Archiv der Kategorie ‘Duftstoffe‘

Ministerium für Gesundheit ordnet an

Ab sofort sind Kliniken, Arztpraxen, Universitäten und Gesundheitsämter rauchfrei und duftfrei!

Im Südwesten des amerikanischen Bundesstaates Georgia haben Verantwortliche im Gesundheitswesen für ihren Bezirk eine neue Verfügung herausgebracht. In den Kliniken, Universitäten, Gesundheitsämtern und anderen Gesundheitseinrichtungen müssen Besucher, Patienten und Angestellte auf Rauchen und Parfüms verzichten. Niemand darf eine gesundheitliche Einrichtung betreten oder eine Veranstaltung besuchen, wenn die Person Duftstoffe benutzt hat. Das Rauchen ist selbst auf dem jeweiligen Gelände untersagt. Ein ähnlich umfangreiches Duftstoffverbot im Gesundheitsbereich hat Schweden 2008 eingeführt.

Rauchverbot und Parfümverbot

Im Albany Herald stand zu lesen, dass die Verantwortlichen der Gesundheitsbehörde mitteilten, dass die Gerüche vieler Duftstoffe negative gesundheitliche Auswirkungen auf empfindliche Menschen haben können. Aus diesem Grund würden im Southwest Health District ab sofort Patienten und Besucher darauf hingewiesen, dass alle Gesundheitseinrichtungen duftfreie und rauchfreie Zonen sind. Dieses Rauch – und Duftstoffverbot betrifft Kliniken, Arztpraxen, Praxen von Therapeuten, Gesundheits- ämter, Universitäten und Sportveranstaltungen.

Für den einen tolles Parfüm, für den anderen Schmerz und Kollaps

Die Leiterin des Ministerium für Gesundheit erläuterte gegenüber der Zeitung, dass diese Maßnahme notwendig sei, weil nicht jeder von sich aus erkennt, dass ein Parfüm, das er genießt, bei einer anderen Person, beispielweise einem Sitznachbarn in einem Wartezimmer, schwere gesundheitliche Reaktionen auslösen kann. Deshalb habe man ein Duftverbot eingeführt, das auch duftende Handcremes und andere parfümierten Produkte betrifft. Die Leiterin des Ministerium für Gesundheit führte an, dass es Patienten gab, die mit einer Bahre abtransportiert und stabilisiert werden mussten, andere sogar auf die Intensivstation kamen, weil sie aufgrund ihrer Sensitivität auf ein Parfüm schwerste Reaktionen bekamen.

Bessere Bedingungen in Gesundheitseinrichtungen

Diese neuen Leitlinien, durch die Gebäude und gesundheitsbezogene Veranstalt- ungen jetzt duftfrei und rauchfrei werden, sieht die Direktorin des Ministerium für Gesundheit als einen entscheidenden Schritt in die Richtung, dass sich jeder in medizinischen Einrichtungen gut fühlt und dass der Aufenthalt für jeden so gesund wie möglich ist.

Auch Rauchermief ist gesundheitsschädlich

Die Verantwortlichen der Gesundheitsbehörde ließen verlauten, dass von Zigarettenrauch ebenfalls große Probleme ausgehen. Für Menschen mit Lungen- krankheiten, ältere oder junge Menschen sei Passivrauch schon problematisch und sogar die Rauchrelikte, die in der Kleidung von Rauchern festhängen. Wenn jemand darauf empfindlich reagiert, kann er dadurch erheblichen gesundheitlichen Schaden nehmen. Deshalb solle auch Sekundärrauch vermieden werden.

Besondere Relevanz für Chemikaliensensible

Für Menschen mit der Behinderung MCS (ICD-10 T78.4) hätte ein Duftstoffverbot und absolutes Rauchverbot in Gesundheitseinrichtungen, so wie es jetzt in Southwest Georgia angeordnet wurde, ganz besondere Relevanz. Für diese Behinderten würde eine große „unsichtbare“ und in vielen Fällen unüberwindbare Barriere verschwinden.

Es ist einschlägig bekannt, dass Arzt- und Therapeutenbesuche von manchen chemikaliensensiblen Kranken seit Monaten oder Jahren verschoben werden mussten, wegen der gesundheitsbeeinträchtigenden Problematik, die von Chemikalien in Duftstoffen und Parfüms für diese Patientengruppe ausgeht. Unnötiges Leiden und Chronifizierung von Beschwerden war die Folge.

Ein striktes Rauch- und Duftstoffverbot führt zudem als positiver Nebeneffekt zu einer drastischen Verbesserung der Innenraumluftqualität in medizinischen Einrichtungen, was für alle Patienten, das medizinisches Fachpersonal, Angestellte und für Besucher gesundheitsfreundlicher und zuträglicher wäre. Gegen ein Rauch- und Duftstoffverbot in Gesundheitseinrichtungen spricht kritisch betrachtet, eigentlich nichts was von maßgebender Relevanz wäre.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. Oktober 2010

Literatur:

Weitere CSN Artikel zum Thema Duftstoffverbot und Gesundheitsbeschwerden durch Duftstoffe:

Wir wären besser beraten, (ohne Verfälschungen) auf unsere Nasen zu hören

„Wir würden besser daran tun, auf unsere Nasen zu hören.“ Dieses Zitat aus einer beliebten Zeitschrift [vgl.]1, das diese Woche meine Aufmerksamkeit auf sich zog, stammt von einem deutschen Zellphysiologen Prof. Hanns Hatt. Als jemand, der mit der einschränkenden Erkrankung Chemikalien-Unverträglichkeit gesegnet ist, hatte ich keine andere Wahl als „mit meiner Nase zu hören“, seitdem mich vor sechs Jahren die Belastungen an meinem Arbeitsplatz zur Behinderten gemacht haben. Wenn ich die letzten Jahre nicht auf meine Nase gehört hätte, als mir an zahlreichen Orten chemische Auslöser in die Quere kamen, etwa in Copyshops, Supermarktabteilungen mit Reinigungsmitteln, muffigen Bibliotheken, Einkaufscenter mit Duftmanagement etc. und wenn ich nicht Vermeidungsstrategien befolgt hätte, wäre ich heute sicherlich nicht in der Lage, diesen Artikel zu schreiben.

Weil ich auf Chemikalien sensibilisiert wurde, verfüge ich inzwischen über eine riesige Wissenssammlung über den menschlichen Körper, Vitamine und Mineralien, Chemikalien, Baumängel, Politik und Menschenkenntnis. Ich nehme an, es gehört zur Natur des Menschen, sich nur dann mit Problemen zu befassen, wenn dies notwendig ist, doch scheinen viele Menschen auch für präventive Gesundheitsvorsorge offen zu sein, um in Zukunft unnötigen Schmerz und unnötiges Leid zu vermeiden. Ich habe versucht, mein neu erworbenes Wissen zu Chemie in Produkten, Gebäuden und Lebensmitteln mit anderen zu teilen, um ihnen zu helfen, nicht in der Behinderung zu enden. Das eine Mal stießen die Informationen auf taube Ohren, das andere Mal machte es mir Mut zu sehen, wie Leute bewusst immer weniger chemikalienbeladene Waren kauften, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden aufrecht zu erhalten.

Heute stelle ich einen ganz anderen Grund vor, warum man die Bevölkerung nicht Chemikalien aussetzen sollte, selbst wenn sie von den erdrückend vielen toxischen Auslösern um uns herum noch nicht krank gemacht wurde. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, daß Männer und Frauen von Partner angezogen werden, die anders als sie selber riechen. Liebe wird sozusagen zuerst durch die Nase gefunden. Letztes Jahr ergaben Studien, daß Pheromone bei der Wahl eines möglichen Partners eine entscheidende Rolle spielen. Nach Aussage eines Deutschen Forschers können sogar Frauen, welche die Pille nehmen, mit den Gerüchen, die sie verbreiten, auf Männer wirken und dies setzt sie der Gefahr einer falschen Partnerwahl aus.

Männer und Frauen können ohne zu sprechen miteinander kommunizieren, indem sie mit ihren eigenen Geruch eine natürliche chemische Körpersprache benutzen. Wie in dem Artikel erwähnt wurde, den ich diese Woche las, kommt es unglücklicherweise selten vor, daß man in einem Zug, in einer Arztpraxis, in einem Theater oder Cafe etc. sitzen kann, ohne mit chemischen und künstlichen Gerüchen die von Haargels, Weichspülern, Parfüms, Kölnischwasser, Lotionen und anderen Produkten mit synthetischen Chemikalien und Düften ausgehen, bombardiert zu werden. Dies hat Wissenschaftler veranlasst, sich über den negativen Einfluss Sorgen zu machen, unter diesen Beeinträchtigungen den zukünftigen Lebenspartner wirklich zu finden. Das beste „Parfüm“, um den richtigen Partner anzuziehen, sind die natürlichen Pheromone des Körpers, die jene Person anziehen werden, die am besten zu einem passt.

Fachleute sind der Ansicht, dass ein [passendes] Paar dann am wahrscheinlichsten zueinander findet, wenn sie den jeder Person eigenen Geruch der Pheromone unverfälscht riechen können. Kommen synthetische Chemikalien und Gerüche hinzu, kann dies am Ende zu einer falschen Wahl führen. Ist das vielleicht der Grund für die hohe Scheidungsrate? Wer weiß, aber es ist eine naheliegende Theorie, dies zu erklären.

Ergänzend zu den negativen gesundheitlichen Beeinträchtigungen des Hormonhaushaltes und anderer Organsysteme durch chemiehaltige Waren und Baumaterialien, mache ich mich nun also für einen weiteren Grund stark, diese Erzeugnisse bei der Auswahl der Nahrung, der Medikamente, der Körperpflegeprodukte, der Reinigungsmittel und der Baumaterialien zu vermeiden. Auf diese chemischen Einflüsse zu verzichten kann u.U. den Unterschied ausmachen, ob man den passenden Partner für das ganze Leben findet oder stattdessen vielleicht nur einen, der für ein ganzes Leben nicht der richtige ist. In der Tat würden wir besser tun, ohne die vielfältigen synthetischen chemischen Störungen auf unsere Nasen zu hören.

Autor: Christi Howarth für CSN, 17. Oktober 2010

Übersetzung: BrunO

Weitere Artikel zum Thema:

Experten geben Antwort: Die besten Tipps für duftfreie Wäsche

Für Allergiker, Asthmatiker und insbesondere für Chemikaliensensible ist duftfreie Wäsche einfach ein MUSS. Duftende Waschmittel, Weichspüler und Parfüm lösen bei diesen Personen oft schon in geringster Konzen- tration erhebliche Gesundheitsbeschwerden aus. Atembeschwerden, Asthmaanfälle, Kopf- schmerzen, Schwindel, Ekzeme, juckende Augen und auch Gemütsschwankungen, Depressionen, Aggressionsschübe, gehören u.a. zu den Symptomen, die berichtet werden. Besserung kann für die betroffenen Personen nur eintreten, wenn sie den Duftstoffen nicht mehr ausgesetzt sind. Das bedeutet Arbeit, denn in der Regel „duftet“ der komplette Wäschebestand und oft sogar der Kleider- und Wäscheschrank. 24 Stunden täglich sind wir von Kleidung und Wäsche umgeben.

Wer am Anfang seiner Erkrankung steht, muss zügig das Problem lösen, seine Wäsche und die Waschmaschine von den Duftstoffen und Parfüms zu befreien. Nicht unbedingt einfach, denn die in heutigen Waschmitteln und Weichspülern enthaltenen Duftstoffe sind so ausgelegt, dass sie möglichst intensiv und lange haften. Einfach mit duftneutralem Waschmittel waschen reicht nicht, und was auch nicht zu vergessen ist, häufig ist die Waschmaschine ebenfalls völlig kontaminiert. Guter Rat ist also teuer.

Wir möchten mit Euch die nützlichsten Tipps zusammentragen, wie man am besten vorgeht, denn wer könnte zuverlässiger Auskunft geben als jemand, der MCS hat? Die Chemikaliensensitivität hat viele der Erkrankten zwangsläufig zu Experten gemacht. Nicht dass es einfach gewesen ist, im Gegenteil, wer MCS hat, musste oft aus Schaden lernen. Genau deshalb möchten wir mit Euch „Expertentipps“ zusammentragen, die dann allen weiterhelfen, die verzweifelt auf der Suche nach Lösungen sind. Kontinuierlich möchten wir mit Euch zusammen eine Serie mit den besten Tipps zur Lösung von speziellen Alltagsproblemen erstellen. Sicherlich werden nicht nur Chemikaliensensible und Allergiker daraus profitieren, sondern auch die zunehmende Zahl der Menschen, die gesundheits- und umweltbewusst leben möchten.

Ihr seid die Experten, lasst uns Eure besten Tipps wissen:

  • Was hilft am besten, um Kleidungsstücke, die nach Waschmittel, Weichspüler oder Parfüm riechen, duftfrei zu bekommen?
  • Wie bekommt man eine mit Waschmittelgeruch kontaminierte Waschmaschine clean?
  • Wie bekommt man Kleider- und Wäscheschränke duftfrei?

Studie konnte Zusammenhang zwischen Chemikalien-Sensitivität und psychischen Krankheiten nicht bestätigen

Die Schwedin Prof. Dr. Eva Millqvist forscht schon seit einigen Jahren über Hyperreaktivität der Atemwege und die Umweltkrankheit MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Ihr Spezialgebiet liegt im Bereich Reaktionen der Atemwege auf Reizstoffe.

Krank durch Gerüche und Duftstoffe

Patienten mit Atemwegsbeschwerden, die durch Chemikalien und Gerüche ausgelöst werden, sind in Allergiekliniken häufig anzutreffen. Laut Millqvist und ihrem Team sind diese Gesundheitsprobleme jedoch nicht durch asthmatische oder allergische Reaktionen erklärbar.

Deutsche Patienten berichten häufig, dass ihnen vom Allergologen das Aufsuchen eines Psychologen empfohlen wurde, nachdem sie über Reaktionen auf Chemikalien oder Gerüche berichtet hatten. Darüber, ob dazu tatsächlich Anlass besteht, gibt die neue Studie aus Schweden Aufschluss.

Studien zeigten Reaktionen

Frühere Studien von Millqvist haben gezeigt, dass MCS-Patienten oft eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber inhaliertem Capsaicin aufweisen. Dieser Bestandteil von Chili ist dafür bekannt, dass er sensorische Reaktivität reflektiert. Als Diagnose wurde „sensorische Hyperreaktivität der Atemwege“ (SHR) für diese Art von Beschwerden vorgeschlagen.

Haben es Patienten mit Asthma oder SHR häufiger an der Psyche?

In ihrer jüngsten Studie setzten sich die renommierte Wissenschaftlerin und zwei Kollegen das Ziel herauszufinden, ob es eine Beziehung zwischen Asthma und sensorischer Hyperreaktivität (SHR) gibt. Zusätzlich wollte das Forscherteam untersuchen, ob Patienten mit Anzeichen von SHR eine erhöhte psychiatrische Morbidität (Ängste, Depressionen, etc.) aufweisen.

Patienten wurden Tests und Fragebogen unterzogen

Die Wissenschaftler hatten in ihre Studie 724 Patienten eines Asthma-Zentrums einbezogen, bei denen Verdacht auf Allergien oder Asthma bestand. Alle Patienten mussten einen quantitativen Fragebogen ausfüllen und darin über affektive Reaktionen und Verhaltensstörungen durch duftende Stoffe, bzw. solche, die stechend wirken, berichten.

Ein standardisierter Capsaicin-Test wurde durchgeführt und ein Fragebogen zur Beurteilung der psychiatrischen Morbidität bei Patienten mit ausgeprägter Chemikalien-Sensitivität angewendet, um diejenigen zu identifizieren, die unter SHR leiden.

Keine Anzeichen für Depressionen oder Ängste

Von den Asthma-Patienten des Allergie-Zentrums, die an der Studie teilnahmen, wiesen ca. 6% eine sensorische Hyperreaktivität (SHR) auf. Millqvist und ihre Kollegen gaben an, dass dies im Einklang mit der Prävalenz in der allgemeinen schwedischen Bevölkerung steht. Es gab keinen signifikanten Hinweis darauf, dass SHR mit Ängsten oder Depressionen in Verbindung steht.

Patienten sollten auf genauer diagnostischer Abklärung bestehen

Die Studie erschien in der Ausgabe Juli 2010, der medizinischen Fachzeitschrift „Annals of Allergy, Asthma & Immunology“. Sie sollte Patienten, die auf Chemikalien und Gerüche mit hyperreaktiven Atemwegsbeschwerden reagieren und deswegen vom Allergologen einen Hinweis auf das mögliche Vorliegen einer psychischer Erkrankung erhielten, den Impuls geben, sich damit nicht zufrieden zu geben und vielleicht zusätzlich einen erfahrenen Umweltmediziner aufzusuchen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 2. September 2010.

Literatur:

Johansson A, Millqvist E, Bende M., Relationship of airway sensory hyperreactivity to asthma and psychiatric morbidity, Department of Respiratory Medicine, Central Hospital, Skövde, Sweden, Ann Allergy Asthma Immunol. 2010 Jul;105(1):20-3.

Weitere Artikel über Studien von Prof. Millqvist

Gericht entschied: Parfüm ist bei Therapie von Duftstoffallergikern nicht akzeptabel

Eine Frau mit einer schweren Duftstoffallergie und MCS hat einen Prozess gewonnen, den ihre Therapeutin gegen die kranke Frau angestrebt hatte. Trotz Vereinbarung, dass die Therapeutin am Tag der Behandlung duftfrei sein solle wegen der Problematik der Patientin, verwendete diese ein Parfüm. Die Patientin konnte das Parfüm nicht tolerieren und brach die Therapiesitzung ab. Trotzdem stellte die Therapeutin die Therapiesitzung in Rechnung und zog vor Gericht, nachdem die unter Duftstoffallergien leidende Frau sich weigerte zu zahlen.

Der Richter des Amtsgerichts Rheinbach entschied zugunsten der Duftstoffallergikerin und beschloss Mitte 2010, im vereinfachten Verfahren gemäß § 495a ZPO ohne mündliche Verhandlung, dass die Klage nicht begründet sei.

Die Entscheidungsgründe des Gerichtes:

Die Klägerin hat gegen die Beklagte keinen Anspruch auf Bezahlung der am 16.05.2008 von der Beklagten abgebrochenen Therapiesitzung (§§ 611,615 BGB), da die Beklagte durch das Verlassen der Praxis der Klägerin an diesem Tag nicht in Verzug der Annahme der Leistung der Klägerin geraten ist. Voraussetzung für den Annahme Verzug ist, dass die Klägerin ihre Leistung ordnungsgemäß angeboten hatte (§ 615 BGB). Hieran fehlt es. Ein Leistungsangebot ist unter Berücksichtigung des § 242 BGB nur dann ordnungsgemäß, wenn auch entsprechende Rücksichtsnahme- und Schutzpflichten gegenüber dem Vertragspartner eingehalten worden sind. Das bedeutet im Fall der Beklagten, die wegen ihrer Erkrankung als Duftstoffallergikerin behandelt werden sollte, dass die Beklagte in der Praxis der Beklagten keinen Duftstoffen ausgesetzt wurde und insbesondere, dass die Klägerin selbst keine Duftquelle darstellte, Gegen diese (Neben-) Pflicht hat die Klägerin verstoßen. Wie sie ihren an die Beklagte gerichteten Schreiben vom 11.05.2009 eingeräumt hat, hatte sie in der Therapiesitzung am 16.05.2009 ein Parfüm, wenn auch kein besonders auffälliges, getragen und dies im Rechtsstreit dahingehend erläutert, das sie lediglich ein Parfüm getragen habe, das über die Tagespflege mit einem Deodorant nicht hinausgegangen sei. Insoweit kommt es jedoch nicht auf die Stärke des Geruchs an, da es für Duftstoffallergiker nicht entscheidend ist, ob ein Parfüm auffällig riecht oder nicht, sondern alleine darauf, ob Duftstoffe vorhanden sind, die bei ihnen möglicherweise eine allergische Reaktion hervorrufen.

Autor: CSN – Chemical Sensitivity Network, 27.08.2010

Weitere Informationen zum Thema:

Haben Schüler mit Chemikalien-Sensitivität an deutschen Schulen eine Chance?

Die möglichst breite Integration Behinderter ist Ziel aller Länder, die zu den Unterzeichnern der UN-Behindertenkonvention gehören. In Deutschland besitzt dieses völkerrechtlich verbindliche Dokument seit März 2009 Gültigkeit. Spätestens seitdem sollten Bestre- bungen laufen, dass behinderte Kinder eine Schulbildung erhalten, die möglichst keine Benachteiligung gegenüber Nichtbehinderten aufweist. Keine Behinderung soll und darf gemäß der UN-Konvention einer anderen Behinderung gegenüber bevorzugt oder bena- chteiligt werden. MCS – Multiple Chemical Sensitivity ist in Deutschland eine anerkannte körperlich bedingte Behinderung.

In den USA und Canada gibt es eine stetig wachsende Zahl von Schulen und Univers- itäten, die Chemikaliensensible integrieren und die ihre Gegebenheiten für diese Behindertengruppe anpassen. Eine Umstellung wurde meist freiwillig, oft schon vor Jahren vollzogen. Dort kommt man mit Duftstoffverboten und durch Verwendung duft- und chemiefreier Reinigungsmittel und Vermeidung von Chemikalien den Betroffenen entgegen. Dass es Integrationsprojekte an Universitäten oder spezielle Schulen für die Gruppe der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gibt, die unter MCS leiden, ist bislang nicht bekannt geworden.

Schüler mit MCS

CSN sind mehrere Fälle von Kindern und Jugendlichen bekannt, deren Zukunft durch ihre MCS (ICD-10 T78.4) am sogenannten seidenen Faden hängt, oder denen dadurch eine erfolgreiche Zukunft verwehrt scheint. Der Grund ist der, dass sie wegen ihrer Krankheit und Behinderung keine Schule besuchen können.

Ein weiterer, kleiner Prozentsatz chemikaliensensibler Schüler in Deutschland beißt sich von einem körperlichen Zusammenbruch bis zum Nächsten durch. Deren Eltern berichten, dass ihr Kind je nach Reaktionsschwere Stunden, Tage bis Monate in der Schule fehlt. Den Lernstoff versuchen sie Zuhause nachzuholen, was natürlich nur bedingt durchführbar ist. Oft gibt es Ärger mit der Schule oder Schulbehörde. Ob das „Durchhalten“ dieser Schüler bis zum Schulabschluss im Einzelnen möglich sein wird, hängt von der Rücksichtnahme der Schule, den Mitschülern und Faktoren ab, ob eine Schule weitgehend schadstofffrei ist oder nicht. Die Intelligenz völlig zu entfalten zu können, ist realistisch betrachtet, für keinen dieser Schüler möglich.

Thommy’s MCS Blogfrage der Woche:

  • Wie steht es um die schulische Integration von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, die chemikaliensensibel sind?
  • Wird Kindern mit MCS in Deutschland eine Chance in Punkto Schulbildung eingeräumt?
  • Gibt es Leitlinien für den Umgang mit chemikaliensensiblen Schülern an einer normalen Schule oder die Integration von Kindern mit MCS?
  • Gibt es Schulen in Deutschland, die auf Kinder mit MCS eingehen?
  • Haben deutsche Behörden in irgendeiner Form Ansätze gezeigt, Schülern mit MCS eine Schulausbildung zu ermöglichen?
  • Wird für Schüler, die unter MCS leiden, z.B. kostenlose Beschulung per Internet bereitgestellt?
  • Was müsste sich an Schulen ändern, damit chemikaliensensible Schüler und Lehrer erfolgreich an normalen Schulen integriert werden können?

MCS – Multiple Chemical Sensitivity: Ein Bericht aus Dänemark

Dänemark nimmt international eine Vorreiterstellung ein, was Chemikalien-Sensitivität (MCS) betrifft. Man hat dort im Jahr 2006 ein staatliches Forschungscenter für Chemikalien-Sensitivität und Duftstoffempfindlichkeiten geschaffen. Damit gehört das kleine skandinavische Land neben Kanada zu den Ländern, in denen von staatlicher Seite Center für Umweltkrankheiten geschaffen wurden. Weil das Forschungscenter offensichtlich versucht, nachhaltigen Einfluß auf die internationale Wissenschaft zu nehmen, berichten wir in einer Fortsetzungsserie darüber.

Der erste Artikel der Serie „Dänisches MCS-Forschungscenter im internationalen Blickfeld“ wurde von Bodil Nielsen, einer Krankenschwester geschrieben, die selbst an MCS erkrankt ist. Für alle die Teil I nicht gelesen haben:

Verändert ein dänisches MCS –Wissenscenter die internationalen Erkenntnisse über Chemikalien-Sensitivität?

„Dänisches MCS-Forschungscenter im internationalen Blickfeld “ Teil II

Im nachfolgenden Artikel berichtet Mette Toft, die, bevor sie chemikaliensensibel wurde, an Universitäten unterrichtete, über die Situation der MCS-Kranken in Dänemark und über das MCS-Forschungscenter in Gentofte, dass Elektroschocktherapie als erfolgsversprechende Behandlungsmethode für MCS-Kranke ansieht.

Mette Toft berichtet:

Hallo, ich heiße Mette Toft. Ich bin 53 Jahre alt, verheiratet und mit zwei erwachsenen Kindern gesegnet. Ich habe einen Universitäts-abschluss (Magister Artium) für Japanisch und Dänisch und habe diese Sprachen viele Jahre an Universitäten und Sprachschulen unterrichtet. Durch fleißige Schüler angeregt entwickelte ich sogar eine neue, einfache Methode, die dänische Aussprache zu lehren, und ich habe Unterrichtsmaterialien für Lehrer und Studenten veröffentlicht. Ich dachte immer, ich hasse Lautlehre, aber dieses Projekt bereitete mir viel Vergnügen.

Allerdings hatte ich immer mehr Gesundheitsprobleme, die kein Arzt erklären konnte: Kopfschmerzen, Ausschläge, Müdigkeit und Unwohlsein.

Duftstoffallergie, MCS und Lupus

1999 ergab ein Patchtest, dass ich hochgradig allergisch auf Parfüm reagierte. Meine Hautärztin riet mir, dies äußerst ernst zu nehmen. Wenn nicht, erklärte sie, könnte es mit mir so weit kommen, dass ich mich nicht mit jemand, der ein Parfüm aufgetragen hat, im gleichen Raum aufhalten könne. Von diesem Tag an wurde unsere Wohnung vollständig duftstofffrei. Auf der Arbeit jedoch, und überall wo ich mich hin begab, war ich weiterhin von Parfüm und parfümierten Produkten aller Art umgeben. So hat sich die Prophezeiung der Hautärztin leider voll erfüllt.

2005 erkrankte ich sehr schwer an etwas, dass sich gleichzeitig als MCS und Lupus (eine wirklich unangenehme und unheilvolle Autoimmunerkrankung) herausstellte. Schnell wurde klar, dass ich meine Arbeit aufgeben werden muss. Trotzdem habe ich vier Jahre lang keinerlei Sozialhilfe erhalten. Dies ist, wie ich leider sagen muss, in Dänemark eine sehr weit verbreitete Praxis.

Eine fröhliche Veranstaltung unter unglücklichen Umständen

Nun möchte ich von unserer MCS-Veranstaltung am 12. Mai im Zentrum von Kopenhagen erzählen, dem Internationalen MCS Tag und nicht zuletzt auch von den unglücklichen Umständen dieses lebensfrohen Ereignisses.

In Dänemark ist MCS wie in vielen anderen Ländern noch nicht als echte körperliche durch Chemikalien verursachte Erkrankung anerkannt. Das Dänische Gesundheits-ministerium rückt von der Auffassung nicht ab, dass MCS keine Erkrankung sondern ein „Zustand“ sei, in dem die Menschen „glauben“ oder „fühlen“, dass verschiedene Chemikalien aus der Luft sie krank machen. Dementsprechend werden MCS-„Patienten“ manchmal an Psychiater überwiesen, wo sie mit einem psychiatrischen Befund falsch diagnostiziert werden, typischerweise „somatoforme Störung“, was bedeutet „alles sei mental“.

Das Dänische Forschungszentrum für Chemikalien-Sensitivität hält Ausschau nach „psychologischen Faktoren“ bei MCS-Betroffenen

2006 wurde auf Initiative des Dänischen Umweltministeriums das Dänische Forschungszentrum für Chemikalien-Sensitivität eingerichtet. Es wurde schnell klar, dass der Zweck dieses Forschungszentrums darin bestand, die Umwelt vom Vorwurf MCS zu verursachen, wie man so sagt, frei zu sprechen. Immer wieder hörten die Betroffenen den Leiter der Forschung MD, PhD Jesper Elberling verkünden, dass die Umwelt für die Probleme nicht verantwortlich gemacht werden sollte.

Unter den Mitarbeitern des Forschungszentrums gibt es keine Fachleute für Toxikologie oder Umweltmedizin. Stattdessen konzentrieren sich die neue Forschungsleiterin PhD Sine Skovbjerg, eine ehemalige Krankenschwester und ihre Mannschaft darauf, unzählige „psychologische Faktoren“ bei den Betroffenen zu zählen und zu dokumentieren. Ihre Ansicht ist, dass MCS als somatoforme Störung erforscht werden sollte und dass MCS durch eine sogenannte aufmerksamkeitsbasierte kognitive Therapie geheilt werden kann.

Welche psychologischen Faktoren haben Sie? – Keine. Ich habe MCS.

Bestürzende Nachrichten über Elektroschocktherapie, ECT (electroconvulsive therapy) als MCS-Behandlung

Ich denke, es ist gerechtfertigt zu sagen, dass die internationale MCS-Community schockiert war, als der zuvor erwähnte Jesper Elberling einen Artikel veröffentlichte, in dem er erklärte, das „Elektroschocktherapie“ bei schwerer und sozial behindernder MCS als Möglichkeit in Betracht gezogen werden sollte…“. An anderer Stelle meinte Elberling, „Wenn die Beobachtungen zu ECT korrekt sind, dann bedeutet dies, dass wir, was eine zukünftige Behandlung von MCS angeht, SEHR (na super!) optimistisch sein können.“ Offenbar stimmen nicht viele dänische MCS-Betroffene dieser Ansicht zu.

Eine Kurzfassung des Artikels sowie internationale Reaktionen darauf gibt es auf Canary Report:

Psychiater versprechen induzierte Convulsionen als Behandlung für Multiple Chemical Sensitivity

Gegenaktionen

Als Versuch, uns inmitten dieser deprimierenden Idiotie ein wenig aufzu-muntern, beschlossen wir, den Internationalen MCS-Tag am 12 Mai mit einem bunten und festlichen Ereignis im Zentrum von Kopenhagen zu feiern.

Unglücklicherweise regnete es den ganzen Tag in Strömen und ein paar unserer Attraktionen – darunter einige spektakuläre Kanarien-Kostüme – mussten aus dem Programm genommen und für einen hoffentlich sonnigeren MCS-Tag im nächsten Jahr aufgehoben werden. Unsere MCS- Lotterie und kostenlose Proben duftstofffreier Hautcremes sprachen trotzdem sehr viele Leute an, und ein jeder von ihnen nahm sich ein Exemplar unseres MCS-Informations- und Faltblattes zum Lesen mit nach Hause.

Ein Schüler, der beschlossen hatte, eine Arbeit über MCS zu schreiben, erschien früh, um Fragen zu stellen. Und ein (!) besorgter Politiker (einer von ca. 60 die eingeladen wurden) kam auf ein ernsthaftes Gespräch vorbei.

Autor: Mette Toft, Dänemark

© Fotos: Torben Bøjstrup

Fortsetzungsserie: „Dänisches MCS-Forschungscenter im internationalen Blickfeld“

Teil I: Verändert ein dänisches MCS –Wissenscenter die internationalen Erkenntnisse über Chemikalien-Sensitivität?


Weitere Berichte über die Situation und Aktivitäten von MCS-Betroffenen in verschiedenen Ländern:

Kanada: Parfüm- und Duftstoff-Verbot dient der Sicherheit am Arbeitsplatz

Duftstoffe gelten als Luftverschmutzer Nr.2 direkt nach Passivrauch

Im kanadischen Bundesstaat British Columbia gibt es seit Februar 2010 eine Leitlinie für Arbeitssicherheit, betreffend Duftstoffe am Arbeitsplatz. Herausgegeben wurde diese Anweisung von WorkSafeBC (ähnlich unseren Berufsgenossenschaften), um die Gesundheit und Sicherheit von Angestellten an Arbeitsplätzen sicherzustellen. Die Zielsetzung besteht darin, Exposition gegenüber parfümierten Produkten zu verhindern, da diese umweltbedingte Chemikalien-Sensitivität (MCS) hervorrufen können. Die Leitlinie wurde jetzt auch an Schulen und Theatern eines Distrikts bereits umgesetzt. Alle Angestellten und Besucher von Gebäuden, die WorkSafeBC unterstehen, werden dazu angehalten, davon Abstand zu nehmen, parfümierte Produkte zu verwenden. (1,2)

Gestaltung von Arbeitsplätzen

Deutschland: Deo-Pflicht – Kanada: Duftstoff-Verzicht

Als in Deutschland im Sommer 2010 die Meldung durch alle großen Zeitungen ging, dass die Vorstandsvorsitzende des Verbandes für mittelständische Unternehmen darauf drängt, eine Deo-Pflicht in Betrieben einzuführen, waren verantwortungs-bewusste Mediziner, Allergiker und Umweltkranke gleichermaßen schockiert. (3) In im kanadischen Bundesstaat British Columbia und Alberta geht man genau den entgegengesetzten Weg, weil man sich der Gesundheitsgefahren durch Chemikalien und Allergene in parfümierten Produkten bewusst ist.

In einer Leitlinie, die von WorkSafeBC erstellt wurde, möchte man folgende Ziele erreichen:

  • Eliminierung der Verwendung von Parfüms, Cologne/Aftershave, Lufterfrischern mit Duft, Duftkerzen und Potpourri am Arbeitsplatz;
  • Eliminierung der Verwendung stark duftender Körperhygieneartikel wie Haarpflegeprodukte, Bodylotions, Cremes und Deodorants;
  • Reduzierung von stark duftenden Blumen am Arbeitsplatz wie Lilien, Hyazinthen, etc.

Allgemeine Informationen

WorkSafeBC begründet diese Maßnahmen mit einer grundsätzlichen Information, in der steht, dass Exposition gegenüber duftenden Produkten die Gesundheit einer Person nachhaltig beeinträchtigen kann. In hinreichenden Konzentrationen lösen Duftstoffe Reaktionen bei denjenigen aus, die unter Allergien oder Chemikalien-Sensitivität leiden, erläutert WorkSafeBC in seiner Leitlinie und führt Symptome auf, die allergische, asthmatische und anderweitig sensibilisierte Personen u.a. erfahren können, wenn sie Duftstoffen ausgesetzt sind:

  • Kopfschmerzen, Migräne
  • Schwindel, Benommenheit
  • Schwäche
  • Verwirrung
  • Taubheitsgefühle
  • Symptome der oberen Atemwege
  • Hautirritationen
  • Übelkeit, Erschöpfung
  • Unwohlsein
  • Angstgefühle
  • Konzentrationsstörungen
  • Verstopfte Nebenhöhlen
  • Appetitverlust

Diese Symptome können auftreten, sind aber nicht beschränkt auf die Aufzählung in dieser Liste, vielmehr können sie individuell variieren. Auch die Schwere der Symptome ist unterschiedlich. Einige Menschen verspüren bei der gleichen Konzentration eines Duftstoffes leichte Beschwerden, während sie andere völlig arbeitsunfähig hinterlässt.

Duftstoffkategorien

WorkSafeBC erklärt in seiner Leitlinie, dass Duftstoffe in verschiedene Kategorien eingeteilt sind.

Produkte des persönlichen Bedarfs

Bereich Hygiene, darunter versteht man u.a. folgende Produkte, wobei wegen der Flut von parfümierten Produkten nicht alle aufgeführt werden können: Kosmetika, Parfüms, Colognes, Aftershave und parfümierte Rasiercremes, Deodorant, Shampoo, Haarspülungen, Haarspray, Lotionen und Cremes.

Bereich Nicht-Hygiene, darunter versteht man Produkte wie bspw. Duftkerzen, Potpourri und beduftete Dekorationsgegenstände.

Produkte sonstigen Bedarfs

Alltagsprodukte mit einem ausgeprägten Duft oder Parfüm, wie u.a. beduftete Haushaltsreiniger, Lufterfrischer, Raumsprays, Baumaterialien (Farben) und einige Arten von Blumen.

Verantwortung von Vorgesetzten

Unternehmensleitungen und Vorgesetzte tragen die Verantwortung für Angestellte und die Umsetzung, als auch für das Durchsetzen der Einhaltung eines duftfreien Arbeitsplatzes.

WorkSafeBC teilt in seiner Leitlinie die einzelnen Verantwortungsbereiche auf. Manager und Vorgesetzte haben demnach die Aufgabe, dafür Sorge zu tragen, dass stetig Bewusstsein geschaffen und aufgeklärt wird, als auch, dass Personal-schulungen stattfinden in Bezug auf einen duftfreien Arbeitsplatz.

WorkSafeBC verlangt, dass sichergestellt wird, dass Mitarbeiter in folgenden Bereichen geschult werden:

  • WorkSafeBC Leitlinie HEA1-9 Sicherheit hinsichtlich Duftstoffen am Arbeitsplatz
  • Kenntnis über die Arten von bedufteten Produkten des persönlichen/nicht persönlichen Bedarfs
  • Wie man Zuwiderhandlung und unsichere Bedingungen meldet
  • Wie man Erste Hilfe erhält
  • Sicherstellung, dass Angestellte duftfreie Produkte verwenden
  • Sicherstellung, dass Materialien und andere Ressourcen, die benötigt werden, um eine duftfreie Arbeitsumgebung aufrecht zu erhalten, jederzeit griffbereit sind (das heißt: angebrachte Hinweisschilder, Aufklärungsmaterial, Präsentationen, etc.) Hierzu kann eine spezielle Dienststelle für Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden angefragt werden.
  • Durchführung eines Referats zur Sicherheitsproblematik hinsichtlich Duftstoffen, mindestens alle zwei Jahre, das in die monatliche Sicherheitsschulung einbezogen wird.
  • Information der Besucher über die Leitlinie, bevor sie irgendeine WorkSafeBC Einrichtung aufsuchen.

Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden

  • Erstellung und Beibehaltung einer effektiven Richtlinie für einen Arbeitsplatz, der frei von Duftstoffen ist.
  • Erstellung aller erforderlichen Aufklärungsmaterialien, Hinweisschildern und/oder fördernden Materialien
  • Unterstützung bei der Schulung von Mitarbeitern über die Auswirkungen von duftstoffhaltigen Produkten und was geeignete Alternativen sind.

Hilfen, Infrastruktur für einen duftfreien Arbeitsplatz

Zur Aufrechterhaltung eines duftfreien Arbeitsplatzes verlangt WorkSafeBC:

  • Sicherstellung, dass jedes Produkt, das für Renovierungs- oder Wartungsarbeiten, als auch zum Reinigen benötigt wird, duftfrei ist, soweit dies möglich ist.
  • Über die Leitlinie sind Handwerker und Baufirmen vor dem Besuch jeder WorkSafeBC Einrichtung zu informieren.
  • Benachrichtigung von geeignetem Personal, wenn Arbeiten durchgeführt werden, die beduftete Produkte zum Einsatz bringen, oder solche Produkte, die einen Geruch haben, der die Gesundheit eines Angestellten beeinträchtigen kann. Angemessene Warnung sollten Angestellten im Vorfeld übermittelt werden, um sicherzustellen, dass Vorkehrungen getroffen werden, falls dies erforderlich ist.

Gemeinsame Ausschüsse für Sicherheit und Gesundheit

  • Unterstützung von Mitarbeiterschulungen über die Verwendung und Auswirkungen von parfümierten Produkten.
  • Betreuung von Vorgesetzten zur Aufrechterhaltung eines duftfreien Arbeitsplatzes.

Forderungen an Angestellte

  • Unterlassung des Mitbringens von parfümierten, duftenden Produkten für den persönlichen und/oder nicht persönlichen Bedarf auf WorkSafeBC Arbeitsplätzen.
  • Teilnahme an Aufklärungen, Schulungen und Training über Duftstoffe.
  • Befolgung der HEA 1-9 Leitlinie Sicherheit hinsichtlich Duftstoffen am Arbeitsplatz und den eingeführten Richtlinien.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. Juli 2010

Literatur:

  1. WorkSafeBC, Scent Safety in the Workplace – HEA 1-9, Feb. 04, 2010
  2. Terrace Standard, Schools, Theathre now scent-free, 15.07.2010
  3. Silvia K. Müller, Folgen einer Deo-Pflicht für Angestellte, CSN Blog, 13.07.2010

Weitere Informationen über Gesundheitsgefahren durch Parfüms und Duftstoffe:

Kostenlose Informationskarten über Duftstoffe und deren Gefahren und  Infomaterial erhalten Sie bei CSN – Chemical Sensitivity Network.


Umweltorganisationen in Kanada fordern: Unnötige Autoabgase und Parfüm vermeiden

Umwelt- und Automobilorganisationen setzen sich gemeinsam für Luftreinhaltung ein

Die kanadische MCS-Aktivistin Lynn staunte nicht schlecht, als sie dieses riesengroße Schild in Edmonton sah, auf dem auf der einen Hälfte ein Hinweis stand, wie man unnötig Autoabgase vermeiden solle:

„Es gibt eine gute Möglichkeit unsere Luftqualität zu verbessern.

Du hast den Schlüssel dazu in der Hand. Lasse den Motor nicht laufen.“

Auf der anderen Seite des Schildes stand der Hinweis „Limit your Perfume – Edmonton “, der bedeutet, dass man sich in Edmonton mit der Benutzung von Parfüm zurückhalten solle.

Das Hinweisschild hatten mehrere Umweltorganisationen und ein großer Automobilclub gemeinsam gesponsert. Ihre Initiative hatte das Ziel, die Luft für alle Stadtbewohner von Edmonton zu verbessern. In Kanada nimmt man die Problematik, die sich durch Duftstoffe für die Luftqualität ergeben, sehr ernst. Halifax bspw. war die erste Stadt weltweit, die die Benutzung von Duftstoffen in der Öffentlichkeit verboten hat.

Autor: CSN – Chemical Sensitivity Network, 17. Juli 2010

Photo: Vielen Dank an Lynn Argent, Living in a Chemical Soup!

Weitere CSN Informationen: Gesundheitsgefahren durch Duftstoffe und Parfüms

Rechtsanwalt bewertet Deo-Pflicht am Arbeitsplatz

Auch ein Rechtsanwalt konnte sich den Vorschlag „Deo-Pflicht“ am Arbeitsplatz nicht anders als ein Produkt des Sommerlochs bei den Medien und den Auswirkungen der extremen Sommerhitze erklären.

Rechtsanwalt M. Felser schreibt in seinem Blogartikel „Deo-Pflicht im Büro und am Arbeitsplatz“:

…Erst die Sommerhitze und das WM Ende brachte den an Originalität kaum zu überbietenden Vorschlag der sehr gepflegt und frisch deodoriert dreinschauenden Verbandschefin (sie nutzt immerhin klimaschützende Deoroller) in die Schlagzeilen. Um dem Vorschlag noch eine Spitze aufzusetzen, fordert sie die Abmahnung aller Andersdenkenden, bzw. -riechenden…

Wie der Vorschlag, der Chemikaliensensible und Allergiker erschüttert, aufhorchen ließ, aus rechtlicher Sicht zu sehen ist, brachte RA Felser mit zwei Sätzen auf den Punkt:

Arbeitsrechtlicher Unsinn, da werden sich alle Arbeitsrechtler einig sein, der geschätzte Kollege Reuter aus Berlin hat sich zwar noch nicht pointiert geäußert. Das arbeitgeberseitige Direktionsrechts reicht allerdings nicht bis in die Achselhöhlen …

Dem Rechtsanwalt war der CSN Blog „Deo-Pflicht für Angestellte“ in die Hände gefallen und er befand:

…Den Allergikern und Natürlichriechenden stinkt die Idee daher zu Recht. Gegen Lärm kann man Kopfhörer aufsetzen, gegen Unsinn die Ohren zuhalten oder den Artikel einfach nicht zu Ende lesen, auch gegen Hitze kann man sich schützen. Gegen Deos hilft kein Luftanhalten. Deos sind eine Zwangsbeglückung Dritter, pure Chemie und übertünchen im Übrigen nur, beseitigen aber keinen Körpergeruch. Und Duft ist eine Geschmackssache. Was der eine als aufregend empfindet, riecht für jemand anderes einfach nur penetrant. Einige Deos erinnern gar geruchlich an die grünen Steine, mit denen man keramische Einrichtungen geruchsfrei hält.

Insgesamt gibt sich Rechtsanwalt Felser jedoch gelassen, er meint, dass sich die Vorstandsvorsitzende Ursula Frerichs nicht durchsetzen wird mit ihrem Wunsch nach Deo-Zwang am Arbeitsplatz. In seinem Blog schreibt der Anwalt:

…Da ist noch wahrscheinlicher, dass Deos am Arbeitsplatz verboten werden. Wegen der Explosionsgefahr.

Darüber, wie er persönlich zu duftenden Deos steht, ließ Rechtsanwalt Felser keine Verhandlungsbasis offen, er verriet dem Blogleser: „An meine Haut lasse ich nur Wasser und meine bessere Hälfte.“

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 15. Juli 2010

Photo: Jahreed für CSN

Vielen Dank an Rechtsanwalt Michael Felser für die freundliche Genehmigung, seinen Blog zitieren zu dürfen!

Literatur:

  • Rechtsanwalt Michael W. Felser, Deopflicht im Büro und am Arbeitsplatz, Blog Felser, 15. Juli 2010
  • Silvia K. Müller, Folgen einer Deo-Pflicht für Angestellte, CSN Blog, 13. Juli 2010.

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