EU-Reglementierung folgt dem weltweiten freiwilligen Verbot der Parfümindustrie

Brüssel (ots/PRNewswire) – Die Europäische Kommission hat gerade ihre Entscheidung zur Sperre des Parfümstoffes Musk Xylene unter der neuen Europäischen Chemieverordnung REACH bekannt gegeben, die EU-Reglemen- tierungen mit den weltweiten IFRA Standards harmonisiert.

Die International Fragrance Association (IFRA) hat Musk Xylene freiwillig mit Hilfe der IFRA Standards gesperrt, welche ein Teil des selbstregulierenden weltweiten Programmes der Parfümbranche –dem IFRA Code of Practice (Verhaltenskodex) – sind.

Der Stoff wurde auf Grund seiner potentiellen Auswirkungen auf die Umwelt verbannt.

Die IFRA Standards bilden die Basis für das weltweit akzeptierte und anerkannte Risiko- managementsystem zur sicheren Nutzung von Parfüminhaltsstoffen und sind Teil des Produktrisikomanagementverfahrens, dem IFRA Code of Practice. Dieser ist das selbstregulierende System der Branche, basierend auf Risikobewertungen eines unabhängigen Expertenpanels.

Das Expertenpanel* besteht aus angesehenen, unabhängigen Experten der Disziplinen Dermatologie, Toxikologie, Pathologie und Umweltwissenschaften. Ihre Rolle ist die Beurteilung von Daten eines Parfümstoffes um festzustellen, ob es dem aktuellen Gebrauchswert standhält und um zu gewährleisten, dass es Konsumenten oder Umwelt keinem Risiko aussetzt. In Fällen, in denen die Sicherheitsermessung den aktuellen Gebrauch nicht unterstützt, rät das Expertenpanel der IFRA, den Inhaltsstoff durch einen Standard entweder zu sperren oder einzuschränken. Dies war das Verfahren, das zur Erstellung eines IFRA Standards geführt hat, welcher den Gebrauch von Musk Xylene als Teil der 44. Ergänzung zum IFRA Verhaltenskodex vom Juni 2009 verbietet.

Der Verhaltenskodex ist für alle IFRA Mitglieder Pflicht, wobei die Mitgliedschaft ca. 90% des weltweiten Volumens an Parfümstoffen ausmacht.

„Ich freue mich darüber, dass das weltweit umfassendste Regelwerk mit unserem globalen Sicherheitsprogramm übereinstimmt,“ sagte Pierre Sivac, IFRA Präsident. „Wir haben schon immer unsere Sicherheitsver- antwortung sehr ernst genommen und unser selbstregulierender Ansatz hat einmal mehr bewiesen, auf dem neuesten Stand der Wissenschaft, schneller einsetzbar und rentabler für Industrie und Konsumenten zu sein. Wir werden durch die weltweite Implementierung unserer Standards weiter daran arbeiten, ein sicheres Dufterlebnis zuzusichern.“

Literatur: IFRA, EU Regulation follows fragrance industry’s voluntary global ban, 18.02.2011

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Krebs bei Lehrerin wurde nicht als Berufskrankheit anerkannt

Mit am 17. Februar 2011 in öffentlicher Sitzung verkündeten Urteilen hat die 23. Kammer des Verwaltungsgerichts Düsseldorf durch Einzelrichter die Klagen einer 25 Jahre am Berufsbildungszentrum Grevenbroich beschäftigten 52-jährigen Berufsschullehrerin und ihres 17-jährigen Sohnes (23 K 7945/08) sowie eines 59-jährigen Witwers einer über 30 Jahre am selben BBZ beschäftigten weiteren Berufsschullehrerin, die ebenfalls an Brustkrebs erkrankt und an auftretenden Metastasen im Jahr 2009 im Alter von 55 Jahren verstorben ist (23 K 2989/09), abgewiesen.

Zur Begründung führte der Richter im Wesentlichen aus: Bauschadstoffe, wie eine etwaige Belastung aus dem PVC-Fußboden, kämen als Ursachen einer Berufskrankheit im Sinne von § 31 Abs. 3 Beamtenversorgungsgesetz nicht in Betracht, weil Beamte solchen Gefahren nicht „nach der Art ihrer dienstlichen Verrichtung besonders ausgesetzt“ seien. Die Beschaffenheit der Diensträume sowie des Dienstgebäudes sei insoweit unbeachtlich.

In Bezug auf den von der Klägerseite angeführten Schadstoff Benzol, der aus den aus Weich-PVC bestehenden Lebensmittelattrappen ausgegast sei, die von beiden Berufsschullehrerinnen bei der Ausbildung von Bäckereifachverkäuferinnen verwendet worden seien, reiche die Erkenntnislage auf der Grundlage des vom Gericht eingeholten Sachverständigengutachtens eines Krebs-Spezialisten nicht aus, um einen hinreichenden Ursachenzusammenhang zwischen der Einwirkung von Benzol und der Erkrankung an Brustkrebs festzustellen.

Die Klage des 17-jährigen Sohnes wegen einer geltend gemachten Vorschädigung während der Schwangerschaft wies das Gericht schon im Hinblick darauf ab, dass der Antrag auf Anerkennung als Berufsunfall nicht innerhalb der Gesetzesfrist von 10 Jahren ab der Geburt gestellt worden sei.

Gegen die Urteile können die Kläger Antrag auf Zulassung der Berufung beim Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster beantragen.

Literatur:

Verwaltungsgericht Düsseldorf, Brustkrebs von Berufsschullehrerinnen nicht als Berufserkrankung anerkannt, 17. Januar 2011

CSN-Artikel zum Thema Schadstoffe in Schulen:

CSN Forum:

Ein umfangreicher Thread zum Thema Schadstoffe in Schulen

Politiker unterstützen Umweltkranke, die auf Chemikalien reagieren

Aufklärungskampagnen für Chemikaliensensible

Die Gouverneurin des US Bundesstaates Washington ist in diesem Jahr die erste Unterzeichnerin einer Proklamation, die Menschen unterstützen soll, die unter MCS – Multiple Chemical Sensitivity leiden. Alljährlich steht der Monat Mai für Aufklärung über diese Umwelterkrankung, die Erkrankte auf winzige Spuren von Alltagschemikalien reagieren lässt und dadurch ihr Leben völlig eingrenzt.

Zum 13. Mal finden in den USA in verschiedenen Bundesstaaten Veranstaltungen statt und werden Kampagnen durchgeführt, um den Bürgern nähere Informationen über MCS zu vermitteln. Die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Umwelterkrankung konnte durch diese Maßnahmen erheblich verbessert werden. In den letzten Jahren klinkten sich MCS Organisationen aus verschiedenen Teilen der Welt mit ein, und so wurde aus der amerikanischen Aktion zur Verbesserung der Situation Chemikaliensensibler eine internationale Angelegenheit.

Verkündung von Gouverneurin Christine O. Gregoire, Washington State:


WEIL: Menschen aller Altersgruppen als Resultat einer massiven Chemikalienexposition oder wiederholten Expositionen gegenüber Chemikalien im Niedrigdosisbereich und gegenüber anderen Reizstoffen in ihrer Umwelt in Washington eine Erkrankung entwickelten, die als Multiple Chemical Sensitivity (MCS) bekannt ist; und

WEIL, MCS von zahlreichen Organisationen dahingehend anerkannt ist, so dass diese die Gesundheit und das Wohlergehen von Chemikaliengeschädigten unterstützen, einschließlich der WHO – Weltgesundheitsorganisation, dem Americans with Disabilities Act, der Social Security Administration, dem US Department of Housing and Urban Development und der Umweltschutzbehörde EPA; und

WEIL, MCS eine chronische Erkrankung ist, für die keine Heilung bekannt ist; zu den Symptomen chronische Erschöpfung, Muskel- und Gelenkschmerzen, Hautausschläge, Asthma, Kopfschmerzen und andere Atemwegs- und neurologische Probleme gehören; und

WEIL, MCS zu erheblichen Konsequenzen führen kann im finanziellen Bereich, bei der Arbeit, beim Wohnen, für die Gesundheit und soziale Folgen für die Menschen haben kann, die unter dieser Behinderung leiden; und

WEIL, angemessene Unterkünfte und das Wecken von Aufmerksamkeit für MCS, Chancen für Menschen mit dieser Behinderung schaffen kann, damit diese Zugang zu Arbeit, Schulen, öffentlichen und anderen Einrichtungen erhalten, wo sie weiterhin dazu beitragen können, ihre beruflichen Fähigkeiten, Ideen, Kreativität, Fähigkeiten einzubringen; und

WEIL, Menschen mit MCS Unterstützung brauchen und Kooperation durch Familie, Freunde, Mitarbeiter und der Gesellschaft, um ihre Krankheit zu bewältigen und sich an neue Lebensweisen anzupassen;

DESWEGEN und JETZT, verkünde ich, O. Gregoire, Gouverneurin des Bundesstaates Washington, hiermit den Mai 2011 als

Multiple Chemical Sensitivity Aufklärungsmonat

im Staat Washington, und fordere alle Bürger auf, diesen speziellen Monat mit mir einzuhalten.

Unterzeichnet am 24. Januar, 2011

Gouverneur Christine Gregoire O.

Autor: Silvia K. Müller, Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 18. Feb. 2011

Literatur: Gouverneur Christine Gregoire O., Proclamation 2011 MCS Awareness Month

Photo: Canary Report

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Umweltklinik bestätigt starken Anstieg von Umweltkrankheiten

Die Umweltklinik in Fall River gilt als einzigartig. Umweltkontrollierte Räumlichkeiten und spezielle Behandlungen für Umweltkranke, Menschen, die auf Spuren von Chemikalien reagieren. Seit 15 Jahren existiert die Umweltklinik und beteiligt sich auch an der Erforschung von Umweltkrankheiten. Das Besondere an dieser Umweltklinik ist, dass sie die erste Klinik für Umweltkranke weltweit war, die durch staatliche Gelder finanziert wurde. Das Nova Scotia Environmental Health Center, unter Leitung des bekannten Umweltmediziners und Wissenschaftlers Roy Fox, konnte sich von Beginn an nicht über Patientenmangel beklagen. Die Zahl der Patienten, die die Umweltklinik konsultieren möchten, wächst stetig, war aus einem Interview in der Halifax News zu erfahren.(1) Die meisten der Patienten leiden unter Multiple Chemical Sensitivity (MCS), Fibromyalgie (FMS) oder Chronic Fatigue Syndrome (CFS)

Andrang sorgt für Wartezeiten in der Umweltklinik

Die Wartezeiten der kanadischen Umweltklinik sind lang. Rund 2000 Patienten jährlich hat man zu verzeichnen. Viele kommen ambulant, um schneller Hilfe zu erhalten. Stationär werden zwischen 400 und 450 Patienten im Jahr aufgenommen. Anfragen aus anderen Ländern können kaum angenommen werden, weil der Bedarf aus den verschiedenen kanadischen Regionen zu groß ist und stetig wächst.

Verschiedene Umweltkrankheiten auf dem Vormarsch

Patienten mit Multiple Chemical Sensitivity (MCS), Fibromyalgie (FMS) und Chronic Fatigue Syndrome (CFS) bilden das Hauptpatientenklientel.

Als die Umweltklinik 1996 eröffnete, seien fast ausschließlich Patienten zur Klinik gekom- men, die auf Stoffe in ihrer Umwelt reagierten und durch Expositionen extrem krank wurden, berichtete die Kliniksprecherin gegenüber der Zeitung. Diese Art Patienten käme noch immer, aber mittlerweile seien Patienten mit Fibromyalgie in der Überzahl.

Erfahrung, Know how, Wissenstransfer

Als die Umweltklinik in den neunziger Jahren eröffnete, waren es vornehmlich chemikaliensensible Patienten gewesen, die sie aufsuchten. Der Sohn des Klinikleiters hatte eine längere Zeit an der bekanntesten Umweltklinik, dem EHC-Dallas, assistiert. Dort war es ihm möglich gewesen, hautnah zu erleben, wie viel Aufwand notwendig ist, um Umweltbedingungen bereitzustellen, die hypersensibilisierten Menschen gerecht werden.

Dänisches MCS Forschungscenter besucht Umweltklinik in Kanada

Nova Scotia Environmental Health Center ist auch unter Wissenschaftlern bekannt. Ärzte und Umweltmediziner aus verschiedenen Ländern sind immer wieder zu Gast. Gerade seien Wissenschaftler aus Dänemark dagewesen, berichtete die Halifax News Anfang Januar 2011. Das Behandlungsmodell sei für die dänische Delegation von großem Interesse gewesen.

Von Arzt zu Arzt, keiner findet die Ursache

Viele Patienten kämen ohne konkrete Diagnose, berichtete die kanadische Kliniksprecherin. Ähnlich wie in Deutschland, existiert auch in Kanada umweltmedizinische Ausbildung an Universitäten noch nicht lange und ist nicht sehr umfassend. In der Umweltklinik in Nova Scotia vergeht in der Regel nicht viel Zeit bis eine Diagnose gestellt ist. Gezielte Untersuchungen, ausgiebige Anamnese und die Ursache ist gefunden. Erhebliche Summen könnten eingespart werden, wenn es genügend Umweltkliniken gäbe, die in der Lage sind, zeitnah qualifizierte Diagnosen zu stellen.

Strenge Umweltkontrolle in der Umweltklinik

Die Klinik ist der Dalhousie University angeschlossen. Kein Besucher darf die Klinik einfach so betreten. Große Plakate klären auf. Niemand darf Parfums, After Shaves oder andere parfümierte Produkte verwenden. Die Schuhe müssen ausgezogen und gegen Einwegüberzieher ausgetauscht werden. All das trägt zum Erfolg der Umweltklinik bei und dazu, dass Patienten in dieser schadstofffrei eingerichteten Umgebung ihre Symptome abbauen können.

Umfassende individuelle Behandlung, der Schlüssel zum Erfolg

Der Behandlungsansatz der Umweltklinik ist ganzheitlich. Verschiedene medizinische Fachrichtungen arbeiten zusammen und bieten für jeden Patienten ein ganz individuelles Therapieprogramm. Sauna, Infusionen, Allergiekontrolle gehören u.a. zu den Bausteinen. Ein großes Augenmerk liegt darauf, dass der Umweltkranke nach dem Klinikaufenthalt in seinem persönlichen Umfeld zurechtkommt. Dafür wird ein individuelles Konzept entwickelt, das dem jeweiligen Patienten ermöglicht, seine Wohnsituation schadstofffrei herzurichten. Steht die Familie und das soziale Umfeld der Umweltkrankheit konträr gegenüber, erhalten Patienten Anleitung, damit besser zurechtzukommen und die Gesamtsituation dergestalt positiv zu verändern, dass sie der weiteren Genesung nicht im Wege steht.

Umweltkrankheiten nehmen weltweit zu

Die Aussage der kanadischen Umweltklinik, dass Umweltkrankheiten zunehmend sind, entspricht Berichten aus den USA, Spanien, Italien, Frankreich, Norwegen, Dänemark, Schweiz, Australien, Neuseeland, Deutschland und einer Reihe weiterer Industrieländer. Die verhaltene Einstellung der Mainstream Medizin und ihr Mauern gegen die Umweltmedizin wird zwangläufig aufweichen (müssen).

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 16. Februar 2011

Literatur:

  • Halifax News, Fall River health clinic seeing more patients than ever, 18. Feb. 2011
  • Environmental Health Centre (NSEHC)

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Kirsten verträgt kein Parfüm

Sie muss der Schule fernbleiben, denn sie wird von Parfüm krank.

Die 14-jährige Kirsten Hegge Hansen kann nicht zur Schule gehen, sie muss zu Hause alleine lernen. Sie wird von Parfüm krank.

„Das macht nicht so viel Spaß, denn wenn ich Hilfe brauche, hilft mir kein Lehrer und das Zusammensein mit anderen ist mir auch verwehrt.“

[Ihr Wohl ist] von den Konsumgewohnheiten anderer abhängig

Schon wenn andere parfümierte Produkte verwenden, wird sie krank, deshalb reicht es nicht, dass sie selbst solche Produkte vermeidet.

Sie ist darauf angewiesen, dass auch andere den Gebrauch von Parfüm und parfümierten Produkten einschränken.

Solche Produkte können zum Beispiel Weichspüler, Waschmittel, Shampoo, Deodorants, Haarspray, Seife und Feuchtigkeitscreme sein. Produkte, bei denen die meisten nicht daran denken, dass sie bei anderen Unbehagen verursachen können.

Das kann [in Norwegen] gesetzwidrig sein

Ihre Schule sagt, sie schaffen es nicht, die Schule ganz von Parfüm frei zu halten.

Das kann ein Verstoß gegen das Diskriminierungs- und Barrierefreiheitsgesetz sein.

Voriges Jahr wurde dazu ein neues Gesetz erlassen, nach welchem öffentliche Räume für alle zugänglich sein sollen, und der Gleichbehandlungs- und Diskrim- inierungs-Ombudsmann muss möglicherweise prüfen, ob der Fall in Vadsø eine gesetzwidrige Ungleichbehandlung ist.

„Es geht um Vorsorge. Denn worauf es uns ankommt ist, dass es nicht die Aufgabe dieser Schülerin und dieser Familie ist, Lösungen zu finden. Dafür sind die Schule und das Gemeinwesens verantwortlich“, sagt Sunnivy Ørstavik, Gleichstellungs- und Diskriminierungs-Ombudsfrau.

Das kann eine „Raucherangelegenheit“ werden

Der Norwegische Asthma- und Allergieverband NAAF setzt sich für einen parfümfreien Alltag ein. Dort erlebt man, dass immer mehr Menschen auf übertriebenen Parfümgebrauch mit Krankheit reagieren.

„Das ist so Besorgnis erregend, dass wir glauben, die Behörden müssen sich an die Aussicht gewöhnen, dass dies zu einem ähnlichen Thema wie der Nichtraucher- schutz wird. Deshalb werden wir Parfüm schlechterdings aus dem öffentlichen Raum entfernen müssen,“ sagt NAAF-Generalsekretär Geir Endregard.

Autoren: Trine Hamran und Fredrik Norum für NRK, 20.01.2010

Übersetzung: Bernhard Höpfner für CSN-Deutschland

Originalartikel: Kirsten (14) tåler ikke parfyme mit Video

Wir danken den Norwegischen Rundfunk und Bernhard, diesen Artikel übernehmen zu dürfen. – Die Grundlage dieser Gesetze, die UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen, gilt seit März 2009 übrigens auch in Deutschland.

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Negative Auswirkungen auf den IQ von Kleinkindern

Studie untersuchte Auswirkungen des Pestizids Permethrin und des Wirkungsverstärkers Piperonylbutoxid

Bei der Verwendung von Pestiziden im Wohnbereich gab es in den vergangenen Jahren eine Verschiebung. Wo früher zumeist Organophosphat-Pestizide zum Einsatz kamen, ist heute die Verwendung von Pyrethroiden weiter verbreitet. Dies wurde durch aktuelle Ergebnisse beim Pestizid-Monitoring belegt. Pyrethroide sind potentiell dafür bekannt, dass Entwicklungsstörungen verursachen können, wurden jedoch bislang noch nicht hinsichtlich ihrer Entwicklungstoxizität ausgewertet. Das Ziel einer amerikanischen Multicenter-Studie war es, die Assoziation zwischen pränataler Exposition gegenüber Permethrin und Piperonylbutoxid, im Hinblick auf die 36-monatige Entwicklung des Nervensystems, zu erforschen. Permethrin ist ein häufig verwendetes Pestizid der Pyrethroid-Klasse und gilt als neurotoxisch. Bei der Chemikalie Piperonylbutoxid handelt es sich um einen Synergist, der die Wirkung von Pyrethroiden verstärkt und stabilisiert, ohne selbst eine insektizide Wirkung zu besitzen

Pestizide im Umfeld von werdenden Müttern

Teilnehmer dieser im Februar 2011 in der medizinischen Fachzeitschrift „Pediatrics“ veröffentlichten Studie waren Teil einer prospektiven Kohortenstudie, an der afroamerikanische und dominikanische Mütter, sowie deren Neugeborene, die in New York City in Gegenden mit niedrigem Einkommen wohnen. Das Wissenschaftlerteam untersuchte die 36-monatige kognitive und motorische Entwicklung mittels Bayley Scales, Second Edition, als weiterer Arbeitsschritt wurden Permethrinkonzentrationen im mütterlichen Plasma und der Nabelschnur bei der Geburt und Permethrin und Piperonylbutoxid Konzentrationen in der Luft des persönlichen Umfeldes während der Schwangerschaft gemessen.

Alle Bewertungsmodelle wurden hinsichtlich Geschlecht, Gestationsalter (Alter des ungeborenen Kindes bzw. Neugeborenen ab dem Zeitpunkt der Befruchtung), Ethnizität, Schulabschluss der Mutter, mütterliche Intelligenz, die Qualität der häuslichen Umgebung, pränataler Exposition gegenüber Tabakrauch in der Umwelt und in Bezug auf das Organophosphat-Pestizid Chlorpyrifos kontrolliert.

Piperonylbutoxid reduziert IQ von Kindern

Als Ergebnis ihrer Studie stellte das Wissenschaftlerteam fest, dass pränatale Exposition gegenüber Permethrin in der Luft des persönlichen Umfeldes und/oder im Plasma mit den Leistungsprofilen des Bayley Mental Developmental Index oder dem Index für psychomotorische Entwicklungsstörungen nicht in Zusammenhang standen. Nach Anpassung der Daten ermittelten sie jedoch, dass Kinder, die gemäß der Ergebnisse von Luftproben aus ihrer Umgebungsluft Piperonylbutoxid stärker ausgesetzt waren (Piperonyl (> 4,34 ng/m3)), beim Index für mentale Entwicklungs- störungen in der Bewertung 3,9 Punkte unter den Ergebnissen von Kindern mit niedrigeren Expositionen lagen (95% Konfidenzintervall: -0,25 bis -7,49).

Die Wissenschaftler schlussfolgerten, dass pränataler Kontakt mit Piperonylbutoxid sich negativ auf die 36-monatige Entwicklung des Nervensystems auswirkt. Der Synergist Piperonylbutoxid galt lange als unbedenklich und sollte im Hintergrund dieser Studie in seiner Bewertung neu überarbeitet werden.

Schädlingen ohne Gift zu Leibe rücken

Abschließend sollte angemerkt werden, dass insbesondere werdende Mütter die Verwendung und den Kontakt mit Pestiziden generell vermeiden sollten. Für den Fall, dass Schädlinge im Umfeld auftreten, sollten Experten konsultiert werden, die sich mit konsequent giftfreier Schädlingsbekämpfung auskennen. Produkte, die mit „naturidentisch“, „Bio-Insektizid“, etc. werben, müssen nicht gleichbedeutend mit harmlos sein, vielmehr verbergen sich bei solchen Produkten häufig Pyrethroide und Piperonylbutoxid als gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 13.02.2011

Literatur:

Megan K. Horton, PhD, Andrew Rundle, DrPH, David E. Camann, MS, Dana Boyd Barr, PhD, Virginia A. Rauh, ScD, Robin M. Whyatt, DrPH, Impact of Prenatal Exposure to Piperonyl Butoxide and Permethrin on 36-Month Neurodevelopment, 7. Februar 2011, Pediatrics (doi: 10.1542/peds.2010-0133)

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Wird aus nuklearem Sperrgebiet ein Vergnügungspark?

Das nukleare Sperrgebiet der Hanford-Anlagen ein Vergnügungspark mit Donald Duck und Co?

Derartiges gibt es längst anderswo auf der Welt, etwas das umweltbewusste Leute veranlasst, sich irritiert am Kopf zu kratzen – Chernobyl, der Ort an dem sich der weltweit schlimmste Atomunfall ereignete, ist zu einer Touristenattraktion geworden. Für 100 bis 185 Dollar kann man eine private Tour buchen oder unter dem Vorwand ökologischer Wissbegier an Gruppentouren zur Chernobyl Unglücksstelle teilnehmen. Schulklassen sind willkommen!

25 Jahre nach dem Unglück ist das Gebiet unbewohnbar, die Oberflächengewässer sind hoch radioaktiv und die umliegenden Wälder haben aufgrund der Strahlenschädigung immer noch eine rote Farbe. Die verheerenden, außer Kontrolle geratenen Brände des letzten Sommers in Russland haben Moskau mit dickem, aufblähendem Qualm nahezu erstickt und es wurden Befürchtungen laut, daß die Brände radioaktive Partikel aus der Chernobylgegend verbreiten könnten. Irgendwie zieht dies alles Touristen an, welche die Verwüstung aus erster Hand mitbekommen wollen. Der Atomunfall in Chernobyl hat Zehntausende getötet, die Stadt Pripyat, wo die Chernobyl-Arbeiter lebten, ausgelöscht und weitere hundert Tausende vertrieben. Selbst die Kühe der lokalen Milchwirtschaft geben radioaktive Milch.

Kurz vor dem Chernobyl-Unglück hat die Stadt Pripyat einen nagelneuen Vergnügungspark errichtet, der nun in desolatem Zustand von einem Friedhof aus zerdeppertem Glas und kaputten Gebäuden umgeben ist, den verkrüp- pelte Bäume in Beschlag genommenen haben. Reiseleiter bringen Besucher zu diesem Vergnügungspark, wo kleine Grasflecken die Geigerzähler fast zum Explodieren bringen und die Touristen weg gescheucht werden, weil das Gelände plötzlich von simplen Reiseleitern für kontaminiert und für menschliche Besiedlung unsicher erklärt wird.

Am Ende der Chernobyl-Tour muss jeder Besucher auf Strahlung abgescannt werden, dabei steht er zwischen zwei Metallteilen [Bügel] und hält seine Hände seitlich an die Sensor-Apparatur. Vergessen wir nicht, diese Gegend war mal eine aufblühende Stadt mit einem benachbarten Atomkraftwerk.

Dieses Szenario aus dem wirklichen Leben in Chernobyl führt uns vor Augen, was sich im nuklearen Sperrgebiet und in der nahe gelegenen Stadt Richland in Washington abspielen könnte.

Wie bitte – wenn es in der Verglasungsanlage für hoch aktiven Atommüll zu einer Explosion kommt oder wenn aus den Tanks mit hoch aktivem Atommüll eine größere Menge entweicht?

Unvorstellbar? Keineswegs. Unser Bundesenergieministerium (USDOE/United States Department of Energy) ist gerade dabei, diese Anlage für „kleine“ Explosionen auszulegen, anstatt Techniken und Sicherheitstests zu entwickeln, die sicher stellen, dass es zu keinen Explosionen kommt. Ein Artikel auf der ersten Seite der Seattle Times vom 23. Januar 2011 liefert Details, was das Ministerium trotz der von zahlreichen externen Experten und von Whistleblowern geäußerten Bedenken vor hat.

Man stelle sich Disneyland vor, mit seinen bunt angemalten Fassaden, Bonbonpapieren und Blumenkörben und der unaufhörlich aus den Lautsprechern klingenden Hintergrundmusik „It’s a Small World„. Es ist ein Fantasieland, mit kostümiertem Personal, das fleißig alles was irgendwie nach Abfall aussieht von unberührt sauberen Gehwegen fegt, mit Warteschlangen begeisterter Kinder, die von Mickey Mouse in den Arm genommen werden wollen. Disneyland ist das Amerikanische Idealbild von Erlebnisspaß. Nichts gegen Walt [Disney/Mickey Mouse Erfinder und Mogul], aber anscheinend hat sich das Amerikanische Energieministerium seiner Fantasien bemächtigt und diese zurecht gebogen. Wir wollen kein Salz in die Wunde streuen, doch die Verbraucherschutzgruppe Center for Environmental Health [Umweltgesundheits-Center] untersuchte Einkaufstaschen mit Disney-Motiven, die von der Safeway-Ladenkette verkauft wurden und fand heraus, dass der Bleigehalt einiger Taschen um das 17-fache über dem Grenzwert der Bundesbehörde für Kinderprodukte lag. Tampa Tribune, vom 12. Januar 2011. Insofern kann selbst die vertrauenswürdige Marke Disney Kinder vergiften.

Auf verschiedenen öffentlichen Versammlungen haben die Beamten der Energiebehörde (DOE) vorgeschlagen, dass aus Hanford ein Nationalpark wird, der die Möglichkeit bietet, direkt auf der Fundamentsohle von nuklearen Reaktorkernen zu picknicken und zu zelten. Die Energiebehörde führt weiter aus, dass das Gelände natürlich nicht mehr belastet ist und in einen sicheren Zustand versetzt wurde. Es wird einmal ein öffentliches Wahrzeichen an den unberührten Ufern des Columbia Rivers sein, obwohl längst eine große Menge radioaktives Material in den Fluss sickert, so dass die Fische im Flussabschnitt um Hanford von Geschlechtsumwandlung betroffen sind und möglicherweise ihre Reproduktionsfähigkeit verlieren. Die DOE-Beamten erklären, dass die stillgelegten Anlagen zu Touren und zur Nutzung als Museen zur Verfügung stehen sollten. Auf den umliegenden Flächen sollte die Neuansiedlung von Industrie oder vielleicht auch Landwirtschaft ermöglicht werden. Die 70 Kilometer nicht abgedichteter Gräben, aus denen die entsorgten giftigen Abfalle Hanfords in Boden und Grundwasser auslaufen, spielen dabei keine Rolle. Und die berühmte, unausgegorene Verglasungsanlage (die dafür geplant wurde, auf magische Art und Weise Millionen Gallonen (3,785 l) nuklearen Schlamm, der aus morschen Aufbewahrungstanks sickert, in lagerfähige Glasklumpen zu verwandeln), ist nicht nur um Jahre in Verzug und hat die immer noch wachsenden Ausgaben auf mehr als 12 Milliarden Dollar verdreifacht, sondern sie arbeitet auch physikalisch nicht stabil und ist möglicherweise dafür anfällig, dass radioaktives Gas explodiert.

Welch‘ großartige und entzückende Umstände für die Grundstückseigentümer und Bewohner von Richland! Die DOE könnte doch am Eingang von Hanford den Bau eines Märchenschlosses vorsehen, jede Nacht mit Feuerwerksvorführungen, die vor jubilierenden Massen abgebrannt werden, während gierige Bälge an pink gefärbter Zuckerwatte rumschmatzen. Jawohl Amerika, die Bundesregierung beabsichtigt, Hanford in nettes Geschenkpapier zu wickeln, um es uns als ein Vergnügungspark zurück zu geben, in welchem man uns Hirsch und Antilope vorführt.

Am 23. Dezember 2010 berichtete das Wall Street Journal, dass auf dem 1.518 Quadratkilometer großen Hanford Gelände ein Kaninchen kleine radioaktive Kügelchen verteilte, nachdem es radioaktives Wasser konsumiert hatte, das aus irgend einer unbekannten radioaktiven Abfallhalde sicherte – denken wir aber auch an radioaktive Mäuse, Steppenläufer, Beutelratten, Tauben, Wüstentermiten, Blattschneiderameisen, Kröten, Schwalben, Schlangen, Dachse, Fruchtfliegen und Grabwespen [Sceliphron caementarium].

Für die Betreiber bestand die Lösung darin, dass Kaninchen mit einer Schrotflinte abzuschießen und es dabei zu belassen (als ob es dort nur dieses eine Kaninchen gäbe). Vielleicht werden sie den Kadaver ausstopfen, eine Schleife um den Hals binden, ihm eine Karotte in die Tasche stecken und eine Neon-Leuchtschrift mit „Das echte Bugs Bunny Häschen“ darüber montieren, nichts gegen Warner Brothers.

Konzentrieren wir uns wieder auf die Verglasungsanlage

Auf unzähligen öffentlichen Versammlungen haben Bürger wiederholt Zweifel geäußert, ob die Verglasungsanlage wirklich funktionieren wird. Der Bau begann viele Jahre bevor die Planungen überhaupt fertig waren, und die Ausrüstung der Anfangsphase und der Betrieb wurden nie getestet. Mittlerweile lässt es die Bundesregierung zu, dass die undichten Lagertanks weiterhin auslaufen, ohne dass es einen Notfallplan gibt, falls die Verglasungsanlage versagt. Der Atommüll ist in die Böden und das Grundwasser vorgedrungen, welches in den Fluss gelangt. Bundesbeamte haben öffentlich ausgesagt, dass es nicht möglich wäre, alle giftigen Abfälle aus Boden und Grundwasser zu entfernen, da ein Dekontaminierungsvorhaben dieser Größe noch nie versucht wurde. Die im Schneckentempo stattfindenden Aufräumarbeiten dienen dem Schutz der Arbeiter und der Kostenkontrolle.

Während die lokale Flora und Fauna in Hanford bereits radioaktive Neutronen verteilt, fragt sich, wann Richlands Kläranlagen aufgrund der Belastung durch Hanford größere Mengen radioaktiven Abfall in die Umwelt abgeben. Immerhin ist der Columbia River flussabwärts von der Hanford-Anlage die Trinkwasserquelle der Stadt Richland und Radioisotope sind in dem, was am Ufer in den Fluss sickert, in Größenordnungen messbar, die weit über den für Trinkwasser zugelassenen Werten liegen. Die Umweltfolgenanalyse der DOE sagt eine großflächige radioaktive Verseuchung der gesamten geographischen Region für tausende von Jahren voraus und trotzdem gibt es immer noch diese undichten Tanks, eine der Hauptursachen für die Verseuchung des Geländes. Wie lange noch? Das Amerikanische Energieministerium brachte den Bundesstaat Washington dazu, eine Verzögerung von 22 Jahre bis zum Jahre 2040 zu akzeptieren, um die undichten einwandigen Tanks zu leeren. Vor der Leerung kann die Kontamination unter den Tanks nicht beseitigt werden… aber natürlich plant das Ministerium nicht, sie zu beseitigen. Es wird unsere Aufgabe sein, sie als aktive Bürger zu zwingen, die Behälter schneller zu leeren, das was ausgelaufen ist und die Abfälle in jenen 70 Kilometer nicht isolierter Gräben zu beseitigen.

Am 22. Januar 2011 brachte die Seattle Times ein Artikel-Duett zum Thema Verglasungsanlage in Hanford heraus:

Die Seattle Times berichtet: „Doch Teile der [Verglasungs-] Anlage sind immer noch mit dem Risiko verbunden, sich zu entzünden, zu explodieren oder unkontrollierte nukleare Kettenreaktionen auszulösen, was aus Projektunterlagen, Interviews und offiziellen Beurteilungen von Wissenschaftler und anderen Bundesbehörden hervor geht… Die eigenen Untersuchungen der Regierung zeigen, dass die Geräte versagen und Leitungen in Bereichen der Anlage verstopfen könnten, die wegen dem Atommüll so sehr strahlen, dass sich weder Menschen noch Maschinen jemals dorthin begeben können, um etwas zu reparieren… Die überstürzte Durchführung dieses Projektes hat zu derart vielen nachträglichen Planungsänderungen geführt, dass DOE-Beamte kürzlich behaupteten, die Anlage wäre zu komplex. Darum fingen sie an, das Anlagendesign zu vereinfachen, indem sie die Sicherheitsanforderungen herunter schraubten… Da der Atommüll z.B. gefährliche Gase produzieren kann, versuchten die Konstrukteure zuerst, das Leitungssystem so auszulegen, dass Feuer und kleine Explosionen verhindert werden. Doch nun werden die Leitungen so konstruiert, dass man Explosionen zulässt; die Betreiber der Anlage müssen sie nur beherrschbar halten.

Jawohl Leute, unsere Weltklasse-Verglasungsanlage in Hanford wird nun so geplant, dass man Explosionen von außer Kontrolle geratenem radioaktivem Gas zulässt. Wenn nicht alles täuscht, ist dies genau das, was zur Chernobyl-Explosion geführt hat, deshalb ist der Vergleich gar nicht so weit her geholt und Richland im Bundesstaat Washington ist vielleicht bald die Amerikanische Version von Pripyat. Wie werden wohl die nordwestlichen Wälder am Pazifik mit einem Hauch von radioaktivem Rot aussehen?

Um alles noch zu verschlimmern, wurde ein Beamter, der auf die Gefahr einer Explosionskatastrophe in Hanford hinwies gefeuert und sah sich gezwungen, einen Whistleblower-Prozess gegen die DOE anzustrengen. Wissenschaftler haben erklärt, dass die DOE grob unterschätzt, wie weit sich die Strahlung bei einem Unfall in Hanford ausbreiten könnte, doch sie behauptet weiterhin, die Öffentlichkeit wäre unter ihrer Verwaltung sicher.

Der [erste oben aufgeführten] Artikel der Seattle Times bemerkt, dass in offiziellen Stellungnahmen die Ansicht vertreten wird, es gäbe keine andere Wahl als die Verglasungsanlage mit der Zuversicht zu bauen, dass sie funktionieren wird. Nukleare Sicherheit und radioaktive Explosionen nur mit Zuversicht zu managen ist jedoch so ähnlich, wie mit den Händen zu klatschen, damit Tinkerbell wieder ins Leben zurückkommt. [Tinkerbell, eine in der Not helfende Fee aus einem Stück von M. Barrie, ist leider gestorben.] Dies ist ein Holzweg und Captain Hook wird bald von Krokodil gefressen, so dass nur noch seine tickende Uhr aus dessen Maul schaut. [Captain Hook ist eine weitere Figur von Barrie, die wie Tinkerbell zu einer Walt Disney Ikone wurde. Was könnte er für die DOE tun und welcher Kasper hat nun auch noch das Krokodil hereingelassen?]

Die DOE erwartet von uns, dass wir bedingungslos und absolut darauf vertrauen, dass diese nie erprobte, nicht fertige, [doch] beschlossene, um Jahre verzögerte, über dem Budget liegende Verglasungsanlage vielleicht ganz wunderbar funktionieren und nie ausfallen oder kaputt gehen wird, denn wenn das passiert, werden weder Mensch noch Maschine jemals in der Lage sein, sie aufgrund der extrem hohen Radioaktivität des verarbeiteten Atommülls, reparieren zu können. WAHRLICH! Diese Anlage ist die himmlische Lösung des schlimmsten Atommüllproblems in der westlichen Hemisphäre? ABER JA DOCH! Wenn wir darauf herein fallen, hat sich die Wirklichkeit vollends zum Disneyland gewandelt. Und wenn wir die Ethik der DOE bezweifeln, werden wir als Nörgler abgetan und in die Klapsmühle komplimentiert, unsere Bedenken werden ignoriert.

Aktionsvorschläge

Anstatt auf blindes Vertrauen zu setzen, regt „Heart of America Northwest“ folgende Aktionen an, um die beschriebenen Probleme zu lösen. Wenden Sie sich bitte mit diesen Forderungen an Ihren Gouverneur, an Senatoren und Repräsentanten:

  • Keine Verzögerung um 22 Jahre, um die undichten einwandigen Tanks mit hoch aktivem Atommüll zu leeren. Stattdessen ist der Bau neuer Lagertanks erforderlich, da wir nicht bis 2040 warten können, um die Tanks zu leeren oder damit anzufangen, die Leckagen und absichtlichen Entleerungen unter den Tanks zu beseitigen. Vor über einem Jahr waren mehrere hundert Menschen bei den Anhörungen gegen die Zustimmung des Staates Washington, das Leeren der Tanks um Jahrzehnte zu verschieben. Der Staat Washington muss seine Zustimmung zur Verzögerung zurück nehmen und mit dem Bau neuer Lagertanks unmittelbar beginnen.
  • Mit dem Versuch aufhören, die Anlage zu bauen, ohne die Sicherheit und die chemischen Verfahren zu überprüfen und die Entscheidung zurück nehmen, dass „kleine“ radioaktive Explosionen toleriert werden können. Der Kongress sollte die USDOE daran hindern, die technische Ausrüstung einzubauen, bis der Ausschuss für Verteidigung und Sicherheit nuklearer Anlagen bescheinigt, dass die Sicherheitsvorkehrungen ohne die Inkaufnahme der Möglichkeit „kleiner“ Explosionen auskommt.
  • Mittel für die Verglasungsanlage für den Bau neuer Lagertanks abzweigen. Dies verschafft Zeit, die Technik für Chemie und Sicherheit der Verglasungsanlage angemessen zu testen um zu sehen, ob sie tatsächlich funktioniert. Warum für etwas Milliarden ausgeben, das nicht den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht?
  • Fordern Sie, daß die USDOE mit dem Versuch aufhört, Hanford als Lager für weiteren Atommüll einzuplanen, wenn die Behörde heute und auch in der Zukunft nicht in der Lage ist, die bestehende Verseuchung zu entfernen. (Jawohl, während das Leeren der einwandigen Tanks mit hoch aktivem Atommüll bis 2040 hinausgeschoben wird und die Beseitigung der Leckagen nicht vorgesehen sind, besteht die USDOE weiterhin darauf, Hanford nach 2020 als Lager für den amerikanischen Atommüll zu benutzen.)

Unterstützen Sie die Klage von „Heart of America Northwest“ gegen die Entscheidung der USDOE, Hanford als nationales Atommüll-Lager zu benutzen, indem Sie auf unserer Homepage www.hoanw.org online spenden. Dort finden Sie weitere Information, um Behörden und Politiker zu kontaktieren und sich ehrenamtlich zu engagieren.

Autor: Dvija Michael Bertish für Heart of America Northwest, 23.01.2011

Übersetzung: BrunO für CSN-Deutschland

Originalartikel: The Hanford Nuclear Reservation becomes an American Pop-Icon Amusement Park?

Heart of America Northwest (das Herz des Amerikanischen Nordwestens) ist eine gemeinnützige Organisation, die sich mit der Dekontamination des Atommüll-Lagers in Hanford befaßt. Es ist das am stärksten verseuchte Gelände in der westlichen Hemisphäre.

Nachbemerkung:

Hanford ist zwar noch kein Vergnügungspark, kann aber schon heute besucht werden. Näheres verrät eine Behördenseite. In Chernobyl war dies unter ähnlichen Bedingungen, d.h. mit etwas bürokratischem Aufwand, bereits seit 2002 möglich und soll weiter erleichtert werden.

Wir haben dieses Thema aufgegriffen, da manche Symptome einer Strahlenkrankheit MCS- oder CFS-Betroffenen nicht ganz unbekannt vorkommen dürften. Ionenstrahlung kann CFS auslösen. Die hier von Dvija Michael Bertish mit stellenweise unübersetzbarem schwarzem Humor beschriebene Horrorgeschichte besitzt leider noch weitere über Hanford hinausgehende Dimensionen.

Fragt man z.B. nach der Herkunft des radioaktiven Materials, das in Hanford zu Atomsprengstoff verarbeitet wurde, öffnet sich ein weiteres Kapitel einer großen Horrorgeschichte. Living on Earth brachte dazu 2010 ein erschreckendes Feature: „Yellow Dirt„. Vielleicht sollten wir dieses irgendwann ebenfalls übersetzen.

Kurz zusammengefasst:

Auf dem Reservat der Navajo Indianer im Westen der USA, zwischen den Staaten Utah und New Mexico wurde Uran abgebaut. Die Minen wurden nach der Einstellung des Betriebes ungesichert hinterlassen. So gab es Seen mit radioaktivem Wasser und die Menschen die dieses Wasser unwissend tranken, wurden krank. Kinder kamen mit der sogenannten Navajo Neuropathy zur Welt und wurden kaum älter als zehn Jahre. Auch Tiere erkrankten. Aus dem Abraum wurden Häuser gebaut, die ihre Bewohner verstrahlten. – Dazu gibt es eine Posse. Bei einem Congressional Hearing wurden Bodenproben von der Polizei aus Sicherheitsgründen entfernt, als jemand einen Geigerzähler daran hielt.

Ein weiteres Kapitel sind die Atombombentests in Nevada. Die Downwinders (Bewohner in Windrichtung) kämpfen um Entschädigungen für die ungefragte Belastung mit dem radioaktiven Fallout dieser Versuche. Die ursprüngliche Homepage dieser Bewegung ist leider nicht mehr auffindbar. Ihre Geschichte kann hier nachgelesen werden. – Dafür gibt es eine Downwinders-Seite zu Hanford, die ein weiteres Beispiel einer opportunen Studie liefert. Nach dieser gibt es um Hanford herum kein erhöhtes Risiko für strahlungsbedingte Schilddrüsenerkrankungen.

Aus dieser großen Horrorgeschichte kann man nur einen Schluss ziehen: Die Herstellung der Atombomben hat einen ähnlichen Schaden wie deren Abwurf angerichtet und es ist noch weiteres Schadenspotential vorhanden.

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Wissenschaftler warnen vor den Gefahren der Feinstaubbelastung durch Kamine und Kaminöfen

Feuerrauch verursacht Genschäden

Während Millionen von Menschen die Winter- kälte mit lodernden Kaminen und Kaminöfen abwehren, warnen Wissenschaftler mit Besor- gnis über die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen durch den Rauch, der durch das brennende Holz freigesetzt wird. Neueste Erkenntnisse aus Dänemark belegen unter anderem Genschäden ausgelöst durch die Feinstäube des Kaminrauchs, als auch den Anstieg von Entzündungskrankheiten.

Gefahren durch winzige Rauchpartikel

In ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift der American Chemical Society (ACS) „Chemical Research in Toxicology“ veröffentlicht wurde, stellte ein Team von dänischen Wissenschaft- lern fest, dass die unsichtbaren Partikel des Rauchs, die von den Lungen eingeatmet werden, verschiedene negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben können.

Auswirkungen von Feinstaub gut belegt

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche wissenschaftliche Studien veröffentlicht, die Auswirkungen von Feinstäuben auf die Gesundheit gut belegen. Auch Steffen Loft, Ph.D., und seine Kollegen verweisen auf die Fülle wissenschaft- licher Erkenntnisse, die das Einatmen feinster Luftverschmutzungspartikel – dem sogenannten „Feinstaub“ – der durch Kfz-Abgase, Kohlekraftwerke und einige andere Quellen freigesetzt wird, mit Herzkrankheiten, Asthma, Bronchitis und anderen gesundheitlichen Problemen in Zusammenhang bringen.

Ist Feinstaub aus Holzrauch gefährlich?

Nach Auskunft der Wissenschaftler existieren nur relativ wenige Informationen hinsichtlich der Auswirkungen des Feinstaubs, der durch Holzrauch (WSPM) freigesetzt wird, obwohl Millionen von Menschen auf der ganzen Welt Holz zum Heizen und Kochen zu Hause verwenden und dabei regelmäßig den Feinstaub aus dem Holzrauch (WSPM) inhalieren. Bislang hatten Wissenschaftler sich mit dieser Problematik nicht befasst.

Rauchvergleich

Um festzustellen, ob der Rauch aus Kaminen von Häusern, in denen mit Holz gefeuert wird, bedenklicher ist und wie der Feinstaub daraus einzuschätzen ist, analysierte das Wissenschaftlerteam den Feinstaub aus der Luft des Ortsmittelpunkts eines Dorfes in Dänemark, in dem die meisten Bewohner Holzöfen verwendeten, und verglichen diesen Ort anschließend mit einem benachbarten ländlichen Gebiet, in dem nur wenige Holzöfen in Betrieb sind. Ergänzend sammelte das Studienteam den reinen Feinstaub eines mit Holz befeuerten Herdes zur spezifischen Beurteilung ein.

Die Gefahr aus dem Kamin

Die Analysen der Wissenschaftler brachten zutage, dass die Feinstäube in der Gemeinde, in der viele Holzöfen betrieben wurden, wie auch der reine Feinstaub aus dem Holzrauch von dort die tendenziell und potenziell gefährlichste Größe aufwies, nämlich die jener Feinstaubpartikel, die klein genug sind, um in die tiefsten Regionen der Lunge eingeatmet zu werden.

Potentielle Gesundheitsgefahr durch Holzrauch

Die Besorgnis der Wissenschaftler über Holzrauch aus dem Kamin ist begründet, die Ergebnisse ihrer Studie legten unmissverständlich dar, dass der Feinstaub, der durch Holzrauch freigesetzt wird, höhere Konzentrationen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) enthält. PAKs gelten als „wahrscheinliche“ Karzinogene für den Menschen. Als die Forscher den Feinstaub aus dem Holzrauch (WSPM) an menschlichen Zellkulturen testeten, stellten sie fest, dass der aus Holzrauch resultierende Feinstaub umfassende Schäden an der Erbsubstanz, der DNA, verursacht, mehr Entzündungen auslöst und eine größere Aktivität aufweist, Gene auf Weisen zu beeinflussen, die mit verschiedenen Krankheiten in Zusammenhang stehen.

Rasches Handeln durch Behörden erforderlich

Die Erkenntnisse, die durch die dänischen Wissenschaftler offenbar wurden, fordern ein rasches Einschreiten der Behörden und straffere Gesetze zum Schutz der Gesundheit der Menschen, die in Regionen wohnen, in denen stark mit Holz gefeuert wird. Innovative Filtertechniken und konsequentes Ausrangieren alter Öfen wären im ersten Schritt dazu in der Lage, die Feinstaubbelastung in diesen Regionen zu reduzieren. Mittelfristig ist der Ausstieg aus der Holzfeuerung die konsequenteste Lösung, die Gesundheit der Bevölkerung sicherzustellen.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. Februar 2011

Literatur:

American Chemical Society, Air pollutants from fireplaces and wood-burning stoves raise health concerns, WASHINGTON, Feb. 5, 2011.

Volltext der Studie:Oxidative Stress, DNA Damage, and Inflammation Induced by Ambient Air and Wood Smoke Particulate Matter in Human A549 and THP-1 Cell Lines

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Message an die Hersteller auf der Spielwarenmesse

Spielzeugbranche verpennt den Trend und produziert weiter schadstoffbelastet

Mit „Grünem Spielzeug“ werden Einkäufer nach Nürnberg zur Spielzeugmesse gelockt. Wo die DEKRA zum Auftakt der Spielwarenmesse noch von einem Ansatz des Wandels bei den Spielzeugherstellern sprach, sieht der BUND die Tendenz nicht so rosig. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisierte anlässlich der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg, dass Kinder immer noch nicht ausreichend vor Schadstoffen in Spielzeug geschützt werden. Das Management in der Spielzeugbranche hätte eine Riesenchance, verschläft sie jedoch.

Wo bleiben innovative Spielzeughersteller, die schadstofffreies Spielzeug herstellen? Statt mit Sorgenfalten auf der Stirn in ihrem Messestand zu stehen, wären sie mit einem Marktauftritt in der Lage, ihre Auftragsbücher fett zu füllen und könnten mit einem Ethik-Bonus, nämlich einem guten Gewissen, von der Spielwarenbranche nach Hause fahren.

Verbraucher wollen schadstofffrei statt leerer „grüner“ Versprechen

Auf zunehmende Nachfragen der Verbraucher nach schadstofffreiem Spielzeug für ihre Kinder reagieren die Hersteller in der Spielzeugbranche statt mit giftfreien Produkten, mit „Grünem Spielzeug“, was nichts weiter als eine Worthülse darstellt. Wenn ein Produkt „fair gehandelt“, lokal oder „nachhaltig“ produziert wurde, ist das immer noch keine Garantie, dass Kinder ein schadstofffreies Spielzeug in Händen halten können.

Selbstverpflichtung statt „Grünes Mäntelchen“

Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender äußerte dazu: „Statt angesichts der wiederholten Gift-Skandale, endlich Verantwortung zu übernehmen, steckt die Spielwarenindustrie den Kopf in den Sand. Schadstoffe sind bei der Spielwarenmesse in Nürnberg kein Thema. Stattdessen will sich die Branche ein grünes Mäntelchen umhängen und redet über „grünes Spielzeug“. Wenn Hersteller und Händler nicht ihre Glaubwürdigkeit verlieren wollen, müssen sie sich verpflichten, schadstofffreie Produkte herzustellen.“

Schadstoffe in Spielzeug – leider die Regel

Erst im vergangenen Oktober hatte die Stiftung Warentest hohe Schadstoffbelastungen in Spielwaren nachgewiesen. Gefunden wurden unter anderem krebserregende polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie fortpflanzungsschädigende Phthalat-Weichmacher. Konsequenzen würden bisher jedoch keine gezogen. Auch die neue Europäische Spielzeugrichtlinie, die im Juni in Kraft treten wird, schütze Kinder nur unzureichend. So gelten in Spielwaren PAK-Grenzwerte, die bis zu 1000-mal höher seien als die maximal zulässigen Konzentrationen in Autoreifen. Der BUND forderte Spielzeughersteller und –händler auf, über die mangelhaften Gesetze hinauszugehen und ausschließlich schadstofffreies Spielzeug herzustellen bzw. zu vertreiben. Doch bislang passt die Branche. Billig produzieren ist noch immer deren Maxime.

Krebsauslösendes Spielzeug

Der BUND fordert von Herstellern von Spielwaren und Babyartikeln in Deutschland, auf in der EU als „besonders besorgniserregend“ geltende Schadstoffe zu verzichten. Dazu zählten derzeit 38 Chemikalien, die in Spielzeug nicht grundsätzlich verboten seien, obwohl sie z. T. Krebs auslösen und die Fortpflanzung schädigen können. Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen gehen von über 350 Chemikalien aus, die die EU-Kriterien für „besonders besorgniserregende“ Stoffe erfüllen (sog. „S.I.N.-Liste„, „substitute it now“).

Schadstoffe in Kinderspielzeug zu packen ist perfide

Ist eine grundlegende Änderung in der Spielzeugbranche nur durch Gesetze möglich? Giftskandale hatte die Spielzeugbranche in den vergangen Jahren mehr als genug aufzuweisen. Wo andere Brachen bangen und sich reumütig zeigen, scheint in der Herstellerbrache für Spielwaren, das Gewissen nicht wirklich zu drücken. Zu abstrakt ist der Handel mit Spielzeug geworden. Spielzeugdiscounter mit Regalen voller Puppen, die achtlos in Gitterboxen liegen, scheinen die Produzenten nicht mehr an kleine Mädchen zu erinnern, die ihrer Puppe einen Namen geben und mit ihr alle Sorgen teilen. Bei der Ware Spielzeug wird um Cents gefeilscht, ohne solche Sentimentalitäten.

Sarah Häuser, BUND-Expertin für Chemikalien-Politik, bringt ihren Unmut treffend zum Ausdruck: „Die Europäische Gesetzgebung für Schadstoffe hinkt der Realität weit hinterher. Das ist besonders fatal, wenn es um die Kindergesundheit geht. Kinderkörper sind noch nicht so widerstandsfähig und reagieren besonders empfindlich. Dass die Schadstoffe in Teddys, Puppen und Spielbällen daher kommen, ist perfide.“

Wenn die Spielzeugbranche nicht reagiert, muss der Verbraucher reagieren

Bis entsprechende Gesetze ihre Gültigkeit erlangen, um Kinder restlos vor giftigem Kinderspielzeug zu beschützen, müssen Eltern ihre Macht als Verbraucher nutzen, um der Branche unmissverständlich klarzumachen, dass sie es nicht zulassen, dass ihre Kinder durch Spielzeug vergiftet werden. Eltern in den USA machen es vor, dort hat sich eine schlagkräftige Verbraucherorganisation mit Namen „Toxic Toys R Us“ gegründet. Mit progressiven Aktionen und informativer Aufklärung setzen unter diesem Namen ein Zusammenschluss verschiedene Umweltorganisationen, Anwälte, Mediziner, Eltern und Kinderschützer Maßstäbe, die Spielwarenherstellern nicht mehr den Handlungsfreiraum lassen, den sie all die letzten Jahrzehnte hatten und schamlos ausnutzten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 2.Februar 2011

Literatur:

BUND, Gift in Kinderspielzeug kein Thema bei Spielwarenmesse, 2. Februar 2011

Weiterführende Informationen

Weitere CSN Artikel zur Problematik „Kinder sind zuvielen Schadstoffen ausgesetzt“:

Gefährliche Weichmacher immer seltener im Spielzeug

Handel hat Probleme mit Auskunftspflichten

Stuttgart / Nürnberg – In Spielwaren finden sich immer weniger verbotene Weichmacher. Diesen Schluss ziehen Experten von DEKRA nach einer Testreihe im Vorfeld der Spielwarenmesse in Nürnberg. Von 18 Spielfiguren aus Kunststoff fanden sich lediglich in vier Proben noch Spuren von Phthalat-Weichmachern, die jedoch als besonders gefährlich gelten.

Bereits 2005 wurde erstmalig die Verwendung von sechs Phtalaten – darunter DEHP, DBP und BBP – in Spielzeug und Babyartikeln verboten (Anhang I EG-Richtlinie 76/769/EWG). Im Juni 2009 wurden diese Beschränkungen in die REACH Verordnung übernommen. Trotz bestehender Beschränkungen fanden die DEKRA Chemiker bei früheren Test noch regelmäßig unter anderem Weichmacher wie DEHP, DBP oder BBP in Kunststoffspielzeug. Nach neuesten Untersuchungen geht die Belastung mit den genannten Weichmachern insgesamt zurück.

„Natürlich kann man keine generelle Entwarnung geben“, sagt Dr. Peter Spengler, Laborleiter bei DEKRA Industrial in Stuttgart. „Aber die Ergebnisse lassen vermuten, dass die Industrie auf gesundheitsschädliche Phthalat-Weichmacher zunehmend verzichtet oder mit Stoffen ersetzt, die nicht in Anhang XVII der EU-Chemikalien- verordnung REACH aufgeführt sind.“

Der Spielwaren-Handel hat jedoch noch Nachholbedarf, wenn es um die Auskunftspflichten nach REACH Artikel 33 geht. Nur 12 von 18 Handelsunternehmen konnten bei Testkäufen durch einen Marktforscher innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen 45-Tage-Frist korrekt Auskunft darüber geben, ob und welche auskunftspflichtigen Inhaltsstoffe nach REACH, die besonders besorgniserregenden Stoffe (SVHC) der Kandidatenliste, in dem Produkt enthalten sind. Immerhin: Alle Auskünfte waren wahrheitsgemäß, wie sich bei der chemischen Analyse im DEKRA Labor herausstellte.

DEKRA ließ für den Test 18 Kunststoff-Spielfiguren im Wert zwischen 1,49 Euro und 9,99 Euro in Discountern, Kaufhäusern, Supermärkten und Fachgeschäften beschaffen.

Die DEKRA Experten raten dazu, beim Spielwarenkauf auf Qualität zu achten, um schadstoffbelastetem Spielzeug aus dem Weg zu gehen: hochwertige Anmutung, Markenprodukte sowie eine Verpackung mit kompletten Herstellerangaben verringern das Risiko.

Literatur:

DEKRA, DEKRA testet Spielwaren-Stichproben auf Schadstoffe, 1. Februar 2011

Bild: DEKRA

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