MCS – Multiple Chemical Sensitivity tritt auch in Australien häufig auf
Menschen, die unter MCS – Multiple Chemical Sensitivity (ICD-10 GM T78.4) leiden, gibt es mittlerweile nahezu überall, sogar am anderen Ende der Welt, in Australien. 24,6% der in der australischen Region New South Wales lebenden Erwachsenen fühlen sich einer Umfrage nach regelmäßig durch Ausdünstungen von Chemikalien und deren Gerüche schlecht. Das ist fast ein Viertel der Bevölkerung dieser Region, die auf einem Kontinent liegt, der über sehr viel saubere Luft verfügt und dünn besiedelt ist.
Umfrage über Chemical Sensitivity in Australien
Auch in Australien, nach Alaska der bevölkerungsärmste Kontinent auf unserem Planeten, gibt es Menschen, die unter Chemical Sensitivity leiden. Australien hat Wüsten, Halbwüsten, Steppen, Urwald und lange Küstenregionen, die allesamt dünn besiedelt sind (2,7 Menschen pro Quadratkilometer). Die meisten Menschen leben in der Region New South Wales (NSW), die sich im Südosten des Kontinents befindet, dort, wo die großen Städte Sydney, Newcastle und die Hauptstadt Canberra liegen. Hier liegt die Bevölkerungsdichte bei 8,43 Einwohnern pro Quadratkilometer, wobei die meisten Menschen in den Städten in der Küstenregion leben.
In NSW wurde die Bevölkerung wiederholt nach ihrem Gesundheitszustand befragt. Jeweils eine Person eines Haushaltes, die über 16 Jahre war, durfte an der Befragung mittels des New South Wales Adult Health Survey teilnehmen. Eine epidemiologische Studie zu MCS gab es zuvor noch nicht in Australien.
MCS Diagnosekriterien American Consensus
Der Definition des Begriffes MCS lag bei der australischen Umfrage die nachfolgende Fall – und Diagnosedefinition, der American Consensus zugrunde:
- Die Symptome sind mit (wiederholter chemischer) Exposition reproduzierbar
- Der Zustand ist chronisch
- Minimale Expositionen (niedriger als vormals oder allgemein toleriert) resultieren in Manifestation des Syndroms
- Die Symptome verbessern sich oder verschwinden, wenn der Auslöser entfernt ist
- Reaktionen entstehen auch gegenüber multiplen nicht chemischen Substanzen
- Die Symptome involvieren mehrere Organsysteme. (1999 ergänzt)
Asthma, Allergien, Migräne, Chronische Müdigkeit Syndrome und Fibromyalgie stellen keine Ausschlussdiagnose für MCS dar.
Fragen nach der Häufigkeit von MCS im New South Wales
Die Umfrage nach dem Gesundheitszustand und der Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem im New South Wales Adult Health Survey stellte 12.622 Erwachsenen unter anderem auch die beiden nachfolgenden Fragen bezüglich Chemikaliensensitivität:
Lassen chemische Ausdünstungen oder Gerüche Sie sich regelmäßig unwohl fühlen?
Wurde bei Ihnen jemals Chemikaliensensitivität diagnostiziert?
Diese beiden Fragen brachten zutage, dass rund ein Viertel der Bevölkerung in der Region New South Wales unter Chemikaliensensitivität leidet (24,6%). Im Vergleich berichteten nur 6% der Befragten, das sie unter Diabetes leiden, 10,6% gaben an, Asthma zu haben und 12% hatten hohe bis sehr hohe psychische Probleme. 81% der Befragten gaben an, in einem rauchfreien Haushalt zu leben. Hieraus ergibt sich, dass MCS relativ gesehen ein recht weit verbreitetes Beschwerdebild ist.
Frauen häufiger von MCS betroffen als Männer
Der Gesundheitsfragebogen fand heraus, dass, wie auch in anderen Teilen der Welt beobachtet, mehr Frauen (28,9%) als Männer (20,1%) unter MCS leiden. Sehr interessant war, dass im Vergleich gesehen ein signifikant geringerer Anteil von Frauen über 75 Jahren (16%) im Vergleich zu jüngeren Fragen angab, unter einer Sensitivität gegenüber Chemikalien zu leiden.
Bei den Männern sah es ähnlich aus, auch hier klagten ältere Männer über 65 Jahre seltener über Reaktionen auf Chemikalien als Jüngere (11,5% / 15,4%) im Vergleich zur gesamten männlichen Bevölkerung.
Ob Stadt- oder Landleben spielt keine große Rolle
Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass ein Leben in einer Stadt eher zu Chemikaliensensitivität führt als das Leben auf dem Land in Australien. Der Fragebogen zum Gesundheitszustand in NSW stellte hingegen fest, dass es bei der Entwicklung von MCS kaum einen Unterschied ausmacht, ob man in der Stadt oder auf dem Land lebt. Unter den Befragten mit MCS lebten 23,7% in ländlicher Region und 24,8% in der Stadt. Eine Ausnahme bildeten Befragte der nördlichen Sydney Region, sie litten prozentual seltener unter MCS als Bewohner anderer Regionen (19,6%). Ein sozioökonomischer Aspekt bei war bei den MCS-Erkrankten hingegen nicht festzustellen. Bei Arm und Reich lag der Prozentsatz ungefähr gleich.
MCS wird von australischen Ärzten bisher noch selten diagnostiziert
In Australien ist medizinische Versorgung oft nicht gleich um die Ecke verfügbar, außer natürlich in den Städten. Dieser Aspekt und der Umstand, dass genau wie anderorts auf der Welt nicht jeder Arzt MCS diagnostizieren kann und viele Mediziner sogar überhaupt noch nie von der Erkrankung gehört haben, dürfte dazu geführt haben, dass in NSW nur 2,9% der Befragten die Diagnose MCS durch einen Arzt erhalten hatten. Auffallend war weiterhin, dass der Prozentsatz der jüngeren Bevölkerungsschicht mit Diagnose MCS wesentlich geringer ausfiel, als im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung (16-24 Jahre / 1,5%). Der Unterschied zwischen der Häufigkeit der Diagnosestellung von MCS in der Stadt und auf dem Land war hingegen nur unwesentlich.
Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 07.12.2008
Literatur:
NSW Health Survey 1997, 1998 und 2002 (HOIST). Centre for Epidemiology and Research, NSW Department of Health, Dec. 2003
Report of the New South Wales Health Survey Program, Chemical sensitivity
Also der Bericht wundert mich aber sehr. Ist es schon so weit, das wir weltweit schlechte Luft oder alles mit Pestiziden und schlechten Chemieprodukten verseucht haben. Ich denke mal in Australien wurde auch schon mächtig gegen die Kaninchenplage mit allen möglichen Mitteln hantiert. Sind jetzt alles nur Vermutungen, aber es kann einem schon ein wenig Angst einjagen , dass selbst auf so einem dünn besiedeltem Erdteil, es so schlimm mit der Krankheit MCS aussieht. Oder ist es einfach so wie in meinem Bekanntenkreis, die meisten die ich kenne, gehen aber auch sehr sorglos mit Chemie , Giften, Parfüm und CO um.
Gruß Energiefox
Mein Dank geht an Dich Silvia, für diesen guten Bericht. In der Tat ist es besorgniserregend, dass eine weltweite Zunahme umweltbedingter Erkrankungen zu verzeichnen ist. Selbst im entfernten dünn besiedelten Australien ist diese Tendenz angekommen. Der Fernsehbeitrag in Arte
http://www.arte.tv/de/Willkommen/Males-en-peril/2283996.html%3E%E2%80%9D,
über die männliche Fortpflanzungsfähigkeit und die Auswirkungen von Weichmachern auf unsere Gesundheit, sowie die von Tieren, belegt ja gerade diese Entwicklung.
Ein weltweites Umdenken ist erforderlich, aber leider scheint momentan außer Finanzkrise, Weltwirtschaftskrise und Klimawandel nichts so richtig wichtig zu sein.
Die Auswirkungen der weltweiten Umweltverschmutzung zeigen ihre Konsequenzen. Dass MCS in Australien so häufig vorkommt, hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht, schon dass Chemikaliensensitivität weit verbreitet ist, aber nicht ganz so krass. Aber auch in entlegenen Winkeln unserer Erde hat der Konsum Einzug gehalten und solange die zum Kauf angebotenen Waren Schadstoff belastet sind, sind solche gravierenden Folgen leider hausgemacht.
Es ist längst überfällig, dass die Produkte umweltverträglich werden, anstatt sich ständig neue Märchen auszudenken, wie man MCS und andere Umwelterkrankungen vertuschen kann. Durch Verleumdungen haben sich noch keine Probleme beseitigt, daran sollten die Verantwortlichen denken, und zwar weltweit.
XXX
Dass das Krankheitsbild MCS weit verbreitet ist auf unserer Erde, wusste ich. Dass es so schlimm damit bestellt ist, stimmt mich sehr besorgt. Multipe Chemikaliensensitivität wird die Geisel unseres Zeitalters werden, wenn MCS das nicht heute schon ist.
Gruss Kalle
In Australien werden Massen an Pestiziden benutzt auch in Privathaushalten. Sonnencreme braucht dort jeder und die mit hohem Lichtschutzfaktor ist chemisch. Was da dann alles drin enthalten ist?