ANTI-BAKTERIELL = ANTI-GESUND

Triclosan kann die Gesundheit ruinieren

Wenn wir unserem natürlichen Instinkt folgen und unsere Kinder schützen, lauern uns manchmal (oder öfter?) Produkte auf, die im Endeffekt mehr schaden als nützen, dem Hersteller aber einen schönen Profit bescheren. Bei einer Chemikalie namens Triclosan ist dies der Fall.

Sie soll „Krankheitserreger“ bekämpfen, insbesondere Bakterien und Mikroben. Sie werden Triclosan in Flüssigseifen, Zahnpasten, Aknecremes, Deos und Einwegtüchern genauso finden wie überraschenderweise auch in Schneidebrettern, Badetüchern, Plastiksandalen und Kinderspielsachen. Ihr chemisches Derivat Triclocarban wird hauptsächlich in Deo-Seifen und in vielen kosmetischen Produkten eingesetzt. Wir geben (in den USA) für solche Produkte annähernd eine Milliarde Dollar pro Jahr aus. Dabei ist einfaches Händewaschen, nur mit Seife und Wasser, genauso gut geeignet, um Erreger abzutöten und Krankheiten zu verhindern.

Wir vergeuden nicht nur einen großen Batzen Geld, es stellt sich heraus, dass wir uns selber und der Welt um uns Schaden zufügen. Da die Hersteller derart viele Produkte mit Triclosan versetzt haben, ist es nach und nach in unsere Körper vorgedrungen: Untersuchungen fanden es in immerhin 75% aller Amerikaner. Das ist keine gute Nachricht, da diese Chemikalie die Hormone der Schilddrüse beeinflusst, was das normale Wachstum und die Entwicklung des Gehirnes stören kann. Triclosan und Triclocarban beeinflussen außerdem beide die männlichen und weiblichen Geschlechtshormone, dies schädigt das Fortpflanzungssystem und kann potentiell zu Brustkrebs führen. Beide reichern sich im menschlichen Blut, in der Muttermilch und in der Nabelschnur von Babies im Mutterleib an. Beide Chemikalien bauen sich zu Dioxinen ab – ein hochgradiges Karzinogen, — dabei spielt es weder eine Rolle, wo sie freigesetzt werden und sich in Dioxin verwandeln, noch wo sie hergestellt werden.

Eine andere beängstigende Tatsache ist, dass diese Chemikalien wahrscheinlich zur Antibiotika-Resistenz von Bakterien und Mikroben beitragen, die beim Menschen Infektionskrankheiten verursachen. Das ist ein Grund, warum die American Medical Association (Amerikanische Medizinische Gesellschaft) bekannt gab, dass wir diese Chemikalien meiden sollten.

Man muss diese Chemikalien-beladenen Produkte nicht mal benutzen, damit Spuren davon in unserem Körper auftauchen. Sie werden mit dem Abwasser in die Kanalisation gespült, wo manche die Abwasserbehandlung überstehen. Sie landen im Klärschlamm, der oft auf den Feldern in der Landwirtschaft als Dünger zum Einsatz kommt. Sie sammeln sich in derart verschiedenen Lebewesen wie Würmer, Bottleneck-Delphine und Algen an (für welche sie giftig sind).

Die gesetzlichen Regelungen dieser Chemikalien ist ein Alptraum, da sie für sehr viele unterschiedliche Produkte verwendet worden sind und an derart vielen anderen Stellen wie z.B. im Trinkwasser wieder auftauchen. Wenn Triclosan beispielsweise in Zahncreme eingesetzt wird, ist die FDA zuständig (Food and Drug Administration/Behörde für Lebensmittel und Arzneien), dies muss aber auch vom EPA Büro für Pestizid-Programme genehmigt werden (Environmental Protection Agency/Umweltbehörde), da es als antimikrobischer Stoff als Pestizid gilt. Wenn es in der Wasserversorgung vorkommt, fällt Triclosan sowohl unter den Clean Water Act (Wasserreinhaltungsgesetz) als auch unter den Safe Drinking Water Act (Trinkwassersicherheitsgesetz). Die Consumer Product Safety Commission (CPSC/Kommission für Gebrauchsgütersicherheit) überwacht Triclosan in Gebrauchsgütern. Wie der Environmental Defense Fund (Umweltschutzorganisation) feststellt, „verhindert so ein komplexes Regulierungssystem jeden Ansatz, Triclosan umfassend zu regulieren und hat dessen nachlässige Anwendung gefördert“.

Wie können Sie als [bewusster] Verbraucher handeln?

Sparen Sie Geld und schützen sie die Gesundheit Ihrer Familie: Vermeiden Sie es, „antibakterielle“ Produkte zu kaufen. Diese Chemikalien tauchen auf den Etiketten unter verschiedenen Bezeichnungen auf — als Triclosan, Triclocarban, Microban, Irgasan, Biofresh, Lexol-300, Ster-Zac oder Cloxifenolum. Zu den Firmen, welche diese Chemikalien einsetzen, gehören Rubbermaid, Colgate-Palmolive, Procter and Gamble und Unilever.

Benutzen Sie stattdessen Seife und Wasser. Falls Sie besonders vorsichtig sein wollen, können Sie ihre Hände mit Isopropyl-Alkohol anfeuchten, jene Flüssigkeit, mit der Ärzte unsere Haut betupfen, bevor sie uns eine Spritze verpassen. Wenn Sie unterwegs sind, benutzen Sie ein Reinigungstuch mit Alkohol, wenn auf der Packung aber ‚antibakteriell‘ steht, enthält es eine der schädlichen Chemikalien. ‚Wasser und Seife‘ ist die richtige Methode um Handtücher und Spielsachen zu reinigen.

Engagieren Sie sich als Bürger: Unterstützen Sie die bereits aktive Bewegung, diese Chemikalien zu verbieten. Aktuell hat ein Bündnis von Umweltgruppen eine Kampagne zum Verbot von Triclosan auf den Weg gebracht, um auf FDA und EPA Druck auszuüben, diese antibakteriellen Stoffe zu reglementieren. Auf Beyond Pesticides können Sie sich der Bewegung anschließen.

Situation in Deutschland:

Autor: Alice Shabecoff für CSN – Chemical Sensitivity Network, 17. Mai 2010

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Alice Shabecoff hat mir ihrem Mann Philip das Buch „Poisoned for Profit: How Toxins Are Making Our Children Chronically Ill“ (Für den Profit vergiftet: Wie Giftstoffe unsere Kinder chronisch krank machen) geschrieben, das jüngst als Paperback erschien.

Weitere Artikel von Alice Shabecoff im CSN Blog:

3 Kommentare zu “ANTI-BAKTERIELL = ANTI-GESUND”

  1. Energiefox 17. Mai 2010 um 18:29

    Es ist ganz einfach hier ein Link dazu, wir brauchen so ein Blödsinn nicht. Ist ja eigentlich im Blog schon erklärt.

    http://www.swr.de/wissen/mensch-alltag/-/id=4282346/vv=print/nid=4282346/did=4716304/pv=print/pp34sq/index.html

    Leider wo Hygiene nötig ist, in Krankenhäusern wird oft an der falschen Stelle für Sauberkeit
    (Hygiene) gesorgt. Die Werbung redet den Leuten im privatem Bereich ein schlechtes Gewissen ein. Traurig finde ich, dass das erlaubt ist.

    Gruß Fox

  2. Spider 17. Mai 2010 um 18:53

    Genauso ist es Fox, die Werbung redet den Leuten konsequent ein, dass sie solche Produkte brauchen. Mit dem schlechten Gewissen lässt sich eben prima Geld verdienen, auf Kosten unserer Gesundheit.

    Über Triclosan hat Thommy vor längerer Zeit einen aufschlussreichen Artikel verfasst:

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2009/02/06/triclosan/

    Übertriebene Hygiene fördert Allergien und zerstört körpereigene gute Bakterien, die für einen gesunden Organismus wichtig sind. Doch das weiß kaum jemand, die Hauptsache alles ist klinisch rein!

  3. Gerhard Becker 18. Mai 2010 um 14:30

    Dieser Artikel deckt ein weiteres Beispiel dafür auf, wie mit vermeintlich nützlichen, abee giftigen Produkten, für Maximalprofit der Pharma einerseits und für verdeckte, chronisch-schleichende Maximlvergiftung der Bevölkerung andererseits gesorgt wird. Wer kann, sehe sich auf ARD heute Abend Frontal an.
    Sarkastisch gesagt: Mitunter gibt es fast schon „Vorteile“ umweltkrank zu sein. Wenigsten vor solchen Pharmaverbrechen sind die Betroffenen geschützt (mal davon abgesehen, dass mancher durch diese Verbrechen erst zu einem Betroffenen wurde).

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