Umweltorganisationen in Kanada fordern: Unnötige Autoabgase und Parfüm vermeiden

Umwelt- und Automobilorganisationen setzen sich gemeinsam für Luftreinhaltung ein

Die kanadische MCS-Aktivistin Lynn staunte nicht schlecht, als sie dieses riesengroße Schild in Edmonton sah, auf dem auf der einen Hälfte ein Hinweis stand, wie man unnötig Autoabgase vermeiden solle:

„Es gibt eine gute Möglichkeit unsere Luftqualität zu verbessern.

Du hast den Schlüssel dazu in der Hand. Lasse den Motor nicht laufen.“

Auf der anderen Seite des Schildes stand der Hinweis „Limit your Perfume – Edmonton “, der bedeutet, dass man sich in Edmonton mit der Benutzung von Parfüm zurückhalten solle.

Das Hinweisschild hatten mehrere Umweltorganisationen und ein großer Automobilclub gemeinsam gesponsert. Ihre Initiative hatte das Ziel, die Luft für alle Stadtbewohner von Edmonton zu verbessern. In Kanada nimmt man die Problematik, die sich durch Duftstoffe für die Luftqualität ergeben, sehr ernst. Halifax bspw. war die erste Stadt weltweit, die die Benutzung von Duftstoffen in der Öffentlichkeit verboten hat.

Autor: CSN – Chemical Sensitivity Network, 17. Juli 2010

Photo: Vielen Dank an Lynn Argent, Living in a Chemical Soup!

Weitere CSN Informationen: Gesundheitsgefahren durch Duftstoffe und Parfüms

Die Luft im Krankenhaus? …wie in einer Parfümerie!

Immer mehr Menschen sind durch Duftstoffe eingeschränkt

Umweltbedingte Gesundheitsstörungen wie z. B. Asthma, Duftstoffallergien und MCS-Erkrankungen nehmen tendenziell kontinuierlich zu. Parallel zu dieser negativen Entwicklung sind Duftstoffe in unserem Alltag allgegenwärtig, deren Einsatzbereiche werden sogar immer vielfältiger, obwohl das UBA seit mehreren Jahren explizit von unkontrolliertem Einsatz von Duftstoffen abrät. Mediziner empfehlen Duftstoffallergikern, Düfte in ihrem Alltag strikt zu meiden. Dies ist jedoch kaum zu bewerkstelligen, denn sogar in Arztpraxen und Krankenhäusern wird „Air-Design“ betrieben.

Plötzlich ins Krankenhaus zu müssen, kann jeden von uns unerwartet treffen. Dieses Schicksal stellt für Menschen, die von Multipler Chemikalien Sensitivität oder einer Duftstoffallergie betroffen sind, eine schier unüberwindbare Hürde dar, denn in Deutschland sind Kliniken nicht auf die speziellen Bedürfnisse von Umweltpatienten und Duftstoffallergikern eingestellt. Vor einigen Wochen wurde Karina von heute auf morgen ins Krankenhaus eingewiesen. Über zwei Wochen musste sie dort verweilen, sie selbst leidet weder an einer Duftstoffallergie noch an Multipler Chemikalien Sensitivität – MCS. Dennoch fühlte sie sich von der Dominanz der Düfte belästigt.

Karina berichtet über ihren Krankenhausaufenthalt

Vor einigen Wochen musste ich unerwartet für 16 Tage ins Krankenhaus. Dort wurde ich mit vielen unliebsamen Düften konfrontiert.

Eine meiner Mitpatientinnen entfernte sich am Abend vor ihrer OP den Nagellack im Krankenzimmer. Danach roch das ganze Zimmer stark nach Lösungsmittel. Eine weitere Zimmerkollegin sprühte sich am Morgen ihrer Entlassung großzügig mit Deospray ein, zudem roch ihre Kleidung intensiv nach Weichspüler, so dass die Raumluft stark mit Duftstoffen angereichert war.

Die neue Zimmerkollegin gönnte sich vor dem Schlafengehen eine großzügige Ladung Haarspray. Es stank im ganzen Zimmer danach. Ich bat sie: „Bitte hören Sie damit auf, ich vertrage das nicht. Haarspray ist stark gesundheitsschädlich.“

Die über 80-Jährige antwortete erstaunt: „Wenn ich das nicht mache, stehen morgen meine Haare ab.“

Ich antworte: „Immerhin gibt es auch Wasser und Bürsten, damit bekommen Sie Ihr Haar morgen wieder prima hin. Wir sind hier nicht in einem Beautysalon, sondern in einer Klinik, in der man genesen soll.“

Trotz sofortigem Aufreißen aller 3 Fenster, war für mich an Schlaf nicht mehr zu denken.

Da ich über 14 Tage im Krankenhaus verweilen musste, hatte ich mehrfachen Wechsel von Mitpatientinnen. Eine Zimmerkollegin war nach ihrer OP bettlägerig und benutzte ständig ihr penetrantes Parfum, ebenso stark parfümierte Cremes, Deo und Schminke. Auf der fensterlosen Toilette unseres Krankenzimmers stand eine Dose Raumspray. Ich bat meine Zimmerkolleginnen, das Duftspray nicht mehr zu benutzen, ich bekam davon Reaktionen der Atemwege.

Hinzu kamen die vielen Besucher, die meist reichlich Düfte im Krankenzimmer verströmten. Das war selbst für mich zu viel und ich musste öfter Reißaus nehmen, weil ich es nicht mehr aushielt. Oft bekam ich Kopfschmerzen, Atembeschwerden und es wurde mir sogar übel. An Erholen bzw. Schlafen war kaum zu denken, so extrem war die Duftstoff geschwängerte Luft teilweise. Wenn es das Wetter ermöglichte, flüchtete ich in den Garten, um wieder befreit atmen zu können, aber selbst das war mir oft nicht gegönnt, weil auch hier umhergehende bzw. auf den Bänken sitzende Patienten und deren Besuch, eine Wolke von Parfum und Weichspüler in der Kleidung etc., verbreiteten.

Nicht nur meine Zimmerkolleginnen, auch die Nachtschwestern brachten bei ihren nächtlichen Kontrollgängen intensive Duftfahnen mit ins Zimmer.

Während meines gesamten Klinikaufenthalts fühlte ich mich dadurch massiv gestört, denn auf Grund der Intensität der Duftstoffe konnte ich keine einzige Nacht durchschlafen.

Doch all dem nicht genug, nicht nur die Nachtschwestern, auch die meisten Krankenschwestern, Ärzte wie auch Ärztinnen waren intensiv parfümiert. Auf den Gängen und bei meinen Untersuchungsterminen im Haus wurde ich ebenfalls zumeist mit starken Duftnoten konfrontiert. Einer meiner Physiotherapeuten schien offenbar in seinem Aftershave zu baden. In der Röntgenabteilung und im Labor war die Atemluft der reinste Duftcocktail. Die im Krankenhaus benutzen Putzmittel unterstrichen die allgegenwärtige Zwangsbeduftung.

Die Luft im Krankenhaus glich der Luft in einer Parfümerie. Bei meinen früheren Krankenhausaufenthalten waren Düfte kaum vorhanden oder sie waren die Ausnahme gewesen. Früher war es allgemein Usus, Parfum dezent aufzutragen. Heute ist es umgekehrt, es gibt kaum jemanden, der nicht stark parfümiert ist. Ich war heilfroh, als ich endlich zuhause war und wieder richtig durchatmen konnte.“

Duftstoffe nehmen im Alltag stark zu – trotz erwiesener gesundheitsbeeinträchtigender Wirkung

In der Duftstoffindustrie werden mittlerweile über 3000 verschiedene synthetische Duftstoffe verarbeitet, deren Auswirkungen auf die Gesundheit kaum erforscht sind. Besonders die Wirkung der einzelnen Substanzen untereinander ist in wissenschaftlichen Fachkreisen nach wie vor ungeklärt, jedoch gelten Duftstoffe erwiesenermaßen als hochgradig allergieauslösend. Umso unverständlicher ist es unter diesem Gesichtspunkt anzusehen, dass der Einsatz von Duftstoffen und Chemikalien im medizinischen Bereich nicht radikal eingedämmt wird, sondern in deutschen Krankenhäusern und Arztpraxen sogar Duftstoffmarketing betrieben wird.

Vorbildliche Reglungen

In Schweden agiert man in Bezug auf Duftstoffe weitaus fortschrittlicher. In der Region von Göteborg ist man sich der gesundheitlichen Verantwortung gegenüber von Patienten und Krankenhauspersonal durchaus bewusst und hat bereits seit September 2008 ein Duftstoffverbot in Krankenhäusern und Arztpraxen umgesetzt. In Kanada und den USA sind Duftstoffe mittlerweile in vielen Krankenhäusern verboten. Der Einsatz von schadstoffkontrollierten Krankenwagen wurde im amerikanischen Bundesstaat Ohio auf Grund der Initiative einer Patientenorganisation für Chemikaliensensible (ONFCI) zum Wohle von Chemikaliensensiblen realisiert, um auch MCS-Patienten medizinische Notfallversorgung zu ermöglichen.

Duftstoffverbot im Krankenhaus, Teil von Barrierefreiheit für Behinderte

In der Vergangenheit wurde vielen MCS-Kranken das Nichtvorhandensein entsprechender Krankenzimmer zum Verhängnis, manche wussten keinen anderen Ausweg und begannen Suizid. Krankenhäuser sind öffentliche Einrichtungen, die jedem Patienten zur Verfügung stehen müssen. Duftstoffverbote und schadstoffarme Innenausstattung in Krankenhäusern würden bei vielen Patienten enormes Leid vermeiden und gewährleisten, dass der gesamten Bevölkerung die notwendige Gesundheitsversorgung zur Verfügung steht. Viele Verbesserungen könnten mit „Good Will“ umgesetzt werden und kämen nicht nur Patienten, sondern auch dauerhaft dem Krankenhauspersonal zugute.

Autor: Maria Herzger in Zusammenarbeit mit Karina für CSN – Chemical Sensitivity Network, 2. Juli 2010.

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EPA Konferenz plädiert zur Rücksichtnahme auf Asthmatiker

US Bundesbehörde bittet darum auf Parfüm und Duftstoffe zu verzichten

Die Amerikanische Umweltschutzbehörde EPA hält vom 17-19. Juni 2010 in Washington DC. eine große Asthma Konferenz ab. Das Besondere in diesem Jahr: Erstmalig bittet die EPA, auf Duftstoffe und Parfüms gänzlich zu verzichten. Damit will die EPA ein Zeichen setzen um auf die Duftstoffproblematik hinzuweisen und um Asthmatikern unter den Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten, beschwerdefrei am „2010 National Asthma Forum“ teilzunehmen. Duftstoffe zählen zu den Hauptauslösefaktor für Asthmaattacken.

Fast 300 Experten und Vorreiter, die ihre Arbeit der Verbesserung der Lebenssituation von Asthmatikern verschrieben haben, nehmen an der Veranstaltung teil. Zu den  Teilnehmern zählen in erster Linie Entscheidungsträger in Bundes- und Landesbehörden, sowie Zuständige für Leitlinien, Leiter von Gesundheitsbehörden, Wissenschaftler, Mediziner und Leiter von Selbsthilfeorganisationen. Ihr Ziel ist es, Umgebungen und das Leben von Asthmatiker so sicher wie möglich zu gestalten.

Damit die Teilnehmer wirklich daran denken, kein Parfüm, Aftershave, Haarspray, Bodylotion, Weichspüler oder duftende Deos zu benutzen, stellte die Bundesbehörde eine Woche vor der Konferenz nochmals eine Erinnerung online und verschickte E-Mails mit dem Hinweis:

„Asthma-freundliche Umgebungen sind unsere Aufgabe – Bitte helfen Sie uns, eine duftstofffreie Veranstaltung zu ermöglichen, indem Sie duftfreie Körperpflegemittel verwenden und auf Parfüms und andere Reizstoffe verzichten.“

Ein sehr positiver Schritt, mit dem die EPA für das diesjährige „2010 National Asthma Forum“ die größte bekannte Barriere für Asthmatiker und Chemikaliensensible beseitigt hat. Eine menschliche Entscheidung gegenüber Behinderten, an der sich Behörden weltweit ein Beispiel nehmen sollten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 17. Juni 2010

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Sekundengeschichte: „Der Mensch funktioniert ganz normal weiter…“

„… und nach dem ich Parfüm gerochen hatte, wurde ich fast ohnmächtig, mein Herz begann zu rasen, ich bekam kaum noch Luft …“

„Ja das gibt es“, versuchte der Arzt die Patientin zu beruhigen. „Das hat jeder mal. Hatten sie in letzter Zeit viel Stress?“

„Natürlich. Ich weiß ja gar nicht mehr, wo ich mich aufhalten soll. Überall Gerüche, die mich extrem belasten. Laufend Durchfall, weil ich kaum noch ein Nahrungsmittel vertrage.“

“ Wenn sie sich gestresst fühlen, haben sie schnell Durchfall, Frau Bertram. Dann denken sie automatisch, dass sie das Lebensmittel nicht vertragen…“

„Aber die Duftstoffe…“

“ Sie haben ein Paar Probleme mit Duftstoffen, was durchaus möglich ist. Aber auf Grund dieser Erfahrung, denken sie, dass alle Duftstoffe unverträglich sind und so reagieren sie dann auch. Sie haben sich das quasi selbst antrainiert!“

„Und dass mein Körper oft reagiert, bevor ich den Duft überhaupt wahrnehme …“

„Ist doch klar Frau Bertram, ihre Nerven liegen blank, sie sind im Dauerstress und völlig überreizt. Von diesem Zustand muss ich sie erst mal runterholen und verschreibe ihnen ein Beruhigungsmittel“

„Sie sind schon der fünfte Arzt, der mir ein Beruhigungsmittel verschreiben will, aber die eigentliche Ursache meiner Erkrankung…“

„Die eigentliche Ursache sind ihre Nerven.“

„Sie nehmen mich überhaupt nicht ernst.“

„Doch das tue ich. Ich nehme sie sogar sehr ernst.“

„Dann würden sie meine Beschwerden nicht auf die Psyche schieben.“

Wütend stand Frau Bertram auf und verließ wortlos die Praxis. Warum will sie niemand verstehen? Ist sie wirklich verrückt?

Sie ging nach Hause, ließ sich erschöpft im Sessel nieder und schaltete den Fernseher an.

„Immer mehr Menschen haben Weichmacher im Blut. Sogar Kinder. Auch in der Muttermilch … und diese Substanzen führten zur Verschlechterung der Spermienqualität, vor allem bei jungen Männern…“ sagte der Moderator der Sendung „Quarks und Co“.

„Ach was“, höhnte Frau Bertram, „alles Einbildung. Weichmacher im Blut, aber der Mensch funktioniert ganz normal weiter…“

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, Mai 2010

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Das Geheimnis von Parfüms – Studie findet Chemikalien

Wissenschaftliche Studie bringt es ans Licht – Verborgene Chemikalien in Parfüms von Stars und Bodydeos für Jugendliche

Präsident Obamas Cancer Panel (Krebs-Ausschuss/Bericht vom 06.05.2010) weist auf die Gefährdung durch hormonwirksame Chemikalien hin, viele davon wurden in einer neuen Duftstoffstudie nachgewiesen.

San Francisco – Eine neue Untersuchung deckt auf, dass vielverkaufte Parfümerie-Produkte – von „Britney Spear‘s Parfum Curious“ und „Hannah Montana Secret Celebrity“ bis zu „Calvin Klein Eternity“ und „Abercrombie & Fitch Fierce“ – ein gutes Dutzend unbekannter auf den Etiketten nicht genannter Chemikalien enthalten. Zahlreiche Chemikalien, die allergische Reaktionen auslösen oder den Hormonhaushalt stören können und viele Substanzen, die von den Selbstkontrollgremien der kosmetischen Industrie nicht auf ihre Sicherheit überprüft worden sind.

Die Studie zu versteckten giftigen Chemikalien in Parfums folgt dem Cancer Panel Bericht des Präsidenten auf dem Fuß, der wegen den zu wenig erforschten und weitgehend von Gesetzen nicht erfassten Chemikalien, die von Millionen Amerikanern in ihrem täglichen Leben benutzt werden, Alarm schlug. Der Cancer Panel Bericht des Präsidenten empfiehlt, dass schwangere Frauen und Paare, die eine Schwangerschaft planen, eine Belastung mit hormonwirksamen Substanzen mit Rücksicht auf mögliche Krebsgefahren vermeiden. Einige für diese Studie analysierte Duftstoffe enthalten mehrere Chemikalien, die in der Lage sind, die Wirkung von Hormonen zu stören.

„Diese beeindruckende Studie deckt die versteckten Gefahren von Duftstoffen auf“, sagte Anne C. Steinemann, Ph.D., Professor für Bau- und Umwelttechnik und Professor für öffentliche Angelegenheiten an der University of Washington. „Düfte aus zweiter Hand bereiten ebenfalls große Sorgen. Eine Person, die ein duftstoffhaltiges Produkt benutzt, kann bei vielen anderen Personen Gesundheitsprobleme verursachen.“

Die Campaign for Safe Cosmetics (Kampagne für sichere Kosmetik), ein nationaler Zusammenschluss von Gesundheits- und Umweltgruppen, gab für diese Studie den Test von 17 duftstoffhaltigen Produkten bei einem unabhängigen Labor in Auftrag. Der Kampagnenpartner Environmental Working Group (Arbeitsgruppe Umwelt) wertete die Daten der Tests und der Produktetiketten aus. Die Analyse ergibt für die 17 Produkte durchschnittlich folgende Bestandteile:

Vierzehn geheime, dank eines Schlupfloches in den amerikanischen Bundesgesetzen nicht auf den Etiketten angegebene Chemikalien, das es den Firmen erlaubt, für Duftstoffe einen Schutz als Handelsgeheimnis zu beanspruchen. „American Eagle Seventy Seven“ enthielt 24 versteckte Chemikalien, die höchste Anzahl von allen Produkten in der Studie.

Zehn sensibilisierende Chemikalien, die mit allergischen Reaktionen wie Asthma, keuchende Atmung, Kopfschmerzen und Kontakt-Dermatitis in Zusammenhang stehen. „Giorgio Armani Acqua Di Gio“ enthielt 19 verschiedene sensibilisierende Chemikalien, mehr als jedes andere Produkt in der Studie.

Vier den Hormonhaushalt störende Chemikalien, die mit einer Reihe von gesundheitlichen Auswirkungen, wie Schädigung der Spermien, Störung der Schilddrüsenfunktion und Krebs in Zusammenhang stehen. „Halle“ von Halle Berry, „Quicksilver“ und „Glow“ von JLO enthielten jeweils 7 verschiedene Chemikalien, die das Hormonsystem schädigen können.

Die Mehrzahl der Chemikalien, die bei den Tests gefunden wurden, hat man nie einer Sicherheitsprüfung, durch eine öffentlich verantwortliche Behörde oder durch die Selbstkontrollgremien der Kosmetikindustrie, unterzogen. Von den 91 Inhaltsstoffen, die in dieser Studie festgestellt wurden, sind nur 19 von der Cosmetic Ingredient Review (CIR) – (Kosmetik-Inhaltsstoff-Prüfung), und 27 von der International Fragrance Association (IFRA) – (Internationaler Duftstoff Verein) und vom Research Institute for Fragrance Materials (RIFM) – (Forschungsinstitut für Duftstoffe) überprüft worden, die freiwillige Richtlinien für in Parfüm eingesetzte Chemikalien entwickeln.

„Da riecht etwas merkwürdig – das System hat eindeutig einen Fehler“, sagte Lisa Archer, die Koordinatorin von Campaign for Safe Cosmetics beim Breast Cancer Fund (Aufklärungsorganisation zu umweltbedingtem Brustkrebs). „Wir benötigen dringend auf den neusten Stand gebrachte Gesetze, die eine vollständige Angabe der Inhaltsstoffe von Kosmetika vorsehen, damit die Verbraucher anhand der Informationen eine Wahl treffen können, welchen Stoffen sie sich aussetzen.“

„Duftstoff-Chemikalien werden eingeatmet und durch die Haut aufgenommen und viele verbleiben in den Körpern der Menschen, einschließlich schwangerer Frauen und neugeborener Babys“, sagte Jane Houlihan, Vize-Forschungspräsidentin der Environmental Working Group (EWG).

Eine aktuelle Studie der EWG wies die synthetischen Moschus-Chemikalien Galaxolid und Tonalid im Nabelschnurblut neugeborener Kinder nach. Die Moschus-Chemikalien wurden fast in jedem der für diese Studie analysierten Parfums gefunden. Zwölf der 17 Produkte enthielten zusätzlich Diethylphthalat (DEP), eine Chemikalie [Weichmacher], die mit Spermienschäden und Verhaltensstörungen in Zusammenhang steht und in den Körpern von fast allen untersuchten Amerikanern nachgewiesen wurde.

Kongressmitglieder, die an der Ausarbeitung von Gesetzen für sichere Kosmetika arbeiten, äußerten sich zum Studienbericht:

Repräsentantin Jan Schakowsky, D-Ill. (Demokratin aus Illinois): „Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum Menschen potentiell gefährlichen Chemikalien ausgesetzt sein sollten, weil sie Parfüm, Eau de Cologne oder Bodydeo benutzen. Aber dieser Bericht legt nahe, dass genau dies passiert. Die in populären Parfümen festgestellten Chemikalien, die oft von Berühmtheiten marketingmäßig unterstützt werden, können eine ganze Reihe von Nebenwirkungen haben und die Amerikaner sind ihnen ausgesetzt, ohne es zu wissen. Ich denke, dies ist ein klarer Beleg, wie erbärmlich veraltet unsere Gesetze für Kosmetika sind und wie dringend die Gesetzgebung zur Sicherheit von Kosmetik benötigt wird, die wir erarbeiten. Die in diesen Produkten eingesetzten Inhaltsstoffe müssen auf ihre Sicherheit geprüft werden und die FDA (Food and Drug Administration) muss mit der Macht ausgestattet werden, die Gesundheit der Amerikaner umfassend zu schützen, indem sie Chemikalien nicht zulässt, die als unsicher erachtet werden. Die Amerikaner brauchen die Gewissheit, dass die Kosmetikprodukte, die sie kaufen, keine Chemikalien enthalten, die ihnen Schaden zufügen können.“

Repräsentant Ed Markey, D-Mass. (Demokrat aus Massachusetts): „Eine Rose beliebigen Namens mag lieblich riechen, aber in einigen Fällen mag ein lieblich riechendes Parfüm in Wirklichkeit gefährlich sein. Ich bin froh, mich mit meinen Kollegen zusammen gefunden zu haben, um bald ein Gesetzwerk einzuführen, das die Offenlegung der im Kosmetika und Parfüm verwendeten Inhaltsstoffe zur Pflicht macht und sicherstellt, dass giftige Chemikalien von Kosmetika, Parfums und Duftstoffen fern gehalten werden. Die Verbraucher haben ein Recht zu wissen, was genau in den Produkten drin ist, die sie jeden Tag auf ihren Körper sprühen oder reiben.“

Repräsentantin Tammy Baldwin, D-Wis. (Demokratin aus Wisconsin): Es ist beunruhigend, dassKosmetika, die wir jeden Tag benutzen, versteckte giftige Chemikalien enthalten. Darum arbeite ich mit Kollegen im Kongress an einer Gesetzgebung, die unsere veraltete Kosmetikaufsicht und die Bestimmungen gründlich überholt. Wir alle verdienen es zu wissen, dass unsere Produkte so sicher wie möglich sind.“

Autor: Campain for Safe Cosmetics, Release: May 12th, 2010.

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Kompletter Forschungsbericht: Not so sexy – Report

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Duftstoffe und Parfums haben Konsequenzen:

Frische Luft durch Düfte?

Sind „Lufterfrischer“ gesundheitlich unbedenklich?

Das HR-Fernsehen sendete gestern Abend in seinem Wissensmagazin „Alles Wissen“ einen interessanten Beitrag über Duftstoffe, mit dem Titel  „Lufterfrischer – Gift im Duft?“. Man ging der Frage nach, ob die täglich in Kaufhäusern, Arztpraxen und im privaten Bereich auf uns einwirkende Flut der Düfte ungefährlich für unsere Gesundheit ist.

Duftstoffe fördern nicht „nur“ Hautreaktionen, sondern verschlimmern auch Allergien

Die Anwendung von Duftstoffen nimmt rapide zu, über 3000 verschiedene Duftstoffe kommen in den unterschiedlichsten Produkten zum Einsatz. Ein Ausweichen ist für Asthmatiker und Menschen, die an einer Duftstoffallergie oder an MCS erkrankt sind, schier unmöglich, da heutzutage fast überall künstlich beduftet wird. Diese Ansicht vertritt auch Prof. Claudia Traidl-Hoffmann vom Münchner Zentrum für Allergien und Umwelt. Sie führt an, dass die Aromastoffe nach dem Einatmen durch die Nase in die Lunge gelangen und sich von dort aus im ganzen Körper ausbreiten.

Wissenschaftlern ist bereits länger bekannt, dass das Einatmen von Duftstoffen bei Allergikern häufig zu Hautreaktionen führen kann. Doch Prof. Claudia Traidl-Hoffmann berichtet von weiteren durch Duftstoffe ausgelösten Gesundheitsstörungen. Man nahm Proben der Innenraumluft von zwei PKW, der man menschliche Blutgefäßzellen zufügte. Der Versuch mit der PKW-Innenraumluft wurde deshalb durchgeführt, da die in Autos verarbeiteten Materialien flüchtige organische Verbindungen freisetzen, sog. VOC, zu denen auch viele Duftstoffe zählen. Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass durch die VOCs an den menschlichen Zellen Entzündungsprozesse gefördert werden. Lt. Prof. Traidl-Hoffmann können diese verursachten Entzündungen, die Entstehung von Allergien fördern bzw. Allergien verschlimmern.

„Lufterfrischer“ beinhalten hochkonzentriert Allergie auslösende Chemikalien

Der Umweltanalytiker Andreas Winkens aus Mönchengladbach hat im Auftrag des Deutschen Allergie- und Asthmabundes sechzehn verschiedene „Lufterfrischer „aus Naturwarenläden- und Reformhäusern wie auch aus Drogerien, auf Formaldehyd und Aromastoffe, sog. Aromate untersucht. Krebserregendes Formaldehyd konnte in den aufwändig untersuchten Proben zwar nicht hochkonzentriert nachgewiesen werden, aber dennoch besteht keine Entwarnung.

Das uns von Duftstoffen und Parfum in Hochglanzjournalen, Werbespots und in groß angelegten Kampagnen suggerierte Image von Wellness und positivem Effekt auf die Gesundheit bröckelt entschieden. Dies verdeutlichen die aktuellen Untersuchungsergebnisse von Andreas Winkens, wie auch die zunehmend zu verzeichnenden kritischen Meldungen aus wissenschaftlichen Fachkreisen und den Medien.

Krebserregendes Benzol, das beispielsweise in Autoabgasen vorkommt, wurde in einer der Proben festgestellt. Als besonders problematisch beurteilt Andreas Winkens die extrem hohen Werte der stark Allergie auslösenden und zu Sensibilisierungen führenden Limonen-Konzentrationen. Die Laborauswertung erbrachte den Nachweis, dass 80 Prozent der untersuchten „Lufterfrischer“ stark erhöhte Belastungen dieser Limonen-Aromastoffe vorweisen, der höchste Wert überschreitet die Empfehlungen für gesunde Innenraumluft um mehr als das Zehnfache. Der Umweltanalytiker gibt zu bedenken, dass gerade in Raumluftsprays vielzählige Duftstoffe enthalten sind, deren mögliche schädliche Wechselwirkungen bisher völlig unzureichend geklärt sind.

Auch das UBA beurteilt die Verwendung von „Lufterfrischern“ kritisch

Wolfgang Straff, der Leiter des Fachgebietes Umweltmedizin des Umweltbundesamtes in Berlin, beantwortet die durch „Alles Wissen“ gestellte Frage, Lufterfrischer, Duftöle und Raumduftsprays auf Grund ihrer gesundheitlichen Bedenklichkeit besser ganz vom Markt zu nehmen, eher ausweichend. Er führt an, dass es derzeit in der wissenschaftlichen Fachliteratur keinen Anlass für eine solche Maßnahme gäbe. Dennoch rät er vom Gebrauch von „Raumerfrischern“ ab, da diese eine unnötige und zusätzliche Belastung der Innenraumluft darstellen.

Lüften statt chemischem Beduften!

Unangenehme Gerüche werden durch Raumluftsprays, Duftöle und „Lufterfrischer“ lediglich überdeckt und belasten die Gesundheit der oft ahnungslosen Verbraucher. Insbesondere der ungebremste Einsatz unfreiwilliger Raumbeduftung in der Öffentlichkeit ist als äußerst kritisch anzusehen, gerade auch unter dem Aspekt der rapiden Zunahme von Atemwegserkrankungen, Allergien und umweltbedingten Erkrankungen, wie bspw. von MCS – Multipler Chemikalien Sensitivität. Das Beduften von Arztpraxen sollte demnach ausnahmslos unterbunden werden, damit Patienten in Lebensbereichen, die eigentlich zu einer Verbesserung ihrer Gesundheit beitragen sollen, nicht mit synthetischen Substanzen / Chemikalien konfrontiert werden, die stattdessen ihrer Gesundheit erheblich schaden können.

Resümee

Es führt kein Weg an ausgiebigem Lüften vorbei, denn „Lufterfrischer“ belasten die Innenraumluft, anstatt die Luftqualität zu verbessern. Somit ist die Bezeichnung „Lufterfrischer“ eine Irreführung der Verbraucher. Die im Filmbeitrag dargestellten möglichen Gesundheitsschäden durch „Raumerfrischer“ sollten die Konsumenten nicht unterschätzen, denn nach wie vor lässt die mögliche Wirkung der einzelnen Inhaltstoffe derartiger Produkte untereinander viele wissenschaftliche Fragen offen, grünes Licht für gesundheitliche Unbedenklichkeit kann nicht gegeben werden, ganz im Gegenteil.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity Network, 15.04.2010

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Vergleich bei Gericht: 100 000$ Entschädigung wegen Parfumallergie und Duftstoffverbot bei Behörden

Drei Jahre kämpfte eine Angestellte einer Planungsbehörde aus Detroit um ihr Recht, jetzt bekam sie 100 000$ vom Gericht zugesprochen. Sie hatte ihren Arbeitgeber, die Stadt Detroit, verklagt, weil das Parfum ihrer Kollegin dafür sorgte, dass sie nicht mehr arbeiten konnte. Die Stadt plädiere auf Nichtzulassung der Klage, das Gericht hielt die Klage jedoch für zulässig und verwies auf einen ähnlich gelagerten, positiv entschiedenen Parallelfall. Im vergangenen Monat kam es zu einem Vergleich. Im Rahmen des Vergleichs erklärte sich die Stadt außerdem bereit, ein Duftstoffverbot bei den städtischen Behörden einzuführen.

Original-Dokument des Vergleichs: Settlement Agreement and full and complete Release of Liability

Kein Entgegenkommen – Klage bei Gericht

Die Klägerin Susan McBride hatte die Stadt Detroit 2007 verklagt, nachdem man ihr keinerlei Entgegenkommen gezeigt hatte. Ihre Kollegin hatte nicht nur ein schweres Parfum benutzt, auf das sie nicht verzichten wollte, sondern zusätzlich noch einen Duftvernebler auf ihrem Schreibtisch aufgestellt. Das unterließ sie nach einigem Drängen, doch auf ihr Parfum wollte sie keinesfalls verzichten.

Susan McBride leidet unter einer Duftstoffallergie und Chemikalien-Sensitivität. Die Duftstoffe ihrer Kollegin schnürten ihr die Kehle zu, sie bekam Atemnot und musste ständig husten. Weder die Kollegin noch die arbeitgebende Behörde waren bereit, Abhilfe zu schaffen. McBride hatte darum gebeten, dass die Kollegin ihr Parfum unterlassen oder man sie in einen anderen Bereich versetzen möge.

Anstellerei oder Recht auf uneingeschränktes Atmen?

McBride wurde in der Zeit bis zur aktuellen Verhandlung von einigen Kritikern angegriffen, sie führten an, die Frau sei nur etwas „überempfindlich“ und missbrauche das Rechtssystem. Das Gericht sah dies anders und verwies darauf, dass die chemikaliensensible Frau eine Behinderung habe und deswegen das Recht auf Atmen als lebensnotwenige Funktion einklagen könne. Viele Arbeitsplätze in den USA sind bereits duftfrei, weil es Menschen gibt, die durch die Duftstoffe anderer gesundheitlich in Mitleidenschaft gezogen werden.

Integration und Barrierefreiheit für Chemikaliensensible und Allergiker

Bei der letzten Verhandlung hatte McBride kundgetan, dass es ihr statt um Geld eher darum ginge, dass betroffene Menschen Unterstützung bekämen und ihnen Kooperation zuteil würde. Sie zitierte in ihrer Bitte ans Gericht eine Regelung des Ministeriums für Information im Bundesstaat Michigan. Dort hatte man von den Angestellten gefordert, starke Düfte zu unterlassen, leichte Parfümierung jedoch erlaubt.

Das aktuelle Ergebnis geht sogar noch weiter und dürfte viele Menschen, die Probleme mit Duftstoffen haben, sehr erfreuen. Die Stadt Detroit unterzeichnete, dass man Hinweise an das Schwarze Brett in den Behörden und Büros der Stadt hängen wird, die auf denen steht:

Unser Ziel ist es, sensibel gegenüber Angestellten mit Parfum- und Chemikalien-Sensitivität zu sein, und wir bitten daher unsere Angestellten, dass sie Abstand davon nehmen, duftende Produkte zu verwenden, einschließlich, aber nicht beschränkt, auf Colognes, After Shave, Lotion’s, Parfums, Deodorants, Body- und Gesichts Lotions, Haarspray und ähnliche Produkte.

Dieser Maßnahme wird zusätzlich Nachdruck verliehen durch einen neuen Passus in der Betriebsordnung, in der die Stadt auch darauf hinweist, dass Duftkerzen, Parfumproben aus Zeitschriften, Raumsprays, Duftstecker für die Steckdose, Reinigungsmittel mit Duftstoffen, etc. zu unterlassen sind.

Entgegenkommen schützt oft schon vor Leid und höheren Forderungen

Die beiderseitige Unterzeichnung des Vergleichs zeigt, dass die Stadt zur Einsicht kam und es so aussieht, als habe man aus dem Prozess eine Menge gelernt. Der Richter hatte auch deutlich genug zu verstehen gegeben, dass die Stadt mit ihrer Haltung und Aussagen nur unzulänglich dargelegt habe, warum man die starke Benutzung von Parfums der Kollegin von McBride nicht einfach untersagt habe. Zum Weitern sei nicht zu verstehen, warum das Unterlassen von Duftstoffen nicht als ein angemessenes Entgegenkommen für einen kranken behinderten Menschen angesehen worden sei.

Auch ein vom Gericht angeführter Parallelfall dürfte zur Einsicht geführt haben

Im Jahr 2005 gewann DJ Eric Weber 10.6 Millionen Dollar durch einen Urteilsspruch gegen ihren Arbeitgeber WYCD (99.5 FM), nachdem sie erklärt hatte, dass sie durch das Parfüm eines Radiokollegen krank gemacht wurde. Die Urteilssumme wurde in diesem Fall jedoch vom Richter auf 814.000 Dollar reduziert, weil die Klägerin den Beweis, dass sie unter einer Parfümallergie leide, nicht ausreichend erbringen konnte.

Anwältin gab Tipps im Umgang mit Parfumproblematik am Arbeitsplatz

Der Rechtsstreit über Duftstoffe am Arbeitsplatz wird in den Medien diskutiert, was auch gute Ansatzpunkte hervorbringt, die dazu beitragen, dass mehr Verständnis für Angestellte entsteht, die von der Problematik betroffen sind. Wie man an einem Arbeitsplatz zum Wohle aller agiert, wenn eine solche Situation eingetreten ist und wie die rechtliche Situation aussieht, stellte ein TV Sender sehr gut heraus.

In der Sendung “Early Show” äußerte sich eine Rechtsanwältin für Arbeitsrecht zum aktuellen Fall und der rechtlichen Vorgehensweise, wenn jemand durch das Parfum eines Kollegen nicht mehr vernünftig arbeiten kann und Symptome bekommt. Die Anwältin sagte in Early Show: „Eine Person hat nicht notwendigerweise das Recht, Parfum zu tragen, aber eine Person hat das Recht, in der Lage zu sein, am Arbeitsplatz atmen zu können. Also wenn ein Arbeitnehmer zur Arbeit kommt und zu seinem Chef oder seiner Chefin sagt, „Ich kann nicht atmen, dieses Parfum löst Beschwerden aus, die meine Fähigkeit, an meinem Arbeitsplatz zu atmen, einschränken,“ und seinem Chef oder seiner Chefin darüber berichtet, dann muss der Chef dieser Person angemessen entgegenkommen.“

Die Arbeitsrechtlerin ergänzte in der TV-Show, dass es wichtig sei, dass ein Chef nicht nur mit den Beteiligten kommuniziert, sondern auch Optionen auskundschaftet. Dieser Hinweis ist sehr wertvoll, denn oft ist es mit ein wenig nachdenken möglich, allen Beteiligten gerecht zu werden und von einem Angestellten gesundheitlichen Schaden abzuwenden, ohne dass der Betriebsablauf leidet.

Ein weiterer Hinweis, der zur Sprache kam, ist sehr wichtig für betroffene Angestellte. Sie müssen Takt wahren und die Anwältin gab hierzu den Rat, dass man nicht sagen solle, dass ein Kollege „stinkt“. Das sei kein angemessener Ansatz. Sie selbst würde zum Chef der Person hingehen und sagen: „Der Geruch beeinträchtigt meine Atemfähigkeit. Er verursacht eine Allergie oder er beeinträchtigt meine Atmung. Es ist ein Eingriff in meine Arbeitsfähigkeit. Können Sie mir entgegenkommen, mir helfen, bitte?“ Das ist in der Tat taktisch wesentlich klüger, als emotional hochzufahren, auch wenn es im einen oder anderen Fall schwerfällt. Wer auf diese diplomatische Weise ohne große Emotionen auf seinen Chef zugeht, wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Unterstützung erfahren.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 15. März 2010

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Gedicht am Sonntag: Muss fliehn…

Muss fliehn


Tag Frau Wolf, wunderbar ihre Blumen blühn!

Oh pardon, ich muss fliehn,

viel zu stark ihr Parfüm.

Tag Herr Schulze, s‘ waren auch schon mal blasser!

Oh pardon, ich muss fliehn,

sie nahmen wohl Rasierwasser?

Tag Frau Meier, wie geht’s denn so?

Oh pardon, ich muss fliehn,

sie kamen wohl grad aus’em bedufteten Klo?

Tag Herr Hase, ihr Auto ist ja ein Kracher!

Oh pardon, ich muss fliehn,

ihre Wäsche riecht nach Weichmacher!

Tag Frau Rot, viel schlanker ihr Bauch!

Oh pardon, ich muss fliehn,

sie riechen nach Zigarettenrauch!

Tag Frau Schneider, Tag Herr Lehmann,

Tag Frau Kunze, Tag Frau Mai –

pardon, pardon, pardon –

ich muss fliehn, ich muss fliehn,

muss fliehn,

fliehn,

fliehn…

Autor: Gerhard Becker, CSN  – Chemical Sensitivity Network, 7. Februar 2010

Weitere Gedichte und Geschichten von Gerhard:

Zeitkritisches Gedicht: Verfluchtes Pack * Gedicht: Was bleibt von mir? * Gedicht: Selbstdiagnose * Gedicht: Nur weil ich hinabsteige * Gedicht: …und dann endlich * Ein Lächeln * Gedicht: Deine Atemzüge * Gedicht zum Blog Action Day: Habe Durst * Gedicht zum Blog Action Day: Immer noch nicht verstehen wollend * Lass uns über Realitäten reden * Maske auf – Eine Sekundengeschichte * Sekundengeschichte: Nur eingecremt…

Professor appelliert zur Rücksichtnahme auf „Kanarienvögel“

 

Professor appelliert zur Rücksichtnahme auf Chemikalien-Sensible

Ein amerikanischer Professor appellierte gestern in der unabhängigen Studentenzeitung der University of New Hampshire zur Rücksichtnahme auf „Canaries“ (Kanarienvögel) in Bezug auf die Benutzung von Chemikalien und insbesondere Duftstoffe. Der Professor meint damit jene Menschen, die unter Chemikalien-Sensitivität leiden und wie einst die Kanarienvögel in den Bergwerken als Indikatoren für giftige Chemikalien anzusehen sind.

Einige amerikanische und kanadische Universitäten verfügen über eine “Scent Free Policy”, d.h. an diesen Universitäten ist die Verwendung von Parfums und duftstoffhaltigen Produkten verboten. Auch Besucher müssen sich danach richten. Durch diese Regelung wird allergischen und chemikaliensensiblen Studenten und Universitätsangestellten ermöglicht, studieren zu können.

Prof. Ihab Farag’s Appell in der Studentenzeitung:

Viele von uns sind vertraut mit Kanarienvögeln, diesen schönen, farbenfrohen Vögeln, die fast die ganze Zeit über singen. Kanarienvögel retteten auch viele Menschenleben in Kohlenminen. Das kommt daher, weil Kanarienvögel wesentlich sensibler auf toxische Gase reagieren als Menschen. Die Bergleute nahmen deshalb die Kanarienvögel mit in die Kohlengruben. Wenn der Kanarienvogel aufhörte zu singen und von der Stange fiel (oder starb), wussten die Bergleute, dass es notwendig sei, die Kohlenmine aus Sicherheitsgründen schnellstens zu verlassen.

Es gibt Personen, die eine sehr starke Empfindlichkeit für viele gängige Chemikalien entwickelt haben. Diese Menschen können durch Rauch, chemische Reinigungsmittel, Desinfektionsmittel, Rauch von Zigaretten/Zigarren, Abgase von Motoren, Lösungsmittel, etc. sehr negativ beeinträchtigt werden. Diese Personen werden oft als „Kanarienvögel“ unserer modernen Welt bezeichnet, weil ihre Chemikalien-Sensitivität ähnlich der von Kanarienvögeln ist. Die „Kanarienvögel des 21. Jahrhunderts in Menschengestalt“ werden in der Regel durch Parfums, Haarpflegeprodukte, Shampoos, Duschgels, After Shave Lotion’s, Antiperspirants, Deodorants, Hand-Desinfektionsmittel, Lippenpflegestifte, Nagellack, etc. stark in Mitleidenschaft. „Canaries in Menschengestalt“ sehen genauso aus wie andere Menschen und wenn Sie einen sehen, werden Sie es wahrscheinlich nicht merken, dass Er oder Sie ein „Kanarienvogel in Menschengestalt“ ist, bis eine offensiv giftige Chemikalie die Sensitivität der Person auslöst.

Bitte nehmen Sie Rücksicht auf die „Kanarienvögel in Menschengestalt“ und helfen Sie ihnen, dass sie ihr Leben in vollen Zügen genießen können. Eine Möglichkeit, wie Sie den „Canaries in Menschengestalt“ helfen können und gleichzeitig Ihre eigene Exposition gegenüber unerwünschten Chemikalien senken können, ist, duftfrei zu sein: Vermeidung von Parfüms und parfümierten Körperpflegeprodukten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN-Chemical Sensitivity Network, 3. Februar 2010

Literatur:

Chemical consideration to the Human Canaries, Ihab Farag, Professor, Chemical Engineering Department, Letter to the editor 02-02-10, The New Hampshire, Independent Student Newspaper at the University of New Hampshire since 1911, 2. Februar 2010

Eine Sekundengeschichte: „…nur eingecremt“

Eingecremt reicht aus um Gesundheitsbeschwerden bei anderen auszulösen„Mutti – ich habe dir doch schon hundertmal gesagt – wenn du zu uns kommst, dann bitte ohne jegliche Duftstoffe, Parfüms und Weichmachergeruch“, ärgerte Susi sich über das leichtfertige Verhalten ihrer Mutter.

“ Ach Susi, ich komme doch ohne Geruch, bin rein wie ein Eiskristall aus den Alpen.“

„Eben nicht! Du riecht nach irgendwelchen Duftstoffen.“

„Ich habe mich heute früh doch nur etwas eingecremt“, versuchte die Mutter zu beschwichtigen.

„Aha – mit duftfreier Vaseline?“

“ Das nun nicht gerade…“

„Das nun nicht gerade – wie schön. Mein Leben ist dir egal. Ich habe Herzrasen, mir ist schwindlig und ich breche fast zusammen. Vielen Dank!“, erregte sich Susi mit schwacher Stimme, wütend über die Ignoranz der Mutter.

„Dann komme ich eben überhaupt nicht mehr“, erwiderte gereizt Susi’s Mutter.

„Tut mir leid – aber wenn du kein Einsehen hast, muss ich sogar darum bitten!“ stöhnte Susi, der es zusehend schlechter ging. Sie hörte nur noch das Zukrachen der Tür.

Wenige Tage später meldete die Schlagzeile einer Zeitung: „Frau mit psychosomatischer Störung verstößt ihre Mutter!“

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 11. Januar 2010

Informationen über Gesundheitgefahren durch Duftstoffe: