Umweltkrankheiten: MANIFEST DER VERLETZBAREN

Ein Jahr später. Ein weiteres Jahr ist vergangen und nichts hat sich geändert. Am 12. Mai, wache ich auf, immer noch am selben Ort eingesperrt und immer noch muss ich dasselbe beobachten:

Die Gesellschaft vergiftet mich weiterhin mit ihren Toxinen, diese grausame, ungerechte Gesellschaft, die sich in ihrer Habgier so sehr gefällt, während sie mich abweist, weil ich nicht so wie gesunde Körper arbeite und konsumiere, während die Eigentümer der Giftindustrie mich auslachen und reicher werden.

Sie lassen mich in Stich und behaupten, es läge an mir, dass ich mit dieser Krankheit lebe, als ob es eine Laune wäre, als ob ich mir keine Mühe geben wollte, als ob es ein Vorwand wäre, um nicht zur Arbeit gehen zu müssen.

Mein Körper, mein Bett und meine Wände sind zu einem Gefängnis geworden, in welchem mir nur mein Fenster und meine Gedanken Gesellschaft leisten, ohne dass Aussicht auf Hafturlaub besteht.

Ich bin dazu verdammt, im Verborgenen zu leben, da ich etwas bin, was die Gesellschaft verbergen möchte. Ich gehöre zu jenem Teil der Geschichte, der niemals in den Geschichtsbüchern auftauchen wird.

Nach Jahren, in denen ich viel gearbeitet und Steuern gezahlt habe, steht mir rechtlich nichts zu und ich bin vom Sozialstaat ausgeschlossen. Sie betrachten mich als unnütz, dabei bin ich in Wirklichkeit behindert.

Mein Exil wurde von Verwaltungen, Politikern und Ärzten über mich verhängt, dieselben die versprochen haben, da zu sein, wenn ich Hilfe brauche. Sie haben mich betrogen, als ich sie am dringendsten benötigte. Nun behaupten sie, mich gäbe es nicht. Sie tun so, als ob alles nur Spaß und künstliche Aufregung wäre, während sie die Tatsache, dass es täglich mehr von uns gibt, nicht an die Öffentlichkeit kommen lassen.

Obwohl ich hier so gut wie gar nicht weg komme, habe ich einmal mehr beschlossen, zielstrebig und tapfer zu sein. Ich bin öffentlich sichtbar, obwohl ich nicht aus dem Haus kann. Ich bin schwach und verletzbar, doch niemals ein Feigling.

Ich habe beschlossen, trotz meiner Verletzbarkeit weiter zu leben und zu kämpfen. Ich werde nicht verstummen, obwohl sie mich zum Schweigen bringen wollen.

Genau das habe ich für dieses Jahr erneut beschlossen. Erneut, weil sich nichts geändert hat.

Ich hoffe, Sie werden das gleiche tun. Ja Sie, einer der Verletzbaren, obwohl Sie sich dessen nicht bewusst sind. Wir müssen weiter kämpfen ohne aufzugeben, wir müssen das bequeme Denken der Gesellschaft, zu allem ja zu sagen, erschüttern und die Art, wie wir als Gesellschaft leben, überdenken. Wir müssen diese „Entwicklung“, die uns langsam umbringt, in Frage stellen. Bis die Verletzbaren unter uns nicht mehr wehrlos sind. Bis es Gerechtigkeit, Respekt und menschliches Mitgefühl für alle gibt.

Autoren: No Fun und Liga SFC (CFS/ME Liga), Spanien, 12. Mai 2011

* 12. Mai, Internationaler Tag der häufigsten Umweltkrankheiten (Chronic Fatigue Syndrom/ Myalgische Enzephalomyelitis, Fibromyalgie und Multiple Chemical Sensitivity)

Weitere Artikel zum weltweiten Aufklärungsmonat über Umweltkrankheiten:

2 Kommentare zu “Umweltkrankheiten: MANIFEST DER VERLETZBAREN”

  1. Kira 10. Mai 2011 um 23:28

    Liebe Eva,
    ich schliesse mich voll und ganz deinem Manifest der Verletzbaren an!!!!

    Was du da zu Papier gebracht hast spiegelt das isolierte Dasein so vieler unschuldiger Opfer der Macht- und Geldhungrigen wieder. Leider werden es immer mehr und alleine schon deshalb wird der Druck durch unsere Zivilcourage die Wahrheit ans Licht bringen.
    Ich bin fest davon überzeugt das unser gemeinsamer Kampf bald Früchte tragen wird, weil wir nicht mehr schweigen, weil das Internet mächtiger ist wie manch einer denkt. Wir dürfen den Mut trotz unserer Verletzbarkeit nicht verlieren,gemeinsam sind wir stark.
    Die Schuldigen vergessen nur eins, wir Betroffene gehen Tag für Tag durch die Hölle – haben dadurch einen kritischen Verstand, Mut und Charakterstärke!!!

    In diesem Sinne wünsche ich dir weiterhin viel Kraft und Mut.

    Liebe Grüße
    Kira

    PS: Wann kommt dein Buch in deutscher Sprache raus?? :0)

  2. Eva 19. Mai 2011 um 17:41

    Liebe Kira,

    Thank you for your words. You are right that every day there are more victims and they can’t silence us anymore. Internet is really powerful, as you say, and we can be together in the distance fighting for our rights all over the world.

    I wish my book would be published in German and English, but unfortunately right now is only in Spanish.

    Kind regards,

    Eva

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