag nicht daran denken, was die Chemikalienindustrie sich noch alles ausdenken wird, um Profite ins Unendliche zu treiben und die Umwelt gänzlich zu zerstören…

  8. Günter 13. Juni 2016 um 07:06

    Das Problem haben wir bei uns im Mehrfamilien Haus auch.
    Es ist unerträglich.
    Und das schlimme daran ist das ich von Gewissen Mitbewohner angemacht werde wenn ich das Waschküchenfenster ganz auf mache um zu Lüften.
    Es stehen bei uns in der Waschküche 5 Waschmaschinen und 3 Trockner.
    Und die Waschküche ist nur 4*4m und 2.20m hoch.
    Und der Vermieter unter nimmt nichts da gegen.
    Werde mich deshalb an das Gesundheitsamt wenden.

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