Gedicht: Was bleibt von mir?

Hilfe - Jeder benutzt Duftstoffe, was bleibt für uns?

Was bleibt von mir?

Du bist ein mensch, du bist ein mensch,

doch ich kann dich nicht riechen.

Du riechst nicht wie ein mensch,

so riecht nicht ein mensch,

es stinkt wie blanke chemie.

Du nennst es duft,

es ist aber gestank,

es ist betäubende chemie.

Die welt hat vergessen

wie riecht die natur,

wir sind kanaris,

für uns eine tödliche spur.

Du bist ein mensch, du bist ein mensch,

doch ich kann dich nicht riechen.

Die nase fast taub,

das gehirn rebelliert,

spür tausend hiebe.

Du bist ein mensch?

Warum bringst du mich um?

Du hast ein zuhaus,

warum riecht es nicht nach dir,

warum riecht es,

als würgten mich stählerne hände?

Wenn du nicht wie du riechst,

deine Wohnung nicht nach dir,

deine wäsche nach duftnote vier,

was bleibt von dir?

Düfte verduften nicht,

treiben keile ins gehirn,

was bleibt von mir?

Für Manu, bleib stark!

Autor: Gerhard Becker für CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. September 2009

Gerhard’s Frau hat schwere MCS und ist im Moment in einer Spezialklinik in den USA. Wir wünschen viel Erfolg und Besserung.

10 Kommentare zu “Gedicht: Was bleibt von mir?”

  1. Energiefox 6. September 2009 um 10:45

    Schönes Gedicht Herr Becker.
    Sie haben es auf dem Punkt gebracht. Obwohl ich am
    Wald wohne, rieche ich immer weniger unberührte Natur. Weil sie schlicht nicht mehr unberührt ist. Ich hab es auch schon manchmal vergessen wie
    unberührte Natur riecht. Aus Kindheitstagen habe ich aber noch einen Erinnerung daran.
    Gruß Energiefox

  2. Seelchen 6. September 2009 um 11:24

    Es ist sehr schön,am Sonntag auch ein Gedicht von einem anderen Betroffenen zu lesen und es trifft genau den Punkt. Sehr gut und vielen Dank.
    Ich habe auch ein Gedicht „Help“ geschrieben,das auch vor allem die zwischenmenschlichen Aspekte aufzeigt.
    Ganz viel Kraft an Sie und ihre Frau von der Glasprinzessin.

  3. Franzi 6. September 2009 um 11:40

    Das bringt es auf den Punkt. Ich bedanke mich dafür, lese supergern Gedichte. Als Antwort und Dankeschön nun von mir dieses:

    Gedichte stellen klar heraus
    Was offenbar zu sehen
    Mit MCS hält man’s nicht aus
    Bei andern mag’s noch gehen

    Doch nagt auch da der Zahn der Zeit
    In zukünftigen Tagen
    Ist es bei denen auch soweit
    Dann stellen SIE die Fragen

    Ja, wenn Chemie Natur zerstört
    Und ganze Existenzen
    Hat bald das Leben aufgehört
    Durch Ignoranz der Grenzen

    Und niemand kann es wirklich woll’n
    Den Boden unter’n Füßen
    Ganz einfach heimlich wegzuroll’n
    Die Bösen werden’s büßen

  4. Gerhard Becker 6. September 2009 um 11:51

    Hallo Energiefox,

    Herzlichen Dank für die wertschätzenden Wort zu meinem Gedicht.

    Gerhard, reicht. Das „Herr“ sein, überlasse ich anderen ;-))

    Der ganze Planet ist nicht mehr unberührt. Bald gleicht er einen „Misthaufen“…

    Gruß Gerhard

  5. Gerhard Becker 6. September 2009 um 11:56

    Hallo Seelchen,

    herzlichen Dank für die lieben Worte über mein Gedicht und für die Wünsche für meine Frau Manu.

    Du schreibst schöne Gedichte, mit Herzblut als Tinte und mit der Feder der leidvollen Erfahrungen und guter Beobachtung geschrieben.

    Alles Gute, trotz alledem!

    Gruß Gerhard

  6. Gerhard Becker 6. September 2009 um 12:00

    Hallo Franzi,

    ein sehr schönes Dankeschön. Sehr treffend und gut gereimt.Vielleicht könnte es unter der Kategorie „Gedichte“ noch einmal veröffentlicht werden, damit Seelchen ein wenig poetische Gesellschaft bekommt.

    Gruß Gerhard

  7. Franzi 6. September 2009 um 12:34

    Danke Gerhard,

    ja, Seelchen und ich, wir beide sind im Dichten hier schon länger aktiv. Es macht einfach Freude, Freude zu machen.

  8. Energiefox 6. September 2009 um 14:15

    Alles klar Gerhard, werde das Herr weglassen, da
    Du neu hier im Forum bist, hatte ich es erst lieber die Anrede mit Herr genommen.

    Ein Nachtrag, kam gerade aus dem Restwald bei
    mir, am Speichersee Lingen (Ems) ich mag da gar nicht mehr sparzieren gehen.
    Dauernd Müll, hatte es hier im Forum ja schon etliche male erwähnt. Jetzt hatte einer wohl eine ganze Ladung abgekippt, muss ich die nächsten Tage entsorgen, Mülleimer etwa 20m enfernrt. Kam mir auch noch ein junger Mann mit einer Geländemaschine entgegen. Wollte den belehren, aber der hat mal gezeigt was die Maschine kann und richtig Gas gegeben. Meine Neffen waren auch dabei und konnten die leckeren Abgase riechen. Ich sagte zu dennen „riecht Ihr es auch“. Der kleine Hund 10 Wochen war auch dabei und bekam Panik. Leider der hatte wohl kein Nummernschild. Im Herbst dann, in einer recht schönen Ecke des Waldes aus einer nahen Siedlung, Kaminqualm und zwar nicht wenig.
    Ich hoffe jetzt nicht zu sehr vom Gedicht abgewichen zu sein.
    Gruß Energiefox

  9. Kobold 6. September 2009 um 23:57

    Hallo Gerhard,

    danke für das treffende Gedicht. Ich wünsche Manu von Herzen alles Gute und dass die Behandlung in den USA nachhaltige Linderung ihrer Beschwerden bringt.

    Heute war ich im Wald spazieren. Es kamen mir Leute entgegen, sie hinterließen mindestens zweihundert Meter eine Duftfahne. Ich musste die Luft anhalten und weglaufen. Das ist immer sehr schwer für mich, weil ich im Normalfall sehr schlecht Luft bekomme. Nicht einmal in der Natur wird man von den Düften verschont, es ist überall für MCS Kranke ein Spießrutenlaufen. Das ist sehr traurig und schlimm zugleich, denn die Chemikalien der Parfüms schädigen die Benutzer wie auch die Umwelt gleichermaßen.

    Liebe Grüsse von Kobold

  10. Gerhard Becker 12. September 2009 um 23:50

    Hallo Kobold,

    ich habe erst heute Deinen Kommnetar entdeckt. Ich weiß nicht, ob es eine Funktion gibt, die auch diese Kommentare per EMail anzeigen.

    Ja Du hast vollkommen Recht, Sogar ich, der nun kein MCS hat, werde durch die ganzen Geschenisse um Manu derart sensibilisiert, dass mir die Parfümfahnen zwar nicht so akut und spontan schaden, aber mächtig auf die Nerven gehen. Wo sind wir Menschen nur hingeraten: Wenn wir uns nicht per Schminke, Haarfarbe, Haarsprays und Parüms eine Maske der vermeintlichen Vollkommenheit oder sogar mit anderen diesbezüglich im Wettstreit liegen, also so eine Art Wettrüsten stattfindet, dann fühlen wir uns nicht wohl. So wie manche Zeitgenossen, weg von der Alltagshetzerei,wieder bewusst die Langsamkeit entdecken, so muss auch wieder die Schönheit und gesundheitsfördernde Zweckmäßigkeit der Schlichtheit entdeckt werden.

    Liebe Grüße
    von Gerhard

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