Stadt schafft Barrierefreiheit

San Francisco bittet um Verständnis für Allergiker, Chemikaliensensible und Umweltkranke

San Francisco zählt zu der weltoffensten Städten und der US Bundesstaat Kalifornien ist dafür bekannt, sich mehr als jeder andere Bundesstaat in den USA für die Umwelt einzusetzen. Auch Menschen mit Allergien und Umwelterkrankungen können in der Stadt an der amerikanischen Westküste, selbst im öffentlichen Bereich, mehr Hilfe und Verständnis als anderswo erwarten. Die Vorgehensweise ist relativ einfach und wäre auch überall sonst leicht durchführbar. Durch entsprechende Anweisungen wird eine Atmosphäre in Innenräumen geschaffen, die es auch diesen Personen ermöglicht, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen und im behördlichen Bereich mit dazu beizutragen, Entscheidungen zu treffen.

Barrierefreiheit für Allergiker und Umweltkranke

Eine Mitte Dezember 2010 herausgegebene Leitlinie der Stadt San Francisco und der dazugehörigen Gemeinden legt fest, welche Reglements bei Sitzungen von Behörden, Komitees und öffentlichen Institutionen eingehalten werden müssen. Um Behinderten und Menschen mit Einschränkungen die Teilnahme an Veranstaltungen und Sitzungen zu ermöglichen, wurden ganz spezielle Anordnungen getroffen. Da Menschen mit Allergien und solche mit Umweltkrankheiten mit den Gegebenheiten in vielen Gebäuden gesundheitlich zu kämpfen haben, wurde auf diese beiden Personengruppen ganz besonders eingegangen. Entsprechende entgegenkom- mende Anweisungen für das Jahr 2011 stehen bereits auf der ersten Seite einer Agenda zu lesen.

Board of Supervisors, City and County of San Francisco:

„Um die Bemühungen der Stadt für Personen mit schweren Allergien, Umweltkrankheiten, Multiple Chemical Sensitivity oder verwandten Behinderungen zu unterstützen, sind die Teilnehmer in öffentlichen Versammlungen daran zu erinnern, dass andere Teilnehmer empfindlich auf Duftstoffe und verschiedene andere auf chemischer Basis duftenden Produkte reagieren können. Bitte helfen Sie der Stadt, es für diese Personen passend zu machen.“

Integration statt Isolation

Integration von Behinderten ist eine wichtige Aufgabe, der sich viele Länder gemäß einer vor fast zwei Jahren unterzeichneten UN-Behindertenkonvention verpflichtet haben. In einigen Bereichen gab es seitdem in vielen Unterzeichnerländern bereits sehr hilfreiche Verbesserungen. Solche relativ einfach zu realisierenden Maßnahmen wie in San Francisco, um auch Allergiker und Umweltkranke zu integrieren, werden jedoch in Deutschland, das ebenfalls ein Unterzeichnerland der UN-Behinderten- konvention ist, noch völlig vermisst.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 17. Dezember 2010

Literatur:

Board of Supervisors, City and County of San Francisco, Agenda, 14. Dezember 2010.

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Umweltkrankheiten: Ein Leben auf der Flucht

MDR berichtet über MCS und Elektrosensibilität

Jede Woche treten chemikaliensensible Menschen mit CSN in Kontakt und hoffen auf Hilfe bei der Suche nach verträglichem Wohnraum. Den meisten dieser verzweifelten Personen ist es ganz gleich, wo sie hinziehen müssten, Hauptsache ein, zwei Zimmer ohne Schadstoffbelastung. Wohnraum für Menschen mit MCS (Multipler Chemikalien Sensitivität) wird von staatlicher Seite bislang nicht gefördert, obwohl Deutschland die UN Behindertenkonvention unterzeichnet hat und damit auch für die Behinderten Hilfe zusagen müsste. Der MDR berichtet in einem Beitrag über zwei Personen, die auf Chemikalien und Mobilfunkstrahlung reagieren. Es ist ein Leben auf der Flucht, denn die Areale, in denen keine Strahlung eintrifft, werden täglich weniger.

Wo sollen Chemikalien- und Elektrosensible hin?

Noch problematischer als für Chemikaliensensible ist die Wohnraumsuche für Menschen, die zusätzlich elektrosensibel, bzw. solche, die auf Mikrowellenstrahlung reagieren. Rocco ist einer von ihnen. Er stammt aus Italien und ist seit Jahren auf der Suche nach einem Ort, an dem er leben kann. Mit einem speziell umgebauten Wohnmobil fuhr er vor einigen Jahren bei CSN vor, seitdem besteht regelmäßiger Kontakt.

Aufgeben? NIE

Rocco leitet eine Organisation, die für die Rechte Chemikaliensensibler eintritt und eine Webseite betreibt. Nicht einfach, denn WLAN verträgt er nicht. 30m Internetkabel hat er immer dabei, um sein Laptop irgendwo an einen Internetzugang hängen zu können. Auf diese Weise hält er Kontakt zu seinen Leuten und anderen Aktivisten. Dafür kommt er heraus aus einem Funkloch und nimmt Schmerzen in Kauf. Bei letzten Mal, als er uns bei CSN aufsuchte, traf er klitschnass und ausgehungert ein. Er hatte sein Wohnmobil an einem sicheren Ort geparkt und war im strömenden Regen mit dem Mountainbike durch den Wald gefahren. Die Krankheit hat ihre Spuren bei Rocco hinterlassen, er ist im Vergleich zu vor ein paar Jahren extrem dünn geworden. Sein Gesundheitszustand ist als bedenklich anzusehen. Seine Aufrufe im CSN Forum und im Internet nach Hilfe wurden zwar oft gelesen, aber konkrete Hilfe kam eher selten zustande, weil Mitbetroffene kaum Energie übrig haben, um einen anderen Kranken zu pflegen. Einige Kontakte gibt es zwar, aber Rocco läuft stetig in Gefahr, dass sie nicht ausreichen, um ihn über Wasser zu halten.

„Andenken“ an den Arbeitsplatz in der Chemieindustrie

Seit letzten Februar lebt er in seinem Camper in Bozen auf einem Parkplatz, ohne jegliche Hilfe, ohne Sozialhilfe, ohne Wasser und Strom, ohne ärztliche Versorgung. Die finanziellen Reserven sind kurz davor, aufgebraucht zu sein. Es gibt Zeiten, da hat Rocco zuwenig Kraft, um sich Nahrung zu besorgen, dann hungert er zwangsläufig über Tage. Wenn ein winziger Funken Kraft zurückkommt, schleppt er sich in den Ort. Danach ist er wieder für Tage erschöpft und erträgt schwere Schmerzen, für die er keine Medikamente nehmen kann – doch wenigstens hat er dann wieder etwas Nahrung.

Ausgestoßen, verhöhnt, belächelt – Ist das fair?

  • Nach außen mag Rocco wie ein fancy Ökofreak wirken, doch welche Chance hat er?
  • Wer fühlt sich zuständig für Menschen wie Rocco, die wegen des Schweregrades ihrer Umwelterkrankung in keinem normalen Haus in einem Ort oder einer Stadt leben können?
  • Wo soll er hin? Wo gibt es überhaupt noch Funklöcher, wo er sich ohne Schmerzen aufhalten könnte?
  • Wer gibt Menschen wie Rocco wieder ein normales Leben zurück?
  • Ist es korrekt, dass eine Gesellschaft diejenigen verstößt und verhöhnt, die sie krank gemacht hat?

MCS und EMS im TV

Am Sonntag 7.11.2010 zeigt der MDR im Rahmen der Auslandssendung Windrose den Beitrag „Strahlenfreiheit“. Der Beitrag berichtet auch von Rocco, der zur Zeit in den Bergen Südtirols in einem Wohnwagen lebt, um Strahlung und Umweltgiften zu entkommen und von Marcello, der in den Hügeln der Emilia-Romagna einen kleinen Fleck gefunden hat, der noch strahlungsfrei ist.

Alles Weitere unter www.mdr.de/windrose und am 7.11 um 16.05 – 16.30 in der Windrose des MDR (LIVESTREAM und SATELLITE)

Wiederholung: Dienstag, 10:53 Uhr – Kurz darauf STREAMING unter www.mdr.de/windrose

Öffentlichkeitsarbeit trotz Kampf ums Überleben

Für Menschen wie Rocco ist ein Beitrag im Fernsehen sehr wichtig, denn wenn der Bericht gut recherchiert ist und sachlich dargestellt wird, was es bedeutet mit MCS und EMS leben zu müssen, trägt es zu weiterer Akzeptanz in der Allgemeinbevölkerung bei. Auf diese Akzeptanz sind Umweltkranke stark angewiesen, vor allem weil es keine staatliche Hilfe gibt und Umwelterkrankungen in der Regel verschwiegen werden.

Mit Rocco kann man via Facebook in Kontakt treten: Facebook – SOS Rocco

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. November 2010

Weitere CSN Artikel über Fernsehbeiträge zu MCS und Umweltkrankheiten:

Wissenschaftlich begleitetes MCS-Wohnprojekt ist im Entstehen

In Zürich entsteht bis 2013 ein Wohnprojekt für Menschen mit MCS. Die Umwelt- krankheit ist auch in der Schweiz verbreitet, man geht von Behördenseite von ca. 5000 Betroffenen aus, und nun will man Nägel mit Köpfen machen. Die Stadt Zürich wird mit einem Grundstück und Baurecht zum Wohnprojekt für Chemikaliensensible beitragen. Das Vorhaben, dass rund 5,8 Millionen Franken kosten wird, werde als Pionierleistung für gesundes Wohnen in die Geschichte eingehen, sagte der Züricher Stadtrat Marin Vollenwyder auf der heutigen Pressekonferenz in Zürich. Die Stadt habe sich zum Legislaturziel WOHNRAUM FÜR ALLE gesetzt und das hieße für die Stadt auch, eine solche Bevölkerungsgruppe zu unterstützen, die es auf dem Wohnungs- markt besonders schwierig habe.

Endlich Hoffnung in greifbarer Nähe

Christian Schifferle, der Gründer der Baugenossenschaft Gesundes Wohnen MCS und Präsident der Selbsthilfegruppe MCS-Liga Schweiz, setzt sich schon viele Jahre für dieses Projekt ein. Vor zwei Jahren gründete er die Genossenschaft, seitdem geht es in großen Schritten voran. Heute schrieb Ch. Schifferle eine E-Mail:

Gerade komme ich von der Medienkonferenz der Stadt Zürich, MCS-Pilot- wohnungsprojekt, bin noch ganz geschafft und überwältigt, habe immerhin meine Rede halten können. Die Neue Zürcher Zeitung hat schon einen Bericht verfasst.

Ev. kommt heute oder Morgen ein Bericht auf Tele Top. Sicher werden wir in der nächsten Zeit ausführlich berichten… Ich schlafe zurzeit im Auto und verspreche mir baldige Hilfe beim Wohnraum suchen als Übergangs- lösung.

Architektin packt mit an

Eine weitere gute Nachricht war diese Woche aus der Schweiz zu vernehmen. Christian Schifferle ließ wissen, dass die Wohnbaugenossenschaft Gesundes Wohnen MCS seit gut zwei Wochen durch Marianne Dutli Derron verstärkt wird. Die Architektin ist als Beraterin beim SVW Zürich tätig, der Dachorganisation von über 200 Züricher Wohnbaugenossenschaften. Ihr Büro liegt direkt neben dem der MCS Wohnungsbaugenossenschaft. Frau Dutli Derron wurde jetzt auch in die Geschäfts- leitung der Wohnungsbaugenossenschaft gewählt, die sie nun zusammen mit Dr. Roman Lietha und Christian Schifferle bildet. An der nächsten Generalversammlung soll Marianne Dutli außerdem als Vorstandsmitglied und Co-Präsidentin vorgeschlagen werden, war von Ch. Schifferle zu hören. Acht Jahre Erfahrung als Präsidentin einer anderen Züricher Wohnbaugenossenschaft bringt sie mit. Vor einigen Wochen hatte Ch. Schifferle die Architektin angefragt, bei der MCS-Genos- senschaft mitzumachen, und natürlich war er sehr erfreut, ihre Zusage zu erhalten.

Professionelle Unterstützung

Das Thema MCS Wohnraum ist Frau Dutli Derron nicht fremd, sie war eines der Jury-Mitglieder des MCS-Architekturwettbewerbs und hat sich entsprechend gut eingearbeitet. Ch. Schifferle ist professionelle Unterstützung ein besonders großes Anliegen. Er selbst leidet von Kindheit an unter schwerer MCS und hat seine Kräfte seit Jahren in das Vorhaben investiert. Anstrengende Sitzungen wird es in den nächsten Monaten und in der Bauphase viele geben, dafür braucht es gesunde Unterstützung mit viel Sachverstand.

Gesundes Wohnen hat eine große Zukunft

Die Stadt Zürich leistet mit dem MCS Wohnprojekt in der Tat Pionierarbeit. Es ist das erste Wohnprojekt für Chemikaliensensible in Europa, das nun in Zürich-Lembach Zug um Zug entsteht.

Im September 2009 hatte das Finanzdepartment der Stadt einen Kredit von 150 000 Franken zur Durchführung eines Studienauftrages für das Wohngebäude mit zehn Wohnungen für MCS-Betroffene bewilligt. Das MCS Haus wird von Grund auf baubiologisch konzipiert und Wissenschaftler begleiten das Wohnprojekt.

Technisches und althandwerkliches Meisterwerk

Aus der Neuen Züricher Zeitung war zu erfahren, das Augenmerk liege bei diesem besonderen Neubau auf einer äußerst sorgfältigen Materialwahl und Verarbeitung. Das Gebäude werde sogar mit speziellen Schleusen ausgerüstet, damit sich die Bewohner von chemischen Substanzen beim Betreten reinigen können.

Das Pionierprojekt wird eine Herausforderung in der Ausführung darstellen, denn es sollen uralte Handwerkstechniken, die teils schon in Vergessenheit geraten sind, mit hochmodernen Materialien kombiniert werden. Es wird beispielsweise eine Glas- faserstabarmierung zum Einsatz kommen, die bis jetzt noch nie für die Statik eines ganzen Wohnhauses eingesetzt wurde. Das Material leitet weder Wärme noch Strom. Ansonsten soll das MCS-Haus eine homogene Außenwandkonstruktion aus Wärmedämmbacksteinen mit einer vielfältig biologisch wirksamen inneren Haut mit Lehm und Kalkputzen erhalten. Im Idealfall können aus der Anwendung solcher im Moment vielleicht eher ungewöhnlich anmutenden Materialien und Verarbeitungs- techniken Erfahrungen für den normalen Wohnungsbau gewonnen werden. Das erhofft sich jedenfalls das Architekturbüro, das den Zuschlag erhalten hat für das innovative Projekt, das gerade im Entstehen ist.

Für Christian Schifferle heißt es jetzt noch zwei weitere Jahre durchhalten, kalte lange Nächte im Auto oder auf dem Feldbett im Wald. Nach der enormen Leistung, die er vollbracht hat, wird er auch diese Zeit schaffen. Dann wird er hoffentlich ein Zuhause haben, in dem er und andere MCS-Betroffene beschwerdefrei leben und gesunden können. Als nächsten Schritt plant die Wohnungsbaugenossenschaft Gesundes Wohnen MCS Wohnprojekte für Chemikaliensensible in Deutschland.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 7. September 2010.

Bild: Wohnungsbaugenossenschaft Gesundes Wohnen MCS

Weitere Artikel zum Wohnprojekt / Links zum Video der TV Sendung von Tele Top:

Hilfe im Krankenhaus trotz MCS- Multiple Chemical Sensitivity möglich?

Deutsche Krankenhäuser haben im internationalen Durchschnitt gesehen einem hohen Standard und unser Land verfügt über hervorragende Spezialkliniken. Dennoch gibt es für eine zahlenmäßig erhebliche Bevölkerungsgruppe kein Krankenhaus, das für sie im akuten Fall geeignet wäre, oder das den krankheitsbedingten Erfordernissen auch nur ansatzweise gerecht werden könnte. Die Rede ist von Menschen, die unter Multiple Chemical Sensitivity (MCS) leiden.

An MCS Erkrankte reagieren auf geringe Spuren von Alltagschemikalien mit leicht bis schwer behindernden Symptomen. Bei hypersensibilisierten Personen sind auch Bewusstlosigkeit und Schockreaktionen möglich. Obwohl die Krankheit in Deutschland über einen Diagnoseschlüssel verfügt (ICD-10 T78.4) und im Einzelfall als Behinderung anerkannt werden kann, ist MCS vielen in medizinischen Berufen arbeitenden Menschen nicht bekannt und es gibt weder Maßnahmenkataloge, noch Leitlinien, die Ärzten, Sanitätern, Rettungskräften und Pflegepersonal vorgeben, wie man mit dieser besonderen Gruppe von Erkranken umgehen muss, um weiteren körperlichen Schaden abzuwenden.

Ein Krankenhausaufenthalt kann unverhofft erforderlich sein, für Menschen, die unter Chemikalien-Sensitivität (MCS) leiden eine Vorstellung, die viele schnell wieder verdrängen, weil ihnen bekannt ist, dass sie im Krankenhaus eine Umgebung erwartet, die umgehend zu Reaktionen führt. Desinfektionsmittel, Reinigungsmittel, Duftstoffe und eine erhebliche Zahl von Krankenhauschemikalien errichten unsichtbare Barrieren, die bislang in jedem Krankenhaus anzutreffen sind.

Thommy’s Blogfrage der Woche:

  • Welche Erfahrung habt Ihr in deutschen Krankenhäusern gemacht als MCS-Kranker? Kannte man dort MCS?
  • Habt Ihr ein Krankenhaus gefunden, das für Chemikaliensensible tolerierbar ist?
  • Ging man auf Eure besonderen, krankheitsbedingten Bedürfnisse ein? Oder hat man Eure MCS nicht ernst genommen?
  • Was habt Ihr erlebt während eines Krankenhausaufenthaltes? Berichtet bitte über positive, wie auch negative Erfahrungen.
  • Oder schiebt Ihr eine erforderliche Operation oder Behandlungsaufenthalt im Krankenhaus bereits seit längerer Zeit vor Euch her, wegen der bekannten Problematik für Euch?
  • Haltet Ihr es für möglich, MCS-gerechte Abteilungen in Schwerpunktkrankenhäusern, bzw. wenigstens in einigen deutschen Großstädten bereitzustellen?

Folgen einer Deo-Pflicht für Angestellte

Vorsitzende eines Unternehmerverbandes will Deo-Pflicht einführen

In einem Interview mit der Zeitschrift FOCUS ließ die Vorsitzende des Verbandes für mittelständische Unternehmer verlauten, dass sie sich für eine Deo-Pflicht in Betrieben einsetzen will. Ursula Frerichs findet es unangenehm, wenn jemand nach Schweiß riecht. (1) Als der Journalist im Interview fragte, wie man sich eine Umsetzung vorstellen könne, ließ Frau Frerichs keinen Zweifel daran, wie ernst sie ihr Vorhaben empfindet. Angestellte in Betrieben sollen sich möglichst mehrfach pro Tag mit Deo einsprühen und wenn es nach ihr ginge, soll dies sogar durch betriebsfremde „Schnüffler“ überprüft werden. Wer trotz Deo-Pflicht stinkt, dem sollen Abmahnungen ins Haus stehen.

Chemikaliensensible Mitmenschen sind erschüttert vom Ansinnen der Verbandsvorsitzenden, sie fürchten, dass damit der verbliebene kleine Rest ihrer Lebensqualität gänzlich verloren geht und sie, wenn sich dieser Vorschlag durchsetzt, unausweichlich körperliche Reaktionen in vielen Situationen anstehen. Eine chemikaliensensible Frau hat deswegen bereits Anzeige gegen die Verbandsvorsitzende erstattet, sie hält das Vorhaben u.a. für eine vorsätzliche Aufforderung zur Körperverletzung.

Systematisch ausgrenzt durch Duftstoffwahn

Was für die Zeitungen eine willkommene Sommerschlagzeile war, lässt Asthmatikern, Allergikern, Migräne-Patienten und Menschen mit Chemikalien-Sensitivität aufhorchen, denn durch eine solche Maßnahme würde ihnen die Möglichkeit genommen, ihre Arbeit in einem Betrieb mit forcierter „Deo-Pflicht“, ohne gesundheitliche Einschränkungen leisten zu können. Nicht wenige müssten sogar kündigen, weil Reaktionen bis hin zu Lebensgefahr zu erwarten wären und die eingeschränkte Gesundheit einfach nichts anderes zulässt.

Deos sind zum Großteil üble Chemikaliengemische

Um zu wissen, was die Inhaltsstoffe für die Gesundheit bedeuten, die auf Deo-Spraydosen und Deo-Rollern angegeben sind, muss man fast ein Chemiker oder Toxikologe sein. Sollte der Käufer sich die Mühe machen, die Inhaltsstoffe zu identifizieren, muss er sich außerdem darüber im Klaren sein, dass nicht alles deklariert ist, was im Produkt enthalten ist – „Produktgeheimnis“ nennen dies die Hersteller. (2)

Gesundheitsprobleme durch Duftstoffe

Für einen erheblichen Anteil der Menschen mit Krankheiten, die durch Duftstoffexposition verschlimmert werden, insbesondere Chemikaliensensible, würde eine „Deo-Pflicht“ und der damit verbundene zwangsläufige extensive Einsatz von Deos sogar bedeuten, dass sie normale Geschäfte oder Handwerksbetriebe nicht mehr betreten können. Atembeschwerden, schwere Asthmaattacken, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Konzentrationsverlust, bis zu Bewusstlosigkeit reichen die Reaktionen, die berichtet werden. Sogar mit anaphylaktischen Schocks muss bei hypersensibilisierten Personen gerechnet werden.

Deo für alle – giftige Chemikalien für alle

Oft wird von Laien vermutet, dass nur allergische oder „empfindliche“ Personen auf Duftstoffe oder beduftete Produkte reagieren. Ein Blick auf die Inhaltsstoffliste vieler Deo-Sprays lehrt einen ein Besseres, zu den Inhaltsstoffen gehören z.B. Butanol, Propanol, Dipropylen Glycol, BHT, CETEARETH-12, Kampfer, Cumarin, Triclosan, Lilial, Limonene, Linalool, Geraniol, denaturierter Alkohol, Aluminium, usw. (3)

Aber es sind nicht nur die Deo-Sprays, auch Deo-Roller oder Deo-Sticks enthalten genauso toxische Substanzen, die sich krebserregend, immunschädigend, sensibilisierend, Organ- und fortpflanzungsschädigend, neurotoxisch, irritativ auf die Haut, Augen und Atemwege auswirken. (3)

Deo-Pflicht – Statt Umsatzplus, eher Umsatzverlust zu erwarten

Der Bevölkerungsgruppe, die bereits Probleme mit Duftstoffen hat, würde mit einer „Deo-Pflicht“ in mittelständischen Betrieben in schwerwiegenderen Fällen die Möglichkeit genommen, sich einen Handwerker in die eigenen vier Wände zu rufen. Ob sich das Handwerk oder andere Betriebe mit Publikumsverkehr das leisten können? Eine Studie von 2009 stellte fest, dass sich 30,5% der Bevölkerung durch Duftstoffe belästigt fühlt. Schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen beklagten in der Studie 19% der Teilnehmer, die aus der Allgemeinbevölkerung stammten. (4)

  • Fast jeder zweite in Deutschland leidet unter Allergien
  • Duftstoffallergie gilt als die zweithäufigste Allergie nach Nickel
  • Asthma hat laut Fachverband der Lungenfachärzte rund 30% der Bevölkerung
  • Bei MCS geht man davon aus, dass ca. 15% der Bevölkerung leicht bis mittelschwer betroffen sind
  • Migräne betrifft etwa 10% der Bevölkerung
  • Schwangere fühlen sich in der Regel durch Düfte „belästigt“

Hinzu kommen Menschen mit Vernunft und Gesundheitsbewusstsein, die chemische Düfte einfach ablehnen, weil sie überflüssig, gesundheitsschädlich und umwelt-verschmutzend sind.

Was sagt die Wissenschaft zu Beduftung ohne Ausweichmöglichkeit?

In der Süddeutschen Zeitung brachte der Duftforscher Hanns Hatt am Beispiel Duftmarketing auf den Punkt, wo das eigentliche Problem steckt, wenn man zu einer Zwangsbeduftung übergeht:

„Heimtückisch am Duftmarketing sei, erklärt Hanns Hatt, dass wir den Düften nicht entkommen können: „Ich kann die Augen zumachen oder die Ohren zuhalten, aber ich kann natürlich nicht verhindern, dass ich einen Duft in die Nase kriege. Wir müssen schließlich atmen und mit der Atemluft werden immer Düfte aufgenommen.“ (5)

Nur, im Fall von Duftmarketing wird man mit einer einzigen Duftkomposition konfrontiert. Unproblematisch ist dies zwar auch meist nicht, wie Berichte offenbaren, ungleich problematischer wird es jedoch, wenn die von der Vorstandsvorsitzenden der mittelständischen Betriebe geforderte Deo-Pflicht z.B. in einem Großraumbüro zum Tragen kommt. Duftnoten für Deos werden individuell ausgesucht und somit kann an einem Arbeitsplatz mit 50 Angestellten mit mindestens 20-40 verschiedenen Duftnoten (Chemikaliencocktails) gerechnet werden. Wie Angestellte vorgehen sollen, um nicht verschwitzt zu riechen, teilte Ursula Frerichs im Interview dem Journalisten des Focus am eigenen Beispiel mit. Weil der Journalist in einem Großraumbüro arbeitet, habe er sich am Morgen dreimal links und dreimal rechts mit Deo eingesprüht und fragte, ob das in Ordnung sei. Er bekam den Rat, weil er in einem Großraumbüro arbeitet: „Dann sollten Sie das auch gerne öfter machen.“

Integration von Behinderten und Allergiker durch Duftstoffverbot in Betrieben

In USA und Kanada ist man sich über die Auswirkungen der Chemikalien in Parfüms, Deos und Duftstoffen bewusster, und es gibt immer mehr Betriebe, Behörden, Krankenhäusern, Schulen und Universitäten, die ein Duftstoffverbot verhängen. Damit soll den Menschen, die auf Duftstoffe und Chemikalien reagieren, die Möglichkeit gegeben werden, dennoch einer Arbeit nachgehen zu können oder eine Schule, Universität zu besuchen. Diese Vorgehensweise wurde in einigen Fällen freiwillig eingeführt, in anderen Fällen vor Gericht erzielt, weil durch Chemikalien-Sensitivität (MCS) behinderte Personen gesundheitlich zu Schaden kamen.

Organisiertes Vorgehen, der Gesundheit zuliebe

Weil die zunehmende Verwendung von Duftstoffen auf Arbeitsplätzen zu krankheitsbedingten Fehlzeiten führt, haben sich in den USA 2008 mehrere Vereinigungen aus Gesundheitsberufen, u.a. Krankenschwesternverbände, zusammengetan, um ein Duftverbot an Arbeitsplätzen durchzusetzen und Leitlinien zu entwickeln. Es gab eine Videokonferenz der Vereinigung, bei der Evie Bain, eine der Moderatorinnen, sagte: “Asthma und Migränekopfschmerzen können in Zusammenhang mit Exposition gegenüber Duftstoffen stehen, und beides sind Hauptursachen für Arbeitsfehlzeiten”.

“Asthma ist eine schwerwiegende Krankheit und kann durch die Exposition gegenüber synthetischen Duftstoffen verursacht werden”, erläuterte Bain damals und fügte an, “Das Institut für Medizin platzierte Duftstoffe in die gleiche Kategorie der Asthmaauslöser für Erwachsene und Schulkinder, wie Passiv -Zigarettenrauch.“ (6)

Behörden warnen vor Duftstoffen in Innenräumen

Das deutsche Umweltbundesamt gab in den vergangenen Jahren mehrere Mitteilungen heraus, in denen man vor dem Einsatz von Duftstoffen warnte. In einer Meldung aus dem Jahr 2000 geht deutlich hervor, wie das UBA zu Duftstoffen in Innenräumen steht (7-9):

„Da davon auszugehen ist, dass öffentliche Gebäude, zum Beispiel Kaufhäuser, Kinos, und so weiter, auch von empfindlichen oder bereits sensibilisierten Personen betreten werden, wird dringend empfohlen, im Sinne des Verbraucherschutzes dort Riech- und Aromastoffe nicht zu verwenden. (7)

Die bei Überschriften einer Pressemitteilung des Umweltbundesamtes vom 15.07.2004 lautete:

Duftstoffe nicht wahllos einsetzen

UBA, Industrie und Verbände bei Kriterien einig: gesundheitliche Unbedenklichkeit, Umweltverträglichkeit und Rücksicht auf empfindliche Personen.

Die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA, setzte Juni 2010 ebenfalls ein unübersehbares Zeichen. Eine Konferenz mit mehr als 300 Experten zum Thema Asthma, wurde duftfrei ausgerichtet. Die EPA teilte in der Einladung mit: (10)

Asthma-freundliche Umgebungen sind unsere Aufgabe – Bitte helfen Sie uns, eine duftstofffreie Veranstaltung zu ermöglichen, indem Sie duftfreie Körperpflegemittel verwenden und auf Parfüms und andere Reizstoffe verzichten.

Anzeige wegen Aufforderung zu vorsätzlicher Körperverletzung

Um dem vorzugreifen, dass in Deutschland tatsächlich eine solche „Deo-Pflicht“ in mittelständische Betrieben eingeführt wird und Chemikaliensensible, wie auch andere sensibilisierte Menschen, unnötigerweise gesundheitlichen Schaden davontragen, hat eine chemikaliensensible Frau aus Berlin gleich nach Bekanntwerden Anzeige erstattet. Für sie ist dieses angestrebte Unterfangen u.a. eine Aufforderung zu vorsätzlicher Körperverletzung, Diskriminierung von Behinderten und Nötigung. Andere MCS-Erkrankte signalisierten, dass sie nachziehen wollen, wenn die „Deo-Pflicht“ tatsächlich näher in Betracht gezogen werden sollte. Wie Schadenfälle ausgehen, konnte in den USA mehrfach beobachtet werden. In Detroit gewann eine Arbeitnehmerin einen Prozess, in dem sie nicht nur 100 000$ Schadensersatz erhielt, sondern der auch dazu führte, dass nun alle Behörden in der Stadt ein Duftstoffverbot eingeführt haben. (11)

Weit hergeholt ist die Einschätzung der Frau, die selbst unter schwerer MCS leidet, nicht, ganz im Gegenteil, denn dass Menschen mit MCS durch Duftstoffe schon in geringen Konzentrationen schwerste Reaktionen erleiden, ist bekannt und durch Studien zweifelsfrei dargelegt. Selbst eine Einschränkung der Hirnfunktion nach kurzzeitiger Duftstoffexposition konnte bei MCS Patienten im Jahr 2009 von spanischen Wissenschaftlern nachwiesen werden. (12)

Es bleibt abzuwarten, ob und wie der Staatsanwalt im aktuellen Fall die Gefahr einschätzt, die durch Freisetzung von erheblichen Mengen von Deo-Spray entsteht. Dass nicht ausschließlich die Gesundheit von Menschen gefährdet wird, sondern auch die Außenluft, die jeder zwangsläufig atmen muss, dadurch kontaminiert wird, wurde durch ein Gerichtsurteil in Kalifornien offenkundig. In diesem umweltbewussten US-Bundesstaat musste im März 2010 ein Deo- Hersteller über eine Million Dollar Strafe wegen Luftverschmutzung zahlen und erhielt erhebliche Auflagen. (13)

Körperpflege statt Deo-Zwang

Duftstoffe lassen unangenehmen Körpergeruch nicht verschwinden, sie sind ausgelegt, ihn zu überdecken und addieren ganz einfach Chemikalien oder duftende Substanzen hinzu. Das kann schnell zu einem unangenehmen Geruchsmix führen, vor allem wenn Kleidung nicht gepflegt ist und die Körperhygiene vernachlässig wurde. Eine noch bedenklichere Variante sind 24h oder 48h Antiperspirants, sie unterdrücken das Schwitzen, was auf Dauer sehr ungesund ist und in wichtige Regulationsmechanismen des Körpers eingreift. Tägliche Körperpflege, sorgsame Reinigen der Kleidung und gute Lüftung in Innenräumen sind nahezu immer im Stande, unangenehme Körpergerüche im Rahmen des Erträglichen zu halten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 13. Juli 2010

Literatur:

  1. Focus, Deopflicht, Wer stinkt fliegt raus, 6.7.2010
  2. Silvia K. Müller, Das Geheimnis von Parfüms, Studie findet Chemikalien, CSN, 12.05.2010
  3. Skin Deep, Safety guide to cosmetics and personal care products, Environmental Working Group, 2010
  4. Silvia K. Müller, Bevölkerung durch Duftstoffe und Parfums gesundheitlich beeinträchtigt, CSN, 02.04.2009
  5. Süddeutsche, Duftforschung – Gerüchen kann man nicht entkommen, 22.6.2010
  6. Silvia K. Müller, Synthetische Duftstoffe stellen für 20% der Angestellten ein Gesundheitsrisiko dar, CSN Blog, 16. 09.2008.
  7. Umweltbundesamt, Duft- und Aromastoffe nicht unüberlegt in Innenräumen einsetzen, 14.04.2000.
  8. Umweltbundesamt, Pressemeldung 34/2004, Ein unterschätztes Problem: Umweltbedingte Kontaktallergien, 22.04.2004
  9. Umweltbundesamt, Duftstoffe nicht wahllos einsetzen, 15.07.2004
  10. Silvia K. Müller, EPA Konferenz plädiert zur Rücksichtnahme auf Asthmatiker, 17.06.2010
  11. Silvia K. Müller, Vergleich bei Gericht: 100 000$ Entschädigung und Duftstoffverbot bei Behörden, CSN, 15.03. 2010
  12. Orriols R, Costa R, Cuberas G, Jacas C, Castell J, Sunyer J., Brain dysfunction in multiple chemical sensitivity, J Neurol Sci. 2009 Oct 2.
  13. Silvia K. Müller, Luftverschmutzung durch Deo. Hersteller muss 1,3 Millionen Dollar Strafe zahlen, 17.03.2010

Gemeinsame weltweite Aktion richtet Augenmerk auf MCS

Als Monique van der Broek auf Facebook ihre Idee für eine gemeinsame Aktion vorschlug, hatte sie zwar Hoffnung, dass sie einige MCS-Aktivisten und Organisationsleiter gewinnen könnte mitzumachen, aber dass der Erfolg so groß sein würde, das hatte die Holländerin nicht erwartet. Ihre Idee bestand darin, dass chemikaliensensible Menschen von überall auf der Welt ihre Geschichte in kurzen Worten an Oprah Winfrey schreiben sollten. Die wohl bekannteste Show-Moderatorin soll dadurch dafür gewonnen werden, MCS-Multiple Chemical Sensitivity zum Thema ihrer Show zu machen. Die Oprah Winfrey Show wird von Millionen und Abermillionen Menschen auf der ganzen Welt angeschaut.

Monique van der Broek:

Als ich die Oprah Kampagne startete, hoffte ich, dass mir ein paar Länder helfen würden, an Oprah zu schreiben. Ich habe in meinen kühnsten Träumen nicht daran gedacht, dass ich Reaktionen von so vielen Menschen mit MCS bekommen würde. Menschen, die alle so zielgerichtet und stark sind…

Ich fand heraus, dass diese Menschen erfahrene Experten sind. Sie alle wissen und sind davon überzeugt, dass MCS eine körperlich bedingte Krankheit ist. Viele von ihnen folgen zum Überleben ihrem Instinkt; sie leben so gesund sie nur können; vermeiden Chemikalien. Aus den Berichten der Chemikaliensensiblen konnte ich feststellen, dass ganz gleich wo auf unserer Welt sie leben, ihre Symptome nahezu exakt die Gleichen sind.

Viele schickten mir eine Kopie ihrer Geschichte, die sie an Oprah gemailt hatten. Ihr könnt mir glauben, die Geschichten dieser Menschen ließen mich oft weinen in den letzten Tagen. Warum? Weil ich realisierte, dass sie zumeist noch kränker als ich sind und von niemandem Hilfe erhalten. Deswegen bin ich jetzt so froh, dass ich diese Idee hatte und den Mut, sie zu unterbreiten.

Sicher möchtet Ihr gerne wissen, wo die Menschen her sind, die sich an der Oprah Kampagne beteiligten. Es ist enorm, es waren Chemikaliensensible aus den USA, Kanada, Alaska, Grönland, Schweden, Finnland, Deutschland, Schweiz, Italien, Belgien, Frankreich, Spanien, Japan, Australien, Neuseeland und vielen anderen Ländern, die sich beteiligt haben. Der Tag ist noch nicht vorbei, es kommen ständig weitere Mails bei mir an und jeder, der im Moment zu krank ist oder es irgendwie nicht geschafft hat, kann immer noch schreiben in den nächsten Tagen. Bittet andere Euch zu helfen.

An dieser Stelle möchte ich die Möglichkeit nutzen, allen, die mitgemacht haben, von ganzem Herzen danken. Von nun sollten wir versuchen, weiter zusammen für die Rechte der MCS-Kranken zu kämpfen. Auch möchte ich es nicht versäumen, auf diesem Wege jedem anraten, der etwas bewegen möchte, dass er sich an erfahrene Organisationen in anderen Ländern wendet und um Mithilfe bittet bei einer Kampagne. Wir sollten Berichte, Informationen, Rechtsprechung und Vorgehensweisen austauschen und gemeinsam Wege finden, die dazu dienen, den MCS-Kranken zu helfen. Wir haben uns weltweit die Hände gereicht, wir haben eine starke Kette gebildet – die nicht mehr zu zerteilen ist. Die nächsten gemeinsamen Schritte der MCS-Community sind bereits in Planung.

Autoren: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network und Monique van der Broek, 4. Juli 2010

Weitere Artikel über Aktivitäten von MCS Aktivisten:

Die Luft im Krankenhaus? …wie in einer Parfümerie!

Immer mehr Menschen sind durch Duftstoffe eingeschränkt

Umweltbedingte Gesundheitsstörungen wie z. B. Asthma, Duftstoffallergien und MCS-Erkrankungen nehmen tendenziell kontinuierlich zu. Parallel zu dieser negativen Entwicklung sind Duftstoffe in unserem Alltag allgegenwärtig, deren Einsatzbereiche werden sogar immer vielfältiger, obwohl das UBA seit mehreren Jahren explizit von unkontrolliertem Einsatz von Duftstoffen abrät. Mediziner empfehlen Duftstoffallergikern, Düfte in ihrem Alltag strikt zu meiden. Dies ist jedoch kaum zu bewerkstelligen, denn sogar in Arztpraxen und Krankenhäusern wird „Air-Design“ betrieben.

Plötzlich ins Krankenhaus zu müssen, kann jeden von uns unerwartet treffen. Dieses Schicksal stellt für Menschen, die von Multipler Chemikalien Sensitivität oder einer Duftstoffallergie betroffen sind, eine schier unüberwindbare Hürde dar, denn in Deutschland sind Kliniken nicht auf die speziellen Bedürfnisse von Umweltpatienten und Duftstoffallergikern eingestellt. Vor einigen Wochen wurde Karina von heute auf morgen ins Krankenhaus eingewiesen. Über zwei Wochen musste sie dort verweilen, sie selbst leidet weder an einer Duftstoffallergie noch an Multipler Chemikalien Sensitivität – MCS. Dennoch fühlte sie sich von der Dominanz der Düfte belästigt.

Karina berichtet über ihren Krankenhausaufenthalt

Vor einigen Wochen musste ich unerwartet für 16 Tage ins Krankenhaus. Dort wurde ich mit vielen unliebsamen Düften konfrontiert.

Eine meiner Mitpatientinnen entfernte sich am Abend vor ihrer OP den Nagellack im Krankenzimmer. Danach roch das ganze Zimmer stark nach Lösungsmittel. Eine weitere Zimmerkollegin sprühte sich am Morgen ihrer Entlassung großzügig mit Deospray ein, zudem roch ihre Kleidung intensiv nach Weichspüler, so dass die Raumluft stark mit Duftstoffen angereichert war.

Die neue Zimmerkollegin gönnte sich vor dem Schlafengehen eine großzügige Ladung Haarspray. Es stank im ganzen Zimmer danach. Ich bat sie: „Bitte hören Sie damit auf, ich vertrage das nicht. Haarspray ist stark gesundheitsschädlich.“

Die über 80-Jährige antwortete erstaunt: „Wenn ich das nicht mache, stehen morgen meine Haare ab.“

Ich antworte: „Immerhin gibt es auch Wasser und Bürsten, damit bekommen Sie Ihr Haar morgen wieder prima hin. Wir sind hier nicht in einem Beautysalon, sondern in einer Klinik, in der man genesen soll.“

Trotz sofortigem Aufreißen aller 3 Fenster, war für mich an Schlaf nicht mehr zu denken.

Da ich über 14 Tage im Krankenhaus verweilen musste, hatte ich mehrfachen Wechsel von Mitpatientinnen. Eine Zimmerkollegin war nach ihrer OP bettlägerig und benutzte ständig ihr penetrantes Parfum, ebenso stark parfümierte Cremes, Deo und Schminke. Auf der fensterlosen Toilette unseres Krankenzimmers stand eine Dose Raumspray. Ich bat meine Zimmerkolleginnen, das Duftspray nicht mehr zu benutzen, ich bekam davon Reaktionen der Atemwege.

Hinzu kamen die vielen Besucher, die meist reichlich Düfte im Krankenzimmer verströmten. Das war selbst für mich zu viel und ich musste öfter Reißaus nehmen, weil ich es nicht mehr aushielt. Oft bekam ich Kopfschmerzen, Atembeschwerden und es wurde mir sogar übel. An Erholen bzw. Schlafen war kaum zu denken, so extrem war die Duftstoff geschwängerte Luft teilweise. Wenn es das Wetter ermöglichte, flüchtete ich in den Garten, um wieder befreit atmen zu können, aber selbst das war mir oft nicht gegönnt, weil auch hier umhergehende bzw. auf den Bänken sitzende Patienten und deren Besuch, eine Wolke von Parfum und Weichspüler in der Kleidung etc., verbreiteten.

Nicht nur meine Zimmerkolleginnen, auch die Nachtschwestern brachten bei ihren nächtlichen Kontrollgängen intensive Duftfahnen mit ins Zimmer.

Während meines gesamten Klinikaufenthalts fühlte ich mich dadurch massiv gestört, denn auf Grund der Intensität der Duftstoffe konnte ich keine einzige Nacht durchschlafen.

Doch all dem nicht genug, nicht nur die Nachtschwestern, auch die meisten Krankenschwestern, Ärzte wie auch Ärztinnen waren intensiv parfümiert. Auf den Gängen und bei meinen Untersuchungsterminen im Haus wurde ich ebenfalls zumeist mit starken Duftnoten konfrontiert. Einer meiner Physiotherapeuten schien offenbar in seinem Aftershave zu baden. In der Röntgenabteilung und im Labor war die Atemluft der reinste Duftcocktail. Die im Krankenhaus benutzen Putzmittel unterstrichen die allgegenwärtige Zwangsbeduftung.

Die Luft im Krankenhaus glich der Luft in einer Parfümerie. Bei meinen früheren Krankenhausaufenthalten waren Düfte kaum vorhanden oder sie waren die Ausnahme gewesen. Früher war es allgemein Usus, Parfum dezent aufzutragen. Heute ist es umgekehrt, es gibt kaum jemanden, der nicht stark parfümiert ist. Ich war heilfroh, als ich endlich zuhause war und wieder richtig durchatmen konnte.“

Duftstoffe nehmen im Alltag stark zu – trotz erwiesener gesundheitsbeeinträchtigender Wirkung

In der Duftstoffindustrie werden mittlerweile über 3000 verschiedene synthetische Duftstoffe verarbeitet, deren Auswirkungen auf die Gesundheit kaum erforscht sind. Besonders die Wirkung der einzelnen Substanzen untereinander ist in wissenschaftlichen Fachkreisen nach wie vor ungeklärt, jedoch gelten Duftstoffe erwiesenermaßen als hochgradig allergieauslösend. Umso unverständlicher ist es unter diesem Gesichtspunkt anzusehen, dass der Einsatz von Duftstoffen und Chemikalien im medizinischen Bereich nicht radikal eingedämmt wird, sondern in deutschen Krankenhäusern und Arztpraxen sogar Duftstoffmarketing betrieben wird.

Vorbildliche Reglungen

In Schweden agiert man in Bezug auf Duftstoffe weitaus fortschrittlicher. In der Region von Göteborg ist man sich der gesundheitlichen Verantwortung gegenüber von Patienten und Krankenhauspersonal durchaus bewusst und hat bereits seit September 2008 ein Duftstoffverbot in Krankenhäusern und Arztpraxen umgesetzt. In Kanada und den USA sind Duftstoffe mittlerweile in vielen Krankenhäusern verboten. Der Einsatz von schadstoffkontrollierten Krankenwagen wurde im amerikanischen Bundesstaat Ohio auf Grund der Initiative einer Patientenorganisation für Chemikaliensensible (ONFCI) zum Wohle von Chemikaliensensiblen realisiert, um auch MCS-Patienten medizinische Notfallversorgung zu ermöglichen.

Duftstoffverbot im Krankenhaus, Teil von Barrierefreiheit für Behinderte

In der Vergangenheit wurde vielen MCS-Kranken das Nichtvorhandensein entsprechender Krankenzimmer zum Verhängnis, manche wussten keinen anderen Ausweg und begannen Suizid. Krankenhäuser sind öffentliche Einrichtungen, die jedem Patienten zur Verfügung stehen müssen. Duftstoffverbote und schadstoffarme Innenausstattung in Krankenhäusern würden bei vielen Patienten enormes Leid vermeiden und gewährleisten, dass der gesamten Bevölkerung die notwendige Gesundheitsversorgung zur Verfügung steht. Viele Verbesserungen könnten mit „Good Will“ umgesetzt werden und kämen nicht nur Patienten, sondern auch dauerhaft dem Krankenhauspersonal zugute.

Autor: Maria Herzger in Zusammenarbeit mit Karina für CSN – Chemical Sensitivity Network, 2. Juli 2010.

Weitere CSN-Artikel zum Thema:

Urlaubziele für Allergiker und Chemikaliensensible

Endlich Urlaubszeit, die Temperaturen sind täglich geklettert und Fernweh stellt sich zunehmend ein. Das Aussuchen eines Hotels, einer Pension oder Ferienwohnung ist für Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) oder schweren Allergien ein schwieriges Unterfangen. Das Angebot ist sehr gering, und wenn es dann doch vor Ort nicht passend ist, steht die umgehende Heimreise wieder an. Die Anreise für sich ist schon schwierig, mancher muss nachts reisen, damit er nicht viel an Abgasen abbekommt und Staus möglichst vermeiden kann.

Das Zimmer am Urlaubsort muss für Allergiker und Chemikaliensensible auf ihre Krankheit abgestimmte Gegebenheiten aufweisen und darf beispielweise nicht beduftet sein. Oft gibt es nur die Alternative, das eigene Bettzeug und Handtücher mitzubringen, um vor Ort auf Nummer Sicher zu sein und nicht doch mit beschwerdenauslösenden Waschmitteln konfrontiert zu werden.

Viele Allergiker und Chemikaliensensible haben, was Nahrung angeht, sehr spezielle Vorgaben. Auch im Urlaub können sie nicht patzen, da sonst der Gesundheitszustand schnell im Keller ist. Kontrolliert biologisch muss die Nahrung sein, oft ist eine spezielle Diät erforderlich und Wasser aus Glasflaschen ist ein Muss.

Thommy’s MCS Frage der Woche:

  • Habt Ihr ein Urlaubsziel mit Hotel, Pension oder Ferienwohnung gefunden, das für Menschen mit MCS geeignet ist?
  • Wie geht/ging man in Eurer Unterkunft auf die Chemikalien-Sensitivität ein? Ist sie speziell für Chemikaliensensible ausgerichtet?
  • Wie seid Ihr angereist (Auto, Bahn, Flugzeug)? Welche speziellen Vorkehrungen musstet Ihr für die Reise treffen?
  • Was müsst Ihr alles mitnehmen, um im Urlaub trotz MCS klarzukommen?
  • Habt Ihr schon schöne Urlaube trotz MCS verbracht?
  • Kennt Ihr Geheimziele für Allergiker und Chemikaliensensible?
  • Oder seid Ihr zu krank und müsst schon seit Jahren auf Urlaub verzichten?

Auch in Deutschland sollen innovative Wohnprojekte entstehen

Wohnbaugenossenschaft Gesundes Wohnen MCS plant Wohnprojekte für Chemikaliensensible in Deutschland

Neben fehlender adäquater medizinischer Versorgung ist die Wohnraumsituation für Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) das schwierigste Problem, das es zu lösen gilt. Es vergeht keine Woche, in der nicht verzweifelte Menschen sich melden und nach einer Notunterkunft oder einer für Chemikaliensensible geeigneten Wohnung fragen. Das Angebot ist geringer anzusehen als ein Tropfen auf einen heißen Stein. Diese Misere führte in der Vergangenheit bereits mehrfach zu Suizid bei MCS-Kranken. Trotz dieser unhaltbaren Situation blieben Behörden bislang untätig. Nun möchte eine Schweizer Organisation, die von Christian Schifferle gegründet wurde, auch in Deutschland aktiv werden und MCS-gerechten Wohnraum schaffen. Nachfolgend ein Brief der Organisation „Wohnbaugenossenschaft Gesundes Wohnen MCS“:

Liebe MCS-Betroffene und Interessierte,

Hier eine Info über unsere Wohnbaugenossenschaft für umweltkranke Menschen. Wir suchen Neumitglieder und Unterstützung für MCS-Wohnprojekte in der Schweiz, in Deutschland, EU und global. In unserem Team sind auch MitarbeiterInnen und MCS-Fachleute aus Deutschland. Wir wollen neben dem Zürcher MCS-Wohnprojekt auch geeignete bestehende Liegenschaften kaufen, um MCS-Kranken in Wohnungsnot schon jetzt günstigen Wohnraum anzubieten, denn wegen den in der Stadt Zürich üblichen Verfahren wird das MCS-Wohnhaus erst in drei Jahren fertig sein wird. Wir klären nun eine Liegenschaft im Südschwarzwald ab, die mehrere Wohnungen umfassen würde, so wie Liegenschaften im Raum Zürich. Wir wollen überall tätig werden und haben insgesamt schon über 50 Mitglieder im In- und Ausland.

Ein Anteilschein (Mitgliedschaft) kostet einmalig ca. 350 Euro oder 500 Dollar. Anmeldung via Internet und Telefon. Wir wollen MCS-Kranken helfen regional guten Wohnraum anzubieten. Es geht aber nicht nur darum gleich selber Wohnraum zu finden, sondern mit der Unterstützung und Stärkung unserer Organisation die Anerkennung von MCS zu fördern. Wir möchten über 300 Mitglieder aus ganz Europa, erst so bekommen wir von außen die Anerkennung die wir brauchen um breite Unterstützung und Spenden zu bekommen. So können wir MCS-Kranken besser helfen. Zusammen sind wir stark und können global ein Zeichen setzen für die Anerkennung von MCS und wie man günstigen MCS-gerechten Wohnraum für alle schaffen kann. Dr. Peter Ohnsorge ist Experte in der Architekturwettbewerbs-Jury in Zürich, sowie Peter Bachmann von Sentinelhaus.

Wir suchen also Neumitglieder und Sympathisanten die unsere Projekte für Umwelterkrankte durch Anteilscheine und auch durch zinslose Darlehen unterstützen, rückzahlbar nach ca. 3 Jahren. Mit diesem Eigenkapital können wir endlich auch MCS-Kranken mit wenig Einkommen zu gutem Wohnraum verhelfen, das ist praktisch nur in Form einer gemeinnützigen Genossenschaft möglich, die sich solidarisch und ohne Gewinnabsichten für das Wohl von MCS-Betroffenen einsetzt. Mehr am Schluss dieses Briefes.

Am 16. April war unsere Generalversammlung im Gemeinschafts-Zentrum Fronwald in Zürich-Affoltern. Folgende Vorstands- und GLK-Mitglieder waren anwesend: Dr. Roman Lietha (Vizepräsident), Renate Kurze, Christian Schifferle (Präsident), Matthias Zeller. Entschuldigt waren die Vorstandsmitglieder Dr. Klaus Tereh und Sandra Juon. Die Fortführung des Zürcher MCS-Wohnprojekts wurde einstimmig bestätigt. Die Revision unserer Buchhaltung war auch in Ordnung, durchgeführt von unserem Dachverband dem SVW Zürich. Im Nachhinein gab es noch Zeit zusammen etwas Kuchen zu essen und sich zu unterhalten.

Jury-Architekturwettbewerb: l.n.r. Michael Pöll, Dr. Peter Ohnsorge, Christian Schifferle, Peter Bachmann

Am 7. und 12. Mai hatten wir die abschließenden Jurierungstage des Architektenwettbewerbs unseres MCS-Wohnprojekts in Zürich-Leimbach und der Sieger wurde einstimmig gewählt. Ein vielversprechendes Projekt, das im Juli in einer Pressekonferenz mit der Stadt Zürich bekannt gemacht wird, welche dann das Projekt öffentlich ausstellt. Wir werden alsdann informieren. Im Moment stellen wir eine Baukommission zusammen, unter dem Vorsitz von Peter Schmid und der Stadt Zürich, auch mit MCS-Fachleuten.

Am 22. April gab es in Zürich einen interessanten Vortrag zum Thema MCS von Dr.med. Roman Lietha, begleitet von Christian Schifferle, durchgeführt durch die Fachgruppe Hausuntersuchungen (HSGU)

Am 14. Mai wurde ein TV-Beitrag von RTL gesendet mit Ch. Schifferle. Darin wurde das Zürcher Wohnprojekt erwähnt. Arno Roggo (Direktor Liegenschaften Zürich) der das Zürcher Wohnprojekt mit organisiert, sagte im Bericht, dass er zugeben muss, dass man das Thema MCS in Vergangenheit nicht richtig ernst genommen hat.

Wir suchen für den Kauf von bestehenden Liegenschaften für MCS-Kranke zinslose Darlehen in der Höhe ab 20 000.- Fr. (15 000 Euro) für etwa 3 Jahre, bis dann wird unser Fundraising Erfolg haben und eine Rückzahlung möchlich sein. So möchten wir ein Eigenkapital aufbauen von ca. 300 000.- Fr. (200 000 Euro) Zusagen von etwa 100 000.- Fr. haben wir schon. Eine Zusage ist unverbindlich. Wir haben schon Kauf-Objekte im Auge. Für den Kauf eines geeigneten Hauses braucht es etwa 20% Eigenkapital. Bei Interesse bitte melden. Wir möchten etwas bewirken für umwelterkrankte Menschen, denn viele schaffen es nie und nimmer aus eigener Kraft zu menschenwürdigem MCS-gerechtem Wohnraum zu kommen. Auch eine Stiftung möchten wir gründen, denn MCS-Betroffene brauchen solidarische Hilfe auf allen Ebenen. www.gesundes-wohnen-mcs.ch

Gerne senden wir Ihnen noch den neuen Prospekt der Baugenossenschaft Gesundes Wohnen MCS, erstens zu Ansicht und zweitens um den Flyer vielleicht an Interessenten weiter zu geben. Herzlichen Dank.

Mit freundliche Grüssen

Wohnbaugenossenschaft Gesundes Wohnen MCS

Christian Schifferle, Präsident             Dr. med Roman Lietha, Vizepräsident

Weitere Informationen über das Thema MCS-Wohnraum:

EPA Konferenz plädiert zur Rücksichtnahme auf Asthmatiker

US Bundesbehörde bittet darum auf Parfüm und Duftstoffe zu verzichten

Die Amerikanische Umweltschutzbehörde EPA hält vom 17-19. Juni 2010 in Washington DC. eine große Asthma Konferenz ab. Das Besondere in diesem Jahr: Erstmalig bittet die EPA, auf Duftstoffe und Parfüms gänzlich zu verzichten. Damit will die EPA ein Zeichen setzen um auf die Duftstoffproblematik hinzuweisen und um Asthmatikern unter den Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten, beschwerdefrei am „2010 National Asthma Forum“ teilzunehmen. Duftstoffe zählen zu den Hauptauslösefaktor für Asthmaattacken.

Fast 300 Experten und Vorreiter, die ihre Arbeit der Verbesserung der Lebenssituation von Asthmatikern verschrieben haben, nehmen an der Veranstaltung teil. Zu den  Teilnehmern zählen in erster Linie Entscheidungsträger in Bundes- und Landesbehörden, sowie Zuständige für Leitlinien, Leiter von Gesundheitsbehörden, Wissenschaftler, Mediziner und Leiter von Selbsthilfeorganisationen. Ihr Ziel ist es, Umgebungen und das Leben von Asthmatiker so sicher wie möglich zu gestalten.

Damit die Teilnehmer wirklich daran denken, kein Parfüm, Aftershave, Haarspray, Bodylotion, Weichspüler oder duftende Deos zu benutzen, stellte die Bundesbehörde eine Woche vor der Konferenz nochmals eine Erinnerung online und verschickte E-Mails mit dem Hinweis:

„Asthma-freundliche Umgebungen sind unsere Aufgabe – Bitte helfen Sie uns, eine duftstofffreie Veranstaltung zu ermöglichen, indem Sie duftfreie Körperpflegemittel verwenden und auf Parfüms und andere Reizstoffe verzichten.“

Ein sehr positiver Schritt, mit dem die EPA für das diesjährige „2010 National Asthma Forum“ die größte bekannte Barriere für Asthmatiker und Chemikaliensensible beseitigt hat. Eine menschliche Entscheidung gegenüber Behinderten, an der sich Behörden weltweit ein Beispiel nehmen sollten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 17. Juni 2010

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