Wie gesund ist Bubble Tea wirklich?

Die Techniker Krankenkasse warnte am 20.04.2012 in einer Pressemeldung vor Bubble Tea, da es sich bei diesen Getränk um keinen Durstlöscher, sondern um eine trinkbare Süßigkeit handelt, die Kinder gefährlich werden könnte. Nicht nur enthalten 0,2 Liter dieses Getränks 300 bis 500 Kalorien und damit bereits ein Drittel des täglichen Kalorienbedarfs eines Kindes. Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands davor gewarnt, daß sich Kinder an den kaugummiähnlichen Fruchtsirupkügelchen verschlucken könnten. Wenn dabei die Bubbles in die Lunge geraten, kann dies sogar eine Lungenentzündung oder einen Lungenkollaps zur Folge haben.

Leider ist damit noch nicht alles zu diesem unsinnigen Modegetränk gesagt. Eine Tierstudie der UCLA (University of California in Los Angeles) vom April 2012 hat gezeigt, daß eine erhöhte Aufnahme von Fruktose die Leistungfähigkeit des Gehirnes und das Erinnerungvermögen beeinträchtigen kann. Newswise betitelte die Pressemeldung der Universität mit „Zucker macht blöd!“ und landete damit einen Hit in der Bloggerszene. So etwas soll man Kindern geben, die gerade dabei sind, Wahrnehmung und Denkvermögen zu entwickeln?

Eine weitere Frage ist, um welche Art von Zucker es sich handelt, mit dem das Basis-Teegetränk und die angeblich gesunden Bubbles gesüßt werden. Fruchtsirup kann genau so gut Fruktosesirup mit hinzugesetzen natürlichen oder künstlichen Geschmacksstoffen sein. Vorsicht ist angebracht. Juliane Wiedemeier schrieb im November 2011 in den Prenzlauer Berg Nachrichten, daß die Zutaten aus asiatischer Produktion stammen. Ob heute in Bubble Tea, der nicht in jenem gentrifizierten Schickimicki Viertel Berlins gekauft wurde, wirklich Fruchtsirup drin ist, wie ihn früher Oma selber gemacht hat, ist mehr als fraglich. Eher darf man, so wie das Zeug manchmal aussieht, künstliche Aromen und Farbstoffe und damit u.U. allergische Reaktionen erwarten. Falls jemand mit MCS Bubble Tea Erfahrung gemacht hat, bitte dazu einen Kommentar schreiben.

Wenn große Mengen absahneffizient süß gemacht werden sollen, ist Fruktosesirup nicht weit. In den USA, wo fast alles Eßbare hoch verarbeitet, mit Geschmacks- und Farbstoffen versetzt ist, wo man vergeblich versucht, diese absolut tote Nahrung durch Zugabe von Vitaminen aufzuwerten, ist dieser Fruktosesirup durch seine Allgegenwärtigkeit nicht nur die Pest, sondern gentechnisch produziert. Aus Gen-Maisstärke wird mit Hilfe von Chemikalien High Fructose Corn Syrup (HFCS) hergestellt. Da es dort keine Deklarationspflicht für GMOs gibt, sind die Verbraucher diesem Gen-Sirup blind ausgeliefert. Bei uns haben die Hersteller vor der Gentechnik-Ablehnung ihrer europäischen Kunden Angst und schreiben „gentechnikfrei“ drauf. Das ist jedoch kein zertifiziertes Gütesiegel. Gentechnik wandert unter anderem über Futter in Lebensmittel und ein Hersteller muß nur angeben, was er in das Produkt hinein getan hat. Ich habe noch nie gelesen, von welchem Zulieferer die Zutaten stammen und woher sie kommen.

Ich hoffe, daß bei uns Bubble Tea keinen amerikanischer Corn Syrup enthält. Bereits 2002 soll eine Studie gezeigt haben, daß sich gentechnisch veränderte Bestandteile aus Lebensmitteln auf Bakterien im Verdauungstrakt des Menschen übertragen können. Eine Studie von 2009 wies Leber- und Nierenschäden bei mit GMO gefütterten Ratten nach, eine neuere Studie von 2011 bestätigte dies. Es ist nicht auszuschließen, daß sich der Schaden, den GMOs anrichten, beim Menschen erst nach Generationen zeigen wird. GMOs sind ein Geschäftsmodell zur Kontrolle der Agrar- und Lebensmittelmärkte und zur Umsatzsteigerung von Pestiziden und haben nichts mit nachhaltiger Ernährung, oder gar mit einer Bekämpfung des Welthungers zu tun. Wen wundert, daß gerade so ein Großverdiener wie Bill Gates, der den PC-Software Markt unter seine Kontrolle gebracht hat, sich nun auch für GMOs stark macht.

Auf noch etwas muß unbedingt hingewiesen werden, wenn es um ein kalorienhaltiges Getränk geht. Es wird immer vor einer zu hohen Kalorienaufnahme gewarnt, weil dies Übergewicht und noch gefährlichere Erkrankungen zur Folge haben kann. Es ist beschämend, wie lange die Schulmedizin braucht, bis sie neuere Forschungsergebnisse zur Kenntnis nimmt. Bei Übergewicht spielen unabhängig von der Kalorienaufnahme sogenannte endokrine Disruptoren eine Rolle. Das sind Chemikalien, die aufgrund zufälliger Ähnlichkeit mit natürlichen Hormonen an deren Rezeptoren andocken können und störend in die hormonelle Steuerung des Körpers eingreifen. Diese meist petrochemischen Stoffe kamen, als wir uns als Art entwickelt haben, nicht in der Umwelt vor und unser Körper kann sie deshalb nicht von echten Hormonen unterscheiden.

Das Journal Environmental Health Perspectives hat Anfang 2012 einen vielgelesenen und aufschlußreichen Aufsatz zu Obesinogenen (Adipositas- oder Dickmacher) von Wendee Holtcamp veröffentlicht. So viel weiß man also schon und trotzdem hört man selten davon, wenn es um Übergewicht geht. Diese Stoffe programmieren die körpereigenen Fettzellen auf Wachstum um und verändern den Stoffwechsel, so daß man selbst bei nicht erhöhter Kalorienaufnahme zunehmen kann. Sie können die DNA verändern und für die Weitervererbung der Fettleibigkeit sorgen.

Natürlich ist es richtig, vor einer überhöhten Kalorienaufnahme zu warnen, zumal viele Schadstoffe mit Hormonwirkung fettlöslich sind. Wer viel Fett zu sich nimmt, nimmt nicht nur viele dieser Stoffe auf, sondern lagert auch viele davon in seinen Fettzellen ein. Diese Stoffe können außer Übergewicht weitere Erkrankungen verursachen, z.B. Diabetes 2. Die Huffingtonpost fragt sogar, ob Zucker nicht wie Alkohol gesetztlich geregelt werden sollte. Bubble Tea also erst ab einem Alter, wenn sich das Gehirn nicht mehr weiterentwickelt. Ab 18 oder ab 21?

Autor: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network
Artikelfoto: Evan Long, CC: BY-NC

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9 Kommentare zu “Wie gesund ist Bubble Tea wirklich?”

  1. Astrid 20. Mai 2012 um 12:34

    Liebe Silvia
    Danke für diesen wieder einmal sehr guten Artikel.
    Mit Zucker und Farben ködert man die zukünftigen Konsumenten. Da kann es ja nur nützlich sein, wenn diese „blöd“ werden, weil sie dann im Erwachsenenalter unvoreingenommen jeden weiteren Schrott in sich aufnehmen. Tja … Was soll man dazu noch sagen. :-(((

  2. Twei 20. Mai 2012 um 22:02

    Dieser aktuelle Artikel zeigt mal wieder ganz genau auf, wie gefährlich der Mensch mit sich selbst und anderen umgeht.
    Was heute an sogenannten Getränken auf dem Markt ist, würde ich noch nicht einmal den Vögeln oder irgendeinem anderen Tier anbieten.
    Ich bekomme schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich den Vögeln Haferflocken aus nicht biologischem Anbau zu fressen gebe, da ein süßlicher Zitronengeruch an ihnen haftet. Auf der Verpackung wird jener unbekannte Zusatz nicht erwähnt.

    Sobald jemand Limonade offen stehen hat, bekomme ich allergische Beschwerden und meine Nase läuft zu, muß Niesen und letztendlich den Raum verlassen wegen weiteren Beschwerden. Bei diesem Bubble Tea wird es mir wohl nicht anders ergehen.

    Für diesen DRECK sollte man keinen CENT ausgeben. Der Mensch benötigt Getränke, keine Genußmittel mit ungesunden Inhaltsstoffen.
    Wasser, Tea, Kaffee, Milch und Fruchtsaft bezeichne ich als Getränk und Nahrungsmittel, wobei Wasser von allen das Gesündeste ist.

  3. PappaJo 21. Mai 2012 um 11:22

    Die Industrie wird immer wieder neue Getränke erfinden, solange diese gekauft werden. Liegt ja am Verbraucher und der Aufklärung. Aber welcher „normalo“ der sich bislang und ohne weitere unmittelbaren Gesundheitsbeschwerden, diese Getränke konsumiert würde es verstehen wenn man sagt, sie seien gesundheitsschädlich? Die meisten meinen doch, wenn was im Regal steht ist es sicher!

    Also liegt hier die Sorgfaltspflicht beim Gesetzgeber, der so Sachen im Handel nicht verbietet. Aber da beißt sich die Katze ja wieder in der eigenen Schwanz.

    @Twei
    Zu Deinen Haferflocken. Sind die aus einem „normalen“ Geschäft wo Duftmanagement eingesetzt wird? Hatte damals ja Kartoffel etc. mit Zitronen/Limonen-Aroma gekauft. Das war das letzte mal das ich real.-, EDEKA und Konsorten betreten hatte.

  4. BrunO 21. Mai 2012 um 14:15

    @Twei
    Den Piepmätzen würde ich generell keine Haferflocken geben und auch selber keine essen. Gib denen Weizenkörner, dann werden sie fett. Haferflocken sind abgelagert und tot, während ein ganzes Korn über Jahre keimfähig bleibt und alle Nährstoffe die drin sind gut bewahrt. Wenn Du Haferkörner quetscht bekommst Du Schrot. Um daraus kundengenehme Flocken zu machen, werden die Körner bedämpft, also schonmal hitzegeschädigt und denaturiert. Das gilt für alle Flocken, auch bio.

    @all
    Ich habe nirgends geschrieben, daß künstliche Aromen und Geschmacksstoffe in Bubble Tea drin sind, sondern nur die Vermutung nahe gelegt. Wenn man sich auf Flickr Bubble Tea weltweit ansieht, ist diese Vermutung nicht unbegründet, da dieses Zeug nicht nur in kleinen Läden aus unbekannten Zutaten „frisch“ zubereitet, sondern im großen Stil hergestellt und sogar in Dosen verkauft wird.

    https://secure.flickr.com/search/?q=bubble+tea&f=hp

    Ich gehe leider auch nicht in Discounter und weiß nicht, ob das Zeug schon überall in Kinder-Griffhöhe rumsteht.

  5. Twei 21. Mai 2012 um 14:47

    Zu den Haferflocken,
    die „Stinkies“ kamen aus dem Supermarkt und sind grundsätzlich in Papierverpackungen. Obwohl ich sie gleich in eine andere Verpackung gebe, bleibt der Geruch und ich muß mir jedesmal die Hände danach waschen.

    Die Biohaferflocken aus dem Bioladen sind immer in einer härteren Plastikverpackung und riechen nur ganz leicht nach Hafer.

    An BrunO, besten Dank für den weiteren Ratschlag. Dann werde ich demnächst Körner quetschen.
    (Und sorry – weil das hier nicht zum Thema gehört).

  6. Mirijam 21. Mai 2012 um 22:29

    Vielen Dank an BrunO

    für diesen ausgezeichnet recherchierten Artikel und die kritische Analyse der Fakten.

    Ich kenne diesen Tee nicht, vielleicht weil ich mich für industriell „vorgekaute“ Produkte nicht interessiere.

    Ich hatte noch das Glück, unter besseren Ernährungsbedingungen aufzuwachsen. Unsere Nahrung war natürlicher und weniger mit Chemikalien belastet. Es wurde fast alles selbst gemacht, nach Oma’s Rezepten. Und dazu gab es immer viel Rohkost.

    Süßigkeiten gab es bei uns auch, allerdings in Maßen und meistens selbst gemachte, ohne chemische Zusätze, Farb-, Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker und dergleichen. Und ohne psychopathische Genmanipulationen.

    Später als erwachsener Mensch habe ich eine Zeit lang auch industrielle Fertigprodukte konsumiert. Das Ergebnis waren Magenbeschwerden und zahlreiche andere gesundheitliche Beeinträchtigungen.

    Seit vielen Jahren bin ich wieder zur natürlicheren, bewussteren Ernährung zurückgekehrt. Und mir geht es dadurch besser. Und es schmeckt auch eindeutig viel besser.

    Ich werde auch dabei bleiben, denn ich bin mir einfach viel zu schade, um mich zum Müllschlucker der Lebensmittelindustrie degradieren zu lassen.

  7. Beobachter 22. Mai 2012 um 05:50

    Vielen Dank an BrunO für seinen interessanten, informativen Artikel.

    Auch ich kenne diesen Tee nicht, weil ich nicht zum „Käuferkreis“ von sowas oder Ähnlichem gehöre.

    Wie Mirijam hatte ich noch das Glück, mit gesunden, frischen und naturbelassenen Nahrungsmitteln aufzuwachsen.
    Was damals „normal“ war, ist heutzutage zum „biologisch-dynamischen Luxusgut“ für Betuchtere geworden – leider …
    Vor allem Kinder sind die Leidtragenden, die zum größten Teil nichts anderes mehr kennen!

    Und ich habe auch nie regelmäßig industrielle Fertigprodukte und „Convenience“-Produkte gekauft.
    Denn es schmeckt mir einfach nicht.
    Was ist z. B. ein widerlich süßes „Fruchtjoghurt“ gegen ein selbst angerührtes aus Naturjoghurt mit frischen Früchten und Honig?
    Oder zerkochte fade Dosenerbsen gegen frisch ausgepalte, nur in Butter gedünstet?

    Ich staune immer wieder, was oft die Leute vor mir an der Kasse beim Discounter so in ihren Einkaufswägen haben:
    z. B. Cola, Chips, Fertigprodukte wie TK-Pizza; in Plasikbehälter verpackte Sandwiches und verzehrfertige Salate mit Dips, etc. etc.

    Und viele dieser Leute sind übergewichtig – gerade auch Jugendliche.

    Das alles hat gesundheitliche Konsequenzen für den Verbraucher –
    und nur der Verbraucher hat letztendlich die Macht, das Angebot der Lebensmittelindustrie zu bestimmen.

    Deshalb auch hier:
    Immer wieder Aufklärung …

    LG Beobachter

  8. Kira 2. August 2012 um 10:25

    Ministerium möchte Warnhinweis für Bubble Tea

    Berlin – Das Verbraucherschutzministerium möchte Bubble Tea einem Zeitungsbericht zufolge mit einem Warnhinweis versehen. Beim Verkauf des Modegetränks seien «Hinweise zur Verschluckungsgefahr bei Kindern erforderlich».

    Dies stellte das Bundesinstitut für Risikobewertung in einer von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) in Auftrag gegebenen Untersuchung ….
    http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article108454204/Ministerium-moechte-Warnhinweis-fuer-Bubble-Tea.html

  9. Kira 22. August 2012 um 16:33

    Modegetränk
    Gift im Bubble Tea
    Wissenschaftler der RWTH-Aachen finden gleich mehrere gesundheitsgefährdende Chemikalien im Bubble Tea. Die Chemikalien stehen im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen oder Allergien auszulösen. …….

    Keine Angaben zur Giftkonzentration

    Aus dem Verbraucherschutzministerium hieß es, die Firma, die den Bubble Tea gemeinsam mit der RWTH Aachen analysierte, habe dem Ministerium auf Nachfrage keine quantitativen Prüfergebnisse und aussagekräftige Angaben zur Methode zur Verfügung gestellt……..

    http://www.fr-online.de/panorama/modegetraenk-gift-im-bubble-tea,1472782,16940752,view,asFirstTeaser.html

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