WHO: Umweltbedingte Krankheiten nehmen zu
Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn eröffnet
Rund 20% der Krankheiten in der europäischen Region sind auf vermeidbare Umweltgefahren und Expositionen zurückzuführen. In manchen EU Ländern liegt der Prozentsatz umweltbedingter Erkrankungen sogar bei 54%. Bei Kindern unter 15 Jahren liegt der Anteil der durch die Umwelt verursachten Krankheiten bei 34%, und jeder fünfte Einwohner in der EU Region stirbt an den Folgen einer durch Umwelteinflüsse verursachten Krankheit, teilte die Regionaldirektorin der Weltgesundheitsbehörde im Februar 2012 bei der Eröffnungsansprache des von der WHO erweiterten Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit in Bonn mit. (1,2,3)
Erweitertes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit (ECEH)
Das ECEH nahm seine Arbeit 1991 mit finanzieller Unterstützung Italiens, Frankreichs und der Niederlande auf. Nach der Schließung der Büros in Frankreich und den Niederlanden wurde im Jahr 2001 mit finanzieller Unterstützung durch die Regierung der Bundesrepublik Deutschland als Ergänzung zum Büro in Rom das Bonner Büro eröffnet. Nach der Schließung des Büros in Rom im Jahr 2011 erweitert das Büro in Bonn nun seinen Aktionsradius im Themenbereich Umwelt und Gesundheit.
In den zurückliegenden Jahren hat das Zentrum in Bonn die Sammlung und Analyse wissenschaftlicher Erkenntnisse über Umweltbelastungen und ihre Gesundheitsfolgen koordiniert, politische Entscheidungsprozesse unterstützt, und kam zu folgenden Feststellungen:
- Bürger in der Europäischen Region der WHO büßen infolge einer über den von der WHO empfohlenen Werten liegenden Luftbelastung im Durchschnitt 8,6 Monate an Lebenserwartung ein
- Verkehrslärm führt im Westeuropa Jahr für Jahr zum Verlust von mehr als einer Million gesunder Lebensjahre
- Unangemessene Wohnbedingungen kosten in der Europäischen Region jedes Jahr mehr als 100 000 Menschen das Leben
Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen Umweltgefahren stärker ausgesetzt
WHO hat 14 Indikatoren für umweltbedingte Ungleichheiten im Gesundheitsbereich entwickelt, die sich auf drei Bereiche erstrecken: Wohnungswesen, Verletzungen und Umwelt.
Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen sind bis zu fünfmal höheren Umweltrisiken ausgesetzt als wohlhabendere Mitbürger, wie aus einem neuen Bericht der WHO hervorgeht. Allein in der EU leben rund 80 Mio. Menschen in relativer Armut, d. h. mit einem Einkommen unterhalb von 60% des mittleren Einkommens in ihrem Land. Viele dieser Menschen leben in feuchten, unzureichend beheizten Wohnungen ohne angemessene Sanitäreinrichtungen.
Die WHO Regionaldirektorin und deutsche Politiker verdeutlichten bei der Eröffnung diese schwierige Problematik, für die man gezielt Lösungen erarbeiten will:
Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa:
„Ich sehe das Zentrum nun nach seiner Erweiterung als die künftige Kompetenz-Schaltstelle der Europäischen Region, die die Mitgliedstaaten dabei unterstützen wird, für ihre gesamte Bevölkerung – und ich betone: die gesamte Bevölkerung – in gleicher Weise gesunde Umweltbedingungen zu schaffen.“
Daniel Bahr, Bundesgesundheitsminister:
„Im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes müssen wir heute handeln, damit die nächsten Generationen gesunde Lebenswelten vorfinden. Hierzu müssen wir alle Akteure einbinden, um gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln und die Gesundheitssysteme zu stärken. Das erweiterte WHO-Zentrum in Bonn ist hierzu ein wichtiger Schritt“.
Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:
„Wir erhöhen unseren Anteil an der Finanzierung des Europäischen Zentrums, weil Umweltfaktoren maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit haben. Die WHO wird hier mit dem erweiterten Zentrum zukünftig noch aktiver sein können und die Umweltpolitik mit ihren Analysen und Empfehlungen unterstützen“.
Länderübergreifende Kooperation
Dank des zusätzlichen Finanzierungsbeitrags Deutschlands kann das ECEH seinen Aktionsradius nun um vier Hauptbereiche erweitern:
- Klimawandel und nachhaltige Entwicklung
- Belastung durch zentrale Umweltrisiken (Luftverschmutzung, Lärm, Chemikalien, Strahlung, ungünstige Arbeits- und Wohnbedingungen)
- gesundheitsrelevante Umwelterkenntnisse und Prognosen
- Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, einschließlich Wasserver- und Abwasserentsorgung
Die mit diesen Themen befassten Programme werden sich stärker mit Art und Ausmaßen aktueller und künftiger umweltbedingter Gesundheitsgefahren befassen, um so die Länder der Region bei der Ausarbeitung und Durchführung von Gegenstrategien zu unterstützen, auch im Falle von Umweltkatastrophen.
Weitere Informationen über das Europäische WHO Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn
Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 23. Februar 2012
Literatur:
- Zsuzsanna Jakab, WHO Regionaldirektorin, Rede zur Eröffnung des erweiterten Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, 14 Februar 2012, Bonn, Germany.
- WHO – Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, WHO eröffnet erweitertes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn und stellt neuen Bericht über gesundheitsrelevante Umweltungleichheit vor, Kopenhagen und Bonn, 14. Februar 2012
- ECEH, Report Environmental health inequalities in Europe, 2012
Weitere CSN Artikel zum Thema:
- WHO empfängt Delegation von Vertretern für Umweltkranke
- WHO veröffentlicht im Rahmen der Leitlinien zur Raumluftqualität erste Leitlinien zu Feuchtigkeit und Schimmel
- Antwort der Europäischen Kommission auf eine Anfrage zur Umweltkrankheit Multiple Chemical Sensitivity
- Seit 14 Jahren gezielte Aufklärung über MCS durch Politiker
Wie man sieht, gibt es eine Menge gesundheitsschädigende äußere Faktoren – und das zunehmend.
Bei entsprechenden Bemühungen könnten diese vermieden werden bzw. verringert werden.
Dazu wäre auch ein adäquates Engagement unserer „Umweltmediziner“ dringend notwendig.
Das findet nicht statt, im Gegenteil:
Das neue Leitlinien-Modell lässt all das außer acht und konzentriert sich auf die Psyche der Betroffenen, zumal es auch bequeme und gute Möglichkeiten der Abrechnung bei den Krankenkassen bietet.
Wo bleibt hier verantwortungsbewusstes ethisches ärztliches Denken und Handeln?
Liebe Grüße
Beobachter
Gesundheitssysteme stärken kann man aber natürlich nur, wenn sie dann auch endlich mal die umweltbedingten Krankheiten und Probleme angehen und lösen, was ja bewiesenermaßen seit Jahrzehnten möglich ist und was deshalb heute Kassenleistung sein muss, und sie nicht weiterhin wissentlich und vorsätzlich – da ja durchaus genügend Eingaben seit Jahren getätigt wurden – psychopathologisieren und dies lediglich als Kassenleistung abrechnen.
Der Wahrheit ins Gesicht sehen zu können, ohne Angst, das eigene Gesicht zu verlieren… Schaffen das die Verantwortlichen in den und für die Gesundheitssysteme?
Können sie den Spieß umdrehen, um den Entrechteten endlich mal vernünftig zu ihrem Recht zu verhelfen?
(Bitte ankreuzen: o ja o nein)
@ Franzi
Die WHO hat sich das Ziel gesetzt dafür zu sorgen, dass Umwelterkrankungen zurückgehen indem die Ursachen für diese Erkrankungen aufgedeckt und eliminiert werden. Das hat nur sehr weit entfernt etwas mit Kassenleistungen zu tun. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen und die Sicherheit von Peodukten sollen verbessert werden.
Ein Artikel des Lancet zu dieser Thematik, er erschien gestern:
http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2812%2960291-8/fulltext?version
@ Silvia
Für künftige zu schützende Generationen sehe ich das genau wie du, jedoch für die heute Betroffenen muss sofort ein gangbarer Weg beschritten werden.
Auf jeden Fall Franzi, allerdings ist das nicht Aufgabe dieses WHO Büros. Jedenfalls nicht im Sinne von Regelungen zu Kassenleistungen. Es geht um Ursachenfindung, Ursachenbekämpfung…
Die Arbeit des WHO Büros kann in manchen Bereichen direkt Wirkung zeigen, nicht erst für Folgegenerationen,
Auf jeden Fall Franzi, allerdings ist das nicht Aufgabe dieses WHO Büros. Jedenfalls nicht im Sinne von Regelungen zu Kassenleistungen. Es geht um Ursachenfindung, Ursachenbekämpfung…
Die Arbeit des WHO Büros kann in manchen Bereichen direkt Wirkung zeigen, nicht erst für Folgegenerationen.
Wenn Schadstoffe sofort aus der Umwelt herausgenommen werden, macht es das Leben zwar wieder deutlich einfacher, hilft aber heutigen Umweltkranken gar nicht, die seit Jahren fast jeden Monat gerade man ein Grundschülertaschengeld für die gesamte Haushaltsführung zur Verfügung haben, weil die aktuell dauerhaft notwendige gesundheitl. Versorgung nicht anderweitig übernommen wird.
Darum geht es in dem Artikel nicht und es ist nicht die Aufgabe dieses WHO Büro’s Franzi. Dafür sind andere Behörden zuständig.
Das UBA macht ja auch nicht viel und ob die WHO die beeinflusst ist fraglich, denn mit dem Klimaschutz sieht es ja auch nicht gerade gut aus, wenn man das beobachtet. Ich frage mich nur und da bin ich gespannt, ob MCS weiter verharmlost wird und weiter behauptet wird, das es nichts mit Schadstoffbelastungen zu tun hat u.s.w. was ja falsch ist….
Nehmt die WHO Fakten die im Artikel stehen und arbeitet damit. Das ist zitierfähiges Material. Werdet damit dort vorstellig wo Ihr der Auffassung seid es sei wichtig. So wird etwas daraus, dafür haben wir Euch den Artikel zur Verfügung gestellt.
Ich habe das so verstanden, dass man sich mit dem Thema befassen will, dass die Lebensbedingungen für die gesamte Bevölkerung optimiert werden.
Hoffentlich schaffen sie es auch, Die Pharmalobby auszuschalten, das Fracking zu unterbinden und die Lebensunterhaltskosten für die nicht arbeitsfähige, arme Bevölkerung zu zahlen bzw. lebensunterhaltstragend bezahlte Jobs für jedermann/-frau, der/die kann, zu schaffen.
Alles greift ineinander.
Die Behörden, die dafür zuständig sind, tun ja nichts, sondern wimmeln ab. Widersprüche zwecklos.
Es sind große Aufgaben die zu bewältigen sind Franzi. Die Meldungen der WHO zur Eröffnung des neuen Ceners haben auf mich gewirkt, als habe man begriffen, dass es so nicht weiter geht. Wie groß der Einfluss der Lobby sein wird, um Änderungen zum Wohle aller zu verhindern, sich zeigen. Dass es dieses Büro jetzt gibt und die Zielsetzungen, werte ich als positiv. Halten wir deren Vorgehen im Auge.
Seit langem sind ja schon viele Ursachen und Auslöser für umweltbedingte Erkrankungen und Allergien bekannt.
Ziel wäre, diese zu verringern bzw. zu eliminieren und nach weiteren zu fahnden und deren Auswirkungen aufzudecken.
Dem steht eine übermächtige Industrielobby entgegen, die nicht das geringste Interesse daran hat, ihr Produktangebot zu überdenken bzw. zu ändern und einzuschränken.
Einige wenige kritische Umweltmediziner haben das bis vor Kurzem genauso gesehen und beklagten, dass notwendige toxikologische Laboruntersuchungen nicht über die Kassen abzurechnen waren (z.B. zum Nachweis bei Anerkennungsverfahren von Berufskrankheiten).
Und welcher Umweltkranke kann einen Gutachter samt Labordiagnostik privat bezahlen?!
Selbst diese ursprünglich engagierten Mediziner machen nun diesen rückschrittlichen Leitlinien-Schwenk mit: weg von der Toxikologie, hin zur Psychiatrisierung der Betroffenen.
Ich frage mich, was da in deren Köpfen passiert ist; man kann doch seine Grundüberzeugungen nicht wechseln wie die Hemden und sich dem herrschenden Mainstream anpassen, nur weil es bequemer und lukrativer ist …
Hat man aufgegeben oder will man „nur“ am boomenden Psychogeschäft teilhaben?
Mit der zunehmenden Zahl der Betroffenen eröffnet sich hier ein schier grenzenloser Markt.
In diesem Falle wären alle ernsthaft Umweltkranken
Opfer von finanziellen Eigeninteressen der behandelnden Ärzte.
Und das ist mehr als erschreckend!
Kann man es anders sehen?
Liebe Grüße
Beobachter
Sich das Ziel setzen, Umwelterkankungen zurückzuschrauben ist wahrscheinlich genauso erfolgreich wie es gewesen ist, den Hunger in der Welt zu halbieren. Beispiele gibt es sicher viele.
Man nimmt sich immer viel vor, wenn es darum geht zu formulieren, wie die Lebensbedingungen der Menschen verbessert werden sollen. Welche durchschlagenden Erfolge hat es gegeben, seit all diese Missstände bekannt sind?
Natürlich wird für die Durchsetzung umweltmedizinischer Belange als Kassenleistung nicht das Büro der Weltgesundheitsorganisation konsultiert. Aber die Krankenkassen, an die man dafür verwiesen wird, weigern sich aller Erfahrung nach .
Wenn man sich aber zu den Themen Ursachenfindung, Ursachenbekämpfung nur an die richtigen Informationsquellen halten, entsprechende Einrichtungen aufbauen und die Themen nicht aus lobbygestützten Gründen ignorieren würde, wäre es ja i. O. Das Gegenteil geschieht aber, und deshalb ist es witzlos.
Unabhängige Finanzierung der Psycho-Umwelteinrichtungen der Universitäten statt Drittmittelfinanzierung. Das wäre ein Anfang. Man bräuchte nur die auf wissentlichen Falschdiagnosen basierenden Systeme endlich korrigieren, das richtige Personal dort einsetzen etc.
Wer würde denn all die verschimmelten billigen Wohnungen abreißen und dafür anständige gesunde Wohnblocks dafür hinstellen? Und was ist mit den Eigenheimen, die mit Holzschutzmittel verseucht sind? Es gibt m. E. nach allem, was ich auch hier auf CSN gelesen habe, Umweltkranke in sämtlichen Schichten, nicht nur von vornherein einkommensschwachen. Dass diejenigen, die mal gut verdienten, durch das System einkommensschwach gemacht werden, ist ein anderer Aspekt. Beleuchtet sind die Themen wirklich ausreichend und qualifiziert genug.
Franzi, ich glaube die haben den „Schuss“ gehört. Es ist offensichtlich, dass es so nicht weitergehen kann.
Bzgl. Krankenkasse, etc. muss man die Bereiche der einzelnen Behörden beachten. Die WHO ist dafür nicht zuständig.
Ich finde es sehr possitiv, dass es dieses Zentralbüro jetzt gibt und man ändern will.
Hallo
Die Hauptursache von Umweltbedingten Erkrankungen sind auf athermische Wirkungen zurückzuführen. Sie entstehen an den Funkanlagen (Mobilfunk-Radar-Rundfunk und TV-Anlagen) und verbinden sich mit den nächstumliegenden Anlagen.
MfG. Hans Luginger