Kranke benötigen medizinische und soziale Hilfe statt Wunderheiler

Ein falscher Schachzug, Erkrankte zu psychiatrisieren oder Wunderheilern zuzuführen

Seit dreizehn Jahren unterstützenzahlreiche Politiker verschiedener amerikanischer Bundesstaaten die Aufklärung über die Umwelterkrankung MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Durch Proklamationen weisen sie darauf hin, wie dringlich es ist, dass jeder Bürger sich der Existenz von Umweltproblemen bewusst wird und zur Kenntnis nimmt, dass ein erheblicher Anteil der Bevölkerung bereits unter Umwelterkrank- ungen leidet. In Deutschland hat sich die Prognose für Umwelterkrankte im gleichen Zeitraum im Grunde genommen nur verschlechtert.

MCS, eine Umwelterkrankung, die Aufmerksamkeit verlangt

Etwa 15% der Allgemeinbevölkerung reagiert mehr oder weniger stark auf Chemikalien, mit denen man im normalen Alltag ständig in Kontakt gerät. Die an MCS Erkrankten klagen u.a. über Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Konzentrations- verlust, Atembeschwerden oder Muskelschmerzen, wenn sie Autoabgasen, Kamin- oder Zigarettenrauch, Parfüm, dem Geruch von Weichspüler, Zeitungsaus- dünstungen, Neuwagen oder neuen Möbel ausgesetzt sind. Die Beschwerden der Erkrankten haben erhebliche Auswirkungen auf deren Privat- und Berufsleben. Viele verlieren durch die anhaltenden und häufig schlimmer werdenden Gesundheitsbeschwerden ihre Arbeit. Weil die Auswirkungen wegen der hohen Verbreitung von MCS bereits einen Einfluss auf viele Bereiche haben, setzen sich amerikanische Gouverneure kontinuierlich für Umwelterkrankte mit MCS ein.

USA – Gouverneure bieten Verständnis und Hilfe für MCS Kranke

Der Gouverneur von Colorado, John Hickenlooper, gehört zu den Ersten, die eine Proklamation für den MCS Aufklärungsmonat Mai 2011 mit ihrem Staatssiegel beurkunden. Die Proklamation für den Bundesstaat Colorado lautet wie folgt:

MCS PROKLAMATION

WEIL, Menschen aller Altersgruppen in Colorado und in der ganzen Welt Multiple Chemical Sensitivity (MCS) als Folge der globalen Umwelt- verschmutzung entwickelten; und

WEIL, MCS eine schmerzhafte chronische Erkrankung ist, die von Überempfindlichkeits- reaktionen auf die Umwelt geprägt ist und für die es keine Heilung gibt; und

WEIL, die Symptome bei MCS akute Reaktionen auf Chemikalien, Lebensmittel und Medikamente einschließen, als auch neurologische Symptomatik, Muskel- und Gelenkschmerzen, Konzentrations- und Atembeschwerden verursachen; und

WEIL, MCS durch die amerikanische Gesetzgebung für Behinderte dem Americans with Disabilities Act, der amerikanischen Behörde für Barrierefreiheit, der Social Security Administration, dem US Department für Haus- und Stadtplanung und der Umweltschutzbehörde EPA und zahlreichen weiteren staatlichen Behörden und Kommissionen anerkannt ist; und

WEIL, die Gesundheit der Allgemeinbevölkerung in Gefahr ist durch Chemikalienexpositionen, die zu diesen umweltbedingten Krankheiten führen können; und

WEIL, diese Krankheit durch Reduzierung oder Vermeidung von Chemikalien in Luft, Wasser und Nahrung, sowohl im Innen- als auch im Außenbereich, vermeidbar sind, und weitere wissenschaftliche Untersuchungen, einschließlich der Genetik durchgeführt werden sollten; und

WEIL, Menschen mit MCS Unterstützung durch die medizinischen Fachwelt brauchen und Verständnis durch die Familie, Freunde, Mitarbeiter und der Gesellschaft, während sie mit ihrer Krankheit und der Anpassung an neue Lebensweisen kämpfen;

DESWEGEN, verkünde ich, John Hickenlooper, Gouverneur des Bundesstaates Colorado, jetzt hiermit den Mai 2011 als

Multiple Chemical Sensitivity

(MCS) Awareness Month

Die Situation Umwelterkrankter in Deutschland

Während in den USA die Allgemeinbevölkerung seit fast eineinhalb Jahrzehnten durch Gouverneure, Politiker und Behörden um Verständnis und Hilfe für MCS Kranke gebeten wird, gibt es in Deutschland keinerlei ernstzunehmende Bestrebungen, diesen Umwelterkrankten zur Seite zu stehen. Im Gegenteil, die Bestrebungen, die Ursache von MCS der Psyche der Erkrankten zuzusprechen, nimmt zu. Politiker widmeten sich Umwelterkrankten immer nur im Wahlkampf, was erkennen lässt, dass wirtschaftliche Interessen des Industriestandortes Deutschland als vorrangig betrachtet werden. Die Rechte, die MCS-Erkrankten als Behinderte im Sinne von Integration und Barrierefreiheit zustehen, werden grundsätzlich völlig ignoriert, obwohl Deutschland die UN-Behindertenkonvention unterzeichnet hat.

Immer öfter zweifelhafte Angebote statt echter Hilfe

Die jahrzehntelange Forderung von MCS-Kranken nach einer Umweltklinik, die den Bedürfnissen der Erkrankten gerecht wird, blieb in Deutschland unerfüllt. Stattdessen scheinen sich zwei Strömungen zu bilden. Die Strömung von einigen niedergelassenen Umweltmedizinern ausgehend versucht, die MCS-Kranken Wunderheilern und dubiosen „Detox-Experimenten“ zuzuführen.

Die andere Strömung, die von universitären Umweltinstituten ausgeht, versucht ein „bio-psycho-soziales Behandlungskonzept“ zu installieren.

Beide neuen Strömungen stellen nicht mehr als eine Kapitulationserklärung für den Medizinstandort Deutschland dar und sollten von den Umwelterkrankten nicht hingenommen werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 3. April 2011

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6 Kommentare zu “Kranke benötigen medizinische und soziale Hilfe statt Wunderheiler”

  1. Juliane 4. April 2011 um 08:31

    Armes Deutschland!

    Zur Erinnerung

    Alle Menschen- und Bürgerrechte gelten uneingeschränkt auch für Menschen mit Behinderungen. Das ist auch für Deutschland völkerrechtlich verbindlich, seit die UN-Behindertenkonvention im März 2009 in Kraft trat.

    Als Vertragsstaat verpflichtete sich die Bundesrepublik, allen Behinderten eine gleichberechtigte Teilhabe an Arbeit, Beruf und Gesellschaft zu ermöglichen.

    Entgegen dem “Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen” sind Menschen mit der Erkrankung MCS – Multiple Chemical Sensitivity in der Bundesrepublik weiterhin benachteiligt:

    Artikel 17 wird nicht umgesetzt:

    MCS Kranke sind im täglichen Leben überall Trigger-Chemikalien ausgesetzt. Selbst eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus sind für MCS Patienten kein sicherer Ort. Für MCS Kranke gibt es hierzulande kein Recht auf Achtung der körperlichen Unversehrtheit.

    Artikel 25 wird nicht umgesetzt:

    MCS Kranken werden Gesundheitsversorgung und Gesundheitsleistungen, insbesondere geeignete Wohnumgebung, Luftreiniger, Sauerstoff, geeignete Nahrungsmittel und Nahrungsergänzung vorenthalten.

    Artikel 26 wird nicht umgesetzt:

    Rehabilitationsdienste und -programme für MCS Kranke gibt es in der Bundesrepublik nicht. Mithin versäumt die Medizin hierzulande, MCS im frühestmöglichen Stadium zu diagnostizieren. Vielmehr haben die meisten Kranken eine jahrelange Ärzteodyssee hinter sich, bevor sie von ihrer Erkrankung erfahren.

    Artikel 9 bzw. Artikel 19 und Artikel 20 werden nicht umgesetzt:

    Eine unabhängige Lebensführung und die volle Teilhabe in allen Lebensbereichen, gleichberechtigter Zugang zur physischen Umwelt, zu Transportmitteln ist bei MCS Kranken durch die ubiquitäre Gegenwart von Alltagschemikalien, insbesondere Duftstoffen, nicht gegeben.

    Für MCS Kranke gibt keine gemeindenahen Unterstützungsdienste, noch nicht einmal hinsichtlich benötigter Pflege.

    Die persönliche Mobilität MCS Kranker ist nicht sichergestellt, da keine MCS-gerechten Verkehrsmittel, noch nicht einmal Krankenwagen, bereitstehen.

    Artikel 24 und Artikel 30 werden nicht umgesetzt:

    MCS Kranke, insbesondere Kinder und Jugendliche, werden in der Bundesrepublik daran gehindert, ihre Begabungen und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten voll zur Entfaltung bringen zu können. Ein gleichberechtigter Zugang zu allgemeiner Hochschulbildung, Berufsausbildung, Erwachsenenbildung bleibt MCS Kranken versagt.

    Die Teilnahme am kulturellen Leben, Besuche in Theatern, Museen, Kinos, Sporthallen etc. ist durch die überall vorfindbaren Alltagschemikalien, insbesondere Duftstoffe, für MCS Kranke nicht möglich.

    Artikel 27 wird nicht umgesetzt

    Obgleich MCS Kranke in vielen Fällen unter geeigneten Bedingungen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit sichern könnten, gibt es keinerlei Rechtsvorschriften, die hilfreich sein könnten. Auch im öffentlichen Sektor können MCS Kranke keine Beschäftigung finden.

    Artikel 28 wird nicht umgesetzt:

    Angemessene, das heißt geeignete Ernährung, Bekleidung und Wohnung sind für die Mehrzahl MCS kranker Menschen nicht gewährleistet. Spezielle Wohnungs-bauprogramme und Altersversorgung gibt es nicht.

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2010/05/12/ein-jahr-un-behindertenkonvention-nullrunde-fur-behinderte-mit-mcs-%E2%80%93-multiple-chemical-sensitivity/

  2. Alex 5. April 2011 um 19:31

    Aktuell betrachtet, hat sich die Situation für uns in Deutschland nur verlagert, besser wurde sie in den letzten Jahren nicht.
    Umweltmediziner, die kompetent sind und MCS verstehen, sind sehr, sehr dünn gesät.

    Bedenklich ist die Abwanderung von Umweltmedizinern (die sich einst für MCS interessierten) zu Geistheilern oder Medikamentenexperimenten.
    Einige davon sind in Vorständen von umweltmedizischen Berufsverbänden oder Selbsthilfegruppen für Umwelterkrankte, was es noch schlimmer macht.
    Fazit 2011: Sie haben sich vorallem mit diesem Geistheiler-Schwachsinn selbst disqualifiziert. Die Industrie hätte es nicht besser hinkriegen können.

    Die paar Umweltmediziner, die sich noch der seriösen Umweltmedizin widmen, beschränken ihre Tätigkeit hauptsächlich auf Diagnostik.
    Neu ist ein „Heilungsangebot“ einer Heilpraktikerin in Norddeutschland, das von Patienten und Geschäftemachern hoch aggressiv beworben wird.
    Fazit 2011: Das Therapieangebot für MCS Kranke ist mager oder kaum noch der Rede wert. Mit Diagnostik, Dubiosem und Mystik verdient es sich besser und leichter.

    Was sonst noch läuft:
    Ein paar kleine Selbsthilfegruppen und Einzelaktivisten versuchen einen „Bundesverband“ und ein „Europäisches Netzwerk“ zu gründen.
    Sie gründen dafür Mini-Splittergruppen um „Stimmen“ zu erzeugen. Fachlich kam bisher nichts überzeugendes und Aktionen laufen im Großen und Ganzen intern ab.

    Der Großteil dieser Grüppchen outet seit längerem, dass sie Interessen von einzelnen Kliniken oder Ärzten vertreten oder von diesen gesponsert werden.

  3. Kira 6. April 2011 um 09:55

    Wo politische Macht lügt und betrügt, fälscht und manipuliert, da ist Aufklärung nicht nur Recht, sondern auch Pflicht. Auch wenn es der “eigenen Seite” momentan schadet – was das denn immer sein mag.

    Die S c h ä r f e mit der toxisch Geschädigte mundtot gemacht und in Schach gehalten werden sollen vermutlich überdecken, das es den Kritikern an wirklich überzeugenden Argumenten fehlt. Der wichtigste Grund hierfür dürfte sein, dass hier u n b e q u e m e Wahrheiten präsentiert werden, die man vor allem in den verschiedenen Ministerien ( u.a. Justiz, Gesundheit, Umwelt) wohl gerne unter den Tisch kehren will.

    Das A l l e r s c h l i m m s t e ist, dass die Symptomatik des Verlaufs einer chronischen Vergiftung nicht Eingang findet in das allgemeine ärztliche Interesse und Wissen. Warum wohl ? – durch das Lobbyistentum der Pharma-, Energie-, Banken- und anderer Lobbyisten!

  4. Linda 7. April 2011 um 12:46

    Kira hat leider sehr recht!
    Was der Körper/KOPF am meisten braucht ist Vitamin B6, B12 u. Folsäure. Und sonst zwingend 80 natürliche Stoffe, UNsynthetisch, BIOVERFÜGBAR. Die politischen UNgesundApotheken vertreiben Sondermüll kostengünstig an Menschen, über Ärzte, die über 10 Jahre dafür studieren.
    Vom Pharmakon ist das „ANfixen“!, Michael Jackson lässt grüßen.
    LG

  5. Linda 7. April 2011 um 12:46

    Kopiert: Handel mit hochtoxischen Substanzen ..einfach das Ettiket Medikament drauf und schon kannst losgehen – wenns ned funktioniert, mach ma ein GESUNDes Spritzmittel, oder Viehfutter draus .. klasse Entsorgung von Chemiemüll :-) und . nach Katastrophen lassen sich auch immer viel Versuche an Menschen machen …alles unter dem Mantel der Humanitärhilfe … wann werden wir verstehen …wann werden wir versteh´n ..frei nach Joan Baez.

  6. Tim 2. Mai 2011 um 18:54

    sehr wichtig und unterschätzt ist Vitamin D = Sonne, aber ohne schädliche Cremes. Wer wirklich eine sehr empfindliche Haut hat, entweder sehr kurz in die Sonne ±10Min oder mit Melkfett einschmieren, Olivenöl hilft auch. Danach nicht gleich Duschen, sonst ist Vitamin D beim Teufel, braucht einige Zeit (ca 2-3 Std) um eingelagert zu werden.
    Ebenso viel Wasser, aber natürliches ohne blödsinns Kohlensäure, trinken minimal ? 3% des Körpergewichts, keine Fluor Zahncreme verwenden, keine Impfungen (Quecksilber!), auch Tetanus ist Blödsinn, und vorallem kein Vertrauen in die sog „Human Medizin“ ist nix anderes als moderne Eugenik. siehe auch jetzt aktuelle EU Richtlinie:THMPD [Traditional Herbal Medicinal Products Directiv] – auch 2004/24/EC
    btw. von einer BRD kann man nix erwarten, is nur eine Firma ;) Firmeninteressen – Pharmalobby
    Die Natur hat alles was wir brauchen: Moringa, Goji, Neem, Erdbeeren!, Honig, Zimt, Curcuma,… :)

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