RTL-Drehtag für einen TV Bericht über MCS, angeregt durch die Kurzgeschichte „Maske auf!“

Innerhalb relativ kurzer Zeit drehte RTL zwei Filmbeiträge über das Thema Chemikalien-Sensitivität (MCS). Der erstere mit Stern-TV, mit der Tierärztin Coretta Danzer, der zweite mit Manuela Schmalz und ihren Mann Gerhard Becker.

Professionelle Vorbereitung und viel Verständnis

Auch hier zeigte sich wieder die professionelle Vorbereitung von RTL auf dieses Thema, diesmal mit der Redakteurin der Sendung „Explosiv“, Sandra Lange und ihrem Kamerateam. Das Team gab sich alle Mühe, duftfrei bei uns zu erscheinen, was auch im Wesentlichen gelang. Einzig ein schwacher Vanilleduft war zu vernehmen – von einem Makup – wie sich herausstellte. Auch war etwas Rasierwasser zu riechen. Das stellt aber keine Kritik unsererseits dar, zeigt es doch, wie schwer es für gesunde Menschen ist, abrupt Duftfreiheit zu erlangen. Jeder MCS-Kranke weiß, wie hartnäckig künstliche Duftmoleküle in Gewebe verbleiben und dass Kleidung oft erst nach mehreren Waschgängen duftfrei wird, wenn überhaupt. Dem Bemühen des RTL-Team gebührt jedenfalls Anerkennung und Dank! Die sehr gute Vorbereitung zeigte sich auch während der Vorgespräche mit Sandra Lange über das Thema MSC. Den Betroffenen in Deutschland ginge es sicher um 50% besser, wenn sich die Ärzte und verantwortliche Behörden in Deutschland nur halb so gut und gründlich über MCS informieren würden wie das RTL-Team, obwohl es ja „nur“ um einen Fünf-Minuten-Beitrag kurz nach den Nachrichten ging.

Filmteam zeigt mehr Verständnis für MCS als viele Ärzte

Wie wichtig es für das RTL-Team war, dass es Manuela möglichst gut während der Drehzeit ging, zeigte sich auch noch an einem anderen Aspekt: Da das Team wusste, dass die starken Scheinwerfer riechen werden, wollten sie den Glaskasten aus der Sendung Stern-TV verwenden, in dem Coretta Danzer während des Interview saß. Dieser stand aber nicht mehr zur Verfügung, weil er defekt war. Sandra Lange brachte vom fernen Köln aus das Kunststück fertig und machte die Großhandelsfirma „Bäderlandschaften“ von Herrn Oertel aus Naumburg ausfindig, die über eine große Ausstellungsfläche verfügte. Herr Oertel stellt schon über einen langen Zeitraum Duschkabinen aus, so dass sie bereits ausgegast waren. Zwischenbemerkung: Auch diesen wichtigen Aspekt kannte Sandra Lange. Ganz im Gegensatz zu den Ärzten, die es MCS-Kranken zumuten, sich in Wartezimmer und Arztpraxen zu begeben, in denen es von unzähligen Duftstoffen wimmelt. Es heißt dann immer, dass diese Krankheit noch zu unbekannt und nur schwer zu begreifen sei, was die Anforderungen betrifft. Warum können es dann junge Journalisten, die keine Mediziner sind, innerhalb von wenigen Tagen?

Nette Hilfe

Manuela suchte sich eine Duschkabine aus, die einen vollwertigen Ersatz für den Plexiglaskasten hergab. Deshalb wurde sie vom Nachrichtensprecher der RTL-Nachrichten als die Frau angekündigt, die nur aus einer Duschkabine heraus sprechen wollte. An dieser Stelle sei Herrn Oertel und seiner Frau herzlichst gedankt, die überaus entgegenkommend, freundlich und verständnisvoll waren.

Keine Mühe war zu groß

Aber nicht nur die Vorbereitung war enorm, ebenso das Arbeitspensum am Drehtag. Immerhin dauerte der Drehtag von ca. 10.30 bis 17.30 Uhr, mit nur relativ kurzen Unterbrechungen. Noch dazu sei bemerkt, es wurde immerhin an fünf Drehorten gedreht.

Fünf Drehorte

  1. In unserer neuen Wohnung (Szene, wo Manuela das RTL-Team riechend prüfte und wo sie beim Kochen des Essens gezeigt wurde, des Weiteren ein mit Alufolie beklebter Vorratsraum, weil dieser sich nicht anders von Duftstoffen befreien ließ, und von einem Zimmer, dass mit Alu-Kraftpapier ausgelegt war).
  2. In unserer alten Wohnung, die wir noch nicht völlig leer geräumt haben.
  3. Im Stadtzentrum, dort wurde die Szene gedreht, wo Gerhard Manuela signalisierte, wann sie die Maske auf und wann abzusetzen hatte. Die Dreharbeiten für diese Szene zogen sich länger hin, wie gedacht. Gerade an diesem Tag herrschte sehr windiges Wetter, so dass wir Mühe hatten, in Situationen zu geraten, wo Gerhard solche Warnungen aussprechen musste. Erst in einer windgeschützten Straße ergab sich öfters diese Notwendigkeit, hauptsächlich durch Rauchgase, Zigarettenqualm und Parfüm. Für die Glaubwürdigkeit dieser Szene war das sehr wichtig. Sandra Lange ließ nicht eher locker, bis sich so eine Situation tatsächlich ergab.
  4. Im Bioladen „Die Käseecke“, wo wir immer unsere Bionahrung für Manuela kaufen.
  5. Schließlich und endlich das Interview aus der Duschkabine heraus. Es dauerte sicher eine Stunde.

Es kam durch die fleißige Arbeit des RTL-Teams und dem engagierten Mitwirken von Manuela ein sehr umfangreiches und aussagekräftiges Filmmaterial zusammen. Sandra Lange musste an einem Tag das gesamte Material sichten, zu dem Filmbeitrag zusammenschneiden und betexten. Sie dürfte die Qual der Wahl gehabt haben. Manuela wurde vom Filmteam sehr gelobt für ihr natürliches, lockeres, aus sich herausgehende Auftreten und gutem Sprechen, was man selten finde würde. Schade, dass es nicht die Möglichkeit gibt, das gesamte Interview in irgendeiner Form zu veröffentlichen.

Sendetermin

Schade, dass wir den Sendetermin selbst erst so spät erfuhren. Explosiv ist eine tagesaktuelle Sendung, deren konkrete Zusammenstellung sich erst kurz vor dem Sendetermin ergibt. Da Manuela schon in Magdeburg war, Gerhard auf Arbeit, zu allem Überdruss sein Webpocket defekt, mit dem er Silvia Müller hätte informieren können und sie zu dem Zeitpunkt der Bekanntmachung schon „Dienstschluss“ hatte (soll heißen, telefonisch nicht mehr erreichbar war), gestaltete sich eine Information überaus schwierig. Wer den Sendetermin verpasste, wird hoffentlich die Sendung noch online sehen können.

Riesenaufwand für „nur“ fünf Minuten

Es war für uns erstaunlich, wie viel Arbeit, Geduld, Vorbereitung und Fachwissen nötig ist, um am Ende einen nur wenigen Minuten andauernden Filmbeitrag sehen zu können. Wenn man bedenkt, wie viel „Material“ während eines Tages über einen Sender abgespult wird, dann kann man erahnen, welches enorme Arbeitspensum dahinter steckt. Der Zuschauer dürfte es nicht ansatzweise vom Fernsehsessel aus vermuten können. Es bleibt zu hoffen, dass der Zuschauer trotz der Informations-Tagesflut der Medien etwas von diesem Beitrag behalten hat, der bezüglich der Länge eines Tages nur ein paar Mal Augenblinzeln entsprach, für Manuela aber ein ganzer anstrengender Tag war.

„Die Frau aus der Duschkabine“ – vielleicht wird Manuela dadurch in Erinnerung bleiben. Doch statt „bekannt“ oder „berühmt“ zu werden, ist ihr ihre Gesundheit tausendmal wichtiger.

Hürden im Alltag oder wie versetzt man Berge?

Bleibt zu fragen, wie es Manuela nach dem Drehtag erging. Erfreulicherweise gut. Der Drehtag hatte keine „Spätfolgen“. Dafür aber das an den nächsten Tagen einsetzende Tauwetter, was die Luftfeuchtigkeit unserer Erdgeschosswohnung, die teilweise wie eine Kellerwohnung angelegt ist, auf bis zu 80% ansteigen ließ. Trotz Heizen und häufigen Stoßlüften. Die Luftfeuchtigkeit stieg immer wieder stark an. Erst mit dem erneuten Frosteinbruch ging sie wieder zurück. Diese Luftfeuchtigkeit belastet Manuela sehr. Sie lässt Chemikalien und anderes um ein vielfaches stärker wahrnehmbar und damit belastend werden. Für uns schon jetzt die erschreckende und überaus traurige Erkenntnis, dass wir auf das falsche Pferd gesetzt haben: Die neue Wohnung, die uns sehr viel Kraft , Arbeit und Geld gekostet hat, in der Manuela endlich Ruhe und Erholung finden sollte, entpuppte sich als ein Albtraum. Sie floh förmlich zu der Wohnung ihrer Mutter, die auch nicht optimal, aber das kleinere Übel ist. Während dessen weiß Gerhard nicht, wie er allein die alte Wohnung endgültig räumen und mit neuen Anstrich bis März dem alten Vermieter übergeben soll und gleichzeitig auch schon den erneuten Umzug planen. Immerhin ist er im Monat jeweils 14 Tage durch seine Arbeit (24 Std. Dienst) überhaupt nicht zu Hause.

Wie wird es weitergehen?

Nachdem hauptsächlich durch die Rauchgasbelastung einer Holzpelletsheizung und durch die Weigerung der DAK, die in Dallas begonnene, sehr erfolgreiche, Sauerstofftherapie in Deutschland fortzuführen, Manuelas Behandlungserfolg der kostenaufwändigen Therapie im EHC-Dallas zunichte gemacht wurde, wurde auch noch diese zweite, ebenfalls teure, Hoffnung zerstört. Wie es weitergehen kann, wissen wir nicht. Einmal mehr zeigt sich, wie in Deutschland MCS-Kranke im Stich gelassen werden.

„Weil du arm bist, musst du eher sterben“ – ist in Deutschland wieder aktueller denn je. Wird der RTL-Dreh eine Kleinigkeit wenigstens für Manuela bewirken können? Hoffen wir es.

Autoren: Manuela Schmalz und Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. Februar 2010

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3 Kommentare zu “RTL-Drehtag für einen TV Bericht über MCS, angeregt durch die Kurzgeschichte „Maske auf!“”

  1. Clarissa 26. Februar 2010 um 18:52

    Ja wenn man wirklich will kann man es sogar so einrichten, das wir MCS-Kranke sogar so etwas relativ gut überstehen. Ein Besuch beim Arzt oder ein Krankenhausaufenthalt scheitert fast immer und überall an der Ignoranz des Personals bzw. der Ärzte.
    Vielleicht sollte man mal einen Schulungsfilm für diese Zwecke anfertigen.

    Danke Manu, Gerhard und RTL für diesen Beitrag.

  2. Fischer Siegfried 27. Februar 2010 um 02:23

    Bingo, Clarissa!

    Das Cardinal-Problem ist und bleibt in der Tat, daß die deutschen Behörden und deren Auftraggeber alles ihnen mögliche getan haben,damit die Krankheitssymptome dieser toxisch induzierten Krankheit nicht geglaubt werden können.

    Daß die zweifellos erforderlichen Schutzmaßnahmen für die Betroffenen von fast allen Ärzten, Krankenschwestern, Feuerwehr, Polizei, Behörden, Richtern,und sogar nahen Freunden und Verwandten geleugnet oder nicht respektiert werden,ist eine Manipulationsfolge, die bestenfalls durch die angedeutete amtliche Aufklärungsaktion erfolgen könnte, was jedoch nicht nur die Verursacher in große monetäre Bedrängnis bringen würde.

    Dort, in den USA, wo unsere Initialvergiftung mit Organophosphaten labortechnisch, klinisch und juristisch nach den Daubert-Kriterien für Kausalität mehrfach nachgewiesen wurde,streiten die Hausbesitzer der Enklave von rund 70 Holz- Häusern heute noch fast einstimmig ab, daß wir dort vergiftet wurden. Der Grund ist fast der gleiche, wie bei den Herstellern von defekten toxischen Produkten. Sie müßten nämlich nach herrschendem US-Recht beim Verkauf ihrer Häuser darauf hinweisen, daß diese über Jahrzehnte hinweg mit Organophosphaten nachweislich kontaminiert wurden, womit sie wertlos bzw. unverkäuflich würden. Solange sie selbst noch darin wohnen, scheint keine gesetzliche Abrißpflicht zu bestehen. Mit dieser Problematik hat sich derzeit noch die dortige Staatsanwaltschaft u.a. zu befassen, weil man sich immerhin mit einem Totschlagsdelikt auseinanderzusetzen hat.

    So einfach ist das also mit der Rücksichtnahme von Seiten der Mitmenschen nicht, wenn es um deren angestammte Rechte und geforderten Einschränkungen geht. Es wird solange geleugnet und gelogen, wie in der BRD mit der Existenz der toxisch induzierten Krankheit und der sekundären MCS, bis das Leugnen schließlich keinen Sinn mehr ergibt.Man betrachte nur das Rauchverbot in der BRD und die immer noch existierenden „Kriegsschauplätze“ in diesem Bereich. Der Weg zu unserem Recht ist nach meiner signifikant langen und schrecklichen Erfahrung noch sehr, sehr lang.
    Siegfried Fischer

  3. Henriette 1. März 2010 um 09:44

    Liebe Maunela, lieber Gerhard,

    besten Dank für Eure Mühe, die Ihr für den Filmdreh auf Euch genommen habt und auch für den Einblick, den Ihr uns allen durch diesen Blog gewährt. Ich kann mir gut vorstellen, dass es strapaziös für Dich war, Manuela.

    Auch an dieser Stelle meinen aufrichtigen Dank an das komplette RTL-Team, dass dieser Filmbericht zustande gekommen ist und die Rücksichtnahme auf Manuelas Bedürfnisse.

    MCS bedarf noch viel Aufklärung in der Öffentlichkeit. Auch darüber, dass jeder daran erkranken kann. Die Ärzte und Mitmenschen, die uns belächeln und absolut keine Rücksicht auf uns nehmen und kein Verständnis zeigen, sollten sich derartige Berichte ruhig öfter anschauen, damit sich endlich etwas ändert für die Betroffenen. Aber viele Nichtbetroffene werden MCS – Multiple Chemikalien Sensitivität, sicher erst dann begreifen, wenn sie vielleicht selbst einmal von MCS – Multipler Chemikalien Sensitivität betroffen sind.

    Herzliche Grüsse
    Henriette

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