Umweltmedizin: Sieg für Prof. Dr. Rea

Epochaler Sieg: Angriff der Ärztekammer von Texas auf führenden Arzt der Integrativen Medizin abgewehrt

Wenn, wie wir neulich berichtet haben, integrative Mediziner Patienten ganzheitlich behandeln, stellt das oft die traditionellen Vorstellungen der Medizin in Frage. Die US- Ärztekammern orientieren sich an der Ameri- can Medical Association und deren Auffass- ung von Homöopathischer Medizin. Deshalb waren sie schon immer gegen komplement- äre und alternative Medizin – das gipfelt darin, dass sie nicht selten Ärzte angreifen, insbe- sondere wenn sich diese mehr um ihre Patienten kümmern.

Doch die Verhältnisse ändern sich, wie RA Jacques Simon erzählt. Simon vertrat Dr. Bill J. Rea, bei einem erstaunlichen Sieg in einem Prozess gegen die Ärztekammer von Texas. Dieses Verfahren hat geholfen, die üble Praxis der Kammer in Texas zu kippen.

Jacques Simon weist eine herausragende Erfolgsrate auf, integrative Mediziner bei solchen Verhandlungen zu verteidigen. Er ist einer von vier US-Anwälten, die auf diesem Gebiet zusammen arbeiten und sich darauf spezialisiert haben. (Die anderen sind Alan Dumoff, Algis Augustine und Richard Jaffe.)

Dr. Rea ist ein führender Wissenschaftler und Kliniker auf dem Gebiet der Umwelt- medizin und der Chemikaliensensitivität. Während den letzten dreißig Jahren hat er durch Lebensmittel und vielfältige Umweltfaktoren, wie Luft- und Wasserver- schmutzung verursachte Erkrankungen, behandelt. 2005 erhob die Ärztekammer von Texas eine Reihe von Klagen gegen Dr. Rea, in denen sie seine Untersuchungen, Diagnosen und Behandlungen – alles was er so macht – angriffen. Sie behaupteten sogar, Dr. Rea würde seinen Patienten Diesel und schädliche Chemikalien injizieren, ein Vorwurf, der eindeutig falsch war.

Nach drei langen Jahren vor Gericht konnte Simon nachweisen, dass die Vorwürfe der Kammer unbegründet waren. Anstatt ihm die Lizenz zu entziehen, verlangte die Kammer von Dr. Rea nur noch schwächlich, seinen Patienten eine geänderte Einverständniserklärung vorzulegen, nach der seine Behandlung von der amerikanischen Aufsichtsbehörde für Lebensmittel und Medikamente (FDA) nicht zugelassen wäre.

Wenn man ein Arzt ist, gegen denen ermittelt wird, ist es wichtig, gegenüber den Ermittlern oder den Behörden keine Äußerung oder was auch immer ohne Anwesenheit und Zustimmung eines Anwaltes zu machen. Wie Simon uns erläuterte, ist es für den Arzt wichtig, wenn eine Untersuchung eingeleitet wird, nicht den Fehler macht zu denken, die Ermittler würden von dem Fachgebiet etwas verstehen. „Nehmen Sie das Telefon und rufen Sie einen Anwalt an, der sich auf solche Verfahren spezialisiert hat.“ (Sie können sich an ANH-USA wenden wenn Sie Empfehl- ungen benötigen.)

Simon wies darauf hin, dass die Ärztekammer von Texas in der Vergangenheit integrative Mediziner angegriffen hat, aber in den letzten drei Jahren hat sich dies geändert und anscheinend ermitteln sie nun gegen genau so viele traditionelle Ärzte. Das ist zum Teil auf das zurück zu führen, was Dr. Rea im Verlauf seines Martyriums juristisch unternommen hat, dazu gehörte, gegen die Ärztekammer selbst zu klagen.

In Texas gibt es einen starken fairen Rechtsschutz für Ärzte, doch diese Regeln werden nicht immer befolgt. ANH-USA setzt sich dafür ein, einen Entwurf in die Gesetzgebung von Texas einzubringen, der Ärzten Wiedergutmachung gewährt, wenn die Kammer den eigenen Regeln nicht folgt. Jacques Simon weist darauf hin, dass je mehr Ärzte sich wehren (und je mehr die Kammern dadurch lernen), desto besser wird es in Ärztekammer-Verfahren für alle werden. Mittlerweile sind Gesetze und Vorschriften einem ständigen Wandel unterworfen und es ist wichtig, auf der Hut zu bleiben.

ANH-USA hat kürzlich einen 80-seitigen Bericht veröffentlicht, „Über die eigene Ärztekammer Bescheid wissen: Ein Handbuch für Ärzte der integrativen Medizin zum Verständnis der rechtlichen und juristischen Gegebenheiten in 50 Bundesstaaten“. Ärzte werden aufgrund der rechtlichen Vorschriften für Disziplinarverfahren vor Ärztekammern nicht überall in Amerika durch die staatlichen Gesetze und Vorschriften adäquat geschützt, deshalb haben wir ein Handbuch und eine Checkliste gemacht, um Ihnen einen Überblick zum Rechtsschutz oder über dessen Mängel in jedem Staat unseres Landes zu verschaffen. Der Bericht ist als PDF-Dokument erhältlich und kann hier (PDF) herunter geladen werden.

Autor: ANH-USA, 21. Dezember 2010

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Originalartikel „Milestone Victory: Texas State Medical Board’s Attack on Leading Integrative Doctor Beaten Back“ steht unter einer Creative Commons Lizenz. Für diese Übersetzung, ausschließlich der Bildrechte, gilt CC:by-nc-sa.

Zur weiteren Lektüre:

Artikel (engl.) von Mike Adams zur Einschätzung der American Medical Association

Weitere Artikel über Rechtsstreit von Prof.Dr.William Rea:

Umweltmediziner zur gesundheitlichen Beeinträchtigung durch Dioxine

Die Belastung der deutschen Bevölkerung mit Dioxinen und verwandten Stoffen ist hoch

Am 8. Januar 2011 erschien in der Stuttgarter Zeitung ein Artikel mit dem Titel: „Dioxin – Gesundheit nicht beeinträchtigt“. Der Beitrag, beginnt mit folgender Aussage von Jürgen Thier-Kundke vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin:

„Selbst wenn jemand mehrere mit Dioxin belastete Eier gegessen haben sollte, muss er nun nicht mit gesundheitlichen Folgen rechnen…“

Der Artikel veranlasste den erfahrenen HNO-und Umweltmediziner Dr. Michael Jaumann zu nachfolgendem Statement an den Herausgeber. Dr. Jaumann beschäftigt sich seit über zwei Jahrzehnten intensiv mit Umweltmedizin und ist u.a. Mitglied des Ausschusses „Umwelt und Prävention“ in der Ärztekammer Baden-Württemberg.

Sehr geehrte Frau Volz,

vielen Dank für Ihren Artikel zum Thema der möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Dioxine und verwandte Stoffe. Als Arzt und Umweltmediziner – der sich seit über zwanzig Jahren mit dem Thema Dioxin aus umweltmedizinischer Sicht befasst – kann ich dieser, die Situation „verharmlosenden“ Stellungnahme seitens des Herrn Jürgen Thier-Kundke vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nicht zustimmen. Richtig und wichtig ist nur, dass wir unnötige und vermeidbare zusätzliche Belastungen vermeiden sollten (dies besonders deshalb, da wir in Deutschland weltweit die mit am höchsten belastete Bevölkerung haben). Diese äußerst wichtige Zusatzinformation seitens des BfR fehlt, warum auch immer.

Heutzutage werden von unseren Bauern die meisten Pflanzen mit Düngern und auch Pflanzenschutzmitteln (chlororganische Verbindungen) während dem Wachstum behandelt. Diese sind eine mögliche Quelle die in der weiteren Verarbeitung zu Dioxin etc. führen könnte. Ein weiterer Aspekt ist, dass unser gesamtes Ackerland in Deutschland mit Dioxinen belastet ist und diese Stoffe aus dem Boden aufsteigen und sich auf den dort wachsenden Pflanzen niederschlagen. Dies in einer Höhe von zehn bis fünfzehn Zentimetern über dem Boden. Dies wäre die zweite mögliche Quelle für entsprechende Vorläufermoleküle die dann zu Dioxinen führen. Diese Pflanzen werden von den Tieren gefressen und diese Stoffe reichern sich im Fettgewebe der Tiere (und später der Menschen) an und werden quasi nie mehr abgebaut. Eine sich lebenslang anhäufende Belastung im körpereigenen Fett ist die Folge. Aus diesen Gründen sind Vegetarier, die sich aus konventionell angebauten Pflanzen ernähren oftmals sogar höher belastet.

In Göppingen hatten wir vor Jahren heftige Diskussionen über die Auswirk- ungen der Müllverbrennungsanlage (MVA). Deren Abgase haben in der Umgebung zu einer erhöhten Belastung der Böden mit Dioxinen und verwandten Stoffen geführt. Es drohte eine Einschränkung für die Bauern seitens des Umweltministeriums. Untersuchungen bei dort aufgewachsenen Lämmern ergaben eine Belastung des Muskelfleisches mit 24,7 pg/gramm Gesamt-TEQ an Dioxinen und Verwandten. Eine einmalige Fleischportion von 200 Gramm würde fast der Gesamtjahresdosis für diese Stoffe entsprechen die man seitens der Behörden für „ungefährlich“ hält.

Für mich als Arzt, der für die Menschen in seinem Umfeld Verantwortung trägt, ist dies nicht akzeptabel. Niemand kennt die langfristigen Auswirkungen (z.B. rasant steigende Allergiker-Raten in Deutschland u.ä.?).

Deshalb halte ich die nachfolgende Einschätzung für enorm wichtig:

Zum Thema gesundheitlicher Auswirkungen und Risiken durch Dioxine wurde im Jahr 1994 eine Neu-Bewertung der Dioxine seitens der US-amerikan- ischen Umweltbehörde (US-EPA) veröffentlicht die auch heute noch im vollen Umfang gültig ist: der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die vorhandene Evidenz ausreicht, Dioxine und verwandte Verbindungen als höchstwahrscheinlich krebserregend für den Menschen einzustufen, und dass auch andere negative Auswirkungen schon bei sehr niedrigen Konzentrationen eine womöglich nach wichtigere Rolle spielen.

Von größerer Bedeutung könnten Entwicklungsstörungen, Effekte auf das Immunsystem und auf die Reproduktion sein. Speziell aufgeführt sind eine reduzierte Fähigkeit des Immunsystems auf Infektionen zu reagieren, eine Verminderung der Fortpflanzungsfähigkeit und ein Anstieg an Endometriose, einer zunehmenden Ursache für Unfruchtbarkeit junger Frauen.

Wichtig ist, dass die US-EPA in der Zusammenfassung darauf hinweist, dass solche Effekte im Tierversuch bei außerordentlich niedriger Belastung festgestellt wurden und zwar bei Konzentrationen die der durchschnittlichen Belastung der Bevölkerung entsprächen (hier ist auch zu bedenken, dass die Belastung der deutschen Bevölkerung mit Dioxinen und verwandten Stoffen deutlich höher liegt wie die der USA-Bevölkerung).

Sehr geehrte Frau Volz,

es würde mich freuen, wenn Sie Ihren Lesern diese ergänzenden Informationen zukommen lassen könnten.

Gerne stehe ich Ihnen für weitere Informationen zur Verfügung

mit freundlichen Grüssen und bestem Dank

Dr.med. Michael P. Jaumann

Marktstr.16

73033 GOEPPINGEN

Arzt für HNO, Stimm- und Sprachstörungen und Umweltmedizin

Mitglied im Ausschuss Umwelt und Prävention der Ärztekammer Baden-Württemberg

Landesvorsitzender Württemberg Berufsverband deutscher HNO-Ärzte

p.s.

TEQ sind Toxizitäts-Äquivalente. Mit diesen wird die Giftigkeit der einzelnen Stoffe (Dioxine, Furane und polychlorierte Biphenyle (PCBs) bewertet und es kann dann die Belastung von z.B Muskelfleisch in einem zusammenfas- senden Wert gemessen werden.

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Hexenjagd auf Komplementär- und Umweltmedizin oder reiner Lobbyismus?

Die Komplementärmedizin hat in Deutschland ähnlich wie die Umweltmedizin einen schweren Stand. Verstaubte, verknöcherte Strukturen und Industrielobbyismus stemmen sich vehement gegen alles, was nicht ins Konzept passt. Arg wird es, wenn die Presse das Spiel mitspielt, statt kritisch zu recherchieren, warum man in Deutschland so gut wie gar keine Toleranz für eine neue Medizin hat, die auch Ursachenforschung betreibt. Im Spiegel, der Süddeutschen und aktuell in Die Zeit, wurde dem Leser suggeriert, dass er sich regelrecht in Abgründe begibt, wenn er sich auf Alternativmedizin einlässt.

Lobbyjournalismus

Warum solche Artikel lanciert werden, die Komplementär- und Umweltmedizin ad absurdum führen wollen, lässt sich leicht durchschauen, man braucht bloß einen Blick auf die Anzeigen zu werfen, mit denen die Blätter gefüllt sind und finanziert werden. Wer sich dann noch die Mühe macht, die Aufsichtsratspositionen und Gremien der Experten zu sichten, die herangezogen wurden, um den Artikeln dem Nimbus zu verleihen, hier spräche die Wissenschaft, wird nicht mehr länger verwundert über den Tenor der Artikel sein.

Alternativmedizin unerwünscht

Im September nahm Die ZEIT die Komplementärmedizin ins Fadenkreuz und forderte den Rückzug in den Muff der alten Zeiten, als Medizin noch „richtige Medizin“ war. Können wir uns einen Rückzug in die „richtige alte Medizin“ erlauben? Ein klares Nein, in Anbetracht der Zunahme chronischer und neurodegenerativer Erkrankungen, deren Ursache in unserer mit Chemikalien überfluteten Umwelt zu suchen ist.

Lobby-Drehtüren abschaffen, frischen Wind einlassen

Die deutschen medizinischen Fakultäten täten wahrlich besser daran, in Bezug auf Umwelt und Alternativmedizin ihre Fenster und Türen sperrangelweit zu öffnen und frischen Wind durch die Gänge wehen zu lassen, um auf internationalem Parkett nicht gänzlich den Anschluss zu verlieren – an eine moderne Medizin, die anderorts beachtliche Erfolge aufzuweisen hat und sich auf das Patientenwohl fokussiert. Unserem Gesundheitssystem und der Gesundheit unserer Allgemeinbevölkerung wäre mit einer Öffnung besser gedient, als mit dem Installieren von Lobby-Drehtüren an deutschen Universitäten, die Industrie und deren Gewinnmaximierung dienen, ohne Rücksicht auf Gesundheit und Umwelt.

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Zum Artikel “Wehe! Wehe!” von Harro Albrecht (Die Zeit, Nr. 37, 09.09.2010) schrieb die Karl und Veronica Carstens-Stiftung eine Stellungnahme:

Aber! Aber!

In den deutschen Leitmedien scheint es geradezu als schick zu gelten, Homöopathie, Akupunktur oder Ayurveda zu verteufeln. Während vom Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL die Homöopathie im Sommer noch als „Hokuspokus“ und „mystischer Käse“ abgetan wurde, bezeichnet die Wochenzeitung Die ZEIT die Komplementär- medizin nun als „magisch-mystische Lehre“, „Zauberkunst“ oder „Paramedizin“. Angesichts der Tatsache, dass die „mystische Lehre“ jetzt obendrein Einzug an deutschen Universitäten hält, kann ZEIT-Autor Harro Albrecht nur mahnen: „Wehe! Wehe!“ Wie gut waren doch die alten Zeiten, in denen noch „richtige Medizin“ gelehrt wurde, „richtige deutsche Mediziner“ ein Vorbild in der Welt waren, das Qualitätssiegel „Med. in Germany“ noch höchste Anerkennung genoss. Frei nach dem Motto „der Aberglaube frisst die moderne Medizin“, sollen die alternativen Heilmethoden schnell wieder vom Campus verschwinden.

Missstände an deutschen medizinischen Fakultäten

In einer Hinsicht muss man dem Autor Recht geben: Die Missstände an den deutschen medizinischen Fakultäten sind in der Tat beklagenswert. Bei allem Klagen über schlechte Ausbildung, “Deprofessionalisierung“ und „Entakademisierung“, über „wenig ergiebige“ Dissertationen fragt man sich allerdings: Was hat das Ganze mit Naturheilkunde & Co zu tun? Warum müssen ausgerechnet die komplementären Verfahren als Prügelknabe herhalten?

Forschung zur Komplementärmedizin weltweit

Wer befürchtet, international den Anschluss zu verlieren, sollte über den nationalen Tellerrand hinausschauen. Er wird feststellen: Ohne universitäre Programme zur Komplementärmedizin ist die Gefahr, ins wissenschaftliche Abseits zu geraten, ungleich größer. Die deutsche Medizin muss sich anstrengen, möchte sie im internationalen Vergleich mithalten.

In den USA ist die Forschung zur Komplementärmedizin (Complementary and Alternative Medicine = CAM) von staatlicher Seite seit Jahren fest etabliert. An 82 von insgesamt 125 medizinischen Hochschulen ist CAM als Pflichtteil des Lehrplans festgesetzt. Außerdem wurde das National Center of Complementary and Alternative Medicine (NCCAM) als Abteilung des NIH (National Institute of Health) eingerichtet. Mittlerweile werden hier jährlich mehr als 120 Millionen Dollar in Forschungsförder- programme investiert – Tendenz steigend! Die Gründe sind unter anderem: In den USA stehen Nebenwirkungen von konventionellen Behandlungen auf Platz 11 aller Todesursachen. Die „Amerikanische Behörde für Technikbewertung“ stellte fest, dass maximal 20 Prozent der Produkte der Pharmaindustrie in ihrer Wirkung wissenschaftlich abgesichert sind. Abgesehen davon wurde 1992 klar, dass die Bevölkerung mehr Geld für komplementärmedizinische Behandlungen ausgibt als für konventionelle.

Dass auf europäischer Ebene Bewegung in die Sache kommt, zeigt die Integration der Komplementärmedizin ins 7. EU-Forschungsprogramm.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in einer Resolution den Stellenwert der Komplementärmedizin und der traditionellen Medizinsysteme hervorgehoben. Es ist ein Armutszeugnis für den Wissenschaftsstandort Deutschland, dass z.B. Homöopathie-Studien heutzutage aus dem Iran, Indien oder Brasilien kommen und die Phytotherapieforschung nahezu komplett in amerikanischer Hand ist – teilweise mit sensationellen und zukunftsweisenden Resultaten.

Wissenschaft im Dienste der Bevölkerung

Dass die Komplementärmedizin Einzug an deutschen Universitäten hält, hat weniger etwas mit „gutem Sponsoring“ zu tun, sondern zeugt vielmehr von gesundem Pragmatismus. Der Autor schreibt selbst: Je nach Umfrage haben bis zu zwei Drittel aller erwachsenen Bundesbürger schon einmal alternative Heilmethoden in Anspruch genommen.

Wo die Schulmedizin an ihre Grenzen stößt, beschreitet die Komplementärmedizin Therapiewege, die offensichtlich Erfolg versprechend sind. Gerade weil die moderne Medizin chronisch kranken Patienten keine kurativen Therapiemöglichkeiten anbieten kann, suchen diese nach Möglichkeiten, ihre Lebensqualität zu steigern.

Es ist im unmittelbaren Interesse der Patienten und einer Verbesserung der Versorgung, mehr Klarheit über komplexe Therapieverfahren – wie zum Beispiel der Homöopathie oder der Traditionellen Chinesischen Medizin – zu erlangen. Wenn Wissenschaft zum Selbstzweck wird und sich nicht mehr um die Probleme der Patienten kümmert – dann sind die Universitäten auf dem besten Weg, sich selbst abzuschaffen.

Wissenschaft im Dienste der Ärzteschaft

Eine aktuelle Umfrage belegt, dass 40 Prozent der Entscheidungsträger an den medizinischen Fakultäten eine positive Einstellung gegenüber komplementären Methoden haben. Die wachsende Zahl von Ärzten mit den Zusatzbezeichnungen Akupunktur, Homöopathie und Naturheilverfahren zeigt das zunehmende Interesse der Ärzteschaft und verdeutlicht die Notwendigkeit der Lehre an den Universitäten.

Die Komplementärmedizin ist längst auf allen Ebenen angekommen: Die Landesärztekammern verleihen die Zusatzbezeichnung erst nach zertifizierter Weiter- bildung, für die eine Facharztbezeichnung Voraussetzung ist.

Die Bundeärztekammer leistet sich eine Einrichtung namens „Dialogforum Pluralismus in der Medizin“ – ins Leben gerufen vom Präsidenten der Bundesärzte- kammer persönlich. Ja, sogar die gesetzlichen Krankenkassen erstatten für spezielle Verfahren die Kosten ganz oder teilweise.

Es ist an der Zeit, den ärztlichen Nachwuchs in Deutschland zu professionalisieren. Die Relevanz ist offensichtlich.

Bestandteil der universitären Ausbildung sollte es daher sein, die Studierenden so neutral wie möglich über komplementäre Therapieverfahren zu informieren. Nur so können die angehenden Ärzte ihre Patienten später auch zu diesen Fragen fundiert beraten.

Die Karl und Veronica Carstens-Stiftung hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, schon im Studium Grundlagenwissen zur Komplementärmedizin zu vermitteln.

Dabei ist das Nachwuchsförderprogramm der Stiftung in der Universitätsmedizin ohne Beispiel: Studenten werden durch Arbeitskreise, Kongresse, Promotions- seminare und Stipendien betreut – das Niveau der Forschungsarbeiten ist herausragend. Das ist eine angemessene und konstruktive Antwort auf die vom Autor bemängelten Zustände an den Universitäten.

Problem Drittmittel-Finanzierung?

In ihrem gerade erschienen Buch „Gesunder Zweifel“ über den Aufstieg und Fall des ehemaligen IQWIG-Chefs Peter Sawicki, schreibt die Journalistin Ursel Sieber: „Heute hängen Professuren am Tropf der Industrie.“

Falls die Fremdfinanzierung an den medizinischen Hochschulen ein Problem darstellen sollte, dann sicher nicht auf Seiten der Komplementärmedizin: Von derzeit insgesamt 2.839 Medizin-Professuren haben lediglich 8 (!) die Komplementärmedizin zum Inhalt – alle 8 sind Stiftungsprofessuren, denn eine staatliche Förderung findet in Deutschland bis heute nicht statt.

CARSTENS-STIFTUNG, Stellungnahme der Karl und Veronica Carstens-Stiftung zum Artikel “Wehe! Wehe!” von Harro Albrecht (Die Zeit, Nr. 37, 09.09.2010), www.carstens-stiftung.de

EU-Rente bewilligt

Über 25 Jahre hatte die Lohn- und Finanzbuchhalterin in einer Spedition gearbeitet. Im Rahmen einer Büroerweiterung kam es zu einem Wassereinbruch. Um den Boden zu trocknen, wurde die Fußbodenheizung angestellt. Es entstanden giftige Gase und die drei Angestellten des Büros wurden krank. Im Oktober 2009 wurde der ganze Hergang von der Buchhalterin hier im Blog berichtet:

Arbeit und Renovierung im Büro – Resultat: Diagnose MCS

Jetzt gibt es Neues:

Aufgrund meines Rentenantrages im August 2009 wurde ich von der Rentenversicherung zu verschiedenen Gutachtern geschickt: u.a. zu einem Umweltmediziner und zu einem Arzt für Neurologie und Psychiatrie. Sie begegneten mir mit mehr oder weniger Verständnis für MCS.

Eine gute Nachricht – Rente bewilligt

Aber: Anfang Mai bekam ich meinen Rentenbescheid. Rückwirkend ab 01.03.2010 erhalte ich volle EU-Rente, befristet bis 31.07.2012. Für mich persönlich ist das ein großer (Teil-) Erfolg.

Bis zur Bekanntgabe des Rentenbescheides war ich arbeitslos gemeldet. Die Sachbearbeiterin vom Arbeitsamt zeigte sich übrigens sehr verständnisvoll für meine gesundheitlichen Probleme. Ich musste monatlich lediglich zwei Bewerbungen abgeben und wurde nicht zur Teilnahme an irgendwelchen „Fortbildungen“ oder „Maßnahmen“ verpflichtet. Auch das sehe ich als positive Erfahrung.

Begutachtung Uni-Klinik für Arbeits- u. Umweltmedizin in München

Das Sozialgericht vereinbarte wegen der Klage gegen die Berufsgenossenschaft für mich auch noch einen Termin an der Uni-Klinik für Arbeits- u. Umweltmedizin in München, den ich im April wahrgenommen habe.

Die Untersuchung wurde geleitet von Prof. Dr. med. Nowak, der Studien zu MCS betrieben hat. Seine Mitarbeiterin, Frau Dr. med. Lux, begann um 8.30 Uhr mit der Aufnahme meiner Krankengeschichte und einer Blutentnahme. Wegen meiner erhöhten Leberwerte durfte ich 15 Ampullen füllen.

Für die sehr umfassende Ultraschalluntersuchung wurde eine weitere Fachärztin hinzugezogen. Bei der nächsten Kollegin verbrachte ich fast drei Stunden. Sie erklärte mir zunächst, dass ich die folgenden Tests jederzeit abbrechen könnte. Für den Provokationstest saß ich in einer Prüfkammer (Glaskasten mit Inhaliergeräten), und bei jeder neuen Einatmung bekam ich etwas mehr „Straßenstaub“ verabreicht. Die Kurvenparameter sollten zeigen, ob Lunge und Atemwege generell empfindlich auf Reize reagieren. Ständig wurden dabei das Lungenvolumen und der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen. Die Blutentnahme erfolgte aus dem Ohrläppchen, das vorher mit Bienengift eingerieben worden war. Während des Untersuchungstages hatte ich einen Blutdruck von 190/90.

Erst kurz vor Schluss war deutlich ein unangenehmes Kratzen im Hals zu spüren. Um die Lunge wieder schneller zu entkrampfen, konnte ich nach eigenem Ermessen ein Aerosol inhalieren, das auch bei Kleinkindern angewendet wird. Es folgten ein Belastungs-EKG und ein Allergietest. Anschließend wurde ich noch geröntgt.

Als ich gegen 15.00 Uhr entlassen wurde, hatte ich zwar noch immer MCS, aber keinerlei nachweisbare Allergien und keine Schäden an den untersuchten Organen. Von den Ärzten/innen dort habe ich den Eindruck, dass sie „uns“ gerne helfen würden, wenn sie könnten.

Untersuchungsergebnis

Ergebnis der Untersuchungen: es kann dennoch nicht bewiesen werden, dass meine MCS und die erhöhten Leberwerte von der Schadstoff-Exposition in den Büroräumen kommen. Auch steht MCS nicht auf der Liste der Berufskrankheiten, erklärte mir Prof. Nowak.

Hoffen wir das Beste

Einen Verhandlungstermin in Sachen Berufsgenossenschaft gibt es zwar noch nicht, aber vielleicht treffen mein Kollege und ich auf verständnisvolle Richter.

„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ (Vaclav Havel)

Autor: B. G. für CSN – Chemical Sensitivity Network, 28. Mai 2010

Teil 1: Arbeit und Renovierung im Büro – Resultat: Diagnose MCS

Weitere interessante CSN Artikel zum Thema:

Umweltmedizin: Ihr habt es in der Hand, Teil II

Die Auseinandersetzung mit Bullshit, wie der Psychothese, wird weltweit geführt und weltweit liegt der Fehler darin, dass das juristische Motiv der Gegenseite nicht aufgedeckt wird und das alle Kritiker den Bullshittern letztlich den Weg ebnen, indem sie die Fiktion einer wissenschaftlichen Diskussion aufrechterhalten.

Wer Teil I verpasst hat > Umweltmedizin in Deutschland, ganz gemäß Al Gore: Ihr habt es in der Hand

Rechtsstaat und Wahrheit

In Sachen Umweltrecht ist der Stand der Wissenschaft das, was den Rechtsstaat ausmacht. Es ist sozusagen die normative Festlegung der Wahrheit; denn daran haben sich Gutachter zu halten. Wenn sie vom Stand der Wissenschaft abweichen, handeln sie ungesetzlich. In Sachen Umwelterkrankungen sind dies ca. 95 – 99% der Gutachten. Welche Konsequenzen das im Einzelfall haben kann, kommt auf die Formulierungen in der Akte an. Diese starke Rechtsposition wird aber von der Seite der Patienten und Umweltaktivisten nicht genutzt.

Dazu muss der Rechtsbegriff des „allgemein anerkannten Standes der wissenschaftlichen Erkenntnis“ verstanden und umgesetzt werden. Die konkreten Fakten stehen in der Ärzteinformation. Die Ärzte müssen erkennen, dass es keinen Grund gibt, MCS nicht zu diagnostizieren und dass es keine speziellen Erkenntnisse erfordert. Die Anwälte sollen erkennen, dass sie das auch Einklagen können (korrekte Anwendung des Standes der Wissenschaft) und dass stets zu prüfen ist, ob sich der Gutachter strafbar gemacht hat (Prozessbetrug, Körperverletzung).

Ein folgenschweres Missverständnis

Der Stand der Wissenschaft wird aber meist mit „neuesten Erkenntnissen“ verwechselt. Er ist aber ganz im Gegenteil notwendigerweise immer veraltet, da Konsensbildung Zeit benötigt. Im Falle der Umwelterkrankungen wird er übersehen, weil er schon (wieder) vergessen worden ist oder nie zur Kenntnis genommen wurde. Das ist der Kardinalfehler der bisherigen Debatte. Das Auswahlkriterium ist sehr einfach, je neuer ein Test oder ein Parameter ist, desto weniger ist er geeignet bei der Durchsetzung der Anerkennung zu helfen. Deshalb sind die alten Grundlagen so wichtig.

Wenn man etwa SPECT und TE, schwache und starke Entgifter, PET u. CFS/TE, Typ IV Allergien und LTT ausschließlich thematisiert, ist es so, als begänne man beim Hausbau mit dem Dach. Man muss zunächst den Stand der Wissenschaft darstellen, denn der ist maßgebend. Da er aber ignoriert wird – von den einen mit Absicht, von den anderen aus Unkenntnis – gehen die Verfahren verloren und die Anerkennung der Umweltkrankheiten wird auf den St. Nimmerleinstag verschoben. Es ist also bereits die Themenauswahl, die den Weg zur Anerkennung bereitet oder verbaut.

Im übrigen, lassen sich Innovationen zum Stand der Wissenschaft erheben und leichter durchsetzen, wenn man auf dem bestehenden Stand der Wissenschaft aufbaut. Mit anderen Worten, auch neue Tests brauchen ein Fundament: den Stand der Wissenschaft.

Die Wurzeln der Umweltmedizin

Die Juristerei verlangt manchmal eine Glaubhaftmachung. Dazu kann und muss die Darstellung der tiefen wissenschaftlichen Wurzel der Umweltmedizin genutzt werden. Das kann auch die Welt Staunen machen. Die Mehrheit glaubt, das sei alles neu. Die Mehrheit glaubt, es müsse erst geforscht werden. Gerade das ist juristisch der Grund der vielen Niederlagen. „Neues“ kann nicht „Stand der Wissenschaft“ sein. Zeigt man den breiten Fächer des Wissens, sind obendrein die Bullshitter bis auf die Knochen blamiert.

Das wird auch die Diskussion wiederbeleben. Seit 2000 sieht man immer die gleichen Gesichter in den schlecht besuchten Seminaren. „Es gibt nichts Neues“ sagte mal solch eine Tapfere. Nun kann man Tausende von Referaten mit Themen füllen, wie den „Overload“ (Rea, Band I), psychische Reaktionen durch Allergieschübe, orthomolekulare Behandlung von mentalen Erkrankungen, etc. Das ist zwar nicht mehr neu, aber es sind die Grundlagen und dem Publikum sind sie neu. Daran kann man die Forderung knüpfen, dass die Standardwerke endlich auch in anderen europäischen Sprachen zur Verfügung stehen müssen.

All dies eröffnet ein weites Feld der Möglichkeiten, die den Bullshit zersetzen können.

Die Kurve kriegen

Kommentar zu Artikel #8320 „Sind die Erkenntnisse von Paracelsus noch State oft the Art im 21. Jahrhundert?“

Sehr geehrter Herr Dr. Merz, aus ihrem sachlichen Bericht wird mehr als klar, dass die pathologische Wirkung von bestimmten Schadstoffen/Giften im Niedrigst-Dosis-Bereich wissenschaftlich längst erkannt . . . wurde.

Trotzdem versuchen bestimmte Interessengruppen, diese harten wissenschaftliche Fakten zu leugnen . . . Unverfrorenheit sowie der Dilettantismus, . . .“

So denken viele. „Unverfrorenheit“ ist richtig, „Dilettantismus“ dagegen nicht. Die wissen, was sie tun (erst die Nachahmer sind ahnungslos). Der entscheidende Denkfehler ist das Wort „trotzdem“. Es muss „weil“ heißen. Die Psychothese kam erst auf, als alles wesentlich wissenschaftlich geklärt war. Der Versuch „MCS“ in „IEI“ zu verwandeln, ist bei der WHO kläglich gescheitert (u. a. auf massiver Intervention von Frau Prof. Miller, vgl. Ashford & Miller).

Daraus kann man lernen, dass sich nicht alle ins Boxhorn jagen lassen, es aber nicht genügt, wenn man sich auf ein paar Einzelkämpfer verlässt.

Freilich haben all diejenigen Recht, die beklagen, dass es für den Einzelnen oft zuviel ist. Überfordert sind die Betroffenen, oft auch ihre Anwälte und die medizinischen Gutachter, die den Stand der Wissenschaft mit dem wissenschaftlichen Diskurs verwechseln. Diejenigen aber, die Klage erheben müssen, sollten wenigstens in die richtige Richtung marschieren. Dazu gibt es keine Alternative. Denn die falschen Richtungen seit etwa 15 Jahren haben die Niederlagen geschaffen. Ich erinnere an dieser Stelle auch an meinen Vorschlag, einen speziellen Rechtshilfefond auf den Weg zu bringen.

Autor: Dr. Tino Merz für CSN – Chemical Sensitivity Network, Mai 2010

Weitere Artikel von Dr. Merz:

Weiterführende Informationen:

Umweltmedizin: Internationaler Appell von Würzburg

Auf Einladung der „European Academy for Environmental Medicine – EUROPAEM“ trafen sich vom 23.04. – 25.04.2010 in Würzburg namhafte nationale und internationale Wissenschaftler der Gebiete Umweltmedizin, Toxikologie, Immunologie, Neurologie und Humangenetik, praktizierende Ärzte und Zahnärzte, Angehörige anderer Heilberufe sowie Vertreter von Patienteninitiativen unter dem Motto „Wissenschaft trifft Praxis“ zu einem internationalen Ärztekongress. Dieser beschäftigte sich speziell mit dem Thema der Neuro-Endokrino-Immunologie und ihrer Bedeutung für die Umweltmedizin.

Die Teilnehmer stellten mit großer Sorge die Zunahme chronischer Multi-System-Erkrankungen (CMI) fest, zu denen neben den Krankheitsbildern Multiple Chemikalien Sensitivität (MCS), Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS) und Fibromyalgie-syndrom (FMS) auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, metabolisches Syndrom, neurodegenerative Krankheiten, die Gruppe der Autoimmunopathien und Krebs, zählen.

Auf dem Kongress konnte in eindrucksvoller Weise unter Beweis gestellt werden, dass diesen chronischen Krankheiten ähnliche Pathomechanismen zu Grunde liegen. Ihnen gemeinsam sind chronische Entzündungsprozesse, die von Umwelteinflüssen chemischer (Schadstoffe), biologischer (z.B. Infektionserreger) und physikalischer (z.B. elektromagnetische Felder EMF) Art ausgelöst werden.

Chronische Erkrankungen bedingen Langzeitpatienten, deren medizinische Betreuung immer höhere Kosten verursacht. Dies führt häufig dazu, dass Betroffene sozial ausgegrenzt werden.

Vor dem erschreckenden Hintergrund der aus allen Ländern Europas gemeldeten wachsenden finanziellen Engpässe, insbesondere im öffentlichen Gesundheits-wesen, muss eine weitere Zunahme der chronischen Erkrankungen den bereits im Gang befindlichen Kollaps der nationalen Gesundheitsdienste und der Krankenversicherungen in Europa beschleunigen. Abhilfe verspricht hier nur ein Wechsel der Prioritäten von einer heute zu einseitig symptomatisch ausgerichteten Medizin hin zur kausal ausgerichteten kostensparenden Primärprävention.

Die Kongressteilnehmer richten einen dringlichen Appell an die Europäischen Umwelt- und Gesundheitsminister, an die Europäische Kommission, an die Europäischen Parlamentarier, an die nationalen Regierungen sowie an die Vorstände der Sozial- und Privatversicherungen, diesen Erkenntnissen und Entwicklungen die unverzichtbare Beachtung zu schenken. Dies bedeutet mehr Gewichtung und finanzielle Investitionen in Primärprävention, Vorsorge und möglichst frühzeitige Erkennung und Diagnostik dieser chronischen, letztlich Umwelt assoziierten Krankheiten zu tätigen.

Dies bedeutet generell auch auf europäischer Ebene eine uneingeschränkte Wahrnehmung der Forschungsergebnisse der praktizierenden Umweltmedizin und ihre Integration in die universitäre Forschung und Lehre. Die Europäischen Regierungen werden aufgefordert, die ratifizierten Beschlüsse der 4. Ministeriellen Konferenz der Umwelt- und Gesundheitsminister in Budapest, 2004, endlich in die Tat umzusetzen.

Dieser Appell wurde einstimmig vom Plenum des Kongresses angenommen.

Würzburg, den 25.April 2010

Für den Vorstand von EUROPAEM

Jean Huss, Vice-Chairman

Dr. Kurt E. Müller, Chairman

Dr. Peter Ohnsorge,  Managing Chairman

Dr. Hans-Peter Donate, Pressesprecher, ViSdP

Künstlich gegen MCS-Patienten errichtete Blockaden

Die MAK-Kommission hat für sensibilisierende Stoffe MCS präzise beschrieben: es sei zwischen initialisierender und auslösender Dosis zu unterscheiden, letztere sei kleiner als erstere, für beide sei derzeit keine Wirkschwelle angehbar. Dennoch gibt es in Deutschland immer noch Blockaden gegenüber MCS.

Der Rat der Sachverständigen für Umweltfragen hat bereits im Umweltgutachten von 1987 erklärt, dass bei der Risikoanalyse auf die Risikogruppen besonders zu achten ist. Im Umweltgutachten 2000 wird nochmals präzisiert, dass dies vor allem auf die kranken Menschen zugeschnitten sein sollte. In der Theorie ist man sich also einig. In der Praxis wird dies aber nicht umgesetzt. Die zur Bewertung herangezogenen Daten basieren entweder auf dem Versuch mit Ratten, die bessere Entgifter sind als der Mensch – der ADI-Wert – oder auf Durchschnittswerten von gesunden Erwachsenen. Hier gibt offensichtlich entscheidende Blockaden.

Statt jener Forderung des SRU von 1987 nachzukommen, auf jene Risikogruppen „das Hauptaugenmerk zu legen“ und unter dieser Prämisse eine wissenschaftliche Sachdebatte zu führen, werden Hypothesen über ganz neue psychische Krankheiten ausführlich diskutiert: etwa die These, immer mehr Menschen würden bei der Lektüre von Toxikologiebüchern, entsprechende Symptome entwickeln – Toxikopie oder Noceboeffekt. Gleichzeitig wird die Literatur, die geeignet ist, die Prämisse des SRU zu erfüllen als „unseriös“ abgelehnt und deren Lektüre von vorn herein verweigert.

Obwohl es in der Wissenschaft den Unterschied von „seriös“ und „unseriös“ nicht gibt, gilt diese Denkrichtung nicht nur als wissenschaftlich vertretbar, sondern ist – durch Einschüchterung – stark genug, jene Sachdebatte zu unterbinden. Deshalb musste einerseits diese These wissenschaftlich geprüft werden, indem nach ihren Grundlagen gefragt wurde. Nach langjähriger Diskussion besitzt sie weder wissenschaftliche – etwa Studien – noch andere materiellen Grundlagen – etwa eine Kasuistik mit eindeutiger Diagnose oder gar ein Beispiel einer erfolgreichen Psychotherapie. Zum anderen wäre es notwendig den Mechanismen der Zensur nachzugehen.

Wiederherstellung der medizinischen Versorgung für Umweltpatienten

Für die medizinische Versorgung von Umwelt-Patienten muss eine sachbezogene Atmosphäre geschaffen werden, die niemandem erlaubt per Vorzensur inhaltlich zu lenken. Geschieht dies weiterhin, werden die Kosten des Gesundheitssystems weiter explodieren.

Autor: Dr. Tino Merz, Sachverständiger für Umweltfragen

Weitere Artikel von Dr. Merz:

Weiterführende Informationen:

Favoriten zum Thema Umweltmedizin im CSN-Blog im Monat März 2010

Die Chemikalie Bisphenol A ist seit einiger Zeit internationales Diskussionsthema. Sie ist u.a. in nahezu jedem unserer Nahrungsmittel enthalten und selbst noch so große Anstrengung kann diese Kontaminierung nicht verhindern. Behörden in vielen Ländern sind bereits tätig geworden und sprachen Verbote in bestimmten Einsatzbereichen aus. Entsprechend groß ist das Interesse an Informationen über die Weichmacherchemikalie und im CSN Blog landete das Thema auf Platz Eins der Top 10 Artikel im März.

Auf Platz Zwei der beliebtesten Artikel landete der medizinische Fallbericht eines Jungen, der durch Süßstoff in einem Medikament chemikaliensensibel wurde. Bei Recherchen stellte sich heraus, dass dieses Medikament für eine Reihe weiterer sehr schwerer Nebenwirkungen verantwortlich sein kann, einschließlich des Hervorrufens von Suizidabsicht.

Neben Bisphenol A gibt es noch weitere Chemikalien, die das Hormonsystem beeinflussen. Für die CSN Blogleser scheint die Thematik von höchster Wichtigkeit zu sein, denn auch auf Platz 3 und Platz 4 landete ein Artikel darüber.

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  1. Bisphenol A – Chemikalie verseucht unsere Nahrungsmittel und Getränke
  2. Medikament löste Symptomverschlimmerung aus – Weitere Nebenwirkungen bis hin zu Suizid möglich
  3. Die Störung des Hormonhaushaltes durch Chemikalien
  4. Verpackungen von Lebensmitteln geben Schadstoffe in Nahrungsmittel ab
  5. Gericht spricht Schmerzensgeld wegen Explosion von Toilettenspray zu
  6. Kostenloses iPhone / Android App für Ärzte und Patienten – ICD-10 Auskunft
  7. Antibiotika gegen akute Bronchitis unnötig
  8. Die Psychothese bei Umweltkrankheiten – Wissenschaftlich wertlos, rechtlich destruktiv
  9. Bundesgesetzblatt teilt mit: Die Bezeichnung „Somatisierungssyndrom“ für MCS in der Versorgungsmedizinverordnung fällt weg
  10. Laminat belastet Umwelt und Gesundheit

Neue Strategie für die Umweltmedizin

Den Grundbestand der Forschung systematisch erfassen:

Eine unverzichtbare Strategie, um mehr Umweltmedizin in die klinische Praxis und in die Gesundheitspolitik einzubringen

Als Gesellschaft könnten wir Umweltmedizin weitaus besser in die klinische Beratung und in die Empfehlungen für die Politik einfließen lassen

Denken wir z.B. an Formaldehyd: In den frühen 80’er Jahren haben mehrere Studien mit Ratten gezeigt, dass die Einwirkung von Formaldehyd bei ihnen die Wahrscheinlichkeit für nasale Krebserkrankungen erhöhte. Es mussten jedoch weitere zwanzig Jahre beobachtender Forschung am Menschen ins Land gehen, um dieselben gesundheitlichen Folgen für diesen zu bestätigen, damit es endlich zu beschränkenden gesetzlichen Regelungen für Formaldehyd kam.

Bisphenol-A (BPA), der umstrittene Zusatzstoff für Plastik, entpuppt sich als klassisches aktuelles Beispiel des Problems, das die Ärzte des Gesundheitssystems mit Formaldehyd hatten. In diesen Fall gibt es etwa 1 000 Studien zu dessen möglichen Gesundheitsrisiken – aber es wird immer noch nur politisch gestritten, anstatt eindeutig zu entscheiden, ob BPA sicher ist oder nicht.

Umweltmedizinische Experten wissen, dass es einen substantiellen Grundstock an wissenschaftlichen Beweisen gibt, die einen Zusammenhang zwischen Chemikalien in der Umwelt und einem weiten Bereich von Erkrankungen herstellen. Zu diesen zählen Krebs, neurodegenerative Erkrankungen, Autismus, Diabetes und so weiter. Die Fälle von Formaldehyd und BPA belegen jedoch die augenfälligen Barrieren zwischen dem Erwerb von umweltmedizinischem Wissen und der Gesellschaft, die anschließend handeln sollte, um die allgemeine Gesundheit zu schützen. Allein im Falle von Formaldehyd bedeutete dies nichts anderes als zwanzig Jahre unnötige nasale Krebsleiden bei Menschen.

Die Langsamkeit, mit der die umweltmedizinische Forschung das politische Handeln und die Arbeit an den Kliniken beeinflusst, mag teilweise an den Unterschieden zwischen umweltmedizinischer und klinischer Forschung liegen, und mehrere Gruppen arbeiten an dieser Lücke.

Tracey Woodruff, MPH (Master of Public Health), Leiterin des Programms für Reproduktive Medizin an der University of California San Francisco (UCSF) ist sich dieses Problems sehr bewusst. Als eine Ärztin im Gesundheitswesen, die sich mit Fortpflanzungsmedizin befasst, erläutert sie, dass, als ihr die zunehmende Häufigkeit von Endometriose und Unfruchtbarkeit bei ihren Patientinnen auffiel, sie es sich selbst zuerst nicht erklären konnte, warum dies so ist, sondern dass es auch nichts gab, was ihr dabei helfen konnte, die Ursache der von ihr beobachteten Veränderungen zu verstehen.

Woodruff koordiniert nun das Komitee für praktische Ärzte und Ärzte im Gesundheitswesen, das der Auffassung ist, dass ein Großteil des Problems mit den grundsätzlichen Unterschieden zu tun hat, wie umweltmedizinische und klinische Forschung betrieben und dargestellt werden. Das Komitee glaubt, fehlendes Verständnis der Nützlichkeit umweltmedizinischer Daten führe zu einer falschen Wahrnehmung unter Klinikern, nach welcher umweltmedizinische Forschungsergebnisse für die klinische Praxis belanglos seien, da die Daten in der Tat sehr verschieden sind.

Der wichtigste Unterschied ist der Einsatz der randomisiert kontrollierten Studie (RCT) [randomised controlled trial], die als das „Nonplusultra“ wissenschaftlicher Erkenntnis für medizinisch diagnostische Bewertung angesehen wird. Während diese das Hauptprodukt der klinischen Forschung ist und den Inhalt nahezu aller Studien ausmacht, die im Mainstream der medizinischen Literatur veröffentlicht werden, gibt es nahezu keine RCT-Studie aus dem Forschungsbestand der Umweltmedizin. Dafür gibt es einen Hauptgrund: es ist unethisch, Menschen für Forschungszwecke einer Substanz auszusetzen, von der man eine schädigende Wirkung erwartet, deshalb ist eine RCT-Studie für umweltmedizinische Forscher geradezu tabu. Diese Beschränkung ist auch in der Medizin durch das Verbot akzeptiert, Medikamente an schwangeren Frauen zu erproben.

Anstelle von RCTs setzen beobachtende Studien am Menschen eine größere Bedeutung von Vergleichbarkeiten voraus, um zu verstehen, wie die Einwirkung von chemischen Stoffen in der Umwelt die Gesundheit beeinträchtigen könnte. Die Bedeutung von auf Beobachtung beruhenden Evidenzen sollte nicht unterschätzt werden, da es unter ihnen viele Beispiele gibt, die stark genug waren, um ein Eingreifen zu rechtfertigen, wie z.B. die Identifikation der toxikologischen Gefährdung durch Diethylstilbestrol (DES) gezeigt hat. In diesen Falle hatten alarmierte Kliniker genug Daten über die pränatale Exposition durch DES gesammelt, die einen Zusammenhang mit der Zunahme einer seltenen, die Fortpflanzung betreffenden Krebsform bei Frauen nahe legten.

Neben beobachtenden Studien an Menschen sind in vivo Tierversuche und in vitro Experimente eine weitere wichtige Informationsquelle für umweltmedizinische Forscher. Obwohl diese in der pharmazeutischen Industrie in großen Umfang genutzt werden um zu entscheiden, ob es sich lohnt, einen Wirkstoff an Menschen zu testen und natürlich, ob dies für diese sicher ist, hat die Entdeckung toxischer Wirkungen bei Tieren offenbar dann nicht die gleiche Bedeutung, wenn es darum geht, die Schädlichkeit menschengemachter Chemikalien zu bestimmen.

Interessant ist, dass diese nahezu ausschließliche Beachtung von RCT-Studien bedeutet, dass andere Nachweismethoden verworfen und für die medizinische Praxis als bedeutungslos angesehen werden. Aufgrund dieser Wahrnehmung ist Umweltmedizin als Fach offiziell nicht Teil der medizinischen Ausbildung. Infolgedessen tun sich Ärzte mit solchen Dingen schwer oder lehnen wahrscheinlich sogar deren Bedeutung ab. Beispielsweise können sich einer Studie des US-Staates Georgia zufolge die meisten Kinderärzte nicht dazu bequemen, eine Umwelt-Krankengeschichte aufzunehmen, obwohl in über der Hälfte der berichteten Krankengeschichten Patienten ernsthaft durch Umwelteinflüsse geschädigt wurden. Dies verringert die Chancen, daß nichtklinische Studien in den medizinischen Mainstream-Zeitschriften veröffentlicht werden, weshalb Ärzte die Forschungsergebnisse nie zu Gesicht bekommen, was das Problem weiterbestehen lässt. (Übersetzung des Abstract zur Studie im Anhang)

Diese Situation zu ändern ist schwierig. Wenn die Wissenschaft [der Umweltmedizin] von der medizinischen Gemeinschaft für die Gesundheit nicht als relevant angesehen wird, gibt es wenig Argumente zu versuchen, sie in die Ausbildung oder klinische Arbeit hinein zu zwingen; jeder, der schon mal mit medizinisch Lehrenden über die Aufnahme von zusätzlichem Stoff zu den Curricula gesprochen hat, wird wissen, wie schwer es ist, zur Ausbildung von Nachwuchsmedizinern Inhalt hinzu zu fügen. Auch wollen Kliniker in der begrenzten Zeit des Kontakts mit dem Patienten nicht noch mehr zu tun haben.

Bemühungen, um die Umweltmedizin-Forschung zugänglich zu machen

Was ist also zu tun? Für Mark Miller MD (Doctor der Medzin), Leiter des UCSF Pediatric Environmental Health Specialty Unit, (einer Spezialabteilung für Kinder-Umweltmedizin an der Kalifornischen Universität s.o.) und Mitglied der Arbeitsgruppe von Woodruff, besteht der erste Schritt darin, eine Wissenschaft, die manchmal als „seltsam“ angesehen wird, Klinikern zugänglich zu machen: „Der Schlüssel [zum Erfolg] liegt darin, die Materialien so zu sortieren, dass sie für die klinische Gemeinschaft akzeptabel sind – sie müssen den Anforderungen dieser Gemeinschaft gerecht werden, in einer Sprache geschrieben sein, welche die Gemeinschaft versteht und die für die Angelegenheiten von Klinikern eintritt.“

Um dies zu bewerkstelligen versucht Woodruffs Komitee den „GRADE Ansatz zur Erhebung klinischer Eingriffe“ für die Umweltmedizin zu übernehmen. [GRADE (Recommendations Assessment, Development and Evaluation), Bewertung von Empfehlungen, Entwicklung und Erhebung)] Zunehmend weltweit angewendet und von der Cochrane Collaboration, dem British Medical Journal und dem American College of Physicians befürwortet, stützt sich GRADE auf eine genau festgelegte Methodik für Empfehlungen zu klinischen Eingriffen.

Wenn ein ähnliches System für die Umweltmedizin entwickelt werden könnte, insbesondere mit einer anerkannten transparenten Methodik, wäre nach Ansicht von Woodruff ein eindeutiger Schritt nach vorne getan, Umweltmedizin in die medizinische Arbeit einfließen zu lassen. Würde man alles aus der umweltmedizinische Wissenschaft mit Hilfe einer transparenten Methodik sammeln und präsentieren, würden wohl begründete Ansichten mit dazugehörigen Handreichungen für Kliniken und Politik zu einer absolut zuverlässigen Informationsquelle werden, ganz ähnlich der Bedeutung, wie sie die Agency for Research on Cancer Monographs [WHO-Einrichtung für Krebsforschung] und die Rezensionen von Cochrane für klinische Eingriffe haben.

Erste tastende Schritte ein solches System zu errichten, wurden in Großbritannien unternommen. Mark Starr, Chef-Software-Entwickler hinter der Cochrane-Datenbank zur Sortierung [und Bereitstellung] von Rezensionen, aus der später zur Cochrane Bibliothek wurde, entwickelt ein System namens „„Sustainability for Health: an Evidence Base for Action“ (SHEBA) [Nachhaltigkeit für die Gesundheit: Ein Grundbestand an Forschung um zu handeln]. Dessen Zweck besteht darin, umweltmedizinisches Wissen an einem Ort zusammen zu führen, um es dann einem Überprüfungsverfahren im Stile von Cochrane zu unterziehen, um die bedeutendsten und wirksamsten praktischen und administrativen Interventionen zur Minimierung von umweltbedingten gesundheitlichen Schäden zu bestimmen. (Ich bin selber an diesem Projekt beteiligt. Obwohl die Webseite zugänglich ist, befindet sie sich immer noch in der Entwicklung – jeder der mehr Information wünscht, soll sich ermutigt fühlen, mit mir in Kontakt zu treten) [Wenden Sie sich bitte an CSN-Deutschland.]

Um den durch die Umwelt der Gesundheit zugefügten Schaden zu begrenzen, beschreibt es Miller s.o. als wichtigstes Ziel, die Kliniker dazu zu bringen, „die Ursachen der Probleme zu sehen und am Thema Gesundheitspolitik hängen zu bleiben, weil diese Probleme dazu geführt haben, dass zu aller erst sie den Patienten vor sich haben. Die Umweltmedizinische Wissenschaft für die Arbeit der Kliniker und den politischen Lenkern des Gesundheitswesens relevanter zu machen, scheint grundlegender Teil dieses Vorgangs zu ein.

Autor: Paul Whaley, 9. März 2010 für Environmental Health, Research von The Pump Handle

Herzlichen Dank an Paul Whaley für die freundliche Genehmigung diesen Artikel übersetzen zu dürfen!

Paul Whaley ist Herausgeber der Webseite und der monatlichen e-Publikation Health & Environment, die hauptsächlich dazu dienen soll, praktischen Ärzten und Machern der Gesundheitspolitik die Bedeutung der Umwelt als bestimmenden Faktor für die Öffentliche Gesundheit nahe zu legen. (Einige dieser Materialien für Kliniker können Sie hier ansehen.) Er arbeitet auch als Kurator des Environmental Chemicals Stream für (SHEBA), s.o. und ist Communication Manager für die Cancer Prevention and Education Society.

Übersetzung: BrunO für CSN

ANHANG

The environmental history in pediatric practice: a study of pediatricians‘ attitudes, beliefs, and practices

Kilpatrick N, Frumkin H, Trowbridge J, Escoffery C, Geller R, Rubin L, Teague G, Nodvin J.

Department of Behavioral Sciences and Health Education, Rollins School of Public Health, Emory University, Atlanta, Georgia 30322, USA.

Environ Health Perspect. 2002 Aug;110(8):823-7.

Abstract: Wir führten eine Befragung per Post unter praktizierenden Kinderärzten in Georgia durch, um ihr Wissen, ihre Einstellung und ihre Gewohnheiten bezüglich der Aufnahme von umweltbezogenen Krankengeschichten ihrer Patienten zu bewerten. Von 477 der in Frage kommenden Kinderärzte haben 266 (55.8%) geantwortet. Weniger als einer von fünf berichteten, dass sie für die Erstellung umweltbezogener Krankengeschichten ausgebildet wurden. Kinderärzte berichteten, dass sie sehr an die Bedeutung von Umwelteinflüssen für die Gesundheit von Kindern glauben, und 53.5% der Anworter berichteten von Erfahrungen mit einem Patienten, der durch Umweltgifte [Expositionen] ernsthaft erkrankte. Kinderärzte stimmten moderat stark zu, dass die Aufnahme einer Umwelt-Krankengeschichte nützlich ist, um potentiell schädliche Expositionen zu identifizieren und zu helfen, diese zu vermeiden. Anworter berichteten wenig Selbstvertrauen bezüglich der Erstellung [solcher Kranken-] Geschichten, der Diskussion von Umweltexpositionen mit Eltern, und dem Auffinden wissenschaftlicher Informationen über Umweltschadstoffe zur Diagnose und Behandlung. Die Wahrscheinlichkeit der selbstberichteten Aufnahme einer Umwelt-Krankengeschichte hing von der Art der Exposition ab, am meisten wurde nach Information zu Tabakrauch und Haustieren in der Lebensumgebung gesucht, am wenigsten nach Asbest, Quecksilber, Formaldehyd und Radon. Die Kinderärzte bevorzugten Informationsquellen wie die American Academy of Pediatrics (Amerikanische Akademie für Kinderärzte), Newsletter und Patienteninformationen. Kinderärzte zeigen großes Interesse für Kinder-Umweltmedizin, trauen sich aber bei der Aufnahme von Umwelt-Krankengeschichten wenig zu. Es gibt ein beachtliches Potential, die Erstellung von Umwelt-Krankengeschichten zu trainieren und die Häufigkeit der Erstellung solchen Krankengeschichten zu erhöhen.

Weitere CSN Artikel zum Thema Umweltmedizin

Die beliebtesten Blogs zum Thema Umweltmedizin im Februar 2010

Platz Eins in der Blog Top 10 belegte ein Artikel, der eine erschütternde Tatsache verbreitet. Wir können uns vor der Chemikalie Bisphenol A nicht mehr schützen, denn sie ist überall anzutreffen. Vor allem die Nahrungsmittelindustrie steht vor einem schier unlösbaren Problem.

Den zweiten Platz belegte im Monat Februar ein Artikel, der über einen Professor berichtet, der an seiner Universität um Rücksichtnahme auf chemikaliensensible Studenten bittet. Mit leicht verständlichen Worten erklärte er MCS und bat darum, auf Parfums und Duftstoffe zu verzichten.

Auf dem dritten Platz landete im Faschingsmonat Februar eine Büttenrede über die Umweltambulanz Giessen und deren Gepflogenheiten, mit MCS- und Umweltkranken umzugehen.

Zum Lesen der beliebtesten Artikel einfach anklicken:

  1. Bisphenol A – Eine Chemikalie verseucht unsere Nahrungsmittel und Getränke
  2. Professor appelliert zur Rücksichtnahme auf Kanarienvögel
  3. Büttenrede aus Hessen über eine Umweltambulanz in Giessen
  4. Diabetes – Bitter, Süß oder giftig?
  5. Resonanz des Finanzministeriums zur Beschwerde über Problematik durch duftende Briefmarken
  6. Krebs durch Parfums und Duftstoffe?
  7. Gericht spricht Schmerzensgeld wegen Explosion von Toilettenspray zu
  8. US Top-Wissenschaftler Martin Pall hält elf Vorträge in fünf europäischen Ländern
  9. Künstlich erzeugte Verwirrung über den ICD-10 zu MCS
  10. Maske auf – Eine Sekundengeschichte