Seit 14 Jahren gezielte Aufklärung über MCS durch Politiker

Multiple Chemical Sensitivity – Erkrankte sind auf  Hilfe durch Mitmenschen angewiesen

Schon im vergangenen Jahr war Christine O. Gregoire, die Gouverneurin des US-Bundesstaates Washington, die erste Unterzeichnerin einer Proklamation zur Verkündung des MCS – Multiple Chemical Sensitivity Aufklärungsmonats. Jedes Jahr im Mai finden in vielen US Bundesstaaten Aufklärungsveranstaltungen vielfältiger Art statt. Die Gouverneure der teilnehmenden Bundesstaaten setzen ihr Staatssiegel unter eine Urkunde, die dazu dient, die Bevölkerung auf die Krankheit MCS hinzuweisen und auf die Konsequenzen, mit denen an MCS erkrankte Menschen leben müssen.

Akzeptanz für MCS Kranke durch gezielte Aufklärung

Die amerikanischen Politiker haben durch die von ihnen ausgerufenen Aufklärungskampagnen viel Akzeptanz für die MCS Kranken in der Bevölkerung erzielt. Öffentliche Institutionen und zahlreiche Organisationen klinken sich im Monat Mai ein und helfen durch Aufklärungsveranstaltungen, Flyer, Video und Aktionen, dass die Situation der Chemikaliensensiblen weiter verbessert wird. Eines der Ziele ist, zu vermitteln, dass jeder an MCS erkranken kann, ganz gleich welche Hautfarbe er hat, welchen Bildungsgrad, ob er arm oder reich ist. Eine weitere Priorität bei der Aufklärung ist auf Prävention gerichtet. Mitmenschen erhalten Informationen, die ihnen verdeutlichen, durch welche Chemikalien und welche Umstände MCS ausgelöst werden kann und wie vielfältig die Reaktionen sind, die durch Chemikalien, selbst im Niedrigdosisbereich, ausgelöst werden können.

MCS Aufklärungsmonat Mai, eine weltweiter Aktionsmonat

Als vor vierzehn Jahren die erste Proklamation zur Ausrufung einer MCS Aufklärungswoche unterzeichnet wurde, hätte niemand gedacht, dass daraus eine weltweite Kampagne erwachsen würde. MCS Organisationen aus vielen Ländern weltweit nehmen mittlerweile am MCS Aufklärungsmonat teil. MCS Aktivisten lassen sich kreative Aktionen einfallen und Tausende von Menschen mit MCS unterstützen, jeder auf seine Weise, diesen Aktionsmonat.

Verkündung von Gouverneurin Christine O. Gregoire, Washington State:

4. Januar 2012

WEIL, Menschen aller Altersgruppen im Bundesstaat Washington eine Erkrankung entwickelten, die als Multiple Chemical Sensitivity (MCS) bekannt ist, als Resultat einer massiven Chemikalienexposition oder wiederholten Expositionen gegenüber Chemikalien im Niedrigdosisbereich und gegenüber anderen Reizstoffen in ihrer Umwelt; und

WEIL, MCS von zahlreichen Organisationen dahingehend anerkannt ist, so dass diese die Gesundheit und das Wohlergehen von Chemikaliengeschädigten unterstützen, einschließlich der WHO – Weltgesundheitsorganisation, dem Americans with Disabilities Act, der Social Security Administration, dem US Department of Housing and Urban Development und der Umweltschutzbehörde EPA; und

WEIL, MCS eine chronische Erkrankung ist, für die keine Heilung bekannt ist; zu den Symptomen chronische Erschöpfung, Muskel- und Gelenkschmerzen, Hautausschläge, Asthma, Kopfschmerzen und andere Atemwegs- und neurologische Probleme gehören; und

WEIL, MCS zu erheblichen Konsequenzen führen kann im finanziellen Bereich, bei der Arbeit, beim Wohnen, für die Gesundheit und soziale Folgen für die Menschen haben kann, die unter dieser Behinderung leiden; und

WEIL, angemessene Unterkünfte und das Wecken von Aufmerksamkeit für MCS, Chancen für Menschen mit dieser Behinderung schaffen kann, damit diese Zugang zu Arbeit, Schulen, öffentlichen und anderen Einrichtungen erhalten, wo sie weiterhin dazu beitragen können, ihre beruflichen Fähigkeiten, Ideen, Kreativität, Fähigkeiten einzubringen; und

WEIL, Menschen mit MCS Unterstützung brauchen und Kooperation durch Familie, Freunde, Mitarbeiter und der Gesellschaft, um ihre Krankheit zu bewältigen und sich an neue Lebensweisen anzupassen;

DESWEGEN und JETZT, verkünde ich, O. Gregoire, Gouverneurin des Bundesstaates Washington, hiermit den Mai 2012 als

Multiple Chemical Sensitivity Aufklärungsmonat (pdf)

im Staat Washington, und fordere alle Bürger auf, diesen speziellen Monat mit mir einzuhalten.

Unterzeichnet am 4. Januar, 2012

Gouverneur Christine Gregoire O.

 

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 04. Feb. 2012

Literatur:

Gouverneur Christine Gregoire O., Proclamation 2012 MCS Awareness Month, 4. Januar 2012

Weitere CSN Artikel über den MCS Aufklärungsmonat:

3 Kommentare zu “Seit 14 Jahren gezielte Aufklärung über MCS durch Politiker”

  1. Twei 4. Februar 2012 um 23:30

    Dieses ist eine ganz ganz tolle Nachricht und Botschaft für die ganze Welt.

    Die USA sind eindeutig das kundigste und erfahrenste Land in Bezug auf MCS. Durch die leidvollen Kriege und den vielen dadurch entstandenen Chemikalien-Geschädigten, wurden traurige aber auch wichtige Ergebnisse und Erfahrungen dazu gesammelt.

    In den USA ist MCS als eine körperliche Erkrankung und Behinderung festgelegt, so wie die BRD dieses in ihrem DIMDI ICD-10 Code T78.4 für MCS eigentlich gleichzutun hat. Trotzdem versuchen zur Zeit Chemikalien-Hersteller mit Hilfe von gesponserten Psychologen und Psychiatern, diese Vergiftungskrankheit in ihren neuen DBU- und AWMF-Leitlinien als eine psychische Krankheit umzumogeln, nur um indirekt zu Beweisen, dass es in Deutschland keine chemischen Erkrankungsformen und Opfer durch ihre Produkte geben kann.

    Wir MCS-Erkrankte aus Deutschland benötigen einen gewaltigen Beistand aus den Vereinigten Staaten von Amerika und der Weltöffentlichkeit, um gegen eine solche Fehleinschätzung, Fehlbehandlung, Diskriminierung von körperlich Behinderten und Körperverletzungen mit schleichender Todesfolge, gewappnet zu sein.

    Schon jetzt sitzen wir alleine in den fast versiegelten Wohnungen fest, können nicht in die Öffentlichkeit gehen oder öffentliche Gebäude, Veranstaltungen, Versammlungen, Plätze oder Verkehrsmittel aufgrund ihrer chemischen Schadstoffbelastungen benutzen, zu denen auch Duftstoffe, Hygiene- und Desinfektionsmittel usw. gehören.

    Wir leben am Existenzminimum, sind Isoliert, werden Totgeschwiegen, erhalten nicht die minimalsten Hilfen, wie Biokost, Luft- und Wasserfilter, Gesundheitswäsche, schadstofffrei Möbel, Renovierungsmaterialien usw..

    Und zu Allerletzt versuchen nun Krankenkassen, Jobcenter, Rententräger und ähnliches, uns MCS-Erkrankte in psychiatrische Behandlungseinrichtungen zu verweisen. Dieses kommt durch eine jahrelange ausgeklügelte Kampagne der Leitlinienverfasser zustande, welche durch ihre verschleierten Formulierungen in diesen LL, mit erfunden Behauptungen und Fehlinterpretationen von Forschungsergebnissen, versuchen den körperlichen Behindertenstatus von MCS in einen anderen ICD-Code mit psychischer Auslegung umzuwandeln.

    Wir Kranke sind womöglich selbst zu schwach, uns gegen eine solche organisierte Übermacht zu wehren. Wir finden hier keine Staatsorgane oder einflußreichen Politiker, welche den immer mehr dramatisch ansteigernden Leidensdruck für uns Betroffenen zu verhindern wissen.

    Wir haben hier schon so viele Opfer zu beklagen und es werden von Tag zu Tag immer mehr.
    Deshalb schaue ich mit Bewunderung auf die Vereinigten Staaten von Amerika, weil diese für MCS-Erkrankte eine vorbildliche staatliche Initiative und Hilfe praktizieren.

    Möge dieses Licht auch die BRD erreichen….

  2. Mirijam 6. April 2012 um 00:41

    Während in den USA MCS-Patienten durch verantwortungsbewusste Politiker, die sie gewählt haben, in ihren Belangen unterstützt werden, indem z. B. regelmäßige Aufklärungskampagnen stattfinden, werden MCS-Kranke hierzulande buchstäblich im Stich gelasen. Keine Aufklärung, keine Anerkennung der Rechte MCS-Kranker, die sich aus dem Grundgesetz und der Behindertenkonvention ergeben, keine angemessene medizinische Versorgung, keine öffentlichen Duftstoff-Verbote, keine geeigneten Wohnräume und vieles mehr.

    Man versucht, die Probleme MCS-Kranker zu ignorieren. Es ist zwar bequemer, wegzuschauen, aber ist das human? Ist das demokratisch? Ist das eine Lösung für die Zukunft?

    Ganz bestimmt nicht, denn das Problem schwillt immer mehr an und lässt sich auf Dauer nicht leugnen. Je früher man damit anfängt, die Probleme der Umweltkrankheiten richtig zu verstehen und ihre Brisanz zu erkennen, desto geringer wird der Schaden für uns alle sein. MCS lässt sich auf Dauer weder ignorieren noch verschweigen. Die Anzahl der MCS-Kranken erreicht allmählich schwindel-erregende Höhen. Und der einzige Weg ist der Wahrheit endlich ins Gesicht zu schauen. Denn die Wahrheit überlebt alles.

    „Die Wahrheit ist eine unzerstörbare Pflanze. Man kann sie ruhig unter einen Felsen vergraben, sie stößt trotzdem durch, wenn es an der Zeit ist.“

    Frank Thiess

  3. Clarissa 6. April 2012 um 07:05

    Ich finde es erstaunlich und verwunderlich dass Deutschland, die ja sonst so gerne aus den USA abkupfern, in diesem und anderen Fällen irgendwie immer wieder das Rad neu erfinden wollen.

    Wir sind biologisch identisch, wir verwenden die selben chemischen Produkte, von Procter & Gamble, von Henkel, von UniLever und und und wir haben die selben Erkrankungen, aber wir wollen Erkenntnisse und Behandlungen nicht übernehmen, sondern wie o.g. das Rad neu erfinden.

    Vielleicht liegt das Problem in Deutschland da wir durch diverse „Reformen“ im Gesundheitswesen viele Kliniken schließen mussten, haben Investoren sich diese kleinen Häuser gegriffen und flux in Psychische Kliniken umgebaut und diese müssen natürlich belegt werden, damit der Gewinn stimmt und die Investoren ihr Auskommen haben.

    Diese Tatsache könnte erklären warum man in Deutschland andere und völlig falsche und abwegige Wege geht.

    Für die Menschen die darunter leiden und aufgrund irgendwelcher willkürlichen Leitlinien stigmatisiert und diskriminiert werden, ist dieser Umgang unverständlich und Fachleute aus den USA, Skandinavien und anderen Ländern fragen sich immer wieder was hier in Deutschland abgeht.

    Es wird Zeit dass man die Lobbyisten outet und alle die den Verbrechen an schwer kranken Menschen Vorschub leisten, bestraft werden und sehr hohe Wiedergutmachungszahlungen leisten müssen.

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