Archiv der Kategorie ‘Umweltkrankheiten‘

Asbest ist verboten, die Zahl der Opfer wächst trotzdem noch lange weiter

Das krebserregende Mineral lauert in Nachtspeicheröfen und vielen Produkten

Von 1980 bis 2004 starben in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt rund 11.000 Menschen an einer Asbest-bedingten Erkrankung. Die Zahl der jährlichen Opfer hat schon seit längerer Zeit die Tausender-Marke überschritten. Die Berufsgenossenschaften rechnen bei Asbest – bedingten Erkrankungen erst etwa ab dem Jahr 2015 mit dem Rückgang dieser Zahlen. Bis dahin werden nach Schätzungen bis zu 20.000 Todesopfer durch Asbest zu beklagen sein. Seit fast 2 Jahrzehnten ist die Herstellung und Verwendung asbesthaltiger Produkte in Deutschland verboten.

Asbest, das unvergängliche Mineral

Die Bezeichnung „Asbest“ kommt vom griechischen Wort „Asbestos“, was so viel wie unauslöschlich oder auch unvergänglich zu Deutsch heißt und im Gesamten eine Gruppe von feinfaserigen und natürlich vorkommenden Mineralien betitelt. Große Gruppenvertreter sind zum Beispiel die Amphibolasbeste oder auch der Serpentinasbest.

Asbeste

Amphibolasbest sind dunkle oder braune Asbeste, die man auch als Hornblende betitelt. Allgemein gehören zu dieser Asbestsorte fünf Vertreter:

  • Krokydolith (weitere Bezeichnung Riebeckite, Blauasbest, Kapasbest)
  • Aktinolith (weitere Bezeichnung Actonolith)
  • Tremolith
  • Anthophyllith
  • Amosit (weitere Bezeichnung Grunerit, Braunasbest)

Amosit – Braunasbest

Vorsicht ist bei der Betitelung „Amosit“ gegeben, weil dieser Begriff bzw. dessen Synonym „Braunasbest“, auch oftmals allgemein für alle Amphibolasbeste genutzt wird. Amphibolasbeste gelten als Magnesiasilikate, die neben dem Magnesium auch Calcium, Eisen und Natrium enthalten. Man findet diese Asbestarten vor allem in älteren Hitzeschutzverkleidungen, Brandschutzplatten, Bremsbelägen, Klebstoffen, Dichtungsmassen, Pflanzgefäßen, Wellplatten, Rohre und andere Asbestfaserprodukten aber auch in Bodenbelägen, Anstrichen, Kitten und Spritzmassen. Amphibolasbeste gelten als äußerst giftig und können zu sehr ernsten Gesundheitsschäden und selbst zu Krebs führen.

Serpentinasbest – Weißasbest

Serpentinasbest ist eine weiße oder hellgraue Asbestart, die auch als „Chrysotilasbest“ oder „Weißasbest“ betitelt wird. Diese Asbestsorte machte einmal 94% der Weltasbestproduktion aus. Im Gegensatz zu Amphibolasbest verfügt der Serpentinasbest über eine bessere Beständigkeit gegen Laugen, jedoch zeigt er sich als unbeständig gegenüber Säuren. Die Verwendung war aber nicht weniger vielfältig, als die seiner Verwandten, so findet man diesen Asbest auch in diversen alten Elektrogeräten, Nachtspeicheröfen, Asbestzementprodukten, Klebstoffen, Fußbodenbelägen und vielem mehr. Wie auch die Amphibolasbeste ist auch der Serpentinasbest äußerst giftig. Es besteht auch hier die Gefahr ernster Gesundheitsschäden bei längerer Exposition durch Einatmen und auch dieser Asbest erzeugt Krebserkrankungen.

Feinste Fasern bergen große Gefahr

Typisch für alle Asbestarten ist die leichte Zerfaserbarkeit und Spaltbarkeit zu feinsten Fasern, die über die Atemluft in den Organismus gelangen können. Wie angedeutet können diese Fasern beim Menschen Krebs auslösen und tun dies oftmals im Bereich der Atemwege und im Brust- und Bauchraum. Die ersten Krankheitserscheinungen treten jedoch in aller Regel nicht sofort auf. Noch nicht einmal Atemwegsreizungen müssen unabdinglich sofort auftreten. Zumeist merken die Geschädigten erst Jahre, nicht selten Jahrzehnte später, dass sie ernsthaft erkrankt sind. Die Gefahrenstoffverordnung stuft Asbest als besonders gefährlichen, krebserregenden Gefahrenstoff ein. Eben aus diesem Grunde wurde für alle Asbestsorten, die eben genannt wurden, die TRK (Technische Richtkonzentration) ausgesetzt wodurch Arbeitnehmer mit diesem Stoff nicht mehr in Kontakt kommen dürfen. Ausnahme in Bezug auf den Kontakt zu Arbeitnehmern stellen Sanierungsarbeiten dar, hier gilt ein TRK-Wert von 50.000 Fasern/m3 und eine Auslöseschwelle von 12.500 Fasern/m3. Die aktuellen Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) für den Umgang mit Asbest (Asbest Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten) finden Sie in der TRGS 519.

Eine kostenpflichtige Onlineversion zur TRGS ist hier zu finden: Umwelt-Online

Asbestverbot

In Deutschland sind z.B. Produkte aus Asbestzement seit dem 1.1.1992 verboten. Das europaweite Verbot in Bezug auf Asbest gilt seit dem 1.1.2005, was allerdings nicht heißt, dass heute bereits alle Gefahren gebannt sind. Große Mengen asbesthaltiger Baustoffe sind noch immer verbaut. Besonders kritisch sind Baustoffe, die nicht auf den ersten Blick mit dem Gefahrstoff Asbest in Verbindung gebracht werden. Hierzu zählen insbesondere asbesthaltige Fußbodenbeläge oder asbesthaltige Klebstoffe.

Ein Material mit fast unendlich vielen Einsatzmöglichkeiten

Früher wurde Asbest aufgrund seiner Eigenschaften, z.B. der nicht vorhandenen Brennbarkeit, oftmals im Bereich des Brandschutzes genutzt, aber auch für eine Reihe anderer Produkte. Grob kann man schreiben, dass zwei Produktgruppen aus Asbest hergestellt wurden; zum einen der Weichasbest, den man oft für Produkte wie Spritzasbest, Asbestpappen und Asbestpapier nutzte und den Hartasbest (Asbestzement), der für Produkte wie Asbestzementplatten, Bremsbeläge und asbesthaltige Dachplatten genutzt wurde. Bei schwachgebundenen asbesthaltigen Produkten (Weichasbest) beträgt der Asbestanteil in der Regel über 60%. Das heißt hier liegt ein sehr hoher Asbestgehalt vor, der auch nicht fest gebunden ist, und somit geht hiervon eine höhere gesundheitliche Gefahr aus wie bei Hartasbestprodukten, welche in der Regel einen Asbestgehalt von um die 20% aufweisen.

Altlast Nachtspeicheröfen

Produkte aus Asbest findet man aber auch immer noch in alten Geräten wie zum Beispiel ältere Nachtspeicheröfen sowie elektronischen Schalteinrichtungen. Die überwiegende Zahl der vor 1977 hergestellten Nachtspeicheröfen enthalten asbesthaltige Bauteile, teilweise wurde Asbest auch noch bis 1984 verwendet. Ob Ihr Nachtspeicherofen asbesthaltige Materialien enthält, können Sie mit Hilfe der Typen- und Fabrikationsnummer vom Hersteller erfahren. Manchmal bieten die Energielieferanten oder Abfallämter Auskunft zu möglichen Asbestgehalten in Nachtspeicheröfen. Ein gutes Beispiel gibt hier das Abfall- und Wirtschaftsamt im Landkreis Wittmund im Internet.

Hier werden einige Fabrikate aufgezählt die Asbest enthalten oder eben auch nicht:

Abfallwirtschaft – Info für Haushalte

Gesetz regelt Außerbetriebnahme von Nachspeicheröfen

Seit dem Jahr 2009 sind Nachtspeicheröfen auch in der in Deutschland gültigen Energieeinsparverordnung (EnEv) berücksichtigt, und nicht nur berücksichtigt, sondern direkt auch deren Außerbetriebnahme geregelt. So findet sich in § 10a folgende Angabe:

Außerbetriebnahme von elektrischen Speicherheizsystemen

(1)

1- In Wohngebäuden mit mehr als 5 Wohneinheiten dürfen Eigentümer elektrische Speicherheizsysteme nach Maßgaben des § 10 Abs. 2 nicht mehr betreiben, wenn die Raumwärme in den Gebäuden ausschließlich durch elektrische Speicherheizsysteme erzeugt wird.

2- Auf Nichtwohngebäude, die nach ihrer Zweckbestimmung jährlich mindestens 4 Monate und auf Innentemperaturen von mind. 19°C beheizt werden, ist Satz 1 entsprechend anzuwenden, wenn mehr als 500 m2 Nutzfläche mit elektrischen Speicherheizsystemen beheizt werden.

3- Auf elektrische Speicherheizsysteme mit nicht mehr als 20 W Heizleistung pro m2 Nutzfläche einer Wohnungs-, Betriebs- oder sonstigen Nutzungseinheit sind die Sätze 1 und 2 nicht anzuwenden.

(2)

1- Vor dem 1. 1. 1990 eingebaute oder aufgestellte elektrische Speicherheizsysteme dürfen nach dem 31.12.1019 nicht mehr betrieben werden.

2- Nach dem 31.12.1989 eingebaute oder aufgestellte elektrische Speicherheizsysteme dürfen nach Ablauf von 30 Jahren nach dem Einbau oder Aufstellen nicht mehr betrieben werden.

3- Wurden die elektrischen Speicherheizsysteme nach dem 31.12.1998 in wesentlichen Bauteilen erneuert, dürfen sie nach Ablauf von 30 Jahren nach Erneuerung nicht mehr betrieben werden. Werden mehrere Heizaggregate in einem Gebäude betrieben, ist bei Anwendung der Sätze 1, 2. oder 3 insg. auf das 2. älteste Heizaggregat abzustellen.

Ausnahmeregelungen

Somit hat sich in vielen Bereichen der Einsatz und die Gefahr, welche von Nachspeicheröfen ausgeht, erledigt, wenn hier nicht auch noch ein 3. Absatz wäre, der einige Ausnahmen schildert, wie zum Beispiel, dass der gesamte 1. Abs. nicht anzuwenden ist, wenn öffentlich rechtliche Pflichten entgegen stehen und einiges anderes mehr.

Asbest, ein Problem, das noch lange existieren wird

Zusammengefasst kann und muss festgestellt werden, dass wir auch in der Gegenwart, nach beinahe 20 Jahren des Asbestverbots, noch immer eine ganze Menge an asbesthaltigen Produkten in unserem Alltag vorfinden und es kann mitnichten begonnen werden, diesen Fakt lapidar in die Geschichte einzuordnen und als für die heutige Zeit übertrieben abzukanzeln. Demnach möchte ich diesen kurzen Text zum Thema Asbest auch nutzen, um Ihnen abschließend den Rat auf den Weg zu geben, sich bei jeglichem Verdacht in Bezug auf ein Asbestprodukt direkt an einen Fachmann zu wenden. Bitte nur und ausschließlich einen für den Umgang mit Asbest ausgebildeten Fachmann. Machen Sie keine Experimente, reißen Sie diesen akuten Gefahrenstoff nicht in unbedachter Eigenregie ab und schonen Sie ihre Gesundheit. Es gibt ausgebildete Fachleute, die wissen, wie man sich solcher Probleme entledigt.

Autor: Ing. Gerhard Holzmann, Juni 2011

Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung

Tel.: 08293-965648

www.Baubegriffe.com

Facebook: Baugutachter

Weitere interessanter CSN Blogs zum Thema:
Der Stoff aus dem die Schulen sind – Teil IV – „Gebaut für alle Ewigkeit: Deutschlands Asbest Schulen“

Weitere Blogs des Bausachverständigen Gerhard Holzmann:

Subject: so wird heute betrogen…

VORSICHT FALLE:

Umweltkranke wurden unfreiwillig Darsteller in einem Werbefilm

Es sollte ein anspruchsvoller TV Beitrag über Elektrosensitivität werden, produziert für das ZDF und ARTE. Aufklärungsarbeit über die Umweltkrankheit Elektrosensitivität geht seit Jahren nur schleppend voran. Wer auf Handystrahlung reagiert, hat im Prinzip keine Lobby. Um Unterstützung zu leisten, erklärten sich zwei elektrosensible Personen bereit, als Fallbeispiele bei den Dreharbeiten in einer Umweltklinik für einen vermeintlichen TV Beitrag mitzuwirken. Kurz darauf mussten die beiden ahnungslosen Umweltkranken feststellen, dass ihre Hilfsbereitschaft missbraucht wurde. Statt in einem anspruchsvollen Fernsehbeitrag bei ARTE und im ZDF, sind sie in einem Werbefilm für ein dubioses Produkt zum Abhalten von Handystrahlung auf YouTube, auf deutscher und englischer Sprache zu sehen. Die Webseite des Vertriebs für das Produkt nutzt den Film ebenfalls. Auf schriftliche Mitteilung, dass man nicht einverstanden sei mit der Verwendung ihrer Interviews, reagierte man einfach nicht.

Elektrosensible als Werbe-Darsteller für einen „eFilter“?

Die beiden Umwelterkrankten fühlen sich betrogen. Der Film war in Süddeutschland in der Spezialklinik Neukirchen gedreht worden. Wer hegt da Zweifel, wenn eine Umweltklinik als Drehort dient und der Klinikleiter einer der Interviewpartner ist? Nie hätte sich die Wissenschaftsjournalistin als Fallbeispiel in einem Werbefilm zur Verfügung gestellt. Zumal der Commercial dem Verkauf eines Plastikplättchens für 19.95€ dient, das angeblich schädliche Handystrahlung abhalten soll. Als die Autorin des Buches „Käufliche Wissenschaft: Experten im Dienst von Industrie und Politik“ letztendlich misstrauisch wurde, war es zu spät. Der professionell gedrehte Film war im Kasten und ist nun auf Deutsch (Vollversion & Kurzversion) und in einer „US-Version“ für jeden im Internet zu sehen.

Umwelterkrankte unwissentlich Darsteller in Werbefilm

Zitat E-Mail Text:

Subject: so wird heute betrogen…(1)

Die E-Mail der Umwelterkrankten – Date: Tue, 21 Jun 2011 05:12:04 EDT

Liebe Leute,

ein Patient aus Wien und ich wurden von einem angeblichen Fernsehteam reingelegt:

Wir haben in einem Interview über unsere Elektrosensibilität berichtet, angeblich für eine Reportage für ZDF und Arte. Weil wir misstrauisch geworden sind, haben wir schriftlich ausdrücklich mitgeteilt, dass wir keine Erlaubnis zur Veröffentlichung für Werbezwecke erteilen und die Aufnahmen dafür nicht verwendet werden dürfen.

Nun sind wir für efilter in youtube aufgetaucht. Vermutlich steckt ein großer Konzern dahinter, dem wir nicht beikommen können.

Auf jeden Fall distanzieren wir uns ausdrücklich von dieser Plakette, die Esmog ohnehin nicht verhindert, was der Mitpatient mit Messungen herausgefunden hat.

xxx

Wissenschaftsjournalistin

Wissenschaftlich erwiesen oder plumpe Bauernfängerei?

Der „eFilter“ für den die beiden Umwelterkrankten zu ahnungslosen Darstellern in einem reinen Werbefilm wurden, ist ein simpler Plastikaufkleber mit einem Zeichen drauf, der angeblich Elektrosmog filtern soll, wenn er auf das Handy geklebt wird.(2)

Der Hersteller wirbt damit, dass es sich um ein „Präventives Gesundheitsprodukt“ handle. In seiner Funktionsweise soll der „eFilter“ als „Transformer“ dienen und „Longitu- dinalwellen / Skalar-Wellen“ abhalten, deren tatsächliches Vorhandensein wissenschaftlich jedoch als keineswegs erwiesen gilt.

Der wissenschaftliche Nachweis für das Plättchen sei mittels Dunkelfeld-Mikroskopie, Vegatest und Bioresonanz erbracht worden, heißt es. In der seriösen Wissenschaft besitzen die angeführten Methoden keinerlei Relevanz.

Das Geschäft mit der Angst

Auf der Vertriebs-Webseite prangt einem in übergroßen, giftgrünen Lettern entgegen: „WHO warnt: Handys können Hirntumore verursachen! Am rechten Webseitenrand wird damit geworben, dass das Produkt aus der Zeitschrift „Stern“ bekannt sei. Dass „Scheibes“ in seiner Stern-Kolumne den „eFilter“ eher als Kuriosität darstellt, scheint nicht zu stören, ganz nach dem Motto „Es steht jeden Tag einer auf, der…“ und den von Scheibes als „stylischen runden Aufkleber mit eingebautem Mikrochip“ kauft, von dem im Boulevardblatt 2009 berichtet wurde.(3)

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. Juni 2011

Literatur:

  1. E-Mail: „Subject: so wird man heute betrogen..“, 21.06.2011
  2. Esowatch, eFilter, 14. Sept. 2010
  3. Stern, Scheibes Kolumne, Gefährliche Handy-Strahlung, 27.11.2009

Weitere CSN Artikel zum Thema Umweltkranke in den Medien:

Driftet die deutsche Umweltmedizin in die Esoterik ab?

Die deutsche Umweltmedizin spaltete sich von jeher in zwei Lager. Die universitäre Umweltmedizin und die von niedergelassenen Umweltmedizinern betriebene Umweltmedizin. Seit einer Weile scheint sich eine weitere neue Strömung breitzumachen, die der Esoterik stark zugewandt ist. Einige Umweltmediziner kooperieren jetzt mit Wunderheilern und/oder esoterisch ausgerichteten Heilpraktikern und wenden selbst esoterische „Diagnose- und Behandlungsmethoden“ an.

Als „Detox-Experiment“ in Brasilien werden Pauschalreisen für Umweltkranke angeboten, Kontakt mit einem Wunderheiler inklusive. Umweltmediziner setzen sich mit Moderator Fliege (ehem. Pfarrer Fliege) auf die Couch und sprechen über die Möglichkeiten, mit „Dunkelfeld“ und „Ozontherapie“ Umweltkrankheiten zu heilen, was dann über Videochannel übertragen wird. Vereine, mit Umweltmedizinern im Vorstand, werben für teure esoterische Gerätschaften, mit denen man „Wasser energetisieren“ kann und solche, die elektromagnetische Strahlung abhalten sollen.

Das alles geschieht in einer Zeit, in der Wissenschaftler wie Martin Pall den Mechanismus der Umweltkrankheiten MCS, CFS und FMS aufdecken und konkrete Erfolge von eigens entwickelten Therapien mit Studien belegen.

Thommy’s Blogfrage der Woche:

  • Was haltet Ihr von der neuen Tendenz, dass einige deutsche Umweltmediziner in die esoterische Richtung abdriften?
  • Ist es von Nachteil oder von Vorteil, wenn Umweltärzte sich Diagnose- und Behandlungsmethoden zuwenden, die sich abseits des Mainstreams befinden und auch in der gestandenen Umweltmedizin /Medizin keine Anerkennung besitzen, sondern augenscheinlich nur der schnellen materiellen Bereicherung dienen?
  • Schadet oder nutzt es, wenn Vorstandsmitglieder oder Präsidenten umweltmedizinischer Verbände und Vereine sich Wunderheilern, „Detox-Experimenten“ und der Esoterik zuwenden?
  • Verlieren Umweltkranke an Glaubwürdigkeit, wenn sich diese Esoterik-Strömung weiter breitmacht und publik wird?
  • Wie wirkt sich diese Esoterik-Tendenz auf Gerichtsverfahren aus und auf die Akzeptanz der Umwelterkrankten in der Allgemeinbevölkerung, wenn breitflächig bekannt wird, dass man Umweltkrankheiten angeblich durch Wunderheiler, „Detox-Experimente“ oder durch Amulette, Energetisierer, Dunkelfeld-Ozonbehandlung, etc. „heilen“ kann?
  • Oder findet Ihr, man sollte sich wundersamen „Dingen“ und „Mächten“ öffnen, für die es „diesseits und jenseits des Universums keine Erklärungen“ gibt?
  • Und, was haltet Ihr davon, dass diese “Wunderbehandlungen“ meist Unsummen kosten?

Ergebnis der WHO – Anhörung zu MCS und EHS

Ende Mai 2011 fand im Hauptquartier der WHO in Genf eine Anhörung von MCS Organisationen, Wissenschaftlern und Rechtsanwälten durch WHO Repräsentanten statt. In den meisten Ländern weltweit gibt es keinen Verschlüsselungscode für die Umweltkrankheiten MCS – Multiple Chemical Sensitivity und EHS – Elektrohypersensitivität. Das Anliegen der Organisationen bestand darin, eine Petition zu überbringen, die fordert, dass MCS und EHS einen für alle Länder gültigen Verschlüsselungscode als Krankheit erhält. Nachfolgend eine Zusammenfassung der spanischen Organisation ASQUIFYDE über das Treffen mit den WHO Repräsentanten.

RESÜMEE DES TREFFENS IM WHO-HAUPTQUARTIER, Genf 13. Mai 2011

Teilnehmer:

  • Dr. María Neira. Chef der Abteilung für Öffentliche Gesundheit und Umwelt
  • Dr. Annette Prüss-Ustün. Teamleiterin aus Öffentliche Gesundheit und Umwelt
  • Dr. Ivan D. Ivanov. Aus den Abteilungen Arbeitsmedizin und Öffentliche Gesundheit und Umwelt
  • Dr. T. Bedirhan Üstün. Koordinator für Klassifikationen, Terminologie und Standards, Abt. für Gesundheitsstatistik und Information
  • Frau Nada Osseiran. Kommunikationsbeauftragte der Abt. Öffentliche Gesundheit und Umwelt
  • Dr. Anunciación Lafuente. Professor für Toxikologie an der Universität von Vigo und Vizepräsident der Spanischen Toxikologie-Vereinigung AETOX (Asociación Española de Toxicología)
  • Dr. Julián Márquez. Klinischer Neurologe und Neurophysiologe, spezialisiert auf Patienten mit Multiple Chemical Sensitivity und Elektrohypersensitivität
  • Frau Isabel Daniel. Auf Neurophysiologie spezialisierte Krankenpflegerin
  • Herr Jaume Cortés. Mitglied der Anwaltsgruppe Ronda. Ein auf Arbeitsrecht und Umwelterkrankungen (MCS und EHS) spezialisierter Anwalt und Mitglied des (spanischen) Nationalen Komitees für die Anerkennung von Multiple Chemical Sensitivity
  • Frau Sonia Ortiga. Auf Umweltrecht spezialisierte Anwältin
  • Frau Francesca R. Orlando. Vizepräsidentin der italienischen Vereinigung AMICA (Associazione per le Malattie da Intossicazione Cronica e/o Ambientale)
  • Frau Francisca Gutiérrez. Präsidentin der spanischen Vereinigung ASQUIFYDE (Asociación Estatal de Afectados por Síndromes Sensibilidad Química Múltiple y Fatiga Crónica, Fibromialgia y para la Defensa de la Salud Ambiental) und Mitglied des (spanischen) Nationalen Komitees für die Anerkennung des Multiple Chemical Sensitivity

Jaume Cortés eröffnet die Diskussion mit ein paar grundlegenden Feststellungen und Forderungen zum Thema Chemical Sensitivity (MCS) und Elektrohypersensitivität (EHS).

a) MCS und EHS sind reale Gesundheitsprobleme.

b) Diese Feststellung kann belegt werden:

  • Mittels medizinischer Diagnostik
  • Betriebsprüfungsberichte stellen einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Belastungen und Erkrankungen her
  • Es gibt wissenschaftliche Studien, die ihre Existenz bestätigen
  • Diese Erkrankungen sind von vom Europäischen Parlament anerkannt, ein Beleg, der im heute überreichten Dossier enthalten ist
  • In Spanien gibt es 200 Urteile zugunsten Erkrankter, was die Evidenz erhärtet
  • In Spanien bekommt man als Kranker (finanzielle) „Entschädigung“

c) Diese Erkrankungen müssen in die internationale Klassifikation von Erkrankungen der WHO (ICD) aufgenommen werden, denn was eine rechtliche Anerkennung besonders schwierig macht, ist genau dieses Fehlen eines Codes für diese Erkrankungen im ICD.

Danach ergriff Dr. Julián Márquez das Wort, indem er erklärte, dass die fehlenden Kenntnisse des medizinischen Personals ein Problem der Patienten darstellen, da diese Erkrankungen wenig oder gar nicht bekannt sind.

Im Falle von MCS sind Organophosphat-Insektizide bei einem hohen Prozentsatz der Fälle die Ursache des Krankheitsausbruches. Bei den meisten Patienten liegt keine [akute] Vergiftung vor, da sie nicht an vergiftungsbedingten Erkrankungen leiden. Die klinischen Manifestationen beginnen bei einer Exposition und verbessern sich, wenn die Kranken den toxischen Auslöser meiden.

MCS ist eine multisystemische Erkrankung und in ungefähr 90 Prozent der Fälle ist das Nervensystem betroffen. Es kommt zu einer gravierenden neurokognitiven Erkrankung mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Taubheit, Muskelschwäche, Schwindelgefühl; zu allen gesellen sich multisystemische Störungen, Atemwege, Herz-Kreislauf, hormonales System usw. Bei Frauen gibt es häufig Störungen des Menstruationszyklus und ein großer Prozentsatz an starker Libidoabschwächung.

Dr. Márquez erinnert daran, dass Umweltunverträglichkeit von der WHO selbst anerkannt wird, wenn es heißt, dass eine niedrige Dosis einer Substanz nicht nur lästig sein, sondern klinische Probleme hervorrufen kann: Irritationen, Brennen, Kopfschmerzen usw.

Die gesundheitlichen Reaktionen auf Chemikalien oder elektromagnetische Strahlungen halten bei jedem Betroffenen unterschiedlich lange an, und die Manifestationen unterscheiden sich ebenfalls. Wenn der Kranke wiederholt belastet wird, verschlimmern sich die Symptome gewöhnlich oder haben das Auftreten neuer Symptome zur Folge.

Die Diagnose sowohl von MCS als auch von EHS ist klinisch. Für MCS steht ein Fragebogen zur Verfügung, der dem Kliniker hilft. Es handelt sich um QEESI (Quick Environmental Exposure and Sensitivity Inventory). Mit diesem Fragebogen wird versucht, die Symptome des Patienten zu objektivieren.

Diese Diagnosen setzen jedoch ein Protokoll voraus, das ein Reihe von Untersuchungen erfordert. Eine vollständige neurologische Untersuchung, sowohl zentral als auch peripher, eine neurophysiologische Untersuchung (EEG, optisch evozierte Potentiale, akustisch evozierte Potentiale des Hirnstamms, somesthetische Potentiale (körperempfindungsgebunden) und kognitives Potential P300 [typische Welle, 300 ms nach dem Reiz]), funktionelle Bildgebung (insbesondere MRI(Magnetresonanz/Kernspin) und SPECT(Single Photon Emission Computed Tomography) von Schädel und Hirnanhangdrüse), gezielte analytische Untersuchungen, Hormonuntersuchungen usw. Sehr interessant ist weiterhin die Durchführung einer neuropsychologischen Untersuchung durch Spezialisten, um nach einer frontalen oder frontal-temporalen Dysfunktion zu suchen, als auch den Grad der neurophysiologischen Verletzung festzustellen. Je schwerwiegender das neuropsychologische Problem ist, desto höher ist der Grad der Störung und die Daten aus den neurophysiologischen und neuropsychologischen Untersuchungen sind entsprechend, die der bildgebenden Verfahren sind es weniger. Solche Untersuchungen müssen von Fachleuten der Neurophysiologie durchgeführt werden.

Der Verlauf dieser Erkrankungen (MCS und EHS) ist chronisch und die Situation des Kranken ist noch schlimmer, wenn sie oder er in einer toxischen Umgebung lebt, wie z.B. in der Nähe von Tarragonas petrochemischer Industrie oder inmitten elektromagnetischer Strahlung: Emissionen in der Nachbarschaft, Mobilfunkantennen, etc. Der Kranke muss eine erneute Belastung vermeiden.

Es ist unverzichtbar, dass der Kranke festen Kontakt zu einem klinischen Zentrum hat, wo sie oder er diagnostiziert werden kann, um Zweifel auszuräumen und das Rat, soziale und laboranalytische Hilfe anbietet, und wo sie oder er rechtzeitig ärztliche Berichte erhalten kann.

Aufgrund der begrenzten Zeit gab Dr. Neira das Wort an Dr. Üstün ab, Koordinator für den ICD aus der WHO-Abteilung für Statistik.

Die WHO ist seit 1948 für die internationale Klassifikation von Erkrankungen zuständig und alle zehn Jahre wird diese Klassifikation aktualisiert. Derzeit arbeitet die WHO an der nächsten revidierten Fassung, welche bis zum Jahre 2015 fertig sein soll.

Die WHO ist sich des Zusammenhanges, der zwischen bestimmten Erkrankungen und der Umwelt besteht, bewusst. Im Moment gibt es heftige Diskussionen über die Aufnahme oder Nichtaufnahme bestimmter Erkrankungen und die WHO nimmt die ausgelösten Kontroversen zur Kenntnis.

Die Revisionen der Fassung von 2010 wurden von einer Expertengruppe gemacht. Zwischen 2001 und 2009 gab es jährliche Überprüfungen durch Expertenteams in Beisein der Gesundheitsminister aus den Mitgliedstaaten. Dieses Modell wurde allerorten kritisiert, weil die Teilnahme ausschließlich staatlicher Delegationen vorgegeben war und die Entwürfe nicht den wirklichen Notwendigkeiten entsprachen. Wir haben diese Arbeitsmethode überarbeitet, um den Erfordernissen gerecht zu werden und die Teilnahme der Öffentlichkeit über eine virtuelle Plattform zu ermöglichen.

Der ICD ist ein Instrument, das auf wissenschaftlicher Plausibilität beruht und sich einer Methodik bedient, welche besondere Anforderungen an wissenschaftliche Studien stellt. Es müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein: Kausalität, Ätiologie, diagnostische Prüfung, etc.

Dr. Neira ergreift das Wort, um zu erklären, dass die vom Komitee der Betroffenen (also unsere Delegation) eingereichte Dokumentation dieser Methodik gerecht werden sollte.

Aufgrund seiner Erfahrungen aus der Grundlagenforschung weist Dr. Lafuente darauf hin, dass es wissenschaftliche Literatur gibt, die dafür spricht, dass es angemessen ist, beide Erkrankungen anzuerkennen und in den ICD aufzunehmen.

Dr. Üstün erklärt, dass die Revisionen von wissenschaftlichen Beraterteams gemacht werden. Zuerst müsse man die umweltbedingten Erkrankungen kennen und wissen, ob es Berufserkrankungen sind, und zweitens müsse man die Todesrate statistisch erfassen.

Francisca Gutiérrez fragt Dr. Üstün, wie es dazu kommt, dass ein paar Länder wie Deutschland, Japan, Österreich und Luxemburg MCS in ihrem ICD anerkannt haben, die restlichen Länder aber nicht. Dies erzeugt für Kranke in verschiedenen Ländern eine ungleiche Situation.

Dr. Üstün erklärt, dass der ICD ein weltweiter Standard ist, trotzdem kann aber jedes Land in Ausübung seiner Souveränität notwendige Änderungen vornehmen.

Nach den Worten von Dr. Üstün wird am 16. Mai 2011 ein sehr allgemein gehaltener Entwurf dieser Revision präsentiert und im Mai 2012 könnten sie einen detaillierteren Entwurf vorbereitet haben. 2015 werden sie im Rahmen der Weltgesundheitsversammlung die Ergebnisse bekannt geben.

Im Verlauf dieser Arbeit wird es eine wissenschaftliche Debatte darüber geben, wie man diese Art von Erkrankungen einordnet. Dies ist eine komplexe Angelegenheit, da es häufig kein Einvernehmen über die medizinischen Besonderheiten gibt, nach denen man eine bestimmte Krankheit einer Klasse zuordnet. Das ist gerade bei MCS und EHS der Fall, da es sich um Multisystem-Erkrankungen handelt.

Der Klassifikationsentwurf wird offen und transparent sein und es wird auf der WHO-Homepage Informationen geben.

Dr. Neira glaubt, dass es für Gruppen mit diesen Erkrankungen (MCS und EHS) interessant sein könnte, zu anderen Arbeitsgruppen Kontakt aufzunehmen, solche die z.B. im Zusammenhang mit REACH entwickelt worden sind. (REACH ist das Regelwerk zur „Registrierung, Untersuchung(Evaluation), Genehmigung und Einschränkung (Authorization) von Chemikalien“. Es trat am 1. Juni 2007 in Kraft. Es rationalisiert und verbessert das frühere gesetzliche Rahmenwerk der EU zu Chemikalien.)

Sowohl Francisca Gutiérrez als auch Francesca R. Orlando melden sich zu Wort, um Dr. Neira ihren Standpunkt zu verdeutlichen, dass die organische und erworbene Entstehung dieser Erkrankungen wissenschaftlich nachgewiesen wurde und dass nur aufgrund dieser Evidenz angemessene Lösungen gefunden werden können und dass es auch sinnvoll ist, an der Prävention zu arbeiten, da es sich um verhinderbare Erkrankungen handelt.

Francisca Gutiérrez verweist Dr. Neira auf die Besorgnis von Betroffenen-Vereinigungen über die zunehmende Zahl junger Leute, einschließlich Kinder, die betroffen sind; einige haben auch Probleme in der Schule. Frau Gutiérrez erklärt, dass dies mit der Prävalenz weiblicher Erkrankter zusammen hängt, durch die weibliche Fortpflanzungsfunktion und die Übertragung der toxischen Last, welche die Mutter in ihrem Leben angesammelt hat, und insbesondere durch die Belastung während der Schwangerschaft und der Stillzeit.

Francesca R. Orlando fragte die WHO-Offiziellen, ob es irgend ein Positionspapier zu MCS gäbe. Dr. Neira und Dr. Üstün erwiderten, dass es nach ihrer Kenntnis kein Dokument von ihren jeweiligen Abteilungen gibt.

Dies ist besonders für jene Länder von großer Bedeutung, in denen die Anerkennung von MCS mit Hinweis auf eine „mutmaßliche“ IPCS-WHO Position (International Programme on Chemical Safety) zur Annahme der Definition „Idiopathische Umweltunverträglichkeit“ oder „IEI“ gestoppt wurde, die 1996 Ergebnis eines Workshops in Berlin war.

Dr. Neira schlug vor, dass die betreffenden Vereinigungen zu den verschiedenen internationalen Gruppen der WHO, die am ICD 11 arbeiten, Kontakt aufnehmen.

Dr. Lafuente bekräftige gegenüber den Vertretern der WHO, dass an MCS und EHS Erkrankte Individuen mit hoher Sensitivität sind, da sie auf sehr niedrige Dosen von Xenobiotika reagieren, welche beim Gros der Bevölkerung keine Reaktion hervorrufen. Das heißt, in einer graphischen Darstellung des Dosis-Reaktions-Zusammenhanges befinden sich diese Erkrankten am ganz linken Ende der Gauß-Glocke (statistische Normal-Verteilungskurve).

Francisca Gutiérrez weist Dr. Neira darauf hin, dass das, was Dr. Lafuente erklärte, keine geringe Zahl von erkrankten Menschen bedeutet, sondern ziemlich das Gegenteil. Wir sehen uns einer großen Zahl bereits diagnostizierter Menschen gegenüber und außerdem erleben etwa 12 bis 15 Prozent der Bevölkerung die Gegenwart von chemischen Stoffen auf irgendeine Art als belästigend. Für EHS betragen die Zahlen der betroffenen Menschen etwa 3 bis 6 Prozent der Bevölkerung, doch diese Zahlen nehmen beständig zu.

Dr. María Neira, die immer großes Entgegenkommen gezeigt hatte und mehr Zeit als erwartet aufbrachte, begleitete uns (die Delegation) bis nach draußen, obwohl sie schon auf dem nächsten Termin sein sollte. Sie erklärte, uns weiterhin zu Verfügung zu stehen.

Das Komitee der Betroffenen dankt Dr. Neira und ihrem Team für das Entgegenkommen und die Aufmerksamkeit angesichts der Bedeutung der Thematik.

EINIGE FOLGERUNGEN DES KOMITEES DER BETROFFENEN

  1. Die Regeln zur Neuanpassung des ICD wurden geändert. Früher konnten nur staatliche Gesundheits-Delegationen mitwirken. Heute ist alles offener, insbesondere die Möglichkeit über eine virtuelle Plattform an der Entwicklung des neuen Codes teilzunehmen, was von Vorteil sein könnte. Dank der „WHO Kampagne 2011“ können weltweit Arbeitsgruppen zur Mitarbeit eingerichtet werden, für beide Erkrankungen, koordiniert und mit einvernehmlichen Kriterien.
  2. Wir glauben, dass es genug wissenschaftliche Studien gibt, welche die Existenz von MCS und EHS belegen, so sollte es nicht allzu problematisch sein, einen allgemeingültigen ICD-Code zu bekommen, wie in andere Länder bereits haben. Wir müssen die wissenschaftlichen Informationen in eine der WHO-Methodik entsprechende Form bringen, um positiv evaluiert zu werden.
  3. Der vielleicht heikelste Aspekt ist die Tatsache, dass es sich bei MCS und EHS um multisystemische Erkrankungen handelt, die in unterschiedliche Bereiche der Klassifikation (medizinische Fachgebiete) eingeordnet werden können, obwohl man die große Bedeutung der neurologischen Symptome nicht vergessen sollte. Wir benötigen die Einführung eines neuen medizinischen Paradigmas, das einige Fragen bezüglich dieser um sich greifenden Erkrankungen einschließlich ihrer Einordnung in den ICD beantwortet.
  4. Die WHO weiß, dass diese Erkrankungen existieren.
  5. Das Auftreten dieser Erkrankungen hat innerhalb der WHO zu Kontroversen geführt, doch die Ankündigung von Änderungen in der Arbeitsmethodik, um den ICD für das Jahr 2015 zu entwickeln und die mögliche Mitarbeit in Arbeitsgruppen eröffnen neue Möglichkeiten für eine Anerkennung.
  6. Jedes Land kann diese Erkrankungen unabhängig von der WHO anerkennen in ihren ICD aufnehmen, da die Länder nach der WHO auf diesem Gebiet souverän sind.

Autor: ASQUIFYDE, 6. Juni 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Weitere CSN – Artikel zum Thema:

Tipps für Menschen mit MCS und für Gesundheitsbewusste

Umweltkontrolle, das Erfolgsgeheimnis

Als Eva Caballé immer kränker wurde und ihr Lebensraum bis auf die eigenen vier Wände zusammenschrumpfte, wurde ihr rasch bewusst, dass ohne grundlegende Umstellung aller Lebensgewohnheiten und des persönlichen Umfeldes keine gesundheitliche Stabilisierung zu erzielen ist. Eva leidet unter Chemikaliensensitivität (MCS). Verursacht wurde diese „Allergie auf fast alles“ durch Raumbeduftung, die an ihrem Arbeitsplatz in extremer Form eingesetzt wurde. Die junge Spanierin informierte sich über Internet und begann einige Zeit später damit, auf einer Webseite anderen Erkrankten Informationen zur Verfügung zu stellen. In Spanien ist das Wissen über MCS noch wesentlich geringer verbreitet als in Deutschland und deshalb erklärt sie auf ihrem „No Fun Blog“ Schritt für Schritt, wie man sein Umfeld so gestaltet, damit eine Stabilisierung eintreten kann. Eva’s Blog ist mittlerweile sehr gut frequentiert. Viele der Besucher haben weder MCS, noch sind sie krank, aber sie wollen es auch nicht werden und informieren sich deshalb auf No Fun, wie man sein Leben und sein Umfeld gesünder gestaltet, um gesund zu bleiben.

Umwelt-/Umgebungskontrolle: grundlegende Richtlinien und Ratschläge

Eva Caballé: In letzter Zeit gibt es einen Anstieg von neuen Fällen von Multiple Chemical Sensitivity (MCS). Viele Fälle gehen auf Personen zurück, die bereits vorher auf Fibromyalgie und / oder Chronisches Erschöpfungssyndrom positiv getestet wurden. Es gibt zwei Wege, MCS zu entwickeln: Zum einen durch massive punktuelle Vergiftung oder zum anderen durch Ansammlung der Gifte über Jahre, wie es bei mir der Fall gewesen ist, sowie die Möglichkeit, dass die am Chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS) und/oder Fibromyalgie (FMS) Erkrankten auch letztendlich MCS bekommen.

Daher denke ich, dass es sehr wichtig ist, dass Menschen, die „nur“ an FMS oder CFS leiden, oder mehr noch, die die an einer Hypersensibilität gegen gewisse chemische Produkte leiden, angemessene Maßnahmen der „Umweltkontrolle“ einleiten, um das Erkranken an MCS zu verhindern. MCS ist die zerstörerischste der drei Krankheiten, weil sie dich zu einer brutalen Abgrenzung von der Außenwelt zwingt.

Die Umweltkontrolle basiert darauf, dem sich Aussetzen von Giften und generell chemischen Substanzen aufs Höchste zu vermeiden. Es ist eine Art, auf unsere Gesundheit zu achten, ideal für Personen, die ein gesünderes Leben, das frei von Giftstoffen ist, führen möchten. Darüber hinaus ist die Umweltkontrolle nicht nur für euch alleine gut, sondern auch für die gesamte Familie, und in weiterentwickelten Ländern, wo es „Umweltmedizin“ gibt, wird es besonders für Personen mit Allergien und/oder Asthma, mit exzellenten Ergebnissen, empfohlen.

Im Weiteren biete ich euch einige allgemeine Richtlinien und Ratschläge, mit Informationen, die ich bereits vorher in diesem Blog veröffentlicht habe, an. Dieser Führer ist ebenfalls sehr hilfreich für vor kurzem an MCS erkrankte Menschen, um sich zu orientieren.

NAHRUNG

Biologische Produkte zu sich nehmen. Die Nahrung ist die Basis, und sollte es euch nicht möglich sein, biologisch erzeugte Produkte zu bekommen, müsst ihr die weiterverarbeiteten Nahrungsmittel mit Zusatzstoffen meiden, und die ursprünglichen, natürlichen und saisonalen Produkte erwerben. Sucht ihr nach ökologischer Nahrung mit detaillierter Aufschlüsselung für Allergiker, Unverträglichkeiten oder Zöliakie, dann bietet euch „Pure Nature“ eine weite Auswahl an Nahrungsmitteln sowie eine Spezialabteilung für Produkte u. a. ohne Gluten, Ei, Laktose oder Soja (mit detaillierter Übersicht der Inhaltsstoffe). Ebenso wichtig sind die Küchengeräte, die wir zum Kochen benutzen. Im Blog findet ihr Informationen über ungiftige Küchenutensilien. Schlussendlich kann es wichtig sein, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder auch Allergien zu erkennen, weil viele von uns weder Gluten noch Laktose vertragen. Zusammenfassend rate ich euch, biologisch gekochte Lebensmittel zu euch zu nehmen, mit Küchengegenständen, die frei von Giften sind, zu kochen und solche Nahrungsmittel, die ihr nicht vertragt, komplett auszuschließen.

GEFILTERTES WASSER

Gefiltertes Wasser aus dem Wasserhahn zum Trinken und Kochen verwenden. Niemals direkt Wasser aus dem Wasserhahn oder aus der Plastikflasche trinken. Das Beste aller Wasserfiltersysteme ist die Aktivkohle (im Blog findet ihr eine Analyse zur umgekehrten Osmose und Destillation. „Ein gesundes Haus“.) Ideal wäre es, einen Aktivkohlewasserfilter am Wasserhahn der Küche anzubringen (um zu kochen, zu trinken und Obst und Gemüse abzuwaschen), der übrigens gleichzeitig einen finanziellen Vorteil im Vergleich zum abgepackten Wasser mit sich bringt. Ich empfehle euch ebenfalls, einen Chlorfilter für die Dusche anzubringen, um den Chlorgehalt zu vermeiden, der sehr giftig und der Grund für viele Hautprobleme ist, wie Dermatitis (Ekzeme), darüber hinaus auch Atemprobleme, wie Allergien und Asthma hervorrufen kann. Im Blog „Ein gesundes Haus“ findet ihr ausführliche Informationen über Chlorfilter, Flaschen aus nicht oxidierendem Metall, um Wasser zu transportieren (anstatt Plastikflaschen zu benutzen) und die effektivsten Wasserfilter, da auch hier nicht alle gleich gut sind.

PERSÖNLICHE HYGIENE

Es handelt sich darum, die handelsüblichen Kosmetika, die giftig sind, zu vermeiden und sie durch Naturprodukte zu ersetzen, wo wir von Seifen und Shampoos über Cremes bis zu Makeup alles finden. Im Blog „Natürliche Kosmetik“ findet ihr alle Information zu diesem Thema. Vor allem rate ich euch von Parfüm, Cologne und „Luft-/Raumerfrischer“ ab (man könnte sie durch aromatische Kräuter ersetzen, wenn man wollte). Beachtet, dass in Kanada, wo die meisten Informationen und das größte Bewusstsein für dieses Thema herrschen, es in vielen Schulen und Krankenhäusern verboten ist, Parfüm und parfümierte Produkte zu verwenden. Als Deodorant empfehle ich euch ein Mineraldeodorant des Alaun und möchte die Frauen dazu ermutigen, ökologische Binden und Tampons zu nutzen, z. B. die von „Natracare“, Mooncup, sofern ihr sie vertragt, oder auch waschbare Binden aus organischer Baumwolle ohne Weißmacher oder Seide, die sich über Jahre halten, gut absorbieren und angenehm zur Haut sind. Im Blog findet ihr Information über ökologische Haarentfernung, Handtücher aus organischer Baumwolle, Präservative und ökologische Öle.

ÖKOLOGISCHE REINIGUNG

Im Blog „Ökologische Reinigung des Heimes und der Wäsche“ (Spanisch) findet ihre ausführlichen Informationen rund ums Saubermachen eures Hauses und zum Wäsche machen mit ökologischen Produkten, die nicht nur eure Gesundheit, sondern auch die Umwelt schonen. Ich empfehle euch eindringlich, ökologische Produkte ohne Duftstoffe zu verwenden, da die gewöhnlichen Produkte mit Düften, selbst die ökologischen, chemische Substanzen freisetzen, die in der Inhaltsstoffliste nicht aufgeführt sind, wie ihr in dieser „Studie der Universität Washington“ nachlesen könnt. Im folgenden Abschnitt [spanischer Link beim Kopieren nicht übernommen] könnt ihr alternative Reinigungsprodukte sehen.

KLEIDUNG

Vermeidet synthetische Kleidung. Benutzt Kleidung aus natürlichen Fasern (Baumwolle, Leinen, Wolle), am besten sind solche aus biologischem Anbau. Wenn möglich sollte es farblose Baumwolle oder solche, die ökologisch eingefärbt wurde sein. Benutzt die Kleidung so lange wie möglich. Je älter ein Kleidungsstück ist, desto weniger Giftstoffe enthält es. Es ist wichtig, dass unsere Heimtextilien so wenig Gifte wie möglich hat, insbesondere die Bettwäsche. Mehr Information über ökologische Kleidung, Schuhwerk und Haustextilien findet ihr im Blog.

HEIMAUSSTATTUNG

Solltet ihr die Möbel oder Matratzen austauschen, empfehle ich euch ökologische Materialien, die nicht chemisch behandelt wurden. Müsst ihr Malerarbeiten durchführen, benutzt ökologische Farbe, die nicht VOC (fliegende organische Verbindungen) freisetzen, sie sind auch nicht teurer und das Ergebnis ist das gleiche, im Vergleich zu konventioneller Farbe. Nicht alle ökologischen Farben sind gleich gut und mehr Information findet ihr im Blog „ein gesundes Haus“.

Luftreiniger

Es ist ideal, einen Luftreiniger im Haus zu haben, um die Gifte aus der Luft, die wir einatmen, zu reinigen, besonders wenn wir Allergien oder Asthma haben. Obwohl es sich versteht, dass dies weit komplizierter ist, durch den hohen Anschaffungspreis, gibt es doch Luftreiniger für bis zu 20 m², die effizient und ökonomisch und zudem leise sind (mehr Information über Luftreiniger im Blog). Im Blog findet ihr Information über geruchsneutralisierende Produkte und Luftentfeuchter, um die Luft sauber und mit dem optimalen Grad an Luftfeuchtigkeit zu halten.

ELEKTROMAGNETISCHE VERSCHMUTZUNG

Es ist ebenfalls wichtig, die elektromagnetische Strahlung unseres Umfeld so gering wie möglich zu halten. Dafür gibt es eine weite Angebotspalette auf dem Markt, die ihr im Blog unter „Ratschläge und Produkte, um unsere Strahlenexposition durch elektromagnetische Felder zu verringern“ (Spanisch) findet. Zunächst gilt es jedoch, die einfachen Ratschläge des Blogs diesbezüglich zu beherzigen.

ATEMSCHUTZMASKE

Obwohl es euch nicht als notwendig erscheint, da ihr nicht an MCS erkrankt seid, empfehle ich euch trotzdem eine Maske mit Aktivkohlefilter zu kaufen und diese für hohe chemische Belastungen oder Notfälle aufzubewahren. Die Atemschutzmaske „9926“ der Marke „3M“ oder das wesentlich preiswertere gleichwertige Modell können euch nützlich sein. Eine weitere Möglichkeit, die weniger Widerstandsfähigkeitsprobleme besitzt, ist eine Atemschutzmaske aus Baumwolle mit Aktivkohlefilter, mit Nachfülloption, sobald er aufgebraucht sein sollte (ca. alle 1 – 6 Monate, je nach Gebrauch).

MEDIKAMENTE

Zum Schluss empfehle ich euch, dass ihr zur Behandlung von CSF und FM beobachtet, wie gut ihr die Medikamente vertragt, da uns oft genug Medikamente noch weiter vergiften. Zieht natürlichere Möglichkeiten in Erwägung, immer wenn es machbar scheint. Manche unserer Symptome gehen einher mit den Nebenwirkungen der Medikamente oder mit Vitamin-/Mineralienmangel, die einige Spezialisten übersehen. Mehr Information über Ergänzungsstoffe und wo man sie bekommt finden sich in „Nahrungsergänzungsmittel: Aminosäuren (Proteine), grundlegende Fettsäuren, natürliche Enzyme, Mineralien und Vitamine“.

Ich verstehe, dass nicht die gesamte Welt diese ganzen Veränderungen machen kann, weil einige mit hohen finanziellen Ausgaben verbunden sind. Das Wichtige ist jedoch, dass sich die Mentalität ändert und zu wissen, was uns schädigt, da es uns allen zum Beispiel möglich ist, auf Parfüms und Lufterfrischer zu verzichten, und unsere Häuser mit Wasser, Essig, Zitronen und Natron zu reinigen. Darüber hinaus helfen diese Maßnahmen vielen an CFS und FM Erkrankten ihren Zustand zu verbessern, weil Migräne und die Schmerzen verringert werden, und die Umweltkontrolle sich als effektiver erweist, als so manche traditionelle Medizin. Gleichzeitig ist so eine Lebensweise sehr vorteilhaft für Allergiker und Asthmatiker, da die asthmatischen Anfälle nachlassen.

Ich ermutige euch, dass ihr eure Symptome genau beobachtet und kritisch mit dem umgeht, was euch die Ärzte sagen, weil niemand besser seinen Körper und dessen Reaktionen kennt, als ihr selbst, und wenn ihr merkt, dass euch Parfüms oder Weichspüler für die Wäsche stören, ist dies ein Alarmzeichen, das euch euer Körper gibt, dem ihr Rechnung tragen müsst. Als Betroffene, die unter MCS leiden, denke ich, dass es wichtig ist, diese Nachricht zu verbreiten und eure Umgebung darüber aufzuklären, um weiteren Menschen ein Leben hinter einer Maske zu ersparen.

Im Video (aufgenommen für die Sendung „Terra Verde“ (grüne Erde) des Fernsehkanals „La 2“ vom 27.3.2010 – den Giftstoffen im Heim gewidmet) könnt ihr die Veränderungen, die wir in unserem Haus vorgenommen haben, um uns an die MCS anzupassen und die Gifte in unserem Heim zu vermeiden.

http://www.youtube.com/watch?v=KvJ7AfQA6wg&feature=player_embedded

Autor: Eva Caballé, No Fun Blog, CONTROL AMBIENTAL: PAUTAS BÁSICAS Y CONSEJOS, Nov. 2010

Übersetzung: Anita R. für CSN

Vielen Dank an Clarissa für das Ermöglichen dieser Übersetzung!

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Who schafft virtuelle Plattform für transparente Überarbeitung des ICD

Treffen mit Vertretern der WHO: In ein paar Jahren könnten MCS und EHS einheitlich in die internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD) aufgenommen werden

Madrid, 18. Mai 2011. Das nationale Komitee für die Anerkennung von Multipler Chemikalien Sensitivität (MCS) und Elektrohypersensitivität (EHS) hat am 13. Mai 2011 Dr. Maria Neira, Direktorin Öffentliches Gesundheitswesen und Umwelt der WHO, und weitere Vertreter der WHO getroffen. Während des Treffens bestätigten die für den ICD Verantwortlichen, dass es eine kontroverse Anschauungsweise für den Erweiterungsprozess der Klassifikation gibt. Dr. Neira und ihr Team erklärten dies am Beispiel des ICD 10. Die nationale Delegation vom Gesundheitsministerium sei die einzige gewesen, welche sich für die Revision der Klassifikation eingesetzt hätte.

Aber jetzt kann sich auch die Öffentlichkeit dazu äußern und jedermann kann sich aktiv beteiligen und wissenschaftlich belegte Studien einreichen um die neuen Klassifizierungen für die Krankheiten des ICD11 voranzubringen, welche im 2015 erscheinen werden. Die Verantwortlichen der WHO kündigten ebenfalls an, dass der erste Entwurf des ICD 11 am Montag, 17. Mai erscheinen wird.

Die WHO erstellte eine virtuelle Plattform um Wissenschaftler und NGOs (nichtstaatliche Organisationen) in die Revision des ICD11 mit einzubeziehen und man geht davon aus, dass dies eine durchweg transparente Überarbeitung des Prozesses garantieren wird.

Dieses neue Entgegenkommen der WHO wurde durch das nationale Komitee für die Anerkennung von MCS und EHS begrüsst.

Um diese beiden Umweltkrankheiten in die neue Klassifikation aufzunehmen, haben die Verantwortlichen der WHO darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, klare Beweise über diese Krankheiten vorzulegen: Krankheitsursache, Pathophysiologie, Diagnosetests, etc.

Jaume Cortés, Jurist der Organisation Colectivo Ronda, legte dem Komitee Beweise von über 200 MCS und EHS Patienten vor, welche durch ein gerichtliches Urteil eine Entschädigung erhalten haben.

Dr. Julian Marquez, Neurophysiologe mit umfangreicher Erfahrung auf diesem Gebiet, präsentierte wissenschaftliche Studien über MCS und EHS, welche in den letzten Jahren veröffentlicht wurden.

Das Komitee bestätigte zum Schluss, dass es aktiv auf dieser von der WHO erstellten Plattform teilnehmen will, um die Aufnahme von EHS und MCS in den ICD Code durchzubringen, und sie wiesen darauf hin, dass MCS in Deutschland, Österreich, Luxemburg und Japan bereits unter dem ICD 10 anerkannt ist.

Kontakt für weitere Informationen:

Sonia Ortiga,  e-mail: environmentalhealthcampaign @ gmail.com und Telefon 0034 645803417.

Englischer Text von Sonia Ortiga

Übersetzung: Heidi Streminger für MCS-SOS, www.mcs-sos.ch

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Bonbon gleichzeitig Parfum, gesundheitliches Risiko inklusive

Erstes essbares Parfum verbreitet Rosenduft

Als Sensation und „Innovation der Woche“ preisen international Zeitungen ein Bonbon an, das ein Parfum überflüssig macht. Das Bonbon einer bulgarischen Firma enthält unverdauliche Duftstoffe, die nach dem Verzehr über die Haut freigesetzt werden. Die Werbung für das Bonbon verspricht, dass man nach dem Lutschen des Bonbons nach Rosenduft riecht. Der Hersteller hat noch ein weiteres Verkaufsargument parat, der „Rosenduft“ den das Bonbon verströmt, wehrt gleichzeitig Mücken ab. Erzeugt wird dieser „Rosenduft“ durch Geraniol, ein natürlicher Duftstoff der als Allergen bekannt ist.

Werbegag mit Allergieeffekt?

Das zuckerfreie Alpi „Deo Perfume Candy“ mag für die Medien ein netter Gag sein, für Bonbonliebhaber kann die als „Wunderwerk“ der Bonbonindustrie angepriesene Süßigkeit jedoch unangenehme Folgen haben. Warum? Der zugesetzte Duftstoff, der dafür sorgen soll, dass der Körper „Rosenduft“ verströmt und ein Deo unnötig macht, ist als reizende Chemikalie gelistet und als Kontaktallergen bekannt. In der Liste der Duftstoffallergene ist Geraniol ganz oben zu finden. Bei Personen, die unter einer Duftstoffallergie auf Geraniol leiden, kann der Genuss eines solchen „Deo Perfume Candy“ gesundheitliche Folgen haben.

Nicht jeder weiß dass er Allergien hat und auf was

Allergien auf Duftstoffe sind in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet. Duftstoffe gehören gleich nach Nickel zu den Allergenen, auf die Allergiker am Häufigsten reagieren. Mancher mag sich auf der sicheren Seite wägen, wenn er eine natürliche Duftstoffe verwendet, dass ist ein Irrglaube, denn ätherische Öle gehören auch und insbesondere zu den Allergieauslösern. Bis eine solche Allergie auf einen bestimmten Duftstoff vom Arzt diagnostiziert wird, vergehen jedoch bei den meisten Allergikern Jahre und bei so Manchem bleibt der Auslöser gänzlich unerkannt. Ein weiteres Problem: Zumeist werden nur Reaktionen der Haut auf eine bestimmte Substanz, wie beispielsweise Geraniol, getestet. Doch nicht jeder reagiert nur über die Haut. Vielfältige weitere Reaktionen sind möglich und differieren von Person zu Person.

Ein Bonbon das gleichzeitig Insekten abwehrt?

Durch Lutschen eines Bonbons gleichzeitig lästige Stechmücken abwehren? Kein leeres Werbeversprechen, denn durch den Inhaltsstoff „Geraniol“ ist dies durchaus möglich. In der Gefahrstoffdatenbank ist diese Chemikalie gemäß Europäischer Regelung folgendermaßen aufgeführt:

Auszug:

02.012 / 106-24-1 / Geraniol

Stoffeigenschaften: Gefahrsymbol Xi Reizend

R36/37/38

Reizt die Augen, Atmungsorgane und die Haut

S-Sätze 24/25

S24/25 Berührung mit den Augen und der Haut vermeiden

Produktart 18: Insektizide, Akarizide und Produkte gegen andere Arthropoden (Bekämpfungsmittel gegen Arthropoden (z. B. Insekten, Spinnentiere und Schalentiere))

3. Flüssige Stoffe, die als gefährlich gelten.

In wieweit ein Bonbon, das insektenabwehrende Eigenschaften verspricht, als Medikament zugelassen sein müsste, wäre von den zuständigen Zulassungs- behörden zu prüfen.

Beipackzettel über Risiken und Nebenwirkungen für Bonbons?

Auf Kosmetikverpackungen muss der Duftstoff „Geraniol“ seit einiger Zeit aufgeführt werden. Ob Gleiches für Bonbons gilt, die durch Geraniol erzeugten, gefakten „Rosen- duft“ verströmen? Über die Mundschleimhaut wird der Wirkstoff Geraniol sehr gut aufgenommen und gleichzeitig verschluckt. Ein Warnhinweis über mögliche Neben- wirkungen bei Verzehr, Warnhinweise für Allergiker wären daher angemessen, wenn das Produkt auf den deutschen Markt kommt und für Kinder sollte wegen des Gesundheitsrisikos vom Verzehr besser ganz abgeraten werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 19. Mai 2011

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Strafverfahren wegen Abrechnungsbetrug gegen Dr. Binz eingestellt

Trierer Nervenarzt willigt in Vergleich ein

Das Trierer Landgericht hat das Verfahren gegen Dr. Peter Binz eingestellt. Einzige Auflage, der Nervenarzt muss 10 000€ an die Staatskasse zahlen. Der von der Kassenärztliche Vereinigung Trier vorgebrachte Verdacht des Abrechnungsbetruges konnte nicht erhärtet werden. Es habe kein Vorsatz oder grob fahrlässiges Handeln vorgelegen, diese Erkenntnis teilte das Gericht in einer mündlichen Verhandlung am 6. April mit. Die Zahlung von 10 000€ sei als anteilige Bearbeitungsgebühr zu verstehen, ließ die Frau des Angeschuldigten wissen, nicht als Schuldeingeständnis. Mit der Annahme des vom Gericht vorgeschlagenen Vergleichs, konnte für den 70-jährigen Nervenarzt nicht zuletzt ein weiteres jahrelanges Gerichtsverfahren, mit über 60 veranschlagten Prozesstagen, abgewendet werden.

Grabenkrieg gegen mutigen Arzt beendet

Das Ermittlungsverfahren gegen den Trierer Arzt zog sich über sechs Jahre hin. Dr. Binz, der immer wieder seine Unschuld beteuerte, gab nicht auf und ließ von Abrechnungsexperten alle angeschuldigten Vorgänge überprüfen. Für ihn war die Anschuldigung der KV Trier, er habe in 2800 Fällen betrogen, nicht nur gegenstandslos, er sah sie vielmehr als Fortführung eines seit vielen Jahren andauernden Grabenkriegs gegen ihn. Der KV Trier und der Trierer Ärztekammer war Dr.Binz vor allem wegen seines unermüdlichen und furchtlosen Einsatzes für Arbeiter, die durch Chemikalien an ihrem Arbeitsplatz erkrankten, ein heftiger Dorn im Auge. Immer wieder hatten KV und Ärztekammer Angriffe gestartet, was nicht zuletzt zum Leid der Erkrankten mit beitrug. Dr.Binz ließ sich nicht beirren und stellte sich weiter vor seine Patienten, die meist so krank waren, dass sie sich nicht selbst verteidigen konnten. Über 600 seiner Patienten wurden für sie teils strapaziöser Verhören unterzogen, um Beweise gegen den Arzt zu sammeln.

Rechtsanwalt überzeugt von der Unschuld seines Mandanten

Gegenüber der Trierer Zeitung 16vor erklärte Rechtsanwalt Hülsmann, dass man das Verfahren hätte durchziehen können und dass er überzeugt sei, dass Dr. Binz freigesprochen worden wäre. Der Rechtsanwalt von Dr. Binz teilte mit, dass der nun geschlossene Vergleich die beste Lösung gewesen sei, da sich das Verfahren noch über viele Jahre hingezogen hätte und darunter auch die Praxis von Dr. Binz gelitten hätte, weil die Prozesstage während der Praxiszeit gewesen wären. Auch das Alter von Dr. Binz und dessen angeschlagener Gesundheitszustand habe bei der letztendlichen Entscheidung eine Rolle gespielt. Keinesfalls sei der Vergleich jedoch als Schuldeingeständnis zu sehen, das wurde auch vom Gericht bestätigt. Die Staatsanwaltschaft hatte im Juni 2010 bereits auf Einstellung des Verfahrens plädiert. Dr.Binz war im vergangenen Jahr zu einem Vergleich noch nicht bereit gewesen, weil er die Annahme vertrat, dass dies als Schuldeingeständnis seinerseits angesehen würde.

Verfahren beendet, finale Niederlage für die KV

Die 234-seitige Anklageschrift gegen Dr. Binz wegen Abrechnungsbetrugs ist nun geschlossen. Der Arzt hat von den 184 000 €, die er bereits vorab zahlen musste, bereits 100 000 € von der KV Trier zurückerhalten. Ein weiterer Bescheid, durch den Dr. Binz hätte 67 000€ zahlen müssen, wurde durch die Einstellung ebenfalls hinfällig.

Für die KV Trier ist der Prozessausgang als finale Niederlange in ihrem erbitterten Kampf gegen den ihr unliebsamen Arzt zu werten. Selbst als sich schon abgezeichnet hatte, dass Dr.Binz kein grob vorsätzliches oder grob fahrlässiges Handeln beim Abrechnen von Leistungen nachzuweisen war, hat man weiter auf Vernichtung des Standeskollegen gesetzt.

Ein Arzt mit Rückgrat

Den Nervenkrieg, den Dr. Binz und seine Frau in den vergangenen Jahrzehnten und insbesondere in den letzten sechs Jahren durchlebten, kann kaum jemand nachempfinden. Es zeugt von großer menschlicher Stärke, dass Dr. Binz und seine Frau nie an Aufgeben dachten. Beide waren vielmehr in erster Linie stets in Sorge um die Patienten, zu deren Nachteil Patientenakten über Jahre beschlagnahmt blieben und die man belastenden Verhören unterzog.

Beim Verhör der CSN-Präsidentin im Rahmen der Ermittlungen gegen Dr. Binz, meinte ein hinzukommender Kommissar: „Ach nein, gegen den Binz wird wegen Abrechnungsbetrug ermittelt, ausgerechnet gegen diesen Arzt?! Versuchen die es jetzt auf diese Tour? Ich habe Dr. Binz im Rahmen einer Strafanzeige vor Jahren aufgesucht. Ich wollte damals einfach wissen, was ist das für ein Mensch, der sich nicht duckt vor einem mächtigen Großkonzern, dem seine Mitarbeiter egal sind. Dr. Binz ist ein ehrlicher Mann, ich bin froh, ihn kennengelernt zu haben. Von seiner Sorte bräuchten wir mehr Ärzte, dann würde manches anders aussehen. Wenn der betrogen hat, fress ich einen Besen“.

Der „Besen“ muss nicht „gefressen“ werden und wer die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Bezug auf Gesundheitsschäden durch Gifte am Arbeitsplatz in den letzten Jahren verfolgte, sieht das bestätigt, wofür der Trierer Arzt seit Jahrzehnten mit vollem Einsatz eintrat.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 18. Mai 2011

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Feuerlöscher – Bitte löschen – aber ohne Gift

Aufbrauchfrist für umweltschädliche Feuerlöschschäume endet im Juni 2011

Am 27. Juni 2011 endet die Aufbrauchfrist für PFOS-haltige Feuerlöschschäume. PFOS – Perfluoroktansulfonsäure – ist eine extrem langlebige Chemikalie. Diese Säure reichert sich in Lebewesen an und ist giftig. Jahrelang wurde PFOS in Feuerlöschschäumen eingesetzt und so direkt in die Umwelt eingetragen. Die Chemikalie lässt sich in allen Lebensräumen nachweisen, sogar in entlegenen Gebieten wie der Arktis und in den dort lebenden Tieren. „Besonders besorgniserregend ist die Langlebigkeit der PFOS in menschlichem Blut und der Muttermilch“, sagt UBA-Präsident Jochen Flasbarth. Feuerwehren, Chemieunternehmen und Flughäfen sollten die Lagerbestände jetzt fachgerecht entsorgen, am besten in Abstimmung mit den zuständigen Umweltbehörden. Auch die neuen PFOS-freien Löschschäume sind umweltverträglich einzusetzen.

Ab dem 28.Juni 2011 verbietet die EU die Verwendung von PFOS in Feuerlöschmitteln. Damit endet die Übergangsfrist des seit 2006 in der EU geltenden Verbotes. Zwischenzeitlich haben die Vertragsstaaten des Stockholmer Übereinkommens zu besonders langlebigen Stoffen PFOS auf die Liste der POPs – Persistent Organic Pollutants – aufgenommen und damit den weltweiten Ausstieg eingeläutet.

Chemisch gehört PFOS zur Gruppe der per- und polyfluorierten Chemikalien, kurz PFC. Wegen ihrer hohen Stabilität und ihren einzigartigen Eigenschaften – zugleich wasser- und fettabweisend – werden PFC vielfältig eingesetzt, zum Beispiel in der Papier-, Leder- und Textilindustrie, und eben auch in Feuerlöschschäumen. PFC können auch das Grund- und Trinkwasser verunreinigen. Sie verbreiten sich durch den Boden, die Gewässer und die Luft und können von Pflanzen und Tieren aufgenommen werden. Besonders besorgniserregend ist, dass PFC inzwischen weltweit zu finden sind. Die höchsten Werte lassen sich in Lebewesen der Arktis messen, vor allem in Eisbären.

Infolge des Verbotes von PFOS sind nun eine Reihe neuer Löschschäume am Markt. Schäume, die kein PFOS enthalten, können stattdessen andere PFC enthalten. Auch diese Austauschstoffe sind entweder nicht abbaubar oder werden zu stabilen PFC abgebaut. Deshalb sind sie aus UBA-Sicht ähnlich besorgniserregend. Das UBA rät, PFC-haltige Feuerlöschschäume nur zum Löschen brennender Flüssigkeiten in Tankanlagen zu verwenden und diese mit Einrichtungen auszustatten, die das Löschwasser auffangen. Nur dann lassen sich die Löschmittel möglichst umweltschonend entsorgen. Bei Übungen rät das UBA, auf PFC-haltige Löschmittel zu verzichten.

Weitere wichtige Informationen zu PFC-haltigen Löschmittel

Den Ratgeber „Fluorhaltige Schaumlöschmittel umweltschonend verwenden“ können Sie herunterladen oder kostenlos bestellen.

Autor: UBA, Bitte löschen – aber ohne Gift, Dessau-Roßlau, 05.05.2011

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Integration mit MCS an der Schule möglich

„Es läuft alles rund“ (Ausspruch einer Mutter)

Im Juni 2010 berichtete Tohwanga über ihren erfolgreichen Versuch, für ihren an MCS und CFS-erkrankten Sohn eine Integration an der Grundschule zu ermöglichen. Nach fast einem Jahr kann sie sagen, es ist tatsächlich geglückt, und Tohwanga möchte anderen Eltern mit chemikaliensensiblen Kindern Mut machen, bei der Schule und den Eltern der Mitschüler um Unterstützung zur Integration ihres eigenen Kindes zu bitten.

Integration eines Schülers mit MCS und CFS

Tohwanga berichtet:

Im Mai 2010 hatte ich dazu einen Elternabend initiiert und um eine schadstoffarme 1. Klasse gebeten. Ich erhielt 100%tige Unterstützung von der Schulleitung und möchte an dieser Stelle nochmals meinen Dank dem Schulleiter aussprechen. Lehrer, Eltern, Klassenkameraden, ja sogar Großeltern haben sich zur Aufnahme meines Kindes entschlossen und wirken tatkräftig mit, die Klasse schadstoffarm, Weichspüler- und Parfümfrei zu gestalten.

Mein Sohn besucht nun seit August 2010 diese Schule mit großem Erfolg. Er hat Schulfreunde gefunden und kann am Unterrichtsgeschehen teilnehmen. Natürlich ist der neue Lebensabschnitt Schulpflicht für uns sehr, sehr anstrengend, trotz häufiger Fehlzeiten und Zuspätkommen, extremer Müdigkeit und eigentlich nur Leben für die Schule ist mein Sohn ein guter Schüler und das Lernen fällt ihm leicht. Schwierig und sehr Kräfte zehrend ist die tägliche Präsenz, das morgendliche Aufstehen, trotz schmerzender Glieder, trotz nächtlichem Asthmaanfall und/oder heftigste Nasenbluten und das Kräfteeinteilen für den ganzen Tag. Es muss ja noch Motivation für die Hausaufgaben und für die wenigen sozialen Kontakte am Nachmittag verbleiben. Mein kleiner Sohn meistert diese Aufgabe schon recht gut. Während ich, schon sehr beeinträchtigt durch meine Umwelterkrankungen, oft nicht weiß, woher ich noch die Kraft für den nächsten Schultag nehme.

So leben wir von Tag zu Tag, Wochenende zu Wochenende und von Ferien zu Ferien. Ganz besonders freuen wir uns auf die Sommerferien, denn die kurzen 2-Wochen-Ferien reichten nicht aus, um aus der tiefen Erschöpfung heraus zu kommen.

Es ist ein Geschenk, welches uns Eltern und Lehrer geben. Noch ein seltenes, aber ich bin mir sicher, dass auch andere Schulen in Zukunft eine Integration von MCS-erkrankten Kindern ermöglichen werden. Schadstoffarme Schulen sind für alle Kinder wichtig. Dies kann die Politik nicht mehr verdrängen.

Bei dem allgemeinen Elternabend im laufenden Schuljahr, im September 2010, habe ich etwas Redezeit bekommen, um mich für die einmalige Integration und Toleranz der Eltern und Angehörigen bedanken zu können.

Liebe Eltern,

ich möchte Ihnen auf diesem Wege meinen Dank aussprechen. Sie ermöglichen meinem Kind Integration und die Chance möglichst unbeschadet eine Schule aufsuchen zu können.

Für Ihr Verständnis, Ihr Entgegenkommen und Ihre gewonnene Besonnenheit im Umgang mit den gesundheitsschädigenden Duftstoffen, danke ich Ihnen sehr.

Zwei Fragen interessierten mich. Und so hatte ich einen kleinen Zettel vorbereitet, den ich verteilen durfte. Die Resonanz war positiv und postwendend haben sich alle 11 anwesenden Elternteile zum sofortigen Ausfüllen bereit erklärt. Insgesamt sind es 14 Kinder in der Klasse.

Wie war für Sie die Umstellung auf einen duftstofffreien Schulalltag?

Schwer: 2

  • mein Kind reagiert auf Polycarboxylate, wir können kein „Dalli med“ nehmen und mussten wieder auf „Weißer Riese“ zurückgreifen

Kein Problem, wir lebten schon duftstofffrei: 8

  • wir lebten schon weitestgehend duftstofffrei
  • wir lebten schon duftstoffarm
  • wir lebten schon ohne Weichspüler
  • kein Problem
  • wir lebten schon zum Teil duftstofffrei

Wollten wir schon immer und hatten jetzt Anlass dazu: 1

Wir machen da nicht mit: 0

Und als zweite Frage würde mich sehr interessieren, ob Sie einen intensiveren Geruchssinn zurück gewinnen konnten. Im Allgemeinen werden Gerüche nach einiger Zeit schwächer, weil die Rezeptoren, die sie aufgenommen haben, vorübergehend unempfindlich werden. Gerade Parfüms legen ganze Riechzellareale lahm.

Stellen Sie und Ihre Familie fest, dass Sie Umgebungsgerüche und auch Parfüms (wieder) besser wahrnehmen?

Ja: 2

Nein: 9

  • ich war schon vorher sehr sensibel
  • ich habe schon immer gut gerochen

99% der Eltern machen mit, wobei für 81% die Umstellung auf eine Weichspüler- und Parfümfreie Schulform kein Problem darstellte.

Der Wille und die Bereitschaft zum umweltbewussten Handeln sind da, die Menschen müssen nur das richtige Werkzeug in die Hand bekommen um Handeln zu können. Der Markt an duftstofffreien Produkten existiert und wird täglich größer. Die Werbung für den duftstofffreien Markt bringt Erfolg.

Mein Fazit kann ich mit dem wundervollen Ausspruch einer Mutter beschließen: „Es läuft alles rund“

Mit Aufklärung kommen wir weiter – Schweigen ist kontraproduktiv

Die Bevölkerung ist sensibilisiert, Dank der vielen Umweltkatastrophen, Nahrungs- mittelskandale, Impfschäden, etc. und dem schrecklichen Atomkraftunfall in Japan. Der Aufklärungsmonat Mai ist für uns ein ganz wichtiges Instrument. Macht alle mit. Die Erfolge sind da.

Autor:

Tohwanga für CSN – Chemical Sensitivity Network, MCS Aufklärungsmonat Mai 2011

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