Archiv der Kategorie ‘Medizin‘

Chemikalien in Kosmetika können Diabetes-Risiko bei Frauen erhöhen

Weichmacher in Körperpflegemitteln, Medikamenten und Medizinprodukten gefährden die Gesundheit

Kosmetika enthalten häufig eine ganze Anzahl von unterschiedlichen Chemikalien. Zum Teil haben diese Substanzen, die in vielen Bodylotions, Nagellacken, Seifen, Haarsprays, Parfüms, Aftershaves, etc. nachzuweisen sind, weitreichende Auswirkungen auf unseren Hormonhaushalt. Wissenschaftler aus Dallas fanden jüngst einen Zusammenhang zwischen erhöhten Konzentrationen bestimmter Phthalate im Körper und einem erhöhten Risiko für Diabetes bei Frauen. Diese als Weichmacher für Kunststoffe eingesetzte Chemikaliengruppe ist in den Kosmetika oft anzutreffen. Phthalate werden auch in Klebstoffen, Elektronik, Spielzeug und einer Vielzahl von anderen Produkten verwendet.

Phthalate verstärken Risiko, an Diabetes zu erkranken

Wissenschaftler des renommierten Brigham and Women‘s Hospital (BWH) in Dallas untersuchten die gesundheitlichen Auswirkungen von Phthalaten. In der groß angelegten Studie analysierten Forscher unter der Leitung von James Tamarra-Todd, Ph.D. die Urin-Konzentrationen von Phthalaten bei 2.350 Frauen. Die Probanden der in der medizinischen Fachzeitschrift „Environmental Health Perspectives“ veröffentlichten Studie hatten zuvor an einer Befragung zur nationalen Gesundheit der US Bundesbehörde „National Institute of Environmental Health Sciences“ teilgenommen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Frauen mit höherer Phthalat-Konzentration im Urin häufiger unter Diabetes leiden als solche mit geringerer Weichmacherbelastung.

Diabetes-Risiko bis zu 70% erhöht durch Weichmacher in Kosmetik

Die Wissenschaftler spezifizierten ihre Erkenntnisse, um deutlich zu machen, welche weitreichenden Auswirkungen die unterschiedlichen Phthalate in Kosmetika auf die Gesundheit haben können:

  • Bei den Frauen in der Studie, bei denen die höchsten Werte von Mono-Benzyl Phthalate und Mono-Isobutyl Phthalate nachgewiesen wurden, stellte man ein fast doppelt so hohes Risiko, an Diabetes zu erkranken, fest, als vergleichsweise bei den Frauen mit den niedrigsten Werten dieser Chemikalien im Urin.
  • Frauen mit einer etwas höher als dem Mittelwert liegenden Belastung von Mono-(3-Carboxypropyl) Phthalat im Urin hatten ein um etwa 60 Prozent erhöhtes Risiko für Diabetes.
  • Studienteilnehmerinnen mit mäßig hohen Belastungswerten der Chemikalienkombination Mono-n-Butyl-Phthalat-und Di-2-ethylhexylphthalat hatten etwa ein 70 Prozent erhöhtes Risiko für Diabetes.

Weitere Ursachenforschung notwendig

Einen Unsicherheitsfaktor gibt es jedoch in der Studie. Es steht zwar außer Frage, dass Phthalate mit Diabetes in Zusammenhang stehen und dass die Stichprobe einen repräsentativen Querschnitt für die Bewertung eines Risikofaktors für Diabetes in der weiblichen amerikanischen Bevölkerung darstellt. Doch obwohl die vorliegenden Forschungsergebnisse Rückschlüsse auf das Vorhandensein einer Phthalat-Belastung bei amerikanischen Frauen zulassen, bedarf es weiterer Absicherung der Kausalitätskette. Warum dies so ist, erläutert Studienleiter James Tamarra-Todd, Ph.D. von der Abteilung für Frauenheilkunde am BWH:

„Dies ist ein erster wichtiger Schritt in der Erforschung des Zusammenhangs zwischen Phthalaten und Diabetes“, sagte Dr. James-Todd. „Wir wissen, dass zusätzlich zu den in Körperpflegemittel verwendeten Phthalate in bestimmten Arten von medizinischen Geräten und in Medikamenten zur Behandlung von Diabetes vorhanden sind, das könnte ebenfalls erklären, warum Phthalate bei Frauen mit Diabetes in so hohen Konzentrationen nachweisbar sind. Also insgesamt wird mehr Forschung benötigt.“

Verbraucherschutz

Welche Konsequenzen seitens der Entscheidungsträger in Behörden und bei den Herstellern aus der aktuellen Studie gezogen werden, bleibt abzuwarten und kann dauern. Verbraucher können sich nur bedingt schützen, bis die Weichmacher in Kosmetika, Medizinprodukten und Medikamenten verboten werden.

Zwei der gängig in Kosmetika verwendete Phthalate müssen auf der Verpackung von Kosmetika angegeben werden und können unter den Kürzel DMP und DEP identifiziert werden. Einige andere Phthalate sind in Deutschland durch die Kosmetikverordnung verboten. Welche Chemikalien in nachgemachten Parfüms und anderen Kosmetika aus unsicheren Quellen zu erwarten sind, kann niemand einschätzen, und man ist gut beraten, auf solche unsicheren Produkte zu verzichten.

Bei Medizinprodukten und Medikamenten ist die Situation noch schwieriger. In diesen Bereichen hat man gerade erst begonnen, mögliche Ersatzchemikalien für die gesundheitsschädlichen Phthalate zu finden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 15. Juli 2012

Literatur:

Brigham and Women’s Hospital, Chemicals in personal care products may increase risk of diabetes in women, Environmental Health Perspectives, 13. Juli 2012.

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Grobe Missstände bei Antibiotika-Einsatz in Massentierhaltungen von NRW aufgedeckt

Bundesregierung muss endlich handeln

Berlin/Düsseldorf: „Die Geflügelindustrie hat den Einsatz von Antibiotika überhaupt nicht im Griff und gefährdet damit die Gesundheit der Bevölkerung“, kommentierte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die heute veröffentlichten Studienergebnisse über Antibiotika im Tränkewasser nordrhein-westfälischer Geflügelmastanlagen. Dem unkontrollierten Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung müsse endlich ein Riegel vorgeschoben werden, forderte Weiger.

Das Verbraucherschutzministerium in NRW habe in 62 Prozent der untersuchten Puten- und Masthühneranlagen grobe Missstände beim Einsatz von Antibiotika festgestellt. So wurden mehrere Antibiotika im Trinkwasser nachgewiesen, die teilweise schon seit Jahren nicht mehr zur Behandlungen eingesetzt wurden. Die Medikamente seien im Tränkesystem der Massentierhaltungen verschleppt worden. Darüber hinaus seien auch nicht speziell zugelassene Antibiotika zum Einsatz gekommen.

Weiger: „Hauptursache für den Antibiotikamissbrauch sind die miserablen Haltungsbedingungen in den Anlagen und die fehlende Kontrolle des Medikamenteneinsatzes. Doch Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner versagt bislang bei der Aufgabe, hier gegenzusteuern. Beim geplanten neuen Tierschutzgesetz sucht man vergeblich nach besseren Tierschutzstandards. Und das Arzneimittelgesetzt lässt der Geflügelindustrie Hintertüren offen, so groß wie Scheunentore.“ Um die Verbraucher wirkungsvoll vor Antibiotikaresistenzen zu schützen, müsse Ministerin Aigner dringend nachbessern und sofort strengere Tierschutz- und Arzneimittelgesetze vorlegen. Geschehe dies nicht, müsse der Bundesrat alle Widerspruchsmöglichkeiten ausschöpfen.

Die Studienergebnisse zeigten, dass industrielle Mastanlagen mit ihren typischen Tränkesystemen beim verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika versagten, so der BUND-Vorsitzende. Antibiotikareste, die in den Tränkerohren von Riesenmastanlagen hängen blieben, würden offenbar von den Betreibern ignoriert. Dabei könnten schon Kleinstmengen an verschleppten Antibiotika Resistenzen bewirken.

„Die Untersuchung in NRW offenbart eine neue Dimension der Risiken der Agrarindustrie. Da der Einsatz der Antibiotika noch immer nicht zentral erfasst, geschweige denn flächig kontrolliert wird, haben Betreiber von Massentierhaltungen keinen Anlass, sorgfältig mit den Medikamenten umzugehen. Je schlampiger der Einsatz jedoch ist, desto eher bilden Keime Resistenzen gegen die Wirkstoffe“, sagte Weiger: Die Kontrollen müssten deshalb deutlich erhöht und im Missbrauchsfall wirksame Sanktionen erteilt werden können.

Der BUND forderte Ministerin Aigner auf, unverzüglich eine arzneigesetzliche Grundlage zu schaffen, nach der jeder Einsatz und jede Verschreibung vom Tierhalter und Tierarzt digital dokumentiert werden müssten. Ein Ampelsystem müsse Behörden automatisch und in Echtzeit ermöglichen, nachzuvollziehen, welche Betriebe zu hohe Mengen einsetzten und welche Tierärzte auffällige Mengen verschrieben. Untersuchungen wie in NRW müssten zudem auch in allen anderen Bundesländern vorgenommen werden, um die repräsentative Datenlage zu verbessern.

Autor: BUND, Reinhild Benning, BUND-Agrarexpertin, Presseerklärung vom 3. Juli 2012

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Chronische Erschöpfung verursacht enorme Kosten

Ständig müde und erschöpft

Chronische Müdigkeit ist häufiger Grund für einen Besuch beim Hausarzt, doch einige dieser Patienten berichten, dass sie mit ihren Symptome nicht ernst genug genommen werden. Man glaubt ihnen einfach nicht. Nahezu eine von zehn Personen in der Bevölkerung leidet irgendwann in ihrem Leben länger als sechs Monaten unter extremer Erschöpfung und ausgeprägter anhaltender Müdigkeit.

Ärzte wissen oft nicht weiter

Viele Ärzte unterschätzen es, welche Auswirkungen völlige Erschöpfung und permanente Müdigkeit auf das Leben eines Patienten hat. Wissenschaftler vom Kings College in London untersuchten, welche wirtschaftlichen Auswirkungen chronische Müdigkeit auf Patienten hat, welche Hilfe sie von Hausärzten erhielten und auf welche Weise die Krankheit den Erkrankten und ihren Familien Kosten verursacht. In sehr vielen Fällen wären die enormen Kosten vermeidbar, wenn tatsächliche Ursachen von chronischer Erschöpfung besser kommuniziert und Prävention betrieben würde.

Arbeitsplatzverlust durch Erschöpfung und Müdigkeit

Für die Studie wurden Patienten aus 29 Allgemeinarztpraxen in London und aus den South Thames Regionen, die unter ungeklärter Erschöpfung litten, mittels Fragebogen bewertet. Es wurde erkundet, welche medizinische Versorgung die Patienten in den letzten sechs Monaten erhalten hatten und ob sie ihre Arbeit in dieser Zeit wegen der Erschöpfung verloren hatten. Die Wissenschaftler setzen Regressionsmodelle ein, um Faktoren und Abweichungen der jeweiligen finanziellen Auswirkungen bei den einzelnen Patienten zu identifizieren und zu erklären.

Erschöpfung verursacht Kosten für den Patienten und seine Familie

Die durchschnittlichen Gesamtkosten für Dienstleistungen, Arztrechnungen und Verluste durch Arbeitsunfähigkeit lagen bei den 222 Patienten, die an der Studie teilnahmen, bei etwa 4800 Euro für den Zeitraum von sechs Monaten. Bei dieser Summe entfielen 13% des Betrages auf Dienstleistungen, 61% wurden durch Arbeitsunfähigkeit und 26% durch Pflege des Erkrankten verursacht. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Verteilung der jeweiligen Gesamtkosten für den Patienten und dessen Familie zu den aussagekräftigsten Faktoren gehört, die in Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung und dessen sozialer Funktionsfähigkeit steht.

Entgegenbringen von Verständnis bringt keine Heilung

Die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch chronische Müdigkeit produziert werden, sind hoch und werden in erster Linie von den Patienten und ihren Familien getragen. Unterstützung durch Versicherungen und Behörden sind selten. Ein genaues Nachfragen bei den Patienten, wie sich die funktionellen Folgen der Ermüdung im individuellen Fall auf das soziale und berufliche Leben auswirken, kann behandelnden Ärzten helfen besser zu verstehen, welche Auswirkungen die chronischen Müdigkeit auf den Alltag und das Berufsleben hat und wie sich mache Patienten fühlen, wenn ihnen nur Misstrauen entgegen gebracht wird. Es wäre jedoch falsch davon auszugehen, dass dieses Entgegenbringen von Verständnis ausreicht, um bei einem Patienten nachhaltige Besserung zu erzielen.

Aus- und Fortbildung verbessern, Krankheitsursachen aufdecken

Angemessen hinsichtlich Schwere und den Auswirkungen wäre, dass Ärzte in die Lage versetzt werden, Patienten mit chronischer Erschöpfung umfassende Anweisung zur Gestaltung ihres Alltags und ihres Umfeldes zu geben. Ärzte sollten durch Fortbildungen darin geschult werden, die tatsächlichen Ursachen für die chronische Erschöpfung bei ihren Patienten zu finden. Hierzu gehören oft schadstoffbelasteter Wohnraum oder Arbeitsplatz, weitreichenden Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Eine Änderung der Situation muss für den Patienten nicht zwangsläufig mit hohen Kosten verbunden sein. Das Weglassen eines allergieauslösenden Nahrungsmittels beispielsweise kostet nichts.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. Juni 2012

Literatur:

Sabes Figuera-R, P McCrone, Hurley M, König M, Donaldson AN, Ridsdale L., The hidden cost of chronic fatigue to patients and their families, BMC Health Serv Res. 2010 Mar 4; 10.56.

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Kaffee mit Pestizid süßen?

Eine giftige Chemikalie wird als gesundheitsbewußter Süßstoff verkauft

Das amerikanische Süßmittel „Splenda Essentials“ ist angeblich für die Gesundheit gut, während es in Wirklichkeit mehr mit Pestiziden als mit Zucker gemeinsam hat.

Sucralose [E955], unter dem Markennamen Splenda verkauft, ist einfach nur chlorierter Zucker; chemisch ausgedrückt ist es eine Chlorkohlenwasserstoff-Verbindung. Die Idee dahinter ist, daß der Körper dies nicht weiter als Zucker erkennen wird. Doch wie der John Hopkins Schüler und Biochemiker Dr. med. James Bowen betont, handelt es sich bei Chlor um den „Doberman-Kampfhund der Natur – ein sehr reaktionsfreudiges, aggressives chemisches Element, dessen Anwendung vom Biozid in Bleichmitteln, in Desinfektionmitteln, in Insektiziden bis zum Giftgas des ersten Weltkrieges und zu Chlorwasserstoffsäure [Salzsäure] reicht“. Zu den bekannten Chlorkohlenwasserstoffen gehören Chlordan und DDT, ein Produkt das so schädlich ist, daß es inzwischen für die landwirtschaftliche Anwendung weltweit verboten ist.

Nun verkauft Splenda ein Produkt das Splenda Essentials heißt. In verschiedenen Rezepturen sind Vitamin B, Antioxidanten (die Vitamine C und E) oder Ballaststoffe enthalten. Das Marketing und die Werbung zielen offenbar auf gesundheitsbewußte Menschen, die sich für Vitamine und Nährstoffe interessieren – obwohl Splenda de facto hoch giftig ist und in einer gesunden Ernährung nichts zu suchen hat.

Die Werbung von Splenda behauptet, daß die Zugabe von Vitamin B1, B5 und B6 „für einen gesunden Stoffwechsel sorgen“. Das Antioxidanten-Produkt „enthält Vitamin C und E, wie jene, die in Früchten und Gemüse vorkommen“, während das Ballaststoff-Produkt (Fiber) damit beworben wird „ein Gramm gesunde Fasern“ zu enthalten. Es sollte erwähnt werden, daß das normale Splenda-Produkt bereits Fasern enthält – Traubenzucker-Pulver und oder Maltodextrin, das als Transporter für den Süßstoff dient – jedoch nur zwischen 0,5 bis 1.0 Gramm davon. Für das Ballastsstoff-Produkt haben sie diese auf ein ganzes Gramm hoch gepowert. Applaus, Applaus!

Was die Vitamine angeht, hat Splenda 20 Prozent der empfohlenen täglichen Aufnahmemenge dazu getan; was die Ballaststoffe angeht sind es 0,03 Prozent der empfohlenen Tagesmenge. Doch vergleichen wir diese Werte mit den Empfehlungen des emeritierten Wissenschaftlers, Forschers und Artzes Dr. Emanuel Cheraskin von der International Academy of Science:

B1 B5 B6 C E Fasern
RDA*
empfohlene Aufnahme
1,2 mg 5 mg 15 mg 85 mg 15 mg (22,35 IE) 32 mg
Inhalt pro Packung 0,24 mg 1 mg 3 mg 17 mg 4,5 IE 1 mg
Cheraskin (PDF) 25 mg 100-200 mg 25 mg 1,000 mg 450 IE

[*US-Empfehlungen, IE = internationale Einheiten]

Aufgrund der winzigen in einer Packung enthaltenen Nahrstoffmengen, müßte man eine unverantwortlich große Zahl an Päckchen einnehmen, um überhaupt irgend eine gesundheitliche Auswirkung zu erzielen – allerdings vorausgesetzt, man würde die Sucralose selbst nicht einnehmen! Wie wir letztes Jahr berichtet haben, verändert Splenda die Mikroflora im Darm und „ruft zahlreiche Nebenwirkungen hervor“, wie aus einer Studie der Duke University hervorgeht, dazu gehören Zunahme des Körpergewichtes (was nicht genau das ist, was man von einer „Diät-Hilfe“ erwartet) und Zunahme von Leber-Enzymen, was die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen beeinträchtigt.

In „Die lethale Wissenschaft von Splenda, ein giftiger Chlorkohlenwasserstoff“, berichtet Dr. Bowen, daß „jeder Chlorkohlenwasserstoff der vom gesunden Körper nicht sofort ausgeschieden wird, dem Prozeß des menschlichen Stoffwechsels großen Schaden zufügen kann und, letztendlich, unseren inneren Organen. Die Leber ist das Entgiftungsorgan, das sich mit den eingenommenen Giften befaßt. Chlorkohlenwasserstoffe beschädigen die Hepatozyten, die Stoffwechselzellen der Leber, und zerstören sie“.

Dr. Bowen weist darauf hin, daß das hohe Lösungsvermögen von Chlorkohlenwasserstoffen wie Splenda das Nervensystem angreift und Krebs, Geburtsfehler und eine Zerstörung des Immunsystems hervorrufen kann. Bei Versuchstieren hat Splenda Leberschwellungen hervorgerufen (was alle Chlorkohlenwasserstoffe tun) und Leberentzündung verursacht.

Unsere Kollegen von ANH-Europa weisen auf andere Nebenwirkungen bei Versuchstieren hin, welche Folge der Aufnahme von Sucralose waren: DNA-Schäden in den Organen des Magen-Darm Traktes, Zunahme normaler Zellen im Oberflächengewebe der Nieren, hämorrhagische Degeneration der Lebernierenrinde (die den Stoffwechsel von Kohlenhydraten und Fett, den Salz und den Wasserhaushalt reguliert), das Auftreten von Katarakten, ausgeprägte Störungen des Magen-Darm Traktes, sowie tote, schwangere Kaninchen und Abgänge von Kaninchen-Föten. Zu den Nebenwirkungen von Splenda auf Menschen zählen Kopfschmerzen und Migräne und eine langen Liste von Nebenwirkungen die Verbraucher berichtet haben, wie z.B. Hautausschlag und Rötungen, panikartige Erregungen, Schwindel und Benommenheit, Durchfall, Schwellungen, Muskelschmerzen, Bauchkrämpfe, Blasenleiden und Magenschmerzen.

Splenda hat Aspartam als Nummer Eins der künstlichen Süßstoffe in Lebensmitteln und Getränken ersetzt; die Popularität von Aspartam ließ nach, nachdem die Öffentlichkeit erfuhr, daß es sowohl ein Neurotoxin als auch eine verborgene Ursache chronischer Erkrankungen ist. Wie Dr. Bowen warnt, „sollten wir uns nicht wieder durch den Segens der FDA [US-Lebens- und Arzneimittelaufsicht] und der Sättigung mit Reklame täuschen lassen und die Unbedenklichkeit einer giftige Chemikalie akzeptieren. Bezüglich der potentiellen Langzeit-Toxizität für den Menschen sollten wir Sucralose zusammen mit seinem chemischen Verwandten DDT betrachten, das aufgrund seiner schrecklichen Langzeit-Toxizität nun verbotene Insektizid, die selbst in winzigen Spuren im Gewebe von Menschen, Vögeln und Säugetieren wirkt“.

Zum Online-Marketing von Splenda gehört eine Serie von Youtube-Videos, die mit „Grundlegende Wahl für ein gesundes Leben“ betitelt sind, in denen ein ADA zertifizierter, zugelassener Diätist [Amerikanischer Diätetiker Verband] präsentiert wird, der den Menschen Gesundheitsratschläge gibt – die wir besser „natürliche Gesundheit für einfache Ansprüche“ nennen könnten – wozu die Empfehlung von Splenda Essentials gehört.

ANH-USA hat wegen der irreführenden Werbung von Splenda eine Petition bei der Federal Trade Commission (PDF) [US-Handelsaufsicht] eingereicht. Splendas Marketing zielt eindeutig auf gesundheitsbewußte Menschen die sich gesund ernähren wollen, dabei wird versucht, eine giftige Chemikalie als gesund zu verkaufen.

Autor: Ohne Angabe für Alliance for Natural Health USA (ANH-USA), 21. Februar 2012
Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Artikel „Toxic Chemical Being Sold as a Health-Conscious Sweetener“ wurde unter der Creative Commons Lizenz: BY (Namensnennung) veröffentlicht. Für diese Übersetzung gilt CC: BY-NC-SA (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen).

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Umweltmedizin: Das muss jetzt einfach (nicht) sein!

Warum soll die Psyche behandelt werden, statt tatsächliche Ursache und Auswirkungen von MCS?

Die Medizinerin am Telefon war aufgeregt. Sie versuchte mit Nachdruck zu überzeugen, dass MCS-Kranke dringend Psycho-therapeutischer und Trauma-therapeutischer Behandlung bedürften. „Das geht nicht anders, das muss jetzt einfach sein!“, schrie die Medizinerin im Gesprächsverlauf mehrfach ins Telefon. Eine Frage zu stellen oder eine Anmerkung ins Gespräch einzubringen war unmöglich, jeder Versuch wurde verbal erstickt.

Am Tag zuvor war eine Chemikaliensensible verstorben, weil ihr Körper einfach versagte. Der Neurologe, der sie wenige Tage zuvor examiniert hatte, vertrat gegenüber der Patientin und deren Mann die Ansicht, dass sie jetzt ein Neuroleptikum bräuchte – „dass müsse jetzt einfach sein!“.

Die Umweltkrankheit MCS trägt im ICD-10, dem Register für Krankheiten, den Code T78.4. und ist dort im Kapitel 19 eingetragen. Dieses Kapitel trägt den Titel „Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen“. Eine Einordung im Kapitel für psychische Krankheiten oder Verhaltensstörungen existiert nicht und ist auch laut federführender Behörde nicht vorgesehen. Der ICD-10 ist für Ärzte laut Sozialgesetzbuch V verpflichtend, denn ohne korrekte Diagnose und korrekte Codierung gibt es auch keine korrekte medizinische Behandlung.

Warum also „muss es jetzt einfach sein“, dass MCS-Kranke mit Neuroleptika, Psycho- und Trauma-Therapie behandelt werden?

Statt umweltmedizinisches Verständnis, Beharren auf absurde Therapieangebote

Gegen Ende des Telefonats mit der Medizinerin bat ich mir aus, wenigstens zwei Dinge sagen zu können, ohne unterbrochen zu werden und berichtete ihr:

„Es ist gestern Nacht eine 48-jährige Frau mit schwerer MCS gestorben. Niemand sah sich im Stande, der Chemikaliensensiblen zu helfen. Anstatt auch nur die geringste Hilfe entgegenzubringen, wurde ihr vom behandelnden Neurologen letzte Woche ein Neuroleptika als Mittel der Wahl angeboten. Obwohl durch wissenschaftliche Studien belegt ist, dass Neuroleptika von den meisten MCS-Kranken nicht verstoffwechselt werden können und schwere Nebenwirkungen eintreten.“

Die Antwort der Medizinerin verblüffte mich. Mit immer noch erhobener Stimme teilte sie mir mit: Trotzdem, es müsse jetzt einfach sein, dass bei MCS-Kranken deren Psyche und Trauma behandelt würden. Ich würde es nur nicht verstehen wollen. Die Mitteilung über den Tod der Frau hatte keinerlei Regung verursacht. Ich fragte die Medizinerin: Wenn MCS-Kranke sich Ihrer Meinung nach solchen Therapien unterziehen müssen, wo dann bitte? Wir haben nur eine einzige Klinik in Deutschland, die sich seit kurzer Zeit drei Umweltbetten gönnt. Wir haben keine Psychologen, die über profundes Wissen zu MCS verfügen, oder auch nur über eine Praxis verfügen, die MCS-Kranke empfangen könne, weil sie nicht einmal im Stande seien, ein Duftstoff- und Chemikalienverbot in ihrer Praxis aufrecht zu halten. Die Medizinerin fuhr mich mit lauter Stimme an und erwiderte, dass dies auch nicht sein müsse, denn damit bestätige man die MCS-Kranken nur in ihrer Krankheit. (nach den weiterführenden Links weiterlesen)

Weiterführende CSN-Artikel zum Thema „Umweltmedizin: Psychiatrisierung bei MCS ein Irrweg“:

Kranke und Angehörige werden alleingelassen

Der Anruf der Medizinerin war nicht der einzige Anruf an diesem Morgen gewesen. Neben einigen Anfragen von Chemikaliensensiblen hatten eine ältere Dame und ihr Mann zweimal angerufen. Die Frau war in Sorge über eine 48-jährige, die unter Hypersensitivität auf Chemikalien leide und auch fast keine Nahrungsmittel mehr tolerieren könne. Kein Arzt sähe sich in der Lage zu helfen. Wenn in den nächsten Tagen nichts passiere, befürchte sie, dass die Frau sterben würde. Mein spontaner Rat war, dass man über den Hausarzt Kontakt mit der Hamburger Klinik aufnehmen solle, die über 3 Umweltbetten verfüge. Den Transport würde sie eher nicht mehr schaffen, meinte die ältere Dame. Ich bot ihr an, dass der Hausarzt mich anrufen könne und bat sie, dem Arzt die Informationen über die speziellen Umweltzimmer zu kopieren. Ihr das Gespräch mithörender Mann schrieb sich die Internetadressen auf, und die beiden wollten sofort tätig werden.

Etwa eine Stunde später kam ein erneuter Anruf der Beiden. Ich hörte nur ein Schluchzen und befürchtete bereits das Schlimmste. Die Annahme bestätigte sich. Die ältere Dame hatte beim Ehemann der MCS-Kranken angerufen, um ihm alle Informationen zu übermitteln und ihre Hilfe bei der Umsetzung anzubieten. Der Ehemann teilte ihr mit, dass seine Frau in der Nacht ihrem Leiden erlegen sei.

Nein, das muss jetzt einfach nicht sein!

Während in Deutschland mit Nachdruck absurden Diskussionen in der Umweltmedizin laufen, dass „Psycho- und Trauma-Therapie jetzt einfach sein müssten für MCS-Kranke“, sind Länder wie Australien, USA und Kanada damit beschäftigt, MCS-Kranken im medizinischen Bereich zu helfen und verfassen auf die Erkrankten und ihre Bedürfnisse zugeschnittene Leitlinien. Diese Leitlinien sind darauf ausgerichtet, Krankhäusern Anleitung zu geben, wie man Menschen mit einer Chemikaliensensitivität/MCS unterbringen muss und welche Unterstützung sie brauchen. Es sind keine psycholastigen Leitlinien, wie man sie jetzt in Deutschland installieren will.

Wer sich fragt, warum die Situation im Bereich Umweltmedizin in Deutschland so ist, braucht nicht lange nachzudenken. In Deutschland boomt das Geschäft mit der Psyche, weil Ärzte und Kliniken darüber abrechnen können. Ob es den MCS-Kranken hilft, ist zu bezweifeln, wie der jüngste Tod einer 48-jährigen Frau, der niemand angemessene medizinische Behandlung zugestand, erneut belegte.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Pfingsten 2012

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Eigene Regulierung für endokrine Disruptoren?

US-Wissenschaftlerin: Endokrine Disruptoren haben viele ‚Expositionswege‘

EurActiv, 9. Mai 2012Shanna H. Swan, eine angesehene Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der reproduktiven Medizin, hat von den gesundheitlichen Folgen von Chemikalien, die den Hormonhaushalt stören [endocrine disrupting chemicals] (EDCs) gewarnt, z.B. Phthalate, die über Pestizide oder Kunststoffe in Lebensmittel gelangen können. In einem Interview mit EurActiv appelliert sie an Gesetzgeber, die Verbraucher besser gegen solche „versteckten Chemikalien“ zu schützen.

 

Sie sind eine bekannte Forscherin auf dem Gebiet endokrin disruptiver Chemikalien (EDCs), die Sie seit vielen Jahren erforschen. Was sind Ihre wichtigsten Ergebnisse?

Meine wichtigsten Ergebnisse – und ich habe mich insbesondere mit Pestiziden, Phthalaten und Bisphenol A befaßt – haben vor allem etwas mit der menschlichen Entwicklung zu tun, um so mehr, wenn es sich um eine fötale Exposition handelt. Die Belastung von Erwachsen spielt oft aber auch eine Rolle.

Hat die Belastung mit der Zeit zugenommen?

Es gibt ein paar Untersuchungen von alten, aufgehobenen Proben. Das ist die einzige Möglichkeit, wie wir die Belastung einer Person erfassen können. Also zum besseren Verständnis, anders als bei Studien zu Rauchen oder Medikamenten, bei denen wir die Person fragen können, um welche Exposition es sich handelte, kann man über die EDC-Belastung einer Person nichts – oder nur sehr wenig – erfahren, wenn man sie über ihr Verhalten befragt.

Diese Chemikalien sind versteckt – ich nenne sie Tarnkappen-Chemikalien – und aus diesen Grund besteht die einzige Möglichkeit zu wissen, welche Belastung vorlag, darin, sie in biologischen Proben zu messen, entweder im Urin oder im Blut. Urinproben sind normalerweise einfacher und aus zahlreichen technischen Gründen für diese unbeständigen Chemikalien vorzuziehen.

Wenn es ältere Proben gab und sie untersucht wurden, zeigten diese, dass die Werte in der Vergangenheit niedriger waren. Leider kann ich das nicht genauer ausführen, aber ich kann Sie auf ein paar Quellen verweisen.

Und diese gehen bis in die 1960er Jahre zurück?

Es gab 1958 eine Studie namens kollaboratives Perinatal Projekt, bei welcher Urinproben eingelagert wurden. In den frühen 60er Jahren gab es eine Studie von Kaiser Kalifornien, die Urinproben einlagerte. Es handelt sich also um sehr wenige Studien, sie sind die einzigen.

In den letzten vergangenen Jahren sind manche Phthalate zurück gegangen, z.B. nahm DEHP mit dem Ersatz durch andere Stoffe ab. Wir können also gewisse Trends anhand der staatenweiten Proben von Metaboliten im Urin erfassen.

Kennen wir die genauen Quellen der Exposition?

Dazu müssen wir uns jede Chemikalie einzeln ansehen. Wenn wir uns also auf Phthalate beschränken, müssen wir dies noch weiter eingrenzen, denn Phthalate werden unterschiedlich eingesetzt. Manche Phthalate werden Schläuchen zugesetzt, um sie weich zu machen, besonders DEHP.

Es ist in den Schläuchen der Krankenhäuser, in den Schläuchen von Melkanlagen, immer wenn man weiches, flexibles Plastik nimmt, wird man DEHP nehmen. Alles was da durchfließt, besonders wenn es warm ist, wird es aufnehmen. Auf diese Art werden wir durch Materialien belastet, die da durchgegangen sind.

Also auch durch Milch?

In Milch ist es messbar, ja. Was DEHP betrifft, ist die Nahrung unser häufigsten Expositionsweg und man findet es auch im Wasser. Doch man bekommt auch DEHP ab, wenn man sich in einer Krankenhaus-Abteilung befindet und an Schläuchen hängt.

Phthalate sind für manche Anwendungen wie z.B. Spielzeug etc. bereits verboten. Können wir deshalb das Problem als gelöst betrachten?

Lassen Sie mich kurz noch einmal zurück gehen. Bei Phthalaten handelt es sich um eine Klasse von Chemikalien und das ist deshalb wichtig, weil sie mich fragen, ob es viele Belastungsquellen gibt.

Wenn mir Kosmetik auf unsere Haut, auf unser Gesicht auftragen – Männer, Frauen, Kinder, Babys – nehmen wir sofort ein weiteres Phthalat in unseren Körper auf, nämlich DEP. Und darüber besteht kein Zweifel. Wenn wir Haarspray oder Nagellack verwenden, dann atmen wir ein Phthalat ein, das hauptsächlich DEP ist.

Darum ist dies eine komplizierte Geschichte, weil es viele Quellen und viele Wege der Exposition und auch unterschiedliche Toxizitäten gibt. Nun dazu, ob das Problem gelöst ist – überhaupt noch nicht. Wir haben erst damit angefangen, das Problem zu lösen.

Aber es hat doch für ein paar der schlimmsten Anwendungen von Phthalaten, wie z.B. Babyfläschchen-Verbote gegeben…

Nein, das war Bisphenol A, das ist eine andere chemische Klasse. Stellen Sie es sich so vor. Phthalate machen Plastik weich, BPA macht Plastik hart. Wenn Sie also eine dieser Sport-Wasserflaschen vor sich haben, ist diese mit BPA hergestellt. Harte Babyfläschchen, das ist BPA. Die Beschichtung von Konservendosen, das ist BPA. Doch die Phthalate stehen auf der anderen Seite des Vergleichs, obwohl es sich in beiden Fällen um Plastifizierer handelt. [Frage: Sind Phthalate nur Materialzusatz oder das Material selber, wie BPA? Polycarbonat ist polymerisiertes BPA]

OK, warum sage ich nun, das Problem ist nicht gelöst? Die hauptsächliche Verbannung von Phthalaten betraf Kinderspielzeug. Sicher ist dies wichtig, doch es schützt die empfindlichsten Organismen nicht, und das sind sich entwickelnde Föten.

Ein Spielzeug ist ja etwas, mit dem man nach der Geburt spielt, die schwangere Mutter ist einer Exposition ausgesetzt, die für den Fötus sehr viel gravierender ist als jene, die das Kind über ein Spielzeug abbekommen wird.

Wenn man diese Phthalate aus Kinderspielzeug verbannt – ich denke, dies ist wichtig, ausgezeichnet, ich unterstützte es unbedingt – würde ich dies aber nicht zu Lasten der Verbannung von Phthalaten aus Produkten tun, denen Schwangere ausgesetzt sind. Denn dies ist das empfindlichste Ziel von Phthalaten.

Seit vielen Jahren gibt es eine Kontroverse über die Gesundheitsgefahren durch eine niedrigdosige Belastung mit Chemikalien wie z.B. Phthalate. Gibt es dafür Belege, wenn man sich die Forschung ansieht?

Lassen Sie mich drei Dinge sagen.

Zu aller erst besteht absolut kein Zweifel daran, dass sehr, sehr kleine Hormondosen die Entwicklung des Fötus dauerhaft verändern können – wenn der Zeitpunkt gegeben ist. Man kann nicht nur auf die Dosis sehen, man muss die Dosis in einem bestimmten Zeitfenster berücksichtigen, ansonsten erfasst man die Toxizität nicht, denn diese ist tatsächlich das Resultat von zwei Dingen: Es ist nicht nur die Dosis, sondern auch der Zeitpunkt.

Im nächsten Punkt geht es eindeutig nicht nur um Chemikalien, sondern darum darauf hinzuweisen, was wir aus ein paar Humanstudien und vielen Tierstudien wissen, dass Nager in utero (im Bauch der Mutter), dass jeder von ihnen am Uterushorn hängt und sich wiederum zwischen zwei anderen Jungen befindet.

Wenn sie nun ein Männchen zwischen zwei Männchen und ein Männchen zwischen zwei Weibchen untersuchen, können sie den Testosteronspiegel in diesen beiden Männchen messen. Und der Unterschied ist signifikant und messbar und sehr, sehr klein. Es ist ungefähr ein Tropfen in ein olympisches Schwimmbecken. So klein ist es. Es ist eine extrem niedrige Dosis, ein Teil pro Billion [1/10^15].

Und welche Folgen hat eine Exposition damit?

Die Folge ist, dass jener Nager, der eines zwischen zwei Männchen ist, zu einem aggressiveren in seinem Verhalten und seiner allgemeinen Entwicklung mehr maskulinerem heran wächst. Er wird eine größere Spermienzahl erreichen; er wird fruchtbarer sein. Und dies wird nicht angezweifelt, dies wurde für viele Tierarten gezeigt. Und es gibt einige Humanstudien, die das bestätigen. Ich habe dies nur als Beweis des Prinzips erwähnt, dass eine sehr niedrige Menge hormonaler Substanz zum passenden Zeitpunkt die Entwicklung verändert.

Sehen wir uns nun die Situation des Menschen an. Wenn Leute sagen, ‚Was soll’s, die Dosen sind viel zu niedrig‘, sage ich zwei Dinge. Da eine ist, ‚Mag sein, aber wir sehen Wirkungen‘. Also egal welche Dosis, es scheint etwas zu bewirken. Es gibt wohl an die 30 Studien, die eine Verbindung zwischen Phthalaten und einer Vielzahl von Folgen für die menschliche Gesundheit feststellen.

Das Gegenargument könnte sein, dass diese Wirkungen von etwas ganz anderem kommen.

Genau. Nicht das Gegenargument, aber ein wichtiger, zusätzlicher Aspekt ist, dass wir niemals nur einer Chemikalie ausgesetzt sind. In der Tat stellte eine neuere Studie durchschnittlich 200 Chemikalien in Neugeborenen fest.

Das bedeutet, in utero zirkulierten bei den Babys durchschnittlich 200 Chemikalien in ihrem Körper und beeinflussten ihre Entwicklung. Der Höchstwert in diese Stichprobe von 10 [Kindern] war 287. Daher sind wir unbestreitbar Expositionen ausgesetzt und die Föten genauso.

Nun ja, es gibt viele Chemikalien und statistisch kann man fragen, welcher Zusammenhang nur zu DEHP oder nur zu DBP Metaboliten besteht. Doch das ist nicht die effektivste Art. wie man es tun kann. Besser ist zu fragen, was es mit der Belastung durch all diese Stoffe auf sich hat. Wie wirkt sich der Cocktail-Effekt aus?

Mit Stichproben von der Größe, wie sie uns zur Verfügung stehen, können wir zurzeit nicht ernsthaft all die 200 [Substanzen] zusammen untersuchen. Aber wir können und wir untersuchen mehrfache Belastungen. Trotz der Tatsache, dass sie für sich genommen sehr gering sein mögen wissen wir, dass sich diese Dosen addieren und wenn sie mehrere davon haben, erhalten sie natürlich eine sehr viel höhere Dosis.

Sind bestimmte Kombinationen bekannt, die besonders schädlich sind?

Ja, es gibt viele DEHP Metaboliten, von denen gerade vier oder fünf gleichzeitig untersucht und die Gesamtwirkung festgestellt werden. Das ist ein Beispiel, es gibt aber noch andere.

Das klingt erschreckend. Wie sollen sich Verbraucher verhalten oder reagieren? Was soll ich meiner Frau erzählen, wenn sie schwanger ist?

Diese Frage höre ich dauernd. Es ist eine frustrierende Frage, weil ich nur eine Teilantwort geben kann. Als einfache Antwort würde ich ihr sagen, dass sie ihre Belastung durch schädliche Körperpflegemittel begrenzen kann.

Und der Grund, weshalb wir diesen Rat geben können ist, dass sie sehr sorgfältig von ein paar NGOs untersucht worden sind, und ich verweise insbesondere auf die Webseite der Environmental Working Group die ‚Not Too Pretty‘ (PDF) [Nicht zu hübsch] heißt, wo sie Produkt für Produkt auflisten und über die Chemikalien darin informieren. Das ist ein nettes Tool für Verbraucher. [Vermutlich ist Skin Deep gemeint]

Sie können auch sagen, einfach als generellen Sicherheitsratschlag: Benutze keine Raumduftsprays, besprühe nichts zu Hause, benutze keine Sprays usw.

Was die Sache problematischer macht ist, dass selbst wenn wir den Leuten das alles erzählen, können wir nur in seltenen Situationen diese Chemikalien aus ihrem Körper entfernen. Und einer der Hauptgründe ist, dass sie derart versteckt sind, Sie können das Etikett auf der Lotion prüfen, aber sie können nicht das Etikett ihrer Spaghetti-Soße oder ihrer Milchflasche prüfen usw.

Deshalb müssen wir den Verbrauchern Werkzeuge geben, eine informierte Wahl zu treffen. Und zurzeit haben wir diese Werkzeuge nicht.

Meinen Sie Deklarierung?

Ja, Deklarierung und auch Verhaltensratschläge – zum Beispiel nicht in Plastik lagern, nicht in Plastik in die Mikrowelle stecken.

Was ich den Leuten sage, wenn sie das best Mögliche tun wollen ist, kauft lokale Produkte, kauft sie unverarbeitet, kauft aus biodynamischem Anbau. Es gibt eine Bevölkerungsgruppe in New York, welche dies tut, und das sind die Mennoniten der alten Ordnung [eine den Amish ähnelnde religiöse Anti-Technologie Gruppe [Wiedertäufer]]. Sie sind sehr streng, sie pflanzen alles selbst an, fahren nicht Auto, benutzen keine Sprays… und sie haben sehr niedrige Umweltchemikalien-Werte im Körper.

Und das wurde wissenschaftlich gemessen?

Ja, wir haben gemessen, wie viel Phthalate und Phenole in ihrem Urin waren und sie hatten fast keine. Und es ist interessant, weil ein paar Frauen Spitzenwerte hatten. Eine war eine Frau die Haarspray benutzte. Und man konnte dies feststellen, weil wir fragten, was haben sie gemacht, bevor sie zur Urinabgabe her kamen. Und diese Frau sagte, „Nun, ich sollte es nicht, aber ich benutzte Haarspray weil ich ausging.“ Und daraufhin sehen wir den MBG-Peak in ihrem Urin.

Und eine andere Frau fuhr Auto, obwohl sie das normalerweise nicht tun und man sieht einen weiteren Peak. Das heißt, in einer extremen Situation – welche für die meisten Verbraucher sehr radikales Handeln bedeutet – kann man [Schadstoffe] eliminieren.

Eine andere Gruppe bekam normale Lebensmittel und danach haben sie gefastet. Ihr Urin wurde während der normalen Diät getestet und nach 48 Stunden Fasten, und sie hatten überhaupt kein DEHP im Urin.

Natürlich können wir nicht alle fasten! Deshalb denke ich, wir sollten es für die Verbrauchen viel einfacher machen, diese Produkte zu vermeiden.

Was das Vorhandensein von Chemikalien in Lebensmitteln angeht, wurden auf EU-Ebene Maßnahmen eingeführt, um den Einsatz von Pestiziden zu verringern. In Frankreich gab es beispielsweise das Ziel, den Gebrauch von Pestiziden bis 2018 zu halbieren, und es gab Verbote, mit dem Flugzeug zu sprühen und solche Sachen. Sind diese Schritte ausreichend, um das Risiko der Kontaminationen in Lebensmitteln zu reduzieren?

Nun, Pestizide abzuschaffen beseitigt sicherlich eine Expositionsquelle für EDCs – und zwar eine sehr wichtige und ich denke, das ist großartig.

Übrigens, mal Phthalate außer Acht gelassen, wir fanden in mittleren Westen einige Pestizide und Herbizide, die im Zusammenhang mit einer niedrigeren Spermienzahl standen. Die wirken also auch. Auch sollte ich darauf hinweisen, dass Phthalate tatsächlich in Pestiziden drin sind – sie werden hinein getan, um die Absorption zu steigern.

Deshalb sind diese Maßnahmen, Pestizide zu reduzieren sicherlich eine gute Sache die man machen kann, aber das reicht nicht aus. Solange wie Lebensmittel in Kontakt mit Phthalaten oder Bisphenol A verarbeitet, in Dosen verpackt, in Plastik geliefert, in Plastik gelagert oder in Teflon zubereitet werden, gibt es auf diesem Weg ziemlich viele Gelegenheiten, endokrin disruptive Chemikalien einzusammeln.

Und die Abschaffung von Pestiziden ist sicherlich ein sehr bedeutender erster Schritt, aber danach müssen wir uns Sorgen machen, was mit den Lebensmitteln, nachdem sie geerntet wurden, und auf dem langen Weg vom Acker zum Teller geschieht.

In Europa haben wird Grenzwerte für Pestizide in Lebensmitteln, unterhalb derer der Verzehr als mit keinem Risiko für die menschlich Gesundheit verbunden angesehen wird. Sind Sie der Ansicht, dass diese Werte weiter gesenkt werden sollten?

Ich kann zu vertretbaren Werten von Pestiziden nichts sagen. Aber ich kann etwas zur Frage von Grenzwerten sagen. In der Umweltwissenschaft haben wir viele Beispiele – das Beste ist glaube ich Blei – daß egal wie weit wir den Grenzwert absenken, wir selbst beim niedrigeren Wert immer noch unerwünschte Wirkungen sehen.

Und ich denke, was wir nicht vergessen sollten ist, dass für manche besonders empfindliche Bevölkerungsgruppen und zu besonders gefährdeten Zeitabschnitten, die Grenzwerte wahrscheinlich weiter reduziert werden müssten. Aber es wird einen praktikablen Grenzwert geben müssen – offensichtlich können wir nicht alles ganz los werden.

Wahrscheinlich ist Ihnen bekannt, dass wir in Europa diese REACH-Regulierung für Chemikalien haben, welche dieses Jahr einer Überprüfung unterzogen wird. Wollen Sie die Gesetzgeber dazu ermutigen, REACH noch weiter zu verschärfen?

Das bedeutendste an REACH ist, dass es die Beweislast umkehrt. Von den 80.000 weltweit gehandelten Chemikalien wurden in den Vereinigten Staaten 62.000 nur abgesegnet und für sicher erachtet.

Das ist in den Vereinigten Staaten tatsächlich immer noch die Grundannahme: Solange die Schädlichkeit einer Chemikalie nicht bewiesen ist, wird angenommen, dass sie sicher ist. Natürlich verlagert dies die Beweislast ob etwas schädlich ist auf den Verbraucher, wo sie nach meiner Ansicht nicht sein sollte. Die Beweislast generell zu verschieben ist wie ich denke extrem wichtig und sollte auch in den US-Vorschriften eingeführt werden.

Die USA müssen sich an REACH halten, wenn sie nach Europa exportieren. wie hat sich dies auf die US-Industrie ausgewirkt, so wie Sie es sehen?

Das kann ich ihnen nicht sagen. Ich weiß, dass dies nicht die Grundannahme der Vorschriften ist. Selbst wenn sie nun etwas anders machen, um Dinge nach Europa zu schicken, ich bin sicher, sie müssen und sie tun es, akzeptieren sie es trotzdem nicht als ihre Pflicht, die Sicherheit eines Produktes zu beweisen, bevor es vermarktet wird.

Was die Verschärfung der Vorschriften angeht, ist dies eine sehr umfassende Frage. Und was meine Meinung angeht bin ich der Ansicht, dass endokrine Disruptoren eine Kategorie sind, die eigene Vorschriften erfordert. Sie unterscheidet sich ausreichend von reproduktiver Toxizität und Kanzerogenität. Die Risikobewertung für endogene Disruption ist eine andere. Die wissenschaftlichen Fragestellungen sind ausreichend verschieden, so dass es die öffentliche Gesundheit weitgehender schützen würde, wenn wir diese Chemikalien als eine eigene Klasse behandeln könnten. Ich sehe also hier mögliche Nachjustierungen.

Ist für Sie als Wissenschaftlerin der Zusammenhang zwischen jenen endokrin disruptiven Chemikalien, die Sie untersucht haben, und der geringeren Fruchtbarkeit bewiesen worden, und ist er wissenschaftlich wasserdicht? Könnte man dagegen argumentieren?

Wasserdicht? Das ist natürlich nie etwas. Es gibt immer noch Leute bei uns, die argumentieren, Zigaretten würden keinen Lungenkrebs verursachen. Natürlich wird immer dagegen argumentiert werden.

Ich denke, wir haben nun eine Menge Daten, dass Umweltchemikalien die Anzahl der Spermien verringern, den Zeitpunkt der Empfängnis beeinflussen, fötale Verluste in der frühen Schwangerschaft erhöhen und das Resultat einer Schwangerschaft beeinträchtigen können. Brauchen wir mehr Studien? Natürlich brauchen wir die. Aber haben wir genug Informationen und aufgrund der vorhandenen Studien zu handeln? Ich behaupte wir haben sie.

 

Das Interview mit Prof. Shanna H. Swan führte EurActiv-Redakteur Frédéric Simon
Übersetzung: Bruno für CSN – Chemical Sensitivity Network
Artikelfoto: eeetthaannn, CC: BY-NC

PhD Shanna H. Swan ist Professorin und Vizevorsitzende der Forschungs- und Mentorabteilung für präventive Medizin an der Mount Sinai School of Medicine. Dr. Swan ist für ihre Arbeit über die Folgen der Umweltbelastung auf die männliche und weibliche reproduktive Gesundheit bekannt und gehörte dem Komitee für hormonähnliche Giftstoffe der National Academy of Science an.

Copyright: EurActiv.com
Quelle des Original-Artikels – Wir danken EurActiv, dieses Interview übersetzen zu dürfen.

 

Weitere interessante CSN Artikel über Gesundheitsgefahren durch Phthalate, Flammschutzmittel und Pestizide:

Internationaler Tag für Menschen, die an MCS – multipler Chemikalien Sensitivität erkrankt sind

 

Informationsmaterial über Chemikaliensensitivität für den Aktionsmonat Mai

Rund ein Drittel der Bevölkerung reagiert auf Chemikalien in Alltagsprodukten mit mehr oder weniger starken Symptomen. Kopfschmerzen vom Parfüm der Kollegin, Schwindel durch das Putzmittel Zuhause, Asthmaattacke durch das Duftspray auf der Toilette im Restaurant, nur drei Situationsbeispiele von vielen. Der Monat Mai ist weltweiter Aktions- und Informationsmonat, um über Chemikaliensensitivität und Gesundheitsgefahren durch Alltagschemikalien aufzuklären. Wer sich informiert, ist in der Lage, sich besser zu schützen und unnötigen Kontakt mit Chemikalien, die unsere Gesundheit beeinträchtigen können, zu vermeiden. Um darüber zu informieren und diejenigen in unserer Gesellschaft zu schützen, die bereits unter Chemikaliensensitivität (MCS) leiden, haben Organisationen und Aktivisten Informationsmaterial zur freien Verwendung bereitgestellt.

Aktions- und Infomaterial zum Verwenden, Ausdrucken und Weitergeben:

MCS Flyer, Ärzteinformation

CSN Flyer über Chemikaliensensitivität (MCS) (Etwas dickeres Papier zum Ausdrucken nehmen)

Flyer der österreichischen Organisation MCS-Info: MCS – Wenn Alltagschemikalien krank machen!

MCS Ärzteinformation: Ärzteinformation zu MCS, CFS, FMS, EMS und TE zum Weitergeben

Informationskarte Duftstoffe

Kostenlose Informationskarten über Duftstoffe und deren Gefahren:

CSN Aktionskarte: Vermeiden Sie Duftstoffe in der Öffentlichkeit. Ohne Duft = Bessere Luft!

Infoblatt über Gefahren durch Duftstoffe und Parfüms, erstellt von Amazone, Initiative MCS Patienten für Barrierefreiheit und Teilhabe.

Aktionslogo, Aktionsphotos für den MCS-Aufklärungsmonat Mai 2012:

Das Avatar (Profilbild) für den MCS-Aufkläungsmonat Mai: Avatar

Weitere Größen des Logos für den MCS-Aufklärungsmonat zur freien Verwendung:

120 Pixel250 Pixel400 PixelGroß

MCS Online Aktionen:

Wohnraum für MCS-Kranke. Macht mit beim Zukunftsdialog

Das Thema „Wohnraum für MCS-Kranke“ wurde im SPD-Zukunftsdialog platziert.

Hier kann man online mit darüber abstimmen, ob man diesen Vorschlag unterstützt oder nicht.

Der BUTTON zum Abstimmen befindet sich links über der Überschrift. Wenn man dafür ist, klickt man auf den Pfeil, der nach oben zeigt. Für das Registrieren muss man nur einen Benutzernamen und eine Mailadresse angeben und kann dann sofort loslegen.

Behindertengerechter Wohnraum für MCS-Patienten

Nach Auskunft der Moderatoren kann dieses Thema noch bis Ende Mai öffentlich bearbeitet werden.

Dies ist eine einmalige Gelegenhei, öffentlich sichtbar Forderungen zu stellen, Anregungen zu geben oder vielleicht auch nur aufzuzählen, wer schon vergeblich um Hilfe gebeten wurde.

Wer nähere Informationen oder Hilfen zum Abstimmen oder Kommentare-Schreiben wünscht – dann lest Euch diesen Thread im CSN Forum durch.

MCS global verbreitet

Die österreichische MCS Organisation MCS-Info hat eine Karte erstellt, die die Standorte von Umweltkranken weltweit anzeigen soll. Damit die Karte aussagekräftig wird, braucht es Eure Unterstützung. Das Ganze ist natürlich anonym und der Standpunkt nur mittels PLZ und Ort gekennzeichnet. Ziel von MCS-Info ist es, eine Karte komplett voll mit Markierungen zu bekommen. Da die Daten über eine KML-Datei laufen, könnte man so eine Karte auf jeder Webseite mit eigener API einbinden.

Einige Chemikaliensensible haben sich bereits eingetragen, tragt auch Ihr Euch ein und zeigt damit, dass MCS real ist und Chemikaliensensibilität überall verbreitet ist. Tragt auch Ihr Euch ein:  MCS global verbreitet

Eine Idee und schon gehts los…

Die Schweizer Autorin Astrid Falk Schober geht für den MCS-Aufklärungsmonat Mai mit gutem Beispiel voran. Ihr fehlte ein Ort, an dem sie ihre Artikel und Gedanken online stellen kann. Plötzlich kam die Idee, einen eigenen Blog zu starten und kaum war diese Idee geboren, schon ging es los. Ihr seid die Ersten, die den neuen Blog ICEBLUE lesen dürft. Schaut rein auf ICEBLUE.

Weiteres Infomaterial:

Bedient Euch auch im CSN Blog und druckt Artikel aus, die Ihr für interessant haltet, um andere zu informieren. Ihr findet dort:

und im CSN Forum gibt es fast 100.000 Einträge über MCS, Umweltkrankheiten, Umwelt, Umweltpolitik und vieles mehr zum Lesen und untereinander austauschen.

Über MCS aufklären und dabei gewinnen:

Zum Schluss noch ein Hinweis: Wer den im CSN Forum den Eintrag Nr. 99.999 schreibt, gewinnt eine PureNature gesponserte MCS-Aktivkohlemaske und wer den Eintrag Nr. 100.000 schreibt, erhält einen von MCS-Infogate gesponserten Tablett Computer und eine MCS-Aktivkohlemaske. (der Rechtsweg ist ausgeschlossen)

Viel Erfolg für Eure persönlichen Aktivitäten, um über MCS aufzuklären!!

und berichtet in einem Kommentar über Eure Erfolge und Erlebnisse beim Aufklären über MCS:

Wer noch weiteres gutes Informaterial kennt, was zur Verwendung freigegeben ist, bitte als Kommentar anfügen.

Widersinnige MCS-Therapie oder „Rauch dich gesund“?

„Amygdala-Retraining – Rauch dich gesund!“

Rauchen ist schädlich. Rauchen gefährdet unsere Gesundheit. Eine Zigarette enthält neben dem Tabak aus der Tabakpflanze, unzählige schädliche Inhaltsstoffe, die jeder einzelnen Zigarettenmarke den individuellen Geschmack verleihen. Das macht das Rauchen eigentlich erst so richtig zum Schädigungsturbo, weil man keinen Tabak mehr raucht, sondern einen Krebs fördernden Chemiecocktail.

Um die Menschen auf die Problematik und Gesundheitsgefährdung des Rauchens aufmerksam zu machen, wurden seitens des Bundes für entsprechende Kampagnen in der Schweiz Millionen aufgewendet. Ist ein Körper aber einmal durch jahrelangen Zigarettenkonsum geschädigt, so dass er dauerhaft krank ist, kann diese körperliche Schädigung mit keiner Therapie rückgängig gemacht werden. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob die Angst vor einer körperlichen Schädigung durch Zigarettenrauch bei einer Krebserkrankung eine wesentliche Rolle spielt. Tatsache ist aber, dass der Genuss von Zigaretten ein stark erhöhtes Krebsrisiko beinhaltet. Das jedenfalls teilen uns Mediziner und Wissenschaftler seit Jahren mit.

MCS-Kranke sind Chemikaliengeschädigte. Sie sind erkrankt, weil ihr Körper durch irgendeinen chemischen Auslöser, z.b. sehr häufig Formaldehyd, Pestizide, Fungizide, PAK‘s, Benzol oder Kohlenmonoxyd Schaden genommen hat. Schaden durch Schadstoffe, die sich auch im individuellen Zigarettenrauch befinden. Einige der MCS auslösenden Chemikalien sind auch in Parfüms, Waschmitteln, Weichspülern, Reinigungsmitteln, Lebensmitteln, Getränken, Medikamenten usw. enthalten (Aroma-, Farb-, Konservierungsstoffe und Lösungsmittel) und gelangen über Einatmen, Auftragen auf die Haut oder durch Einnahme, z.B. beim Essen oder Trinken in unseren Körper.

Um uns vor diesen Auslösern und folglich einer Krankheit zu schützen, gibt der Bund keine Millionen aus. Neuerdings aber unterstützt der Schweizer Staat (BAG – Bundesamt für Gesundheit) eine Therapie, die MCS-Betroffene heilen soll, obwohl dieser die Krankheit nicht einmal anerkennt! (2)

Bei dieser Therapie geht es darum, die Amygdala (1) umzutrainieren: Amygdala Retraining. Das heisst laienhaft ausgedrückt, der MCS-Kranke wird darauf trainiert, vor den Auslösern keine Angst mehr zu haben und somit das aus der Kontrolle geratene Frühwarnsystem wieder auf einen „normalen Level“ runter zu fahren.

Jeder seriöse Umweltmediziner und körperlich erkrankte MCS-Patient weiss, dass eine solche Amygdala Retraining Therapie bei einem chemikaliengeschädigten Körper nicht helfen kann, genauso wenig, wie ein Lungenkrebspatient einfach nur durch Wegdenken seiner Krankheit, die Schädigung rückgängig machen kann. Einzig im Umgang mit der Krankheit, kann eine solche Therapie als Unterstützung hilfreich sein. Aber die entzündlichen Prozesse, die beim Kontakt mit einer Chemikalie auftreten, können schlicht und einfach nicht wegtherapiert werden, denn die Amygdala ist für unsere Emotionen zuständig und nicht für die biochemischen Abläufe in unserem Körper.

Es löst bei mir als MCS-Betroffene einfach nur Unverständnis aus, dass eine solche Heil verkündende Therapie, so schnell und so unvoreingenommen die Unterstützung des Ministerium für Gesundheit findet. Wie kann es sein, dass MCS-Kranke jahrelang um Anerkennung der Krankheit kämpfen, kein Gehör finden und dann mit einer solchen Haltung gegenüber einer solch fragwürdigen Therapie, das Thema MCS einmal mehr ad absurdum geführt wird?

Es gilt abzuwarten was passiert. Wenn das BAG erst mal von der Wirksamkeit dieser Therapie überzeugt ist, dann erleben wir vielleicht in einiger Zeit das blaue Dunstwunder, denn dann ist es naheliegend, diese Therapie auch für Raucher anzubieten, ganz nach dem Motto:

„Amygdala-Retraining – Rauch dich gesund!“

Autor: Purple Brain für CSN – Chemical Sensitivity Network, Schweiz, 8. Mai 2012

Anhang:

1. Die Amygdala ist wesentlich an der Entstehung der Angst beteiligt und spielt allgemein eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren: sie verarbeitet externe Impulse und leitet die vegetativen Reaktionen dazu ein. Eine Zerstörung bei der Amygdala führt zum Verlust von Furcht- und Aggressionsempfinden und so zum Zusammenbruch der mitunter lebenswichtigen Warn- und Abwehrreaktionen. Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2004 belegen, dass die Amygdala bei der Wahrnehmung jeglicher Form von Erregung, also affekt- oder lustbetonter Empfindungen, unabdingbar ist, und vielleicht am Sexualtrieb beteiligt ist. (3)

2. Email Bundesamt für Gesundheit an CSN, 27.03.2012

Sehr geehrte Frau Müller

Das Bundesamt für Gesundheit (hier vertreten durch Fachstelle Wohngifte, Direktionsbereich Verbraucherschutz) hat dem Verein MCS-Liga Schweiz eine Unterstützung zugesagt für die Organisation eines Kurses, von dem dieser Verein überzeugt ist, dass es eine gute Sache für seine Mitglieder ist.
Generell sind wir der Ansicht, dass Ansätze, die auf Theorien erlernter Reaktionsmuster basieren, interessant und vielversprechend sein könnten für MCS-Patienten. Bis anhin wurden Dritte, welche Vorschläge in dieser Richtung vorgebracht hatten, von Seiten der Betroffenen scharf kritisiert, zuweilen wurde Ihnen sogar vorgeworfen, sie wollten MCS-Patienten „psychiatrisieren“. Wir begrüssen es daher ausdrücklich, dass eine entsprechende Initiative nun von Seite der Betroffenen bzw einer ihrer Organisationen kommt und möchten dies daher mit einem kleinen Beitrag an die organisatorischen Kosten unterstützen. Wir erhoffen uns, dass es dazu beitragen kann, die Lebensqualität zumindest einiger Betroffenen zu verbessern. Vor allem aber haben wir die Hoffnung dass solche Initiativen helfen können, die zuweilen extrem verhärteten Fronten im Streit  um „physische“ und „psychische“ Ursachen/Einflüsse beim MCS Phänomen aufzubrechen, um letztlich den Betroffenen auch neue Lösungswege erschliessen zu können.
Weder empfehlen wir eine bestimmte Therapie noch bestimmte Therapeuten. Wir beurteilen auch nicht die Qualität dieses Kurses.

Dass die Schweizerische Regierung Frau Hoppers DNRS Ansatz seit einiger Zeit beobachtet/verfolgt hat ist falsch. Eine vertiefte Evaluation und Beurteilung wurde keinesfalls durchgeführt; und schon gar nicht sprechen wir irgendwelche Empfehlungen für bestimmte Produkte oder Dienstleistungen aus.

Selbstverständlich darf diese Antwort nun aber auch nicht als das Gegenteil interpretiert werden à la „Schweizer Regierung empfiehlt DNRS nicht!“  – etwa von Vertretern von „Konkurrenz-Produkten“ oder Kritikern von DNRS.
Das wäre dasselbe falsche Spiel!

Mit bestem Dank und freundlichen Grüssen

Roger Waeber

Eidgenössisches Departement des Innern EDI
Bundesamt für Gesundheit BAG
Direktionsbereich Verbraucherschutz
Fachstelle Wohngifte

Weitere CSN Artikel zum Thema zweifelhafte MCS- und CFS-Therapien:

Checklisten:

Reaktionen unterdrücken, die Therapie der Wahl bei Chemikalien-Sensitivität?

MCS mit Body-Mind Techniken oder Amygdala Retraining überlisten: Therapeutischer Durchbruch oder Selbstbetrug?

Seit einigen Monaten boomen verschiedenen Body-Mind Therapien für Chemikaliensensible. Die Techniken zielen darauf ab, das Gehirn, speziell die Amygdala, und den Körper zu überlisten, um körperliche Symptome auf Chemikalien auszuschalten. Erlernen können MCS-Kranke die Techniken per DVD und bei Seminaren. Sie werden durch Video- oder Telefonsessions vertieft. Auch in Europa und Deutschland haben MCS-Kranke begonnen, an Ashok Gupta und Annie Hopper Seminaren oder deren DVD Kursen teilzunehmen. Die chemikaliensensible Person lernt durch die Kurse Techniken um Reaktionen, die der Körper nach Kontakt mit Chemikalien entwickelt, mental abzuschalten und sich selbst in eine Art Euphoriezustand zu versetzen. Alles „Negative“ muss verbannt und durch „positives Denken“ ersetzt werden.

Kritiker der Body-Mind Therapien geben zu bedenken, dass der Körper nicht umsonst reagiert und dass es sich dabei um einen Schutzmechanismus handelt. Die Techniken, die aus der Trauma- und Psychotherapie stammen, seien zwar bei empfänglichen Personen dazu geeignet, den Körper kurzfristig zu täuschen, auf lange Sicht sei jedoch mit gravierender Verschlechterung der Hypersensitivität auf Chemikalien zu rechnen und möglicherweise mit Endorganschäden.

 

Thommy‘s Blogfrage der Woche:

  1. Ignoriert Ihr Eure MCS-Symptome, wenn Ihr auf Chemikalien reagiert?
  2. Welche tatsächlichen Besserung konntet Ihr durch „Unterdrückung“ von Symptome erzielen? War die Besserung dauerhaft?
  3. Seid Ihr geheilt von Eurer MCS durch Body-Mind Techniken, Amygdala Retraining oder ähnliche Techniken?
  4. Wie viel Zeit wendet Ihr täglich auf, um körperlich bedingte Symptome gezielt durch Suggestion oder andere Techniken unterdrücken zu können?
  5. Gibt es spätere Nachwirkungen bei der Unterdrückung der Symptome, bzw. dem Ignorieren von Ausgasungen von Putzmitteln und Duftstoffen?
  6. Welche Methoden zur Unterdrückung der Symptome bei MCS haben Euch am besten geholfen?
  7. Welche Vorgehensweise zum Ignorieren von Symptomen bei MCS funktionieren für Eure Begriffe, um in Zukunft mehr am Leben in der Gemeinschaft teilhaben zu können?
  8. Oder, habt Ihr versucht Eure Symptome zu ignorieren und zu unterdrücken und dabei Schiffbruch erlitten?
  9. Hat sich Euer Gesundheitszustand und die Chemikalien-Sensitivität durch Ignorieren und gezielt forciertes Unterdrücken nachhaltig verschlechtert?
  10. Wie ist es Euch ergangen nach dem gezielten Ignorieren und Unterdrücken von körperlichen Reaktionen auf Chemikalien, auf die sich Euer Körper sonst mit schweren Reaktionen zur Wehr setzte?
  11. Würdet Ihr weitere Experimente wagen, um Euren Körper zu „überlisten“ und die MCS „auszuschalten“?
  12. Oder kommen für Euch Manipulationstechniken, die darauf abzielen, Euren Körper „auszutricksen“, als MCS-Therapie nicht in Frage?

Führender Umweltmediziner: Elektrosensibilität nimmt drastisch zu

EMF bislang völlig unterschätzt

Elektrosensibilität war bis vor ein paar Jahren eine relativ selten anzutreffende Erkrankung. Durch die zunehmende Belastung durch elektromagnetische Strahlung, WLAN, Mobilfunk, etc. hat die Zahl der Elektrosensiblen drastisch zugenommen. Dies führte dazu, dass einige amerikanische Gouverneure in ihrer Proklamation für den MCS-Aufklärungsmonat auch Elektrosensibilität (EHS) aufführen. Die Politiker wollen damit erreichen, dass Erkrankten durch umfassende Information mehr Verständnis entgegen gebracht wird und dass sie angemessene Unterstützung von ihren Mitmenschen und Behörden erhalten. Während des Informations- und Aktionsmonats Mai widmen sich auch die Medien, im Rahmen ihrer Berichterstattung über Umweltkrankheiten, vermehrt dem Thema Elektrosensibilität.

Der amerikanische TV Sender, Fox 26, zitierte in der ersten Woche des Aktions- und Informationsmonats Prof. William J. Rea zum Thema Elektrosensibilität (EHS). Der Experte gilt einer der Pioniere der Umweltmedizin und erhielt weltweit als erster Mediziner eine Professur in Umweltmedizin. Rea realisierte bereits vor Jahrzehnten, dass es Menschen gibt, deren Körper auf geringe Konzentrationen von Chemikalien im Alltag oder auf elektromagnetische Strahlung mit Symptomen reagiert, weil ihr Körper durch äußere Umstände hypersensibilisiert wurde. Die Symptome, die Chemikaliensensible berichten, sind individuell variierend. Häufig treten auf: Kopfschmerzen, Schwindel, brennende Schmerzen am ganzen Körper, Schlafstörungen, Herzbeschwerden, Konzentrationsstörungen und Krämpfe.

Umweltmediziner zu Umweltverschmutzung durch elektromagnetische Strahlung

Der Beitrag mit dem Titel „EMF‘s: Elektrische Verschmutzung: Werden wir vergiftet?“ wurde am 2. Mai bei Fox 26 ausgestrahlt. Der TV Sender berichtete, dass die Zahl der elektrosensiblen Patienten, die in der Klinik des Umweltmediziners Hilfe suchen, regelrecht explodiert sei.

„Ich denke, es wird eines der größten gesundheitlichen Risiken, die wir je gesehen haben“, sagte William Rea, Umweltmediziner, Herz-Chirurg und Gründer des Environmental Health Center in Dallas.

Rea erläuterte bei Fox 26: „Ich denke, für einige Menschen gibt es keine sicheren Werte und ich denke, wir fangen gerade erst an, dass zu realisieren“.

Im Interview teilt Rea mit, dass er völlig davon überzeugt ist, dass zukünftige Studien auch Verbindungen zu Asthma, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen und EMF’s finden werden. Man müsse das ganze Spektrum von Krankheiten betrachten und dann würde man feststellen, dass die Gesundheitsbeschwerden von einigen Menschen durch elektromagnetische Strahlung getriggert werden.

Elektrosensibilität zunehmend als Krankheit beachtet

Jüngere wissenschaftliche Studien richten die Aufmerksamkeit auf den zunehmenden Anstieg von Elektrosensibilität, abgekürzt EHS genannt. Die WHO hat die Umwelterkrankung 2006 in die Internationale Klassifikation für Krankheiten, ICD-10, aufgenommen. Der ICD-10 Code für EHS lautet Z58 und ist im Kapitel 21 zu finden. (ICD-10, Z-Register: Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen)

An EHS Erkrankte haben es schwer, sie werden noch weniger akzeptiert als Chemikaliensensible. Daran hat nicht zuletzt eine übermächtige Mobilfunk-Lobby erheblichen Anteil. Rückzugsrefugien für Elektrosensible gibt es weltweit erst sehr wenige, und sie sind für diejenigen, die hypersensibilisiert sind, nicht mehr oder kaum noch zu erreichen.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, MCS- Aufklärungsmonat, 03.05. 2012

Literatur:

Fox26, Electrical Pollution: Are We Being Poisoned?, 02.05.2012

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