Archiv der Kategorie ‘Umweltmedizin‘

Junge Frau mit schwerer Umwelterkrankung benötigt dringend Hilfe!

Die 35 jährige Wienerin, die an einer Multiple Chemical Sensitivity – MCS leidet, ausgelöst durch ein Chemiewerk in ihrer Wohngegend, braucht aus umweltmedizinischer Sicht umgehend einen Umzug in eine schadstoffarme Gegend, bevorzugt in Wien-Umgebung.

Ämter und Behörden fühlen sich allesamt nicht zuständig und überlassen diese liebenswerte junge Frau einfach ihrem Schicksal…

Das Immunsystem, Organe und Schleimhäute der ehemaligen Musik­studentin, welche mittlerweile komplett berufsunfähig ist, wurden nahezu irreparabel geschädigt, was zu chronischen Leiden mit ständigen Schmerzen führt. Schwerstreaktionen wie Schwächezustände, Entzündungen des Magen- und Darmtraktes, extreme Schmerzen der Muskel und Gelenke, Unverträglichkeiten auf nahezu alle Lebensmittel, dazu ständige Blockierungen der Halswirbelsäule gehören zu ihrem wahren Martyrium, welches sie täglich zu ertragen versucht. Nicht, dass Verena es nicht versucht hätte, eine geeignete Unterkunft für sich zu finden, doch es scheiterte jedes Mal an der Unverträglichkeit der Häuser.

So sucht Verena auf diesem Wege dringend Menschen wie Bauexperten, Baumeister, Bauträger, Immobilienfirmen, Makler, die ihr bei der lebens­notwendigen Verwirklichung und Umsetzung eines schadstoffarmen ökologischen Bauprojekts helfen möchten und können. Es ist die einzige Möglichkeit, Verena so zu helfen, ihren Jahrzehnte langen Leidensweg zu beenden.

Jede Form der Hilfe wird gerne und dankbar angenommen.

Die österreichische Organisation MCS-Info hat eigens eine E-Mail Adresse für Verena eingerichtet. Kontaktieren Sie Verena unter: verena @ mcs-info.at

Gerne können Sie Anfragen oder Hilfshinweise auch an CSN richten, Verenas Fall ist CSN seit Jahren bekannt.

Weitere CSN Artikel über MCS Kranke in Not:

Tag beim Kieferchirurgen und der Mund-Kiefer-Gesichtsklinik der Charité

Patientin mit MCS – Multiple Chemical Sensitivity berichtet:

Nach monatelangen Schriftwechseln und Telefonaten habe ich endlich einen Kieferchirurgen gefunden, der sich bereit erklärt hat, sich meine schmerzenden Zähne (müssen gezogen werden) anzusehen.

Morgens für 7 Uhr ein Taxi bestellt, Nichtraucher und ohne Duft, ich komme raus und sehe, wie der Taxifahrer sich im Auto eine Zigarette anzündet, er selber hatte jede Menge Duft an sich, aber ich musst ja zu dem Termin hin. Also Sauerstoffflasche aufgedreht und das Fenster aufgemacht, nach einer dreiviertel Stunde endlich am Ziel.

In der Praxis echt nette Menschen und viel Verständnis. Nach einer Röntgenaufnahme und Beratung mit Kollegen wurde entschieden, dass das Risiko selbst einer Lokalbetäubung zu hoch ist.

Ich wurde an die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie der Charité überwiesen.

Wieder ein Taxi bestellt, Glück gehabt, das roch nach nichts, außer nach einem Becher frischem Kaffee. Danke, lieber Taxifahrer, du warst mein erster Lichtblick an diesem Tag.

In der Charité in Haus 2 zur Anmeldung, Nummer ziehen und warten, Aufruf, Termin zu einer Vorbesprechung frühestens am 31.10. 2011 heute war ja schon der 13.10.2011. Sind ja nur 18 Tage.

Also wurde ich an die Rettungsstelle im Nachbarhaus verwiesen. Mit Sauerstoff, Handtasche, Jacke, Fußmarsch zur Rettungsstelle. Dort anmelden, 10€ zahlen und warten, endlich kommt ein Zahnarzt, der liest sich erst einmal den MCS-Ausweis durch und die MCS Arztinfo, danach werde ich herein gebeten, er will mehr über meine Probleme (Zähne) und MCS erfahren. Kein Problem, er versteht sehr schnell, wie problematisch alles ist, und obwohl es in erster Linie um die Zähne geht, darf man auf keinen Fall die MCS außen vor lassen. Alles dreht sich erst einmal um die Multiple Chemical Sensitivity und dann um die eigentliche Diagnose.

Er ruft noch einen Kollegen an, er hätte einen sehr interessanten Fall, der Kollege wollte zuerst nicht, aber er kam dann doch. Er hat Augen gemacht, eine Patientin mit MCS (WHO ICD-10 T78.4) hatte er noch nie, aber auch er verstand sehr schnell, dass MCS vorhanden ist und fast alles einschränkt.

Man macht gleich noch EKG und Blutabnahme, danach interne Überweisung in die MKG-Klinik, wieder zur Anmeldung, Nummer ziehen, Papiere abgeben. Nach viel Murren und Maulen, (oh nein, die Sprechstunde ist brechend voll und dann auch noch so etwas). Ich soll mich ab 13.00 Uhr vor Sprechzimmer 4 einfinden.

Wieder einmal eine Wartezone, ca. 40 Minuten und man ruft mich herein, der Zahnarzt spricht mit mir und verweist mich an die Anästhesisten weiter. Dicke Akte greifen und wieder in ein anderes Haus traben, Nummer ziehen, nach Aufruf in die Anmeldung, Fragebogen und Datenerfassung, mit der Bitte den Fragebogen auszufüllen wieder in die Wartezone entlassen. Ca. 20 Minuten später kommt der Anästhesist und holt mich zum Gespräch ab. Bestimmt eine halbe Stunde redet er mit mir, dann kommt er aufgrund meiner Allergien und der MCS zu dem Entschluss, dass er mich so nicht behandeln kann. Er will erst mit den Allergologen abklären, was geht, was evtl. noch geht und was gar nicht geht. Er verweist mich zurück an die MKG Klinik.

Wieder zur Anmeldung, Akte abgeben und darum bitten, dass ich noch einmal beim Zahnarzt vorgestellt werde.

Ich bin mittlerweile trotz MCS Maske und guten 500L Sauerstoff völlig am Ende, ich kann mir nichts mehr merken, bin völlig Matsch im Kopf.

Der Zahnarzt versteht nicht, dass ich als schwerkranker Mensch nicht permanent in ärztlicher Betreuung bin, er versteht es einfach nicht, dass jeder Arztbesuch ein gesundheitliches Risiko darstellt und man mir da auch nicht helfen kann.

Er ist auch der Meinung, dass es ja wohl Fachärzte dafür geben müsste. Als ich ihn bat, mir nur einen einzigen zu benennen, das übliche ratlose Gesicht.

Er erzählte mir, dass ich Allergietests machen soll. Ich kann mir nichts mehr merken und bitte ihn, mir alles aufzuschreiben und mir innerhalb der Charité etwas zu benennen.

Das war es für heute, nach ca. 6 Stunden in der Charité bin ich fix und fertig und stehe wieder ganz am Anfang. Jetzt noch ein Taxi (Nichtraucher und ohne Duft besorgen) es ist innerhalb von 2 Minuten da.

Toll, es ist ein alter Daimler, der ist schon so alt, da riecht nichts mehr, der Fahrer selber auch ohne, toll, der 2. Lichtblick an diesem Tag.

Es ist ca. 16.00 Uhr, ich bin endlich wieder zuhause. Ich habe Durst und Hunger. 2 Stunden später gegen 18.00 Uhr setzen Krämpfe ein, die Beine, die Brust, der Rücken, das Herz tut weh, EKG ist aber okay, der Kopf dröhnt, alles stinkt nach den ganzen Duftstoffen aus der Klinik.

Ich nehme 3 gr Magnesium, die Krämpfe werden immer stärker, jetzt kommt Chinin ran, es reicht immer noch nicht! Jetzt kommen 5 gr Magnesiumcitrat in einem Glas Wasser aufgelöst und in kleinen Schlucken über 2 Stunden getrunken, mittlerweile waren einige so heftige Kämpfe, das wieder einmal einige Muskelfasern gerissen sind, um 1.00 Uhr lassen endlich die Krämpfe nach und ich kann versuchen zu schlafen.

Um 3.30 Uhr werde ich wieder unsanft geweckt, ich laufe aus, die Schließmuskel spielen nicht mit, das recht Bein tut weh, die Bandscheiben der LWS haben keinen Halt mehr.

Jetzt gegen 13.00 Uhr am14.10.2011 tut zwar noch alles weh, aber das Gehirn funktioniert wieder halbwegs, die Krämpfe sind weg, nur noch Schmerzen in den Beinen und im gesamten Rücken.

Einen Termin bei meinen Hausarzt erst am 27.10. die Allergologen sind permanent besetzt, muss ich am Montag wieder probieren.

Wenn ich dann alle Untersuchungen zusammen habe, geht das ganze Theater wieder von vorne los.

So, das war ein Tag im Leben und Leiden einer MCS Kranken, der Zähne gezogen werden müssen.

Update: 15.10.2011. Es geht noch immer schlecht. Ich habe Krämpfe in den Beinen und kann kaum laufen.

Autor: Clarissa von Maus, Berlin, 14.10.2011

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Frau mit Fibromyalgie erhielt Hilfe über Twitter

Umwelterkrankte muss nicht länger auf der Straße leben

Die 57-jährige wusste sich nicht mehr zu helfen. Zwischen Krankenhausaufenthalten lebte sie in ihrem Auto. Ihre gesamte Existenz war durch die Krankheit zerstört worden. Blair Miller leidet unter Fibromyalgie, einer Umweltkrankheit, die starke Schmerzen verursacht. Erkrankte bezeichnen die Schmerzen ähnlich Zahnschmerzen, nur dass sie meist den ganzen Körper betreffen. Als Blair keinen Ausweg mehr sah, griff sie zu ihrem Handy und sendete auf dem Sozialen Netzwerk Twitter eine Nachricht an ihre Follower. Innerhalb weniger Stunden halfen ihr rund 20 Menschen, ohne sie jemals im Leben zuvor getroffen zu haben.

Twitter Community half innerhalb weniger Stunden

Als Blair Miller sich am 26. September vor einer weiteren Nacht im Auto fürchtete, und vor Schmerzen nicht mehr weiter wusste, teilte sie dies über Twitter mit. Was in den nächsten Stunden passierte, kann die Frau, die unter schwerer Fibromyalgie leidet, noch immer nicht fassen. Plötzlich meldeten sich Menschen von überall her bei ihr und wurden sofort aktiv. Blair erhielt Bonuspunkte für Hotelübernachtungen, Gutscheine für Lebensmitteleinkäufe in Supermärkten der Umgebung und Benzingutscheine. Einige der Menschen aus der Twitter Community riefen bei Hilfsorganisationen an, um Blair zu helfen eine längerfristige Unterkunft zu bekommen. Es wurde ein Blog für die Umwelterkrankte gestartet und man begann dort über sie zu berichten. Als dann ein PayPal Konto für sie eröffnet wurde, gingen innerhalb weniger Stunden einige Hundert Dollar ein.

Gegenüber der Zeitung „Sun-Sentinel“ sagte Blair Miller, dass sie ihr Vertrauen in Alles wiedererlangte, als sie plötzlich einen Platz zu Schlafen hatte. Sie habe diesen Hilferuf gestartet, weil sie einfach nicht mehr weitergewusst hätte. Noch immer käme ihr alles was in Zwischenzeit geschehen sei, um ihr zu helfen, wie ein Wunder vor.

Soziale Netzwerke, ein Sprachrohr in die Welt

Durch Soziale Netzwerke hat sich viel verändert in der Welt. Menschen, die zuvor keine Lobby hatten oder für deren Schicksal sich keine Zeitung und kein Fernsehen interessiert, können über Twitter, Facebook, Google+ und andere Social Networks viele Mitmenschen erreichen. Revolutionen fanden ihren Ursprung und den Schlüssel zum Erfolg in der Nutzung Sozialer Netzwerke. Es spielt keine Rolle mehr, wo man wohnt und welchen sozialen Status man besitzt, jeder kann andere erreichen und eine Community aufbauen. Insbesondere für Umwelterkrankte, die in vielen Fällen kaum noch soziale Kontakte außerhalb der eigenen vier Wände pflegen können, sind Soziale Netzwerke eine Chance, wie das Beispiel von Blair eindrucksvoll beschreibt. Ein PC, ein Notebook oder ein Handy und eine Internetverbindung, mehr braucht man nicht, um aktiv zu werden und sich der Welt mitzuteilen. Außer vielleicht noch einer kleinen Portion Mut.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 09.10.2011

Literatur: Sun-Sentinel, Homeless Boca Raton woman turns to Twitter for help, 08.10.2011

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Die besten Blogs

Am häufigsten gelesene Blogs im September

In den USA nennt man Prof. Doris Rapp die Mutter der Umweltmedizin. In Deutschland haben viele Umwelterkrankte durch das von ihr geschriebene Buch „Ist das Ihr Kind“ die Möglichkeit erhalten, mit ihrer Umweltkrankheit besser umgehen zu können und den Gesundheitszustand wieder zu verbessern. Auf dem ersten Platz in der CSN Blog Top 10 landete der Artikel über den Besuch der renommierten Umweltmedizinerin in Deutschland.

Platz Zwei belegte ein trauriges Ereignis. Eine junge Frau verstarb bei Zahnarzt, weil sie hochallergisch auf die dargereichte Mundspülung reagierte und man die dadurch eingetretene Schockreaktion unterschätzte. Im Artikel werden MCS-Kranken präventive Tipps übermittelt, mit denen sie eine solche schwere Reaktion vermeiden können.

In Australien kümmert man sich seit einigen Jahren intensiv darum, dass MCS-Kranke im Gesundheitssystem besser versorgt werden und dass sie als Behinderte nicht benachteiligt werden, so wie es in den meisten anderen Ländern trotz UN-Behindertenkonvention geschieht. Platz Drei, der am häufigsten gelesenen Artikel im CSN Blog, erzielte ein Bericht über Leitlinien, die in Australien für Krankenhäuser geschaffen wurden, um für MCS-Kranke bestmögliche Behandlung zu gewährleisten. Ein wichtiger Meilenstein.

Zum Lesen der CSN Top 10, Artikel anklicken >>>

  1. Eine Ikone der Umweltmedizin zu Besuch in Deutschland
  2. Frau starb beim Zahnarzt durch Mundspülung
  3. MCS Leitlinie für Krankenhäuser
  4. Quecksilber in jedem Haushalt zu finden
  5. Werbung: Bunt, lustig & gesundheitsgefährdend
  6. Waschmittel mit Duft setzen gefährliche Chemikalien frei
  7. Airline zahlt Passagier 50.000€ Schadensersatz wegen Pestiziden an Bord
  8. Ursachen von Multiple Chemical Sensitivity
  9. Strahlungsfreie Zone für Elektrosensible
  10. Blei, ein giftiges Schwermetall, das in vielen Bereichen präsent ist

Umweltverbände setzen sich gegen Chemieindustrie durch!

Keine chemischen Holzschutzmittel mehr im Innenbereich von Gebäuden

Ab dem 4. Oktober 2011 sollten im Innenbereich von Wohnungen, Wohnhäusern und Bürogebäuden keine chemischen Holzschutzmittel mehr Anwendung finden. An diesem Tag tritt eine entscheidende Änderung der Holzschutznorm DIN 68800-1, allgemeiner Teil, in Kraft. Sie regelt den Stand der Technik zur Verwendung von Holzschutzmitteln. Durch die Übernahme der Norm in die Landesbauordnungen erhält sie de facto Gesetzescharakter.

Nach jahrelangem hartnäckigem Kampf ist es dem Normungsexperten der Umweltverbände, Karl-Jürgen Prull, gelungen, den Vorrang des baulichen Holzschutzes vor dem chemischen Holzschutz trotz heftigen Widerstandes der Bauchemie durchzusetzen. Die gesamte deutsche holzverarbeitende Wirtschaft, der Bund Deutscher Zimmermeister und die Fertighausindustrie haben diesen Paradigmenwechsel aus der Erkenntnis heraus mitgetragen, dass getrocknetes Holz, wenn es vor Feuchtigkeit und Insekten fachgerecht geschützt ist, nicht gefährdet ist.

Seit den 70er Jahren und dem nachfolgenden Xylamon-Prozess, dem größten Umweltverfahren der deutschen Justizgeschichte, kommt es immer wieder zu erheblichen Gesundheitsschäden beim Einsatz chemischer Holzschutzmittel. „Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung auf Anfrage der Grünen erst kürzlich erklären musste, über die verwendeten Mengen chemischer Holzschutzmittel in Deutschland und über die Belastung der Umwelt durch Biozide aus dem Bautenschutz keinerlei Informationen zu verfügen“, sagte DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen. So sei in einer zweijährigen Fütterungsstudie über die Auswirkungen eines heute noch eingesetzten Holzschutzmittels mit dem Wirkstoff Kupfer-HDO festgestellt worden, dass 80 % (!) der beim Test eingesetzten Versuchstiere einen Darmtumor erlitten.

Umso verhängnisvoller sei jetzt die Entscheidung der Bauchemie, gegen die neue Holzschutznorm von der Öffentlichkeit unbemerkt beim DIN ein Schiedsgerichtsverfahren durchzuführen. Offensichtlich solle der Absatzmarkt mit jährlich über 100 Millionen Dollar Umsatz in Westeuropa nicht kampflos preisgegeben werden. Normungsexperte Prull verwies darauf, dass Dachstühle von Wohngebäuden sich zukünftig rechtlich gesehen nicht mehr wie bisher außerhalb vom Gebäude befinden, sondern zum Innenbereich gehören. Dieser Aspekt habe eine große Bedeutung bei einem nachträglichen Ausbau zu Kinder- oder Schlafzimmern. Das Ende des chemischen Holzschutzes sei auch aus Gründen des Arbeitsschutzes für Zimmerleute wichtig. Außerdem falle zukünftig weniger Sondermüll in Form von chemisch behandelten Hölzern an.

Autor:

Deutscher Naturschutzring (DNR), Umweltverbände setzen sich gegen Chemieindustrie durch, Pressemitteilung 25/2011, 30.09.2011

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Forschung: Selbstreinigende Baumwolle beseitigt Pestizide, Bakterien

Wissenschaftler der UC Davis haben ein selbstreinigendes Baumwollgewebe entwickelt, dass Bakterien abtötet und giftige Chemikalien wie Pestizidrückstände zersetzt, wenn sie Licht ausgesetzt sind.

„Das neue Material hat potenzielle Anwendungsfähigkeit bei Schutzkleidung im biologischen und chemischen Bereichen des Gesundheitswesens, für Arbeiter Nahrungsmittel- und Agrarbereich, sowie für militärisches Personal“, sagte Ning Liu, der die Forschungsarbeit als Doktorand in Professor Gang Sun‘s Gruppe an der UC Davis, Abteilung für Textilien für Bekleidung, durchführte.

Eine Veröffentlichung, in der die Forschungsarbeit beschrieben wird, erschien am 1. September 2011 im Journal of Materials Chemistry.

Liu entwickelte eine Methode, um eine Verbindung, die als Anthrachinon-2-Carbonsäure oder 2-AQC bekannt ist, in Baumwollstoffen zu integrieren. Diese Chemikalien geht so eine starke Verbindung mit der Zellulose in Baumwolle ein, dass es schwierig ist, sie auszuwaschen, im Gegensatz zu aktuellen Selbst-Reinigungsmitteln. Anders als einige weitere experimentelle Substanzen, die auf Baumwolle angewendet worden sind, hat sie keine Auswirkungen auf die Eigenschaften des Gewebes.

Wenn 2-AQC dem Licht ausgesetzt ist, werden sogenannte reaktive Sauerstoffspezies wie Hydroxyl-Radikale und Wasserstoffperoxid produziert, die Bakterien abtöten und organische Verbindungen wie Pestizide und andere Schadstoffe zersetzen.

Wenngleich 2-AQC teurer ist als andere Verbindungen, sagen die Wissenschaftler, dass billigere Mittel zur Verfügung stehen.

Die wissenschaftliche Forschungsarbeit wurde von der National Science Foundation, der US Defense Threat Reduction Agency und der Jastro Shields Graduate Research Fellowship vom UC Davis College für Agrar-und Umweltforschung finanziert.

Autor:

UC Davis, Self-cleaning cotton breaks down pesticides, bacteria, September 27, 2011

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

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Strahlungsfreie Zone für Elektrosensible

Weltraumteleskop schafft “Quiet Zone” für Elektrosensible

Ein 13000 Quadratmeilen großes Gebiet gilt als sicherer Zufluchtsort für Elektrosensible (EHS). Diese „National Radio Quiet Zone“ liegt in West Virginia, USA. Dort gibt es keine Handytürme, keine Radiosignale.

Mitten in dieser Zone liegen die Städte Lexington und Buena Vista. Der Grund für diese „Stille Zone“ ist ein gigantisches Radioteleskop, das den Weltraum observiert. Das Teleskop empfängt Radiowellen aus dem Weltraum.

Durch elektromagnetische Strahlung würde das Teleskop bei seiner Arbeit gestört. In einer zehn Meilen großen Zone rings um das riesige Radioteleskop würde jede elektromag- netische Strahlung die hochsensible Arbeit der Weltraumwissenschaftler zerstören. Die Signale, die sie aus dem Weltall empfangen, sind oft so leise wie das Fallen einer Schneeflocke auf den Boden.

Extreme Schmerzen, kein Schlaf

Elektrosensibilität – EHS (ICD-10 Z58) ist eine Umweltkrankheit, die stark zunimmt. Die daran Erkrankten klagen u.a. über brennende Schmerzen im Gesicht und am ganzen Körper, Schlaflosigkeit, extreme Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen und Schwindel. Ruhe findet ihr Körper nur dort, wo keine elektromagnetische Strahlung präsent ist. Darin besteht die Schwierigkeit für die Elektrosensiblen, denn es gibt kaum noch einen Ort für Umwelterkrankte, der „strahlungsfrei“ ist. Manche der sehr stark Betroffenen ziehen sich in die Natur zurück und leben in Wäldern mit Schluchten, in die keine Strahlung durchdringt. Bislang werden diese Elektrosensiblen von ihren Mitmenschen als Freaks angesehen, was dem Elend und den Schmerzen der Umwelterkrankten mitnichten gerecht wird.

Strahlungsfreie Zone

Keine Hotspots, kein WIFI, keine Handys oder Radiowellen sind in Green Bank erlaubt, berichtet WDBJ7. Der TV-Sender sprach mit einem der Mitarbeiter des Weltraumteleskops, das zu den Größten der Welt gehört. Mike Holstine erläuterte, dass er ständig damit beschäftigt ist, jede Art von elektromagnetischer Strahlung zu messen, weil sie die Arbeit in Green Bank stören würde. Jedes elektromagnetische Signal im 10-Meilen Radius um das Teleskop, das höher als die amerikanische Freiheitsstatue ist, hat das Potential, die Arbeit der Wissenschaftler des National Radio Astronomy Observatory zu ruinieren. Ohne dieses Weltraumteleskop hätten Elektrosensible auch hier kein Refugium. Aus Berichten geht hervor, dass ca. 2-5% der Allgemeinbevölkerung elektrosensibel ist. Noch leben erst wenige Elektrosensible in der „Quiet Zone“ von Green Bank, um Linderung zu finden, berichten die Anwohner dem TV-Sender WDBJ7, aber sie rechnen damit, dass es bald mehr Umwelterkrankte werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 27. September 2011

Literatur: WDBJ7, „Wi-Fi Refugees“ moving to Green Bank, West Virginia to escape electromagnetic radiation, 22.09.2011

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Keine Angst vor der Angst

Angst ist ein sehr brauchbares, einschüchterndes Zwangsinstrument, um Menschen zum Schweigen zu bringen und sie zu kontrollieren. Eine stumme Drohung erinnert subtil daran, dass man alles verlieren kann, was man hat. Jammere nicht, mach keinen Krach, denn das könnte dein Leben noch schlimmer machen und es in einen Alptraum verwandeln. Sie erschrecken die Massen so, dass sie keinen Aufstand wagen. Sie zensieren und verfälschen die Realität.

Doch Angst ist ein zweischneidiges Schwert, wenn sie an Menschen angewendet wird, die wenig zu verlieren haben. Wenn dein Tag daraus besteht, ums Überleben kämpfen, wenn du in einer parallelen Realität lebst, die sich niemand in deiner Nähe auch nur vorstellen kann, verlierst du die Angst vor dieser abstrakten Angst, die sie in dir wecken wollen.

Die rauhe und zermürbende Realität ist stärker. In Anbetracht einer Gegenwart, die uns überwältigt und keinen Raum für irgendetwas anderes lässt, verschwindet, was möglich wäre oder kommen könnte. Das Hier und Jetzt ist alles, was zählt und die Angst vor der Angst ist einfach lächerlich gegen die wirklichen Probleme, die dich unermüdlich am Laufen halten, um weiterzumachen und nur zu überleben. Wenn jeden Tag ein wahrer Kampf ist, der deine physische und mentale Stärke testet, dann ist die Angst vor der Angst nichts anderes als eine Täuschung, eine lächerliche Drohung gegenüber den unbestreitbaren Hindernissen der Unterwelt, in die du verdammt wurdest zu leben.

Manchmal wagst du es, dich aus dem Fenster zu lehnen, in einem riskanten Spiel, um zu sehen, wie die vermeintlich glücklichen Menschen leben, und du bist beeindruckt zu sehen, dass eine unwirkliche Angst sie lähmt, welche sie lethargisch macht und gefühllos leben lässt. Es ist fast tragisch anzusehen, wie sie auf Zehenspitzen durch ihr Leben gehen, angstvoll, narkotisiert und kontrolliert, und sogar ohne sich dessen bewusst zu sein.

Diejenigen unter uns, die jeden Tag extreme Situationen erleben, wie diejenigen unter uns, die von Multiple Chemical Sensitivity betroffen sind; diejenigen unter uns, die über Nacht zu Bürgern zweiter Klasse wurden, ohne Rechte, aber immer noch mit allen Verantwortungen; diejenigen von uns, die zu Nomaden wurden, weil eine vergiftete und sterbende Welt unsere Gesundheit, unser Leben, unsere Träume stiehlt…wir haben keine Angst vor der Angst, weil es keinen Platz mehr gibt für Feigheit, wenn mit einer Realität konfrontiert ist, die jede Angst übersteigt, von der sie wollen, die sie in uns züchten wollen, um uns einzuschüchtern, zu dominieren und einfach, um uns zu vernichten. Was wir befürchtet haben, ist wahr geworden. Wir haben nichts mehr, vor dem wir noch Angst haben müssten.

Autor: Eva Caballé, No Fun, erschienen in der Kunstzeitung  Delirio, 12. September 2011

Photo: David Palma

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Environmental Medicine Matters: No Fear of Fear

Weitere Artikel von Eva Caballé, die in der Kunst- und Kulturzeitung Deliro erschienen:

Frau starb beim Zahnarzt durch Mundspülung

Für Patientin mit Allergie kam jede Hilfe zu spät

In England erlitt eine junge Frau eine tödliche Reaktion auf dem Behandlungsstuhl beim Zahnarzt, nachdem sie ihren Mund ausgespült hatte. Von Rettungskräften eingeleitete Notfallmaßnahmen waren erfolglos. Ursache der lebensgefährlichen Reaktion war eine Mundspülung mit der Chemikalie „Chlorhexidinel“ (in Deutschland Chlorhexidin) gewesen, berichtete der Nachrichtenservice MSN. Zahnärzte und Zahnkliniken sind gesetzlich verpflichtet, das Wasser zum Ausspülen des Mundes und zum Betreiben der wassergekühlten Bohrer keimfrei zu halten. Liegen bei einem Zahnarztpatienten schwere Allergien, Chemikaliensensitivität oder eine MCS vor, sollte er im eigenen Interesse den Arzt und die Zahnarzthelferinnen vorab darüber informieren.

Schockreaktion durch Chemikalien verkannt

Als die junge englische Frau nach dem Ausspülen des Mundes aus dem Stuhl rutschte und zu Boden fiel, glaubte die Zahnärztin und ihr Personal zuerst an einen epileptischen Anfall. MSN teilte mit, dass die sofort angerufene Notfallzentrale Anweisungen gab, die Atmung stabil zu halten und dafür Sorge zu tragen, dass die Patientin nicht an Erbrochenem ersticke. Innerhalb weniger Minuten seien Rettungskräfte vor Ort gewesen, sie konnten die junge Frau jedoch nicht mehr wiederbeleben. Direkt nach dem Ausspülen sei die Frau blau angelaufen, der Puls setze aus und sie hörte auf zu atmen. Das Personal der Zahnarztpraxis erkannte laut MSN Meldung nicht, dass es sich um einen anaphylaktischen Schock handelte. Man hätte der jungen Frau Adrenalin und Sauerstoff verabreichen müssen und eine Druckmassage des Brustkorbs. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Verstorbene allergisch auf die Chemikalie „Chlorhexidinel“ reagierte. Bereits auf eine Mundspülung für den Hausgebrauch, die sie von einer Zahnklinik Anfang des Jahres wegen einer Entzündung im Mund empfohlen bekam, hatte sie mit Jucken und Hitzegefühl reagiert, wurde durch Nachforschung der Staatsanwaltschaft bekannt.

Hygiene, einer der wichtigsten Aspekte in einer Zahnarztpraxis

Zahnärzte sind gesetzlich dazu verpflichtet, das Wasser zum Ausspülen des Mundes, das nach und während einer Behandlung gereicht wird, bakteriologisch einwandfrei zu halten. In der Regel wird die Keimfreiheit der Behandlungseinheiten und des Mundspülwassers durch Chemikalienzusatz erzielt. Im gesetzlich festgeschriebenen Turnus wird das Wasser in Zahnarztpraxen und Zahnkliniken überprüft. Die Untersuchungen sind teuer und müssen von Zahnarztpraxen und Kliniken selbst bezahlt werden. Ist das Wasser bei einer Prüfung auffällig und überschreitet eine gewisse Keimzahl, bzw. weist gefährliche Keime auf, muss die Kontaminierung sofort restlos beseitigt werden. Würde die Hygiene in einer Zahnarztpraxis laxer gehandhabt, könnte dies schwere gesundheitliche Folgen für die Patienten nach sich ziehen, die auch tödlich enden können. Ausnahmeregelungen, was die Hygiene betrifft, gibt es deshalb nicht.

Trinkwasser ist nicht keimfrei

Keimbelastung im Trinkwasser kann nicht vermieden werden, denn die Wassersysteme in Häusern sind nahezu ausnahmslos durch Keime kontaminiert. Schon das Wasser, das von den Wasserwerken geliefert wird ist, bis es in den Häusern aus der Leitung kommt, mit Keimen kontaminiert. Ein Brutplatz für Keime ist bspw. der Wasserzähler. Wird ein Wasserzähler ausgetauscht, bekommt man meist keinen neuen Zähler, sondern einen, der technisch überholt wurde. Ein solcher Wasserzähleraustausch führt automatisch zu einer Kontamination des gesamten Haussystems. Auch wenn ein neuer Wasserzähler installiert wird, erfolgt ein Eintrag mit Keimen, weil die Installation nicht unter sterilen Bedingungen vorgenommen wird und die Hautkeime des jeweiligen Installateurs sofort zu einer bakteriologischen Besiedlung führen.

MCS Patienten und Allergiker beim Zahnarzt

Zahnarztpatienten mit schweren Allergien, Chemikaliensensitivität oder einer MCS (Multiple Chemical Sensitivity) müssen darauf eingestellt sein, dass sie in einer Zahnarztpraxis nicht nur den gesetzlich vorgeschriebenen Flächen – und Wischdesinfektionsmitteln ausgesetzt sind, sondern das auch das Mundspülwasser und das Wasser zum Kühlen des Bohrers mit einem Bakterizid versetzt ist. Das Mundspülwasser kann nach Rücksprache mit dem Zahnarzt sicherlich meist durch mitgebrachtes Mineralwasser in einer original verschlossenen Flasche ersetzt werden. Der Kontakt mit dem Kühlwasser, das beim Bohren in den Mundraum gelangt, bleibt jedoch.

Zahnarzt ist auf exakte Information angewiesen

Ein Zahnarzt ist, wie jeder andere Arzt, auf die Kooperation seiner Patienten angewiesen. Wenn ein Patient weiß, dass er auf bestimmte Chemikalien oder Allergene reagiert, sollte er dies dem Zahnarzt und den Zahnarzthelferinnen im Vorfeld mitteilen. Liegt ein Allergiepass vor, ist dieser vor Behandlungsbeginn zu übergeben. Es ist sinnvoll, eine Kopie des Allergiepasses für die Patientenakte mitzubringen und durch Mitteilung über Änderungen dafür Sorge zu tragen, dass Vermerke in der Akte immer aktuell sind. Liegen einem Zahnarzt entsprechende Informationen vor, können tödliche Schockreaktionen wie der beschriebene eher vermieden werden.

Ein chemikaliensensibler Patient muss sich darauf einstellen, dass ein Zahnarzt eine Behandlung möglicherweise ablehnen muss, weil das Risiko zu hoch ist, da man, um der gesetzlich vorgeschriebenen Hygieneverordnung nachzukommen, bestimmte Chemikalien in der Praxis verwenden muss. Für Patienten, bei denen Schockreaktionen bekannt sind oder andere schwere Reaktionen, ist es sicherer, sich in einer Zahnklinik behandeln zu lassen, da man dort im Ernstfall über entsprechende Notfallversorgungsmöglichkeiten verfügt.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 18. September 2011

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Eine Ikone der Umweltmedizin zu Besuch in Deutschland

Beweise für die Ursachen von Umweltkrankheiten sind schon lange bekannt

Die Ärztin und Wissenschaftlerin Doris Rapp gehört zu denen, die Umweltmedizin nicht nur praktizieren, sondern für die die Umweltmedizin der wichtigste Lebensinhalt ist. Zwei Wochen weilt die Amerikanerin in Deutschland. Das erneute Zusammentreffen mit der Umweltmedizinerin war äußerst produktiv, und nahezu nebenbei durften wir einen wunderschönen Tag an der Mosel verbringen. Ein kleiner Bericht darüber:

Wissenschaftlerin dokumentiert Umweltkrankheiten

Vor rund 18 Jahren traf ich Prof. Rapp zum ersten Mal auf einem Kongress in Bad Emstal. Es war ein Schlüsselerlebnis gewesen. Bei ihrem Vortrag zeigte die Umweltmedizinerin ein Video über eine Lehrerin, die durch schadstoffbelasteten Teppichboden in der Schule krank wurde. Die Lehrerin wurde während einer Reaktion auf Staub aus dem belasteten Teppichboden gefilmt. Sehr anschaulich wurde dem Betrachter vermittelt, was MCS ist, und wie eine Reaktion abläuft. Ich stand damals ganz am Anfang meiner Erkrankung und hatte ähnliche Reaktionen auf bestimmte Pestizide. Die Lehrerin bekam Schüttelkrämpfe und wurde bewusstlos, ich dachte „meine Güte, das bin ich, das ist wie bei mir, das ist, was du auch hast…“. Nach dem Vortrag sprach ich damals mit Prof. Rapp und es wurde der Beginn eines fortwährenden Austauschs und einer interessanten Freundschaft. Wir trafen uns immer wieder auf Kongressen in Deutschland, Holland, in den USA, besuchten uns gegenseitig in Deutschland und den USA und tauschten uns per E-Mail aus. Als ich sie in Scottsdale besuchte, zeigte sie mir eines ihrer Videoarchive. Tausende Videos von Kindern, die sie behandelt hatte, lagerten dort. Sie zeigten die Patienten während und nach der Therapie und bei Tests auf Nahrungsmittel, Schimmelpilzen, Pollen, Chemikalien oder Hausstaubmilben. Eindrucksvolle Beweise, die keine Zweifel an der Existenz von Umweltkrankheiten und Allergien aufkommen lassen.

Umweltkrankheiten nicht mehr ignorierbar

Für diesen Besuch war die Umweltmedizinerin von Dr. Binz und seiner Frau eingeladen worden. Eigentlich hatten wir uns für einen Ausflug entlang der Mosel verabredet, der vor dem Mittagessen losgehen sollte. Das Wiedersehen war herzlich und kaum hatten wir uns begrüßt, schon tauschten wir bereits Informationen aus und ehe wir uns versahen, waren wir mitten in Planungen für künftige Projekte.

„Ich bin jetzt über 80 und habe keine Kinder, eigentlich brauche ich all das nicht mehr und sollte mein Alter ganz in Ruhe genießen, aber ich sehe, was los ist, und kann einfach nicht schweigen. Wir haben so viele Chemikalien in unserer Umwelt, in der Nahrung, die wir essen, im Wasser, das wir trinken und in der Luft, die wir ständig einatmen. Sie beeinflussen jedes unserer Körpersysteme und das ist nicht mehr zu ignorieren. Fast jeder Zweite in meinem Land hat Krebs, das ist nicht hinnehmbar, “ sagte Doris Rapp.

„Die Politiker und die Öffentlichkeit muss realisieren, welchen Einfluss die Flut der Chemikalien auf uns hat und keiner sollte noch länger sagen, dass wir nicht wissen, woher all die Krankheiten kommen, die immer gehäufter auftreten. Die Beweise sind da. Wir haben Tierversuche, die sie belegen. Deshalb stelle ich als Medizinerin die Frage: „Wie viel muss noch passieren, bis wir die wahren Ursachen zugeben? Ich lasse es auch nicht durchgehen, dass man sagt: „Ja, aber da kann man nichts dagegen tun.“ Doch, denn man kann sich selbst schlau machen und man kann, zur Hölle nochmal, eine ganze Menge tun, “ sagte die über die derzeitige Situation erzürnte Wissenschaftlerin.

Lösungen sind oft sehr einfach

Doch Prof. Rapp ist niemand, der mit der Welt hadert und Lösungen außen vor lässt. Sie ist gerade dabei, ein weiteres Buch zu schreiben. „Es wird ein kleines Buch sein, nur 30 Seiten. Jeder Leser bekommt leicht verständlich aufgezeigt, wie man sein Umfeld gestalten sollte, um gesund zu bleiben. Die Tipps in diesem Buch werden niemanden ein Vermögen kosten, sie sind leicht und ohne großen finanziellen Aufwand umsetzbar. Es wird jedem helfen, der etwas ändern will und möchte, dass sein Gesundheitszustand sich verbessert. Die Medizinerin führt zwei Beispiele an:

„Viele reagieren auf Nahrungsmittel, manche wissen aber nicht auf welche. Teure Tests sind nicht unbedingt nötig. Ich rate, dass die Leute nachdenken, was sie am allerliebsten essen. Nahrungsmittel, auf die sie regelrecht süchtig sind. Erfahrungsgemäß sind das nämlich Nahrungsmittel, die sie jeden Tag essen und auf die sie reagieren. Die Lösung: Weglassen der verdächtigen Nahrungsmittel für eine Woche. Man kann ein Nahrungsmittel nach dem anderen so einem Verträglichkeitstest unterziehen. Das kostet nichts!“

„Manche Menschen wohnen in einem Haus, das mit Schadstoffen belastet ist oder durch Schimmel kontaminiert. Meine Erfahrung ist, dass fünf von sieben Leuten eine Verbesserung ihres Gesundheitszustandes um 70% erfahren, wenn sie sich einen qualitativ hochwertigen Luftreiniger beschaffen, der in der Lage ist mehrere Hundert Chemikalien aus der Wohnraumluft zu filtern. Ein solches Gerät kostet zwar etwas, aber ich habe nicht selten Patienten gesehen, denen es schon über Nacht besser ging. Es lohnt sich also, sich einen Luftfilter anzuschaffen, wenn man nicht direkt aus der Wohnung ausziehen kann.“

Das neue Buch wird noch in diesem Jahr erscheinen und Prof. Rapp hat mir die Autorisierung erteilt, es ins Deutsche zu übersetzen. Auch für ihre Videos und anderen Bücher gab sie die Genehmigung, diese in unsere Sprache zu übertragen, es beizutragen, dass Allergiker und Chemikaliensensible im deutschsprachigen Raum Wissen und Anleitungen zur Hand bekommen, die ihnen helfen, einen Weg zurück ins Leben zu erhalten.

Ein Ausflug entlang der Mosel

Auf der Fahrt zum historischen Moselweinort Bernkastel, nach Traben-Trabach und zurück nach Trier, sprühte Prof. Rapp vor innovativen Ideen, die wir in den nächsten Monaten realisieren werden und die auch den deutschen Umweltkranken in vielerlei Hinsicht zugutekommen werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. September 2011

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