Wissenschaftlerin über die Gefahren durch gefährlichen Schimmelpilz in Geschirrspülern

Viele Geschirrspülmaschinen beherbergen einen gefährlichen Pilz

Ein gefährlicher Pilz leistet uns ausgerechnet in jenen Haushaltsgeräten Gesellschaft, die dazu da sind, Geschirr zu reinigen und von Keimen zu befreien. Das schlimmste ist, dieser zählebige Pilz ist nahezu unzerstörbar. Die Mikrobiologin Nina Cimerman gibt dem Gastgeber Bruce Gellerman über den schwarzen Pilzbefall Auskunft, welcher die Gummierungen der meisten Geschirrspüler weltweit befallen hat.

Transkript eines Radio-Features:

GELLERMAN: Geschirrspüler sind dazu, da unser Geschirr zu säubern, aber es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass von dem, den wir besitzen, eine Gefahr für unsere Gesundheit ausgeht. Nach einer neuen Untersuchung waren die meisten Geschirrspüler aus 101 Ländern mit einem schwarzen Pilz oder anderen Fungien infiziert, die Menschen krank machen können. Nicht nur das, wie die Mikrobiologin Prof. Nina Cimerman von der Universität in Ljubljana berichtet, sind diese Mikroorganismen nahezu unzerstörbar.

CIMERMAN: Das fing alles mit meinem Geschirrspüler zu Hause an. Als ich einmal hinein sah, entdeckte ich darin etwas ziemlich schwarzes und schleimiges und beschloss, eine Probe davon zu nehmen, da ich mich für diese speziellen Mikroorganismen besonders interessiere. Ich untersuche sie normalerweise in hochsalinaren Umgebungen und in Gletschern der Arktis und das, was ich in meinem Geschirrspüler sah, kam mir bekannt vor. Darum entnahm ich eine Probe und nahm sie mit ins Labor, und dann untersuchten wir sie und stellten fest, dass wir diesen wirklich pathogenen schwarzen Pilz vor uns haben, bzw. dass ich den in meinem Geschirrspüler habe.

GELLERMAN: Fungien dieser Art kommen in Gletschern vor?

CIMERMAN: Ja, in Gletschern und wie ich bereits sagte, in der Arktis und in hypersalinen Umgebungen. Sie alle leben unter extremen Bedingungen. Ich sollte sagen, unter all den extremen Bedingungen ist der Geschirrspüler die aller extremste. Und als wir unsere Geschirrspüler-Studie durchführten, fanden wir heraus, dass es sich in Geschirrspülern überwiegend um den gefährlichsten Genotyp handelt, nämlich um Genotyp A.

GELLERMAN: Dieser Pilz – was kann der bei uns anrichten?

CIMERMAN: Nun, das hängt davon ab, wie er in unseren Körper gelangt. Wenn er z.B. über eine Schnittwunde herein kommt, also wenn Sie sich an einem kaputten Glas schneiden, das Sie aus dem Geschirrspüler heraus nehmen – würde er auf diese Art in Ihre Nervenbahn gelangen und sich über das Nervensystem verteilen, um schließlich im Hirn anzukommen, wo er Hirntumore verursacht. Der andere Weg in den Körper zu gelangen geht über die Nahrungsaufnahme, das ist möglich, weil er am gespülten Geschirr und Besteck haftet – die Magensäure kann ihm nichts anhaben. Der dritte Weg, in den Körper zu kommen, ist die Atemluft. So kann er in die Lunge gelangen. Das ist für Leute, die Mukoviszidose haben, besonders problematisch. Wir wissen, dass zwei von drei slowenischen Geschirrspülern, die wir mit Hilfe unserer studentischen Bevölkerung untersucht haben, infiziert sind. Was Geschirrspüler weltweit angeht, – wir haben Proben aus allen Kontinenten – ist es mehr als die Hälfte.

GELLERMAN: So besteht also aufgrund Ihrer Untersuchungen eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, daß mein Geschirrspüler tödlich ist – er versucht mich umzubringen.

CIMERMAN: (Lacht) Nun ja, ich neige dazu, dies zu bejahen, ja. Wenn Sie sehr gesund sind, haben sie sehr gute Aussichten, dass nichts passieren wird. Wenn Sie jedoch zu einer entsprechenden Gruppe gehören, z.B. ältere Menschen, Menschen mit geschwächtem Immunsystem, oder Säuglinge, oder kleine Kinder, die kein sehr leistungsfähiges Immunsystem haben, ja dann sind sie besonders gefährdet.

GELLERMAN: Wie kommen diese Pilze nun aber in meinen Geschirrspüler?

CIMERMAN: Wie dem auch sei, wir haben mit diesen Studien in der Tat heraus gefunden, dass sie über die Wasserleitung in den Geschirrspüler kommen. Und mit jedem Spülvorgang führen wir etwa 70 Liter Wasser zu. So ist dies ein guter Anreicherungsprozess. So kommen sie da hin, haben die richtige Temperatur, welche die Konkurrenz abtötet, haben die richtige Nahrung, und natürlich kommen sie sehr zahlreich, da es hier um 70 Liter Wasser geht.

GELLERMAN: Wenn diese Pilze also derart zäh sind und unter solchen extremen Bedingungen leben können, wie kann ich sie los werden?

CIMERMAN: Nun, das ist eine gute Frage und ich wünschte, ich wüsste, wie ich sie beantworten soll. Und nun wäre es natürlich sehr gut, irgend eine Stellungnahme von den Herstellern dieser Geräte zu haben – bisher hat mich niemand kontaktiert – ich meine jemand, der versuchen könnte, das Problem zu lösen. Ich vermute, eine Möglichkeit sie loszuwerden, – falls wir sie wirklich loswerden können – bestünde darin, wenn es z.B. Geschirrspüler mit einer regelmäßigen Prozedur gäbe, in welcher der Geschirrspüler gründlich aufgeheizt wird. Nämlich sehr heiß – sagen wir 100 Grad.

GELLERMAN: Sie meinen 100 Grad Celsius!

CIMERMAN: Ja. Und es müsste auch möglich sein, die Dichtungen abzumachen oder zu ersetzen, denn die schwarzen Gummidichtungen sind gute Nahrung für sie – sie mögen sie wirklich.

GELLERMAN: Sie fressen die Gummidichtungen in meinem Geschirrspüler.

CIMERMAN: Ja, und sie verstecken sich in den Gummidichtungen, sie nutzen sie als Schutz, sie machen solche kleinen Löcher und bevölkern diese Gummidichtungen – und so können sie sich auch dem Hitzeschock entziehen, dem wir sie ausgesetzt haben.

GELLERMAN: Wie wäre es z.B. mit Bleichmittel? [MMS?] Das soll alles abtöten, nicht?

CIMERMAN: Nun, wir haben leider keine Bleichmittel direkt auf diese Pilze oder die Gummidichtungen angewendet. Sie wissen doch, Bleichmittel und Nahrung – das ist keine so gute Kombination.

GELLERMAN: Sagen Sie, benutzen Sie ihren Geschirrspüler immer noch?

CIMERMAN: Nun ja, gewissermaßen… die letzte Zeit mache ich das öfter von Hand, zugegebenermaßen. Aber manchmal, wenn ich keine Lust habe, benutze ich ihn. Und bis jetzt haben wir überlebt.

GELLERMAN: Aus Ljubljana in Slowenien sprach Professor Nina Cimerman mit uns, nochmals herzlichen Dank.

CIMERMAN: Ich danke Ihnen!

Ein Feature von Living on Earth, Sendetermin war die 24. Woche im Juni 2011

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CSN dankt Living on Earth für die Genehmigung dieses Feature übersetzen zu dürfen.

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network, 27.06.2011

Das Feature nachhören

Pressemeldung zur Studie von EurekAlert!

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8 Kommentare zu “Wissenschaftlerin über die Gefahren durch gefährlichen Schimmelpilz in Geschirrspülern”

  1. domiseda 6. Juli 2011 um 19:55

    Im Wissenschaftsteil der SZ vom 22./23.06.2011
    war im Artikel „Warm und feucht“/ Untertitel: „Jede zweite Geschirrspülmaschine ist mit Schimmelpilzen besiedelt,warnen Forscher“ von Christina Berndt
    zu lesen:
    „Kritisch sei dies, wenn die Spülmaschine ausschließlich bei niederen Temperaturen läuft….. Mindstens einmal im Monat sollten Spülmaschinen deshalb bei 65 Grad Celsius laufen. Stamminger ( Prof. für Haushaltstechnik /Uni Bonn) empfiehlt zudem, darauf zu achten, dass die verwendeten Spülmittel Percarbonate enthalten:“ Biologischen Reinigern ohne diese Bleichmittel fehlt die keimtötende Wirkung“, sagt er.“

    Vielleicht kann dies das Problem wenigstens etwas abmildern?

  2. Silvia 6. Juli 2011 um 20:07

    Hallo Domiseda,

    wenn Du das Interview bis zum Schluss liest, findest Du den Part in dem die Wissenschaftlerin über die erforderliche Temperatur zum Eliminieren des Pilzes spricht.
    Es sind 100 Grad Celsius notwendig. Sie regt an, dass die Industrie Methoden entwickelt die dies berücksichtigen.

    LG, Silvia

  3. Clarissa 7. Juli 2011 um 06:09

    Ich habe an einen großen deutschen Hausgerätehersteller diesen Artikel gesendet und dort um eine Stellungnahme ersucht, mal abwarten was der Hersteller dazu sagt.

    Ich werde die Antwort hier dann veröffentlichen.

    @Silvia 100° sind nicht so einfach in einer Spülmaschine zu erzeugen, da ich ja früher in diesem Bereich gearbeitet habe und mich mit Thermodesinfektoren auskenne, kann ich dir darüber auch so einiges erzählen.

    Du benötigst sehr viel Energie (Drehstromanschluss mindestens 5 kW Heizleistung), eine Dampfkondensation ist dann unumgänglich, eine Verriegelung der Tür muss dann sein, da stehen dann Probleme ohne Ende an und es ist vollkommen unpraktikabel im Haushaltsbereich.

    Die einfache Lösung wäre für alle Dampfreinigerbesitzer ihre Türdichtungen alle 2 Wochen mal gründlich damit zu behandeln, regelmäßig den GS zu reinigen nach Benutzung das Gerät austrocknen lassen. Lasst die Tür auf, klemmt nach dem Spülvorgang ein Klötzchen oder ein Handtuch in die Tür, damit sie offen bleibt und die Maschine auslüften und abtrocknen kann.

  4. Arnfried 10. Juli 2011 um 22:59

    Was haben die in Rumänien denn für Spülmaschinen, die 70 Liter pro Spülvorgang verbrauchen? Selbst die billigsten bei uns verfügbaren Geräte kommen mit einem Fünftel davon aus.

  5. V_DSL-Icom 17. Juli 2011 um 08:31

    Ich möchte mir einen Geschirrspüler zulegen, der ohne Chemie auskommt.
    Am besten einer, der mit 100 Grad Celsius und 100 Bar Druck fetzt :)
    Gibt`s so was?

    Geschirr, welches das nicht aushält habe ich nicht, bei mir ist alles Metall und Glas, auch Teller usw. alles Glas…

  6. Karin Hickmann 5. Januar 2014 um 13:32

    Da wir unseren Geschirrspüler nur 2x in der Woche laufen lassen ,mache ich mir darüber im Moment keine Gedanken .

  7. Verschreckt 1. März 2015 um 17:10

    ich habe gerade meine Spülmaschine wegen einem Fehler zerlegt.
    Was sehe ich da im Verbindungsbereich zur Maschine in der Wassertasche auch Wärmetauscher genannt : Pilze schwarz und rot und sehr groß , sieht schon aus wie Baumstammpilze.
    Maschine Bosch 6 Jahre, bei nur etwas Nachdenken hätte man diese Pilzfalle so nicht bauen müssen.
    Übrigens in diesen Bereich bringt man überhaupt kein Heißwasser , dort wird’s wohl meist nur feucht und gemütlich warm

  8. Robin 22. März 2017 um 21:34

    Ich habe neulich von einem Pulver gehört das zum großen Teil aus Zitronen hergestellt wird, ich weiß jetzt nichtmehr genau wo ich es gelesen habe.. Aber das soll ziemlich gut wirken ohne Chemie!

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