Archiv der Kategorie ‘Allgemein‘

Die beliebtesten Blogs im Juli 2010 – CSN Blog Top 10

Als im Juli bekannt wurde, dass eine chemikaliensensible Frau in Spanien in Lebensgefahr ist, weil die Stadt die Gehwege und Bäume vor ihrem Haus mit Organophosphat-Pestiziden besprüht, wurden Organisationen weltweit aktiv. Sie baten ihre Mitglieder, eine Petition für die junge Frau zu unterzeichnen und an den Stadtrat zu schreiben. Bei CSN war dieser Aufruf der am Häufigsten gelesene Artikel im Monat Juli. Platz Zwei erreichte der Bericht einer ehemaligen Lehrerin über Schadstoffe in der Schule und was passierte, als sie dadurch krank wurde. Auf dem dritten Platz der Blog Top 10 landete ein Artikel über Gesundheits- und Umweltgefahren durch Laminat. Der Artikel ist, seit er online ging, fast in jeder Monats-Top 10 zu finden, das starke Interesse verdeutlicht, dass es erhebliche Probleme mit diesem Bodenbelag gibt.

Zum Lesen der CSN Top 10 Artikel, einfach anklicken:

  1. Hilferuf: Junge Frau in Lebensgefahr
  2. Schadstoffe in der Schule: Kranke Lehrer, kranke Schüler
  3. Laminat belastet Umwelt und Gesundheit
  4. Wenn die Galle überläuft – Natürliche Hilfe bei Gallensteinen, Gallenkolik & Co.
  5. Folgen einer Deo-Pflicht für Angestellte
  6. Studie aus Rom bestätigt hypothetische Theorie von Multiple Chemical Sensitivity
  7. Action!!! Weltweit schreiben MCS-Kranke an Oprah Winfrey
  8. Krank in Deutschland: Konsequenzen für eine Familie
  9. Bremsenstiche
  10. Hilferuf: Spanischer Professor mit Quecksilbervergiftung und MCS trat in Hungerstreik

Natürliche Hilfe gegen Restless Legs

Das Restless Legs Symdrom raubt den Betroffenen Ruhe und Schlaf. Schmerzen, Kribbeln, Brennen und viele andere unangenehme Empfindungen in den Beinen machen es schlimmstenfalls fast unmöglich, die Beine ruhig zu halten oder einfach zu entspannen.

Schulmedizin eher ratlos

Die Schulmedizin kann nur mit Medikamenten, die im Hirn dopaminähnlich wirken und schwere Nebenwirkungen haben können, begrenzt eingreifen. Vermutet wird, dass bestimmte Vorgänge im Gehirn das Syndrom auslösen. Genauso gut könnte es aber sein, dass das Restless Legs Syndrom zu den Anzeichen im Gehirn führt.

Erstaunliche Erfolge durch Akupunktur

Erstaunliche Erfolge bei Restless Legs weißt die Akupunktur auf. Besonders das Einsetzen eines Akupunktur-Implantates im Ohr führte bei 80% der Patienten zur deutlichen Linderung oder zum Verschwinden der Beschwerden. Das können Sie hier nachlesen.

Kostenlose, nichtinvasive Behandlung mit Akupressur

Allerdings ist ein Implantat teuer und auch Metall im Körper, was ebenfalls viele Patienten ablehnen. Zur Linderung ihrer Symptome können Patienten mit Restless Legs auch Akupressur anwenden. Das hat den Vorteil, dass die Behandlung kostenlos ist und keine Nebenwirkungen zu befürchten sind (Hinweis: Das gilt nicht für Schwangere, die besser keine Akupressur anwenden sollten, ebenso nicht auf lokalen Hautveränderungen akupressieren.)

Die folgenden Punkte können bei Restless Legs sinnvoll sein:

NIERE 1

Auf der Fußsohle im Winkel zwischen den Zehenballen von großem Zeh und den anderen Zehen.

NIERE 3 + BLASE 60

Hinter der Spitze des Innenknöchels (eher etwas weiter unten als darüber), in der Vertiefung zwischen Knöchelspitze und Sehne dahinter. Blase 60 liegt in derselben Position, nur am Außenknöchel. Beide Punkte jeweils mit einem Finger gleichzeitig drücken, auf beiden Seiten zugleich.

NIERE 6

Unterer Innenknöchel, zwischen zwei Sehnen.

MILZ – PANKREAS 6

Vier Finger breit über der Spitze des Innenknöchels, direkt hinterm Schienbein, gegen das Schienbein akupressieren.

LEBER 3

Zwei Daumenbreiten über der Stelle, wo großer Zeh und die anderen Zehen sich trennen. Vom großen Zeh aus und von dem Zeh daneben verlaufen tastbare Knochen, in der Vertiefung vor dem Punkt wo sie zusammenlaufen liegt Leber 3.

Akupressurpunkte bearbeiten

Drücken Sie die Punkte in der angegebenen Reihenfolge oder so, wie Sie es vom Gefühl her für am besten halten. Man kann auch einzelne Punkte zwischendurch drücken. Sie können alle Punkte mit dem Daumen oder Zeigefinger drücken, oder mit dem stumpfen Ende eines Bleistifts (nicht mit der Spitze). Drücken Sie leicht kreisend und vibrierend, nach Gefühl, wobei der Finger aber immer fest auf dem Punkt bleibt. Ob sie sanfter oder sehr fest akupressieren, hängt davon ab, ob die Punkte sehr schmerzempfindlich sind. Punkte, an denen “etwas ist” pieken anfangs. Das ist völlig normal und kein Grund zu Besorgnis. Jeder Punkt sollte nacheinander auf beiden Seiten gedrückt werden, jeweils etwa eine Minute lang, nach Gefühl auch kürzer oder länger.

Akupressieren Sie nach Bedarf, mehrmals täglich, oder wenn Sie es gerade brauchen. Bei chronischen Beschwerden ist eine regelmäßige Anwendung, wie z.B. morgens und abends, entscheidend für den Erfolg.

Autor: Amalie für CSN – Chemical Sensitivity Network, 30. Juli 2010

Weitere Artikel von Amalie zum Thema Akupressur:

Bremsenstiche

Schnelle Hilfe, Hausmittel und Vorbeugung

Durch die warme Witterung sind in diesem Jahr viele Bremsen unterwegs. Pferdebremsen sind oft hochaggressiv und wer sich in der Sommerzeit gerne draußen aufhält, hat ein erhöhtes Risiko, gestochen zu werden. Stiche von Bremsen sind äußerst schmerzhaft, sie jucken und brennen stark, meist bildet sich eine Quaddel. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass der Stich anschwillt oder sich entzündet. Besonders bei Personen, die allergisch auf Bremsenstiche reagieren, kann es dazu führen, dass die Hand, der Arm oder das Bein regelrecht deformierend dick wird. In seltenen Fällen tritt Atemnot oder Schock ein, bei Anzeichen dafür sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Bei herkömmlichen Stichen braucht man nicht in Panik zu verfallen, normale Hausmittel reichen oft schon aus, um Linderung zu erzielen.

Schnelle Hilfe bei Bremsenstichen

Es gibt eine ganze Reihe unschädlicher Hausmittel, die ihren Zweck als Hilfsmittel nach einem Bremsenstich erfüllen.

Ganz wichtig: Nicht kratzen, das verschlimmert den Schmerz und führt zu Schwellung.

Einfache Hausmittel:

  • Kühlen – kaltes Wasser darüber laufen lassen, noch besser Eiswürfel auf den Stich halten (wer unterwegs ist, kann auch in ein Geschäft oder zu einer Tankstelle gehen und ein Eis kaufen zum Draufhalten. Einfach im Papier lassen zum Kühlen des Stiches)
  • Rohe Zwiebel auflegen, ev. mit Mullbinde fixieren
  • Heilerde anrühren und aufschlagen
  • Mit Alkohol abreiben
  • Ätherische Öle helfen oft, den Schmerz zu lindern, z.B. Teebaumöl, Eukalyptus, Minze (Nicht bei Allergien)
  • Aloe Vera wirkt kühlend und wirkt angenehm
  • Essigumschläge

Sich selbst helfen, wenn man draußen in der Natur ist:

  • Wer draußen in der Natur ist, kann sich mit etwas Erde, die man mit Spucke vermischt und auf die Einstichstelle aufträgt, helfen
  • Spitzwegerichblätter zerreiben und auftragen
  • Sofort nach dem Stich den Daumennagel kreuzweise fest in den Stich eindrücken

Achtung bei Allergie auf Bremsenstiche, Insektenstiche

Wenn eine Person allergisch auf Bremsenstiche ist und Anzeichen von Schock oder Atemnot zeigt, muss sofort gehandelt werden. Einen Arzt aufsuchen oder den Notarzt rufen. Wenn die Person Notfallspritzen (Autoinjektor) bei sich führt, diese schnell herbei holen und nach Anweisung verabreichen. Sofort zum Arzt sollte man auch, wenn der Stich im Mund, auf den Lippen oder im Rachen ist.

Vorbeugen gegen Bremsenstiche

Um zu vermeiden, dass Bremsen einen stechen, sollte man in erster Linie in gefährdeten Bereichen angemessene Kleidung tragen. Weil Bremsen Schweiß lieben, ist es sinnvoll, bei Hitze die Schweißregionen des Körpers mehrfach täglich abzuwaschen. Im Handel gibt es verschiedene Repellents, wobei man hier darauf achten sollte, dass sie keine Insektizide wie z.B. Permethrin, DEET, Pyrethrum enthalten. Diese sind Nervengifte, deren schädliche Wirkung auch für den Menschen nachteilig ist. Besser sind Repellents, deren Inhaltsstoffe aus ätherischen Ölen bestehen, diese sind jedoch für Allergiker und Chemikaliensensible nur bedingt anwendbar.

Auf der Terrasse und dem Balkon kann man sich vorbeugend vor Bremsen und Wespen schützen:

  • Kräuter anpflanzen oder in Tontöpfen aufstellen , z.B. Salbei, Thymian, Majoran
  • Der Geruch von Tomatenpflanzen behagt Bremsen und Wespen ebenfalls nicht
  • Glühbirnen mit gelbem Licht für die Außenbeleuchtung verwenden
  • Spezielle Mückenlampen aufstellen (nur ohne Insektizid)
  • Etwas trockenen Salbei in einer Schale anbrennen und räuchern (nicht bei Allergien und Chemikalien-Sensitivität)

Anm.: Die genannten Tipps gegen Bremsenstiche sind nicht als Ersatz für ärztliche Hilfe gedacht. Im Notfall und bei ernsthaften Beschwerden IMMER den Arzt aufsuchen oder den Notarzt rufen. Auch Hausmittel sollten immer auf ihre persönliche Verträglichkeit hin ausgewählt und ggf. mit dem Hausarzt oder Allergologen im Vorfeld abgeklärt werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 19. Juli 2010

Weitere CSN Artikel über Gesundheit und wie man sich selbst helfen kann:

Umweltorganisationen in Kanada fordern: Unnötige Autoabgase und Parfüm vermeiden

Umwelt- und Automobilorganisationen setzen sich gemeinsam für Luftreinhaltung ein

Die kanadische MCS-Aktivistin Lynn staunte nicht schlecht, als sie dieses riesengroße Schild in Edmonton sah, auf dem auf der einen Hälfte ein Hinweis stand, wie man unnötig Autoabgase vermeiden solle:

„Es gibt eine gute Möglichkeit unsere Luftqualität zu verbessern.

Du hast den Schlüssel dazu in der Hand. Lasse den Motor nicht laufen.“

Auf der anderen Seite des Schildes stand der Hinweis „Limit your Perfume – Edmonton “, der bedeutet, dass man sich in Edmonton mit der Benutzung von Parfüm zurückhalten solle.

Das Hinweisschild hatten mehrere Umweltorganisationen und ein großer Automobilclub gemeinsam gesponsert. Ihre Initiative hatte das Ziel, die Luft für alle Stadtbewohner von Edmonton zu verbessern. In Kanada nimmt man die Problematik, die sich durch Duftstoffe für die Luftqualität ergeben, sehr ernst. Halifax bspw. war die erste Stadt weltweit, die die Benutzung von Duftstoffen in der Öffentlichkeit verboten hat.

Autor: CSN – Chemical Sensitivity Network, 17. Juli 2010

Photo: Vielen Dank an Lynn Argent, Living in a Chemical Soup!

Weitere CSN Informationen: Gesundheitsgefahren durch Duftstoffe und Parfüms

Die am Häufigsten gelesenen Blogs im Monat Juni 2010

Der Monat Juni 2010 wurde durch die Nachricht erschüttert, dass die Staatsan-waltschaft gegen den Trierer Neurologen Dr. Peter Binz Anklage erhoben hat. Die Mitteilung darüber belegte den ersten Platz der CSN Blog Top 10. Die Ehefrau von Dr. Binz schrieb eine Stellungnahme, sie ist der am zweithäufigsten gelesene Artikel des Monats. Auf Platz Drei landete ebenfalls ein Bericht über den Fall Binz: die umweltmedizinischen Fachverbände dbu und EUROPAEM hatten sich mit Dr. Binz solidarisch erklärt.

Zum Lesen der CSN Blog Top 10 einfach die Artikel anklicken:

  1. Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen Dr. Peter Binz erhoben
  2. Waltraud Binz: Mein Mann hat nicht betrogen!
  3. Umweltmedizinische Fachverbände erklären ihre Solidarität zu Dr. Peter Binz
  4. Organisation will Wohnraum für Menschen mit Umweltkrankheiten schaffen
  5. Wenn die Galle überläuft – natürliche Hilfe bei Gallensteinen, Gallenkolik & Co
  6. Auch in Deutschland sollen innovative Wohnprojekte entstehen
  7. Tag der Umwelt: Leben ist Vielfalt – Vielfalt ist Leben
  8. Allergien können Depressionen auslösen
  9. Weltumwelttag: Und sie taten so
  10. MCS in Japan – Botschaft eines MCS Betroffenen

Gedicht am Sonntag: Der Dolchstoß

Der Dolchstoß

Könntest stolz sein,

mit deinem Geruchssinn,

wie ein Spürhund,

wenn nicht die Peitschenhiebe wär’n,

die der Preis dafür.

Ständiges Bitten,

lautlos, leise gehofft

und auch gebrüllt:

„Verschont mich mit euren Gerüchen,

Giftgaswolken gleich,

jede Lebensregung durchdringend!“

Und dann dieses „Verständnis“,

diese/s Mitgefühl/s(-Losigkeit),

mit zärtlich ätzender Stimme:

„Meinst du wirklich nicht,

dass das psychisch ist?“

„Nein,

natürlich nicht.

Aber deine Frage

des Unverstandes,

baut mit am Turm,

auf denen DIE steh’n,

die schrein:

‚Seht doch, alles psychisch!‘

Wie sich die Bilder gleichen:

Wie oft schon wurde die Wahrheit

weggesperrt,

geteert mit dem Vorwurf

der kranken Psyche,

gefedert mit Ignoranz.

Der Mensch glaubte das Wasser gebändigt,

Regentropfen sammelten sich zu Überschwemmungen,

schrien um so lauter die Wahrheit:

Wie rücksichtslos der Mensch!

Wir mögen noch Tropfen sein,

die Überschwemmung aber,

wird ein Dolchstoß sein!

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. Juni 2010

Weitere Gedichte von Gerhard:

So nicht! * Soll’n doch in die Klapse gehn * Muss fliehn * Du bist nicht allein * Lass uns lieber über Realitäten reden * Ein Lächeln * Deine Atemzüge * Und dann endlich * Immer noch nicht verstehen wollend * Nur weil ich hinabsteige * Selbstdiagnose * Verfluchtes Pack * Was bleibt von mir? * Niemand

Politiker treten seit zwei Jahrzehnten für Umweltkranke ein

In den letzten beiden Jahrzehnten gab es immer wieder Politiker, die hervortraten und für Menschen mit MCS und Umweltkrankheiten eintreten wollten. Die Versprechungen aus den Reihen der Politik waren oft groß. Die Erfahrungen aus dieser Zeit lehrten uns jedoch, dass unsere Themen, sobald es konkret wurde, schneller fallen gelassen wurden als eine heiße Kartoffel. Kaum war der Wahlkampf vorbei, waren alle Versprechungen Schnee von vorgestern.

Thommy’s Blogfrage der Woche:

  • Gibt es in Deutschland Politiker, die MCS-Kranke NICHT gemäß dem Willen der Lobby abspeisen?
  • Kennt Ihr Politiker, die auf Ihre Versprechungen tatsächlich Taten folgen ließen?
  • Was setzen Politiker für MCS- und Umweltkranke, bzw. für die  Umweltmedizin durch?
  • Welche konkrete Hilfe hinsichtlich Verbesserungen bei der Durchsetzung ihrer Rechte als Behinderte erreichten Politiker für die Menschen mit MCS, CFS, FMS und EMS?
  • Können Umweltkranke mit Blick auf die wirtschaftliche Situation und die Unterwanderung der Politik durch die Lobby realistisch betrachtet überhaupt Hilfe durch die Politik erwarten?
  • Was habt Ihr persönlich mit Politikern erlebt die Ihr um Hilfe gebeten habt? Welche Antworten und welche Hilfe habt Ihr erhalten?

Der Ölsandabbau in Kanada zerstört die Natur

Im März 2003 kletterte der Ölpreis auf 35 US-Dollar pro Barrel. Im gleichen Jahr entdeckte die United States Energy Information Administration das Öl im Ölsand. Das Ansteigen des Ölpreises ließ die Förderung der gewaltigen Ölsand-Vorkommen plötzlich wirtschaftlich erscheinen, so dass sie von Ressourcen zu Reserven befördert und Kanada zum Land mit den weltweit größten nachgewiesenen Erdölreserven wurde – gleich nach Saudi-Arabien.

Neben Sanden, Tonen und Wasser bestehen Ölsande aus zwischen einem und zwanzig Prozent Kohlenwasserstoffen. Nach der Abtrennung von Sand und Wasser wird der Kohlenwasserstoff-Anteil im Upgrader hauptsächlich thermisch gecrackt, hydriert, entschwefelt und zu synthetischem Rohöl weiterverarbeitet. Während die Förderung oberflächennaher Vorkommen im Tagebau erfolgt, müssen die Kohlenwasserstoffe tieferer Schichten durch das Einleiten von heißem Wasserdampf in verschiedenen Varianten verflüssigt werden.

Da die oberflächennahen Vorkommen als zumeist erschlossen gelten, gewinnen diese energieintensiven in-situ-Verfahren an Bedeutung. Skeptiker weisen auf den steigenden Energieeinsatz hin, der umso mehr erzwungen wird, je weiter sich die Vorkommen von der Erdoberfläche entfernt befinden. Die Energie zur Dampfbereitstellung stammt zurzeit noch größtenteils aus der Verbrennung von Erdgas: für die Umwandlung eines Barrels Bitumen in „dickes“, gerade transportfähiges Öl müssen ca. 28 Kubikmeter Erdgas verheizt bzw. 1 Gigajoule aufgewendet werden; im Gegenzug hat ein Barrel Öl ein Energieäquivalent von 6,117 Gigajoule. Außerdem ist das bei Extraktion und Umwandlung in synthetisches Rohöl anfallende CO2 ein weiteres Problem– rund 50 Kilogramm pro Barrel allein in der Dampferzeugung. Um einen weiteren Anstieg der CO2-Emissionen Kanadas durch zusätzliche Verbrennung fossiler Energieträger zu vermeiden, wird auch die Nutzung von Atomenergie als langfristige Alternative zum Erdgas in Betracht gezogen.

Der Ölsandabbau in Alberta führt zur totalen Zerstörung einer riesigen Waldfläche, die doppelt so groß ist wie Bayern. Beim Abbau von Öl aus Sand wird extrem viel Gift produziert, was zur Folge verkrustete Erde und verpestete Luft durch giftige und ätzende Lösungsmittel hat. Die komplette Pflanzen- und Tierwelt der Region wird rücksichtslos vernichtet. Kanadische Ureinwohner müssen die Umgebung aufgrund der Schadstoffbelastung verlassen und ein ganzes Dorf von Ihnen soll einer Ölpipeline weichen. Pro Tag fließen Millionen Liter vergiftetes Wasser ins Grundwasser. „500 Millionen Liter giftigen Wassers gibt es in den Seen“, sagt Christoph von Lieven von Greenpeace. „90 Prozent des Wassers, das benutzt wird, um das Öl auszuwaschen, ist mit Giften wie Quecksilber und Arsen versetzt.“ Für einen Liter Öl verbraucht die Industrie drei Liter Wasser.

Die Investitionen für den Abbau und die Weiterverarbeitung der Ölsandvorräte zu hochwertigen Ölprodukten sind sehr hoch und zeitaufwendig. Gegenwärtig werden mehr als 100 Milliarden US-Dollar investiert. Die durchschnittlichen Förderkosten liegen bei knapp über 20 US-Dollar pro Barrel, mit der notwendigen Umwandlung des Bitumens in synthetisches Rohöl klettert der Preis auf ca. 40 US-Dollar. Die Produktionskosten dürften bei dem vorgesehenen Ausbau der Produktion, der Verwendung teuerer technischer Verfahren und dem damit einhergehenden Energieverbrauch deutlich steigen. Parallel dazu werden die Umweltschäden zunehmen. Das nächste Problem ist, dass für die Abtrennung des Bitumens vom Sand ungeheure Wassermengen erforderlich sind. Bereits heute wird ein Viertel des Süßwasserverbrauchs in Alberta von der Öl- und Gasindustrie verbraucht. Wegen zunehmender Trockenheit im Lande wiegt dieser Raubbau schwer.

Greenpeace-Aktivisten haben mit einer Protestaktion am 16. September 2009 den Abbau von Ölsand in Kanada für mehr als 30 Stunden gestoppt, um auf die schädlichen Auswirkungen dieser Förderung auf das Klima hinzuweisen. Mehr als 20 Mitglieder der Umweltorganisation ketteten sich in der Provinz Alberta an schwere Maschinen an. Der Mineralölkonzern Shell stoppte daraufhin den Betrieb der Abbaustätte Albian Sands und verhandelte mit den Demonstranten. Mit dieser Aktion wurde ein Zeichen gesetzt, das in den internationalen Medien Beachtung fand.

Autor: Maria-Magdalena, CSN – Chemical Sensitivity Network, 5. Juni 2010 – TAG DER UMWELT.

Weitere CSN Artikel zum Thema Umwelt:

Weltumwelttag: UND SIE TATEN SO…

UND SIE TATEN SO…

und sie taten so,

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

fischten die ozeane leer,

als wären sie

kleine badewannen.

und sie taten so

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

mähten die urwälder nieder,

als wären sie

liegewiesen

und sie taten so

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

höhlten die berge nach bodenschätzen aus

als wären sie schweizer käse

und sie taten so

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

bliesen gift, asche und rauch,

als wär die welt ein raucherzimmer

und sie taten so

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

kippten alpenberge von plastikmüll

in landschaften und meere

als wär’s futter für delphine und bären

und sie taten so

als täte es weder natur

noch menschen weh,

lachten die kranken menschen aus,

die nicht mehr wissen wie leben

die erde einst ein paradies,

nun stöhnt gequält

tier und mensch

auf diesem fremden

halbtoten planeten

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 5. Juni 2010 – weltweiter Tag der Umwelt.

Weitere umweltkritische Beiträge von Gerhard:

Tag der Umwelt: Leben ist Vielfalt – Vielfalt ist Leben

Welchen Stellenwert hat die Umwelt?

Was gibt es Schöneres als bei einem Spaziergang dem Zwitschern der Vögel und Summen von Insekten zu lauschen oder Tiere zu beobachten? Dies ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Geschenk der Natur, das in unserer hektischen und leistungsorientierten Zeit viel zu wenig Beachtung findet. So sind wir uns kaum dessen bewusst, welchen Einfluss die Umwelt auf unser Dasein ausübt, denn ob wir in einer lebensfeindlichen Umgebung aufwachsen oder ob wir sauberes Trinkwasser, saubere Luft zum Atmen und gesunde Böden für unsere Ernährung zur Verfügung haben, wird von dem Schicksal geprägt, wo wir auf dem Globus leben. Die umweltbedingten und klimatischen Begebenheiten üben entscheidenden Einfluss darauf aus, wie wir leben.

Der 5. Juni ist dem Tag der Umwelt gewidmet, der in diesem Jahr unter dem Motto „Leben ist Vielfalt“ steht. Eigentlich müsste jeder Tag im Jahr ein Tag der Umwelt sein, denn sie ist Ursprung und Grundlage allen Lebens. Wenn man sich allerdings veranschaulicht, wie es um unsere Lebensgrundlage bestellt ist, kommt die berechtigte Frage auf, welchen Stellenwert hat die Umwelt?

Biodiversität – wie ist es um sie bestellt?

Biologische Vielfalt ist für eine intakte Natur unabdingbar, denn jedes Lebewesen ist ein Teil vom Ganzen. Das weltweite Artensterben schreitet mit großen Schritten voran, so auch in Deutschland. Auch wir Menschen sind ein Teil dieses komplexen Puzzles, doch auf viele unserer „Taten“ im globalen Ökosystem brauchen wir wirklich nicht stolz zu sein. Kein anderes Lebewesen auf unserer Erde richtet in Umwelt und Natur vergleichbaren Schaden an. Wir sägen am eigenen Ast, zerstören erfolgreich unsere eigene Existenzgrundlage und hinterlassen vielerorts ein Feld der Verwüstung. Am Beispiel der Haie lässt sich die dramatische Auswirkung menschlichen Einflusses auf die Biodiversität besonders gut veranschaulichen. Haie bevölkern unsere Erde bereits seit über 400 Millionen Jahren und sind erfolgreiche Jäger, die immensen Einfluss auf das ökologische Gleichgewicht in unseren Meeren nehmen. Haie, die sich im Laufe der Evolutionsgeschichte kaum verändert haben, bezeichnet man in der Wissenschaft auch als „Urfische“. Leider führen schier unaufhaltsame Profitgier, international intensiv betriebener und völlig unzureichend kontrollierter Hai-Handel und die steigende Nachfrage in den Restaurants rund um den Globus dazu, dass die zu den Knorpelfischen zählenden Meeresbewohner in ihrer Existenz massiv gefährdet sind. Bedauerlicherweise haben sehr viele Hai-Arten Einzug in die  Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten gefunden.

Renaturierung und Nachhaltigkeit bringen Leben zurück

Naturschutzverbände führen verstärkt Renaturierungsprojekte durch, um den vom Menschen verursachten Umweltschäden Einhalt zu bieten und wieder funktionierende Ökosysteme zu schaffen. Vielerorts können sich die Resultate ökologisch ausgerichteter Maßnahmen durchaus sehen lassen, so auch der Rückbau des einst begradigten und unattraktiven Isar-Ufers in München. Das Zurückfinden zur Natürlichkeit bietet zahlreichen Pflanzen und Tieren neuen Lebensraum, verschönert das Landschaftsbild erheblich, bereichert zudem den Erholungs- und Freizeitwert und verbessert ganz nebenbei auch den Hochwasserschutz. Die Errichtung von Fischtreppen ermöglicht zahlreichen Fischarten, problemlos zu ihren Laichplätzen zu gelangen.

Die durch intensive Landbewirtschaftung in Deutschland entwässerten Moore und die damit verbundene Zersetzung des Torfs leisten einen beachtlichen Negativbeitrag zur Klimaerwärmung. Die Renaturierung von Deutschlands Mooren könnte lt. BUND für Umwelt und Naturschutz, einen äußerst positiven Effekt auf den Treibhausgasausstoß ausüben und die biologische Artenvielfalt nachhaltig verbessern. Der Erhalt der Feuchtgebiete sichert seltenen Tier- und Pflanzenarten, die speziell in Moorgebieten angesiedelt sind, ihre Lebensgrundlage und schafft zudem Hochwasserschutz, da intakte Moorgebiete natürliche Wasserspeicher sind.

Auch das Rettungsnetz Wildkatze, das durch den BUND in Zusammenarbeit mit Politik, Behörden und Bürgern entstand, verbessert bzw. schafft neuen Lebensraum für die bedrohte Wildkatze. Durch die kontinuierliche Zersiedlung zusammenhängender Waldflächen reduziert sich der Lebensraum vieler Waldtiere und führt dazu, dass auch im Wald ein rasanter Artenschwund zu verzeichnen ist. Um dem Wanderverhalten der scheuen Wildkatzen gerecht zu werden, wurden 2007 über 20.000 Büsche und Bäume zwischen dem Nationalpark Hainich und dem Thüringer Wald gepflanzt. Diese Verbesserung natürlichen Lebensraums kommt nicht nur der Waldkatze, wie die scheue Wildkatze ebenfalls genannt wird, sondern ebenso weiteren bedrohten Tierarten, wie Dachsen und Füchsen zu Gute.

Intakte Umwelt – gesundes Umfeld

Unsere Umwelt ist ein fragiles Ökosystem, von dessen Zustand alles Leben auf unserem Planeten abhängt – sie ist praktisch DAS LEBEN schlechthin! Die weltweit massiv zurückgehende Biodiversität, wie auch die rasant steigende Zahl von Krankheiten, die durch Schadstoffe und die Umwelt verursacht werden, wie z. B. Krebs, Asthma, Unfruchtbarkeit, MCS, MS, ALS, Diabetes, Allergien etc., sind Indikatoren dafür, dass es so mit unserer Umwelt nicht weitergehen kann und darf. In einer schadstoffbelasteten Umwelt mit vorherrschend Monokultur-betriebener Landwirtschaft, die nur mit steigendem Einsatz von Pestiziden aufrechtzuhalten ist, der wiederum enorme Bodenbelastungen nach sich zieht, kann es kein gesundes Leben geben. Die resultierenden Folgen dieser und anderer Missetaten werden uns u. a. durch den globalen Rückgang der Artenvielfalt quittiert. Diese Mahnmale verdeutlichen mit Nachdruck, dass die negativen Auswirkungen unserer Umweltsünden gestoppt und nachhaltige Veränderungen realisiert werden müssen. Um das Artensterben aufzuhalten, bedarf es der weltweiten Umsetzung von weitreichenden Artenschutzprojekten, um umweltfreundlichere Lebensbedingungen zu schaffen, die auch uns Menschen zu Gute kämen. Die weiterhin stattfindende Zunahme an Umweltkrankheiten könnte somit auch positiv beeinflusst werden.

Wir sollten uns immer vor Augen halten, nur eine intakte Umwelt ermöglicht ein gesundes Umfeld, denn unsere Umwelt ist ALLES, was wir zum Leben / Überleben brauchen.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity, 5. Juni – Tag der Umwelt 2010

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