Monatsarchiv für Mai 2010

Obst „klauen“ für mehr Nachhaltigkeit und Artenschutz

Mundraub ausdrücklich erlaubt und sogar gefördert

Die Idee für das Projekt entstand auf einer Kanufahrt. Obstbäume, von deren Zweigen verlockend leckeres Obst hing, brachten einige junge Leute zum Nachdenken. Sie hatten nicht im Sinn, es unentdeckt zu klauen, denn, auch wenn es „nur“ Obst vom fremden Baum ist – das ist Diebstahl und strafbar. Obst ungenutzt hängenlassen bis es verfault, ist aber auch keine akzeptable Alternative und eigentlich müsste auch das strafbar sein, also schritten die jungen Leute zur Tat. Ihre Idee: Sie wollten MUNDRAUB salonfähig machen und dafür sorgen, dass er legal wird. Sie haben es geschafft: Mundraub ist in Deutschland seit November 2009 ausdrücklich und offiziell erwünscht. Die Plattform www.mundraub.org wurde am 23.11.2009 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung als aussichtsreich und zukunftsfähig eingeschätzt und wurde sogar mit dem Nachhaltigkeitspreis prämiert.

Mundraub wird legal

Die hunderttausende vergessenen und herrenlosen Obstbäume in Deutschland werden nach und nach von der Mundraub-Community getaggt und jedem Bürger für eine freie Nutzung überlassen. Das köstliche Obst muss nicht mehr länger nutzlos verfaulen und ganz nebenbei werden alte Obstsorten, die in vielen Regionen nur noch selten anzutreffen sind, erhalten. Um des den „Obst-Räubern“ leicht zu machen, wurde eine interaktiven MundraubMap erstellt, dort kann man nachschauen, wo in nächster Nähe „Beute“ auf freigegebenen Bäumen wartet. Die Initiative kümmert sich außerdem um Freigaberegelungen mit öffentlichen und privaten Eigentümern und sie erarbeitet Geschäftsmodelle für regionale Akteure.

Mundraub wird salonfähig und trägt zu Nachhaltigkeit bei

Mundraub ist ein wichtiges Projekt, das der Sicherheit dient, wie sich im letzten Jahr zeigte, als im Nordosten der Republik der Obstnotstand ausgerufen wurde. Es gab einfach zu viele Äpfel, Birnen und Pflaumen an den Alleen und in den verlassenen Gärten der landflüchtigen Bevölkerung. Eine Fahrt über eine Mecklenburger Obstbaumallee wurde nicht selten zu einer Rutschpartie durch Mus und Kompott. Die meisten dieser Früchte verrotteten, mit ihnen Potenzial für Sprösslinge alter und wertvoller Sorten. Zur gleichen Zeit wurde auf der anderen Seite über die Nicht-Finanzierbarkeit des EU-Schulobstprogramms gestritten und Bioläden boten Früchte aus Neuseeland und Südafrika an.

Genau hieraus entstand letztendlich die Idee, Mundraub wieder salonfähig zum machen. Entwickelt und umgesetzt wird das Projekt von einem kleinen Team aus Deutschland, Dänemark und Kanada. Die fünf Protagonisten wollen nicht nur eine rein technische Lösung anbieten, sondern eine Reihe von positiven Effekten auf Gesellschaft und Landschaft initiieren.

Regional Werte schaffen

Mundraub hat das Potenzial, viele kreative Akteure zusammen zu bringen, die für sich und ihre Regionen Werte schaffen und Werte bewahren. So soll beispielsweise Mundraubsaft in ortsansässigen Lohnmostereien produziert werden und der ländliche Tourismus durch Mundraub-Aktionen während der Erntesaison eine Aufwertung erfahren. Von Betriebsausflügen und Schulwandertagen zur nächsten Obstbaumallee wird das Raubgut in Form von gepresstem Saft mitgebracht, welcher dann monatelang in Büros und Klassenzimmern fließt. Ein rundum gelungenes Projekt also, das volle Unterstützung von jedem Obstbaumbesitzer verdient.

Raubzüge zulassen – Obstbäume melden

Wer Obstbäume im Garten oder auf Grundstücken der Familie hat, die selbst nicht leeressen kann, der kann sie bei www.mundraub.org melden. Oder wenn Ihre Gemeinde Alleen oder Streuobstwiesen besitzt,die niemand nutzt, dann sprechen Sie doch den Bürgermeister an und tragen Sie das Projekt „Mundraub“ vor. Die freigegebenen Bäume werden dann getaggt und auf der mit Googlemaps verbunden Karte auf der Webseite der Initiative vermerkt. Wichtig ist, dass die Bäume nicht mit Pestiziden gespritzt werden, um die Nachhaltigkeitseffekt in vollem Umfang zu garantieren und besser für die Umwelt und die Gesundheit aller „Obst-Diebe“ ist es natürlich auch.

Was es Neues über das Projekt gibt und ausgefallene Rezepte für das Verarbeiten von allem, was in der Natur wächst, kann man auf dem Blog der Initiative MUNDRAUB erfahren. Wer Freude daran findet, kann sich mit der Initiative in Verbindung setzen und auf seine Weise mitmachen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 31. Mai 2010.

Weitere CSN-Blogs über tolle Umweltprojekte:

Gedicht: PSYCHO

Psycho


Kennst du

den Slogan

von den

Psychologen

die eingebildete

MCS

sei sofort vorbei

wenn man von

seinen Problemen schrei —

Einmal nur zum

Psychologen

und dann hörst du

seinen Slogan

ja, dann kannst du

alles riechen

und musst

nicht mehr

länger kriechen —

Du wirfst

deine Maske weg

herzlich willkommen

ist der Dreck

den es in der

Umwelt gibt

vielerorts

ja so beliebt

spritzen, sprühen

kein Problem mehr —

Auch die Wäsche

darf nun duften

keiner braucht mehr

für uns schuften

alles ist geheilt

und klar

nun ist es doch

endlich wahr

und es wird dir

nicht mehr schlecht —

Alles kannst du

essen

und kannst auch

vermessen

durch die Abgasqualme

ziehn

Gesundheit ist dir

nun verliehn —

Kennst du

den Slogan

vom Psychologen

einmal hin und

schon geheilt

stiehlst den

Andern

ihre Zeit

mit dem

MCS-Geschwür

setz man dich

nur vor

die Tür —

Schicken dich

zum Psychologen

der erzählt dir

seinen Slogan

machen sie sich

frei

von der Tyrannei –

MCS ist nicht

vorhanden

und sie machen

sich zuschanden —

Denken einfach

nur umpolen

dann kann man

sich

Gesundheit holen.

Kennst du

den Slogan

von dem

Psychologen

der dich durch

seine Sprüche heilt

und seine Düfte

bei dir verteilt —

fällst du dann

um

dann bist du

dumm —

Die Umwelt

ist so klar und rein

da kann das nicht

mit Ihnen sein

ich fall doch

auch nicht um

und dufte

auch ein

Abgas

grad verpuffte —

Bohnerwachs und

Sagrotan

machen mich

doch auch

nicht an

ich weiß nicht

was Sie haben

das sind doch

alles Gaben

von unsrem guten

Staat —

Man kann es

nicht

mehr hören –

diesen

Psycho-Bandsalat –

Kennst du

den Slogan

von dem

Psychologen

Arbeit macht frei

weg von

Hartz 4

dann sind

Sie dabei

Sie werden uns

wieder

Leistung bringen

um

M C S

davon

zu springen.

– –

Dieses Gedicht wurde von Mona, der “Glasprinzessin”  geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draußen in der Natur verbringen.

Autor: Mona die Glasprinzessin für CSN – Chemical Sensitivity Network, 30. Mai 2010

Mona’s Geschichte: Mona die “Glasprinzessin” ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weitere Gedichte und Geschichten zu den Themen: MCS, Umweltkrankheiten, Umwelt

EU-Rente bewilligt

Über 25 Jahre hatte die Lohn- und Finanzbuchhalterin in einer Spedition gearbeitet. Im Rahmen einer Büroerweiterung kam es zu einem Wassereinbruch. Um den Boden zu trocknen, wurde die Fußbodenheizung angestellt. Es entstanden giftige Gase und die drei Angestellten des Büros wurden krank. Im Oktober 2009 wurde der ganze Hergang von der Buchhalterin hier im Blog berichtet:

Arbeit und Renovierung im Büro – Resultat: Diagnose MCS

Jetzt gibt es Neues:

Aufgrund meines Rentenantrages im August 2009 wurde ich von der Rentenversicherung zu verschiedenen Gutachtern geschickt: u.a. zu einem Umweltmediziner und zu einem Arzt für Neurologie und Psychiatrie. Sie begegneten mir mit mehr oder weniger Verständnis für MCS.

Eine gute Nachricht – Rente bewilligt

Aber: Anfang Mai bekam ich meinen Rentenbescheid. Rückwirkend ab 01.03.2010 erhalte ich volle EU-Rente, befristet bis 31.07.2012. Für mich persönlich ist das ein großer (Teil-) Erfolg.

Bis zur Bekanntgabe des Rentenbescheides war ich arbeitslos gemeldet. Die Sachbearbeiterin vom Arbeitsamt zeigte sich übrigens sehr verständnisvoll für meine gesundheitlichen Probleme. Ich musste monatlich lediglich zwei Bewerbungen abgeben und wurde nicht zur Teilnahme an irgendwelchen „Fortbildungen“ oder „Maßnahmen“ verpflichtet. Auch das sehe ich als positive Erfahrung.

Begutachtung Uni-Klinik für Arbeits- u. Umweltmedizin in München

Das Sozialgericht vereinbarte wegen der Klage gegen die Berufsgenossenschaft für mich auch noch einen Termin an der Uni-Klinik für Arbeits- u. Umweltmedizin in München, den ich im April wahrgenommen habe.

Die Untersuchung wurde geleitet von Prof. Dr. med. Nowak, der Studien zu MCS betrieben hat. Seine Mitarbeiterin, Frau Dr. med. Lux, begann um 8.30 Uhr mit der Aufnahme meiner Krankengeschichte und einer Blutentnahme. Wegen meiner erhöhten Leberwerte durfte ich 15 Ampullen füllen.

Für die sehr umfassende Ultraschalluntersuchung wurde eine weitere Fachärztin hinzugezogen. Bei der nächsten Kollegin verbrachte ich fast drei Stunden. Sie erklärte mir zunächst, dass ich die folgenden Tests jederzeit abbrechen könnte. Für den Provokationstest saß ich in einer Prüfkammer (Glaskasten mit Inhaliergeräten), und bei jeder neuen Einatmung bekam ich etwas mehr „Straßenstaub“ verabreicht. Die Kurvenparameter sollten zeigen, ob Lunge und Atemwege generell empfindlich auf Reize reagieren. Ständig wurden dabei das Lungenvolumen und der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen. Die Blutentnahme erfolgte aus dem Ohrläppchen, das vorher mit Bienengift eingerieben worden war. Während des Untersuchungstages hatte ich einen Blutdruck von 190/90.

Erst kurz vor Schluss war deutlich ein unangenehmes Kratzen im Hals zu spüren. Um die Lunge wieder schneller zu entkrampfen, konnte ich nach eigenem Ermessen ein Aerosol inhalieren, das auch bei Kleinkindern angewendet wird. Es folgten ein Belastungs-EKG und ein Allergietest. Anschließend wurde ich noch geröntgt.

Als ich gegen 15.00 Uhr entlassen wurde, hatte ich zwar noch immer MCS, aber keinerlei nachweisbare Allergien und keine Schäden an den untersuchten Organen. Von den Ärzten/innen dort habe ich den Eindruck, dass sie „uns“ gerne helfen würden, wenn sie könnten.

Untersuchungsergebnis

Ergebnis der Untersuchungen: es kann dennoch nicht bewiesen werden, dass meine MCS und die erhöhten Leberwerte von der Schadstoff-Exposition in den Büroräumen kommen. Auch steht MCS nicht auf der Liste der Berufskrankheiten, erklärte mir Prof. Nowak.

Hoffen wir das Beste

Einen Verhandlungstermin in Sachen Berufsgenossenschaft gibt es zwar noch nicht, aber vielleicht treffen mein Kollege und ich auf verständnisvolle Richter.

„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ (Vaclav Havel)

Autor: B. G. für CSN – Chemical Sensitivity Network, 28. Mai 2010

Teil 1: Arbeit und Renovierung im Büro – Resultat: Diagnose MCS

Weitere interessante CSN Artikel zum Thema:

Klimaanlagen im Auto – demnächst nur noch mit toxischen Chemikalien erhältlich

Deutsche Autohersteller vollziehen bei Autoklimaanlagen 180-Grad-Kehrtwende

Deutsche Automobilindustrie bricht erneut ihr Wort beim Klimaschutz – Fahrzeugklimaanlagen in neuen Pkw-Modellen sollen ab 2011 nicht mit einem natürlichen Kältemittel, sondern mit dem gefährlichen Chemikaliencocktail 1234yf befüllt werden – Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) fordert Rücktritt von VDA-Präsident Wissmann

Berlin, 27. Mai 2010: Die deutsche Autoindustrie bestätigt beim Umweltschutz einmal mehr ihr „taktisches Verhältnis zur Wahrheit“. Nun ist es amtlich, dass die im Verband der Automobilindustrie (VDA) zusammengeschlossenen Hersteller erneut die Öffentlichkeit und Politik getäuscht haben. So lautet der Kernvorwurf der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH), nachdem der Verband der Automobilindustrie (VDA) Ende vergangener Woche erklärt hat, in Zukunft flächendeckend die giftige und brennbare Chemikalie 1234yf der Chemieriesen Honeywell und Dupont in Fahrzeugklimaanlagen einsetzen zu wollen. Im Jahr 2007 hatte sich VDA-Präsident Matthias Wissmann unmittelbar vor der so genannten „grünen IAA“ in Frankfurt/M. damit gebrüstet, dass die deutsche Autoindustrie als Reaktion auf eine entsprechende EU-Richtlinie zeitnah auf das natürliche und umweltfreundliche Kältemittel R744 (CO2) umsteigen und die Arbeit an chemischen Alternativen einstellen werde.

Die deutschen Fahrzeughersteller hätten seit ihrem damals als wegweisend bewerteten Beschluss jedoch nicht das Geringste unternommen, um ihn umzusetzen, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Obwohl CO2-Klimaanlagen von Zulieferbetrieben seit Jahren zur Serienreife entwickelt sind und beispielsweise zukünftig Berliner Stadtbusse kühlen sollen, haben die deutschen Autobauer seit dem Beschluss von 2007 nie einen entsprechenden Auftrag für Klimaanlagen auf CO2-Basis erteilt. Seit zwei Jahren weist die DUH auf das Fehlen jeglicher Aufträge für CO2-Klimaanlagen hin und warf dem VDA als Propagandaorganisation der deutschen Autobauer Wortbruch vor. Jedes Mal wies der VDA die Enthüllungen der DUH mit dem Gestus der Empörung zurück und versprach, sein durch den VDA-Präsidenten gegebenes Wort einzuhalten.

„Entweder hat sich Matthias Wissmann als Verbandspräsident von seinen Mitgliedsunternehmen vorführen lassen oder aber er war von Anfang an Teil dieses Komplotts zur Täuschung der Öffentlichkeit. Beides ist ein unabweisbarer Grund zum Rücktritt“, erklärte Resch. Der DUH-Geschäftsführer erinnerte daran, dass die Autoindustrie die exakt gleiche Taktik zuvor schon einmal angewandt habe. Ende der 1990er Jahre hatte sie sich verpflichtet bis 2008 beim Klimaschutz einen Flotten-Emissionswert von 140 Gramm CO2 pro Kilometer einzuhalten. Obwohl bereits seit 2005 absehbar war, dass dieses Ziel verfehlt werde, brachten die Autobauer immer neue Spritfresser auf den Markt und erklärten gleichzeitig, dennoch die EU-weit verbindlichen Klimazielwerte für 2008 zu erreichen. Tatsächlich wurden sie grandios verfehlt, seitdem kämpft der VDA mit seinem Mitgliedsunternehmen in Brüssel für eine Aufweichung auch der nächsten Klimaschutzziele.

Die nun verkündete, offizielle 180-Grad-Kehrtwende und damit Aufhebung des VDA-Vorstandsbeschlusses aus dem Jahr 2007 für die zukünftige Verwendung natürlicher Kältemittel in Fahrzeugklimaanlagen wurde nach Informationen der DUH mit Absicht erst nach dem Kanzler-Gipfel zur Elektromobilität veröffentlicht. Nun soll also der von Honeywell und DuPont entwickelte Chemiecocktail 1234yf in Autoklimaanlagen zum Einsatz kommen. Die DUH hatte die brennbare Chemikalie in zwei simulierten Fahrzeugbränden untersucht und dabei festgestellt, dass dabei hochgiftige Flusssäure entweicht.

Als Grund für 1234yf verweist der VDA darauf, dass Hersteller in anderen Ländern sich ebenfalls so entschieden hätten. „Der Hinweis auf das Ausland ist durchsichtig. Gerade die deutschen Autobauer haben bisher stolz neue Innovationen eingeführt. Nur wenn es um den Klimaschutz geht, versteckt man sich hinter der Masse. Daraus wird deutlich, wie wenig glaubwürdig die Bekenntnisse der deutschen Autobauer zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind“, sagte Resch.

„Nach Informationen der DUH ist die Entscheidung für 1234yf und gegen das umweltverträgliche Kältemittel CO2 auch in deutschen Autokonzernen selbst hoch umstritten“, sagte Eva Lauer, die Projektleiterin der DUH. „Wir wissen von Technikern, die diese Entscheidung für unverantwortlich halten“, erklärte Lauer auch unter Hinweis auf das Umweltbundesamt und das Bundesumweltministerium, die sich beide seit Jahren für das natürliche Kältemittel stark gemacht hätten und vor den Gefahren von 1234yf warnen.

Vermutlich sei es kein Zufall, dass die Chemiegiganten Honeywell und DuPont exakt zum Zeitpunkt der deutschen Entscheidung die Bildung eines Joint Venture zur Konstruktion, zum Bau und zum Betrieb einer „Produktionsstätte von Weltmaßstab“ für das neue Kältemittel ankündigten. Es gehe um ein gigantisches Geschäft, weil auf der Welt nach Angaben der Unternehmen 400 Millionen Fahrzeuge mit Klimaanlagen auf den Straßen seien. Wegen der Monopolstellung der beiden US-Firmen werden die deutschen Autohersteller die Preisvorgaben von Honeywell und DuPont für das Kältemittel 1234yf akzeptieren müssen.

Resch: „Wir werden diesen erneuten Wortbruch der deutschen Automobilindustrie nicht tatenlos hinnehmen. Wir werden die Öffentlichkeit über die mit dem brennbaren Chemiecocktail verbundenen Gefahren in geeigneter Weise aufklären. Außerdem halten wir eine Neubewertung der für viele Aktienfonds wichtigen Nachhaltigkeitsrankings nun zwingend erforderlich. Es kann nicht sein, dass Unternehmen als vermeintlich nachhaltig gelten, die beim Klimaschutz konsequent gegen Recht und Gesetz verstoßen und seit drei Jahren die Öffentlichkeit beim Thema Autoklimaanlagen belogen haben.“

In Europa ist ab Januar 2011 die Verwendung des bisherigen Kältemittels R134a in Autoklimaanlagen neuer Fahrzeugtypen verboten. Das Kältemittel R134a zählt zu den im Kyoto-Potokoll aufgeführten Treibhausgasen, die reduziert werden müssen. Das Europäische Parlament hat einen Ausstiegsplan dafür festgelegt, wörtlich heißt es: „Nach dem 01. Januar 2011 dürfen keine neuen EG-Typgenehmigungen für Personenkraftwagen und leichte Nutzfahrzeuge erteilt werden, wenn die im Fahrzeug enthaltene Klimaanlage darauf ausgelegt ist, fluorierte Treibhausgase mit einem GWP-Wert über 150 zu enthalten.“

Unter DHU Film Klimaanlagen dokumentieren zwei Brandtests, dass das chemische Kältemittel 1234yf eine leicht entzündliche und im Brandfall toxisch wirkende Chemikalie ist. Untersuchungen der DUH und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) sowie des Umweltbundesamtes hatten die negativen Folgen bei einem Autounfall für Fahrer und Rettungspersonal aufgezeigt.

Literatur: Pressemitteilung, DUH, Berlin, 27. Mai 2010

Photo: DHU

Zusätzliche Informationen finden Sie auf der DHU Webseite: Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)

CSN Artikel zum Thema Schadstoffe im Auto:

Seit 25 Jahren krank durch Holzschutzmittel

Der Marathon fand statt, aber anders als geplant

1977 (16 Jahre alt) begann ich eine Lehre in einer Holzgroßhandlung. Ich war bis zu dem Zeitpunkt gesund, keinerlei Problem. Ich war sehr sportlich und habe immer Fußball gespielt. Etwa ein Jahr später bekam ich in unregelmäßigen Abständen immer wieder einseitige Taubheitsgefühle, vom Fuß beginnend, über die Hand, den Rücken ins Gesicht, Mund und den Rest vom Kopf. Dabei konnte ich nicht mehr sprechen. Die Sprachfähigkeit stellte sich erst wieder ein, wenn dieses taube Gefühl im Kopf weg war. Naja, in dem Alter denkt man sich bei manchen Dingen nicht viel, zumal dann wieder alles in Ordnung war wie immer.

Krankenhaus statt Marathon

Dies ging bis 1985. Ich hatte geplant, meinen ersten Marathon zu laufen. Stattdessen lag ich dann acht Wochen im Krankenhaus. Was war passiert? Ich hatte wieder mal so eine Taubheitsattacke. Ich lies mich nach Hause fahren und war dermaßen müde, dass ich mich nicht mehr wach halten konnte. Als ich aufwachte, war mir nur schlecht. Ich dachte, das geht wieder weg. Am nächsten Tag ging ich wieder arbeiten, irgendwie ging es mir nicht besser und ich bin nach zwei Stunden wieder nach Hause. Am nächsten Tag ging ich zum Arzt und wurde für den Rest der Woche krankgeschrieben.

Eine Abwärtsspirale begann

Montags war mir immer noch schlecht. Wieder zum Arzt, noch eine Woche krankgeschrieben. Sonntagabend, ich hatte schon zwei Kilo abgenommen, mir ging es immer schlechter und ich fing an zu zittern. Ich hielt es nicht mehr aus und sagte meiner Mutter, sie sollte den Notarzt rufen. Ich lag inzwischen im Bett und zitterte wie Espenlaub. Der Arzt kam und mein Blutzuckerwert war auf 25 abgesackt. Er hängte mich an einen Tropf und mir ging es schlagartig wieder gut. Dann traf der Krankenwagen ein und ich kam ins Krankenhaus, acht Wochen. Mir ging es schon am anderen Morgen nach der Einlieferung wieder schlecht. Mir wird schwindlig in Fahrstühlen und ich bekam nach dem Frühstück immer Herzrasen. Ohne einen Befund wurde ich wieder entlassen. 3 Tage war ich dann noch in der Mayo – Klinik in Wiesbaden, am letzten Tag beim Psychologen. Psychosomatische Ursache die Diagnose! Ich war stinksauer und konnte es nicht fassen. Mir geht es nur schlecht und alle sagen, ich bin gesund.

Oberstes Ziel: Funktionieren

Zwei Wochen war ich noch krankgeschrieben, dann ging ich wieder arbeiten, obwohl es mir noch immer schlecht ging. Inzwischen fühlte ich mich jeden Tag wie unter Strom, hatte jeden Tag Kopfschmerzen, Probleme mit dem Neonlicht in der Firma, und das alles über Jahre hinweg. Das war der Horror. Laufen konnte ich nicht mal mehr 6 Kilometer, egal was ich versuchte. Bis 1989 habe ich in dem Holzgroßhandel noch ausgehalten, dann habe ich gekündigt und war für sechs Monate bei einem Lieferanten. Weniger Stress, mehr Gehalt, aber mir ging es nicht besser. Dann habe ich dort aufgegeben. Ich hatte kurz vorher ein sehr gutes Angebot bei Beiersdorf im Außendienst abgelehnt, weil es mir schlecht ging, was aber niemand wusste. Ich habe immer versucht, irgendwie normal zu funktionieren.

Kranke unerwünscht

1990 habe ich noch einen Versuch bei Portas gestartet, wo ich dann in der Probezeit entlassen wurde, weil ich mich hatte krankschreiben lassen – ich konnte nicht mehr. Die haben gesehen, was los war und haben mich natürlich gleich entlassen. Ich hatte mich dann selbständig gemacht mit einem Schreiner, den ich vom Großhandel kannte. Wir haben zusammen gearbeitet, vier Monate. Da hatte ich noch eine private Krankenversicherung. Mein Hausarzt wollte eine Behandlung auf Verdacht durchführen und ich sollte eine Kostenbeteiligung bei der Versicherung beantragen. Die warfen mir vor, ich hätte eine Krankheit nicht angegeben und habe mir den Vertrag gekündigt. Es wurde ja nie etwas diagnostiziert!

Der Amtsarzt sagt: Sie sind gesund!

Ich meldete mich beim Arbeitsamt. Damals war das noch nicht so ein Stress und Druck wie heute. Sechs Jahre war ich bei denen. Ich hatte meine Ruhe, aber mir ging es nicht besser. Inzwischen hatte ich noch Magen – Darmprobleme und sehr oft Sodbrennen. Mir wurde bei einer Untersuchung die Wirbelsäule punktiert, ohne Ergebnis. Inzwischen nervte mich das Arbeitsamt. Ich sagte, dass ich schon seit Jahren krank wäre. Ich musste zum Amtsarzt, der sagte, ich sei gesund. Die wollten mich zum Spargelstechen schicken und ich sagte, ich kann nicht. Ich musste einen Schrieb unterschreiben, dass ich krank wäre und dann haben sie mich rausgeworfen! Zum Sozialamt wollte ich nicht gehen, da ich ja auch keine Krankheit nachweisen konnte. Voll arbeiten ging auch nicht, also, wieder selbständig, um irgendwie über die Runden zu kommen.

Wieviel kann/muss man aushalten?

Zum Glück hatte ich mir den Dachboden bei meinen Eltern ausgebaut und musste zu der Zeit noch keine Miete bezahlen. Keine Krankenversicherung und keine Rentenversicherung, dafür reichte es nicht. Das habe ich bis 2008 so gemacht. Niemand wusste die ganzen Jahre, wie es mir wirklich geht. Einem Arzt sagte ich mal, dass ich es nicht mehr aushalten würde. Der gab mir Psychopharmaka, abends eine Tablette, sagte er. In der Nacht flog ich wie ein Vogel durch Hochhausschluchten. Ich wachte morgens auf, hatte die verschiedensten Töne in den Ohren, ich war total zugedröhnt. Ich musste auf Toiletten, wurde beim Aufstehen ohnmächtig und knallte mit dem Kopf auf den Nachttisch. Als ich wieder aufwachte, schleppte ich mich auf die Toilette, wo ich wieder ohnmächtig wurde und auf den Boden fiel. Ich weiß nicht, wie lange ich da gelegen hatte. Ich schleppte mich wieder ins Bett, hatte Tränen in den Augen und fragte mich, wie lange das noch so weiter gehen soll. Dem Arzt sagte ich, dass ich die Tabletten nicht mehr nehmen würde. Ich hatte später irgendwann doch die Anleitung gelesen, da stand: man sollte morgens die Tablette nehmen!!

Das Vertrauen in Ärzte schwand dahin

Bei fünf Ärzten war ich in der Zeit bis 2009. 2001 habe ich selbst festgestellt, dass ich keinen Kaffee, keinen Tee (von beidem stand ich immer unter Strom), keine Farbstoffe und Konservierungsstoffe vertrage. Den Arzt hat das wenig interessiert. Ein gebrochenes Schultergelenk wurde bei mir nach einem Sturz auch nicht erkannt, erst nach drei Monaten. Seit 1980 hatte ich erhöhten Blutdruck, erst seit einem halben Jahr bekomme ich dafür Tabletten, wie auch für meine Magenprobleme Säureblocker. Oft habe ich mir gewünscht, morgens einfach nicht mehr aufzuwachen, weil ich nicht wusste, wie ich den nächsten Tag überstehen sollte.

Die Taubheitsattacken kommen von Nahrungsmittel die ich anscheinend nicht vertrage. Allen Ärzten hatte ich meinen Verdacht auf eine Schadstoffbelastung geschildert, niemand ist dem nachgegangen! Alle Ärzte habe ich der Ärztekammer gemeldet, niemand ist sich einer Schuld bewusst, alles wurde abgewiegelt.

Heilpraktikerin kam Vergiftung auf die Spur

2007 bin ich durch Zufall durch meine Freundin zu einer Heilpraktikerin gekommen, die sich seit über 30 Jahren mit Schadstoffen und Allergien befasst. Die stellte mir sofort ganz gezielte Fragen, sodass ich fragen musste, woher sie weiß, wie es mir geht und welche Probleme ich habe. Der erste Mensch, der mich verstanden hatte, aber zu spät, sie konnte nichts mehr tun. Das war ein Schock für mich. Ich hatte immer gehofft, dass mir irgendwann irgendjemand helfen könnte. Sie erklärte mir jedoch diese negativen Dinge nicht. Die Diagnosen habe ich mir selbst im Internet übersetzt und es dauerte über ein Jahr, bis ich das alles verstanden hatte.

Krank? Dann ist man nichts mehr wert

Dass es zu spät sei, das hatte ich meiner damaligen Freundin, die ich schon über 20 Jahre kannte samt Familie, aber nur 9 Monate mit ihr zusammen war, nicht gesagt. Ich wollte sie damit nicht belasten. Sie hatte damals den Ausbruch der Krankheit noch miterlebt und mich im Krankenhaus besucht. Damals ging ich wegen der Krankheit keine Beziehung mit ihr ein und ich hatte sie dann über 20 Jahre nicht mehr gesehen. Man könnte sage, dass sie die Liebe meines Lebens war, bis zu diesem Zeitpunkt. Als sie erfuhr, dass ich nicht regelmäßig arbeitete, was ja für mich schon seit Jahren normal war, sagte sie, ihr würde das gar nicht gefallen und ihr Ex wäre ja bald mit seiner Ausbildung fertig. Außerdem musste ich mir vor einer Feier sagen lassen, ich solle mich mit dem Essen zurück halten, sie hätte keine Lust wegen mir früher nach Hause zu fahren. Das war ein starkes Stück!

Schnödes „Good bye“ per E-Mail

Drei Wochen später wurde ich per Email vor die Tür gesetzt, sie ist wieder mit meinem Vorgänger zusammen, den sie abserviert hatte, weil er arbeitslos wurde. So viel zu Toleranz und Beistand bei Krankheit (wie mies kann man denn sein, sie war nur wegen meiner Visitenkarte mit mir zusammen war). Ich hatte vorher noch ihre komplette Küche umgebaut und eine neue zu meinem Einkaufspreis eingebaut, Rasen gemäht, Hecken geschnitten, Wurzeln ausgegraben, ohne Rücksicht auf mich. Alles ohne ein Danke. Diesen miesen Abschuss habe ich bis heute nicht verkraftet. Ich kann so viel Hinterhältigkeit immer noch nicht fassen. Noch nie habe ich mich im Leben so gedemütigt und wie Dreck behandelt gefühlt.

Rundum fertig

Inzwischen legte ich meinem Hausarzt die Diagnosen der Heilpraktikerin vor und drohte ihm mit den Medien. Diagnose der Heilpraktikerin: Reduzierter Allgemeinzustand als Folge von Schadstoffbelastung, periphere Durchblutungsstörungen, MCS, multiple Nahrungsmittelempfindlichkeiten – und Allergien, vegetative Dystonie infolge endogener – und exogener Stressbelastung, lymphatische – allergische Diathese, Vitamin B12 Mangel.

Ich habe bei einigen Lebensmitteln wahre „Erdbeben“ in mir, bis zu Durchfällen über den ganzen Tag, habe mit Licht vor allem beim Einkaufen Probleme, meine Kopfhaut fühlt sich irgendwie wie Leder an und ist durch anfassen mit kalten Fingern nicht richtig kälteempfindlich. Ich fühle mich leer vor allem im Kopf und habe das Gefühl, dass in meinem Kopf ein Stein ist statt ein Gehirn. Sehstörungen, ich vergesse manchmal Worte beim Sprechen oder Dinge die ich tun wollte, kann mich nicht mehr von richtig von Anstrengungen erholen, bin schnell gereizt oder genervt, schaffe es immer noch nicht mehr als 7 Kilometer zu laufen, was ich auch ganz aufgegeben habe.

Bei den Taubheitsattacken sehe manchmal auf einem Auge gar nichts mehr und habe bis zu drei Tagen Migräne. Öfters habe ich Kopfschmerzen, ich habe oft Ohrensausen, häufig ist mir so hundeelend, dass ich glaube ich sterbe. Ich weiß seit 25 Jahren nicht mehr wie es ist, wenn man sich gut und normal fühlt. Ich fühle es gibt in meinem Gehirn keine Endorphine mehr oder nur noch sehr wenige, fühle mich antriebslos, Schilddrüsenunterfunktion (auch nicht erkannt, oder nichts dagegen unternommen). Drei Seiten mit Lebensmitteln hatte die Heilpraktikerin mir ausgedruckt, die ich mehr oder weniger vertrage. Manchmal reagiert mein Körper auch schon auf Dinge die ich immer vertragen habe.

ARGE – Das Grauen nimmt seinen Lauf

Juli 2008 habe ich ganz aufgegeben und mich bei einer ARGE angemeldet, ALGII. Das wollte ich so lange wie möglich vermeiden. Wer dort schon mal war, weiß warum – das ist das Grauen. Menschenunwürdig und man ist rechtlos. Mein Antrag wurde über vier Monate bearbeitet und dann mit dem Hinweis abgelehnt, wenn ich einen Verwertungsausschluss für meine Lebensversicherung beigefügt hätte, wäre er genehmigt worden! Woher sollte ich das wissen? Bis heute klage ich dagegen, schon mit dem zweiten Anwalt. Mein aktueller Rentenbescheid beläuft sich auf 359€. Erst Anfang Dezember 2008 bekam ich Leistungen, aber nur einen Teil, weil mir ein durchschnittlicher Umsatz vom Vorjahr abgerechnet wurde, den ich gar nicht mehr hatte. Außerdem ging es wieder zum Amtsarzt.

Gehen Sie mal zum Umweltarzt

Ich legte dem Amtsarzt ein Schreiben von mir und die Diagnose der Heilpraktikerin vor. Er sagte mir, er würde mir ja alles glauben, aber Heilpraktiker seien nicht anerkannt, ich solle zu einem Facharzt für Umweltmedizin gehen. Mein Hausarzt wollte noch mal mit dem Amtsarzt telefonieren, was er vergas. Ich hakte nach und er besprach mit ihm, dass ich für drei Stunden täglich arbeitsfähig sei, damit mich das Kreisamt (ARGE) nicht mehr „piesacken“ würde. Ich könnte noch zu einem Umweltarzt gehen, aber für mich würde sich sowieso nichts mehr ändern. Auf Deutsch: Sieh zu wie du klar kommst.

Also suchte ich so einen Umweltarzt und bei mir im Ort war so eine Ärztin. Bei meinem Termin war ich gerade mal zehn Minuten bei der guten Frau. Sie fragte, was sie da jetzt noch tun sollte. Ich habe mich dann einfach verabschiedet und bin gegangen. Wollen Ärzte Patienten eigentlich noch helfen oder kassieren die nur die Krankenkassen und die Privatpatienten ab???

Und wieder ausgetrickst

Meinen Hausarzt sagte ich, dass ich eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung hätte. Dafür würde es nicht reichen, sagte er mir. Acht Monate später meldete sich meine Versicherung, der Neue, der die Vertretung übernommen hatte. Er kam vorbei und ich schilderte ihm mein Fall. Da ich mehr als 50% arbeitsunfähig sei, hätte ich die Versicherung in Anspruch nehmen können, jetzt war es zu spät, da ich sie gekündigt hatte, weil ich sie nicht mehr bezahlen konnte. Toll!!

Na, dann werden Sie doch Heilpraktiker

Ich suchte mir einen neuen Hausarzt, legte dem alles vor. Der fragte was ich arbeite. Ich: „seit 1990 bin ich nicht mehr angestellt, ich beziehe ALG II“. Er meinte, ich hätte sicher einiges drauf um arbeiten zu können. Ich sagte ihm, er hätte keine Ahnung was ich die Jahre mitgemacht hätte. Er dann, ich könnte ja einen dreimonatigen Lehrgang machen, um Heilpraktiker zu werden. Was für ein Schwachsinn. So etwas muss man sich noch zu alledem anhören. Man kommt vom Regen in die Traufe.

ARGE Sachbearbeiter war MCS kein Fremdwort

Vor Wochen musste ich zu meinem Fallmanager bei der ARGE, der mich vermitteln wollte. Dem legte ich auch wieder alles vor. Wie ich das langsam leid bin, jedem alles wieder neu zu erklären. Aber der verstand mich sogar und kannte MCS. Ich erklärte ihm, es wäre wohl sinnlos irgendwo zu arbeiten, wenn man sich nicht gut fühlt und die Hälfte der Zeit deshalb nicht arbeiten kann, bzw. das Haus nicht verlassen kann. Jetzt muss ich wieder zum Amtsarzt, weil die Einstufung nur für ein Jahr gilt. Ich muss also bis zur Rente jedes Jahr dort hin und von 359€ leben. Wer macht solche Gesetze??? Ist ein Mensch der krank ist gar nichts mehr wert??? Er würde mich nicht vermitteln und ich solle jeden Monat drei Proforma-Bewerbungen schreiben. Ich dachte, ich spinne!

Ausgemustert wie ein kaputter Roboter – Ist das OK?

Noch nie im Leben hatte ich Schulden. Durch die ARGE ist das jetzt der Fall. Mir wurde von meinem Sachbearbeiter der ARGE gesagt, dass meine Eltern ja meine Vermieter seien, die würden mir sicher Mietaufschub gewähren!! Wo anders wäre mir schon die Wohnung gekündigt worden und ich würde auf der Straße stehen.

Ich war mein Leben lang im Verein und war im Motorradclub. Das kann ich mir alles nicht mehr leisten. Ich überlege schon, ob ich mich nicht wieder bei der ARGE abmelde und mein Gewerbe wieder anmelde, ohne Kranken- und Rentenversicherung. Es ist nur noch demütigend und menschenverachtend. Ich gebe zu, man denkt, wenn man so etwas erlebt, darüber nach, ob man so weiter leben möchte. Ich weiß nicht, wie ich das Ganze alles bis heute ausgehalten habe.

Ich wünsche mir Toleranz und Anerkennung meiner Krankheit. Ich war Formaldehyd, Lösungsmitteln, Kunststoffen, Farben, Lacken, Holzschutzmitteln (auch Xyladecor) und Leimen fast 13 Jahre lang ausgesetzt. Zusätzlich hatte ich das Ganze noch in meiner Wohnung, die ich zusätzlich nach Ausbruch der Krankheit auch noch ausgebaut habe. Aber ein Mensch ist in Deutschland nur noch etwas wert, wenn er gesund ist und Arbeit hat. Ich verweigere jede Wahl, da ein Politiker nicht mehr für mich wählbar ist und es niemanden mehr um die Menschen geht, sondern nur noch um Geld und Macht!

Autor: Michael Hundsdorf für CSN-Chemical Sensitivity Network, Mai 2010

Weitere Artikel zum Thema Holzschutzmittel und krank durch den Beruf:

Umweltmedizin: Ihr habt es in der Hand, Teil II

Die Auseinandersetzung mit Bullshit, wie der Psychothese, wird weltweit geführt und weltweit liegt der Fehler darin, dass das juristische Motiv der Gegenseite nicht aufgedeckt wird und das alle Kritiker den Bullshittern letztlich den Weg ebnen, indem sie die Fiktion einer wissenschaftlichen Diskussion aufrechterhalten.

Wer Teil I verpasst hat > Umweltmedizin in Deutschland, ganz gemäß Al Gore: Ihr habt es in der Hand

Rechtsstaat und Wahrheit

In Sachen Umweltrecht ist der Stand der Wissenschaft das, was den Rechtsstaat ausmacht. Es ist sozusagen die normative Festlegung der Wahrheit; denn daran haben sich Gutachter zu halten. Wenn sie vom Stand der Wissenschaft abweichen, handeln sie ungesetzlich. In Sachen Umwelterkrankungen sind dies ca. 95 – 99% der Gutachten. Welche Konsequenzen das im Einzelfall haben kann, kommt auf die Formulierungen in der Akte an. Diese starke Rechtsposition wird aber von der Seite der Patienten und Umweltaktivisten nicht genutzt.

Dazu muss der Rechtsbegriff des „allgemein anerkannten Standes der wissenschaftlichen Erkenntnis“ verstanden und umgesetzt werden. Die konkreten Fakten stehen in der Ärzteinformation. Die Ärzte müssen erkennen, dass es keinen Grund gibt, MCS nicht zu diagnostizieren und dass es keine speziellen Erkenntnisse erfordert. Die Anwälte sollen erkennen, dass sie das auch Einklagen können (korrekte Anwendung des Standes der Wissenschaft) und dass stets zu prüfen ist, ob sich der Gutachter strafbar gemacht hat (Prozessbetrug, Körperverletzung).

Ein folgenschweres Missverständnis

Der Stand der Wissenschaft wird aber meist mit „neuesten Erkenntnissen“ verwechselt. Er ist aber ganz im Gegenteil notwendigerweise immer veraltet, da Konsensbildung Zeit benötigt. Im Falle der Umwelterkrankungen wird er übersehen, weil er schon (wieder) vergessen worden ist oder nie zur Kenntnis genommen wurde. Das ist der Kardinalfehler der bisherigen Debatte. Das Auswahlkriterium ist sehr einfach, je neuer ein Test oder ein Parameter ist, desto weniger ist er geeignet bei der Durchsetzung der Anerkennung zu helfen. Deshalb sind die alten Grundlagen so wichtig.

Wenn man etwa SPECT und TE, schwache und starke Entgifter, PET u. CFS/TE, Typ IV Allergien und LTT ausschließlich thematisiert, ist es so, als begänne man beim Hausbau mit dem Dach. Man muss zunächst den Stand der Wissenschaft darstellen, denn der ist maßgebend. Da er aber ignoriert wird – von den einen mit Absicht, von den anderen aus Unkenntnis – gehen die Verfahren verloren und die Anerkennung der Umweltkrankheiten wird auf den St. Nimmerleinstag verschoben. Es ist also bereits die Themenauswahl, die den Weg zur Anerkennung bereitet oder verbaut.

Im übrigen, lassen sich Innovationen zum Stand der Wissenschaft erheben und leichter durchsetzen, wenn man auf dem bestehenden Stand der Wissenschaft aufbaut. Mit anderen Worten, auch neue Tests brauchen ein Fundament: den Stand der Wissenschaft.

Die Wurzeln der Umweltmedizin

Die Juristerei verlangt manchmal eine Glaubhaftmachung. Dazu kann und muss die Darstellung der tiefen wissenschaftlichen Wurzel der Umweltmedizin genutzt werden. Das kann auch die Welt Staunen machen. Die Mehrheit glaubt, das sei alles neu. Die Mehrheit glaubt, es müsse erst geforscht werden. Gerade das ist juristisch der Grund der vielen Niederlagen. „Neues“ kann nicht „Stand der Wissenschaft“ sein. Zeigt man den breiten Fächer des Wissens, sind obendrein die Bullshitter bis auf die Knochen blamiert.

Das wird auch die Diskussion wiederbeleben. Seit 2000 sieht man immer die gleichen Gesichter in den schlecht besuchten Seminaren. „Es gibt nichts Neues“ sagte mal solch eine Tapfere. Nun kann man Tausende von Referaten mit Themen füllen, wie den „Overload“ (Rea, Band I), psychische Reaktionen durch Allergieschübe, orthomolekulare Behandlung von mentalen Erkrankungen, etc. Das ist zwar nicht mehr neu, aber es sind die Grundlagen und dem Publikum sind sie neu. Daran kann man die Forderung knüpfen, dass die Standardwerke endlich auch in anderen europäischen Sprachen zur Verfügung stehen müssen.

All dies eröffnet ein weites Feld der Möglichkeiten, die den Bullshit zersetzen können.

Die Kurve kriegen

Kommentar zu Artikel #8320 „Sind die Erkenntnisse von Paracelsus noch State oft the Art im 21. Jahrhundert?“

Sehr geehrter Herr Dr. Merz, aus ihrem sachlichen Bericht wird mehr als klar, dass die pathologische Wirkung von bestimmten Schadstoffen/Giften im Niedrigst-Dosis-Bereich wissenschaftlich längst erkannt . . . wurde.

Trotzdem versuchen bestimmte Interessengruppen, diese harten wissenschaftliche Fakten zu leugnen . . . Unverfrorenheit sowie der Dilettantismus, . . .“

So denken viele. „Unverfrorenheit“ ist richtig, „Dilettantismus“ dagegen nicht. Die wissen, was sie tun (erst die Nachahmer sind ahnungslos). Der entscheidende Denkfehler ist das Wort „trotzdem“. Es muss „weil“ heißen. Die Psychothese kam erst auf, als alles wesentlich wissenschaftlich geklärt war. Der Versuch „MCS“ in „IEI“ zu verwandeln, ist bei der WHO kläglich gescheitert (u. a. auf massiver Intervention von Frau Prof. Miller, vgl. Ashford & Miller).

Daraus kann man lernen, dass sich nicht alle ins Boxhorn jagen lassen, es aber nicht genügt, wenn man sich auf ein paar Einzelkämpfer verlässt.

Freilich haben all diejenigen Recht, die beklagen, dass es für den Einzelnen oft zuviel ist. Überfordert sind die Betroffenen, oft auch ihre Anwälte und die medizinischen Gutachter, die den Stand der Wissenschaft mit dem wissenschaftlichen Diskurs verwechseln. Diejenigen aber, die Klage erheben müssen, sollten wenigstens in die richtige Richtung marschieren. Dazu gibt es keine Alternative. Denn die falschen Richtungen seit etwa 15 Jahren haben die Niederlagen geschaffen. Ich erinnere an dieser Stelle auch an meinen Vorschlag, einen speziellen Rechtshilfefond auf den Weg zu bringen.

Autor: Dr. Tino Merz für CSN – Chemical Sensitivity Network, Mai 2010

Weitere Artikel von Dr. Merz:

Weiterführende Informationen:

MANIFEST: Wir wissen, dass sie uns anlügen

Wir wissen, dass sie uns anlügen

(ANTI-TOXISCHES MANIFEST)

Wir wissen, dass sie uns anlügen. Sie belügen uns. Wir wissen, dass sie lügen.

Für die Politiker sind wir schwarze Schafe in ihrer kontrollierten Herde.

Für die Ärzte, die uns belügen, sind wir Meerschweinchen, die sich nicht richtig benehmen können.

Für die Industrie, die uns belügt, sind wir unprofitable defekte Maschinen.

Für die Pharmafirmen sind wir der Stein in ihrem Schuh.

Die Krankheitsleugner belügen uns.

Diejenigen, die von Fortschritt reden und dabei eine Hand auf ihrer Brieftasche haben, belügen uns.

Aber wir glauben ihnen ihre toxischen Lügen nicht.

Auch wenn sie uns unsichtbar machen wollen, uns einsperren wollen in eine Krankheit und den Schlüssel wegwerfen, uns vergiften und uns den Mund verbieten, uns töten und uns unechte Blumen aufs Grab pflanzen, werden sie nicht in der Lage sein, uns einzusperren, uns ruhig zu bekommen, geschweige denn uns versch-winden zu lassen.

Wir haben keine Geduld mehr und wir sind keine braven Patienten. Wir rechtfertigen uns nicht, noch erklären wir uns selbst.

Wenn Du unter Fibromyalgie leidest, ME/Chronic Fatigue Syndrome überlebt hat, wenn Du mit Multiple Chemical Sensitivity gequält bist, dann solltest Du wissen, dass Du Dich in einem Krieg befindest. Deren Lügen verängstigen uns nicht, sie sind die Munition in diesem Krieg, der gerade erst begonnen hat.

Wenn Du glaubst, Du seist gesund, suche Dir die Seite, auf der Du stehen willst aus: Werde krank mit ihnen oder lebe mit uns.

Jetzt sind wir dran: Wir nennen unsere Krankheit beim Namen, wir entscheiden was wir wollen/brauchen, wir definieren was MCS ist.

Wir glauben deren toxische Lügen nicht.

Wir wissen dass sie lügen.

Clara Valverde & Eva Caballé, No Fun

CSN – Chemical Sensitivity Network schließt sich dem Manifest an.

Veröffentlicht am 12. Mai 2010 – Internationaler Fibromyalgia, ME/CFS und MCS Tag

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Giftiges Kinderspielzeug – Ist keiner ist zuständig?!

Eine „Chemische Keule“ zum Spielen für Kinder geeignet?

Mit meiner Schwester und meinem Neffen war ich vor kurzem auf der Maikirmes in Lingen (Ems). Mein Neffe hat bei einer Losbude gewonnen und konnte sich etwas aussuchen, es war kein Hauptgewinn, aber immerhin. Er wählte eine Plastikkeule und war mächtig stolz darauf.

Ich habe die Spielzeug-Keule fotografiert, sie stinkt unglaublich stark ätzend nach flüchtigem Benzin, Kerosin oder Diesel – nicht zu fassen. Im Auto kam der Gestank so richtig zur Geltung, es war kaum zum aushalten. Zuerst habe ich meinem Neffen gesagt, er solle die Keule draußen lagern, wegen der gefährlichen Dämpfe. Leider lag sie nicht lange dort, sondern musste unbedingt wieder ins Haus. Doch das konnte ich nicht verantworten, ich habe die Keule dann mit einem Trick sichergestellt. Ich habe sie meinem Neffen abgekauft, in eine Plastiktüte mehrfach umwickelt und vor einem offenen Kellerfenster gelagert.

Dass mein Neffe in einem Zimmer mit diesem in der Tat nur als „chemische Keule“ zu bezeichnenden Spielzeug schläft und sich aufhält, konnte ich nicht verantworten. Man muss sich auch vor Augen halten, dass diese „chemische Keule“ in den Mund genommen wird, um sie aufzupusten. Das machen die Kinder selbst, stolz wie sie auf so ein Spielzeug sind, da darf kein Erwachsener ran. Beim Aufpusten kann es nicht ausbleiben, dass giftige Chemikalien zwangsläufig auch eingeatmet werden. Wenn einem Kind plötzlich übel oder schwindlig wird, oder Kopfschmerzen beklagt werden, ein Asthmaanfall eintritt – welche Eltern kommen dann auf die Losbudengewinn als Ursache?

Welche Behörde ist zuständig für toxisches Spielzeug?

Ich bekam den Tipp, das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) zu verständigen. Eine Mail habe ich dann zum BfR, mitsamt Foto von der ätzend stinkenden Spielzeug-Keule, abgeschickt.

Jetzt wollte ich zusätzlich telefonisch etwas erreichen. Das Gesundheitsamt in Lingen (Ems) erklärte sich nicht zuständig und hat mich an Meppen verwiesen. In Meppen sagte man mir, das Gewerbeaufsichtsamt Emden sei zuständig. Das übliche Spielchen, fast immer bekommt man keinen direkten Ansprechpartner in Niedersachsen. Als ich endlich die richtige Adresse erreicht hatte, war dort natürlich der zuständige Herr ist in einer Besprechung. „Na prima“, wenn es mal wirklich ernst ist und schnell gehen muss, was dann? Also von Bürgerferne kann hier im wirklichsten Sinne gesprochen werden.

Übrigens, ich wollte das Objekt erst in einem gelben Sack (Müllsack) packen, die stinken aber auch erbärmlich, die könnte ich gleich mitschicken zur Untersuchung. Die gelben Säcke habe ich auch schon an das leicht offene Kellerfenster zum „Entmüffeln“ verbannt.

Der Herr aus Emden rief mich zurück und was schätzt Ihr, was dabei rauskam? Das Gewerbeaufsichtsamt Osnabrück sei zuständig. Also habe ich dann eine Mail mit Foto zum Gewerbeaufsichtsamt Osnabrück geschickt. Es entwickelte sich so langsam zu einer Posse, nur leider war es überhaupt nicht zum Lachen.

Hier die Antwortmail aus Osnabrück, ich musste es erst schlucken, konnte es einfach nicht glauben.

E-Mail Antwort von Osnabrück…Gewerbeaufsichtsamt

Sehr geehrter Herr …

Ihre u.a. Beschwerde habe ich an den Landkreis Meppen weitergeleitet, an das dortige Veterinäramt.

Die Zuständigkeitsregelungen im Bereich des Spielzeugs sind geteilt und führen damit unglücklicherweise häufig zu Verwirrungen. Zuständig für die Eigenschaften, die nach dem Geräte- und Produktsicherheitsgesetz beurteilt werden, ist das Gewerbeaufsichtsamt Osnabrück. Für Inhaltsstoffe von Spielzeug ist der Landkreis Meppen zuständig in seinem Aufsichtsbereich.

Für ggf. weitere Fragen bin ich unter der u.a. Telefonnummer zu erreichen.

Mit freundlichem Gruß

Im Auftrag

xxx

Hier das Antwortschreiben von der BfR, das auch zwischenzeitlich per E-Mail ankam:

Sehr geehrter Herr xx

vielen Dank für Ihre Anfrage an das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Das BfR bewertet auf der Grundlage international anerkannter Kriterien gesundheitliche Risiken, die von Stoffen oder Mikroorganismen in Lebensmitteln und verbrauchernahen Produkten (z.B. in kosmetischen Mitteln, Textilien, Lebensmittelverpackungen, Spielzeug) ausgehen können.

Für die Kontrolle von Spielzeug und ähnlichen Produkten sind jedoch die Überwachungsbehörden der Bundesländer die richtigen Ansprechpartner.

Anbei die Kontaktdaten der zuständigen Landesministerien:

http://www.bfr.bund.de/cd/5561

Zuständigkeit geklärt – es soll gehandelt werden

Also gut, dass es noch das Telefon gibt, ich habe es nun telefonisch klären können. Natürlich auch über zwei Behörden. So wie es aussieht, ist das Veterinäramt Meppen (Landkreis Meppen) zuständig. Die kümmern sich auch, müssen aber abwarten, bis die Kirmes in Nordhorn (Nachbarstadt von Lingen) ist. Dort werden Proben geholt und untersucht. Der Herr sagte auch, wenn es schneller gegangen wäre, hätten sie noch in Lingen (Ems) Proben nehmen können.

Ich habe gemeckert über solch schlechten Service der Behörden. Er will es bei der nächsten Besprechung anbringen.

Ich hoffe, dass nur noch wenige Kinder (Erwachsene) diese Plastikkeule gewonnen haben, denn der Behördenwirrwarr hier in Niedersachsen verhindert leider, das schnell reagiert werden konnte.

Autor: Energiefox für CSN – Chemical Sensitivity Network, Mai 2010

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Sekundengeschichte: „Der Mensch funktioniert ganz normal weiter…“

„… und nach dem ich Parfüm gerochen hatte, wurde ich fast ohnmächtig, mein Herz begann zu rasen, ich bekam kaum noch Luft …“

„Ja das gibt es“, versuchte der Arzt die Patientin zu beruhigen. „Das hat jeder mal. Hatten sie in letzter Zeit viel Stress?“

„Natürlich. Ich weiß ja gar nicht mehr, wo ich mich aufhalten soll. Überall Gerüche, die mich extrem belasten. Laufend Durchfall, weil ich kaum noch ein Nahrungsmittel vertrage.“

“ Wenn sie sich gestresst fühlen, haben sie schnell Durchfall, Frau Bertram. Dann denken sie automatisch, dass sie das Lebensmittel nicht vertragen…“

„Aber die Duftstoffe…“

“ Sie haben ein Paar Probleme mit Duftstoffen, was durchaus möglich ist. Aber auf Grund dieser Erfahrung, denken sie, dass alle Duftstoffe unverträglich sind und so reagieren sie dann auch. Sie haben sich das quasi selbst antrainiert!“

„Und dass mein Körper oft reagiert, bevor ich den Duft überhaupt wahrnehme …“

„Ist doch klar Frau Bertram, ihre Nerven liegen blank, sie sind im Dauerstress und völlig überreizt. Von diesem Zustand muss ich sie erst mal runterholen und verschreibe ihnen ein Beruhigungsmittel“

„Sie sind schon der fünfte Arzt, der mir ein Beruhigungsmittel verschreiben will, aber die eigentliche Ursache meiner Erkrankung…“

„Die eigentliche Ursache sind ihre Nerven.“

„Sie nehmen mich überhaupt nicht ernst.“

„Doch das tue ich. Ich nehme sie sogar sehr ernst.“

„Dann würden sie meine Beschwerden nicht auf die Psyche schieben.“

Wütend stand Frau Bertram auf und verließ wortlos die Praxis. Warum will sie niemand verstehen? Ist sie wirklich verrückt?

Sie ging nach Hause, ließ sich erschöpft im Sessel nieder und schaltete den Fernseher an.

„Immer mehr Menschen haben Weichmacher im Blut. Sogar Kinder. Auch in der Muttermilch … und diese Substanzen führten zur Verschlechterung der Spermienqualität, vor allem bei jungen Männern…“ sagte der Moderator der Sendung „Quarks und Co“.

„Ach was“, höhnte Frau Bertram, „alles Einbildung. Weichmacher im Blut, aber der Mensch funktioniert ganz normal weiter…“

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, Mai 2010

Weitere Sekundengeschichten und Artikel von Gerhard:

Gefahr Weichmacher – Unfruchtbarkeit durch die Umwelt

Umweltkrankheiten werden in der Öffentlichkeit gerne unter dem Schleier des Schweigens verhüllt und als nicht existent abgetan. Vielen Interessengruppen kommt diese Vernachlässigung umweltrelevanter Aspekte mehr als gelegen. Zunehmend stehen Ärzte vielen Beschwerden ihrer Patienten ratlos gegenüber, denn der Bereich Umweltmedizin fristet nach wie vor ein Schattendasein im Deutschen Gesundheitssystem. Dass Umwelteinflüsse einen immensen Einfluss auf unsere Gesundheit haben, lässt sich jedoch immer schwieriger unter den Teppich kehren.

Ungewollt kinderlos durch Umweltgifte?

Dies wird besonders durch die besorg-niserregende Zunahme an ungewollt kinderlosen Paaren verdeutlicht, die in den Industriestaaten rund um den Globus immer öfter zu verzeichnen sind. Wissenschaftliche Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass Weichmacher als Wurzel des Übels einzustufen sind. Inge Altmeier hat für die Reportage der Doku-Reihe 45 Min des NDR-Fernsehens, nach denen in unserem Leben faktisch all gegenwärtigen Weichmachern intensiv recherchiert, mit erschreckenden Ergebnissen. Die mit am häufigsten in unseren Alltagsprodukten zum Einsatz kommenden Weichmacher sind Phthalate, die zur Gruppe der schwer flüchtigen, organischen Verbindungen zählen. Diese hormonell wirksamen Chemikalien können u. a. die Spermaqualität des Mannes negativ beeinflussen, da sie wie Östrogene in den Hormonhaushalt eingreifen. Forscher führen an, dass durch Phthalate die Anzahl der Spermien stark reduziert und deren Aktivität enorm verringert wird, was den drastischen Anstieg unfruchtbarer Männer wissenschaftlich erklärt.

Unfruchtbarkeit in die Wiege gelegt?

Doch nicht nur das männliche Geschlecht ist von der Negativwirkung der krankmachenden Chemikalien betroffen. Da Weichmacher in unseren Alltagsgegenständen dominierend vorkommen, sind auch werdende Mütter mit ihrem ungeborenen Leben vor möglichen Gesundheitsschäden durch diese Schadstoffe nicht gefeit. Die in den Organismus der Schwangeren gelangenden Weichmacher können bereits den Fötus schädigen und bewirken, dass sich die Hoden der Jungen nicht richtig entwickeln und sie sozusagen eine spätere gestörte Fortpflanzungsfähigkeit mit in die Wiege gelegt bekommen.

Doch all dem nicht genug, Spielwaren für Babys und Kleinkinder sind oft stark mit krankmachenden Weichmachern belastet, zum Teil auch mit in der EU längst verbotenen Substanzen, die zumeist aus chinesischen Produktionsstätten in unsere Verkaufsregale gelangen. Somit nimmt das Übel weiter seinen Lauf und die Gesundheit vieler ahnungsloser Konsumenten wird schleichend durch Chemikalien im Alltag geschädigt. Immerhin sind einige Weichmacher als erbgutschädigend und krebserregend eingestuft.

Künstliche Befruchtungen nehmen zu

Inge Altmeisers Recherchen ergeben, dass Mediziner wie auch Wissenschaftler Alarm schlagen, denn die gefährlichen Phthalate gelten in Fachkreisen als mögliche Ursache für die sinkende Geburtenrate Deutschlands. Demnach wird bereits die Hälfte der deutschen jungen Männer als eingeschränkt zeugungsfähig eingestuft, Tendenz steigend. Der Mehrheit der Betroffenen ist völlig unklar, dass der ungewollte Kinderwunsch ein Umweltproblem darstellt und in Zusammenhang mit den fast überall vorkommenden Weichmachern einhergeht. Die gesundheitsschädigenden Chemikalien gelangen über Kosmetikprodukte, Hausstaub und über die Nahrungskette in unseren Organismus, wo sie ungehindert ihr Unwesen treiben – die möglichen gesundheitlichen Folgen können gravierend sein. Als letzter Hoffnungsschimmer bleibt vielen Paaren nur die künstliche Befruchtung, die für sie nicht nur eine finanzielle, sondern zudem eine enorme psychische Belastung bedeutet. Bei nur 30 Prozent aller künstlich vorgenommenen Befruchtungen kommt es letztendlich zu einer Schwangerschaft, viele Partnerschaften zerbrechen an diesem leidvollen Schicksal.

Kritische Worte vom UBA – ist das ausreichend?

Kritische Stimmen zur Alltagsbelastung der Bevölkerung durch toxische Chemikalien werden auch in Deutschland lauter. In der Doku des NDR 45 Min gibt die Toxikologin des Umweltbundesamtes in Berlin, Dr. Mareike Kolossa-Gehring zu bedenken, dass uns Weichmacher in unserem Leben quasi überall begegnen. Bei einem Besuch eines ungewollt kinderlosen Paares im Filmbeitrag erteilt sie Anregungen, um die Weichmacher in deren Wohnumfeld zu minimieren. Vom Badezimmer über Gebrauchsgegenstände bis hin zu Nahrungsmittel wird keine Quelle ausgelassen. Die beim UBA anschließend vorgenommene Hausstaubuntersuchung ergab den Nachweis von 12 verschiedenen Phthalaten, 6 Flammschutzmittel, 2 Adipate (Ersatzstoffe für Phthalate) sowie Dinch, einem neuen Weichmacherprodukt aus dem Hause der BASF. Die Belastung von Dinch im Hausstaub ist lt. Aussage des UBA allgemein deutlich ansteigend, über mögliche Gesundheitsgefahren ist derzeit offenbar nichts bekannt, auch gibt es momentan noch keine Nachweismethode der neuen Chemikalie im Blut oder Urin. Trotz nicht ausgeräumter eventueller Gesundheitsrisiken erhielt der Chemiegigant BASF die Zulassung für diese neue Substanz. Grundlage für die Gewährung der Zulassung waren, den Recherchen des Filmteams zu Folge, lediglich eigene von der EU vorgegebene Auftragsstudien des Chemiekonzerns, die selbstverständlich keine Bedenken hervorbrachten.

Aussagekräftige Forschungsergebnisse werden zurückbehalten – Handeln Fehlanzeige

Auch die Resultate der großflächig angelegten deutschen „Rekrutenstudie“, bei der die Spermaqualität von rund 800 Bundeswehrsoldaten untersucht wurde, ließ man in Deutschlands altbewährter Schublade schlummern. Auf Anfrage von Inge Altmeier wollte sich keiner der damals verantwortlichen Wissenschaftler zu den Studienergebnissen äußern. In Großbritannien wurden diese Forschungen jedoch veröffentlicht. Sie liegen dem Leiter der toxikologischen Abteilung an der renommierten Universität der London School of Pharmacy, Prof. Andreas Kortenkamp, vor. Deutsche Männer leiden demnach an Hodenhochstand, besorgniserregend schlechter Samenqualität und verstärkt an Hodenkrebs. Prof. Kortenkamp räumt ein, dass für diese schwerwiegenden Gesundheitsschäden auch Umweltschadstoffe verantwortlich zu machen sind.

Eine weitere umfangreiche Untersuchungsreihe des Urins von Tausenden von Kindern auf Weichmacher durch das Umweltbundesamt bestätigt die allgemein missliche Lage. Ausnahmslos alle Proben enthielten die gefährlichen Stoffe und zum Teil wurden die Höchstmengen der täglichen tolerierbaren Aufnahmewerte deutlich überschritten. Dr. Mareike Kolossa-Gehring bewertet diese Studienergebnisse als dramatisch.

Andere Länder, andere Sitten – Dänemark macht vor, wie´s geht

Während man sich hierzulande weiterhin nur verhalten für einen „effizienten“ Gesundheitsschutz vor krankmachenden Weichmachern und anderen Alltags-chemikalien berufen fühlt und zumeist nur bedeckt Warnungen ausspricht, ist man bei unseren dänischen Nachbarn hingegen wesentlich aktiver und konsequenter in Sachen Gefahrenbegrenzung. Inge Altmeier erfährt in der Kopenhagener Universitätsklinik, dass auch in Dänemark die Zahl der Hodenkrebspatienten ständig ansteigend ist, bei gleichzeitig schlechter Samenqualität der Männer, wie der Androloge Dr. Niels Jörgensen von seinen Studienergebnissen berichtet. Der Spezialist benennt Weichmacher als eindeutige Ursache für die häufig vorkommenden gravierenden Gesundheitsstörungen.

Dänemark spricht bereits seit längerem Warnungen aus, sich während der Schwangerschaft nicht mit Produkten zu umgeben, die Weichmacher enthalten. Der ehemalige Minister Troels Lund Poulsen setzte sich zu seiner Amtszeit für ein EU-weites Verbot der krankmachenden toxisch wirkenden Weichmachern ein, scheiterte jedoch. Allerdings habe er sein Volk über die gesundheitlich bedenklichen Auswirkungen dieser Alltagschemikalien konsequent informiert, um dazu beizutragen, den möglichen Giftcocktail im persönlichen Umfeld jedes Einzelnen bereits durch vorausschauendes Einkaufen und angemessenem Verhalten zu minimieren.

Auch ein Bericht in der Ärztezeitung über die Stellungnahme der Umweltministerin Karin Ellemann vor dem Parlament verdeutlicht, dass es die Dänen ernst meinen mit ihrer Aufklärungskampagne. Demzufolge hat die Regierung Dänemarks im März dieses Jahres sogar eine Warnung vor den möglichen Gesundheitsrisiken von mit Weichmachern und krebserregenden Chemikalien belastetem Sexspielzeug ausgesprochen. Man plane notfalls im europäischen Alleingang eine Vielzahl von Verkaufsverboten von schadstoffenbelasteten Produkten zu erlassen, falls sich Brüssel gegen diese Maßnahme ausspricht. Denn die Behörden Dänemarks bereiten eine Verschärfung des EU-Chemikaliengesetzes vor, das von Dänemark als völlig unzureichend eingestuft wird, da die mögliche Wechselwirkung der vielzähligen Schadstoffe untereinander, der die Bevölkerung permanent ausgesetzt ist, kaum berücksichtigt wird.

Die Hoffnung stirbt zuletzt – von nichts kommt nichts

Es bleibt zu hoffen, dass die Politik, die Behörden und alle anderen Verantwortlichen auch in Deutschland die Brisanz der aktuellen Lage um schädliche Weichmacher und weitere toxische Chemikalien im Alltag angemessen einstufen, endlich notwendige Entscheidungen treffen und rasch handeln. In Anbetracht dessen, dass der demografische Wandel in unserem Land einschneidende Auswirkungen für uns alle mit sich bringt, die Geburtenrate weiterhin sinkend ist, Männer zunehmend an Unfruchtbarkeit leiden und unser Gesundheitswesen schier zum Dauerpatient unserer Zeit mutiert, ist es mehr als dringlich, fachkundige Aufklärung voranzutreiben und andere greifende Maßnahmen einzuleiten, um den sich anbahnenden „Supergau“ in Bezug auf die stets ansteigende Zahl von Umweltkranken abzuwenden.

Als logische Konsequenz der bereits stattfindenden und weiter absehbaren Entwicklungen ist es unverzichtbar, mit vereinten Kräften daran zu arbeiten, alles Erdenkliche zu unternehmen, um krankmachende Umwelteinflüsse zu reduzieren. Es darf nicht angehen, dass man den kontinuierlichen Zuwachs an Umwelterkrankten tatenlos toleriert und sich der Kinderwunsch vieler deutscher Paare, nicht nur aus finanzieller Sicht, sondern auch aus dem Gesundheitsaspekt heraus, zum praktisch unerreichbaren Luxus unserer modernen Konsumgesellschaft entwickelt. Es müssen Taten walten, damit die deutsche Bevölkerung nicht durch Umweltfaktoren zu einer aussterbenden Art „heranwächst“.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity

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