Gedicht am Sonntag: Muss fliehn…

Muss fliehn


Tag Frau Wolf, wunderbar ihre Blumen blühn!

Oh pardon, ich muss fliehn,

viel zu stark ihr Parfüm.

Tag Herr Schulze, s‘ waren auch schon mal blasser!

Oh pardon, ich muss fliehn,

sie nahmen wohl Rasierwasser?

Tag Frau Meier, wie geht’s denn so?

Oh pardon, ich muss fliehn,

sie kamen wohl grad aus’em bedufteten Klo?

Tag Herr Hase, ihr Auto ist ja ein Kracher!

Oh pardon, ich muss fliehn,

ihre Wäsche riecht nach Weichmacher!

Tag Frau Rot, viel schlanker ihr Bauch!

Oh pardon, ich muss fliehn,

sie riechen nach Zigarettenrauch!

Tag Frau Schneider, Tag Herr Lehmann,

Tag Frau Kunze, Tag Frau Mai –

pardon, pardon, pardon –

ich muss fliehn, ich muss fliehn,

muss fliehn,

fliehn,

fliehn…

Autor: Gerhard Becker, CSN  – Chemical Sensitivity Network, 7. Februar 2010

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2 Kommentare zu “Gedicht am Sonntag: Muss fliehn…”

  1. Energiefox 7. Februar 2010 um 22:41

    Hallo Gerhard,
    Dein Gedicht ist witzig. Obwohl es ja nicht witzig ist immer fliehen zu müssen. Aber ich finde es ist wirklich witzig formuliert.

    Gruß Energiefox

  2. Monja 8. Februar 2010 um 19:55

    Sehr ergreifend lieber Gerhard, ich kann dir jedes Wort nachempfinden. Man möchte doch so gern mit allen Leuten Frieden haben und gute Gespräche, ein Lachen, ein Miteinander in Freundlichkeit, aber es geht nicht, wegen der Gerüche, wegen MCS. Mir tut das oft so leid, wenn sich Menschen um mich bemühen, auch Nachbarn und ich muss den Schal vors Gesicht halten und schnell weglaufen. Oder alte Freunde aus anderen Städten mal zu Besuch kommen möchten, die man seit ewigen Zeiten kennt und ihre junge Familie mitbringen, die man noch nie gesehen hat. Aber es dann heißt, der Sohn würde nie ohne sein Haargel aus dem Haus gehen und die Frau ohne ihr Haarspray natürlich nicht auf die Straße. Niemand kann ermessen, was MCS ist, wunderschön und doch sehr traurig, dein Gedicht !

    Herzlichst Monja

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