Sick Bulding Syndrome: Wissenschaftlerin warnt vor Schimmelpilzen als Ursache

Sick Building Syndrome durch Schimmel

Der Hurrikane Katrina hatte die Stadt New Orleans mit Schlamm und später mit Schimmel überzogen. Häuser und deren Inventar wurden völlig unbrauchbar, auch das Haus der Wissenschaftlerin Joan Bennet, die Genetikerin für Pilze ist. Der Geruch der Schimmelpilze, die ihr eigenes Haus überzogen hatten, überzeugte Dr. Bennett, dass es so etwas wie Sick Building Syndrome (SBS) gibt. Das war nicht immer so, zuvor hatte die Expertin sich oft sehr zynisch geäußert, wenn es um Schimmelpilzfälle ging und sie vor Gericht für Versicherungen gegen die Opfer aussagte.

Als Dr. Joan Bennett ihr Haus in New Orleans nach dem Desaster betrat, schwand bei ihr jeder Zweifel. Auf der Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy, die zusammen mit der Infectious Diseases Society of America veranstaltet wurde, sagte sie: “ Der überwältigende, furchtbar aufdringliche Geruch und die Luft, die einen regelrecht einhüllte, sorgten dafür, dass ich etwas verstand, an dessen Existenz ich zuvor nicht geglaubt hätte – Sick Building Syndrome.“ Dieses Geständnis legte Dr. Bennet auf einer Pressekonferenz vor einem Symposium ab, bei dem es um die Zusammenhänge zwischen Krankheit und Schimmelpilzen ging.

Abgesehen von akuten Pilzinfektionen wie Athletenfuß, glaubte Dr. Bennett zuvor nicht daran, dass Pilze Krankheiten verursachen könnten, ganz besonders nicht an solches Elend, das mit Sick Building Gebrechen zusammenhing, wie Kopfschmerzen, Impotenz und Verdauungsstörungen.  Doch dann kam Katrina und brachte bittere Erkenntnis. Der Sturm hatte das Haus der Wissenschaftlerin unbewohnbar gemacht und ihren ganzen Besitz völlig zerstört, komplett alles war dem Schimmelpilz zum Opfer gefallen.

„Schimmelpilze haben eine merkwürdige Art, an Nährstoffe zu gelangen“, sagte Dr. Bennett, „Sie geben Enzyme und Säuren in ihre Umgebung ab und verwandeln alles da draußen in Schleim, den sie dann resorbieren. Sie leben wortwörtlich in ihrer Nahrung und gleichzeitig in ihrem eigenen Abfall.“ Dieser Prozess, so glaubt sie mittlerweile, kann flüchtige organische Verbindungen freisetzen, die die menschliche Gesundheit beeinträchtigen.

Mittlerweile arbeitet Dr. Bennett nicht mehr an der Tulane University in New Orleans, sondern an der School of Environmental and Biological Sciences in Rutgers.

Derzeit steckt Dr. Bennett im Anfangsstadium, Schimmelpilze aus Häusern in New Orleans zu analysieren und die biologischen Auswirkungen der von den Pilzen freigesetzten Verbindungen an Würmern zu testen. Auf längere Sicht hofft sie anhand der Tiermodelle Verständnis darüber zu erlangen, wie Schimmelpilze die Gesundheit von Menschen beeinträchtigen können.

Es gibt mehr als 3000 flüchtige Verbindungen, die von Schimmelpilzen produziert werden, das macht es für Wissenschaftler schwer, genau zu sagen, welcher Schimmelpilz exakt welche flüchtige Verbindung freisetzt und welche Auswirkung dies auf die menschliche Gesundheit hat“; sagte Dr. David Dennings vom North Manchester Hospital in England. “ Es ist ein sehr komplexes Feld. Man hat eine Vielzahl von Schimmelpilzen, zahlreiche verschiedene Chemikalien und unterschiedliche Empfindlichkeiten und Symptome, mit denen man arbeiten muss.“

Die eigene Arbeit von Dr. Dennings, die präsentiert wurde, stand in Zusammenhang mit einer klinischen Versuchsreihe an 60 Asthmapatienten, die mit einem Antipilzmedikament oder einem Placebo behandelt wurden. Der Wissenschaftler sagte, dass 60% der Patienten, die mit dem Antipilzmedikament behandelt wurden, signifikante Verbesserung ihrer Lebensqualität verspürten. Sie benötigten zusätzlich weniger Steroide und Inhalieren, um ihr Asthma im Griff zu halten. Der Grund für diesen Erfolg, so deutete der Mediziner an, liegt wohl darin, dass einige Personen „hypersensibel“ auf Schimmelpilz seien. „Diese Personen sind sensibilisiert, und wir können abnormale Immunreaktionen feststellen und dass Schimmelpilze ihr Asthma verschlimmern“, sagte der Wissenschaftler als Begründung, dass diese Patienten auf das Antipilzmedikament ansprachen.

Übersetzung:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 2. November 2008

Literatur:
Pressemitteilung, 48th Annual ICAAC/IDSA 46th Annual Meeting,Washington, DC, October 25-28, 2008.

8 Kommentare zu “Sick Bulding Syndrome: Wissenschaftlerin warnt vor Schimmelpilzen als Ursache”

  1. Energiefox 4. November 2008 um 16:41

    Ist schon makaber, erst wenn es einem selbst erwischt, dann kann man´s auch schlecht noch leugnen und muss eingesehen wie gefährlich so ein Kram ist . Am Fernsehen kam mal ein Bericht über mit Schimmel verseuchte Wohnungen, es ist schwer sie richtig zu sanieren. Der Rat war
    am Besten sich ein neue Wohnung zu suchen. Viel Pfusch wurden den Sanieren nachgesagt. Und Schimmel ist wirklich sehr ernst zu nehmen, oft weiß man es ja nicht mal, das irgendwo Schimmel im Haus ist.

    Gruß Energiefox

  2. Juliane 4. November 2008 um 23:54

    Einen schlechten Rat haben die Filmemacher da verbreitet, Energiefox. Wo findet man denn heute noch so einfach eine Wohnung ohne Schimmel?

    Das Gesundheitsamt der Stadt Bremen hat einen Bericht über Schimmelpilze ins Netz gestellt.

    Hier einige Zitate aus dem Bericht:

    Gesundheitsamt Freie Hansestadt Bremen Gesundheit und Umwelt Kommunale Gesundheitsberichterstattung ,Um Schimmels Willen: Feuchteschäden in Wohnräumen und Soziale Lage

    „Eine laufende Studie des Instituts für Biologie, Bauen und Umwelt (Düsseldorf) geht davon aus, dass
    bis zu 40% der Haushalte in Nordrhein-Westfalen sogenannte versteckte Schimmelschäden aufweisen könnten.

    Nach einer erheblichen Zunahme von Anfragen zur Schimmelpilzbelastung in Wohnungen beim
    Gesundheitsamt Leipzig von 83 Anfragen im Jahr 1995 auf 796 Anfragen im Jahr 1999 wurde unter
    Beteiligung verschiedener Stellen ein Programm zur Untersuchung der gesundheitlichen Effekte von
    Schimmelpilzbelastungen (LEIPI) etabliert 21. Von Befragten, in deren Wohnungen Schimmel sichtbar
    war, wurde als häufigstes Symptom, das in den vergangenen 6 Monaten aufgetreten war, Müdigkeit
    und Erschöpfung sowie Schlafstörungen (beides mit einer Häufigkeit von 50%) angegeben,
    gefolgt von Kopfschmerzen (45%), verstopfter Nase (42%) und Husten (39%).

    Anbauten, Umbauten oder sonstige Veränderungen im und am Gebäude können dazu führen, dass
    insbesondere ältere Wohnhäuser nach baulichen Veränderungen gelegentlich günstige Voraussetzungen
    für das Auftreten eines Schimmelpilzbefalls bieten. Typisch ist dies zum Beispiel, wenn neue
    hoch wärmedämmende Fenster in einen Altbau eingesetzt werden, ohne gleichzeitig eine Außenisolierung
    der umgebenden Wand vorzunehmen.“

    gesundheitsamt.bremen.de

    Im Auftrag des Landes Nordrheinwestfalen untersucht das Institut für Energie- und Umwelttechnik (Iuta) in Duisburg derzeit in Kooperation mit der Universität Oldenburg Hausstaub auf Schimmelpilze.

    Fernziel der Studie, für die Iuta. noch Teilnehmer sucht, ist laut Dipl.-Chemiker Volker Plegge, einen unproblematischen Grenzwert für Mykotoxine zu bestimmen.
    Auf die Frage der Frankfurter Rundschau , ob Mykotoxine im Hausstaub gefährlich seinen, antwortete Herr Plegge, das herauszufinden sei letztlich auch Ziel der Studie.

    Was werden die wohl herausfinden?

  3. Energiefox 5. November 2008 um 09:47

    Juliane,
    hast recht eine Wohnung ohne Schimmel zu finden ist schwierig.
    Ein Thema ist ja leider immer noch Fusch am Bau, da sollten mal Studien erfolgen. Bei unserem Umbau war ein Architekt fast dauernd dabei, der Polier zwar nervig hat sich wie ein General aufgeführt, aber ich denke es wurde wenig gepfuscht. Unser ganzes Bauwesen sollte mal überprüft werden. Jeder Firma wurschtelt für sich. Ein großes Thema sind natürlich auch Klimaanlagen, sie sind oft schlecht gewartet und die Filter werden zu wenig ausgetauscht. Natürlich sogar sind oft die Luftströme falsch berechnet. Laut Fernsehbericht sollte der Luftstrom am Besten von unten kommen. Kilmaanlagen können Bakterienschleudern sonder gleichen sein.
    Jedenfalls der Hausbau müsste meiner Meinung nach viel besser geplant werden, dann würde Schimmel vermutlich besser verhindert und es wäre vermutlich sogar billiger. Pläne bei Einfamilienhäusern über Heizungsrohre und Elektrokabel werden nicht gemacht. Man könnte schon beim Bau Schächte planen und nicht wie die Wahnsinnigen nachher überall alles aufstemmen um dann die Sachen zu verlegen. Lieber macht man dann nachher Studien, wie Juliane es berichtet, ob Mykotoxine im Hausstaub gefährlich ist. Baut sofort Staubsaugersysteme ein, wo im Keller ein Motor ist, der den verseuchten Staub über Rohre dann einsaugt und nicht so alte Gurken die noch großflächig diese Giftstoffe verteilen. Jedenfalls ich bin mir sicher, würde man beim Hausbau besser planen, Zusammenarbeit der Firmen untereinander ist wohl ein Fremdwort im Bauwesen) wäre Bauen billiger und besser.
    Gruß Energiefox

  4. Juliane 5. November 2008 um 11:55

    Hallo Energiefox,

    im August 2008 berichtete die FRüber eine 23 Millionen teure Sanierung in einem hessischen
    Freilichtmuseum.

    „Hessenpark wird saniert

    Für die Schäden, 34 Jahre nach der Eröffnung des Freilichtmuseums, gibt es mehrere Gründe. Bei originalgetreuem Wiederaufbau der ländlichen Amts- und Wohngebäude, der Scheunen, Werkstätten und Gotteshäuser seien auch die Balken wieder eingebaut worden, die offenbar schon geringfügig von Pilz und Wurm befallen waren. Auch die Verwendung von modernen Baumaterialien wie Silikon und Bauschaum zum Abdichten habe den Gebäuden nicht gut getan. Eindringende Feuchtigkeit hält sich so im Mauerwerk und richtet Schäden an.

    Überdies setzt den Bauten Nässe von oben zu. Der Regen kann wegen der „wasserführenden Schicht an der Geländeoberfläche“, nicht tief einsickern, sagt Janisch. Die Folge: Die Gebäudesockel stehen feucht. Manch Haus fand an einem ursprünglichen Standort einen anderen Untergrund vor und wurde entsprechend gebaut.

    Zudem hat sich der historisch authentische Wiederaufbau mit dem Weglassen der Dachrinnen im Nachhinein als Fehler erwiesen. Der Regen kann so vom Dach an den Außenmauern herunterlaufen, was besonders auf der Wetterseite nicht ohne Folgen bleibt. Bis auf die mit Reed gedeckten Dächer sollen nun Dachrinnen montiert werden. Der Regen wird von dort in den neu gebauten Kanal geleitet. Wetterseiten sollen haustypgerecht einen Schutz aus Schiffer- oder Holzschindel erhalten.

    Gebäude, die nicht bewohnt werden, kränkeln besonders schnell, das gilt auch im Hessenpark und zeigt sich an Stockflecken in Räumen. „Die Häuser werden im Winter nicht geheizt. Innen entsteht erhöhte Feuchtigkeit“, erklärt Janisch. Die Räume sollen künftig von zwei fingerdicken Rohren – kaum sichtbar – durchzogen werden, um die Raumtemperatur auf mindestens sechs bis acht Grad Celsius zu halten.“

    http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/bad_homburg/1582587_Hessenpark-wird-saniert.html

    Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich, oder?

    Fachleute bauen ein Freilichtmuseum und beachten nicht die einfachsten Regeln der
    „Baukunst“. Da fragt man sich schon, was Architekten, Denkmalpfleger, Handwerker etc. so
    gelernt haben, um diesen Beruf auszuführen.

  5. Henriette 6. November 2008 um 15:24

    Ich finde es beachtlich, dass Dr. Joan Bennett ihre früheren Fehlinterpretationen manches Krankheitsbeschwerdebildes auf einer Pressekonferenz vor einem Symposium zugegeben hat. Diesen Schritt würden nicht Alle gehen, sondern ihre Fehler für sich behalten. Das ehrt Frau Dr. Bennett m. E. sehr.

    Schimmelpilze können auch an der Entstehung MCS beteiligt sein. Deshalb finde ich diesen Blogbericht äußerst wertvoll, denn vielleicht wird er auch von unseren Gegnern gelesen, die jegliche Existenz von Multipler Chemikalien Sensitivität in Abrede stellen und die geschilderten Krankheitssymptome psychogenen Ursachen zuschreiben.

  6. Groppo 6. November 2008 um 20:41

    Die Gefährlichkeit von Schimmelpilzen wird immer noch zu sehr verharmlost, bzw. zumeist ist es Unwissenheit bei den Medizinern. Die möglichen Gesundheitsstörungen durch Schimmel sind vielen Ärzten so nicht bewußt. Darüber müsste mehr berichtet werden, bzw. angehenden Ärzten während der Ausbildung ausreichendes Wissen verschafft werden.

    Dass die Wissenschaftlerin erst durch ihren eigenen Schaden auf die massiven Probleme durch Schimmel aufmerksam wurde, ist doch bedenklich und für unser Zeitalter wohl kaum vertretbar. Dass sie ihre eigenen Fehler eingestand, finde ich auch beachtenswert.

  7. Hummel-Elfe 7. November 2008 um 11:05

    Ich denke, so wie es der Wissenschaftlerin Dr. Joan Bennett bzgl. SBS uns Schimmel ergangen ist, könnte es auch bei MCS laufen. Viele Ärzte und Wissenschaftler werden sicherlich irgendwann in ihrem Leben zu einer anderen Meinung bzgl. den Ursachen von Chemikaliensensibilität kommen, vielleicht sogar, wenn sie selbst davon betroffen sind. Ärzte sind durch ihren Beruf bspw. mit Desinfektionsmittel konfrontiert, die ebenfalls zu MCS führen können. Damit möchte ich nicht zum Ausdruck bringen, dass ich anderen die Erkrankung wünsche, im Gegenteil. Aber man soll nie nie sagen und die abwertende Haltung, die mir persönlich auch von manchem Arzt entgegengebracht wurde und man keinerlei Verständnis für meine starken Beschwerden aufbringen wollte, die Überheblichkeit und Ignoranz, da lobe ich mir die Wandlung von Dr. Bennett. Schade, dass viele erst durch eigene leidliche Erfahrungen, von ihrem Tunnelblick loskommen und zu einer objektiven Meinungsbildung gelangen.

    Aber immerhin, besser spät als nie.

  8. Bongo Wongo 7. November 2008 um 19:18

    Die Gefahren, die von Schimmel ausgehen können, sind vielen Ärzte bei uns völlig unbekannt. Man bezieht Schimmel als mögliche Krankheitsursache viel zu selten in Betracht. Hier könnte man im Gesundheitswesen eine Menge Geld sparen und den Betroffenen sicherlich viel Leid ersparen, wenn man Schimmel als Krankheitsursache frühzeitig erkennt. Schimmel wird oft durch falsches Dämmen verursacht. Energie einzusparen ist eine gute Sache, doch Häuser nachträglich zu dämmen, dies sollte dann fachgerecht ausgeführt werden. Hierbei passiert viel Fusch auf Kosten der Gesundheit.

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