Eine Sekundengeschichte: „…nur eingecremt“

Eingecremt reicht aus um Gesundheitsbeschwerden bei anderen auszulösen„Mutti – ich habe dir doch schon hundertmal gesagt – wenn du zu uns kommst, dann bitte ohne jegliche Duftstoffe, Parfüms und Weichmachergeruch“, ärgerte Susi sich über das leichtfertige Verhalten ihrer Mutter.

“ Ach Susi, ich komme doch ohne Geruch, bin rein wie ein Eiskristall aus den Alpen.“

„Eben nicht! Du riecht nach irgendwelchen Duftstoffen.“

„Ich habe mich heute früh doch nur etwas eingecremt“, versuchte die Mutter zu beschwichtigen.

„Aha – mit duftfreier Vaseline?“

“ Das nun nicht gerade…“

„Das nun nicht gerade – wie schön. Mein Leben ist dir egal. Ich habe Herzrasen, mir ist schwindlig und ich breche fast zusammen. Vielen Dank!“, erregte sich Susi mit schwacher Stimme, wütend über die Ignoranz der Mutter.

„Dann komme ich eben überhaupt nicht mehr“, erwiderte gereizt Susi’s Mutter.

„Tut mir leid – aber wenn du kein Einsehen hast, muss ich sogar darum bitten!“ stöhnte Susi, der es zusehend schlechter ging. Sie hörte nur noch das Zukrachen der Tür.

Wenige Tage später meldete die Schlagzeile einer Zeitung: „Frau mit psychosomatischer Störung verstößt ihre Mutter!“

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 11. Januar 2010

Informationen über Gesundheitgefahren durch Duftstoffe:

8 Kommentare zu “Eine Sekundengeschichte: „…nur eingecremt“”

  1. Monja 11. Januar 2010 um 11:21

    Wenn selbst die eigene Mutter so wenig begreift und keine Rücksicht nimmt, kein Mitgefühl zeigt, wie soll man es denn von den vielen Fremden unterwegs jemals erhoffen können? Unfassbar. Und dann noch die Schlagzeile in der Zeitung, mir fehlen die Worte. Nein, auf solche Mutter kann man verzichten.

    Herzlichst Monja

  2. Kobold 11. Januar 2010 um 14:35

    Hallo Gerhard,

    das ist eine gute Idee von Dir, mit einer weiteren Sekundengeschichte unsere Probleme auf Grund von MCS zum Ausdruck zu bringen.

    Genau wie Du es beschrieben hast, geschieht es in vielen Familien. Ich war schon Jahre nicht mehr bei einigen Verwandten, weil sie auf Weichspüler nicht verzichten können. Sie kommen nicht zu mir, das ging garnicht.

    Aber die eigene Verwandtschaft mag genauso wenig auf ihre Kosmetika und Duft-Rituale verzichten, wie Fremde – L E I D E R !

    Grüsse von Kobold

  3. Seelchen 11. Januar 2010 um 18:16

    Haargenau so ist es…aber wirklich hundertmal erlebt…meine Kinder (schon erwachsen) können und wollen auf ihren geliebten Weichspüler nicht verzichten und das Haargel der Jungs (Enkel) ohne geht auf keinen Fall.
    Na ja, mit Oma ist nichts mehr los. Man kann sie nicht mal besuchen und kochen tut sie auch nicht für uns und wenn wir mal draussen laufen, da geht sie immer vor uns her….so eine doooofe Oma…da gehen wir lieber gar nicht mehr hin. Irgendwie ist die echt peinlich…
    Und so dreht man seine Runden eben alleine…

  4. Schlumpf 12. Januar 2010 um 10:25

    Der Zeitungsartikel ist wirklich eine Unverschämtheit. Wer unwahre herbwürdigende Dinge über andere in Zeitungen verbereitet kann streng bestraft werden. Das nennt sich „üble Nachrede“. Ich denke von der Mutter und der Zeitung ist ganz schnell eine öffentliche Entschuldigung und Richtigstellung angesagt.

  5. Maria Magdalena 12. Januar 2010 um 12:46

    Hallo Gerhard,

    gute Idee, die menschliche Dummheit und Charakterschwäche mit wenigen Worten spüren zu lassen.

    Seelchen, eines Tages wird Deine Familie weiser werden. Leider wird es dann zu spät sein. Das passiert vielen.

  6. frosti 13. Januar 2010 um 18:15

    Genauso gehts mit meiner Mutter.
    Ich habe sie vor zwei Jahren aus meiner Wohnung zitieren müssen, weil sie beduftet kam.
    Seit dem telefonieren wir nur noch.

    Es ist traurig, dass selbst die Familie nicht bereit ist, für wenigen Stunden pro Woche oder Monat auf die Stinkesachen zu verzichten.
    Sie merken gar nicht, was sie uns und auch sich selbst dadurch alles nehmen – nicht nur den Atem, sondern auch Nähe und Liebe.

  7. Tohwanga 4. Februar 2010 um 14:13

    Ich weiß aus vielen vielen Gegebenheiten, das den noch-Nicht-erkrankten-Menschen GAR NICHT auffällt das sie Duftstoffe (für mich im übermaß und extremst belastend) an sich tragen. Sie riechen auch noch nicht mal diese, wenn ich sie darauf hinweise!!!

    WIE soll man diesen Menschen klar machen, das sie Kilometerstinker oder Parfümmonster sind???

    Es ist sehr sehr schwer unsere empfindliche Nase nachzuempfinden, unseren excellenten Geruchssinn zu GLAUBEN, wenn man das nicht selber riecht!

    Ich möchte zu bedenken geben, das solche Situationen nicht aus Mutwilligkeit oder Gedankenlosigkeit entstehen KÖNNEN, sondern einfach aus der Tatsache heraus, das das „normale“ Geruchsempfinden NICHT so ausgeprägt ist, wie bei manchem MCS-Erkrankten. DIE LEUTE RIECHEN BEI WEITEM NICHT DAS, WAS WIR RIECHEN / EMPFINDEN / uns triggert.

    Das die breite Bevölkerung aber LESEN kann und auch die Inhaltstoffe des gebrauchten Produktes sich durchlesen kann und (wenn denn aufgeklärt) SEHEN kann, das dort Chemikalien drin sind, dann kann die breite Bevölkerung zu der Überlegung kommen, dieses Produkt nicht (mehr) anzuwenden.

    Dieses bedarf aber der Aufklärung!

    Wir müssen also dran bleiben! Immer und stetig die Leute daraufhinweisen, das ihre Duftstoffe gesundheitsschädlich sind! Das ihre angewendeten Produkte z.Tl. aus sehr toxischen Chemikalien bestehen. Das sie sich, ihre Kinder und ihre Mitmenschen und im Besonderen uns Chemikalien-Sensiblen immens nachhaltig schädigen.

    Ich bin der Meinung, nur so gehts. Dann kommen auch solche Irrläufer wie der Zeitungsartikel nicht mehr auf.

    Wir müssen die Leute zum Nachdenken bringen! Wir müssem die Menschen aufklären! Das ist unser Job (einen anderern können (die meisten wenigstens) nicht mehr ausübern)

  8. Gerhard Becker 26. April 2010 um 21:53

    Ihr Lieben,

    bedingt durch meine lange, beruflich bedingte und aus Gründen unseres letzten Umzuges erzwungene Abwesentheit, las ích erst jetzt diese Kommentare. Vielen herzlichen Dank!

    Diese Geschichte beruht auf eine wahre, selbst erlebte Begebenheit. Sie beruht darauf, ist aber nicht völlig identisch mit ihr. Der Passus mit dem Zeitungsartikel spielte sich so nicht ab, sondern wurde zur Erhöhung der Dramatik angefügt.

    Gruß Gerhard

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