Archiv der Kategorie ‘Menschenrechte‘

Das Leben eines Teenagers nach einer Impfung

Rollstuhl, MCS, CFS – Folgen eines Impfschadens

Der Beginn von Laura’s Leidensgeschichte begann am 27.9.2005 mit Impfungen gegen Hepatitis A & B und Influenza. Zuvor war sie eine kerngesunde, lebensfrohe Jugendliche, die täglich viel Leistungssport (Leichtathletik, Joggen, Fitnesstraining) machte, sich mit Freunden traf und erste Pläne für Ihre Zukunft schmiedete.

Impfschäden gibt es nicht?

Die ersten Symptome nach der Impfung waren hohes Fieber bis 40 Grad, starke Kopfschmerzen und Schwäche. Unser Hausarzt überwies Laura dann in das örtliche Krankenhaus, um eine Hirnhautentzündung auszuschließen. Leider wurde im Krankenhaus keine Lumbalpunktion vorgenommen und auch weitere Untersuchungen wurden nicht erbracht mit der Begründung, „Impfschäden gibt es nicht“.

Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide

2006 – Allerdings verschlechterte sich Lauras Zustand immer weiter. Innerhalb von 9 Monaten entwickelten sich immer mehr neurologische und motorische Ausfallerscheinungen und wir suchten einen Neurologen auf, der eine Lumbalpunktion vornahm und feststellte, dass sich ein chronischer Entzündungsprozess im Nervensystem gebildet hatte, der fortan mit Cortison behandelt wurde. Zu dem Zeitpunkt litt Laura unter unerträglichen Kopf- und Muskelschmerzen. Nachdem sie mittlerweile 1 Jahr krankgeschrieben war, begann Laura im Sommer 2006 die 11. Klasse der Oberstufe eines Fachgymnasiums für Gestaltung. Schnell stellte sich heraus, dass ein regelmäßiger Besuch der Schule kaum möglich war, weil Laura immer schwächer wurde und die Zusammenbrüche sich häuften. Daraufhin stellten wir beim Versorgungsamt einen Antrag auf Anerkennung eines Impfschadens. Dieser wurde sofort abgeschmettert und wird bis heute vor Gericht verhandelt.

Schulbesuch nicht mehr möglich

2007 – Trotz aller Widrigkeiten schloss sie die 11. Klasse mit 1,3 ab und wurde in die 12. Klasse versetzt. Das große Problem war, dass Laura bis dato immer kränker wurde und keiner den wirklichen Grund kannte. Die Ärzte führten es zwar auf die Impfung zurück, was genau im Körper aber ausgelöst wurde, war noch ein Rätsel. In der 12. Klasse bekam Laura dann das Fach „Freie Malerei“, indem mit Öl- und Acrylfarben gearbeitet wurde. Schon in der ersten Stunde brach Laura komplett zusammen und unser Hausarzt vermutete zum ersten Mal, dass eine Allergie gegen Chemikalien der Grund sein könnte. Fortan war an einen Schulbesuch nicht mehr zu denken und Laura musste alle Aufgaben und Unterlagen von zu Hause aus selbst erarbeiten. Durch Zufall hörten wir dann von dem Umweltmediziner Dr. Bartram, der die Diagnose bestätigte, MCS – Multiple Chemical Sensitivity und CSF – Chronic Fatique Syndrom nach einer Impfung. Endlich wurden wir ernst genommen und der Krankheit wurde ein Name gegeben.

Hilflos ans Bett gefesselt

2008 – Ende des Schuljahres war Laura nicht mehr in der Lage, ohne Hilfe im Alltag zurechtzukommen und war größtenteils ans Bett gefesselt. Die Schule weigerte sich, Laura die Fachhochschulreife abzunehmen und ein Kampf mit der Schule und der Landesschulbehörde begann. Zum Schluss konnten wir uns durchsetzen und eine neutrale Lehrerin von einer fremden Schule wurde beauftragt, Laura zu Hause die Prüfungen abzunehmen. Das Ergebnis war das jahrgangsbeste Zeugnis. Leider war klar, dass Laura die 13. Klasse auf einem Kunstgymnasium mit dieser Erkrankung nicht mehr schaffen würde. Allerdings verweigerten ihr andere Schulen den Zutritt in die 13. Klasse, weil sie nicht am Unterricht teilnehmen würde und keiner ihr zutraute, das Abitur ohne Lehrer und Hilfe zu bewältigen.

Eltern konnten nur noch hilflos zuschauen

2009/2010 – In dieser Zeit mussten wir miterleben, wie es unserer Tochter immer schlechter und schlechter ging. Unser Hausarzt kam, und kommt bis heute, 2-3-mal wöchentlich und in Notfällen und legt Infusionen. Zusätzlich suchten wir den Umweltmediziner Dr. Bückendorf auf, der weitere Untersuchungen durchführte und uns ebenfalls den Impfschaden mit anschließender MCS bestätigte. Ein Antrag auf Schwerbehinderung wurde gestellt und man speiste uns 2010 mit 30% und einer Gleichstellung als Schwerbehinderte ab. Ein Widerspruch unsererseits wurde abgelehnt. Seitdem wird auch dies vor Gericht verhandelt.

Schule zuhause

Nach einem 2 jährigen Kampf mit der Landesschulbehörde hatten wir dann die Erlaubnis, dass Laura von zu Hause aus die 13. Klasse beginnen durfte. Da allerdings auch die Lehrer nicht an den Erfolg glaubten und MCS für etwas ganz absonderliches hielten, wurden ihr im gesamten 1. Halbjahr keine Lehrmaterialien und keine Stoffverteilungspläne zur Verfügung gestellt. Im Dezember schaltete sich dann nach unserem Bitten die Lehrerin ein, die damals Laura die Prüfungen abgenommen hatte und erzwang die Herausgabe des Unterrichtsstoffes.

Völliger Zusammenbruch

2011 – Im Januar kam dann der völlige Zusammenbruch. Laura lag wochenlang in einem komaähnlichen Zustand, war nicht ansprechbar und wurde von der Pflegeversicherung in Pflegestufe 2 eingestuft. Als endlich eine kleine Besserung eintrat, waren es nur noch 4 Wochen bis zu den Abiturprüfungen. Vom Bett aus lernte sie dann, soweit ihre Kräfte es zuließen, und tatsächlich hat sie alle schriftlichen Prüfungen von zu Hause aus abgelegt- mit Erfolg.

Ein Leben wie unter Quarantäne

Laura hat nach wie vor hohe Giftbelastungen im Körper, die trotz Entgiftungsinfusionen stetig steigen. (u.a. starke Vergiftungen gegen Blei, Quecksilber, Palladium, Aluminium, Kupfer, Pestizide, PAK’s etc.) Es wurde eine Mitochondriopathie, Muskel- und Nervenschäden, CFS, FMS und Allergien gegen viele Nahrungsmittel festgestellt. Das Zimmer, in dem sie lebt, ist gefliest, gekalkt und unmöbliert. Wir als Familie haben Sachen für zu Hause und extra Sachen, die nur außerhalb des Hauses getragen werden. Wenn wir zu Laura wollen, müssen wir vorher duschen um keine Chemikalien mit „einzuschleppen“. Eine Fortbewegung, zum Beispiel zur Toilette, ist nur noch im Rollstuhl möglich und mit großen Schmerzen in den Muskeln und Gelenken verbunden. Laura hat schreckliche Angst zu verarmen und sich später mit Hartz 4 nicht ernähren zu können.

Die Hoffnung auf Besserung schwindet

Nachdem es seit 6 Jahren von Monat zu Monat schlechter wird, wird es immer schwerer, an eine Besserung zu glauben. Am Wochenende hatte Laura wieder über Stunden hinweg starke Krampfanfälle und mehrmals täglich musste der Arzt kommen.

Zusammenhang zwischen der Impfung und MCS glasklar

Mittlerweile wurden auch noch der Internist und Umweltmediziner Dr. Kersten und der Neurologe Dr. Binz hinzugezogen. Beiden war der Zusammenhang zwischen der Impfung und MCS glasklar, ebenso wie einer mitbehandelnden Allgemeinmedizinerin. Ebenfalls hat sich jetzt auch der örtliche Amtsarzt auf unsere Seite gestellt und bestätigt den Zusammenhang und tritt für MCS ein. Daraus ergibt sich, dass 7 Ärzte vor Gericht bescheinigen, dass Laura unter einem Impfschaden leidet. Jedoch scheint dies zurzeit weder die Behörden noch das Gericht zu beeindrucken.

Sportmediziner mit Begutachtung der Intoxikation beauftragt

Die gutachterliche Stellungnahme von der Gegenseite brachte als letztes zum Ausdruck, dass es sich hier um eine Einzelmeinung handelt. Deshalb suchen wir dringend weitere Fälle und Ärzte, die diesen Zusammenhang bestätigen. Laura hat nie in eine Rentenkasse oder in eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung eingezahlt und ist deshalb darauf angewiesen, den Prozess zu gewinnen, weil sie dadurch eine lebenslange Rente vom Versorgungsamt erhält. Im Fall des Schwerbehind- ertenausweises haben wir vor 2 Wochen einen Brief vom Versorgungsamt erhalten, indem der Gutachter von der Gegenseite, ein Sportmediziner, schreibt, MCS sei psychosomatisch, jeder MCS Patient würde sich einer psychiatrischen Behandlung verweigern. Als „Beweis“ schickte der Sportmediziner etliche Fachartikel von Psychologen mit, die belegen sollten, dass MCS eine psychische Erkrankung ist. Die stichhaltigen Schreiben der Fachärzte wurde mit keinem Wort erwähnt.

Autor: Silke Teichmann für CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. August, 2011

Wer wurde ebenfalls chemikaliensensibel in Folge einer Impfung?

Laura und ihre Eltern suchen Kontakt zu MCS-Kranken, die ebenfalls durch eine Impfung chemikaliensensibel wurden oder deren MCS sich durch eine Impfung ganz erheblich verschlechterte. Kontakt via Kommentar oder csn.deutschland@gmail.com

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Weitere CSN-Artikel zum Thema Impfungen und Behörden im Umgang mit Umweltkranken:

Die Urwälder gehören den indigenen Familien

Die Vernichtung indigener Familien durch die Industrialisierung – Teil 2

Seit etlichen tausenden von Jahren leben auf den außereuropäischen Kontinenten einheimische Familien im Einklang mit der Natur. Diese Urvölker, sogenannte indigene Familien, werden bis heute unterdrückt und verfolgt. Ihnen wurde und wird der Großteil ihrer Lebensgrundlage, die Natur und Umwelt, durch europäische Einwanderer vernichtet.

Handelsgeschäfte und Sklaverei

Die Anfänge des wirtschaftlichen Handels sind so alt wie die Menschheit. Bereits um 2500 vor Chr. bereisten Seeschiffe eine Binnenverkehrsstrecke in Nordafrika auf dem Nil, unter der Führung von Pharao Sahu-Re. Es fand ein reger Tauschhandel zwischen Ägypten und dem östlichen Orient statt. Um die Kosten für Arbeitskräfte zu sparen, wurden bereits damals viele Menschen gegen ihren Willen als Sklaven gefangen genommen. Größtenteils waren diese Sklaven Menschen aus der eigenen Gegend, überwiegend handelte es sich um Gefangene und Schuldner. Auch in Europa wurden schon damals Sklaven gehalten, vor allem in Griechenland und Rom. Sklaven galten als eine Art Zahlungsmittel. Sie wurden getauscht, bildeten den Teil einer Mitgift und wurden oft weiterverliehen, um eine Schuld zu begleichen. Die Anfänge der Sklaverei sind demnach genauso alt wie der wirtschaftliche Handel an und für sich. Beides hat seine Quelle und seinen Ursprung miteinander. Damals fand allerdings noch kein weitläufiger Seehandel statt.

Columbus und das Geschäft des Metallhandels

Im Jahre 1492, das Geschäft mit exotischen Gewürzen und Edelmetall blühte, wollte der spanische Seefahrer Christoph Columbus das weit entfernte Indien besegeln, um dort eine passende Stelle zum Abbau von Edelmetallen zu finden. Sein Plan war von handfestem wirtschaftlichem Interesse geprägt und er setzte alles daran, dieses durchzusetzen. Unterstützt wurde er von der Königin Isabella von Spanien, diese unterschrieb einen Vertrag. Darin wurde festgelegt, dass sie 90% der Edelmetalle bekommt, die Kolumbus erhoffte in Indien zu entdecken. Kolumbus erblickte jedoch nicht wie geplant Indien, sondern ohne sein Wissen die Westküste Mittelamerikas. Er dachte, er sei in Westindien angekommen und hoffte auf indische Bewohner zu treffen.

Unfaire Tauschgeschäfte mit den Einheimischen

Als er am 12. Oktober 1492 auf einer Insel der Bahamas an Land ging, ahnte er noch nicht, dass er in Mittelamerika strandete. Die ersten Begegnungen mit den indigenen Familien, der dort heimischen Arawak-Indianer, waren freundlich. Diese Familien sind sehr friedvoll und leben seit jeher im Einklang mit der Natur; sie sehen sich als verbündete Freunde aller Menschen und haben großen Respekt vor jeglichem Leben. Daher trugen die Arawak-Indianer keine Waffen und begrüßten die Fremden, die auf einmal in ihrer Heimat gestrandet waren, mit großer Freude. Es wurden Tauschgeschäfte durchgeführt, die Mannschaft von Columbus tauschte unwertige Glasperlenketten gegen hochwertige Baumwolle und viele andere Dinge. Columbus beschrieb die Bewohner der Insel in seinem Logbuch als tauschfreundlich. Danach reiste er mit seiner Mannschaft ein kleines Stück weiter und traf auf eine Halbinsel mit 6 Hütten. Die dort ansässigen Bewohner beschrieb er ebenfalls als sehr liebenswürdig und friedvoll, ohne jegliche Waffen. Er schlug der spanischen Königin vor, sollte sie den Befehl erteilen, alle Inselbewohner nach Kastilien bringen zu lassen oder sie auf der Insel als Sklaven zu halten,dies wäre kein Problem, da ein solcher Befehl leicht durchzusetzen wäre und die Inselbewohner zu allem zwingbar seien.

Ausbeuterei und Unterdrückung auf Mittelamerikanischen Inseln

Columbus hatte einige Inselbewohner gefangen genommen und mit auf sein Schiff bringen lassen. Er vollzog nun das, was bisher eigentlich nur Kriegsgefangenen passierte, sie wurden als Sklaven gefangen genommen. Die Mannschaft reiste weiter zu den Inseln der Antillen, die direkt vor Mittelamerika neben Cuba und Jamaica liegen. Inzwischen flohen einige der gefangengehaltenen Inselbewohner von den Schiffen Columbus, indem sie ins Wasser sprangen und um ihr Leben davon schwommen. Columbus ließ auf die Inselbewohner schießen und schickte einige seiner Mannschaftsmänner auf die Inseln, um Jagd auf die geflohenen Einheimischen zu machen. Danach segelte er mit seiner Mannschaft weiter die Inselgruppen vor den Küsten Mittelamerikas ab. Columbus sah, dass auf diesen Inseln einige Bewohner Goldschmuck trugen. Gold war genau das Edelmetall, das er suchte. Er fuhr nach und nach alle Inseln ab und nahm den Bewohnern ihren Goldschmuck ab. Um vorerst einigen Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, fand dies im Tausch gegen andere wertlose Gegenstände statt.

Sklaverei auf der besetzten Insel Hispaniola

Am 05. Dezember 1492 traf Columbus mit seiner Mannschaft auf der Insel Hispaniola ein und fanden wahre Goldschätze vor. Columbus ließ dort aus den Holzteiles eines seiner Schiffe, dem defekten Schiff „Santa Maria“, die erste Kolonie mit dem Namen „La Navidad“ bauen. Gleich darauf wurden die ersten Einheimischen von der Mannschaft versklavt und zur Arbeit gezwungen. Am 16. Januar 1493 fuhr Columbus mit einem Teil seiner Mannschaft zurück nach Europa, während er den anderen Teil seiner Mannschaft als Bewohner der Kolonie zurückließ. Die zurückgebliebene Mannschaft geriet jedoch bald untereinander in Streit. Sie verteilten sich allmählich über die gesamte Insel. Columbus kehrte erst später zurück, während dessen baute sein Bruder im Jahre 1496 die zweite Kolonie mit dem Namen „La Isabella“ auf, als Homage an die Königin Isabella von Spanien. Auf der gesamten Insel war Columbus bis ins Jahr 1500 der alleinige Gouverneur der Insel. Auch genannt „Vizekönig von Westindien“, da man sich noch immer sicher war, in Indien angekommen zu sein. Einige Zeit danach ergriff der spanische Kolonialverwalter Francisco de Bobadilla die Stellungnahme als Gouverneur der Insel und setzte Columbus kurzerhand ab. Columbus wurde in Ketten gefesselt zurück nach Spanien geschifft, da er am Spanischen Königshof in Ungnade fiel, wegen einer Beschuldigung der Unterschlagung von Gold- und Perlenschmuck. Die einheimischen Familien blieben dennoch auch unter dem neuen Gouverneurs Bobadilla versklavt und mussten harte Arbeiten mit viel Leid erdulden.

Unmenschlichkeit im Namen des Spanischen Königshauses

Ab dem Jahr 1503 führte der Spanische Königshof die Sklaverei sogar gesetzlich als ein Muss ein und eröffnete das unmenschliche Sklavenarbeitssystem „Encomienda“ , unter diesem Gesetz mussten die indigenen Familien für die Spanier eine harte Sklavenarbeit verrichten. Laut diesem damals von den Spaniern eingeführtem Sklavenarbeitssystem, wurden alle indigenen Einwohner automatisch die Sklaven der dort niedergelassenen Europäer in den angesiedelten Kolonien. Die Europäer waren jetzt nicht nur Kolonialisten der Kolonien, sondern sie waren auch Menschenhändler und Sklaventreiber unter der Flagge des Spanischen Könighofes, sogenannte Encomenderos. Sie ließen Plantagen und Mienen bauen, um von dort aus eigene Handelsgeschäfte zu führen und den Seeweg nach Europa für sich zu erobern. Die von den Europäern eingeschleppten Erkrankungen schwächten die bis dahin völlig ausgebeuteten und qualvoll geschundenen indigenen Bewohner noch mehr, so dass bis zum Jahre 1508 so viele indigene Familien gestorben waren, dass nur noch 60.000 indigene Menschen auf der Insel knapp überlebten und um ihr Leben flehten.

Das Interesse anderer Geschäftsleute wurde geweckt

Aufgrund von Berichten über die Kolonialisierung der Insel Hispaniola interessierte sich nun auch der italienische Händler Giovanni Caboto für die Eroberungen neuer Kontinente. Seine Geschäftsbeziehungen waren vor allem verfestigt im Gewürzhandel. König Heinrich VII von England unterstützte ihn tatkräftig durch einen königlichen Schutzbrief. Fortan trug er den Namen John Caboto und verblieb zusammen mit seinen Drei Söhnen unter Königlichem Schutze in Bristol. Caboto erhielt bald darauf den Auftrag einen nördlichen Seeweg nach China zu finden und entdeckte während der Forschungsfahrt die Insel Neufundland vor den Küsten des heutigen Canadas. Damit war das Schicksal für die dortigen Bewohner ab dem Jahre 1497 eingetroffen und die Unterdrückung der indigenen Familien fand ihren furchtbaren Verlauf.

Die Besetzung des Festlandes Südamerikas

Cabotos Sohn, Sebastiano Caboto, erkundete die Ost- und Südküste Amerikas. Der spanische Handelsmann Hernán Cortés wird neugierig und plant nun auch, endlich nach Amerika zu reisen. Sein erstes Ziel soll die von den Europäern besetzte Insel Hispaniola sein. Zu dieser reist er im Jahre 1504 und ließ sich dort nieder. Im Jahre 1511 schließt sich Cortés unter der Anweisung des Spanischen Königshauses dem aristokratischem Offizier Diego Velázquez de Cuéllar bei der Besetzung Kubas vor den Küsten Mittelamerikas an, wo er eine Zeitlang zu dessen Sekretär ernannt wird. Im Jahre 1519 segelte Cortés zur Insel Cozumel vor der Küste Yucatáns in Mittelamerika. Er drang dabei immer weiter bis zum Festland Mittelamerikas vor. Es kam zu einer Welle der Gewalt und Gräueltaten gegen die dortigen indigenen Familien, die Schlacht von Tabasco war eröffnet. Auf diesem Schlachtfeld entstand die Stadt Santa Maria de la Victoria, das heutige Ciudad Victoria in Tamaulipas Mexico. Cortés nahm sich ein indigenes Mädchen als Eigentum, sie sprach die Sprache der Azteken und die Sprache der Maya, daher wurde sie seine Übersetzerin.

Die Vernichtung der Azteken durch die Spanischen Kolonialisten

Es kam zu Verhandlungen zwischen Cortés und dem dort ansässige König der Azteken Moctezuma der II. . Die Azteken hatten bereits ein gut funktionierendes Geschäftssystem und Städte aufgebaut, die in ihrer Struktur mit damaligen Städten in Europa vergleichbar waren. Sie hatten Beamte und Stadträte, Handelsgeschäfte und Güterwaren. Um die Spanier vom Eindringen in die aztekischen Hauptstadt Tenochtitlan abzuhalten, boten die Handelsmänner der Azteken ihnen Gold und Edelsteine an. Doch die Spanier drangen mit Waffen ausgerüstet zu Pferd, sogar unter Kanonenbeschuss, in die Stadt ein. Die Schlacht der Spanier führte zum völligen Untergang des Reiches der Azteken. Der Azteken König Moctezuma der II. wurde während eines aztekischen Festes vom Conquistador Pedro de Alvarado getötet. Cortés beauftragt ihn, nun weiter ins Land einzudringen und alle Reiche im heutigen Guatemala zu erobern.

Die Vernichtung an der indigenen Bevölkerung nahm immer größere Züge an

Es war das Jahr 1524 als Pedro de Alvarado zum heutigem Guatemala kam, das Land dass er unter der spanischen Krone erobern sollte. Er wurde von Cortés dazu auserwählt, da er sich während der Tötung der Aztekenstämme als besonders brutal herausstellte. Die dort ansässigen indigenen Familien der Maya-Stämme wurden von ihm hemmungslos und ohne jegliche Rücksicht angegriffen. Während dem Kampf zwischen den Soldaten Pedro de Alvarados und den Männern des Maya Königs Tecún Umán, hatte er den König mit einer Lanze durchbohrt und dessen Stamm nach spanischem Recht des damals seit dem Jahre 1503 schon herrschenden Sklavenarbeitssystem Encomienda als Untertanen versklavt.

Missionierung der indigenen Bevölkerung

Etwa zu dieser Zeit wurde es auch zur Pflicht, die indigene Bevölkerung zum christlichen Glauben zu bringen. Missionierung an und für sich muss nichts schlechtes sein und kann durchaus auch gute Taten vollbringen, jedoch war es wohl eher ein „zwingen“, als wirklich ein „bringen“. Denn es wurde untersagt, dass die indigenen Familien ihren eigenen Glauben frei ausüben dürfen. Gleichzeitig fand jedoch in Europa die Reformation statt, es entstanden neue Konflikte in der Frage der Theologie und dies führte zur Spaltung des Christentums in verschiedene Konfessionen (katholisch, evangelisch lutherisch, reformiert). Der Bischof Bartolomé de Las Casas reiste im Jahre 1511 in einer Expedition nach Kuba und bekam die Verurteilung des Häuptlings Hatuey mit. Dieser wurde wegen seines Widerstandes gegen die Kolonisatoren zum Tode verurteilt. Bischof Bartolomé de Las Casas sollte ihn noch während des Ganges zum Christentum bekehren. Dies lehnte der Häuptling ab. Ihm wurden unmögliche Fragen gestellt, die unter der Berücksichtigung des Hintergrundgeschehnisses wohl eher einer Qual dienten. So sollte er auf die Frage, ob es im Himmel Weiße gebe, mit „Ja“ antworten. Doch wie sollte es denn dort solche Menschen geben, die ihm und seinem Stamm bisher nur Unheil und viel Leid brachten, diese Frage war somit mehr als völlig unangebracht. Bischof Bartolomé de Las Casas erkannte, dass er sich unbedingt für die Rettung und Befreiung der indigenen Familien einsetzen muss. Er versuchte seit dem Jahr 1515 zu erreichen, dass das Sklavenarbeitssystem Encomienda abgeschafft wird. Dies wurde jedoch durch das spanische Königshaus strikt abgelehnt.

Eine kleine Hoffnung die vernichtet wurde

Ab dem Jahr 1520 erhielt Bischof Bartolomé de Las Casas die Erlaubnis, in Venezuela einige eigene Kolonie unter seinen eigenen Vorstellungen mit der Freiheit und dem friedlichen Zusammenleben der indigenen Familien und ihm einzurichten, was jedoch schon wegen anderer Eroberer nur zwei Jahre danach im Jahr 1522 scheiterte. Er versuchte dennoch weiterhin, das Sklavenarbeitssystem der Spanier abzuschaffen, er kritisierte die Kolonialpraxis scharf und stellte sich immer wieder gegen sein eigenes Land. Zunehmend befreundete er sich als erster Spanier mit den indigenen Familien und verfasste im Jahr 1524 seine dreibändige „Geschichte der Indianer“. Leider wurde die Veröffentlichung untersagt und erst über dreihundertdreißig Jahre später, im Jahr 1875 erlaubt. Zusätzlich schrieb er den Bericht über die unfassbar hemmungslose Kolonisation mit dem Titel „Die Tränen der Indianer“. 1537 bekehrte er einige Stämme des nördlichen Guatemalas zum Christentum und konnte somit das spanische Könighaus auf seine Seite ziehen, deshalb wurde endlich im Jahr 1542 durch den Kaiser Karl V. die „Neuen Gesetze“ des Sklavenarbeitersystems zugelassen. Der Bischof wurde fortan bis heute „Vater der Befreiungstheologie“ genannt. Das System der Sklaverei wurde endlich aufgehoben, aber die indigenen Bevölkerungen erhielten anstatt dessen nun einen Status, vergleichbar mit dem von Minderjährigen. Somit schlug der spanische Königshof ein Schnippchen, denn damit waren die Ureinwohner Amerikas zwar nicht mehr als Sklaven bezeichnet und erhielten leichte Arbeitsschutzrechte, aber dennoch mussten sie unter der Kontrolle und Gefangennahme der Kolonialisten leben. Doch diese waren mit dem neuen Gesetzt überhaupt nicht zufrieden und es wurde von den meisten Kolonialisten schlichtweg umgangen. Daher wurde es schon wieder im Jahr 1545 aufgehoben und 1550 durch das System des Repartimiento abgelöst. Was dem Sklavenarbeitersystem in nichts nachstand und zu weiteren ungeahnten Folgen führte.

Von der Bezeichnung „Sklave“, hin zur Bezeichnung „Arbeiter“

Die Ureinwohner der besetzten Orte Amerikas mussten daraufhin dennoch weiterhin unter Zwang für die Kolonialisten, die sich einfach in ihrem Land ausbreiteten, arbeiten. Sie erhielten keinen Lohn und keine Hilfe. Sie wurden in ihrem eigenen Land noch immer gezwungen, ihre Freiheit aufzugeben. Sie wurden jetzt zwar nicht mehr als Sklaven, sondern als Arbeiter bezeichnet, waren aber im Grunde genommen immer noch Sklaven. Bischof Bartolomé de Las Casas kritisierte das „Neue Gesetzt Repartimiento“ als ein menschenunwürdiges und menschenvernichtendes System an. Denn die zur Arbeit gezwungenen indigenen Männer wurden in weit entfernte Mienen geschafft und die indigenen Frauen in weit entfernten Plantagen, wo sie über mehrere Monate hinweg hart arbeiten mussten, bis sie nach ca. 10 Monaten völlig ausgemergelt und kraftlos in „den Urlaub“ nach Hause geschickt wurden. Die Babys waren völlig unterernährt, die Mütter sahen als Notlösung aus völliger Verzweiflung, weil ihnen die Muttermilch fehlte, nur noch den Mord am eigenen Kind. Die Männer, Frauen und kleinen Kinder wurden von den Arbeiten in den Minen, durch Staub und giftige Gase, schwer krank. Das schwere Leid, was den indigenen Familien zugefügt wurde und bis heute wird, ist unbeschreibbar.

Dies war erst der Anfang einer neuen Geschäftsidee der europäischen Einwanderer. Denn anstatt einer Verbesserung folgte ein weiterer Alptraum für die indigenen Familien der Welt, darüber wird in Teil 3 berichtet.

Autor: Chris B. für CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. August 2011

Teil I der Serie: Die Vernichtung indigener Familien durch die Industrialisierung

Richter schickt umweltkrankes Kind in Psychiatrie

Spanischer Richter steckt 12-jähriges Mädchen mit CFS/ME und MCS in Psychiatrie

Ein Richter verfügt, dass ein 12-jährigens Mädchen mit Chronic Fatigue Syndrom / Myalgische Enzephalitis (CFS/ME) und Multiple Chemical Sensitivity (MCS) in die Psychiatrieabteilung eines Krankenhauses kommt und untersagt der Mutter, sie zu besuchen. Wir rufen jeden dazu auf, diese Familie zu unterstützen und für Anwaltskosten zu spenden.

DIE FAKTEN

Am Samstag den 5. August 2011, begaben sich zwei Polizisten in Zivil zur Wohnung von V.R., einer 46 Jahre alten Frau mit schwerer CFS/ME und MCS und Fibromyalgie und nahmen ihre Tochter mit (die ebenfalls an CFS/ME und MCS erkrankt ist) um sie in der psychiatrischen Abteilung des örtlichen Krankenhauses in Zentral-Spanien stationär unterzubringen und dem Zugriff der Mutter zu entziehen.

DER HINTERGRUND

Die Mutter, V.R., die selber sehr krank ist, hat jahrelang gegen das Sozialamt gekämpft. Sie wurde von der Schulleitung angezeigt, weil ihre Tochter in der Schule oft fehlte, obwohl ein Richterspruch zu Gunsten der Mutter ergangen war, der die Schulleitung zwang, einen Lehrer zu dem Mädchen zu schicken und sie aufgrund ihrer schweren CFS/ME und MCS zu Hause zu unterrichten.

Die Mutter und die Tochter wurden beide vom Sozialamt gezwungen, einen Psychologen aufzusuchen, obwohl sie die körperliche Anstrengung, zu den Terminen zu erscheinen, noch kränker machte. Auch die Pflege zu Hause, die man ihnen bewilligt hatte, machte sie kränker, da das Pflegepersonal den Erfordernissen einer Umwelt- bzw. Schadstoffkontrolle nicht nachkamen und ihre Wohnung parfümiert und nach Tabakrauch stinkend betraten.

Als sich die Mutter darüber beschwerte, brachte dies für die Sozialdienste das Fass endgültig zum überlaufen, anstatt dass sie auf die besonderen Erfordernisse Rücksicht genommen hätten. Und so beschlossen sie die heimische Pflege einzustellen und machten damit weiter, gegen die Mutter wegen „Isolation“ ihrer Tochter zu klagen, was die Wegnahme der Tochter zur Folge hatte.

DIE MEDIZINIESCHE AKTENLAGE

Der Sozialdienst in dieser Region von Spanien ignoriert die Tatsache, dass drei führende spanische Fachärzten für CFS/ME (von denen einer auch Experte für MCS ist), Dr. Jose Alegre, Dr. Joaquín Fernandez-Sola und Dr. Ana Garcia Quintana bei V.R. und ihrer Tochter CFS/ME und MCS diagnostiziert haben (dazu gehörten z.B. Änderungen ihrer immunologischen Werte, hohe RNase L und virale Reaktivierungen). Man sagt, die medizinische Evaluation wird nun von den örtlichen Psychiatern vorgenommen.

DIE AKTUELLE SITUATION

Gestern ordnete der Richter eine „unbefristete Unterbringung des Mädchens in der psychiatrischen Abteilung des örtlichen Krankenhauses an und untersagte der Mutter, sie zu besuchen. Er behauptete dass jeglicher Kontakt der Mutter für die Gesundheit des Mädchens schädlich wäre“.

Nun ist das Mädchen in den Händen der Psychiater die versuchen zu beweisen, dass Mutter und Tochter eine gemeinsame wahnhafte Wirklichkeitswahrnehmung teilen und am Münchhausen Syndrom leiden, was es der Mutter nicht ermöglicht, für ihre Tochter zu sorgen.

WIE MAN HELFEN KANN

In Anbetracht dieser Situation haben wir, drei Spanische CFS/ME und MCS Initiativen, uns von Anfang an zusammengeschlossen um dieses Mädchen und ihre Mutter auf allen Ebenen zu unterstützen, rechtlich, logistisch, medizinisch usw. Doch wir brauchen dazu finanzielle Unterstützung. Die Mutter bekommt eine monatliche 400 Euro Rente von der sie und ihre Tochter versuchen zu leben. Sie haben nicht die Mittel um die Anwälte zu bezahlen, die nun ihren Fall übernommen haben und versuchen, das Mädchen aus dem Krankenhaus heraus zu bekommen, wieder zur Mutter zu bringen und zu gewährleisten, dass sie ihr Sorgerecht nicht im Kampf mit dem Sozialamt verliert. Wir haben bis jetzt die Rechnungen beglichen, doch unsere Initiativen beziehen keine Fördermittel.

Im Augenblick, während die Anwälte die schwierige Arbeit erledigen, möchten wir selber keinen direkten Druck auf das Sozialamt ausüben und die Anwälte sagen, dass jeglicher Druck durch Öffentlichkeit oder Presse auf diesen Fall negative Gegenreaktionen auslösen würde. Doch sobald uns die Anwälte Bescheid geben, werden wird eine große Öffentlichkeitskampagne starten und wir werden darüber und wie man diese Aktion unterstützen kann unterrichten.

Fürs Erste wollen wir Sie nur über diese sich entwickelnde Situation informieren und bitten um jede erdenkliche finanzielle Unterstützung, die Ihnen möglich ist.

Wir fangen mit diesen Kampf gerade erst an

und

WIR WERDEN ES NICHT ZULASSEN, DASS SIE UNSERE KINDER MIT CFS/ME ODER MCS WEGNEHMEN UND BEHAUPTEN KÖNNEN, SIE HÄTTEN MENTALE PROBELME.

Ich danke Ihnen im Namen von uns allen.

Clara Valverde

Vorsitzende der Liga SFC, Spanien, 12. August 2011

formacionsalud@hotmail.com (an dies Adresse können sie auf Englisch an die Mutter und die Tochter schreiben, es wird auf Spanisch übersetzt)

 

Francisca Gutierrez

Vorsitzende von ASQUIFYDE, Spanien

 

Jose Luis Rivas

Vorsitzender von ASSSEM

 

Die Kontonummer für internationale Spenden:

(wenn Sie von Europa aus spenden möchten):

ES80 1465 0100 91 1700515969

(wenn sie von außerhalb Europas spenden möchten):

INGDESMMXXX 1465 0100 91 1700515969

(wenn Sie von Spanien aus spenden möchten):

1465 0100 91 1700515969

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Die Vernichtung indigener Familien durch die Industrialisierung

Skrupelose Zerstörung nur für den Profit

Indigene Familien sind die Ureinwohner der jeweiligen Länder. Diese Familien werden seit mehreren hundert Jahren bis heute durch europäische Einwanderer vernichtet und unterdrückt. Sie wurden durch diese versklavt, der Großteil ihrer Familien wurde getötet, ihnen werden die Rechte bis heute genommen und ihre Lebensgrundlagen werden erheblich einschränkt. In Amerika sind von diesem schweren Schicksal beispielsweise die Indianer-Stämme in Nord- und Südamerika betroffen, in Polarregionen wie Alaska und Kanada sind es die Stämme der Inuit, in Neuseeland die Maori, in Australien die Aborigines, in Indien die Andamanen und Nikobaren, auf den Philippinen die Palawan und Batak, in Malaysia die Stämme der Pelan und in Peru, Guinea, Brasilien, sowie Afrika stammen etwa noch die Hälfte der Bevölkerung von indigenen Familien ab. Diese Bevölkerungsgruppen sind nur einige wenige von insgesamt ca. 5.000 verschiedenen Stämmen, mit 300 bis 500 Millionen Mitgliedern, die zur Zeit in gut 70 Ländern der Welt versuchen so gut es geht zu überleben.

Mit der Entdeckung kam die Zerstörung

Mit dem Einzug europäischer Einwanderer in die jeweiligen Länder kamen nicht nur Unterdrückung und schreckliche Ereignisse in die bis dahin unberührte Idylle, sondern auch weiterhin anhaltende große Lebenseinflüsse für die indigenen Familien. Die europäischen Einwanderer brachten viele Krankheiten, Armut, Leid und durch die spätere Industrialisierung auch chronische Intoxikationen mit sich. Den einheimischen Familien wurde ihr Land entrissen, ihnen wird ihre eigene wirtschaftliche Lebensgrundlage bis heute genommen und ihre Kultur wird zunehmend unterdrückt. Ihnen wurde nicht nur ihre Heimat zerstört, sondern teilweise werden sie dazu gezwungen, ihren eigenen Glauben und ihre Familientraditionen nicht mehr ausüben zu dürfen. Sie sind bis heute der zwangsweisen Industrialisierung ausgesetzt.

Kein Kontakt zur Zivilisation

In einigen Urwäldern weltweit gibt es noch ungefähr hundert Stämme, die bisher keinerlei Kontakt zur Zivilisation hatten und weitgehend versteckt leben können, da an ihren Aufenthaltsorten jetzt erst nach und nach die Industrialisierung stattfindet. Diese wenigen Stämme sind derzeit akut gefährdet, ihr Leben und ihre Familien ebenfalls zu verlieren. Sie kennen bisher keinerlei Zivilisation und erstellen ihre Produkte selbst, Töpfe aus gebranntem Lehm, Jagdinstrumente aus Stein und Knochen, Nahrungsmittel aus gesammelten Früchten und Obst. Bisher hatten diese wenigen Stämme noch keine Zivilisationskrankheiten und auch ansonsten, soweit ersichtlich, sind sie noch kerngesund. Von diesen 100 Stämmen, die ohne jeglichen Kontakt zur Zivilisation auf der gesamten Welt verstreut leben, gibt es alleine im westlichen brasilianischen Urwald schätzungsweise über 60 Stämme, die ohne Kontakt zur Zivilisation leben.

Industrie, Holzfällarbeiten sind eine Bedrohung für unberührte Stämme

Doch diese bis heute weitgehend unberührten Familienstämme sind nun auch vom Tod und Leid schwer bedroht, da die dortige Industrie und illegale Holzfäller, den Lebensraum dieser Ureinwohner massivst bedrängen und sie sogar töten. Sie werden bereits seit etlichen Jahrzehnten durch die Einwanderung von europäischen Kolonialisten vertrieben. Diese europäischen Einwanderer siedelten sich in die bis dahin unberührten Naturlandschaften ein und wurden zu brasilianischen Siedlern, weil sie den Urwald für sich und ihre industrielle Errungenschaften erobern wollen. Der Höhepunkt der Massenvernichtungen in Brasilien und Peru fing mit dem sogenannten „Kautschuk-Boom“ Anfang der 20. Jahre an. Europäische Einwanderer nahmen sich viele Ureinwohner als Sklaven und vertrieben deren Familien. Es fanden ganze Massaker statt, die Familien wurden auseinander gerissen, Kinder getötet, Frauen verkauft, Männer zur Arbeit auf den Farmen und in den Fabriken versklavt.

Gewalt, Krankheiten, Mord

Mittlerweile hat der Bergbau und der Abbau von Braunkohle im brasilianischen Urwald begonnen. Bergleute, Farmer und Siedler bringen Gewalt und Krankheiten mit in die bis dahin unberührte Idylle. Viele Ureinwohner werden bis heute verfolgt und ihre Familien getötet. Karapiru, ein Mann der brasilianischen Awà-Indianer, hat ein Massaker der europäischen Farmer überlebt. Er konnte entkommen und sich im Wald verstecken. Hungrig, durstig, verängstigt und auf der Flucht, musste er jahrelang im tiefsten Urwald versuchen zu überleben. Er ist der einzige Überlebende seiner gesamten Familie. Seine Frau, seine Kinder, seine Geschwister, seine Mutter, alle wurden bestialisch hingerichtet. Nun lebt er mit seiner neuen Familie und seiner Tochter, noch immer unterdrückt durch die Einwanderer, im Gebiet der brasilianischen Urwälder. Dieses schreckliche Leid finden heute im 21. Jahrhundert statt, durch die Industrialisierung ganzer Urwälder.

Landstriche durch Entlaubungsmittel verseucht

Ganze Landstriche werden zusätzlich durch chemische Produkte wie Entlaubungsmittel vernichtet, Bäume sterben ab, Krankheiten finden Einzug. Die Zerstörung von Natur und Wald dient dazu, um dort Staudämme zu bauen. Diese sind notwendig, um einer Überflutung vorzubeugen und somit die Ansiedlung von Bergleuten, Farmern und Siedlern zu ermöglichen. Auch die zum Abtransport von Holz, Kohle und anderen Produkten notwenigen Eisenbahnstrecken vernichten zunehmend den gesamten Lebensraum der dort lebenden Tiere und der Natur. Die einheimischen Menschen, die indigene Bevölkerung, ist durch die Industrialisierung gesundheitlich am Ende und die Folgen sind bis dato noch völlig unvorhersehbar.

Erste Endecker waren bereits von Habgier getrieben

Angefangen hatte die ganze Zerstörung des Lebensraumes einheimischer Familien durch die Habgier skrupeloser, europäischer Geschäftsleute, die der Meinung waren, nicht nur Europa zu besitzen, sondern auch andere Länder erobern zu müssen, um dort weitere industrielle Standorte aufbauen zu können. Bereits in den Jahren der ersten Kolonialisierungen Mitte des 14. Jahrhunderts, nachdem Christoph Kolumbus Amerika entdeckte, siedelten sich zunächst Spanier in Zentralamerika an. Kolumbus war keinesfalls nur ein harmloser Abenteurer der auf Durchreise war, wie er gerne dargestellt wird, sondern er war in erster Linie ein eifriger Geschäftsmann, der auf der Suche nach einem neuen industriell nutzbaren Standort war. Seine Aufzeichnungen in den Logbüchern und Briefen belegen, dass er vorrangig auf der Suche nach Edelmetall-Vorkommen war, die er vornehmlich in Indien vermutete, allerdings dann mit seinen Schiffen in Amerika strandete. Sein Vorhaben bestand in erster Linie darin, Bergwerke zum Abbau von Metall auf dem von ihm entdeckten Kontinent zu erschaffen, um diese Metalle über den Schiffweg dann in Europa verkaufen zu können.

Teil II wird über die geschichtliche Katastrophe Nordamerikas berichten, mit der das ganze Schicksal hunderttausender indigener Menschen begann.

Autor: Chris B. für CSN – Chemical Sensitivity Network, 15. August 2001

Weiterführende Informationen über die Situation indigener Völker und wie sie ihrer Rechte beraubt werden: Intercontinental Cry

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Fukushima: Japanischer Professor belegt Inkompetenz der Regierung

“Ich bebe vor Wut!” – Prof. Kodama zur Kontamination nach Fukushima

Im Ausschuss für Arbeit, Soziales und Gesundheit, Japanisches Unterhaus, 27. Juli 2011, morgens/Transkript.

Der Nächste bitte, Zeuge Kodama:

Mein Name ist Kodama, ich bin der Chef des Radioisotopen-Zentrums der Universität von Tokyo. Am 15. März war ich sehr bestürzt. Wir von der Universität Tokyo haben 27 Radioisotopen-Zentren und sind verantwortlich für Strahlenschutz und Dekontamination. Ich selbst bin Mediziner und war über einige Jahrzehnte hinweg an Dekontaminationsarbeiten bei Einrichtungen der Universitätskliniken in Tokyo beteiligt.

Gegen 9:00 morgens am 15. März maßen wir eine Strahlung von 5 microsievert/h in Tokai-mura in der Präfektur Ibaraki und unterrichteten das Ministerium für Erziehung und Wissenschaft gemäß des Artikel 10 der Maßnahmen bezüglich Nuklear- notfallmaßnahmen. [japanisches Gesetz zum Strahlenschutz] Später wurden Strahlungen in Tokyo gemessen, die 0,5 microsievert/h überschritten. Dieser Stand ging bald zurück. Und dann, am 21. März regnete es in Tokyo, und mit dem Regen kam eine Strahlenbelastung von 0,2 microsievert/h. Meiner Meinung nach ist dies der Grund für die bis heute erhöhte Strahlenbelastung.

Zu dieser Zeit sagte Generalstaatssekretär Edano: „Es gibt keine direkten Auswirkungen auf die Gesundheit.“ Ich dachte eigentlich, das werde ein großes, großes Problem werden. Warum war ich so besorgt? Weil das gegenwärtige Strahlenschutzgesetz darauf basiert, kleine Mengen radioaktiven Materials zu behandeln, die sehr hohe Strahlendosen emittieren. In diesem Fall ist die Gesamtmenge des radioaktiven Materials von geringer Bedeutung. Wichtig ist die Höhe der Strahlendosis. Im Fall des Nuklearunfalles im AKW Fukushima I jedoch haben wir 5microsievert/h innerhalb eines 100km-Radius [er bezieht sich auf Tokai-mura], 0,5 microsievert/h innerhalb eines 200km-Radius [bezüglich der Tokyo-Gegend] und Strahlung weit darüber hinaus, sogar in Tee aus Ashigara und Shizuoka [über 300km], wie jetzt jedermann weiß.

Wenn wir Strahlungsverletzung und -Krankheit untersuchen, achten wir auf die Gesamtmenge des radioaktiven Materials. Aber es gibt keinen definitiven Bericht von TEPCO oder der japanischen Regierung über die genaue Menge des radioaktiven Materials, das in Fukushima freigesetzt wurde. Also haben wir auf Grundlage unserer Wissensdatenbank am Radioisotopen-Zentrum unsere Berechnungen angestellt. Bezüglich des thermischen Ausstoßes ist er 29,6-mal höher als die Menge, die beim Atombombenabwurf in Hiroshima freigesetzt wurde. Das Uran-Äquivalent beträgt 20 Hiroshima-Bomben. Beängstigender ist, dass die Strahlung von einer Atombombe innerhalb eines Jahres auf ein Tausendstel abnimmt, während die Strahlung von einem Kernkraftwerk nur auf ein Zehntel abnimmt. In anderen Worten: wir sollten von Anfang an erkennen, dass – genau wie Tschernobyl – das Atomkraftwerk Fukushima I radioaktives Material freigesetzt hat, das der Menge von 10 Atombomben entspricht und dass die resultierende Kontamination viel schlimmer ist als die Kontamination von einer Atombombe.

Von Standpunkt eines Systembiologen muss man, wenn die Gesamtmenge klein ist, nur die jeweilige Menge für jede einzelne Person berücksichtigen. Wenn jedoch große Mengen radioaktiven Materials freigesetzt werden, bestehen sie aus Partikeln. Die Verbreitung von Partikeln ist nicht-linear, und ihre Berechnung ist eine der schwierigsten Aufgaben der Fluiddynamik [Teilgebiet der Strömungslehre]. Kernbrennstoff ist wie in Kunstharz eingeschlossener Sand, aber wenn die Brennstäbe schmelzen, wird eine große Menge kleinster Partikel freigesetzt.

Was passiert dann? Probleme wie das kontaminierte Reisstroh passieren.

Zum Beispiel wurde in Fujiwara-cho in der Präfektur Iwate Reisstroh mit 57.000 Bq/kg gefunden. In Osaki in der Präfektur Miyagi 17.000 Bq/kg, in Minami-Soma City in der Präfektur Fukushima 106.000 Bq/kg und in Shirakawa City in der Präfektur Fukushima 97.000 Bq/kg und in Iwate 64.000 Bq/kg. Das Kontaminationsmuster folgt keinen konzentrischen Kreisen. Es hängt vom Wetter ab. Die Kontamination hängt auch davon ab, wo die Partikel landen – zum Beispiel auf Material, das Wasser absorbiert.

Wir vom Radioisotopen-Zentrum haben der Stadt Minami Soma City bei Dekontaminations-Maßnahmen geholfen. Bisher haben wir sieben Dekontaminationen durchgeführt. Als wir das erste mal nach Minami Soma kamen, gab es nur einen Geigerzähler. Am 19. März, als das Ministerium für Agrikultur, Waldwirtschaft und Fischerei vermutlich die Anweisungen [bezüglich der Viehfütterung] ausgab, gingen in der Stadt gerade Lebensmittel, Wasser und Benzin zur Neige. Der Bürgermeister von Minami Soma veröffentlichte ein Hilfsgesuch im Internet, das weltweit gesehen wurde.

In solch einer Situation hätte niemand auf ein Papier des Ministeriums geachtet, niemand hätte etwas gewusst. Die Bauern wussten nicht, dass Reisstroh im Begriff war, kontaminiert zu werden. Trotzdem kauften sie Futter von außerhalb, gaben hunderttausende Yen aus, fütterten ihr Vieh damit und gaben ihm Trinkwasser. Was sollten wir also jetzt tun? Wir müssen garantieren, dass in dem kontaminierten Gebiet vollständige Strahlenmessungen durchgeführt werden.

Wie ich bereits erwähnte, gab es einen Geigerzähler in Minami Soma City, als wir im Mai dorthin kamen. Tatsächlich gab es 20 Strahlenmessgeräte, die von den US-Truppen zur Verfügung gestellt worden waren. Aber niemand im örtlichen Bildungsausschuss konnte die englische Bedienungsanleitung verstehen, bis wir kamen und ihnen erklärten, wie die Geräte zu bedienen sind. So war das dort.

Zur Lebensmittelkontrolle: es gibt fortschrittlichere Geräte als Germanium-Detektoren, bildgebende Halbleiter-Detektoren. Warum gibt die japanische Regierung kein Geld aus, um sie zu benutzen? Nach 3 Monaten hat die Regierung nichts dergleichen getan, und ich bebe vor Wut. Zweitens: Seit Herr Obuchi Premierminister war [1998], bin ich zuständig für Therapeutische Antikörper im Auftrag des Kanzleramtes. Wir benützen Radioisotope in Antikörper-Therapien, um Krebs zu behandeln.

Mit anderen Worten: meine Arbeit besteht darin, Radioisotope in menschliche Körper zu injizieren. Deshalb habe ich höchstes Interesse an der internen Strahlenbelastung und das ist es, was ich intensiv untersucht habe. Also möchte ich den Mechanismus erklären, wie es zu interner Strahlenbelastung kommt.

Das größte Problem bei interner Strahlung ist Krebs. Wie entsteht Krebs? Weil Strahlung DNA-Stränge zerschneidet. Wie Sie wissen, hat die DNA die Form einer Doppelhelix. In dieser Spiralform ist sie äußerst stabil. Wenn sich jedoch eine Zelle teilt, wird die Doppelhelix zu Einzelsträngen, doppelt sich und wird zu 4 Strängen. Das ist das höchst gefährdete Stadium. Deshalb sind Föten und kleine Kinder, deren Zellen sich rasch teilen, am empfänglichsten für Strahlengefährdung. Selbst bei Erwachsenen gibt es Zellen, die sich rasch teilen wie Haar, Blutzellen und Darmepithel [Bestandteil der Darmschleimhaut], die von Strahlung beschädigt werden können.

Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel dafür geben, was wir über interne Strahlungsbelastung wissen. Eine genetische Mutation verursacht keinen Krebs. Nach der anfänglichen Bestrahlung braucht es einen zweiten Auslöser, damit eine Zelle zu einer Krebszelle mutiert, der „driver mutation“ oder „passenger mutation“ genannt wird. [keine deutsche Bezeichnung verfügbar] Für Details sehen Sie sich bitte das beigefügte Dokument über die Fälle in Tschernobyl und Cäsium an.

Anmerkung CSN: driver mutations (Haupt oder Zellwuchs-Mutationen) sind jene, die den Krebs produzieren, während passenger mutations (Neben oder Gastmutationen) keinen Krebs machen. Vgl. Cancerfocus

Alpha-Strahlung ist sehr berühmt[berüchtigt]. Ich bin erschrocken, als ich von einem Professor der Tokyo Universität erfuhr, der sagte, es sei sicher, Plutonium zu trinken. Alpha-Strahlung ist die gefährlichste Strahlung. Sie verursacht Thorotrast-Leberschäden [später erklärt], wie wir Leberspezialisten sehr genau wissen. Bei interner Strahlung wird häufig auf so und so viele Millisievert verwiesen, aber das ist absolut bedeutungslos. Jod-131 geht in die Schilddrüse, Thorotrast geht in die Leber und Cäsium geht ins Urothel [Gewebe der Harnwege] und in die Harnblase. Ein Ganzkörperscan ist völlig bedeutungslos, ohne sich diese Stellen im Körper anzuschauen, wo Strahlung akkumuliert.

Thorotrast war ein Kontrastmittel, das in Deutschland seit 1890, in Japan seit 1930 benützt wurde, aber man fand heraus, dass 25 bis 30% Prozent der Menschen 20 bis 30 Jahre später Leberkrebs bekamen.

Warum dauert es so lange, bevor sich Krebs entwickelt?

Thorotrast ist ein alpha-strahlendes Nuklid. Alphastrahlung verletzt nahegelegene Zellen, und die DNA, die am meisten betroffen ist, ist ein Gen namens „P53“. Mittlerweile kennen wir Dank der Gentechnik die gesamte Sequenz der menschlichen DNA. Allerdings gibt es 3 Millionen Positionen auf der DNA, die von Person zu Person unterschiedlich sind. Daher macht es heute überhaupt keinen Sinn, so zu handeln als ob alle Menschen gleich wären. Das Grundprinzip sollte die „personalisierte Medizin“ sein, wenn wir interne Strahlung untersuchen,- welche DNA ist beschädigt und welche Art Wandel findet statt. Im Fall von Thorotrast ist es erwiesen, dass im ersten Stadium P53 geschädigt wird und es dann 20 bis 30 Jahre dauert, bis die Zweit- und Drittmutationen auftreten, die Leberkrebs und Leukämie verursachen.

Über Jod-131.

Wie Sie wissen, akkumuliert Jod in der Schilddrüse, und das ist besonders während der Entwicklungsphase der Schilddrüse festzustellen, d.h. bei kleinen Kindern. Aber dennoch: als die ersten Forscher in der Ukraine 1991 sagten: „Es gibt eine ansteigende Zahl von Schilddrüsenkrebs-Fällen“, veröffentlichten Forscher in Japan und den USA Artikel in „Nature“, die besagten: „Es gibt keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Strahlung und Schilddrüsenkrebs.“

Warum sagten sie das? Weil es keine Daten gab für die Zeit vor 1986, gab es keine statistische Signifikanz. Die statistische Signifikanz wurde schließlich 20 Jahre später festgestellt.

Warum? Weil der Kurvenausschlag, der 1986 begann, wieder verschwand. Selbst ohne Daten von vor 1986 gab es also den kausalen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Schilddrüsenkrebs-Fälle und der Strahlenbelastung aus Tschernobyl.

Epidemiologische Beweisführung ist sehr schwierig. Es ist unmöglich, Beweise zu liefern, bevor alle Fälle abgeschlossen sind. Daher wird aus dem Blickwinkel des „beschützt unsere Kinder“ eine völlig andere Herangehensweise benötigt. Dr. Shoji Fukushima von der staatlichen Institution „Japan Bioassay Research Center“, die die gesundheitlichen Auswirkungen von chemischen Verbindungen erforscht, hat seit dem Tschernobyl-Unfall Krankheiten im Bereich des Urinaltraktes untersucht. Dr. Fukushima und Doktoren aus der Ukraine untersuchten Teile von Blasen, die bei über 500 Operationen von Prostatahypertrophie [Vergrößerung der Prostata] entnommen wurden.

Sie fanden heraus, dass es in den hoch kontaminierten Gegenden, wo 6Bq/Liter im Urin entdeckt wurde, eine hohe Frequenz von P53-Mutationen gab, obwohl 6Bq/l unbedeutend klingen mag. Sie stellten auch viele Fälle von proliferativen präkazerosen Konditionen fest [entartete Zellen, die Krebs entwickeln können], von denen wir annehmen, dass sie durch Aktivierung von P38 MAP Kinase und dem sogenannten „NF-kappa-B“ Signal bedingt sind, was zwangsläufig zu einer proliferativen Zystitis führt, mit in beachtlicher Frequenz auftretendem Carcinoma in Situ.

Mit diesem Wissen war ich bestürzt, den Bericht zu hören, dass 2 bis 13 Bq/Liter [radioaktives Cäsium] in der Muttermilch von sieben Müttern in Fukushima gemessen wurde. Wir vom Radioisotopen-Zentrum der Universität Tokyo haben geholfen, Minami-Soma City zu dekontaminieren. Wir haben jeweils 4 Leute gleichzeitig geschickt und Dekontaminationen auf der Länge von 700km pro Woche durchgeführt.

Nochmals: das, was in Minami-Soma geschieht, zeigt deutlich, dass ein 20 oder 30 km Radius [vom AKW] überhaupt keinen Sinn macht. Sie müssen mehr ins Detail gehen, wie z.B. in jedem Kindergarten messen. Im Moment werden aus dem 20-30 km Radius 1.700 Schulkinder mit Bussen zur Schule gefahren. Tatsächlich liegt aber das Stadtzentrum von Minami-Soma nahe am Ozean und 70% der Schulen haben eine relativ niedrige Strahlenbelastung. Trotzdem werden Kinder dazu gezwungen, in die Busse zu steigen und den ganzen Weg zu Schulen in der Nähe von Iitate-mura [wo die Strahlung viel stärker ist] zurückzulegen. Die Busfahrten kosten jeden Tag 1 Millionen Yen.

Ich verlange nachdrücklich, dass diese Situation so schnell wie möglich beendet wird. Das Problematischste an der Richtlinie der Regierung ist, dass sie die Bewohner nur für ihre Umzugskosten entschädigen, wenn deren Gebiete als offizielle Evakuierungs-Zonen ausgewiesen sind. In einem kürzlich im Sangiin [Oberhaus der japan. Regierung] tagenden Ausschuss sprachen der damalige TEPCO-Präsident Shimizu und Herr Kaieda, Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie darüber. Ich fordere Sie dazu auf, diese zwei Dinge sofort zu trennen – Kompensationskriterien-Belange und das Thema Schutz von Kindern.

Ich ersuche Sie nachdrücklich, alles zu tun, was Sie können, um Kinder zu beschützen. Eine andere Sache, von der ich mich überzeugt habe, während ich die Dekontamination in Fukushima durchführe, ist die Tatsache, dass Notfalldekontamination und permanente Dekontamination unterschiedlich behandelt werden sollten.

Wir haben eine Menge Notfalldekontamination durchgeführt. wenn Sie z.B. dieses Diagramm anschauen, werden Sie feststellen, dass das untere Ende dieser Rutsche die Stelle ist, worauf kleine Kinder ihre Hände legen. Jedes Mal, wenn der Regen die Rutsche herunter strömt, akkumuliert mehr radioaktives Material. Gibt es eine Schräglage, kann die Strahlungsdosis zwischen rechts und links unterschiedlich sein. Bei einer solchen Neigung kann die durchschnittliche Strahlung zwar bei 1 Mikrosievert liegen, aber an einer Seite trotzdem 10 Mikrosievert betragen. Benützen Sie einen Hochdruckreiniger, können Sie die Strahlungsdosis von 2 Mikrosievert auf 0,5 Mikrosievert verringern. Wir müssen mehr Notfalldekontaminationen an solchen Stellen durchführen.

Der Boden unter der Dachrinne ist auch eine Stelle, wo Kinder oft mit ihren Händen hinkommen. Benützen Sie einen Hochdruckreiniger, können Sie die Strahlungsdosis von 2 Mikrosievert auf 0,5 Mikrosievert verringern. Trotzdem ist es extrem schwierig, den Wert unter 0,5 Mikrosievert zu bringen, weil alles kontaminiert ist. Gebäude, Bäume, ganze Gegenden. Sie können die Strahlungsdosis einer Stelle verringern, aber es ist sehr schwer, das für eine ganze Gegend zu tun. Außerdem, welche Probleme müssen wir lösen und was wird das kosten, wenn wir ernsthaft dekontaminieren wollen?

Im Fall der „Itai-Itai-Krankheit“, hervorgerufen durch Cadmiumvergiftung [von einer Mine] hat die Regierung bisher 800 Billionen Yen ausgegeben, um die Hälfte der Cadmium-kontaminierten Gegend, die insgesamt etwa 3.000 Hektar groß ist, zu dekontaminieren.

Wie viel Geld wird es kosten, wenn wir eine tausendmal größere Fläche dekontaminieren müssen? Daher möchte ich drei dringende Anträge stellen.

Erstens: Ich beantrage, dass die japanische Regierung als nationale Strategie die Messung der Strahlung von Lebensmitteln, Erdreich und Wasser mittels Japans fortschrittlichster Technologie wie bildgebenden Semikonduktor-Detektoren betreibt. Das liegt absolut im Bereich von Japans derzeitigen technischen Fähigkeiten.

Zweitens: Ich beantrage, dass die Regierung so schnell wie möglich ein neues Gesetz in Kraft setzt, um die Strahlenbelastung von Kindern zu reduzieren. Im Moment ist alles, was ich tue, illegal.

Das jetzige Strahlenschutzgesetz spezifiziert die Menge der Strahlung und die Arten von Radionukleiden, die die einzelnen Institutionen bearbeiten dürfen. Die Universität Tokyo mobilisiert all die Arbeitskraft ihrer 27 Radioisotopen-Zentren, um Minami-Soma City bei der Dekontamination zu helfen. Aber viele der Zentren haben keine Erlaubnis, mit Cäsium zu arbeiten. Es ist illegal, es in Autos zu transportieren. Aber wir können nicht hoch radioaktives Material bei den Müttern und Lehrern dort lassen, also stecken wir alles in Fässer und bringen die mit nach Tokyo zurück. Sie dort in Empfang zu nehmen, ist illegal. Alles ist illegal. Es ist die Schuld des Parlamentes, solche Situationen so zu belassen, wie sie sind. Es gibt viele Institutionen in Japan, z.B. Radioisotopen-Zentren an nationalen Universitäten, die Germanium-Detektoren und andere hochentwickelte Detektoren besitzen. Aber wie können wir als Nation mit aller Kraft unsere Kinder beschützen, wenn die Hände dieser Institutionen gebunden sind? Dies ist das Ergebnis der groben Fahrlässigkeit des Parlamentes.

Drittens: Ich beantrage, dass die Regierung als nationale Strategie die Fähigkeiten des privaten Sektors mobilisiert, um Techniken zur Dekontamination des Erdreiches zu entwickeln.

Es gibt viele Firmen mit Expertise in radiologischer Dekontamination; Chemie- unternehmen wie Toray und Kurita, Dekontaminationsunternehmen wie Chiyoda Technol und Atox, und Baufirmen wie Takenaka Corporation. Bitte mobilisieren Sie deren Kräfte sobald wie möglich, um ein Dekontamination-Forschungszentrum aufzubauen. Es wird zehntrillionfach Yen kosten, die Dekontaminationsarbeiten durchzuführen. Ich bin tief besorgt, dass es hier zu Öffentlichen Arbeiten mit Ausschreibungen, Konzessionen etc. kommt. Wir können uns den Luxus nicht erlauben, eine Sekunde zu verschwenden, wenn wir den finanziellen Zustand der japanischen Regierung bedenken. Wir müssen herausfinden, wie wir tatsächlich dekontaminieren können.

Was in aller Welt treibt das Parlament, während 70.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben wurden und herum irren?

Das ist alles.

Übersetzung aus dem Englischen: 007bratsche

Prof. Tatsuhiko Kodama ist der Leiter des Radioisotopen-Zentrums der Universität Tokyo. Am 27.7.2011 hielt er als Zeuge im Unterhaus der japanischen Regierung diese Rede zur Lage in den von den havarierten Reaktoren in Fukushima betroffenen Gebieten.

Diese Rede gibt es auf dem Blog EX-FSK auf Japanisch, Englisch, Französisch und Deutsch.

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Verflucht, ich akzeptiere nicht, dass mein Leben gelaufen ist!

Lasst mich doch leben!

Patrick ist 19, auf dem Kleiderschrank liegt seine American Football-Ausrüstung, in der Ecke seines Zimmers steht seine E-Gitarre und auf dem Regal liegen die genialen Texte, die er schrieb. Seine Songs haben Aussage, keine abgewandelten, banalen Coverversionen von irgendwelchen abgedroschenen Songs, die irgendwann in den Charts oben waren. Nix da, Patricks Musik geht zur Sache und lässt unmissverständlich durchblicken, dass der Songschreiber kein Weichei ist, sondern selbstbewusst und dass er etwas auf dem Kasten hat. Als Patrick die Songs und die Musik dazu niederschrieb, ging er aufs Gymnasium, was kein Problem darstellte, weil ihm die Lehrinhalte eher zufielen. Ein Klacks und schließlich gibt es auch noch ein Leben neben der Schule. Seine Kumpels waren genauso drauf. Das Leben ist da, um gelebt zu werden! War da um gelebt zu werden, denn die American Football-Ausrüstung, die Gitarre, die angefangenen CD-Aufnahmen und die Songbücher im Regal sind unübersehbar angestaubt.

Das war mal

Wenn Patrick in seinem Zimmer auf dem Bett liegt, kommt es ihm vor, als sei es vor Jahrzehnten gewesen, als er das letzte Mal mit den Kumpels aus seiner Band auf der Bühne stand. Manchmal hat er noch diese Flashes, er sieht die Gesichter der Mädels vor der Bühne, glühend, ehrfürchtig hochschauend und von ihrer verdammt guten Musik ergriffen. Wenn diese Flashes kommen, dreht Patrick sich um, er will sich nicht mehr an das, was war, an das Leben erinnern, ohne augenblicklich wieder so leben zu können. Am liebsten würde Patrick dann schreien, richtig laut schreien, damit alle es hören können:

„Mein Körper und meine Schmerzen halten mich gefangen, lassen nicht zu, das ich so leben kann wie die anderen. Ein kaputter Körper macht mich zum Krüppel. Er zwingt mich, immer wieder Dinge nicht zu tun, die ich gerne tun möchte. Aber ich will leben.“

Ursachen und Auswirkungen

Patrick ist durch Chemikalien erkrankt und sein Körper hat eine extreme Form von Chemikalien-Sensitivität (MCS) entwickelt. Manche Chemikalien sind dazu imstande, den Körper zu sensibilisieren. In der Medizin ist dies von einigen Chemikalien gut bekannt, Formaldehyd, Isocyanate und auch einige Pestizide sind dazu in der Lage. Was bei Patrick alles eine Rolle spielte, dass er jetzt so da hängt, weiß man nicht, aber man kann es erahnen. Sein Vater war Chemiker und hatte 30 Jahre mit Chemikalien Kontakt, die in der Lage sind, Gene zu schädigen. Was bei jahrelanger Arbeit aufsummiert und welchen Effekt die zahllosen, oft nicht gerade harmlosen Chemiecocktails hatten, denen Patricks Vater ausgesetzt war, das vermag niemand präzise zu definieren. Fakt ist, dass der Vater von Patrick wegen toxisch bedingter Gesundheitsschäden nicht mehr arbeiten kann und schwer krank ist. Dann ist da das Haus, in dem sie leben. Siebenmal hatten sie Hochwasser. Der Schimmel an den Wänden wurde großflächig mit Chlor abgewaschen. Eine hochgiftige Chemikalie. Von den Holzschutzmitteln im Haus ganz abgesehen, auch sie hatten mit Gewissheit Part am Zustand, in dem Patrick sich jetzt befindet.

Andere haben wenigstens gelebt

Das Durchschnittsalter bei Menschen, die chemikaliensensibel sind, liegt bei 35-45 Jahren gemäß Studien. Es gibt auch Erkrankte, die wesentlich älter sind und welche, die noch Kleinkind sind, aber die Mehrzahl der Erkrankten hatte ein Leben vor MCS. Bei Patrick ist es anders:

„Entschuldigt, ich will keinem weh tun, aber die anderen MCS-Kranken durften ihr Leben vorher leben (Jugend, Schule, Ausbildung, Reisen, Freunde, Partnerschaft etc.) und erleben, aber mir ist alles von Anfang an verwehrt. Die schönste Zeit des Lebens, meine Jugend ist mir nicht vergönnt, im Gegenteil, ich gehe durch die Hölle, aber das interessiert niemanden, weil man mir nicht glaubt.

Ciao Buddy

Nachdem Patrick völlig zusammenbrach, war das Mitgefühl der Kumpels und Mitschüler erst groß. Sie kamen ihn auch besuchen und versorgten ihn mit Infos aus der Schule. Das gab ihm die Möglichkeit, seine Schule eine Zeitlang weiterzumachen. Als das nicht mehr ging, versuchte er es über die Fernschule per Internet. War, denn auch das ist vorbei. Es kommt keiner mehr, es ruft auch keiner mehr an. Wenn Patrick ganz kurz keine dieser unerträglichen Schmerzen hat, dann realisiert er, dass er für die anderen, bis auf zwei, so eingestaubt ist wie seine Gitarre ist. Auch für seine damalige Freundin, mit der er ein Leben aufbauen wollte. Sie lebt ihr Leben ohne ihn, mit wem auch immer. Dieses Realisieren schmerzt auf einer anderen Ebene als die unerträglichen körperlichen Schmerzen und Patrick ist wütend deswegen:

„Ich lasse nicht zu, es kann und darf nicht sein, dass ich da draußen vergessen werde, nicht existiere. Es darf nicht sein, das mein Kampf umsonst ist.“

„All das, was ich erreicht habe, lasse ich mir nicht zerstören.“

„Ich habe mich damit abgefunden, dass ich wohl immer allein bleiben und leben werde. Für diese Art Erkrankung zeigt niemand Verständnis, im Gegenteil, man wird umgehend ausgegrenzt. Wie bitteschön soll ich da jemanden kennenlernen, die es wirklich ernst meint? Welches Mädchen, welche junge Frau ist bereit solch ein Opfer zu bringen und wie soll ich sie finden, wenn ich ein Leben in der Isolation leben muss? Vergiss es. Dies gilt auch für andere Freundschaften.“

„Obwohl ich immer wieder bei verschiedenen Personen, die mir früher hinsichtlich Freundschaft was bedeutet haben, nachhakte. Bis auf zwei Freunde ist keiner mehr übrig – ich habe immer alles gegeben und nun… einfach fallengelassen, da man ja nicht mithalten kann und all das andere denen zu nervig und zu kompliziert erscheint.“

Wenigstens mal raus gehen

Bei allem Unglück verloren Patrick und seine Eltern auch noch ihre treueste Weggefährtin. Patricks Mutter hat einen neuen Hund angeschafft, damit ihr Sohn etwas Leben im Haus hat und Trost durch das liebe Tier findet. Die Entscheidung war gut, denn der Hund liebt Patrick sehr und er ihn:

„So gerne würde ich mal für ein paar Stunden einfach nur in die Natur, mit unserem Hund zum Training oder einfach nur mit ihm richtig spielen, noch nicht einmal das ist mir vergönnt.“

Oder einfach in die Saiten hauen und den Frust raus lassen

Wenn Patrick früher einmal Frust hatte, dann war das nicht zu überhören. Er griff seine Gitarre und ließ bildlich gesehen die Fetzen fliegen und sang, dass die Wände bebten. Das kam nicht oft vor, aber wenn, dann wusste jeder im Haus nach zwei Minuten Bescheid. Musik ist eben Leben und sich ausdrücken, raus lassen was auf der Seele drückt. Aber selbst dass, den Frust, die Wut und die Enttäuschung raus lassen, ist für Patrick nicht möglich:

„Gitarre spielen und Singen bedeutet mir so viel, aber auch das lässt mein verfluchter Körper nicht zu. Die Muskelschwäche und Schmerzen bremsen mich immer wieder aus. Vom Sport ganz zu schweigen – Mein Traum vom American Football ist vorbei.“

MCS bedeutet im schwersten Stadium ein „Leben“ in völlige Isolation

Patrick gehört zu den MCS Kranken, denen ein Leben außerhalb der eigenen vier Wände nicht möglich ist. Nicht zu verwechseln, dass diese Menschen nicht unter anderen sein wollen, im Gegenteil der Wunsch und Drang mit anderen etwas zu unternehmen besteht jeden Tag rund um die Uhr. Es ist kein psychisches Problem oder Menschenscheu, der Körper geht auf die Barrikaden, wenn er Chemikalien ausgesetzt ist und das ist man, wenn man seine vier Wände verlässt, zwangsläufig. Autoabgase, Heizungsabgase, parfümierte Mitmenschen, Häuser, aus denen der Weichspülermief wabert. Alles Chemiecocktails, die einem schwer chemikaliensensiblen Menschen kaum eine Chance lassen, sich länger darin zu bewegen.

Extreme Schmerzen, Krampfanfälle, Atembeschwerden, Kollaps, Bewusstlosigkeit, dass kann ein kurzer Kontakt mit der Außenwelt zur Folge haben. Gleiches gilt für Besuch. Kommt jemand zu Besuch, kann die Freude darüber bei jemandem, der so schwer wie Patrick betroffen ist, schnell in ein Desaster münden. Das Deo nicht weggelassen oder Rückstände aus der chemischen Reinigung in der Jacke, Weichspüler, der nicht raus zu waschen war und Dinge die der Besuch selbst nicht wahrnahm. Völliger Schwachsinn? Mitnichten, wer sich die Mühe macht und die Inhaltsstoffe solcher „Alltagsprodukte“ anschaut, ist im Stande, den Umkehrschluss zu ziehen und erkennt, dass die Reaktionen eine nachvollziehbare Konsequenz darstellen bei einem Menschen, dessen Körper hypersensibilisiert ist. Aber wer macht sich diese Mühe? Nicht einmal die meisten Ärzte. Teils aus Unkenntnis, weil sie nie etwas von der Erkrankung gehört haben, teils aus Ignoranz und schlichtem Zeitmangel. Und wenn Ärzte sich nicht schlaumachen und die Krankheit aus Bequemlichkeit als Marotte deklarieren, wie sollen ganz normale Mitmenschen sie dann verstehen?

Patricks Meinung über MCS:

„MCS ist die schlimmste Krankheit, die es gibt, manchmal wünsche ich mir, ich wäre querschnittsgelähmt. Ich weiß das klingt hart, aber da wäre ich nicht so isoliert, alleingelassen, unglaubwürdig und hätte keine Schmerzen. Ich könnte trotz diesem Handikap fast überall hin, reisen, Konzerte besuchen, Freunde treffen, meine Ausbildung evtl. machen und, und, und.“

Die ganze Familie ruiniert

Patricks Eltern sind bereit, alles für ihren Sohn zu tun, damit er sein Leben zurückbekommt. Aber MCS ist zu komplex, dass man die Krankheit mit Schulmedizin und ein paar Naturheilmitteln, etc. bekämpfen kann. Es muss als Erstes ein cleanes Wohnumfeld her. Patrick, als auch sein Vater, bräuchten Wohnraum, der so weitgehend wie möglich chemie- und schimmelfrei ist. Aber wie realisiert man das? Das Haus, in dem sie ihre Wohnung haben, gehört den Großeltern, wegen der Erkrankung von Patricks Vater ist finanziell kein Sprung mehr zu machen.

Hilfe durch Behörden? Nein

Eigentlich wäre Patrick ein Fall für die Behörden, um Hilfe zu erhalten. Aber weil er keinen Schulabschluss hat, gibt es auch keine finanzielle Unterstützung, keine Grundsicherung; das ist für den jungen Mann entwürdigend. Seine Mutter sagt:

„Wir kriegen von nirgendwoher Hilfe, ganz im Gegenteil. Wir werden schikaniert von den Behörden und man stellt Forderungen an Patrick, die er nicht erfüllen kann. Jeder, der bis drei zählen kann, muss das einsehen. Aber niemand macht sich die Mühe, das Elend anzuschauen, stattdessen bekommt man Beschlüsse, die jeglicher Menschlichkeit entbehren. Ja, und quasi existiert Patrick nur auf dem Ausweis. Die Krankheit meiner beiden Männer hat uns ruiniert und die, die es wissen und ändern könnten, schauen einfach zu!“

„Viele fragen mich, wie kann das gehen, diese totale Isolation seit über 2 Jahren. Sie sagen zu mir: „da würde ich verrückt,…. also ich würde durchdrehen,…das stelle ich mir schlimm vor, und, und…“ Sie fragen auch: „Woher nimmt Patrick, woher nehmt ihr die Kraft?“

Die Antwort von Patricks Mutter: „Man kann so leben, Ihr seht es ja an Patrick und an uns. Irgendwie sind wir wohl Kämpfernaturen und was wollen wir tun außer tapfer und mutig zu sein und einen starken Willen zum überleben hochzuhalten? Der Kampf um die Gerechtigkeit macht einen zusätzlich stark.“ Das ist, was Patricks Mutter nach außen sagt, aber in ihrem Inneren denkt sie oft, wie lange spielt der Körper, sprich, der Herzmuskel da noch mit? Jeden Tag steht sie rund um die Uhr ihren „Mann“. Jeder Tag ist eigentlich ein Überlebenskampf. Für Patrick, als auch für seinen Vater.

Wunsch: Eine menschliche Entscheidung

Das, was Patrick und seine Eltern seit März 2009 zuteilwurde, ist erschütternd. Seine Eltern hatten mit ihm zusammen einen Antrag zur Feststellung seines Behinderungsgrades gestellt. Jetzt soll ein Gerichtsbeschluss dazu führen, dass der 19 -jährige Mann, der den ganzen Tag unter unerträglichen Schmerzen und Reaktionen leidet, in ein chemikaliengeschwängertes Krankenhaus soll. Man sei dort auf Notfälle eingerichtet.

  • Was, wenn er dort, wie vom Medizinischen her zu erwarten, völlig kollabiert? Wer trägt dann dafür die Verantwortung?
  • Wer zahlt den Aufenthalt in einer Umweltklinik im Ausland, weil es in Deutschland keine gibt?
  • Kann man ihn mit Reanimierung und dem normalen Notfallprocedere wieder auf die Beine stellen?
  • Was, wenn nicht?

In Deutschland gibt es bekanntermaßen keine einzige Klinik, die Umweltbedingungen vorweisen kann, die einem schwer Chemikaliensensiblen auch nur annähernd entgegenkämen.

Bisher statt Hilfe nur Kosten verursacht

Der Verwaltungsaufwand, der bislang betrieben wurde, um Patrick, einem 19-Jahrigen mit ungebrochenem Lebenswillen, jegliche Hilfe zu verweigern, hat jetzt schon Unsummen gekostet. Rechtmäßig besteht die Möglichkeit Schwerkranke, die das Haus nicht verlassen können, in den eigenen vier Wänden zu begutachten. Für Patrick wäre es ein Akt von Menschlichkeit, dies zuzulassen. Damit wäre das untragbare Risiko für den jungen Mann, der nichts weiter möchte als dass seine Behinderung festgestellt wird, genommen. Seine Behinderung und seine Erkrankung ist feststellbar und nirgendwo besser als in seinem eigenen Zuhause, wo jeder sich mit eigenen Augen überzeugen kann, was die Krankheit vom Erkrankten und seiner Familie abfordert.

Autoren: Silvia K. Müller und Kira, CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. Juli 2011

Anm.: Patricks Unterlagen liegen CSN vollständig vor.

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Integration mit MCS an der Schule möglich

„Es läuft alles rund“ (Ausspruch einer Mutter)

Im Juni 2010 berichtete Tohwanga über ihren erfolgreichen Versuch, für ihren an MCS und CFS-erkrankten Sohn eine Integration an der Grundschule zu ermöglichen. Nach fast einem Jahr kann sie sagen, es ist tatsächlich geglückt, und Tohwanga möchte anderen Eltern mit chemikaliensensiblen Kindern Mut machen, bei der Schule und den Eltern der Mitschüler um Unterstützung zur Integration ihres eigenen Kindes zu bitten.

Integration eines Schülers mit MCS und CFS

Tohwanga berichtet:

Im Mai 2010 hatte ich dazu einen Elternabend initiiert und um eine schadstoffarme 1. Klasse gebeten. Ich erhielt 100%tige Unterstützung von der Schulleitung und möchte an dieser Stelle nochmals meinen Dank dem Schulleiter aussprechen. Lehrer, Eltern, Klassenkameraden, ja sogar Großeltern haben sich zur Aufnahme meines Kindes entschlossen und wirken tatkräftig mit, die Klasse schadstoffarm, Weichspüler- und Parfümfrei zu gestalten.

Mein Sohn besucht nun seit August 2010 diese Schule mit großem Erfolg. Er hat Schulfreunde gefunden und kann am Unterrichtsgeschehen teilnehmen. Natürlich ist der neue Lebensabschnitt Schulpflicht für uns sehr, sehr anstrengend, trotz häufiger Fehlzeiten und Zuspätkommen, extremer Müdigkeit und eigentlich nur Leben für die Schule ist mein Sohn ein guter Schüler und das Lernen fällt ihm leicht. Schwierig und sehr Kräfte zehrend ist die tägliche Präsenz, das morgendliche Aufstehen, trotz schmerzender Glieder, trotz nächtlichem Asthmaanfall und/oder heftigste Nasenbluten und das Kräfteeinteilen für den ganzen Tag. Es muss ja noch Motivation für die Hausaufgaben und für die wenigen sozialen Kontakte am Nachmittag verbleiben. Mein kleiner Sohn meistert diese Aufgabe schon recht gut. Während ich, schon sehr beeinträchtigt durch meine Umwelterkrankungen, oft nicht weiß, woher ich noch die Kraft für den nächsten Schultag nehme.

So leben wir von Tag zu Tag, Wochenende zu Wochenende und von Ferien zu Ferien. Ganz besonders freuen wir uns auf die Sommerferien, denn die kurzen 2-Wochen-Ferien reichten nicht aus, um aus der tiefen Erschöpfung heraus zu kommen.

Es ist ein Geschenk, welches uns Eltern und Lehrer geben. Noch ein seltenes, aber ich bin mir sicher, dass auch andere Schulen in Zukunft eine Integration von MCS-erkrankten Kindern ermöglichen werden. Schadstoffarme Schulen sind für alle Kinder wichtig. Dies kann die Politik nicht mehr verdrängen.

Bei dem allgemeinen Elternabend im laufenden Schuljahr, im September 2010, habe ich etwas Redezeit bekommen, um mich für die einmalige Integration und Toleranz der Eltern und Angehörigen bedanken zu können.

Liebe Eltern,

ich möchte Ihnen auf diesem Wege meinen Dank aussprechen. Sie ermöglichen meinem Kind Integration und die Chance möglichst unbeschadet eine Schule aufsuchen zu können.

Für Ihr Verständnis, Ihr Entgegenkommen und Ihre gewonnene Besonnenheit im Umgang mit den gesundheitsschädigenden Duftstoffen, danke ich Ihnen sehr.

Zwei Fragen interessierten mich. Und so hatte ich einen kleinen Zettel vorbereitet, den ich verteilen durfte. Die Resonanz war positiv und postwendend haben sich alle 11 anwesenden Elternteile zum sofortigen Ausfüllen bereit erklärt. Insgesamt sind es 14 Kinder in der Klasse.

Wie war für Sie die Umstellung auf einen duftstofffreien Schulalltag?

Schwer: 2

  • mein Kind reagiert auf Polycarboxylate, wir können kein „Dalli med“ nehmen und mussten wieder auf „Weißer Riese“ zurückgreifen

Kein Problem, wir lebten schon duftstofffrei: 8

  • wir lebten schon weitestgehend duftstofffrei
  • wir lebten schon duftstoffarm
  • wir lebten schon ohne Weichspüler
  • kein Problem
  • wir lebten schon zum Teil duftstofffrei

Wollten wir schon immer und hatten jetzt Anlass dazu: 1

Wir machen da nicht mit: 0

Und als zweite Frage würde mich sehr interessieren, ob Sie einen intensiveren Geruchssinn zurück gewinnen konnten. Im Allgemeinen werden Gerüche nach einiger Zeit schwächer, weil die Rezeptoren, die sie aufgenommen haben, vorübergehend unempfindlich werden. Gerade Parfüms legen ganze Riechzellareale lahm.

Stellen Sie und Ihre Familie fest, dass Sie Umgebungsgerüche und auch Parfüms (wieder) besser wahrnehmen?

Ja: 2

Nein: 9

  • ich war schon vorher sehr sensibel
  • ich habe schon immer gut gerochen

99% der Eltern machen mit, wobei für 81% die Umstellung auf eine Weichspüler- und Parfümfreie Schulform kein Problem darstellte.

Der Wille und die Bereitschaft zum umweltbewussten Handeln sind da, die Menschen müssen nur das richtige Werkzeug in die Hand bekommen um Handeln zu können. Der Markt an duftstofffreien Produkten existiert und wird täglich größer. Die Werbung für den duftstofffreien Markt bringt Erfolg.

Mein Fazit kann ich mit dem wundervollen Ausspruch einer Mutter beschließen: „Es läuft alles rund“

Mit Aufklärung kommen wir weiter – Schweigen ist kontraproduktiv

Die Bevölkerung ist sensibilisiert, Dank der vielen Umweltkatastrophen, Nahrungs- mittelskandale, Impfschäden, etc. und dem schrecklichen Atomkraftunfall in Japan. Der Aufklärungsmonat Mai ist für uns ein ganz wichtiges Instrument. Macht alle mit. Die Erfolge sind da.

Autor:

Tohwanga für CSN – Chemical Sensitivity Network, MCS Aufklärungsmonat Mai 2011

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Umweltkrankheiten: MANIFEST DER VERLETZBAREN

Ein Jahr später. Ein weiteres Jahr ist vergangen und nichts hat sich geändert. Am 12. Mai, wache ich auf, immer noch am selben Ort eingesperrt und immer noch muss ich dasselbe beobachten:

Die Gesellschaft vergiftet mich weiterhin mit ihren Toxinen, diese grausame, ungerechte Gesellschaft, die sich in ihrer Habgier so sehr gefällt, während sie mich abweist, weil ich nicht so wie gesunde Körper arbeite und konsumiere, während die Eigentümer der Giftindustrie mich auslachen und reicher werden.

Sie lassen mich in Stich und behaupten, es läge an mir, dass ich mit dieser Krankheit lebe, als ob es eine Laune wäre, als ob ich mir keine Mühe geben wollte, als ob es ein Vorwand wäre, um nicht zur Arbeit gehen zu müssen.

Mein Körper, mein Bett und meine Wände sind zu einem Gefängnis geworden, in welchem mir nur mein Fenster und meine Gedanken Gesellschaft leisten, ohne dass Aussicht auf Hafturlaub besteht.

Ich bin dazu verdammt, im Verborgenen zu leben, da ich etwas bin, was die Gesellschaft verbergen möchte. Ich gehöre zu jenem Teil der Geschichte, der niemals in den Geschichtsbüchern auftauchen wird.

Nach Jahren, in denen ich viel gearbeitet und Steuern gezahlt habe, steht mir rechtlich nichts zu und ich bin vom Sozialstaat ausgeschlossen. Sie betrachten mich als unnütz, dabei bin ich in Wirklichkeit behindert.

Mein Exil wurde von Verwaltungen, Politikern und Ärzten über mich verhängt, dieselben die versprochen haben, da zu sein, wenn ich Hilfe brauche. Sie haben mich betrogen, als ich sie am dringendsten benötigte. Nun behaupten sie, mich gäbe es nicht. Sie tun so, als ob alles nur Spaß und künstliche Aufregung wäre, während sie die Tatsache, dass es täglich mehr von uns gibt, nicht an die Öffentlichkeit kommen lassen.

Obwohl ich hier so gut wie gar nicht weg komme, habe ich einmal mehr beschlossen, zielstrebig und tapfer zu sein. Ich bin öffentlich sichtbar, obwohl ich nicht aus dem Haus kann. Ich bin schwach und verletzbar, doch niemals ein Feigling.

Ich habe beschlossen, trotz meiner Verletzbarkeit weiter zu leben und zu kämpfen. Ich werde nicht verstummen, obwohl sie mich zum Schweigen bringen wollen.

Genau das habe ich für dieses Jahr erneut beschlossen. Erneut, weil sich nichts geändert hat.

Ich hoffe, Sie werden das gleiche tun. Ja Sie, einer der Verletzbaren, obwohl Sie sich dessen nicht bewusst sind. Wir müssen weiter kämpfen ohne aufzugeben, wir müssen das bequeme Denken der Gesellschaft, zu allem ja zu sagen, erschüttern und die Art, wie wir als Gesellschaft leben, überdenken. Wir müssen diese „Entwicklung“, die uns langsam umbringt, in Frage stellen. Bis die Verletzbaren unter uns nicht mehr wehrlos sind. Bis es Gerechtigkeit, Respekt und menschliches Mitgefühl für alle gibt.

Autoren: No Fun und Liga SFC (CFS/ME Liga), Spanien, 12. Mai 2011

* 12. Mai, Internationaler Tag der häufigsten Umweltkrankheiten (Chronic Fatigue Syndrom/ Myalgische Enzephalomyelitis, Fibromyalgie und Multiple Chemical Sensitivity)

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WHO empfängt Delegation von Vertretern für Umweltkranke

MCS Interessenvertreter unterzeichneten Petition an die Weltgesundheitsorganisation

Am 13. Mai wird die WHO eine Delegation von Interessenvertretern von MCS und EMS Erkrankten, Mediziner, Wissenschaftler, Anwälte und Journalisten in Genf empfangen. Der Termin wurde von Dr. Maria Neira, Generaldirektor für Öffentliche Gesundheit und Umwelt der WHO, bestätigt.

WHO bestätigt Anhörung von Organisationen für MCS Kranke

Dr. Neira wird an diesem Tag die Delegation empfangen und erhält zuvor eine Bibliographie zu den beiden Umweltkrankheiten, eine Aufstellung von Ländern, die bereits über einen ICD-10 Code für MCS und/oder EMS verfügen, sowie einige weitere Dokumente, die für das Treffen von Relevanz sind. Alle eingereichten Dokumente untermauern die wissenschaftlich begründeten Argumente, endlich eine verbindliche Basis für alle Umweltkranken weltweit zu schaffen, damit die medizinische Versorgung der Erkrankten sichergestellt werden kann.

MCS und EMS Organisationen unterzeichneten Petition an die WHO

Die Petition, die dafür sorgen soll, dass sich die Situation für Menschen, die chemikaliensensibel oder elektrosensibel sind, verbessert, ging von der spanischen Organisation „Asquifyde“ aus. Unterzeichnet wurde die Petition von sehr vielen Organisationen, Wissenschaftlern und Medizinern aus aller Welt. Gesetzt der Fall, dass die WHO diese Petition umsetzt, würde in allen Ländern weltweit für Multiple Chemical Sensitivity (MCS) und Elektrosensibilität (EMS) ein einheitlicher internationaler Krankheitscode (ICD) gelten. Ein solcher ICD ist wichtig, denn damit kodieren Ärzte ihre Diagnose und rechnen ggf. ihre Leistungen bei den Krankenkassen ab. Die Existenz einer Krankheit wird dadurch belegt.

In allen Ländern verbindlicher ICD-10 Code für MCS und EMS

Derzeit verfügt Japan (T65.9) und Deutschland (T78.4) über einen ICD-10 Code für MCS. Ebenfalls deutschsprachige Länder wie die Schweiz, Luxemburg und Österreich ließen durch ihr Ministerium für Gesundheit gegenüber CSN mitteilen, dass in ihrem Land der in Deutschland gültige ICD-10 Code für MCS, T78.4, ebenfalls verwendet werden kann.

Fakten zur Vorlage bei der WHO

Es ist möglich, weitere wichtige Dokumente, die wissenschaftliche Aspekte hinsichtlich MCS und EMS darlegen, für die Vorlage bei der WHO beizutragen. Man kann sie in den nächsten Tagen als PDF per E-Mail an die koordinierende spanische Organisation info@asquifyde.es senden. Alle eingegangenen Dokumente werden von medizinischen Experten und einem Anwalt für Umweltrecht hinsichtlich ihrer Relevanz gesichtet und dann für die Vorlage bei der WHO ausgewählt.

Teilnahme bei der WHO Anhörung bestätigen

Bis zum 3. Mai 2011 ist es für Organisationen, Wissenschaftler, Anwälte und Mediziner möglich, sich für die Anhörung bei der WHO in Genf anzumelden. Hierzu muss eine verbindliche Bestätigung bei Asquifyde erfolgen. Die Organisation meldet die endgültige Teilnehmerzahl am 3. Mai bei Dr. Neira an, worauf dann die Reservierung eines entsprechenden Raumes erfolgt.

Pressekonferenz im Anschluss an WHO Anhörung

Nach der WHO Anhörung wird eine Pressekonferenz stattfinden. Sie wird von Sonia Miguel Jara und Journalisten geleitet. Um die wichtige Pressekonferenz nach der WHO Anhörung finanzieren zu können, bittet Asquifyde MCS und EMS Organisationen und jeden, dem das Anliegen der umweltkranken Menschen am Herzen liegt, um finanzielle Unterstützung.

Hilfe für Umweltkranke

Wissenschaftler gehen davon aus, dass rund 15-30% der Allgemeinbevölkerung in Industrieländern unter MCS leidet. Die Zahl der von EMS Betroffenen steigt durch den voranschreitenden Ausbau der Mobilfunknetze ebenfalls an. Diese Menschen werden nahezu ausnahmslos ohne Hilfe und Unterstützung ihrem Schicksal zu überlassen, was der internationalen Behindertenkonvention und geltenden Gesetzen widerspricht. Das Ignorieren und Negieren von Umweltkrankheiten in den vergangenen Jahren hat zu unbeschreiblichem Leid und auch zu erheblichen finanziellen Verlusten für die Wirtschaft geführt. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen bei der WHO die internationale Petition zum Anlass nehmen und ihrer eigentlichen Mission entsprechend handeln, um eine Basis zu schaffen, damit Erkrankten mit MCS und EMS die Hilfe zuteilwerden kann, die ihnen als Kranke und behinderte Menschen in den jeweiligen Ländern zusteht.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 2. Mai 2011

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Kranke benötigen medizinische und soziale Hilfe statt Wunderheiler

Ein falscher Schachzug, Erkrankte zu psychiatrisieren oder Wunderheilern zuzuführen

Seit dreizehn Jahren unterstützenzahlreiche Politiker verschiedener amerikanischer Bundesstaaten die Aufklärung über die Umwelterkrankung MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Durch Proklamationen weisen sie darauf hin, wie dringlich es ist, dass jeder Bürger sich der Existenz von Umweltproblemen bewusst wird und zur Kenntnis nimmt, dass ein erheblicher Anteil der Bevölkerung bereits unter Umwelterkrank- ungen leidet. In Deutschland hat sich die Prognose für Umwelterkrankte im gleichen Zeitraum im Grunde genommen nur verschlechtert.

MCS, eine Umwelterkrankung, die Aufmerksamkeit verlangt

Etwa 15% der Allgemeinbevölkerung reagiert mehr oder weniger stark auf Chemikalien, mit denen man im normalen Alltag ständig in Kontakt gerät. Die an MCS Erkrankten klagen u.a. über Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Konzentrations- verlust, Atembeschwerden oder Muskelschmerzen, wenn sie Autoabgasen, Kamin- oder Zigarettenrauch, Parfüm, dem Geruch von Weichspüler, Zeitungsaus- dünstungen, Neuwagen oder neuen Möbel ausgesetzt sind. Die Beschwerden der Erkrankten haben erhebliche Auswirkungen auf deren Privat- und Berufsleben. Viele verlieren durch die anhaltenden und häufig schlimmer werdenden Gesundheitsbeschwerden ihre Arbeit. Weil die Auswirkungen wegen der hohen Verbreitung von MCS bereits einen Einfluss auf viele Bereiche haben, setzen sich amerikanische Gouverneure kontinuierlich für Umwelterkrankte mit MCS ein.

USA – Gouverneure bieten Verständnis und Hilfe für MCS Kranke

Der Gouverneur von Colorado, John Hickenlooper, gehört zu den Ersten, die eine Proklamation für den MCS Aufklärungsmonat Mai 2011 mit ihrem Staatssiegel beurkunden. Die Proklamation für den Bundesstaat Colorado lautet wie folgt:

MCS PROKLAMATION

WEIL, Menschen aller Altersgruppen in Colorado und in der ganzen Welt Multiple Chemical Sensitivity (MCS) als Folge der globalen Umwelt- verschmutzung entwickelten; und

WEIL, MCS eine schmerzhafte chronische Erkrankung ist, die von Überempfindlichkeits- reaktionen auf die Umwelt geprägt ist und für die es keine Heilung gibt; und

WEIL, die Symptome bei MCS akute Reaktionen auf Chemikalien, Lebensmittel und Medikamente einschließen, als auch neurologische Symptomatik, Muskel- und Gelenkschmerzen, Konzentrations- und Atembeschwerden verursachen; und

WEIL, MCS durch die amerikanische Gesetzgebung für Behinderte dem Americans with Disabilities Act, der amerikanischen Behörde für Barrierefreiheit, der Social Security Administration, dem US Department für Haus- und Stadtplanung und der Umweltschutzbehörde EPA und zahlreichen weiteren staatlichen Behörden und Kommissionen anerkannt ist; und

WEIL, die Gesundheit der Allgemeinbevölkerung in Gefahr ist durch Chemikalienexpositionen, die zu diesen umweltbedingten Krankheiten führen können; und

WEIL, diese Krankheit durch Reduzierung oder Vermeidung von Chemikalien in Luft, Wasser und Nahrung, sowohl im Innen- als auch im Außenbereich, vermeidbar sind, und weitere wissenschaftliche Untersuchungen, einschließlich der Genetik durchgeführt werden sollten; und

WEIL, Menschen mit MCS Unterstützung durch die medizinischen Fachwelt brauchen und Verständnis durch die Familie, Freunde, Mitarbeiter und der Gesellschaft, während sie mit ihrer Krankheit und der Anpassung an neue Lebensweisen kämpfen;

DESWEGEN, verkünde ich, John Hickenlooper, Gouverneur des Bundesstaates Colorado, jetzt hiermit den Mai 2011 als

Multiple Chemical Sensitivity

(MCS) Awareness Month

Die Situation Umwelterkrankter in Deutschland

Während in den USA die Allgemeinbevölkerung seit fast eineinhalb Jahrzehnten durch Gouverneure, Politiker und Behörden um Verständnis und Hilfe für MCS Kranke gebeten wird, gibt es in Deutschland keinerlei ernstzunehmende Bestrebungen, diesen Umwelterkrankten zur Seite zu stehen. Im Gegenteil, die Bestrebungen, die Ursache von MCS der Psyche der Erkrankten zuzusprechen, nimmt zu. Politiker widmeten sich Umwelterkrankten immer nur im Wahlkampf, was erkennen lässt, dass wirtschaftliche Interessen des Industriestandortes Deutschland als vorrangig betrachtet werden. Die Rechte, die MCS-Erkrankten als Behinderte im Sinne von Integration und Barrierefreiheit zustehen, werden grundsätzlich völlig ignoriert, obwohl Deutschland die UN-Behindertenkonvention unterzeichnet hat.

Immer öfter zweifelhafte Angebote statt echter Hilfe

Die jahrzehntelange Forderung von MCS-Kranken nach einer Umweltklinik, die den Bedürfnissen der Erkrankten gerecht wird, blieb in Deutschland unerfüllt. Stattdessen scheinen sich zwei Strömungen zu bilden. Die Strömung von einigen niedergelassenen Umweltmedizinern ausgehend versucht, die MCS-Kranken Wunderheilern und dubiosen „Detox-Experimenten“ zuzuführen.

Die andere Strömung, die von universitären Umweltinstituten ausgeht, versucht ein „bio-psycho-soziales Behandlungskonzept“ zu installieren.

Beide neuen Strömungen stellen nicht mehr als eine Kapitulationserklärung für den Medizinstandort Deutschland dar und sollten von den Umwelterkrankten nicht hingenommen werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 3. April 2011

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